Leistungsdiagnostik-konzept - Teilbereich Kraft - Deutscher Judo-Bund e.V. DJB e.V., überarbeitet im April 2019 - Deutscher ...
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Deutscher Judo-Bund e.V. Leistungsdiagnostik- konzept – Teilbereich Kraft DJB e.V., überarbeitet im April 2019 Autoren: Stefan Leonard (IAT Leipzig), Roland Osswald (IAT Leipzig), Dr. Ruben Goebel (DJB)
Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung .................................................................................................................... 4 1.1 Zielstellung ............................................................................................................ 4 1.2 Leistungsstruktur und -diagnostik in der Sportart Judo .......................................... 5 1.3 Konditionelle Leistungsanforderungen in der Sportart Judo ................................... 7 2 Testkonzeption .......................................................................................................... 13 Teststrategie ............................................................................................................. 13 2.2 Testplanung......................................................................................................... 14 2.3 Testbatterie ......................................................................................................... 19 2.4 Ergebnistransfer .................................................................................................. 20 2.4.1 Datentransfer innerhalb des Serviceverbundsystem ..................................... 20 2.4.2 Datenmanagementsystem IDA ..................................................................... 22 2.5 Servicepartner und Verantwortlichkeiten ............................................................. 23 2.5.1 Abstimmung mit den FSL- und externen Partnern......................................... 25 2.5.2 Abstimmung mit den WVL-Partnern .............................................................. 25 3 Bestimmung der Kraftfähigkeiten ............................................................................... 26 3.1 Statische Testverfahren ....................................................................................... 27 3.1.1 Bestimmung Schnellkraft und Explosivkraft................................................... 29 3.1.2 Test der isometrischen Beinkraft ................................................................... 29 3.1.3 Test der isometrischen Rumpfkraft................................................................ 31 3.1.4 Test der isometrischen Griffkraft ................................................................... 34 3.1.5 Teststandardisierungen und Testabbruchkriterien ......................................... 35 3.2 Dynamische Testverfahren .................................................................................. 36 3.2.1 Test des Einer-Wiederholungsmaximums ..................................................... 36 3.2.2 Test der isokinetischen Beinkraft .................................................................. 47 3.2.3 Tests der isokinetischen Rumpfkraft ............................................................. 49 4 Bestimmung der Kraftausdauerfähigkeiten ................................................................ 53 4.1 Dynamische Testverfahren .................................................................................. 53 4.1.1 Tests des n-Wiederholungsmaximums ......................................................... 53 4.1.2 Tests der isokinetischen Rumpfkraft ............................................................. 54 4.1.3 Sportmotorischer Test „Klimmziehen“ ........................................................... 56 4.1.4 Sportmotorischer Test „Anristen“ .................................................................. 57 Copyright © DJB 2019
4.1.5 Sportmotorischer Test „Hangeln“ .................................................................. 58 4.1.6 Sportmotorischer Test „Kastensprünge“ ........................................................ 60 4.2 Statische Testverfahren ....................................................................................... 61 4.2.1 Sportmotorischer Test „Hängen an der Judojacke“ ....................................... 61 5 Bestimmung der Ausdauerfähigkeiten ....................................................................... 62 5.1 Feldstufentest ...................................................................................................... 66 5.2 Rampentest (VO2 max)........................................................................................ 69 5.3 Judospezifischer Belastungstest (BT4) ................................................................ 69 6 Bestimmung der Beweglichkeit und Koordination ...................................................... 75 6.1 Tests zur Beweglichkeit der unteren Extremitäten ............................................... 75 6.2 Sportmotorischer Test „Brückenüberschläge“ ...................................................... 77 6.3 Sportmotorische Test „Functional Movement Screen“ (FMS) .............................. 78 7 Auswertung und Richtwerte ....................................................................................... 80 7.1 Auswertungsstrategie .......................................................................................... 80 7.2 Richtwerte der statischen Testverfahren für die Maximalkraftfähigkeit ................. 81 7.3 Richtwerte der dynamischen Testverfahren für die Maximalkraftfähigkeit ............ 84 7.4 Richtwerte der dynamischen Testverfahren für die Kraftausdauerfähigkeit .......... 86 7.5 Richtwerte der Testverfahren zur Ausdauerfähigkeit ........................................... 87 7.5.1 Feldstufentest ............................................................................................... 87 7.5.2 Rampentest .................................................................................................. 87 7.5.3 Judospezifischer Belastungstest (BT4) ......................................................... 87 7.6 Richtwerte der Testverfahren im Rahmen der zentralen Sichtung ....................... 89 8 Literaturverzeichnis ................................................................................................... 93 Copyright © DJB 2019
