LBBW Macro Research Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise? - Die LBBW

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LBBW Macro Research Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise? - Die LBBW
11.05.2020   Uwe Burkert, Chefvolkswirt und Leiter LBBW Research

             Autor: Matthias Krieger, Senior Economist

LBBW Macro Research
Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?
LBBW Macro Research Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise? - Die LBBW
Agenda

01       Einleitung und Fazit                                                     Seite 02
02       Schwellenländer: Wer ist in einer schweren Krise (Default-) gefährdet?   Seite 06
03       Steht uns eine Emerging Markets-Krise ins Haus?                          Seite 15
04       Wie geht es konjunkturell weiter?                                        Seite 24
05       Sind auf Hartwährungen lautende EM-Sovereigns attraktiv?                 Seite 29

06       Disclaimer                                                               Seite 32

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LBBW Macro Research Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise? - Die LBBW
Einleitung

Schwellenländer im Sog der weltwirtschaftlichen Abwärtsspirale

Netto-Abfluss von Portfolioinvestitionen aus Emerging Markets:                • Nachdem die Covid-19-Krise, von China ausgehend,
Laut IIF rund 83 Mrd. USD im März 2020                                          nahezu alle Industriestaaten mit voller Wucht erfasst hat,
                                                                                wurden zuletzt auch immer mehr zuvor eher peripher
                                                                                betroffene Schwellenländer in Mitleidenschaft gezogen.
                                                                              • Indien verhängte landesweite Beschränkungen, was zur
                                                                                Folge hat, dass die Pandemie nun auch das Wirtschafts-
                                                                                leben des Subkontinents zunehmend beeinträchtigt. Einige
                                                                                ASEAN-Staaten kämpfen noch immer mit steigenden
                                                                                Infektionszahlen, ebenso Schwellenländer in anderen
                                                                                Regionen, z.B. die Türkei, Südafrika und Brasilien.
                                                                              • Viele Emerging Markets leiden nun zudem unter einem
                                                                                Rückgang der Rohstoffpreise im Allgemeinen und einem
                                                                                Rückgang der Ölpreise im Besonderen.
                                                                              • Beunruhigend auch der „Sudden Stop“: Im März flossen
                                                                                laut IIF netto 83 Mrd. USD aus den EM ab. Immerhin: Im
                                                                                April flossen dann netto schon wieder 17 Mrd. USD zu.
                                                                              • Wie werden sich die Schwellenländer in dieser Situation
                                                                                schlagen? Ist nun mit einem Flächenbrand zu rechnen, bei
                                                                                dem wie in der „Asienkrise“ 1997-99 nun ein Dominostein
                                                                                nach dem anderen umfällt?

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Fazit (1)

„Et hat noch immer jot jejange, …“

• Wie es weitergehen wird, hängt im Wesentlichen vom Fortgang der Pandemie ab. In unserem Hauptszenario
  setzen wir voraus, dass diese ab der zweiten Hälfte dieses Jahres in den für die Weltwirtschaft wich-
  tigsten Staaten ein gutes Stück weit unter Kontrolle gebracht sein wird. Hierunter verstehen wir aktuell,
  dass trotz aller auch weiterhin bestehenden Beschränkungen im persönlichen Umgang doch zumindest die
  Rückkehr zu einer halbwegs „normalen“ Wirtschaftstätigkeit möglich ist.
• China scheint die Pandemie soweit unter Kontrolle gebracht zu haben, dass man dort nun mit „Aufräumarbei-
  ten“ beginnen konnte. Die Kapazitätsauslastung der chinesischen Wirtschaft steigt, Südkorea folgt und Taiwan
  verzeichnet bereits eine rege Nachfrage nach Digitaltechnologie z.B. zwecks „kontaktlosen Kommunizierens“.
  Auch Deutschland, Österreich und die Schweiz sind in eine Lockerungsphase eingetreten. Die Chancen für
  unser Basis-Szenario stehen derzeit insofern gut.
• Setzt sich dieser Trend fort, dürfte die zweite Jahreshälfte 2020 im Unternehmenssektor weltweit zunächst
  von einer Wiederherstellung der unterbrochenen Zulieferketten geprägt sein, um die Produktion wieder hoch-
  fahren zu können und Versorgungsengpässe weltweit zu beseitigen. Dies dürfte mit einer zumindest partiellen
  Wiederbelebung des bis dahin drastisch eingebrochenen Welthandels einhergehen. In Verbindung mit staat-
  lichen Hilfs- und Konjunkturprogrammen in enormer Höhe und flankiert durch eine ultraexpansive Geldpolitik
  und weitreichende staatliche Kreditgarantien sollte dann 2021 eine merkliche Erholung in den Industrieländern
  möglich sein, von der auch die Schwellenländer profitieren sollten.
• Die Folgen der kreditfinanzierten staatlichen Stützungsprogramme werden ebenso wie die Neuausrichtung
  der Global Value Chains dann ein Thema für die Zeit nach Überwindung der Pandemie sein.
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Fazit (2)

„ … aber jeder Jeck ist anders!“

BIP-Wachstum: Entwickelte Länder versus Emerging Markets mit                                                                                              • Die Covid-19 Krise treibt die Weltwirtschaft gerade in eine schwere
IWF-Prognosen 2020/21 in % (Quelle: WEO 14.04.2020)                                                                                                         Rezession. Auch die Schwellenländer in ihrer Gesamtheit - bislang
                                                                                                                                                            zuverlässige Zugpferde der Weltkonjunktur - werden einen signifi-
  8                                                                                                                                         8
                                                                                                                                                            kanten Rückgang ihrer Wirtschaftsleistung verkraften müssen.
  6                                                                                                                                         6             • In der Finanzkrise konnte diese Ländergruppe nicht zuletzt Dank des
                                                                                                                                                            damaligen großen Konjunkturpakets Chinas und der dadurch anhal-
 4                                                                                                                                          4               tend robusten Wirtschaftsentwicklung im Reich der Mitte noch ein
                                                                                                                                                            leicht positives BIP-Wachstum verbuchen.
  2                                                                                                                                         2
                                                                                                                                                          • Da China nun aber selbst zeitweise im Zentrum der Krise stand und
                                                                                                                                                            die dortige Wirtschaft erst allmählich wieder Fahrt aufnimmt, fallen
  0                                                                                                                                         0
                                                                                                                                                            die stabilisierenden Impulse aus dem Reich der Mitte nun auch deut-
                                                                                                                                                            lich verhaltener aus. Denn China wurde selbst zum schwerkranken,
 -2                                                                                                                                         -2
                                                                                                                                                            gerade wieder genesenden Patienten in der Covid-19-Krise.
 -4                                                                                                                                         -4            • Für die EM „ex China“ bedeutet dies, eine sich zumindest über das
                                                                                                                                                            Jahr 2020 hinziehende Durststrecke überstehen zu müssen. Immer-
 -6                                                                                                                                         -6              hin schätzt der IWF, dass 2021 dann eine kräftige Erholung einsetzt.
                                                                                                                                                          • Die Voraussetzungen, um die Krise zu meistern, sehen wir in den
 -8
      2010     2011     2012      2013     2014       2015    2016     2017      2018     2019     2020   2021
                                                                                                                                            -8
                                                                                                                                                            meisten EM als gegeben. Von einer „systemischen Krise“ der Emer-
       entwickelte Länder: BIP (%) mit IWF-Prognose          Schwellenländer: BIP (%) mit IWF-Prognose                                                      ging-Markets gehen wir nicht aus. Dies setzt aber voraus, dass die
                                                                                                                                                            Pandemie bei ab dem 2. Halbjahr 2020 stetig abnehmender Schärfe
                                                                                                            Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

