LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt

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LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
Förderung der Städte

LEBENDIGE      STADT
    J O U R N A L
Kultur, Freizeit, Erlebnis

Runder Tisch:
Integration von
Flüchtlingen

Kongress 2016
in Düsseldorf:
Stadt als Marke

Förderprojekt:
Sport als Motor
für Quartiere

Münster macht
seine Bürger zu
Zukunftsakteuren

Blumen statt Beton:
Aktion bringt Grün
in graue Zonen

Ohne Barrieren:
Paralympics-Star
Kirsten Bruhn

                                                    32
LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
Lebendige Stadt

                                                                                                             Verleihung der „Silbernen Stiftungsnadel“: Kuratoriumsvorsitzender Alexander Otto (Mitte) ehrte auf der Frühjahrstagung in Frankfurt am Main Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (links) und den
                                                                                                             Vorstandsvorsitzenden des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dr. Michael Vesper, für zehn Jahre Engagement in der Stiftung „Lebendige Stadt“.

                                                                                                                                      Liebe Leserin, lieber Leser!
                                                                                                                                                                 „Das, was vor uns liegt, ist von erheb-             Welches Profil passt zu meiner Stadt?                lympics-Siegerin Kirsten Bruhn. Im
                                                                                                                                                                 lichem Ausmaß.“ Mit diesen Worten                   Welchen Marketingfaktor haben Kul-                   Interview mit dem Journal „Lebendi-
                                                                                                                                                                 umriss Detlef Scheele, Vorstand der                 tur, Sport und Wissenschaft? Und wie                 ge Stadt“ spricht sie außerdem über
                                                                                                                                                                 Bundesagentur für Arbeit, beim zwei-                schafft meine Stadt den Spagat zwi-                  ihre Vision von einer barrierefreien
                                                                                                                                                                 ten „Runden Tisch“ der Stiftung „Le-                schen Tourismus und „Eventisie-                      Gesellschaft und ihre neue Rolle als
                                                                                                                                                                 bendige Stadt“ die Herausforderung                  rung“? Mit diesen zentralen Fragen                   Sportkommentatorin bei den kom-
                                                                                                                                                                 der Flüchtlingsintegration. 34 Exper-               befasst sich der 16. internationale                  menden Paralympischen Spielen in
                                                                                                                                                                 ten suchten in Frankfurt am Main                    Stiftungskongress, zu dem die „Le-                   Rio (Seite 16).
                                                                                                                                                                 nach Wegen und Strategien zur Be-                   bendige Stadt“ am 15. September
                                                                                                                                                                 wältigung dieser Mammutaufgabe.                     2016 nach Düsseldorf in den Medien-                  In unserer Serie „Was macht eigent-
                                                                                                                                                                 Welche Anregungen und Ideen dabei                   hafen einlädt. Am Vorabend der Düs-                  lich…?“ schauen wir immer wieder
                                                                                                                                                                 herauskamen, erfahren Sie ab Seite 6.               seldorfer Konferenz verleiht die „Le-                nach, wie sich Förderprojekte der
                                                                                                                                                                                                                     bendige Stadt“, ebenfalls im Medien-                 Stiftung „Lebendige Stadt“ weiter-

    Fotos: Pierre Jacques (hemis/laif) / Thomas Lohnes (action press) / Kai Müllenhoff (kleines Titelbild)
                                                                                                                                                                 Wir können aus den Herausforderun-                  hafen, den Stiftungspreis 2016. Aus-                 entwickeln. In dieser Journalausgabe
                                                                                                                                                                 gen der Flüchtlingskrise eine Chance                gezeichnet wird „Die integrierende                   führen wir Sie nach Neunkirchen im
                                                                                                                                                                 machen – für mehr Vielfalt, neue Ta-                Sportstadt“. Alle Einzelheiten zum                   Saarland, wo im September 2000 die
                                                                                                                                                                 lente, mehr Flexibilität und mehr                   Kongress und zur Preisverleihung fin-                Illumination der Hochöfen ihre große
                                                                                                                                                                 Menschlichkeit. Davon ist Prof. Dr.                 den ab Seite 20.                                     Premiere feierte. Was sich seitdem
                                                                                                                                                                 Burkhard Schwenker, Chairman des                                                                         getan hat, lesen Sie ab Seite 32.
                                                                                                                                                                 Advisory Councils von Roland Berger,                Sport kann Brücken bauen und Men-
                                                                                                                                                                 überzeugt. Seine Denkanstöße zur                    schen zusammenbringen. Das sagt                      Außerdem stellen wir Ihnen in dieser
                                                                                                                                                                 erfolgreichen Flüchtlingsintegration                Alfons Hörmann, Präsident des Deut-                  Journalausgabe das ausgezeichnete
                                                                                                                                                                 finden Sie auf Seite 38.                            schen Olympischen Sportbundes                        Grünprojekt „Natur in graue Zonen“
                                                                                                                                                                                                                     (DOSB). Um diese Integrationskraft                   vor (Seite 25). Wir zeigen, wie sich in
                                                                                                                                                                 Auch in München lässt man sich ei-                  des Sports auch bei der Quartiersent-                Münster Bürger als Zukunftsakteure
                                                                                                             Links:                                              niges einfallen, um Flüchtlinge zu                  wicklung besser zu nutzen, starten                   für ein gutes Miteinander einsetzen
                                                                                                             Vertikaler Wald – „Bosco                            integrieren. Mit dem Konzept „Ge-                   die Stiftung „Lebendige Stadt“ und                   (Seite 28), warum Mini-Apartments
                                                                                                             Verticale“ in Mailand.                              meinsam wohnen und lernen“ wer-                     der DOSB noch in diesem Sommer                       in Metropolen immer beliebter wer-
                                                                                                             Großes Titelbild:
                                                                                                                                                                 den dort zum Beispiel gerade ehema-                 das Projekt „Sport bewegt Vielfalt –                 den (Seite 30) und welche Vorteile
                                                                                                             „Runder Tisch“ zur                                  lige Bürohäuser in ein Wohn- und                    Stadtentwicklung gemeinsam aktiv                     Häuser haben, die wie Bäume gestal-
                                                                                                             Flüchtlingsintegration                              Bildungsquartier umgebaut – für ein-                gestalten“. Mehr dazu lesen Sie auf                  tet sind (Seite 31).
                                                                                                             in Frankfurt am Main.                               heimische Azubis und junge Flücht-                  Seite 24.
                                                                                                             Kleines Titelbild:
                                                                                                                                                                 linge. Mehr Details zu diesem bei-                                                                       Und jetzt wünschen wir Ihnen viel
                                                                                                             Paralympics-Siegerin                                spielgebenden Projekt erfahren Sie                  Sport als Integrationsmotor – davon                  Freude mit dieser neuen Ausgabe
                                                                                                             Kirsten Bruhn.                                      auf Seite 26.                                       berichtet auch die dreifache Para-                   des Journals „Lebendige Stadt“.

2                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    3
LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
Lebendige Stadt

                                                                                                                                                                                                                      Inhalt

                                    Die Stiftung „Lebendige Stadt“                                                                                                                  Runder Tisch in Frankfurt:
                                                                                                                                                                                                                6                                           28
                                                                                                                                                                                                                                                            Bürger als Zukunftsakteure:

                                                                S T I F T U N G
                                                                                                                                                                                     Auf Einladung der Stiftung                                             In Münster werden beispiel-
                                                                                                                                                                                 „Lebendige Stadt“ diskutierten                                             hafte Ideen und Projekte
                                                                                                                                                                                      in der Mainmetropole 34                                               gesucht, die die westfälische

