JOHANNES PASSION SONNTAG 27. MÄRZ 2022 18.00 UHR 2022 - Hauptkirche St. Jacobi
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HAUPTKIRCHE ST. JACOBI HAMBURG MUSIK SONNTAG 27. MÄRZ 2022 18.00 UHR 2022 J. S. BACH JOHANNES PASSION
PROGRAMM S O N N TA G | 2 7 . MÄ R Z 2 0 2 2 | 18.00 UHR Johann Sebastian Bach, 1685 –1750 J OHAN N ESP A S S I O N BWV 245 Charles Daniels – Evangelist und Arien Sönke Tams Freier – Jesus Julia Sophie Wagner – Sopran Ida Aldrian – Alt Simon Robinson – Bass Arp-Schnitger-Ensemble Ensemble Schirokko Hamburg Gerhard Löffler – Leitung Mit freundlicher Unterstützung der Kammer für Kirchenmusik der Jacobus-Gesellschaft und der Stiftung Kirchenmusik der Hauptkirche St. Jacobi.
EINFÜHRUNG IN DAS PROGRAMM Johann Sebastian Bach: JOHANNESPASSION BWV 245 O B ES UNBEFANGENE E RSTHÖRER SIND , die von ihrer Schönheit und Ausdruckskraft unmittel- bar berührt werden, oder erfahrene Kenner, die Foto: DerHHO/wikicommons immer wieder Neues in ihrer hochkomplexen Formensprache und Tonsymbolik entdecken: Jo- hann Sebastian Bachs Johannespassion gehört zu jenen raren Meisterwerken, die Intellekt und Emotion gleichermaßen ansprechen. D ER AUS EINER ALTEN K ANTORENFAMILIE stammende gläubige Lutheraner Jo- hann Sebastian Bach (1685 –1750) war mit den biblischen Texten sehr ver- traut. Zu den zahlreichen Aufgaben seiner Funktion als Thomaskantor in Leipzig (1723 –1750) gehörte auch die regelmäßige Vertonung des jeweils zum litur- gischen Anlass passenden Bibelwortes für den Gottesdienst, zumeist einge- bettet in eine Kantate. Für den Karfreitagsgottesdienst jedoch wurde alljährlich eine umfangreichere Form gewählt: Nicht einzelne Verse, sondern die gesamte Passionsgeschichte sollte musikalisch dargestellt werden, und zwar als zwei- teiliges Oratorium, dessen Text auf den originalen Evangelientexten in der Luther-Übersetzung beruhte. Diese durften ergänzt werden durch kommentie- rende Rezitative und Arien sowie Choräle, welche die Gemeinde der Gläubigen einbezogen. Und so war es denn die Passionsgeschichte nach Johannes 18-19, die Johann Sebastian Bach für seine Karfreitagsmusik 1724 vertonte – aller- dings mit zwei Ergänzungen aus den synoptischen Evangelien. A NDERS ALS BEI DEN S YNOPTIKERN Matthäus, Markus und Lukas, die auch den trauernden und verzweifelten, den Menschensohn Jesus darstellen, wird im Johannesevangelium Jesus von Anfang an als verherrlichter Gottessohn gezeigt. Er ist der Handelnde und Wissende, der bewusst den ihm vorbestimmten Lei- densweg geht, diesen sogar vorantreibt und quasi über den Dingen zu schwe- ben scheint. Bach unterstreicht das mit seiner Vertonung, die sich auf den Bibeltext konzentriert und diesem neben einem Eingangs- und einem Schluss- chor nur zwölf Choräle, zwei Ariosi und acht Arien hinzufügt. Im Unterschied
EINFÜHRUNG IN DAS PROGRAMM zu den meisten anderen Passionsvertonungen, darunter auch Bachs Matthäus- passion, wird die Johannespassion nicht mit einer klagenden Betrachtung des Leidens Jesu eröffnet, sondern mit der Anrufung des Herrn, „dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist“. In musikalischer Hinsicht kann man diesen Eingangschor ohne Übertreibung als eigenes Kunstwerk bezeichnen. Wie in vie- len Werken Bachs kann man hier eine komplexe Zahlensymbolik entdecken, in der in diesem Fall besonders die Zahl 3 dominiert, die Zahl der Dreifaltigkeit. Ob man einer entsprechenden Zuordnung der Instrumente – etwa des konstanten Basstons für den Vater, der schmerzhaft-dissonanten Holzbläser für den ge- kreuzigten Sohn und der Streicher-Wellenbewegungen für den Heiligen Geist – folgt oder die Anzahl von Einsätzen der verschiedenen musikalischen Themen betrachtet, man wird immer wieder auf diese traditionell heilige Zahl stoßen. Und doch ist bei aller Strukturiertheit gerade der Eingangschor auch eine der bewegendsten musikalischen Nummern der Johannespassion, die den Hörer un- mittelbar anspricht. D IE EMOTIONALE V ERBINDUNG ZUM H ÖRER schaffen ansonsten vor allem die berückend schön gesetzten Choräle und die Arien. Auch die beiden aus den synoptischen Evangelien entliehenen Bibelstellen tragen dazu bei: Da ist einer- seits der Zusatz nach der Verleugnung des Petrus und dem Krähen des Hahns, in welchem ergänzend berichtet wird, wie der reuige Petrus „bitterlich weinete“. Der Evangelist bricht hier ein einziges Mal aus seinem strengen Rezitativmodus aus und malt, gemeinsam mit dem Continuo, über sechs Takte dieses bitterliche Weinen aus. Der zweite Zusatz ist der Hinweis auf das Zerreißen des Tempel- vorhangs und (nur bei Matthäus zu finden) über ein Erdbeben und die Aufer- stehung verstorbener Heiliger. Dieser Bericht leitet ein Arioso (Tenor) und die letzte Arie (Sopran) ein, in denen die Trauer des gläubigen Betrachters zum Ausdruck kommt. E INE B ESONDERHEIT DIESER P ASSION ist es, dass auf den Schlusschor, den Ab- schied von den „heiligen Gebeinen“, noch ein letzter Choral folgt. Er vollendet den Gedanken, der bereits im Eingangschor dargelegt wurde und die Sicht des Evange- listen Johannes auf Jesus unterstreicht: Auch in der Niedrigkeit wird der Gottes- sohn verherrlicht, und nach dessen vollbrachtem Opfertod kann sich der gläubige Christ voller Vertrauen an Gott wenden, der ihn vom Tod auferwecken wird. Meike Lieser
LIBRETTO JOHANNESPASSION ERSTER TEIL Verrat und Gefangennahme 1. Chor Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist. Zeig uns durch deine Passion, daß du, der wahre Gottessohn, zu aller Zeit, auch in der größten Niedrigkeit, verherrlicht worden bist. 2. Rezitativ Evangelist: Jesus ging mit seinen Jüngern über den Bach Kidron, da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, wußte den Ort auch; denn Jesus versammelte sich oft daselbst mit seinen Jün- gern. Da nun Judas zu sich hatte genommen die Schar und der Hohen- priester und Pharisäer Diener, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Als nun Jesus wußte alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Jesus: Wen suchet ihr? Evangelist: Sie antworteten ihm: 3. Chor Jesum von Nazareth. 4. Rezitativ Evangelist: Jesus spricht zu ihnen: Jesus: Ich bin’s. Evangelist: Judas aber, der ihn verriet, stund auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin’s, wichen sie zurücke und fielen zu Boden. Da fragete er sie abermal: Jesus: Wen suchet ihr? Evangelist: Sie aber sprachen: 5. Chor Jesum von Nazareth.
