Liederabend Anna Prohaska - Konzerthaus Dortmund
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Liederabend Anna Prohaska Abo: Liederabend In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler*innen bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis! 2,50 €
Versuchung Maurice Ravel Anna Prohaska Sopran ›Air de feu‹ aus »L’enfant et les sortilèges« (1924) Julius Drake Klavier Igor Strawinsky (1882 – 1971) ›Pastorale‹ (1907) Hugo Wolf (1860 – 1903) Der Garten Eden – Paradise lost ›Die Spröde‹ aus »Goethe-Lieder« (1889) ›Die Bekehrte‹ aus »Goethe-Lieder« (1889) Morgen im Paradies Aribert Reimann (*1936) Maurice Ravel (1875 – 1937) ›Gib mir den Apfel‹ aus »Kinderlieder« (1961) ›Trois beaux oiseaux du paradis‹ aus »Trois chansons« (1915) Benjamin Britten (1913 – 1976) Olivier Messiaen (1908 – 1992) ›A poison tree‹ aus »Songs and proverbs of ›Bonjour toi, colombe verte‹ aus »Harawi« (1945) William Blake« op. 74 (1965) Jean-Yves Daniel-Lesur (1908 – 2002) Hans Pfitzner (1869 – 1949) ›Ce qu’Adam dit à Ève‹ aus »Clair comme le jour« (1945) ›Röschen biss den Apfel an‹ aus »Alte Weisen« op. 33 (1923) Claude Debussy (1862 – 1918) Johannes Brahms (1833 – 1897) ›Apparition‹ aus »Quatre chansons de jeunesse« (1884) ›Salamander‹ aus »Fünf Lieder« op. 107 (1888) – Pause ca. 20.50 Uhr – 4 Programm
Verbannung – Exodus Irdisches Leben Sergej Rachmaninow (1873 – 1943) Hanns Eisler (1898 – 1962) ›A-u!‹ aus »Sechs Romanzen« op. 38 (1916) ›Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen‹ aus »Fünf Elegien« (1943) Charles Ives (1874 – 1954) ›Diese Stadt hat mich belehrt‹ aus »Fünf Elegien« (1943) ›Evening‹ aus »114 Songs« (1921) Gustav Mahler (1860 – 1911) Henry Purcell (1659 – 1695) ›Das irdische Leben‹ aus »Lieder aus des ›Sleep, Adam‹ (1683) Knaben Wunderhorn« (1893) Franz Schubert (1797 – 1828) George Crumb (1929 – 2022) ›Auflösung‹ D 807 (1824) ›Wind elegy‹ aus »Three early songs« (1947) ›Abendstern‹ D 806 (1824) Leonard Bernstein (1918 – 1990) Robert Schumann (1810 – 1856) ›Silhouette (Galilee)‹ (1951) ›Jetzt sank des Abends gold’ner Schein‹ aus »Das Paradies und die Peri« op. 50 (1843) – Ende ca. 21.50 Uhr – ›Warte, warte, wilder Schiffmann‹ aus »Liederkreis« op. 24 (1840) 6 Programm
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Paradise lost du paradis‹ – zutiefst irritiert von »dem grauenhaften Enthusiasmus der jungen An einem Abend ins Paradies und wieder zurück Leute«, wie er an einen Freund schrieb. Elysium, die Insel der Seligen, der Garten der Hesperiden, Kythera, Arkadien, Seit der Vertreibung aus dem Paradies ist das Böse Teil des menschlichen Le- das Goldene Zeitalter, der Garten Eden – das Bild vom Paradies findet sich in bens, die Geschichte von Adam und Eva Vorbild vieler Erzählungen über Liebe vielfachen Ausformulierungen. Es gilt als Urbild einer vollendeten Heilsordnung, und Tod. Olivier Messiaen ließ sich 1945 zu seinem Liederzyklus »Harawi – Chant und mit seinem Verlust beginnt nicht nur die Geschichte der Sehnsucht nach d’amour et de mort« von Volksliedern aus den Anden inspirieren: »Mit anderen seiner Wiedergewinnung, sondern auch die Geschichte des Menschen: als ver- Worten, es ist die Geschichte von ›Tristan und Isolde‹«, schrieb er über seine gängliche Existenz in der Zeit, einem schmerzvollen, auf Erlösung hoffenden Sammlung. Dasein in einer gottlos erscheinenden Welt oder als Versuch, sich von allen transzendenten Instanzen hin zu einem unabhängigen menschlichen Bewusst- In Jean-Yves Daniel-Lesurs ›Ce qu’Adam dit à Ève‹ wird die gesamte Natur zum sein zu emanzipieren. In den Künsten wurde dieses spannungsvolle Verhältnis Spiegel des Liebesgeflüsters von Adam und Eva, und Claude Debussys ›Appa- immer wieder thematisiert und durchaus kontrovers diskutiert. Anna Prohaska rition‹ aus dem Jahr 1884 ist die sinnlich-flirrende Erinnerung an den »heiligen und Julius Drake nehmen in ihrem aktuellen Projekt »Paradise lost« den Ver- Tag« des ersten Kusses. lust des Paradieses, wie er im Buch Genesis geschildert wird, zum Ausgangs- punkt einer stilistisch bemerkenswert vielseitigen Reise durch das französische, englische, deutsche und amerikanische Liedrepertoire. Von Henry Purcell bis Versuchung Aribert Reimann entfalten sie ein beeindruckendes Kaleidoskop im Spannungs- Lieder über allzu Menschliches feld von Utopie und Realität, Verführung und Widerstehen, Liebe und Liebes- schmerz, ein assoziationsreiches Nachdenken aber auch über Verantwortung Genesis 3,4 und Verfehlung, Natur und Zivilisation. »Darauf sagte die Schlange zur Frau: Nein, ihr werdet nicht sterben. Gott weiß vielmehr: Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse.