MATERIAL INTERNATIONALER AUFTAKT WORKSHOP "50 KOMMUNALE KLIMAPARTNER-SCHAFTEN BIS 2015" - SKEW, ENGAGEMENT-GLOBAL
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MATERIAL Internationaler Auftaktworkshop „50 Kommunale Klimapartner- schaften bis 2015“ Phase II: Lateinamerika 26. bis 28. November 2012 La Fortuna, Costa Rica Dokumentation Im Auftrag des Nr. 59
Impressum: Herausgeber: ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH Service für Entwicklungsinitiativen Tulpenfeld 7 53113 Bonn Telefon +49 228 20 717-0 Telefax +49 228 20 717-150 info@engagement-global.de www.engagement-global.de Servicestelle Kommunen in der Einen Welt info@service-eine-welt.de www.service-eine-welt.de V.i.s.d.P.: Dr. Stefan Wilhelmy Material – Schriftenreihe der Servicestelle, Heft 59 Projektleitung: Jessica Baier, Kurt-Michael Baudach Text: Jessica Baier, Kurt-Michael Baudach, Benjamin Lange, Service- stelle Kommunen in der Einen Welt; Dr. Klaus Reuter, Landesarbeits- gemeinschaft Agenda 21 NRW e.V. Redaktion: Kurt-Michael Baudach, Servicestelle Kommunen in der Einen Welt; Dr. Klaus Reuter, Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V. Umschlaggestaltung und Layout: Fabian Ewert Design Druck: Theissen Medien Gruppe GmbH & Co.KG 100% Recyclingpapier, RecyMago Bonn, April 2013 Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Genehmigung des Herausgebers. Die Reihe „Material“ wird finanziell gefördert durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenar- beit und Entwicklung sowie die Bundesländer Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz.
Material Heft 59 Internationaler Auftaktworkshop „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ Phase II: Lateinamerika 26. bis 28. November 2012 La Fortuna, Costa Rica Dokumentation
Inhalt Vorwort ..................................................................................................................................................................... 6 1. Kurzvorstellung des Projektes und der durchführenden Organisationen.................................. 8 1.1 Engagement Global gGmbH/Servicestelle Kommunen in der Einen Welt..........................8 1.2 Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V..........................................................................9 1.3 Das Projekt „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“.................................................9 2. Eröffnung und Begrüßung......................................................................................................................... 11 3. Kurzvorstellung der teilnehmenden Kommunen.............................................................................. 14 4. Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik........................................................... 17 4.1 Kommunale Entwicklungspolitik und Partnerschaften...........................................................18 4.3 „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ – Projektvorstellung............................20 4.4 Erwartungen an das Projekt..............................................................................................................22 4.5 Leitfaden zur Erstellung gemeinsamer Handlungsprogramme............................................23 4.6 Organisatorische Fragen des Projektes.........................................................................................26 4.7 Unterzeichnung und Übergabe von Memorandums of Understanding............................. 27 5. Kommunale Erfahrungen........................................................................................................................... 28 5.1 Klimaschutzkonzept der Stadt Lahr...............................................................................................28 5.2 Konzepte und Erfahrungen der Stadt Rio de Janeiro im Klimaschutz...............................30 6. Präsentation laufender Programme in Costa Rica ........................................................................... 33 6.1 Nationale Strategien Costa Ricas zu Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel.....................................................................................................33 6.2 Projekt BIOMARCC – Marine und litorale Biodiversität...........................................................35 6.3 Handlungsprogramm Klima Niedrigemissionsland – NEL.....................................................35 6.4 Fachexkursion........................................................................................................................................36 4
7. Gruppenarbeiten zu Arbeitsstrukturen und Bestandsaufnahme................................................. 38 7.1 Arbeitsstrukturen und Kommunikationsmechanismen in den Klimapartnerschaften............................................................................................................38 7.2 Bestandsaufnahme................................................................................................................................40 8. Ausblick und Abschluss............................................................................................................................... 42 Anhang..................................................................................................................................................................... 44 Liste der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.........................................................................................45 Programm des Workshops.........................................................................................................................50 ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH - Service für Entwicklungsinitiativen .....................................53 Publikationen der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt....................................................54 5