LEBENDIGE STADT
Stiftungsrat                                   Matthias Kohlbecker,                         Kuratorium                                                                            Experten über mögliche Wege                                               Universitätsstadt
                                               Kohlbecker Architekten & Ingenieure                                                                                                   zur Flüchtlingsintegration.                                            noch lebenswerter machen.
Vorsitzender:                                                                               Vorsitzender:
Dr. Hanspeter Georgi,
                                               Prof. Dr. Rainer P. Lademann,
                                                                                            Alexander Otto,
                                                                                                                                                 Impressum
                                               Geschäftsführer Dr. Lademann & Partner
Minister für Wirt­schaft                       Lutz Lienenkämper, MdL,                      Geschäftsführungs­vorsitzender ECE                Journal „Lebendige Stadt”
und Arbeit a.D. Saarland                       Parl. Geschäftsführer                        Stellvertretender Vorsitzender:                       Nr. 32/Juni 2016
Weitere Mitglieder:                            CDU-Landtagsfraktion NRW                     Wolfgang Tiefensee,                                     Herausgeber:
Dr. Gregor Bonin,                                                                           Minister für Wirtschaft, Wissenschaft            Stiftung „Lebendige Stadt”
                                               Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup,
                                                                                                                                                  Saseler Damm 39                                             16
Beigeordneter Mönchengladbach                  Staatssekretär für Bauen und Wohnen Berlin   und Digitale Gesellschaft Thüringen,
                                                                                                                                                   22395 Hamburg                                Ohne Barrieren:                                             30
Barbara Bosch,                                 Dr. Frank Mentrup,                           Bundesminister a.D.                                                                    Im Interview mit dem Journal                                             Einziehen und losleben:
Oberbürgermeisterin Reutlingen                                                                                                                      Redaktion:                      „Lebendige Stadt“ spricht die                                           Die Nachfrage nach städti-
                                               Oberbürgermeister Karlsruhe                  Weitere Mitglieder:                                 Ralf von der Heide
Kirsten Bruhn,                                                                                                                                                                   dreifache Paralympics-Siegerin                                             schen Mini-Apartments
                                               Ingrid Mössinger,                            Torsten Albig, MdL,                              (Chefredakteur, verantw.),           Kirsten Bruhn über ihre Vision                                            steigt weltweit – gefragt
Schwimmerin, Gold bei den                      Generaldirektorin                            Ministerpräsident Schleswig-Holstein        Andrea Peus (Stellv. Chefredakteurin)            von einer barrierefreien                                           sind innovative und
Paralympics 2004, 2008 und 2012                Kunstsammlungen Chemnitz                     Prof. Dr. Willi Alda,                             Autoren dieser Ausgabe:                               Gesellschaft.                                           bezahlbare Lösungen.
Rolf Buch,                                     Klaus-Peter Müller,                          Universität Stuttgart                                     Rando Aust
Vorstandsvorsitzender Vonovia                                                               Jan Bettink,                                (Vorstandsbevollmächtigter Stiftung
                                               Aufsichtsratsvorsitzender Commerzbank AG                                                           „Lebendige Stadt“),
Olaf Cunitz,                                   Aygül Özkan,                                 Vorstandsvorsitzender Berlin Hyp                 Prof. Dr. Michael Braungart
Bürgermeister Frankfurt am Main                Geschäftsführerin DB Kredit Service          Dr. Eva Lohse,                                     (Geschäftsführer EPEA),
Garrelt Duin,                                  Reinhard Paß,                                Oberbürgermeisterin Ludwigshafen,                    Dr. Hanspeter Georgi
Minister für Wirtschaft, Energie, Industrie,                                                Präsidentin Deutscher Städtetag                   (Stiftungsratsvorsitzender                                                                                    31
Mittelstand und Handwerk NRW
                                               Oberbürgermeister a.D. Essen
                                                                                            Hildegard Müller,
                                                                                                                                                  „Lebendige Stadt“),                                         20                                            Häuser wie Bäume:
                                               Burkhard Petzold,                                                                            Prof. Dr. Burkhard Schwenker               Stiftungskongress 2016:                                              Auf der diesjährigen
Dr. Susanne Eisenmann,                         Geschäftsführer F.A.Z. GmbH                  Vorstandsmitglied RWE                       (Chairman des Advisory Councils von      Unter dem Leitthema „Die Stadt                                             Architektur-Biennale in
Ministerin für Kultus, Jugend und Sport        Marcel Philipp,                              Dr. Dieter Salomon,                                     Roland Berger),                  als Marke“ veranstaltet die                                            Venedig präsentieren das
Baden-Württemberg                                                                           Oberbürgermeister Freiburg i.B.                      Bernadette Spinnen               Stiftung „Lebendige Stadt“ im                                             Forschungsinstitut EPEA
                                               Oberbürgermeister Aachen                                                                     (Leiterin Münster Marketing)              September ihre diesjährige                                            und Prof. Dr. Michael
Dr. Alexander Erdland,                         Matthias Platzeck,                           Prof. Dr. Wolfgang Schuster,                                                        Jahreskonferenz im Düsseldorfer                                             Braungart, wie die Zukunft von
Vorstandsvorsitzender Wüstenrot &                                                                                                                 Sitz der Redaktion:
                                               Ministerpräsident a.D. Brandenburg           Oberbürgermeister a.D. Stuttgart                                                                      Medienhafen.                                              Gebäuden aussehen kann.
                                                                                                                                                    Saseler Damm 39
Württembergische AG                            Frank Rausch,                                Dr. Michael Vesper,                                     22395 Hamburg
Arved Fuchs,                                   CEO Hermes Logistik Gruppe Deutschland       Vorstandsvorsitzender Deutscher                        Tel: 040/60876173
Polarforscher                                                                               Olympischer Sportbund                                 Fax: 040/60876187
                                               Henriette Reker,
                                                                                                                                          Internet: www.lebendige-stadt.de
Andreas Geisel,                                Oberbürgermeisterin Köln                                                                 E-Mail: redaktion@lebendige-stadt.de
Senator für Stadtentwicklung                   Jürgen Roters,                               Vorstand                                         Art Direction und Layout:                                        24
und Umwelt Berlin                              Oberbürgermeister a.D. Köln                                                                           Heike Roth
                                                                                            Vorsitzender:                                                                       Sport als Motor für Quartiere:
Thomas Geisel,                                 Dr. Thomas Schäfer, MdL,                     Dr. Andreas Mattner,                                      Druck:                         Die „Lebendige Stadt“ und                                              32
Oberbürgermeister Düsseldorf                   Finanzminister Hessen                                                                         Westdeutsche Verlags- und                der Deutsche Olympische                                               Feuerwerk aus Licht und Farbe:
                                                                                            Präsident ZIA Deutschland                                                           Sportbund möchten zeigen, wie
Dr. Monika Griefahn,                           Josef Schmid,                                                                                     Druckerei GmbH                                                                                             Die künstlerische Illumination
                                                                                            Weitere Mitglieder:                                Kurhessenstraße 4-6                  Kommunen gemeinsam mit                                                  der Hochöfen im saarländischen
Direktorin Umwelt und                          Zweiter Bürgermeister München                Michael Batz,                                    64546 Mörfelden-Walldorf              Vereinen den Sport zu einem                                              Neunkirchen zählte zu
Gesellschaft AIDA Cruises                      Bärbel Schomberg,                                                                                                                         festen Bestandteil der                                             den ersten Förderprojekten der
                                                                                            Theatermacher und Szenograf                               Auflage:
Dr. Herlind Gundelach, MdB,                    CEO und Gesellschafterin Schomberg & Co.                                                                                          Stadtplanung machen können.                                                Stiftung „Lebendige Stadt“.
                                                                                            Friederike Beyer,                                     20.000 Exemplare
Senatorin für Wissenschaft                     Real Estate Consulting                                                                       Das Journal „Lebendige Stadt”
                                                                                            Geschäftsführerin Beyer PR Event
und Forschung a.D. Hamburg                     Edwin Schwarz,                                                                                erscheint zweimal im Jahr.
                                                                                            Dr. h.c. Peter Harry Carstensen,
Hendrik Hering, MdL,                           Dezernent für Planen, Bauen, Wohnen und      Ministerpräsident a.D. Schleswig-Holstein
Staatsminister a.D. Rheinland-Pfalz            Grundbesitz a.D. Frankfurt/Main              Gerhard Fuchs,
Joachim Herrmann, MdL,                         Prof. Dr. Burkhard Schwenker,                Staatsrat für Stadtentwicklung
Bayerischer Staatsminister des Innern,         Chairman des Advisory Councils von           und Umwelt a.D. Hamburg                                                                                                                                         38
für Bau und Verkehr                            Roland Berger                                                                                                                                                                                                Chancen nutzen:
                                                                                            Robert Heinemann,
Dr. Eckart John von Freyend,                   Ullrich Sierau,                              Senior Director ECE
                                                                                                                                                                                                              25                                            Wie die Integration von
Aufsichtsratsvorsitzender                                                                                                                                                                    Blumen statt Beton:                                            Flüchtlingen gelingen kann –
                                               Oberbürgermeister Dortmund                   Wolfgang Kopitzsch,                                                                     Mit einfachen Mitteln mehr                                              Denkanstöße dazu liefert
Hamborner Reit AG                              Markus Ulbig, MdL,                                                                                                                    Grün in die Stadt bringen –                                            Prof. Dr. Schwenker,
                                                                                            Bezirksamtsleiter Hamburg-Nord a.D.,
Burkhard Jung,                                 Innenminister Sachsen                                                                                                                das ist das Ziel der Initiative                                         Chairman des Advisory
                                                                                            Polizeipräsident a.D.
Oberbürgermeister Leipzig                      Prof. Jörn Walter,                                                                                                                        „Natur in graue Zonen“.                                            Councils von Roland Berger.
                                                                                            Prof. Dr. Dittmar Machule,
Prof. Dr. Harald Kächele,                      Oberbaudirektor Hamburg                      Em. Professor HafenCity Universität                                                                                                3         Editorial
Bundesvorsitzender Deutsche Umwelthilfe        Prof. Götz W. Werner,                        Hamburg, Department Stadtplanung
Dr. Ulf Kämpfer,                               Gründer und Aufsichtsratsmitglied            Prof. h.c. Dr. h.c. Fritz Schramma,
Oberbürgermeister Kiel                         dm-drogerie markt
                                               Dr. Joachim Wieland,
                                                                                            Oberbürgermeister a.D. Köln                                                                                                        4         Stiftungsgremien
                                               CEO Aurelis Real Estate
                                                                                                                                                                                                              26
                                                                                                                                                                                Gemeinsam wohnen und lernen:                   4         Impressum
                                                                                                                                                                                 In München werden ehemalige
                                                                                                                                                                                       Bürohäuser in ein Wohn-
                                                                                                                                                                                   und Bildungsquartier für ein-
                                                                                                                                                                                           heimische Azubis und
                                                                                                                                                                                    junge Flüchtlinge umgebaut.                14 + 36   Stadtnachrichten

4                                                                                                                                                                                                                                                                                            5
LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
VON RALF VON DER HEIDE

    Runder Tisch zur Flüchtlingsintegration
    „Auf die Probe gestellt“
    Wie gelingt Städten und Kommunen die Integration von Flüchtlingen?
    Und wie lässt sich ausreichend Wohnraum für Flüchtlinge schaffen?
    Diese zentralen Fragen standen im Mittelpunkt des „Runden Tisches“, zu dem die

                                                                                     
    Stiftung „Lebendige Stadt“ Politiker, Kulturschaffende, Sportler, Stadtplaner,
    Unternehmer und Verwaltungsexperten nach Frankfurt am Main eingeladen hatte.

                                                                                     Foto: Thomas Lohnes (action press)
6                                                                                    7
LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
Dr. Michael Vesper, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes, und Aygül Özkan,
Auf dem Weg zum „Runden Tisch“ am Frankfurter Römerberg: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (links) und Detlef Scheele, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA).                        Geschäftsführerin DB Kreditservice.                                                                                        Abrahim Naeim, Vorstandsvorsitzender des Vereins „alma terra“.