Vorbemerkung In diesem konzeptionellen Manuskript wird die Vorgehensweise für eine langfristig angelegte und systematische Leistungsdiagnostik im Deutschen Judo-Bund e.V. beschrieben. Das Leistungsdiagnostikkonzept wurde auf Grundlage der sportartspezifischen Leistungsstruktur und dem aktuellen Anforderungsprofil im Wettkampf zusammengestellt. Ausgehend von den Etappen des langfristigen Leistungsaufbaus werden die unterschiedlichen Diagnostikschwerpunkte geschlechts- und altersspezifisch in einer umfassenden Testkonzeption dargestellt. Hierzu gehören die Testplanung, Teststrategie und ein Testmanual mit einer genauen Beschreibung der einzelnen Testverfahren. Des Weiteren wird in der Testkonzeption der Ergebnistransfers, die anschließende Verwaltung von leistungsdiagnostischen Daten und die Verantwortlichkeiten der FSL (Forschungs- und Serviceverbund Leistungssport) /WVL (Wissenschaftliche Verbundsystem Leistungssport) -Partner erläutert. 1.1 Zielstellung Das Leistungsdiagnostikkonzept des Deutschen Judo-Bund e.V. zielt auf eine wissenschaftlich gestützte Betreuung (FSL/WVL-Partner) zum systematischen Aufbau der sportlichen Leistung vom Nachwuchs- bis hin zum Spitzenbereich. Die Schwerpunkte liegen zum einen auf der langfristigen Leistungs- und Trainingssteuerung und zum anderen auf der individuellen Erfassung des Entwicklungsstandes deutscher Kaderathleten. Mit Hilfe der ausgewählten diagnostischen Testverfahren sollen u.a. Entwicklungspotential, Leistungsreserven und medizinischer Status eines JUDOKA dokumentiert werden. In Anlehnung an den Gesamtprozess der Leistungs- und Trainingssteuerung (Abb. 1) nach Reiß and Meinelt (1983) kann eine Erhöhung der Wirksamkeit nur als geschlossene Wirkungskette unter Beachtung der sportartspezifischen Bedingungen verstanden werden. Abb. 1. Regelkreis der Leistungs- und Trainingssteuerung (nach Reiß & Meinelt, 1983, S. 8) Copyright © DJB 2019
„Das Ziel der langfristigen Steuerung und Regelung des Trainings besteht darin, dass Trainer und Verbandsleitung im Zusammenwirken mit Kollektiven von Sportwissenschaft und Ärzten strategisch orientierte Entscheidungen zur Eignung und Auswahl, …, treffen“ (Reiß & Meinelt, 1983, S. 11). In diesem Zusammenhang ist es dem Deutschen Judo-Bund e.V. ein wichtiges Anliegen, die individuellen Entwicklungspotenziale der Athleten für die Belastungsanforderungen im internationalem Wettbewerb zu erkennen und adäquat zu fördern. 1.2 Leistungsstruktur und -diagnostik in der Sportart Judo In der Literatur existieren für die Zweikampfsportarten zahlreiche Leistungsstrukturmodelle, die im Kern versuchen, unter Einbeziehung eines konträr handelnden Gegners, die komplexe Genese einer Wettkampfleistung als Ergebnis des Leistungsvollzuges zu erklären. Diese Konstrukte, wie im Fechten (Barth & Beck, 2005), im Boxen (Bussweiler, 2011), im Ringen (Gain, Hartmann, & Tünnemann, 1980) oder Judo (Grosser, Starischka, & Zimmermann, 2008; Müller-Deck & Ivinger, 2007) beschreiben das Zusammenwirken und die Beziehung verschiedener interner und externer Leistungsfaktoren. Judo gehört wie alle Kampfsportarten zu den Disziplingruppen, deren Struktur der Wettkampfleistung nicht nur durch eine Vielzahl miteinander verknüpfter Leistungsfaktoren charakterisiert ist, sondern auch eine hohe Variabilität der Kampfhandlungen bei aktiver Gegnereinwirkung aufweist. Dadurch sind die quantitative und besonders die qualitative Bestimmung dieser Faktoren im Wettkampf stark eingeschränkt. (Fiedler, 1982) Schubert, Kirchgässner & Barth (1976, S. 419) beschreiben die Struktur im Judo wie folgt: „Das Ziel der sportlichen Auseinandersetzung der Judokas besteht darin, den Gegner im Rahmen vorgegebener Wettkampfregeln zu besiegen. Zur Realisierung dieses Zieles können verschiedene komplexe, zeitlich und räumlich strukturierte Handlungen angewendet werden, die in sich sehr schnell ändernden Kampfsituationen und unter hohen physischen und psychischen Belastungen ausgeführt werden müssen. Dabei ist der ständig wechselnde Widerstand des Gegners zu beachten, zu kontrollieren und für die eigenen Handlungen, die stets eine bestimmte Zielgerichtetheit aufweisen, zu nutzen. Jeder Judoka wird in relativ kurzer zeitlicher Aufeinanderfolge mit Gegnern konfrontiert, die sich in ihrer Kampfweise, ihrem technischen Repertoire und ihrer psycho-physischen Zustände grundlegend voneinander unterscheiden können.“ Die Betrachtungsweisen der Leistungsstruktur nach Gundlach (1980 und 1987) und später in modifizierter Form nach Schnabel, Harre und Krug (2005) dienten als Grundlage für die in der Fachliteratur bekannten Modelle von Müller-Deck (1983), Lehmann und Ulbricht (2007) sowie Heinisch und Lehmann (2007) im Judo. Diese Betrachtungsweisen beschreiben die Wechselwirkung von zueinanderstehenden leistungsbestimmenden Faktoren in den verschiedenen Funktionsebenen (Leistungsvoraussetzungen, Leistungsvollzug, Vollzugsebene). In der Abbildung 2 wird die grundlegende Hierarchie und die Übertragung der spezifischen Aspekte im Judo für die Leistungsvollzugs- und Leistungsvoraussetzungsebne dargestellt. Es geht auch hervor, dass Judo zu den besonders stark strategisch-taktisch determinierten Sportarten gehört und der Taktik eine sehr hohe Relevanz zugeschrieben wird (Barth, 1994; Müller-Deck & Ivinger, 2007). Copyright © DJB 2019
Abb. 2. Struktur der Wettkampfleistung im Judo (nach Heinisch und Lehmann, 2007) Aus den verschiedenen Leistungsstrukturmodellen für die Sportart Judo geht hervor, dass ein unmittelbarer Bezug zwischen den Testleistungen und der Wettkampfleistung aufgrund der zahlreichen Leistungskomponenten nicht so einfach hergestellt werden kann. Zudem gebt es keine Mess- bzw. Bewertungsverfahren, die solch eine umfassende Wettkampfleistung eruieren können. Aus diesem Grund werden in dem Leistungsdiagnostikkonzept Testverfahren berücksichtigt, die Aussagen zu sportartrelevanten Leistungsvoraussetzung liefern und adäquate Teilleistungen zur Trainingssteuerung erfassen können. Aus der Vergangenheit hat sich hierfür im Deutschen Judo- Bund e.V. die komplexe Leistungsdiagnostik (KLD) bewehrt. „Dabei wird die Einbeziehung aller struktur-bestimmenden Leistungskomponenten und -faktoren angestrebt“ (Schnabel, Harre & Krug, 2016, S. 53). In der Abbildung 3 wird deutlich, wie die verschiedenen leistungsdiagnostischen Verfahren aus den beteiligten Wissenschaftsdisziplinen zur Erfassung dieser Leistungskomponenten zum Einsatz kommen. Allerdings geben Schnabel, Harre und Krug (2016, S. 55) zu bedenken, „je komplexer eine Leistungsdiagnose angelegt wird, d.h. je mehr Leistungskomponenten und Leistungsvoraussetzungen in die Datenerfassung einbezogen werden, desto komplizierter wird die Interpretation, d.h. die im Ergebnis der Datenauswertung gestellte Diagnose. Die Praktikabilität der Leistungsdiagnostik wird dabei in Frage gestellt.“ Aus diesem Grund ist eine Priorisierung der Einflussgrößen und eine Auswahl diagnostisch- relevanter Testverfahren vorzunehmen. Auf Grundlage der aktuellen Anforderungen in der Sportart Judo sind vor allem sportphysiologische, sportmedizinische und biomechanische Testverfahren für dieses Leistungsdiagnostikkonzept entscheidend. Weitere diagnostische Maßnahmen von leistungsrelevanten Faktoren wie, Taktik, Koordination-Technik und Konstitution werden in den Konzeptionen zur Wettkampf(struktur)analyse, zur Talentsichtung sowie zum sportmedizinischen Untersuchungs- und Betreuungssystem im deutschen Leistungssport (DOSB, 2014) berücksichtigt. Copyright © DJB 2019
