Long Yu Bertrand Chamayou - und - NDR

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Long Yu
                  und

Bertrand Chamayou

        Donnerstag, 04.04.19 — 20 Uhr
          Sonntag, 07.04.19 — 11 Uhr
     Elbphilharmonie Hamburg, Großer Saal

         Freitag, 05.04.19 — 19.30 Uhr
        Musik- und Kongresshalle Lübeck
LONG YU                                               Q IG A NG C H E N (*1951)
                                         Dirigent                                             Wu Xing (Die fünf Elemente)
                                B E T R A N D C H A M AYO U                                   Entstehung: 1998 – 99 | Uraufführung: Paris, 21. Mai 1999 | Dauer: ca. 10 Min.
                                          Klavier                                                    I.     Shui (Wasser)
                                                                                                     II.    Mu (Holz)
                                                                                                     III.   Huo (Feuer)
                                                                                                     IV.    Tu (Erde)
                                                                                                     V.     Jin (Metall)

                                                                                              M AU RIC E R AV E L (1875 – 1937)
                                                                                              Konzert für Klavier (linke Hand) und Orchester Nr. 2 D-Dur
                                                                                              Entstehung: 1929 – 30 | Uraufführung: Wien, 5. Januar 1932 | Dauer: ca. 18 Min.
                                                                                                     Lento – Andante – Allegro – Tempo I

                              NDR ELBPHILHARMONIE                                                  	Pause
                                      ORCHESTER
                                                                                              NIKOL AI RIM SKI - KORSAKOW (1844 – 1908)
                                                                                              Scheherazade
                                                                                              Sinfonische Suite op. 35
                                                                                              Entstehung: 1888 | Uraufführung: St. Petersburg, 28. Oktober 1888 | Dauer: ca. 45 Min.
                                                                                                I.          Largo e maestoso – Lento – Allegro non troppo – Tranquillo
                                                                                              			           [Das Meer und Sinbads Schiff]
                                                                                                II.         Lento – Andantino – Allegro molto – Vivace scherzando – Moderato assai –
                                                                                                 		         Allegro molto ed animato
                                                                                              			           [Die Geschichte vom Prinzen Kalender]
                                                                                                III.        Andantino quasi allegretto
                                                                                              			           [Der junge Prinz und die junge Prinzessin]
                                                                                                IV.         Allegro molto – Lento – Vivo – Allegro non troppo e maestoso –
                                                                                                 		         Lento – Tempo come I
                                                                                              			           [Feier in Bagdad – Das Meer – Das Schiff zerschellt an einer Klippe
                                                                                              			           unter einem bronzenen Reiter]

                                                                                                     R O L A N D G R E U T T E R Solo-Violine
                         Einführungsveranstaltungen mit Julius Heile
am 04. und 07.04. jeweils eine Stunde vor Konzertbeginn im Großen Saal der Elbphilharmonie;
     am 05.04. um 18.30 Uhr auf der „Galerie Wasserseite“ der Musik- und Kongresshalle
                                                                                              Dauer des Konzerts einschließlich Pause: ca. 2 Stunden
                  Das Konzert am 07.04.19 ist live zu hören auf NDR Kultur.
QIGANG CHEN                                                                           QIGANG CHEN
                                        Wu Xing                                                                               Wu Xing

                Sublime                                                                 seinen Beobachtungen schließlich einen Zyklus von
                                                                                        fünf zweiminütigen musikalischen Miniaturen. Dabei
                                                                                        rekurrierte Chen nicht auf asiatische Instrumente,

             Klang-Alchimie
                                                                                        sondern auf den großen, spätromantischen Orchester­
                                                                                        apparat der westlichen Musik. Und obwohl lautmale-
                                                                                        rische, programmatische Momente durch die Partitur
                                                                                        blitzen – bisweilen hört man das Holz in den Bögen der
                                                                                        Streicher knarzen, das Wasser im Schlagwerk gluckern
Seine Kompositio-              Häufig genug scheint die Welt von undurchschaubarer      oder die Flammen des Feuers in dissonanten Blech-
                                                                                                                                                  Qigang Chen
                               Komplexität, manchmal aber lässt sie sich auch ganz      bläser-Akkorden züngeln –, schuf Chen dennoch eine
nen zeigen echte
                               einfach begreifen – mit Hilfe von Wasser, Holz, Feuer,   absolut abstrakte, hochartifizielle Sprache. In der       BEKANNT AUS FILM
Erfindungsgabe,                Erde und Metall etwa. Diese fünf Elemente sind es        traditionellen asiatischen Musik liegt eine starke Be-    UND FERNSEHEN

