LOGISTICS PLANNING - SUSTAINABLE URBAN - THEMATISCHE LEITLINIEN

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LOGISTICS PLANNING - SUSTAINABLE URBAN - THEMATISCHE LEITLINIEN
THEMATISCHE LEITLINIEN

SUSTAINABLE URBAN
LOGISTICS PLANNING –
PLANUNG NACHHALTIGER
STÄDTISCHER LOGISTIK

THEMATISCHE LEITLINIEN: SUSTAINABLE URBAN LOGISTICS PLANNING - PLANUNG NACHHALTIGER STÄDTISCHER LOGISTIK   1
LOGISTICS PLANNING - SUSTAINABLE URBAN - THEMATISCHE LEITLINIEN
Impressum
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Info
Dieses Themenhandbuch wurde im Rahmen des NOVELOG-Projekts entwickelt, das in Zusammenhang mit dem Rahmenprogramm für Forschung
und Innovation „Horizont 2020“ der Europäischen Union unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 636626 (NOVELOG) gefördert wird.

Titel
Sustainable Urban Logistic Planning - Planung Nachhaltiger städtischer Logistik

Autoren
Dr. Georgia Aifandopoulou (NOVELOG-Projektkoordinatorin, Forschungsleiterin – Vizedirektorin HIT, Leiterin der Abteilung „Intelligente
Nachhaltigkeit – Güterverkehr und Frachtnetze“)
Elpida Xenou (Leiterin des NOVELOG-Projektbüros, wissenschaftliche Mitarbeiterin HIT/CERTH, Labor B4: Intelligenter intermodaler Güterverkehr
und intelligente intermodale Güterlogistik)

Lektorat
Mans Lindberg, Frederic Rudolph

Danksagung
Diese Publikation wurde dank der Beiträge von Organisationen ermöglicht, die am europäischen NOVELOG-Projekt des Rahmenprogramms
„HORIZONT 2020“ beteiligt sind. Alle Organisationen werden in Zusammenhang mit ihrem jeweiligen Beitrag namentlich erwähnt.

Haftungsausschluss
Die in dieser Veröffentlichung geäußerten Ansichten liegen in der alleinigen Verantwortung der genannten Autoren und bilden nicht unbedingt die
Ansichten der Europäischen Kommission ab.

Urheberrecht
Alle Abbildungen in dieser Publikation sind Eigentum der genannten Organisationen oder Personen. Der Inhalt dieser Publikation kann vervielfältigt
und weiterverwendet werden.

Titelbild
© Stadt Graz/Fuhrwerk (im Rahmen des NOVELOG-Projekts)

Ansprechpartner
Europäische Kommission
Generaldirektion Mobilität und Verkehr
Abteilung C.1 – Sauberer Verkehr und nachhaltige städtische Mobilität
Rue Jean-Andre de Mot 28
B-1049 Brüssel

Übersetzung
D.O.G. Dokumentation ohne Grenzen GmbH
Neue Ramtelstraße 12
71229 Leonberg

Fachredaktion und Finanzierung der deutschen Übersetzung
Fachzentrum Nachhaltige Städtische Mobilität (FZ-NUM) des Landes Hessen
Bessie-Coleman-Straße 7
60549 Frankfurt am Main

Träger des Fachzentrums
Hessen Trade & Invest GmbH
Konradinerallee 9
65189 Wiesbaden

Juni 2019

2                             THEMATISCHE LEITLINIEN: SUSTAINABLE URBAN LOGISTICS PLANNING - PLANUNG NACHHALTIGER STÄDTISCHER LOGISTIK
LOGISTICS PLANNING - SUSTAINABLE URBAN - THEMATISCHE LEITLINIEN
Inhaltsverzeichnis

1   Zusammenfassung ................................................................................................................................................................ 7

2   Einführung ............................................................................................................................................................................. 8
    2.1 Bestehender Regulierungsrahmen für nachhaltige und effiziente städtische Logistik ......... ........................................... 8
    2.2 Die Rolle der städtischen Logistik im bestehenden nachhaltigen städtischen Mobilitätsplan (SUMP) ............ 9
    2.3 Städtische Logistik: Konzept und Hauptherausforderungen ................................................... ......................................... 9

3   Die acht SUMP-Prinzipien in Zusammenhang mit „einem nachhaltigen städtischen Logistikplan“ .................................. 11

4   Schritte bei der nachhaltigen städtischen Mobilitätsplanung im Rahmen der SULP-Entwicklung .....................................15
    4.1 Vorschläge zur SULP-Entwicklung .................................................................... .............................................................. 15
    4.2 Schritte und Empfehlungen für die SULP-Umsetzung ......................................................... ........................................... 16
    Phase 1: Vorbereitung und Analyse .............................................................................................. ....................................... 16
    Schritt 1: Arbeitsstrukturen einrichten ...................................................................................... .......................................... 16
          SULP-Aktivität 1.1: Dezernatübergreifendes Kernteam aufstellen und Einholung externer Unterstützung ......................
          erwägen ................................................................................................................................................................ ........ 16
          SULP-Aktivität 1.2: Politische und institutionelle Eigenverantwortung gewährleisten und Beteiligung von ....................
          Interessenträgern und Bürgerinnen und Bürgern planen .............................................................................................. 17
          SULP-Aktivität 1.3: Kapazitäten und Ressourcen beurteilen ........................................................ ................................ 18
          Schritt 1 Checkliste ........................................................................................................................................................ 20
    Schritt 2: Entwicklungsprozess und Umfang des Plans definieren ....................................................................................... 20
          SULP-Aktivität 2.1: Planungsanforderungen auswerten und geografischen Rahmen definieren
          („Gebiet verkehrlicher Wechselwirkungen“) ........................................................................................................ 20
          SULP-Aktivität 2.2: Mit anderen Planungsprozessen verknüpfen.................................................................................. 20
          SULP-Aktivität 2.3: Interessenträger in den Planungsprozess einbeziehen ................................................................... 20
          SULP-Aktivität 2.4: Zeitplan und Arbeitsplan abstimmen.............................................................................................. 21
          Schritt 2 Checkliste ........................................................................................................................................................ 21
    Schritt 3: Aktuelle Lage des städtischen Güterverkehrs analysieren .................................................................................... 22
          SULP-Aktivität 3.1: Informationsquellen bestimmen und mit Dateneignern zusammenarbeiten ................................ 22
          SULP-Aktivität 3.2: Probleme und Chancen analysieren ............................................................................................... 22
          Schritt 3 Checkliste ....................................................................................................................................................... 24
    Phase 2: Strategieentwicklung ............................................................................................................................................. 24
    Schritt 4: Szenarien erstellen und gemeinsam auswerten ................................................................................................... 24
          SULP-Aktivität 4.1: Szenarien mit Bürgerinnen, Bürgern und Interessenträgern entwickel ......................................... 24
          SULP-Aktivität 4.2: Szenarien mit Bürgerinnen, Bürgern und Interessenträgern diskutieren........................................ 25
          Schritt 4 Checkliste ....................................................................................................................................................... 25
    Schritt 5: Vision und Zielsetzungen mit Interessenträgern entwickeln................................................................................. 25
          SULP-Aktivität 5.1: Gemeinsame Vision zusammen mit Bürgerinnen, Bürgern und Interessenträgern
          gestalten ......................................................................................................................................................................... 25
          SULP-Aktivität 5.2: Zielvorstellungen vereinbaren, die auf zentrale Probleme und alle Verkehrsträger eingehen ................. 26
          Schritt 5 Checkliste ....................................................................................................................................................... 26

