Leadership Im 21. Jahrhundert - Leadership & Eigenständiges Denken

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Leadership Im 21. Jahrhundert - Leadership & Eigenständiges Denken
No 20/01/00/03

  Leadership
       Im
21. Jahrhundert

            Leadership
                    &
        Eigenständiges
               Denken

  Stefan Knabe
Leadership Im 21. Jahrhundert - Leadership & Eigenständiges Denken
Leadership & Eigenständiges Denken von Stefan Knabe

                    „Leadership is about creating new realities! “
                                                                          Peter M. Senge

Kommentatoren und Zukunftsforscher sind sich sicher, eine moderne und zeitgemäße
Führung in Unternehmen bedarf einer Abkehr vom preußisch-hierarchisch Leadership-Prinzip.
Peter Senge vom MIT sagte dazu: „I often say that leadership is deeply personal and inherently
collective. That’s a paradox that effective leaders have to embrace.” Die Betonung der
persönlichen Seite beinhaltet u.a. Emotionale Intelligenz, Pro-soziales Denken, Kritisches und    -1-
Interdisziplinäres Denken. Und hier liegt der Hund begraben, die Leiche im Moor oder der
stinkende Fisch im Kühlschrank: eigenständiges Denken. Simon Robinson beschreibt diesen
Umstand wie folgt: „It is actually quite rare for leaders in business to dedicate time to
exploring their own thinking processes, and indeed, it is not easy for them to accept that this
could ever be part of developing more effective business methods. But when done well, the
process can be the catalyst to profound organisational change, creativity and evolution”. Jack
Ma, Gründer und langjähriger Chef der Alibaba Group, betonte 2018 in Davos wie wichtig
folgende Kompetenzen sind, damit Zukunft gestaltet werden kann: Problemlösungs-
kompetenzen, Kreativität und eigenständiges Denken.
Eigenständiges Denken ist das Stichwort der Stunde. Leider sieht das Ausbildungsprogramm
von Schülern jeglicher Art, von Studenten an Universitäten und Auszubildenen in Betrieben
kaum Raum und Platz vor, sich eigenständige Denkkompetenzen anzueignen und
auszuprobieren. Einmal in Lohn und Brot und in eine Führungsposition gerutscht, werden
vermeintlich andere Kompetenzen und Aufgaben wichtiger. Und dies ist leider zu kurz
gedacht.
Unternehmen sehen sich mannigfaltigen Herausforderungen gegenüber. Eine Welt, welche
VUKA1 geworden ist, fordert fast täglich dazu auf, einerseits die Produktion aufrecht-
zuerhalten und andererseits neue Wege zu finden. Anstatt nicht ausgebildete und
unterdrückte Mitarbeiterpotenziale zu wecken und zuäußerst geringen Kosten gewinn-
bringend einzusetzen, suchen Unternehmen jenseits des Betriebsgeländes nach Lösungen und
Beratungen. Aber wie effektiv sind diese Vorschläge? Alles, was von außen eingebracht
worden ist birgt den Zauber des Neuen in sich. Dieses Neue muss aber erst einmal
angenommen, adaptiert und umgesetzt werden. Das Hauptproblem: es muss zur

1
https://www.system-thinking.de

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Leadership & Eigenständiges Denken von Stefan Knabe

Individualität des Unternehmens passen. Wer kennt das eigene Unternehmen aber besser als
die eigenen Mitarbeiter?!
Kaum ein Unternehmen hat sich mal die Zeit genommen und wirklich nachgehalten, wie
effektiv Assessment Center, Trainingsprogramme für Verkäufer oder sonstige Motivations-
und Kreativseminare in Bezug auf die Weiterentwicklung des Unternehmens sind und waren.
Würde man diesen Weg einmal gehen, würde man feststellen, wie uneffektiv sie sind und wie
viel Geld dabei verbrannt wurde.
                                                                                             -2-

