Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband

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Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Mieten + Wohnen   Nr. 3, Juli 2018   www.mieterverband.ch

  Was tut Zürich
  für die Mietenden?
  Seite 10
Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Editorial                                              Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserinnen                                        Politik SMV bietet
und Leser                                                HEV-Angriffen Paroli                                                   3
                                                        Kolumne Sommaruga
                                                         Stoppt falsche News!                                                  4
                                                        Untermiete Neue Regeln
                                                         in Sicht                                                               5
                                                        Politik BWO-Fehlentscheid
Der 10 . Juni war ein Super-Tag für die Mie-             des Bundesrats                                                        6
terbewegung. Die Baslerinnen und Bas-
ler sagten gleich vier mal Ja zu mehr                   Basel Sensationssieg
Mieterschutz. Ein sensationelles Ergeb-
nis! Und auch ein Pilotfall für die Deutsch-
                                                         am Rheinknie                                                           9
schweiz. Denn Basel kann künftig durch                  Zürich Was tut die Stadt
eine Bewillligungspflicht sowie Miet-
zinskontrollen nach Renovationen die                     für Mieter?                                                           10
Vertreibung von Mietenden durch
renditegetriebene Umbauten bremsen.
                                                        Hotline Wer zahlt
Dieses Modell stammt aus dem Kanton                      den Handwerker?	                                                      17
Waadt. Es sollte eigentlich in allen
Städten mit Wohnungsnot zur Verfügung                   Miettipp Der Fussball und
stehen.
    Dass die Basler Stimmberechtigten
                                                         das Mietrecht                                                         18
dem zugestimmt haben, ist ein klares                    Letzte Die Mietpreisbremse
Signal für ein fälliges Umdenken in der
Wohnpolitik. Diese muss höhergestuft                     bremst nicht                                                          24
werden, Priorität erlangen und griffige
Instrumente zur Verfügung haben. Leider
passiert beim Bund das genaue Gegenteil.
Johann Schneider-Ammann amputiert
das Bundesamt für Wohnungswesen
und staucht damit den gemeinnützigen
Wohnbau, den wir so dringend brauchen,
noch mehr zusammen (siehe Seite 6).
Das ist die Politik von gestern. Wir aber
                                                        Herausgeber                            Titelbild
brauchen eine Politik für die Zukunft, von              Mieterinnen- und Mieterverband         Reto Schlatter, Zürich
der die Bevölkerung profitiert. Und                     Deutschschweiz                         Druck
nicht bloss die Immobilienwirtschaft. Die                                                      Stämpfli AG, Bern
                                                        Redaktion                              Beglaubigte Auflage
MV-Volksinitiative «Mehr bezahlbares                    Ralph Hug, Pressebüro St.Gallen        125 251 Exemplare
Wohnen» liegt da genau richtig. Wenn                    T 071 222 54 11                        Erscheinen
                                                        Administration und ­Adressverwaltung   6 mal pro Jahr
nächstes Jahr die Abstimmung statt-                     MieterInnenverband Deutschschweiz      Abonnementspreis
findet, braucht es ein klares Signal für                Bäckerstrasse 52, 8004 Zürich          Fr. 40.–/Jahr
bezahlbare Mieten. So wie in Basel.                     T 043 243 40 40                        Inserate und Beilagen
                                                        info@mieterverband.ch                  Judith Joss,
                                                        www.mieterverband.ch                   judith.joss@mieterverband.ch
   Herzlich                                             Ständige Mitarbeiter/innen             T 043 243 40 40
                                                        Fabian Gloor, Zürich
                                                        Natalie Imboden, Bern
                                                        Balthasar Glättli, Zürich
                                                        Beat Leuthardt, Basel
   hug@pressebuero-sg.ch                                Urs Thrier, Basel
                                                        Walter Angst, Zürich
                                                        Niklaus Scherr, Zürich
                                                        Carlo Sommaruga, Bern                  www.facebook.com/Mieterverband
                                                        Gestaltungskonzept
                                                        Hubertus Design GmbH, Zürich
                                                        Layout
                                                        Hannah Traber, St.Gallen               Gedruckt in der Schweiz

Mieten + Wohnen                   Juli 2018 Nr. 3                                                                                2
Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Politik                   Text von Ralph Hug

                                                                                                      Collage Michael Schoch
Paroli bieten!
Hauseigentümerkreise wollen                    Höhere Mieten, mehr Rendite, weniger Schutz für die
das Mietrecht zu ihren Gunsten                 Mietenden: Das ist es, was hinter dem jüngsten
                                               Angriff der Vermieterlobby steckt. Diese hat im Par-
aushöhlen. Der MV schaut                       lament in Bern ein ganzes Paket von Initiativen
nicht tatenlos zu.                             eingereicht (M+W berichtete). Diese müssen nächs-
                                               tens beraten werden. Die Immobilienlobby will von
                                               der hauseigentümerfreundlichen Mehrheit profitie-
                                               ren, die derzeit im Nationalrat herrscht. Es bietet
                                               sich ihr eine günstige Gelegenheit, das Mietrecht zu
                                               ihrem Vorteil umzubauen.
                                                  Der Schweizerische Mieterinnen- und Mieterver-
                                               band (SMV) schaut diesem Treiben nicht tatenlos zu.
                                               Weder gibt es einen Volksauftrag zum Abbau der
                                               Mieterrechte noch einen sachlichen Grund für deren
                                               Schwächung. Im Gegenteil: Unser Recht hat grosse
                                               Lücken beim Kündigungsschutz, beim Schutz vor

Mieten + Wohnen   Juli 2018 Nr. 3                                                                 3
Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Kommentar

überhöhten Mieten sowie bei der Transparenz von
Mieten und Nebenkosten. Es braucht mehr Schutz,
                                                           Stoppt falsche News!
nicht weniger. Der SMV hat im April der Bundes-
kanzlei rund 20 000 Unterschriften aus einer Online-
Petition eingereicht. Im Offenen Brief an die Mit-
glieder der Rechtskommission des Nationalrats
heisst es: «Sie haben es in der Hand, einen gravieren-
den Abbau beim Mieterschutz zu verhindern!»
Ohne diesen würden die Mieten noch viel stärker
steigen. Und darunter hätten vor allem Familien            Immer, wenn eine neue Immobilienstudie pub-
zu leiden, die keine zahlbare Wohnung mehr finden.         liziert wird, hören wir dieselbe Leier: «Die
   Der SMV bietet der Vermieterlobby auch mit              Mieten sinken!» Doch die Mietenden im Land
parlamentarischen Mitteln die Stirn. SP-Ständerat          wissen nur zu gut, dass das einfach nicht
                                                           stimmt. Die grosse Mehrheit hat keineswegs von
Didier Berberat aus La Chaux-de-Fonds hat eine             einer Mietsenkung profitiert, auch nicht in
Initiative deponiert, die es erlaubt, missbräuchliche      letzter Zeit, obwohl gesunkene Hypozinsen und
Mieten besser zu bekämpfen. Damit kontert er               die mässige Teuerung zu einer Senkung der
Vorstösse der Gegenseite, die den Kampf gegen Wu-          Mieten um 15 Prozent hätten führen müssen.
cher und Spekulanten durch eine Entfesselung der           Kommt hinzu, dass Umziehen in eine andere
                                                           Wohnung meist teuer ist, weil die Miete am
                                                           neuen Ort höher ist. Der Mietindex, den das
   Der SMV schaut nicht tatenlos zu.                       Bundesamt für Statistik publiziert, sinkt nicht,
                                                           sondern steigt kontinuierlich an.
Marktkräfte erschweren würden. Berberat will, dass             Die Banken und Immobilieninstitute be-
Mietende beim Einzug in eine neue Wohnung den              ziehen sich immer nur auf das gesunkene Miet-
neuen Mietzins innert 30 Tagen anfechten können,           niveau bei den Angebotsmieten und eben nicht
                                                           auf die Mieten, welche die Mietenden effektiv
und zwar ohne einschränkende Voraussetzungen.              bezahlen. So sind die ausgeschriebenen Ange-
Heute kann man den Anfangsmietzins nur bei Woh-            botsmieten tatsächlich günstiger als im letzten
nungsnot, bei einer persönlichen Notlage oder              Jahr. Aber es gab deshalb keine allgemeine Re-
bei einer deutlichen Anhebung gegenüber dem Vor-           duktion der effektiven Mieten. Und die Ange-
mietzins bei der Schlichtungsstelle anfechten. Zu          botsmieten haben immer einen höheren Preis als
                                                           die konkret bezahlten Mieten. Ganz zu schwei-
Recht argumentiert Berberat, dass die starken Miet-        gen davon, dass die institutionellen Vermieter in
steigerungen der letzten Jahre trotz Tiefzinsphase         Gebieten mit vielen leerstehenden Wohnungen
einen verstärkten Kampf gegen Missbräuche notwen-          alles tun, um die Anfangsmieten nicht senken zu
dig machen. Die ärgsten Missbräuche finden stets           müssen. Sie werfen sogar tausende von Franken
beim Anfangsmietzins statt: Ohne jede Gegenleistung        für Geschenke auf, um Neumieter anzulocken.
                                                           Selbst bei soeben erstellten Siedlungen. Zudem
versuchen gewisse Vermieter, durch höhere Mieten
                                                           muss unterstrichen werden, dass der minime
mehr Rendite herauszuholen. Berberat betont aber,          Rückgang im Mietniveau von 1,5 Prozent gegen-
dass die Mehrheit der Investoren nach Treu und             über dem Vorjahr nicht nach Wohnungskatego-
Glauben und nicht missbräuchlich handle.                   rien differenziert. Wenn der Durchschnitt leicht
   Auch SMV-Präsident Carlo Sommaruga schlägt              sinkt, so ist dies vor allem auf die Luxuswoh-
sich mit einem Vorstoss für den Mieterschutz in            nungen zurückzuführen, die im Moment schwe-
                                                           rer vermietbar sind als früher. Sie drücken die
die Bresche. Er will ältere Menschen besser vor ruch-      Statistik nach unten. Bezahlbare Wohnungen
losen Kündigungen schützen. Es gibt krasse Fälle,          sind und bleiben schwer zu finden, wie alle
wo sogar 90-Jährige brutal auf die Strasse gestellt wur-   Wohnungssuchenden wissen. Schockierend ist
den. Das darf nicht sein! Sommaruga will solche            aber, dass die Medien Informationen von
Kündigungen künftig nur noch aus wichtigen Grün-           Banken und Immobilienverbänden ohne jede
                                                           kritische Analyse übernehmen und so irrefüh-
den erlauben. Und zudem müsse der Vermieter
                                                           rende Berichte verbreiten. Sie tragen damit
eine passable Ersatzlösung in der Nähe vorschlagen.        nicht dazu bei, Fake News zu verhindern und die
Der SP-Nationalrat aus Genf visiert damit ein so-          soziale Realität korrekt abzubilden.
ziales statt ein boss liberales Mietrecht an.                  Carlo Sommaruga, Präsident SMV