« Ein Morgen im Paradies Lieder von Liebe und Natur Nicht nur zu einem »Spiel mit dem Feuer« lässt sich das Kind in Ravels Einakter »L’enfant et les sortilèges« aus dem Jahr 1924 hinreißen, sondern es stellt mit Genesis 2,8 – 9 »Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte. Gott, der Herr, ließ aus dem Ackerboden allerlei Bäume wachsen, verlockend anzusehen und mit köst- lichen Früchten, in der Mitte des Gartens aber den Baum des Lebens und den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse.« Eine Frau wartet auf ihren Mann, der für Frankreich in den Krieg gezogen ist. Doch an seiner Stelle erscheinen drei Paradies-Vögel in den Farben Blau, Weiß und Rot. Der blaue bringt die Erinnerung an die Augen des Geliebten, der weiße an das glänzende Weiß der Stirn, der rote an das Herz des Gefallenen. Kurz Genuss auch außerhalb der Konzerte. Reservierungen unter RestaurantStravinski.de nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs schieb Maurice Ravel ›Trois beaux oiseaux 10 Werke
seiner Ungezogenheit den gesamten Haushalt seiner Familie auf den Kopf und als sehr viel mehr als nur ein neckisches »Kinderlied«, wie der Zyklustitel ver- lässt seine Aggressionen schließlich auch noch an unschuldigen Tieren aus mit muten lassen könnte. Welche Konsequenzen der Biss in einen Apfel haben kann, dem triumphierenden Ausruf: »Ich bin böse und frei!« zeigen Benjamin Britten im aufgestauten Zorn seiner William-Blake-Vertonung ›A poison tree‹ von 1965 und Hans Pfitzner voller bitterer Ironie in seiner »Alten Jenseits von Sprache beschwört Igor Strawinsky in seinem 1907 auf dem Land- Weise« ›Röschen biss den Apfel an‹ über einen verlorenen Zahn aus dem Jahre sitz seiner Familie im ukrainischen Ustilug komponierten Lied ohne Worte ›Pas- 1923. Johannes Brahms lässt dagegen einen Salamander voller Genuss die Glut torale‹ mit archaischen A-u-Vokalisen über Bordunbässen und einer ausge- der Liebe auskosten. zierten Schalmeien-Melodie eine arkadische Idylle jenseits von Zeit und Raum. Hugo Wolf zeigt dagegen in seinen Goethe-Vertonungen eine spröde Schäferin, die zunächst alle Verehrer abblitzen lässt, bis sie sich dem betörenden Flöten- Verbannung – Exodus spiels Damons doch nicht mehr entziehen kann und sich bekehren lässt. Lieder in Vertreibung und Einsamkeit Mit dem Genuss des Apfels vom Baum der Erkenntnis ging der Sündenfall ein- Genesis 3,24 her, und so erscheint Aribert Reimanns 1961 komponiertes ›Gib mir den Apfel‹ »Er vertrieb den Menschen und stellte östlich des Gartens von Eden die Cherubim auf und das lodernde Flammenschwert, damit sie den Weg zum Baum des Lebens bewachten.« Von brennendem Verlangen und tiefer Verstörung erzählt die Romanze ›A-u!‹ Ser- gej Rachmaninows. Die Verheißungen des Himmels und die Qualen der Hölle verbinden sich in diesem mit expressiver Emphase bis zu dem finalen »A-u!«-Ruf sich aufschwingenden Lied aus dem Jahre 1916. Mit dem Gesang der Nach- tigall tauchte dagegen Charles Ives 1921 zu einigen wenigen dem Epos »Paradi- se lost« des Engländers John Milton entnommenen Zeilen in seiner Miniatur ›Evening‹ in eine atmosphärische Poesie der Klänge ein, bevor Henry Purcell den schlafenden Adam in ›Sleep, Adam‹ mit wunderschönen Klängen weckt, damit er die Frau, die Gott für ihn geschaffen hat, anschaue. Das Ende des 1688 komponierten Liedes ist allerdings von einer Zögerlichkeit, welche die Ver- bannung aus dem Paradies bereits ahnen lässt. In Franz Schuberts ›Auflösung‹ D 807 aus dem Jahr 1824 macht sich das lyrische Ich zum Zentrum der Welt und beschwört über einem fast 50 Mal wiederholten Arpeggio-Motiv in einer ekstatischen Anrufung ihren Untergang, während ›Abend- stern‹ D 806 aus dem gleichen Jahr ein nachdenkliches Gebet ist – gerichtet an den Abendstern, der mit Venus und Eva genauso assoziiert wird wie mit der Got- tesmutter Maria. Verbinden sich für uns heute mit dem Land Syrien vor allem Krieg, Gewalt, Verfolgung und Flucht, so hat Robert Schumann es 1843 in seinem Oratorium »Das Paradies und die Peri« op. 50 über das Kind eines gefallenen En- gels und einer Sterblichen als das beschworen, für das es einst stand: Das Land 12 Werke