                                                                                                       A
                                                                                                               lexander Otto, Kuratoriums-                  Detlef Scheele, Vorstand der Bun-
                                                                                                               vorsitzender der Stiftung „Le-               desagentur für Arbeit, die bevorste-
                                                                                                               bendige Stadt“, freut sich über              hende Integrationsaufgabe. Wichtig
                                                                                                        das Engagement vieler Bürger für                    sei es vor allem, die Flüchtlinge da-
                                                                                                        Flüchtlinge. Dennoch sei zu beobach-                von zu überzeugen, dass sich eine
                                                                                                        ten, dass vielerorts die Sorge wachse,              fünf- bis sechsjährige Ausbildung
                                                                                                        die Situation könne die Städte und                  lohne. Sprache sei die Eintrittskarte
                                                                                                        Kommunen überfordern. Daher sei                     für den Arbeitsmarkt, betonte Scheele.
                                                                                                        der Dialog zwischen Politik und Bür-
                                                                                                        gern so wichtig. „In der Lebendigen                 Miriam Koch, Flüchtlingsbeauftragte
                                                                                                        Stadt kommen unterschiedliche                       der Stadt Düsseldorf, lobte das große
                                                                                                        Sichtweisen und Anregungen zur Dis-                 Netzwerk an Unterstützern in der
                                                                                                        kussion, die die Teilnehmer für ihre                Landeshauptstadt von Nordrhein-

                                                                                                                                                            »
                                                                                                        Arbeit nutzen. Wir möchten Städte
                                                                                                        und Kommunen ermutigen, Runde
                                                                                                        Tische wie die Stiftung zu initiieren“,                 In Düsseldorf gibt es
                                                                                                        sagte Otto. Dies sorge nicht nur für                eine dezentrale Verteilung.
                                                                                                        ein besseres gegenseitiges Verständ-                Außerdem haben wir in
                                                                                                        nis, sondern könne auch wichtige                    der Bevölkerung ein großes
                                                                                                        Impulse geben – für das Handeln der
                                                                                                        Verwaltung genauso wie für die Un-                  Netzwerk an Unterstützern.
Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer (links) und Dr. Andreas Mattner, Vorstandsvorsitzender        terstützung der Bevölkerung vor Ort,                                                Miriam Koch     Nurhan Soykan, Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland, und Münchens
Stiftung „Lebendige Stadt“ und Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA).                                                                        (Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Düsseldorf)   Bürgermeister Josef Schmid.                                                                         Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender des Wohnungsunternehmens Vonovia.

                                                                                                        »
                                                                                                        so Otto weiter.

                                                                                                             Das, was vor uns liegt,                        Westfalen. Außerdem sei Düsseldorf
                                                                                                                                                            mit dem Konzept der dezentralen
                                                                                                        ist von erheblichem Ausmaß.                         Verteilung sehr erfolgreich. Für Ham-
                                                                                                        Sprache ist die Eintrittskarte                      burgs Flüchtlingskoordinator Anselm
                                                                                                        für den Arbeitsmarkt.                               Sprandel haben aber auch Großun-
                                                                                                        Wir müssen die Flüchtlinge                          terkünfte durchaus Vorteile: „In einer
                                                                                                        davon überzeugen, dass                              Situation des hohen Zuzugs brauchen
                                                                                                                                                            wir auch größere Flüchtlingssiedlun-
                                                                                                        sich eine fünf- bis sechsjäh-                       gen im Standard des sozialen Woh-
                                                                                                        rige Ausbildung lohnt.                              nungsbaus. Solche Bauten erleich-
                                                                                                                                     Detlef Scheele         tern den Schutzsuchenden das An-
                                                                                                                 (Vorstand Bundesagentur für Arbeit)        kommen und fördern die Integrati-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Fotos: Thomas Lohnes (action press)
                                                                                                                                                            on“, sagte Sprandel.
                                                                                                        Moderiert vom ehemaligen saar-
                                                                                                        ländischen      Wirtschaftsminister                 Auch nach Auffassung von Vonovia-
                                                                                                        Dr. Hanspeter Georgi, diskutierten am               Chef Rolf Buch ist das Wohnquartier
                                                                                                        „Runden Tisch“ in Frankfurt am Main                 der erste Schritt zur Integration. Des-
                                                                                                        insgesamt 34 Teilnehmer über die                    halb sei es wichtig, billiger zu bauen
                                                                                                        Themenkomplexe Integration und                      – mit Aufstocken, Nachverdichten
Moderator Dr. Hanspeter Georgi (rechts), ehemaliger Minister für Wirtschaft und Arbeit des              Wohnraum. „Das, was vor uns liegt,                  und standardisierten Typenhäusern
Saarlandes, und BA-Vorstand Detlef Scheele.                                                             ist von erheblichem Ausmaß“, umriss                 im Geschosswohnungsbau. Allerdings              Miriam Koch, Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Düsseldorf.                                           Prof. Dr. Burkhard Schwenker, Chairman des Advisory Councils von Roland Berger.

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LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
dürften keine neuen Problemviertel
in den Vorstädten entstehen, warnte
Buch, der mit Vonovia das größte
Wohnungsunternehmen in Deutsch-
                                                   »   Wir müssen Wege
                                                   suchen, auch ländliche
                                                   Regionen für Flüchtlinge
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Lebendige Stadt

land leitet.                                       attraktiver zu machen.

»
                                                   Dort kann Integration oft-
    Wir müssen billiger                            mals besser gelingen –
bauen – mit Aufstocken,                            etwa mit Patenschafts-
Nachverdichtung und                                programmen. Dafür muss
standardisierten Typenhäusern                      aber zunächst der Rechts-
im Geschosswohnungsbau.                            radikalismus in einigen
Das Wohnquartier ist der                           Gebieten bekämpft werden.
                                                                                  Nurhan Soykan
erste Schritt zur Integration.                        (Generalsekretärin Zentralrat der Muslime)
Es dürfen keine neuen
Problemviertel in den Vor-                         auch ländliche Regionen für Flücht-
städten entstehen.                                 linge attraktiver zu machen. „Dort
   Rolf Buch (Vorstandsvorsitzender Vonovia)       kann Integration oftmals besser ge-
                                                   lingen – etwa mit Patenschaftspro-
Es mache keinen Sinn, dauerhaft auf                grammen“, sagte Soykan. Dafür müs-
Provisorien zu setzen, bestätigte                  se aber zunächst der Rechtsradikalis-
Hamburgs Oberbaudirektor Prof. Jörn                mus in einigen Gebieten bekämpft
Walter. Stattdessen seien „feste                   werden.
Wohnungen“ erforderlich. Nach Ein-
schätzung von Dr. Andreas Mattner,                 Der Flüchtlingszustrom stelle Europa
Vorstandsvorsitzender der Stiftung                 auf die Probe, glaubt Flüchtlingshel-
„Lebendige Stadt“ und Präsident von                fer Abrahim Naeim. „Es wäre klug, die
ZIA Deutschland, stoßen die Erleich-               Schätze, die in Deutschland liegen,
terungen für temporäre, massive                    für die Integration zu nutzen", sagte
Flüchtlingsunterbringungen in der                  der gebürtige Afghane, der den Ver-
Praxis auf Probleme. „Wir müssen                   ein „alma terra“ (segenspendende
daher jetzt für Deutschland generell               Erde) gegründet hat, der sogenannte
den Wohnungsbau ankurbeln und auf                  Glücksoasen errichtet – Spiel- und
weitere Regulierungen verzichten“,                 Sportplätze für Kinder in Krisenge-
forderte Mattner. Der Beschluss der                bieten und benachteiligten Regionen

                                                   »
Bauministerkonferenz, die geplante                 der Welt.
Verschärfung der Energieeinspa-
rungsverordnung vorerst zu stoppen,                    Europa wird auf
sei daher ein wichtiger Schritt in die             die Probe gestellt. Es wäre
richtige Richtung. Auf gutem Weg
seien Vorbereitungen zur Novellie-
                                                   klug, die Schätze, die in
rung der Baunutzungsverordnung mit                 Deutschland liegen, für die
dem Ziel, die Städte dichter zu bauen              Integration zu nutzen.
und eine Sonderabschreibung für den                       Abrahim Naeim (Flüchtlingshelfer und
Mietwohnungsbau für einen Zeit-                           Vorstandsvorsitzender Alma Terra e.V.)
raum von drei Jahren einzuführen, so
Mattner.                                           Auch Prof. Dr. Burkhard Schwenker,                    Nach der Begrüßung
                                                   Chairman des Advisory Councils von                    auf dem Römerberg
Nurhan Soykan, Generalsekretärin                   Roland Berger, sieht in dem Zustrom                   (Bild Seite 6/7) tagte
                                                                                                         der „Runde Tisch“
des Zentralrats der Muslime, sprach                von Flüchtlingen eine Chance (siehe                   im Haus am Dom.
sich dafür aus, Wege zu suchen, um                 auch Seite 38 in diesem Journal).

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Fotos: Thomas Lohnes (action press)
Von links: Lutz Lienenkämper, Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion in NRW, Dr. Jürgen Gehb, Vorstandssprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, und Dr. Joachim Wieland,
CEO der Aurelis Real Estate.                                                                                                                                                                             Hamburgs Flüchtlingskoordinator Anselm Sprandel (links) und Prof. Dr. Willi Alda von der Universität Stuttgart.

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LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
Lichtkünstler und Theatermacher Michael Batz (links) und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung.

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Von links: Prof. Dr. Dittmar Machule, emeritierter Professor der HafenCity Universität Hamburg, Robert Heinemann, Senior Director ECE, und Prof. Dr. Willi Alda von der Universität Stuttgart.