                               nämlich, aus denen sich nach Meinung der traditio-       tonung auf den einzelnen Tönen, mehr als 50 verschie­
sehr großes Talent
                               nellen chinesischen Philosophie das gesamte Univer-      dene Vibrato-Arten können subtilste Klangfarben-          Vielleicht haben Sie am 8.
und eine vollkom-              sum zusammensetzt. Jahreszeiten, Körperorgane,           schattierungen erzeugen – Nuancen, die für westliche      August 2008 vor dem Fernseher
                                                                                                                                                  gesessen, um die Eröffnungs-
                               Sozialstrukturen und zahlreiche weitere Phänomene        Ohren häufig gar nicht wahrnehmbar sind. Zwar klingt
mene Vereinigung                                                                                                                                  zeremonie der Olympischen
                               leiten die Chinesen von den fünf Elementen ab, wobei     Chens „Wu Xing“ nicht im expliziten Sinn asiatisch,       Spiele in Peking zu verfolgen?
chinesischen                   die Wechselwirkungen zwischen den Substanzen von         doch sind genau diese Feinheiten kennzeichnend            Dann kennen Sie Qigang Chen
                                                                                                                                                  bereits! Für das Opening des
                               entscheidender Bedeutung sind: Das Element Holz          für seine Musik: Sublime dynamische Impulse durch-
Denkens mit euro-                                                                                                                                 gigantischen Sportwettbewerbs
                               erzeugt Feuer, aus Feuer entsteht Erde, Wasser kann      laufen das kompositorische Gewebe, vernetzen sich         komponierte und dirigierte
päischen musika­               Feuer aber auch vernichten, kurz: Die Mischung muss      zu einer dichten, quecksilbrigen orchestralen Textur.     er nämlich die Musik – und
                                                                                                                                                  gehört seither zu den berühm-
                               stimmen. Ist diese im richtigen Verhältnis austariert,   Es scheint, als lausche man einem geheimnisvollen
lischen Konzepten.                                                                                                                                testen Komponisten Chinas.
                               befinden sich nicht nur Körper, Seele und Gesellschaft   alchimistischen Prozess.                                  Wer mehr über seinen frühen
Olivier Messiaen über seinen   im perfekten Gleichgewicht, nein, dann herrscht sogar                                                              Lebensweg erfahren will, dem
Schüler Qigang Chen                                                                                                                               sei der preisgekrönte Doku-
                               im Kochtopf Frieden, weil die Gewürze so stimmig         Eigentlich hätte Qigang Chen allen Grund, sich von        mentarfilm „Broken Silence“
                               miteinander harmonieren …                                China abzuwenden: 1951 in Shanghai geboren, trauma­       aus dem Jahr 1996 empfohlen.
                                                                                        tisierten ihn schon als Kind die brutalen Auswirkungen    Dort widmet sich die nieder-
                                                                                                                                                  ländische Regisseurin Eline
                               Fünf verschiedene Elemente, fünf verschiedene Aggre­     der Mao Tse-tungschen Kulturrevolution, jahrelang         Flipse dem Einfluss von Maos
                               gatzustände: Als der chinesische Komponist Qigang        wurde er in einer Umerziehungsanstalt indoktriniert.      Kulturrevolution auf die Musik
                               Chen 1998 einen Kompositionsauftrag von Radio France     Erst mit Mitte 20 durfte er sich offiziell der Komposi-   und das alltägliche Leben in
                                                                                                                                                  China. Zu den fünf zu Wort
                               erhielt, besann er sich auf die traditionelle Wu-Xing-   tion zuwenden – hätte er nicht schon sehr bald einen      kommenden Komponisten ge-
                               Philosophie seines Heimatlandes. In den fünf Elemen­     Absolventenwettbewerb samt einem Aufbaustudium in         hört auch Qigang Chen.
                               ten entdeckte er fünf differente Substanzen, Tempe-      Frankreich gewonnen, er wäre vielleicht am politischen
                               ramente, Charaktere – fünf Modi des musikalischen        System zerbrochen. So aber vermochte er in Paris als
                               Ausdrucks. Etüdenhaft präzise näherte er sich den        letzter Schüler Olivier Messiaens seine kompositori-
                               einzelnen Elementen, einem Klangforscher gleich stu­     schen Horizonte zu erweitern und entwickelte – trotz
                               dierte er ihre Phänomenologie und destillierte aus       spürbarer Einflüsse seines Lehrers – eine ganz und

                                           4                                                                                     5
M AURICE R AVEL                                                                       M AURICE R AVEL
                            Klavierkonzert Nr. 2 D-Dur für die linke Hand                                         Klavierkonzert Nr. 2 D-Dur für die linke Hand