Abb. 3. Allgemeine Vorgehensweise einer komplexen Leistungsdiagnostik (in Anlehnung an Schnabel, Harre & Krug, 2016, S. 54) Im Hochleistungsbereich stellen die energetisch-determinierten Leistungsvoraussetzungen für die Wettkampfleistung nur schwer zu kompensierende Leistungsfaktoren dar, die insbesondere die übergeordneten technisch-taktischen Leistungsvoraussetzungen entscheidend beeinflussen können (Kons, Ache-Dias, & Detanico, 2017). Zum besseren Verständnis werden im folgenden Abschnitt die konditionellen Leistungsanforderungen für den Spitzenbereich in der Sportart Judo beschrieben. 1.3 Konditionelle Leistungsanforderungen in der Sportart Judo In der Literatur herrscht Einigkeit, dass die Spezifik eines Judokampfes physiologisch betrachtet durch eine intermittierende Belastung mit durchschnittlich bis hochintensiven Intensitäten unter sich ständig verändernden Bedingungen gekennzeichnet ist (Almansba, Sterkowicz, Belkacem, Sterkowicz-Przybycien, & Mahdad, 2010; Drid et al., 2015; Franchini et al., 2007; Lehmann & Heinisch, 2011). Diese Belastungsstrukturen können im Turnierverlauf so stark variieren, dass ein Kampf nach wenigen Sekunden oder erst nach 8 Minuten effektiver Kampfzeit entschiedet wird. Diese Charakteristik lässt sich am Beispiel der Laktatkonzentration in Abhängigkeit der Kampfzeit (Abb. 4) erkennen und macht deutlich, wie wichtig im Wettkampf aerobe als auch anaerobe Energiebereitstellungprozesse sind. Franchini, Artioli und Brito (2013) bestätigen diese Anforderungen und weisen zudem auf die notwendigen Strategien zur Verbesserung der Wiederherstellung zwischen den Kämpfen hin. Copyright © DJB 2019
Abb. 4. Kampfzeit und Laktatmobilisation bei den Deutschen Meisterschaften (nach Lehmann & Heinisch, 2007) Aus physiologischer Sicht sind die anaerobe Leistung, anaerobe Kapazität, die Kraftfähigkeiten sowie die aerobe Leistung als die wichtigsten Faktoren im Judo anzusehen (Drid et al., 2015; Franchini et al., 2007). Ausgehend von diesen leistungsbestimmenden Faktoren wird am Beispiel des Anforderungsprofils der brasilianischen Männer-Nationalmannschaft (Abb. 5) deutlich, dass die interindividuellen Unterschiede einer Gewichtsklasse oder Gewichtsklassengruppe in den Tests sehr verschieden sein können. Abb. 5. Beziehung zwischen Körpergewicht und Leistungsparameter beim Bankdrücken, Bankziehen, Kniebeuge und Judo-Fitness-Test (SJFT) bei Judoka (Abbildung aus Franchini et al., 2007, S. 62). Die Stärken des Einen können die Schwächen des Anderen sein und umgekehrt. Dadurch kann die Ermittlung eines Richtwertes nur als Anforderungsbereich verstanden werden und nicht als fester Normwert. Die individuellen Unterschiede werden auch in der Studie von Gariod et al. (1995) zur Copyright © DJB 2019
Evaluation von energetischen Profilen bei Judoka aufgegriffen. Aus Videobeobachtungen wurden zwei Kampfstrategien („Ausdauer & Explosivkraft-Profil“) erkannt, die mit Hilfe der NMR- Spektroskopie, VO2max-Tests und Laktatmessungen bestätigt werden sollten. Die Ergebnisse zeigten das vor allem „Ausdauer-Judoka“ den aeroben Stoffwechsel stärker nutzen und die „Explosiv-Judoka“ tendenziell bessere Schnellkraftvoraussetzungen hatten. Im internationalen Spitzenbereich variiert durchschnittlich die maximale Sauerstoffaufnahme (VO 2 max) bei Männern zwischen 50-62 mlkg-1min-1 bzw. bei Frauen zwischen 42-52 mlkg-1min-1 (Almansba et al., 2010). Ergänzend hierzu lassen sich in Abbildung 6 die Ergebnisse in anderen Länder vergleichen. In der Vergleichsstudie von Drid et al. (2015) mit internationalen und nationalen Medaillengewinnern im Halbschwergewicht werden diese besonderen Anforderungen an die aerobe Leistungsfähigkeit für die Wiederherstellungsprozesse bestätigt. Abb. 6. Studienübersicht zum Parameter VO2 max (ml/kg/min) im internationalen Vergleich (aus Franchini et al., 2007, S. 65) Zur Eruierung von leistungsrelevanten Kraftfähigkeiten im Judo haben sich sportmotorische Krafttests (Schnabel, Harre & Krug, 2016) sowie Messverfahren der isokinetischen Dynamometrie (Baltzopoulos & Brodie, 1989) bewehrt. Aus verschiedenen Untersuchungen ist bekannt, dass bei gut entwickelten Judoka ein hohes Maß an dynamischen Kraftfähigkeiten erforderlich ist (Drid et al., 2015; Franchini, 2013). Um das Kraftniveau einzelner Athleten im Bereich der Maximalkraftfähigkeit zu erfassen, kommen häufig isometrische Testverfahren oder Testübungen mittels Einer-Wiederholungsmaximums (EWM) zum Einsatz. Insbesondere Langhantelübungen (u. a. Kniebeuge, Kreuzheben, Bankdrücken und Standumsetzen) eignen sich zur Bestimmung der Maximalkraftfähigkeit und ermöglichen einen adäquaten Vergleich mit internationalen Testwerten (Abb. 7). Copyright © DJB 2019
Abb. 7. Gewichtsangaben des Einer-Wiederholungsmaximums japanischer Athleten mit Gewichtsklasseneinteilung für a) Bankdrücken b) Kniebeuge c) Standumsetzen (nach Franchini, 2013) Diese hohen Kraftanforderungen an die verschiedenen Muskelgruppen stellen im Spitzenbereich einen schwer zu kompensierenden Leistungsfaktor dar und nehmen einen wichtigen Bereich in der Trainingssteuerung ein. Zu diesen Kraftanforderungen gehört auch die isometrische Griffkraft, die als ein wichtiger Indikator für physische Defizite in der Kraftübertragung von Angriffstechniken oder bei der Bewältigung eines Griffkampfes (KUMI-KATA) bedeutsam ist. Die Relevanz der Griffkraftfähigkeit für die Sportart Judo ist unbestritten (Bonitch-Góngora, Almeida, Padial Puche, Bonitch-Domínguez, & Feriche, 2013; Heinisch et al., 2016; Iermakov, Podrigalo, & Jagiełło, 2016), dennoch fehlen genaue Anforderungsprofile im Bereich der Griffkraftausdauer. Für die isometrische Maximalkraftfähigkeit hingegen liefert die Tabelle 1 einen Einblick in die aktuelle Studienlage. Copyright © DJB 2019