Mieten + Wohnen              Juli 2018 Nr. 3                                                              4
Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Airbnb                          Text von Natalie Imboden

Um-
wandlungen
verhindern
Vermietungsplattformen
werden zum Problem.
Sie verdrängen Wohnraum.
Die Untermiete braucht
neue Regeln.

                                                                                                                                                Bild zVg
                                                  So komfortabel sieht es in der Zentrale von Airbnb in San Francisco aus.

Airbnb vermittelt heute über 80 000               viele vermittelbare Unterkünfte ein An-            Untermiete eine neue Genehmigung
Betten in der Schweiz. Tendenz steigend.          bieter an seinem Hauptwohnsitz                     vorsieht. Gemäss Vorschlag sind im
Es geht um viel Geld. Vermietungsplatt-           anbieten darf. Diese Lösung schlägt die            Gesuch an den Vermieter die Höhe des
formen setzen in der Schweiz jährlich             Stadt Bern für die Altstadt vor. Mög-              Mietzinses, die betroffenen Räum-
schon über 170 Millionen Franken um.              lich wäre auch eine Maximalzahl von An-            lichkeiten und die vorgesehene Belegung
Die Zahl der Airbnb-Angebote entspricht           geboten. Zudem braucht es einen miet-              (jeweils mit den maximalen Werten)
mittlerweile der Grösse der Stadt Luzern.         rechtlichen Schutz für die befristete              anzugeben. Werden diese Angaben einge-
Die meisten Angebote in den Plattformen           Untervermietung von Zimmern.                       halten, beugen solche Obergrenzen
stammen aus Zürich, gefolgt von Basel                 Der Bundesrat schlägt jetzt in Sachen          einem Missbrauch vor. Und sie schützen
und Genf. Aber auch Städte wie Lau-               Untermiete eine Änderung in der                    die Untermietenden vor überteuerten
sanne, Luzern oder Bern sind betroffen.           Mietrechtsverordnung vor. Der Schwei-              Mieten. Der Vermieter kann die Zustim-
Rasant breitet sich das Phänomen Airbnb           zerische Mieterinnen- und Mieter-                  mung nur mit objektiven Argumenten
in den Tourismusregionen von Wallis,              verband (SMV) unterstützt sie. Es soll             verweigern. Zum Beispiel, wenn für
Graubünden und Bern aus. Zuneh-                   einen neuen Artikel 8a geben, der die              andere Mietparteien wesentliche Nach-
mend steigen auch kommerzielle Anbie-                                                                teile entstehen. Der SMV fordert aber
ter ein. Es gibt bereits solche, die über            Die Untermiete wird einfacher.                  Bundesrat und Kantone auf, Massnah-
100 Wohnungen mit mehr als 500 Zim-                                                                  men gegen den Verlust von erschwingli-
mer anbieten.                                     wiederholte kurzzeitige Untermiete ver-            chen Wohnungen zu treffen. Es braucht
    Letztes Jahr hat der MV Zürich auf-           einfacht. Die Mietenden würden dadurch             raumplanerische Vorgaben wie eine
grund einer Studie Massnahmen ausgear-            leichter eine generelle Zustimmung                 Meldepflicht bei der zuständigen
beitet. Grundsatz: Es braucht eine klare          des Vermieters für eine ganze oder teil-           Behörde sowie eine Begrenzung der Be-
Trennung zwischen privaten und kom-               weise Untervermietung ihrer Woh-                   herbergungszeit (Beispiel Genf mit
merziellen Angeboten. Die Städte sollen           nung über eine Buchungsplattform erhal-            60 Tagen). Wenn die wiederholte Unter-
Verhandlungen mit den grossen Platt-              ten. Sie wären auch besser vor einer               vermietung begrenzt wird, würde dies das
formen koordiniert angehen und Verein-            Kündigung geschützt, die heute noch                Problem der Zweckentfremdung von
barungen treffen, um Verdrängungs-                denjenigen droht, die ihre Wohnung zum             einer Wohn- in eine Hotelnutzung deut-
effekte zu verhindern. Dabei sind Nut-            Beispiel über Airbnb untervermieten.               lich verringern.
zungseinschränkungen unumgänglich.                Im Zeitalter der Digitalisierung ist die heu-
Zum Beispiel kann festgelegt werden, wie          tige Regelung überholt, die für jede

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Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Politik                             Text von Ralph Hug

«Das ist ein Schlag ins Gesicht»

Abbau statt Ausbau: das Bundesamt für Wohnungswesen, derzeit noch in Grenchen.

                                                                                     Bild AZ Solothurner Zeitung/Hanspeter Bärtschi

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Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Johann Schneider-Ammann gibt dem Druck
der Immolobby nach. Er streicht das Bundesamt
für Wohnungswesen zusammen. Dabei
empfehlen Experten genau das Gegenteil.

                                       Wenn jemand von Synergien spricht, ist            durchgesetzt. Das BWO ist schon lange auf
                                       Vorsicht abgebracht. Meist soll das nur einen     der Abschussliste der Rechten. Ihnen ist der ge-
                                       Abbau kaschieren. Und bei vollmundigen            nossenschaftliche Wohnbau ein Dorn im Auge.
                                       Beteuerungen ist erst recht Misstrauen am         Weil er mit günstigen Mieten den privaten
                                       Platz. So auch beim Bundesrat, wenn er            Wohnbau konkurrenziert und dessen Gewinne
                                       schreibt: «Der Bundesrat misst dem Woh-           drückt. Das BWO hat seit Bestehen viel für
                                       nungswesen weiterhin eine hohe Bedeutung          die Gemeinnützigen getan (siehe Randtext). Wer
                                       zu.» Das ist gleich doppelt falsch. Der Bun-      es amputiert, amputiert die Gemeinnützigen,
                                       desrat misst dem Wohnungswesen keine hohe         verschafft den Immobilienfirmen noch mehr
   So entstand das BWO                 Bedeutung zu. Und wenn, dann nur dem              Gewinne – und handelt erst noch verfassungs-
   Das Bundesamt für Wohnungs-         privaten. So lautet das Fazit der jüngsten Ope-   widrig. Denn unsere Bundesverfassung schreibt
wesen ist die Frucht einer Volksini-   ration im Berner Bundeshaus.                      in Art. 108 vor, dass der Bund die Träger
tiative aus dem Jahr 1967 («Recht
auf Wohnung»). Diese wurde von
                                                                                         des gemeinnützigen Wohnbaus fördert. Und
Linkskreisen aus der Westschweiz           Zügeln und schrumpfen                         nicht zurückstuft, wie das jetzt tendenziell der
lanciert. Das Anliegen führte später        Die Landesregierung hat Anfang Juni be-      Fall ist.
zu einem Bundesgesetz, das es          schlossen, das Bundesamt für Wohnungswesen            Verantwortlich dafür ist Bundesrat Johann
ermöglichte, den genossenschaftli-     (BWO) Ende 2021 von Grenchen nach Bern            Schneider-Ammann (FDP). Ein Bundesrat
chen Wohnbau mit tragbaren Miet-       zu zügeln und um ein Drittel zu verkleinern.      auf Zeit, der sich wenig um Wohnpolitik ge-
zinsen zu fördern. Zuerst nur ein
                                       Als Begründung müssen die angeblich un-           kümmert hat. Drückende Preisspiralen in den
Büro für Wohnungsbau, wurde die
neue Stelle 1974 zum BWO. Als          verhältnismässig hohen Betriebskosten in          Agglomerationen hat er so wenig auf dem
die Spekulation ins Kraut schoss,      Grenchen herhalten. Wo das BWO in Bern an-        Radar wie neue gemeinschaftliche Wohnfor-
kamen in den späten 1970er-Jahren      gesiedelt werden soll, ist offen. Zu befürchten   men oder innovative Siedlungsprojekte. So war
die Bekämpfung von missbräuch-         ist, dass es unter die Fittiche des General-      es für ihn auch kein Problem, das Amt zu
lichen Mieten sowie die Betreuung      sekretariats des Departements für Wirtschaft,     stutzen, das in der Bundesverwaltung für diese
des Mietrechts als Aufgabe hinzu.      Bildung und Forschung (WBF) gerät. Dort           Probleme und Perspektiven zuständig ist. In
Das BWO hat 35 Stellen und ist
in Grenchen zuhause. Erstmals seit
                                       regieren Leute wie Stefan Brupbacher, ein ex-     den letzten sechs Jahren wurde das BWO schon
Bestehen soll nun das Bundesamt        Economiesuisse-Mann und Einflüsterer,             systematisch ausgedünnt. Der Stellenetat
herabgestuft und um ein Viertel auf    der viel Einfluss hat. Er und seine Geistesver-   sank von 48 auf unter 40. Es war ein schleichen-
25 Stellen reduziert werden.           wandten dürfen jubeln. Sie haben sich             der Abbau im Gang, wie ihn bürgerliche Poli-