                                                                                                                                                            auf einen Zeitraum von ein bis maximal zwei Jahren begrenzt bleibt.
                                                                                                                                                          • Einige (wenige) Staaten dürften sich gleichwohl deutlich schwerer
                                                                                                                                                            tun, auch mit einer eher kurzfristigen aber - wie zu erwarten steht -
Quelle: Refinitiv, IWF, LBBW Research                                                                                                                       rapiden Verschlechterung der Wachstums- und Finanzierungsbe-
                                                                                                                                                            dingungen zurecht zu kommen.
11.05.2020     Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                                                                                                       5
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Agenda

01       Einleitung und Fazit                                                     Seite 02
02       Schwellenländer: Wer ist in einer schweren Krise (Default-) gefährdet?   Seite 06
03       Steht uns eine Emerging Markets-Krise ins Haus?                          Seite 15
04       Wie geht es konjunkturell weiter?                                        Seite 24
05       Sind auf Hartwährungen lautende EM-Sovereigns attraktiv?                 Seite 29

06       Disclaimer                                                               Seite 32

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                  6
LBBW Macro Research Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise? - Die LBBW
Ausdruck der Krise: Emerging Markets-Währungen unter Druck

Kursentwicklung von EM-Währungen gegenüber dem US-Dollar
Einheiten der EM-Währung für einen USD (indexiert auf 100 per 01.01.2019)

 160                                                                                                                                   160
                                                                                                                                                             •   Die Covid-19-Krise hat die
                                                                                                                                                                 Weltwirtschaft in eine Krise
                                                                                                                                                                 gestürzt. Infolge dessen ha-
 150                                                                                                                                   150
                                                                                                                                                                 ben ausländische Investoren
                                                                                                                                                                 massiv Kapital aus Schwellen-
 140                                                                                                                                   140                       ländern abgezogen.
                                                                                                                                                             •   Das IIF registrierte im ersten
 130                                                                                                                                   130                       Quartal 2020 den stärksten
                                                                                                                                                                 Kapitalabfluss seit Beginn der
 120                                                                                                                                   120                       Datensammlung.
                                                                                                                                                             •   Unmittelbarer Ausdruck der
 110                                                                                                                                   110                       Krise bzw. des damit einher-
                                                                                                                                                                 gehenden Kapitalabzugs (sog.
 100                                                                                                                                   100
                                                                                                                                                                 „Sudden Stop“) sind u.a. zum
                                                                                                                                                                 USD deutlich abwertende EM-
                                                                                                                                                                 Währungen.
  90                                                                                                                                   90
                                                                                                                                                             •   Der Grad der Abwertung ist
                                                                                                                                                                 allerdings stark länderspe-
  80                                                                                                                                   80
                                          2019                                                  2020                                                             zifisch, d.h. der Markt unter-
                                                                                                                                                                 scheidet zwischen „gefähr-
             Brasilianische Real für einen USD (indexiert)                Türkische Lira        starke Abwertung
             Südafrikanische Rand                                         Mexikanische Pesos                                                                     deten“ und „weniger ge-
             Russische Rubel                                              Indische Rupien                                                                        fährdeten“ Ländern.
             Philippinische Pesos                                         Indonesische Rupien   moderate Abwertung
             Malaysische Ringgit                                          Thailändische Baht
                                                                                                               Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                                                                   7
LBBW Macro Research Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise? - Die LBBW
Flexible Wechselkurse und hohe FX-Reserven reduzieren das Risiko

Devisenreserven großer Emerging Markets („ex China“)
in Mrd. USD

2500                                                                                                             2500                      •   Es wäre aber falsch, Abwertungen als größtes Übel zu betrachten.
                                                                                                                                               Nach den Erfahrungen der Asienkrise 1997/98 haben die meisten
                                                                                                                                               EM ihr Wechselkursregime mit gutem Grund flexibilisiert, d.h. die
2000                                                                                                             2000                          fixe Wechselkursanbindung zum USD aufgegeben. Dies führt in
                                                                                                                                               einem internationalen Krisenfall – wie derzeit – zwar zu bisweilen
                                                                                                                                               drastischen Wechselkurseinbrüchen, stützt damit aber auch die
1500                                                                                                             1500                          Wettbewerbsfähigkeit des Landes.
                                                                                                                                           •   Eine starke Abwertung bringt zwar Probleme wie z.B. steigende
1000                                                                                                             1000
                                                                                                                                               Preise. Das Risiko einer Zahlungsbilanzkrise wird aber minimiert,
                                                                                                                                               wenn die Notenbank nicht ihre Devisenreserven aufbrauchen muss,
                                                                                                                                               um ein vorgegebenes Währungsziel zu verteidigen.
 500                                                                                                             500
                                                                                                                                           •   Da Fremdwährungsverbindlichkeiten aber die unangenehme Eigen-
                                                                                                                                               schaft haben, die Verschuldung umgerechnet in Landeswährung im
                                                                                                                                               Falle einer Abwertung ansteigen zu lassen, haben viele EM nach
   0                                                                                                             0
         2002        2004        2006   2008      2010    2012   2014     2016        2018                                                     der Asienkrise sehr hohe Bestände an Devisenreserven angehäuft.
         Brazil: FX-Reserven (Mrd. $)      India                        Russia
         Mexico                            Indonesia                    Philippines                                                        •   Die Devisenreserven sollten vor allem in Relation zu den auf Fremd-
         Thailand                          South Africa                 Turkey
         Malaysia                                                                                                                              währung lautenden kurzfristigen Verbindlichkeiten ausreichend hoch
                                                                                                                                               sein. Ist dies der Fall, bleiben internationale Zahlungsfähigkeit und
                                                                                             Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

                                                                                                                                               Kreditwürdigkeit gewahrt. Für eine rasche Erholung nach der
                                                                                                                                               akuten Phase einer Krise ist dies entscheidend.
                                                                                                                                           •   Gefährdet bleiben Staaten, die in Relation zu den FX-Reserven
                                                                                                                                               (zu) hohe kurzfristige FX-Verbindlichkeiten aufweisen und sich
                                                                                                                                               stark durch flüchtige ausländische Portfolioinvestitionen finan-
                                                                                                                                               zieren. Hier kann ein abwertungsbedingter Verschuldungsan-
Quelle: Refinitiv, LBBW Research
                                                                                                                                               stieg in Landeswährung in Verbindung mit einem „Sudden
11.05.2020      Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                 Stop“ sogar zum Default führen.                               8
LBBW Macro Research Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise? - Die LBBW
Beispiel Argentinien:
Wie eine für die Vergangenheit typische EM-Krise entsteht

