LEITFADEN FÜR SCHULLEITUNGEN UND LEHRPERSONEN DER 5. BIS 7. KLASSE - PROJEKTE FÜR MÄDCHEN UND JUNGEN AM NATIONALEN ZUKUNFTSTAG - Nationaler ...
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LEITFADEN FÜR SCHULLEITUNGEN UND LEHRPERSONEN DER 5. BIS 7. KLASSE PROJEKTE FÜR MÄDCHEN UND JUNGEN AM NATIONALEN ZUKUNFTSTAG NATIONALER ZUKUNFTSTAG Seitenwechsel für Mädchen und Jungs
INHALTSVERZEICHNIS 1. Vorwort 1 2. Nationaler Zukunftstag – Seitenwechsel für Mädchen und Jungen 2 2.1 Bedeutung des Nationalen Zukunftstages 3 2.2 Zukunftstag: ein Tag mit Seitenwechseln für Mädchen und Jungen 5 2.3 Konzept Nationaler Zukunftstag 7 3. Lehrplanbezug 10 4. Projekte am Zukunftstag ausserhalb der Schule 11 4.1 Grundprogramm/Modul 1 «Die Welt der Arbeit entdecken mit Seitenwechseln» 11 4.2 Spezialprojekte/Modul 2 «Seitenwechsel mit Spezialistinnen und Spezialisten» 17 4.3 Modul 3 «Perspektivenwechsel» 35 5. Projekttage innerhalb der Schule 38 5.1 Projekttag innerhalb der Schule: Modul 1 39 5.2 Projekttag innerhalb der Schule: Modul 2 46 5.3 Projekttag innerhalb der Schule: Modul 3 49 6. Vorschläge zur Anbindung an den Unterricht zur beruflichen Orientierung in der Oberstufe 51 7. Literaturhinweise 56 8. Anhang 60 Der Nationale Zukunftstag ist ein Projekt der Gleichstellungsfachstellen und -kommissionen der Kantone AG, AR, BE, BL, BS, FR, GE, GL, GR, LU, NE, SG, SZ, TI, UR, VD, VS, ZG, ZH sowie der Stadt Bern, Stadt Zürich und des Fürstentums Liechtenstein. Der Projekttag wird vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI finanziell unterstützt.
1. VORWORT Liebe Schulleiterinnen und Schulleiter, liebe Lehrerinnen und Lehrer Für Schulabgängerinnen und Schulabgänger spielen bei der Wahl der Berufsausbildung ganz verschiedene Kriterien eine wichtige Rolle: etwa die Karrieremöglichkeiten und die Attraktivität des Berufsbildes. Auch g e- schlechtsbezogene Vorurteile beeinflussen den Berufswahlprozess von Mädchen und Jungen. Obwohl Frauen und Männern heute grundsätzlich dieselben Ausbildungsgänge und Laufbahnen offenstehen, schränken stereotype Rollenbilder über typische weibliche oder typische männliche Fähigkeiten oder Tätigkeitsfelder Mädchen und Jungen in ihrer Berufswahl und ihren Zukunftsperspektiven immer noch ein. Am Nationalen Zukunftstag befassen sich Mädchen und Jungen der 5. bis 7. Klasse dank geschickt arrangierten Seitenwechseln mit der Vielfalt ihrer Zukunftsperspektiven. Sie begleiten einen Elternteil oder eine andere Bez ugs- person an einem Arbeitstag oder nehmen an einem der vielen Spezialprojekte teil, wo sie geschlechtsuntypische Berufe und Lebensfelder entdecken können. Dadurch werden sie ermutigt, das ganze Spektrum beruflicher und persönlicher Zukunftsperspektiven in Betracht zu ziehen, und lernen, verbreitete Vorstellungen davon, was Frauen und Männer angeblich gut oder nicht gut können, zu hinterfragen. Ziel des Zukunftstags ist es, Mädchen und Jungen möglichst früh für eine offene Berufswahl und die Vielfalt möglicher Lebensentwürfe zu sensibilisieren. Als Ergänzung oder Alternative zu den ausserschulischen Seitenwechsel-Projekten besteht die Möglichkeit, am Zukunftstag Programme innerhalb der Schule durchzuführen: Lehrpersonen können für Kinder, welche am Z u- kunftstag keine Bezugsperson begleiten oder an keinem anderen Projekttag ausserhalb der Schule teilnehmen, einen Projekttag in der Schule organisieren. Es besteht auch die Möglichkeit, im Zweijahresrhythmus am Zukunfts- tag mit der ganzen Klasse einmal einen ausserschulischen, einmal einen innerschulischen Projekttag durchz u- führen, zum Beispiel in der 5. Klasse Begleitung einer Bezugsperson, in der 6. Klasse einen Projekttag in der Schule. Schulklassen, die am Zukunftstag teilnehmen, können am Wettbewerb des Nationalen Zukunftstags mitmachen und einen Beitrag für die Klassenkasse gewinnen. Die fünf Schulklassen mit der höchsten Seitenwechsel-Quote gewinnen. Je mehr Kinder somit einen geschlechtsuntypischen Beruf entdecken, desto höher die Gewinnchance. Mehr Informationen zum Wettbewerb sind auf der Webseite zu finden. Im vorliegenden Leitfaden präsentieren wir Ihnen das Konzept des Zukunftstages und konkrete Umsetzungs vorschläge. Der Leitfaden liefert Lehrpersonen zusätzlich zu einem Grundprogramm (Begleitung einer erwachse- nen Bezugsperson im Arbeitsalltag) verschiedene Programmvorschläge (Module) für eine wiederholte Durch- führung des Zukunftstages in der 5., 6. und 7. Klasse. Zudem werden Anschlussmöglichkeiten für die berufliche Orientierung in der 8. und 9. Klasse aufgezeigt. Die vorgeschlagenen Module bauen im Sinne eines Spiralcurricu- lums aufeinander auf. Damit bietet der Zukunftstag Mädchen und Jungen die Möglichkeit, sich aus unterschiedlichen Perspektiven und stetig vertiefter mit den Themen Arbeitswelt, Gleichstellung, Berufswahl und Lebensplanung auseinanderzusetzen. Selbstverständlich kann der Zukunftstag aber auch nur auf einer Klassenstufe durchgeführt werden. Die im vorliegenden Leitfaden präsentierten Umsetzungsvorschläge sind auf die Bedürfnisse Ihrer Schule bzw. Ihrer Klasse anpassbar und können auch in anderer Weise kombiniert werden. Die Planung und Auswahl der konkret zu vertiefenden Themen liegt bei Ihnen, den Lehrerinnen und Lehrern. Die Geschäftsstelle sowie die kantonalen Gleichstellungsfachstellen unterstützen Sie mit konkreten Angeboten und Dienstleistungen. Wir bedanken uns für Ihren Einsatz und wünschen Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern einen erlebnisreichen Zukunftstag ! Isabelle Santamaria Geschäftsführerin Nationaler Zukunftstag 1
2. NATIONALER ZUKUNFTSTAG – SEITENWECHSEL FÜR MÄDCHEN UND JUNGEN DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE ZIELE DES NATIONALEN ZUKUNFTSTAGES Der Nationale Zukunftstag ist ein Projekt, um die Gleich- – Der Zukunftstag motiviert Mädchen und Jungen, stellung von Frau und Mann bei der Berufswahl und geschlechtsuntypische Arbeitsfelder und Lebens Lebensplanung frühzeitig und kontinuierlich zu fördern. bereiche kennenzulernen, und öffnet Horizonte auf Mädchen und Jungen der 5. bis 7. Klasse können am die Vielfalt von Berufen und Lebensentwürfen. Nationalen Zukunftstag – Er stärkt Mut und Selbstvertrauen von Mädchen und – erste Einblicke in die Vielfalt der Berufs- und Arbeits- Jungen, ihre Berufswahl und Lebensplanung losge- welt von Frauen und Männern erhalten löst von Geschlechterstereotypen anzugehen. – Erfahrungen in geschlechtsuntypischen Tätigkeits – Er motiviert, Neues, Unbekanntes, andere Seiten feldern sammeln kennenzulernen. – im Hinblick auf ihre eigene Berufswahl Themen wie – Der Zukunftstag motiviert zu und begleitet bei Seiten- Arbeitswelt, Geschlechterrollen, geschlechtsspez i wechseln über Geschlechtergrenzen in die Arbeits- fische Arbeitsteilung und