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Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
tiker schon lange wünschen. Eine Strategie des   Kaltschnäuzigkeit zeigt sich die Zürcher SP-
                        Aushungerns.                                     Nationalrätin Jacqueline Badran: «Total falsch»
                            Der Schweizerische Mieterinnen- und Mie-     sei dieser Abbau beim BWO. Vielmehr sei
                        terverband (SMV) hatte schon früh gegen          eine Aufstockung zu einem Amt nötig, das dem
                        die Abbaupläne beim BWO interveniert. Statt-     riesigen Volksvermögen Immobilien/Boden
                        dessen forderte er eine Stärkung des Amts        gerecht werde. Badran: «Alle Funktionen,
                        im Sinne eines Ausbaus zu einem Kompetenz-       die mit dem Boden zu tun haben, müssen zu-
                        zentrum für Mietrecht und Wohnpolitik.           sammengelegt werden – Wohnen, Raum-
                        Nun übt der SMV scharfe Kritik: «Der Bundes-     planung, Grundbuchämter, bäuerliches
                        rat setzt ein völlig falsches Zeichen», sagt     Bodenrecht etc.» Die Immobilien, so Badran,
                        Generalsekretärin Natalie Imboden. Der Ent-      seien das grösste volkswirtschaftliche Gut
                        scheid wirke auf die Mehrheit der Mieten-        der Schweiz mit einem Gesamtwert von vier
                        den wie eine politische Ohrfeige. Es sei heute   Billionen Franken. «Dagegen ist alles an-
                        notwendiger denn je, die sich häufenden          dere Pipifax, selbst Schneider-Ammanns Ma-
                        Probleme auf dem Wohnungsmarkt anzuge-           schinenindustrie.» Zu diesem Gut müsse
                        hen. Das schreibe auch die Verfassung            man endlich mehr Sorge tragen. Es brauche
                        vor. «Der Bundesrat steht nicht nur im Wider-    nicht nur mehr Transparenz, sondern
                        spruch zu den Bedürfnissen der Mietenden,        auch schärfere Regeln. Sie weist daraufhin, dass
                        die auf zahlbare Mieten angewiesen sind,         immer mehr Aktiengesellschaften Besitzer
                        sondern auch zur Meinung von Experten», so       von Wohnungen sind: «Das hat grosse Auswir-
                        Natalie Imboden.                                 kungen auf die Mieten.» Im Kampf gegen
                                                                         die Geldwäscherei seien die Grundbuchämter
                            Gutachten fordert Ausbau                     überfordert. Sie würden mit Firmen-Schachtel-
                            Imboden spricht damit auf ein Gutachten      systemen ausgetrickst, die die Herkunft von
                        der Universität St.Gallen an, welches das        Geldern wirksam verschleiern. Auch sei es ein
                        Departement im Vorfeld eingeholt hat. Die 60- Leichtes, die Lex Koller zu umgehen, die
                        seitige Expertise des Instituts für Systemisches den Kauf von Immobilien durch vermögende
                        Management und Public Governance emp-            Personen im Ausland einschränkt. Badran:
                        fiehlt, das BWO neu zu positionieren. Anstelle «Über Immobilienkäufe werden Millionen von
                        einer blossen Fortführung wie bisher oder        Geldern gewaschen, und niemand kümmert
                        gar einer Herabstufung, wie das jetzt geschieht, sich darum!»
                        fordern die Ökonomen ein Kompetenzzen-
                        trum für Wohnungsfragen mit einem Ausbau             Gemeinnützige protestieren
                        der Wohnforschung sowie mehr Wissens-                Ärger auch bei Louis Schelbert, dem Präsi-
                        transfer und Vernetzung mit den Kantonen         denten von Wohnbaugenossenschaften
                        und Gemeinden sowie weiteren Akteuren            Schweiz: «Es geht nicht an, dass das BWO ge-
Bundesrat Johann        des Wohnungswesens. Dies sei nötig wegen der schwächt wird», kritisiert er Schneider-Am-
Schneider-Ammann        zunehmenden Bedeutung, die Wohnfragen            manns Abbruchübung. Es brauche ein starkes
                        heute und erst recht in der Zukunft haben wür- Kompetenzzentrum des Bundes für Wohn-
                        den. Die Fachleute regen sogar an, im neuen      fragen. Dieses müsse den künftigen Herausfor-
                        BWO die Themen Wohnen, Immobilien                derungen der Wohnungspolitik begegnen
                        und Stadtentwicklung zu konzentrieren. Es        können. Das Amt sei auch für die Kantone und
                        gehe nicht mehr nur um die Wohnversorgung, Gemeinden eine wichtige Referenz. Denn
                        sondern es brauche einen ganzheitlichen          es trage mit der Unterstützung von Modellpro-
                        Blick, der auch die Quartier- und Stadtent-      jekten und der breitgefächerten Wohnfor-
                        wicklung umfasse und Innovationen im Woh-        schung massgeblich zur Entwicklung innovati-
Ernst Hauri, Direktor   nungswesen ermögliche.                           ver Lösungen im Wohnungsbau bei.
BWO                         Dies alles schlug der Bundesrat einfach in       Das Stimmvolk hat es nun aber in der Hand,
                        den Wind. Daran zeigt sich, dass nicht           der falschen Politik in Bern die richtige Lek-
                        sachliche, sondern politische und ideologische tion zu erteilen. Auf dem Tisch des Parlaments
                        Aspekte im Vordergrund standen. Schneider-       liegt die Volksinitiative «Mehr bezahlbare
                        Ammann hat kurz vor Ende seiner Amtszeit         Wohnungen» der Mieterverbände und Genos-
                        dem jahrelangen Druck der Rechten nach-          senschaften. Die Volksinitiative wird voraus-
                        gegeben. Es ist bezeichnend, dass die Immobi- sichtlich im Jahr 2019 an die Urne kommen.
                        lienlobby zu diesem Entscheid schweigt:          Dann haben wir die Möglichkeit, mit einem Ja
                        Sie hat kein Sterbenswort dazu verlauten         zu dokumentieren, dass bezahlbare Woh-
Generalsekretär         lassen. Sie darf sich die Hände reiben: «Bingo – nungen für breite Bevölkerungskreise wichtig
Stefan Brupbacher       BWO abgeschossen!» Entsetzt über diese           und nötig sind.

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Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Basel                                 Text von Ralph Hug

                       Basel muss                                              Es war ein sensationeller Urnengang. Am
                                                                               10. Juni hiess die Basler Bevölkerung
                                                                                                                              • Der Kanton muss Massnahmen gegen
                                                                                                                                renditegetriebene Sanierungen und

