LUA-BILANZ TIERGESUNDHEIT & TIERSEUCHEN - Zahlen, Daten und Fakten für das Jahr 2020 - Landesuntersuchungsamt
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Tierseuchen-Bilanz 2020: disziplinärer Zusammenarbeit mit den humanme- Blauzungenkrankheit weiter im Fokus dizinischen Instituten für Hygiene und Infektions- schutz durchgeführt. Im Zeitraum von April bis Die Tierseuchensituation in Rheinland-Pfalz war Dezember 2020 wurden auf diese Weise im Ins- 2020 geprägt vom Fortbestehen der Blauzungen- titut für Tierseuchendiagnostik insgesamt 23.376 krankheit bei Rindern. Eine Besonderheit stellte Proben auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 beim das sogenannte Blaumeisensterben dar; derarti- Menschen untersucht. Mit Ablauf des Jahres 2020 ge, neu auftretende Erkrankungen möglichst früh wurden die Corona-Untersuchungen im Institut nachzuweisen – das ist eine der wichtigen Aufga- für Tierseuchendiagnostik wieder eingestellt und ben des Landesuntersuchungsamtes (LUA). die Untersuchungen auf das Virus der Blauzun- genkrankheit, die zwischenzeitlich für private La- Das LUA ist die zentrale Einrichtung für die Diag- boratorien freigegeben worden waren, wieder auf- nostik von Tierseuchen und Zoonosen, also wech- genommen. selseitig zwischen Tier und Mensch übertragbaren Erkrankungen. Die Untersuchungen im Rahmen Auf das Virus der Blauzungenkrankheit (BTV) von Sanierungs- und staatlichen Monitoring-Pro- wurden im Jahr 2020 insgesamt 14.174 Proben grammen werden ergänzt durch differenzialdia- von Tieren aus 1.092 Beständen molekularbio- gnostische Untersuchungen an Proben erkrank- logisch untersucht. Die weitaus meisten Proben Prägte das Jahr 2020: Die Blauzungenkrankheit wurde bei einem Rind nachgewiesen. Die damit verbundenen Ein- ter oder verendeter Tiere. Handelsuntersuchungen wurden im Rahmen von Handelsuntersuchungen schränkungen für den Handel mit empfänglichen Tieren betreffen ganz Rheinland-Pfalz. © Mogzy / Adobe Stock wiederum garantieren, dass nur gesunde Tiere in durchgeführt, die erforderlich sind, wenn klinisch andere Betriebe verbracht werden. Dieses Sys- unauffällige Tiere aus dem BTV-Restriktionsgebiet Schafe gering bis stark ausgeprägte Symptome seuchenkasse 0,70 EUR), für Schafe und Ziegen tem ermöglicht es, den Gesundheitsstatus der verbracht werden sollen. Auch wenn die Blauzun- zeigen können, verläuft die Erkrankung bei Rin- beträgt die Beihilfe 1,00 EUR pro Impfung (0,60 Nutz- und Wildtierpopulation ständig zu überwa- genkrankheit dabei nur bei einem Tier aus einem dern und Ziegen meist ohne eindeutig erkennba- EUR Land/ 0,40 EUR TSK). chen und einen Beitrag zum Gesundheitsschutz Bestand im Kreis Trier-Saarburg nachgewiesen re Krankheitsanzeichen. Mögliche Symptome kön- für Mensch und Tier zu leisten. Nicht zuletzt wird wurde, musste das im Vorjahr eingerichtete Rest- nen sein: Fieber, Apathie, Zyanosen (Blaufärbung), dadurch sichergestellt, dass nur Lebensmittel von riktionsgebiet in ganz Rheinland-Pfalz aufrechter- Geschwüre und Nekrosen in der Haut und der Weitere Tierseuchen: gesunden Tieren in den Handel gelangen. halten werden. Maulschleimhaut, an Lippen, Flotzmaul, Zitzen Erfolge bei BHV-1-Bekämpfung und Euter sowie an den Gliedmaßen mit eventuell Insgesamt wurden im Rahmen der Tierseuchendi- Im Restriktionsgebiet muss jeder, der für das Vi- einhergehender Lahmheit. Auffällig ist allerdings, Zu den weiteren im Jahr 2020 nachgewiesenen agnostik im vergangenen Jahr 280.131 