Erwartungen an den eige- welt. nen Beruf reflektieren. – Er leistet dadurch einen Beitrag zum Abbau stereo Das Programm sieht vor, dass Mädchen und Jungen der typer Rollenvorstellungen bei Berufswahl und Lebens 5., 6. und/oder 7. Klasse am Zukunftstag ihren Vater/ihre planung. Mutter oder eine andere Bezugsperson einen Tag lang im Arbeitsalltag begleiten (Grundprogramm) oder an Spezialprojekten in Firmen und Unternehmen teilneh- men. Sowohl beim Grundprogramm wie auch bei den Spezialprojekten steht der Seitenwechsel im Vorder- grund. Für Mädchen und Jungen, die an keinem ausser- schulischen Programm teilnehmen, können Lehrper- sonen in der Schule Projekttage organisieren, welche Einblicke in geschlechtsuntypische Arbeitswelten oder eine Auseinandersetzung mit Themen wie Arbeitswelt, Gleichstellung, Geschlechterrollen bieten. WAS FINDEN SIE WO IN DIESEM LEITFADEN? Bedeutung und Hintergrund des Zukunftstages Seite 3 bis 7 Konzept des Zukunftstages: Schema des modularisierten Aufbaus Seite 8 bis 9 Lehrplanbezug Seite 10 Ausserschulische Projekte für die 5. bis 7. Klasse Seite 11 bis 37 Projekttage innerhalb der Schule für die 5. bis 7. Klasse Seite 38 bis 50 Ideen zur Anbindung an den Unterricht zur beruflichen Orientierung in der 8. und 9. Klasse Seite 51 bis 55 Hinweise auf Literatur und Materialien Seite 56 bis 59 Anhang (Vorlagen für Briefe und Unterrichtsmaterialien) Seite 60 bis 90 ZUM INHALTSVERZEICHNIS 2
2.1 BEDEUTUNG DES NATIONALEN ZUKUNFTSTAGES Obwohl Männern und Frauen heute grundsätzlich die- … UND FÜR JUNGEN selben Ausbildungsgänge und Lebenspläne offenstehen, schränken sie das Spektrum ihrer Möglichkeiten, gemes- Für Jungen sind Karrieremöglichkeiten und Lohn wichti- sen an ihren Fähigkeiten und Interessen, oft von vorn ge Entscheidungskriterien bei der Berufswahl. Fähig herein unnötig ein, weil sie sich bewusst oder unbewusst keiten und Interessen für soziale Tätigkeiten, bei welchen an stereotypen Rollenbildern über typisch weibliche die Karriere- und Verdienstmöglichkeiten geringer oder typisch männliche Fähigkeiten oder Tätigkeitsfelder sind als in gewissen technischen Branchen und in der orientieren. Finanzbranche, werden deshalb bei der Wahl der Erstausbildung oft verdrängt. Anders als die Mädchen setzen sich Jungen auch nur selten mit der Vorstellung EINSCHRÄNKUNGEN FÜR MÄDCHEN … auseinander, wie sich bei einer Familiengründung die eigene Berufstätigkeit, die Berufstätigkeit ihrer Partnerin So glauben viele Mädchen noch immer, Frauen müssten und die Betreuung der eigenen Kinder kombinieren nach der Geburt des ersten Kindes ihre Erwerbstätig- lassen. Viele Jungen gehen noch immer davon aus, später keit teilweise oder ganz aufgeben oder ein technischer allein für das Haushaltseinkommen verantwortlich zu Beruf käme für sie nicht in Frage – Vorurteile mit oftmals sein, obwohl das heute nur noch bei einem Viertel der einschneidenden Konsequenzen: Selbst Mädchen mit Familien der Fall ist. Dies kann in einer Paarbeziehung ausserordentlich guten schulischen Leistungen verzich- zu Spannungen führen. Zudem bedauern Väter im ten häufig auf eine ambitionierte (Berufs-)Ausbildung, Nachhinein oft, sich nicht stärker in der Kinderbetreuung die ihren Fähigkeiten und Neigungen eigentlich entspre- engagiert zu haben. Aus Angst vor negativen Reaktionen chen würde. Stattdessen beschränken sie sich bei oder in der Annahme, dass in höheren Positionen nur Berufswahl und Ausbildung auf wenige, vermeintlich eine vollzeitliche Erwerbstätigkeit möglich sei, fragen «weiblich» geprägte Berufsbilder oder Ausbildungsgänge. viele Männer gar nicht erst nach einer Teilzeitstelle. Dies kann sich später negativ auf die beruflichen und persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen In der Realität sind heute immer mehr auch andere auswirken. Sie haben im Erwerbsleben oft niedrigere Familienmodelle verbreitet, welche es beiden Partnern Positionen und geringere Lohnaussichten als Männer. ermöglichen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Männern wie Frauen stehen viele (auch höher qualifizierte) Berufe offen, welche sich gut für eine Teilzeitanstellung eignen. Damit ist eine Entscheidung für Kindererziehung oder Berufstätigkeit heute nicht mehr zwingend. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 3
DER ZUKUNFTSTAG ÖFFNET HORIZONTE UND ERMÖGLICHT NEUE ERFAHRUNGEN Als Kooperationsprojekt zwischen Schule, Betrieben und Eltern öffnet der Nationale Zukunftstag Horizonte auf die Vielfalt von Berufen und Lebensentwürfen und moti- viert Mädchen und Jungen, neue und untypische Berufs- felder und Lebensbereiche kennenzulernen. Einen Tag lang, jeweils in der 5., 6. und 7. Klasse, haben sie die Gelegenheit, jenseits von stereotypen Vorstellungen was typisch weiblich oder typisch männlich ist, vielfältige Lebensentwürfe kennenzulernen, ihren eigenen Interes- sen und Neigungen nachzuspüren und entsprechende Erfahrungen in verschiedenen Berufsfeldern zu sam- meln. Mädchen und Jungen soll dabei bewusst werden, dass alle Berufe und Laufbahnen beiden Geschlech- tern offenstehen. Der Zukunftstag richtet sich explizit an beide Geschlechter. VIELES KANN VERÄNDERT WERDEN DURCH NEUE MODELLE UND VORBILDER Gleichstellung ist nur umsetzbar, wenn Mädchen und Jungen von tradierten Rollenbildern losgelöste, individuelle Identitäten entwickeln und möglichst offen und zukunfts- orientiert in die Berufswahl hineingehen. Werden aller- dings die vorherrschenden und tradierten Lebense ntwürfe und Rollenbilder in Frage gestellt, ohne dass Vorbilder für eine selbstbestimmte Berufswahl und Lebensplanung aufgezeigt werden, so kann dies Mädchen und Jungen verunsichern. Sie brauchen positive Modelle für die Ent- wicklung ihrer eigenen (Geschlechts-)Identität. Am Zukunftstag können Mädchen und Jungen die ihnen bekannten Modelle und Vorbilder durch neue Eindrücke und Erfahrungen erweitern und alternative Modelle der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kennenlernen, zum Beispiel, indem sie mit einer Teilzeit arbeitenden Ingenieurin und Mutter diskutieren oder einen Rollen teilenden, das heisst Teilzeit arbeitenden Vater im Alltag begleiten. Im persönlichen Austausch mit solchen Männern und Frauen erfahren Mädchen und Jungen, dass sich Berufs- und Familienarbeit auf vielfältige Weise kombinieren lässt. Es gibt nicht «den» richtigen Lebensentwurf, sondern Männer und Frauen können für sich, im Austausch mit ihren Lebenspartnerinnen bzw. partnern, frei wählen, welcher Lebensentwurf ihnen am meisten zusagt. Die Erfahrungen am Zukunftstag er möglichen Mädchen und Jungen, ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechende, zukunftsorientierte Vorstel- lungen ihres Lebens zu entwickeln ZUM INHALTSVERZEICHNIS 4
