Ergebnis- und Prozessbericht - Teilnahme

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Ergebnis- und Prozessbericht - Teilnahme
Ergebnis- und Prozessbericht
Teilnahme- und Workshopprozess Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg
Ergebnis- und Prozessbericht - Teilnahme
Seite 2 von 54               Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess

 Impressum

 Dr.-Ing. Frehn, Steinberg & Partner               Dr.-Ing. Michael Frehn (Projektleitung)
 Stadt- und Verkehrsplaner                         M.Sc. Pascal Wolff
 Gutenbergstraße 34                                M.A. Dajana Esch
 44139 Dortmund

 www.planersocietaet.de

 in Zusammenarbeit mit:

                                                   Dr. Michael-André Horelt (Moderation)

 Hügelstraße 19
 64283 Darmstadt

 www.team-ewen.de

 Dortmund, im September 2022                       Bildnachweis
                                                   Titelseite: Ferstl

Planersocietät
Ergebnis- und Prozessbericht - Teilnahme
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess           Seite 3 von 54

Inhaltsverzeichnis
1   Einleitung                                                                                5

2   Die Beteiligung und der Prozess                                                           7

     2.1 Vororientierungsphase, öffentlicher Auftakt & erster Beteiligungsbaustein (Mai/ Juni
     2021)                                                                                    8

     2.2   Analysephase (Juli-September 2021)                                                 9

     2.3   Leitzielphase (Oktober 2021-Januar 2022)                                          10

     2.4   Zukunftsphase (Februar- Mai 2022)                                                 12

     2.5   Öffentlicher Abschluss (Juni-Juli 2022)                                           13

3   Analysephase                                                                             15

     3.1   Ausgangssituation                                                                 15

     3.2   Vertiefende Analyseergebnisse                                                     22

     3.3   Zusammenfassung der Analyse                                                       28

4   Das Zielkonzept                                                                          29

     4.1   Erreichbarkeit und Mobilitätsalternativen                                         29

     4.2   Verkehrsstruktur und Konfliktreduktion                                            30

     4.3   Aufwertung und Entlastung                                                         31

     4.4   Priorisierung und Hinweise                                                        32

5   Handlungsfelder, Bausteine und Planung                                                   34

     5.1   Diskussion der Handlungsansätze                                                   34

     5.2   Handlungsansätze als Ergebnis der Diskussion                                      35

6   Fazit und Ausblick                                                                       47

Danksagung                                                                                   51

Quellen                                                                                      52

                                                                                  Planersocietät
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: "Emil" (Altstadtburs) am Domplatz in der Regensburger Altstadt ................................................................. 6
Abbildung 2: Ablauf und Beteiligungsbausteine des Teilnahme- und Workshopprozesses ..............................................7
Abbildung 3: Erster Online-Dialog vom 12.6. – 5.7.2021 ......................................................................................................... 9
Abbildung 4: Informationsmaterial zum Prozess ...................................................................................................................... 11
Abbildung 5: Aufsuchende Beteiligung im öffentlichen Raum ............................................................................................... 11
Abbildung 6: Zukunftsworkshop im Kolpinghaus ..................................................................................................................... 13
Abbildung 7: Beteiligung und Ergebnisausstellung .................................................................................................................. 14
Abbildung 8: Podiumsdiskussion ................................................................................................................................................. 14
Abbildung 9: Bedeutung der Altstadt in Relation zur Größe ..................................................................................................16
Abbildung 10: Verkehrsberuhigung Altstadt – Ein Prozess seit über 40 Jahren ............................................................... 17
Abbildung 11: Erschließung der Altstadt .................................................................................................................................... 18
Abbildung 12: Mobilitätsverhalten der Altstadtbewohner, Regensburger und Besucher..................................................19
Abbildung 13: Bewertung der Erreichbarkeit .............................................................................................................................19
Abbildung 14: Parkort in der Altstadt ..........................................................................................................................................19
Abbildung 15: Bewertung Parksituation in Abhängigkeit vom Parkort ................................................................................ 20
Abbildung 16: Motivation und Erwartungen der Zielgruppen ................................................................................................ 21
Abbildung 17: Bewertungen des Online-Karten-Postings zur Altstadt ................................................................................ 22
Abbildung 18: Beispielhafte Verkehrsführung mit Durchgangsmöglichkeit........................................................................ 23
Abbildung 19: Stellplätze und Bepreisung von Sammelparkplätzen in der Altstadt ......................................................... 23
Abbildung 20: Nutzungsüberlagerung im Osten der Altstadt ............................................................................................... 24
Abbildung 21: Beschilderung Wohnverkehrsstraße ................................................................................................................. 24
Abbildung 22: P+R-Angebote in Regensburg ........................................................................................................................... 25
Abbildung 23: Linienführung Altstadtbus EMIL ....................................................................................................................... 26
Abbildung 24: Kfz-Verkehrsstärken in der Altstadt, punktuell dargestellt ......................................................................... 26
Abbildung 25: Straßennetzhierarchie ........................................................................................................................................ 27
Abbildung 26: Synoptische Zusammenführung von Analysethemen .................................................................................. 28
Abbildung 27: Priorisierung der Leitziele (Teilnehmende: 453 Personen; max. Auswahl von 5 Leitzielen) ................. 32
Abbildung 28: Auswahl häufiger Hinweise und Anmerkungen ............................................................................................. 33
Abbildung 29: Vereinende Themen im Rahmen des 2. Online-Dialoges ............................................................................. 33
Abbildung 30: Wichtige Themenauszüge der Zukunftsphase ............................................................................................... 35

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1 Einleitung
Die Altstadt von Regensburg als UNESCO-              kontrovers darüber diskutiert, ohne jedoch
Weltkulturerbe spiegelt mit seiner Struktur,         große Fortschritte zu erzielen.
seinen historischen Gebäuden, Gassen und
Plätzen wie keine andere Stadt die wirtschaft-       Die Bedarfe an die Altstadt mit unterschied-
lichen, politischen und religiösen Entwicklun-       lichsten Nutzungsansprüchen und die Heraus-
gen des Hochmittelalters ab und hat vieles           forderungen im Bereich des Verkehrs anzuge-
davon bis heute bewahren können. Die Stadt           hen und hier einen geeigneten Mittelweg zu
Regensburg ist sich dieser außergewöhnlichen         finden, war eine zentrale Aufgabe.
Bedeutung ihrer Altstadt bewusst. Die Her-
                                                     Die Stadt Regensburg hat somit vorgelagert
ausforderung ist, der Verantwortung für das
                                                     zu einem noch zu entwickelnden Verkehrs-
baukulturelle Erbe gerecht zu werden und
                                                     maßnahmenplan Altstadt einen Teilnahme-
gleichzeitig die Altstadt als lebendiges, vielfäl-
                                                     und Workshopprozess auf den Weg gebracht.
tiges, urbanes und identitätsstiftendes Stadt-
                                                     So konnten vorgelagert, gemeinsam und unter
quartier zu erhalten und weiter zu entwickeln.
                                                     Einbezug vieler Akteure der Stadtgesellschaft,
Die Altstadt ist ein sehr bedeutender Ein-           Ziele und Handlungsfelder erarbeitet werden.
kaufs-, Kultur-, Freizeit-, Arbeits-, Bildungs-
und Tourismusort, zugleich wohnen hier ca.            Zentrale Fragestellungen
17.000 Menschen. Eine Vielzahl von Besuche-
                                                      Grundlegende Fragestellungen im Teil-
rinnen und Besuchern kommt täglich in die
                                                      nahme- und Workshopprozess
Altstadt, zu Fuß, mit dem Rad, mit Bus und
Bahn oder dem Auto. Auf der einen Seite be-           Wie soll sich zukünftig die Regensburger Alt-
stehen die historisch gewachsenen Struktu-            stadt entwickeln?
ren, der Wunsch nach mehr Aufenthaltsquali-
tät und Entspannung. Auf der anderen Seite            Wie kann die städtebauliche Entwicklung im
stehen der fließende und ruhende Kfz- und             Zusammenspiel mit dem Verkehr funktionie-
Lieferverkehr auf den engen, nicht dafür ur-          ren?
sprünglich vorgesehenen Straßen der Altstadt.
Diese unterschiedlichen Ansprüche führen im-          Wie können die Beeinträchtigungen durch
mer wieder zu Konfliktsituationen unter-              den (motorisierten) Verkehr reduziert wer-
schiedlicher Nutzergruppen.                           den, gleichzeitig die Altstadt für alle erreich-
                                                      bar bleiben?
Nach jahrzehntelanger Fokussierung auf die
Bedarfe des motorisierten Individualverkehrs
                                                     Die Stadt Regensburg hat sich deshalb Anfang
hat die Aufenthaltsqualität sehr gelitten. Da-
                                                     2021 entschieden, in einem offenen Beteili-
bei hat Regensburg eine lebendige Altstadt,
                                                     gungsprozess mit allen interessierten Akteu-
die davon profitiert, dass hohe Verweilqualitä-
                                                     ren – von der Bürgerschaft über Interessens-
ten bestehen. Die Verkehrsberuhigung der
                                                     vertretungen und Verbänden unterschiedlicher
Altstadt ist ein wichtiges Ziel der aktuellen
                                                     gesellschaftlicher Gruppen bis zur Kommunal-
Stadtentwicklung. Über viele Jahre wurde sehr
                                                     politik – ein gemeinsames Zielkonzept zur