Die Töne entstehen                gar individuelle Sprache, oszillierend zwischen Ost      gewünschte Werk fertigzustellen. Dabei sollte in der
                                  und West. Heute gehört Chen zu den berühmtesten          Komposition „im Wesentlichen der Eindruck vermit-
im Herzen des Men-
                                  Komponisten Chinas, mäandert nicht nur zwischen          telt werden, dass das Klangvolumen nicht dünner sei
schen. Die Bewe-                  den Kulturen, sondern auch zwischen den Genres:          als in einer Komposition für zwei Hände.“ Das Resul-
                                  Neben Kunstmusik schreibt er Werke für den Film,         tat war überzeugend: Bei einer Privataufführung in
gungen der Gefühle
                                  neben den westlichen Klangkörpern widmet er sich         seinem Haus kurz nach Abschluss der Komposition
im Inneren gestalten              traditionellen chinesischen Instrumenten wie der         musste Ravel selbst den Klavierpart des Konzerts mit
                                  Zither Guqin oder dem Streichinstrument Erhu. Chen       beiden Händen spielen. Der ebenfalls anwesende Paul
sich im Laut.
                                  ist ein Virtuose des Grenzgängertums – und in „Wu        Wittgenstein erinnerte sich später: „Ravel war kein
Der chinesische Philosoph         Xing“ stellt er dies besonders subtil unter Beweis.      überragender Pianist und ich war von der Komposition             M AURICE R AVEL
Konfuzius                                                                                  nicht überwältigt. Ich brauche immer eine Weile, bis
                                  Sylvia Roth                                              ich in ein schwieriges Werk hineinwachse. Erst viel              Maurice Ravel, 1875 im südwest­
                                                                                           später, nachdem ich das Konzert monatelang studiert              lichsten Zipfel Frankreichs
                                                                                           hatte, wurde ich davon fasziniert und merkte, um was             geboren, ist vielen Menschen
                                                                                                                                                            heute vor allem durch eine
                                                                                           für ein großes Werk es sich handelte.“                           einzige Komposition bekannt:
                                                                                                                                                            den „Boléro“. Aber auch mit
                                                                                           Das Klavierkonzert für die linke Hand ist eine einsät-           seinen anderen Werken war er

           „Die Interpreten
                                                                                                                                                            schon zu Lebzeiten ein vielge-
                                                                                           zige Komposition von weniger als 20 Minuten Dauer                spielter und -diskutierter Kom­­
                                                                                           und gehört zu den letzten Werken des 1937 nach langer            ponist. In konservativen Kreisen
                                                                                           Krankheit verstorbenen Ravel. Stilistisch verarbeitete           galt der Sohn eines Schweizer
                                                                                                                                                            Ingenieurs und einer baski-

            sind Sklaven!“
                                                                                           er hörbar Elemente des Jazz, zugleich jedoch wählte er           schen Mutter zunächst als mu-
                                                                                           „einen Stil, der der feierlichen Art des traditionellen          sikalisches Enfant terrible:
                                                                                           Konzerts näher liegt.“ Die Binnenstruktur entspricht             Seine ungewöhnlichen Harmo­
                                                                                                                                                            nien, die Verwendung baski-
                                                                                           der viersätzigen Form der Sinfonien des 19. Jahrhun-             scher, spanischer oder hebräi-
                                                                                           derts, wobei das zu Beginn exponierte Hauptthema                 scher Melodik und seine – oft
Wir sollten uns                   Maurice Ravels Klavierkonzert für die linke Hand         das gesamte Werk durchzieht. Das Konzert beginnt mit             parodistische – Mischung ver-
                                                                                                                                                            schiedenster musikalischer
                                  entstand 1929/30 als Auftragskomposition des öster-      wuchtigen, von punktierten Rhythmen bestimmten
immer daran erin-                                                                                                                                           Stilrichtungen befremdeten
                                  reichischen Pianisten Paul Wittgenstein, der im Ersten   Klängen der tiefen Instrumente, die sich vor dem                 traditionell gesinnte Zuhörer
nern, dass Sensi­                 Weltkrieg seinen rechten Arm verloren hatte. Weit        Einsatz des Soloklaviers zu einem brausenden Tutti               und Kritiker ebenso wie die
                                                                                                                                                            streckenweise kompliziert und
                                  entfernt davon, seine Pianistenkarriere aufzugeben,      steigern. Dem folgt eine weitere Steigerung geradezu
bilität und Gefühl                                                                                                                                          mechanisch anmutende Musik –
                                  bat der Künstler eine Reihe bedeutender Komponis-        Wagnerschen Ausmaßes, bevor das stürmische Klang­                Igor Strawinsky nannte ihn
den wirklichen                    ten um Werke für die linke Hand allein, darunter         geschehen in einen lyrisch-melodischen Abschnitt                 den „Schweizer Uhrmacher“
                                                                                                                                                            unter den Komponisten. Den-
                                  Paul Hindemith, Richard Strauss, Sergej Prokofjew        mündet, der das schicksalsschwere Thema des Anfangs
Inhalt eines Kunst-                                                                                                                                         noch überwog die Anerkennung
                                  und Erich Wolfgang Korngold. Auch Ravel nahm             in weicherer klanglicher Gestalt fortführt. Der dritte           für Ravels originelles Schaffen,
werks ausmachen.                  Wittgensteins Herausforderung gern an und unter-         Abschnitt hat mit seinen mitreißenden Rhythmen und               und gerade seit dem Tod Claude
                                                                                                                                                            Debussys 1918 galt er als der
                                  brach die Arbeit an seinem Klavierkonzert G-Dur          Blues-Harmonien dezidierten Jazz-Charakter. Zwischen             herausragende französische
Maurice Ravel
                                  Ende 1929, um innerhalb von neun Monaten das             elfenhaft gläsernen und militärischen Klängen steigert           Komponist seiner Generation.