2.2 ZUKUNFTSTAG: EIN TAG MIT SEITENWECHSELN FÜR MÄDCHEN UND JUNGEN Beim Programm des Zukunftstages stehen Seitenwechsel DURCHFÜHRUNG WÄHREND DER SCHULZEIT im Zentrum, durch die Mädchen und Jungen die Vielfalt ihrer Zukunftsperspektiven entdecken können, sei es Der Vorteil eines Nationalen Zukunftstages für alle in der Arbeitswelt oder bei der Vereinbarung von Beruf 5., 6. und/oder 7. Klassen liegt darin, dass damit und Familie. Bereits der Einblick in die Arbeitswelt und Mädchen und Jungen aus allen Familien die Chance die Auseinandersetzung mit Berufsperspektiven stellen haben, an den Programmen des Zukunftstages teil für die Schülerinnen und Schüler einen Seitenwechsel zunehmen und sich mit den Themen Arbeitswelt, dar. Darüber hinaus ermuntert der Zukunftstag auch Geschlechterrollen und der geschlechtsspezifischen zur Teilnahme an ausserschulischen Spezialprojekten, Arbeitsteilung auseinanderzusetzen. Deshalb findet an denen sich Mädchen und Jungen in sogenannt der Zukunftstag bewusst während der Schulzeit statt geschlechtsuntypischen Tätigkeiten versuchen bzw. sich und wird durch die Lehrpersonen geplant, vor- und mit geschlechtsuntypischen Berufen auseinandersetzen nachbereitet. Fände er während der Schulferien statt, können. Innerschulische Projektt age ergänzen das würde eine Teilnahme wesentlich vom Engagement ausserschulische Angebot. der Eltern abhängen und damit einen Teil der Schulkinder benachteiligen. MODULARISIERTER AUFBAU KEIN SCHNUPPERTAG! Für die 5., 6. und 7. Klasse werden unterschiedliche Programme vorgeschlagen, um Mädchen und Jungen Hervorzuheben ist, dass es sich beim Zukunftstag nicht die Möglichkeit zu wiederholten und vertieften Erfah- um einen Schnuppertag im Rahmen der beruflichen rungen von Seitenwechseln über die Geschlechter- Orientierung handelt. Am Zukunftstag geht es in erster grenzen in der Arbeitswelt zu bieten. Durch die Erfah- Linie um eine Horizonterweiterung, unbelastet vom rungen mit technischen und betreuerischen Tätigkeiten späteren Druck bei der Lehrstellensuche: Es werden können Mädchen und Jungen an sich selbst ganz neue neue, ungewohnte Erfahrungen gemacht, Stereo Seiten entdecken oder vielleicht auch eine Bestätigung typen werden hinterfragt, und es findet eine Auseinander- ihrer Fähigkeiten und Neigungen erfahren. Damit stärkt setzung mit den Themen Arbeitswelt, Geschlechter der Zukunftstag Mut und Selbstvertrauen von Mädchen rollen und Gleichstellung in Erwerbsleben und Familie und Jungen, ihre Berufswahl und Lebensplanung los- statt. Dabei können Gender- und Gleichstellungsfragen gelöst von Geschlechterstereotypen anzugehen. auch im Hinblick auf die eigene Berufswahl und Lebens- planung thematisiert werden. SCHWELLE FÜR SEITENWECHSEL SENKEN Mit den Programmen des Zukunftstages soll die Schwelle für Seitenwechsel über die Geschlechtergrenzen in der Arbeitswelt gesenkt werden: Wenn solche Seitenwechsel zum Programm gehören, erscheinen sie weniger unge- wöhnlich und erleichtern es interessierten Mädchen und Jungen, auch einmal in ein untypisches Berufs- oder Arbeitsfeld hineinzuschauen, ohne deswegen von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern stigmatisiert zu wer- den. Durch die Vor- und Nachbereitung und die persönli- che Begleitung bei den Seitenwechseln können die Schülerinnen und Schuler dazu angeregt werden, über stereotype Rollenbilder nachzudenken und sie zu hinter- fragen. Dies kann letztlich zum Abbau solcher Einschrän- kungen bei der Berufswahl und Lebensplanung beitragen. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 5
ARBEITEN MIT GESCHLECHTERGEMISCHTEN UND Bei der Bubenarbeit liegt ein spezieller Fokus auf der -GETRENNTEN GRUPPEN Auseinandersetzung mit Bildern von Männlichkeit und den Erwartungen, welche die heutige Gesellschaft Damit die Arbeit am Zukunftstag erfolgreich sein kann, an Männer stellt. Weitere Themen von Bubenarbeit ist es wichtig zu erkennen, dass Jungen und Mädchen können beispielsweise die Auseinandersetzung mit nicht zwei homogene Gruppen darstellen, sondern in Gew alt und Macht in der Interaktion mit anderen, der ihren Interessen und Fähigkeiten sehr verschieden Umgang mit der eigenen körperlichen Energie und das sein können. Es ist wichtig, nicht dogmatisch mit dem Training von Konfliktfähigkeit sein. Bei der Mädchen erhobenen Zeigefinger zu arbeiten. Vielmehr sollte arbeit geht es darum, die Mädchen dabei zu unterstützen, es das Ziel sein, die Jungen und Mädchen mit neuen, alle ihre Fähigkeiten zu erkennen, ihre Durchsetzungs- vielleicht ungewohnten Inhalten zu konfrontieren, kraft zu stärken, sich etwas zuzutrauen und zu wagen, mit denen sie sich kritisch auseinandersetzen und so etwas Neues auszuprobieren. Weitere Themen von vielleicht auch für sich neue Seiten entdecken können. Mädchenarbeit können etwa der Umgang mit wider- Die Vorbereitung und Nachbereitung des Zukunftstages sprüchlichen Erwartungen und die Vereinbarkeit von können mit der gesamten Klasse durchgeführt werden. Beruf und Familie sein. Werden am Zukunftstag Seitenwechsel in geschlechts- untypische Berufe geplant oder soll zum Beispiel nur Themen von Bubenarbeit bzw. Mädchenarbeit können mit den Jungen der Klasse ein spezieller innerschuli- am besten in geschlechtergetrennten Gruppen bear scher Projekttag durchgeführt werden, so macht hinge- beitet werden, zur Vor- oder Nachbereitung des Zukunfts- gen die Arbeit in geschlechtergetrennten Gruppen tages oder während eines innerschulischen Projekt- Sinn. Im Folgenden sollen deshalb einige Prinzipien von tages am Zukunftstag. Mädchenarbeit bzw. Bubenarbeit vorgestellt werden. PRAKTISCHER HINWEIS MÄDCHENARBEIT/BUBENARBEIT Die Fachstelle jumpps (www.jumpps.ch) berät Schulen Mädchenarbeit/Bubenarbeit ist eine geschlechterbe- und Lehrpersonen und vermittelt Fachpersonen für wusste pädagogische Arbeit mit Mädchen bzw. Jungen, Weiterbildungen, Coachings, Intervisionen sowie für bei der es im weiteren Sinn um die Begleitung der schulische Projekte zum Themenbereich der Jungen- Mädchen und Jungen beim Erwachsenwerden und bei und Mädchenpädagogik. Jumpps kann Ihnen zusätzliche der Entwicklung einer eigenständigen Persönlichkeit Umsetzungsideen für einen innerschulischen Projekttag geht. Im Vordergrund steht dabei die Auseinander- liefern, z. B. einen Workshop zu Geschlechterrollenbil- setzung mit Geschlechterrollenstereotypen und die dern in der Berufswahl. Auf der Internetseite von jumpps Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls, um die Jungen finden Sie zudem Lektionsideen, Lehrmittel und Diplom- und Mädchen zu befähigen, Entscheidungen frei von arbeiten zur geschlechtssensiblen Pädagogik sowie Anpassungsdruck und Rollenstereotypen zu treffen. Angebote für Tagungen und Kurse zum Thema. Das bei vielen Mädchen und Jungen vorhandene Bedürf- nis nach einer sozial anerkannten Geschlechtsidentität Die Fachgruppe Gendersensible OKJA des Dachverbands wird aufgegriffen und mit Bezug auf die gesellschaft- offene Jugendarbeit Schweiz www.doj.ch/aktivitaeten/ lichen Zwänge und Chancen diskutiert, die mit der fachgruppe-gendersensible-okja sensibilisiert, vernetzt Anforderung, Mann/Frau zu sein, verbunden sind und entwickelt Grundlagen zur gendersensiblen offenen (z. B. die elterliche Erwartung, dass die Jungen später Kinder- und Jugendarbeit. Auf der Internetseite des DOJ eine Familie ernähren können). finden sich auch Grundlagenpapiere und Forschungs- berichte zur Mädchenarbeit und zur genderreflektieren- den offenen Jugendarbeit. In der Wissensplattform www.oja-wissen.info kann auf eine Vielzahl von Fach- artikeln, Videos und Praxiswissen zur Mädchen- und Jungenarbeit sowie zur gendersensiblen Jugendarbeit zugegriffen werden. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 6