Vorwort Liebe Leserinnen und Leser, Praxis und der Erreichung konkreter Wirkungen orien- tierte, mittel- bis langfristige Kooperation. Damit die wachsende Bedeutung der städtischen Räume für ergänzen die Klimapartnerschaften sinnvoll den fach- den Klimaschutz und die Anpassung an den Klima- lichen Austausch bereits etablierter nationaler oder wandel wird zunehmend anerkannt. Dies haben – bei internationaler Netzwerke. aller vielfältig geäußerten Kritik an den Verhand- lungsergebnissen – die Rio+20-Konferenz 2012 Nach dem erfolgreichen Start der Pilotphase im und der Klimagipfel COP 18 in Doha gezeigt. Städte November 2011, an der sich neun deutsche Kommunen sind aber nicht nur für den Großteil der globalen mit Partnern aus Ghana, Südafrika und Tansania betei- Treibhausgasemissionen verantwortlich, sie spüren ligen, richtet sich die zweite Phase des Projekts an verstärkt auch bereits die Folgen des Klimawandels. Klimapartnerschaften deutscher mit lateinamerikani- Sie konzentrieren sowohl vulnerable Bevölkerungs- schen Kommunen. Das Interesse ist groß: 14 Partner- gruppen als auch wichtige Infrastruktur und befinden schaften haben bis Ende 2012 ihre Teilnahme durch sich oft in sensiblen Gebieten wie Küstenzonen. Auch die Unterzeichnung von Memorandums of Under- in Lateinamerika sehen sich viele Städte bereits standing formalisiert. Vertreterinnen und Vertreter jetzt wachsenden Bedrohungen durch die Auswir- aller Kommunen – sowohl seitens der Kommunal- kungen des Klimawandels ausgesetzt. Gleichzeitig verwaltungen als auch von Partnerschaftsvereinen, geben ihnen ihre Kompetenzen auf Gebieten wie NRO´s, Hochschulen und weiteren Akteuren – haben der Energieversorgung, des Abfallmanagements, der sich vom 26.-28. November 2012 in La Fortuna, Costa Wasserversorgung und der urbanen Transportsys- Rica, zum internationalen Auftaktworkshop getroffen. teme umfangreiche Möglichkeiten, auf das Phänomen An diesen drei Tagen haben sie die Gelegenheit zum Klimawandel Einfluss zu nehmen bzw. darauf zu fachlichen Austausch und der Diskussion miteinander reagieren. Daher arbeiten Kommunen weltweit bereits intensiv genutzt. Innerhalb der Partnerschaften haben seit Jahren intensiv daran, ihre Emissionen zu redu- sie Analysen der relevanten Akteure und der aktuellen zieren und sich an den Klimawandel anzupassen. Situation auf beiden Seiten durchgeführt. Sie haben sich ausführlich über den Hintergrund, die Methodik Mit dem Projekt „50 Kommunale Klimapartnerschaften und die Leistungen des Klimapartnerschaftsprojekts bis 2015“ wollen die Servicestelle Kommunen in der informiert und ihre Erwartungen an das Projekt Einen Welt (SKEW) der Engagement Global und die formuliert. Im Rahmen von Fachvorträgen und einer Landesarbeits¬gemeinschaft Agenda 21 NRW (LAG Exkursion haben sie Erfahrungen und Arbeitsansätze 21) das umfangreiche kommunale Know-How auf aus Costa Rica, Brasilien und Deutschland kennenge- diesem Gebiet nutzen. In einer kommunalen Klima- lernt. Damit wurde eine sehr gute Grundlage gelegt, partnerschaft arbeiten zwei Städte regelmäßig und um den Prozess der Erarbeitung der Handlungspro- strukturiert auf den Gebieten Klimaschutz und Klima- gramme aufzunehmen. anpassung zusammen. Die inhaltlich Verantwortlichen bekommen die Gelegenheit, auf Augenhöhe über die Mit dieser Dokumentation möchten die SKEW und Erfolge und Herausforderungen in ihrer täglichen die LAG 21 die wesentlichen Inhalte und Ergebnisse Arbeit zu sprechen, sich gegenseitig zu beraten und des internationalen Workshops sowohl den teil- konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Durch die Erar- nehmenden Kommunen als auch der interessierten beitung eines gemeinsamen Handlungsprogramms Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. legen sie die Grundlage für eine an der kommunalen 6
Mein herzlicher Dank gilt an dieser Stelle den Teams der SKEW und LAG 21 wie auch der GIZ Costa Rica als Kooperationspartner vor Ort, die den Workshop mit großem Einsatz vorbereitet, durchgeführt und doku- mentiert und damit seinen Erfolg möglich gemacht haben. Neben dem umfangreichen Fachwissen und den vielfältigen Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben mich auf dem Workshop vor allem die Offenheit und Lebendigkeit des Austauschs und die Freude am gegenseitigen Lernen sowie das wirklich außergewöhnliche Engagement beeindruckt. Dies bietet die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche weitere Zusammenarbeit im Klima- partnerschaftsprojekt. In diesem Sinne wünsche ich uns, dass diese Dokumentation dazu beiträgt, Lust auf die weitere Arbeit in den Klimapartnerschaften zu machen, neue Ideen zu entwickeln und über die Gründung neuer Klimapartnerschaften für die nächste Projektphase nachzudenken. Dr. Stefan Wilhelmy Leiter der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt 7
Kurzvorstellung des Projektes und der durchführenden Organisationen 1. Kurzvorstellung des Projektes und der durchführenden Organisationen 1.1 Engagement Global gGmbH/ Engagement Global arbeitet im Auftrag der Bundes- Servicestelle Kommunen in der regierung und wird vom Bundesministerium für Einen Welt wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert. Mit dem Ministerium teilt Engagement Engagement Global gGmbH - Service für Entwicklungs- Global das Ziel, mehr Bürgerinnen und Bürger für initiativen ist die Ansprechpartnerin in Deutschland entwicklungspolitisches Engagement zu gewinnen. für entwicklungspolitisches Engagement, deutsch- landweit und international. Seit Januar 2012 vereint Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt versteht Engagement Global unter ihrem Dach Initiativen und sich als Kompetenzzentrum und Serviceeinrichtung Programme, die sich in der entwicklungspolitischen für entwicklungspolitisch interessierte Kommunen Arbeit aktiv für ein gerechtes globales Miteinander in Deutschland und unterstützt deren Engagement einsetzen. mit umfassender Beratung, umfangreichen Informa- tionen, Qualifizierung und Vernetzung. Sie arbeitet Mit Engagement Global gibt es erstmalig in Deutsch- an den Zukunftsthemen kommunale Partnerschaften, land eine zentrale Anlaufstelle für die Vielfalt des Migration und Entwicklung sowie fairer Handel und entwicklungspolitischen Engagements sowie der faires Beschaffungswesen. Mit dem Ziel kommunale Informations- und Bildungsarbeit. Partnerschaften zu stärken, bietet sie Kommunen aus Deutschland und aus Ländern des Südens eine Engagement Global informiert zu aktuellen Projekten Dialogplattform, um Erfahrungen auszutauschen und und Initiativen in Deutschland und weltweit, berät gemeinsam lokale Lösungsansätze zu globalen Fragen Einzelne und Gruppen zu entwicklungspolitischen zu entwickeln. Vorhaben und fördert diese finanziell. Sie qualifiziert bedarfsgerecht, verbindet Menschen und Institutionen miteinander, unterstützt zivilgesellschaftliches und kommunales Engagement, private Träger und Einrich- tungen. Interessierte Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und Kommunen, Lehrer und Schüler finden Information Beratung Weiterbildung Förderung Netzwerke 8