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M AURICE R AVEL                                                                  NIKOL AI RIMSKI - KORSAKOW
                              Klavierkonzert Nr. 2 D-Dur für die linke Hand                                                        Scheherazade

                                    er sich nach und nach zu bedrohlicher Intensität, be-
                                    vor – nach einem in seiner banalen Kinderliedmelodik
                                    durchaus parodistisch anmutenden Übergang – die
                                                                                                            Sanftmut
                                                                                                          bändigt Gewalt
                                    Musik des Anfangs mit Macht wiederkehrt. Die auf-
                                    wühlende Gesamtwirkung des kurzen Konzerts fasste
                                    die mit Ravel befreundete Pianistin Marguerite Long
                                    in Worte: „Alles ist hier grandios, monumental, im
                                    Maßstab von brennenden Himmeln, monströsem
                                    Massensterben, wo die Leiber verbrennen und der Geist
Paul Wittgenstein
                                    vernichtet wird; riesige Herden von Menschen, die         Als Serge Diaghilew seine Tanztruppe „Ballets Russes“      NIKOL AI RIMSKI - KORSAKOW

Z W E I A LT E H A S E N            Gesichter zu Fratzen von Schmerz und Angst verzerrt.“     1910 in Paris der westlichen Welt vorstellte, hatte er
                                                                                              neben der heidnischen Frühzeit ein zweites großes          Eigentlich war für den 1844 in
Ich war etwas beunruhigt, weil      Die Uraufführung des Klavierkonzerts für die linke        Thema: den Orient. In sechs Balletten breitete er vor      der Provinz Nowgorod gebo­
Wittgenstein mir bereits an­        Hand fand am 5. Januar 1932 in Wien in Abwesenheit        dem europäischen Publikum die lange Geschichte des         renen Komponisten eine mili-
vertraut hatte, dass er einige                                                                                                                           tärische Laufbahn bestimmt:
                                    des Komponisten statt. Ravel hörte Wittgensteins          Orientalismus in der russischen Musik aus. Der um-         Rimski-Korsakows Familie
„Bearbeitungen“ an dem Werk
vorgenommen habe. Ich riet          Interpretation des Werks erst im März und zeigte sich     triebige Impresario inszenierte dazu ein ausschwei­fen­    hatte es in der russischen Mari­
ihm, Ravel davon in Kenntnis        keineswegs erbaut über die Änderungen, die dieser an      des Fest der Sinnlichkeit: Ida Rubinstein tanzte in        ne zu hohem Ansehen gebracht.
zu setzen, was er aber nicht tat.                                                                                                                        Und so begann auch Nikolai
                                    der Musik vorgenommen hatte. Wie immer in seinen          „Cleopatra“ den Schleiertanz; Léon Bakst entwarf Fan­      seine Ausbildung im Seekadet-
Während des Vortrags verfolgte
ich die Partitur und bemerkte,      Werken bestand er auf eine exakte Ausführung des          tasiekostüme, die so stilprägend wurden, dass sie bis      tenkorps in St. Petersburg.
dass sich Ravels Gesichtszüge       Notierten. Es entspann sich ein erhitzter Briefwechsel,   heute unser Bild von der Pumphosen tragenden, tüll-        Doch sein musikalisches Talent
immer mehr verdunkelten. […]                                                                                                                             und seine künstlerische Nei-
                                    in dem Wittgenstein forderte, die Interpreten dürften     verhangenen Haremsdame prägen; und die Par­fümerie         gung erwiesen sich als stärker:
Sofort nachdem Wittgenstein
geendet hatte […], ging Ravel       keine Sklaven sein. Ravels legendäre Antwort lautete:     Guerlain kreierte ihre sinnlich-schweren Orientklassi­     Nachdem er bereits früh in Kon­
langsam auf Wittgenstein zu und     „Die Interpreten sind Sklaven!“                           ker „Kismet“, „Maharajah“ und „Shalimar“. Der größte       takt mit seinen späteren Weg-
sagte: „Das hat mit meinem                                                                                                                               gefährten im „Mächtigen Häuf­
                                                                                              Hit unter diesen Orientballetten war „Scheherazade“        lein“ (Balakirew, Mussorgsky,
Konzert nichts mehr zu tun!“
Zu seiner Verteidigung erwiderte    Juliane Weigel-Krämer                                     nach der Musik von Rimski-Korsakow. Die frei erfun-        Borodin und Cui) zusammen-
Wittgenstein: „Ich bin nun wirk-                                                              dene Handlung bot alles, was ein sensationslüsternes       getroffen war, entschied sich
lich ein alter Hase am Klavier,                                                                                                                          Rimski-Korsakow für den Ab-
                                                                                              Publikum begehrt: Die weiße Odaliske Zobeide liebt         bruch seines Militärdienstes.
und was Sie geschrieben haben,
klingt einfach nicht richtig.“                                                                einen schwarzen Sklaven (getanzt von Nijinsky); als der    Ab 1865 wirkte er hauptberuf-
Das war natürlich genau das                                                                   Schah sein Haus verlässt, öffnet seine Sklavin die Pfor­   lich als Komponist, ab 1871
Falsche! „Und ich bin ein alter                                                                                                                          auch als einflussreicher Pro-
                                                                                              ten des Serails und die befreiten Liebesdienerinnen        fessor am St. Petersburger
Hase in der Orchestrierung,
und es klingt sehr wohl richtig“,                                                             vereinigen sich zu einer Orgie. Doch der Schah kommt       Konservatorium. Zu seinen
war Ravels Antwort.                                                                           überraschend nach Hause und schlachtet alle ab bis         Schülern zählten Alexander
                                                                                                                                                         Glasunow, Igor Strawinsky
                                                                                              auf Zobeide – sie bringt sich aus Trauer um ihren Lieb­    und Sergej Prokofjew.
Marguerite Long in ihren Er-
innerungen an ein Privatkon-                                                                  haber selber um. Natürlich gingen die „Ballets Russes“
zert im Hause Wittgensteins,                                                                  auch auf Tournee in die USA, wo die Orientvision
in dem Ravel kurz nach der Ur­                                                                von Diaghilew und Bakst einen nachhaltigen Eindruck
aufführung 1932 zum ersten Mal
sein Klavierkonzert D-Dur hörte                                                               bei den Filmemachern in Hollywood hinterließ.