                                                                                                                 Für eine erfolgreiche                            „die Flüchtlinge zu beheimaten“, so
                                                                                                            Integration brauchen wir                              Jung.
                                                                                                            Kulturvermittler, Mentoren,
                                                                                                            Paten und eine größere Fle-                           Stiftungsengagement
                                                                                                                                                                  für Flüchtlinge
                                                                                                            xibilität bei der Ausbildung.
                                                                                                                 Prof. Dr. Burkhard Schwenker (Chairman           Bei der Stiftung „Lebendige Stadt“
                                                                                                                des Advisory Councils von Roland Berger)
                                                                                                                                                                  steht das Flüchtlingsthema in diesem
                                                                                                                                                                  Jahr an erster Stelle der Agenda. So
                                                                                                            Schwenker betonte allerdings: „Für                    hat die Stiftung gerade gemeinsam
                                                                                                            eine erfolgreiche Integration brau-                   mit dem Deutschen Olympischen
                                                                                                            chen wir Kulturvermittler, Mentoren,                  Sportbund einen Wettbewerb ausge-
                                                                                                            Paten und eine größere Flexibilität                   lobt, mit dem die „integrierende
                                                                                                            bei der Ausbildung.“ Die ehemalige                    Sportstadt“ ausgezeichnet wird. Ge-
                                                                                                            niedersächsische Sozialministerin                     sucht werden Sportkonzepte von
                                                                                                            Aygül Özkan unterstrich in diesem                     Städten und Sportvereinen, die zur
                                                                                                            Zusammenhang, wie wichtig es sei,                     Integration von Flüchtlingen beitra-
                                                                                                            Aufklärungsarbeit zu leisten, „weil                   gen und das gesellschaftliche Mitein-
                                                                                                            viele der Menschen unser Schul- und                   ander fördern. Zudem unterstützt die                                                                                                                                                                Dr. Eckart John von Freyend,
                                                                                                            Ausbildungssystem nicht kennen“.                      Stiftung „Lebendige Stadt“ die Studie      Hamburgs Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter und die dreifache Paralympics-Gewinnerin Kirsten Bruhn.                                                       Aufsichtsratsvorsitzender der Hamborner Reit AG.

                                                                                                            »
                                                                                                                                                                  „München ist bunt“, mit der unter der
Wolfgang Kopitzsch, ehemaliger Bezirksamtsleiter Hamburg-Nord und Polizeipräsident a.D.                                                                           Leitung der Copenhagen Business
                                                                                                                Der Sport ist eines der                           School die Auswirkungen der ge-
                                                                                                            besten Integrationsinstru-                            flüchteten Menschen auf die Stadt          Aufsichtsrats Hamborner Reit AG),
                                                                                                            mente, die wir haben. Für                             München analysiert werden.                 Prof. Dr. Harald Kächele (Bundesvor-
                                                                                                            Sport brauchen wir keinen                                                                        sitzender Deutsche Umwelthilfe),
                                                                                                            Sprachkurs – da kann man                              Weitere Informationen zum Frank-           Wolfgang Kopitzsch (Bezirksamtslei-
                                                                                                                                                                  furter „Runden Tisch“ sind im Inter-       ter Hamburg-Nord a.D., Polizeipräsi-
                                                                                                            sofort loslegen.                                      net unter www.lebendige-stadt.de           dent a.D.), Lutz Lienenkämper (Parl.
                                                                                                                Dr. Michael Vesper (Vorstandsvorsitzender
                                                                                                                       Deutscher Olympischer Sportbund)
                                                                                                                                                                  zusammengestellt. Zu den 34 Teil-          Geschäftsführer CDU-Landtagsfrak-
                                                                                                                                                                  nehmern des „Runden Tisches“ zähl-         tion NRW), Prof. Dr. Dittmar Machu-
                                                                                                                                                                  ten außerdem: Torsten Albig (Minis-        le (Em. Professor HafenCity Univer-
                                                                                                            Einen weiteren Aspekt brachte der                     terpräsident Schleswig-Holstein),          sität Hamburg), Reinhard Paß (Ober-
                                                                                                            Vorstandsvorsitzende des Deutschen                    Prof. Dr. Willi Alda (Universität Stutt-   bürgermeister a.D. Essen), Jürgen
                                                                                                            Olympischen Sportbundes, Dr. Mi-                      gart), Michael Batz (Theatermacher         Roters (Oberbürgermeister a.D.
                                                                                                            chael Vesper, in die Diskussion ein:                  und Szenograf), Kirsten Bruhn (Leis-       Köln), Dr. Thomas Schäfer (Hessi-

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Fotos: Thomas Lohnes (action press)
                                                                                                            „Der Sport ist eines der besten Inte-                 tungsschwimmerin, Paralympisches           scher Finanzminister), Josef Schmid
                                                                                                            grationsinstrumente, die wir haben.                   Gold 2004, 2008 und 2012), Olaf            (Bürgermeister München), Bärbel
                                                                                                            Für Sport brauchen wir keinen                         Cunitz (Bürgermeister Frankfurt am         Schomberg (CEO Schomberg & Co
                                                                                                            Sprachkurs – da kann man sofort                       Main), Gerhard Fuchs (Staatsrat a.D.       Real Estate), Prof. h.c. Dr. h.c. Fritz
                                                                                                            loslegen.“ Leipzigs Oberbürgermeister                 Hamburg), Dr. Jürgen Gehb (Vor-            Schramma (Oberbürgermeister a.D.
                                                                                                            Burkhard Jung würdigte die Arbeit                     standssprecher Bundesanstalt für Im-       Köln), Edwin Schwarz (Wirtschafts-
                                                                                                            und das Engagement der vielen Eh-                     mobilienaufgaben), Robert Heine-           und Planungsdezernent a.D. Frank-
Reinhard Paß, ehemaliger Oberbürgermeister von Essen, und Abrahim Naeim, Vorstandsvorsitzender              renamtlichen. Nur unter Beteiligung                   mann (Senior Director ECE), Dr. Eckart     furt am Main) und Dr. Joachim Wie-
des Vereins „alma terra“.                                                                                   der Zivilgesellschaft sei es möglich,                 John von Freyend (Vorsitzender des         land (CEO Aurelis Real Estate).                    Prof. Dr. Harald Kächele (links), Bundesvorsitzender der Deutschen Umwelthilfe, und Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Jürgen Roters.

12                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                13
LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
Lebendige Stadt

                                                                                                                                               Das Ziel heißt „Zero
                                                                                                                                               Waste“: Die kalifornische
                                                                                                                                               Metropole San Francisco
                                                                                                                                               strebt bis 2020
                                                                                                                                               eine Recyclingquote von
                                                                                                                                               100 Prozent an.
                                                                                                                                                                           Die Kunst ist zurück: Nach 17 Monaten Bauzeit erstrahlt die Hamburger Kunsthalle in neuem Glanz.

     Stadtnachrichten
     San Francisco                             müll-Tonne entsorgten Abfalls recy-      Neue Schulhöfe in Berlin,               der Stiftungs-Homepage anmelden:             Gründungsbau von 1869 und der
     will abfallfrei werden                    celt werden. Ist dieses Ziel erreicht,   Bad Doberan und Wiesbaden               www.lebendige-stadt.de.                      neoklassizistische Erweiterungsbau
     In San Francisco geht die 2002 ange-      müssten nur noch zehn Prozent des        Die Stiftung „Lebendige Stadt“ und                                                   von 1919 wurden in 17-monatiger
     stoßene Initiative „Zero Waste“ auf       Mülls tatsächlich auf die Deponie.       die Deutsche Umwelthilfe (DUH) för-     Wolfsburg –                                  Bauzeit dank einer Spende der
     die finale Etappe: Bis 2020 strebt die    Weitere Schritte plant der Gesetzge-     dern bundesweit die Neugestaltung       eine Stadt als Weltlabor                     „Dorit und Alexander Otto Stiftung“
     kalifornische Metropole eine Recy-        ber: Er soll, wenn möglich in ganz       von drei Schulhöfen. Über jeweils       Was ist eine Stadt und was macht sie         modernisiert. Zentrales Element ist

