Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...

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Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
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ZUR WIRTSCHAFTSLAGE
Ausgabe 2/2020

Lockerung in Europa – das Virus bleibt
in der Welt

In Europa gehen die Neuinfektionszahlen zurück. Die Eindäm-          Berlin, 16. Juni 2020
mung der Corona-Pandemie scheint hier gelungen. Doch in
anderen Regionen der Welt, nun vor allem in Südamerika und in
Indien, wütet das Virus weiter ungebremst. Die Bedrohung
bleibt einstweilen in der Welt.
                                                                     Autor:
Das Wiederanfahren der stark verwobenen Weltwirtschaft wird          Dr. Holger Schulz
schwierig. Der Güterverkehr sollte dabei Vorrang vor dem Perso-
nenverkehr haben. Und es gilt, neu aufflammenden Protektionis-       Holger.Schulz@dsgv.de
mus im Zaum zu halten. In Europa muss der Binnenmarkt seinem
Namen wieder Ehre machen.

Weiterhin hat die Corona-Rezession gleichzeitig Charakteristiken
eines Nachfrage- und eines Angebotsschocks. Der Nachfrage-
mangel gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung. Die prognosti-
zierten Einbrüche beim BIP in Europa und auch in Deutschland
werden immer größer. Vor diesem Hintergrund hat der Koalitions-
ausschuss ein umfangreiches Konjunkturpaket für Deutschland auf
den Weg gebracht.

Die temporäre Mehrwertsteuersenkung zielt dabei vor allem auf
einen Nachfrageimpuls als Initialzündung einer Erholung. Viele der
anderen Maßnahmen haben auch eine strukturelle Komponente
und sollen Innovation, Ökologie und einen Abbau des Rückstands
bei der Digitalisierung adressieren.

Die Geldpolitik begleitet die fiskalpolitischen Initiativen vieler
Länder und auch der europäischen Ebene mit einer Ausweitung
ihrer Anleihekäufe. Das Geldmengenwachstum hat sich zuletzt
noch einmal deutlich beschleunigt.
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Lockerung in Europa – das Virus bleibt in der Welt

Eindämmung in Europa einstweilig gelungen                                    Tägliche Corona-Neuinfektionen
                                                                             im internationalen Vergleich seit
Die Fallzahlen der Infektionen mit Covid-19 haben sich in Deutschland
                                                                             Jahresbeginn bis heute
und in den meisten anderen europäischen Ländern günstig entwickelt.
Nach dem exponentiellen Wachstum im März und dem Höhepunkt der              8k
Zahl von Neuinfektionen und akuten Fällen im April, ist im Mai eine
einstweilige Eindämmung gelungen. Dies ermöglichte die stufenweisen         4k
Lockerungen. Es zeigt sich aber, dass das Wiederanfahren einer moder-
nen, hochkomplexen und stark arbeitsteiligen Volkswirtschaft alles
                                                                             0
andere als einfach wird.
                                                                                  Deutschland
Die einzelnen Produkte, Liefer- und Konsumwege, Sektoren, Regionen
                                                                            7k
und Länder sind stark miteinander verwoben. Weil nicht alles im Gleich-
schritt wieder ineinandergreift, bleibt das Gesamtsystem gehemmt.
                                                                          3,5k
Für Deutschland als besonders stark in die Weltwirtschaft integriertes
Land wird zum hartnäckigen Problem, dass in vielen Regionen der Welt
                                                                             0
die epidemische Entwicklung weit ungünstiger als in Europa aussieht.
                                                                                  Italien
Die USA stehen an der Spitze der Infektions- und Todeszahlen. Bis Ende
Mai gab es dort nur Anzeichen für ein allmähliches Abebben der Welle,      40k
aber noch keinen Durchbruch zu einer grundlegenden Besserung. Noch
immer sind in den Staaten tägliche Neuinfektionszahlen um die Marke        20k
von 20.000 zu verzeichnen.

Infektionsschwerpunkte in den Schwellenländern                               0
                                                                                  USA
In großen Schwellenländern wie Indien und Brasilien ist der Trend noch
alarmierender. Die Fallzahlen sind dort zwar absolut noch nicht so hoch    13k
wie in den USA. Doch folgt der dortige Verlauf noch einem exponentiel-
len Wachstum. Südamerika wird zu einem Hotspot der Pandemie. In           6,5k
Russland sieht der Trend ebenfalls wenig ermutigend aus, wobei von
dort eine auffällig geringe Todesrate gemeldet wird.
                                                                             0
All diese Entwicklungen im globalen Umfeld zeigen an, dass uns die                Russland
Bedrohung erhalten bleibt, zumindest bis ein Impfstoff gefunden sein
                                                                           35k
sollte und für breite Bevölkerungskreise zur Verfügung steht.

Regeln und vorbereitete Notfallmaßnahmen                                  17,5k

Hygienemaßnahmen und Wachsamkeit bleiben erforderlich. Weitere
Öffnung wird nur bei Beachtung zahlreicher Regeln möglich sein. Das in       0
Deutschland installierte Warnsystem, das automatisiert regional ver-              Brasilien
schärfte Regeln auf Landkreisebene fordert, sobald 50 kumulierte Neu-
                                                                           13k
infektionsfälle pro 100.000 Einwohner in einer Woche auftreten, sorgt
für Versachlichung und Schnelligkeit der notwendigen Reaktion. Der-
                                                                          6,5k
zeit liegen fast alle Landkreise deutlich unter der Alarmschwelle,
zumeist sogar mit gutem Sicherheitsabstand. Aus vielen Regionen wur-
den in den letzten Wochen sogar null neue Fälle gemeldet. Und doch           0
zeigt die unentbehrlich bleibende Regel an, unter welchem Damokles-               Indien
schwert wir weiterhin agieren.
                                                                            Quelle: Johns Hopkins University,
Inwieweit unter den bis auf weiteres notwendigen Maßnahmen echte            Stand: 15.06.2020
Konsumfreude aufkommen kann und wird, ist ebenfalls noch schwer
abzuschätzen. Mit Mundschutz und Abstandsregeln bereiten manche
Aktivitäten wenig Spaß. Manches bleibt schlicht unrealisierbar.