Kurzvorstellung des Projektes und der durchführenden Organisationen 1.2 Landesarbeitsgemeinschaft auch von zwei interessierten Kommunen als Themen- Agenda 21 NRW e.V. partnerschaft ganz neu gegründet werden. Die Landesarbeitsgemeinschaft Agenda 21 NRW e.V. Im Zentrum des Projektes steht der fachliche Austausch (LAG 21 NRW) ist 2001 von zahlreichen Kommunen, unter kommunalen Expertinnen und Experten, v.a. im Verbänden, Institutionen, Kirchen und Gewerkschaften Rahmen von gegenseitigen Entsendungen. Zur Vernet- als Kompetenznetzwerk zur Professionalisierung zung unter den teilnehmenden Kommunen finden lokaler Nachhaltigkeitsprozesse gegründet worden regelmäßige Treffen statt. Neben der finanziellen und versteht sich dabei als landesweite Aktions- Unterstützung begleiten Engagement Global/SKEW plattform und Bindeglied zwischen Akteuren der und die LAG 21 NRW die Partnerschaften mit fachli- zivilgesellschaftlichen Agenda 21-Prozesse, Politik, cher und methodischer Beratung. Das Projekt wird im Verwaltung und Wissenschaft. In ihrem Handeln fühlt Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche sich die LAG 21 NRW den Beschlüssen der Konferenz Zusammenarbeit und Entwicklung durchgeführt und für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio verpflichtet von den kommunalen Spitzenverbänden Deutscher und hat den Anspruch globale Nachhaltigkeitsziele für Städtetag (mit einem eigenen Präsidiumsbeschluss), kommunales Engagement aufzubereiten und umzu- Deutscher Städte- und Gemeindebund und Deutscher setzen. Themenschwerpunkte der LAG 21 NRW liegen Landkreistag unterstützt. im Aufbau von kommunalen Nachhaltigkeitsmanage- mentsystemen, Bildung für Nachhaltige Entwicklung In der ersten Phase des Projektes, die im Jahr 2011 und Forschungsprojekten zu den Schwerpunkten begann, starteten die Partnerschaften mit Kommunen Klima, Fläche und Biodiversität. in drei afrikanischen Ländern: Tansania, Ghana und Südafrika. Insgesamt nehmen neun Partnerschaften an dieser Phase teil und befinden sich in einem fort- 1.3 Das Projekt „50 Kommunale geschrittenen Stadium der Entwicklung ihrer Hand- Klimapartnerschaften bis 2015“ lungsprogramme. Ziel des Projektes ist es, die Partnerschaften deut- Die zweite Phase des Projekts, die im Jahr 2012 scher Städte mit Kommunen im Globalen Süden in begonnen hat, richtet sich an deutsche Kommunen den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung zu mit Partnern in Lateinamerika. Dazu erfolgte im stärken und das umfassende kommunale Know-how April 2012 ein Aufruf zur Abgabe von Interessens- zu nutzen. Die Themen Klimaschutz und Klimaanpas- bekundungen. Im Mai wurde für die interessierten sung sollen systematisch in die kommunale Partner- Kommunen ein Informationsworkshop durchgeführt. schaftsarbeit integriert werden. Nach den entsprechenden internen Abstimmungspro- zessen wurde die Teilnahme seitens der Kommunen Dazu erarbeiten die kommunalen Partnerschaften in durch die Unterzeichnung von Memorandums of einem Zeitraum von 1,5 Jahren gemeinsame Hand- Understanding mit der Servicestelle Kommunen in lungsprogramme mit Zielen, konkreten Maßnahmen der Einen Welt (SKEW) bestätigt. Im Oktober 2012 und zugewiesenen Ressourcen für Klimaschutz und fand das erste Netzwerktreffen der beteiligten deut- Klimaanpassung. Dieses Handlungsprogramm dient schen Kommunen statt, um einen Austausch über die als Orientierung für die mittel- und langfristige weitere Ausgangssituation zu ermöglichen und eine vertie- Zusammenarbeit. Eine Klimapartnerschaft kann auf fende Projektinformation anzubieten. Mit dem inter- einer bestehenden Städtepartnerschaft aufbauen und nationalen Auftaktworkshop, an dem alle deutschen dieser eine neue Dimension hinzufügen. Sie kann aber und lateinamerikanischen Kommunen teilgenommen 9
Kurzvorstellung des Projektes und der durchführenden Organisationen haben, hat die Projektarbeit offiziell begonnen. Die auf dem Auftaktworkshop vertretenen Klimapartner- schaften sind in der folgenden Tabelle aufgeführt: Tab. 1: Übersicht der Klimapartnerschaften deutscher und lateinamerikanischer Kommunen (Stand: November 2012) Deutschland Nicaragua Bielefeld Estelí Jena San Marcos Köln Corinto, El Realejo Nürnberg San Carlos Wuppertal Matagalpa Deutschland Brasilien Köln Rio de Janeiro Rhein-Sieg-Kreis Santarém Deutschland Kolumbien Hannover Belén de los Andaquíes Oldenburg Solano Deutschland Argentinien Berlin Buenos Aires Deutschland Bolivien Bonn La Paz Deutschland Chile Bonn Linares Deutschland Costa Rica Lahr Alajuela Deutschland Jamaika Hagen Portmore Mit dem internationalen Auftaktworkshop sollte die Information aller Akteure über die Ziele, den Ablauf und die Angebote des Projekts vertieft, der Austausch über Klimaschutz und –anpassung begonnen und so die Grundlagen für die Erarbeitung der Handlungspro- gramme gelegt werden. 10
Eröffnung und Begrüßung 2. Eröffnung und Begrüßung Dr. Stefan Wilhelmy, Abtei- Lateinamerikas und der Karibik und aus Deutschland. lungsleiter der Servicestelle Insbesondere begrüßte Herr Dr. Wilhelmy hierbei, dass Kommunen in der Einen sich neben „alten“ Partnerschaften, die teilweise schon Welt (SKEW), begrüßte die über 20 Jahre bestehen, für dieses Projekt neue Klima- Teilnehmenden der Auftakt- partner gefunden haben, die sich gemeinsame Ziele konferenz zur zweiten Phase setzen wollen, und somit für eine spannende Hetero- des Projekts „50 Kommunale genität der Partnerschaften sorgen. Klimapartnerschaften“. Einführend stellte Herr Dr. Abschließend stellte Dr. Wilhelmy dar, dass für ihn Wilhelmy die Genese des persönlich mit dieser Konferenz auch ein Traum in Foto: Dr. Klaus Reuter Projektes vor. Die Idee zur Erfüllung geht, da es vielerlei helfender Hände bedarf, Gründung von kommunalen Klimapartnerschaften um von einer Idee und einem leeren Blatt Papier, das zwischen deutschen Städten und ihren Partnern im vor einem liegt, über einen qualifizierten Projektantrag Globalen Süden ist ein Output einer Bundeskonferenz bis hin zu einer solchen Tagung und einem solchen der SKEW im Jahr 2009 und wurde gemeinsam mit Projekt zu kommen. Sein Dank galt dabei allen, die dem Projektpartner, der Landesarbeitsgemeinschaft hierbei mitgeholfen hatten. Insbesondere galt sein Agenda 21 NRW (LAG 21 NRW) entwickelt. Prägend Dank auch der GIZ Costa Rica für die Organisation der für die Entwicklung des Projektes waren die enttäu- Veranstaltung in La Fortuna, da ohne einen kompe- schenden Ergebnisse der internationalen Weltkli- tenten Partner vor Ort vieles nicht möglich gewesen makonferenz in Kopenhagen und der Gedanke, dass wäre, und wünschte der Konferenz einen guten Verlauf den Kommunen in Zukunft ein höherer Stellenwert mit tragenden Ergebnissen. bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen zur Einschränkung des Klimawandels und der Anpassung Als Programmleiter in Costa an die Folgen des Klimawandels beigemessen werden Rica stellte nachfolgend muss. Andreas Nieters die Arbeit der Deutschen Gesellschaft Als besonders wichtige Komponente des gemein- für Internationale Zusam- samen Projekts stellte Herr Dr. Wilhelmy heraus, dass menarbeit (GIZ) vor. Costa bei der Entwicklung der Klimapartnerschaften neben Rica ist seit mehr als 30 den Verwaltungen und der Politik die Zivilgesellschaft Jahren Partnerland der deut- einen besonderen Stellenwert in der Zusammenarbeit schen Entwicklungszusam- erhält. Deshalb freute es ihn besonders schon bei der menarbeit. In der Vergan- Foto: Dr. Klaus Reuter Auftaktkonferenz eine Vielzahl von zivilgesellschaftli- genheit wurden die Projekte chen Akteuren begrüßen zu dürfen. hierbei überwiegend durch das BMZ finanziert. Seit zwei Jahren hat sich auf Grund der vielfältigen Auswir- Nach der Pilotphase, in der sich neun deutsche Städte kungen des Klimawandels, die auch Costa Rica treffen, und Kreise mit ihren Partnern aus Südafrika, Ghana eine Finanzierung über die Internationale Klimaschutz und Tansania auf den Weg zu bilateralen Klimapart- initiative des Bundesumweltministeriums ergeben. nerschaften begeben haben, starten nun in der 2. Durch zwei Programme kann nun zu den Themenfeldern Phase vierzehn Partnerschaften aus acht Ländern Küstenschutz und Niedrigemissionsland gearbeitet 11