                                                                                         Planersocietät
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Altstadterschließung und zur Verkehrsberuhi-        zur Altstadterschließung und zur Verkehrsbe-
gung der Altstadt zu erarbeiten. Mit der            ruhigung ausgearbeitet werden.
Durchführung wurde die Planersocietät zu-
sammen mit dem Team Ewen als Moderatoren            Der konkrete Ablauf des einjährigen Teil-
zur fachlichen Ausarbeitung beauftragt.             nahme- und Workshopprozesses sowie die Er-
                                                    gebnisse werden nachfolgend dargestellt –
In einem einjährigen Prozess wurde mit ver-         Dokumentationen der einzelnen Bausteine des
schiedensten Beteiligungsbausteinen und             Prozesses sind auch weiterhin auf der projekt-
über mehrere aufeinander folgenden Phasen           begleitenden Internetseite www.deine-alt-
über die Ziele und Bausteine einer zielgerich-      stadt-regensburg.de einsehbar. Die Website-
teten Verkehrsberuhigung in der Altstadt dis-       wird über den Prozess hinaus weiterhin be-
kutiert. Die Ergebnisse des Prozesses liegen        stehen, um Ergebnisse und Arbeitsstände des
mit diesem Abschlussbericht vor. Aufbauend          konkreten Verkehrsmaßnahmenplanes abbil-
darauf wird anschließend ab 2023 von einem          den zu können.
externen Verkehrsplanungsbüro ein zielge-
richteter, konkreter Verkehrsmaßnahmenplan

Abbildung 1: "Emil" (Altstadtburs) am Domplatz in der Regensburger Altstadt

Quelle: Planersocietät

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2 Die Beteiligung und der Prozess
In einem einjährigen co-creativen Dialog wurden die Ziele und Handlungsfelder zur Altstadter-
schließung und Bedarfe an die Verkehrsberuhigung gemeinsam in einem mehrstufigen Teil-
nahme- und Workshopprozess partizipativ erarbeitet. Dabei bestand das Verfahren aus meh-
reren Bausteinen und Formaten, um eine möglichst breite Beteiligung zu gewährleisten.

                                                    den Diskussionsprozess mit eingebunden wer-
Stadtentwicklung funktioniert nur erfolgreich,
                                                    den. Über zwei Online-Dialoge (einmal zu Be-
wenn sie die verschiedenen Interessen der
                                                    ginn und ein weiteres Mal zu den Zielentwür-
Bevölkerung und Akteursgruppen einbezieht.
                                                    fen), an denen mehrere Tausend Personen
Aus diesem Grund wurde das „Zielkonzept
                                                    (siehe Kapitel 2.1 und 2.3) teilgenommen ha-
Verkehrsberuhigung Altstadt“ vom Frühjahr
                                                    ben, wurde jeweils ein öffentliches Feedback
2021 bis zum Sommer 2022 in einem intensi-
                                                    aus der breiten Bevölkerung eingefangen. Die
ven Zukunftsdialog gemeinsam mit der Stadt-
                                                    politischen Vertreterinnen und Vertreter wur-
gesellschaft erarbeitet. Trotz Corona-Ein-
                                                    den über mehrere Gesprächsrunden jeweils
schränkungen konnten vielfältige Beteili-
                                                    laufend mit eingebunden. Zudem wurden
gungsbausteine umgesetzt werden. In insge-
                                                    wichtige Meilensteine im Ausschuss vorge-
samt neun Workshops vor Ort, drei digitalen
                                                    stellt. Mithilfe unterschiedlicher Beteiligungs-
Workshops, jeweils einer öffentlichen Auftakt-
                                                    formate und einem niedrigschwelligen Zugang
und Abschlussveranstaltung, aufsuchenden
                                                    konnte insgesamt eine breite Beteiligung er-
Beteiligungsveranstaltungen in der Altstadt
                                                    zielt werden. Nachfolgend werden die zentra-
und zahlreichen Akteursgesprächen konnte
                                                    len Ergebnisse der einzelnen Phasen des Pro-
eine große Anzahl an interessierten Bürgerin-
                                                    zesses erläutert. Im Anschluss erfolgt die Er-
nen und Bürgern, aber auch nachfolgend ge-
                                                    gebnisdarstellung.
nannte Akteursgruppen konkret in

Abbildung 2: Ablauf und Beteiligungsbausteine des Teilnahme- und Workshopprozesses

                                                                                       Planersocietät
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2.1 Vororientierungsphase, öffentlicher Auftakt & erster Be-
    teiligungsbaustein (Mai/ Juni 2021)
Vororientierung und Einarbeitung                   dazu die Bedarfe und Ziele unterschiedlicher
                                                   Personen- und Akteursgruppen zu ermitteln.
In der Phase der Vororientierung wurde der         In diesen Gesprächen wurden Erwartungen an
geplante Erarbeitungsprozess der Politik im        den Prozess abgefragt und bestimmte
Rahmen einer Ausschusssitzung am 14.4.2021         Problem- und Interessenslagen betrachtet, die
vorgestellt.                                       in den weiteren Prozess mit eingebunden
                                                   wurden. Die Auswahl der Akteure erfolgte in
Begleitend zum Prozess wurde bereits zu Be-
                                                   Abstimmung mit der Stadtverwaltung.
ginn eine eigene projektbezogene Webseite
                                                   Eingeladen wurde ein vielfältiges
entwickelt. Unter der Webadresse www.deine-
                                                   Akteursspektrum der Altstadt. Es umfasste
altstadt-regensburg.de ist kontinuierlich über
                                                   bspw. Personen die sich intensiv mit der
den Prozess informiert worden. Bilder und
                                                   Altstadt auseinandersetzten oder auch
Zwischenergebnisse der Workshops wurden
                                                   besondere Anliegen und Sichtweisen in den
dort dokumentiert. Zugleich diente die Seite
                                                   Prozess mit einbringen.
als Beteiligungsplattform für die Online-Dia-
loge, als Plattform für das Streaming von hyb-
                                                   Öffentliche Auftaktveranstaltung
riden Veranstaltungen sowie als Anmelde-
plattform zu den Workshops. Die Homepage           Der öffentliche Dialogprozess startete mit ei-
wurde am 15.4.2021 im Rahmen eines Pres-           ner öffentlichen Auftaktveranstaltung am
setermins zusammen mit der Politik freigege-       Samstag, den 12.6.2021. Zunächst wurde sie
ben.                                               als hybride Freiluftveranstaltung mit einem
                                                   vor Ort auf dem Haidplatz stattfindenden Teil
Im Rahmen der Vororientierung sind die
                                                   sowie einer online-Übertragung geplant. Auf-
bisherigen Beschlüsse, vorhandene
                                                   grund der Corona-Pandemie musste sie je-
Zielsetzungen, Daten und Konzepte gesichtet
                                                   doch als Online-Format durchgeführt werden,
worden. Sie wurden als erstes Fundament der
                                                   bei der Bürgerinnen und Bürger mittels Chat
Diskussion von Seiten des Stadt- und
                                                   Fragen einbringen konnten.
Verkehrsplanungsbüros aufgenommen. Im Mai
                                                   Die Auftaktveranstaltung diente als Start-
und Juni 2021 sind zudem acht
                                                   schuss für den öffentlichen Dialogprozess. Ne-
Akteursgespräche durchgeführt worden:
                                                   ben Fragen zur Einschätzung der Notwendig-
Akteursgespräch mit dem Seniorenbeirat,
                                                   keit spielten insbesondere auch die mit dem
Akteursgespräch mit dem Sicherheitsbeirat,
                                                   Prozess verbundenen Ziele und Visionen der
Akteursgespräch mit der Schülerschaft,
                                                   Referent:innen eine Rolle.
Studentenschaft und dem Jugendbeirat,
Akteursgespräch mit der Kultur- und
Kreativwirtschaft, Akteursgespräch mit dem         Erster Beteiligungsbaustein: Online-Dialog &
                                                   Postkarte
Umweltforum, ADFC, Naturschutzbeirat und
dem Nahmobilitätskoordinator,                      Ebenfalls am 12.6.2021 startete der erste
Akteursgespräch mit den Hotel- und                 Online-Dialog zum Prozess. In drei Teilen
Kaufleuten, Akteursgespräch mit dem Runden         konnten die Teilnehmenden bis zum
Tisch Altstadt sowie ein Akteursgespräch mit       30.6.2021 ihre Meinung darlegen. In einer
Politik- und Stadtratsfraktionen. Diese dienten    Online-Befragung wurden die Teilnehmenden