Proben un- rus der Blauzungenkrankheit empfängliche Tiere dass der in 2020 grassierende Virusstamm (BTV- Tierseuchen gehört in erster Linie die Bovine Vi- tersucht. Die Probenzahl ist im Vergleich zu 2019 hält – also alle Wiederkäuerarten wie z. B. Rinder, 8) wie bereits 2018/2019 nur mit wenig ausge- rusdiarrhoe (BVD), eine der wirtschaftlich be- um mehr als 40.000 zurückgegangen. Grund da- Schafe, Ziegen, Lamas, Alpakas oder Wildwieder- prägten Krankheitsanzeichen einhergeht. deutsamsten Infektionserkrankungen beim Rind für war neben dem Rückgang der Handelsuntersu- käuer in Gehegen – dies unverzüglich dem Vete- weltweit. Die Erkrankung geht mit Durchfall, grip- chungen auf die Blauzungenkrankheit insgesamt rinäramt seiner Kreisverwaltung mitteilen. Für Eine Impfung empfänglicher Tiere gegen die Blau- peartigen Erscheinungen und Fruchtbarkeitsstö- vor allem die vorübergehende Einstellung dieser den Handel gelten Einschränkungen: Empfängli- zungenkrankheit ist zu empfehlen, da sie einen rungen einher. Ziel der staatlichen Bekämpfung ist Untersuchungen im Institut für Tierseuchendia- che Tiere dürfen grundsätzlich nicht in restrikti- Schutz vor der Erkrankung bietet und den Trans- es, dauerhaft (persistent) infizierte Tiere, die den gnostik des LUA zugunsten der Untersuchungen onsfreie Gebiete verbracht werden. Dies gilt auch port von Tieren aus dem Restriktionsgebiet ohne Erreger lebenslang ausscheiden ohne selbst zu er- auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2. Ange- für Samen, Eizellen oder Embryonen. Ausnahmen weitere Auflagen ermöglicht. Ferner trägt sie dazu kranken, möglichst rasch aus den Beständen zu sichts der Coronavirus-Pandemie hatte die rhein- sind unter Auflagen möglich, etwa wenn die Tiere bei, die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit in entfernen und vom Handel auszuschließen. Daher land-pfälzische Landesregierung im April 2020 nachweislich geimpft sind oder die Erregerfreiheit BT-freie Gebiete zu verhindern. Derzeit sind meh- werden den Kälbern bei der innerhalb der ersten beschlossen, die Kapazität für Untersuchungen durch eine Untersuchung festgestellt wurde. rere in Deutschland zugelassene BTV-8-Impf- sieben Lebenstage erforderlichen Kennzeichnung auf den neuartigen Erreger in den staatlichen Un- stoffe für Rinder und Schafe verfügbar; für Zie- mit Ohrmarken bereits Hautstanzproben entnom- tersuchungslaboratorien zu erhöhen. Als Hauptüberträger des Virus der Blauzungen- gen kann der Impfstoff vom Tierarzt umgewidmet men und auf das BVD-Virus untersucht. 2020 hat krankheit gelten kleine blutsaugende Mücken werden. Die Impfung gegen Blauzungenkrankheit das LUA insgesamt 130.843 dieser Ohrstanzen Die molekularbiologischen Untersuchungen auf (Gnitzen). Für den Menschen ist der Erreger un- wird vom Land Rheinland-Pfalz finanziell unter- von Kälbern untersucht. Nachweise des Virusan- das SARS-CoV-2 wurden deshalb auch im Institut gefährlich. Fleisch und Milch infizierter Tiere kön- stützt, für Rinder beträgt die Beihilfe 1,50 Euro pro tigens wurden nur bei zwei Tieren in zwei Bestän- für Tierseuchendiagnostik etabliert und in inter- nen ohne Bedenken verzehrt werden. Während Impfung (das Land trägt davon 0,80 EUR, die Tier- den geführt. 2 3