zwischen Euphrat und Tigris, zwei der aus dem Garten Eden entspringenden Ströme aus Milch und Honig, ein Paradies auf Erden voller blühender Rosen und reicher Früchte. In ›Warte, warte, wilder Schiffmann‹ aus dem im Liederjahr 1840 entstandenen »Liederkreis« op. 24 erscheint dagegen Eva erneut als Ur- Botin allen Unglücks: »Alles Unheil brachten Äpfel! Eva bracht’ damit den Tod.« Irdisches Leben Lieder von der (Hölle auf) Erden Genesis 3,17 »Zu Adam sprach er: Weil du auf deine Frau gehört und von dem Baum gegessen hast, von dem zu essen ich dir verboten hatte: So ist verflucht der Ackerboden deinetwegen. Unter Mühsal wirst du von ihm essen alle Tage deines Lebens.« Für Bertolt Brecht lauerten die in der Schlange versinnbildlichte Macht des Bö- sen und die verführerischen Hinterhältigkeiten der modernen Welt unter ande- rem an einem Ort wie Hollywood. Mit seiner Vertonung von Brechts »Holly- wood-Elegien« aus der Zeit zwischen 1942 und 1947 warf Hanns Eisler einen ebenso schonungslosen Blick hinter die glitzernde Fassade der amerikanischen Traumfabrik mit der Erkenntnis: Für die Mittellosen liegt das Paradies in der Höl- le. Und auch in Gustav Mahlers düsterem Lied ›Das irdische Leben‹ aus den in den 1890er-Jahren entstandenen »Wunderhorn-Liedern« gestaltet sich dieses als unerbittlich, hart und grausam: Bevor die Mutter das Korn endlich zu Brot verarbeiten konnte, ist das hungrige Kind gestorben. George Crumb war erst 17 Jahre alt, als er mit den »Three early songs« seine erste Liedsammlung komponierte. Die ›Wind elegy‹ ist eine sanfte Klage über den Verlust eines Geliebten. Mit ›Silhouette (Galilee)‹ schließt sich am Ende der Kreis: Zu einem alten libanesischen Volkslied zeichnete Leonard Bernstein 1951 Szenen einer Natur, in der sich der Mensch unschuldig und unbefangen zwischen allen anderen Kreaturen bewegt – wie im Paradies. Mit Liedern aus vier Jahrhunderten haben uns Anna Prohaska und Julius Drake auf eine Reise rund um die Welt genommen, auf der Suche nach einem Paradies, das – wie Heinrich Kleist es formulierte – vielleicht doch »von hinten irgendwo wieder offen ist«. 12 Werke
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Maurice Ravel Oiseau vermeil du Paradis, Hochroter Vogel aus dem Paradies, ›Trois beaux oiseaux du paradis‹ ›Drei schöne Vögel aus dem Paradies‹ Que portez-vous ainsi?« Was bringst du also mit?« (Text: Maurice Ravel) »Un joli cœur tout cramoisi »Ein schönes Herz, ganz scharlachrot Trois beaux oiseaux du Paradis Drei schöne Vögel aus dem Paradies, (Ton ami z-il est à la guerre).« (Dein Liebster ist im Krieg).« (Mon ami z-il est à la guerre) (Mein Liebster ist im Krieg) »Ha! Je sens mon cœur qui froidit... »Ach! Ich fühle, wie mein Herz erfriert... Trois beaux oiseaux du Paradis Drei schöne Vögel aus dem Paradies Emportez-le aussi.« Nehmt auch das mit.« Ont passé par ici. Sind hier vorbeigeflogen. Le premier était plus bleu que le ciel, Der erste war blauer als der Himmel, Olivier Messiaen (Mon ami z-il est à la guerre) (Mein Liebster ist im Krieg) ›Bonjour toi, colombe verte‹ ›Sei gegrüßt, grüne Taube‹ Le second était couleur de neige, Der zweite hatte die Farbe von Schnee, (Text: Olivier Messiaen) Le troisième rouge vermeil. Der dritte war leuchtend rot. Bonjour toi, colombe verte, Sei gegrüßt, grüne Taube, »Beaux oiselets du Paradis, »Schöne Vöglein aus dem Paradies, Retour du ciel. Zurück vom Himmel. (Mon ami z-il est à la guerre) (Mein Liebster ist im Krieg) Bonjour toi, perle limpide Sei gegrüßt, klare Perle, Beaux oiselets du Paradis, Schöne Vöglein aus dem Paradies, Départ de l’eau. Dem Wasser entstiegen. Qu’apportez par ici?« Was bringt ihr hierher mit?« Étoile enchaînée, Verbundener Stern, Ombre partagée, Gemeinsamer Schatten, »J’apporte un regard couleur d’azur »Ich bringe dir einen azurblauen Blick Toi, de fleur, de fruit, Du, aus Blume, Frucht, (Ton ami z-il est à la guerre)«; (Dein Liebster ist im Krieg)«; De ciel et d’eau, Himmel und Wasser, »Et moi, sur beau front couleur de neige, »Und ich gebe auf die schöne weiße Stirn Chant des oiseaux. Gesang der Vögel. Un baiser dois mettre, encore plus pur.« Einen Kuss, noch reiner als Schnee.« Bonjour, d’eau. Sei gegrüßt, vom Wasser. »Oiseau vermeil du Paradis, »Hochroter Vogel aus dem Paradies (Mon ami z-il est à la guerre) (Mein Liebster ist im Krieg) Jean-Yves Daniel-Lesur ›Ce qu’Adam dit à Ève‹ ›Was Adam zu Eva sagt‹ (Text: Claude Roy, 1915 – 1997) Je caresse avec toi Ich streichle mit dir Le plumage du jour Das Gefieder des Tages La transparence du matin Die Transparenz des Morgens Le soleil dans tes yeux Die Sonne in deinen Augen Et ses tendres détours Und ihre sanften Brechungen L’odeur des myrtes et du thym Der Duft nach Myrte und Thymian Le sable est velouté Der Sand ist samtweich Comme un chat qui ronronne Wie eine Katze, die schnurrt Je tiens le ciel dans ma main Ich halte den Himmel in meiner Hand 18 Texte
