Lehramt Gymnasium Informationen zum Studium - Service Center Studium
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Service Center Studium Lehramt Gymnasium Informationen zum Studium Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Liebe Leserin, lieber Leser, Sie wollen Gymnasiallehrer/in werden und studieren auf Lehramt an der Universität Freiburg? Dann ist das am 1.9.2005 gegründete Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) der richtige Ansprechpartner für Sie. Alle wichtigen Informationen zur ersten und zweiten Ausbildungsphase wie auch zum Lehrerberuf an sich werden Ihnen hier zur Verfügung gestellt. Neben individueller Beratung organisiert das Zentrum regelmäßig Informa- tionsveranstaltungen, die in den verschiedenen Phasen des Studiums (Studienbeginn, Auslandsaufenthalt, Praxissemester, Wissenschaftliche Prüfung, Übergang in den Vorbereitungsdienst und Berufsalltag) Entschei- dungshilfen anbieten. Informationen erhalten Sie auch auf unserer Homepage www.zlb.uni- freiburg.de. Beachten Sie insbesondere unseren umfangreichen FAQ- Bereich, mit dessen Hilfe Sie schon im Vorfeld viele Fragen klären können. Das ZLB ist nicht nur ein Ort der Information und Kommunikation für alle am Lehramtsstudium beteiligten Personen und Institutionen, sondern wirkt auch an der Entwicklung der Lehramtsausbildung mit. Zudem versteht es sich unter der Leitung zweier langjähriger Gymnasialleh- rerinnen als Nahtstelle zwischen Universität und Schule. In regelmäßig tagenden Arbeitskreisen werden daher mit Expertinnen und Experten aus Universität, Schule und Schulverwaltung lehramtsspezifische Themen erör- tert und wichtige Informationen zu Studium, Lehrerberuf und Schule im Allgemeinen ausgetauscht. Mit dieser Broschüre, die Sie in Ihrer Studienzeit begleiten soll, wollen wir alle Lehramtsstudierenden der Universität Freiburg so umfassend wie mög- lich informieren. Dies kann nicht in jedem Fall ein persönliches Gespräch ersetzen. Scheuen Sie sich daher nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen! Angelika Vogelbacher Brigitte Busching Leiterin Stellv. Leiterin
Inhalt 1 Der Lehrerberuf ..................................................................................... 4 1.1 Berufswahl, -profil und -kompetenzen ............................................. 4 1.2 Fit für den Lehrerberuf? – Eignungsverfahren ................................ 7 1.3 Studierendenjobs – Nachmittagsbetreuung an Ganztagsschulen .. 8 1.4 Berufschancen – Allgemeine Bemerkungen ................................... 8 1.5 Einstellungschancen – Bedarf an Lehrerstellen in Gesamtdeutschland ................................................................................ 9 1.6 Einstellungschancen an Gymnasien in Baden-Württemberg ........ 10 1.7 Chancen im Auslandsschuldienst ................................................. 11 1.8 Fazit .............................................................................................. 12 1.9 Hinweise & Leseempfehlungen ..................................................... 12 2 Lehramtsausbildung in Baden-Württemberg ................................... 15 2.1 Regelstudienzeit ............................................................................ 15 2.2 Studienvoraussetzungen ............................................................... 16 2.3 Studienbestandteile ....................................................................... 18 2.4 Ausbildungsverlauf im Überblick ................................................... 21 3 Lehramtsbezogenes Studium an der Universität Freiburg ............. 22 3.1 Bewerbung und Zulassung ........................................................... 22 3.2 Fächerkatalog ............................................................................... 23 3.3 Module, ECTS und studienbegleitende Prüfungen ....................... 24 3.4 Prüfungsämter ............................................................................... 25 4 Polyvalenter Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudiengang .................... 26 4.1 Überblick ....................................................................................... 26 4.2 Optionsbereich .............................................................................. 26 4.3 Fachwissenschaft und Fachdidaktik ............................................. 27
4.4 Bildungswissenschaften und Orientierungspraktikum ................... 28 4.5 Prüfungen und Gesamtnote........................................................... 30 5 Master of Education ........................................................................... 32 5.1 Überblick ........................................................................................ 32 5.2 Erweiterungsfach ........................................................................... 32 5.3 Schulpraxissemester ..................................................................... 33 5.4 Promotion ...................................................................................... 39 6 Vorbereitungsdienst (Referendariat) ................................................ 40 6.1 Allgemeine Voraussetzungen ........................................................ 40 6.2 Allgemeine Vorschriften und Ziele ................................................. 40 6.3 Bewerbung zum Vorbereitungsdienst ............................................ 41 6.4 Betriebs- und Sozialpraktikum bzw. Vereinspraktikum .................. 42 6.5 Ablauf des Vorbereitungsdienstes ................................................. 45 6.6 Ausbildung am Seminar................................................................. 46 6.7 Ausbildung an der Schule .............................................................. 46 6.8 Staatsprüfung (Staatsexamen) ...................................................... 47 6.9 Besonderheiten des VD an beruflichen Schulen ........................... 47 6.10 Hinweise ........................................................................................ 48 7 Berufseingangsphase ........................................................................ 49 8 Stipendien ........................................................................................... 51 8.1 Deutschlandstipendium ................................................................. 51 8.2 Studienkolleg der Stiftung der Deutschen Wirtschaft .................... 52 8.3 Dr.-Leo-Ricker-Stiftung und Adelhausenstiftung Freiburg ............. 53 8.4 Hinweise & Leseempfehlung ......................................................... 54 9 Service Center Studium – Zentrum für Lehrerbildung .................... 55 10 Weitere Beratungsstellen................................................................... 58 Stand: September 2015