                                                                                                                2
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Internationaler Austausch – Vorrang für den Güterverkehr                   Entwicklung der deutschen Exporte
                                                                           und Importe im Zeitablauf
Der internationale Austausch wird noch eine ganze Weile eingeschränkt
bleiben. Das gilt für den Personenverkehr wie für den Warenverkehr.        Veränderung zum Vorjahr in %

Bei ersterem ist es – gerade auch aus epidemischer Sicht – gut und          15
plausibel, wenn es zunächst bei einer begrenzten Aktivität bleibt. Per-         5
sonen-Flugverkehr mit Abstandsregeln in der Kabine ist bei wirtschaft-
                                                                            -5
lichem Betrieb kaum möglich; oder umgekehrt: wirtschaftlicher Betrieb
                                                                           -15
ist bei eingehaltenem Abstand nicht realisierbar.
                                                                           -25
Im Zweifel bleibt Vorsicht angebracht. Rückkehrer aus dem Sommerur-
                                                                           -35
laub dürfen nach Ausschwärmen der Deutschen in die an vielen Orten
                                                                                     Jan. Mrz. Mai. Jul. Sep. Nov. Jan. Mrz.
gefährlich bleibende Welt nicht zum Keim einer zweiten Infektionswelle
                                                                                      19 19 19 19 19 19 20 20
im Lande werden.
Beim Warenverkehr ist das anders. Hier ist auf allen Ebenen und bei                 Exporte
allen Verkehrswegen auf Belebung zu hoffen. Bestehende Einschrän-                   Importe
kungen und Hindernisse sollten beseitigt werden. Grenzkontrollen und
Abschottungen sind mehr als Sand im Getriebe. Sie halten die interna-      Quelle: Statistisches Bundesamt
tional verwobenen Wertschöpfungsketten im schlimmsten Fall kom-
plett an. In Europa muss der „Binnenmarkt“ seinem Namen wieder Ehre
machen.
Zumindest eine graduelle De-Globalisierung ist nach dem Überstehen         „Binnenmarkt“ muss seinem Namen
der aktuellen Corona-Krise ohnehin zu erwarten. Die Aufrechterhaltung      wieder Ehre machen
nationaler Reservekapazitäten – bei künftig wohl deutlich breiter defi-
nierten strategischen Gütern, einschließlich medizinischer Ausstattun-
gen oder Grundstoffen der Pharmazie – ergibt zu einem gewissen Maße
Sinn.                                                                      Prognosen der OECD für
Protektionismus droht weiter                                               Weltproduktion und Welthandel

Abschottung aus protektionistischen Erwägungen ist dagegen eindeu-
                                                                           5
tig schädlich. Entsprechende Konflikte waren bereits vor Corona ausge-
brochen. Sie drohen wieder aufzuflammen. Anfang des Jahres war bes-        0
tenfalls ein Waffenstillstand im US-chinesischen Handelsstreit erreicht
worden. Auch aus politischen Erwägungen (Durchgriff Chinas auf Hong-       -5
kong) könnte der Konflikt neu angeheizt werden. Die Abkehr von der
                                                                          -10
multilateralen Welthandelsordnung, die der Welt über Jahrzehnte                         2019          2020             2021
große Wohlstandsgewinne beschert hat, war und ist ohnehin bereits in
vollem Gange.                                                                       Weltproduktion
Die USA bleiben im Wahljahr und angesichts der Spaltung der                         Welthandel
amerikanischen Gesellschaft, wie sie sich derzeit in den Massen-
                                                                           Quelle: OECD, Prognosen 2020, 2021
protesten zeigt, auch ein politischer Unsicherheitsfaktor. Welche
                                                                           laut „single-hit-scenario“
Eskalation droht? Wie ginge es nach einem knappen Ausgang der
Präsidentschaftswahlen im November weiter? Welche vermeintlich
populären Maßnahmen versucht Präsident Trump noch im Wahlkampf
zu mobilisieren. Und auch im demokratischen Lager gibt es traditionell
                                                                           USA auch als politischer
durchaus protektionistische Instinkte.
                                                                           Unsicherheitsfaktor
Bei den Handelskonflikten neu ist, dass im Zusammenhang mit den
Corona-Erschütterungen nun in vielen Ländern auch des Öfteren von
„Export“-Beschränkungen die Rede ist. Zuvor waren die klassischen
handelspolitischen Eingriffe, etwa mit Zöllen, fast immer Import-
beschränkungen. Vormals ging es um die Kanalisierung der Güter-
nachfrage zu privilegierten inländischen Anbietern. Jetzt geht es in       Jetzt auch häufiger
neuer Qualität auch um Verfügbarkeit von Schlüsselgütern und               Exportbeschränkungen
Vorprodukten.

                                                                                                                   3
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Komplexe Kombination aus Angebots- und Nachfrageschocks                    Erstanträge auf Arbeitslosen-
                                                                           unterstützung in den USA,
Das führt vor Augen, dass die vom Virus ausgelösten Verwerfungen der
                                                                           pro Woche in Millionen
Weltwirtschaft noch immer sowohl eine Angebots- als auch eine Nach-
fragekomponente haben. Es treffen gleich mehrere Schocks die Wirt-          8
schaft gleichzeitig. Und diese Schocks kompensieren sich bedauerns-
                                                                            6
werter Weise nicht gegenseitig. Man kann die Effekte, den Gesamtscha-
den minimierend, leider nicht herauskürzen. Vielmehr sind die Ange-         4
bots- und Nachfrageschocks in ihren Strukturen sehr unterschiedlich.
Die Problemlagen potenzieren sich eher gegenseitig. Das macht auch          2
die wirtschaftspolitische Bekämpfung so schwierig.
                                                                            0
Über die kurzfristigen Überbrückungsmaßnahmen bestand in                    Jan. 20           Mrz. 20           Apr. 20
Deutschland frühzeitig Einigkeit. Wie segensreich etwa die Kurzarbeits-
regelungen zum Aufrechterhalten der Einkommensströme und zur               Quelle: U.S. Bureau of Labor
Sicherung von Beschäftigung wirken, lässt sich im internationalen          Statistics
Vergleich etwa zwischen Deutschland und den USA besichtigen. In den
USA schoss die Arbeitslosigkeit sofort durch die Decke. Der Mai brachte
immerhin eine kleine Besserung in einer Gegenbewegung, allerdings          Arbeitslosenquote in den USA, in %
auf weiterhin stark erhöhtem Niveau der Arbeitslosigkeit.                  15,0
Der persistente Angebotsschock besteht in weiterhin vorhandenen
Engpässen in den Wertschöpfungsketten und in der Unmöglichkeit             10,0
mancher Güterproduktion. Messen, Großveranstaltungen, Kulturereig-
nisse und viele persönliche Dienstleistungen bleiben eingeschränkt.         5,0
Hier gilt es, spezifische Lösungen und Kompensationen zu finden.
                                                                            0,0
Zuletzt ist aber doch eine stärkere Verlagerung der Engpässe zur                  Jan 19       Jun 19        Nov 19          Apr 20
Nachfrageseite festzustellen. Das spiegeln etwa die regelmäßigen
Unternehmensbefragungen des IW Köln wider. Die Unternehmen                 Quelle: U.S. Bureau of Labor
sorgen sich zuletzt vor allem um Bestellungen und Absatz.                  Statistics

Ablesbar ist dies auch an den Auftragseingängen im Verarbeitenden
Gewerbe, die im April 2020 um 25,8 Prozent unter dem März und um
                                                                           Auftragseingänge im deutschen
36,6 Prozent unter dem Vorjahres-April lagen. Es traf sowohl die
                                                                           Verarbeitenden Gewerbe,
Bestellungen aus dem Inland stark als auch noch etwas stärker
                                                                           indexiert
diejenigen aus dem Ausland.
                                                                           120
Wo klemmt die Nachfrage?