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INHALTSVERZEICHNIS

Schritt 6: Vorgaben und Indikatoren festlegen ... ........................................................................................................................ 25
           SULP-Aktivität 6.1: Indikatoren für alle Zielsetzungen ermitteln und messbare Vorgaben vereinbaren ....................... 25
           Step 6 Checkliste ........................................................................................................................................................... 25
Schritt 6: Ziele und Indikatoren festlegen ... ................................................................................................................................ 26
           SULP-Aktivität 6.1: Indikatoren für alle Zielsetzungen ermitteln und messbare Vorgaben vereinbaren ....................... 26
           Schritt 6 Checkliste ....................................................................................................................................................... 26
Phase 3: Maßnahmenplanung .................................................................................................................................................... 26
     Schritt 7: Maßnahmenpakete mit Interessenträgern auswählen ........................................................................................ 26
           SULP-Aktivität 7.1: Maßnahmen mit Interessenträgern entwickeln und auswerten und integrierte ................................
           Maßnahmenpakete definieren ..................................................................................................................................... 26
           SULP-Aktivität 7.2: Beurteilung und Monitoring von Maßnahmen planen .................................................................. 27
           Schritt 7 Checkliste ....................................................................................................................................................... 28
     Schritt 8: Aktionen und Verantwortlichkeiten vereinbaren ................................................................................................. 28
           SULP-Aktivität 8.1: Das gesamte Vorgehen beschreiben .............................................................................................. 28
           SULP-Aktivität 8.2: Förderquellen bestimmen und Finanzrahmen prüfen ................................................................... 28
           SULP-Aktivität 8.3: Prioritäten, Verantwortlichkeiten und Zeitrahmen vereinbaren .................................................... 28
           SULP-Aktivität 8.4: Weitgehende politische und öffentliche Unterstützung sichern .................................................... 29
           Schritt 8 Checkliste ....................................................................................................................................................... 29

5    Literaturverzeichnis ............................................................................................................................................................. 30

6    Anhänge .............................................................................................................................................................................. 32
     Anhang I: Aggregierter SUMP-Prozess für SULP ................................................................................................................... 32
     Anhang II : Daten und Erhebungen im städtischen Güterverkehr ....................................................................................... 36
     Anhang III : Städtischer Güterverkehr - Stadttopologie und Toolkit zum Suchen von Maßnahmen ..................................... 46
     Anhang IV : „Best Practices“ im städtischen Güterverkehr................................................................................................... 48

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INHALTSVERZEICHNIS

Tabellenliste
Tabelle 1 Beispiel für verschiedene Typen von städtischem Güterverkehr-Geschäftsmodellen ................................................. 29
Tabelle 2 SULP-Umsetzungsschritte Vergleich mit dem SUMP-Prozess ...................................................................................... 34
Tabelle 3 Daten, die je städtischem Güterverkehr-Aspekt erfasst werden müssen (Allen and Browne, 2008) ........................... 36
Tabelle 4 Erhebungstechniken für den städtischen Güterverkehr (Allen and Browne, 2008; Allen,
Browne and Cherrett, 2012) .......................................................................................................................................................... 38

Abbildungsliste

Abbildung 1 Aktualisierter SUMP-Zyklus ..................................................................................................................................... 15
Abbildung 2 SULP-Prozess: Phase 1 ............................................................................................................................................. 16
Abbildung 3 Turins Interessenträgermischung der MSP für den städtischer Güterverkehr ........................................................ 17
Abbildung 4 Beispiel für Integrierte Verkehrssysteme und Planungstool in Pisa......................................................................... 18
Abbildung 5 Beispiel für einen Datenerfassungsrahmen (NOVELOG 2015, D2.1) ...................................................................... 19
Abbildung 6 Partnerschaftsvereinbarung bei der Umsetzung des Güterverkehrsnetzes .................................................................
und der MSP für Kopenhagen...................................................................................................................................................... 19
Abbildung 7 Beispiel eines Konsensbildungsprozesses ............................................................................................................... 21
Abbildung 8 Mindestdatensatz zum Beschreiben von Merkmalen des städtischen ........................................................................
Güterverkehrs (Projekt NOVOLEG, 2015) .................................................................................................................................... 22
Abbildung 9 Liste der Städtischer Güterverkehr-Einflussfaktoren............................................................................................... 23
Abbildung 10 Liste der Städtischer Güterverkehr-Stadtmerkmale ............................................................................................. 23
Abbildung 11 SULP-Prozess: Phase 2 .......................................................................................................................................... 24
Abbildung 12 Beispiel der Grazer Ergebnisse, die sich auf die Entwicklung von Szenarien zu zukünftigen Interventionsbereichen
nach dem dreistufigen Konsensbildungsprozess beziehen .......................................................................................................... 25
Abbildung 13 Beispiel für den Prozess, der im entsprechenden Beurteilungsrahmen verfolgt wird........................................... 26
Abbildung 14 Phase 3 des SULP-Prozesses ................................................................................................................................. 27
Abbildung 15 Beispiel für Datenbanken mit Städtischer Güterverkehr-Maßnahmen ................................................................. 27
Abbildung 16 In den SUMP integrierter SULP-Zyklus .................................................................................................................. 33
Abbildung 17 Struktur einer polyparametrischen Typologie ...................................................................................................... 46
Abbildung 18 Benutzeroberfläche der Datenbank des NOVELOG-Toolkits ................................................................................ 47
Abbildung 19 CIVITAS-Städtischer Güterverkehr-Maßnahmentopologie.........................................................................................
wie im CIVITAS Wiki consortium (2015) veranschaulicht ............................................................................................................. 48