Planersocietät
Ergebnis- und Prozessbericht - Teilnahme
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess               Seite 9 von 54

zu ihrem Mobilitätsverhalten und ihrer              bestand die Möglichkeit, z. B. seine
Einschätzung der aktuellen                          Lieblingsorte und auf der anderen Seite Orte,
Mobilitätsangebote befragt. Knapp 400               an denen man sich nicht gerne aufhält, auf
Bürgerinnen und Bürger haben an der                 der Karte zu verorten.
Onlinebefragung teilgenommen und Fra-               Neben der Möglichkeit, sich online zu
gen zu ihrem Mobilitätsverhalten beantwortet        beteiligen, wurden Interessierte aufgerufen,
sowie ihre Meinung zur Mobilität in der             mittels Postkarten ihre Zukunftsversion der
Altstadt Regensburgs eingebracht. Unter dem         Altstadt Regensburg zu formulieren und
Titel „Deine Ideen zur Verkehrsberuhigung der       abzugeben. Diese konnten neben der Online-
Altstadt“ konnten alle Interessierten ihre          Version auch analog bei der Stadt abgegeben
Meinungen/Sichtweise zu den Aspekten                werden. Insgesamt sind über 130 Postkarten
Fußverkehr, Radverkehr, ruhender Verkehr,           bei der Stadt Regensburg eingereicht worden.
Parken, Liefern, Aufenthaltsqualität und ÖPNV       Die Ergebnisse dieses ersten Online-
äußern. Auf einer Online-Karte der Altstadt         Dialogprozesses wurden dokumentiert und als
konnten zu diesem Zweck Mängel, Ideen oder          Input für die anschließenden Analyse-
Potenziale verortet werden (siehe Abbildung         workshops aufbereitet. Die Ergebnisse sind
2). Durch Kommentar- und Like-Funktionen            auf der Projekthomepage unter
konnten diese Beiträge wiederum von                 https://deine-altstadt-
anderen Personen bewertet werden. Zudem             regensburg.de/rueckblick/ einsehbar

Abbildung 3: Erster Online-Dialog vom 12.6. – 5.7.2021

Quelle: Planersocietät

2.2 Analysephase (Juli-September 2021)

Analyseworkshops in Präsenz und digital             gelegenen Kolpinghaus durchgeführt worden,
                                                    ein zusammenführender vierter Workshop
Im Juli 2021 sind vier Analyse-Workshops            fand als Online-Veranstaltung digital statt.
durchgeführt worden. Dabei sind drei der vier       Dabei wiesen die Präsenz-Workshops jeweils
Workshops vor Ort in Regensburg im zentral          unterschiedliche Diskussionsschwerpunkte

                                                                                      Planersocietät
Ergebnis- und Prozessbericht - Teilnahme
Seite 10 von 54              Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess

auf. Die erste Workshopreihe im Rahmen des          ihr Interesse an den Workshops anmeldeten,
Workshop- und Teilnahmeprozesses Ver-               sind auch nach dem Zufallsprinzip aus dem
kehrsberuhigung Altstadt Regensburg wurde           Einwohnermelderegister Bürger:innen einge-
folgendermaßen unterteilt:                          laden worden.

    •   Workshop A: Anbindung und Erschlie-         Zu dem zusammenführenden digitalen Work-
        ßung der Altstadt (23.07. 17.00-20.00       shop konnten sich alle interessierten Personen
        Uhr)                                        anmelden und mitdiskutieren. Hier wurden die
                                                    Workshopergebnisse der Analysephase zu-
    •   Workshop B: Kfz-Verkehr und Nahmo-          sammenfassend dargestellt. Anschließend
        bilität (24.07. 09.00-12.00 Uhr)            wurde in Untergruppen noch einmal über Zwi-
                                                    schenergebnisse, Zusammenführungen und
    •   Workshop C: Aufenthalt, Stadtgestal-
                                                    Teilthemen diskutiert.
        tung und Grün (24.07. 13.00-16.00
        Uhr)                                        Die Ergebnisse der vier Analyseworkshops
                                                    sind anschließend als Grundlage, auch für
    •   Ein Online-Workshop D, der am 29.
                                                    nachfolgende Workshops, ausgewertet und
        Juli (17.30-19.30 Uhr) stattfand,
                                                    dokumentiert worden. Alle Dokumente wurden
        diente als zusammenführendes Ele-
                                                    der Öffentlichkeit über die Webseite bereitge-
        ment.
                                                    stellt.
Mit insgesamt je ca. 30 externen Teilnehmen-
den – die Anzahl der Teilnehmenden war auf-         Konzept- und Dokumentenanalyse
grund der Corona-Pandemie begrenzt – ist
                                                    Neben den Workshops fand in der Analyse-
anhand von Leitfragen die bestehende Situa-
                                                    phase eine Konzept- und Dokumentenanalyse
tion analysiert worden. Zudem wurden jeweils
                                                    statt. Konzepte und Dokumente mit Schnitt-
Stärken und Schwächen in der Altstadt Re-
                                                    stellen zur Verkehrsberuhigung Altstadt Re-
gensburg hinsichtlich der Mobilität und des
                                                    gensburg wurden gesichtet, hinsichtlich ihres
Verkehrs herausgearbeitet.
                                                    Bezugs zur Verkehrsberuhigung ausgewertet
Die Teilnehmenden hatten vorab online die
                                                    und für den weiteren Prozess aufbereitet. Zu
Möglichkeit sich für einen konkreten Work-
                                                    nennen sind hier bspw. geplante städtebauli-
shop anzumelden, Ziel war es aber auch ge-
                                                    che Entwicklungen, Einzelhandels- und Mobi-
mischte Gruppen aus Bürger:innen, Stakehol-
                                                    litätsanalysen oder auch Beschlüsse des
dern und Vertreter:innen der Politik zusam-
                                                    Stadtrates in Bezug auf die Altstadt.
menzubringen. Neben Personen, die konkret