Tab. 1. Übersicht ausgewählter Studien mit Messergebnissen mittels Dynamometer oder judospezifischen Messgeräten (angepasst nach Göldi, 2017) Studie Gruppe /Messgerät Fmax [N] Alter (Jahre) FG Judo IAT (2017) Hand-Dynamometer 485.0 ± 93.2 17.7 ± 2.8 Judospezifisches Griffkraftmessgerät 717.8 ± 11.6 Franchini et al. (2005) Elite Judoka re Hand 500.1 ± 98.1 22.8 ± 3.4 li. Hand 480.5 ± 98.1 Nicht-elite Judoka re. Hand 411.9 ± 107.9 19.2 ± 4.5 li. Hand 392.3 ± 98.1 Leyk et al. (2007) Dynamometer (gleiches Modell) 540.8 ± 87.1 21.4 ± 1.4 Bonitch-Góngora et al. (2011) Dominante Hand 575.8 ± 69.1 22.0 ± 3.2 Nicht-dominante Hand 554.3 ± 74.2 Bonitch-Góngora et al. (2013) Elite Judoka 460.7 ± 92,3 15.0 ± 0.7 Non-elite Judoka 415.1 ± 70.9 14.8 ± 0.6 Cortell-Tormo et al. (2013) Gruppe 1(55-66 kg) 439.8 ± 65.0 20.6 ± 2.1 Gruppe 2 (67-81kg) 491.5 ± 77.2 22.0 ± 2.8 Gruppe 3 (+81kg) 531.0 ± 70.2 23.2 ± 2.8 Rickert (2010) Referenzwerte 499.2 ± 81.4 20 - 30-Jährige Serrano-Heute et al. (2016) Dominante Hand 482.7 ± 53.7 20.9 ± 3.2 Nicht-dominante Hand 462.8 ± 50.0 Sterkowicz et al. (2016) Judokas 433.5 ± 100.1 20.2 ± 1.56 Studenten 431.0 ± 60.7 20.4 ± 0.55 Heinisch et al. (2016) Judospez. Messergerät Männer 848.3 ± 138.4 23.3 ± 1.6 Judospez. Messergerät Junioren 751.0 ± 89.0 18.55 ± 1.1 Zaggelidis (2017) dominante Hand 723.2 ± 77.0 24.25 ± 2.60 nicht dominante Hand 699.8 ± 79.5 Aus den publizierten Studien zur isokinetischen Dynamometrie mit Judoka geht hervor, dass sich die Testergebnisse nicht nur zur Ermittlung von Anforderungsprofilen (Ghrairi, Hammouda, & Malliaropoulos, 2014) und Leistungsbeurteilungen einzelner Muskelgruppen (Andrade et al., 2012; Barbado et al., 2016; Dornowski, 2010) eignen, sondern sich auch für einen präventiven Diagnostikansatz, beispielsweise zur Bestimmung muskuläre Dysbalancen & Asymmetrien (Drid et al., 2009; Drid et al., 2011; Ghrairi et al., 2014), anbietet. Im direkten Vergleich zu anderen situativen Sportarten wird deutlich, dass insbesondere an die Muskulatur der unteren Extremitäten und des Rumpfes hohe Kraftanforderungen gestellt werden (Abb. 8). Iwai et al. (2008) weisen dabei auf die sportartspezifischen Anforderungen durch Rotations- und Lateralbewegungen des Rumpfes als Antriebskomponente für Angriffs- und Verteidigungshandlungen hin. Mit einer isometrischen bzw. dynamischen Kraftdiagnostik lässt sich die bisher schwer zu erfassende Rumpfmuskulatur in der Fontal-, Sagital-, Transversalebene testen. Beispielsweise konnten Barbado et al., (2016) in ihrer Untersuchung nachweisen, dass insbesondere der Rückenstrecker (M. erector spinae) bei internationalen Judoka signifikant stärker ausgeprägt war und besser Reaktionen bei plötzlichen Rumpfbelastungen aufwies als bei nationalen Athleten. Die gemessenen Spitzendrehmomente der spanischen Nationalmannschaft lagen dabei für die Rumpfextension bei 460.4 ± 62.9 Nm und für die Rumpfflexion bei 212.1 ± 28.6 Nm. Copyright © DJB 2019
Abb. 8. Absolute Spitzendrehmomente bei Judoka mit isokinetischen Messsystemen für a) untere Extremitäten b) Rumpfbeugung (Abbildungen aus Andrade et al., 2012, S. 549 und Iwai et al., 2008, S. 354) Copyright © DJB 2019
2 Testkonzeption In dem folgenden Kapitel wird die inhaltliche Umsetzung des Leistungsdiagnostikkonzepts des Deutschen Judo-Bund e.V. in seinen verschiedenen Ausrichtungen von der Strategie und Planung über den Ergebnistransfer bis hin zur Archivierung bzw. Verwaltung von leistungsdiagnostischen Daten genauer beschrieben. Die Testkonzeption beinhaltet demzufolge verschiedene Abschnitte zur Testplanung, Teststrategie, Testbatterie, Ergebnistransfer und die Verantwortlichkeiten innerhalb der FSL/WVL-Partner. Hierbei soll die systematische Vorgehensweise zur Erfassung von Zielgrößen in Form von Teilleistungen des Wettkampfes deutlich werden. In Anlehnung an das gegenwärtige Anforderungsprofil im Judo werden in der Testkonzeption gewichtsklassen- und altersspezifische Richtwerte im Kontext des langfristen Leistungsaufbau dargelegt. 2.1 Teststrategie Für die optimale Ausrichtung der Leistungssteuerung ist eine zielgerichtete Teststrategie in den unterschiedlichen Altersklassen erforderlich. Zur Veranschaulichung der Bedeutung von Steuerung und Regelung bietet sich das closed loop Modell nach Olivier, Maschall und Büsch (2008) an (Abb. 9). Aus dem ersten Schritt der Anforderungsanalyse geht hervor, dass im Bereich der Leistungsdiagnostik drei wesentliche Schwerpunkte im Deutschen Judo-Bund e.V. wissenschaftlich betreut werden müssen. Erstens ist eine umfangreiche Einschätzung der aeroben und anaeroben Kapazität der Athleten notwendig, zweitens muss eine breit angelegte Kraftdiagnostik durchgeführt und drittens präventive oder rehabilitative Diagnostiken für ein umfassendes Verletzungsmanagement integriert werden. In Abhängigkeit der bestehenden Rahmenbedingungen und der zur Verfügung stehenden Ressourcen ist der Deutsche Judo-Bund e.V. bestrebt diese strategische Ausrichtung in den langfristigen Leistungsaufbau der Athleten zu integrieren und für die einzelnen Altersbereiche (Cadets, Juniors & Seniors) adäquate Maßnahmen zu treffen. Im zweiten Schritt, der Eingangsdiagnose, wird zu Beginn des Jahres bzw. 4-Jahreszyklus in einer zentralen Leistungsdiagnostik im Senioren- und Juniorenbereich (siehe 3.1) der aktuelle Leistungsstand bzw. bestehenden Leistungsvoraussetzungen für jeden Athleten bestimmt. Zudem sollen parallel durch die jährliche medizinische Grunduntersuchung eventuelle gesundheitliche Einschränkungen ausgeschlossen werden, um den Belastungs- und Beanspruchungsanforderungen eines zweijährigen Qualifikationsmodus gerecht zu werden. In diesem Leistungsdiagnostikkonzept wird bewusst auf die Methoden zur Erfassung des biologischen Reifegrades in der Eingangsdiagnostik verzichtet. Die publizierten Testverfahren (Malina, Rogol, Cumming, e Silva, & Figueiredo, 2015; Müller, Müller, Hildebrandt, Kapelari, & Raschner, 2015) bieten für die Sportart Judo nicht den aus anderen Sportarten bekannten Mehrgewinn. Die Begründung liegt zum einen in der Einteilung von Gewichtsklassen in allen Altersklassen und zum anderen in dem ungenügenden Zugriff des Deutschen Judo-Bund e.V. auf die für den biologischen Reifegrad aussagekräftigen Altersbereich von 11-14 Jahre (Sherar, Mirwald, Baxter-Jones, & Thomis, 2005). Mit den in der Testbatterie aufgeführten Testverfahren werden im dritten Schritt durch das Kompetenzteam, ausgehend vom Jahreshöhepunkt (Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele), die physischen und physiologischen Zielsetzungen für die bevorstehende Trainingsphase individuell Copyright © DJB 2019