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WEGWEISER

Wegweiser für die Leserinnen und Leser

Dieses Dokument ist ein Leitfaden zu einem spezifischen             ausführlicher auf schwierige Planungsaspekte ein, stellen
Thema, das mit dem Prozess einer nachhaltigen städtischen           Leitfäden für spezifische Kontexte bereit oder legen den
Mobilitätsplanung (SUMP) in Zusammenhang steht. Es                  Schwerpunkt auf wichtige Politikfelder. Es gibt zwei
basiert auf dem SUMP-Prozess, wie er im städtischen                 Dokumenttypen: Während „Themenhandbücher“ über-
Mobilitätspaket1 der Europäischen Kommission skizziert              greifende Planungsempfehlungen zu etablierten Themen
und in den europäischen SUMP-Leitlinien (zweite Ausgabe)2           bieten, sind „Kurzanleitungen für die Planungspraxis“
ausführlich beschrieben wird.                                       weniger aufwendige Dokumente, die sich mit neu auf-
                                                                    kommenden Themen befassen, bei denen der Grad an
Ein SUMP ist ein strategischer und integrierter Ansatz, der         Unsicherheit höher ist.
sich mit der Komplexität des städtischen Verkehrs aus-
einandersetzt. Das Kernziel besteht darin, Erreichbarkeit           Handbücher und Briefings, die sich mit folgenden Themen
und Lebensqualität zu verbessern, indem eine Verkehrs-              in einem SUMP-Prozess befassen, werden zusammen mit
wende hin zu einer nachhaltigen Mobilität erzielt wird. Der         der zweiten Ausgabe der SUMP-Leitlinien im Jahr 2019
SUMP empfiehlt eine faktenbezogene Ent-                             veröffentlicht:
scheidungsfindung, die durch eine langfristige Vision von
nachhaltiger Mobilität geleitet wird. Da es sich um                 • Planungsprozess: Beteiligung, Monitoring und Evaluation,
Schlüsselkomponenten handelt, sind eine gründliche                  institutionelle Zusammenarbeit, Maßnahmenauswahl,
Auswertung der aktuellen Situation und zukünftiger Trends,          Aktionsplanung, Förderung und Finanzierung, Beschaffung.
eine weithin unterstützte gemeinsame Vision mit strategi-
schen Zielsetzungen und eine Auswahl integrierter Maß-              • Kontext: Metropolregionen, polyzentrische Regionen,
nahmen in den Bereichen Regulierung, Werbung, Finanzen,             kleinere Städte, nationale Unterstützung.
Technik und Infrastruktur erforderlich, um die Ziel-
setzungen zu erreichen. Die Umsetzung dessen sollte durch           • Politikfelder: Sicherheit, Gesundheit, Energie (SECAP-
ein zuverlässiges Monitoring und eine Evaluation begleitet          Sustainable Energy and Climate Action Plan), Logistik,
werden.                                                             Fuß- und Radverkehr, Parken, shared Mobility, Mobility as a
                                                                    Service (MaaS), intelligente Verkehrssysteme,
Im Gegensatz zu traditionellen Planungsansätzen legt ein            Elektrifizierung, Zugangsregelung, Automation.
SUMP besonderen Wert auf die Beteiligung von Bürger-
innen und Bürgern sowie Stakeholdern, die intersektorale            Sie sind Teil einer wachsenden Wissensbasis, die regel-
Koordination verschiedener politischer Inhalte (Verkehr,            mäßig mit neuen Leitfäden aktualisiert wird. Alle aktuellen
Flächennutzung, Umwelt, wirtschaftliche Entwicklung,                Dokumente finden Sie immer im Bereich „Mobilitätspläne“
Sozialpolitik, Gesundheit, Sicherheit, Energie usw.) und eine       des Portals für städtische Mobilität Eltis der Europäischen
breit angelegte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen               Kommission (www.eltis.org).
Regierungsebenen und privaten Handlungsträgern.

Dieses Dokument ist Teil eines Kompendiums aus Hand-
büchern und Briefings, die die neu aktualisierte zweite
Ausgabe der SUMP-Leitlinien ergänzen. Sie gehen

                                                                    1
                                                                        Anhang 1 von COM (2013) 91.

                                                                    2
                                                                        Rupprecht Consult – Forschung & Beratung GmbH (Herausgeber),
                                                                        Leitlinien zur Entwicklung und Umsetzung eines nachhaltigen städtischen
                                                                        Mobilitätsplans, zweite Ausgabe.

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ZUSAMMENFASSUNG

Zusammenfassung

In Anlehnung an die offiziellen SUMP-Leitlinien – von der           städtischen Güterverteilung beteiligt sind, mit den techni-
Europäischen Plattform für nachhaltige städtische Mobili-           schen Aspekten des Themas vertraut sind. Die Komplexität
tätspläne entwickelt und im Jahr 2013 von ELTIS veröffent-          eines nachhaltigen Planungsprozesses ist sogar noch größer,
licht – sind Erkenntnisse gewonnen worden und neue                  da der Prozess a) eine Vielzahl privater Handlungsträger aus
politische Herausforderungen zutage getreten, was die               einem sehr fragmentierten Umfeld mit unterschiedlichen
städtische Mobilitätsplanung in verschiedenen von der EU            und oft widersprüchlichen Bedürfnissen und Zielen
geförderten Projekten und/oder nationalen Projekten im              einbeziehen sollte, b) ein Gleichgewicht zwischen der indust-
Zusammenhang mit nachhaltiger Mobilität anbelangt.                  riellen Forderung nach hoher Effizienz und kostengünstigem
Daher wird das vorhandene SUMP-Konzept mit zusätzlichen             Betrieb und der Forderung der Gesellschaft nach geringem
Informationen auf Basis praktischer Erfahrungen, neuer              CO2-Ausstoß und hoher Sicherheit und Nachhaltigkeit
Trends und neuer bewährter Vorgehensweisen aktualisiert,            erzielen sollte. Angesichts der zuvor angeführten Faktoren ist
um einen übergreifenden Leitfaden für die Entwicklung von           es schwierig, die Handlungsträger von der Zusammenarbeit
SUMPs aufzubauen. Aus diesem Grund sind SUMP-Leitlinien             und Beteiligung an diesem Planungsprozess zu überzeugen
überarbeitet worden, um Nutzen aus dem Wissen und den               und Maßnahmen zu beschließen, die in verschiedenen
Erfahrungen zu ziehen, die in den letzten Jahren gesammelt          städtischen Kontexten erfolgreich und weitgehend
wurden, als SUMPs in europäischen Städten entwickelt und            übernommen werden können.
umgesetzt wurden.
                                                                    In diesem Zusammenhang soll das vorliegende Themen-
Einer der Aspekte, auf den bei diesem Versuch der Aktu-             handbuch zur SULP-Entwicklung den Behörden als
alisierung und Weiterentwicklung eingegangen werden                 Leitfaden für die Umsetzung von Aktionen im Rahmen der
muss, bezieht sich auf die effektive und effiziente Ver-            SUMP-Entwicklung dienen, um die Herausforderungen
teilung von Gütern in den Städten im Kontext einer nach-            effizient zu bewältigen und eine nachhaltige städtische
haltigen Mobilitätspolitik. Einige der Städte sind der Lösung       Logistikpolitik sowie einen nachhaltigen städtischen
gefolgt, nachhaltige städtische Logistikpläne (SULPs) in            Logistikplan entwickeln zu können, die dazu führen, dass
Übereinstimmung mit den SUMPs der Städte zu entwickeln.             die zukünftigen Nachhaltigkeitserwartungen einer Stadt
Dass der nachhaltigen städtischen Logistikplanung besondere         erfüllt werden. In dem Bemühen, die Leser praktisch zu
Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, wird sowohl von                unterstützen, informiert dieses Dokument auch über
öffentlichen als auch von privaten Interessenträgern be-            bewährte Vorgehensweisen bei Tools, Methoden und
stätigt. Der städtische Güterverkehr ist in großem Maße für         Techniken, die in mehreren der sieben Schritte des
die Überlastung und Verschmutzung der Stadtzentren                  überarbeiteten SUMP-Prozesses verwendet werden können
verantwortlich, stellt aber auch eine sich zügig ent-               – zusammen mit den Maßnahmen und Interventionen für
wickelnde Branche dar, die für das Wachstum der                     bewährte Vorgehensweisen.
wirtschaftlichen Aktivitäten von Städten von größter
Bedeutung ist. Die städtische Güterverkehrsplanung ist ein
komplexer Prozess, und Behörden verfügen in der Regel bei
spezifischen Fragen über weniger Wissen und Kompetenz als
bei der Mobilität von Fahrgästen, während Privatunter-
nehmen, die an der Organisation und Umsetzung der

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LOGISTICS PLANNING - SUSTAINABLE URBAN - THEMATISCHE LEITLINIEN
EINFÜHRUNG

Einführung                                                                     alternative Kraftstoffe8 und der Einsatz sauberer Transport-
                                                                               fahrzeuge9, 10 ebenfalls empfohlen.