Die zu den Transmissiblen Spongiformen Enze- Untersuchungen von 72.016 Blutproben aus 3.143 Die Aviäre Influenza (Vogelgrippe) ist eine phalopathien (TSE) gehörende atypische Form Beständen und 6.398 Tank- und Einzelmilchpro- durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, ihr der Scrapie (Traberkankheit) ist weder auf den ben aus 1.151 Beständen wurden erstmals keine natürliches Reservoir sind wilde Wasservögel. Im Menschen noch auf andere Tiere übertragbar. Die Antikörper geben das BHV-1-Feldvirus mehr nach- vergangenen Jahr hat das Landesuntersuchungs- meist bei älteren, möglicherweise erblich hierzu gewiesen. Die Betriebe müssen sich aber weiter- amt insgesamt 36 Wildvögel molekularbiolo- besonders veranlagten Schafen spontan auftre- hin konsequent durch Biosicherheitsmaßnahmen gisch auf den Erreger untersucht - alle mit ne- tende zentralnervöse Erkrankung wird durch fehl- vor einer Wiedereinschleppung der Seuche schüt- gativem Ergebnis. Außerdem hat das LUA 70 gefaltete Eiweiße an der Oberfläche von Gehirn- zen und insbesondere darauf achten, Tiere aus- Blutproben von Hühnern, Puten und Gänsen aus zellen ausgelöst, die nur mikroskopisch sichtbar schließlich aus BHV1-freien Beständen zu kaufen. insgesamt sechs Beständen ebenfalls mit negati- schwammartige Veränderungen im Gehirn her- vem Ergebnis auf Antikörper gegen Aviäre Influ- vorrufen. Die Erkrankung äußert sich in Verhal- enzaviren untersucht. tens- und Bewegungsstörungen, später bekom- Monitoring-Programme: men die betroffenen Tiere starken Juckreiz und Schweinepest im Blick Auch wenn es 2020 keine Nachweise gab, blei- scheuern sich wund. ben Monitoring-Untersuchungen notwendig, um Nach dem erstmaligen Nachweis der Afrikani- Kenntnis über die mögliche Verbreitung der Vi- Einem Ausbruch der atypischen Scrapie in ihrer schen Schweinepest (ASP) in Deutschland im ren zu erlangen. Eine Übertragung des Erregers Herde sicher vorbeugen können Tierhalter nicht. September 2020 in Brandenburg wurden auch in auf Hausgeflügel-Bestände muss durch Biosicher- Wird die Krankheit nachgewiesen, werden die be- Rheinland-Pfalz die seit dem Jahr 2014 laufen- heitsmaßnahmen in den Geflügelbetrieben unbe- troffenen Betriebe durch das lokale Veterinäramt den Monitoring-Untersuchungen nochmals in- dingt verhindert werden, da sie aufgrund der dann zwei Jahre lang überwacht und alle verendeten tensiviert. Die Jäger wurden aufgefordert, alle so- Sie ist 2020 zwar nicht im Land aufgetreten, dennoch zu treffenden Maßnahmen mit hohen wirtschaft- und geschlachteten Tiere, die älter als 18 Mona- genannten Indikatortiere, also verendete und bei bleibt die Vogelgrippe eine Bedrohung für Wildvögel und lichen Verlusten einhergeht. te sind, müssen untersucht werden. Im Jahr 2020 Unfällen getötete Wildschweine sowie Tiere mit Hausgeflügel. © Urmelbeauftragter/ Wikimedia wurde die Erkrankung im Rahmen eines laufen- pathologisch-anatomischen Veränderungen und Wie wichtig das Monitoring ist, hat ein Ausbruch den Monitorings bei der stichprobenartigen Un- klinisch auffällige Tiere zur Untersuchung einzu- rechnete Stichprobe umgestellt werden. Auch der Vogelgrippe Anfang 2021 in einem Vogelpark tersuchung von 532 verendeten Schafen aus 388 senden. Zudem wurde die vom Land bereitgestell- 2020 gab es in Rheinland-Pfalz keine Nachwei- im Rhein-Pfalz-Kreis gezeigt. Ende Januar waren Betrieben bei drei Tieren aus drei Beständen (zwei te Prämie für die Einsendung von Fallwild auf Un- se des Erregers: Die virologische und/oder serolo- dort Aviäre Influenzaviren bei einer verendeten Tiere aus Rheinland-Pfalz, ein Tier aus dem Saar- fallwild ausgeweitet und auf nunmehr 70 Euro gische Untersuchung von 4.830 Wildschweinen