Argentinien: Fremdwährungsanleihen, FX-Reserven und Leistungsbilanz
in Mrd. USD
                                                                                             „Sudden
140                                                                                            Stop“                                 140                   • Seit dem Default 2001 war Argentinien vom Kapitalmarkt abgeschnit-
120                                                           Emission neuer                                                         120                     ten. Die FX-Verschuldung erhöhte sich nicht. Nach Einigung mit den
                                                                FX-Bonds
100                                                                                                                                  100                     Holdouts begab man ab 2016 wieder in großem Umfang internatio-
 80       ausstehende FX Anleihen                                                                       IWF- 80                                              nale Bonds. Folge: Die FX-Verschuldung des Landes stieg stark an.
 60                                                                                                     Kredit 60
                                                                                                                                                           • Argentinien kaufte nun kräftig im Ausland ein - die Importe nahmen
 40                                                                                                                                  40
 20
                           FX-Reserven
                                                                                                                                     20
                                                                                                                                                             zu. Argentinien griff zur Finanzierung aber nicht auf inländische Er-
  0                                                                                                                                  0
                                                                                                                                                             sparnisse zu, sondern auf geliehene ausländische, und bediente sich
  2006           2008           2010           2012    2014          2016            2018           2020                                                     dabei leicht „flüchtiger“ Portfolioinvestitionen (FX-Anleihen).
   6                                                                                                                                 6                     • Der Anstieg der Exporteinnahmen hielt mit dem Anstieg von Impor-
  4                                                                                                                                  4
                                                                                                                                                             ten und Zinslast aus FX-Anleihen nicht Schritt. Die Leistungsbilanz
   2                                                                                                                                 2
                                                                                                                                                             zeigte ein zunehmendes Missverhältnis zwischen Einnahmen und
   0                                                                                                                                 0
                                                                                                                                                             Ausgaben im Auslandsgeschäft an. Die FX-Einnahmen aus den
  -2                                                                                                                                 -2
                        Leistungsbilanzsaldo                                                                                                                 Exporten reichten schließlich nicht mehr aus, um Importe und FX-
  -4                                                                                               Rezession,-4
  -6
                                                                   LB-Defizit                       Einbruch -6                                              Schuldendienst zu finanzieren. Ausländische Investoren waren nun
  -8
                                                                  „explodiert“                      Importe
                                                                                                                                     -8
                                                                                                                                                             nicht länger bereit, argentinische FX-Bonds zu kaufen („Sudden
   2006          2008           2010            2012   2014           2016            2018           2020                                                    Stop“). Die FX-Reserven begannen zu schrumpfen.
          Argentinien: FX-Staatsanleihen (Mrd. USD)           Finanzunternehmen - International Bonds (FX)
          FX-Bonds Nicht-Finanzunternehmen                    FX Reserven (Mrd. USD)                                                                       • Ein IWF-Kredit über 57 Mrd. USD füllte die FX-Reserven dann zwar
          Leistungsbilanz (% BIP)
                                                                                                             Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research
                                                                                                                                                             wieder auf. Um die Kapitalflucht zu stoppen, musste die Notenbank
                                                                                                                                                             aber die Zinsen exorbitant erhöhen, was die Wirtschaft schon vor
                                                                                                                                                             Covid-19 in die Rezession führte. Aktuell versucht das Land nun
                                                                                                                                                             wieder einmal, einen Schuldenerlass auszuhandeln.
                                                                                                                                                           • Diese Art von Krise ist typisch für EM mit zu geringen inländischen
                                                                                                                                                             Ersparnissen, geringen Exporteinnahmen und hoher FX-Verschul-
                                                                                                                                                             dung in Form leicht „flüchtiger“ Portfolioinvestitionen. Der „Sudden
Quelle: Refinitiv, LBBW Research
                                                                                                                                                             Stop“, also das Ausbleiben ausländischer Anschlussfinanzierungen,
11.05.2020       Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                              war nicht Ursache der Krise, „triggerte“ diese dann aber.            9
LBBW Macro Research Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise? - Die LBBW
Emerging Markets: Wer ist gefährdet durch hohe FX-Schulden?

Über- (+) / Unterdeckung (-) kurzfristiger FX-Schulden durch FX-Reserven
%-Satz, um den die FX-Reserven die kurzfristige FX-Verschuldung (Rlz bis 1 Jahr) übersteigen

  400%                                                                                                                         • Von den größeren EM weisen
                                                                                                                                 derzeit glücklicherweise nur
  350%                                                                                                                           Argentinien und die Türkei eine
                                                                                                                                 kurzfristige Fremdwährungs-
  300%
                                                                                                                                 verschuldung (RLZ bis 1 Jahr)
  250%                                                                                                                           auf, die nicht vollständig von
                                                                                                                                 den Devisenreserven des
  200%                                                                                                                           Landes abgedeckt wird.
  150%                                                                                                                         • Bei einem Sudden Stop, also
                                                                                                                                 einem weitgehenden Ausfall der
  100%                                                                                                                           Zuflüsse ausländischer Port-
    Risikobereich                                                                                                                folioinvestitionen, leidet in den
   50%
                                                                                                                                 betroffenen Staaten zuerst die
     0%                                                                                                                          Investitionstätigkeit und infolge
                                                                                                                                 dessen die Gesamtwirtschaft.
   -50%
                                                                                                                               • Darüber hinaus könnten - wenn
 -100%                                                                                                                           fällige Fremdwährungsverbind-
                                                                                                                                 lichkeiten nicht mehr refinan-
                                                                                                                                 zierbar wären und die Devisen-
                                                                                                                                 reserven nicht ausreichen, um
                                                                                                                                 die Lücke zu füllen - in beson-
          Grad der Überdeckung (+) bzw. Unterdeckung (-) der kurzfristigen FX-Schulden (Rlz < 1 Jahr) durch FX-Reserven in %
                                                                                                                                 ders gefährdeten Staaten auch
                                                                                                                                 Zahlungsausfälle eintreten.
                                                                                                                               • Argentinien war schon vor der
Quelle: Refinitiv, LBBW Research                                                                                                 Pandemie zahlungsunfähig.
11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                                      10
Ausbleibende Portfolioinvestitionen dürften die EM belasten

Kapitalflüsse in die Emerging Markets mit 2020er-Prognosen des IIF
in Mrd. USD

                                                                              •   Laut Institute for International
                                                                                  Finance (IIF) haben ausländi-
                                                                                  sche Investoren im Zuge der
                                                                                  Covid-19-Krise in großem Stil
                                                                                  Kapital aus den EM abgezo-
                                                                                  gen. 2019 flossen 937 Mrd.
                                                                                  USD in die EM, 2020 dürften
                                                                                  es noch 444 Mrd. USD sein.
                                                                              •   Vor allem der Abfluss von
                                                                                  Portfolioinvestitionen war
                                                                                  zuletzt groß. Der Zufluss
                                                                                  dürfte hier im Gesamtjahr
                                                                                  2020 im Jahresvergleich stark
                                                                                  rückläufig sein.
                                                                              •   Zwar ebenfalls rückläufig aber
                                                                                  doch wesentlich robuster dürf-
                                                                                  ten sich die ausländischen
                                                                                  Direktinvestitionen (FDI) ent-
                                                                                  wickeln. Diese dienen länger-
                                                                                  fristigen Zielen und werden
                                                                                  i.d.R. nicht von kurzfristigen
                                                                                  Börsenstimmungen dominiert.
                                                                              •   Gefährdet sind vor allem
                                                                                  Länder mit starker Abhän-
Quelle: IIF 8. April 2020, LBBW Research                                          gigkeit von „flüchtigen“
11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?       Portfolioinvestitionen.   11
Emerging Markets: Wer ist gefährdet durch einen „Sudden Stop“?