festgelegt. Diese anzustrebenden Zielsetzungen werden in erster Instanz durch den verantwortlichen Bundestrainer vorgenommen. Nach der Trainingsplanung, Trainingsdurchführung und dem Trainingsergebnis erfolgt in einer zweiten zentralen/dezentralen Leistungsdiagnostik die Leistungskontrolle bzw. Überprüfung der zu erwartenden Leistungsveränderung. Aufgrund der kalendarisch ungünstigen Rahmenbedingungen lassen sich für die Leistungssteuerung in den Trainingsphasen nur bei Bedarf bzw. Verfügbarkeit kurz- und mittelfristige Abstimmung mit den FSL- Partnern treffen. Daher liegt die strategische Ausrichtung auf einer langfristig angelegten Leistungsdiagnostik mit einem in Teilen durchgeführten Monitoring. Die anschließende Trainingskorrektur erfolgt gleichermaßen, wie der Schritt der Zielsetzung, und wird für Kaderathleten außerhalb des Topteams als neue Orientierung für die anschließende Trainingsphase genutzt. Abb. 9. Schritte der Leistungssteuerung (nach Olivier, Maschall & Büsch, 2008, S. 55) 2.2 Testplanung Die Planung der Testzeiträume in den verschiedenen Altersklassen (Cadets, Juniors & Seniors) richtet sich sowie die im Zusammenhang stehende Periodisierung des Trainings nach den Rahmen- und Zielvorgaben (Leonhardt, Lüdemann, Nowoisky, & Oswald, 2018). Demzufolge sind die Testzeitpunkte der diagnostischen Maßnahmen im Jahresverlauf an die jeweiligen Wettkampfhöhepunkte angepasst. In der folgenden Übersicht werden die Testzeiträume der kaderrelevanten Altersklassen (Cadets, Juniors & Seniors) dargestellt (Tab. 2-4). Im olympischen Jahr wird der Schritt der Ergebniskontrolle ausgesetzt. Copyright © DJB 2019
Tab. 2. Planung der zentralen und dezentralen Testzeiträume im Olympiazyklus für den Seniorenbereich (Beispiel: 2017-2020) Monat Januar - April Mai - August September - Dezember Zeitraum Kalenderwoche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 UWV WM KLD KLD EM 1. Jahr IJF Wettkampfkalender Perioden 1. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Vorbereitung II Wettkampf II Übergang Vorbereitung III UWV WM KLD KLD EM 2. Jahr 2017 - 2020 Periode 2. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Vorbereitung II Wettkampf II Übergang Vorbereitung III UWV WM KLD KLD EG 3. Jahr Periode 3. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Vorbereitung II Wettkampf II Übergang Vorbereitung III UWV KLD KLD EM OS 4. Jahr Periode 4. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Vorbereitung II WK II Übergang Vorbereitung III MK Bankdrücken X X X MK Bankziehen X X X MK Klimmziehen X X X MK Kniebeuge vorn X X X MK Kniebeuge hinten X X X MK Kreuzheben X X X MK Beinkraft IsoMed X X X MK Rumpfkraft IsoMed X X X MK Reißen X X X MK Standumsetzen X X X Testbatterie KA Bankdrücken X X X KA Bankziehen X X X KA Kniebeugen hinten X X X Hangeln Rumpfkraftausdauer IsoMed X X X Bourbantest Anristen Kastensprünge Feldstufentest (dezentrale Tests) X X X Rampentest (VO2max) X X X Judospezifischer Belastungstest (BT4) X X X Oberschenkelrückseite Beininnenseite Brückenüberschläge Copyright © DJB 2019
Tab. 3. Planung der zentralen und dezentralen Testzeiträume im Olympiazyklus für den Juniorenbereich (Beispiel: 2017-2020) Monat Januar - April Mai - August September - Dezember Zeitraum Kalenderwoche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 UWV WM WM U21 UWV EM EM U21 KLD KLD 1. Jahr Perioden 1. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Übergang Vorbereitung II IJF Wettkampfkalender UWV WM WM U21 UWV EM EM U21 KLD KLD 2. Jahr 2017 - 2020 Periode 2. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Übergang Vorbereitung II UWV WM WM U21 UWV EM EM U21 KLD KLD 3. Jahr Periode 3. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Übergang Vorbereitung II UWV WM WM U21 UWV EM EM U21 KLD KLD 4. Jahr Periode 4. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Übergang Vorbereitung II MK Bankdrücken X X MK Bankziehen X X MK Klimmziehen X X MK Kniebeuge vorn X X MK Kniebeuge hinten X X MK Kreuzheben X X MK Beinkraft IsoMed MK Rumpfkraft IsoMed MK Reißen X X MK Standumsetzen X X Testbatterie KA Bankdrücken X X KA Bankziehen X X KA Kniebeugen hinten X X Hangeln Rumpfkraftausdauer IsoMed Bourbantest X X Anristen Kastensprünge Feldstufentest (dezentrale Tests) X X Rampentest (VO2max) X X Judospezifischer Belastungstest (BT4) X X Oberschenkelrückseite Beininnenseite Brückenüberschläge Copyright © DJB 2019
Tab. 4. Planung der zentralen und dezentralen Testzeiträume im Olympiazyklus für den Kadettenbereich (Beispiel: 2017-2020) Monat Januar - April Mai - August September - Dezember Zeitraum Kalenderwoche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 EYOF U18 Vorb. WM WM U18 Vorb. EM EM U18 FS-Test ZS U15 ZS U17 RKT 1. Jahr Perioden 1. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Übergang Vorbereitung II IJF Wettkampfkalender Vorb. WM WM U18 Vorb. EM EM U18 FS-Test ZS U15 ZS U17 RKT 2. Jahr 2017 - 2020 Periode 2. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Übergang Vorbereitung II EYOF U18 Vorb. WM WM U18 Vorb. EM EM U18 FS-Test ZS U15 ZS U17 RKT 3. Jahr Periode 3. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Übergang Vorbereitung II Vorb. WM Vorb. EM EM U18 FS-Test ZS U15 ZS U17 RKT 4. Jahr Periode 4. Jahr Vorbereitung I Wettkampf I Übergang Vorbereitung II MK Bankdrücken X X MK Bankziehen X X MK Klimmziehen X X MK Kniebeuge vorn X X MK Kniebeuge hinten X X MK Kreuzheben X X MK Beinkraft IsoMed MK Rumpfkraft IsoMed MK Reißen MK Standumsetzen X X Testbatterie KA Bankdrücken X X KA Bankziehen X X KA Kniebeugen hinten X X Hangeln X X Rumpfkraftausdauer IsoMed Bourbantest X X X Anristen X X Kastensprünge X X Feldstufentest (dezentrale Tests) X X X Rampentest (VO2max) X X Judospezifischer Belastungstest (BT4) X X Oberschenkelrückseite X X Beininnenseite X X Brückenüberschläge X X Copyright © DJB 2019