Hawaiigans nachgewiesen worden. In der Folge land) nachgewiesen. aufgestockt. brachte keine Hinweise auf ein Seuchengesche- wurden alle Vögel in dem Park regelmäßig unter- hen. Und auch die differenzialdiagnostischen Un- sucht, um kranke Tiere schnell erkennen und von Nicht mehr nachgewiesen wurden dagegen An- Im Jahr 2020 wurden im LUA insgesamt 724 tersuchungen von 82 Hausschweinen aus 39 Be- den restlichen Tieren getrennt versorgen zu kön- tikörper gegen das Bovine Herpesvirus Typ 1 Wildschweine molekularbiologisch auf den Erre- ständen auf das Virus der KSP sowie von 128 nen. So konnte der Ausbruch in rund zwei Mona- (BHV-1). Das Virus führt bei Rindern zu einer Er- ger der ASP untersucht. Alle Proben waren nega- Schweinen aus 7 Beständen auf Antikörper gegen ten erfolgreich eingedämmt werden. krankung mit unterschiedlichen Verlaufsformen. tiv, es gab keine Hinweise auf ein Seuchengesche- den Erreger hatten ein negatives Ergebnis. Die Tiere sind lebenslang infiziert, wobei sie nicht hen im Land. Zudem hat das LUA im Rahmen des Sämtliche Proben landeten im LUA, darunter Tier- immer mit Symptomen erkranken. Diese Sympto- differenzialdiagnostischen Ausschlusses der ASP Deutschland bleibt weiterhin auch frei von Toll- körper, Sammelkotproben und vor allem Rachen- me können von grippeartigen Erscheinungen (Fie- 93 Hausschweine aus 41 Beständen untersucht – wut. Um diesen Status aufrechtzuerhalten und In- oder Kloakentupferproben. Insgesamt wurden ber, Nasenausfluss) bis hin zu Milchrückgang und ebenfalls alle mit negativem Ergebnis. fektionen in der Wildtierpopulation frühzeitig zu 410 Proben aus dem Vogelpark molekularbiolo- Erkrankungen der Fortpflanzungsorgane reichen. erkennen, werden sogenannte Indikatortiere auf gisch auf Aviäre Influenzaviren (AIV) untersucht. Der Erreger ist für Rinder hochansteckend, für den Eine Bedrohung der Wild- und Hausschweine- das Virus untersucht: verendet aufgefundene, ver- Bei 13 Tieren hatte die Untersuchung auf AIV-Ge- Menschen aber ungefährlich. population stellt nach wie vor die Klassische unfallte, krank erlegte, oder sonst auffällige Füch- nom ein positives bzw. fragliches Ergebnis. Durch Schweinepest (KSP) dar, obwohl Deutschland se, Waschbären und Marderhunde, die das natür- weiterführende Untersuchungen im ITSD wur- Auch nachdem sich Rheinland-Pfalz im Juni 2017 seit 2016 offiziell frei von dieser anzeigepflichti- liche Reservoir für die Tollwut darstellen. Jägern, de bei einigen Tieren AIV-Genom vom Subtyp als offiziell frei von der Seuche erklärt hatte, wa- gen Tierseuche ist. Während die Untersuchung der die solche Indikatortiere einsenden, wird in Rhein- H5N8 nachgewiesen. In solchen Fällen übernahm ren Antikörper gegen das Virus in den letzten Jah- sogenannten Indikatortiere uneingeschränkt fort- land-Pfalz eine Prämie von 50 Euro gewährt. das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als Bundes- ren noch auf sehr niedrigem Niveau in der Rin- gesetzt wurde, konnte die Beprobung der gesund 2020 hat das LUA insgesamt 357 Tiere (davon forschungsinstitut für Tiergesundheit die Bestim- derpopulation vorhanden. Bei den im Rahmen der erlegten Tiere aufgrund der günstigen Seuchenla- 338 Füchse und fünf Waschbären) mit negativem mung, ob es sich um eine hochansteckende Vari- Überwachung der Seuchenfreiheit durchgeführten ge im Verlauf des Jahres auf eine landesweit be- Ergebnis untersucht. ante der Viren handelte. 4 5