1 Der Lehrerberuf 1.1 Berufswahl, -profil und -kompetenzen Das Lehramtsstudium sollte nicht aus Verlegenheit oder mangels Alternati- ven angestrebt werden. Der Lehrerberuf ist sehr anspruchsvoll und ähnlich wie z.B. der Beruf des Arztes, der Psychotherapeutin, des Rechtsanwalts und der Krankenschwester ein Beziehungsberuf, d.h. dass neben einem fundierten Fachwissen noch andere Kompetenzen gefragt sind, um auf Dauer erfolgreich diesen Beruf ausüben zu können. „Wenige Berufe erfordern eine derart vielseitige Kompetenz wie die des Lehrers. Zu ihr gehören fachliches Können, starke persönliche Präsenz und Ausstrahlung und flexibles Reagieren auf sich ständig verändernde Situationen genauso wie intuitives Gespür, Verständnis für völlig unterschiedliche Schülerpersönlichkeiten, Widerstandskraft, Geschick bei atmosphärischem Gegenwind und – vor allem – Füh- rung.“ (Joachim Bauer, Lob der Schule, S. 51) Lehrerinnen und Lehrer sind also „Experten für Unterricht und Erziehung“ (Zitat: Kultusministerkonferenz). Oftmals müssen Lehrkräfte fehlende häus- liche Erziehung ersetzen, denn immer mehr Eltern fühlen sich bei der Er- ziehung ihrer Kinder unsicher und überfordert oder vernachlässigen ihren Nachwuchs sogar. Schulen müssen zunehmend diese Lücke schließen, Lehrerinnen und Lehrer werden zu wichtigen Bezugspersonen und Vorbil- dern. „Der Lehrerberuf erfordert eine Balance zwischen verstehender Zu- wendung und Führung“, denn „Kinder und Jugendliche wollen bei- des: Verständnis und Führung.“ Da Erziehung nie ohne Gefühlsein- satz zu leisten ist, kann man „nicht emotionslos und zugleich ein guter Lehrer sein. Eine gewisse Hingabe und Identifikation mit der Aufgabe spielt (...) eine Rolle.“ (Bauer, s.o., S. 54f., 66) Es gibt nie nur eine Art, eine gute Lehrerin, ein guter Lehrer zu sein, denn nur eine authentische Persönlichkeit kann überzeugen. Dennoch gilt es bei der Entscheidung für diesen Beruf einige Aspekte zu berücksichtigen: 4
Habe ich / zeige ich... Freude am Umgang mit Kindern und Jugendlichen, Verständnis und Offenheit für jugendliche Nöte und Schwierigkeiten, Einsatzbereitschaft und hohes Engagement, Kooperationsbereitschaft bzgl. Kollegium und Elternschaft, psychische Stabilität, Selbstbewusstsein und Führungsstärke, Selbstsicherheit im Auftreten vor vielen Menschen, Argumentationsfähigkeit, rhetorisches Können und geistige Flexibilität, Freude an lebenslangem Lernen und an Weiterbildung? Die langjährige Erfahrung als Schülerin und Schüler darf nicht zu dem Schluss führen, man wisse schon alles über diesen Beruf. Der entschei- dende Punkt ist der Perspektiv- und Rollenwechsel vom Schüler zum Leh- rer, vom Gruppenmitglied zur Führungsperson einer Gruppe, die gleichsam auf dem Präsentierteller steht, beobachtet und gemustert von vielen Au- genpaaren. Im besten Sinne sind die Lehrerin und der Lehrer Autorität und Vorbild, unabhängig davon, welche Unterrichtsmethoden gerade eingesetzt werden. Wie sehen aus Schülersicht die idealen Lehrerinnen und Lehrer aus? Sie sind kompetent, lieben ihren Beruf, lernen stets weiter und arbeiten hart! Nach dem amerikanischen Psychologen C.R. Rogers (1902-1987) sollten Lehrkräfte über folgende Kompetenzen verfügen: Respekt Empathie Authentizität 5
Prof. Dr. Müller-Limmroth meinte am 2.6.1988 in der Züricher Weltwoche zum gleichen Thema: „Wahrscheinlich gibt es nicht viele Berufe, an die die Gesellschaft so widersprüchliche Anforderungen stellt: Gerecht soll er sein, der Leh- rer, und zugleich menschlich und nachsichtig, straff soll er führen, doch taktvoll auf jedes Kind eingehen, Begabungen wecken, päda- gogische Defizite ausgleichen, Suchtprophylaxe und Aids-Aufklärung betreiben; auf jeden Fall den Lehrplan einhalten, wobei hochbegabte Schüler gleichermaßen zu berücksichtigen sind wie begriffsstutzi- ge… Mit einem Wort: Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei Nebel durch unwegsames Ge- lände in nord-südlicher Richtung zu führen und zwar so, dass alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Ziel- orten ankommen.“ Fach- und Sachkompetenz Fachdidaktische Kompetenz - Fach- und Gesetzeswissen - Vermittlung / Unterrichten - Wissenschaftliche Denk- und komplexer Sachverhalte Arbeitstechniken - Unterrichtsziele - Reflexionsfähigkeit - Unterrichtsmethoden - Medienkompetenz - Fortbildungsbereitschaft - Evaluationsfähigkeit Beziehungskompetenz Erzieherische Kompetenz - Lehrerberuf = Beziehungsberuf - Vorbildfunktion - Empathie / Einfühlungsvermögen - Führungskompetenz - Intuition Berufs- - Ausstrahlung / starke - Authentizität / Echtheit persönliche Präsenz - Konflikfähigkeit kompetenzen - motivierend / Mut zusprechend - Toleranz - ohne üblichen Defizitblick - Verlässlichkeit - Grenzen setzend - Nonverbale Kommunikation / - Mitarbeit an Schulentwicklung Körpersprache Gesprächskompetenz Organisationskompetenz - Hauptaufgabe: Gespräche führen - Planung - Fähigkeit zum Vermitteln Selbstkompetenz - Strukturierung - Rhetorik - Liebe zu jungen Menschen - Übersicht - Argumentationsfähigkeit - Belastbarkeit / Stabilität - Kontrolle - Klarheit in der Sprache - Engagement und Motivation - Zeiteinteilung - Verhandlungssicherheit - Selbstbewusstsein / - Delegierung von Aufgaben - Kooperation mit Kollegen und Eltern Selbstvertrauen - Entscheidungsfreudigkeit - Kommunikationsfreudigkeit Zentrum für Lehrerbildung Universität Freiburg 6