Eröffnung und Begrüßung werden. Herr Nieters führte weiterhin aus, dass die Deutschland ist und die Kommunen sowohl rechtlich Arbeit der GIZ in Costa Rica auch immer in einem regi- wie auch inhaltlich zu allen kommunalen Themen onalen Kontext in Mittelamerika gesehen werden berät. Der Deutsche Städtetag hat von Beginn an das muss, da Klimaschutz und Klimaanpassung nicht an Projekt „50 Kommunale Klimapartnerschaften bis Landesgrenzen aufhören können. Hierbei besteht ein 2015“ mit einem Beschluss unterstützt und identifi- Fokus der Zusammenarbeit beim Ausbau der Erneuer- ziert sich mit den Projektzielsetzungen. Da die Folgen baren Energien und der Energieeffizienz sowie dem des Klimawandels mittlerweile in vielfältiger Weise Stopp der Entwaldung über den internationalen REDD- auch deutsche Kommunen treffen, hat der Deutsche Mechanismus (Reducing Emissions from Deforestation Städtetag erst kürzlich über ein umfangreiches Positi- and Degradation). Weitere Arbeitsschwerpunkte der onspapier zum Thema „Anpassung an den Klima- GIZ in Costa Rica liegen im Ressourcenschutz, in der wandel“ Stellung bezogen und zahlreiche Wirtschaftsförderung sowie in Monitoring und Evalua- Maßnahmenvorschläge entwickelt. Frau Drees tionsprozessen. In vielen Projekten der GIZ Costa Rica wünschte der Veranstaltung abschließend einen posi- findet eine enge Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt tiven Verlauf, denn die Zeit des Handelns und der für Wiederaufbau (KfW) statt. Umsetzung von Maßnahmen sei gekommen. Abschließend erläuterte Herr Nieters, dass Costa Rica Cynthia Córdoba von der immer noch eine Vorreiterolle in Mittelamerika hat Direktion für Klimawandel und politisch und wirtschaftlich ambitionierte und des Umweltministeriums ehrgeizige Ziele verfolgt, andere Länder in der Region von Costa Rica, erläuterte, aber stetig aufholen. Sicherlich bot diese Konferenz dass heute schon über 93% bezüglich des Austausches über Klimaschutz und der Energie für die Stromer- Klimaanpassung auch eine hervorragende Gelegen- zeugung in Costa Rica aus heit der Vernetzung. Dabei konnte sich Herr Nieters Erneuerbaren Energien vorstellen, dass die GIZ hinsichtlich der Umsetzung stammt und die Aufforstung von Maßnahmen die in den Klimapartnerschaften der letzten Jahre 52% der entwickelt werden, eine Beratungsfunktion zur Finan- Foto: Dr. Klaus Reuter Wälder wiederbelebt hätte. zierung übernehmen könnte. Nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch zum Erhalt der Biodiversität böten die zahlrei- Als Vertreterin des Deut- chen Nationalparks, die über 25% der Landesfläche schen Städtetages begrüßte ausmachen. Frau Cordoba verdeutlichte, dass Costa Frau Sabine Drees die teil- Rica das Ziel verfolgt CO2 neutral zu werden und nehmenden Gäste der hierzu eine Nationale Klimaschutzstrategie entwickelt Konferenz und insbesondere hat. Diese Strategie beinhaltet einen dezidierten Akti- ihre KollegInnen von den onsplan, der erst vor Kurzem vorgestellt wurde. Zur Kommunalen Spitzenver- Umsetzung des Aktionsplans sind die Kommunen die bänden der anwesenden wichtigsten Bündnispartner und erhalten deshalb die Partnerländer. Einführend volle Unterstützung und Förderung auf dem Weg zur stellte Frau Drees die CO2-Neutralität. Aus diesem Grund unterstützt Frau Foto: Dr. Klaus Reuter Aufgaben und die Funktion Córdoba die Partnerschaftsidee, da sie sich durch das des Deutschen Städtetages dar, der als einer von drei internationale Netzwerk zahlreiche neue Anregungen Kommunalen Spitzenverbänden die Interessenvertre- verspricht. tung der Städte über 100.000 Einwohner in 12
Eröffnung und Begrüßung Der Oberbürgermeister der zur Kenntnis nehmen. Hier wurden Kunstwerke und Stadt Alajuela, Roberto Skulpturen costaricanischer KünstlerInnen ausgestellt Thompson, begrüßte die und regten zu einem intensiven Dialog an. Zivilgesell- Teilnehmenden der Konfe- schaft ist ein wichtiger Bestandteil einer jeden Städ- renz in einer der schönsten tepartnerschaft, verdeutlichte Botschafter Dr. Martens Regionen Costa Ricas. Er nachfolgend. Gerade den jungen Menschen müssen bedankte sich zu Beginn bei Gelegenheiten zum Austausch gegeben werden, so der Stadt Lahr, die eine wie es die Stadt Lahr und Alajuela über einen Schüler- Delegation aus Alajuela austausch schon praktizieren. kürzlich besuchen konnte, Foto: Dr. Klaus Reuter um die Klimapartnerschafts- Costa Rica, so erläuterte Botschafter Dr. Martens, ist urkunde zu unterzeichnen. Es wurde nachfolgend ein Land, das chronisch gut regiert wird und bei den herausgestellt, dass zum Klimaschutz und der Bewäl- Themen Klimaschutz und Klimaanpassung auf einem tigung der Folgen des Klimawandels das Handeln des sehr guten Weg der Umsetzung ist. Deshalb erhoffte Einzelnen eine enorm wichtige Rolle spielt. Menschen er sich abschließend viele neue aktive Städtepart- müssen gewonnen werden, so Oberbürgermeister nerschaften, die gerade auch eine Hoffnung für die Thompson, um sie in die Prozesse und Planungen zu jungen Menschen bedeuten. integrieren und sie müssen bei der Maßnahmenum- setzung motiviert und begleitet werden. Der Botschafter der Bundes- republik Deutschland in Costa Rica, Dr. Ernst Martens, führte aus, dass eine Konfe- renz zwischen Kommunen zum Klimaschutz und zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels die Möglichkeit bietet Erfah- rungen und Wissen auszu- Foto: Dr. Klaus Reuter tauschen und somit die Zusammenarbeit und der Austausch der Partnerstädte auf ein solides Fundament zu stellen. Botschafter Dr. Martens war sich sicher, dass nach den drei Konfe- renztagen nicht nur viele neue Ideen geboren sein würden, sondern auch neue Freundschaften entstanden wären, die die Zusammenarbeit erleich- tern werden. Den intensiven Austausch auch in kulturellen Themenfeldern konnte er selbst erst kürzlich bei der Partnerstadt von Alajuela, der Stadt Lahr, sehr positiv 13