Blaumeisensterben: Die Übertragungswege von Suttonella ornithoco- Pseudotuberkulose: triebe am Pseudotuberkulose-Monitoring-Pro- Neue Seuche im Land la sind nicht bekannt; eine Infektion über Aeroso- LUA hilft bei Früherkennung gramm teilgenommen. Davon haben 36 Betriebe le oder bei engem Kontakt der Vögel untereinan- mit ausschließlich negativen Ergebnissen den Sta- Das im Frühjahr 2020 in weiten Teilen Deutsch- der ist zu vermuten. Berichte über Nachweise des Schaf- und Ziegenhalter in Rheinland-Pfalz haben tus „Pseudotuberkulose unverdächtig“ erreicht. lands beobachtete Vogelsterben machte auch vor Erregers bei anderen Vögeln, Säugern und insbe- die Möglichkeit, an Monitoring- und Sanierungs- Neun Betriebe befinden sich weiterhin im Aner- Rheinland-Pfalz nicht halt. Betroffen waren in ers- sondere beim Menschen gibt es bisher nicht. Den- programmen zur Bekämpfung und Überwachung kennungsverfahren. ter Linie Blaumeisen, aber auch bei anderen Mei- noch sollten tote Tiere nicht mit bloßen Händen der Pseudotuberkulose in ihren Beständen teilzu- senarten trat die Erkrankung auf. Die Tiere wa- angefasst werden. Nach Kontakt mit Vögeln oder nehmen. Das Angebot wird gerne angenommen, ren aufgeplustert und wirkten teilnahmslos, auch Futterstellen sollten die Hände gründlich mit Sei- weil die einzig effektive Bekämpfungsmethode da- Schweinehaltungen: Beratung Schwierigkeiten beim Atmen sowie bei der Fut- fe gewaschen werden. rin besteht, infizierte Tiere frühzeitig zu identifizie- soll Erkrankungen vorbeugen ter-und Getränkeaufnahme wurden beobachtet. ren und aus den betroffenen Herden zu entfernen. In erster Linie fanden sich aber gehäuft tote Tiere, An Futterstellen wird der Erreger scheinbar be- Der Schweinegesundheitsdienst des LUA begleitet bei denen eine mit Gewebsuntergang einherge- sonders leicht auf andere Vögel übertragen, denn Die Pseudotuberkulose (Pseudo-Tb) ist eine weit ein Projekt zur frühzeitigen Erkennung und Gegen- hende Entzündung der Lunge vorlag. Aus den Ver- viele tote Meisen wurden in der Nähe von Fut- verbreitete, chronisch verlaufende, unheilbare In- regulation bei Gesundheitsstörungen in Schwei- änderungen wurde das Bakterium Suttonella or- terplätzen gefunden. Werden mehrere kranke fektionskrankheit, die weltweit durch das Bakte- nehaltungen. Dabei wird die Stoffwechselsituati- nithocola isoliert, welches allgemein als Auslöser Vögel in der Nähe einer Futterstelle beobachtet, rium Corynebakterium pseudotuberculosis her- on von Sauen in Hochleistungsphasen untersucht. der Erkrankung angesehen wird. sollte die Fütterung dort bis auf Weiteres einge- vorgerufen wird. Die Krankheit tritt überwiegend Die Beurteilung der Tiergesundheit in Mastbetrie- stellt werden. Gleiches gilt für Wassertränken, bei Schafen und Ziegen auf, kann aber auch in sel- ben mit Blick auf Atemwegserregern ist ein weite- Suttonella ornithocola trat erstmals 1996 in Groß- denn auch hier kann der Erreger leichter übertra- tenen Fällen beim Menschen vorkommen. Die rer Schwerpunkt. britannien und dann 2018 auch in Deutschland in gen werden. Grundsätzlich gilt, dass Sauberkeit Pseudo-Tb führt bei Schafen und Ziegen unter Verbindung mit lokal gehäuften Todesfällen bei und Hygiene am Futterplatz sehr wichtig sind. anderem zu Milchrückgang, Leistungsabfall, Ab- Die heutigen Hochleistungstiere mit über 30 auf- Meisen in Erscheinung. Warum der Erreger im Jahr Futterreste und Kot müssen regelmäßig entfernt magerung bis hin zum Tod und damit zu erheb- gezogenen Ferkeln pro