                                                                               Die jüngste Initiative der EU zur Bewältigung der
2.1 Bestehender                                                                wichtigsten Herausforderungen im städtischen Güterver-
                                                                               kehr und zur zielgerichteten Unterstützung der lokalen
    Regulierungsrahmen für                                                     politischen Entscheidungsträger wurde 2018 ins Leben
    nachhaltige und effiziente                                                 gerufen, als eine Studie zu städtischen Logistik – „The
                                                                               integrated Perspective“– veröffentlicht wurde, wie sie in
    städtische Logistik                                                        der Mitteilung KOM(2013) 913 endg.2 angekündigt war. In
                                                                               dieser Studie wurden Leitlinien zu sechs verschiedenen
Die Europäische Union hat spezifische politische Inhalte
                                                                               Aspekten städtischer Logistik vorgestellt: 1) „Nutzung von
und Leitlinien definiert und begonnen, spezielle Werkzeuge
                                                                               Informations- und Kommunikationstechnologie“, 2)
und Plattformen zu fördern, um die Herausforderungen des
                                                                               „Umgang mit Logistikaktivitäten in städtischen Zugangs-
städtischen Güterverkehrs zu bewältigen. Im Weißbuch von
                                                                               regelungen von Fahrzeugen“, 3) Beteiligung von Interessen-
20113 wurde von der EU eine eindeutige Strategie für eine
                                                                               vertretern bei der Umsetzung städtischer Güterverkehrs-
„annähernd emissionsfreie städtische Logistik bis 2030“
                                                                               politik“, 4) „Logistikkonzepte für Onlinehandel“, 5) „Der
festgelegt, auf die mehrere unterstützende Initiativen mit
                                                                               Nutzen umweltfreundlichen Frachtverkehrs“ und 6)
demselben Ziel folgten, darunter das städtische Mobilitäts-
                                                                               „Indikatoren und Datenerfassungsmethoden für die
paket 4, die Niedrigemissionsstrategie von 2016 und die drei
                                                                               städtische Güterverteilung“.
Mobilitätspakete von 2017 und 2018.
                                                                               Wie jedoch vom Europäischen Wirtschafts- und Sozial-
Auf dem Weg in diese Richtung betont die EU sowohl im
                                                                               ausschuss (EWSA)11 aufgezeigt wurde, sollte der politische
Weißbuch von 2011 als auch im Arbeitspapier5, das das
                                                                               Rahmen den Schwerpunkt weiter auf die Bedeutung des
städtische Mobilitätspaket 2 begleitet, wie wichtig es ist,
                                                                               städtischen Güterverkehrs legen. Der EWSA legte be-
intelligente Verkehrssysteme einzusetzen, um die
                                                                               sonderen Wert auf die Einbeziehung städtischer Logistik
Verteilung auf der letzten Meile zu optimieren, was auf die
                                                                               „als Teil einer nachhaltigen Verkehrspolitik“, während das
vollständige Digitalisierung der städtischen Gütermobilität
                                                                               Europäische Parlament12 betont, dass neue Geschäfts-
abzielt. Diese Initiative wird von der ItS-Richtlinie6 und
                                                                               modelle, Maßnahmen und Technologien in Zusammenhang
durch die Gründung von Expertengruppen (EG17 für
                                                                               mit einer effizienteren und effektiveren städtischen Logistik
städtische IVS, CEN/TC 278 und das Digital Transport and
                                                                               eingeführt werden müssen, und damit den neuen und sich
Logistics Forum (DTLF)) unterstützt.
                                                                               ständig weiterentwickelnden Trends (Collaborative
                                                                               Economy, Logistics as a Service (LaaS), On-demand Econo-
Die effiziente Verbindung des Ferntransports und des
                                                                               my usw.) vorgreift.
Lieferverkehrs auf der letzten Meile durch die Einrichtung
von städtischen Knotenpunkten (als Start- oder Endpunkt
– erste/letzte Meile) für Fahrgäste und Güter, die sich im
                                                                               8
transeuropäischen Verkehrsnetz bewegen, stellt ebenfalls                            Europäisches Parlament (2014), Richtlinie 2014/94/EU über den Aufbau der
                                                                                    Infrastruktur für alternative Kraftstoffe.
eine der Prioritäten der EU dar. Darüber hinaus wurde die
                                                                               9
Umsetzung von Maßnahmen wie „Lieferungen außerhalb                                  Europäisches Parlament (2009), Richtlinie 2009/33/EG über die Förderung
                                                                                    sauberer und energieeffizienter Straßenfahrzeuge.
der Stoßzeiten7“, die Einführung einer Infrastruktur für
                                                                               10
                                                                                    Europäische Kommission (2013), Arbeitspapier der Kommissionsdienststel-
3                                                                                   len, Guidelines on financial incentives for clean and energy efficient vehicles,
    Europäische Kommission (2011), Weißbuch, Fahrplan zu einem einheitlichen
    europäischen Verkehrsraum – Hin zu einem wettbewerbsorientierten und            Brüssel, SWD(2013) 27 endg.
    ressourcenschonenden Verkehrssystem, COM(2011) 144 endg.                   11
                                                                                    Europäische Kommission (2016), Arbeitspapier der Kommissionsdienststel-
4                                                                                   len, The implementation of the 2011 White Paper on Transport „Roadmap to
    Europäische Kommission (2013b), Städtisches Mobilitätspaket. COM(2013)
    913_endg.                                                                       a Single European Transport Area – towards a competitive and resource-effi-
5
                                                                                    cient transport system“ five years after its publication: achievements and
    Europäische Kommission (2013a), A call to action on urban logistics.
                                                                                    challenges, Brüssel, SWD(2016) 226 endg.
    SWD(2013) 524 endg.
                                                                               12
6
                                                                                    Europäisches Parlament (2015), Umsetzung des Verkehrsweißbuchs von
    Europäisches Parlament, 2010. Richtlinie 2010/40/EU des Europäischen
                                                                                    2011, Entschließung des Europäischen Parlaments vom 9. September 2015
    Parlaments und des Rates. Amtsblatt der Europäischen Union, 50, p. 207.
                                                                                    zur Umsetzung des Weißbuchs Verkehr von 2011: Bestandsaufnahme und
7                                                                                   künftiges Vorgehen im Hinblick auf nachhaltige Mobilität (2015/2005(INI)),
    Europäische Kommission (2013), Arbeitspapier, A call for smarter urban
    vehicle access regulations, Brüssel, SWD(2013) 526 -endg.                       P8_TA (2015)0310.