Netto-Zufluss ausländischer Direktinvestitionen (FDI) + Leistungsbilanzsaldo
Negative Werte: Durch „flüchtige“ ausländische Portfolioinvestitionen finanzierte Investitionen (% BIP)

                                                                                       • Der Abzug von Portfolioinvesti-
                                                                                         tionen (Sudden Stop) ist ein
                                                                                         typischer Auslöser für eine
                                                                                         Finanzierungskrise in
                                                                                         Schwellenländern.
                                                                                       • Gefährdet sind dabei vor allem
                                                                                         Staaten, die ein signifikantes
                                                                                         Leistungsbilanzdefizit aufwei-
                                                                                         sen und dieses zudem nicht
        Risikobereich
                                                                                         durch relativ „robuste“ Direktin-
                                                                                         vestitionen decken, sondern
                                                                                         durch leicht „flüchtige“ ausländi-
                                                                                         sche Portfolioinvestitionen.
                                                                                       • Um gefährdete Staaten dann
                                                                                         kippen zu lassen, bedarf es
                                                                                         aber i.d.R. eines „Triggers“. Die
                                                                                         Covid-19-Krise hat dafür leider
                                                                                         das Potenzial.
                                                                                       • Stark exponiert sind hier vor
                                                                                         allem Südafrika, Argentinien,
                                                                                         Marokko und die Türkei.

Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                              12
Emerging Markets: Wer ist (Default-) gefährdet?

X-Achse: Über- / Unterdeckung kurzfristiger FX-Schulden durch FX-Reserven (%)
Y-Achse: Netto-Zufluss FDI + Leistungsbilanzsaldo (% BIP)
                                                                                         • Unbestreitbar leiden alle EM unter
                                                                                           der Krise. Der Abzug bzw. das Aus-
                                                                                           bleiben ausländischer Portfolioin-
                                                                                           vestitionen senkt die Investitionstä-
                                                                                           tigkeit aber vor allem in Staaten, die
                                                                                           stark auf diese leicht „flüchtige“ Art
                                                                                           der Finanzierung angewiesen sind.
                                                                                           Die Rezession dürfte in solchen
                                                                                           Ländern relativ stark ausfallen.
                                                                              Russland
                                                                                         • In Zahlungsschwierigkeiten könnten
                                                                                           vor allem Staaten geraten, die zu-
                                                                                           dem hohe kurzfristige FX-Schulden
                                                                                           aufweisen, die nicht durch FX-Re-
                                                                                           serven gedeckt werden.
                                                                                         • In dieser Kombination sind u.E. der-
                                                                                           zeit vor allem Argentinien und die
                                                                              Marokko      Türkei gefährdet. Ein signifikantes
                                                                                           Risiko weist auch Südafrika auf.
                                                                                         • Marokko verfügt dagegen über
              hohes Risiko
                                        erhöhtes Risiko
                                                                                           ausreichende Devisenreserven.
                                                                                         • Zur konkreten Einschätzung der
                                                                                           einzelnen Länder verweisen wir
                                                                                           aber auf unsere LBBW Research
                                                                                           ScoreCard mit Ampeleinstufung.
Quelle: Refinitiv, LBBW Research

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                    13
Emerging Markets: Ratings und Outlook

Sovereigns: Langfristiges Rating für Fremdwährungsverbindlichkeiten
Stand: 7. Mai 2020

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?   14
Agenda

01       Einleitung und Fazit                                                     Seite 02
02       Schwellenländer: Wer ist in einer schweren Krise (Default-) gefährdet?   Seite 06
03       Steht uns eine Emerging Markets-Krise ins Haus?                          Seite 15
04       Wie geht es konjunkturell weiter?                                        Seite 24
05       Sind auf Hartwährungen lautende EM-Sovereigns attraktiv?                 Seite 29

06       Disclaimer                                                               Seite 32

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?              15
Droht nun eine Emerging Markets-Krise?

Antwort: Nein, sofern die Pandemie keine weitere schwere Infektionswelle hervorbringt

BIP-Wachstum EM „ex China“ mit LBBW-Prognose für 2020/21 (%)
 7,0                                                                                      • 2021 sollte dann aber von einer Erholung geprägt sein. China
                                                                                            scheint die Pandemie soweit unter Kontrolle zu haben, dass man
 6,0                                                                             5,6
                                                                                            dort nun mit „Aufräumarbeiten“ beginnen konnte. Die Kapazitäts-
 5,0                                                                                        auslastung der chinesischen Wirtschaft steigt, Südkorea folgt und
         4,0
                                              3,9
                                                                                            Taiwan verzeichnet bereits rege Nachfrage nach Digitaltechnologie
 4,0                3,7
                             3,2
                                     3,7
                                                       3,5                                  z.B. zwecks „kontaktlosen Kommunizierens“. Auch Deutschland,
 3,0                                                                                        Österreich und die Schweiz sind in eine Lockerungsphase eingetre-
                                                                2,6
                                                                                            ten. Die Chancen für unser Basis-Szenario stehen insofern gut.
 2,0
                                                                                          • Setzt sich dieser Trend fort, dürfte bereits die zweite Jahreshälfte
 1,0                                                                                        2020 im Unternehmenssektor weltweit von einer Wiederherstellung
                                                                                            der unterbrochenen Zulieferketten geprägt sein, um die Produktion
 0,0
                                                                                            wieder hochfahren zu können und Versorgungsengpässe weltweit zu
-1,0                                                                                        beseitigen. Dies dürfte mit der zumindest partiellen Wiederbelebung
                                                                         -1,2               des bis dahin drastisch eingebrochenen Welthandels einhergehen.
-2,0
        2013       2014     2015    2016     2017     2018     2019   2020 (p) 2021 (p)
                                                                                          • In Verbindung mit staatlichen Hilfs- und Konjunkturprogrammen in
               BIP-Wachstum: Emerging Markets ex China laut LBBW-Research
                                                                                            enormer Höhe und flankiert durch eine ultraexpansive Geldpolitik
                                                                                            und weitreichende staatliche Kreditgarantien sollte dann 2021 eine
• Auch die EM sind von der Covid-19-Krise stark betroffen. Der Welt-                        merkliche Erholung in den Industrieländern möglich sein, von der
  handel ist eingebrochen, die globalen Wertschöpfungsketten sind                           auch die Schwellenländer profitieren sollten. Wir rechnen hier dann
  teilweise außer Funktion und die für viele EM wichtigen Rohstoff-                         mit einer Wachstumsrate von 5,6% (China: +7,5%). Vor diesem
  preise sind z.T. drastisch eingebrochen.                                                  Hintergrund gehen wir nicht von einer EM-Krise aus.
• Hinzu kommt, dass die Kapitalflüsse in die EM stocken. Wir veran-                       • Die Prognoseunsicherheit ist aber besonders groß. Letztlich hängt
  schlagen das Wachstum der Schwellenländer ohne China im Jahr                              alles vom Pandemieverlauf ab – speziell, ob es z.B. zu einer
  2020 daher auf -1,2% (China: +1,0%).                                                      zweiten schweren Infektionswelle kommen wird. Wäre dies der
Quelle: Refinitiv, LBBW Research                                                            Fall, würde sich die Rezession weit ins Jahr 2021 ausdehnen – mit
11.05.2020     Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?               dann wohl gravierenderen Folgen für viele schwächere Staaten. 16
Schwellen- vs. Industrieländer:
EM performten zuletzt auch in Abschwungphasen besser

BIP-Wachstum: Schwellenländer versus entwickelte Staaten
in % mit IWF-Prognose 2019/20

 10                                                                                                                                           10                 • Bis gegen Ende der „Asien-
                                                                                        EM performen auch in                                                       krise“ verlief die Entwicklung in
                        nahezu parallele                                                 Abschwungphasen                                                           den EM eher parallel zu der in
                     Wirtschaftsentwicklung                                                    besser                                                              den entwickelten Staaten.
                                                                                                                                                                 • Seit etwa dem Jahr 2000 wei-
  5                                                                                                                                           5
                                                                                                                                                                   sen die EM aber eine deutlich
                                                                                                                                                                   höhere Dynamik auf als die
                                                                                                                                                                   Industrieländer. Dies gilt auch
                                                                                                                                                                   für von einem konjunkturellen
                                                                                                                                                                   Abschwung geprägte Phasen.