                       umdenken
                                                                               gleich vier Wohn- und Mieterschutzvor-           die Vertreibung von Mietenden aus güns-
                                                                               lagen gut. Was ändert sich jetzt?                tigen Wohnungen ergreifen. Notwen-
                                                                               • Die Basler Vermieter müssen die Vor-           dige Instrumente sind eine Bewilli-
                                                                                   miete auf einem Formular angeben.            gungspflicht und Mietzinskontrollen
                                                                                   So können Mietende überrissene               nach Umbauten (61% Ja zur «Wohn-
                                                                                   Anfangsmieten besser anfechten (72%          schutzinitiative»).
                                                                                   Ja zu «Mieterschutz beim Einzug»).
                       Die Basler Stimmberech-                                     Basel folgt damit sechs Kantonen, in       Drei der erfolgreichen Initiativen stammen
                       tigten haben in einem                                       denen diese Transparenzpflicht             vom MV Basel, eine aus engagierten
                       fulminanten Votum den                                       bereits gilt, darunter Zürich.             Sozialkreisen. Es war eine Überraschung,
                                                                               • Vor Gericht fallen die Parteientschädi-      dass gleich alle Anliegen gutgeheissen
                       Weg für mehr Mieter-                                        gungen weg, und die Gerichtsge-            wurden. Das klare Ja des Souveräns offen-
                       schutz frei gemacht.                                        bühren werden beschränkt. Damit sind       bart das grosse Missbehagen über die
                                                                                   wichtige finanzielle Hürden für Mie-       fahrlässige Politik der Behörden und den
                                                                                   tende in Streitigkeiten beseitigt (50,1%   fehlenden Mieterschutz. Insbesondere
                                                                                   Ja zu «Mieterschutz vor Gericht»).         das mieterfeindliche Vorgehen der staatli-
                                                                               • Die Baslerinnen und Basler haben ein         chen Pensionskasse hat viele empört.
                                                                                   Recht auf bedarfsgerechten Wohn-           Eine Demo der Betroffenen im Januar 2017
                                                                                   raum mit tragbarem Mietzins. Der Kan-      – darunter viele ältere Menschen – führte
                                                                                   ton muss diese neue Verfassungs-           einer breiten Öffentlichkeit das Malaise
                                                                                   bestimmung mit einer starken Förde-        mit dem Wohnen vor Augen. Zum Sieg an
                                                                                   rung des genossenschaftlichen              der Urne trug aber auch die engagierte
                                                                                   Wohnbaus umsetzen (57% Ja zu «Recht        und aufwendige Kampagne des MV Basel
                                                                                   auf Wohnen»).                              bei. Sie warb gezielt in den veschiedenen
                                                                                                                              Bevölkerungsgruppen für ihre Anliegen.
                                                                                                                                  Basel muss nun seine Wohnpolitik
                                                                                                                              überdenken. Sie beruhte bisher auf forcier-
                                                                                                                              ten Neubauten in brachliegenden Area-
                                                                                                                              len sowie auf verstärkten Sanierungen von
                                                                                                                              Altbauten – ohne Rücksicht auf die
                                                                                                                              Folgen für Betroffene und für das Miet-
                       Die beiden Seniorinnen Margrit Benninger (91) und Eliette Pilonnel (79) haben sich aktiv im
                       Abstimmungskampf für die Wohnschutzinitiativen engagiert.                                              zinsniveau der Stadt. Das Volks-Ja ist
                                                                                                                              das Signal für eine politische Neuausrich-
                                                                                                                              tung. Bei Neubauten müssen künftig
                                                                                                                              vermehrt Gemeinnützige zum Zug kom-
                                                                                                                              men, die Gewähr für bezahlbare Mieten
                                                                                                                              bieten. Und der Staat muss Kontroll-
                                                                                                                              mechanismen gegen Sanierungen einfüh-
                                                                                                                              ren, die mehr der Gewinn- als der Kom-
                                                                                                                              fortsteigerung dienen. Im Kanton Waadt
                                                                                                                              hatten die Stimmberechtigten letztes
                                                                                                                              Jahr einen ähnlichen Wohnschutz gutge-
                                                                                                                              heissen. Basel folgt diesem Pionierent-
                                                                                                                              scheid und setzt sich damit in der Deutsch-
                                                                                                                              schweiz an die Spitze.
                                                                                                                                  Der MV fordert jetzt eine rasche Um-
                                                                                                                              setzung des Volksentscheids. «Wir
                                                                                                                              verlangen eine sofortige Abkehr vom
                                                                                                                              bedingungslosen Verdichten in den Quar-
                                                                                                                              tieren sowie eine soziale Ausrichtung
                                                                                                                              der Pensionskasse», sagt Geschäftsleiterin
                                                                                                                              Patrizia Bernasconi. Sie erwartet, dass
                                                                                                                              die Regierung bis Dezember dem Parla-
Bild Franziska Stier

                                                                                                                              ment Vorschläge präsentiert und der
                                                                                                                              MV seine Vorstellungen für Gesetzesrefor-
                                                                                                                              men einbringen kann.

                       Mieten + Wohnen                       Juli 2018 Nr. 3                                                                                            9
Was tut Zürich für die Mietenden? - Mieterverband
Stadtentwicklung                     Text von Esther Banz

Mietende geraten in Not, wenn bei Renovationen
und Ersatzneubauten günstige Wohnungen verloren
gehen. Dagegen gibt es Ideen.

                    Aber was macht Zürich?

Wichtig ist hier weniger der Hund als der günstige Wohnraum der Dr. Stephan à Porta-Stiftung im Hintergrund.

                                                                                                                    Bild Reto Schlatter

Mieten + Wohnen                      Juli 2018 Nr. 3                                                           10
Monique Gagnebin kann aufatmen.                     und «sensibilisieren», wie Werner Liech-        Die Wirklichkeit sieht etwas anders
Endlich weiss sie: Nach dem Umbau darf              tenhan in einer Arbeitshilfe schreibt.      aus. Nehmen wir die Dr. Stephan à Porta-
sie zurück in ihre geliebte Einzimmer-              Und sie kann Daten zum sozialen Wandel      Stiftung. Diese hat einen sozialen Zweck
wohnung in Zürich-Schwamendingen.                   erheben.                                    und besitzt auf dem Stadtgebiet rund
M+W berichtete über ihr Schicksal:                     Eine grosse Mehrheit der Zürcher         1350 günstige Wohnungen. Im fünfköpfi-
Sie und rund hundert weitere Mietende               Stimmberechtigten wünscht solche            gen Stiftungsrat sitzen Stadtrat Daniel
an der Überlandstrasse erhielten wegen              Massnahmen. Das zeigen die erfolgrei-       Leupi, die Vizedirektorin des Amts
einer Totalsanierung den blauen Brief.              chen Wohn-Abstimmungen in Stadt und         für Hochbauten, Ursula Müller, die bei-
Die Besitzerin Siska Heuberger Holding              Kanton in jüngerer Zeit klar. Die stei-     den reformierten Pfarrer Christoph
AG renoviert, die günstigen Kleinwoh-               genden Mietpreise machen Angst. Des-        Sigrist und Andreas Peter sowie Corinna à
nungen werden spürbar teurer. Gagnebin              halb ist die Förderung bezahlbarer          Porta. Die Stiftung überraschte im letzten
und zahlreiche Nachbarn wehrten sich                Wohnungen in der Bevölkerung so breit       Februar alle Mietenden in der Siedlung
mit Hilfe des MV Zürich. Mit Erfolg. Jetzt          abgestützt. Die Stadt Zürich hat dazu       Egli-/Hohlstrasse mit der Kündigung auf
geht plötzlich, was Genossenschaften                                                            Ende September 2019. Es soll Ersatz-
schon länger vormachen: eine Sanierung                  Das Volk will klar mehr                 neubauten geben. Rund 200 Wohnungen
in Etappen und mit Zwischenlösungen                     Mieterschutz.                           sind betroffen. Geschäftsführer Armin
für die Betroffenen. Gagnebins Wohnung                                                          Isler räumt auf Anfrage ein, dass möglicher-
kostet nach der Renovation 261 Franken              das «Programm Wohnen» entwickelt.           weise nicht alle Mietenden über das Vor-
mehr. «Das liegt gerade noch drin»,                 Darin bekennt sie sich zum Ziel einer       haben informiert wurden. Aber er ver-
sagt sie. Die Vermieterin kommt auch für            guten sozialen Durchmischung und defi- weist auf ein Schreiben aus dem Jahr 2013,
die Umzugskosten auf.                               niert Stossrichtungen und konkrete          in dem man auf den umfassenden Erneue-
    Doch nicht überall ist so viel Energie          Massnahmen. Zur Sensibilisierung von        rungsbedarf bereits hingewiesen habe.
und Kampfgeist vorhanden wie in die-                Privaten steht in diesem Papier aber nicht Das scheint freilich nicht die Kommunika-
sem Fall. Die Dynamik von «Aufwertung»              viel drin. Man strebe einen «engen          tion zu sein, wie sie die schönen Grund-
und Verdichtung in Zürich, aber auch                Dialog» und eine «vertiefte Zusammenar- sätze im erwähnten Leitfaden postulieren.
in anderen Städten, ist sehr gross. Sie             beit» an, ist zu lesen. Das Stadtparlament Isler betont immerhin, dass man alle
produziert unzählige Verliererinnen und             will jedoch mehr. Es verlangt konkret,      frei werdenden Wohnungen der Stiftung
Verlierer. Es sind Menschen, die auf                dass das Amt für Städtebau Lösungen su- den Betroffenen zur Miete anbieten
günstige Mieten angewiesen sind und sol-            chen soll bei Bauvorhaben, die den bis-     werde. Auf die Frage, wie teuer die neuen
che, die sich eine auch nur leicht stei-            herigen Bestand an günstigen Wohnun-        Wohnungen dereinst sein werden, gibt
gende Mietbelastung nicht leisten kön-              gen gefährden. Allerdings meinte Stadtrat er sich mit Hinweis auf die laufende De-
nen. Schnell einmal müssen Bedürf-                  André Odermatt, Chef des Hochbaude-         tailplanung bedeckt. Doch Walter Angst
tige bei der Stadt anklopfen. Daher hat             partements, anlässlich der Diskussion im vom MV Zürich weiss mehr: «Anstelle der
auch sie ein eminentes Interesse da-                Rat, das Geforderte sei bereits erfüllt.    30 Familien- und 170 Kleinwohnungen
ran, dass günstiger Wohnraum erhalten               Doch das stimmt so nicht: Auch in der
bleibt – nicht zuletzt für die Vielfalt             überarbeiteten Version des Programms            Was nützen schöne Worte
in den Quartieren. Zürich hat in der Ab-            Wohnen sind keine konkreten Mass-               in den Leitfäden?
teilung Stadtentwicklung entspre-                   nahmen enthalten, wie man Private fürs
chende Konzepte entwickelt. Sie zeigen              Wohnproblem sensibilisieren könnte.         mit Mietzinsen im ganz tiefen Preisseg-
auf, was es braucht, damit die Planer                   Was genau tut die Stadt nun also, um    ment werden 35 Kleinwohnungen mit
an die Menschen denken.                             beispielsweise grosse Player im Woh-        Mieten zwischen 1300 und 1750 Franken
    So plädierten Werner Liechtenhan                nungsmarkt wie Pensionskassen und Ver- und 115 Familienwohnungen mit Mieten
(Stadtentwicklung) und Stefan Roschi                sicherungen für soziale und sozialräum-     zwischen 2000 und 2450 Franken ge-
(Soziale Dienste) letztes Jahr an einer Ta-         liche Fragen zu gewinnen? Nat Bächtold, baut.» Es kommt also gegenüber heute zu
gung dezidiert für eine soziale Stadt-              Sprecher von Stadtpräsidentin Corine        einer massiven Verteuerung.
entwicklung. Man solle langfristig planen           Mauch, verweist auf den Leitfaden               Was nützen schöne Vorsätze in einem
und Erneuerungen von Wohnbauten                     «Erfolgsfaktoren sozial nachhaltiger Sanie- Leitfaden, wenn diese nicht einmal in
zeitlich etappieren. Es brauche auch früh-          rungen und Ersatzneubauten». Dieses         einer sozialen Stiftung voll zum Zug
zeitig soziale Begleitmassnahmen, zum               Dokument richtet sich explizit an Private. kommen, in der die Stadt selber gut ver-
Beispiel die Einrichtung eines Miete-               Das vierseitige Papier ist toll. Es klärt   treten ist? Konkretisieren sich die guten
rinnen- und Mieterbüros für Betroffene.             über Vieles auf: was eine bezahlbare Woh- Ideen und Ansätze halt anderswo? Nat
Es versteht sich von selbst, dass die               nung ist, was Suffizienz bedeutet, warum Bächtold erwähnt die regelmässig statt-
Stadt bei der Planung der eigenen Bauten            ein vielfältiger Wohnungsmix gut und        findende Veranstaltung «Echoraum». Da
mit dem guten Beispiel vorangehen                   wichtig ist, was die soziale Durchmi-       seien sozial nachhaltige Wohnbaupro-
sollte. Privaten kann sie solche sozialen           schung in den Quartieren bedeutet. Und jekte auch schon Thema gewesen. Der
Begleitmassnahmen nicht vorschrei-                  es lobt auch eine vorausschauende           Echoraum, präzisiert Bächtold, sei aber
ben. Aber sie kann auf die Liegenschaf-             Kommunikation, welche die Betroffenen keine Lobbyveranstaltung der Stadt: «Es
tenbesitzer zugehen, sie aufklären                  frühzeitig informiert.                      ist ein Dialog und ein Erfahrungsaus-