2.3 KONZEPT NATIONALER ZUKUNFTSTAG GRUNDMODELL Beim Grundprogramm des Zukunftstages begleiten Dieses Programm kann in der 5., 6. oder 7. Klasse Mädchen und Jungen einen Elternteil bzw. eine Bezugs- durchgeführt werden. Es ist auch möglich, dieses person einen Tag lang zur Arbeit. Bei der Wahl der Programm zweimal durchzuführen. In diesem Fall Bezugsperson steht der Seitenwechsel im Zentrum. empfiehlt es sich, dass die Kinder in einem Folgejahr Für Kinder, welche keine Bezugsperson begleiten oder mit einer zweiten Bezugsperson ein anderes Berufs an keinem Spezialprojekt ausserhalb der Schule teil- feld entdecken. nehmen (können), organisieren Lehrpersonen einen Projekttag in der Schule. Grundprogramm Mädchen und Jungen werden motiviert geschlechtsuntypische Ausbildungen und Berufe zu erkunden, indem sie eine Bezugsperson aus einem geschlechtsuntypi- schen Beruf zur Arbeit begleiten oder an einem Projekttag in der Schule teilnehmen. Durch den Seitenwechsel wird der Blick auf die Vielfalt von Berufen und Lebens entwürfen geöffnet. Wichtig ist die Wahl der Bezugsperson – diese sollte Mädchen und Jungen Einblick in geschlechtsuntypische Arbeitsbereiche, Laufbahnen und Funktionen ermöglichen. Mädchen Jungen > ProjekttageMädchen begleiten einen Mann Jungen begleiten eine Frau bzw. eine Kapitel 4 ausserhalb bzw. eine Person, die in einem Beruf Person, die in einem Beruf mit einem Seite 11 ff. der Schule mit höherem Männeranteil tätig ist. höheren Frauenanteil arbeitet. > Projekttage Einblick in geschlechtsuntypische Arbeits- und Lebenswelten Kapitel 5 in der Schule (z. B. Einladen von Berufspersonen in geschlechtsuntypischen Berufen; Besuch Seite 38 ff. eines rollenteilenden Vaters; Workshop zu Rollenbildern in der Berufswahl, Gestalten eines eigenen Projekttags zum Thema Lebensentwürfe) MODULARISIERTER AUFBAU FÜR EINE einem Jahr mit allen Jungen ein innerschulischer Projekt- WIEDERHOLTE DURCHFÜHRUNG tag zum Thema Seitenwechsel durchgeführt wird, während die Mädchen an Spezialprojekten teilnehmen – und im Zusätzlich zum Grundprogramm stehen Programmvor- Folgejahr dann umgekehrt. Wird die modularisierte Form schläge für eine wiederholte Durchführung des Zukunfts- gewählt, empfiehlt sich eine Planung für das ganze tages mit unterschiedlicher Ausrichtung in der 5., 6. und/ Schulhaus. oder 7. Klasse zur Verfügung: Spezialp rojekte für Mädchen und Jungen sowie Projekttage innerhalb Für die Projekttage ausserhalb der Schule steht zusätz- der Schule. lich zum Grundprogramm schweizweit eine Vielzahl an Spezialprojekten für Mädchen und Jungen zur Verfü- Die Programmvorschläge (Module 1 bis 3) bauen im gung. Die Teilnahme an den Spezialprojekten wird von Sinne eines Spiralcurriculums aufeinander auf, um den Lehrpersonen vor- und nachbereitet. > ausführliche eine stetig vertiefte Auseinandersetzung zu ermöglichen. Informationen siehe Kapitel 4, Seiten 11 – 37. Lehrpersonen wählen, welche Module sie umsetzen wollen. Dabei sind viele Varianten möglich: Die Vor- Die Projekttage in der Schule können jährlich oder schläge können an die Bedürfnisse der eigenen Klasse im Zweijahresrhythmus durchgeführt werden, geschlech- bzw. Schule angepasst und auch in anderer Weise tergemischt oder -getrennt. In letzterem Fall bietet sich kombiniert werden. Zum Beispiel könnte in der 5. Klasse eine Zusammenarbeit mit einer anderen Lehrperson oder das Grundprogramm mit Begleitung einer Bezugs mit der Schulsozialarbeit an. > ausführliche Informa person, in der 6. Klasse ein innerschulischer Projekttag tionen siehe Kapitel 5, Seiten 38 – 55. durchgeführt werden. Möglich wäre auch, dass in ZUM INHALTSVERZEICHNIS 7
MODULARISIERTER AUFBAU FÜR EINE WIEDERHOLTE DURCHFÜHRUNG DES ZUKUNFTSTAGES MODUL 1 DIE WELT DER ARBEIT ENTDECKEN MIT SEITENWECHSELN (GRUNDPROGRAMM) (5. Klasse) Ziele Mädchen und Jungen werden motiviert geschlechtsuntypische Ausbildungen und Berufe zu erkunden, indem sie eine Bezugsperson aus einem geschlechtsuntypischen Beruf zur Arbeit begleiten oder an einem Projekttag in der Schule teilnehmen. Durch den Seitenwechsel wird der Blick auf die Vielfalt von Berufen und Lebensentwürfen geöffnet. Mädchen Jungen ausserhalb Mädchen begleiten einen Mann bzw. eine Jungen begleiten eine Frau bzw. eine Person, der Schule Person, die in einem Beruf mit höherem die in einem Beruf mit einem höheren Männeranteil tätig ist. Frauenanteil arbeitet. in der Schule Einblick in geschlechtsuntypische Arbeits- und Lebenswelten (z. B. Einladen von Berufspersonen in geschlechtsuntypischen Berufen; Besuch eines rollenteilenden Vaters; Workshop zu Rollen- bildern in der Berufswahl, Gestalten eines eigenen Projekttags zum Thema Lebensentwürfe) MODUL 2 SEITENWECHSEL MIT SPEZIALISTINNEN UND SPEZIALISTEN (SPEZIALPROJEKTE) (6. Klasse) Ziele Betriebe, Organisationen sowie Bildungsinstitutionen offerieren eine Vielzahl an Spezial- projekten für Mädchen und Jungen, welche einen Seitenwechsel ermöglichen. Mädchen und Jungen erleben unter Anleitung und im Austausch mit Fachpersonen geschlechtsuntypische Arbeits- und Tätigkeitsfelder praxisnah und lernen verschiedene Laufbahnmöglichkeiten kennen, die diese Berufe bieten. Mädchen Jungen ausserhalb Spezialprojekte für Mädchen, z. B. Mädchen- Spezialprojekte für Jungen, z. B. Abenteuer der Schule Informatik-los!, Mädchen-Technik-los!, Schule geben, Jungs entdecken Gesund- Mädchen-bauen-los, Ein Tag als Zimmerin heitsberufe, Ein Tag in der Sozialen Arbeit, Ein Tag als Ergotherapeut in der Schule Konkrete Erfahrungen in geschlechtsuntypischen Arbeits- und Lebenswelten (z. B. Besuch eines rollenteilenden Vaters; Ingenieurinnen einladen; Mitarbeit in Kindergarten, Projekttag zum Thema Geschlechterrollen in der Arbeitswelt) ZUM INHALTSVERZEICHNIS 8