  0                                                                                                                                           0                  • Im „Weltrezessionsjahr“ 2009
                                                                                                                                                                   z.B. konnten die EM insgesamt
                                                                                                                                                                   noch ein leichtes BIP-Wachs-
                                                                                                                                                                   tum generieren, während die
                                                                                                                                                                   Wirtschaftsleistung in den
                                                                                                                                                                   Industrieländern schrumpfte.
 -5                                                                                                                                           -5
                                                                                                                                                                 • EM verfügen inzwischen über
                                                                                                                Prognose 2020                                      genügend eigene Ressour-
                                                                                                                                                                   cen, um auch in für Industrie-
                                                                                                                                                                   länder schwierigen Zeiten
                                                                                                                                                                   Wachstumskräfte zu mobili-
-10                                                                                                                                           -10                  sieren. Erst seitdem verschie-
  1980             1985          1990           1995          2000             2005       2010           2015     2020
                                                                                                                                                                   ben sich die Gewichte inner-
             BIP: Entwickelte Staaten mit Prognose (%)           BIP: Schwellenländer mit Prognose (%)
                                                                                                                   Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research
                                                                                                                                                                   halb der Weltwirtschaft klar
Quelle: Refinitiv, IWF, LBBW Research                                                                                                                              zugunsten der EM.
11.05.2020    Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                                                                         17
Keine systemische Emerging Markets-Krise mehr seit der Asienkrise

Schwellenländer (Middle Income Countries): Kräftig gestiegene „Eigenfinanzierungskraft“
Investitionen, inländische Ersparnis und Spar- Investitionslücke in % des BIP
                                                                                       Internationale             Ersparnisse
 36                                                                                     Finanzkrise                 (% BIP)                                36               • Zur Zeit der EM-Krisen der 1980/90er
                                                                                             !!!
 34                                                                                                                                                        34                 Jahre waren die EM stark auf ausländi-
       Schuldenkrisen                       Mexiko-       „Asien-                                                                                                             sche Finanzierungen angewiesen. Blie-
 32    Lateinamerika                         Krise         krise“                                                                                          32
                                                                                                                                                                              ben diese aus („Sudden Stop“), kam es
 30                                                                                                               Investitionen                            30                 z.T. zu schweren Zahlungsbilanzkrisen.
 28                                                                                                                  (% BIP)                               28
                                                                                                                                                                            • Die Finanzkrise 2008/09 überstanden die
 26                                                                                                                                                        26
                                                                                                                                                                              EM aber erstaunlich gut. Dass viele EM
 24                                                                                                                                                        24                 heute krisenresistenter sind, zeigt sich
 22                                                                                                                                                        22                 daran, dass deren inländische Ersparnis
 20                                                                                                                                                        20                 deutlich gestiegen ist und seit dem Ende
               1985           1990           1995              2000          2005           2010           2015              2020                                             der Asienkrise über der Investitionsquote
                                                                                                                                                                              liegt: Inländische Ersparnisse stellen die
  6                                                                                                                                                        6
                                                                                                                                                                              Mittel dar, die für Investitionen aus eige-
  4                                                                                                                                                        4                  ner Kraft zur Verfügung stehen.
  2                                                                                                                                                        2                • Eigene Ersparnisse ermöglichen den
                                                                                                                                                                              „Middle Income Countries“ mittlerweile
  0                                                                                                                                                        0
                                                                                                                                                                              eine Investitionsquote von 30 % des BIP.
 -2                                                                                                                                                        -2                 Bei „High Income Countries“ liegt diese
                                                                      „Spar- / Investitions-“ bzw. „Eigenfinanzierungslücke“:
                                                                                                                                                                              nur bei etwas über 22 % des BIP.
 -4                                                                                                                                                        -4
                                                                              Ersparnisse minus Investitionen (% BIP)
                                                                                                                                                                            • FAZIT: Seit der Asienkrise weisen die EM
 -6                                                                                                                                                        -6
                                                                                                                                                                              einen Ersparnisüberschuss auf. Die In-
                1985           1990          1995              2000          2005           2010           2015             2020
                                                                                                                                                                              vestitionen in vielen Ländern können so
             Middle Income Countries: Ersparnis (% BIP)                      Middle Income Countries: Investitionen (% BIP)                                                   größtenteils aus eigenen Mitteln finan-
             Spar- Investitionslücke (% BIP)
                                                                                                                              Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research     ziert werden. Für diese ist die Gefahr,
Quelle: Refinitiv, LBBW Research                                                                                                                                              durch Sudden Stops in eine Zahlungsbi-
11.05.2020     Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                                                 lanzkrise zu geraten, deutlich geringer. 18
Die inländischen Kapitalmärkte der EM haben sich entwickelt

Inländische Kredite an den Privatsektor: Emerging Markets vs. entwickelte Länder
in % des BIP

160                                                                                                                               160                     Wendepunkt „Asienkrise“:
                                                                                                                                                        • Um inländische Ersparnisse auch sinnvoll verwenden zu
140                                                                                                                               140                     können, bedarf es eines ausreichend entwickelten ein-
                                                   High Income Countries                                                                                  heimischen Finanzmarktes. Viele EM haben einen solchen
 120                                                                                                                              120                     inzwischen geschaffen.
                                                                                                                                                        • Die Kredite inländischer Banken in den Schwellenländern
100                                                                                                                               100                     sind seit Ende der „Asienkrise“ in Relation zum BIP deut-
                                                                                                                                                          lich gestiegen. In den EM werden inzwischen also nicht nur
  80                                                                                                                              80                      Ersparnisse gebildet. Die inländischen Banken sind hier
                                                                                                                                                          inzwischen auch sehr wohl in der Lage, diese inländischen
       Middle Income Countries
  60                                                                                                                              60
                                                                                                                                                          Ersparnisse in ausreichender Höhe zu sammeln und einer
                                                                                                                                                          Verwendung in Form von Krediten an Unternehmen und
                                                                                                                                                          private Haushalte zuzuführen.
 40                                                                                                                               40
        94      96       98       00      02       04      06       08       10      12
             "Middle Income Countries": Inländische Kredite an den Privatsektor (% BIP)
                                                                                          14   16   18   20
                                                                                                                                                        • Darüber hinaus gibt es inzwischen in vielen EM für Unter-
             "High Income Countries": Inländische Kredite an den Privatsektor (% BIP)
                                                                                                          Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research
                                                                                                                                                          nehmen große und liquide Anleihe- und Aktienmärkte, um
                                                                                                                                                          sich mit Kapital zu versorgen.
                                                                                                                                                        • Auch der Staat selbst ist bei hohen inländischen Ersparnis-
                                                                                                                                                          sen und einem funktionierenden inländischen Kapitalmarkt
                                                                                                                                                          deutlich weniger abhängig von ausländischen (Fremdwäh-
                                                                                                                                                          rungs-) Krediten. Auch dies war in früheren Zeiten immer
Quelle: Refinitiv, Weltbank, LBBW Research                                                                                                                wieder Auslöser schwerer Krisen in den Schwellenländern.
11.05.2020           Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                                                                                19
Rohstoffländer besonders getroffen