Im Altersbereich Cadets dienen die eingesetzten sportmotorischen Tests ebenfalls der Erfassung und Beurteilung des aktuellen Leistungsstandes. Aufgrund der hohen Fluktuation von (potentiellen) Kaderathleten, wie beispielweise dass ein Drittel der Judoka zum Jahreswechsel die Wettkampfaltersklasse bzw. den Ausbildungsabschnitt wechseln, ist eine ökonomische Erfassung von Leistungsdaten durch adäquate Testverfahren zielführend. Für die möglichen Starter bei internationalen Jahreshöhepunkten legen die jeweiligen Bundestrainer die weiteren Termine für Leistungsdiagnostiken fest. Für die Mehrzahl der Judoka bietet sich an, zumindest im Frühsommer und Frühherbst eine weitere komplexe Leistungsdiagnostik durchzuführen. Die Berücksichtigung der Ferientermine der einzelnen Bundesländer liegt hier nahe. Darüber hinaus dienen diese Tests der Trainingsplanung und – steuerung. So können beispielsweise aus den Ergebnissen der Feldstufenteste Lauf unabhängig vom aktuellen Leistungsstand jedes Einzelnen individuelle Trainingsempfehlungen für das GA-Training abgeleitet werden. Copyright © DJB 2019
2.3 Testbatterie Eine Testbatterie hat in erster Linie die Aufgabe, in Abhängigkeit des Anforderungsprofils der Sportart, eine umfassende Information über den aktuellen Leistungsstand eines Athleten zu liefern. Die sportartbezogene Zusammenstellung von evaluierten Testverfahren soll den Trainern auf Grundlage der Einschätzung der Testergebnisse die Trainingssteuerung erleichtern. In Anlehnung an die drei Schwerpunktbereiche (Kraft, Ausdauer & Prävention) des Deutschen Judo-Bund e.V. werden innerhalb der drei Altersbereiche 24 Testübungen bzw. - verfahren im Rahmen der dezentralen/zentralen Leistungsdiagnostik durchgeführt (Tab. 5). Dabei werden einige Testverfahren gezielt in den entsprechenden Altersklassen eingesetzt, um eine fehlende Alternative zu kostenintensiveren Testverfahren zu schaffen. Tab. 5. Aktuelle Testbatterie des Deutschen Judo-Bund e.V. (Stand 2019) Leistungsvoraussetzung Übung Cadets Juniors Seniors Bankdrücken / bench press Endjahrgang Bankziehen / bench pull Endjahrgang Klimmziehen / pull-up Technikdemonstration Kniebeuge vorn / deep front squat Endjahrgang Maximalkraft / maximum strength Kniebeuge hinten / deep back squat Technikdemonstration Kreuzheben /deadlift Technikdemonstration Beinkraft IsoMed Rumpfkraft IsoMed Reißen / snatch Technikdemonstration Explosivkraft / explosive strength Umsetzen / clean Technikdemonstration Bankdrücken / bench press 50%MK 50%MK 60%MK Bankziehen / bench pull 50%MK 50%MK 60%MK Kniebeugen hinten / deep back squat 60%MK 60%MK 70%MK Hangeln / rope hand over hand Kraftausdauer / strength-endurance Rumpfkraftausdauer IsoMed Bourbantest / abdominal strength test Anristen Kastensprünge / box jumps Feldstufentest (dezentrale Tests) Ausdauer / endurance Rampentest (VO2max) Judospezifischer Belastungstest (BT4) Functional Movement Screen (FMS) Beweglichkeit/Koordination Oberschenkelrückseite flexibility / coordination Beininnenseite Brückenüberschläge / bridge drills Copyright © DJB 2019
2.4 Ergebnistransfer Bei der Erfassung, Verarbeitung und Auswertung der leistungsdiagnostischen Testdaten erhält der Deutsche Judo-Bund e.V. wissenschaftliche Unterstützung durch die FSL-Partner (OSP, IAT) und externen Partner (Physiotherapeuten, Ärzte). Zur Sicherung eines erfolgreichen Trainingsprozesses sind die erreichten Ergebnisse im Vergleich zu vorgegebenen Sollwerten zu ermitteln und auszuwerten (Schnabel, Harre & Krug, 2016). Um diesen Vergleich zu gewährleisten werden bei zentralen sowie dezentrale Maßnahmen einheitliche Auswertungsroutinen eingehalten. Ausgehend von den unterschiedlichen Testverfahren werden die erhobenen Testparameter interpretiert und deskriptiv für den Bundetrainer und die Athleten aufgearbeitet. Der Ergebnistransfer wird durch die Bereitstellung eines zentralen Datenbanksystems sichergestellt und kann auf die individuellen Interessen der verantwortlichen Nutzergruppen angepasst werden (Abb. 10). Abb. 10. Ergebnistransfer für die Leistungsdiagnostik im Deutschen Judo-Bund e.V. 2.4.1 Datentransfer innerhalb des Serviceverbundsystem Um eine kontrollierte Trainingssteuerung und eine langfristig angelegte Leistungsdiagnostik ohne Informationsverlust zu gewährleisten, müssen die gesammelten Leistungsdaten für alle Mitglieder des Serviceverbundsystems (FSL-/WVL-Partner & externe Partner), Copyright © DJB 2019
Trainerkollegiums (Landes- & Bundesstützpunkttrainer) sowie Verbandsvertreter (Sportdirektor, Wissenschaftskoordinator, Krafttrainer & Verbandsarzt) zur Verfügung stehen. Für einen schnellen und verlustfreien Austausch von Informationen zwischen dem Serviceverbundsystem und dem Deutschen Judo-Bund e.V. ist eine Regelung von Testvorbereitung, Testdurchführung, Datenanalyse, Datenauswertung und Datenarchivierung zu treffen. Ausgehend von den aktuellen Kooperationsvereinbarungen und den verfügbaren Leistungskapazitäten der Service-Partner sind die Datentransferwege in den Altersbereichen Seniors (Abb. 11), und Juniors (Abb. 12), wie folgt geregelt. Abb. 11. Abstimmung des Datentransfers in der Altersklasse Seniors (Stand 31.03.2019) Die ersten drei Arbeitsschritte, Testvorbereitung, Testdurchführung und Datenanalyse/ - auswertung, liegen in Verantwortung des jeweiligen Service-Partners. Eine Ausnahme stellt die Datenverarbeitung der IsoMed-Messdaten dar, die als Rohdaten an die Mitarbeiter des IAT (FG Biomechanik) gesendet und anschließend zentral analysiert werden. Der Transfer der Testergebnisse erfolgt unmittelbar an die Bundestrainer und den verantwortlichen des Datenbanksystems (FG Judo, IAT). Entscheidend für eine langfristige Leistungsdiagnostik ist die einheitliche und vollständige Übertragung von leistungsrelevanten Parametern. Dieser Datentransfer muss in der Archivierung der Testergebnisse erkennbar sein, um eine zielgerichtete Trainingssteuerung und adäquate Trainingswirkungsanalyse zu ermöglichen. Die Verantwortung und Steuerung des Datentransfers obliegt dem Sportdirektor des Deutschen Judo-Bund. Copyright © DJB 2019
Abb. 12. Abstimmung des Datentransfers in der Altersklasse Juniors (Stand 31.03.2019) 2.4.2 Datenmanagementsystem IDA Zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Stand 31.03.2019) befindet sich das Datenbanksystem in der Entwicklungs- und Testphase (Projektzeitraum: 07/2018 – 05/2020). Auf Grundlage des bestehenden Datenmanagementsystem IDA (IAT) soll die Planung, Dokumentation und Analyse von Diagnostikdaten zukünftig sichergestellt werden. Eine genaue Beschreibung zum Anwendungsbereich und den Funktionsweisen ist dem Lasten-/Pflichtenheft zu entnehmen (Leonhardt, Oswald, & Nowoisky, 2018). In der folgenden Tabelle 6 sind die vorgesehene Arbeitsaufgaben und Maßnahmen aufgelistet. Tab. 6. Zeitplan der Arbeitsaufgaben und Maßnahmen Organisation und Arbeitsaufgaben/Maßnahmen Zeitraum Verantwortlichkeiten Fertigstellung Lasten-/Pflichtenheft 07/2018 MINT Unterzeichnung Lasten-/Pflichtenheft 10/2018 FG Basisversion mit Nutzerverwaltung für 12/2018 MINT Sportler/Trainer Jahresplan für Planung von Wettkämpfen, 01/2019 MINT Lehrgängen und Leistungsdiagnostiken Erfassung Leistungsdiagnostikdaten 02/2019 MINT Beginn Testphase 1 FG/DJB Integration Richtwerte und Vorgabewerte 04/2019 MINT Rückmeldung (Ende Testphase 1) 05/2019 FG/DJB Handout 07/2019 MINT Beginn Testphase 2 FG/DJB Allgemeine Auswertung 08/2019 MINT IKKZ 10/2019 MINT Copyright © DJB 2019