Kurzvorstellung der teilnehmenden Kommunen 3. Kurzvorstellung der teilnehmenden Kommunen Die anwesenden Kommunen stellten sich nach Part- nerschaften kurz vor. Die zentralen Aspekte sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Tab. 2: Wesentliche Charakteristika der teilnehmenden Kommunen und Partnerschaften Partnerstädte Einwohnerzahl Flächen- Gründungs- Bisherige Aktivitäten größe jahr der Part- nerschaft 1 Berlin 3.520.000 892 km² 1994 Kultureller Austausch; Zunehmend entwi- ckeln sich Beziehungen auf den Gebieten Buenos Aires, 2.890.000 203 km² der Stadtentwicklung und Architektur, De- Argentinien zentralisierung sowie Umweltschutz, erneu- erbare Energien und Mobilität. 2 Bielefeld 320.000 258 km² 1995 Partnerschaftsprojekte mit Schulen, Welt- wärts-Austausch, Unterstützung von sozia- Estelí, Nicaragua 900.000 795 km² len Projekten in der Gender-Arbeit, Umwelt- projekte, u.a. Potenzialanalyse Erneuerbare Energien; gemeinsam mit Welthaus Biele- feld größere Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur in der nicaraguanischen Part- nerstadt, EU- Finanzierung, z.B. ein Trink- und Abwasserprojekt sowie ein agrarökolo- gisches Projekt im Umfeld von Estelí. 3 Bonn 320.000 141 km² 2002 Frühwarnung vor Naturkatastrophen, Biodi- versität, Kultur, Management von Schutzge- La Paz, Bolivien 900.000 187 km² bieten; Partnerschaft im EU-Projekt „2Grad mehr-na und“; Zusammenarbeit mit Latein- amerika-zentrum e.V. und Ibero-Club Bonn e.V. 4 Bonn 320.000 141 km² neu Jährliche Delegationsreisen zu Themen Re- generative Energien, Ökolandbau, nach- Linares, Chile 900.000 1.466 km² haltiger Beerenanbau; Partnerschaft im EU-Projekt „2Grad mehr-na und“; For- schungskooperation Ökolandbau 5 Hagen 189.000 160 km² neu Portmore, 182.150 Jamaika 14
Kurzvorstellung der teilnehmenden Kommunen 6 Hannover 525.900 204 km² neu Belén de los 11.000 1.095 km² Andaquíes, Kolumbien 7 Jena 105.000 114 km² 1998 Soziale Projekte (Schulpartnerschaften, Aus- bildungs-patenschaften), Wirtschaftsförde- San Marcos, 30.000 118 km² rung (Mikrokredite), Umweltschutz (regene- Nicaragua rative Energien, u.a. Finanzierung und Bau von 90 Solaranlagen „Solar Homes“; Bau einer Biogasanlage zur Schulung von Fach- kräften Wiederaufforstung) 8 Köln 1.007.000 405 km² 1988 Vielfältige soziale, kulturelle und Umwelt- projekte, u.a. Projekt zur beruflichen Bildung Corinto, 18.140 70 km² und zum Bau von Solaranlagen Nicaragua 9 Köln 1.007.000 405 km² 2011 Austausch in den Bereichen Wirtschaft/ Tourismus, Klimaschutz, Stadtentwicklung, Rio de Janeiro, 6.320.000 1.182 km² Kunst und Kultur, Bildung und Wissenschaft Brasilien sowie Sport 10 Lahr 44.000 70 km² 2001 Partnerschaftsbesuche, Schüleraustausch, Praktikanten in Schwerstbehindertenhei- Alajuela, 50.000 9 km² men, Wirtschaftstreffen Costa Rica 11 Nürnberg 505.000 184 km² 1985 Bürger- (v.a. Jugend-)Begegnungen u. –aus- tausche, zahlreiche Projekte im sozialen, Ge- San Carlos, 55.000 1.462 km² sundheits-, Bildungs-, Kultur- und Umweltbe- Nicaragua reich; Förderung Umweltprojekte; Planung und Bau einer Kläranlage; Unterstützung beim Bau einer Photovoltaikanlage, Aus- tausch Landwirtschaft; Planung Energie- sparbroschüre 12 Oldenburg 162.500 103 km² neu Solano, 20.000 41.653 km² Kolumbien 13 Rhein-Sieg-Kreis 600.000 1.153 km² neu Partnerschaft im EU-Projekt „2Grad mehr-na und“ Santarém, 294.580 22.887 km² Brasilien 14 Wuppertal 350.000 168 km² 1987 Fahrradweg zu sozialen und Umweltprojek- ten; Unterstützung Straßenkinderprojekt; Matagalpa, 130.000 64 km² Kooperation Feuerwehren; Expertenaus- Nicaragua tausch Abfallwirtschaft und Energie; Künst- lerInnen-Projekte 15
Kurzvorstellung der teilnehmenden Kommunen Berlin - Buenos Aires, Argentinien Bielefeld - Estelí, Nicaragua Bonn - La Paz, Bolivien Bonn - Linares, Chile Hagen - Portmore, Jamaika Hannover - Belén de los Andaquíes, Kolumbien Jena - San Marcos, Nicaragua Köln - Corinto, Nicaragua Köln - Rio de Janeiro, Brasilien Lahr - Alajuela, Costa Rica Nürnberg - San Carlos, Nicaragua Oldenburg - Solano, Kolumbien Rhein-Sieg-Kreis - Santarém, Brasilien Wuppertal - Matagalpa, Nicaragua Alle Fotos: Dr. Klaus Reuter 16
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik 4. Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik 4.1 Kommunale Entwicklungspolitik fairer Handel/ faire Beschaffung, Migration und und Partnerschaften (Dr. Stefan Entwicklung und kommunale Partnerschaften. Das Wilhelmy, SKEW) Projekt „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ ist im Schwerpunktbereich kommunale Partner- In seinem Vortrag erläuterte Dr. Stefan Wilhelmy, Leiter schaften angesiedelt. der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), die Bedeutung der kommunalen Entwicklungspolitik Dr. Wilhelmy ging außerdem auf die aktuellen in Deutschland. Die kommunale Entwicklungspolitik Entwicklungen im Bereich der kommunalen Entwick- zeichnet sich dabei vor allem dadurch aus, dass sie lungspolitik ein. Demnach ist allgemein eine zuneh- Aktivitäten in den Partnerkommunen im globalen mende Professionalisierung zu beobachten. Neben Süden mit entwicklungspolitischen Bildungsakti- klassischen Städtepartnerschafen engagieren sich vitäten in den deutschen Kommunen verknüpft. Er Kommunen zunehmend in neuen Formen der Koope- stellte einleitend auch Engagement Global und die ration wie Netzwerken oder Dreieckspartnerschaften. Servicestelle Kommunen in der Einen Welt kurz vor Dabei ist eine verstärkte thematische Konzentration (s.1.1). Die Arbeit der Servicestelle Kommunen in der auf Themen der Globalisierung festzustellen. Zent- Einen Welt konzentriert sich auf drei Zukunftsthemen: rales Prinzip ist eine Kooperation „auf Augenhöhe“ Inhalte der Z us ammenarbeit 100% 83 80 80% 74 60 60% 40% 34 29 29 26 20% 0% K ultur und Verwaltungs proz eßen S chulwes en J ugend (inklus ive s ons tiges allgemein (inklus ive Umwelt/ K lima Infras trukturmaßnahmen) S tras s enkinder) E rfahrungs aus taus ch z u E ntwicklungs hilfe finanz ieller Hilfe) kommunalen Aufgaben D iens telitungen (ins bes ondere öffentliche Inhalte (Merhfachnennungen waren möglich) Abb. 1: Themen kommunaler Partnerschaften (DIE, 2009) 17