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Fotos: picture alliance (Lukas Schulze) / Hamburger Abendblatt (Klaus Bodig) / hemis.fr (Bertrand Rieger)
     clingquote von 100 Prozent an. Schon      Kalifornien, ein sogenanntes „Produ-     20.000 Euro freuen sich die Schüler     aus? Dieser Frage geht das Kunstmu-          die Wiederbelebung des histori-
     jetzt gehen 80 Prozent des Mülls in       cer Responsibility System“ einführen.    der Buchenbergschule in Bad Do-         seum Wolfsburg nach. Es präsentiert          schen Haupteingangs im Grün-
     die Wiederverwertung. Sämtliche or-       Dabei müssen Hersteller das Recy-        beran, der Hans-Fallada-Schule in       bis zum 11. September 2016 die Aus-          dungsbau. Im Zuge der Arbeiten
     ganischen Materialien werden kom-         cling in ihren gesamten Produktions-     Berlin und der Friedrich-Ludwig-        stellung „Wolfsburg Unlimited. Eine          wurden das Foyer und das seit 1919
     postiert und als Dünger verkauft.         prozess einbauen.                        Jahn-Schule in Wiesbaden. Die „Le-      Stadt als Weltlabor“. Sieben Großpro-        ungenutzte Treppenhaus hell und
     Auch für die Baubranche gilt, dass                                                 bendige Stadt“ und die DUH beglei-      jekte internationaler Künstler ver-          modern umgestaltet. Auch die
     ausschließlich recycelte Materialien      282 Teilnehmer bewerben                  ten die Schulen bei der Neugestal-      wandeln das gesamte Kunstmuseum              Sammlungsbereiche für Kunst aus
     für die Straßendecken verwendet           sich um Stiftungspreis                   tung bis zum Sommer 2017. Insge-        in eine riesige Ausstellungsfläche und       allen Epochen wurden rundum mo-
     werden. Außerdem untersagte San           In diesem Jahr sind 282 Bewerber         samt hatten sich 550 Schulen mit        beleuchten die Geschichte Wolfs-             dernisiert und um circa 500 Qua-
     Francisco den Verkauf von kleinen         dem Aufruf der „Lebendigen Stadt“        ihren Ideen und Konzepten bewor-        burgs: von der Zeit als „Stadt des           dratmeter Ausstellungsfläche er-
     Plastikflaschen sowie die Ausgabe         gefolgt und haben sich um den Stif-      ben. Die Bundesinitiative „deinSchul-   KdF-Wagens“ Ende der 1930er Jahre            weitert. Zudem ist mit dem Wer-
     kostenloser Plastiktüten in Geschäf-      tungspreis zum Thema „Die integrie-      hof“ hat ein Gesamtvolumen von          bis hin zur Event-City der Gegenwart         ner-Otto-Saal ein neuer Veranstal-
     ten. Als größte Hürde aber erweisen       rende Sportstadt“ beworben. Über die     rund 250.000 Euro und steht unter       mit Autostadt und Science Center             tungsort entstanden. Ein fast 150
     sich die restlichen 20 Prozent auf der    Wettbewerbssieger entscheidet eine       der Schirmherrschaft von Bundesmi-      „phæno“. Ein Highlight der Ausstel-          Jahre altes, denkmalgeschütztes
     Zielgeraden. Dazu zählen unter ande-      Fachjury unter Leitung des Architek-     nisterin Dr. Barbara Hendricks.         lung ist das Autokino „Midwest“ zwi-         Museum zu sanieren und zu moder-
     rem Wegwerfwindeln. Diese Art des         ten Kaspar Kraemer. Verliehen wird                                               schen meterhohen Hafencontainern             nisieren, sei vergleichbar mit der
     Abfalls lasse sich nicht recyceln, des-   die mit 15.000 Euro dotierte Aus-        Newsletter informiert                   des Künstlers Julian Rosefeldt.              behutsamen Restaurierung eines
     halb müsse man zum Einsatz von            zeichnung am 14. September 2016,         über Stiftungsthemen                                                                 alten Kunstwerks, so Alexander
     wiederverwertbaren Windeln kom-           am Vorabend der diesjährigen Stif-       Kongresse, Fachtagungen, Förderpro-     Hamburger Kunsthalle:                        Otto. „Uns war wichtig, die Kunst-
     men, sagt Robert Reed von der Firma       tungskonferenz „Die Stadt als Mar-       jekte und Wettbewerbe – ein kosten-     Meisterwerke in neuem Licht                  halle in puncto Attraktivität, Besu-
     Recology. Derzeit arbeiten Recology       ke“, im Hyatt Regency im Düsseldor-      freier Online-Newsletter informiert     Nach umfangreicher Modernisie-               cherfreundlichkeit und Energieeffi-
     und die Stadtverwaltung an einer          fer Medienhafen (dazu auch der Be-       über alles Wissenswerte rund um die     rung ist die Hamburger Kunsthalle            zienz fit für die Zukunft zu machen
     besseren Aufklärung der Bürger: Wie       richt ab Seite 20).                      Stiftung „Lebendige Stadt“. Interes-    Ende April mit einem großen Fest             und ihr damit zu der Strahlkraft zu
     sich herausstellte, könnte die Hälfte                                              sierte können sich für den Service      unter dem Motto „Die Kunst ist               verhelfen, die sie verdient“, so Otto               Eröffnung der modernisierten Hamburger Kunsthalle: (von links) Alexander und Dorit Otto, Hamburgs
     des von den Menschen in die Rest-                                                  schnell und bequem im Internet auf      zurück“ wiedereröffnet worden. Der           weiter.                                             Erster Bürgermeister Olaf Scholz und Prof. Dr. Hubertus Gaßner, Direktor der Kunsthalle.

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LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
„Barrierefreiheit leben und verstehen“
                 Sie ist eine Ausnahmesportlerin. Querschnittsgelähmt seit einem
                 Motorradunfall 1991, zählt die dreifache Paralympics-Siegerin Kirsten
                 Bruhn zu den schnellsten Handicap-Schwimmerinnen der Welt.
                 Im Interview mit dem Journal „Lebendige Stadt“ spricht die 46-Jährige
                 über ihr Engagement für eine barrierefreie Gesellschaft,

                                                                             
                 über das Gefühl der Leichtigkeit und über ihre neue Rolle als
                 Sportkommentatorin bei den kommenden Paralympics in Rio.

                                                                                          Foto: Kai Müllenhoff
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LEBENDIGE STADT - Stiftung Lebendige Stadt
Vita
                                                                                                                                                                                                               Kirsten Bruhn wurde 1969
                                                                                                                                                                                                               in Eutin geboren. Nach
                                                                                                                                                                                                               ihrem Unfall 1991 und
                                                                                                                                                                                                               einem langen Klinikaufent-
                                                                                                                                                                                                               halt absolvierte sie eine
                                                                                                                                                                                                               Ausbildung zur Sozialversi-
                                                                                                                                                                                                               cherungsangestellten und
                                                                                                                                                                                                               wandte sich erneut dem
                                                                                                                                                                                                               Schwimmsport zu. Als
                                                                                                                                                                                                               Leistungsschwimmerin
                                                                                                                                                                                                               sammelte sie unzählige Titel
                                                                                                                                                                                                               auf nationaler Ebene, feierte
                                                                                                                                                                                                               sechs Weltmeister- und acht
                                                                                                                                                                                                               Europameistererfolge und
                                                                                                                                                                                                               gewann drei Gold-, vier
                                                                                                                                                                                                               Silber- und Bronze-Medail-
                                                                                                                                                                                                               len bei den Paralympics in
                                                                                                                                                                                                               Athen, Peking und London.                                                                                     Jubel in London:
                                                                                                                                                                                                               Mehrfach wurde sie deut-                                                                                      Bei den Paralympics
                                                                                                                                                                                                               sche Behindertensportlerin                                                                                    2012 gewann
                                                                                                                                                                                                               des Jahres, erhielt 2012 den                                                                                  Kirsten Bruhn
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Gold über
                                                                                                                                                                                                               Bambi und dreimal das                                                                                         100 Meter Brust.
                                                                                                                                                                                                               Silberne Lorbeerblatt. 2014
                                                                                                                                                                                                               beendete Kirsten Bruhn ihre                  system und in den Unterrichtsplan         besser, du musst dranbleiben – dar-
                                                                                                                                                                                                               Sportkarriere und arbeitet                   integriert. Und ich hoffe, dass er bald   auf kommt es an. Ich glaube, es ist
                                                                                                                                                                                                               seitdem für das Unfallkran-                  flächendeckend, also bundesweit, in       ganz wichtig wertzuschätzen, was da
                                                                                                                                                                                                               kenhaus Berlin, hält Impuls-                 den Schulen gezeigt wird. Denn ein        noch geht. Das zu trainieren, statt
                                                                                                                                                                                                               und Motivationsvorträge                      selbstverständliches Miteinander von      sich immer nur auf das zu fokussie-
                                                                                                                                                                                                               und macht sich als Bot-                      Menschen mit und ohne Behinderung         ren, was nicht mehr geht. Und jeden
                                                                                                                                                                                                               schafterin und in verschie-                  kann ja nur funktionieren, wenn es        Tag auch immer ein bisschen lachen,
                                                                                                                                                                                                               denen Stiftungen stark. Sie                  als normal gelebt wird – und das          damit ein wenig Leichtigkeit ins Le-
                                                                                                                                                                                                               ist Mitglied im Stiftungsrat                 kann meiner Meinung nach gar nicht        ben kommt.
                                                                                                                                                                                                               der „Lebendigen Stadt“. Kirs-                früh genug beginnen.
                                                                                                                                                                                                               ten Bruhn lebt in Berlin.                                                              Das würde sicherlich
                                                                                                                                                                                                                                                            Sehen Sie hier auch die Städte            uns allen guttun.
                                                                                                                                                                                                                                                            in der Pflicht?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Ich wusste nie, wie wichtig Leichtig-
                                                                                                                                                                                                                                                            Inklusion ist ein absolutes Muss. Da      keit ist. Seitdem ich im Rollstuhl sit-
                                                                                                                                                                                                                                                            gibt es kein Entweder-oder. Kinder        ze, verstehe ich sehr wohl, dass mein
                                                                                                                                                                                                                                                            mit und ohne Behinderung müssen           Leben alles andere als leicht ist. Und
„Lebendige Stadt“: Frau Bruhn, Sie       Stadt“. Welche Themen möchten           In jedem Gremium müssen Menschen       Was kann der Sport für die                    Schlangen an den Supermarktkassen.         haben Geschwister. Und sie haben           gemeinsam in der Schule lernen. Es        zwar im Sinne von schnell oder spon-
engagieren sich für die gleichberech-    Sie in den Fokus rücken?                mit und ohne Behinderung vertreten     Inklusion leisten?                            Da stellt man sich hinten an. Das sind     Ziele, die sie hartnäckig, diszipliniert   muss in unseren Städten auf jeden         tan. Spontanität ist mir von einem
tigte Teilhabe behinderter Menschen.                                             sein – genauso wie Angehörige ver-                                                   ungeschriebene Gesetze. Und die            und kontinuierlich verfolgen. Im           Fall eine Pflicht sein, dass behinderte   auf den anderen Tag genommen wor-
Wo stehen wir in Deutschland in          Ganz wichtig ist für mich die Barrie-   schiedener Religionen. Dabei darf es   Ich glaube, der Sport kann dieses             sollte es auch für den unverkrampf-        Grunde genommen zeigt dieser Film          Kinder genauso beschult, gefördert        den. Ich muss meine Tage genau
puncto Integration und Inklusion?        refreiheit. Und zwar nicht allein für   nicht nur um eine Quote gehen, mit     Unbekannte im Umgang mit Behin-               ten Umgang mit anderen Kulturen,           ganz einfach das Leben. Und ich            und integriert werden wie alle ande-      planen und organisieren. Das macht
                                         Gehbehinderte oder Rollifahrer, son-    der man sich rühmt, sondern man        derung auf eine ganz natürliche,              Religionen, mit Menschen mit und           glaube, er nimmt den Menschen so           ren. Das gilt auch für Kindergärten.      das Leben natürlich ein bisschen trä-
Kirsten Bruhn: Ich glaube, in der        dern auch für kognitiv beeinträchtig-   muss ihnen auch Gehör schenken. Es     spielerische Art und Weise in Norma-          ohne Behinderung geben. Hier kann          ein bisschen das Verkrampfte und die       Es braucht länger, es ist anders, aber    ger. Aber auch daran kann und muss
Theorie sind wir ganz weit vorne. Und    te Menschen – Sehbehinderte und         braucht Zeit. Es braucht Geduld. Und   lität verwandeln. Im Sport gibt es            der Sport auf eine ganz tolle Art und      Hemmungen. Denn wir alle haben             es geht. Es muss. Da gibt es keine        man sich gewöhnen.
das ist genau unser Problem. Wir         Hörgeschädigte. Zum Beispiel müs-       es braucht vor allen Dingen Ver-       Regeln, die für alle gelten und an die        Weise vermitteln. Wenn wir von die-        nun mal nicht täglich Menschen im          Wahlfreiheit.
kriegen es einfach nicht umgesetzt.      sen beleuchtete und akustische Weg-     ständnis. Da habe ich so manches       sich auch alle halten. Solche Regeln          sem normalen Miteinander ein biss-         Rollstuhl um uns herum – oder Men-                                                   Im September werden wir Sie bei den
Etwa im Bereich der öffentlichen         weiser in öffentlichen Gebäuden zur     Mal das Gefühl, dass sich da viele     haben wir letztlich ja auch im Alltag.        chen in den Alltag reinkriegen, dann       schen mit einer Beinprothese oder          Wie haben Sie es geschafft,               Paralympics in Rio nicht als aktive
Verkehrsmittel sind die Möglichkei-      Normalität werden. Eine für jeder-      einfach noch sträuben.                 Ich denke da zum Beispiel an die              haben wir schon einen ganz, ganz           Blinde oder Hörgeschädigte oder            sich nach Ihrem Unfall zurück             Sportlerin erleben, sondern als TV-
ten und Techniken alle vorhanden.        mann leicht verständliche Sprache ist                                                                                        großen Schritt getan.                      geistig Behinderte. Meist wissen wir       ins Leben zu kämpfen?                     Kommentatorin. Wie kam es dazu?
Aber was nutzt uns die Technik, wenn     wichtig. So muss unsere Welt funk-                                                                                                                                      nicht, wie wir uns verhalten sollen,
keiner sie anzuwenden versteht. Für      tionieren. Wenn es vor einem Ein-                                                                                            Wie lässt sich dieses normale              und sind deshalb unsicher und ver-         Ganz, ganz wichtig sind meine Eltern      Ich glaube, man hat mich damals zu
mich ist es beispielsweise jedes Mal     gang eine Rampe und eine Treppe                                                                                              Miteinander vermitteln?                    krampft. Dieser Film transportiert auf     gewesen, und das werden sie auch          meiner aktiven Zeit schon immer sehr
ein Abenteuer, ins Flugzeug zu stei-     gibt, nutzen 90 Prozent der Men-                                                                                                                                        ganz tolle Art, dass man einfach ganz      immer bleiben. Sie haben mich immer       genau dabei beobachtet, wie ich den
gen, weil ich nicht weiß, was mich       schen die Rampe – auch Fußgänger.                                                                                            Einen wundervollen Beitrag hierzu          normal sein muss.                          wieder ermutigt, auch Kleinigkeiten       Sport und die paralympische Idee