8                                  THEMATISCHE LEITLINIEN: SUSTAINABLE URBAN LOGISTICS PLANNING - PLANUNG NACHHALTIGER STÄDTISCHER LOGISTIK
LOGISTICS PLANNING - SUSTAINABLE URBAN - THEMATISCHE LEITLINIEN
2.2 Die Rolle der städtischen                                       Diese Faktoren erschweren es Planenden, Standard-
                                                                    maßnahmen vorzuschlagen, die sich für unterschiedliche
    Logistik im nachhaltigen                                        städtische Kontexte eignen, sowie ein Einvernehmen bei
                                                                    Erwartungen zu entwickeln, die an die Zukunft gestellt
    städtischen Mobilitätsplan                                      werden.
    (SUMP)
                                                                    Parallel hierzu haben Wissenschaft und Praxis im Bereich
Ein nachhaltiger städtischer Mobilitätsplan (SUMP) ist ein          des städtischen Güterverkehrs und der städtischen Logistik
„strategischer Plan, der die Mobilitätsbedürfnisse von              neuartige Lösungen entwickelt und eingeführt, um die vom
Menschen und Unternehmen in Städten und deren Um-                   Lieferverkehr verursachten Probleme zu bewältigen. Aus
gebung mit dem Ziel einer besseren Lebensqualität erfüllen          diesem Grund stellt das vorliegende Dokument ein zusätz-
soll. Der SUMP setzt auf bestehender Planungspraxis auf             liches Handbuch für den aktualisierten SUMP-Zyklus dar. Es
und berücksichtigt in hinreichendem Maß Integrations-,              zielt darauf ab, praktische Hilfestellung für Städte zu leisten,
Beteiligungs- und Beurteilungsprinzipien (ELTIS 2013)“. Die         wie sie den Aspekt der städtischen Logistik im
Entwicklung und Umsetzung von nachhaltigen städtischen              SUMP-Prozess der Stadt abwickeln sollte und welche Werk-
Mobilitätsplänen ist von der EU und dem Europäischen                zeuge, Methoden und Techniken für die erfolgreiche Um-
Parlament als eines der wichtigsten Instrumente, auf die            setzung der sieben ersten Schritte des SUMP-Prozesses
eine Stadt zurückgreifen kann, um die Verkehrsinfrastruktur         eingesetzt werden können.
und Verkehrsdienste effizienter zu gestalten und die
Integration der verschiedenen Mobilitätsformen in städt-
ischen Gebieten nachhaltig zu verbessern, intensiv
                                                                    2.3 Städtische Logistik:
unterstützt worden.                                                     Konzept und
Die offiziellen Leitlinien für die Entwicklung und Umsetzung            Hauptherausforderungen
von nachhaltigen städtischen Mobilitätsplänen wurden von
der europäischen Plattform für nachhaltige städtische               Der städtische Güterverkehr stellt eine grundlegende
Mobilitätspläne entwickelt und 2013 von ELTIS veröffent-            Komponente im Dasein einer Stadt dar. Heutzutage leben
licht. Sie boten Verwaltungen einen strukturierten Ansatz,          mehr als 73 Prozent der europäischen Bevölkerung in
um Strategien und kosteneffiziente Maßnahmen zu ent-                städtischen Gebieten. Dieser Anteil wird bis 2050 voraus-
wickeln und umzusetzen, um eine nachhaltige Zukunft für             sichtlich auf 85 Prozent ansteigen. Dieses Phänomen der
ihre Städte zu erzielen. Inzwischen sind jedoch Erkenntnisse        Urbanisierung hat zu einer immer höheren Nachfrage nach
gewonnen worden und neue politische Herausforderungen               städtischen Verkehrsträgern geführt – so auch nach
zutage getreten, die die städtische Mobilitätsplanung in            logistischen Dienstleistungen im B2B- oder B2C-Bereich13.
verschiedenen von der EU finanzierten SUMP-Projekten
betreffen. Daher wird das vorhandene SUMP-Konzept mit               Neben dem Verkehr auf der letzten Meile sind am städt-
zusätzlichen Informationen auf Basis praktischer                    ischen Güterverkehr eine Vielzahl zusätzlicher Prozesse
Erfahrungen, neuer Trends und neuer bewährter Vor-                  beteiligt: Umschlag und Lagerung von Gütern, Bestandsver-
gehensweisen aktualisiert, um einen übergreifenden                  waltung, Abfall und Retouren sowie Hauszustellung. Viele
Leitfaden für die Entwicklung von SUMPs aufzubauen.                 dieser Prozesse oder Teile davon werden zwar außerhalb
                                                                    städtischer Gebiete abgewickelt, dennoch wirken sie sich
Eines der Probleme, auf das bei diesem Versuch der                  weiterhin auf die städtischen Abläufe aus.
Aktualisierung und Weiterentwicklung eingegangen werden
muss, bezieht sich auf die effektive und effiziente Ver-            Der städtische Güterverkehr ist eine gewinnorientierte
teilung von Gütern in der Stadt. Die Komplexität der                Aktivität, die überwiegend von privaten Interessen
Aufgabe, die städtische Güterverteilung zu organisieren,            kontrolliert und durchgeführt wird. Sie ist zwar unverzicht-
wird durch die große Bandbreite von Aktivitäten gesteuert,          bar, um die städtische Wirtschaft am Leben zu erhalten,
die sich aus den Beziehungen zwischen einer Vielzahl von            dennoch ist der gewinnorientierte Charakter aufgrund der
Handlungsträgern mit unterschiedlichen und oft wider-               Tatsache, dass die städtische Logistik Kunden in städtischen
sprüchlichen Bedürfnissen und Zielen ergeben. Weiterhin             Gebieten Waren zur Verfügung stellt, zu einem großen Teil
durch eine Reihe negativer Umweltauswirkungen und
sozialer Effekte, z. B. Überlastung, Luftverschmutzung und          13
                                                                         Vereinte Nationen. Around 2.5 Billion More People Will Be Living in Cities by
Lärmbelastung, und eine Zunahme von Sicherheitsrisiken.                  2050, Projects New UN Report; United Nations Department of Economic
                                                                         Social Affairs: New York, NY, USA, 2018.

THEMATISCHE LEITLINIEN: SUSTAINABLE URBAN LOGISTICS PLANNING - PLANUNG NACHHALTIGER STÄDTISCHER LOGISTIK                                                 9
LOGISTICS PLANNING - SUSTAINABLE URBAN - THEMATISCHE LEITLINIEN
EINFÜHRUNG