Der Aspekt des Nachfrageschocks trägt in sich mehrere Dimensionen:         100
                  Wollen, Trauen, Können.
                                                                            80
Die eine Frage ist, was und wieviel die Konsumenten in der aktuellen
Situation überhaupt wollen. Und in wieweit bremst die herrschende           60
Unsicherheit sowohl Konsum als auch Investitionen? Unsicherheit               Jan 18       Jul 18   Jan 19     Jul 19       Jan 20
besteht zum einen über die epidemische Situation, aber auch über die
weiteren Wirtschaftsaussichten: Wie sicher ist mein Arbeitsplatz? Wie           Gesamt
tief und wie lang wird die Rezession? Wie wird die Post-Corona-Welt             Aus dem Inland
wirtschaftlich aussehen? Im Zweifel werden in einer solchen Unsicher-
                                                                                Aus dem Ausland
heitssituation Investitionen und die Anschaffung langlebiger Konsum-
güter aufgeschoben.                                                        Quelle: Statistisches Bundesamt
Die dritte der oben genannten Dimensionen des ökonomischen
(Sich-leisten-)„Könnens“ zielt auf die finanziellen Spielräume ab. Diese   Unsicherheit bremst Konsum und
sind in der aktuellen Rezession sehr ungleich verteilt. Bei einer großen   Investitionen
Zahl von Betroffenen sind Einkommensströme zusammengebrochen.
Zu denken ist hier etwa an die vielen selbständigen Existenzen in
Kunst, Kultur oder auch im Gastgewerbe.

                                                                                                                        4
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Andererseits ist für weite Bevölkerungskreise der Einkommensstrom
weitgehend erhalten geblieben, in der Mehrheit der Fälle sogar unver-
ändert. Volle Arbeitslosigkeit ist am deutschen Arbeitsmarkt bisher nur
eine Randerscheinung – in starkem Kontrast etwa zur Situation in den      Oft schlicht nicht zum Ausgeben
USA. Bei der Mehrheit der Haushalte mit unveränderten Einkommen           gekommen
fehlten in den letzten Wochen und Monaten aber viele Konsum-Mög-
lichkeiten. In vielen Fällen werden in diesem Sommer auch der Som-
merurlaub und die damit verbundenen Ausgaben ausfallen.

Steigende Sparquote…
                                                                          Prognosen der Sparquote
Die Sparquote der privaten Haushalte ist bereits im ersten Quartal        in Deutschland
2020 gestiegen. Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung weist in der
                                                                          (Anteil am Einkommen der privaten
ersten Berechnung saisonbereinigt 12,4 Prozent aus. In den Jahren bis
                                                                          Haushalte in %)
2019 lag die Quote meist stabil bei rund elf Prozent. Prognosen für das
Gesamtjahr 2020 gehen von einem Anstieg auf rund 15 Prozent aus.          Institut                                                         Datum                           2020                    2021
Über weite Teile des Jahres 2020 kamen und kommen die deutschen           BMWi                                                             Mai 20                              15,5                10,5
Konsumenten schlichtweg nicht zum Ausgeben. Wir beobachten als            ifo                                                              Apr 20                              15,0                11,0

Sparkassen diese Entwicklung auch als ein Volllaufen vieler Girokonten.   IMK                                                              Apr 20                              11,4                11,0
                                                                          Gemeinschaftsdiagnose                                            Apr 20                              15,0                11,0
…bei sehr stabil bleibenden Lohneinkommen                                 IfW                                                             Mrz 20                               11,6                     -

Der Einbruch von Produktion und Volkseinkommen in der akuten Krise
liegt inzwischen im ersten Niederschlag in den Daten der Volkswirt-
                                                                          Zusammensetzung des deutschen
schaftlichen Gesamtrechnung des ersten Quartals vor. Demnach muss-
                                                                          Volkseinkommens
ten die Einbußen des Shut Down praktisch vollständig von den Unter-
nehmens- und Vermögenseinkommen getragen werden. Das Arbeit-              700
nehmerentgelt in der Summe ist dagegen bis zum Auftaktquartal 2020
sogar weiter gestiegen, egal ob man die Entwicklung im Vergleich zum      600
Vorjahresquartal oder saisonbereinigt gegenüber dem Schlussquartal        500
2019 betrachtet.
                                                                          400
Das Auseinanderlaufen der Einkommensarten ist keine neue Entwick-
lung seit Corona, sondern war schon länger zu beobachten. Der Trend       300
war in der schwachen Produktivitätsentwicklung und in der „Industrie-
rezession“ seit Mitte 2018 bereits angelegt. Beschäftigung und Löhne      200
stiegen 2019 noch weiter, aber bei stagnierender Gesamtwirtschaft
                                                                          100
eben nicht aus einem größer werdenden Gesamt-Kuchen, sondern
zunehmend zu Lasten der Gewinneinkommen. Diese Entwicklung hat                  0
                                                                                     2017 Q1
                                                                                               2017 Q2
                                                                                                         2017 Q3
                                                                                                                   2017 Q4
                                                                                                                             2018 Q1
                                                                                                                                       2018 Q2
                                                                                                                                                 2018 Q3
                                                                                                                                                           2018 Q4
                                                                                                                                                                     2019 Q1
                                                                                                                                                                               2019 Q2
                                                                                                                                                                                         2019 Q3
                                                                                                                                                                                                   2019 Q4
                                                                                                                                                                                                             2020 Q1
sich jetzt in der Corona-Krise weiter fortgesetzt und verschärft.
Für den Schutz unterer Einkommensschichten und für den Erhalt der
Kaufkraft in der Rezession ist dieser Trend in der funktionalen Einkom-
                                                                                    Volkseinkommen insgesamt
mensverteilung im Prinzip gut, solange die Gewinnmargen der Unter-
nehmen das ohne Existenzgefährdung noch hergeben. An letzterem                      Unternehmens- und
                                                                                    Vermögenseinkommen
muss man leider in der zugespitzten Krise in den am stärksten getroffe-
nen Branchen Zweifel haben, wie die zunehmende Zahl von notwendig                   Arbeitnehmerentgelt
werdenden Unternehmensrettungen zeigt.                                    Alle in Mrd. Euro pro Quartal,
                                                                          saisonbereinigt
Wie bereits gesagt: Auch unter den Lohnbeziehern gibt es viele Fälle
von direkt und stark negativ Betroffenen, bei denen dies anders ist:      Quelle: Statistisches Bundesamt
Aber im Aggregat der Masseneinkommen (definiert als Summe der
Lohn- und Transfereinkommen) ist „Geld“ nicht das Problem. Die all-
gemeine Kaufkraft wäre hinreichend vorhanden.                             Niedrige Einkommen mit hoher
                                                                          Konsumquote relativ stabil
Aber es gilt, die Haushalte wieder stärker zum Verbrauch zu tragen –
durch Vertrauensbildung und durch preisliche Anreize.