Rohstoffpreisentwicklung „ex Energy“ versus Ölpreis (Brent)
indexiert auf 100

 120                                                                                                         120                   •   Einem starken konjunkturellen Ein-
                                                                                                                                       bruch werden in der Covid-19-Krise
 100                                                                                                         100
                                                                                                                                       auch die EM nicht entrinnen.
  80                                                                                                         80
                                                                                                                                   •   In die Global Value Chains integrier-
  60                                                                                                         60                        te Staaten dürften aber unmittelbar
  40                                                                                                         40                        von den weltweit staatlicherseits
                                                                                                                                       massiv unterstützten und geldpoli-
  20                                                                                                         20
                                                                                                                                       tisch stark alimentierten industriellen
    0                                                                                                        0                         „Reparaturaktivitäten“ profitieren.
                    2018                                    2019              2020
                                                                                                                                   •   Rohstoffländer sind dagegen oft
 120                                                                                                         120                       weniger diversifiziert und einseitig
 100                                                                                                         100                       auf Einnahmen aus dem Export
  80                                                                                                         80
                                                                                                                                       weniger oder gar nur eines einzigen
                                                                                                                                       Rohstoffs angewiesen. Solche
  60                                                                                                         60                        Staaten könnten nun in ernsthaftere
  40                                                                                                         40                        Schwierigkeiten geraten.
  20                                                                                                         20                    •   Die Entwicklung bei den Rohstoff-
    0                                                                                                        0                         preisen war zuletzt aber ambivalent.
                    2018                                    2019              2020                                                     Nicht-Energierohstoffe verzeichne-
             HWWI Rohstoffpeisindex "ex energy" (USD-Basis; indexiert)                                                                 ten ungleich geringere Rückgänge.
             MAV 3M
             Ölpreis Brent (USD-Basis; indexiert)                                                                                  •   Die größere unmittelbare Gefahr
             MAV 3M                                                                                                                    eines schweren und dann auch
                                                                                     Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

                                                                                                                                       nachhaltigeren Einbruchs der
                                                                                                                                       Wirtschaftstätigkeit sehen wir bei
Quelle: Refinitiv, LBBW Research
                                                                                                                                       den Rohstoffländern derzeit eher
11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                            unter ölexportierenden Staaten.      20
Emerging Markets: Wie hoch ist die Rohstoffabhängigkeit?

Anteil der Einnahmen aus Rohstoffexporten
in % der gesamten Auslandseinnahmen (Deviseneinnahmen)

                                                                                                • Rohstoffländer sind i.d.R. we-
                                                                              stark exponiert     niger diversifiziert und daher
                                                                                                  ggü. Verwerfungen der Welt-
                                                                                                  konjunktur stärker exponiert.
                                                                                                • Als „Risikoindikation“ werten wir
                                                                                                  einen Rohstoffanteil von min-
                                                                                                  destens einem Drittel an den
                                                                                                  Auslandseinnahmen. In Phasen
                                                                                                  schwacher Weltkonjunktur ist
                                                                                                  der Grad der Abhängigkeit von
                                                                                                  Rohstoffen ein wichtiger Grund,
                                                                                                  warum die BIP-Wachstumspro-
                                                                                                  gnosen für asiatische EM relativ
                                                                                                  deutlich besser sind als die für
                                                                                                  EM in anderen Regionen. Hier
                                                                                                  weist nur Indonesien einen so
                                                                                                  hohen Rohstoffanteil auf.
                                                                                                • In Lateinamerika zählen hierzu
                                                                                                  Venezuela, Peru, Chile, Argen-
                                                                                                  tinien, Brasilien und Kolumbien.
                                                                                                • Auch Südafrika befindet sich in
                                                                                                  der Ländergruppe mit hoher
                                                                                                  Rohstoffabhängigkeit, ebenso
                                                                                                  die Ölstaaten Abu Dhabi, Saudi
Quelle: Fitch 09/2019, LBBW Research                                                              Arabien und Russland.
11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                        21
Emerging Markets: Wer ist gefährdet durch fallende Ölpreise?

Einnahmen aus dem Ölexport
in % des BIP (Stand: 2017)

40                                                                            • Wie zuvor beschrieben sehen
                        stark exponiert                                         wir das größte Risiko für einen
35                                                                              nachhaltigeren wirtschaftlichen
                                                                                Abschwung derzeit eher bei
                                                                                den Ölexporteuren.
30
                                                                              • Wir haben daher Staaten, bei
                                                                                denen mehr als 10% des BIP
25
                                                                                auf Einnahmen entfallen, die
                                                                                nur dem Rohstoff Öl zuzu-
20                                                                              schreiben sind, als „stark
                                                                                exponiert“ eingestuft.
15
                                                                              • Vor allem arme Ölexporteure
                                                                                wie z.B. der Irak oder der Süd-
10                                                                              sudan dürften stark unter dem
                                                                                Absturz des Ölpreises leiden.
 5                                                                            • Reiche Ölstaaten wie Saudi
                                                                                Arabien oder Kuweit verfügen
 0                                                                              i.d.R über Reserven um, in
                                                                                Situationen wie derzeit Finan-
                                                                                zierungsengpässe zu verhin-
                                                                                dern. Arme Staaten mit hoher
                                                                                Ölabhängigkeit aber ohne
                                                                                Rücklagen werden dagegen mit
                                                                                voller Wucht vom jüngsten
Quelle: Weltbank – World Development Indicators, LBBW Research                  Ölpreiseinbruch getroffen.
11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                    22
Rohstoffländer: Spare in der Zeit …

Sovereign Wealth Funds: Angespartes Vermögen
in Mrd. USD (Stand: 2019)

                                                                                                     • Derzeit gibt es 94 aktive sog. „Sovereign
                                                                                                       Wealth Funds“ in 65 Ländern. Diese hatten
                                                                                                       Ende 2019 zusammen etwa 8.300 Mrd.
                                                Staaten, die die Auflage eines Fonds erwägen           USD „Assets under Management“.
                                                                                                     • Vor allem reiche Ölstaaten, aber auch Län-
                                                                                                       der mit aus anderen Gründen hohen Leis-
                                                                                                       tungsbilanzüberschüssen (China, Singapur)
                                                                                                       legen Teile dieser Überschüsse global an.
                                                                                                     • Dies dient der Zukunftsvorsorge (z.B. für die
                                                                                                       “Zeit nach dem Öl”), aber auch zum Aus-
                                                                                                       gleich des Staatshaushalts in schlechten
                                                                                                       Zeiten, z.B. in Zeiten niedriger Ölpreise.
                                                                                                     • Die Fonds wirken also als Stabilisatoren.
                                                                                                       Und dies auch für die Weltwirtschaft, da sie
                                                                                                       die Nachfrage nach Importgütern aufrecht
                                                                                                       halten. Davon profitieren in Krisenzeiten
                                                                                                       exportorientierte Länder, z.B. Deutschland.
                                                                                                     • Viele der ärmeren „Rohstoffstaaten“ haben
                                                                                                       aber keine so hohen Überschüsse, dass
                                                                                                       auch sie ansparen könnten. Vor allem in
                                                                                                       Afrika, aber auch in Zentralasien und Latein-
                                                                                                       amerika sind die Rücklagen z.T. niedrig. Der
                                                                                                       Preisverfall bei Rohstoffen schlägt hier rasch
                                                                                                       durch. Es steht zu befürchten, dass das eine
Quelle: IE Center for the Governance of Change – Sovereign Wealth Funds Report 2019, LBBW Research
                                                                                                       oder andere dieser Länder auch in Zah-
11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                            lungsschwierigkeiten geraten könnte.         23
Agenda