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NIKOL AI RIMSKI - KORSAKOW                                                            NIKOL AI RIMSKI - KORSAKOW
                                         Scheherazade                                                                          Scheherazade

BALANCEAKT                        Nikolai Rimski-Korsakows Witwe war empört über den      Nationaloper „Fürst Igor“ – sie porträtieren das
                                  Missbrauch der Musik ihres Mannes für ein solches       Turkvolk der Kyptschaken. Im Jahr 1888 machte sich
„Musik? Schön, aber undeut-       Spektakel, verhindern konnte sie ihn jedoch nicht.      Rimski-Korsakow, der unendlich viel Mühe darauf
lich.“ So urteilte einst der      Für die Komponisten des „Mächtigen Häufleins“ hatte     verwandte, die halbfertigen Werke seiner Kollegen aus
Schrift­steller Arno Schmidt.     der Orient als Sujet eine viel tiefere Bedeutung als    dem „Häuflein“ zu komplettieren und herauszubringen,
Dabei hat es an Versuchen,
„Deutlichkeit“ ins begriffslose   Diaghilews spätere Sex-and-Crime-Version vermuten       an die Vollendung des „Fürst Igor“. Wahrscheinlich
Medium Musik zu bringen,          lässt. Vor die Frage gestellt, wo man hingehörte,       gab diese Arbeit auch den Anstoß, mit der locker
nie gefehlt. Auch Rimski-         wandten sich viele russische Künstler demonstrativ      an die Geschichten von „1001 Nacht“ angelehnten
Korsakows „Scheherazade“ ist
ein Beispiel für einen Balance-   jenem Teil der Welt zu, den man im Westen „Orient“      „Scheherazade“ einen weiteren Beitrag zum russi-
                                                                                                                                                      Nikolai Rimski-Korsakow
akt zwischen Klang und Be-        nannte. Für die Russen lag der Orient faktisch vor      schen Orientalismus zu komponieren.
deutung, an dem sich zudem        der Haustür und er war immer ein Teil ihrer Geschich­
einige Eigenheiten der russi-
schen Musik ablesen lassen:       te gewesen. Der Kunstkritiker Wladimir Stassow,         Doch Rimski-Korsakow war sehr darum besorgt,                Der Sultan Schahriar
Die Begründer der nationalen      Chefideologe des „Mächtigen Häufleins“, sorgte so       dass man seine „Sinfonische Suite“ nicht als platte
Schule in Russland – das soge-                                                                                                                        hatte geschworen,
                                  dafür, dass in der Hauptstadt des Vielvölkerstaats,     Märchen-Illustration auffasste. Eigentlich hatte der
nannte „Mächtige Häuflein“,
dem Rimski angehörte – hatten     St. Petersburg, eine Synagoge im orientalischen Stil    Titel des Werkes nur lauten sollen: „Scheherazade:          jede seiner Frauen
eine tiefe Abneigung gegen        gebaut wurde. Schaute man genauer hin, so lag in        Prélude, Ballade, Adagio und Finale“. Erst auf Anraten
akademische Komponierkunst­                                                                                                                           nach der ersten
                                  dem offen bekundeten Interesse an einer Region, in      von Ljadow entschied er sich für konkretere, program­
fertigkeit. Für sie machte der
Ton die Musik, nicht irgend-      der das Zarenreich als imperialistische Großmacht       matische Satztitel: „Das Meer und Sinbads Schiff; Der       Nacht töten zu las-
welche Kontrapunkte. Woher        auftrat, auch eine kaum verhohlene Kritik an den        Prinz Kalender; Der junge Prinz und die Prinzessin;