Rückmeldung (Ende Testphase 2) 10/2019 FG/DJB Spezifische Auswertungen 12/2019 MINT Beginn Testphase 3 FG/DJB Rückmeldung (Ende Testphase 3) 02/2020 FG/DJB Fehlerbehebung 04/2020 MINT Fertigstellung und Übergabe an FG/DJB 05/2020 MINT In Abhängigkeit des Nutzerprofils (Funktionär, Trainer, Sportler, Wissenschaftler & Physiotherapeut) erhalten die Personen des Kompetenzteams einen an die Leistungsdiagnostikinhalte angepassten Zugang. Hier lassen sich sowohl aktuelle als auch langfristige Testergebnisse nachvollziehen. Die Wartung und Pflege des Datenmanagementsystems wird durch die FG Judo (IAT) gewährleistet. 2.5 Servicepartner und Verantwortlichkeiten Für die Umsetzung einer langfristig und zuverlässig angelegten Leistungsdiagnostik im Deutschen Judo-Bund e.V. sind die Verantwortlichkeiten aller beteiligten Instanzen von entscheidender Bedeutung. Ausgehend von der Verbandsstrategie ist die Verzahnung von Servicepartnern und DJB-Mitarbeitern innerhalb des sich entwickelnden Gesamtprozesses (Testplanung, Testdurchführung, Datenerhebung, Datenauswertung, Trainingssteuerung & Archivierung) immer wieder zu überprüfen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt werden die Bundestrainer im Olympiazyklus 2020 von folgenden Personen innerhalb der Leistungsdiagnostik und Trainingssteuerung unterstützt (Tab. 7) Tab. 7. Servicepartner und Mitarbeiter des Deutschen Judo-Bund e.V. Einrichtung Ansprechperson Funktion/ E-Mail Schwerpunkt DJB e.V. Simon Schnell Athletiktrainer/ simon.schnell@gmx.ch Kraftdiagnostik IAT/FES e.V. Stefan Leonhardt FG Leiter Judo leonhardt@iat.uni-leipzig.de OSP Bayern Dr. Jens Geist Trainingswissenschaft/ JGeist@ospbayern.de Physiologie OSP Leipzig Dr. Frank Schiller Trainingswissenschaft/ frank.schiller@osp-leipzig.de Physiologie/Kraft OSP Niedersachsen Dr. Boris Ullrich Biomechanik ullrich@osp-niedersachsen.de OSP Niedersachsen Sebastian Zahn Trainingswissenschaft/ zahn@osp-niedersachsen.de Kraftdiagnostik OSP Rheinland Dr. Oliver Heine Trainingswissenschaft/ heine(at)osp-rheinland.de Physiologie OSP Rheinland Daniel Jacko Trainingswissenschaft/ jacko(at)osp-rheinland.de Physiologie OSP Stuttgart Dr. Ioannis Sialis Trainingswissenschaft sialis@osp-stuttgart.org Physiologie OSP Stuttgart Robert Bollinger Trainingswissenschaft bollinger@osp-stuttgart.org Biomechanik OSP Sachsen-Anhalt Dr. Guido Meyer Trainingswissenschaft meyer@osp-sachsen-anhalt.de Rumpfdiagnostik Veränderungen innerhalb der prozessbegleitenden Leistungsdiagnostik bzw. des Leistungsdiagnostikkonzeptes (z.B. neue Auswertungsroutinen, Veränderung der Copyright © DJB 2019
Testbatterie, Relevanz von Testverfahren oder Neuentwicklungen) sind nur in Abstimmung mit dem Sportdirektor zu treffen. Um die Hierarchie der Richtlinienkompetenz innerhalb des Verbundsystems (Abb. 13) zu bewahren, werden die diagnostischen und forschungsbezogenen Anforderungen an die Service-Partner durch den Deutschen Judo-Bund e.V./ Sportdirektor bestimmt. Zur gegenseitigen Arbeitsgrundlage werden diese Anforderungen in Kooperationsvereinbarungen oder Gesprächsrunden (u. a. FSL- /Meilensteingespräche) festgehalten. Abb. 13. Hierarchisch angeordnete Verantwortlichkeiten von Spitzenverband und Servicepartnern Um den Informationsaustausch zwischen Leistungssportpraxis und Sportwissenschaft zu optimieren steht der Wissenschafts-Koordinator im engen Kontakt mit den Service-Partnern. Neben dem Erkennen von Fragestellungen, Problemen und Erkenntnisdefiziten ist der Wissenschaft-Koordinator bestrebt u. a. die Reserven innerhalb der Leistungsdiagnostik mit den Service-Partnern zu erschließen (Killing, 2011). Die verantwortlichen Bundestrainer (Seniors & Juniors) stehen ebenfalls im engen Kontakt zu den Mitgliedern ihrer Kompetenzteams und erhalten die unmittelbare Zuarbeit bzw. diagnostischen Einschätzungen durch die Experten. Die Bundestrainer sind verantwortlich den Transfer von diesen Erkenntnissen an die Athleten und Trainerkollegen (z.B. BSP-Trainer, Heimtrainer) sicherzustellen. Copyright © DJB 2019
2.5.1 Abstimmung mit den FSL- und externen Partnern Die Abstimmung der zentralen bzw. dezentralen Leistungsdiagnostiken erfolgen durch Anfrage des Deutschen Judo-Bund e.V. im Rahmen der FSL-Gespräche. Hier werden die notwendigen Ressourcen und Verantwortlichkeiten für den aktuellen Olympiazyklus geklärt. Als Grundlage für eine Kooperationsvereinbarung wird die Zusammensetzungen der Kompetenzteams sowie die Aufgabenverteilung innerhalb der Altersbereiche festgelegt. 2.5.2 Abstimmung mit den WVL-Partnern Maßnahmen und trainingswissenschaftliche Unterstützungsleistungen im Rahmen der WVL- Partner werden nach Anfrage und Anforderung durch den DJB e.V. gesteuert. Copyright © DJB 2019
3 Bestimmung der Kraftfähigkeiten Ausgehend vom Fähigkeitskonzept existieren verschiedene komplexe Kraftfähigkeiten, die je nach Bedeutung für die Wettkampfleistung unterschiedlich strukturiert und beschrieben sein können. Im Judo, wo hohe Widerstandsgrößen auftreten, stellt die Kraftfähigkeit der Maximalkraft (MK) eine Basisgröße dar, die im engen Zusammenhang u.a. mit den komplexen Fähigkeiten der Schnellkraft bzw. Explosivkraft, Kraftausdauer sowie auch Ausdauerkraft steht (Güllich & Schmidtbleicher, 1999; Martin, Carl, & Lehnertz, 1993; Schlumberger & Schmidtbleicher, 2000; Schnabel et al., 2016). Die MK wird als die höchste Kraft definiert, die das neuromuskuläre System bei einer maximalen willkürlichen Kontraktion entfalten kann. Die Maximalkraftfähigkeit wird dabei in eine statische und dynamische Arbeitsweise (bzw. auch Beanspruchungsform) der Muskulatur unterschieden. Bei einer statischen Arbeitsweise kontrahiert die Muskulatur isometrisch, d.h. bei der Muskelkontraktion findet keine Veränderung der Muskellänge statt. Die dynamische Kraftfähigkeit kann sowohl als konzentrische (Widerstand überwindend) als auch exzentrische (Widerstand nachgebend, bzw. „abbremsend“) Beanspruchungsform der Muskulatur auftreten. Als wesentliche Einflussgrößen der Maximalkraft