MODUL 3 PERSPEKTIVENWECHSEL (7. Klasse) Ziele Mädchen und Jungen erweitern ihre Perspektiven in weiteren geschlechtsuntypischen Arbeits- und Lebensbereichen. Sie reflektieren ihre Erfahrungen im Hinblick auf die eigene Berufswahl. Mädchen Jungen ausserhalb Mädchen begleiten Politikerinnen oder Frauen Jungen begleiten Männer, die in Betreuungs- der Schule in Leitungspositionen (z. B. Spezialprojekt berufen arbeiten (z. B. Spezialprojekt «Ein «Ein Tag als Chefin», «Mädchenparlament») Tag als Fachmann Betreuung») oder die Familienarbeit oder Freiwilligenarbeit leisten in der Schule Auseinandersetzung mit geschlechtergetrennten Arbeitsbereichen und Reflexion der Folgen geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung oder Vertiefung im Rahmen der beruflichen Orientierung in der Schule, z. B. Geschlechterrollen, Arbeitswelt, Einflüsse auf den Berufsfindungsprozess 8. und 9. Klasse: Der Zukunftstag kann in die berufliche geschlechterhomogenen Gruppen möglich). Dabei Orientierung eingebettet werden. Es empfiehlt sich, können Themen wie Geschlecht und Berufswahl, am Zukunftstag jeweils einen speziellen Projekttag Berufslaufbahn, Partnerschaftsmodelle vertieft bear- durchzuführen (auch klassenübergreifend und/oder in beitet werden. > vgl. die Hinweise in Kapitel 6. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 9
3. LEHRPLANBEZUG Der Nationale Zukunftstag ist ein Projekt, um die Gleich- politischen Umfelds von Mensch und Umwelt befähigen. stellung von Frau und Mann bei der Berufswahl und Themen wie Arbeitswelt, Rollenteilung, Gleichstellung, Lebensplanung frühzeitig und kontinuierlich zu fördern. Um Geschlechterrollen usw. lassen sich hier sehr gut unter- dies zu erreichen, bietet der Zukunftstag Kindern und bringen. Jugendlichen die Gelegenheit, im Hinblick auf ihre eigene Berufswahl die Themen Arbeitswelt, Gleichstellung, Fachbereich Wirtschaft, Arbeit, Haushalt (3. Zyklus): Geschlechterrollen, stereotype Rollenvorstellungen, Der Fachbereich enthält Themen der Wirtschaft und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und Erwartungen Hauswirtschaft, z. B. Geld, Konsum, bezahlte vs. an den eigenen Beruf reflektieren zu können. unbezahlte Arbeit und Freizeit, Haushalt, Wirtschafts fragen. Es lässt sich hier sehr gut ein Bezug zu den Die Förderung der Gleichstellung von Frau und Mann ist am Zukunftstag bearbeiteten Themen der Arbeits- und in der Bundesverfassung verankert. Auch viele kantonale Rollenteilung, der Balance zwischen Arbeit und Bildungsgesetze nehmen dieses Ziel auf. Die EDK konkre- Freizeit sowie zu Partnerschaftsmodellen herstellen. tisiert die Thematik mit den «Empfehlungen zur Gleich stellung von Frau und Mann» vom 28. Oktober 1993. Fachbereich Ethik, Religionen, Gemeinschaft (3. Zyklus): Gleichstellung ist heute im Lehrplan 21, im plan d’études Der Fachbereich will zur Entwicklung von Kompetenzen romand oder in Form von Qualitätsstandards zur Gleich- für das Leben mit verschiedenen Kulturen, Religionen, stellung für das kantonale Bildungswesen (z. B. Kt. ZH) Weltanschauungen und Werteeinstellungen beitragen. Die sowie in Instrumenten der Schulqualität und evaluation Schüler und Schülerinnen sollen unterstützt werden in verankert (vgl. Handbuch Schulqualität Kt. ZH). einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft eine eigene Identität zu finden. Themen wie die Darstellung Gleichstellung und Inhalte zu Geschlechterrollen und von Geschlecht, Erwartungen an Geschlechterrollen und -themen wurden im Lehrplan 21 in die Fachbereichs-Lehr- Rollenverhalten können hier bearbeitet werden. pläne eingearbeitet und im Kapitel «Bildung für Nachhaltige Entwicklung» aufgenommen unter dem Punkt «Geschlech- Überfachliche Kompetenzen: Diese beinhalten personale ter und Gleichstellung». Im Modul «Berufliche Orientie- Kompetenzen (z. B. Selbstreflexion, Eigenständigkeit), rung» werden die Öffnung des Berufswahlhorizonts und soziale Kompetenzen (z. B. Kooperationsfähigkeit, Umgang die Reflexion von Geschlechterrollen als Ziele genannt. mit Vielfalt) sowie methodische Kompetenzen (Informatio- Das Hinterfragen von Geschlechterrollenstereotypen wird nen nutzen). Die Auseinandersetzung mit Berufen und auch im plan d’études romand als ein Ziel der Allgemein eigenen Fähigkeiten sowie die praktischen Erfahrungen bildung genannt. Die Schülerinnen und Schülern sollen in Berufsfeldern, welche Kinder und Jugendliche am sich mit sich mit Geschlechterrollen, Stereotypen und Zukunftstag sammeln, fördern die Entwicklung solcher Vorurteilen im Alltag und in der Berufswelt befassen, diese überfachlichen Kompetenzen. hinterfragen und sich mit ihren eigenen Gestaltungsmög- lichkeiten auseinandersetzen. Damit soll ein Beitrag zur Verschiedene überfachliche Themen sind alters- und Umsetzung der Gleichstellung der Geschlechter geleistet stufengemäss in den Lehrplan eingearbeitet, ohne eigene werden. Fachbereiche zu bilden. Neben anderen werden im Lehr- plan 21 Bildung für Nachhaltige Entwicklung sowie die Im Lehrplan 21 finden sich Bezüge zu Gleichstellung und Berufliche Orientierung und als überfachliche Themen Geschlechterthemen in den Fachbereichslehrplänen zu genannt: «Natur, Mensch, Gesellschaft» bzw. «Natur und Technik» sowie zu «Ethik, Religionen, Gemeinschaft», «Deutsch» Berufliche Orientierung: Berufliche Orientierung ist als und zu «Berufliche Orientierung» sowie auch bei den fächerübergreifender Bereich angelegt mit Schwerpunkt überfachlichen Themen und Kompetenzen (vgl. Grund auf Sekundarstufe 1, wobei zu berücksichtigen ist, dass lagen für den Lehrplan 21): bereits auf der Primarstufe durch die aktive Auseinander- setzung mit der Welt und sich selbst eine Grundlage für Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft (1./2. Zyklus): die berufliche Orientierung gelegt wird. Dem Lehrplan 21 Dieser Fachbereich vereint naturwissenschaftliche, ist ein eigenständiger Teil zur beruflichen Orientierung geistes- und sozialwissenschaftliche Themen. Die Grund- beigefügt. Die Berufliche Orientierung ermöglicht eine bildung in diesem Fachbereich soll zu Einsichten in optimale Anbindung des Zukunftstages, auch in wieder- naturwissenschaftliche, technische Gebiete sowie in die holter Durchführung in modularisierter Form. grundlegenden Zusammenhänge des sozialen und ZUM INHALTSVERZEICHNIS 10