01       Einleitung und Fazit                                                     Seite 02
02       Schwellenländer: Wer ist in einer schweren Krise (Default-) gefährdet?   Seite 06
03       Steht uns eine Emerging Markets-Krise ins Haus?                          Seite 15
04       Wie geht es konjunkturell weiter?                                        Seite 24
05       Sind auf Hartwährungen lautende EM-Sovereigns attraktiv?                 Seite 29

06       Disclaimer                                                               Seite 32

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?              24
Schwellenländer kommen voraussichtlich schneller aus der Krise

Schätzung zur BIP-Entwicklung: Industrie- versus Schwellenländer
indexiert: Q1 2019 = 100, gestrichelt = IWF Schätzung vom Januar 2020

                                                                              •   Der IWF rechnet 2020 mit einem Einbruch der Weltwirt-
                                                                                  schaftsleistung um 3%. Das BIP der Schwellenländer
                                                                                  dürfte im Zuge dessen um etwa 1,1 % schrumpfen. 2021
                                                                                  erwartet der IWF dann aber eine Wachstumsrate der
                                                                                  Weltwirtschaft von 5,8 %, d.h. eine kräftige Erholung.
                                                                              •   Die Erholung der Weltwirtschaft wäre aber erst einmal
                                                                                  nur partiell. Denn die Wirtschaftsleistung wird in vielen
                                                                                  Staaten dann noch immer nicht zum Wert des Trend-BIP
                                                                                  der vergangenen Jahre aufgeschlossen haben.
                                                                              •   Die Entwicklung dürfte aber ambivalent verlaufen:
                                                                              •   Die Emerging Markets insgesamt werden voraussichtlich
                                                                                  schneller wieder auf Wachstumskurs kommen als die ent-
                                                                                  wickelten Länder. Die Wirtschaftsleistung der Schwellen-
                                                                                  länder sollte laut IWF nach einem starken Einbruch im
                                                                                  ersten Halbjahr 2020 bereits gegen Jahresende 2020 im
                                                                                  Quartalsvergleich wieder den Vorkrisenwert erreichen.
                                                                              •   Die entwickelten Länder dürften dies auch bis Ende 2021
                                                                                  noch nicht ganz geschafft haben.
                                                                              •   Die IWF-Prognose setzt aber voraus, das es nicht zu
                                                                                  einer schweren zweiten globalen Infektionswelle kommt.
Quelle: IWF – WEO April 2020, Refinitiv, LBBW Research

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                               25
China-PMIs kräftig erholt, aber …

PMIs: Manufacturing und Services
Indexwerte (mit Subkomkponente „New Export Orders“)

                                                                                                                                                  •   Die PMIs in China haben sich nach dem Einbruch vom Februar im
 55                                                                                                                              55
                                                                                                                                                      März/April wieder stark erholt.
                                                                                                                                                  •   Hier dürfte viel Erleichterung vor allem bei den großen Staats-
 50                                                                                                                              50
                                                                                                                                                      unternehmen mitspielen, die die PMIs dominieren. Diese profitieren
                                                                                                                                                      i.d.R. stark von staatlichen Aufträgen, die im Jahresverlauf nun
 45                                                                                                                              45                   wohl reichlich sprudeln werden.
                                                                                                                                                  •   Hinzu kommt die „Konstruktion“ der PMIs: Die Unternehmen
 40                                                                                                                              40
                                                                                                                                                      werden gefragt, ob sie eine Verbesserung ggü. der aktuellen
                                                                                                                                                      Situation erwarten, was mit dem Ende der Beschränkungen in
 35                                                                                                                              35                   China wohl viele guten Gewissens mit „ja“ beantworten konnten.
                                                                                                                                                  •   Die Verbesserung bei den PMIs ist also eine Verbesserung der
 30                                                                                                                              30
                                                                                                                                                      relativen Situation, keine Rückkehr zum „Normalzustand“.
                                                                                                                                                  •   Immerhin läuft die Produktion wieder an. Fast alle chinesischen
 25                                                                                                                              25
             2018                               2019                                   2020                                                           Unternehmen haben die Produktion wieder aufgenommen. Aller-
       China: PMI Manufacturing (source: NBS)          - "New Export Orders"   PMI Service Sector
                                                                                                    Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research
                                                                                                                                                      dings dürfte der Auslastungsgrad noch unterdurchschnittlich sein.
                                                                                                                                                  •   Die Subkomponente „New Export Orders“ ist nach einer ersten
                                                                                                                                                      Erholung allerdings erneut gefallen. Dies reflektiert den Umstand,
                                                                                                                                                      dass durch die Ausbreitung von Covid-19 zur Pandemie das
                                                                                                                                                      Exportgeschäft erst einmal stark belastet bleibt.
                                                                                                                                                  •   Gleichwohl: Mit China – und inzwischen auch Südkorea und
                                                                                                                                                      Taiwan – kehren die ersten weltwirtschaftlich bedeutenden Staaten
                                                                                                                                                      in Richtung „Normalbetrieb“ zurück.
Quelle: Refinitiv, LBBW Research                                                                                                                  •   Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine Erholung auch unter
                                                                                                                                                      den Schwellenländern „ex China“.
11.05.2020    Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                                                                                           26
Auch die EM verfügen inzwischen über fiskalpolitischen Spielraum

Staatsschuld: EM vs. entwickelte Staaten                                                                                                                  Stützungsprogramme der ASEAN-Staaten
in % des BIP                                                                                                                                              in Mrd. USD (Stand: 8. April 2020)

    120                                                                                                                             120

    100                                                                                                                             100

     80                                                                                                                             80

     60                                                                                                                             60

    40                                                                                                                              40

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      0                                                                                                                             0
          2002      2004       2006       2008        2010       2012       2014        2016       2018   2020
            Staatsverschuldung (% BIP): Emerging Markets mit IWF-Prognose          Entwickelte Länder
                                                                                                            Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

•         In der Krise zeigt sich, was eine über die Jahre praktizierte solide                                                                            •   Als Beispiel hier die Volumina der Stützungspakete, mit denen
          Wirtschafts- und Fiskalpolitik wert ist. Wie z.B. Deutschland weisen                                                                                einzelne ASEAN-Staaten der Rezession entgegenwirken.
          auch viel der großen Schwellenländer relativ solide Staatsfinanzen                                                                              •   Mit Blick auf ihre Staatsverschuldung vergleichsweise hoch
          auf und verfügen daher nun auch über fiskalischen Spielraum, um                                                                                     belastete Länder wie Brasilien und auch Südafrika haben hier
          ihre Wirtschaft zu stützen.                                                                                                                         deutlich geringere Spielräume.