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Fotos: picture alliance (2) / Thomas Lohnes (action press)
erwartet. Klappt es, oder klappt es      Darüber gibt es Studien. Ich frage                                                                                           leistet der Dokumentarfilm „Gold –                                                    wertzuschätzen und Fortschritte           kommuniziere. Auf jeden Fall kam die
nicht? Kommt der Rolli mit? Kommt        mich, warum es eigentlich noch Trep-                                                                                         Du kannst mehr als Du denkst“. Er          Der Film ist auch Teil Ihrer Arbeit?       wahrzunehmen. Wenn wir nicht in           ARD nach den Spielen in London vor
er heil an, oder bricht beim Transport   pen gibt. Oft fehlt es einfach an                                                                                            erzählt die Lebensgeschichte von                                                      Quantensprüngen arbeiten, dann            vier Jahren auf mich zu und hat mich
wieder irgendetwas ab? Was fehlt, ist    Weitsicht und Verständnis. Ich glau-                                                                                         Henry Wanyoike, einem blinden Ma-          Seit 2012 bin ich als Botschafterin        ignorieren wir diese Fortschritte und     gefragt, ob ich mir vorstellen kann,
das Verständnis dafür, dass der Roll-    be, es ist wichtig, Barrierefreiheit                                                                                         rathonläufer aus Kenia, von Kurt           für Reha und Sport beim Unfallkran-        wertschätzen sie nicht. Nach dem          als Kommentatorin zu arbeiten.
stuhl jemandem die Beine ersetzt.        wirklich zu leben und auch zu verste-                                                                                        Fearnley, einem australischen Renn-        kenhaus Berlin tätig. Ich liebe es sehr,   Unfall habe ich lange gebraucht, um       Letztlich geht es darum, den Gedan-
Deshalb denke ich, es ist höchste        hen. Deshalb habe ich die ganz große                                                                                         rollstuhlfahrer, – und von mir. Die        der Jugend an den Schulen ein Vor-         mit meiner Behinderung einigerma-         ken der Paralympics mit einfachen
Zeit, nicht nur zu reden und zu disku-   Hoffnung, hier mit Beharrlichkeit und                                                                                        Botschaft des Films ist, dass sich         bild zu geben. Der Film ist dabei ein      ßen klarzukommen. Dann habe ich           Worten attraktiv zu vermitteln. Das
tieren, sondern wirklich praktisch zu    Druck etwas nach vorne pushen zu                                                                                             Menschen mit und ohne Handicap in          ganz toller und unkomplizierter Tür-       zum Glück die Kurve bekommen. Das         mache ich natürlich gerne und bin
handeln.                                 können.                                                                                                                      nichts voneinander unterscheiden.          öffner. Darüber hinaus ist „Gold“ in-      heißt nicht, dass ich nicht jeden Tag     dankbar, aufgeregt und sehr, sehr
                                                                                                                                        Das Interview mit Kirsten
                                                                                                                                        Bruhn führte Ralf von der
                                                                                                                                                                      Wie alle anderen auch haben sie            zwischen auch in den Schulen in            damit hadere. Nicht jeder Tag ist gut.    stolz, dass ich als Botschafterin der
Seit vorigem Jahr engagieren Sie sich    Was können Städte tun,                                                                         Heide, Chefredakteur des      Sorgen und Träume. Sie haben Lie-          Hamburg, Bremen und Hannover ab            Nicht jeden Tag scheint die Sonne.        paralympischen Spiele in Rio dabei
im Stiftungsrat der „Lebendigen          um Inklusion zu fördern?                                                                       Journals „Lebendige Stadt“.   beskummer. Sie haben Eltern. Sie           der vierten Klasse fest im Schul-          Aber zu wissen, es geht auch wieder       sein darf.
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Lebendige Stadt

                                                                                                                                                                                                                       Fotos: Heinz Wohner (LOOK-foto) / Wilfried Wirth (imageBROKER / OKAPIA) / Anna-Lena Ehlers
Veranstaltungsort für den Kongress 2016: Das Hotel Hyatt Regency im Düsseldorfer Medienhafen.                                                                                                                                                                                                                       Auf dem ehemaligen Hafengelände direkt am Rhein ist ein hochattraktives Stadtquartier entstanden.

                                                   VON RALF VON DER HEIDE

                       Kongress 2016: Die Stadt als Marke
                                                   Welches Profil passt zu meiner Stadt? Welchen Marketingfaktor haben Kultur, Sport
                                                   und Wissenschaft? Und wie schafft meine Stadt den Spagat zwischen Tourismus                                                  desliga-Manager Reiner Calmund,                                                                                                     Stadt“ durch das Konferenzpro-                     700 Unternehmen Quartier bezogen,                tekt und Juryvorsitzende Kaspar
                                                                                                                                                                                der Künstler Prof. Markus Lüpertz,                                                                                                  gramm führen wird.                                 nutzen die einzigartigen Arbeitsbe-              Kraemer sowie Dr. Michael Vesper,
                                                   und „Eventisierung“? Mit diesen zentralen Fragen befasst sich der 16. internationale                                         der Gesellschafter der Brandmeyer                                                                                                                                                      dingungen am Wasser und profitie-                Vorstandsvorsitzender des Deut-
                                                                                                                                                                                Markenberatung, Peter Pirck, sowie                                                                                                  Als Schauplatz für den diesjährigen                ren vom internationalen Image des                schen Olympischen Sportbundes.
                                                   Stiftungskongress, zu dem die „Lebendige Stadt“ am 15. September 2016 nach                                                   Prof. Dr. Sebastian Zenker von der                                                                                                  Städtekongress hat die Stiftung mit                Medienhafens.
                                                                                                                                                                                Copenhagen Business School und Dr.                                                                                                  dem Düsseldorfer Medienhafen wie-                                                                   Alle weiteren wichtigen Informatio-
                                                   Düsseldorf in den Medienhafen einlädt.                                                                                       Monika Griefahn, Direktorin für Um-                                                                                                 der einen ganz besonderen Veran-                   Verleihung des                                   nen zum Düsseldorfer Stiftungskon-
                                                                                                                                                                                welt und Gesellschaft der AIDA                                                                                                      staltungsort ausgewählt. Internatio-               Stiftungspreises                                 gress „Die Stadt als Marke“ sowie
                                                                                                                                                                                Cruises.                                                                                                                            nal renommierte Architekten wie                                                                     das detaillierte Programm mit allen