La mer chante à mi-voix Das Meer singt halblaut L’archet aux doigts, Die Hand am Bogen, Sa plainte monotone Seine monotone Klage Dans le calme des fleurs vaporeuses, Ruhig vom Hauch umgossen der Blumen, Un oiseau hésite en chemin Ein Vogel zögert auf dem Weg Tiraient de mourantes violes Zogen aus dem Sehnen sterbender Geigen Je te caresse doucement Ich streichle dich sanft De blancs sanglots Weiße Seufzer, Au creux de bras couleur d’aurore In der morgenroten Armbeuge Glissant sur l’azur des corolles. Die aufs Blau der Kronen flossen. La mer imite Eve et Adam Ahmt das Meer Eva und Adam nach C’était le jour béni Es war der Tag, den mir Le flux et reflux du sang Flut und Ebbe des Bluts De ton premier baiser. Dein erster Kuss geweiht. Du sang tendre et sonore Des zarten und volltönenden Bluts Ma songerie aimant Mein Sinnen, mich zu martern La mer imite la chanson du cœur Das Meer ahmt das Lied des Herzens nach À me martyriser Immer gleich geneigt, Qui s’avance à tâtons Das tastend vorankommt S’enivrait savamment Berauschte mit Bedacht sich Dans la fraicheur d’une saison In der Kühle einer Jahreszeit Du parfum de tristesse An dem Duft von Traurigkeit, Où le ciel et les flots Da Himmel und Fluten Que même sans regret Der einem Traum, hat ihn Paissent mille moutons Tausend Schafe weiden Et sans déboire laisse Das Herz gepflückt, entsteigt, Où le ciel et la mer répètent Da Himmel und Meer wiederholen La cueillaison d’un rêve Selbst wenn es Kummer nicht Que je t’aime Dass ich dich liebe Au cœur qui l’a cueilli. Noch Bitternis gekränkt. Je dessine du bout des doigts Zeichne ich mit Fingerspitzen J’errais donc, l’œil rivé Ich schweifte denn, den Blick La tiédeur assoupie Die ruhige Wärme Sur le pavé vieilli Aufs alte Pflaster eingesenkt, De la première épaule Der ersten Schulter nach Quand avec du soleil aux cheveux, Als in der abendlichen Gasse, Ton corps et ses méandres Deinen Körper und seine Windungen Dans la rue et dans le soir, Sonnenlicht im Haar, Et ses tièdes parois Und seine warmen Wände Tu m’es en riant apparue Du mir erschienst mit lachendem Gesicht: Et tu gémis un peu Und du stöhnst ein wenig Et j’ai cru voir la fée Ich hab geglaubt, die Fee Lorsque ma main te frôle Wenn meine Hand dich streift Au chapeau de clarté Im Strahlenkranz zu schauen, Puis nous marchons tous deux Dann gehen wir beide zusammen Qui jadis sur mes beaux sommeils Die einst auf des verwöhnten Kindes Dans les chemins du jour Auf den dämmrigen Wegen D’enfant gâté passait, Schönen Schlummerauen hinschwebte, Le cerisier vers nous Der Kirschbaum neigt Laissant toujours de ses mains Nimmermüde aus kaum verschloss’nen Abaisse ses rameaux Seine Zweige zu uns Mal fermées neiger de blancs bouquets Händen schneeweiße Sträuße Le monde est clair et rond Die Welt ist hell und rund D’étoiles parfumées. Duftiger Sterne zu verschwenden. Comme le mot amour Wie das Wort Liebe Entre l’arbre et le ciel et les fleurs Zwischen Baum und Himmel und Blumen Les animaux. Die Tiere. Maurice Ravel ›Air de feu‹ ›Feuer-Arie‹ (Text: Colette, 1873 – 1954) Claude Debussy ›Apparition‹ ›Erscheinung‹ Arrière! Je réchauffe les bons, Zurück! Ich wärme die Guten, (Text: Stéphane Mallarmé, 1842 – 1898) Mais je brûle les méchants! Doch ich brenne die Schlechten! Petit barbare imprudent, tu as insulté Kleiner unvorsichtiger Barbar, du hast La lune s’attristait. Der Mond verging vor Trauer. À tous les Dieux bienveillants, Alle wohlwollenden Götter beleidigt, Des séraphins en pleurs rêvant, Seraphim in Tränen träumend, Qui tendaient entre le malheur et toi Die zwischen dich und das Unglück 20 Texte
La fragile barrière! Das schwache Gatter zu setzen suchten! Aribert Reimann Ah! Ach! ›Gib mir den Apfel‹ Tu as brandi le tisonnier, Du hast das Schüreisen geschwungen, (Text: Werner Reinert, 1922 – 1987) Renversé la bouilloire, Den Kessel umgeworfen, Éparpillé les allumettes, gare! Die Zündhölzer verstreut, gib Acht! Gib mir den Apfel Gib mir das Pferdchen Gare au feu dansant! Hüte dich vor dem tanzenden Feuer! Ich gebe dir die Feige Ich gebe dir die Wolke Tu fondrais comme un flocon Auf seiner scharlachroten Zunge Die Feige ist saftig Die Wolke ist heiter Sur sa langue écarlate! Ah! Zerschmilzt du wie eine Flocke! Ach! Die Feige ist süß. Die Wolke ist zart. Gare! Gib Acht! Je réchauffe les bons! Ich wärme die Guten! Gare! Gib Acht! Benjamin Britten Je brûle les méchants! Ich brenne die Bösen! ›A poison tree‹ ›Ein vergifteter Baum‹ Gare! Gib Acht! (Text: William Blake, 1757 – 1827) Ah! Ach! Gare à toi! Gib auf dich Acht! I was angry with my friend: Ich war wütend auf meinen Freund: I told my wrath, Ich sprach über die Wut, My wrath did end. Und sie verrauchte. Hugo Wolf I was angry with my foe: Ich war wütend auf meinen Feind: ›Die Spröde‹ ›Die Bekehrte‹ I told it not, Ich sprach nicht darüber, (Text: Johann Wolfgang von Goethe, 1749 – 1832) (Text: Johann Wolfgang von Goethe) My wrath did grow. Und sie wuchs. An dem reinsten Frühlingsmorgen Bei dem Glanz der Abendröte And I water’d it in fears, Ich goss sie mit Furcht, Ging die Schäferin und sang, Ging ich still den Wald entlang, Night & morning Am Abend und Morgen Jung und schön und ohne Sorgen, Damon saß und blies die Flöte, With my tears; Mit meinen Tränen; Dass es durch die Felder klang, Dass es von den Felsen klang, And I sunned it with smiles, Und ich besonnte sie mit Lächeln So la la! Lerallala. So la la!