Quelle: Singapore Institute of International Affairs - http://www.siiaonline.org/infographic-comparing-stimulus-packages/, LBBW Research

11.05.2020        Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                                                                                              27
Welt: Prognosen für 2020/21 zum BIP-Wachstum

Schätzung zur BIP-Entwicklung
in % (Quelle: World Economic Outlook vom 14.04.2020)

                                                                              •   Das BIP der Schwellenländer insgesamt wird laut IWF
                                                                                  2020 um 1,1% schrumpfen. 2021 sollte dann mit 6,6%
                                                                                  eine recht kräftige Erholung einsetzen.
                                                                              •   Die stark in die globalen Zulieferketten eingebundene
                                                                                  Region Developing Asia wächst 2020 laut IWF um 1,0%,
                                                                                  was vor allem dem leichten BIP-Wachstum Chinas ge-
                                                                                  schuldet ist. 2021 folgt laut IWF in Developing Asia dann
                                                                                  eine kräftige Erholung (+8,5%).
                                                                              •   Die ASEAN-Staaten werden dabei 2020 mit -0,6% eine
                                                                                  eher milde Rezession erleben, 2021 dann aber um kräf-
                                                                                  tige 7,8% wachsen. Das Wachstum Chinas sieht der IWF
                                                                                  2020 inzwischen bei 1,2% (LBBW Research: 1,0%). 2021
                                                                                  erfolgt hier laut IWF dann mit +9,2% eine deutliche
                                                                                  Erholung (LBBW Research: 7,5%).
                                                                              •   Das BIP im stark „rohstoffbasierten“ Lateinamerika dürfte
                                                                                  2020 um kräftige 5,2% schrumpfen und sich im Folgejahr
                                                                                  nur partiell erholen. Die Erholung beim BIP-Wachstum
                                                                                  dürfte mit dann 3,4% unterdurchschnittlich ausfallen.
                                                                              •   Das BIP der Schwellenländer Mittel- und Osteuropas
                                                                                  dürfte 2020 um 5,2 % fallen, 2021 dann um 4,2 % wach-
Quelle: IWF – WEO April 2020, LBBW Research                                       sen. Auch hier wird die Erholung nur partiell sein, d.h. der
11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?       Vorkrisenstand des BIP noch nicht erreicht werden.         28
Agenda

01       Einleitung und Fazit                                                     Seite 02
02       Schwellenländer: Wer ist in einer schweren Krise (Default-) gefährdet?   Seite 06
03       Steht uns eine Emerging Markets-Krise ins Haus?                          Seite 15
04       Wie geht es konjunkturell weiter?                                        Seite 24
05       Sind auf Hartwährungen lautende EM-Sovereigns attraktiv?                 Seite 29

06       Disclaimer                                                               Seite 32

11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?              29
Renditeanstieg bei guten EM-Bonitäten noch „im Rahmen“

Renditen von auf USD lautenden Emerging Markets-Anleihen mit Investmentgrade
in BP

 1200                                                                                                                       1200                      •   Was erwarten wir mit Blick auf die Renditeentwicklung von
        Finanzkrise                                                                                                                                       auf Hartwährungen lautenden EM-Sovereigns?
 1000                                                                                                                       1000                      •   Die stark gestiegene Risikoaversion an den Finanzmärk-
                                                                                                                                                          ten hat hier zu einem deutlichen Renditeanstieg geführt.
  800                                                                                                                       800                           Bei den relativ guten Bonitäten (Investment Grade) hielt
                                                                                                                                                          sich dieser gleichwohl in Grenzen. Der Anstieg ging hier
  600                                    obere Begrenzung des Abwärtstrends                                                 600
                                                                                                                                                          nur bis knapp an die obere Grenze des seit Ende der
                                                                                                                                                          Finanzkrise etablierten Abwärtstrends und blieb weit hinter
                                                                                                                                                          der Negativentwicklung während der Finanzkrise zurück.
  400                                                                                                                       400

                                                                                                                                                      •   Inzwischen erholen sich die Bonds sogar schon wieder
  200                                                                                                                       200
                                                                                                                                                          signifikant. Unterstützung erhalten die Anleihen von den
                                                                                                                                                          im Vergleich zu Zeiten bis zur Asienkrise doch erfreulich
                                                                                                                                                          verbesserten Fundamentaldaten vieler EM.
    0                                                                                                                       0
        2008          2010            2012            2014             2016        2018          2020
           BoA/ML XDIG: Rendite EM Sovereigns & Credits USD (AAA bis BBB-) in BP    Trendlinie
                                                                                                                                                      •   Auch sind Prognosen in Bezug auf die wirtschaftlichen
                                                                                                        Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research

                                                                                                                                                          Erholungschancen dieser Staatengruppe nicht schlecht.
                                                                                                                                                          Ohne die EM ist eine Wiederherstellung funktionsfähiger
                                                                                                                                                          globaler Zulieferketten zumindest vorerst nicht möglich,
                                                                                                                                                          und so werden viele dieser Staaten von den voluminösen
                                                                                                                                                          staatlich gestützten und geldpolitisch alimentierten „Auf-
                                                                                                                                                          bauprogrammen“ der Industrieländer profitieren.
Quelle: Refinitiv, LBBW Research                                                                                                                      •   „Der „Wiederaufbau“ wird auch die Nachfrage nach Roh-
11.05.2020      Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                            stoffen wieder erhöhen.                             30
Globale Liquiditätszufuhr steigt – und stütz EM-Sovereigns

Bilanzsumme von US-Fed, EZB und BoJ mit linearer Trendlinie
in Mrd. USD
7000                                                                                                                   7000                      • Hinzu kommt, dass Zinsen und
                                                                                                                                                   Renditen in den USA, im Euro-
                                                                                                                                                   raum, in Japan usw. nun auf
6000                                                                                                                   6000                        unbestimmt lange Zeit extrem
                                                                                                                                                   niedrig bleiben werden.
5000                                                                                                                   5000                      • Denn alle großen Notenbanken
                                                                                                                                                   haben ihre Liquiditätsschleusen
4000                                                                                                                   4000                        wohl auf Dauer weit geöffnet.
                                                                                                                                                   Staatsanleihen dieser Länder
                                                                                                                                                   rentieren zumeist im deutlich
3000                                                                                                                   3000                        negativen Bereich.
                                                                                                                                                 • Im Vergleich zu riskanten
2000                                                                                                                   2000                        Aktienanlagen - siehe die
                                                                                                                                                   jüngsten Turbulenzen an den
                                                                                                                                                   Aktienmärkten - erscheinen auf
 1000                                                                                                                  1000
                                                                                                                                                   Hartwährung lautende EM-
                                                                                                                                                   Sovereigns guter Bonität in
     0                                                                                                                 0                           diesem Umfeld durchaus als
    2008              2010             2012              2014                 2016   2018   2020                                                   Anlagealternative mit gutem
             US Fed: Bilanzsumme (Mrd. USD)                                                                                                        Chance-Risiko-Verhältnis.
             - Trendlinie
             Bank of Japan: Bilanzsumme (Mrd. USD)                                                                                               • In unserem Hauptszenario
             - Trendlinie                                                                                                                          sehen wir daher gute Chancen
             EZB: Bilanzsumme (Mrd. USD)
             - Trendlinie                                                                                                                          für eine Fortsetzung der jüngs-
                                                                                                   Quelle: Refinitiv Datastream, LBBW Research
                                                                                                                                                   ten Erholungstendenz bei USD-
Quelle: Refinitiv, LBBW Research                                                                                                                   EM-Sovereigns. Die Volatilität
11.05.2020   Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                        dürfte aber erhöht bleiben.    31
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Datum der Veröffentlichung: 11.05.2020
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11.05.2020    Kommt mit der Pandemie nun die nächste Emerging Markets-Krise?                                                                          32
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