Mieten + Wohnen                   Juli 2018 Nr. 3                                                                                         11
Gastkommentar
                      tausch zwischen der Stadt, Privaten und
                      Genossenschaften mit rund vierzig bis
                                                                             die jetzige Mieterschaft bezogene Frage-
                                                                             stellungen sind uns vonseiten der Stadt       Tachles reden!
                      fünfzig Teilnehmenden.» Wer genau dabei                nicht untergekommen.»
                      ist, gibt die Stadt nicht bekannt. Doch                    Entgegen den internen Empfehlungen
                      einen Teilnehmer kennen wir: den MV                    wurden in den Sozialen Diensten auch
                      Zürich. Geschäftsleiterin Pia Schneider                keine statistischen Erhebungen ange-
                      war zweimal dabei. Sie fand die Veranstal-             stellt, wie viele Menschen von Ersatzneu-
                      tungen spannend, schränkt aber ein:                    bauprojekten und Sanierungen mit
                      «Der Echoraum dient meiner Meinung                     Leerkündigungen betroffen sind und was
                      nach eher dem Networking und der                       das für diese im Einzelfall bedeutet. Spre-
                      Information als der Klärung wichtiger                  cherin Beatrice Henes räumt ein, dass es
                      wohnpolitischer Themen.»                               so genannte Working Poor gibt, die in         Soziale Fragen bei der Stadtentwicklung
                           Der letzte Versuch, einen Fall zu                 sehr günstigen Wohnungen leben und die        ins Zentrum stellen: Nichts weniger haben
                      finden, wo die Stadt möglicherweise po-                sich bereits eine etwas teurere Wohnung       sich Stefan Roschi und Werner Liech-
                      sitiven Einfluss genommen hat, ist                     nicht mehr leisten können. Diese Per-         tenhan zum Ziel genommen. Der Chef
                      das Projekt Gartensiedlung Frohburg der                sonen müssen dann allenfalls ergänzend        des Sozialzentrums Aussersihl und
                      Helvetia Versicherung. 300 günstige                    Sozialhilfe beantragen. «Wir erheben          der Stadtentwickler wollen Themen in der
                      Wohnungen werden ersetzt, es entstehen                 das aber nicht systematisch», sagt sie.       Verwaltung der Stadt Zürich verankern,
                      660 neue Wohnungen. Die Versicherung                       Menschen, die sich eine nur etwas teu-    die für Mieterinnen und Mieter existen-
                      plant in Etappen, auch das eine gute                   rere Miete gerade nicht mehr leisten          ziell sind. Wenn Portfolio-Entwickler gros-
                      Nachricht im Sinne der nachhaltigen so-                können, gibt es jedoch zunehmend – und        ser Immobilienfirmen die Zukunft einer
                      zialen Stadtentwicklung. Geht das auf                  Möglichkeiten, in eine andere günstige        in die Jahre gekommenen Siedlung planen,
                      einen Vorschlag der Stadt zurück und hat               Wohnung auszuweichen, immer weniger.          sollen sie als Erstes schauen, wer in die-
                      sich diese zwecks Sensibilisierung an                  Es ist Zeit, dass die Stadt die Ideen         sen Siedlungen lebt. Wenn Projekte erar-
                      die Besitzerin gewandt? «Diesbezüglich                 ihrer eigenen Mitarbeiter ernst nimmt.        beitet werden, soll auf Wohnungsgrössen
                      gab es keine Vorgaben», sagt Helvetia-                 Walter Angst, Kommunikationschef              und Preise geachtet werden. Und wenn
                      Mediensprecher Hansjörg Ryser. Das-                    beim MV Zürich, fordert eine offensive        die Planung konkretisiert wird, sollen die
                      selbe sagt auch die mit der Planung be-                Politik gegenüber privaten Bauherren,         Bauprojekte etappiert und Mieterbüros
                      auftragte Britta Bökenkamp von Planzeit:               zum Schutz der Interessen von betroffe-       eingerichtet werden, damit möglichst vie-
                      «Es gab viele Abklärungen mit dem Amt                  nen Mieterinnen und Mietern. Angst:           le Mieterinnen und Mieter in ihrer Sied-
                      für Städtebau. Auch die Auswirkungen                   «Die Stadt muss intervenieren und nicht       lung oder in ihrem Quartier bleiben
                      aufs Quartier waren ein Thema. Aber auf                nur moderieren.» (Siehe Gastkommentar)        können.
                                                                                                                               Doch was hilft dieses Engagement,
                                                                                                                           wenn die wichtigen Player in der Stadtver-
                      Die Helvetia-Versicherung will die Gartensiedlung Frohburg in Etappen neu erstellen.
                                                                                                                           waltung von all dem keine Notiz neh-
                                                                                                                           men? Wenn die Heerscharen von Planerin-
                                                                                                                           nen und Planern im Amt für Städtebau
                                                                                                                           es tunlichst vermeiden, im Gespräch mit
                                                                                                                           den Investoren die sozialen Fragen der
                                                                                                                           Stadtentwicklung anzusprechen? Wenn
                                                                                                                           die Chefin der Stadtentwicklung nicht von
                                                                                                                           Menschen mit tiefem Einkommen reden
                                                                                                                           will, die aus der Stadt Zürich wegzie-
                                                                                                                           hen müssen? Und wenn die Gemeinwesen-
                                                                                                                           arbeiter der Sozialen Dienste nicht vor
                                                                                                                           Ort sind, wenn an der Überlandstrasse in
                                                                                                                           Schwamendingen Siedlungen leerge-
                                                                                                                           kündigt werden?
                                                                                                                               Zürich will eine prosperierende Stadt
                                                                                                                           und eine Stadt für alle sein. Wer diesem
                                                                                                                           Anspruch gerecht werden will, muss
                                                                                                                           Tachles reden mit den Investoren. Die
                                                                                                                           Stadt hat die Mittel dafür. Sie muss es nur
                                                                                                                           tun wollen.
                                                                                                                               Walter Angst, Leiter Kommunikation
Bild Reto Schlatter

                                                                                                                           MV Zürich

                      Mieten + Wohnen                      Juli 2018 Nr. 3                                                                                          12
Mail