Was aber bedeutet Leadership im 21. Jahrhundert? Was macht Leadership aus? Welche
Kompetenzen sollte eine Person mitbringen? Die nachfolgenden Zeilen möchten eine kurze
Einführung in ein Gedankenmodell von Leadership geben, welches umgesetzt jede
Organisation und jedes Unternehmen zukunftssicherer machen kann und gleichzeitig
sämtlichen Mitarbeitern einen Weg zur eigenständigen Entwicklung der Persönlichkeit
aufzeigt. Individuale Entwicklung von Mitarbeitern und insbesondere von Führungspersonal
und die Entwicklung von Organisationen und Unternehmen schließen sich nicht aus, sondern
sie bedingen sich gegenseitig.
Und dies wäre der erste Punkt auf
                                                             NIK-Fähigkeiten
unserer Erklärungsliste.
Bereichern wir das Feld der
Erklärungen           mit       ein    paar
weiteren         Ausführungen.          Was
passieret im Laufe eines Lebens
mit den NIK2-Fähigkeiten eines
Menschen,                also         jenen
Fähigkeiten, welche wir zukünftig                        Quelle: Eigene Darstellung
benötigen? Nun, der Mensch
wird mit einem hohen Maß an
NIK-Fähigkeiten geboren. Beobachten wir Kinder bis zu einem Alter von ca. 10 Jahren,
wundern wir uns häufig darüber, welche kreativen Taten und zugleich Unbedarftheiten sie an
den Tag legen. Zwar müssen Eltern häufig auch das Bemalen von z.B. Tapeten ertragen,
dennoch, aus einer anderen Perspektive betrachtet, wie könnte man diesen Vorgang wohl

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    N – Neugier, I – Intuitionen, K – Kreativität.

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noch beschreiben3? Spätestens, wenn der so gerne von Eltern benutze und über viele
Generationen vererbte Satz „WERDE ENDLICH ERWACHSEN“ gefallen ist, wird das kreative
Bemalen der Wände sukzessive eingestellt. Erziehung, Sozialisation, Bildung und berufliche
Bedingungen beschneiden unsere NIK-Fähigkeiten, sodass unsere eigentlichen Potenziale
abhandenkommen und verloren gehen. Gefördert wird dieses gezielte Abhandenkommen
dadurch, dass wir Erfolg gleichsetzen mit einer Anpassung an die vorherrschenden Systeme
                                                                    und vermeintlichen Notwendig-
                                                                    keiten in Gesellschaft und Öko-              -3-
                     Multi-Sphären-Welt
                                                                    nomie.   Die       Welt    ist       VUKA
                                                                    geworden           und           unsere
                                                                    Fähigkeiten erfüllen nicht mehr
                                                                    den   Anforderungen            des    21.
                                                                    Jahrhunderts.
                                                                    Ein   Satz   ist    mir        aus    der
                                                                    persönlichen Erziehung meines
                                                                    Vaters hängen geblieben. „Junge,
                                                                    werde was Ordentliches und
                                                                    dann kannst Du im Privaten
                                                                    machen, was Du willst“. Tja, mein
                                                                    Vater wusste es nicht besser aber
                   Quelle: Eigene Darstellung
                                                                    heute ist man schlauer. Der
                                                                    Mensch       lebt         in         einer
sogenannten Multi-Sphären-Welt, wobei natürlich jede Sphäre ihre eigenen Anforderungen
und Kompetenzbereiche hat. Nichtsdestotrotz stehen jene Sphären in einem ständigen
Austausch miteinander, sodass erworbene Kompetenzen natürlich auch das Verhalten in
anderen Sphären beeinflussen wird. Weiterhin befinden sich diese Sphären in einer Umwelt,
wobei es auch hier zu gegenseitigen Beeinflussungen kommt. Man könnte auch sagen, die
Sphären hängen systemisch zusammen bzw. Alles hängt mit Allem zusammen, was spätestens
seit dem ersten Bericht des Club of Romes 1972 zum Thema Grenzen des Wachstums als
Gemeingut gelten kann.

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    Seien Sie mal kreativ und lassen ihrer Phantasie freien Lauf!

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Greifen wir den Begriff System hier einmal auf und stellen uns die Frage, was macht ein
lebendiges System resilient? Was macht das Leben resilient? Nun, die Antwort umfasst genau
vier Begriffe: Heterogenität, Offenheit, Kommunikation und Homogenität! Je bunter, je
heterogener die Teile eines Systems sind, desto wahrscheinlicher wird es überleben. Je
offener das System ist, um neue Komponenten zu integrieren, desto länger wird es überleben.
Je besser die Komponenten kommunizieren können, desto besser wird das System
funktionieren. Je mehr sich die Komponenten über einen gemeinsamen Weg oder ein
gemeinsames Ziel (Homogenität) einig sind, desto erfolgreich und resilienten wird das System   -4-

sein.