Jahr bedürfen einer be- 2020 eine plötzliche und überregionale Ausbrei- und Verschmutzungen beseitigt werden. Ins- lichen wirtschaftlichen Schäden. Kennzeichnend sonderen Beobachtung und Fütterung durch tung erfahren hat und ob er allein für das Massen- besondere kleine Wasserstellen sollten täglich für die Erkrankung ist eine Abszessbildung in ober- erfahrene Tierhalter. Unzureichende Stoffwechsel- sterben der Vögel verantwortlich ist, ist derzeit gründlich gereinigt und neu mit sauberem Trink- flächlichen und inneren Lymphknoten sowie in leistungen können frühzeitig Hinweise geben, das noch unklar. wasser befüllt werden. Organen. Ein Großteil der infizierten Tiere zeigt etwas nicht stimmt. Deshalb wird der Stoffwech- keine Symptome, wodurch die Pseudotuberkulose sel der Tiere im Projekt einer näheren Betrachtung Im Verlauf des Jahres 2020 wurden im LUA insge- häufig unerkannt bleibt. Hierin besteht ein hohes unterzogen. Neben einer Auswertung der allge- samt zwölf Blaumeisen – darunter sechs Küken – Infektionsrisiko für die restliche Herde. meinen Blutparameter werden ausgewählte Para- untersucht. Dabei wiesen drei Tiere die typischen meter zur Erkennung von Störungen im Mineral- Veränderungen auf, bei einem weiteren Tier wur- Beim Menschen kann es durch massiven Erre- stoffwechsel, der Leber, der Muskeln, der Nieren de Suttonella ornithocola nachgewiesen. gerkontakt, z.B. beim Eröffnen von Abszessen bei oder des Kohlehydrat- und Proteinstoffwech- Tieren, zu Infektionen mit Lymphknotenentzün- sels als Indikatoren genutzt. Insgesamt werden Über ein gehäuftes Vorkommen der Erkrankung dungen kommen, wobei eine Behandlung mit An- durchschnittlich 8 - 10 Proben aus 10 Betrieben liegen für das Jahr 2021 bisher keine Berichte vor. tibiotika möglich ist. gezogen. Beim Vergleich der Werte verschiede- Die Meisenbestände haben sich zwischenzeitlich ner Herden und Leistungen ergibt sich ein durch- wieder weitgehend erholt. Da auch andere Erkran- Zur Erkennung der Pseudo-Tb werden bei allen schnittliches Niveau, anhand dessen Abweichun- kungen zu ähnlichen Symptomen führen können, Schafen und Ziegen eines teilnehmenden Bestan- gen erkennbar werden. ist eine sichere Diagnose nur anhand von labordi- des ab einem Alter von einem Jahr die betreffen- agnostischen Untersuchungen möglich. Das Auf- den oberflächlichen Lymphknoten abgetastet und Atemwegserkrankungen in der Mast treten der Seuche unterstreicht die Notwendig- parallel dazu in vorgegebenen Zeitabständen das Atemwegserkrankungen sind das vordringlichs- keit differenzialdiagnostischer Untersuchungen Blut untersucht. Tiere, die infiziert sind, werden te Problem der Schweinehaltung insbesondere in zur Feststellung der Erkrankungs- und Todesursa- aus der Herde entfernt. Zugekauft werden dürfen der Mast. Im Projekt wurden insgesamt 336 Tiere chen bei Nutz- und Wildtieren – nicht zuletzt im nur Tiere aus Pseudotuberkulose-unverdächtigen aus 23 Betrieben auf Antikörper gegen die Krank- Kein leichtes Jahr für die Blaumeise: Ein neuer Erreger Hinblick auf den Ausschluss des Auftretens von Beständen. Durch diese Vorgehensweise wird die heiterreger PRRSV (Porzines reproduktives und re- machte der Population zu schaffen. © Maximilian Dorsch bekämpfungspflichtigen Seuchen oder zoonoti- Krankheit sukzessive aus dem Bestand getilgt. spiratorisches Syndrom Virus) (320 Proben), Influ- / Wikimedia scher Erreger. Im Jahr 2020 haben 45 Schaf- und Ziegenbe- enza A (104 Proben), Haemophilus parasuis (HPS, 6 7