               Sozialverträgliche                                        einzahlen, keine anständig bezahlten Stellen
                                                                         mehr.
                                                                                                                             Sieber damals betrieb, auch tagsüber «zu Hause»
                                                                                                                             bleiben. Damals arbeiteten die meisten Bewoh-

               Rendite                                                      Einfach gesagt: Wenn Berechnungen von
                                                                         Sozialbudgets und die Realität auf dem Woh-
                                                                                                                             ner des Bunkers auf dem Bau, als Eisenleger,
                                                                                                                             Kabelzieher und Zügelmänner oder auch als Ver-
                                                                         nungsmarkt nicht übereinstimmen, zahlt              lader beim Güterbahnhof usw. Einem zeitweili-
               Seit Jahren lese ich mit Interesse Ihre Zeitschrift       das Sozialwesen der Gemeinden resp. die AHV         gen Bewohner des Bunkers verschaffte Sieber
               und die vielfältigen Informationen. Ein gros-             so manchen Immobilienhaien die Rendite.             später eine Wohnung. Ohne die Hilfe von Sieber
               ses Kompliment, wie hier Denkarbeit geleistet             Es darf aber nicht sein, dass diese die Sozialin-   hätte er mit seiner Frau nie eine Wohnung gefun-
               wird. Ich möchte Ihnen hier einige Denkanstösse           stitutionen indirekt ausnützen können. Es           den. Auf dem Sozialamt bin ich damals sehr
               für die politische Ebene geben. Vor kurzem                wäre daher dringend nötig, das genossenschaft-      barsch abgewiesen worden, als ich mich bemüh-
               haben wir über die neue AHV-Reform abge-                  liche Wohnen zu fördern und das Rendite-            te, meinem Kollegen mit seiner Frau eine
               stimmt, die vom Stimmvolk bachab geschickt                Wohnen (damit meine ich auch das «Wohnen im         Wohnung zu verschaffen. Ernst Sieber gelang es
               wurde. Was hat nun das Mietrecht mit der AHV              Alter») eher zu beschränken. Was Sie ja auch        dann, dass dieser Mann, der mit seiner Frau
               zu tun? Sehen Sie, Menschen der Jahrgänge                 anstreben. Es sollte so etwas wie eine sozialver-   in Hausgängen, Abbruchliegenschaften, Scheu-
               1950 bis 1960 mit einem jahrelangen mittleren             trägliche Rendite geben.                            nen usw. übernachtete, in Zürich-Altstetten
               Einkommen haben teilweise nur eine kleine Pen-               Irene Thoma, per Email                           eine Wohnung mieten konnte. Das Paar wohnte
               sion. Sobald diese Personen ins Rentenalter                                                                   dann jahrelang problemlos in dieser Wohnung.
               kommen, benötigen viele von ihnen Ergänzungs-                                                                    Später stellte die Stadt Zürich Pfarrer Ernst
               leistungen. In der Berechnung der Ergänzungs-                                                                 Sieber beim Selnau ein Haus zur Verfügung.
               leistung kann eine Einzelperson eine Miete                                                                    Die Bewohner des Bunkers konnten umziehen.
               von bis zu 1000 Franken oder mehr, je nach
               Kanton, beanspruchen.                                     Recht auf Wohnen –                                  Geleitet wurde die Notschlafstellle im Bunker
                                                                                                                             am Helvetia von Robert Widmer, der dann auch
                  Doch gibt es Angebote von Zweizimmerwoh-
               nungen von ca. 45 bis 50 Quadratmetern für                auch tagsüber                                       bis zu seiner Pensionierung diese oberirdische
                                                                                                                             Wohnstätte führte.
               monatlich 1000 Franken in der Schweiz? Nein.                                                                     Heinrich Frei, Zürich, per Email
               Die meisten Menschen in Pension zahlen bereits            Ein altes Anliegen von Pfarrer Ernst Sieber
               mehr für eine Wohnung «im Alter», als ihr                 könnte nach seinem Tod umgesetzt werden. Ich
               Budget eigentlich erlauben würde. Das heisst, mit         denke an seine Forderung, dass Bewohner
               dieser verteuerten Wohnpolitik gibt es eine               von Notschlafstellen auch tagsüber zu Hause
               Umlagerung auf die Sozialinstitutionen und da-            bleiben können, wie wir auch. Wir müssen auch
               durch eine extreme Belastung für die AHV,                 nicht morgens unser Bündel packen und
               für die Sozialdienste der Gemeinden etc. Hier             unsere Behausung verlassen. Das sollte doch in
               werden dann früher oder später Sparmass-                  einem Land, in dem es über 500 000 Zweit-
               nahmen beschlossen. Dies führt wiederum zu                wohnungen gibt, möglich sein. Auch der «Pfuus-
               einer Armut «im Stillen». Wenn ältere Menschen            bus» beim Albisgüetli müsste durch ein Haus
               länger arbeiten müssen (teilweise aus der Not             ersetzt werden. 1968 konnten die Bewohner des
               heraus), finden die Jungen, die wiederum AHV              unterirdischen Bunkers am Helvetiaplatz, den

               Mietende sollen nicht wegen hohen Wohnkosten aufs Sozialamt müssen.

                                                                                                                              Haben Sie
                                                                                                                              Mietprobleme?

                                                                                                                               HOTLINE
                                                                                                                               0900 900800
                                                                                                                               (CHF 4.40/Min.)

                                                                                                                               Für Nichtmitglieder und Mietende, die es eilig
                                                                                                                               haben.
                                                                                                                               Auf der Hotline beantworten FachjuristInnen
                                                                                                                               Ihre mietrechtlichen Fragen.
                                                                                                                               Werktags 9 bis 12.30 h, montags bis 15 h
                                                                                                                               Legen Sie vor dem Anruf allfällige Unterlagen
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                                                                                                                               (Mietvertrag, Kündigung usw.) bereit.

               Mieten + Wohnen                         Juli 2018 Nr. 3                                                                                                          13
Haushalt                               Text von Stefan Hartmann/Topten

Coole Tipps
gegen die Sommerhitze

Wenn es ganz heiss wird, sind zwei Ventilatoren besser als einer.

                                                                              Bild fotolia

Mieten + Wohnen                        Juli 2018 Nr. 3                   14
Der Wetterbericht hat 28 Grad angekündigt.
Wer trotzdem einen klaren Kopf behalten
will, muss rechtzeitig für Kühle sorgen.

                                                          Wie kann man in der Wohnung die Som-        dings muss man sie noch montieren. Doch
                                                          merhitze draussen halten? «Auf keinen       das ist keine Hexerei und funktioniert
                                                          Fall sollte man ein billiges Klein-Klimage- ähnlich wie bei einer Deckenleuchte.
                                                          rät kaufen!», rät Eric Bush von Topten,         Im Sommer gehört das Öffnen der
                                                          dem Online-Portal für Best-Geräte (Ener-    Fenster am Morgen zu den ersten Hand-
                                                          gieeffizienz, Umweltaspekte, Qualität).     lungen, noch bevor die ersten Sonnen-
                                                          «Manche dieser mobilen Geräte sind trotz    strahlen an die Fassade strahlen. So lässt
                                                          stolzer Angaben zur Kühlleistung fast       sich viel Morgenkühle in den Tag retten.
                                                          wirkungslos.» Denn ihre Abwärme muss        Die wirksamste Methode gegen Hitze
                                                          mit einem Abluftschlauch nach aussen        ist der aussenseitige Schutz der Fenster
                                                          geleitet werden. Dafür muss das Fenster     mit Storen. Optimalerweise verfügen die
                                                          einen Spalt breit geöffnet sein. Und schon  Sonnenstoren über verstellbare Lamellen,
                                                          wieder strömt Hitze von draussen ins        die je nach Stellung viel oder weniger
                                                          Zimmer.                                     Licht einlassen. So kann man auf unnöti-
                                                                                                      ge Leuchtkörper, die Wärme verbreiten,
                                                              Ventilatoren brauchen weniger Energie   verzichten. Wichtig ist es, den Sonnen-
                                                              Bessere Abhilfe an heissen Tagen        schutz möglichst früh herunterzulassen.
                                                          schaffen ein kleiner Tischventilator oder       Zu den empfohlenen «Mikromass-
                                                          ein Ventilator in Ständer-Ausführung        nahmen» gegen Hitze zählen auch Grün-
                                                          mit Stufenschaltung und Schwenkfunk-        pflanzen. Sie sind gut fürs Raumklima,
                                                          tion. Auch hier sollte man nicht das        da sie nicht nur Kohlendioxid abbauen,
                                                          billigste Gerät kaufen, da ein lärmiges     sondern auch Sauerstoff produzieren und
                                                          Gerät ziemlich nerven kann. Auf www.        die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Einige
    Gute Tipps gegen hohe                                 topten.ch findet man Rat. Mobile            Pflanzen filtern sogar Schadstoffe aus der
    Temperaturen                                          Ventilatoren verbrauchen viel weniger       Luft und schaffen eine gute Ambiance.
·   Nachts oder frühmorgens die                           Strom als ein Klimagerät – gerade mal 30 Für Zürcherinnen und Zürcher gibt es
    Fenster für die kühle Luft öffnen
·   Aussenstoren herunterlassen
                                                          Watt, während es beim Klimagerät 2500       eine gute Gelegenheit: Noch bis zum 31.
·   Nicht benötigte Geräte und                            Watt sind. Und sie sind auch bedeutend      August läuft ein Förderprogramm für
    Leuchtkörper gar nicht erst ein-                      günstiger im Kauf. Bei hohen Räumen         Netzkunden der Elektrizitätswerke des
    schalten                                              ist ein Decken-Ventilator mit grossen Flü- Kantons Zürich (EKZ). Sie erhalten beim
·   Beim Ventilator-Kauf vorher die                       geln eine valable Option. Er dreht sich     Kauf von Ventilatoren (Auswahl siehe
    effizienten Geräte auf                                langsam und macht wenig Lärm. Das           www.topten.ch) einen Rabatt von 30 Pro-
    www.topten.ch checken
·   Grünpflanzen sind immer gut für
                                                          Erstaunliche: Solche raumfüllenden Ven- zent oder maximal 100 Franken bei
    ein angenehmes Innenraum-                             tilatoren kosten mit rund 50 Franken        Einsendung der Quittung. Es sind höchs-
    klima.                                                in etwa gleich viel wie Tischgeräte. Aller- tens drei Produkte pro Kunde möglich.