1.2 Fit für den Lehrerberuf? – Eignungsverfahren In den vergangenen Jahren wurden etliche Eignungstests für am Lehr- amtsstudium interessierte Schüler/innen entwickelt. Diese informieren ei- nerseits über die verschiedenen Anforderungen an die Persönlichkeit einer Lehrerin/eines Lehrers und erlauben andererseits auch einen Abgleich der eigenen Voraussetzungen mit dem Anforderungsprofil des Lehrerberufs. Auch sind sie hilfreich, um persönliche Schwächen in der Berufseignung zu identifizieren und gegebenenfalls zu beseitigen. Voraussetzung für die Aufnahme eines Studiums an den Universitäten Baden-Württembergs ist die Teilnahme an einem Verfahren zur Studien- orientierung. Wir empfehlen Ihnen den Selbst-Test zum Lehramtsstudium unter www.bw-cct.de. Nähere Informationen zur verpflichtenden Studienorientierung erhalten Sie in Kapitel 2.2. Auf der Homepage des ZLB unter www.zlb.uni-freiburg.de finden Sie Tests mit unterschiedlicher Ausrichtung, die Sie freiwillig durchführen können: SeLF – Selbsterkundung zum Lehrerberuf mit Filmimpulsen: Diese vom Münchener Zentrum für Lehrerbildung entwickelte Selbster- kundung soll anhand kurzer Filmsequenzen dazu anregen, Stellung zu beziehen und über persönliche Vorstellungen zum Lehrerberuf nach- zudenken: www.self.mzl.lmu.de Fit für den Lehrerberuf? – Uwe Schaarschmidt: Das Verfahren soll die eigenverantwortliche Entscheidung für oder gegen ein Lehramtsstudium unterstützen. Wer sich für den Lehrerberuf interessiert, erhält hier die Möglichkeit, sich selbst auf seine Eignung und seine gesundheitlichen Ressourcen hin zu beurteilen: www.vbe.de/ angebote/potsdamer-lehrerstudie/fit-fuer-den-lehrerberuf.html Boyng-Test: Auf der Internetseite www.boyng.de gibt es die Möglichkeit, mithilfe ei- nes Tests die persönliche Eignung für verschiedene Berufe – auch für den Lehrerberuf – zu prüfen. 7
1.3 Studierendenjobs – Nachmittagsbetreuung an Ganztagsschulen Bestimmte im Lehrerberuf erforderliche Kompetenzen lassen sich auch bei der Betreuung von Schülerinnen und Schülern in der Hausaufgabenhilfe oder Freizeitgestaltung in Ganztagsschulen erwerben. Dabei können Sie nicht nur Geld verdienen, sondern auch Ihre Berufseignung überprüfen und verschiedene wichtige Erfahrungen sammeln, indem Sie Umgang mit Ihrer späteren „Klientel“ pflegen, die Lehrerrolle einüben, d.h. erklären und helfen, Geduld und Empathie zeigen, Zeitphasen strukturieren, junge Menschen anleiten und führen, Einblicke in den Schulalltag aus einer anderen Perspektive gewinnen und verschiedene Schulen mit ihren Besonderheiten kennen lernen. Informationen zum Projekt „Schülerbetreuung“ finden Sie bei „studijob freiburg“ im Studierendenwerk (Schreiberstr. 12-16) sowie unter www.swfr.de/geld/studijob/schuelerbetreuung. 1.4 Berufschancen – Allgemeine Bemerkungen In den vergangenen Jahren gab es beim Lehramtsstudium – wie auch in anderen Studiengängen – etliche einschneidende Reformen. Aus dem Unbehagen heraus, dass man zwar fachwissenschaftlich eine gute Ausbildung genossen hat, aber vom Lehrerdasein in der Referendar- zeit regelrecht überrollt wurde – mit dem Begriff „Praxisschock“ deutlich umschrieben –, erfuhr das Lehramtsstudium durch mehrere Umstrukturie- rungen seit der Jahrtausendwende eine stärkere Anbindung an die Berufs- praxis. Konkret heißt das, dass Sie bereits im Studium zahlreiche berufs- qualifizierende Kompetenzen vermittelt bekommen. So studieren Sie nicht nur zwei oder drei Fächer, sondern belegen auch Vorlesungen und Semi- nare in den Bildungswissenschaften, die neben Schulpädagogik und päda- gogischer Psychologie u.a. auch die Ausbildung wichtiger personaler Kom- petenzen umfassen. Neben den fachdidaktischen Übungen, in denen es um die praktische Umsetzung der Theorie in den Schulalltag geht, unter- nehmen Sie im dreiwöchigen Orientierungspraktikum bereits früh im Ba- chelorstudium eigene Gehversuche im angestrebten Beruf. Das 12- wöchige Schulpraxissemester im Masterstudium, das von den Staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung (kurz Seminare) begleitet wird, 8
bildet bereits den Grundstein für eigenständiges Unterrichten im Vorberei- tungsdienst. Die Zulassung zum Referendariat in Baden-Württemberg setzt zudem ein mindestens 4-wöchiges Betriebs- oder Sozialpraktikum (bzw. im Sportstudium ein Vereinspraktikum) voraus. Der Erwerb dieser vielfältigen Kompetenzen kann den Lehramtsstudieren- den eine breite Berufswahl ermöglichen. Neben dem üblichen Eintritt in den Schuldienst kann auch eine Tätigkeit in Bereichen wie Medien, Kultur, Dienstleistung, Wirtschaftsberatung, Personalführung und Handel als mög- liche Perspektive verstanden werden. Personalchefs ziehen in einer Welt der Vernetzung, der Globalisierung, der Notwendigkeit von Teamfähigkeit und kreativem Denken geistig flexible, ideenreiche und fremdsprachlich versierte Bewerber/innen den reinen Fachspezialisten vor. Insbesondere in den Marketing- und Öffentlichkeitsabteilungen schätzt man deren Kommu- nikationsfähigkeit, Führungsqualitäten und interkulturelle Kompetenz. Bei entsprechenden Leistungen und Interesse steht selbstverständlich auch eine wissenschaftliche Laufbahn mit Promotion und Habilitation offen. Generell ist jeder/jedem zukünftigen Gymnasiallehrer/in aufgrund der heuti- gen Notwendigkeit einer erhöhten Fremdsprachenkompetenz ein mehrmo- natiger Auslandsaufenthalt während des Studiums sehr zu empfehlen – unabhängig von den Studienfächern. Internationalisierung der Lehrerbil- dung steht in jüngster Zeit im Fokus nationaler Konferenzen. Das Schulpra- xissemester an einer deutschen Auslandsschule beispielsweise bietet im Hinblick auf den Erwerb interkultureller Kompetenzen eine gute Möglichkeit. 1.5 Einstellungschancen – Bedarf an Lehrerstellen in Gesamtdeutschland „Prognosen sind immer schwierig – besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ (Mark Twain) Allgemeinbildende Gymnasien sind nach wie vor die Schulform, die von den meisten Lehramtsstudierenden angestrebt wird, auch wenn in diesem Bereich die langfristigen Einstellungsprognosen eher nicht so optimistisch sind. Die Einstellungszahlen waren in den vergangenen Jahren zwar hoch, für den Zeitraum bis 2025 erwartet die Kultusministerkonferenz (KMK) je- doch einen drastischen Rückgang des Einstellungsbedarfs von 10.000 Lehrkräften im Jahr 2012 auf lediglich 4.500 im Jahr 2025. Auf der Seite des Einstellungsangebots geht die KMK zudem nur von einem leichten 9