dafür verantwortlich, dass die Behörden derzeit wenig                           Dieses mangelnde Bewusstsein für die Aktivitäten des
Verständnis für die kommerzielle Dynamik der Güter-                             städtischen Güterverkehrs kann ein ernsthaftes Hindernis
verteilung aufbringen.                                                          darstellen, wenn es darum geht, ihre aktuelle Nachhaltig-
                                                                                keit zu bestimmen und geeignete Maßnahmen zur
Die städtischen Güterverkehrsprozesse stehen nicht nur mit                      Optimierung dieser Aktivitäten in wirtschaftlicher, sozialer
wirtschaftlichen, sondern auch mit sozialen und                                 und ökologischer Hinsicht zu planen und umzusetzen.
ökologischen Fragen in Verbindung, was möglicherweise zu
Konflikten führen kann. Tatsächlich ist der städtische Güter-                   In den meisten Städten werden Planung und Verkehrs-
verkehr für eine Reihe negativer Auswirkungen                                   erhebungen ausschließlich mit Blick auf den Personenver-
verantwortlich, was Verkehrssicherheit, Überlastung,                            kehr durchgeführt. Die wichtigsten Gründe für dieses
Luftverschmutzung und Lärmbelastung betrifft.                                   Vorgehen sind:
Der städtische Güterverkehr ist in Europa beispielsweise
für 25 Prozent der durch den städtischen Verkehr ver-                           •       Der städtische Güterverkehr ist ein komplexes System,
ursachten CO2-Emissionen und 30–50 Prozent der anderen                                  das sich aus zahlreichen Aktivitäten zusammensetzt,
verkehrsbedingten Schadstoffe verantwortlich14. Darüber                                 und es ist notwendig, Daten einer großen Anzahl von
hinaus führt eine wachsende Stadtbevölkerung in Ver-                                    Marktteilnehmern zu erfassen.
bindung mit anderen Trends, darunter die Entwicklung des
                                                                                •       Spediteure und Transportunternehmen geben ungern
Online-Handels und der Hauszustellungen, zusammen mit
                                                                                        Informationen über ihren Betrieb preis.
einer alternden Bevölkerung zu einem Anstieg der Nach-
frage nach Gütern und Dienstleistungen. Dies zieht eine                         •       Verwaltungen vor Ort wissen oft nicht welche Art von
Steigerung der Nachfrage nach Logistikdienstleistungen                                  Daten sie benötigen.
nach sich. Dies wiederum führt zur Notwendigkeit                                •       Für städtische Verwaltungen kann es unter Umständen
entstehende Externalität zu verringern. In diesem                                       zu kostspielig sein, Daten zu städtischem Güterverkehr
Zusammenhang wurde im europäischen Weißbuch das Ziel                                    zu erfassen und zu aktualisieren.
festgelegt, die städtische Logistik bis 2030 nahezu
emissionsfrei zu machen15. Die Entwicklung hin zu einem                         In den vergangenen Jahren wurden diese Lücken jedoch
nachhaltigeren städtischen Güterverkehrssystem erfordert                        teilweise durch die oben erwähnte Studie zum städtischen
sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor Änder-                       Güterverkehr, die von der EU entwickelt und veröffentlicht
ungen und Innovationen.                                                         wurde, sowie durch die Forschungsergebnisse und den
                                                                                bedeutenden Beitrag der neuesten Projekte des
Die mangelnde Koordination von Handlungsträgern der                             Programms „HORIZONT 2020“16, die sich mit städtischer
städtischen Logistik und die unzulängliche Verfügbarkeit                        Logistik befasst haben, geschlossen.
von Daten/Informationen tragen jedoch zu einer
unzureichenden Planung und Integration des städtischen                          Das vorliegende Dokument geht auf die oben genannten
Güterverkehrs in das städtische Handeln bei. Im Rahmen                          Herausforderungen ein, indem es lokalen politischen
des ersten von der Europäischen Union und den USA ver-                          Entscheidungsträgern spezifische Leitlinien und eindeutige
anstalteten Verkehrsforschungssymposiums, das der                               Vorgehensweisen an die Hand gibt, wie städtische
Untersuchung der städtischen Logistik gewidmet war                              Logistikaktivitäten, die in ihrer Stadt abgewickelt werden,
(30–31. Mai 2013), wies die Forschungsgemeinschaft auf                          besser überwacht, kontrolliert und verwaltet werden können.
das Problem hin, dass Daten zum städtischem Güterverkehr
entweder nicht verfügbar sind oder eine geringe Qualität
aufweisen. Es wurde ebenfalls herausgestellt, dass effekti-
vere Datenerfassungsmethoden erforderlich sind und dass
die treibenden Elemente der Wirtschaftsaktivität bestimmt
werden müssen. Dieser Schritt ist wichtig, um das Verhalten
der Handlungsträger nachvollziehen zu können.

14
     ALICE. Urban Freight Research Roadmap, European Road Transport Research
     Advisory Council: Brüssel, Belgien, 2015.
15                                                                              16
     Europäische Kommission (2011), Weißbuch, Fahrplan zu einem einheitlichen        Projekt NOVELOG (H2020): www.novelog.eu , Projekt U-Turn (H2020): http://
     europäischen Verkehrsraum – Hin zu einem wettbewerbsorientierten und            www.u-turn-project.eu Projekt SUCCESS (H2020) http://www.success-urban-
     ressourcenschonenden Verkehrssystem, KOM(2011) 144 endg.                        logistics.eu/, CITYLAB (http://www.citylab-project.eu/.

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DIE ACHT SUMP-PRINZIPIEN IN ZUSAMMENHANG MIT „EINEM NACHHALTIGEN STÄDTISCHEN LOGISTIKPLAN“

3. Die acht SUMP­Prinzipien in Zusammenhang mit
„einem nachhaltigen städtischen Logistikplan“
Lokale Behörden arbeiten mit Logistikdienstleistern und             Prinzip 1: Nachhaltige Mobilität im Kontext städtischer
örtlichen Unternehmen zusammen, um innovative Strate­               Verflechtungsräume planen
gien zu entwickeln, die zwei potenziell gegensätzliche Ele­
mente miteinander in Einklang bringen: eine Organisation            Die städtische Güterverkehrsplanung kann als Prozess
der Güterverteilung, das die Marktnachfrage befriedigt,             definiert werden, in dem die Logistik­ und Verkehrsakti­
sowie eine lebenswerte, emissionsfreie städtische Umwelt.           vitäten – umgesetzt durch private Unternehmen – mit der
Dies hat zu einer Vielzahl von Initiativen in folgenden Be­         Unterstützung von Technologien und gemeinschaftlichen
reichen geführt: Luftreinhaltung und Sicherheit, Förderung          Operationen vollständig optimiert werden. Gleichzeitig
sauberer und alternativ­getriebener Flotten, Flächen­               werden Sicherheit und Energieeffizienz im städtischen
management und Konsolidierung, sowie Daten und Ein­                 Verkehrsumfeld berücksichtigt. Dies sollte im Rahmen einer
beziehung von Interessenträgern.                                    marktwirtschaftlich sinnvollen und nachhaltigen Stadt­
                                                                    politik erreicht werden.
Der Prozess der Entwicklung von Strategien und Plänen für
eine nachhaltige städtische Logistik als Teil des SUMP­             In diesem Zusammenhang zielt die Entwicklung und Um­
Prozesses, besteht darin, Initiativen von öffentlichen und          setzung eines nachhaltigen städtischen Logistikkonzepts
privaten Interessenträgern zu organisieren und in einem             (SULP) darauf ab, zum Hauptzweck des SUMP beizutragen,
effizienten und integrierten Ansatz umzusetzen. Dies dient          ein nachhaltiges Mobilitätssystem zu schaffen, indem
einer Entschärfung von Problemen, die durch den städt­              Prioritäten, Maßnahmen und die Umsetzung neuer Ein­
ischen Güterverkehr verursacht werden, wobei während                griffsmöglichkeiten definiert werden, um die Effektivität der
des gesamten Prozesses die SUMP­Prinzipien einzuhalten              städtischen Logistik im Bereich verkehrlicher Wechsel­
sind.                                                               wirkungen zu verbessern.