Mieten + Wohnen                         Juli 2018 Nr. 3                                                                                       15
Grossbritannien                                    Text von Ralph Hug

           Die tote                                                             Im Stadtteil Chelsea wohnen Londons
                                                                                Reiche. Darunter viele Russen, Saudis,
                                                                                Amerikaner und Chinesen – Oligarchen
                                                                                                                            Der Luxus in solchen «Eisberg»-Häu-
                                                                                                                            sern, die sich erst in der Tiefe entfalten,
                                                                                                                            kennt anscheinend keine Grenzen.

           Kapitale                                                             aus aller Welt. Sie parkieren ihr Kapital
                                                                                in Villen und mondänen Anwesen. Doch
                                                                                diese stehen meistens leer, weil ihre
                                                                                                                            Fachleute nennen solche Ausbauten «tote
                                                                                                                            Architektur» («necrotecture» statt
                                                                                                                            «architecture»), weil sie kaum belebt sind
                                                                                Besitzer noch weitere Wohnsitze irgend-     und eher Geldtresoren als Wohnhäu-
           Was passiert, wenn                                                   wo auf der Welt haben. Jetzt zeigt          sern gleichen. Diese toten Villen sowie
           Milliardäre den Wohnmarkt                                            eine Studie der Universität Newcastle,      die teuren Appartements verbreiten sich
                                                                                dass vermögende Eigentümer gerne            in London wie Krebsgeschwüre. Im
           beherrschen? London                                                  in den Untergrund gehen. Weil oben kein     Umfeld des London City Airports werden
           zeigt es.                                                            Platz mehr ist, lassen sie unterirdische    an der Themse reihenweise Wohntürme
                                                                                Fitnessanlagen, Swimming Pools, Saunen      mit Appartements hochgezogen, von
                                                                                und Garagen für ihre Rolls-Royce und        denen jedes mehrere Millionen kostet.
           Superteure Wohnungen in Londons City                                 Sportwagen bauen. Geld spielt ja keine      Nur Vermögende kommen hier zum Zug.
                                                                                Rolle. Laut der Studie haben die Stadt-         Londons Wohnpolitik ohne Wohn-
                                                                                behörden in Londons gutsituierten           schutz funktioniert nach dem Motto
                                                                                Bezirken insgesamt 4650 Kellerausbauten     «Reiche rein, Arme raus». Für Normalver-
                                                                                bewilligt. Ein beträchtlicher Teil davon    dienende wird die Hauptstadt mit ihrem
                                                                                geht zwei Stockwerke in die Tiefe.          notorischen Wohnproblem zunehmend
                                                                                                                            unerschwinglich. Sie müssen ausziehen,
                                                                                   Wasserfall auf drei Stockwerken          an den Stadtrand ziehen und pendeln.
                                                                                   Laut dem Nachrichtenmagazin «Spie-       Die Finanzmetropole mutiert so langsam
                                                                                gel» findet man dort künstliche Strände,    zur toten, nur noch von Touristen
Bild M+W

                                                                                dreistöckige Wasserfälle, marmorne          belebten Stadt, wenn es so weitergeht.
                                                                                Partyhallen und ganze Poollandschaften.     Unheimlich, aber wahr.

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           Mieten + Wohnen                                    Juli 2018 Nr. 3                                                                                                 16
Hotline

                          Wer zahlt den                         Den Nachmieter
                          Handwerker?                           ablehnen?
                              Frage                                 Frage                                gehört auch die Einzahlung einer
                              Infolge eines Wasserschadens in       Da ich vorzeitig ausziehe, habe      allfälligen Mietkaution zu den
                          der oberen Wohnung muss die           ich meinem Vermieter einen Nach-         Bedingungen, die der Ersatz-
                          Decke meines Wohnzimmers kom-         mieter gemeldet. Laut meinem             mieter eingehen muss. Will der
Fabian Gloor
beantwortet Ihre Fragen
                          plett neu verputzt und gestri-        Mietvertrag muss der Mieter drei         Nachmieter die Mietkaution
                          chen werden. Damit die Malerar-       Monatsmieten als Mietkaution zah-        nicht in der bisherigen Höhe
                          beiten verrichtet werden können,      len. Ich habe das Depot damals           oder Art leisten, wie z.B. in Ihrem
                          forderte mich mein Vermieter auf,     bei einer Bank auf ein Sperrkonto        Fall – eine Mietkautionsver-
                          das Wohnzimmer zu räumen.             einbezahlt. Mein Nachmieter –            sicherung abschliessen, statt die
                          In meinem Wohnzimmer steht ein        der einzige, den ich bisher habe –       drei Monatsmieten auf ein
                          Bücherregal, das vom Schreiner        kann das Depot aber nicht bar            Sperrkonto einzuzahlen – ist er
                          hergestellt und montiert wurde. Ob-   bezahlen, sondern will bei einer Miet-   nicht bereit, den Mietvertrag
                          wohl ich handwerklich nicht völ-      kautionsversicherung eine Bürg-          zu den gleichen Bedingungen zu
                          lig unbegabt bin, muss ich dieses     schaft dafür errichten. Kann             übernehmen. Der Vermieter
                          Regal fachmännisch, z.B. von einer    der Vermieter den Nachmieter des-        könnte diesen Nachmieter des-
                          Umzugsfirma demontieren und           wegen ablehnen?                          halb zu Recht ablehnen. Un-
                          wiederaufbauen lassen. Muss mir           Hotline                              vorteilhaftere Bedingungen darf
                          der Vermieter die Kosten ersetzen?        Ja. Denn gemäss Art. 264 OR          er dagegen nicht stellen und
                              Hotline                           muss der Nachmieter nicht nur            z.B. gerade auf dem Abschluss
                              Eine knifflige Frage. Werden in   zahlungsfähig und zumutbar sein,         einer Mietkautionsversicherung
                          einer Mietwohnung Unterhalts-         sondern auch bereit sein, den            beharren, wohingegen der
                          arbeiten oder Erneuerungen aus-       Mietvertrag zu den «gleichen Be-         Vormieter die Kaution auf ein
                          geführt, haben Mietende grund-        dingungen» zu übernehmen.                Sperrkonto eingezahlt hat.
                          sätzlich eine Mietzinsreduktion zu-   Neben dem Mietzins, der Miet-            In einem solchen Fall müsste die
                          gute. Wie viel diese ausmacht,        dauer und weiteren besonde-              Verwaltung Sie aus dem Miet-
                          ist Ermessenssache. Sie muss ent-     ren vertraglichen Abmachungen            vertrag entlassen.
                          sprechend höher ausfallen, wenn
                          den Mietenden Kosten oder
                          Umtriebe zur Demontage von Ein-       Der Maler kommt, das Regal muss weg. Aber wer bezahlt die Umtriebe?
                          richtungen entstehen. Dies ist
                          natürlich eine etwas gar theoreti-
                          sche Aussage. Denn in der Praxis
                          werden die Mietzinsreduktionen
                          wegen Unterhaltsarbeiten meis-
                          tens sehr pauschal – etwas salopp
                          gesagt: «über den Daumen
                          gepeilt» – festgelegt. Ich empfehle
                          Ihnen deshalb, bei der Diskussion
                          über die Höhe der Mietzinsre-
                          duktion auf allfällige Demontage-
                          kosten oder Umtriebe hinzu-
                          weisen.
                              Sollten Ihnen jedoch Kosten
                          entstehen, die über die Miet-
                          zinsreduktion hinausgehen,
                          kommt allenfalls Schadenersatz
                          in Frage. Diesen schuldet der Ver-
                          mieter jedoch nicht, wenn er
                          nachweist, dass ihn kein Ver-
                          schulden trifft. Rechtlich ist das
                          eine Knacknuss. Solche Fälle,
                          in denen sich die Frage nach Scha-
                                                                                                                                               Bild M+W

                          denersatz stellt, sind in der Pra-
                          xis aber sehr selten.