Anstieg aus, was zu einem Deckungsgrad von über 200% und einem Überhang von jährlich bis zu 8.000 Bewerbern führen könnte. Entspannter stellt sich die Bewerbersituation im Bereich der Beruflichen Schulen dar. Generell ist es jedoch schwierig, verlässliche Bedarfszahlen zu nennen, denn oft sind diese – gerade auf Seiten der Lehrerverbände – intentionsge- leitet und zudem stark von politischen Entscheidungen abhängig. So liest man in jüngster Zeit ebenfalls Berichte, dass die anstehende Pen- sionierungswelle und neue Anforderungen des Unterrichtsalltags vielen Schulen Sorgen bereiten. Die Modellrechnungen „Lehrereinstellungsbedarf und -angebot“ der KMK können Sie unter www.kmk.org/statistik/schule (Vorausberechnungen) einsehen. Nach wie vor gesucht werden Lehrkräfte in den sog. MINT-Fächern (Ma- thematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Die Einstellungschan- cen in den ostdeutschen Bundesländern einschließlich Berlin sind höher als im Westen der Republik, besonders in ländlichen Gebieten. Sowohl Berlin als auch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern schufen in den letz- ten Jahren Anreize zur Gewinnung von jungen Lehrkräften. Auch in Sach- sen wird nach Aussage des zuständigen Kultusministeriums Lehrernach- wuchs in allen Schularten, Fächern und Regionen des Freistaats gesucht. 1.6 Einstellungschancen an Gymnasien in Baden- Württemberg Die Chancen für eine Einstellung sind grundsätzlich abhängig von Ihrer Qualifikation, Ihren Abschlussnoten, Ihrer Fächerkombination, der Bedarfs- lage, der Anzahl verfügbarer Stellen und Ihren Mitbewerberinnen/- bewerbern. Die individuellen Einstellungschancen lassen sich durch eine hohe regionale Mobilität deutlich verbessern. Nachdem die gesamte Schülerzahl in Baden-Württemberg bereits seit dem Schuljahr 2003/04 rückläufig ist, folgt diesem Trend mit etwas Versatz (seit 2012/13) auch die Schülerzahl an Gymnasien. Allerdings deuten neuere Zahlen darauf hin, dass die Schülerzahlen etwas langsamer sinken als erwartet und ein größerer Anteil eines Jahrgangs auf Gymnasien wechselt. Mancherorts betrifft dies bis zu 50% eines Jahrgangs. Andererseits wird die Welle an Pensionierungen bald deutlich abebben. Eventuell können die neu 10
geschaffenen Gemeinschaftsschulen zumindest einigen gymnasialen Nachwuchslehrkräften neue Tätigkeitsfelder eröffnen. Auch wenn noch vor wenigen Jahren Kampagnen zur Abwerbung von Junglehrerinnen/-lehrern bundesweit Furore machten, so bewertet das KM insgesamt die Studienanfängerzahlen seit Jahren als erheblich zu hoch. Besonders überbelegt seien derzeit die Fächer Englisch, Geschichte, Ma- thematik, Deutsch und Philosophie/Ethik. Leichte Zunahmen an Studienan- fängerinnen/-anfängern seien allein in den Fächern Musik und Bildende Kunst erwünscht (Stand April 2015). Überwiegend gute Einstellungschan- cen werden für das berufliche Schulwesen für die allgemeinbildenden Fä- cher prognostiziert, besonders für Fremdsprachen, Naturwissenschaften und Religion. Daher kann es sich lohnen, das Referendariat an einer beruf- lichen Schule zu absolvieren, um die Lehrbefähigung für diesen Schultyp zu erwerben (sofern man eine an beruflichen Schulen zugelassene Zwei- Fächer-Verbindung vorzuweisen hat). Ein Schulpraxissemester an einer beruflichen Schule ermöglicht ein Hineinschnuppern ins berufliche Schul- wesen, legt Sie aber bezüglich Ihres späteren dienstlichen Einsatzbereichs keineswegs fest. Zudem haben Sie im Rahmen des Vorbereitungsdienstes an einem beruflichen Gymnasium die Möglichkeit, durch einen mehrwöchi- gen Einsatz an einem allgemeinbildenden Gymnasium mit Lehrprobe die Lehrbefähigung auch für diese Schulart zu erhalten, was unbedingt zu empfehlen ist. Das jeweils aktuelle „Merkblatt Berufsziel Lehrerin/Lehrer: Einstellungs- chancen für den öffentlichen Schuldienst“ finden Sie auf www.lehrer-online- bw.de unter Downloads. 1.7 Chancen im Auslandsschuldienst Erste Adresse für Lehrer/innen, die an einer Beschäftigung im Auslands- schuldienst interessiert sind, ist die Zentralstelle für das Auslandsschulwe- sen beim Bundesverwaltungsamt mit Sitz in Bonn. Diese ist für deutsche Schulen in anderen Ländern und die Vermittlung von Lehrkräften dorthin zuständig. Informationen erhalten Sie im Internet unter www.auslandsschulwesen.de und im Zentrum für Lehrerbildung im SCS, das in Freiburg eine jährliche Infoveranstaltung in Kooperation mit der Bonner Zentralstelle anbietet. 11
Wer nicht im Rahmen dieses Programms eine Beschäftigung im Ausland sucht, muss vor der Übernahme in den Schuldienst eines anderen Landes mit Hürden bei der Anerkennung der Abschlüsse rechnen. 1.8 Fazit Die momentan nicht mehr so guten Einstellungschancen in Baden- Württemberg werden sich aufgrund sinkender Schülerzahlen mittelfristig verschlechtern, allerdings verbietet sich aus oben angeführten Gründen eine pauschale Aussage zu den Zukunftsaussichten des Lehrerberufs. Die Prognosen für Baden-Württemberg entsprechen nicht unbedingt dem bun- desweiten Trend. Wer nicht auf eine bestimmte Region Deutschlands fest- gelegt ist, hat durchaus auch zukünftig Chancen, eingestellt zu werden. Zudem könnten sich für ausgebildete Lehrkräfte Arbeitsmöglichkeiten in ganz anderen Bereichen wie Medien, Verlagen, Fernsehen und Theater, Wissenschaft, aber auch Dienstleistungssektor und Unternehmen (Perso- nalwesen, Schulung u.a.) aufzeigen, da ein Lehramtsstudium sehr vielfälti- ge Kompetenzen, kombiniert mit Praxiserfahrung, vermittelt. In einer globa- lisierten Arbeitswelt erhöhen sich die Chancen noch deutlich mit Fremdsprachenkenntnissen, Auslandsaufenthalten und interkulturellen Erfahrungen. Arbeitgeber/innen legen u.a. Wert auf gutes Fachwissen und gute Abschlussnoten, aber auch auf Schlüsselqualifikationen wie bei- spielsweise Teamfähigkeit, vernetztes Denken, Kreativität und Kommunika- tions- wie Präsentationsfähigkeit. Beachten Sie bitte: Die wichtigste Voraussetzung für den Erfolg in Studium und Beruf ist die Wahl der Lehramtsfächer, die den eigenen Fähigkeiten und Neigungen entsprechen und deren Inhalte Freude bereiten. 1.9 Hinweise & Leseempfehlungen Orientierung zum Lehrerberuf Orientierungstest Baden-Württemberg: www.bw-cct.de SeLF – Selbsterkundung zum Lehrerberuf mit Filmimpulsen (Mün- chener Zentrum für Lehrerbildung): www.self.mzl.lmu.de Selbsteinschätzungstest Uwe Schaarschmidt: www.studium.uni-freiburg.de (Service- und Beratungsstellen) Boyng-Test: www.boyng.de 12