eine Melodie kam und wonach                                                                                                                           sen. Aber die Sulta-
                                  repressiven Verhältnissen zu Hause. Der Armeemaler      Feier in Bagdad“. Einen allgemeinen Eindruck von
sie klang, war wichtiger als
wie sie verarbeitet wurde.        Wassilij Wereschtschagin etwa brachte von den           orientalischer Szenerie und märchenhafter Fantastik         nin Scheherazade
Außerdem bekannten sich die       russischen Kaukasus-Feldzügen keine pittoreske          habe er geben wollen, betonte Rimski, keine konkrete
meisten von ihnen zum Realis­                                                                                                                         rettete ihr Leben,
                                  Orient-Exotik, sondern präzise Milieustudien und        Schilderung einzelner Begebenheiten. Trotzdem sind
mus in der Kunst. Soziale Wirk­
lichkeit sollte ungeschminkt      realistische Darstellungen der Kriegsgräuel mit.        einige programmatische Elemente unverkennbar,               indem sie sein Inter­
und ungekünstelt widerge-                                                                 so das Thema des gewalttätigen Schahs, mit dem das
spiegelt werden. Die seit der                                                                                                                         esse fesselte, durch
                                  Auch in der Musik zog das Orient-Sujet weite Kreise.    Stück eröffnet wird. Die Solo-Violine, die nach Art alter
Zarenzeit allgegenwärtige Zen­
sur setzte dem jedoch enge        Mili Balakirew komponierte eine Klavierfantasie         Rhapsoden von der Harfe begleitet wird, stellt unver-       die Märchen, die
Grenzen; und so lernte man,       „Islamey“ und die Sinfonische Dichtung „Tamara“ nach    kennbar die Märchenerzählerin Scheherazade selbst
seine Gedanken in Märchen-                                                                                                                            sie ihm während
                                  einem Gedicht über eine georgische Femme fatal.         dar. Beide Themen kehren durch das Stück hindurch
Form einzukleiden oder sie
auf den (gar nicht so fernen)     Rimski-Korsakow schrieb 1868 als Vorläufer seiner       wieder und stiften einen erzählerischen Zusammen-           1001 Nacht erzählte.
Orient zu projizieren.            „Scheherazade“ eine viersätzige Sinfonie „Antar“, der   hang. Ähnlich wie in „Antar“, wo Rimski-Korsakow
                                                                                                                                                      Aus Rimski-Korsakows
                                  er eine arabische Legende zugrunde legte. Für das       lange geschwankt hatte, ob er das Stück nun Sinfonie        Vorwort zur Partitur seiner
                                  orientalische Kolorit in „Antar“ sorgten Melodien aus   betiteln sollte – weil es die standardmäßigen vier          „Scheherazade“
                                  einer Sammlung algerischer Volksmusik, die der          Sätze aufwies – oder doch lieber Sinfonische Suite, so
                                  Kollege Borodin ihm verschafft hatte. Der Klassiker     schuf er auch in „Scheherazade“ eine Mischform aus
                                  unter den russischen Orient-Beschwörungen waren         programmatischer Tondichtung, viersätziger Sinfonie
                                  die „Polowetzer Tänze“ aus Borodins unvollendeter       und locker gefügter Suite.