2.3 Leitzielphase (Oktober 2021-Januar 2022)

Aufsuchende Beteiligung im öffentlichen             schaft) an mögliche Leitziele für die Verkehrs-
Raum                                                beruhigung der Altstadt Regensburgs statt.
                                                    Hierzu wurde auf dem Neupfarrplatz am
Im September 2021 fand in der Fußgänger-            Nachmittag des 16. Septembers sowie am
zone eine erste Annäherung und öffentliche          Vormittag des 17. Septembers ein Werbe- und
Beteiligungsform (Aktivierung der Bürger-           Informationsstand aufgebaut. Ziel war es,

Planersocietät
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess               Seite 11 von 54

Passanten über den Prozess zu informieren            Abbildung 5: Aufsuchende Beteiligung im öf-
sowie erste Leitziele zum Prozess bei der Bür-       fentlichen Raum
gerschaft abzufragen, gemeinsam zu erarbei-
ten und zur Teilnahme an dem Prozess zu be-
wegen sowie Interesse zu wecken. Mitarbei-
tende des Planungsbüros Planersocietät, die
den gesamten Prozess begleiteten, betreuten
den Stand. Neben ausgelegtem Informations-
material konnten Interessierte in einem inter-
aktiven Format die für sie wichtig erachteten
Leitziele präferieren. Zur Auswahl standen da-
bei u.a.: mehr reine Fußgängerzonen inner-
halb der Altstadt, schnelle Radrouten durch
die Altstadt, Ein neu gedachtes ÖPNV-Netz zur
besseren Anbindung der Altstadt sowie eine
weiterhin großflächige Passierbarkeit mit dem
Pkw.

Abbildung 4: Informationsmaterial zum Prozess

                                                    Quelle: Planersocietät

                                                    Leitzielworkshops in Präsenz und digital

                                                    Im Oktober 2021 wurden, aufbauend auf den
                                                    Ergebnissen der Analyseworkshops, wiederum
                                                    zwei Leitzielworkshops durchgeführt. Um eine
                                                    Kontinuität der Teilnehmenden zu gewährleis-
                                                    ten, sind die Teilnehmenden aus den Analyse-
                                                    workshops mit zu den Leitzielworkshops ein-
                                                    geladen worden. Selbstverständlich sind wei-
                                                    tere Interessierte herzlich willkommen gewe-
                                                    sen. Die Zahl der Teilnehmenden war auch
                                                    hier, wie bereits zuvor in den Analyse-
                                                    workshops, aufgrund der Corona-Pandemie
                                                    begrenzt. Ein Workshop fand in Präsenz im
                                                    Kolpinghaus in Regensburg statt, ein Work-
                                                    shop wurde zusätzlich noch wenige Tage spä-
                                                    ter digital durchgeführt. Die Gruppe der Teil-
                                                    nehmenden im ersten, vor Ort stattgefunde-
                                                    nen Workshop, setzte sich aus ca. 40 Perso-
                                                    nen zusammen, darunter Repräsentant:innen
                                                    der Kommune, Vertreter:innen der kommuna-
Quelle: Planersocietät
                                                    len Verwaltung, von Vereinen und Verbänden,

                                                                                      Planersocietät
Seite 12 von 54              Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess

der Bürgerschaft sowie Mitarbeitende von            Die Ergebnisse der Leitzielworkshops wurden
Team Ewen und der Planersocietät, an dem            wiederum zusammenfassend dokumentiert
digitalen Workshop nahmen ca. 30 Personen           und auf der Projekthomepage veröffentlicht.
teil.
                                                    Zweiter Online-Beteiligungsbaustein
Bei den Leitzielworkshops wurden die Ergeb-
nisse aus den vorherigen Analyseworkshops           Die erarbeiteten Leitziele wurden anschlie-
präsentiert sowie mögliche Zieldimensionen          ßend in einem 2. Online-Dialog im Dezember
und -konflikte im Rahmen der Verkehrsberu-          2021 im Rahmen einer vierwöchigen Beteili-
higung Altstadt gemeinsam erarbeitet. Neben         gungsrunde zur Diskussion gestellt. Alle Inte-
den Leitzielen galt es auch, eine gemeinsame        ressierten Personen hatten die Möglichkeit,
Vision für die Zukunft der Regensburger Alt-        dazu Stellung zu nehmen, die Leitziele zu
stadt zu erarbeiten, die sich in den Leitzielen     kommentieren, zu bewerten und zu priorisie-
wiederspiegelt.                                     ren. So konnten sie z. B. angeben, welchen
                                                    Leitzielen sie voll oder teilweise zustimmen,
Die im Workshop zur Diskussion gestellten           welche Ziele in die falsche Richtung gehen
und weiterzuentwickelnden Leitziele sind auf-       oder bei welchen Leitzielen noch mehr Mut
bauend auf den Diskussionen und Ergebnis-           gefragt ist. Insgesamt wurden rund 6.625 Be-
sen in den Analyseworkshops abgeleitet wor-         wertungen vorgenommen, 1.767 Hinweise zu
den. Sie wurden als Entwurf von dem Ver-            den einzelnen Zielen abgegeben, 453 Priori-
kehrsplanungsbüro Planersocietät in enger           sierungen vorgenommen und 103 Allgemeinen
Abstimmung mit der Stadt Regensburg er-             Hinweisen hinterlassen.
stellt. Insgesamt sind so 14 Leitziele entstan-
den und in den Workshops zur Diskussion,            Diese Ergebnisse des 2. Online-Dialogs wer-
Weiterentwicklung und Ergänzung gestellt            den wiederum ausgewertet (siehe Kap. 4). Es
worden. Folgende Fragen waren dabei leitend:        erfolgte ein Zwischenstandspräsentation in
Sind die Leitziele richtig formuliert? Wo           den politischen Gremien.
braucht es Ergänzungen? Wo besteht Ände-
rungs- und Konkretisierungsbedarf innerhalb
der Leitziele?

2.4 Zukunftsphase (Februar- Mai 2022)

Erarbeitung von Handlungsansätzen                   Analyseworkshops im Juli 2021 und den Leit-
                                                    zielworkshops im Oktober 2021 das dritte und
Die Zukunftsworkshops im Rahmen des Work-           abschließende Beteiligungselement des Work-
shop- und Teilnahmeprozesses „Deine Alt-            shop- und Teilnahmeprozesses. Zentrales Ele-
stadt Regensburg“ fanden am 6./7. April als         ment der Workshops waren die gemeinsam zu
Präsenzworkshops wieder im Kolpinghaus von          erarbeitenden Handlungsansätze. Die Gruppe
18:00-21:00 Uhr sowie am 26. April in Form          der Teilnehmenden vor Ort (jeweils ca. 35 Per-
eines ergänzenden Digitalworkshops von              sonen) setzte sich aus Repräsentant:innen der
18:00-20:00 Uhr statt. Sie waren nach den           Kommune, Vertreter:innen der kommunalen
                                                    Verwaltung, Vereinen und Verbänden sowie

Planersocietät
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess              Seite 13 von 54

der Bürgerschaft. Wie auch in den Leitziel-         Arbeitsphase nochmals vorgestellt. Die Dis-
workshops sind auf Basis des bisherigen Pro-        kussionsschwerpunkte der einzelnen Klein-
zesses und insbesondere der Leitziele, Hand-        gruppen und die abschließenden Bewertun-
lungsansätze durch das Projektteam vorfor-          gen der Teilnehmenden wurden erläutert. An-
muliert worden, welche in den Workshops als         schließend wurde Raum für Rückfragen und
Arbeitsbasis dienten. Anhand von jeweils drei       Diskussionen oder Ergänzungen im Plenum
Thementischen pro Präsenz-Workshop wur-             gegeben, bevor der Einstieg in die Gruppenar-
den die Handlungsansätze in den Gruppen             beit erfolgte. Insgesamt wurden drei Gruppen
diskutiert. Einerseits wurde die Bedeutung          (Breakoutsessions) vorbereitet, in denen je-
und Umsetzung der Handlungsansätze disku-           weils zwei zu diskutierende Themen behan-
tiert, andererseits wurden bei Bedarf weitere       delt wurden. Handlungsansätze bei denen sich
Handlungsansätze ergänzt. Nach einem                bereits in den Präsenzworkshops Diskussions-
Wechsel der Tische in den Gruppen war es in         bedarf gezeigt hat, wurden nochmals vertie-
einer zweiten Arbeitsphase möglich, die korri-      fend diskutiert. Die Ergebnisse der Kleingrup-
gierten / ergänzten Handlungsansätze zu be-         pen wurden anschließend im Plenum zusam-
werten und letzte Hinweise zu geben.                mengetragen.