Portal des Deutschen Bildungsservers zur Lehrerausbildung: www.lehrer-werden.fwu.de Studieninformation Baden-Württemberg: www.studieninfo-bw.de „Studien- und Berufswahl“, offizieller Studienführer der Kultusminis- terkonferenz und Bundesagentur für Arbeit: www.studienwahl.de Studienführer Lehramt von Studis online: www.studis- online.de/Studienfuehrer/lehramt.php; siehe auch „Wie wird man ei- gentlich… Lehrer?“ www.studis-online.de/Karriere/art-1220-beruf- lehrerin.php Datenbank der Bundesagentur für Arbeit mit Berufsbeschreibungen und Informationen zum Studium: www.berufenet.arbeitsagentur.de Informationen zu Einstellungschancen und Arbeitsmarkt Deutscher Bildungsserver mit Stellenmarkt Bildung und großer Link- sammlung zum Berufsziel, zum Lehramtsstudium, zu Lehrer- bedarfsprognosen uvm.: www.bildungsserver.de Informationsplattform zur Lehrereinstellung in Baden-Württemberg: www.lehrereinstellung-bw.de Informationen des Kultusministeriums zum Berufsziel Lehrer: www.km-bw.de Philologenverband Baden-Württemberg: www.phv-bw.de Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: www.gew.de Auslandsschulwesen: www.auslandsschulwesen.de Studentenjobs in der Schule Studierendenwerk Freiburg: www.swfr.de (Studijob/Schülerbetreuung) Leseempfehlungen Bauer, Joachim: Lob der Schule – sieben Perspektiven für Schüler, Lehrer und Eltern, Hoffmann und Campe Verlag GmbH, Hamburg 2007 Heidemann, Rudolf: Körpersprache im Unterricht – Ein Ratgeber für Lehrende, Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim 2007 Herrmann, Ulrich: Wie lernen Lehrer ihren Beruf? – Empirische Be- funde und praktische Vorschläge, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 2002 Miller, Reinhold: 99 Schritte zum professionellen Lehrer – Erfahrun- gen-Impulse-Empfehlungen, Kallmeyer in Verbindung mit Klett, Seel- ze 2006 Schaarschmidt, Uwe (Hrsg.): Halbtagsjobber? – Psychische Gesund- 13
heit im Lehrerberuf – Analyse eines veränderungsbedürftigen Zustan- des, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 2005 Schaarschmidt, Uwe, Kieschke, Ulf (Hrsg.): Gerüstet für den Schulall- tag – Psychologische Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 2007 14
2 Lehramtsausbildung in Baden- Württemberg Die Ausbildung zur Gymnasiallehrerin oder zum Gymnasiallehrer erfolgt in Baden-Württemberg zunächst an den Universitäten. Der Abschluss eines lehramtsbezogenen Bachelorstudiums qualifiziert für den Studiengang Master of Education, der am Ende der ersten Ausbildungsphase steht. Dem Studium schließt sich als zweite Phase der 18-monatige Vorbereitungs- dienst (Referendariat, s. Kapitel 6) mit Staatsexamen an. Grundlage der gestuften lehramtsbezogenen Studiengänge ist die „Rah- menvorgabenverordnung Lehramtsstudiengänge“ des Kultusministeriums vom 27.04.2015 (RahmenVO-KM), siehe Gesetzblatt für Baden- Württemberg 13/2015 (417) unter www.praxissemester-bw.de/RVO15.pdf oder www.landesrecht-bw.de. 2.1 Regelstudienzeit Die Regelstudienzeit einschließlich der Abschlussarbeiten beträgt für den Bachelorstudiengang sechs Semester (180 ECTS-Punkte) und für den Masterstudiengang vier Semester (120 ECTS-Punkte). Die Semesterzahl entspricht damit der im Bundesgebiet für die erste Ausbildungsphase zur gymnasialen Lehrkraft üblichen Regelstudienzeit von insgesamt 10 Semes- tern. Bei einer Fächerverbindung mit Kunst oder Musik beträgt die Regelstudien- zeit im Bachelorstudium acht (240 ECTS-Punkte), im Masterstudium vier Semester. Das künstlerische Fach ist hierbei das Schwerpunktfach und entsprechend mit mehr ECTS-Punkten als das wissenschaftliche Fach belegt. 15
2.2 Studienvoraussetzungen Verpflichtende Studienorientierung Alle Studienbewerber/innen in Baden-Württemberg müssen mit der Bewer- bung den Nachweis erbringen, dass sie an einem Orientierungsverfahren teilgenommen haben. Streben Sie das Lehramt an Gymnasien an, empfeh- len wir den baden-württembergischen Lehrertest unter www.bw-cct.de. Der Test beruht auf dem von Prof. Dr. Johannes Mayr (Universität Klagenfurt) entwickelten Career Counselling for Teachers (CCT) und wird inzwischen auch in anderen Bundesländern eingesetzt. Alternativ kann auch ein allge- meiner Studienorientierungstest vorgelegt werden (etwa unter www.was- studiere-ich.de). Nach absolviertem Test erhalten Sie eine Teilnahmebescheinigung, die der Bewerbung um einen Studienplatz beizufügen ist, spätestens aber bei der Einschreibung im Studierendensekretariat vorgelegt werden muss. Die Testergebnisse verbleiben bei Ihnen; Sie können sie natürlich mit Familie, Freunden oder Lehrkräften Ihres Vertrauens, z.B. während des Orientie- rungspraktikums, besprechen. Aufgrund langjähriger Berufserfahrung im Schuldienst können Ihnen auch die Studienberaterinnen im Zentrum für Lehrerbildung im SCS helfend zur Seite stehen. Den Test und weitere Informationen dazu finden Sie unter: www.bw-cct.de. Darüber hinaus können Sie freiwillig weitere Orientierungstests zum Lehrerberuf durchlaufen, siehe Kapitel 1.2. Fremdsprachenkenntnisse In einigen Fächern sind nach Anlagen 2 und 4 RahmenVO-KM bestimmte Sprachkenntnisse Studienvoraussetzung, wobei die Kenntnisse in der Re- gel während des Studiums nachgeholt werden können. Spätestens die Zulassung zum Vorbereitungsdienst für das Lehramt Gymnasium in Baden- Württemberg setzt ihren Nachweis voraus, möglicherweise bereits die Auf- nahme des Masterstudiums. Bis zu welchem Zeitpunkt im Studium diese Kenntnisse nachgewiesen werden müssen, entnehmen Sie bitte den jeweiligen fachspezifischen Be- stimmungen der Studien- und Prüfungsordnungen. 16
Der Nachweis nachträglich erworbener Latein- oder Griechischkenntnisse muss vor einem staatlichen Prüfungsausschuss (Regierungspräsidium) erbracht werden. Fehlende Sprachkenntnisse können Sie in entsprechen- den Kursen des Seminars für Klassische Philologie erwerben. Ähnliche Vorbereitungskurse werden auch von privaten Sprachschulen angeboten. Studierende der katholischen Theologie können über spezielle Angebote ihrer Fakultät Kurse zum Erwerb von Latein-, Griechisch- und Hebräisch- kenntnissen besuchen. Ausführliche Informationen finden Sie unter www.altphil.uni-freiburg.de/ latinum.html. Einen Überblick über erforderliche Sprachkenntnisse gibt folgende Tabelle: Studienfach Sprachanforderungen (Legende s.u.) Deutsch Englischkenntnisse und Kenntnisse einer weiteren Fremdsprache Englisch Englischkenntnisse Niveau B2, Latinum oder Kenntnisse einer weiteren modernen Fremdspra- che Französisch Französischkenntnisse Niveau B2, Grundkennt- nisse einer zweiten romanischen Sprache (mind. Niveau A2) sowie Grundkenntnisse in Latein Geschichte Latinum, Englischkenntnisse und Kenntnisse einer weiteren Fremdsprache (passiv beherrscht) Griechisch Graecum und Latinum Italienisch Grundkenntnisse in einer zweiten romanischen Sprache (mind. Niveau A2) sowie Grundkenntnis- se in Latein Latein Latinum und Graecum Philosophie/ Ethik Latinum oder Graecum Spanisch Grundkenntnisse in einer zweiten romanischen Sprache (mind. Niveau A2) sowie Grundkenntnis- se in Latein Theologie (kath.) Latinum oder Lateinkenntnisse, die die Lektüre der studienrelevanten originalsprachlichen Texte er- möglichen, sowie Graecum oder Griechischkennt- nisse, die ein gutes Verständnis neutestamentli- cher Texte ermöglichen 17