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik etwa in Form eines direkten Fachaustausches von „Mir ist wichtig, dass man die eigenen Projekte auch in ExpertInnen der kommunalen Verwaltungen. Laut einen größeren Zusammenhang stellt.“ einer Studie des Deutschen Instituts für Entwicklungs- (Dr. Albrecht Schröter, Oberbürgermeister der Stadt Jena) politik (DIE) aus dem Jahr 2009 gehören kultureller Austausch sowie Infrastrukturprojekte und klassische Entwicklungshilfe nach wie vor zu den Hauptthemen- 4.2 Städte und Klimawandel - ein bereichen kommunaler Partnerschaften. Der Themen- Überblick (Dr. Klaus Reuter, LAG 21 bereich Umwelt und Klima wurde hingegen nur in NRW, Kurt-M. Baudach, SKEW) etwa 30% der befragten Partnerschaften als inhaltli- cher Schwerpunkt benannt. Hier setzt das Projekt „50 Klimawandel ist ein hochrelevantes Thema für Städte kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ an, indem weltweit, dies verdeutlichte Kurt-Michael Baudach im es kommunale Akteure dabei unterstützt die Themen ersten Teil des Vortrags eindrücklich. Mit sich verstär- Klimaschutz und Klimaanpassung in die Partner- kenden Prozessen der Urbanisierung und Dezent- schaftsarbeit zu integrieren. ralisierung kommt der Stadt als Raum und auch der Stadtverwaltung als zentralem Akteur eine zuneh- Mit Blick auf Beziehungen deutscher Kommunen mit mende Bedeutung zu. Dies gilt insbesondere für den lateinamerikanischen Partnern stellte Dr. Wilhelmy Umgang mit globalen Herausforderungen wie dem fest, dass die Anzahl der Partnerschaften kontinuier- Klimawandel. lich steigt. Auch lässt sich eine Diversifizierung der beteiligten Länder in Lateinamerika beobachten. Die Kommunen sind in vielfacher Weise mit dem Klima- Mehrzahl bilden nach wie vor Partnerschaften mit wandel konfrontiert. Der steigende Energieverbrauch Nicaragua, die oft bereits auf eine jahrzehntelange und die damit einhergehenden Treibhausgasemis- Tradition zurückblicken können. sionen in urbanen Räumen tragen maßgeblich zum Klimawandel bei, Städte sind somit Mitverursacher des Klimawandels. Viele Städte insbesondere auch in Lateinamerika gelten zudem als sehr vulnerabel gegenüber den Folgen des Klimawandels. Dies gilt zum Beispiel für Städte, die mit zunehmenden Extremereignissen wie Überschwemmungen konfron- tiert sind und gleichzeitig nicht über die notwendigen Mechanismen und Strukturen verfügen, um die nega- tiven Auswirkungen dieser Ereignisse zu reduzieren. Dr. Klaus Reuter, Geschäftsführer der Landesarbeitsge- meinschaft Agenda 21 Nordrhein-Westfalen, betonte in seinem Teil des Vortrags, dass sich Kommunen weltweit bereits aktiv für Klimaschutz und Klimaan- passung engagieren. Dies zeige sich durch die Vielzahl von konkreten Umsetzungsmaßnahmen auf der Abb.2: Deutsche Kommunalpartnerschaften mit lokalen Ebene. Die deutsche Bundesregierung hat sich Lateinamerika (SKEW, auf Grundlage der Datenbank zu kommunalen Partnerschaften des RGRE) zum Ziel gesetzt die CO2-Emissionen bis 2020 um 40%, bis 2050 sogar um 80-95% zu reduzieren (im Vergleich zum Ausgangsjahr 1990). Deutsche Kommunen leisten 18
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik • Städte sind für 80% der vom Menschen produzierten Klimawandel Treibhausemissionen weltweit verantwortlich • Seit Mitte 2007 leben 50% der Weltbevölkerung in Urbanisierung Städten, bis 2050 werden es 70% sein • Rund 90% des Bevölkerungswachstums bis 2030 wird in Demografischer Wandel Städten stattfinden Städtebau • 50% der Städte des Jahres 2050 werden noch gebaut Wachsende Verknappung • Weltweit entfallen 75% des Energie- und natürlicher Ressourcen Ressourcenverbrauchs auf Städte Langfristig wirksame • Städtische Infrastrukturen sind durch lange Entscheidungen Zeitkonstanten gekennzeichnet Abb.3: Bedeutung der Städte für Klimaschutz und Klimaanpassung (LAG 21 NRW, SKEW) Abb.4: Beispiele kommunalen Engagements zum Klimaschutz in Deutschland und Lateinamerika (LAG 21 NRW, SKEW) 19
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik mit der Erstellung und Umsetzung von kommunalen 4.3 „50 kommunale Klimaschutzkonzepten einen wesentlichen Beitrag zu Klimapartnerschaften bis 2015“ – diesen Bemühungen. Projektvorstellung (Jessica Baier, Kurt-M. Baudach, SKEW) Auf internationaler Ebene bilden Kommunen Zusam- menschlüsse, um sich gemeinsam zu einer Reduktion Anknüpfend an den Vortrag von Dr. Klaus Reuter, von Treibhausgasen zu bekennen. Dabei gehen die stellten die SKEW-Projektleiter Kurt-Michael Baudach freiwilligen Selbstverpflichtungen der Kommunen und Jessica Baier die Grundlagen des Projektes „50 oft weit über die Zielsetzungen der internationalen kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ vor. Sie Klimaverhandlungen hinaus. Als Beispiele für dieses gingen dabei auf die beteiligten Akteure, Projektziel- internationale Engagement nannte Dr. Reuter unter- setzung und – ablauf sowie auf die angebotene Unter- schiedliche Formen der kommunalen Zusammenar- stützungsleistung aber auch die Erwartungen an die beit. Dazu zählen Städtenetzwerke wie ICLEI oder beteiligten Kommunen ein. das Klimabündnis europäischer Kommunen, aber auch gemeinsame Erklärungen und Selbstverpflich- tungen wie zum Beispiel im Rahmen des Konvents der europäischen Bürgermeister für lokale nachhaltige Energie, des Mexiko City Pacts oder der Durban Adap- tation Charter. Nicht zuletzt bietet die konkrete bila- terale Projektzusammenarbeit großes Potential für kommunales Engagement, welches die SKEW und die LAG 21 NRW durch das Projekt „50 kommunale Klima- partnerschaften bis 2015“ weiter befördern möchten. „Es ist undenkbar, dass eine lokale Regierung im Zentrum Foto: Dr. Klaus Reuter Amazoniens Politik macht, ohne die Arbeit zum Thema Klimawandel zu berücksichtigen.“ Das Projekt ermöglicht eine Vernetzung der beteiligten (Antonia de Socorro Pena da Gama, Leiterin des Amtes Akteure auf drei verschiedenen Ebenen. Im Mittelpunkt für Regierungsangelegenheiten der Stadt Santarém, steht die bilaterale Zusammenarbeit der beiden an der Brasilien). jeweiligen Klimapartnerschaft beteiligten Kommunen. Auf dieser Ebene bietet das Projekt die Finanzierung und inhaltliche Unterstützung eines wechselseitigen Fachexpertenaustausches an. Ziel dieses Austausches ist die Erarbeitung eines gemeinsamen Handlungs- programms zu Klimaschutz und Klimaanpassung als Grundlage der Klimapartnerschaft. Die zweite Arbeitsebene bildet die Vernetzung der deutschen sowie der lateinamerikanischen Akteure untereinander. Dazu werden seitens der SKEW und der LAG 21 NRW Netzwerktreffen angeboten, bei denen in einem größeren Rahmen die Fortschritte der einzelnen Klimapartnerschaften thematisiert werden. 20
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik Abb. 5: Arbeitsebenen des Projekts „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ (SKEW, LAG 21 NRW) Darüber hinaus bilden alle Akteure aus Deutschland mit einer Projektteilnahme verknüpft sind. Dazu zählt und den unterschiedlichen lateinamerikanischen zunächst die Bereitschaft einer langfristig angelegten Ländern ein gemeinsames internationales Netzwerk, Zusammenarbeit mit ihren Partnern in den Themen- in dem ein Erfahrungsaustausch über das Gesamtpro- bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung mit dem jekt ermöglicht wird. Der internationale Auftaktwork- verbindlichen Ziel ein gemeinsames Handlungspro- shop der jeweiligen Projektphase bietet dazu eine gramm zu entwerfen und dieses im Anschluss schritt- Gelegenheit. Außerdem ermöglicht das Projekt einen weise umzusetzen. Des Weiteren wird eine aktive weiteren internationalen Workshop zur Präsentation Beteiligung von Akteuren aus der Kommunalverwal- der Handlungsprogramme an. Dieser findet etwa 18 tung an Fachexpertenentsendungen, Netzwerktreffen Monate nach dem Auftaktworkshop statt und