Mieten + Wohnen                      Juli 2018 Nr. 3                                                                                      17
Miettipp                              Text von Fabian Gloor

                                                                                                        Bild fotolia
So ein Mist, das ging daneben! Wenigstens macht ein Fehlschuss weniger Lärm als ein Volltreffer.

Mieten + Wohnen                       Juli 2018 Nr. 3                                              18
Im Fussball geht’s wieder um die Wurst.
Das kann Auswirkungen auf die Nachbarschaft
haben. M+W sagt, was WM und Mietrecht
miteinander zu tun haben.

                     Vertragen sich Fussball
                     und Mietrecht?

Noch bis zum 15. Juli herrscht in vielen           Liegenschaft. Diese stehen nicht einer       Vertragsklausel nur ausnahmsweise ver-
Haushalten Fussball-Fieber. Gehören                bestimmten Person zur alleinigen Nut-        bindlich. Denn ein Mietvertrag darf
auch Sie zu jenen, welche die Weltmeister-         zung zur Verfügung. Wie solche Areale        die Freiheit der Mieterinnen und Mieter
schaft am liebsten auf der eigenen                 genutzt werden dürfen, kann der Ver-         grundsätzlich nur einschränken, wenn es
Couch oder dem Balkon verfolgen? Daher             mieter selber festlegen. Und er darf die     einen sachlichen Grund dafür gibt.
sind nützliche Tipps für ein sorgen-               Einwilligung nur erteilen, wenn diese die    Zudem müssen die Einschränkungen ver-
freies Fussball-Vergnügen in den eigenen           Bedürfnisse aller Mieterinnen und Mieter     hältnismässig sein. Bei Liegenschaften,
vier Wänden angebracht. Im Grundsatz               berücksichtigt. Ein Recht auf eine WM-       die das Ortsbild prägen, könnte dies der
gilt: Auch wenn vorübergehend König                Party mit hauseigenem Public Viewing
Fussball regiert und sich fast alles nur           gibt es nicht. Das gilt grundsätzlich für       Torjubel ist ok, aber es braucht
noch ums runde Leder zu drehen scheint,            jegliche Festivitäten im gemeinschaftli-        auch Rücksichtnahme.
so gilt das Mietrecht weiterhin. Des-              chen Bereich einer Siedlung, auch jenseits
halb sollten Sie auch im WM-Fieber eini-           des Fussballs.                               Fall sein. Wer sich beispielsweise in einer
ge Regeln beachten.                                    Erlaubt Ihnen die Verwaltung Ihr Vor-    Wohnung im berühmten Einstein-Haus
    Gehören Sie zu jenen, die nicht nach           haben, dann können Sie sich nun ans          mitten in der Berner Altstadt einmie-
Russland gereist sind und die Public               Werk machen. Um echtes WM-Feeling zu         tet, muss ein Fahnenverbot auf dem Bal-
Viewings meiden? Organisieren Sie lieber           erzeugen, darf natürlich die passende        kon unter Umständen akzeptieren.
die ultimative Fussball-Party im haus-             Deko nicht fehlen. Landesfahnen eignen       Im normalen Wohnblock lässt sich ein
eigenen Innenhof, auf der Wiese hinter             sich hierzu besonders gut. Doch obacht       Fahnenverbot nicht rechtfertigen.
dem Haus oder auf der Gemeinschafts-               bei der Platzierung der Flagge: Am           Verbote nur um des Verbots willen sind
terrasse mit Leinwand und Barbecue?                Fenster und innerhalb des eigenen Bal-       nicht statthaft.
Dann wir raten wir Ihnen, dieses Vor-              kons geniessen Sie als Mieterin oder Mie-        Fussballfans hängen ihre Fahne gerne
haben vorgängig mit dem Vermieter ab-              ter volle Freiheit. Diese dürfen Sie nach    aussen ans Balkongeländer. Gewisse
zuklären. Denn dieser könnte Ihnen einen           Lust und Laune mit Fahnen dekorie-           Vermieter goutieren dies überhaupt nicht,
Strich durch die Rechnung machen und               ren. Auch Sonnenschirme in den schrill-      da das Recht des Mieters an der Balkon-
das Fussballfest verbieten. Sowohl der In-         sten Farben sind zulässig. Sollte Ihr        brüstung endet. Dies ist eine etwas
nenhof wie auch die Wiese hinter dem               Mietvertrag die Balkonnutzung stark reg-     gar enge Sicht. Es gehört zu den Persön-
Haus und die Dachterrasse gehören zu               lementieren und Ihnen das Aufhängen          lichkeitsrechten, aussen am Balkonge-
den gemeinschaftlichen Bereichen der               von Fahnen verbieten, so wäre eine solche    länder ein Bekenntnis zu seiner Lieblings-

Mieten + Wohnen                  Juli 2018 Nr. 3                                                                                         19
Fussballmannschaft abzulegen. Die per-                verständlich alles mit Augenmass. Ab 22    des Akzeptablen stellen rechtlich einen
sönliche Freiheit endet dagegen dort,                 Uhr gilt in der Regel Nachtruhe, und es    Mangel dar. Nützen alle Ermahnungen
wo jene eines anderen beginnt. Zum Bei-               ist nur noch sogenannte Zimmerlaut-        nichts, kann der Vermieter Ihnen im
spiel die persönliche Freiheit ihrer Nach-            stärke erlaubt. In Wirklichkeit wird der   schlimmsten Fall sogar kündigen – im
barn. Das tönt jetzt ein wenig abstrakt. In           Torjubel meistens geduldet. Begeisterung   Extremfall sogar ausserordentlich.
Bezug auf die Fahnen lässt sich dieser                wirkt bekanntlich ansteckend.              Dies allerdings nur, wenn selbst eine
Grundsatz aber einfach illustrieren: Ihre                 Zuzuschauen, wie 22 Athleten einem     schriftliche Abmahnung nichts nützt, und
Fahne darf dem Nachbarn im unteren                    Ball hinterherjagen, kann ganz schön       unter Einhaltung einer Frist von 30 Tagen
Stock nicht die Sicht verdecken. Andern-              hungrig machen. Eine deftige Wurst oder    auf Ende eines Monats. Mietende, die
falls würden Sie sein gutes Recht auf                 knackiges Grillgemüse schaffen Abhilfe     sich durch Lärm- und Geruchsimmissio-
eine ungestörte Sicht aus dem Fenster ver-            gegen das Loch im Bauch. Grillieren auf    nen gestört fühlen, können unter Um-
letzen.                                               dem Balkon ist grundsätzlich erlaubt.      ständen sogar Druck auf die Verwaltung
    Ein spannender Match ist eine emo-                Die Verwaltung kann es Ihnen nicht ein-    ausüben, indem sie den Mietzins amt-
tionale und nervenaufreibende An-                                                                lich hinterlegen, wenn diese nichts unter-
gelegenheit. Die Lieblingsmannschaft                     Kommunizieren Sie nicht                 nimmt. Ob er gegen übermässige
wird angefeuert, die einzelnen Aktionen                  mittels Rauchzeichen!                   Rauch- und Geruchsbelästigungen ein-
werden lautstark kommentiert. Bei                                                                schreitet, liegt folglich nicht gänzlich
einem Tor erreicht der Lautstärkepegel                fach in der Hausordnung oder im Miet-      im Belieben des Vermieters.
jeweils den Höhepunkt. Wie die Fussball-              vertrag verbieten. Solche Verbote müssen       Kommunizieren Sie deshalb nicht
profis auf dem Rasen müssen auch                      – wie bereits erwähnt – einen sach-        mittels Rauchzeichen mit Ihren Nach-
Sie einige Spielregeln einhalten. So sind             lichen Grund haben und verhältnismässig    barn. Suchen Sie stattdessen das
Sie trotz WM-Rausch Ihren Nachbarn                    sein. Ein generelles Grillverbot auf dem   persönliche Gespräch, wenn sich diese
gegenüber zur angemessenen Rücksicht-                 Balkon wäre dies nicht. Doch auch beim     durch Ihren Lärm und Rauch gestört
nahme verpflichtet. Doch was bedeutet                 Grillieren sind Sie wegen der Rauch-       fühlen sollten. Unter Umständen sind Ab-
dies im Einzelfall? Als Massstab gilt                 und Geruchsemissionen zur Rücksicht-       machungen sinnvoll: Zum Beispiel
grundsätzlich der gesunde Menschenver-                nahme ihren Nachbarn gegenüber ver-        nach 22 Uhr den Ton der Liveübertragung
stand. Sie dürfen in Ihrer Wohnung                    pflichtet. Verstossen Sie dagegen, kann    abzuschalten und nur einmal wöchentlich
ein normales Leben führen. Dazu gehört                und muss der Vermieter – wie der           zu grillieren. Toleranz und gegenseiti-
auch Feste zu feiern. Dass während                    Schiedsrichter im Fussballspiel – Ihnen    ger Respekt sind nicht nur der Schlüssel
eines Fussballmatchs ab und zu ein Tor-               die gelbe Karte zeigen resp. Sie ver-      für einen fairen Match, sondern auch für
jubel erklingt, ist normal. Aber selbst-              warnen. Denn Störungen über dem Mass       eine friedliche Nachbarschaft.

Bier, Wurst und Fussball machen gute Laune. Solange das Heimteam gewinnt.

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Mieten + Wohnen                     Juli 2018 Nr. 3                                                                                      20
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