Was bedeuten die obigen Ausführungen für ein modernes Leadership im 21. Jahrhundert?
Gehen wir davon aus, dass die Welt VUKA geworden ist und wir in einer Zeit leben, in der die
Bewerkstelligung von Veränderungen zentral ist (Klimawandel, Corona, soziale Ungleichheit,
diverse Handelskonflikte usw.), dann kann man die Anforderungen an ein modernes
Leadership auf drei Aspekte reduzieren, welche man anhand von drei Fragen verdeutlichen
kann:

   1. Von woher wollen Sie Veränderungen antizipieren?
Aufgrund des obigen Multi-Sphären Modells sollte ersichtlich geworden sein, dass die private
und die berufliche Ebene miteinanderverflochten ist. Daraus ergeben sich neue Fragen:
Womit verbringen Sie ihre Zeit? Mit wem verbringen Sie ihre Zeit? Mit welchen Themen
beschäftigen Sie sich? Woher sollen Veränderungen kommen?
Das Prinzip der Heterogenität lässt vermuten, dass eine heterogene Interessens-landschaft
eine inspirierende Quelle für und von Veränderungen sein kann, genauso eine ergiebige
Quelle für innovative und kreative Antworten auf Herausforderungen. Vielleicht macht es
gerade Sinn, nicht immer die gleiche thematische Lektüre zu lesen, sondern einfach mal
temporär ein anderes und unbekanntes Themenfeld zu beackern. Vielleicht macht es einen
Sinn, mal Sport zu machen, das handwerkliche oder künstlerische Geschick zu erweitern und
einmal in Städte und Länder zu reisen, welche eigentlich nicht im eigentlichen
Interessensbereich liegen. Vielleicht macht es einen Sinn sich mal mit unterschiedlichen
Menschen aus unterschiedlichen Schichten und Berufszweigen zu unterhalten oder Zeit mit
ihnen zu verbringen. Vielleicht kann man von ihnen lernen? Vielleicht hält genau jener

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Nachbar, mit dem man aus diversen Gründen nie geredet hat, ein Goldkörnchen für einen
selbst parat.
   2. Was ist das Diversitätsmaß ihres Netzwerkes?
Hier stellt sich die Frage nach dem Netzwerk in beruflicher und privater Perspektive, welches
man benutzt, um Herausforderungen zu bewältigen. Vielleicht macht es einen Sinn, wenn man
als Ingenieur auch Sozialwissenschaftler und Theologen dazu zählen kann. Vielleicht macht es
als Firmenbesitzer einen Sinn, eine einfache Putzkraft zu dem eigenen Netzwerk zählen zu
können. Vielleicht macht es einen Sinn, einen Karten-Club zu gründen, wo jeder Mitspieler aus   -5-

einer anderen sozialen Schicht, einen anderen gesellschaftlichen Status und einen anderen
Bildungsgrad hat. Wieso ein organisatorisches Problem in einer Firma nicht einmal mit einem
Physiker oder Biologen ausdiskutieren?

   3. Sind Sie mutig genug, die Vergangenheit hinter sich zu lassen?
Eine Entschuldigung vorweg, es wird jetzt kurz stereotypisch. Als Mann sollte man mit seiner
Freundin/ Frau/ Lebensabschnittsgefährtin immer einen Deal abschließen: Es gibt immer erst
ein neues Paar Schuhe, wenn ein altes Paar gewichen ist. Mit anderen Worten (und jetzt nicht
stereotypisch gedacht), man kann immer nur neue Gedanken und Verhaltensweisen in das
Leben lassen, wenn man dazu bereit ist Altes abzulegen und mit den daraus folgenden
Konsequenzen leben kann. Veränderungen bedeuten meistens auch Trennungsschmerzen
und Anstrengungen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und Veränderungen sind
anstrengend.