Glässer) (84 Proben) und Actinobacillus pleuro- cher. Trotz vielfältiger Initiativen zur Informati- Im LUA diagnostizierte anzeigepflichtige Tierseuchen in Rheinland-Pfalz 2020 pneumoniae (APP) (130 Proben) untersucht. on über diese Methode wird daher weiterhin eine Entfernung der Hoden gewünscht. Untersuchungen Nachweise Tierseuche Nachweis Speziell in den Mastbetrieben treten die Proble- Matrix (Tierart) (Methode) Proben Bestände Proben Bestände me mit Atemwegserkrankungen oft explosions- Da die Ferkelbetäubungssachkunde-Verordnung artig auf; Antibiotika sollen aber möglichst wenig die Narkose durch sachkundige Landwirte zu- Blauzungenkrankheit (Rind) Blut 14.149 1.708 1 1 BT-Genom (PCR) eingesetzt werden. Daher gewinnt die konkre- lässt, gab es 2020 in Rheinland-Pfalz einen gro- BVD-Virus-Antigen Bovine Virusdiarrhoe (Rind) Ohrstanze 130.843 3.681 2 2 te Kenntnis über unterschwellig in der Herde vor- ßen Schulungsbedarf. Der Pflichtenkatalog sieht (ELISA) Salmonella species handene Atemwegsinfekte an Bedeutung. Mit einen aufwändigen Schulungsprozess in Theorie Salmonellose1 (Rind) Kot 2.259 89 8 1 (Bakterienkultur) dem Projekt wird ein niedrigschwelliges Angebot und Praxis mit entsprechend zugelassenen Gerä- gemacht: Mit Zustimmung der Landwirte wird am ten vor. Dazu wurde nach Vorarbeiten der bundes- Transmissible Spongiforme Monitoring- pathologisches Enzephalopathie, 532 388 2 2 Schlachthof eine Stichprobe von sechs Schlacht- deutschen Schweinegesundheitsdienste und der atypische Scrapie (Schaf) tierkörper Prionprotein (ELISA) schweinen je Betrieb genommen und untersucht. Lehr-und Versuchsanstalten ein Schulungskon- Je nach Ergebnis werden dann eine Rücksprache zept unter Vorsitz des Schweinegesundheitsdiens- 1 hat als Zoonose Bedeutung für den Menschen mit dem betreuenden Tierarzt und vorsorgende tes des LUA an der Lehr-und Versuchsanstalt Neu- Auf Grund der Untersuchung verschiedener Matrizes und der Anwendung verschiedener Untersuchungsmethoden Impfungen empfohlen. mühle etabliert. sowie gegebenenfalls erfolgter Mehrfachuntersuchungen sind Doppelnennungen von Proben und Beständen möglich. Besondere Schwerpunkte sind neben der Technik, Ferkelkastration: der Organisation und dem Arbeitsschutz die Tier- LUA schult Landwirte beobachtung und das Tierverhalten. Auf die Beob- achtung von Schmerzsymptomen und die korrek- Eine Änderung des Tierschutzgesetzes verbietet ab ten Maßnahmen zur Schmerzbehandlung wurde dem 1. Januar 2021 die betäubungslose Kastration besonderer Wert gelegt. Pandemiebedingt wurde von männlichen Ferkeln in Deutschland. Eine al- der Großteil der Schulungen online angeboten. Die ternative Methode, um das von vielen Menschen Teilnahme wurde im Webinar und durch fortlaufen- auch in geringen Spuren als ekelerregend wahrge- de Fragen bzw. Präsenz bestätigt. Zudem konnte nommenen Testosteron-Abbauprodukt alpha-An- auch noch eine Präsenzveranstaltung unter stren- drostenon (Ebergeruch) zu verhindern, ist die Im- gen Hygienebedingungen abgehalten werden. munkastration (Verhinderung der Bildung von Geschlechtshormonen). Die Ferkelabnehmer, die Bilanz: Der Schweinegesundheitsdienst des LUA Mäster und die Schlachthöfe befürchteten bei der und die Tierärztinnen der Lehr-und Versuchsan- Immunkastration jedoch Qualitätseinbußen des stalt Neumühle haben 43 Teilnehmende erfolg- Fleisches und letztlich Vorbehalte der Verbrau- reich geschult und geprüft. 8 9