… And with soft deceitful wiles. Und mit trügerischer sanfter List. Thyrsis bot ihr für ein Mäulchen Und er zog mich zu sich nieder, And it grew both day and night, Und so wuchs sie tags und nachts, Zwei, drei Schäfchen gleich am Ort, Küsste mich so hold, so süß. Till it bore an apple bright. Bis sie einen leuchtenden Apfel trug, Schalkhaft blickte sie ein Weilchen; Und ich sagte: Blase wieder! And my foe beheld Und mein Feind bemerkte Doch sie sang und lachte fort, Und der gute Junge blies, It shine, Dessen Glanz, So la la! Lerallala. So la la!… And he knew that it was mine. Und er wusste, dass es meiner war. Und ein Andrer bot ihr Bänder, Meine Ruh ist nun verloren, And into my garden stole So stahl er sich in meinen Garten, Und der Dritte bot sein Herz; Meine Freude floh davon, When the night had Als die Nacht Doch sie trieb mit Herz und Bändern Und ich hör vor meinen Ohren Veil’d the pole, Sternenlos war, So wie mit den Lämmern Scherz, Immer nur den alten Ton, In the morning glad I see Und am Morgen sah ich froh Nur la la! Lerallala. So la la! Lerallala. My foe outstretch’d beneath the tree. Den Feind unter dem Baum liegen. 22 Texte
Hans Pfitzner Johannes Brahms Charles Ives ›Röschen biss den Apfel an‹ ›Salamander‹ ›Evening‹ ›Abend‹ (Text: Gottfried Keller, 1819 – 1890) (Text: Carl von Lemcke, 1831 – 1913) (Text: John Milton, 1608 – 1674) Röschen biss den Apfel an, Es saß ein Salamander Now came still evening on, Nun nahte der stille Abend heran, Und zu ihrem Schrecken Auf einem kühlen Stein, And twilight gray had in her sober livery Und das graue Zwielicht kleidete alle Dinge Brach und blieb ein Perlenzahn Da warf ein böses Mädchen All things clad; silence accompanied; In seine nüchterne Tracht; Stille ging einher; In dem Butzen stecken. Ins Feuer ihn hinein. For the beast and bird, Denn Tiere und Vögel schlichen fort, They to their grassy couch, Diese zu ihrer grasbedeckten Ruhestatt, Und das gute Kind vergaß Sie meint’, er soll verbrennen, These to their nests were slunk, Jene in ihre Nester, Seine Morgenlieder; Ihm ward erst wohl zu Mut, All but the wakeful nightingale; Alle außer der schlaflosen Nachtigall; Tränen ohne Unterlass Wohl wie mir kühlem Teufel She all night long Sie sang die ganze Nacht lang Perlten nun hernieder. Die heiße Liebe tut. Her amorous descant sung; Ihren verliebten Kontrapunkt; Silence is pleased… Die Stille ist erfreut… Sergej Rachmaninow ›Ay!‹ ›A-u!‹ Henry Purcell (Text: Konstantin Balmont, 1867 – 1942) ›Sleep, Adam‹ ›Schlafe, Adam‹ (Text: Anonymus) Твой нежный смех был Dein sanftes Lachen war Сказкою изменчивою, Ein launenhaftes Märchen, Sleep, Adam, sleep, and take thy rest; Schlafe, Adam, schlafe und ruh dich aus; Он звал как в сон зовёт Es ruft mich durch die Klänge der Let no sad thoughts Kein trauriger Gedanke Свирельный звон. Flöte aus dem Traum. Possess thy breast; Soll dein Herz ergreifen; И вот венком, стихом тебя Jetzt krönt meine Girlande But when thou wak’st, Doch wenn du erwachst, увенчиваю. Уйдём, Der Poesie dich. Look up and see Dann schau auf und sieh, бежим вдвоем Lass uns gehen, laufen, What thy creator hath done for thee: Was dein Schöpfer für dich getan hat: на горный склон. In die Berge! A creature Aus deiner Seite wurde From thy side is ta’en, who Ein Geschöpf genommen, das einen Но где же ты? Aber wo bist du? Till thou wak’st she wants a name; Namen braucht, bis du erwachst; Лишь звон вершин позванивает Nur die Flöte klingt von oben... Flesh of thy flesh, Fleisch von deinem Fleisch, Цветку цветок Eine Blume entzündet an der nächsten Bone of thy bone, Knochen von deinem Knochen, Средь дня зажег свечу. Die Kerze der Mittagszeit an. A mate most fit for thee alone. Eine Gefährtin, die nur dir allein taugt. И чей-то смех все в Und jemandes Lachen ruft mich Wake, Adam, wake, Wach auf, Adam, wach auf, Глубь меня заманивает. Aus der Tiefe. To embrace thy bride, Um deine Braut zu küssen, Who is newly risen from thy side; Die aus deiner Seite neu erstanden ist; Пою, ищу, Ich singe, ich suche, But in the midst of thy delights beware Doch bei all deinem Entzücken hüte dich, Ау! Ау! A-u! A-u! Lest her enticements Dass ihre Verlockungen Кричу Ich weine. Prove thy snare. Sich nicht als Falle für dich erweisen. 24 Texte