Konjunkturpaket im Umfang von 130 Mrd. Euro angekündigt

Diese Gedanken spiegeln sich auch in dem vom Koalitionsausschuss
verhandelten und angekündigten großen Konjunkturpaket wider.
                                                                                                                                                                                5
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Der Vertrauensbildung und Sicherung von Planbarkeit bei Unter-
nehmen und privaten Haushalten soll etwa die Garantie dienen, dass
die Sozialversicherungsbeiträge 2020 und 2021 nicht über die Marke
von 40 Prozent steigen. Defizite bei den Sozialversicherungen würden
durch den Bund ausgeglichen.

 Ausgewählte Elemente des „Konjunktur- und
 Krisenbewältigungspaketes“ des
 Koalitionsausschusses vom 3. Juni 2020
     Befristete Senkung des Mehrwertsteuersatzes
       Vom 1.7.2020 bis zum 31.12.2020 soll der Mehrwertsteuersatz
         von 19 % auf 16 % sinken
       Der ermäßigte Satz soll von 7 % auf 5 % gesenkt werden
       Finanzbedarf: 20 Mrd. Euro

     Sozialgarantie 2021:
       Stabilisierung der Sozialversicherungsbeiträge
         bei maximal 40 %
       Finanzbedarf: 5,3 Mrd. Euro 2020, Bedarf 2021 kann erst
         im Rahmen der HH-Aufstellung 2021 ermittelt werden

     Schrittweise Senkung der EEG- Umlage:
       Ab 2021 soll die EEG-Umlage über Zuschüsse
         aus dem Bundeshaushalt abgesenkt werden
       Geplante Strompreise: 2021 bei 6,5 ct/kwh
         und 2022 bei 6,0 ct/kwh
       Finanzbedarf: 11 Mrd. Euro

     Erhöhter steuerlicher Verlustrücktrag möglich:
       Für die Jahre 2020 und 2021 soll der Verlustrücktrag
         auf maximal 5 Mio. EUR bzw. 10 Mio. EUR
         (bei Zusammenveranlagung) erweitert werden
       Es wird ein Mechanismus eingeführt, der den Verlustrücktrag
         schon in der Steuererklärung 2019 nutzbar macht
       Finanzwirkung: Verschiebungseffekt 2 Mrd. Euro,
         davon 1 Mrd. Euro Bund

     Kurzarbeitergeld:
       Ab dem 1. Januar 2021 wird eine verlässliche Regelung
         für den Bezug von Kurzarbeitergelder vorgelegt

     Zur Stärkung der Kommunen:
       Der Bund wird dauerhaft weitere 25 % und insgesamt 75 %
         der Kosten der Unterkunft und Heizung von Bedürftigen
         im bestehenden System übernehmen
       Außerdem soll der Bund den Öffentlichen Nahverkehr sowie den
         Gesundheitssektor der Kommunen stärken
       Finanzbedarf: 4 Mrd. Euro pro Jahr

     Kommunales Solidarpaket 2020:
       Mit diesem Paket werden die aktuellen krisenbedingten Ausfälle
        der Gewerbesteuereinnahmen durch den Bund hälftig finanziert
       Bei der Gewerbesteuer wird ein Freibetrag für die existierenden
        Hinzurechnungstatbestände auf 200.000 Euro erhöht
       Finanzbedarf: 5,9 Mrd. Euro Bund

Das ist sinnvoll und sachgerecht, denn die Defizite der Sozialversich-
                                                                          Deckelung der
erungen sind teils den hoheitlich angeordneten Schließungen und
                                                                          Sozialversicherungsbeiträge erhält
Hygienemaßnahmen zuzurechnen. Der Haushalt der Bundesagentur ist
                                                                          deren Funktion als automatischer
durch die einmalige Sondersituation belastet. Das sollte nicht mit
                                                                          Stabilisator
steigenden Beitragssätzen ausgeglichen werden. Nur bei konstanten
Sätzen können die Sozialversicherungssysteme ihre Rolle als
automatische Stabilisatoren spielen.

                                                                                                               6
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Die Mehrwertsteuersenkung ist das in dem Papier des Koalitions-
ausschusses zuerst genannte, prominenteste und derzeit am stärksten
diskutierte Element. Der Finanzbedarf der Senkung des allgemeinen
Steuersatzes von 19 auf 16 Prozent und des privilegierten Satzes von
7 auf 5 Prozent für ein halbes Jahr wird allein auf 20 Mrd. Euro
veranschlagt.

Mehrwertsteuersenkung wirkt in gemischten Kanälen bei teilweiser
Weitergabe

Stark diskutiert wird die Frage, inwieweit die Steuersenkung in den
Endkundenpreisen ankommen wird oder ob sie bei den Anbietern
hängen bleibt. In der Praxis wird es wohl auf eine Mischung der Effekte
hinauslaufen. Es hängt von der Marktsituation in jeder einzelnen
Branche, von der Kostensituation, Krisenbetroffenheit und
insbesondere von der Wettbewerbsintensität ab. Man darf hier der
Marktwirtschaft eine gewisse Selbstorganisationsfähigkeit zutrauen.
Und beide Effekte hätten auf ihre Art auch ihre segensreiche Wirkung.     Teilweise Weitergabe der
Schon bei der bereits in Kraft gesetzten zeitweisen Steuerreduktion für   Mehrwertsteuersenkung
die Gastronomie zielt diese auch angebotsorientiert auf eine              wahrscheinlich – beide Effekte wirken
Stabilisierung der Netto-Umsätze in der vom Shut Down und auch von
den noch immer geltenden Auflagen besonders getroffenen Branche
ab. Wenn hier zur Stärkung der Unternehmen etwas hängen bliebe,
wäre das nicht schlecht. Das ist auch in vielen anderen Branchen die
Ausgangslage.
In wieder anderen Bereichen ist der erhoffte Effekt ein Mehrkonsum
aufgrund eines durchgereichten Preisanreizes. Das funktioniert am
ehesten bei langlebigen Konsumgütern, wo es zumindest zu einem
Vorzieheffekt kommen kann.
Die empirischen Ergebnisse solcher konjunkturpolitisch motivierten
Mehrwertsteuersenkungen fallen allerdings ziemlich ernüchternd aus.
Ein Blick auf die Erfahrungen in anderen Ländern zeigt: Japan hatte in
seiner mehr als eine Dekade dauernden Stagnations- und Deflationser-
fahrung seine 2006 eingeführte Sales Tax in mehreren Stufen erhöht.
Großbritannien hatte seine VAT in der Finanzkrise zeitweise
herabgesetzt. Der tatsächlich erreichte Mehrkonsum durch niedrigere
Mehrwertsteuersätze fiel meist bescheiden aus. Am ehesten häufte sich
ein zusätzlicher Verbrauch am Ende von zeitweisen Steuersenkungen
als Vorzieheffekt vor der Wiedererhöhungs-Klippe. Man könnte fast
sagen: Die Wiedererhöhungsankündigung war das wirksamere
Instrument als die eigentliche Senkung.
                                                                          Befristung ist entscheidendes
Diese Erkenntnis ist im deutschen Konjunkturpaket durchaus weise
                                                                          Element
umgesetzt. Die enge zeitliche Begrenzung der Senkungsphase auf das
zweite Halbjahr 2020 ist gewollt und richtig.
Dadurch lassen sich zum einen die fiskalischen Kosten für eine solche
Maßnahme begrenzen. Zum anderen sind die erreichbaren Effekte
zielgerichtet gebündelt. Die Wiederanhebungsankündigung zum Ende
2020 ist der eigentlich wirksame Anreiz.
Deshalb sind ventilierte Ideen, die Senkungsphase ggf. zu verlängern,
auch verfehlt, und eine solche Diskussion ist für die Wirksamkeit der
Maßnahme sogar schädlich.
Es werden zwar in erster Linie Vorzieheffekte sein, die sich von der      Timing eines steuerinduzierten
befristeten Mehrwertsteuersenkung erreichen lassen. Doch das kann         Kaufanreizes entscheidend
bei gutem Timing durchaus sinnvoll und hilfreich sein. „Konjunktur-
pakete“ sind definitionsgemäß immer „Strohfeuer“. Aber in extremen
                                                                                                              7
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Situationen wie der jetzigen sind sie nötig, um überhaupt die Glut zu
erhalten. Jetzt geht es darum, die Lähmung und Kaufzurückhaltung zu
überwinden. Der Impuls kann im zweiten Halbjahr 2020 durchaus zur
Initialzündung einer allgemeinen Erholung und Belebung werden.