sind die aktive (fettfreie) Muskelmasse, der physiologische Muskelquerschnitt, die Faserzusammensetzung, intra- und intermuskuläre Koordination, anaerob-alaktazider Stoffwechsel sowie psychische Faktoren bekannt (Höss-Jelten, 2004; Schnabel et al., 2016). Für die Schnellkraftfähigkeit existieren unterschiedliche Definitionsansätze in der Literatur, die auf (zumeist bewegungsspezifische) Anforderungen, Realisierungs- und Erscheinungsformen beruhen (Ballreich, 1996; Bührle, 1993; Grosser et al., 2008; Höss-Jelten, 2004; Lüdemann, 2013). Daher wird für eine weitergehende oder eingrenzende Beschreibung der Schnellkraft die Einnahme einer sportartspezifischen Perspektive gewählt. Nach Gain, Hartmann und Tünnemann (1980, S.36) äußert sich die Schnellkraftfähigkeit durch „die Größe der Geschwindigkeit und Beschleunigung, mit der das Nerven-Muskel-System in der Lage ist, äußere Kräfte (…) zu überwinden“. Beispielsweise müssen relativ große (gegnerische) Körpermassen in sehr kurzer Zeit beschleunigt werden. Dadurch kann die Schnellkraft als die Fähigkeit des neuromuskulären Systems beschrieben werden, die in der zur Verfügung stehenden Zeit einen möglichst großen Kraftstoß (Impuls) entfalten kann (Güllich & Schmidtbleicher, 1999; Grosser, Starischka & Zimmermann, 2004). Bei schnellen Bewegungen (
Zur Einschätzung der Größe der Kraftfähigkeiten werden sich zumeist biomechanischer Messverfahren (BMV) und sportmotorischer Tests (SMT) bedient. Die biomechanischen Messverfahren können mithilfe von Kraftmaschinen oder spezieller Testgeräte umgesetzt werden, wo u.a. anhand entsprechender isometrischer und isokinetischer Tests dynamografische Messungen durchgeführt werden. Bei sportmotorischen Krafttests werden aus einer erreichten Leistung bei einer Spezialübung (bspw. Kraftübung) auf den Ausprägungsgrad der entsprechenden Kraftfähigkeit geschlossen. Unabhängig vom verwendeten Verfahren müssen standardisierte Testbedingungen sowie variierbare Kraftmaschinen oder Testgeräte (um leistungsbeeinflussende Unterschiede der Körpermaße auszugleichen) sichergestellt werden (Schnabel, Harre & Krug, 2016). Tab. 8. Übersicht der verwendeten Testverfahren zur statischen und dynamischen Kraftfähigkeiten Kraftfähigkeiten Statische Testverfahren Dynamische Testverfahren Maximalkraft BMV (Isometrischer Test) SMT (Kraftübung) Beinpresse (Isomed) Bankdrücken Sagittale Rumpfrotation Bankziehen (Isomed) Tiefe Nackenkniebeuge Transfersale Rumpfrotation Kreuzheben (Isomed) Umsetzen Griffkraft (Lorenz) Reißen Klimmzug BMV (Isokinetischer Test) Beinpresse (Isomed) Sagittale Rumpfrotation (Isomed) Transfersale Rumpfrotation (Isomed) Schnellkraft/ BMV (Isometrischer Test) SMT (Kraftübung) Explosivkraft Beinpresse (Isomed) Standumsetzen Reißen BMV (Isokinetischer Test) Beinpresse (Isomed) Kraftausdauer/ SMT (Kraftübung SMT (Kraftübung) Ausdauerkraft „Hängen an der Judojacke“ Bankdrücken Bankziehen Tiefe Nackenkniebeuge Bourban-Test Kastensprünge Anristen Klimmziehen BMV (Isokinetischer Test) Transfersale Rumpfrotation (Isomed) 3.1 Statische Testverfahren Da es zwischen isometrischen und konzentrischen Beanspruchungen enge Zusammenhänge gibt, kann diese mit Testverfahren sowohl zur statischen als auch zur dynamischen Maximalkraftfähigkeit erhoben werden. Wenn aber „das Ziel einer Kraftmessung darin besteht, den höchsten willkürlich zu erzielenden Maximalkraftwert zu erfassen, muss in jedem Copyright © DJB 2019
Fall isometrisch gemessen werden, da die Kraftwerte bei isometrischer Testung höher liegen als bei dynamischer Testung“ (Schlumberger & Schmidtbleicher, 2000, S. 224). Die isometrische Maximalkraftmessung hat das Ziel den höchsten willkürlich zu erzielenden Maximalkraftwert zu bestimmen und eignet sich insbesondere für die Dokumentation und Darstellung von Kraftentwicklungen (Suchomel, Nimphius, & Stone, 2016). Dabei werden die Kraftwerte anhand eines unüberwindlichen Widerstandes dynamometrisch gemessen. Die isometrische Maximalkraft entspricht dann dem höchsten Punkt auf der gemessenen Kraft- Zeit-Kurve (Schlumberger & Schmidtbleicher, 2000). Ein Vorteil bei der isometrischen Maximalkraftmessung besteht in der gleichzeitigen Bestimmung weiterer Kraftkomponenten, wie Schnell- bzw. Explosivkraft (McGuigan, Winchester, & Erickson, 2006; Suchomel et al., 2016). Als ein Nachteil wird das Fehlen einer direkten Erfolgskontrolle angesehen. Daher wird empfohlen, den Athleten nach jeder Testausführung eine Rückmeldung auf die Ausführungsqualität anhand des Kurvenverlaufs der Kraft-Zeit-Kurve zu geben (Schlumberger & Schmidtbleicher, 2001). Einen großen Einfluss auf den Kraftwert haben die Positionen der Körpersegmente und der Körpergelenke und die sich daraus ergebenden Kraft-Längen- Verhältnisse des Muskels. Daher ist bei der isometrischen Messung auf eine Standardisierung der Gelenkwinkel sowie auf eine Erfassung der Körpersegmentlängen zu achten. Beispielsweise wird als optimaler Arbeitswinkel für die Armstreckung ein Ellenbogenwinkel von 60-120 Grad angegeben (Höss-Jelten, 2004). Bei der Kniestreckung liegt der optimale Arbeitswinkel bei 110-120 Grad. Dennoch wird zumeist ein „tiefer“ Kniewinkel (90 Grad oder kleiner) empfohlen, da isometrische Maximalkraftwerte bei tiefen Kniewinkel stärker mit dem Einer-Widerholungsmaximum korrelieren (Bazyler, Beckham, & Sato, 2015). Die Reliabilität der isometrischen Maximalkraftmessungen wird im Allgemeinen als sehr hoch (r = 0,98) angegeben. Dabei hat aber ebenfalls die Position der Körpersegmente ein Einfluss auf die Genauigkeit der Kraft-, insbesondere auf die Drehmoment-Messung. In der Tabelle XX sind die in der DRB-Testbatterie verwendeten isometrischen Krafttests mit der dazugehörigen Genauigkeit aufgezeigt. Tab. 9. Genauigkeit der verwendeten isometrischen Maximalkrafttests auf Grundlage von IAT-Daten. Isometrischer Maximalkrafttest Reliabilitäts- Standardfehler Literatur koeffizient Beinpresse (Legpress-Modul Test-Retest SEMFrauen = 22 N Schleichardt, 2015 Isomed 2000) ICC(3,1) ≥ 0,97 SEMMänner‘ = 43 N Armzug (IAT-Isobank) Test-Retest SEM = 47 N Modifiziert nach ICC(3,1) = 0,95 Lüdemann, Büsch & Nowoisky, 2010; Nowoisky & Lüdemann, 2010 Sagittale Rumpfrotation Abhängig von der (Extensionsmodul Isomed 2000) Oberkörperlänge uges = 23 – 41 Nm Transversale Rumpfrotation Vergleichsmessung Abhängig von der Modifiziert nach (Back-Modul Isomed 2000) Pegasus Schulterbreite Ehrlicher, 2018 ICC(3,1) ≥ 0,79 uges = 18 – 24 Nm Copyright © DJB 2019
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