Im LUA diagnostizierte meldepflichtige Tierkrankheiten in Rheinland-Pfalz 2019 Im LUA diagnostizierte meldepflichtige Tierkrankheiten in Rheinland-Pfalz 2019 Untersuchungen Nachweise Untersuchungen Nachweise Tierseuche Nachweis Tierseuche Nachweis Matrix Matrix (Tierart) (Methode) (Tierart) (Methode) Proben Bestände Proben Bestände Proben Bestände Proben Bestände Campylobacteriose1 Tierkörper 16 13 1 1 Kot 3 1 1 1 (Großkatze) Q-Fieber1 (Rind) Coxiella burnetii-Genom (PCR) Sekrete 8 4 1 1 Tierkörper 8 8 3 3 thermophile Campylobacter Campylobacteriose1 (Huhn) (Bakterienkultur) Kot 241 56 1 1 Kot 6 6 3 3 Salmonellose1 (Nutzgeflügel) Sockentupfer 432 106 8 4 Campylobacteriose1 (Schaf) Sekrete 1 1 1 1 Tierkörper 4 3 2 2 Chlamydiose1 (Schaf) Tierkörper 1 1 1 1 Salmonellose1 (Reptilien) Chlamydophila spezies-Genom Kot 10 1 5 1 Tierkörper 6 3 6 3 (PCR) Chlamydiose1 (Ziervögel) Tierkörper 31 29 2 2 Kot 13 4 4 3 Salmonellose1 (Schaf) Kot 8 5 1 1 Echinokokkose1 (Hund) Tierkörper 1 1 1 1 Echinococcus multilocularis Salmonella spezies (Finne)-Genom (PCR) Tierkörper 39 24 4 4 Echinokokkose1 (Wildschwein) Tierkörper 6 6 (Bakterienkultur) Salmonellose1 (Schwein) Kot 23 9 4 2 Gallid Herpesvirus Typ 1 Infektiöse Laryngotracheitis (histopathologische Verände- Tierkörper 4 4 4 4 Sockentupfer 13 2 1 1 (Huhn) rungen, ggf. in Verbindung mit Eikultur) Salmonellose1 (Taube) Kot 21 1 Listeriose1 (Fuchs) Tierkörper 1 1 Salmonellose1 (Wildtiere) Tierkörper 24 2 Listeriose1 (Rind) Tierkörper 18 14 1 1 Listeria monocytogenes (Bakterienkultur) Salmonellose1 (Ziege) Tierkörper 25 21 1 1 Listeriose1 (Schwein) Tierkörper 7 5 1 1 Salmonellose1 (Ziervögel) Tierkörper 5 3 2 1 Listeriose1 (Ziege) Tierkörper 8 8 2 2 SARS-CoV-21 (Hund) Tierkörper 2 1 2 1 SARS-CoV-2-Genom (PCR) ggf. Gallid Herpesvirus Typ Mareksche Krankheit (Huhn) Tierkörper 6 2 6 2 2-Genom (histopathologische Veränderungen, PCR) Schmallenbergvirus (Rind) Tierkörper 29 23 4 2 Schmallenbergvirus-Genom (PCR) säurefeste Stäbchen in Nest- Toxoplasma gondii (Zyste)- ern (histopathologische Toxoplasmose1 (Fuchs) Tierkörper 4 1 Tierkörper 4 3 3 3 Genom (PCR) Veränderungen in Verbindung mit Ziehl-Neelsen-Färbung) Tularämie1 (Affe) Tierkörper 1 1 1 1 Francisella tularensis-Genom Paratuberkulose (Rind) 1 Mycobacterium avium ssp. para- Kot 47 5 8 2 (PCR) tuberculosis (Bakterienkultur) Tularämie1 (Feldhase) Tierkörper 15 7 Mycobacterium avium ssp. Tierkörper 31 30 1 1 Kot 56 35 16 10 Verotoxin bildende paratuberculosis-Genom (PCR) Escherichia coli1 (Rind) säurefeste Stäbchen in Nestern, Kot 71 55 1 1 Verotoxin bildende Escherichia Masp-Genom (histopathologische Paratuberkulose1 (Rothirsch) Tierkörper 2 1 Verotoxin bildende coli, -Genom Veränderungen in Verbindung mit Tierkörper 4 3 1 1 Escherichia coli1 (Schaf) (Bakerienkultur, PCR) Ziehl-Neelsen-Färbung, PCR) säurefeste Stäbchen in Nest- Verotoxin bildende ern (histopathologische Tierkörper 16 4 1 1 Tierkörper 2 2 2 2 Escherichia coli1 (Schwein) Veränderungen in Verbindung mit Ziehl-Neelsen-Färbung) Paratuberkulose1 (Ziege) 1 hat als Zoonose Bedeutung für den Menschen Auf Grund der Untersuchung verschiedener Matrizes und der Anwendung verschiedener Untersuchungsmethoden sowie gegebenenfalls Mycobacterium avium ssp. Kot 9 5 2 1 erfolgter Mehrfachuntersuchungen sind Doppelnennungen von Tieren und Beständen möglich. paratuberculosis-Genom (PCR) 10 11
Herausgeber: Landesuntersuchungsamt Mainzer Straße 112 56068 Koblenz poststelle@lua.rlp.de www.lua.rlp.de
Sie können auch lesen