4. PROJEKTE AM ZUKUNFTSTAG AUSSERHALB DER SCHULE Am Zukunftstag nehmen Mädchen und Jungen, wann len zu den Themen Arbeitswelt, Gleichstellung, Berufs- immer möglich, an einem Projekttag ausserhalb der wahl und Lebensplanung. Schule teil: – Sie begleiten eine Bezugsperson im Arbeitsalltag ABLAUF UND ORGANISATION (Modul 1). – Sie nehmen an einem Spezialprojekt von Firmen und Wie die Projekttage ausserhalb der Schule (Module 1 Institutionen teil (Modul 2). bis 3) genau aussehen und wie Sie als Lehrpersonen – Sie begleiten Politikerinnen, Frauen in Leitungsposi- diese vor- und nachbereiten können, erfahren Sie in den tionen oder Männer, die Betreuungsarbeit, Familien- folgenden Kapiteln 4.1 bis 4.3. Wir stellen Ihnen dazu arbeit oder Freiwilligenarbeit leisten (Modul 3). auch einige Arbeitsmaterialien und Unterrichtsideen zur Verfügung. Die Information der Kinder läuft in den allermeisten Fällen über die Schulen. Sie als Lehrpersonen informieren Für Kinder, welche am Zukunftstag keine Bezugsperson Ihre Schülerinnen und Schüler über die Angebote am begleiten oder an keinem anderen Projekttag ausserhalb Zukunftstag und helfen ihnen bei der Vorbereitung und der Schule teilnehmen können, empfehlen wir, einen (gegebenenfalls) Anmeldung. Projekttag in der Schule zu organisieren. Sie können dazu auch mit anderen Lehrpersonen im Schulhaus Durch die Nachbereitung des Zukunftstages in der Klasse zusammenarbeiten. Vorschläge für die Gestaltung solcher können Sie die Mädchen und Jungen dabei unterstützen, Projekttage in der Schule erhalten Sie im Kapitel 5. von ihren individuellen Erlebnissen einen Bezug herzustel- 4.1 GRUNDPROGRAMM / MODUL 1 «DIE WELT DER ARBEIT ENTDECKEN MIT SEITENWECHSELN» Mädchen und Jungen begleiten eine Bezugsperson des Dieser Projekttag wird durch Betriebe und Institutionen anderen Geschlechts (bzw. eine Person, die in einem ermöglicht, welche ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbei- geschlechtsuntypischen Beruf tätig ist) einen Tag lang tern erlauben, ihre Kinder am Zukunftstag mit zur Arbeit zur Arbeit und erhalten so in einem relativ geschützten zu bringen. Einige Betriebe organisieren auch spezielle Rahmen einen ersten Einblick in die Berufs- und Arbeits- Programmblöcke für alle Töchter und Söhne ihrer welt und lernen durch den Seitenwechsel ein untypi- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (z. B. gemeinsame sches Berufsfeld kennen. Betriebsführung). ZIELE DES PROJEKTTAGES ABLAUF –M ädchen und Jungen erhalten während eines Tages Eltern oder andere Bezugspersonen, die ein Kind zur durch die Begleitung einer Bezugsperson konkrete Arbeit mitnehmen dürfen (Voraussetzung ist das Ein- Einblicke in ein Berufsfeld und in berufliche Tätigkeiten. verständnis des Arbeitgebers), müssen bei der Schule – Sie setzen sich damit auseinander, was es heisst, ein Dispensationsgesuch einreichen. Die meisten der berufstätig zu sein. Kantone haben in den vergangenen Jahren mit einem – Sie werden motiviert einen Seitenwechsel vorzunehmen, Regierungsbeschluss den Schulen empfohlen, die indem sie geschlechtsuntypische Ausbildungen und Schülerinnen und Schüler für diesen Tag freizustellen. Berufe erkunden und ein Berufsfeld kennenlernen, das Am Zukunftstag begleiten die Kinder ihre Eltern sie für sich typischerweise kaum ins Auge fassen würden. bzw. Bezugspersonen einen Tag lang bei der Arbeit – Durch den Seitenwechsel wird der Blick auf die Vielfalt und kommen nicht zur Schule. von Berufen und Lebensentwürfen geöffnet. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 11
SO ORGANISIEREN SIE DEN PROJEKTTAG «DIE WELT DER ARBEIT ENTDECKEN MIT SEITENWECHSELN» Sie als Lehrperson können die Kinder bei der Vor- und AUSWAHL EINER GEEIGNETEN BEZUGSPERSON FÜR Nachbereitung des Zukunftstages unterstützen. Im DEN SEITENWECHSEL Folgenden geben wir Ihnen einige Tipps, wie Sie den Projekttag vorbereiten können. Als Lehrperson können Sie Ihre Schülerinnen und Schüler dabei unterstützen, eine geeignete Bezugsper- VORBEREITUNG IN DER GANZEN KLASSE son auszuwählen, die sie am Zukunftstag begleiten. Ein Einblick in die Arbeitswelt ist für Schülerinnen und Informieren Sie Ihre Klasse über den Zukunftstag. Er- Schüler an sich schon etwas Neues. Wichtig für den klären Sie die Ziele (vgl. Kapitel 4.1) und betonen Sie die Seitenwechsel ist darüber hinaus, dass die Bezugsper- den Seitenwechsel. Besprechen Sie mit den Mädchen son Mädchen und Jungen Einblick in geschlechtsun und Jungen Ihrer Klasse, wie der Zukunftstag abläuft typische Arbeitsbereiche, Laufbahnen und Funktionen (siehe auch Anhang A4 und A5). Diskutieren Sie ermöglicht. So soll eine Bezugsperson gewählt mit ihnen, wen sie für den Seitenwechsel am besten werden, die in einem Beruf arbeitet, der durch einen zur Arbeit begleiten sollen bzw. können. höheren Anteil an Personen des anderen Geschlechts geprägt ist. Informieren Sie auch die Eltern Ihrer Schülerinnen und Schüler im Voraus über den Zukunftstag und dessen In vielen Fällen bedeutet dies, dass Jungen für den Ziele – am Elternabend oder per Brief (Musterbrief Seitenwechsel eine weibliche Bezugsperson (z. B. Anhang A1). Das Formular für das Dispensationsgesuch Mutter), Mädchen eine männliche Bezugsperson legen Sie am besten dem Elternbrief gleich bei (Dispen- (z. B. Vater) begleiten. Einen Einblick in geschlechts sationsgesuch Anhang A1). untypische Berufsfelder erhalten die Kinder aber auch, indem Jungen einen Mann begleiten, der in einem Mädchen und Jungen, die am Zukunftstag die Welt der Sozialberuf arbeitet, oder indem Mädchen mit einer Arbeit entdecken wollen mit Seitenwechseln, bereiten Frau mitgehen, die in einem technischen Beruf tätig ist. diesen Projekttag mit ihren Eltern vor (Checkliste für Am besten ist es, wenn die Kinder eine Person zur Eltern Anhang A9). Als Lehrperson können Sie Ihre Arbeit begleiten können, mit der sie regelmässig Kontakt Schülerinnen und Schüler jedoch unterstützen. So haben und mit der sie über die Arbeit und ihre eigenen können Sie ihnen bei der Vorbereitung eines Interviews Zukunftsvorstellungen sprechen können. mit einer Arbeitskollegin/einem Arbeitskollegen der Eltern helfen. Im Anhang A2 finden Sie eine Liste mit Sprechen Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern über möglichen Interviewfragen, im Anhang A7 eine Vorlage die Berufe ihrer Eltern und helfen Sie ihnen bei der für das Interview. Anhang A10 eignet sich zur Diskus Auswahl der Bezugsperson, die sie am Zukunftstag für sion der Regeln der Arbeitswelt mit Bezugspersonen. den Seitenwechsel begleiten wollen. Möchten Mädchen Geben Sie den Kindern Zeit, das Interview gut vorzu- ihre Mutter, Jungen ihren Vater begleiten, und arbeiten bereiten. Helfen Sie ihnen mit Tipps, wie das Interview diese nicht in einem geschlechtsuntypischen Berufsfeld, am besten zu führen ist. so bietet eventuell die folgende Variante eine Lösung: – D ie Kinder begleiten ihren Götti/ihre Gotte oder > Es ist möglich, dass nicht alle Kinder am Zukunftstag andere nahe Verwandte. eine Bezugsperson begleiten können. In den folgenden – O der Mädchen bzw. Jungen begleiten zu zweit oder Abschnitten geben wir Ihnen Hinweise auf alternative dritt den Vater oder die Mutter eines Schulgspänli. Lösungen. > In Kapitel 5 finden Sie Vorschläge für Projekt- Auch wenn Kinder ihre Eltern aus anderen Gründen tage in der Schule mit geschlechtergemischten oder nicht begleiten können oder wenn die Kinder -getrennten Klassen. bereits einmal am Zukunftstag teilgenommen haben, sollte die obige Variante geprüft werden. Um neue Einblicke zu ermöglichen, sollte nicht zweimal dieselbe Bezugsperson begleitet werden. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 12