In einem ergänzenden zusammenführenden              Die Zukunftsworkshops sind dokumentiert und
digitalen Workshop mit ca. 25 Teilnehmenden         für alle Interessierten auf der Projekthome-
wurden in einem Rückblick auf die Präsenz-          page veröffentlicht.
workshops die Ergebnisse der zweistufigen

Abbildung 6: Zukunftsworkshop im Kolpinghaus

(Planersocietät)

2.5 Öffentlicher Abschluss (Juni-Juli 2022)

Abschlussveranstaltung auf dem Domplatz             bis 16.45 Uhr auf dem Domplatz von Regens-
                                                    burg statt. Vor Beginn der offiziellen Veran-
Die offizielle Abschlussveranstaltung zum Be-       staltung hatten Interessierte die Möglichkeit
teiligungsprozess „Deine Altstadt Regensburg“       ab 13.00 Uhr in Form eines „Gallery Walk“ die
fand am Samstag, den 30. Juli 2022 von 13.00        Ergebnisausstellung zu besuchen: die zentra-

                                                                                      Planersocietät
Seite 14 von 54                      Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess

len Ergebnisse des Teilnahme- und Work-                      Abbildung 8: Podiumsdiskussion
shopprozesses sind auf insgesamt 15 Plakaten
festgehalten und dargestellt worden. Auch in-
teraktiv konnten sich Interessierte beteiligen
und ihre Meinung zum Prozess und Hinweise
an den zu beauftragenden Gutachter im kom-
menden Jahr abgeben.

Abbildung 7: Beteiligung und Ergebnisausstel-
lung

                                                            (Stadt Regensburg)

                                                            In einem offiziellen Teil wurden alle Teilneh-
                                                            menden der Abschlussveranstaltung von der
                                                            Oberbürgermeisterin Frau Maltz-Schwarzfi-
                                                            scher und der Planungs- und Baureferentin
                                                            Frau Schimpfermann begrüßt, bevor Herr Dr.
                                                            Frehn von der Planersocietät zentrale Ergeb-
                                                            nisse des Prozesses vorstellte. Anschließend
                                                            kamen Teilnehmende aus dem Prozess zu
                                                            Wort bevor die Diskussion auch für das Publi-
                                                            kum geöffnet wurde. Hierzu eingeladen waren
                                                            Herr Buck (Arbeitskreis Kultur Regensburger
                                                            Bürger), Herr Saar (Faszination Altstadt e.V.),
(Planersocietät; Stadt Regensburg)                          sowie Herr Schwarzmann (Studierendenver-
                                                            tretung OTH). An der Plenumsdiskussion hat
Mithilfe von Klebepunkten konnten sie zudem
                                                            zudem Herr Dr. Frehn als Projektleiter teilge-
die Dringlichkeit der Verkehrsberuhigung der
                                                            nommen, moderiert hat die Plenumsdiskus-
Altstadt Regensburgs bewerten. Mithilfe farbi-
                                                            sion Herr Horelt (Team Ewen).
ger Bälle konnten die Besuchenden zudem
angeben, woher sie kommen (Bewohner der
Altstadt; Aus Regensburg; Aus dem Umland;
Von weiter her).

Planersocietät
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess                           Seite 15 von 54

3 Analysephase
Die Analysephase diente der Auseinandersetzung mit der Bestandsverkehrssituation in der
Altstadt Regensburg. Im Dialog mit den teilnehmenden Akteuren erfolgte die Aufnahme, Dis-
kussion und letztendlichen Abwägung und Priorisierung von Problematiken und Interessensla-
gen rund um die gegenwärtige Ausgangssituation. Ergänzt wurde dies durch Möglichkeiten
der digitalen Beteiligung und eine Analyse vorhandener Dokumente. In mehrere Stufen aufge-
teilt erfolgte auf diesem Weg die Analyse der Ausgangssituation.

3.1 Ausgangssituation

Bedeutung und Sozialstruktur der Altstadt                 in diesen Bereichen eine erhöhte Verdichtung
                                                          gegenüber der Gesamtstadt Regensburgs, um
Die Altstadt Regensburgs ist von großer Be-               etwa die Faktoren 2,5-3, auf. Auch in weiteren
deutung für die Stadt Regensburg und auch                 Bereichen, wie der Gastronomie, dem Gesund-
darüber hinaus für den gesamten ostbayri-                 heitssektor, der Schulbildung oder in der Ver-
schen Raum. Dies zeigt sich unter anderem in              waltungsfunktion nimmt die Altstadt eine
den Einzelhandelsbilanzen oder auch in der                überdurchschnittliche Bedeutung in Regens-
touristischen Erschließung. In der Altstadt Re-           burg ein.
gensburgs werden jährlich 290 Mio. Euro um-
gesetzt und Gästen stehen insgesamt 2.300                 Die Struktur der Altstadt ist dabei, vor allem
Hotelbetten zur Verfügung. Im Vergleich mit               historisch bedingt, relativ kleinteilig in ihrer
der Gesamtstadt Regensburgs liegen knapp                  Raum- und Gebäudestruktur. Neben einer
40 % der Einzelhandelsbetriebe in der Alt-                Vielzahl an kleinen Ladenlokalen ist auch die
stadt und etwa 40 % der Hotelgäste über-
      1
                                                          Haushaltsgröße mit 1,45 Personen deutlich
nachten in der Altstadt . Diese Werte liegen im
                            2
                                                          unterdurchschnittlich. Diese Kleinteiligkeit
Verhältnis zur Fläche in etwa um das 10-11-               zeigt sich auch im Erschließungssystem mit
fache über denen der Gesamtstadt (siehe Ab-               einer Vielzahl an schmalen Gassen und We-
bildung 9). Über die Besuchsfunktion hinaus               gen.
erfüllt die Stadt Regensburg jedoch weitere
wesentliche Funktionen für Stadt und Umland.              Die Bewertung der Altstadt ist dabei in vieler-
So leben knapp 17.000 Einwohnerinnen und                  lei Hinsicht sehr positiv. So werden bspw. das
Einwohner in der Altstadt Regensburgs und                 Ambiente und Flair, die Gestaltung der Innen-
knapp 7.500 sozialversicherungspflichtig Be-              stadt sowie das Gastronomieangebot als posi-
schäftigte sind in der Altstadt tätig3. Im Ver-           tiv bis sehr positiv eingeschätzt. Auch Aspekte
gleich zu ihrer Größe weist die Altstadt auch

                                                          2
                                                              Bedarfsanalyse für das Beherbergungsgewerbe in Re-
1
    Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Regens-       gensburg (Hotelkonzept) 2016
    burg 2030, Werte von 2018
                                                          3
                                                              Statistisches Jahrbuch 2020 (Werte ohne Stadtamhof)

                                                                                                   Planersocietät
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wie die Erreichbarkeit, Besucheranzahl, Si-                  det die Innenstadt Regensburgs unterdurch-
cherheit und Sauberkeit werden als positiv                   schnittlich ab.4 Neben der guten Bewertung
wahrgenommen. Die Innenstadt liegt bei die-                  durch Besucherinnen und Besucher sind auch
sen Aspekten durchweg über dem Durch-                        Bewohnerinnen und Bewohner gerne in der
schnitt für die entsprechende Ortsgrößen-                    Altstadt. So sind bspw. 86 % der Altstadtbe-
klasse. Lediglich in den Aspekten der Park-                  wohnerinnen und -bewohner mit ihrer Wohn-
möglichkeiten und der Barrierefreiheit schnei-               situation sehr zufrieden oder zufrieden (Stadt-
                                                             amhof 72 %).5