bildet und Workshops erwartet. Die damit verbundenen somit den Abschluss einer intensiven Arbeitsphase, in Reisekosten werden vom Projektträger übernommen. der die einzelnen Klimapartnerschaften ihre bilate- Allerdings müssen die Akteure seitens der Kommune ralen Handlungsprogramme erarbeitet haben. im dienstlichen Interesse freigestellt werden, d.h. die Teilnahme muss als Dienstreise anerkannt werden. Die durch die SKEW und die LAG 21 NRW angebo- tenen Leistungen umfassen somit die Organisation und Finanzierung der einzelnen Workshops und Netzwerktreffen sowie die finanzielle Unterstützung und inhaltliche Begleitung von drei wechselseitigen Expertenentsendungen innerhalb der einzelnen Klimapartnerschaften. Eine wichtige Grundlage der Zusammenarbeit im Projekt bildet der von der SKEW und der LAG 21 NRW gemeinsam entwickelte „Leitfaden Klimapartnerschaft“, der den Prozess der Erstellung der Handlungsprogramme ausführlich beschreibt. Den Projektleitern war es wichtig heraus- zustellen, welche Erwartungen an die Kommunen 21
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik 4.4 Erwartungen an das Projekt die Weiterentwicklung kommunaler Kenntnisse und Fähigkeiten gehören insbesondere seitens der latein- Im Anschluss an die Projektvorstellung erhielten die amerikanischen Partnerkommunen zu den Erwar- Teilnehmenden die Möglichkeit ihre Erwartungen, die tungen an die Klimapartnerschaft. sie mit ihrer Projektteilnahme verbinden, im Rahmen einer Gruppenarbeitsphase zu formulieren. Sie teilten Einige TeilnehmerInnen nannten Zielgruppen und sich dazu in Kleingruppen nach Partnerschaften auf. Kooperationspartner, die mit der Klimapartnerschaft Es wurden Erwartungen für die eigene Kommune erreicht werden sollen, darunter Schulen und Jugend- und für die Partnerschaft sowie Erwartungen an das liche, Kleinbauern und Hochschulen. Eine partizipative Vorgehen im Gesamtprojekt genannt. Herangehensweise unter Einbeziehung unterschiedli- cher Akteure wurde dabei von mehreren Kleingruppen Erwartungen für die Partnerschaft als eine geeignete Vorgehensweise benannt. und die eigene Kommune Die einzelnen Gruppen gingen darauf ein, welche Ergebnisse und Erfahrungen sie sich von der Projekt- teilnahme für ihre Partnerschaft sowie für ihre eigene Kommune erwarten. Viele sehen demnach in der Projektteilnahme eine Möglichkeit die vorhandenen partnerschaftlichen Kontakte durch den fortwäh- renden Austausch weiter zu vertiefen. Wichtig ist den Teilnehmenden dabei das gegenseitige Lernen. Verbin- dende Elemente aber auch Unterschiede der beiden an der Partnerschaft beteiligten Kommunen sollen dabei herausgestellt werden. Gerade der Austausch im Themenbereich Klima ist in vielen Partnerschaften ein neues Aktionsfeld. Einige Partnerschaften benannten bereits konkrete Themen für eine mögliche Zusam- Abb.6: Erwartungen der Klimapartnerschaften Bonn – La Paz menarbeit wie z.B. Agrarwirtschaft und Emissions- und Corinto – Köln schutz, Hochwasserschutz oder CO2-Bilanzierung. Die kommunalen Akteure möchten die Klimapartnerschaft Vorgehensweise nutzen, um die Resilienz ihrer eigenen Kommune Die Akteure erwarten eine kontinuierliche Zusam- gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu menarbeit der einzelnen Partnerschaften innerhalb erhöhen oder um eine zunehmende Sensibilisierung des Projekts „50 kommunale Klimapartnerschaften der Bevölkerung für das Thema Klimaschutz zu errei- bis 2015“, bei der jeder Einzelne seine Erfahrungen chen. Auch die erhöhte internationale Sichtbarkeit der im Bezug auf Klimaschutz und Klimaanpassung Kommune wurde in diesem Zusammenhang genannt. einbringen kann. Die Etablierung von Arbeitsstrukturen und die Ausarbeitung eines gemeinsamen Aktions- Besonders viele Akteure nannten die konkrete Umset- plans der einzelnen Partnerschaften gehört ebenfalls zung von Maßnahmen als eine wichtige Erwartung zur Erwartungshaltung der kommunalen Akteure. an die Klimapartnerschaft und an das Projekt insge- samt. Dabei wurde auch die Mobilisierung von finan- Einige Akteure wiesen darauf hin, dass es wichtig ziellen Ressourcen zur Umsetzung von Projekten sei Schritt für Schritt und ergebnisorientiert vorzu- genannt. Technologietransfer sowie der Aufbau und gehen. Dabei sollten bürokratische Hürden und 22
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik Verwaltungsaufwand möglichst gering gehalten 4.5 Leitfaden zur Erstellung werden, um eine Konzentration auf die Inhalte der gemeinsamer Handlungsprogramme Klimapartnerschaft zu ermöglichen. Nicht zuletzt solle (Dr. Klaus Reuter, LAG 21 NRW) die Zusammenarbeit im Projekt auch Spaß machen. Herr Dr. Reuter erläuterte als Einstieg das Projektziel Kommunale Dachverbände zum Aufbau einer kommunalen Klimapartnerschaft Die am Workshop beteiligten VertreterInnen der zwischen deutschen Städten und Kommunen aus dem kommunalen Dachverbände aus Deutschland (Deut- globalen Süden. scher Städtetag), Costa Rica und Brasilien bildeten eine gesonderte Arbeitsgruppe. Eine wichtige Erwar- Der Leitfaden soll dazu dienen ein bilaterales fachlich tungshaltung dieser Gruppe ist die Einbeziehung der fundiertes Klimaschutz- und Klimaanpassungskon- kommunalen Dachverbände in das Projekt. Die Dach- zept als Handlungsprogramm zu erarbeiten und dazu verbände können dabei ihrerseits Informationen zum konkrete Umsetzungsmaßnahmen und Ressourcen- Projekt an ihre Mitglieder weitergeben. Zudem können bedarf zu identifizieren. Der Leitfaden dient somit sie die erzielten Ergebnisse des Projektes auch auf als Orientierungsrahmen für die Arbeit im Projekt nationaler Ebene vertreten und sich dafür einsetzen, und einer Priorisierung der Arbeitsabläufe, Projekte dass Ressourcen zur Umsetzung der Projekte bereit- und Maßnahmen. Durch seine mittel- und langfris- gestellt werden. Die Akteure formulierten zudem die tige Perspektive stärkt und fördert der Leitfaden die Erwartung, dass noch mehr Kommunen die Teilnahme Verbindlichkeit der Klima-Partnerschaftsarbeit. am Projekt ermöglicht wird, dabei betonten sie insbe- sondere auch die Einbeziehung von kleineren und eher Herr Dr. Reuter stellte die einzelnen Kapitel des Leit- ländlich geprägten Kommunen. Derartige Projekte fadens vor. Dabei ging er zunächst auf den Projektzeit- können dazu beitragen Kommunen für die Themen plan ein, der die wichtigsten Meilensteine des Projekts Klimaschutz und Klimaanpassung zu motivieren und grafisch darstellt. Den Projektverantwortlichen ist es sie in ihren Bemühungen diesbezüglich unterstützen. dabei sehr wichtig, dass die einzelnen Phasen einge- halten und aufeinander folgend bearbeitet werden, so „Dies ist eine der ersten Gelegenheiten, dass lateiname- dass alle Beteiligten auf gleicher Höhe agieren. rikanische Städte sich treffen, um [über den Klimawan- del] zu diskutieren. Heute ist der Klimawandel die größ- Aufbau und Orientierung te Herausforderung der Menschheit, und er kann nur mit Einrichtung der Bestandsaufnahme Information Arbeitsstrukturen Projekte, Konzepte, Daten und Zusammenarbeit und mit einer guten Organisation (…) Aktivitäten überwunden werden.“ (Nelson Moreira Franco, Leiter der Einheit für Klima- Erarbeitung des Handlungsprogramms wandel, Stadt Rio de Janeiro) Leitlinien Ziele und Maßnahmen Ressourcen Umsetzung und kontinuierlicher Verbessserungsprozess Umsetzung Monitoring Weiterentwicklung Abb. 7: Prozess der Erarbeitung von gemeinsamen Handlungsprogrammen (LAG 21 NRW, SKEW) 23