Wie aber komme ich dahin, Veränderungen in Gang zu bringen? Wie kann man ein
Unternehmen oder eine Organisation, wo unterschiedlichste Mitarbeiter unterschiedlichsten
Alters, Geschlechts, Lebenserfahrung usw. arbeiten, eine andere Leadership-Kultur
verpassen? Dazu braucht es nur drei Komponenten: Zeit, Kommunikation und eigenständiges
Denken.

   1. Zeit
Veränderungen brauchen Zeit und insbesondere gewohnte und liebgewonnene Vorgehens-
weisen zu verändern benötigt Geduld. Hinzukommt, dass die Veränderungsgeschwindigkeit

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von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Nur weil man einen Veränderungsprozess
initialisiert hat, bedeutet dies nicht, dass man übermorgen bereits Resultate vorweisen kann.

   2. Kommunikation
Veränderungen beginnen nicht sofort mit Veränderungen an sich. Erfahrungsgemäß entlädt
sich zu Beginn meist angestauter Frust und Unverständnis über alte und neue Wege durch
verbale Attacken und sonstigen Unmutsäußerungen. Dies muss man aushalten und steuern
können. Erst dann ist man in der Lage neue Wege zu gehen.                                       -6-

   3. Eigenständiges Denken
Eine Umkehrung oder ein Entgegenwirken des NIK-Phänomens ist durchaus möglich. Dazu
bedarf es aber der Erweckung und des fortlaufenden Trainings des eigenständigen Denkens.
Gepaart mit den Aspekten der Zeit und Kommunikation können sich daraus vielversprechende
Entwicklungen ergeben.

Damit aber noch nicht genug. Es bedarf einer weiteren kleinen Justierung im Gesamtkonzept
Leadership, damit diese individuellen Einstellungen auch Früchte tragen können. Dazu braucht
es natürlich auch eine Abkehr von Befehl & Gehorsam Strukturen in einem Unternehmen/
Organisation. Aber was wäre das entscheidenden Kennzeichen dafür? Umschreiben wir es mal
als ein hierarchisches Dienstleistungsprinzip ohne Master und Servant:
Je höher ein Mitarbeiter in der Hierarchie im Unternehmen steht, desto mehr muss er sich als
Dienstleister seiner Untergebenen verstehen. Er muss Kommunikationsknotenpunkt von
Informationen sein, er muss anleiten können und nicht ausschließlich delegieren, er muss
kreative Räume für eigenständiges Denken und Handeln seiner Untergebenen schaffen, Ziele
formulieren und nicht Wege vorgeben und wenn nötig Impulsgeber sein.

Modernes Leadership im 21.Jahrhundert ist kein Zauberwerk und kann erarbeitet werden. Die
Herausforderung ist, dass Schule, Universitäten und sonstige Bildungseinrichtungen bis heute
nicht dementsprechend schulen und ausbilden. Folglich ist es jedem Unternehmen anzuraten,
einen eigenständigen Weg zu wählen und es als selbstverständlich anzusehen, eine Art
Firmenschule zu errichten bzw. regelmäßige Bildungsmaßnahmen in den beruflichen Alltag zu
integrieren. Dabei geht es nicht um Fachwissen, sondern um die Erweckung der

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Denkfähigkeiten der Mitarbeiter. Am Ende eines Entwicklungsprozesses sollte die lernende
Organisation oder das lernende Unternehmen stehen, welches sich eigenständig entwickelt
und die versteckten Potenzielle der Angestellten und Mitarbeiter nutzt.

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                          “Our prevailing system of management has
                     destroyed our people. People are born with intrinsic
                      motivation, self-respect, dignity, curiosity to learn,
                     joy in learning. The forces of destruction begin with
                      toddlers—a prize for the best Halloween costume,
                     grades in school, gold stars—and on up through the
                      university. On the job, people, teams, and divisions
                     are ranked, reward for the top, punishment for the
                         bottom. Management by Objectives, quotas,
                          incentive pay, business plans, put together
                      separately, division by division, cause further loss,
                                  unknown and unknowable.”
                                          Peter M. Senge

                   GedankenFunken auf:
                   www.system-thinking.de und
                   https://www.youtube.com/watch?v=D7Es34-hklw

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