    Abbildung 9: Bedeutung der Altstadt in Relation zur Größe

      Wohn-                                                      Beschäftigte
      bevölkerung

      Einzelhandels-                                          Hotelgäste
      betriebe

Quelle: Statistisches Jahrbuch 2020; Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt Regensburg 2030; Bedarfsanalyse für
das Beherbergungsgewerbe in Regensburg (Hotelkonzept) 2016

Es zeigte sich im Ergebnis, dass die Innenstadt              Mobilität wurden auch einige Kritikpunkte an-
ein wichtiger Ort zum Leben, Besuch und auch                 gesprochen, die im Folgenden vertiefend un-
zum Arbeiten ist und sie als attraktiv einge-                tersucht wurden.
schätzt wird. Insbesondere in Bezug auf die

4
      Befragung IfH Vitale Innenstadt, 2014                  5
                                                                  Wohnen in Regensburg 2017

Planersocietät
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess              Seite 17 von 54

Historie der Verkehrsberuhigung                     reits unterschiedlichste Beschlüsse, Planvor-
                                                    haben und Umgestaltungen eine Veränderung
Die Erreichbarkeit der Altstadt und Mobilität
                                                    der verkehrlichen Altstadterschließung nach
innerhalb der Altstadt beschäftigt Politik, Bür-
                                                    sich gezogen. Diese sind wesentliche Grund-
gerschaft und zentrale Akteure der Innenstadt
                                                    lage für zukünftige Planungen und vor diesem
schon seit langem. Entsprechend haben be-
                                                    Hintergrund eingangs zu betrachten (siehe
                                                    Abbildung 10).

Abbildung 10: Verkehrsberuhigung Altstadt – Ein Prozess seit über 40 Jahren

Quelle: Planersocietät

                                                    die Hotellerie oder auch den Lieferverkehr,
Aktuelle Erschließung der Altstadt
                                                    gibt es darüber hinaus ein umfangreiches
Die Erschließung der Altstadt für den Kfz-Ver-      Netz an Wohnverkehrsstraßen. Diese sind als
kehr besteht bisher aus einem Netz an Haupt-        Fuß- und Radweg definiert, lassen aber meist
erschließungsachsen und Nebenerschlie-              zahlreiche Ausnahmenutzungen zu, die zudem
ßungsachsen, die die Zufahrt zur Altstadt er-       schwer zu kontrollieren sind. Im Bereich der
möglichen, wie bspw. die Weißenburger               Fußgängerzone ist nur Lieferverkehr in vorge-
Straße, die D.-Martin-Luther-Straße oder            gebenen Zeitfenstern von 6.00 – 10.30 Uhr
auch die Prüfeninger Straße. Darüber hinaus         und von 17.30 – 19.30 Uhr zulässig.
gibt es zahlreiche kleinere Erschließungsstra-
ßen, die eine Zufahrt zu Parkplätzen und            Der ÖPNV wird überwiegend am Rand der Alt-
Sammelparkanlagen innerhalb der Altstadt er-        stadt geführt, mit den Hauptachsen D.-Mar-
möglichen, wie bspw. die Dr.-Wunderle Straße        tin-Luther-Straße und die Thundorfer Straße,
oder auch der St.-Peters-Weg. Aufgrund zahl-        mit Halt bspw. am Arnulfsplatz und Dachau-
reicher weiterer Erschließungsinteressen,           platz oder auch der Anbindung des Haupt-
bspw. durch Anwohnerinnen und Anwohner,             bahnhofs. Durch den Kernbereich der Altstadt

                                                                                     Planersocietät
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verkehrt im 10-Minuten-Takt (zu klassischen                 die Führungsqualität ist jedoch ausbaufähig,
Geschäftszeiten) zusätzlich der kostenlose                  da nur vereinzelt eine separate Führung er-
Elektrobus EMIL mit Haltepunkten unter ande-                folgt. Radabstellanlagen bestehen in der Alt-
rem an der Maximilianstraße, am Dom, am                     stadt in vielen Bereichen, sind jedoch, insbe-
Neupfarrplatz aber auch am Interims-ZOB zur                 sondere in zentralen Lagen auch stark ausge-
Vernetzung mit dem Schienenverkehr sowie                    lastet.
Stadt- und Regionalbusverkehr.
                                                            Für den Fußverkehr bestehen grundsätzlich
Die bestehenden Radverkehrsrouten sehen im                  zahlreiche Querungsmöglichkeiten und eine
Altstadtbereich oft eine gemeinsame Führung                 kleinteilige Erschließung. Konflikte entstehen
mit dem Kfz-Verkehr auf der Fahrbahn vor,                   vor allem durch die gemeinsame Nutzung der
entlang der Erschließungsachsen, bspw. an                   Räume mit anderen Verkehrsmitteln.
der Thundorfer Straße oder dem St.-Peters-
Weg. Gleichzeitig ist für den Radverkehr aber               Weitere Informationen können auch der Doku-
auch die Fußgängerzone freigegeben sowie                    mentation der Analyseworkshops entnommen
zahlreiche Einbahnstraßen in Gegenrichtung.                 werden: https://deine-altstadt-regens-
Die Wegemöglichkeiten sind durch wenige Be-                 burg.de/wp-content/uploads/2021/08/Do-
schränkungen somit hoch für den Radverkehr,                 kumentation-Analyseworkshops.pdf

Abbildung 11: Erschließung der Altstadt

Quelle: Planersocietät; Kartengrundlage: Openstreetmap-Mitwirkende 2021

Planersocietät
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess                            Seite 19 von 54

                                                           In der Bewertung der Erreichbarkeit mit unter-
Mobilitätsverhalten und -bewertung
                                                           schiedlichen Verkehrsmitteln zeigt sich, dass
Im Rahmen der Online-Beteiligung wurde das                 vor allem die Erreichbarkeit zu Fuß aber auch
Mobilitätsverhalten der Regensburger:innen                 mit dem Rad als gut bewertet wird, wohinge-
abgefragt (siehe auch Absatz 2.1). Dabei wur-              gen der ÖPNV und das private Auto eine
den Fragen zur Bewertung der Erreichbarkeit,               schlechtere Bewertung erhalten haben.
zum Parkort oder auch zum Mobilitätsverhal-
ten gestellt. In der Wahl des Verkehrsmittels              Abbildung 13: Bewertung der Erreichbarkeit
zeigt sich, dass mit knapp 50 % ein großer
Teil der Regensburger:innen bereits zu Fuß
oder mit dem Fahrrad unterwegs ist. Bei den
Bewohner:innen der Altstadt ist dieser Anteil
mit 65 % nochmal deutlich höher und der Kfz-
Anteil mit gut 20 % sehr gering. Entsprechend
ist auch der Pkw-Besitz mit 5.800 zugelassen
Pkw durch Bewohnerinnen und Bewohner der
Altstadt deutlich unterdurchschnittlich.6. Die
                                                           Quelle: Planersocietät, basierend auf erstem Onlinedialog
Besucher der Altstadt Regensburgs legen,
aufgrund der größeren Distanz, die Wege                    In der Befragung zum Parkraum zeigt sich,
überwiegend mit dem Kfz und dem ÖPNV zu-                   dass gut die Hälfte der Teilnehmenden be-
rück. So ist der ÖPNV-Anteil laut Auswertung               wirtschaftete Sammelparkanlagen nutzt aber
mit 23 % etwa doppelt so hoch als die der Alt-             auch gut 20 % öffentliche Parkplätze ohne
stadtbewohnerinnen und -bewohner und auch                  Tarifstruktur (siehe Abbildung 14). Der Stra-
der Kfz-Anteil mit knapp 50 % am höchsten.                 ßenraum nimmt hingegen mit 7 % nur eine
Insgesamt weist der Umweltverbund (insbe-                  geringe Bedeutung ein.
sondere Rad, Fuß) bei der Mobilität der Re-
gensburgerinnen und Regensburger einen                     Abbildung 14: Parkort in der Altstadt

vergleichsweisen hohen Anteil auf.