LIBRETTO 6. Rezitativ Evangelist: Jesus antwortete: Jesus: Ich hab’s euch gesagt, daß ich’s sei, suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen. 7. Choral O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße, die dich gebracht auf diese Marterstraße, ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, und du mußt leiden. 8. Rezitativ Evangelist: Auf daß das Wort erfüllet würde, welches er sagte: Ich habe der keine verloren, die du mir gegeben hast. Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein recht Ohr ab, und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro: Jesus: Stecke dein Schwert in die Scheide, soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? 9. Choral Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich auf Erden wie im Himmelreich, gib uns Geduld in Leidenszeit, gehorsam sein in Lieb und Leid, Wehr und steuer allem Fleisch und Blut, das wider deinen Willen tut. 10. Rezitativ Evangelist: Die Schar aber und der Oberhauptmann und die Diener der Jüden nah- men Jesum und bunden ihn und führeten ihn aufs erste zu Hannas, der war Kaiphas Schwäher, welcher des Jahres Hoherpriester war. Es war aber Kaiphas, der den Jüden riet, es wäre gut, daß ein Mensch würde umbracht für das Volk. 11. Arie (Alt) Von den Stricken meiner Sünden mich zu entbinden, wird mein Heil gebunden. Mich von allen Lasterbeulen völlig zu heilen, läßt er sich verwunden.
LIBRETTO Verleugnung 12. Rezitativ Evangelist: Simon Petrus aber folgete Jesu nach und ein ander Jünger. 13. Arie (Sopran) Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten und lasse dich nicht, mein Leben, mein Licht. Befördre den Lauf und höre nicht auf, selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten. 14. Rezitativ Evangelist: Derselbige Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesu hi- nein in des Hohenpriesters Palast. Petrus aber stund draußen für der Tür. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und redete mit der Türhüterin und führete Petrum hinein. Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petro: Magd: Bist du nicht dieses Menschen Jünger einer? Evangelist: Er sprach: Petrus: Ich bin’s nicht. Evangelist: Es stunden aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlfeuer ge- macht (denn es war kalt) und wärmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmete sich. Aber der Hohepriester fragte Jesum um seine Jünger und um seine Lehre. Jesus antwortete ihm: Jesus: Ich habe frei, öffentlich geredet für der Welt. Ich habe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel, da alle Jüden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgnen geredt. Was fragest du mich darum? Frage die darum, die gehöret haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, die- selbigen wissen, was ich gesaget habe. Evangelist: Als er aber solches redete, gab der Diener einer, die dabei stunden, Jesu einen Backenstreich und sprach: Diener: Solltest du dem Hohenpriester also antworten? Evangelist: Jesus aber antwortete: Jesus: Hab ich übel geredt, so beweise es, daß es böse sei, hab ich aber recht geredt, was schlägest du mich?
LIBRETTO 15. Choral Wer hat dich so geschlagen, mein Heil, und dich mit Plagen so übel zugericht’, du bist ja nicht ein Sünder wie wir und unsre Kinder, von Missetaten weißt du nicht. Ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden des Sandes an dem Meer, die haben dir erreget das Elend, das dich schläget, und das betrübte Marterheer. 16. Rezitativ Evangelist: Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus stund und wärmete sich, da sprachen sie zu ihm: 17. Chor Bist du nicht seiner Jünger einer? 18. Rezitativ Evangelist: Er leugnete aber und sprach: Petrus: Ich bin’s nicht. Evangelist: Spricht des Hohenpriesters Knecht einer, ein Gefreundter des, dem Pe- trus das Ohr abgehauen hatte: Diener: Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm? Evangelist: Da verleugnete Petrus abermal, und alsobald krähete der Hahn. Da ge- dachte Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus und weinete bitterlich. 19. Arie (Tenor) Ach, mein Sinn, wo willt du endlich hin, wo soll ich mich erquicken, bleib ich hier, oder wünsch ich mir Berg und Hügel auf den Rücken? Bei der Welt ist gar kein Rat, und im Herzen stehn die Schmerzen meiner Missetat, weil der Knecht den Herrn verleugnet hat.