„Krisenbewältigungs- und Zukunftspaket“

Die meisten der anderen Maßnahmen des Paketes ergänzen den
kurzfristigen Impuls um verteilungspolitische Ziele und strukturelle
Komponenten. Das Paket wird deshalb auch zurecht breiter bezeichnet.
Das sollte man gedanklich von der reinen Konjunkturwirkung trennen.
Doch wenn man schon so viel Geld in die Hand nimmt, ist es gut, damit
auch qualitative Verbesserungen anzustoßen.
Die Stoßrichtung, dabei auf Innnovation, ökologische Ausrichtung und
ein Aufholen der Rückstände bei der Digitalisierung zu setzen, ist
ebenfalls richtig. Gut ist zudem, dass auf konservierende Förderungen,
die diesen Zielen entgegengestanden hätten, verzichtet wurde.
Europäischer Wiederaufbaufonds

Ähnliche qualitative Stoßrichtungen wie in dem deutschen Paket sind
auch in dem diskutierten Europäischen Wiederaufbaufonds angerissen.
500 Mrd. sollen den Vorschlägen gemäß als Zuschüsse fließen, 250
Mrd. über Kredite ergänzt werden. Eine wichtige Komponente in dem
Projekt, das noch schwierige politische Hürden nehmen muss, ist die
damit einhergehende Umverteilung zwischen den Nationen. Das ist für
die Netto-Geberländer ein wichtiges Akzeptanzhindernis. Aber ohne
eine solche umleitende Komponente bräuchte man das Projekt gar              Krise nicht für
nicht auf der europäischen Ebene anzusiedeln. Es ist letztlich im           Souveränitätsverschiebungen
wohlverstandenen Eigeninteresse der Geberländer, wenn durch eine            missbrauchen
solche Konstruktion der Binnenmarkt erhalten wird und angeschlagene
Absatzmärkte stabilisiert werden.
Wichtig ist allerdings, darauf zu achten, dass es um diese Sache und
um die Kriseneindämmungswirkung geht und dass nicht dauerhaft
Budgets und Souveränität auf europäischer Ebene als Selbstzweck             Quartalsentwicklung deutsches BIP
etabliert werden. Die Haftungsregeln und Verantwortlichkeiten dürfen
nicht verwischt und verschoben werden. Das bleibt für die Deutsche          108                                               2,5
Ratspräsidentschaft für das zweite Halbjahr 2020 auch angesichts der
steigenden Verschuldungen die zentrale Hausaufgabe.                                                                           1,5
                                                                            107
VGR des ersten Quartals bemisst den Anfang des Shut Down
                                                                                                                              0,5
Wie nötig ein aktives Begleiten der Erholung durch fiskalische Maß-         106
nahmen auf europäischer und nationaler Ebene nach dem tiefen                                                                  -0,5
aktuellen Einschnitt der Wirtschaftsaktivität ist, dafür spricht das Aus-
                                                                            105
maß der Rezession. Bisher liegt nur das erste Quartal in der Volkswirt-                                                       -1,5
schaftlichen Gesamtrechnung vor. Damit ist nur die Anfangsphase des
Shut Down erfasst, der in Deutschland Mitte März stattfand. Immerhin        104                                               -2,5
sind damit aber erstmals zwei Wochen in Ist-Zahlen mit-vermessen.                 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1

Das Bruttoinlandsprodukt ist in der Summe des gesamten ersten Quar-               2018            2019                 2020
tals real und saisonbereinigt um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorquar-
                                                                               Indexwert des saisonbereinigten BIP
tal geschrumpft. Das ist der größte Rückschlag seit der Finanzkrise vor
gut zehn Jahren. Und das zweite Quartal wird bereits jetzt absehbar            Saison- und kalenderbereinigte
noch viel stärker einbrechen, weil es mit zeitlich größerem Anteil die         Veränderung zum Vorquartal in %

Shut Down-Phase abbildet. Wie erwartet waren es im ersten Quartal              Veränd. zum Vorjahresquartal in %
sowohl der private Konsum (-3,2 Prozent zum Vorquartal), die
                                                                            Quelle: Statistisches Bundesamt
Ausrüstungsinvestitionen (-6,9 Prozent) als auch die Exporte (-3,1
Prozent), die für den BIP-Rückgang verantwortlich zeichnen.

                                                                                                                   8
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Der Staatskonsum stabilisierte sich bereits im ersten Quartal leicht        Entwicklung der Ausrüstungs- und
(+0,2 Prozent). Positiv wirkten auch die Bauinvestitionen (+4,1             Bauinvestitionen in Deutschland
Prozent), die vom milden Winter im Januar und Februar profitierten.
                                                                            Saison- und kalenderbereinigt,
Und der Bau ist einer der wenigen Sektoren, die auch weitgehend vom
                                                                            in Milliarden Euro
Shut Down verschont geblieben sind. Allein kann die Bautätigkeit das
BIP aber natürlich nicht tragen.
                                                                             90
Für den weiteren Jahresverlauf ist das bereits weitgehend verlorene
zweite Quartal inzwischen offensichtlich. Danach richten sich die Hoff-
nungen auf eine mit den Lockerungen einhergehende allgemeine wirt-           70
schaftliche Erholung im zweiten Halbjahr 2020 und dann 2021.
Prognosen für das Gesamtjahr 2020 haben sich ein Stück weit einge-           50
pendelt                                                                              Q1      Q2       Q3      Q4       Q1