                                                 I
                                                      dentitätsstiftung und Markenbil-          mitzunehmen und einzubinden“, so         erfolgreichen Stadtmarketing erör-                                                                                                                                         Frank O. Gehry, David Chipperfield,                Am Vorabend der Düsseldorfer Kon-                Referenten und Themen finden Sie
                                                      dung haben für Städte eine her-           Alexander Otto, Kuratoriumsvorsit-       tern. Zu den Referenten gehören u.a.   „Zentrale Anliegen unserer Konfe-                                                                                                   Joe Coenen, Steven Holl und Claude                 ferenz verleiht die „Lebendige Stadt“            auf den folgenden Seiten dieser
Alexander Otto, Kuratoriumsvorsitzender
                                                      ausragende Bedeutung. Im Wett-            zender der Stiftung „Lebendige Stadt“.   NRW-Wirtschaftsminister Garrelt        renz sind der kommunale Know-                                                                                                       Vasconi haben mit ihren kreativen                  am 14. September 2016, ebenfalls                 Journalausgabe sowie im Internet
der Stiftung „Lebendige Stadt“.                    bewerb um Bewohner, Arbeitskräfte                                                     Duin, die Oberbürgermeister Thomas     how-Austausch und die Präsentati-                                                                                                   Entwürfen auf einem ehemaligen                     im Medienhafen, ihren mit insge-                 auf der Stiftungs-Homepage unter
                                                   und Unternehmen ist es wichtig, das          Auf der Düsseldorfer Städtekonfe-        Geisel (Düsseldorf), Burkhard Jung     on von Best-Practice-Konzepten für                                                                                                  Hafengelände direkt am Rhein ein                   samt 15.000 Euro dotierten Stif-                 www.lebendige-stadt.de.
                                                   eigene Profil zu schärfen und die be-        renz werden hochkarätige Fachrefe-       (Leipzig) und Dr. Frank Mentrup        eine nachhaltige und zukunftsorien-                                                                                                 hochattraktives Stadtquartier ent-                 tungspreis. Der diesjährige Wettbe-
                                                   sonderen Vorzüge ins Schaufenster            renten aus Kommunen, Politik, Wirt-      (Karlsruhe), die Geschäftsführerin     tierte Stadtentwicklung“, sagt Dr.                                                                                                  stehen lassen. Wo noch vor einem                   werb steht unter dem Motto „Die
                                                   zu stellen. Außerdem gilt es, bei der        schaft und Wissenschaft die Heraus-      von Scholz & Friends Düsseldorf,       Andreas Mattner, der als Vorstands-                                                                                                 Jahrzehnt die Tristesse ungenutzter                integrierende Sportstadt“. Redner
                                                   Vermarktung der Stadt die Bürger             forderungen auf dem Weg zu einem         Brigitte Fuchs, der ehemalige Bun-     vorsitzender der Stiftung „Lebendige                                                                                                Hallen herrschte, haben heute rund                 und Laudatoren sind u. a. der Archi-
20                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     21
KONGRESS 2016                                                                  ANMELDUNGEN UNTER:
                                                                                                                         LEBENDIGE-STADT.DE
                                                                                                                                                                 DIE TEILNAHME IST
                                                                                                                                                                 FÜR REPRÄSENTANTEN
                                                                                                                                                                 DER ÖFFENTLICHEN

                                           D I E S TA D T A L S M A R K E
                                                                                                                                                                 HAND KOSTENFREI

15. SEPTEMBER 2016 | HYATT REGENCY, DÜSSELDORF

 9.30 Uhr     Get-together                           12.00 Uhr                     In neun Schritten zu starkem       14.30 Uhr     Vorstellung Kongress 2017                 16.00 Uhr   Kommunikations- und Kaffeepause
                                                                                   Stadtmarketing
10.00 Uhr     Begrüßung                                                            PETER PIRCK                        14.40 Uhr     Gespräch: Mit Events zur stärkeren                    Was können wir lernen von …?
              DR. ANDREAS MATTNER                                                  Gesellschafter Brandmeyer                        Stadtmarke – aber auf die Inhalte
              Vorstandsvorsitzender                                                Markenberatung                                   kommt es an!                              16.20 Uhr   … dem schönsten Stadtfest?
              der Stiftung „Lebendige Stadt“                                                                                                                                              DR. FRANK MENTRUP
                                                     12.20 Uhr                     Partizipatives Stadtmarketing –                  KLAUS HEBBORN                                         Oberbürgermeister der
10.10 Uhr     Einleitung                                                           wie nehme ich meine Bürger mit?                  Beigeordneter Deutscher Städtetag,                    Stadt Karlsruhe
              ALEXANDER OTTO                                                       PROF. DR. SEBASTIAN ZENKER                       Leiter des Dezernats Bildung, Kultur,
              Kuratoriumsvorsitzender                                              Copenhagen Business School                       Sport und Gleichstellung                  16.35 Uhr   … der lebendigsten
              der Stiftung „Lebendige Stadt“                                                                                                                                              Erinnerungsstadt?
                                                     12.40 Uhr                     Wie kann Sport eine Stadtmarke                   TINA HEINE                                            BURKHARD JUNG
10.20 Uhr     Grußwort                                                             prägen?                                          Künstlerische Leitung                                 Oberbürgermeister der

                                                                   Foto: S. Pick
              THOMAS GEISEL                                                        REINER CALMUND                                   „Jazz & The City Salzburg“                            Stadt Leipzig
              Oberbürgermeister der Stadt                                          ehemaliger Bundesliga-Manager,
              Düsseldorf                                                           Geschäftsmann und Autor                                                                    16.50 Uhr   Kongressfinale
                                                                                                                      15.00 Uhr     Produkte, Finanzen, Marketing: Die                    MICHAEL BATZ
10.30 Uhr     Impulsreferat:                         13.00 Uhr                     Die Stadt als Bühne                              Stadt als Unternehmen                                 Lichtkünstler und Szenograf
              „Stadtentwicklung als                                                DR. H. C. PETER HARRY CARSTENSEN                 PROF. DR. BURKHARD SCHWENKER
              Marketingfaktor“                                                     Ministerpräsident Schleswig-                     Chairman of the Advisory Council Roland
              RUTH MACKENZIE                                                       Holstein a. D.                                   Berger Strategy Consultants
              Artistiek Directeur Holland Festival                                                                                                                            17.10 Uhr   Ausklang
                                                                                   im Gespräch mit
                                                                                                                      15.20 Uhr     Podiumsdiskussion: Vorzüge meiner
11.00 Uhr     Ruhrgebiet: Mit Stadtmarketing                                       PROF. DR. H. C. MARKUS LÜPERTZ                   Stadt – was gehört ins Schaufenster?
                                                                 Foto: Tom Lemke

              gemeinsam gegen die Vorurteile?                                      Künstler
              GARRELT DUIN                                                                                                          DR. MONIKA GRIEFAHN
              Minister für Wirtschaft, Energie,                                                                                     Direktorin für Umwelt & Gesellschaft
              Industrie, Mittelstand und                                                                                            AIDA Cruises, Ministerin a. D.
              Handwerk des Landes Nordrhein-         13.30 Uhr                     Kommunikations- und Mittagspause
              Westfalen                                                                                                             im Gespräch mit
                                                                                                                                    FRIEDRICH NEUKIRCH
11.30 Uhr     Kommunikations- und Kaffeepause                                                                                       Vorstand Markenverband e.V., Präsident
                                                                                                                                    der Gesellschaft zur Erforschung des
                                                                                                                                    Markenwesens
                                                                                                                                    Moderation:
                                                                                                                                    BRIGITTE FUCHS
                                                                                                                                    Geschäftsführerin Scholz & Friends
                                                                                                                                    Düsseldorf
VON ANDREA PEUS                                                                    Lebendige Stadt

                                                                                                                                                                                                                                                       Grüne Visitenkarten
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Es sind nur kleine Flächen von 50 bis 150 Quadratmetern, doch sie haben eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                   große Wirkung! Mit ihnen können Unternehmen zeigen, dass man selbst in eng besiedelten
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Räumen einen wirkungsvollen Beitrag für die Artenvielfalt und das allgemeine

                                                                                                                                                                                             Fotos: dpa / Andrea Bowinkelmann (LSB NRW)
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Wohlbefinden leisten kann. Die Idee für das Projekt „Natur in graue Zonen“ hatte der
                                                                                                                                                                                                                                                                                   Wissenschaftsladen Bonn e.V. – und wurde dafür bereits mehrfach ausgezeichnet.