LIBRETTO 20. Choral Petrus, der nicht denkt zurück, seinen Gott verneinet, der doch auf ein ernsten Blick bitterlichen weinet. Jesu, blicke mich auch an, wenn ich nicht will büßen, wenn ich Böses hab getan, rühre mein Gewissen. ZWEITER TEIL Verhör und Geißelung 21. Choral Christus, der uns selig macht, kein Bös’ hat begangen, der ward für uns in der Nacht als ein Dieb gefangen, geführt für gottlose Leut und fälschlich verklaget, verlacht, verhöhnt und verspeit, wie denn die Schrift saget. 22. Rezitativ Evangelist: Da führeten sie Jesum von Kaipha vor das Richthaus, und es war frühe. Und sie gingen nicht in das Richthaus, auf daß sie nicht unrein würden, sondern Ostern essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach: Pilatus: Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen? Evangelist: Sie antworteten und sprachen zu ihm: 23. Chor Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten dir ihn nicht überantwortet. 24. Rezitativ Evangelist: Da sprach Pilatus zu ihnen: Pilatus: So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetze. Evangelist: Da sprachen die Jüden zu ihm: 25. Chor Wir dürfen niemand töten.
LIBRETTO 26. Rezitativ Evangelist: Auf daß erfüllet würde das Wort Jesu, welches er sagte, da er deutete, welches Todes er sterben würde. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus und rief Jesu und sprach zu ihm: Pilatus: Bist du der Jüden König? Evangelist: Jesus antwortete: Jesus: Redest du das von dir selbst, oder haben’s dir andere von mir gesagt? Evangelist: Pilatus antwortete: Pilatus: Bin ich ein Jüde? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir über- antwortet, was hast du getan? Evangelist: Jesus antwortete: Jesus: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, daß ich den Jüden nicht überant- wortet würde, aber nun ist mein Reich nicht von dannen. 27. Choral Ach, großer König, groß zu allen Zeiten, wie kann ich gnugsam diese Treu ausbreiten? Keins Menschen Herze mag indes ausdenken, was dir zu schenken. Ich kann’s mit meinen Sinnen nicht erreichen, womit doch dein Erbarmen zu vergleichen. Wie kann ich dir denn deine Liebestaten im Werk erstatten? 28. Rezitativ Evangelist: Da sprach Pilatus zu ihm: Pilatus: So bist du dennoch ein König? Evangelist: Jesus antwortete: Jesus: Du sagst’s, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kom- men, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. Evangelist: Spricht Pilatus zu ihm: Pilatus: Was ist Wahrheit? Evangelist: Und da er das gesaget, ging er wieder hinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen: Pilatus: Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, daß ich euch einen losgebe, wollt ihr nun, daß ich euch der Jüden König losgebe? Evangelist: Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen: 29. Chor Nicht diesen, sondern Barrabam!
LIBRETTO 30. Rezitativ Evangelist: Barrabas aber war ein Mörder. Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn. 31. Arioso (Bass) Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen, mit bittrer Lust und halb beklemmtem Herzen, dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen, wie dir aus Dornen, so ihn stechen, die Himmelsschlüsselblumen blühn, du kannst viel süße Frucht von seiner Wermut brechen; drum sieh ohn Unterlaß auf ihn. 32. Arie (Tenor) Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken in allen Stücken dem Himmel gleiche geht. Daran, nachdem die Wasserwogen von unsrer Sündflut sich verzogen, der allerschönste Regenbogen als Gottes Gnadenzeichen steht. Verurteilung und Kreuzigung 33. Rezitativ Evangelist: Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und satzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an und sprachen: 34. Chor Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig! 35. Rezitativ Evangelist: Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging Pilatus wieder heraus und sprach zu ihnen: Pilatus: Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, daß ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde. Evangelist: Also ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und Purpurkleid. Und er sprach zu ihnen: Pilatus: Sehet, welch ein Mensch! Evangelist: Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrieen sie und sprachen: 36. Chor Kreuzige, kreuzige!
LIBRETTO 37. Rezitativ Evangelist: Pilatus sprach zu ihnen: Pilatus: Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm. Evangelist: Die Jüden antworteten ihm: 38. Chor Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht. 39. Rezitativ Evangelist: Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet er sich noch mehr und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesu: Pilatus: Von wannen bist du? Evangelist: Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm: Pilatus: Redest du nicht mit mir? Weißest du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben? Evangelist: Jesus antwortete: Jesus: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben; darum, der mich dir überantwortet hat, der hat’s größre Sünde. Evangelist: Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe. 40. Choral Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn, muß uns die Freiheit kommen, dein Kerker ist der Gnadenthron, die Freistatt aller Frommen; denn gingst du nicht die Knechtschaft ein, müßt unsre Knechtschaft ewig sein. 41. Rezitativ Evangelist: Die Jüden aber schrieen und sprachen: 42. Chor Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum Könige machet, der ist wider den Kaiser. 43. Rezitativ Evangelist: Da Pilatus das Wort hörete, führete er Jesum heraus, und satzte sich auf den Richtstuhl, an der Stätte, die da heißet: Hochpflaster, auf Hebräisch aber: Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in Ostern um die sechste Stunde, und er spricht zu den Jüden: Pilatus: Sehet, das ist euer König! Evangelist: Sie schrieen aber:
LIBRETTO 44. Chor Weg, weg mit dem, kreuzige ihn! 45. Rezitativ Evangelist: Spricht Pilatus zu ihnen: Pilatus: Soll ich euren König kreuzigen? Evangelist: Die Hohenpriester antworteten: 46. Chor Wir haben keinen König denn den Kaiser. 47. Rezitativ Evangelist: Da überantwortete er ihn, daß er gekreuziget würde. Sie nahmen aber Jesum und führeten ihn hin. Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißet Schädelstätt, welche heißet auf Hebräisch: Golgatha. 48. Arie (Bass) mit Chor Eilt, ihr angefochtnen Seelen, geht aus euren Marterhöhlen, eilt - Wohin? - nach Golgatha. Nehmet an des Glaubens Flügel, flieht - Wohin? - zum Kreuzeshügel, eure Wohlfahrt blüht allda. 49. Rezitativ Evangelist: Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm zween andere zu beiden Seiten, Jesum aber mitten inne. Pilatus aber schrieb eine Überschrift und satzte sie auf das Kreuz, und war geschrieben: »Jesus von Nazareth, der Jüden König«. Diese Überschrift lasen viele Jüden; denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuziget ist. Und es war geschrieben auf hebrä- ische, griechische und lateinische Sprache. Da sprachen die Hohenprie- ster der Jüden zu Pilato: 50. Chor Schreibe nicht: der Jüden König, sondern daß er gesaget habe: Ich bin der Jüden König. 51. Rezitativ Evangelist: Pilatus antwortet: Pilatus: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
LIBRETTO 52. Choral In meines Herzens Grunde dein Nam und Kreuz allein funkelt all Zeit und Stunde; drauf kann ich fröhlich sein. Erschein mir in dem Bilde zu Trost in meiner Not, wie du, Herr Christ, so milde dich hast geblut’ zu Tod. Tod Jesu 53. Rezitativ Evangelist: Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuziget hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenähet, von oben an gewür- ket durch und durch. Da sprachen sie untereinander: 54. Chor Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll. 55. Rezitativ Evangelist: Auf daß erfüllet würde die Schrift, die da saget: „Sie haben meine Kleider unter sich geteilet und haben über meinen Rock das Los geworfen“. Sol- ches taten die Kriegesknechte. Es stund aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, Kleophas Weib, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sahe und den Jünger dabei ste- hen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Jesus: Weib, siehe, das ist dein Sohn. Evangelist: Darnach spricht er zu dem Jünger: Jesus: Siehe, das ist deine Mutter. 56. Choral Er nahm alles wohl in acht in der letzten Stunde, seine Mutter noch bedacht, setzt ihr ein Vormunde. O Mensch mache Richtigkeit, Gott und Menschen liebe, stirb darauf ohn alles Leid, und dich nicht betrübe.
LIBRETTO 57. Rezitativ Evangelist: Und von Stund an nahm sie der Jünger zu sich. Darnach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllet würde, spricht er: Jesus: Mich dürstet. Evangelist: Da stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülleten aber einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isopen und hielten es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Jesus: Es ist vollbracht. 58. Arie (Alt) Es ist vollbracht, o Trost vor die gekränkten Seelen, die Trauernacht läßt nun die letzte Stunde zählen, der Held aus Juda siegt mit Macht und schließt den Kampf. Es ist vollbracht. 59. Rezitativ Evangelist: Und neiget das Haupt und verschied. 60. Arie (Bass) mit Choral Mein teurer Heiland, laß dich fragen: Jesu, der du warest tot, Da du nunmehr ans Kreuz geschlagen lebest nun ohn Ende. und selbst gesagt: Es ist vollbracht, In der letzten Todesnot bin ich vom Sterben frei gemacht? nirgend mich hinwende Kann ich durch deine Pein und Sterben das Himmelreich ererben? als zu dir, der mich versühnt, Ist aller Welt Erlösung da? o du lieber Herre! Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen, Gib mir nur, was du verdient, doch neigest du das Haupt und sprichst mehr ich nicht begehre. stillschweigend: Ja. 61. Rezitativ Evangelist: Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stück von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf, und stunden auf viel Leiber der Heiligen.
LIBRETTO 62. Arioso (Tenor) Mein Herz, in dem die ganze Welt bei Jesu Leiden gleichfalls leidet, die Sonne sich in Trauer kleidet, der Vorhang reißt, der Fels zerfällt, die Erde bebt, die Gräber spalten, weil sie den Schöpfer sehn erkalten, was willst du deines Ortes tun? 63. Arie (Sopran) Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren dem Höchsten zu Ehren. Erzähle der Welt und dem Himmel die Not, dein Jesus ist tot. 64. Rezitativ Evangelist: Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag war, daß nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat über (denn desselbigen Sabbats Tag war sehr groß), baten sie Pilatum, daß ihre Beine gebrochen und sie abgenom- men würden. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der Kriegsknechte einer eröffnete seine Seite mit einem Speer, und alsobald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr, und dersel- bige weiß, daß er die Wahrheit saget, auf daß ihr gläubet; denn solches ist geschehen, auf daß die Schrift erfüllet würde: „Ihr sollet ihm kein Bein zerbrechen.“ Und abermal spricht eine andere Schrift: „Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben.“ 65. Choral O hilf, Christe, Gottes Sohn, durch dein bitter Leiden, daß wir dir stets untertan all Untugend meiden, deinen Tod und sein Ursach fruchtbarlich bedenken, dafür, wiewohl arm und schwach, dir Dankopfer schenken.
LIBRETTO 66. Rezitativ Evangelist: Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war (doch heimlich, aus Furcht vor den Jüden), daß er möchte abnehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam er und nahm den Leichnam Jesu herab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war, und brachte Myrrhen und Aloen unter- einander bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnam Jesu, und bunden ihn in leinen Tücher mit Spezereien, wie die Jüden pflegen zu begraben. Es war aber an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein Garten, und im Garten ein neu Grab, in welches niemand je geleget war. Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüsttags willen der Jüden, dieweil das Grab nahe war. 67. Chor Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine, die ich nun weiter nicht beweine, ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh. Das Grab, so euch bestimmet ist und ferner keine Not umschließt, macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu. 68. Choral Ach Herr, laß dein lieb Engelein am letzten End die Seele mein in Abrahams Schoß tragen, den Leib in sein’m Schlafkämmerlein gar sanft, ohn einge Qual und Pein, ruhn bis am jüngsten Tage. Alsdenn vom Tod erwecke mich, daß meine Augen sehen dich in aller Freud, o Gottes Sohn, mein Heiland und Genadenthron! Herr Jesu Christ, erhöre mich, erhöre mich, ich will dich preisen ewiglich!