Von der ganz schnellen Erholung mit kurzem V-förmigem Einschnitt,                  2019                               2020
die zunächst als Hoffnung gehandelt worden war, muss man sich inzwi-
                                                                               Bauinvestitionen
schen wohl verabschieden. In den üblich gewordenen anschaulichen
„Buchstaben“ ausgedrückt, entscheidet sich der Weg dann zwischen                Ausrüstungsinvestitionen
einem „U“, das inzwischen das Positivszenario beschreibt, und einem
                                                                            Quelle: Statistisches Bundesamt
„L“ mit lange bleibendem Niveauverlust. Möglich ist auch ein „W“, wenn
es beim Wiederanfahren ökonomisch oder im schlimmsten Fall epide-
misch wellenförmige Rückschläge geben sollte.                               BIP Prognosen für Deutschland
Während die Jahresprognosen im März und April, als das ganze Aus-           2020 und 2021,
maß des Shut Down erst deutlich wurde, sehr wild und volatil wechsel-       real, in %
ten, in einen regelrechten Unterbietungswettlauf mündeten, haben sich
                                                                             BIP-Prognose          Monat      2020     2021
die Prognosen der meisten einschlägigen Institutionen im Mai inzwi-
                                                                             Bundesbank            Jun 20      -6,8      3,2
schen weitgehend eingeschossen. Sie markieren immer noch ein ziem-           Deka                  Jun 20      -7,3      7,5
lich breites Feld, was in der außergewöhnlichen Lage auch nicht weiter       DIW                   Jun 20      -9,4      3,0
verwunderlich ist. Aber die Spanne ist in den letzten Wochen weitge-         ifo                   Mai 20      -6,6     10,2
hend stationär geblieben in der Range von -5 bis -10 Prozent.                EU-Kommission         Mai 20      -6,5      5,9
                                                                             IWF                   Apr 20      -7,0      5,2
Die OECD hat ihre jüngst vorgelegte Frühsommer-Prognose in zwei              OECD single-hit Sz.   Jun 20      -6,6      5,8
Szenarien unterteilt, je nachdem, ob die Welt von einer zweiten              OECD double-hit Sz.   Jun 20      -8,8      1,7
Infektionswelle verschont bleibt oder ob auch die Länder, denen bereits
eine Eindämmung der Fallzahlen gelungen ist, noch einmal stärker
getroffen werden. Das würde vor allem für die europäischen
Wirtschaften einen Unterschied ausmachen. Für Deutschland nennt die
OECD -6,6 bzw. -8,8 Prozent als BIP-Prognose 2020 in den beiden
Szenarien. Beide Werte passen sich weitgehend in das ohnehin
aufgemachte Feld aktueller Prognosen ein.
Für 2021 ist der Unterschied in der Wiedererholungsrate bei der OECD
noch stärker ausgeprägt: 5,8 Prozent BIP-Plus im „single-hit“, aber nur
1,7-Prozent im „double-hit“ Szenario. Obwohl die hypothetische Welle
zeitlich noch vor Ende 2020 verortet wird, hätte sie 2021
entsprechende negative Effekte, weil die Ausgangsbasis länger
gedrückt bleibt und sich das Anspringen der Erholung später in das
kommende Jahr verlagert.
Überhaupt heben sich die Prognosen auch der anderen Institutionen
für das Jahr 2021 und den Zeitraum danach stärker voneinander ab.
Dabei ist fast überall eine recht kräftige Erholung das Hauptszenario.
Aber die Vorhersagen unterscheiden sich doch deutlich im Grad des
Optimismus, ob das alte Vorkrisenniveau bald wieder erreicht – oder in
einigen besonders zuversichtlichen Fällen sogar wieder überschritten –
werden kann. Hier fällt z. B. die Prognose des ifo-Instituts auf, das im   Stärke der Erholung macht den
Frühjahr sehr frühzeitig sehr düstere Szenarien vom Einbruch im            Unterschied
laufenden Jahr gezeichnet hatte, das jetzt aber für 2021 auch eine sehr
starke Erholung in Aussicht stellt.
                                                                                                                9
Lockerung in Europa - das Virus bleibt in der Welt - Deutscher ...
Preise noch gedrückt – EZB erhöht Ankäufe
Der Preisauftrieb bleibt in der aktuellen Phase deutlich gedrückt. Die
Energie und Rohstoffpreise sind aufgrund der geringeren wirtschaftli-
chen Aktivitäten unter Druck, weil das Angebot der Förderanlagen in
der Regel kurzfristig unelastisch ist. Aber auch auf Endverbraucher-
ebene ist Abwärts-Preisdruck bei vielen Gütern beobachtbar. So ver-
sucht derzeit z. B. der Textil-Einzelhandel seine vollen Lagerbestände        Ausgewählte Teilkomponenten
abzuverkaufen. Während der Ladenschließungen blieb praktisch eine             der Preisentwicklung in
komplette Kollektion in den Beständen liegen.                                 Deutschland
Nach der ersten Schätzung für den Juni sind die Verbraucherpreise im          112
Euroraum nur noch mit einer Jahresrate von 0,1 Prozent gestiegen, in
Deutschland mit 0,2 Prozent (HVPI). Die gedrückte Entwicklung lag vor         110
allem an den Energiepreisen. Die Kernraten halten sich stabiler um ein
                                                                              108
Prozent. Wobei die Preisindizes derzeit mit hoher Unsicherheit erhoben
werden, viele Preise müssen weiter wegen ausgesetzter tatsächlicher           106
Aktivität geschätzt werden.
                                                                              104
Trotz des derzeitigen Abwärtsdrucks ist es mittelfristig offen, wie es mit
                                                                                            Januar      Februar             März         April
der Preisentwicklung weitergeht. Der Produktivitäts-Niederschlag, ver-
teuernde Hygieneauflagen und der deutliche Druck auf die Gewinnmar-           Indexwerte 2020; Basisjahr 2015
gen könnte die Unternehmen in vielen Branchen über kurz oder lang zu                 Nahrungsmittel und alkoholfreie
Preisanhebungen zwingen. Nahrungsmittel zeigen bereits erhöhte                       Getränke
Preissteigerungen auf.                                                               Verkehr
In dieser Preis- und Konjunktursituation hat die Europäische                         Gesundheitspflege
Zentralbank noch einmal mit einer Ausweitung reagiert. Grundlage                     Insgesamt
waren die zur EZB-Ratssitzung am 4. Juni vorliegenden neuen
                                                                              Quelle: Statistisches Bundesamt
makroökonomischen Projektionen. Nach deren Hauptszenario soll die
Wirtschaft des Euroraums im laufenden Jahr um 8,7 Prozent
schrumpfen. 2021 geht die EZB von einer kräftigen Erholung um 5,2
Prozent aus. Das Vorkrisen-Niveau soll beim BIP des Euroraums aber
erst 2022 wieder erreicht werden.
Auch auf Ebene des Euroraums bleibt der Preisauftrieb entsprechend
gedrückt. Die Projektionen unterstellen für 2020 einen Anstieg des
HVPI um nur 0,3 Prozent. 2021 sollen es dann 0,8 Prozent werden. Die
langfristigen Inflationserwartungen sieht die EZB aber noch leidlich auf
Zielhöhe verankert. In den prognostizierten Inflationsraten ist der
Effekt der neu angekündigten temporären deutschen                            Konsolidierte Bilanzsumme des
Mehrwertsteuersenkung noch nicht eingepreist. Deutschland als                Eurosystems,
gewichtigstes Mitglied des Euroraums dürfte auch den Gesamt-
                                                                             in Billionen Euro
Euroraum-HVPI mit beeinflussen und zwar im verbleibenden
Jahresverlauf 2020 mit einer weiteren Drückung. Dafür hilft die 2021          6
wiederangehobene Steuer dann auch dem Turn-Around der
Inflationsrate.                                                               5