Legende: Grundkenntnisse (bzw. passiv beherrscht) entsprechen 2 Jahren Unterricht in der Sekundarstufe (Endnote mindestens „ausreichend“) bzw. Niveau A2; Kenntnisse entsprechen 4 Jahren Unterricht in der Sekundarstufe oder 3 Jahre Sekundarstufe II mit Abiturprüfung (Endnote mindestens „ausreichend“) bzw. Niveau B2. L Die Niveaustufen beziehen sich auf den gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (s. www.europaeischer-referenzrahmen.de). 2.3 Studienbestandteile Fachwissenschaften Grundlage jedes erfolgreichen Lehrer/innendaseins ist eine solide Basis an fachlichem Wissen und die Freude am Umgang damit. Deshalb machen einen Großteil des Studiums die von Ihnen gewählten Fachwissenschaften aus. Treffen Sie die Wahl Ihrer Fächer sowohl im Hinblick auf Ihr Studium als auch auf Ihre berufliche Laufbahn entsprechend Ihren persönlichen Interessen und Fähigkeiten. Die Aufbereitung der Inhalte, Arbeitsweisen und anderer Bestandteile des Studiums sind in den fachspezifischen Bestimmungen der Studien- und Prüfungsordnungen bzw. den jeweiligen Modulhandbüchern festgehalten. Die jeweiligen Studienverlaufspläne können Ihnen einen Rahmen für eine sinnvolle Studiengestaltung geben. Fachdidaktik Unter Didạktik versteht man heute allgemein die Wissenschaft vom Lehren und Lernen (Unterrichtslehre) oder die Theorie der Bildungsinhalte und des Lehrplans. Fachdidaktik befasst sich mit der Reflexion und Gestaltung von Lernpro- zessen, d.h. sie beschäftigt sich wissenschaftlich mit der Planung, Durch- führung und Analyse des Unterrichtens im jeweiligen Fach. In der Fachdi- daktik geht es um die Auswahl, Legitimation und didaktische Reduktion von Lerngegenständen, die Festlegung und Begründung von Zielen des Unter- richts, die methodische Strukturierung von Lernprozessen sowie die Be- rücksichtigung der Handlungsbedingungen der Lehrenden und Lernenden. Sie fragt also nach dem Was (Was soll gelehrt und gelernt werden?), nach dem Warum (Warum soll etwas gelehrt oder gelernt werden?) und nach dem Wie (Wie soll etwas gelehrt oder gelernt werden?). Eingebunden in die 18
Fachwissenschaft, sucht die Fachdidaktik geeignete Inhalte und Erkennt- nisse für Lernprozesse nutzbar zu machen, das heißt konkret, sie wählt geeignete Inhalte und Vermittlungsmethoden aus und passt diese den Fä- higkeiten der Adressatengruppe an. In den fachdidaktischen Übungen, die an baden-württembergischen Uni- versitäten in der Regel von gymnasialen Lehrkräften geleitet werden, kön- nen die Anordnung, Vermittlung und Problematisierung der Lernbereiche und ihre Aufbereitung in Unterrichtsmaterialien geübt werden. Die im Studi- um vermittelten Grundlagen für eine professionelle pädagogische Reflexi- ons- und Handlungsfähigkeit können damit wesentlich verbessert werden. Im Rahmen der Reform des Lehramtsstudiums wird an der Universität Frei- burg Fachdidaktik auch durch Dozenten der Pädagogischen Hochschule Freiburg unterrichtet. Bildungswissenschaften Die Lehrveranstaltungen zu den bildungswissenschaftlichen Anteilen im Studium tragen zum Erwerb von Kompetenzen bei, die Ihnen helfen, den zukünftigen Anforderungen des Berufs der Lehrkraft gerecht zu werden. Zu diesen Kompetenzen gehören nach den Standards für die Lehrerbildung in den Bildungswissenschaften (Kultusministerkonferenz, 2004, 2014): Unterricht nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gestalten, durch- zuführen und zu bewerten (Kompetenzbereich Unterrichten), Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage von Methoden der Päda- gogischen Diagnostik zu beurteilen, zu beraten und zu fördern (Kompe- tenzbereich Beurteilen), Schülerinnen und Schüler in ihrer individuellen Entwicklung zu fördern und bei erzieherischen Problemen gemeinsam mit ihnen und ihren El- tern Lösungsansätze zu erarbeiten (Kompetenzbereich Erziehen), die eigenen Kompetenzen als Lehrkraft sowie die Schule als Organisa- tion auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterzuentwi- ckeln (Kompetenzbereich Innovieren). Für alle Kompetenzbereiche spielt auch die Frage der Inklusion und des Umgangs mit Heterogenität eine bedeutsame Rolle. Der Erwerb von fun- diertem Wissen und Können in den Kompetenzbereichen während der ersten Phase der Lehrer/innenausbildung (Studium) ist die Basis für die zweite Phase der Ausbildung (Vorbereitungsdienst), in der die erworbenen 19
Kompetenzen kontinuierlich weiterentwickelt werden. Im Sinne des lebens- langen Lernens wird Sie die Entwicklung Ihrer pädagogischen Fähigkeiten das ganze Berufsleben lang begleiten. Praxisphasen Ziel der schulpraktischen Studien ist eine stärkere Verzahnung der ver- schiedenen Ausbildungsphasen und -bestandteile. So dient die strukturelle Verbindung von praktischer Erfahrung an der Schule und deren theoreti- scher Reflexion in den Begleitveranstaltungen sowohl der Berufsorientie- rung als auch der Berufsqualifizierung. Die Stärkung des Bezugs zur Schulpraxis ermöglicht Ihnen ein frühzeitiges Kennenlernen des gesamten Tätigkeitsfeldes Schule und die Reflexion Ihrer Rolle als Lehrer/in unter professioneller Begleitung und damit die Möglichkeit, sowohl in fachlicher als auch persönlicher Hinsicht im weiteren Studium gezielt Schwerpunkte zu setzen. Der früher häufig als Praxisschock wahrgenommene Übergang vom Studium in den Vorbereitungsdienst wird dadurch nicht nur abgefedert, sondern Sie können bereits an einschlägige Erfahrungen anknüpfen. Verpflichtend vorgesehen sind das dreiwöchige Orientierungspraktikum zu Beginn des Bachelorstudiums (s. Kapitel 4.4) und das 12-wöchige Schul- praxissemester im Masterstudium (s. Kapitel 5.3). Portfolio Ein Portfolio dokumentiert Ihre gesamte Ausbildung als zusammenhängen- den berufsbiographischen Prozess. Daher wird es von Beginn des Studi- ums bis zum Ende des Vorbereitungsdienstes geführt. Sie dokumentieren und reflektieren darin den systematischen Aufbau berufsbezogener Kompe- tenzen in den einzelnen Praxiselementen Ihrer Ausbildung. Konkret heißt dies, dass Sie Ihren eigenen Werdegang und Ihre eigenen Lernerfahrungen darlegen und sich mit dem Lernort Schule auseinandersetzen. Es trägt dazu bei, sich neuen Theorien und Perspektiven unterrichtlichen Handelns zu öffnen und zu erproben sowie die eigene Persönlichkeit und eine eigene professionelle Haltung auszubilden. Eine Einführung in die Arbeit mit einem Portfolio wird im Rahmen der Bil- dungswissenschaften erfolgen. 20