BEGLEITUNG VON BEZUGSPERSONEN MIT ZUSAMMENARBEIT MIT DEM ELTERNRAT NIEDRIGEN BERUFSQUALIFIKATIONEN Arbeiten Sie zur Organisation des Zukunftstages mit Eltern mit niedriger Schulbildung arbeiten oft in niedrig dem Elternrat zusammen. Sie können die Kontakte der qualifizierten Berufsfeldern. Wie sinnvoll ist es, wenn Eltern zu Firmen nutzen, um den Zukunftstag bekannt Kinder ihre Eltern am Zukunftstag zu solchen Arbeits- zu machen und um die Bereitschaft der Firmen zu stellen begleiten? Vor allem bei einer Durchführung erhöhen, am Zukunftstag ihre Türen auch für andere dieses Projekttages des Moduls 1 erscheint es wenig Kinder als die der Mitarbeitenden zu öffnen. So könnten sinnvoll, Wertungen zu vermitteln und darüber zu Kinder, die keinen Elternteil begleiten können, mit diskutieren, ob eine Arbeit wertvoller oder «besser» ist einem Gspänli an den Arbeitsplatz des Vaters oder als eine andere. Primäres Ziel des Projekttages «Die der Mutter mitgehen. Welt der Arbeit entdecken mit Seitenwechseln» ist es, Denkbar wäre auch, dass der Elternrat beim Aufbau dass die Kinder die ihnen ungewohnte Arbeits- und eines Netzwerkes von «Göttis/Gotten» in ortsansässigen Berufswelt kennenlernen und dass sie einen Seiten- Firmen mithilft, welche jeweils am Zukunftstag einem wechsel vornehmen, indem sie Einblick in einen ge- oder mehreren Kindern einen Einblick in die Arbeitswelt schlechtsuntypischen Bereich gewinnen. Dies alles ist ermöglichen. Mobilisieren Sie dazu auch Unterstützung grundsätzlich beim Besuch einer Bezugsperson in über den lokalen Gewerbeverein. allen beruflichen Positionen möglich. Zur Horizonterweiterung ist es bei einer wiederholten Durchführung des Zukunftstages im Folgejahr sinnvoll, wenn Sie als Lehrperson den Kindern auch einen Ein- blick in einen höher qualifizierten untypischen Bereich ermöglichen, z. B. indem Sie sie zu einer Teilnahme an den Spezialprojekten, z. B. «Mädchen-Technik-los!», «Mädchen-Informatik-los!», «Ein Tag als Fachmann Betreuung» oder «Abenteuer Schule geben» ermutigen oder sie dabei unterstützen, eine Bezugsperson mit einer höheren, anspruchsvollen Ausbildung in ein neues geschlechtsuntypisches Berufsfeld zu begleiten. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 13
VORSCHLÄGE FÜR DIE VORBEREITUNG DES PROJEKTTAGES «DIE WELT DER ARBEIT ENTDECKEN MIT SEITENWECHSELN» Bereiten Sie den Zukunftstag inhaltlich mit der Klasse vor, indem Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern über die Arbeitswelt, das Berufsleben und den Seiten- wechsel sprechen. Vielfalt der Berufe entdecken (Unterrichtsvorlage) Hinweis: Diese Unterrichtssequenz eignet sich auch Anschliessend diskutiert die Klasse darüber, welche für Klassen, an denen nicht alle eine Bezugsperson Voraussetzungen für den Einstieg in Berufe bestehen begleiten können. (Interessen, Fähigkeiten, Schulbildung, Sprache, Gesundheit usw.) – diese Punkte werden an der Tafel ZIELE notiert. Ein Aspekt wird herausgegriffen (z. B. Fähigkei- ten) und die Kinder versuchen, die Berufe (A4-Blätter) –D ie Kinder gewinnen einen ersten Überblick über die am Boden zu sortieren (z. B. Berufe, die künstlerische Vielfalt der Berufswelt. Fähigkeiten, technische Fähigkeiten, analytische Fähig- – S ie erkennen, dass für den Einstieg in verschiedene keiten voraussetzen). So können die Berufe nacheinan- Berufe unterschiedliche Voraussetzungen bestehen. der zwei- bis dreimal nach unterschiedlichen Aspekten – S ie realisieren, dass es Berufe mit grösseren Männer- sortiert werden. Die Lehrperson erläutert, dass Fähig- bzw. Frauenanteilen gibt. keiten und Interessen geschlechtsspezifisch zugeschrie- – S ie werden sich den Faktoren bewusst, die Männer ben werden, und ermutigt die Kinder, solche Zuschrei- und Frauen am Einstieg in einen geschlechtsspezi- bungen, auch aufgrund eigener Erfahrungen, in Frage zu fischen Beruf hindern. stellen. ABLAUF Anhand von Tabellen und Grafiken der Frauen- und Männeranteile in verschiedenen Berufsgruppen Zum Einstieg schreiben die Kinder die Berufe ihrer (www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/wirtschaft- Eltern oder Bezugspersonen auf Blätter. Die A4-Blätter liche-soziale-situation-bevoelkerung/gleichstellung- werden am Boden ausgelegt. Die Kinder erläutern wo frau-mann/bildung/berufs-studienfachwahl.html; nötig, was ihre Eltern konkret arbeiten. Die Kinder siehe auch Downloads «Statistik» auf der Webseite recherchieren auf dem Internet Bilder von Berufsperso- des Zukunftstags) diskutiert die Klasse über die Gründe, nen, indem sie die Berufe ihrer Eltern in der männlichen die zu dieser ungleichen Verteilung führen: Haben wie auch in der weiblichen Form eingeben. Sie notieren eigene Vorstellungen sowie Erwartungen der Familie sich Auffälligkeiten: Wie sehen die Personen auf den etwas damit zu tun? Haben Jungen und Mädchen Bildern aus? Tragen sie spezielle Kleider? Bei welchen unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten? Spielen Tätigkeiten werden sie abgebildet? Arbeiten sie mit Kolleginnen und Kollegen eine Rolle? Wie fühlt man sich, Maschinen oder Geräten? Die Berufe werden in Bezug wenn man als einziger Junge, als einziges Mädchen in auf diese Aspekte miteinander verglichen. eine gegengeschlechtliche Gruppe eintritt? > Mehr Informationen zu den angesprochenen Themen und Materialien zur Vorbereitung finden Sie auch im Lehrmittel «Chance» in den Kapiteln 2.2, 3.1 und 3.3, vgl. Literaturhinweise. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 14