    Abbildung 12: Mobilitätsverhalten der Altstadt-
    bewohner, Regensburger und Besucher

                                                           Quelle: Planersocietät, basierend auf erstem Onlinedialog

                                                           Auch in der Bewertung der Parkmöglichkeiten
                                                           schneiden die Sammelparkanlagen, insbeson-
Quelle: Mobilität in Städten 2018; Stadt Regensburg; Vi-
tale Innenstädte 2014

6
      Statistisches Jahrbuch 2020

                                                                                                    Planersocietät
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dere Parkbauten, besser ab als die Parkmög-                  Erwartungen und Wünsche der Akteure
lichkeiten im Straßenraum oder auf Sammel-
                                                             In mehreren Akteursgesprächen wurden auch
parkanlagen ohne Tarifstruktur (siehe Abbil-
                                                             erste Erwartungen an den Prozess und eine
dung 15). Zudem wurde erhoben, dass die
                                                             Einschätzung der künftigen verkehrliche Ent-
Parkplatzsuche in der Altstadt Regensburgs
                                                             wicklung für die Altstadt abgefragt. Es zeigen
im Schnitt deutlich länger dauert als im
                                                             sich vielfältige Ansprüche an eine Verkehrsbe-
Durchschnitt Regensburgs. Nur gut ein Drittel
                                                             ruhigung und Attraktivierung der Altstadt Re-
der Teilnehmenden finden nach eigener
                                                             gensburgs (Abbildung 15: Bewertung Parksi-
Schätzung in unter 10 Minuten einen Park-
                                                             tuation in Abhängigkeit vom Parkort). Es wur-
platz, immerhin 11 % suchen sogar länger als
                                                             den aber auch klare Botschaften an den Pro-
30 Minuten.
                                                             zess formuliert, der alle Interessen berück-
Insgesamt wird die nahmobile Anbindung als
                                                             sichtigen müsse aber auch den Startschuss zu
verhältnismäßig gut bewertet, die Anbindung
                                                             einer weiteren Umsetzung darstellen soll. Aus
mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem pri-
                                                             Akteurssicht brauche es ein klares Signal und
vaten Kfz jedoch nicht. Auch in der Verkehrs-
                                                             ein zusammenhängend gedachtes Konzept für
mittelnutzung zeigt sich ein insgesamt hoher
                                                             die verkehrliche Altstadtentwicklung. Beruhi-
Anteil im Fuß- und Radverkehr. Detaillierte In-
                                                             gung, Belebung und Mobilitätsalternativen
formationen sind der Dokumentation zu ent-
                                                             müssten gemeinsam gedacht werden und im
nehmen: https://deine-altstadt-regens-
                                                             Prozess gehe es nun darum positive Bilder zu
burg.de/wp-content/uploads/2021/09/
                                                             vermitteln, wie die Mobilität der Zukunft in der
Handout-1.-Online-Dialog.pdf
                                                             Altstadt aussehen könne und dies im Aus-
                                                             tausch mit den Bürger:innen zu diskutieren.

Abbildung 15: Bewertung Parksituation in Abhängigkeit vom Parkort

Quelle: Planersocietät, basierend auf erstem Onlinedialog;
*unter 10 befragte Personen in Kategorie

Planersocietät
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess   Seite 21 von 54

Abbildung 16: Motivation und Erwartungen der Zielgruppen

Quelle: Planersocietät, basierend auf Akteursgesprächen

                                                                                            Planersocietät
Seite 22 von 54                   Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess

3.2 Vertiefende Analyseergebnisse

Lieblingsorte und Verbesserungspotenziale                   merkungen insgesamt verteilte sich auf die Er-
                                                            schließungs- und Verbindungsstraßen. So wur-
In einem Online-Kartenposting hatten die Teil-              den bspw. an der D.-Martin-Luther-Straße oder
nehmenden die Gelegenheit ihren Lieblingsort                auch der Prüfeninger Straße und der
anzugeben aber auch Potenzialräume und Ver-                 Kumpfmühler Straße zahlreiche Verkehrskon-
kehrskonflikte darzustellen oder Aspekte wie die            flikte benannt. Am Ufer der Donau, an der
Aufenthaltsqualität zu bewerten (Abbildung 17:              Keplerstraße wurde neben Nutzungskonflikten
Bewertungen des Online-Karten-Postings zur                  vor allem eine mangelnde Verkehrsberuhigung
AltstadtAls attraktive Räume und Lieblingsorte              angemerkt. Dies wurde im Bereich der Gesand-
wurden dabei vor allem die Grünräume an der                 tenstraße sowie am Dom und Kornmarkt eben-
Donau und auch im Grüngürtel um die Altstadt                falls vielfach angemerkt. Detaillierte Informatio-
herum benannt. In den zentralen Bereichen der               nen sind der Dokumentation zu entnehmen:
Altstadt selbst wurden einige Lieblingsräume                https://deine-altstadt-regensburg.de/wp-
benannt, es gab aber auch zahlreiche Negativ-               content/uploads/2021/09/
bewertungen in der Aufenthaltsqualität, bspw.               Handout-1.-Online-Dialog.pdf
am Kornmarkt. Ein Großteil der negativen An-
Abbildung 17: Bewertungen des Online-Karten-Postings zur Altstadt

Quelle: Planersocietät, basierend auf erstem Onlinedialog

Planersocietät
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess                     Seite 23 von 54

                                                            Die teilweise hohe Verkehrsbelastung in der
Zielverkehrsleitung in der Altstadt
                                                            Altstadt ist nur schwer, insbesondere mit der
In der vertiefenden Analyse stellte sich als ein            hohen Fußverkehrsfrequenz und dem Radver-
Problem die mangelhafte Leitung des Zielver-                kehr zu vereinbaren. Eine verbesserte Len-
kehrs dar, die in mehrere Probleme für die                  kung des Verkehrs und Aufteilung wäre hier-
Altstadt mündet.                                            bei als ein Lösungsbaustein zielführend, um
                                                            Kfz-Verkehre in der Altstadt auf ein notwendi-
Eine Vielzahl an unterschiedlichen Parkmög-
                                                            ges Minimum zu reduzieren.
lichkeiten, sowohl in der Ausgestaltung als
auch in der Tarifstruktur führt, verbunden mit              Abbildung 18: Beispielhafte Verkehrsführung
einer unzureichenden frühzeitigen Ausschilde-               mit Durchgangsmöglichkeit
rung der Parkmöglichkeiten zu erheblichem
Mehrverkehr in der Altstadt. Die vorgesehenen
Erschließungsachsen lassen es dabei zu, dass
dieser Verkehr vielfach durch zentrale Berei-
che der Altstadt fließt, wie bspw. am Dom ent-
lang oder durch die Maximilianstraße. Wohn-
verkehrsstraßen lassen zudem eine Vielzahl
an Ausnahmen zu, bspw. für Hotelgäste. Da
eine Kontrolle dieser Ausnahmen kaum mög-
lich ist, kommt es mutmaßlich häufig zu unbe-
rechtigten Durchfahrten, die die Verkehrsbe-                Quelle: Planersocietät

lastung in sensiblen Bereichen erhöht.

Abbildung 19: Stellplätze und Bepreisung von Sammelparkplätzen in der Altstadt

Quelle: das Stadtwerk, Stadt Regensburg; Kartengrundlage: Openstreetmap-Mitwirkende

                                                                                             Planersocietät
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                                                    Wirkung hin zu prüfen. Dies kann einen ge-
Raumaufteilung in der Altstadt
                                                    wissen Ausschluss von Sonderzufahrten be-
In der Altstadt Regensburgs haben unter-            deuten oder eine gänzlich neu zu erstellende
schiedliche Akteure und unterschiedliche Ver-       Beschilderung.
kehrsteilnehmende vielfach auf einem eng be-
grenzten Raum eine Mehrzahl an unterschied-          Abbildung 20: Nutzungsüberlagerung im Osten
                                                     der Altstadt
lichen Nutzungsinteressen. Da in vielen Räu-
men grundsätzlich allen Verkehrsteilnehmen-
den die Nutzung freisteht, ist eine zufrieden-
stellende Nutzung für Alle oft nur schwer rea-
lisierbar (siehe auch Abbildung 21).