Die städtische Logistikplanung erfordert Überlegungen, die          Die Ansicht, dass ein SULP (je nach Größe und Komplexität)
über die Mobilitätsplanung im Personenverkehr hinaus­               als separater und integrierter Bestandteil des SUMP­
gehen. In der städtischen Logistikplanung sollten die Anfor­        Prozess entwickelt werden kann, stützt sich auf die Tat­
derungen von wirtschaftlichen (Unternehmens­ und Logis­             sache, dass der SULP (wie auch der SUMP) einen
tik­) Interessenträgern berücksichtigt werden.                      dedizierten und separaten Leitfaden für folgende Aspekte
Ihre Mobilisierung im Planungsprozess ist erforderlich, da          enthalten sollte:
ihre Argumentation (hauptsächlich auf Basis von Rentabilität
und Effizienz) auch in die Entscheidungsfindung einfließen          •    Die aktuelle Situation des städtischen Güterverkehrs
sollte. Auch die Parameter, die die Zukunftsvision, die Ziel­            und der städtischen Logistik zu verstehen
setzungen und die Prioritäten eines Plans für nachhaltige
                                                                    •    Interessenträger des städtischen Güterverkehrs in die
städtische Logistik betreffen, unterscheiden sich von den
                                                                         städtische Logistikplanung miteinbeziehen
Parametern, die für Mobilitätspläne im Personenverkehr
verwendet werden. Die Ebene der Zusammenarbeit von                  •    Optimale Lösungen für den städtischen Güterverkehr
Interessenträgern, die vom SUMP­Prozess empfohlen wird,                  abhängig von den Besonderheiten der jeweiligen Stadt
ist aufgrund der Fragmentierung der Transport­ und Logistik­             erarbeiten
branche schwer zu erreichen. Das macht im Bereich der               •    Nachhaltige, kosteneffiziente und wirtschaftlich
Implementierung ein besonderes Vorgehen notwendig.                       tragfähige Lösungen und Strategien für den städtischen
                                                                         Güterverkehr zu entwickeln
Da die städtische Logistik jedoch Teil der gesamten Mobilitäts­
landschaft einer Stadt ist, darf sie nicht isoliert von der         •    Die Leistungen von Maßnahmen des städtischen
allgemeinen städtischen Umgebung untersucht werden.                      Güterverkehrs messbar zu machen
Daher sollen in den folgenden Absätzen Überlegungen zur             Wenn städtische Verwaltungen einen nachhaltigen städt­
städtischen Güterverkehrsplanung in Zusammenhang mit                ischen Güterverkehrs planen, sollten sie berücksichtigen,
den einzelnen SUMP­Prinzipien erörtert werden.                      dass die städtische Verteilung von Waren die Sicherheit der
                                                                    Versorgungskette, die wirtschaftliche Entwicklung der

THEMATISCHE LEITLINIEN: SUSTAINABLE URBAN LOGISTICS PLANNING - PLANUNG NACHHALTIGER STÄDTISCHER LOGISTIK                         11
DIE ACHT SUMP-PRINZIPIEN IN ZUSAMMENHANG MIT „EINEM NACHHALTIGEN STÄDTISCHEN LOGISTIKPLAN“

lokalen Ökonomie und die Geschäftsaussichten insgesamt               Damit Planerinnen und Planer den in dieser Richtung
fördert. Es ist wichtig, den kontinuierlichen und stabilen           erzielten Fortschritt nachvollziehen können, schlägt der
Betrieb von groß angelegten Güterverkehrsaktivitäten                 SULP spezifische Ansätze vor, wie die aktuelle und
zwischen Anbietenden und Verbraucherinnen und Ver­                   zukünftige Leistung des städtischen Güterverkehrs einer
brauchern in städtischen Gebieten zu gewährleisten.                  Stadt ausgewertet werden kann. Während der gesamten
Wichtige Infrastruktur und die Organisationseinheiten                Entwicklung eines SULP sammelt die Stadt wertvolle Kennt­
solcher Betriebe können sich außerhalb der Stadtgrenzen              nisse zum aktuellen Zustand ihrer städtischen Logistik.
befinden. Daher sollte der geographische Rahmen für die              Hierzu werden: 1) aktuelle Stärken und Schwächen, 2)
nachhaltige städtische Logistikplanung definiert werden,             verfügbare Kapazitäten und Ressourcen, 3) Hauptmerkmale
wenn die Struktur der Versorgungsketten, die im Stadtgebiet          und Einflussfaktoren der Stadt auf den städtischen
entstehen, die Merkmale der Güterflüsse und das Transport­           Güterverkehr definiert.
und Logistikangebot bekannt sind.
                                                                     Der SULP schlägt die zukünftige Leistung des städtischen
Prinzip 2: Eine langfristige Vision und einen klaren                 Güterverkehrs vor, indem messbare Ziele für die Merkmale
Umsetzungsplan definieren                                            des städtischen Güterverkehrs in zukünftigen Zeit­
                                                                     horizonten definiert werden. Der Erfolg der Initiativen,
Der Ansatz der Stadt für eine nachhaltige städtische Logis­          Maßnahmen und Konzepte der städtischen Logistik kann
tik, die sich aus dem SULP­Prozess ergibt, sollte zur lang­          ermittelt werden, indem die Leistungseffizienz und die
fristigen Vision des SUMP passen. Nachdem die Vision der             Nachhaltigkeit des Systems vor und nach der Umsetzung
Stadt definiert worden ist, wird der SULP um kurz­ und               der Maßnahmen verglichen werden.
mittelfristige Maßnahmen und Interventionen strukturiert,
um die langfristige Strategie umsetzen zu können. Im                 Für die Auswertung der Leistungsfähigkeit städtischer
Umsetzungsplan werden die erforderlichen Ressourcen und              Logistik in einer Stadt können eine Reihe von Parametern
Werkzeuge ermittelt, die Rollen und Verantwortlichkeiten             und Datenquellen notwendig sein. Diese befinden sich in
der privaten und öffentlichen Interessenträger definiert             der Regel mehrheitlich im Besitz privatwirtschaftlicher
und der Zeitplan und die Budgetzuweisung festgelegt.                 Interessenträger. Die Daten werden erfasst, indem
                                                                     entweder Technologie zum Beobachten und Verwalten der
Während die Szenarien für den städtischen Güterverkehr               Güterverkehrsaktivitäten (Aufzeichnung von Belade­ und
entwickelt und die Maßnahmen ausgewählt werden, sollten              Entladezonen, GPS­Verfolgung von Fahrzeugen usw.) ein­
Stadtverwaltungen Trends für neue oder innovative städtische         gesetzt wird oder die Leistung von städtischen Logistik­
Logistiklösungen untersuchen. Auch wenn die städtische               erzeugern und Logistikanbietern ausgewertet werden.
Logistik eine neue Disziplin im Bereich stadtwissenschaftlicher
Studien und der städtischen Verwaltung ist, wurden in ganz           Prinzip 4: Verkehrsträger integriert entwickeln
Europa bereits Maßnahmen im Bereich der städtischen Logis­
tik umgesetzt. Unteranderem wurden gemeinschaftliche                 Die in Städten ansässigen Unternehmen müssen in der Lage
Güterverkehrssysteme, konsolidierte städtische Verteilungs­          sein, ihre Lieferungen pünktlich zu versenden und ent­
zentren und Mikrokonsolidierung, komplexe Routenführung              gegenzunehmen. Weiterhin möchten die städtischen
und zeitliche Fahrzeugeinsatzplanung mithilfe von intelligen­        Verwaltungen andere Unternehmen dafür gewinnen, sich
ten Verkehrssystemen, Auslastungskontrollen, Straßenbe­              in ihren Städten niederzulassen. Es wurde erkannt, dass der
nutzungsgebühren, intelligente Parkkontrollen, Abholpunkte           städtische Güterverkehr für ihren wirtschaftlichen
für den Online­Handel, Drohnen für Lieferungen auf der               Wohlstand unverzichtbar ist17,18.
letzten Meile usw. realisiert.
                                                                     Die städtische Logistik steht jedoch in einem starken Zu­
Prinzip 3: Aktuelle und zukünftige Leistungen auswerten              sammenhang mit dem Straßenverkehr, und obwohl der
                                                                     Großteil des Straßenverkehrs in den Städten nicht auf Trans­
Analog zum SUMP­Prozess liegt der Fokus der SULP­Entwi­              portfahrzeuge entfällt, haben diese einen erheblichen Anteil
cklung darauf, die primären und sekundären Zielsetzungen zu
realisieren, die von einer Stadt festgelegt wurden und die auf
                                                                     17
die allgemeine Zielvorstellung von Mobilität und städtischem              Anderson, S., Allen, J. und Browne, M. (2005), Urban logistics – How can it
Güterverkehr ausgerichtet sind.                                           meet policy makers’ sustainability objectives? Journal of Transport Geogra­
                                                                          phy, 13 (1) 71–81 http://dx.doi.org/10.1016/j.jtrangeo.2004.11.002.
                                                                     18
                                                                          Kiba­Janiak, M., 2017, Urban freight transport in city strategic planning.
                                                                          Research in transportation business & management, 24, pp. 4­16.