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik Darstellung der einzelnen Projektphasen Ein Fragenkatalog mit 20-30 Kernfragen, der dem Leitfaden beigefügt ist, soll den Akteuren bei der Aufbau und Vorbereitung Erhebung der Daten behilflich sein. Nach der Daten- Hinsichtlich der Kommunikation ist wichtig, so Dr. analyse folgt eine Stärken/Schwächen-Analyse, deren Reuter, dass das Projekt Öffentlichkeit erzeugt, um Ziel es ist, die Schwerpunktthemen für das Hand- eine offene und einladende Informationspolitik zur lungsprogramm zu definieren. Einbindung von Akteuren zur Mitarbeit zu erreichen. Die Kommunikation sollte sowohl intern, also inner- halb der Verwaltung und mit Politik und zivilgesell- schaftlichen Akteuren stattfinden als auch extern durch die Information über eine professionelle Presse- und Medienarbeit. Eine politische Beschlussfassung trägt nicht nur zur Verbindlichkeit gegenüber allen beteiligten Akteuren bei sondern ermöglicht zudem eine langfristige Absicherung und Evaluation. Abb. 9: Ablauf der Bestandsaufnahme (LAG 21 NRW) Arbeitsstrukturen der Klimapartnerschaft Da das Projekt langfristig angedacht ist, ist eine funk- Erarbeitung Handlungsprogramm tionale und verbindliche Arbeitsstruktur notwendig. Nach der ersten Phase des Aufbaus und der Orien- Die Arbeitsstrukturen legen klare Verantwortlich- tierung wird in einer zweiten Phase das gemeinsame keiten und Funktionen fest. Handlungsprogramm erstellt. Das Handlungspro- gramm legt konkret fest, was in der Klimapartner- schaft mit welchem Ziel von wem bis wann und womit Steuerungsgruppe Kernteam Koordination umgesetzt werden soll; es enthält also Ziele, Maßnahmen, Zeitplan und erforderliche Ressourcen Zivilgesellschaft, Verwaltung Politik, (unterschiedliche Verwaltung (personelle, finanzielle und materielle). Das Hand- Verwaltung Fachämter) lungsprogramm stellt das zentrale Instrument der Erarbeitung von Analyse und Organisatorische und inhaltliche Klimapartnerschaft dar, bietet allen Beteiligten einen Leitzielen und fachübergreifende Koordination sowie Handlungsprogramm Planung von Inhalten Kontaktstelle der Partner Rahmen, eine mittelfristige Orientierung für die gemeinsame Arbeit und stärkt die Verbindlichkeit der Abb. 8: Arbeitsstruktur der Klimapartnerschaften (LAG 21 NRW) Partnerschaftsarbeit. Für die Arbeit der jeweiligen Steuerungsgruppen sind Als handhabbares, umsetzungsorientiertes Instrument mindestens vier Sitzungen eingeplant. sollen im Handlungsprogramm sowohl Maßnahmen, die von den beiden Partnerkommunen eigenständig Bestandsaufnahme umgesetzt werden können, als auch Maßnahmen, für Einer der zentralen Punkte der ersten Phase besteht die die Unterstützung Dritter wie z.B. Partnerschafts- in der Bestandsaufnahme, da die Schwerpunktthemen vereine, private Investoren oder Geberorganisationen des zu erarbeitenden Handlungsprogramms auf der notwendig ist, aufgenommen werden. Damit können Grundlage qualitativer und/oder quantitativer Daten von ihm ausgehend Projekte unterschiedlicher Größe herausgearbeitet werden sollen. entwickelt werden. Da es sich um ein gemeinsames Handlungsprogramm handelt, beziehen sich seine 24
Vorstellung des Projekts: Hintergrund, Konzept, Methodik Ziele und Maßnahmen auf beide Partnerkommunen Umsetzung und kontinuierlicher und werden auch anschließend in beiden umgesetzt. Verbesserungsprozess Da das Handlungsprogramm kurz-, mittel- und lang- Leitlinien fristige Maßnahmenvorschläge enthält, sollte das Als langfristige Orientierung und Vision werden gemeinsame Programm der Klimapartnerstädte konti- Leitlinien formuliert, die als allgemeine und strate- nuierlich evaluiert werden, damit frühzeitig Erfolg und gische Ziele für den Aufbau der Klimapartnerschaft Misserfolg geplanter Aufgaben ersichtlich werden und gelten. Die Leitlinien setzen die grundsätzlichen somit einer Steuerung unterliegen. Hierzu dient ein Schwerpunktthemen und haben einen langfristigen Bericht der Klimapartnerschaft, der von den Partner- programmatischen Charakter. In den Leitlinien der schaftskommunen angefertigt wird und in regelmä- Klimapartnerschaft können vorhandene Grundsätze ßigen Abständen überprüft wird. Dieser Bericht dient der Partnerschaftsarbeit oder auch von Klimaschutz- zudem als Instrument der Information gegenüber planungen integriert werden. den politischen Gremien. Des Weiteren dient das Handlungsprogramm als wichtiger Ausgangspunkt Handlungsprogramm für Förderanträge auf internationaler und nationaler Das Handlungsprogramm als Handlungsanleitung Ebene. Hierbei bieten gut ausgearbeitete Handlungs- für die Umsetzung der Klimapartnerschaft soll vom programme die Chance bei den entsprechenden Abstrakten bis hin zu konkreten handlungsorientierten Fördergebern Maßnahmen finanziert zu bekommen. Punkten formuliert werden. Es besteht aus einem Ziel- system mit Leitzielen, Zielen sowie Maßnahmen und Projekten zur Zielerreichung. Herr Reuter verwies darauf, dass es sich um ein realis- tisches Handlungsprogramm handeln soll, das lieber weniger beinhaltet, dafür aber konkreter ist. Die Abbil- dung 10 zeigt eine beispielhafte Planung. Leitziel Ziel Maßnahme Verantwortlich Foto: Carla Hernández Ansaat Kommunale einheimischer Gehölze Umweltbehörde Auf Nachfragen aus dem Plenum wurde in der Bestehende Grünflächen der Stadt werden mit Ausbildung „greenkeeper“ in Umweltbehörde anschließenden Diskussionsrunde zur Vorstellung einheimischen Sozialbehörde Quartieren Baumarten aufgeforstet des Leitfadens nochmals erläutert, dass die konkrete BürgerInnen der BürgerInnen und Stadt können fußläufig eine Jährliche Pflanzaktion Bürger, „Greenkeeper“ Projektarbeit bis zur Erarbeitung der Handlungspro- Grünfläche erreichen Neue Grünflächen werden Analyse und gramme etwa 18 Monate dauern wird und hierfür die kontinuierlich in Planungs- und Planung neuer allen Quartieren geplant und Standorte Umweltamt personellen und finanziellen Ressourcen zur Beglei- angelegt tung der Klimapartnerschaften gewährleistet sind. Abb. 10: Beispielhafte Planung eines Handlungsprogramms Die Umsetzungsphase der Projekte erfolgt nach der (LAG 21 NRW) Erarbeitung des Handlungsprogramms. Weiterhin wurde aus dem Plenum die Frage aufge- worfen, ob bestehende Entwicklungspläne und 25
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