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NIKOL AI RIMSKI - KORSAKOW                                                                   DIRIGENT
                                          Scheherazade

                                   An echten Orientalismen ist dieses Vorzeigewerk des
                                   musikalischen Orientalismus erstaunlich arm. Für den
                                                                                                                           Long Yu
                                   Komponisten bedeutete Orient „Farbenpracht“; die
                                   Orchestration nannte er die „Seele eines Stückes“. So   Long Yu ist einer der bedeutendsten chinesischen
                                   lebt „Scheherazade“ vor allem von Rimski-Korsakows      Dirigenten mit hoher internationaler Reputation. Als
                                   Instrumentationskunst; die Themen selbst werden         Chefdirigent des Shanghai Symphony Orchestra pflegt
                                   kaum entwickelt, sondern nur orchestral immer neu       er im Rahmen der 2015 vereinbarten Kooperation enge
                                   eingekleidet. Das exotische Kolorit beschränkt sich     Beziehungen zum NDR Elbphilharmonie Orchester.
                                   dabei auf die engen, schlangenlinienartigen Windun-     Außerdem ist er Chef des China Philharmonic Or-
Alexander Petrowitsch Apsit
(1880 – 1944): „Scheherazade“,     gen von Scheherazades Thema, die – besonders wo sie     chestra, das er erstmals zu Konzerten in den Vatikan
Illustration zum Buch              den Solo-Holzbläsern anvertraut sind – den Großteil     sowie bei den BBC Proms führte und damit als wich-
„Tausendundeine Nacht“
                                   des „orientalischen“ Effekts ausmachen. Hinzu kom-      tiger kultureller Vermittler zwischen Ost und West
PROGRAMMMUSIK?                     men ab und an perkussive Tamburinklänge und das         auftrat. Weiterhin wirkt Yu als Chef des Guangzhou        REGELMÄSSIGE

                                   Intervall der übermäßigen Sekunde, das in aller         Symphony Orchestra, Co-Direktor des MISA Shanghai         G A S T D I R I G AT E

Ich verfolgte nur die Absicht,     europäischen Musik als Chiffre des Orients fungiert.    Summer Music Festival und Erster Gastdirigent des
indem ich das gegebene musika-     Stünde nicht „Scheherazade“ auf dem Titelblatt, man     Hong Kong Philharmonic Orchestra. Von 1998 bis 2018       • New York Philharmonic
lische Material vollständig frei   würde viele folkloristische Elemente der Partitur       war er Künstlerischer Leiter des von ihm mitbegründe­       Orchestra
behandelte, in meiner viersätzi-                                                                                                                     • Chicago Symphony Orchestra
gen Suite eine kaleidoskopartige   wohl für russisch halten. In einem Punkt aber spricht   ten Beijing Music Festival. Im Rahmen seines Exklusiv­    • Los Angeles Philharmonic
Folge von orientalischen Gestal-   der Komponist durch seine Musik sehr deutlich: Die      vertrages bei der Deutschen Grammophon leitete er           Orchestra
ten und Bildern zu geben, die      beiden Leitthemen von Scheherazade und dem Schah        im Oktober 2018 ein spektakuläres Konzert in der          • Philharmonia Orchestra
doch durch gemeinsame Themen                                                                                                                         • Orchestre de Paris
und Motive eng miteinander         kehren ganz am Schluss noch einmal wieder. Das          Verbotenen Stadt anlässlich des 120-jährigen Jubiläums    • Münchner Philharmoniker
verbunden sind.                    martialische Thema des Schahs wird nun mit der          des Aufnahmelabels. Long Yu setzt sich besonders          • Bamberger Symphoniker
                                   Vortragsbezeichnung „dolce“ (süß) versehen und bis      auch für die Entwicklung der Orchesterlandschaft in       • Rundfunk-Sinfonieorchester
Nikolai Rimski-Korsakow                                                                                                                                Berlin
zu seiner Entscheidung, in         zum Pianissimo abgedämpft. Darüber schwebt sieg-        China ein und hat in Zusammenarbeit des Shanghai          • Sydney Symphony Orchestra
der Neuausgabe seiner              haft, aber nicht triumphierend, Scheherazades Thema.    Symphony Orchestra, des Konservatoriums von               • BBC Symphony Orchestra
„Scheherazade“ auf program-        Die Märchenerzählerin hat mit ihrer Kunst den mör-      Shanghai sowie des New York Philharmonic Orchestra        • Hong Kong Philharmonic
matisch allzu bestimmte                                                                                                                                Orchestra
Satztitel zu verzichten            derischen Despoten schließlich besänftigt. Wer hinter   die landesweit erste Orchesterakademie gegründet.         • Tokyo Philharmonic
                                   die Märchen-Kulisse blickte, konnte (und sollte) das    1964 in eine Musikerfamilie in Shanghai geboren,            Orchestra
                                   auch als Parabel auffassen.                             studierte Yu am Konservatorium seiner Heimatstadt
                                                                                           sowie an der Hochschule der Künste in Berlin. In seiner
                                   Ilja Stephan                                            Karriere hat er vielfältige künstlerische und adminis-
                                                                                           trative Positionen eingenommen. 1992 wurde er zum
                                                                                           Principal Conductor des Central Opera Theatre in
                                                                                           Beijing ernannt; fünf Jahre lang schuf er Opernproduk­
                                                                                           tionen für das Urban Council in Hong Kong. Neben
                                                                                           zahlreichen weiteren Auszeichnungen und Ehrungen
                                                                                           ist er Träger des Bundesverdienstkreuzes.

