Luxushotel der Superlative? - HOTEL-TEST IM "THE ALPINA GSTAAD"
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HOTEL-TEST IM «THE ALPINA GSTAAD» Luxushotel der Superlative? Indoor-Pool im Six-Senses-Spa. 72 6I2013
HOTEL-TEST THE ALPINA GSTAAD Vorgeschichte ren will. Wir klagen unser Leid der Rezeptionis- als aufgesetzt. Bevor sie uns ver- Es war einmal. In der Tat könnte die Geschichte tin, die uns verspricht, dem Problem sofort nach- lässt, zeigt sie uns noch, wie der um das The Alpina Gstaad so beginnen: Da zugehen. Nach der Buchung erklärt sie uns noch, Kamin funktioniert – nämlich war einmal, oberhalb des Prominentendorfes dass im Preis ein Essensgutschein von 100 Fran- auf Knopfdruck. Gstaad, ein altes Hotel mit dem Namen Grand ken pro Tag und Person inklusive sei. Den kann Hotel Alpina. Bereits bei seinem Abriss stand fest, man im ganzen Haus einlösen – ob zum Lunch Die Panorama-Suite dass an dieser Stelle wieder ein Hotel entstehen auf der Terrasse oder zum Abendessen oder an der Welcome home! Wir sind noch musste. Nicht irgendein Hotel, wie der Gstaader Bar, der Gast entscheidet. Und: «Das Parkieren in keine fünf Minuten in der Suite Immobilien-König und Ex-Skilehrer Marcel Bach unserer Parkgarage ist kostenlos, ebenso WLAN und fühlen uns bereits hei- und der afrikanische Zucker-Baron und Milliar- im ganzen Haus. Alle Zimmer und Suiten haben misch. Das hängt wohl damit där Jean-Claude Mimran entschieden. 300 Milli- im Übrigen einen eigenen Balkon», so die junge zusammen, dass sich die Räume onen Franken steckten die beiden Investoren in Dame. Das tönt fast zu gut, um wahr zu sein. im Dachstock befinden – und das Alpina-Projekt, welches neben dem Haupt- ganz zweifellos auch mit der haus mit Hotelt rakt und Appartements auch drei Check-in Tatsache, dass alle Räume ,sogar Luxus-Chalets umfasst. Zwei der Chalets hat der Zugegeben, es ist ein eigenartiges Gefühl, an der die Decke im Badezimmer, mit russische Rohstoff-Händler Dimitri Rybolowlew Einfahrt zum Gstaad Palace vorbeizufahren (ver- wunderschönem Altholz ausge- für jeweils 50 Millionen Franken gekauft. Nun, zeihen Sie uns, lieber Andrea Scherz!), um gleich kleidet sind. Rund 14 000 Qua- eröffnet wurde das Hotel offiziell am 1. Dezem- danach scharf links den Hügel namens Oberbort dratmeter Altholz wurden im ber 2012 – als erstes neues Fünfsterne-Superi- hochzufahren. Die Strasse endet in einem Tun- Hotel verbaut! Altholz, das man or-Hotel, das in den vergangenen hundert Jah- nel, der direkt vor den Haupteingang des Hotels in ganz Europa zusammenge- ren in Gstaad seine Tore geöffnet hat. führt. Wer sich nicht als Alpina-Neuling outen tragen hat. Man fühlt sich so ein will, biegt in die obere Einfahrt ein, wo auch wenig wie in einem Luxus-Heu- The Alpina Gstaad. Fast 300 Millionen Franken haben die Besit- zer in das neue Luxusresort investiert, davon rund 100 Millionen allein in den Hotelbereich mit 56 Zimmern und Suiten, Restau- rants und Spa. 14 000 Quadratmeter Altholz wurden verbaut, in der Küche steht Sterne-Koch Marcus Lindner, das «Megu» gilt bereits heute als eines der besten japanischen Restaurants der Schweiz. Geführt wird das Luxushaus von Niklaus Leuenberger, einem Schweizer Hotelprofi mit langjähriger Erfahrung in der Luxushotellerie (Peninsula). Wie luxuriös ist das «Alpina» wirk- lich? Ein neues, alpines Fünfsterne-Haus der Superlative? Reservation (Website) schon ein Portier wartet. Die Begrüssung, das stock, ausgestattet mit edels- Die Homepage spricht uns auf den ersten Klick Ausladen des Gepäcks – all das geschieht unter- tem Mobiliar, modern-zeitlosen an: stimmungsvolle Fotografie, kurz gehaltene, irdisch und mag für die Portiers praktisch sein, da Sofas, Wolldecken und hoch- gut lesbare Texte, die nach Wunsch verschwin- sie vor etwelchen Wetterkapriolen geschützt sind, wertigsten Dekorationsgegen- den, klare Navigation und eine Verlinkung mit uns jedoch fehlt das Tageslicht – trotz