MITWIRKENDE CHARLES DANIELS Foto: Annelies van der Vegt EVANGELIST UND ARIEN Charles Daniels’ Repertoire erstreckt sich über Musik aus mehr als einem Jahrtausend, vom 9. Jahrhundert bis heute. Aus Salisbury stam- mend, studierte er Musik am King’s College in Cambridge und am Royal College of Music in London (unter Edward Brooks). Höhepunkte seiner Karriere beinhalten Luigi Nonos Canti di Vita e Amore am Edinburgh International Festival, Händels Esther in New York, Monteverdis Marienvesper in Venedig mit dem Gabrieli Consort mit Paul McCreesh, Händels Belshazzar am Théâtre de Champs Elysées in Paris und Messiah am Wiener Musikverein mit Harnoncourt. Weitere Engagement waren unter anderem Elgars Dream of Gerontius, eine Tour von Händels L’Allegro, Il Penseroso ed il Moderato mit Rudolf Lutz, Bachs Weltliche Kantaten mit dem Bach- Kollegium Japan, die Matthäuspassion mit der De Nederlandse Bach Vereniging, die Marien- vesper auf dem Rheingau-Festival, eine halb-szenische Fairy Queen in der Londoner Barbican Hall, die H-Moll-Messe mit den BBC Singers und Messiah in Australien mit den Symphonie- orchestern von Melbourne und Queensland. Seine letzten Engagements waren King Arthur mit der Academy of Ancient Music, Die gesun- gene Kunst der Fuge mit der Holland Baroque Society, Vivaldis Konzerte in Venedig, Bachs Kan- taten in Trondheim, Messiah in Vancouver, das Weihnachtsoratorium mit dem Oxford Philhar- monic, Matthäuspassion mit der Phiharmonie Zuidnederland, H-Moll-Messe mit der Tafelmusik in Toronto, Bij Bach thuis mit der Nederlandse Bachvereniging and Monteverdi’s Orfeo mit dem Toronto Consort. In 2018/19 war er in der H-Moll-Messe mit der City of London Sinfonia, in der The Fairy Queen mit dem Gabrieli Consort, in Chandos Anthems beim Londoner Händel-Festival, im Messiah mit der Tafelmusik Toronto, in der Matthäuspassion mit den Yorkshire Baroque Soloists, mit Bachs Kantaten in Trogen und in der Marienvesper in Brügge zu hören.
MITWIRKENDE SÖNKE TAMS FREIER – JESUS Sönke Tams Freier wurde 1989 in Hamburg geboren. Neben vielen Konzerten mit dem Neuen Knabenchor Hamburg sang er schon als Knabe solistische Partien in ganz Deutschland. Nach Gesangsunterrichten bei Martina Schänzle und Frederick Martin erhielt Sönke Tams Freier seine Gesangsausbildung als Bassbariton an der Musikhoch- schule Lübeck bei dem Tenor Michael Gehrke. 2013 wur- de ihm der „Förderpreis für herausragende Leistungen während seines Studiums“ vom Lions Club Lübeck Liubice verliehen. Ende 2015 schloss er sein Master- studium mit Bestnote ab. Sönke Tams Freier ist gefragter Solist in vielen Konzerten in den Kirchen und Konzertsälen Deutschlands. Darüberhinaus führten Konzertengagements Sönke kürzlich nach Südkorea, China, Russland, Kasachstan, Belgien, Frankreich, Dänemark und in die Niederlande und brach- ten ihn u. a. zu Zusammenarbeiten mit dem kasachischen Staatsorchester, dem Tongyeong Festival Orchestra, der Sinfonia Varsovia, dem Sønderjyllands Sinfoniorkester, den Hamburger Symphonikern, den Bamberger Symphonikern, dem Sinfonieorchester Wuppertal, dem Landes- sinfonieorchester Schleswig-Holstein, dem Jungen Sinfonieorchester Hannover, dem Elbipolis Barockorchester Hamburg und dem Landesjugendorchester Schleswig-Holstein. Regelmäßig ist Sönke Tams Freier auf Theaterbühnen zu sehen, zuletzt als Figaro, als Masetto und als Guglielmo in Mozarts Le nozze di Figaro, Don Giovanni und Cosi fan tutte an der Ham- burger Kammeroper. Im Bereich der Alten Musik ist Sönke Tams Freier Mitglied des belgischen Ensembles Scherzi Musicali. Anfang 2016 erschien mit diesem Ensemble die Ersteinspielung von Antonio Bertalis Oper La Maddalena bei Ricercar, die kürzlich in Belgien mit dem Caecilien-Preis ausgezeichnet wurde. Mit dem mehrfach preisgekrönten Männerquartett Quartonal konzertiert er weltweit. Neben Festivals in China, Taiwan, Italien, Frankreich, Spanien, Dänemark, der Slowakei und Polen sang das Quartett u. a. im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals, der Händelfestspiele Göttingen, des Rheingau Musik Festivals, des MDR Musiksommers und des Kultursommers Nordhessen. Nach Quartonals Debütalbum Another Way ist mit Everytime im Februar 2017 das zweite Album des Ensembles bei dem Majorlabel Sony Classical erschienen.