Franz Schubert Robert Schumann Meine Schmerzen niederschreib. Für die Mittellosen ›Auflösung‹ ›Jetzt sank des Abends gold’ner Schein‹ Ist das Paradies die Hölle. (Text: Johann Mayrhofer, 1787 – 1836) (Text: nach Thomas Moore, 1779 – 1852) Ei, mein Lieb, warum just heute Schaudert dich, mein Blut zu sehn? Verbirg dich, Sonne, Jetzt sank des Abends gold’ner Schein Sahst mich bleich und herzeblutend Gustav Mahler Denn die Gluten der Wonne Auf Syriens Rosenland herein, Lange Jahre vor dir stehn! ›Das irdische Leben‹ Versengen mein Gebein; Wie Glorienschimmer hing die Sonn (Text: hg. von Clemens Brentano, 1778 – 1842, Verstummet Töne, Über dem heil’gen Libanon. Kennst du noch das alte Liedchen und Achim von Arnim, 1781 – 1831) Frühlings Schöne Es ragt in Wintermajestät Von der Schlang im Paradies, Flüchte dich, Sein Haupt, vom ew’gen Schnee beglänzt, Die durch schlimme Apfelgabe Mutter, ach Mutter! Es hungert mich, Und lass mich allein! Indes der Sommer schläft bekränzt Unsern Ahn ins Elend stieß? Gib mir Brot, sonst sterbe ich. Am Fuß auf einem Blumenbeet. Warte nur, mein liebes Kind! Quillen doch aus allen Falten Die aus der Höhe konnte schaun Morgen wollen wir ernten geschwind. Meiner Seele liebliche Gewalten; Herab auf all die Zauberaun, Hanns Eisler Die mich umschlingen, Wie schön erschien ihr nicht die Welt, ›Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen‹ Und als das Korn geerntet war, Himmlisch singen – Das rege Leben rings erhellt, (Text: Bertolt Brecht, 1898 – 1956) Rief das Kind noch immerdar: Geh unter Welt, und störe Der Gärten Pracht, der Wellen Schimmern, Mutter, ach Mutter! Es hungert mich, Nimmer die süßen An ihren Ufern gold’ne Früchte, Jeden Morgen, mein Brot zu verdienen, Gib mir Brot, sonst sterbe ich. Ätherischen Chöre! Die schöner noch im Sonnenlichte, Geh ich zum Markt, Warte nur, mein liebes Kind, Und dann das tausendstimm’ge Rufen, Wo Lügen verkauft werden. Morgen wollen wir dreschen geschwind. Das alte Schäferrohr, das Summen Hoffnungsvoll ›Abendstern‹ Der Bienen im gelobten Land, Reihe ich mich ein unter die Verkäufer. Und als das Korn gedroschen war, (Text: Johann Mayrhofer) Die schwärmen über Blumenfelder, Rief das Kind noch immerdar: Und Jordan, dein beglückter Strand Mutter, ach Mutter! Es hungert mich, Was weilst du einsam an dem Himmel, Und deine nachtigallenreichen Wälder! ›Diese Stadt hat mich belehrt‹ Gib mir Brot, sonst sterbe ich. O schöner Stern, und bist so mild? (Text: Bertolt Brecht) Warte nur, mein liebes Kind, Warum entfernt Morgen wollen wir backen geschwind. Das funkelnde Gewimmel ›Warte, warte, wilder Schiffmann‹ Diese Stadt hat mich belehrt, Der Brüder sich von deinem Bild? (Text: Heinrich Heine, 1797 – 1856) Paradies und Hölle können Und als das Brot gebacken war, »Ich bin der Liebe treuer Stern, Eine Stadt sein. Lag das Kind auf der Totenbahr. Sie halten sich von Liebe fern.« Warte, warte, wilder Schiffmann, Gleich folg ich zum Hafen dir; So solltest du zu ihnen gehen, Von zwei Jungfraun nehm ich Abschied, George Crumb Bist du der Liebe, zaudre nicht! Von Europa und von Ihr. ›Wind elegy‹ ›Wind-Elegie‹ Wer möchte denn dir widerstehen? (Text: Sara Teasdale, 1884 – 1933) Du süßes eigensinnig Licht. Blutquell, rinn aus meinen Augen, »Ich säe, schaue keinen Keim, Blutquell, brich aus meinem Leib, Only the wind knows he is gone, Nur der Wind weiß, dass er fort ist, Und bleibe trauernd still daheim.« Dass ich mit dem heißen Blute Only the wind grieves, Nur der Wind trauert, 26 Texte
The sun shines, Die Sonne scheint, The fields are sown, Die Felder sind eingesät, Sparrows mate in the eaves; Spatzen balzen in den Dachrinnen; But I heard the wind Aber ich hörte den Wind In the pines he planted In den Kiefern, die er gepflanzt hat, And the hemlocks overhead, Und oben in den Tannen, »His acres wake, »Seine Felder erwachen, For the year turns, Denn das Jahr beginnt, But he is asleep«, it said. Doch er schläft«, sagte er. Leonard Bernstein ›Silhouette (Galilee)‹ ›Silhouette (Galiläa)‹ (Text: Leonard Bernstein) Rebecca Horn, Zen of Raven, 2008 · Rabenfedern, Motor, Stahl · Privatbesitz, Foto: Karin Weyrich, © Bildrecht Wien, 2022 A last little bird on a Ein letzter kleiner Vogel Palm feather riding, Reitet auf einem Palmwedel, Black and clean in the afterglow. Schwarz und sauber im Abendrot. A lone little girl in the Ein einsames kleines Mädchen Olive grove hiding, Versteckt sich im Olivenhain, Crooning soft as the sun sinks low: oo, Leise summend beim Sonnenuntergang: uh, Hu! ’rrfah! Hu! ’rrfah! An old little jeep through the Ein alter kleiner Geländewagen Mountains crawling, Kriecht durch die Berge, Tough and tiny against the sun, Grob und winzig gegen das Sonnenlicht, A young Arab shepherd Ein junger arabischer Hirte Upon his knees falling, Fällt auf seine Knie, SALZBURGER FESTSPIELE Allah, Allah, the day is done, ee,ee, ee, Allah, Allah, der Tag ist vorüber, ee, ee, ee, 18. JULI — 31. AUGUST 2022 Hee! ’rrfah! The boys in the dark Hee! ’rrfah! Die Jungen kommen in Olive groves assemble, Dunklen Olivenhainen zusammen, Hand in hand in a dancing ring, Hand in Hand in einem Tanzreigen, www.salzburgfestival.at Their eyes to the sun, Ihre Augen zur Sonne And their lips atremble, Und ihre Lippen zitternd, Drunk with love Trunken von der Liebe And the chant they sing: Und dem Lied, das sie singen: Walad ela ’Una, Norkod taht el zetuna! Walad ela ’Una, Norkod taht el zetuna! Ah! Ha! ’rrfah! Ah! Ha! ’rrfah! 26 Texte