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KL AVIER                                                                    IMPRESSUM

                       Bertrand Chamayou                                                                          Herausgegeben vom
                                                                                                            NORDDEUTSCHEN RUNDFUNK
                                                                                                              Programmdirektion Hörfunk
                                  Bertrand Chamayou hat sich mit Auftritten in namhaf­                        Orchester, Chor und Konzerte
                                  ten Sälen wie dem Théâtre des Champs-Élysées Paris,                           Rothenbaumchaussee 132
                                  Lincoln Center New York, Herkulessaal München                                     20149 Hamburg
                                  oder der Wigmore Hall London in der internationalen                          Leitung: Achim Dobschall
                                  Musikszene einen Namen gemacht. Auch bei renom-
                                  mierten Festivals wie dem Lucerne Festival, Edinburgh                 NDR ELBPHILHARMONIE ORCHESTER
                                  International Festival, Rheingau Musik Festival,                             Management: Sonja Epping
                                  Beethovenfest Bonn, Klavierfestival Ruhr, den Salz-
                                  burger Festspielen oder Mostly Mozart Festival New                         Redaktion des Programmheftes
HÖHEPUNK TE 2018/2019             York ist er ein gern gesehener Gast. Er tritt regelmäßig                            Julius Heile
                                  mit Orchestern wie dem Orchestre de Paris, London
• Debüts beim Philharmonia        und Rotterdam Philharmonic Orchestra, der Deut-            Die Einführungstexte von Sylvia Roth, Dr. Juliane Weigel-Krämer
  Orchestra, Montreal Sym-        schen Kammerphilharmonie Bremen, den Sinfonie-                 und Dr. Ilja Stephan sind Originalbeiträge für den NDR.
  phony Orchestra, Budapest       orchestern des hr und des WDR oder dem Orchestre
  Festival Orchestra und Pitts-
  burgh Symphony Orchestra        National de France auf und arbeitete dabei mit Diri-                                    Fotos
• Rückkehr zum Gewand-            genten wie Pierre Boulez, Sir Neville Marriner, Semyon                          Yves de Kermel (S. 5)
  hausorchester Leipzig und       Bychkov, Philippe Herreweghe und Andris Nelsons.                                AKG-Images (S. 7, 11)
  als Residenzkünstler zum
  Scottish Chamber Orchestra,     In der vergangenen Saison debütierte er etwa beim                           AKG-Images / Imagno (S. 8)
  Orchestre Philharmonique de     New York Philharmonic Orchestra, Tonhalle-Orchester             Heritage Images / Fine Art Images / AKG-Images (S. 12)
  Radio France und Orchestre      Zürich und bei den Bamberger Symphonikern. Zu                                     Shen Qiang (S. 13)
  National de France
• Recitals im Théâtre des         Chamayous Kammermusik-Partnern zählen Künstler                                Marco Borggreve (S. 14)
  Champs-Élysées Paris, in der    wie Renaud und Gautier Capuçon, Sol Gabetta, das
  Wigmore Hall London, in         Quatuor Ébène oder Antoine Tamestit. Seine Einspie-                              NDR Markendesign
  Prag, Luzern und Heidelberg
  sowie auf Tournee durch         lung von Werken César Francks wurde mehrfach                            Design: Factor, Realisation: Klasse 3b
  Italien mit Sol Gabetta         ausgezeichnet, ebenso seine zu Liszts 200. Geburtstag                    Druck: Eurodruck in der Printarena
• Veröffentlichung einer Auf-     erschienene Gesamteinspielung der „Années de pèle-                    Litho: Otterbach Medien KG GmbH & Co.
  nahme der Klavierkonzerte
  Nr. 2 und 5 von Camille         rinage“ sowie das Album mit Ravels Werken für Kla-
  Saint-Saëns mit dem Orches-     vier solo. Als bislang einziger Künstler hat Chamayou                     Nachdruck, auch auszugsweise,
  tre National de France unter    Frankreichs renommierten Preis „Victoires de la                       nur mit Genehmigung des NDR gestattet.
  Emmanuel Krivine
                                  Musique” gleich vier Mal gewonnen. Bereits früh wurde
                                  der Pianist Jean-François Heisser, später Chamayous
                                  Lehrer am Pariser Conservatoire, auf dessen musi­ka­
                                  lische Begabung aufmerksam. Weitere Studien führten
                                  ihn u. a. zu Maria Curcio nach London.

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ndr.de/eo
youtube.com/NDRKlassik
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