MITWIRKENDE JULIA SOPHIE WAGNER – SOPRAN Foto: Lena Kern Seit ihrem Debüt im Münchner Herkulessaal ist Julia Sophie Wagner eine gefragte Konzertsängerin. Als Spezialistin für das oratorische Werk Johann Seba- stian Bachs hat sie sich schnell einen Namen gemacht. Besonders eng verbunden ist Julia Sophie Wagner mit Helmuth Rilling, mit dem sie unter anderem im Teatro Colon Buenos Aires, dem Kennedy Center Washington und dem Festspielhaus Baden-Baden auftrat. Sie arbeitet mit Orchestern wie dem Gewandhaus- orchester Leipzig, dem Rundfunkorchester Berlin, dem Münchener Kammerorchester, RTVE Madrid, RAI Turin, dem Washington National Symphony Orchestra so- wie mit führenden Barockensembles zusammen. In letzter Zeit sind es zusätzlich die großen klassischen und romantischen Oratorien, mit denen die Sopranistin besonderen Erfolg hat: ihr Debut im Kennedy Center Washington, wo sie erstmals Beethovens Missa Solemnis sang, wurde vom Washington Life Magazine zum „Kennedy Center-Event des Jahres 2014“ gewählt. Mit Bachs Vokalwerken war sie unter anderem in der Frauenkirche Dresden, bei den Thüringer Bachwochen, in Moskau und in Prag zu hören. In der Saison 2017 / 18 standen u. a. Auftritte in der Hamburger Elbphilharmonie und dem Leipziger Gewandhaus auf der Agenda, mit Helmuth Rilling wird sie in Weimar, Leipzig und Minneapolis (USA) zu Gast sein. Konzerte im Rah- men des Leipziger Bachfest, der Thüringer Bachwochen, der Dresdner Musikfestspiele und der Würzburger Bachtage sind geplant, außerdem Kammerkonzerte u. a. mit Eric Schneider, Steffen Schleiermacher und Jörg Widmann. Julia Sophie Wagner studierte an den Musikhochschulen Weimar und Leipzig sowie an der Mc-Gill-University in Montreal, Kanada. Sie ist Preisträgerin mehrerer nationaler und inter- nationaler Wettbewerbe, unter anderem auch Preisträgerin des Paula-Salomon-Lindberg-Wett- bewerbs für zeitgenössisches Lied, und war Stipendiatin u. a. des DAAD und der Oper Leipzig. 2015 erschien bei Es-Dur Hamburg ihre CD Leipziger Schule mit Liedern von Schumann, Men- delssohn und Grieg, die von Deutschlandradio koproduziert wurde und in Radio und Presse ein begeistertes Echo fand.
MITWIRKENDE IDA ALDRIAN – ALT Foto: Pia Clodi Ida Aldrian ist geboren in Bruck an der Mur (Österreich), wo sie auch ihren ersten Ge- sangsunterricht bei Sigrid Rennert erhielt. An der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien studierte sie bei Leopold Spit- zer und Karlheinz Hanser und absolvierte die Studien Musikdramatische Darstellung sowie Lied und Oratorium bei KS Marjana Lipovšek mit Auszeichnung. Meisterkurse besuchte sie u. a. bei Ann Murray, Bernarda Fink, Reri Grist, Peter Kooij, Andrew Watts, Thomas Hampson, Wicus Slabbert, Alan Titus und Brigitte Fass- bänder. In der laufenden Spielzeit sprang die österreichische Mezzosopranistin kurzfristig in der Pre- miere von W. A. Mozarts Così fan Tutte als Dorabella in der gefeierten Inszenierung von Herbert Fritsch in der Hamburgischen Staatsoper ein. Ebendort wird sie unter anderem noch in Wag- ners Ring als Rheintochter und Walküre zu erleben sein, ehe sie ab der Spielzeit 2019/20 als festes Ensemblemitglied an die Hamburgische Staatsoper zurückkehrt, wo sie von 2012/13 bis 2014/15 bereits Mitglied im Internationalen Opernstudio war, und als Dorabella (Così fan Tut- te), Kate Pinkerton (Madama Butterfly), Tisbe (La Cenerentola), Dritte Dame (Die Zauberflöte), Sandmännchen (Hänsel und Gretel), Blumenmädchen/Knappe (Parsifal), Mercédès (Carmen), Annina (La Traviata) und Laura in einer Neuproduktion von Luisa Miller unter Simone Young überzeugen konnte. Von 2015/16 bis 2017/18 war Ida Aldrian Ensemblemitglied im Staatsthe- ater Nürnberg, wo sie in der Neuproduktion von Wagners Götterdämmerung als Floßhilde/1. Norn debütierte. Dort übernahm die Mezzosopranistin unter anderem die Rollen als Rosina (Il Barbiere di Siviglia), Idamante (Idomeneo), Hänsel (Hänsel und Gretel), Penelope (Il ritorno d’Ulisse in patria), Adalgisa (Norma), Cherubino (Le Nozze di Figaro), Zerlina (Don Giovanni), Isa- bella (L’Italiana in Algeri), Orlofksi (Die Fledermaus), Mercédès (Carmen), Maddalena (Rigoletto) und Feodor (Boris Godunov). In der Rolle der Dritten Dame in Mozarts Die Zauberflöte gastierte sie 2016 erstmals an der Staatsoper im Schillertheater Berlin. Kürzliche Höhepunkte waren die Silvestermatinee 2017 der Hamburger Philharmoniker in der Elbphilharmonie unter der Leitung von Kent Nagano und eine Konzerttournee des Balthasar Neumann Chors/Ensembles mit Thomas Hengelbrock. Unter dem Dirigat von Simone Young war sie mit Beethovens 9. Symphonie in der Hamburger Laeisz-
MITWIRKENDE halle zu hören, sowie mit Mozarts Requiem unter Pablo Heras-Casado am Mozarteum Salzburg, J.S. Bachs Matthäus- und Johannespassion im Wiener Musikverein und Markuspassion in Nor- wegen. Bei den Barocktagen Melk 2015 war sie unter der Leitung von Christopher Moulds für Händels Oratorium Israel in Egypt eingeladen. Intensiv und mit großer Leidenschaft widmet sich Ida Aldrian auch dem Liedgesang. Als Lied- sängerin war sie u. a. im Wiener und Grazer Musikverein zu hören. Beim Ocean Sun Festival auf der MS Europa war sie erstmals in Begleitung von Helmut Deutsch zu hören, mit dem sie 2016 Liederabende im Opernhaus Nürnberg und deSingel in Antwerpen und 2018 beim Deutsch- landsberger Klavierfrühling und beim Festival DER ZWERG zu erleben war. Als Konzertsängerin arbeitete Ida Aldrian bereits mit zahlreichen europäischen Ensembles und Orchestern wie der Wiener Akademie, Concentus Musicus Wien, L`Orfeo Barockorchester, Haydn Quartett, Minetti Quartett, den Barockorchestern Capella Leopoldina, Neue Hofkapelle Graz und barucco, dem norwegischen Ensemble Barokksolistene, Bach Consort Wien, sowie mit dem französischen Ensemble Pygmalion. Als Gast war sie u. a. beim styriarte Festival mit Dido und Aeneas, beim Linzer Brucknerfest und am Theater Magdeburg mit Telemanns Miriways (Samischa), bei der trigonale als Singer in Residence und beim OsterKlang Festival (Händels Solomon, Bachs Matthäuspassion) zu hö- ren. Weitere Konzerte führten sie mit Requiem für Mignon unter Cornelius Meister und dem RSO ins Wiener Konzerthaus und mit Bachs H-Moll-Messe unter Martin Haselböck sowie mit Mendelssohns Ein Sommernachtstraum unter Fabio Luisi und den Wiener Symphonikern in den Wiener Musikverein. Ida Aldrian konnte schon in ihrer Jugend zahlreiche Preise für sich gewinnen. Zuletzt wurde sie 2014 mit dem Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper ausgezeichnet; beim internationalen Gesangswettbewerb Stella Maris im Mai 2014 ging sie als Preisträgerin der Jury-Wertung hervor.