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Anna Prohaska Anna Prohaskas Aufnahmen und Musikvideos führten 2013 zu der Dokumen- tation »The fabulous world of Anna Prohaska«. Auf ihre ersten Solo-CDs »Sirène« Die mehrfach ausgezeichnete österreichisch-englische Sopranistin Anna Pro- (2011), »Enchanted forest« (2013) und »Behind the lines« (2014) für die Deut- haska debütierte 18-jährig an der Komischen Oper Berlin als Flora in Brittens sche Grammophon folgten drei Alben für Alpha Classics, die ebenfalls die »The Turn of the Screw« und bald darauf an der Staatsoper Unter den Linden, Spitze der Klassik-Charts erreichten: »Serpent & Fire« mit Il Giardino Armoni- mit der sie seit ihrem 20. Lebensjahr häufig zusammenarbeitet. Seither hat eine co, »Paradise lost« mit Julius Drake und »Bach: Redemption« mit der Lautten außergewöhnliche internationale Karriere sie an einige der bedeutendsten Opern- Compagney. häuser der Welt und zu herausragenden Orchestern geführt. Anna Prohaska gastierte u. a. am Theater an der Wien, der Mailänder Scala, Anna Prohaska im Konzerthaus Dortmund dem Royal Opera House Covent Garden, der Opéra Paris, der Staatsoper Ham- Mit drei dramaturgisch ausgefeilten Liederabenden hat Anna Prohaska ihre burg, der Bayerischen Staatsoper, beim »Festival d’Aix-en-Provence« und bei Zeit als »Junge Wilde« am Konzerthaus gestaltet, die 2015 endete. Nach drei den »Salzburger Festspielen«. Porträtkonzerten in der Saison 2015/16 war die Sopranistin zuletzt 2017 in Lige- tis »Le Grand Macabre« in Dortmund zu erleben. 2020 /21 gab sie ihr Rollendebüt als Vitellia (»La clemenza di Tito«) bei den »Salzburger Festspielen«, sang Ännchen (»Der Freischütz«) an der Bayerischen Staatsoper und Merab (»Saul«) am Theater an der Wien. Anna Prohaska ist derzeit Artist in Residence im Konzerthaus Berlin, wo sie u. a. in Pergolesis Sta- bat Mater mit Philippe Jaroussky unter Andrea Macron zu hören war. Weitere Höhepunkte bildeten Brittens »Les Illuminations« mit dem Mahler Chamber Or- chestra in der Elbphilharmonie, ein Konzert mit Werken von Haydn und Mozart unter Ádám Fischer am Teatro del Maggio Musicale in Florenz und Auftritte mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Alan Gilbert. Höhepunkte der letzten Zeit umfassen Produktionen für die Staatsoper Unter den Linden, darunter Susanna (»Le nozze di Figaro«) unter Daniel Barenboim, Aricie (»Hippolyte«) und »Das Paradis und das Peri« unter Sir Simon Rattle, die Titelrolle in »Orfeo ed Euridice« und Anna Reich (»Die lustigen Weiber von Wind- sor«). An der Bayerischen Staatsoper sang Anna Prohaska das Ännchen, am Teatro del Maggio Musicale Fiorentino die Titelrolle in Glucks »Orphée et Eury- dice« unter Daniele Gatti und am Teatro Nuovo Giovanni da Udine Susanna (»Le nozze di Figaro«). Sie ist Artist in Residence 2021/22 bei der Kammeraka- demie Potsdam und ging auf Tournee mit dem Ensemble Il pomo d’oro. Die Pre- miere ihres Programms »Witch of Endor« mit Nicholas Altstadt und Francesco Corti fand bei den »Berliner Festspielen« statt. Vor kurzem erschien Anna Pro- haskas neues Album »Celebration of life in death« mit dem La Folia Barock- orchester bei Alpha. Nächste Projekte führen sie zurück ans Royal Opera House, zum »Festival d’Aix-en-Provence« und zur Staatsoper Unter den Linden. 32 Biografien
Julius Drake Seit 2009 ist er Künstlerischer Leiter des »Machynlleth Festivals« in Wales. Julius Drakes besonderes Interesse am Kunstlied hat dazu geführt, dass ihn die Wigmore Der in London lebende Pianist Julius Drake hat sich auf Kammermusik speziali- Hall in London, die BBC und das Concertgebouw in Amsterdam dazu einluden, siert und arbeitet mit vielen weltberühmten Künstlerinnen und Künstlern zusam- ganze Liederabend-Reihen zu gestalten. Julius Drake ist ein engagierter Päda- men, sowohl in Konzerten wie auch bei Aufnahmen. Er tritt regelmäßig in allen goge und Professor für Klavier-Vokalbegleitung an der Kunstuniversität Graz in bedeutenden Musikzentren und Festivals auf; so gab er in den letzten Jahren Österreich und Professor of Collaborative Piano an der Guildhall School of Music Konzerte bei den Festivals in Aldeburgh, Edinburgh, Salzburg, Schwarzenberg and Drama in London. Er wird regelmäßig zu Meisterklassen eingeladen, u. a. in und Tanglewood, in der Carnegie Hall und im