                                                                                                                                                                                                                                          G
                                                                                                                                                                                                                                                 erade dicht besiedelte Räume      monotonem Einheitsgrün, sondern       turgartenplanern unterstützt, die ih-   der Deutschen Bundesstiftung Um-
                                                                                                                                                                                                                                                 sind oft eng verplant und ver-    mit vielfältigen Wildstaudensaaten,   nen wertvolle Tipps für die Pflege      welt (DBU) verliehen wurde, sondern
                                                                                                                                                                                                                                                 baut. Zwischen all den Park-      Rosensträuchern, Hochbeeten aus       ihres neuen Naturgrüns geben.           auch als Projekt der UN-Dekade
                                                                                                                                                                                                                                          platz- und Abstellflächen ist in der     Naturstein oder Blumenhecken, die                                             „Biologische Vielfalt“ und der Kli-
                                                                                                                                                                                                                                          Regel nicht mehr viel Platz für Grün.    heimischen Vögeln sowie Bienen und    „Neben dem ökologischen und ge-         maExpo.NRW Auszeichnungen er-
Sport bringt Menschen aller Herkunftsländer und Kulturen zusammen.                                                        Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.                                                Dennoch finden sich oft Möglichkei-      anderen Insekten ökologische Ni-      sellschaftlichen Beitrag profitieren    hielt. Gefördert wurde „Natur in
                                                                                                                                                                                                                                          ten, Flächen zu finden, auf die sich     schen und Nahrung bieten.             von dem Projekt auch die Unterneh-      graue Zonen“ durch das Bundesamt
                                                  VON RANDO AUST                                                                                                                                                                          mit einfachen Mitteln wieder mehr                                              men selber, die mit der Aktion einen    für Naturschutz mit Mitteln des
                                                                                                                                                                                                                                          Natur in die Städte bringen lässt. „Es   Das gefällt auch den Mitarbeitern,    Beitrag zum städtischen Grünflä-        Bundesministeriums für Umwelt,
                                                                                                                                                                                                                                          gibt immer Flächen, die sich ohne        die einen Garten oder Balkon nicht    chenmosaik leisten und somit eine       Naturschutz, Bau und Reaktorsi-

            Sport als Motor für lebendige Quartiere                                                                                                                                                                                       Funktionseinbußen umgestalten und
                                                                                                                                                                                                                                          somit über Jahre erhalten lassen“,
                                                                                                                                                                                                                                          weiß Projektleiterin Dr. Anke Valentin
                                                                                                                                                                                                                                                                                   nur zu Hause, sondern auch am Ar-
                                                                                                                                                                                                                                                                                   beitsplatz schätzen. Bei „Natur in
                                                                                                                                                                                                                                                                                   graue Zonen“ können sie gemeinsam
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         gut sichtbare Gelegenheit haben, ihre
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         grüne Visitenkarte zu zücken“, so
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Valentin.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 cherheit sowie mit Mitteln der Stif-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 tung Umwelt und Entwicklung
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 NRW und der Stiftung „Lebendige
                                                                                                                                                                                                                                          vom Wissenschaftsladen Bonn e.V.         eigene Ideen einbringen, mitgestal-                                           Stadt“.
                                                  Es ist kein Einzelfall: Ein neues Quartier entsteht, aber einen Fußballplatz, eine                                                                                                      Rund 30 Unternehmen aus Duisburg,        ten und pflanzen – und beim Thema     Ein Projekt mit Außenwirkung, das
                                                                                                                                                                                                                                          Wiesloch und Erfurt haben diese          naturnaher Bepflanzung viel dazu      Ende 2015 nicht nur einen ersten        Weitere Informationen und Best-
                                                  Sporthalle oder Vereins- und Bewegungsangebote sucht man vergeblich. Eine Chance                                                                                                        möglichen Flächen auf ihrem jeweili-     lernen. Denn bei den Pflanzaktionen   Platz des Wettbewerbs „BodenWert-       Practice-Beispiele zum Projekt
                                                  ist damit vertan. Die Stiftung „Lebendige Stadt“ und der Deutsche Olympische                                                                                                            gen Firmengelände aufgespürt und         auf ihrem Unternehmensgelände         Schätzen“ gewann, der vom Rat für       „Natur in graue Zonen“ finden Sie
                                                                                                                                                                                                                                          neu gestaltet. Allerdings nicht mit      werden sie von professionellen Na-    Nachhaltige Entwicklung (RNE) und       unter www.natur-in-graue-zonen.de.
                                                  Sportbund (DOSB) möchten das ändern. Sie wollen durch Best-Practice-Beispiele in
                                                  zwei Städten eine Expertise erstellen, wie Kommunen gemeinsam mit Vereinen
                                                  den Sport zu einem festen Bestandteil der Stadtplanung machen.

D
       er demografische Wandel, der               cher Vielfalt und veränderter Lebens-        Wie die konkrete Einbindung des            eines Sportvereins Voraussetzung
       Zuzug von Menschen anderer                 und Verhaltensweisen vor Herausfor-          Sports in die Stadtentwicklung und         ist. Zwei Bewerber werden als Pi-
       Kulturen sowie veränderte Fa-              derungen: Er ist auch zukünftig dar-         praxistaugliche Konzepte aussehen          lotkommunen ausgewählt. In ei-
milienbilder und Geschlechterrollen               auf angewiesen, sportlich aktive             können, das möchten die Stiftung           nem zweitägigen Workshop werden
machen unsere Gesellschaft zuneh-                 Mitglieder und ehrenamtlich Enga-            „Lebendige Stadt“ und der DOSB             die spezifischen Potenziale beider
mend heterogener und diverser. Diese              gierte zu gewinnen, damit bei blü-           mit dem Projekt „Sport bewegt              Pilotkommunen untersucht und de-
Vielfalt ist Belebung, sie kann aber              hender Vielfalt die Vereinslandschaft        Vielfalt – Stadtentwicklung ge-            finiert. Im Anschluss wird eine Ar-
auch negative Erscheinungen wie                   nicht verödet. Eine stärkere Einbin-         meinsam aktiv gestalten“ untersu-          beitsgruppe mit Vertretern aller vor
Gentrifizierung, Milieubildungen und              dung in die Gestaltung von Sozial-           chen     und     erarbeiten.   Das         Ort relevanten Akteure gebildet,
Ausgrenzung mit sich bringen. Kom-                räumen hilft somit auch dem Sport.           200.000-Euro-Projekt ist auf zwei          darunter u. a. Sportvereine, Inklusi-
munen müssen daher Lösungen ent-                  Es entsteht eine Win-win-Situation.          Jahre angelegt und soll nachhaltige        onsbüros, Seniorenbeiräte, Jugend-
wickeln, um attraktiv und lebenswert                                                           Strukturen und Organisationsfor-           und Bürgerzentren. Jede Kommune
für alle zu sein.                                 „Sport baut Brücken und bringt Men-          men in Sachen Sport und Bewe-              stellt zur Prozesssteuerung eine
                                                  schen zusammen“, sagt DOSB-Präsi-            gung für alle in zwei ausgewählten         Koordinierungsstelle zur Verfü-
Sport und Bewegung bieten dafür                   dent Alfons Hörmann. „Er lenkt den           Kommunen schaffen.                         gung. Die Stiftung „Lebendige
große Chancen, denn sie halten nicht              Blick auf Gemeinsamkeiten, auch                                                         Stadt“ und der DOSB begleiten die-
nur fit, sondern erfüllen auch wichti-            wenn Unterschiede offensichtlich             „Wir möchten die Menschen für ein          sen Prozess mit einem dafür ge-
ge soziale Aufgaben. Sie schaffen ei-             scheinen. Es freut mich daher sehr,          sportlich aktives Leben begeistern,        schulten Coach und unterstützen
nen unverkrampften Zugang zu den                  bei unserem Streben nach einem               ihnen ein solches in ihrem unmit-          die Kommunen bei der Finanzie-
unterschiedlichen Personengruppen                 ‚Sportdeutschland für alle‘ die Stif-        telbaren Wohnumfeld unabhängig             rung der Planung und Umsetzung.
und ebenso einen unverkrampften                   tung ‚Lebendige Stadt‘ als Förderer          von Alter, Herkunft, Geschlecht und

                                                  »
Umgang zwischen den Gruppen                                                                    Befähigung ermöglichen und sie             Die Umsetzung der einzelnen Maß-
selbst. Sport führt Jung und Alt ge-                                                           motivieren, sich für den Sport zu          nahmen erfolgt innerhalb eines
nauso wie Menschen aller Herkunfts-                   Sport baut Brücken und                   engagieren. Damit leistet unser            Jahres. Die Planungsprozesse und
länder und Kulturen fast spielerisch              bringt Menschen zusammen.                    Projekt einen wichtigen Beitrag zur        Projektumsetzungen beider Pilot-
zusammen und damit nicht selten                                DOSB-Präsident Alfons Hörmann   inklusiven Quartiersentwicklung –          kommunen werden evaluiert und
aus der Einsamkeit – und manchmal                                                              einem zentralen Cluster unserer            dokumentiert. Auf diese Weise ent-
auch aus einer Parallelwelt heraus in             an unserer Seite zu wissen. Gemein-          Stiftungsarbeit“, so Alexander Otto,       steht eine völlig neue Expertise für
die Gemeinschaft. Für Menschen mit                sam kann es gelingen, die Potenziale,        Kuratoriumsvorsitzender der Stif-          andere Kommunen, die zur Nach-
körperlichen oder geistigen Handi-                die in der Quartiersentwicklung lie-         tung „Lebendige Stadt“.                    ahmung anregen soll. Verbunden
caps öffnen sich darüber neue Kon-                gen, zu heben und ich bin sicher, dass                                                  ist damit die Hoffnung, dass man

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Foto: TLZ (Lydia Werner)
                                                                                                                                                                                                                                           Pflanzfest in Erfurt: Ein
takte, ihre Aktionskreise erweitern               dieses Kooperationsprojekt einen             Die erste Projektphase startet im          langfristig nicht länger vergeblich                                                              Hochbeet ist der neue
sich.                                             bundesweiten Vorbildcharakter für            August mit einer bundesweiten              nach Fußballplätzen, Sporthallen                                                                 Hingucker auf einer
                                                                                                                                                                                                                                           ehemals asphaltierten
                                                  viele weitere Sportvereine und Kom-          Ausschreibung. Kommunen sind               oder Vereins- und Bewegungsange-                                                                 Fläche der Wohnungs-
Der gemeinnützige Sport selbst steht              munen haben wird“, so Hörmann                eingeladen, sich mit ersten Ideen          boten im eigenen Quartier suchen                                                                 bau-Genossenschaft.
angesichts größerer gesellschaftli-               weiter.                                      zu bewerben, wobei die Einbindung          muss.
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