MITWIRKENDE Foto: Neda Navee SIMON ROBINSON – BASS Simon Robinson ist ein vielseitiger Bass-Bariton, dessen breitgefächertes Opern- und Kon- zertrepertoire sich vom Barock, über die Klassik und Romantik bis zur zeitgenössischen Musik erstreckt. Er studierte Gesang u. a. an der Universität der Künste Berlin bei Professor Robert Gambill. Inzwischen tritt er weltweit mit führenden Dirigenten, Regisseuren und Solisten auf, dazu gehören u. a Helmuth Rilling, René Jacobs, Christopher Moulds, Andrea Marchiol, Christophe Rousset und Raphael Pichon. 2010 war Simon Robinson unter den Finalisten des Barock Opernwettbewerbs in Innsbruck. 2011 erreichte er in London das Semifinale im Wigmore Hall Gesangswettbewerb und wurde dort mit dem „Independant Opera Prize“ ausgezeichnet. Als Opernsänger debütierte er 2011 in der Rolle des Merkur in Cavallis Oper La Calisto bei den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck. 2012 übernahm er die Titelrolle bei der Uraufführung der Oper Kalif am Staatstheater Kiel unter der Leitung von Bettina Rohrbeck. Große Erfolge feierte der Künstler 2014 als Otto in der gleichnamigen Händel/Telemann-Oper am Staatsthe- ater Magdeburg im Rahmen der dortigen Telemann Festwochen. Im Juni 2015 debütierte er an der Bayerischen Staatsoper in Monteverdis Orfeo als Pastor unter der Leitung von Christopher Moulds. Hinzu kommen zahlreiche Konzertauftritte, u. a eine Bach-Tournee mit Helmuth Rilling durch Deutschland und Chile, Bachkantaten mit der Akademie für Alte Musik, Brahms Deutsches Requiem im Konzerthaus Berlin, Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen mit dem Berliner Symphonie-Orchester und erst kürzlich Mozarts Requiem mit der Staatskapelle Berlin und dem Tallinn Chamber Orchestra.
MITWIRKENDE ARP-SCHNITGER-ENSEMBLE Das Arp-Schnitger-Ensemble wurde im Spätsommer 2021 als projektbezogener Kammerchor von Kantor Gerhard Löffler ins Leben gerufen. Im Fokus steht die Erarbeitung anspruchsvoller Chorliteratur in kleiner Besetzung. So kommen vor allem barocke und zeitgenössische Kompo- sitionen in Gottesdiensten und Konzerten zur Aufführung. Ein hohes Maß an Qualitätsverständnis sowie hohe gesangstechnische Fähigkeiten bilden die Grundlage der gemeinsamen Arbeit. Die Sänger:innen verstehen ihre Rolle innerhalb eines Ge- samtkonzeptes zu gestalten, sich in unterschiedliche Besetzungen und Stile einzufinden und im Ensemble selbstständig zu agieren. Die Ensemblemitglieder zeichnen Flexibilität, Spontaneität und Freude am gemeinsamen Musizieren aus. Im vergangenen Jahr bereicherte das Arp-Schnitger-Ensemble zunächst Gottesdienste mit klei- neren Chorwerken, Motetten und Kantaten. In der Folge wurden auch unbekanntere Werke im Rahmen von Konzerten aufgeführt. Darunter Kurt Weills „Berliner Requiem“ für Männerchor und Blasorchester während der Festwoche „Musik zwischen Synagoge und Kirche“ und außer- dem im Dezember das Konzert „Hamburger Weihnacht“ mit barocken Kompositionen ehema- liger Kantoren der fünf Hamburger Hauptkirchen. Das Ensemble freut sich über neue Sänger:innen. Detaillierte Infos bei Kantor Gerhard Löffler (loeffler@jacobus.de) Die Besetzung des heutigen Abends: S: Julie Bürger, Steffi Dahl, Sarah Kisker, Judith Müller, Lea Peters, Ute Schuller, A: Annika Dreher, Mareike Mall, Susanne Naumann, Katharina Potthast-Franck, Stefanie Volkmann T: Jim Eckard, Clemens Heise, Reinhard Marwick, Julius Radtke, Ulli Siegler, Hans Thiemann B: Tom Kessler, Peter Sun Ki Kim, Tilmann Präckel, Jörg Roberts, Jörn Rüter