Lincoln Center in New York, im Aldeburgh, Basel, Toronto, Utrecht und am Schubert-Institut in Baden bei Wien. Châtelet und Musée du Louvre in Paris, La Scala Milan, Teatro de la Zarzuela in Madrid, im Concertgebouw Amsterdam, in der Kölner Philharmonie, im Musikver- Unter den zahlreichen Aufnahmen, die Julius Drake eingespielt hat, finden sich ein und Konzerthaus in Wien sowie in der Wigmore Hall und bei den »BBC Proms« eine hoch gelobte Reihe mit Gerald Finley für Hyperion, von der einige CDs mit in London. Von 2000 bis 2003 war Julius Drake Direktor des »Perth International dem »Gramophone Award« ausgezeichnet wurden, ferner preisgekrönte Auf- Chamber Music Festivals« in Australien; ferner war er Musikalischer Leiter von nahmen mit Ian Bostridge für EMI, etliche Liederabende für das Label »Wigmore Deborah Warners Inszenierung von Janáčeks »Tagebuch eines Verschollenen«, Live« u. a. mit Lorraine Hunt Lieberson, Ian Bostridge, Matthew Polenzani, Joyce die in München, London, Dublin, Amsterdam und New York gastierte. DiDonato, Christopher Maltman und Alice Coote, französische Oboensonaten mit Nicholas Daniel für Virgin Classics, englische Lieder mit Bejun Mehta für Har- monia Mundi sowie das »Poetische Tagebuch« mit Christoph Prégardien, das 2016 den »Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik« gewann. Unter Julius Drakes neuesten CDs finden sich eine weithin gelobte Aufnahme von Janáčeks Jetzt das »Tagebuch eines Verschollenen« mit dem schottischen Tenor Nicky Spence für Programm Hyperion, die 2020 einen »Gramophone Award« und einen »BBC Music Maga- 2022 / 23 entdecken! zine Award« gewann, sowie »Paradise lost« mit Anna Prohaska (Alpha). Fer- ner hat er 2020 die Gesamtaufnahme der Lieder von Franz Liszt für Hyperion abgeschlossen. Die zweite CD in dieser Reihe, mit Angelika Kirchschlager, hat 2012 den »BBC Music Magazine Award« gewonnen. Jüngere Projekte waren eine Konzertreihe zum Beethovenjubiläum im 92nd Street Y in New York sowie eine Reihe von Mahler-Abenden am Concertgebouw in Amsterdam und eine zweijäh- rige Konzertreihe im Pierre Boulez Saal in Berlin. Julius Drake gab ferner Lieder- abende an der Scala in Mailand mit Aleksandra Kurzak, in der Wigmore Hall mit Alice Coote, in Barcelona mit Sarah Connolly, bei der »Schubertiade Schwar- zenberg« mit Christoph Prégardien und Ian Bostridge. 2021 trat er mit Gerald Wo das Herz Finley bei den »Salzburger Festspielen« und beim »Edinburgh Festival« auf. ganz Ohr ist. Julius Drake im Konzerthaus Dortmund Kammermusik mit Bratschist Antoine Tamestit und Mezzosopranistin Christian- konzerthaus-dortmund.de ne Stotijn führte Julius Drake 2011 zum ersten Mal ins Konzerthaus. 2014 kehrte er mit Ian Bostridge und einem Schubert-Liederabend zurück. 34 Biografien
Weiterhören Unsere Tipps für Ihren nächsten Konzertbesuch Lieder und Balladen Mit Schuberts »Winterreise« legte Julian Prégardien 2018 ein beeindruckendes Konzerthaus-Debüt voller emotionaler Seelenklänge vor. Das Schaffen des Wiener Liederfürsten ist zu einem Schwerpunkt des Tenors geworden. Zurück in Dortmund widmet er sich einigen der schönsten Lieder und Balladen Schuberts. Sa 29.10.2022 20.00 Uhr Shooting Star Mit 27 Jahren europaweit jüngste Generalmusikdirektorin und mit 33 als »Di- rigentin des Jahres« ausgezeichnet: Joana Mallwitz gehört zu den großen Ta- lenten der jungen Generation. Bei ihrem Konzerthaus-Debüt stellt sie Brittens spätromantisch anmutende Serenade für Tenor, Horn und Streicher Schuberts »Tragischer« Sinfonie und der »Unvollendeten« gegenüber. So 06.11.2022 16.00 Uhr Der Messias Händels großes Meisterwerk, das längst nicht nur für sein »Halleluja« berühmt ist, kommt in der Saison 2022/23 wieder einmal auf die Konzerthaus-Bühne: Am Pult steht mit Ton Koopman eine Koryphäe der historischen Aufführungspra- xis, der neben seinem Amsterdam Baroque Orchestra & Choir herausragende Solistinnen und Solisten mitbringt. Mo 12.12.2022 20.00 Uhr Termine
Texte Anne do Paço Fotonachweise S. 08 © Marco Borggreve S. 16 © Marco Borggreve S. 30 © Marco Borggreve Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Brückstraße 21, 44135 Dortmund T 0231 – 22 696 200, www.konzerthaus-dortmund.de Geschäftsführer und Intendant Dr. Raphael von Hoensbroech Redaktion Marion Daldrup, Ann-Kristin Zoike Konzeption Kristina Erdmann Anzeigen Marion Daldrup, T 0231 – 22 696 213 Druck druckpartner Druck- und Medienhaus GmbH Wir danken den beteiligten Künstleragenturen und Fotografen für die freundliche Unterstützung. Es war nicht in allen Fällen möglich, die Bildquellen ausfindig zu machen. Rechteinhaber bitte melden. Druckfehler und Änderungen von Programm und Mitwirkenden vorbehalten.
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