2.4 Ausbildungsverlauf im Überblick 21
3 Lehramtsbezogenes Studium an der Universität Freiburg Die Universität Freiburg bietet für Studierende, die den Beruf der Gymnasi- allehrkraft anstreben, den polyvalenten Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudien- gang mit der Option Lehramt Gymnasium (s. Kapitel 4) sowie den konseku- tiven Studiengang Master of Education an (s. Kapitel 5). 3.1 Bewerbung und Zulassung Zuständig für das Bewerbungsverfahren ist das Studierendensekretariat im Service Center Studium, das Ihnen auch bei Fragen zur Verfügung steht. Detaillierte Informationen zu allen Studiengängen und Hinweise zu Aus- wahlverfahren, Aufnahmeprüfungen und Bewerbungsfristen erhalten Sie über die Studiengangliste im Studierendenportal auf der Homepage der Universität Freiburg. Beachten Sie bitte, dass für jedes Ihrer beiden Fächer gesonderte Regelungen bestehen können. Die Bewerbung für den polyvalenten Zwei-Hauptfächer- Bachelorstudiengang erfolgt online und ist nur zum Wintersemester mög- lich. Für Erstsemester in den Bachelorstudiengängen dauert die Bewer- bungsfrist in der Regel von 1. Juni bis 15. Juli (entscheidend ist der Ein- gang bei der Universität Freiburg, nicht der Poststempel). Das Studierendenportal mit einem Überblick aller Studiengänge und den Bewerbungsportalen erreichen Sie unter www.studium.uni-freiburg.de/ studienbewerbung. Informieren Sie sich bitte rechtzeitig vor Ihrer Bewerbung, welche spezifi- schen Voraussetzungen (z.B. Zulassungsbedingungen oder Bewerbungs- fristen) für die von Ihnen gewählten Fächer gelten. Der Studiengang Master of Education soll spätestens zum Wintersemester 2018/19 eingerichtet sein. Informationen zur Bewerbung finden Sie zeitnah ebenfalls in der Übersicht über alle Studiengänge. Zur Orientierung stellt die Universität einen Überblick über die Ergebnisse der Nachrück- und Auswahlverfahren zulassungsbeschränkter Fächer für 22
die letzten Semester zur Verfügung: www.studium.uni-freiburg.de/ documents/studienbewerbung/ergebnis_nachrueckverfahren/ergebnisse. 3.2 Fächerkatalog Im Bachelorstudium sind zwei Fächer zu belegen, wobei alle aufgeführten Fächer miteinander kombiniert werden können. Für die Bezeichnung des Abschlusses ausschlaggebend ist das Fach der Bachelorarbeit. Fächer mit dem Abschluss Bachelor of Arts (B.A.): Deutsch, Englisch, Französisch, Geschichte, Griechisch, Italienisch, Katholische Theologie, Latein, Philosophie/Ethik, Politikwissenschaft, Russisch, Spanisch Fächer mit dem Abschluss Bachelor of Science (B.Sc.): Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Mathematik, Physik, Sport, Wirtschaftswissenschaft Informationen zum Fächerangebot des Masterstudiengangs lagen zum Redaktionsschluss noch nicht vor, wir gehen jedoch davon aus, dass sich das Angebot decken wird. Weitere Informationen zu allen an der Universität Freiburg angebotenen Fächern und Studiengängen erhalten Sie zentral in der Übersicht aller Stu- diengänge: www.studium.uni-freiburg.de/studienbewerbung/studienfaecher. Hinweise: Für die Zulassung zum Vorbereitungsdienst (Referendariat) in Baden- Württemberg ist im Fach Katholische Theologie die konfessionelle Zu- gehörigkeit erforderlich. Eine Kombination der Fächer Katholische The- ologie und Philosophie/Ethik ohne ein weiteres Fach ist ausgeschlos- sen. Das Studienfach Wirtschaftswissenschaft ermöglicht keinen Zugang zum Vorbereitungsdienst an Beruflichen Schulen. An Stelle eines der beiden wissenschaftlichen Fächer kann das Fach Bil- dende Kunst (Kunstakademie) oder Musik (Musikhochschule) studiert werden. Die Fächer Bildende Kunst und Musik können zwar mit allen wis- senschaftlichen Fächern verbunden werden, nicht jedoch untereinander. In Kombination mit dem Fach Musik kann das Verbreiterungsfach Musik/Jazz und Popularmusik das wissenschaftliche Fach ersetzen. 23
3.3 Module, ECTS und studienbegleitende Prüfungen Bachelor- und Masterstudiengang sind modular aufgebaut. Das bedeutet, die einzelnen "Bausteine" des Studiums sind sog. Module, die unter einem übergeordneten Themenbereich mehrere Lehrveranstaltungen zusammen- fassen können. Gemäß dem European Credit Transfer and Accumulation System (ECTS) sind allen Komponenten des Studiums ECTS-Punkte zugewiesen, die keine qualitativen Leistungsindikatoren sind, sondern deren jeweilige An- zahl sich nach dem voraussichtlich erforderlichen Arbeitsaufwand richtet. Ein ECTS-Punkt entspricht einem durchschnittlichen Arbeitsaufwand von 30 Stunden. Zum Arbeitsumfang gehören neben der Anwesenheit in den Veranstaltungen auch die Vor- und Nachbereitung der Sitzungen, die Vor- bereitung auf Prüfungen oder die Anfertigung von Leistungsnachweisen wie Hausarbeiten, Referaten oder Ähnlichem. Bei einer Arbeitszeit von etwa 35h/Woche steht Ihnen ein Zeitbudget von ca. 1500 Arbeitsstunden pro Jahr zur Verfügung, woraus sich die vorgese- hene Zahl von 30 ECTS-Punkten je Semester ergibt. Insgesamt erwerben Sie demnach im Bachelor- und Masterstudium 300 ECTS-Punkte. In den Studiengängen der Lehramtsausbildung sind studienbegleitende Prüfungsleistungen (PL) zu erbringen, die schriftlich oder mündlich erfol- gen und sich auf einzelne Veranstaltungen oder auf ganze Module bezie- hen können. Mit dem System der studienbegleitenden Prüfungen soll ein kontinuierliches Lernen gefördert werden. Es gibt auch Lehrveranstaltungen, in denen keine studienbegleitenden Prüfungen abzulegen sind. Der Erwerb der vorgesehenen ECTS-Punkte erfolgt in diesem Fall durch das Erbringen von schriftlichen, mündlichen oder praktischen Studienleistungen (SL), die bestanden werden müssen, jedoch nicht benotet werden. 24
3.4 Prüfungsämter Prüfungsamt/Fakultät Telefon (0761) Gemeinsame Kommission der Philologischen, Philoso- phischen und Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaft- 203-3221 lichen Fakultät (GeKo) (zuständig auch für Leistungen in Bildungswissenschaften) Biologie 203-2892 Chemie 203-5976 Forst- und Umweltwissenschaften (Geographie) 203-3605 Technische Fakultät (Informatik) 203-8083 Katholische Theologie 203-2031 Mathematik 203-5576 Physik 203-5789 25