Berufe erkunden (Unterrichtsvorlage) ZIELE In einer gemeinsamen Diskussionsrunde wird darüber gesprochen, welche Erwartungen die Kinder an den –D ie Mädchen und Jungen gewinnen einen ersten Seitenwechsel am Zukunftstag haben: Was wollen sie Überblick über die Vielfalt der Berufswelt. herausfinden? Gibt es etwas, was sie ihre Bezugs – S ie schauen sich einzelne Berufe genauer an, mit person schon immer gerne fragen wollten? Zum Beispiel welchen sie am Zukunftstag in Berührung kommen zum Beruf ihrer Bezugsperson, zur Berufswahl, zum werden. Arbeitsalltag? Wie stellen sie sich den Arbeitsalltag im – S ie werden sich über eigene Vorstellungen und geschlechtsuntypischen Berufsfeld vor? Welche Er Vorurteile zu Berufen/Berufsfeldern klar. wartungen, Bilder, Vorstellungen haben sie vom Beruf, – S ie bereiten ein Interview mit einer Berufsperson vor. in den sie beim Seitenwechsel hineinsehen werden? Welche Fähigkeiten sind wohl nötig für diesen Beruf? VORAUSSETZUNG DER UNTERRICHTSSEQUENZ Wie stellen sie es sich vor, als einzige Frau in einem männlichen Umfeld bzw. als einziger Mann in einem Die Kinder wissen bereits, welche Bezugsperson sie am weiblichen Umfeld zu arbeiten? Jedes Kind notiert für Zukunftstag zur Arbeit begleiten werden. sich drei Vorstellungen (Erwartungen, Bilder, Vor stellungen) vom Beruf/Berufsfeld, die es am Zukunftstag ABLAUF überprüfen möchte. Die Kinder erhalten den Auftrag, zu zweit am Computer Im Anschluss können die Kinder die Erkenntnisse zu den Berufe zu recherchieren: Welchen Beruf hat die Bezugs- Berufen ihrer Eltern/Bezugspersonen, die aufgewor person, die für den Seitenwechsel begleitet wird? fenen Fragen in der Diskussionsrunde sowie die drei zu Welche Informationen sind über das Internet über diesen überprüfenden Vorurteile nutzen, um das Interview Beruf zu finden? Was tut jemand in diesem Beruf? Wie vorzubereiten, das sie am Zukunftstag mit einer Berufs- arbeitet er/sie? Welche Ausbildung ist nötig? Die Kinder person durchführen werden (Ideen für Interviewfragen machen sich Notizen. sowie eine Vorlage siehe Anhänge A2 und A7). Kinder, die keine Bezugsperson begleiten werden, suchen sich einen geschlechtsuntypischen Beruf aus, Kinder, die am Zukunftstag keine Bezugsperson beglei- zu dem sie recherchieren oder recherchieren zum ten werden, bereiten ein Interview mit einem Elternteil Beruf ihrer Eltern. vor und führen dieses zu Hause durch. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 15
NACHBEREITUNG: SPANNENDE ERLEBNISSE AUSWERTEN Durch die Nachbereitung des Zukunftstages in der Klasse Sollte Ihr voller Stundenplan keine vertiefte Nach- können Sie die Mädchen und Jungen dabei unterstützen, ber eitung zulassen, so können Sie die wichtigsten von ihren individuellen Erlebnissen beim Seitenwechsel Erfahrungen des Zukunftstages in einem Klassen einen Bezug herzustellen zu den Themen Arbeitswelt, gespräch auswerten. Gleichstellung, Berufswahl und Lebensp lanung. Nachbereitung, falls ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler beim Zukunftstag mitmachen konnte: Geben Sie den Kindern die Möglichkeit, die Bezugs- Etwas aufwändiger, aber besonders geeignet zur Durch- personen, die sie am Zukunftstag interviewt haben, in führung im ganzen Schulhaus/mit mehreren Klassen: einem Kurzporträt vorzustellen. Organisieren Sie mit den Kindern Expertinnen- bzw. Expertenposten. Die Kinder gestalten einen Posten mit Sofern die Kinder bei der Vorbereitung des Zukunfts Bildern, Zeichnungen, Darstellungen von ihren Einblicken tages Vorstellungen zum Beruf und Berufsleben am Zukunftstag. Interessierte Personen (andere Klassen, formuliert haben: Lassen Sie die Kinder einen Vorher- Eltern) können sich die Posten ansehen, hören Berichte Nachher-Vergleich ziehen. Was haben sie erwartet – über den Zukunftstag und können Fragen stellen. wie sah die Realität aus? Welche Vorstellungen haben sich beim Seitenwechsel bestätigt, welche nicht? Lassen Sie die Schülerinnen und Schüler den Frage bogen zum Zukunftstag (Anhang A8) ausfüllen. Werten Sie die Antworten aus. Falls nur wenige Schülerinnen und Schüler beim Zukunftstag mitmachen konnten: Lassen Sie die Kinder, die nicht am Zukunftstag mit Variante: Pantomime – Die Kinder stellen eine typische machen konnten, mit ihren Eltern ein Elterninterview Tätigkeit oder Szene dar, die sie am Zukunftstag durchführen zu deren (Berufs-)Alltag. Idealerweise kennengelernt haben oder die den (Berufs-)Alltag ihrer interviewen Jungen ihre Mutter, Mädchen ihren Vater Eltern prägt. Die anderen Kinder versuchen, die Tätig- (Ideen für Interviewfragen Anhang A2). keit zu erraten. Die Darstellerin/der Darsteller erläutert wenn nötig die dargestellte Tätigkeit. Geben Sie den Kindern die Möglichkeit, die interviewte Person in einem Kurzporträt vorzustellen. Diskutieren Sie mit den Kindern über verschiedene Formen von Arbeit (Erwerbsarbeit, Hausarbeit, Kinder erziehung) und über verschiedene berufliche Tätig- keiten und Arbeitsabläufe: Was heisst es, berufstätig zu sein? Wie unterscheidet sich der Berufsalltag vom Alltag eines Schülers, einer Schülerin? Welche Anfor- derungen stellt ein Berufsalltag? ZUM INHALTSVERZEICHNIS 16
4.2 SPEZIALPROJEKTE/MODUL 2 «SEITENWECHSEL MIT SPEZIALISTINNEN UND SPEZIALISTEN» An diesem Projekttag nehmen Mädchen und Jungen an ABLAUF einem von Betrieben, Organisationen sowie Bildungs institutionen organisierten Spezialprojekt teil, welches Betriebe, Bildungsinstitutionen, Organisationen, Berufs- einen Seitenwechsel ermöglicht. Dadurch erleben sie fachschulen, Kindertagesstätten und Heime, die Jungen ein für Frauen bzw. Männer untypisches Berufsfeld oder Mädchen am Zukunftstag einen «Seitenwechsel praxisnah und lernen verschiedene Laufbahnmöglich- mit Spezialistinnen und Spezialisten» erm öglichen, regis- keiten kennen. Im Zentrum stehen die Erfahrungen trieren sich auf der Webseite www.nationalerzukunfts- mit geschlechtsuntypischen Arbeits- und Tätigkeits tag.ch für ein Spezialprojekt. feldern. Mädchen und Jungen wählen unter den Angeboten ihres ZIELE DER SPEZIALPROJEKTE Wohnkantons ein Spezialprojekt aus und melden sich direkt auf der Webseite www.nationalerzukunftstag.ch/ –M ädchen und Jungen betätigen sich unter Anleitung de/angebote mit dem dort aufgeschalteten Anmelde- praktisch in einem geschlechtsuntypischen Arbeits form ular an. gebiet. – S ie lernen Männer und Frauen kennen, die in Eltern, deren Kind am Zukunftstag einen «Seitenwechsel geschlechtsuntypischen Berufsfeldern arbeiten und mit Spezialistinnen und Spezialisten» machen möchte, hören von deren Erfahrungen. fragen in der Schule nach, ob die Klasse eine Teilnahme –S ie verarbeiten die ungewohnten Eindrücke und am Zukunftstag plant. Wenn nicht, müssen sie bei der setzen sich mit ihren eigenen Bildern von geschlechts- Schule ein Dispensationsgesuch einreichen. Je nach untypischen Tätigkeiten und Berufsfeldern aus Kanton gelten unterschiedliche Teilnahmebedingungen einander. www.nationalerzukunftstag.ch/de/eltern/informa tionen-fuer-eltern/kantonsliste. Das Angebot an Spezialprojekten für Mädchen und Jungen ist sehr gross – je nach Kanton stehen zum Teil Den Zukunftstag verbringen die Kinder bei den entspre- andere Spezialprojekte zur Verfügung. Detaillierte chenden Betrieben, Bildungsinstitutionen und Organi Informationen siehe Webseite ( > Angebote). sationen und kommen nicht zur Schule. Um was es bei den einzelnen Spezialprojekten genau geht und wie Sie als Lehrperson die Mädchen und Jungen bei der Vor- und Nachbereitung der Teilnahme an einem Spezial- projekt unterstützen können, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. ZUM INHALTSVERZEICHNIS 17
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