MITWIRKENDE Foto: Chris Reiner ENSEMBLE SCHIROKKO HAMBURG Wenn Scirocco, der heiße Wüstenwind, Grenzen und Küsten überschreitet und bis in norddeut- sche Gefilde vordringt, dann trägt er mediterranes Temperament zu nordischer Melancholie, umschmeichelt warm, wo sonst nur die hanseatisch-steife Brise weht, würzt Küstennebel mit fremdländischen Aromen. Seine musikalische Inkarnation findet er im Ensemble Schirokko Hamburg: Gegründet 2007, setzt es sich aus MusikerInnen zusammen, die an bedeutenden internationalen Ausbildungs- stätten für Historische Aufführungspraxis — in Trossingen, Bremen, Würzburg, London und Amsterdam — studiert haben. Unter der Leitung der Konzertmeisterin Rachel Harris verbindet das Ensemble das versierte Spiel auf historischen Instrumenten oder deren Nachbauten mit stilbewussten, lebendigen Interpretationen. Bei Konzerten unter anderem beim Händel-Festspielen Halle, Festival Alte Musik Knechtste- den, Rheingau Musikfestival, beim Festival TON:Arten Sasbachwalden und beim Weserbergland Musikfestival sowie bei zahlreichen Auftritten im norddeutschen Raum konnte Schirokko vor begeistertem Publikum sein musikalisches Feuer entfachen. Weitere Auftritte für 2021 sind bei den Festival Alte Musik Knechtsteden geplant. Dieses lodert auch auf den vier bisher erschienenen CDs The Division Violin (2008), Schirokkos Seereisen (2009), Schirokkos Telemann (2010), und Le Monde Parisien (2014), alle erschienen beim Label Ambitus. Mit den raffinierten Collagen seiner unterschiedlichen Motto-Programme (z. B. „Reiselust“) variiert auch die Ensemblegröße von einer kammermusikalischen Besetzung bis hin zum vollbesetzten Symphonieorchester. Seit 2016 wird das Ensemble bei seinen Produktionen u. a. mit der Rheinischen Kantorei durch die Hamburger Kulturbehörde regelmäßig gefördert. Dank der Unterstützung durch Neustart Kultur, die hamburgische Kulturstiftung und die Sütterlinstube e. V. konnte Ensemble Schirokko sein erstes Festival „Hamburg barockt!“ August 2021 planen.
1. ARP HAUPTKIRCHE ST. JACOBI HAMBURG MUSIK 2022 HAMBURGS BEDEUTENDSTE ORGEL SCHNITGER HÖHEPUNKT NORDDEUTSCHER ORGELKUNST FESTIVAL JAN PIETERSZOON SWEELINCK UND HEINRICH SCHÜTZ ZUM JUBILÄUM DO | 26. Mai | 11 Uhr FR | 27. Mai | 9 –13 Uhr SA | 28. Mai | 9 –13 Uhr Gottesdienst Masterclass Masterclass zu Christi Himmelfahrt Harald Vogel Harald Vogel KANTOREI ST. JACOBI Arp Schnitger und die Arp Schnitger und die CAPELLA DE LA TORRE Hamburger Orgeltradition – I Hamburger Orgeltradition – II KATHARINA BÄUML – Leitung GERHARD LÖFFLER – Arp-Schnitger-Orgel FR | 27. Mai | 19 – 22.15 Uhr SA | 28. Mai | 15 Uhr HAUPTPASTORIN PRÖPSTIN ASTRID KLEIST – Liturgie und Predigt Ein Abend für J. P. Sweelinck Abschlusskonzert Masterclass: DO | 26. Mai | 19.30 Uhr 19.00 Uhr Arp Schnitger und die Ein Virginalist? Hamburger Orgeltradition Eröffnungskonzert: Werke von Sweelinck u. a. Werke von Buxtehude, Lübeck, Johann Sebastian Bach MENNO VAN DELFT – Ruckers-Cembalo H. Praetorius, J. Praetorius, Scheidemann und die Norddeutschen und Weckmann 20.15 Uhr MASTERCLASS HARALD VOGEL Werke von Bach, Bernhard, Buxtehude, Praetorius, Tunder und Weckmann Der Hamburger Organistenmacher! STUDIERENDE – Arp-Schnitger-Orgel MARGARET HUNTER - Sopran Werke von Sweelinck u. a. CHARLES DANIELS – Tenor EDUARDO BELLOTTI – Arp-Schnitger-Orgel GERHARD LÖFFLER – Arp-Schnitger-Orgel SA | 28. Mai | 19.30 Uhr 21.30 Uhr ARP-SCHNITGER-ENSEMBLE Abschlusskonzert: CAPELLA DE LA TORRE Shadow, Light and Beauty. Werke von Corkine, Danyel, Heinrich Schütz KATHARINA BÄUML – Schalmei und Leitung Dowland und Morley in die Feder gelegt Ausstellungseröffnung in der Konzertpause Orgelimprovisation CHARLES DANIELS – Tenor Arp Schnitger: Leben und Werk ELIZABETH KENNY – Laute SIETZE DE VRIES – Arp-Schnitger-Orgel in Geschichte und Gegenwart in Zusammenarbeit mit der Arp Schnitger Gesellschaft Brake-Golzwarden HARALD VOGEL – Grußwort Hauptkirche St. Jacobi | Steinstraße | www.jacobus.de | U1 Steinstraße Tickets: www.konzertkassegerdes.de (040) 45 33 26 und Vorverkaufsstellen | Abendkasse Mit freundlicher Unterstützung der Kammer für Kirchenmusik der Jacobus-Gesellschaft und der Stiftung Kirchenmusik der Hauptkirche St. Jacobi
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