4 Polyvalenter Zwei-Hauptfächer- Bachelorstudiengang 4.1 Überblick Der polyvalente Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudiengang besteht aus zwei wissenschaftlichen Fächern, die in gleichem Umfang studiert werden, und einem Optionsbereich zur Wahl. Die Regelstudienzeit für den polyvalenten Bachelorstudiengang mit zwei Hauptfächern beträgt einschließlich dreiwö- chigem Orientierungspraktikum und Bachelorarbeit sechs Semester (180 ECTS-Punkte). Verbindliche Rechtsgrundlage des Studiengangs ist die Studien- und Prüfungsordnung der Albert-Ludwigs-Universität-Freiburg für den polyva- lenten Zwei-Hauptfächer-Bachelorstudiengang vom 28.08.2015, siehe Amt- liche Bekanntmachungen 60/2015 unter www.zuv.uni-freiburg.de/aktuel- les/amtliche_bekanntmachungen. 4.2 Optionsbereich Entscheiden Sie sich für die Option Lehramt Gymnasium, dann umfasst das Studium neben den beiden wissenschaftlichen Fächern eine Einführung in die Bildungswissenschaften, das dreiwöchige Orientierungspraktikum sowie 26
Grundlagen der Fachdidaktik. Das lehramtsbezogene Bachelorstudium ermöglicht den Übergang in den Master of Education (siehe Kapitel 5). Im Falle, dass Sie nicht den Lehrerberuf anstreben, jedoch zwei Hauptfä- cher studieren wollen oder Sie sich im Laufe des Studiums umorientieren möchten, können Sie zur Vorbereitung auf ein fachwissenschaftliches Mas- terstudium (M.A./M.Sc.) Fachwissenschaft und Interdisziplinarität vertiefen und sogenannte Berufsfeldorientierte Kompetenzen (BOK) belegen. Im Überblick: Option Lehramt Gymnasium: Für den Übergang in den Master of Education (M.Ed.) studieren Sie neben den Fachwissenschaften Fachdidaktik und Bildungswissen- schaften und absolvieren ein dreiwöchiges Orientierungspraktikum. Option Individuelle Studiengestaltung: Zur Vorbereitung auf ein fachwissenschaftliches Masterstudium (M.A./M.Sc.) können Sie Fachwissenschaft und Interdisziplinarität ver- tiefen und belegen sogenannte Berufsfeldorientierte Kompetenzen (BOK). 4.3 Fachwissenschaft und Fachdidaktik Fachwissenschaft Den größten Anteil im Bachelorstudium machen die beiden wissenschaftli- chen Fächer aus, die jeweils 75 ECTS-Punkte umfassen. Über die inhaltli- chen Bestandteile informieren Sie die jeweiligen Fachbereiche; festgehal- ten sind sie in Anlage B der Studien- und Prüfungsordnung und in den Modulhandbüchern der Fächer. Die jeweiligen Studienverlaufspläne kön- nen Ihnen einen Rahmen für eine sinnvolle Studiengestaltung geben. Bis zum Ende des zweiten Fachsemesters ist die sog. Orientierungsprüfung (siehe Kapitel 4.5) abzulegen, spätestens jedoch bis zum Ende des dritten Fachsemesters. In einem der beiden Fächer ist nach eigener Wahl die Bachelorarbeit (siehe Kapitel 4.5) mit einem Leistungsumfang von 10 ECTS-Punkten anzuferti- gen. Die Bearbeitungszeit beträgt ab der Vergabe des Themas drei Mona- te. 27
Fachdidaktik Im Rahmen der Option Lehramt Gymnasium ist in beiden Fächern ein Fachdidaktik-Modul zu absolvieren, das Ihnen zur Vorbereitung des Schul- praxissemesters im Masterstudium grundlegende fachdidaktische Kennt- nisse und Fertigkeiten in Ihren Fächern vermittelt (siehe Kap. 2.3). Das Modul hat einen Leistungsumfang von jeweils 5 ECTS-Punkten (Studien- leistung) und besteht je nach Fach aus ein oder zwei Veranstaltungen. 4.4 Bildungswissenschaften und Orientierungspraktikum Modul Bildungswissenschaften In der Regel belegen Sie im ersten Semester eine Einführung in die Bil- dungswissenschaften und die Übung zur Vorbereitung des Orientierungs- praktikums. Danach absolvieren Sie das Praktikum und besuchen im An- schluss daran die Übung zur Nachbereitung. Diese frühe Praxisphase in Verbindung mit theoretischer Reflexion und Begleitung soll Ihnen eine frühzeitige Berufsorientierung und gezielte Schwerpunktsetzung im weiteren Studium ermöglichen, weshalb auch zu diesem Zeitpunkt schon mit der Portfolioarbeit begonnen wird. L Achtung! In der bisher gültigen Prüfungsordnung (GymPO I von 2009/10) konnte das Orientierungspraktikum bereits vor Studienbeginn absolviert werden. Dies ist nun aufgrund der begleitenden Veranstaltungen und des Portfolios nicht mehr möglich. Eine Anerkennung eines vorab geleisteten Praktikums kann nicht erfolgen! Bildungswissenschaften (insg. 10 ECTS-Pkt.) Lehrveranstaltung Art ECTS-Pkt. Semester SL/PL Einführung in die Bil- Vorlesung 3 1 SL dungswissenschaften Vorbereitung des Orien- Übung 2 1 SL tierungspraktikums Orientierungspraktikum Prakt. 4 1 oder 2 SL 28
Nachbereitung des Übung 1 2 SL Orientierungspraktikums Orientierungspraktikum Das dreiwöchige Orientierungspraktikum (OSP) ist ein verpflichtendes Stu- dienelement, das im Bachelorstudiengang verortet ist und daher nicht im Vorfeld des Studiums absolviert werden kann. Das Praktikum muss an einer baden-württembergischen Schule absolviert werden, ein Anspruch auf einen bestimmten Praktikumsort und eine bestimmte Praktikumsschule besteht jedoch nicht. Das OSP findet einmal jährlich im Frühjahr statt, der genaue Zeitraum wird jeweils rechtzeitig bekannt gegeben. Die Anmeldung verpflichtet selbstverständlich zur Teilnahme und erfolgt ausschließlich online über www.orientierungspraktikum-bw.de. Dort erhal- ten Sie auch alle nötigen Informationen, u.a. die Handreichung des Kultus- ministeriums zum Orientierungspraktikum. Das OSP dient in erster Linie der Überprüfung und Fundierung der Studien- und Berufswahlentscheidung und legt die Grundlagen für die Theorie- Praxis-Verknüpfung im späteren Schulpraxissemester (siehe Kapitel 5.3). Es ermöglicht Ihnen erste Einblicke in die pädagogische und institutionelle Arbeit an einer Schule. Ziel ist der Perspektivenwechsel von der Schüle- rin/dem Schüler zur Lehrperson. Durch die Verknüpfung theoretischer Kenntnisse mit praktischen Erfahrungen soll eine kritische Reflexion der eigenen Berufsmotivation und -entscheidung angeregt werden. Im Vorder- grund steht dabei die Auseinandersetzung mit den wichtigsten Tätigkeiten des Lehrerberufs im gesamten Aufgabenfeld Schule mit einer Schwer- punktsetzung auf Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem Unterrichten. L Universität und Pädagogische Hochschule arbeiten aktuell gemeinsam an einer Handreichung zum Orientierungspraktikum, die Ihnen zum Prakti- kumsbeginn zur Verfügung gestellt wird. Das Praktikum besteht aus Präsenzzeiten an der Schule und einer theorie- geleiteten Hochschulbegleitung. Die souveräne Beherrschung der deut- schen Sprache wird für eine erfolgreiche Teilnahme vorausgesetzt. Präsenzzeiten an der Schule: Hier begleiten Sie Lehrkräfte durch den Schulalltag, betreuen Lernende in kleinen Gruppen, übernehmen Un- terrichtsteile oder komplette Unterrichtsstunden und beobachten Schü- lerinnen und Schüler. Sie legen ein Portfolio an, welches Sie durch die 29
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