Die EZB hat in Reaktion auf den scharfen aktuellen Einbruch noch              4
einmal in ihrer ohnehin sehr expansiven Geldpolitik nachgelegt. Sie hat
dafür das erst im Frühjahr eingeführte "Pandemic emergency purchase           3
programme" (PEPP) als Instrument gewählt. Dessen Volumen wird von
750 Mrd. Euro auf 1.350 Mrd. Euro aufgestockt. Und die Laufzeit der           2
Nettoankäufe wird vom zuvor avisierten Jahresende 2020 auf Mitte
                                                                                  01.2015

                                                                                              01.2016

                                                                                                        01.2017

                                                                                                                  01.2018

                                                                                                                               01.2019

                                                                                                                                           01.2020

2021 verlängert. Die EZB will hier in diesem Zeitraum flexibel Anleihen
ankaufen. Erst in der Summe will sich auch das PEPP dann am Kapital-
schlüssel der EZB orientieren.                                                Quelle: EZB
                                                                              Dabei kommt ihr zupass, dass die
                                                                              Materialknappheit bei Bundes-
                                                                              anleihen sich durch den expansiven
                                                                                                               10
finanzpolitischen Kurs hierzulande relativiert. Dem Kapitalschlüssel der
EZB folgend rund ein Viertel des nun um 600 Mrd. Euro aufgestockten
PEPP entspricht in der Größenordnung in etwa dem Volumen des
deutschen Konjunkturpaketes.
Monetäre Expansion beschleunigt sich
Angesichts der monetären Entwicklung ist ein weiteres Gasgeben der         Entwicklung der Kreditarten
EZB nicht nötig. Denn das auch in den letzten Jahren schon nicht           im Euroraum
schwache Geldmengenwachstum beschleunigte sich zuletzt sehr stark.
Hier spiegelt sich die in der Krise stark angezogene Kreditvergabe,        Veränderung ggü. d. Vorjahr in %,
etwa bei den zahlreichen Überbrückungs- und Unterstützungskrediten         saisonbereinigt
wider.                                                                      7
                                                                            6
Die Kreditvergabe-Dynamik hat sich im Euroraum in der Krise von den
                                                                            5
Krediten an private Haushalte hin zu den Unternehmenskrediten verla-
                                                                            4
gert.                                                                       3
Im April ist das breite Geldmengenaggregat M3 im Euroraum mit einer         2
Jahresrate von 8,3 Prozent gewachsen. M1 hat sogar um 11,9 Prozent          1
zugelegt. Hier zeigt sich, dass die monetäre Expansion einerseits kre-      0
                                                                           -1
ditgetrieben ist, sich andererseits auf der Passivseite der Bankbilanzen
                                                                           -2
vor allem in den volllaufenden Girokonten der privaten Haushalte

                                                                                01.2015

                                                                                           01.2016

                                                                                                     01.2017

                                                                                                               01.2018

                                                                                                                         01.2019

                                                                                                                                   01.2020
abspielt. Das Wachstum der Geldmengenaggregate bedeutet aber
auch, dass die Kreditfinanzierung gut klappt, der geldpolitisch gewollte
Impuls ankommt. Von Seiten des Bankensystems steht dem Wiederauf-
                                                                                     Bereinigte Kredite an
schwung in Post-Corona-Zeiten nichts im Wege.
                                                                                     nichtfinanzielle Unternehmen des
                                                                                     Euro-Währungsgebiets

                                                                                     Bereinigte Kredite an private
                                                                                     Haushalte

                                                                                     Bereinigte Kredite an den privaten
                                                                                     Sektor insgesamt

                                                                           Quelle: EZB

                                                                                                                             11
A. Wachstum der Weltwirtschaftsregionen, Veränderung zum Vorjahr

                                                                  2018             2019           2020*             2021*
    Welthandelsvolumen                                            3,7%             1,0%          -11,0%              8,4%

    BIP - Welt                                                    3,6%             2,9%            -3,0%            5,8%
    USA                                                           2,9%             2,3%            -5,9%            4,7%
    Japan                                                         0,3%             0,7%            -5,2%            3,0%
    China                                                         6,6%             6,1%             1,2%            9,2%
    EU                                                            2,1%             1,7%            -7,1%            4,8%
    Euroraum                                                      1,9%             1,2%            -7,5%            4,7%
    Deutschland                                                   1,5%             0,6%            -7,0%            5,2%
*   Prognosen des Internationalen Währungsfonds vom April 2020

    B. Prognosen für das Wirtschaftswachstum in Deutschland für 2020, in %

    C. BIP im Euroraum und in Deutschland
                                          Jahr 2019           Q II - 2019       Q III - 2019      Q IV - 2019       Q I - 2020
                                                                               reale Veränderung zum Vorjahresquartal
                                          real ggü. Vorjahr            und saisonbereinigte reale Veränderung zum Vorquartal
                                                                  +1,2%              +1,3%             +1,0%               -3,1%
    Euroraum                                   +1,3%
                                                                  +0,1%              +0,3%             +0,1%               -3,6%
    BIP
    Deutschland                                                   -0,1%              +1,2%             +0,2%               -1,9%
                                               +0,6%
    BIP                                                           -0,2%              +0,3%             -0,1%               -2,2%
                                                                  +1,8%              +2,3%             +1,2%               -2,2%
                                               +1,6%
    Privater Konsum                                               +0,2%              +0,2%              0,0%               -3,2%
                                                                  +2,2%              +3,2%             +0,4%               -0,2%
                                               +2,6%
    Bruttoanlageinvestition                                       -0,3%              -0,1%             -0,4%               -0,2%
                                                                  -1,3%              +2,7%             +0,8%               -3,2%
                                               +0,9%
    Exporte                                                       -1,4%              +1,3%             -0,6%               -3,1%
                                                         Niveau, nicht Veränderungsrate; Quartalszahlen saisonbereinigt
    Sparquote                                  10,9%              10,7%              10,9%             11,1%               12,4%
                                                                                                                          12
D. Verbraucherpreise (linke Skala) und Geldmenge M3 (rechte Skala), jährliche Änderungsraten in %
                                                 Euroraum - harmonisierte Verbraucherpreise
2,5                                                                                                                                                                                                                 8,5
                                                 Deutschland - Verbraucherpreise (nationale Definition)
                                                                                                                                                                                                                    8,0
                                                 Euroraum - Geldmenge M3
2,0                                                                                                                                                                                                                 7,5
                                                                                                                                                                                                                    7,0
1,5                                                                                                                                                                                                                 6,5
                                                                                                                                                                                                                    6,0
                                                                                                                                                                                                                    5,5
1,0                                                                                                                                                                                                                 5,0
                                                                                                                                                                                                                    4,5
0,5                                                                                                                                                                                                                 4,0
                                                                                                                                                                                                                    3,5
0,0                                                                                                                                                                                                                 3,0
                                              Feb. 19