12                         THEMATISCHE LEITLINIEN: SUSTAINABLE URBAN LOGISTICS PLANNING - PLANUNG NACHHALTIGER STÄDTISCHER LOGISTIK
DIE ACHT SUMP-PRINZIPIEN IN ZUSAMMENHANG MIT „EINEM NACHHALTIGEN STÄDTISCHEN LOGISTIKPLAN“

an der Luftverschmutzung16,19,20. Transportfahrzeuge tragen                              Grenzen hinweg erfordert sind: a) Einsatz von intelligenten
zu vielfältigen Problemen, wie Staubildung, Verkehrsunfälle,                             Verkehrssystemen und intelligenter Kommunikations­
beeinträchtigte Sicht und Lärmbelastung bei16,17,21.                                     technik, um Verkehrsvorschriften durchzusetzen und
                                                                                         Managementsysteme einzurichten, z. B. für Überlastungs­
Abgestimmt auf das Primärziel eines nachhaltigen und                                     und Straßennutzungsgebühren für Schwerlasttransport
effektiven städtischen Güterverkehrs, besteht der Zweck                                  durch die Nutzung von Videokameras, b) möglicherweise
eines SULP darin, die geeignetsten modalen Lösungen zu                                   sind Subventionen erforderlich, um Versandunternehmen
fördern. Diese sollen sowohl den Interessenträgern des                                   und Kurier­, Express­ und Paketdienstleistern (KEPs) zu
städtischen Güterverkehrs als auch der Gesellschaft zu­                                  helfen, neue, umweltfreundliche Initiativen zu starten,
gutekommen. Hierbei soll ein Gleichgewicht zwischen                                      deren Umsetzung oft kostspielig ist, c) nationale
wirtschaftlicher Effizienz und ökologischer Nachhaltigkeit                               Regierungen und/oder lokale Stadtverwaltungen sollten bei
angestrebt werden. Daher wird eine ganzheitliche                                         Bedarf Unterstützung leisten, um neuen städtischen
Betrachtung sowohl traditioneller als auch innovativer                                   Konsolidierungszentren und Terminals für den kombinierten
Lösungen für den Güterverkehr (z. B. Elektro­Transport­                                  Verkehr zum Durchbruch zu verhelfen.
fahrzeuge, Lastenfahrräder, Dreiräder, Wasserstraßen)
einbezogen, aber auch die potenzielle Möglichkeit berück­                                Schließlich wird der geografische Rahmen eines SULP
sichtigt, Synergien zwischen Güter­ und Personenverkehr                                  analog zum allgemeinen SUMP­Konzept nicht nur auf die
(z. B. Cargo­Hitching) gemeinsam zu nutzen und den städt­                                Stadtgrenzen beschränkt. Da in der städtischen Logistik die
ischen ÖPNV besser in Logistikprozesse einzubinden.                                      letzte Meile einen Teil einer übergreifenden Versorgungs­
                                                                                         kette darstellt und die jeweilige Infrastruktur in der Regel in
Prinzip 5: Über institutionelle Grenzen hinweg                                           den Randgebieten städtischer Bereiche angesiedelt ist,
zusammenarbeiten                                                                         muss die geografische Abdeckung des Plans möglicher­
                                                                                         weise eine groß regionale Dimension aufweisen. Eine
Analog zur Umsetzung eines SUMP ist auch für die Ent­                                    Zusammenarbeit mit den verantwortlichen regionalen und
wicklung und Umsetzung eines SULP eine enge Zusammen­                                    nationalen Institutionen sollte daher ebenfalls in Betracht
arbeit und Beratung zwischen verschiedenen Verwaltungs­                                  gezogen werden.
ebenen und den relevanten Behörden unverzichtbar.
Wachsenden Städte sind auf effiziente und nachhaltige                                    Prinzip 6: Bürger und relevante Interessenträger beteiligen
Logistiksysteme angewiesen, um die Abwicklung der täg­
lichen Aktivitäten zu gewährleisten und Attraktivität,                                   Einer der Haupterfolgsfaktoren für die Umsetzung eines
wirtschaftliche Entwicklung und Lebensqualität in den                                    effektiven SULP besteht darin, alle Handlungsträger zu
Städten zu erhöhen. Daher sollten Strategien und Inter­                                  beteiligen, die entweder direkt an den Logistikprozessen in
ventionen der zuständigen Behörden und Vertretungen in                                   der Stadt beteiligt sind (d. h. Spediteure, Transport­
den bereits oben genannten Bereichen, nicht aus den                                      unternehmen, Versandunternehmen, große Einzelhandels­
Augen verloren werden. Städtische Verwaltungen sollten                                   ketten, Ladenbesitzer, lokale oder regionale Behörden,
bei der Bildung des für den SULP zuständigen, internen                                   Industrie­ und Handelsverbände, Verbraucherverbände,
Teams, eine Kooperation über Verwaltungsgrenzen hinweg                                   Forschung und Wissenschaft, Logistikfachleute) oder in
sicherstellen.                                                                           irgendeiner Weise von den Externalitäten der städtischen
                                                                                         Logistik im Planungsprozess betroffen sind. Angesichts
Eine institutionsübergreifende Zusammenarbeit ist ebenfalls                              des hohen Paketaufkommens im Bereich des Onlinehandels
erforderlich, um die Maßnahmen im Bereich des städtischen                                und der Direktkundenbelieferung sollten Bürger­ oder
Güterverkehrs umzusetzen, die in den SULP mit auf­                                       Verbraucherorganisationen aktiv beteiligt werden.
genommen werden. Einige Beispiele für Maßnahmen, deren
Umsetzung die Zusammenarbeit über institutionelle                                        Da die städtische Logistik in Zukunft eine entscheidende
                                                                                         Rolle spielt, wenn es darum geht, Mobilität, Nachhaltigkeit
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     Kin, B., Verlinde, S. und Macharis, C., 2017, Sustainable urban freight             und Lebensqualität in den Städten zu optimieren, zeigt sich
     transport in megacities in emerging markets. Sustainable cities and society,        die Notwendigkeit, die Perspektiven der verschiedenen
     32, pp. 31–41.
                                                                                         Interessenträger zu diesen Fragen zu berücksichtigen. Dies
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     Lindholm, M. E. und Blinge, M., 2014, Assessing knowledge and awareness of          ist notwendig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
     the sustainable urban freight transport among Swedish local authority policy        Hierzu ist es erforderlich die verschiedenen Bedürfnisse
     planners. Transport policy, 32, pp. 124–131.
                                                                                         und Beweggründe der Interessenträger während des
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     Quak, H. H., 2008, Sustainability of urban freight transport: Retail distribution   Entscheidungsprozesses zu berücksichtigen, um auch eine
     and local regulations in cities (Nr. EPS­2008­124­LIS).

THEMATISCHE LEITLINIEN: SUSTAINABLE URBAN LOGISTICS PLANNING - PLANUNG NACHHALTIGER STÄDTISCHER LOGISTIK                                              13
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