Zahlreiche anzubindende kleinteilige Park-
möglichkeiten, das grundsätzliche Ziel einer
Befahrbarkeit durch den Kfz- und Radverkehr
sowie eine direkte Anbindung durch den Fuß-
verkehr und Befahrbarkeit durch den ÖPNV
sorgen in vielen Straßenräumen und auf Plät-
zen für Minimallösungen, die keinen der Ver-
kehrsteilnehmenden zufriedenstellen. Insbe-
sondere in Bereichen der Altstadt, in denen
der Kfz-Verkehr noch eine größere Bedeutung
einnimmt, bspw. in der Drei-Kronen-Gasse,
entstehen Raumnutzungskonflikte aber auch
                                                    Quelle: Planersocietät
zwischen dem Rad- und Fußverkehr entste-
hen Probleme, bspw. auf der Gesandtenstraße          Abbildung 21: Beschilderung Wohnverkehrs-
bei einer sehr hohen Fußverkehrsfrequenz             straße
und gleichzeitiger Befahrung durch Radfah-
rende.

Eine Nutzungspriorisierung von unterschiedli-
chen Achsen für unterschiedliche Verkehrsar-
ten (bspw. der Radverkehr als wichtigste Ver-
kehrsart auf einer Straße, der Kfz auf einer
anderen Straße), die sich auch in der Gestal-
tung des Straßenraumes bemerkbar macht,
kann die Straßen entlasten. Auch auf Plätzen
sollten klare Prioritäten geschaffen werden
oder geeignete Konzepte der multifunktionel-
len Nutzung entwickelt werden. Der Fokus
sollte hier auf einer hohen Aufenthaltsqualität
                                                    Quelle: Planersocietät
liegen. Zusätzlich sind verkehrsrechtliche Aus-
nahmen (Wohnverkehrsstraßen) hinsichtlich
der Praxistauglichkeit (Abbildung 18) auf Ihre

Planersocietät
Verkehrsberuhigung Altstadt Regensburg - Teilnahme- und Workshopprozess                  Seite 25 von 54

Anbindung der Altstadt mit dem Umweltver-           Anknüpfungspunkten und Bushaltestellen. An
bund                                                innenstadtnahen Parkmöglichkeiten fehlen
                                                    zudem Park+Bike Angebote in Form eine
Die Anbindung der Altstadt wird als wesentli-
                                                    Fahrradverleihsystems.
cher Aspekt angesehen, um eine Verlagerung
vom Kfz-Verkehr auf den Umweltverbund er-
                                                    Neben der Anbindung in die Altstadt ist für die
reichen zu können und die Verkehrsberuhi-
                                                    Bewohner der Altstadt auch der umgekehrte
gung innerhalb der Altstadt so zu fördern. Ein
                                                    Weg wichtig. Hier fehlt es zum Verzicht auf
frühzeitiger Umstieg, möglichst bereits am
                                                    das private Kfz ebenfalls an Angeboten, bspw.
Stadtrand, wird angestrebt. Aktuell werden je-
                                                    in Form eines Carsharing-Systems an innen-
doch mangelhafte Angebote kritisiert.
                                                    stadtnahen Parkplätzen und weiteren Anbin-
                                                    dungspunkten an das Kfz-Verkehrsnetz. Im
Die Park+Ride-Angebote am Rand der Altstadt
                                                    Fokus für viele der innenstadtnahen Angebote
werden als nicht hinreichend und wenig at-
                                                    steht unter anderem die Mobilitätsdreh-
traktiv wahrgenommen. Dies betrifft zum ei-
                                                    scheibe, die mehr als ein einfacher Parkplatz
nen die mangelnde Beschilderung, unter-
                                                    werden muss (z. B. neue Mobilitätsangebote,
schiedliche Preisgefüge der P&R Angebote
                                                    Sharing-Angebote und ÖPNV-Integration).
oder zu hohe Tarifstrukturen (P+R Regens-
burg West). So werden die Parkkapazitäten
                                                     Abbildung 22: P+R-Angebote in Regensburg
vielfach als nicht ausreichend bewertet und
die Anbindung in Geschwindigkeit und Tak-
tung als unattraktiv angesehen. Dies gilt für
die Bus-Verbindungen aber auch für die
Schienenanbindungen, denen ein attraktiver
Pendlertakt fehle. Insbesondere in der Anbin-
dung des Nordens seien Verbesserungen er-
forderlich, wie sie durch eine Stadtbahn er-
gänzend oder durch neue P&R Parkplätze
entstehen könnten. In der Anbindung in die
Altstadt hinein wird der EMIL grundsätzlich
positiv gesehen. Es wird jedoch die Anbindung
mit Fokus auf dem Hauptbahnhof kritisiert.
Dieser benachteilige insbesondere den Norden
Regensburgs in der direkten Anbindung. In
der Altstadterschließung liege der Fokus ins-
besondere auf den wesentlichen Zielen des
Besuchsverkehrs (größere Platzfolgen und
touristische Ziele). Für Bewohner:innen ist die
                                                    Quelle: RVV; Kartengrundlage: Openstreetmap-Mitwir-
Anbindung noch nicht optimal.                       kende

Neben der ÖPNV-Anbindung wird kritisiert,
dass multimodale Angebote nicht hinreichend
mitgedacht werden. Für die Möglichkeit des
Bike+Ride fehlen vielfach sichere und komfor-
table Radabstellanlagen an den ÖPNV-

                                                                                          Planersocietät
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Abbildung 23: Linienführung Altstadtbus EMIL                betrifft sowohl die Erschließungsachsen als
                                                            auch das weitere kleinteilig befahrbare Stra-
                                                            ßennetz in den Kernbereichen der Altstadt,
                                                            mit dem Ergebnis, dass an zahlreichen Stellen
                                                            inmitten der Altstadt (Bsp.: Maximilianstraße,
                                                            Domplatz) Verkehrskonflikte entstehen. In der
                                                            Folge erhöht sich in den Kernbereichen oder
                                                            stark befahren Verkehrsachsen (D.-Martin-Lu-
                                                            ther-Straße), die Lärm- und Luftschadstoffbe-
                                                            lastung.

                                                            In der Abbildung 24 zeigt sich, dass es an
Quelle: Planersocietät; Kartengrundlage: Openstreetmap-     zahlreichen Stellen, insbesondere in Zugangs-
Mitwirkende                                                 bereichen zur Altstadt zu einer starken Fre-
                                                            quenz sowohl durch Kfz als auch den Fußver-
Verkehrsbelastung und Durchgangsverkehre                    kehr kommt. In der Drei-Kronen-Gasse zeigt
                                                            sich das deutlich, aber auch in Teilen der Ma-
Die verkehrliche Belastung in der Altstadt Re-
                                                            ximilianstraße, am Domplatz oder entlang der
gensburgs stellt für eine Vielzahl der Bürger-
                                                            Achse Keplerstraße / Thundorferstraße. In
schaft ein wesentliches Kernproblem aufgrund
                                                            Kernbereichen ist die Verkehrsbelastung zwar
geringer Straßenraumverfügbarkeiten und da-
                                                            verhältnismäßig geringer, in Anbetracht der
raus entstehenden Nutzungskonflikten dar.
                                                            tendenziell noch höheren Fußverkehrsfre-
Neben bereits thematisierten Zielverkehren
                                                            quenz entstehen jedoch auch hier Konflikte
führen Durchgangsverkehre zu erheblichen
                                                            zwischen den Verkehrsteilnehmenden, bspw.
Mehrverkehren innerhalb der Altstadt. Dies
                                                            auf der Gesandtenstraße.

Abbildung 24: Kfz-Verkehrsstärken in der Altstadt, punktuell dargestellt

Quelle: Planersocietät; Daten: Stadt Regensburg; Kartengrundlage: Openstreetmap-Mitwirkende

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