                                                                                                                                                                        Feb. 20
      Okt. 18
                Nov. 18
                          Dez. 18
                                    Jan. 19

                                                        Mrz. 19
                                                                  Apr. 19
                                                                            Mai. 19
                                                                                      Jun. 19
                                                                                                Jul. 19
                                                                                                           Aug. 19
                                                                                                                     Sep. 19
                                                                                                                               Okt. 19
                                                                                                                                         Nov. 19
                                                                                                                                                   Dez. 19
                                                                                                                                                              Jan. 20

                                                                                                                                                                                  Mrz. 20
                                                                                                                                                                                            Apr. 20
                                                                                                                                                                                                      Mai. 20
E. Monatliche Konjunkturindikatoren Deutschland
                                                                                                            Jan 20                Feb 20                 Mrz 20                   Apr 20                Mai 20
Preise (nat. Definition)                                                                                                       Veränderung zum Vorjahresmonat
Verbraucherpreise                                                                                           +1,6%                 +1,7%                  +1,4%                    +0,9%                 +0,6%
- Ohne Nahrungsmittel und Energie (Kerninflation)                                                           +1,5%                 +1,5%                   1,3%                    +1,2%                    -
Erzeugerpreis gew. Produkte                                                                                 +0,2%                 -0,1%                  -0,8%                    -1,9%                    -
Einfuhrpreise                                                                                               -0,9%                 -2,0%                  -5,5%                    -7,4%                    -

Stimmungsindikatoren
ifo-Geschäftsklimaindex                                                                                      95,9                    96,0                    86,0                   74,2                   79,5
ZEW- Konjunkturerwartung                                                                                     26,7                     8,7                    -49,5                  28,2                   51,0

Auftragseingang                                                                                                                Veränderung zum Vorjahresmonat
Verarbeitendes Gewerbe                                                                                      -1,9%                 +0,7%                 -11,9%                    -36,7%                        -
aus dem Inland                                                                                              -7,7%                 -4,0%                  -9,3%                    -32,0%                        -
aus dem Ausland                                                                                             +2,4%                 +4,3%                 -13,7%                    -39,8%                        -
Investitionsgüterproduzenten                                                                                -2,9%                 -0,3%                 -21,7%                    -47,2%                        -

Produktion                                                                                                arbeitstäglich bereinigte Veränderung zum Vorjahresmonat
Prod. Gewerbe insgesamt                                                                                     -1,5%                 -1,8%                 -11,3%                    -25,3%                        -
davon Bau                                                                                                  +15,0%                 +4,5%                 +4,4%                     +0,9%                         -
davon Industrie                                                                                             -3,0%                 -2,6%                 -14,0%                    -31,2%                        -

Außenhandel                                                                                                                    Veränderung zum Vorjahresmonat
Export                                                                                                      -1,9%                 +0,3%                      -7,7%                -31,1%                        -
Import                                                                                                      -1,5%                 -2,8%                      -4,4%                -21,6%                        -

Arbeitsmarkt                                                                                              Stand der Quote bzw. Veränderung zum Vorjahresmonat in 1000
Arbeitslosenquote                                                                                           4,9%                    5,3%                     5,1%                 5,8%                    6,1%
Arbeitslose                                                                                                  +20                     +23                      +34                 +415                    +577
Erwerbstätige (mit Arbeitsort im Inland)                                                                    +199                    +160                      +82                 -218                      -
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte                                                                  +434                    +394                     +330                   -                       -

                                                                                                                                                                                                                    13
F. Rohstoff-, Devisen- und Finanzmärkte

                                                 Feb 20         Mrz 20          Apr 20           Mai 20         12.6.2020
Ölpreis Brent in US $                             50,5           22,7            25,3             35,3          41,7 (10.)

Wechselkurse
US- Dollar / EUR                                 1,0905         1,1063          1,0862           1,0902        1,1348 (11.)
Japanische Yen / EUR                             120,03          118,9          116,97           116,87        121,52 (11.)

Aktienmärkte
Deutscher Aktienindex DAX, Monatsende           11.890,35      9.935,84        10.861,64        11.586,85        12.072
Veränderung zum Vorjahresmonat                   +3,25%         -13,8%          -12,01%           -1,2%             -

Geld- und Kapitalmarktzinsen
Tagesgeld (EONIA)                                -0,45%        -0,45%           -0,45%           -0,46%        -0,46% (11.)
1- Monatsgeld (EURIBOR)                          -0,47%        -0,48%           -0,43%           -0,46%        -0,48% (11.)
3-Monatsgeld (EURIBOR)                           -0,41%        -0,42%           -0,25%           -0,27%        -0,36% (11.)

Umlaufsrendite von Bundesanleihen mit            -0,61%         -0,47%          -0,50%           -0,41%          -0,40%
einer Restlaufzeit von zehn Jahren

Zinsen der Kreditinstitute, im Neugeschäft
Täglich fällige Einlagen priv, Haushalte in D        0,00%           0,00%           0,00%*               -                  -
zum Vergleich im gesamten Euroraum                   0,02%           0,02%           0,02%*               -                  -

Einlagen privater Haushalte bis 1 Jahr in D          0,15%           0,12%           0,14%*               -                  -
zum Vergleich im gesamten Euroraum                   0,33%           0,31%           0,22%*               -                  -

 Unternehmenskredite bis 1 Mio,€ über 5J in D        1,47%           1,47%           1,76%*               -                  -
 zum Vergleich im gesamten Euroraum                  1,48%           1,59%           1,69%*               -                  -
*vorläufiger Wert

 Impressum
 Herausgeber                                                Verantwortlich
 Deutscher Sparkassen- und Giroverband                      Pia Jankowski – DSGV
 Abteilung Volkswirtschaft, Finanzmärkte                    Leitung Abteilung Volkswirtschaft, Finanzmärkte
 und Wirtschaftspolitik                                     und Wirtschaftspolitik
                                                            Pia.Jankowski@dsgv.de
 Charlottenstrasse 47
 10117 Berlin                                               Dr. Reinhold Rickes - DSGV
 Telefon: 030 20225-5303                                    Leiter der Gruppe Volkswirtschaft
 DSGV-Volkswirtschaft@DSGV.de                               Reinhold.Rickes@dsgv.de
 www.DSGV.de
                                                            Autor
 Redaktionsschluss dieser Ausgabe                           Dr. Holger Schulz
 15. Juni 2020                                              Holger.Schulz@dsgv.de

 Gestaltung                                                 Hinweis
 Franz Metz, Berlin                                         Alle Publikationen dieser Reihe finden Sie unter
 Bildnachweis                                               https://www.dsgv.de/positionen.html#wirtschaftslage
 Titelseite: Plainpicture/Westend61
 ISSN
 2509-3835

                                                                                                                 14
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