Lichtkup- ständen aus Leder, Glas und Facebook, Twitter und Tripadvisor. Dort ran- pel in der Mitte der Vorfahrt. Der Portier ist sehr Porzellan. Auf und unter dem giert man aktuell auf dem fünften Platz von 23 aufmerksam und weiss auch schon, wie der Vier- Salontisch liegen nicht etwa Hotels in Gstaad – hinter dem Grand Hotel Park beiner heisst. Bemerkenswert! Wir stehen an der billige PR-Magazine, sondern und dem Gstaad Palace. Die Zimmerauswahl Rezeption (einem riesigen Baumstrunk mit Glas- hochwertige Kunst- und Rei- beginnt beim Deluxe-Zimmer, gerne preist man platte!) Meldeschein? Kreditkarte? Unterschrift? sebildbände von Taschen. Auf auch die 400 Quadratmeter grosse Duplex-Pano- Nebensache. Die junge, sympathische Rezeptio- dem grossen Tisch «lächeln» rama-Suite an, die sich über das 5. und 6. Stock- nistin, eine gebürtige Bernerin, führt uns direkt uns edle Rosen entgegen, dane- werk des Hotels hinzieht. Deluxe finden wir abso- in unsere Panorama-Suite – man hat uns ein ben – unter einer Glasglocke – lut ausreichend, zumal wir uns schon auf die Upgrade gegeben – , zeigt uns auf dem Weg dort- kunstvoll präsentierte Pralinen, Design-Kuhglocken freuen, die links und rechts hin die diversen Restaurants, bestätigt unsere Champagner-Trüffel und Frian- der Betten als Lampen dienen. Wir klicken uns in Tischreservationen, vergisst aber, die Handha- dises. Die Willkommenskarte die Reservations-Maske, geben das Datum und bung des Internets zu erklären. Das funktioniert ist in goldener Schrift gehal- die Anzahl Personen ein – ja, ein Deluxe-Zim- aber ganz einfach mit der Eingabe von Name ten. Der Direktor des Hauses mer ist noch zum Preis von 850 Franken verfüg- und Zimmernummer. In der Suite erklärt uns die schreibt die Karte persönlich! bar. Oder soll es trotz allem eine Junior-Suite sein? junge Dame alles, was zu erklären ist – vom Safe Dass im The Alpina Über «Compare Rooms» erhalten wir alle mög- über den Haartrockner bis zur privaten Lounge Gstaad auch Hunde königlich lichen Alternativen, inklusive Bild. Das ist ech- auf der Terrasse. Kompliment, die junge Rezep- behandelt werden, wird uns ter Service! Umso störender dann, dass die Soft- tionistin macht einen hervorragenden Job! Sie beim Anblick der beiden Fress- ware die Kreditkartennummer nicht akzeptie- wirkt dabei natürlich, spontan und alles andere näpfe, aus englischem Porzel- › 6I2013 73
lan (!), sofort bewusst. Der Hundekorb ist mit Fell ausstaffiert, das Hotel-Terrasse Hundespielzeug gleicht einem Marder –aus Fell. Damit nicht genug: Ein Sonntagnachmittag im März. Die Sonne lockt Hotelgäste und Hunde kriegen im The Alpina Gstaad ein Mäntelchen mit Fellka- Einheimische auf die grosse Terrasse. Die jungen Service-Leute puze. Darauf steht: «The Alpina Gstaad. The place to be.» tragen so kupferfarbene Gilets: Geschmacksache. Und der Service Doch was macht die kleine Champagnerflasche, Louis Roe- selbst? Hervorragend, perfekt. Tatsache ist: Das The Alpina Gstaad derer Brut, zwischen den Futternäpfen? Daneben steht ein Kärtchen wurde genau vor 100 Tagen (im Dezember 2012) eröffnet. Und jetzt, mit dem Namen des Hundes. Wir erinnern uns: Bei der telefoni- rund drei Monate später, testen wir das Haus mit der Absicht, vor schen Reservation erwähnten wir unseren Hund. Auf die Frage der allem auch die Servicequalität genau unter die Lupe zu nehmen. Sales-Dame, ob der Vierbeiner vielleicht was Spezielles benötige, Natürlich gab es im Dezember und Januar, kurz nach der Eröff- antworteten wir – nicht ganz ernst gemeint: Ja, der Hund trinke nur nung, Pannen und Konfl ikte, wie wir später erfahren haben. Da Champagner … Und jetzt steht da eben die kleine Flasche Roede- lief nicht alles rund – und viele Dinge im Service und in der Hard- rer: Ein Wow-Effekt der besonderen Art! ware – Technik, Infrastruktur, Betriebsabläufe – mussten angepasst Ja, und das nächste Wow-Erlebnis folgt auf der grossen Ter- oder optimiert werden. Unsere Momentaufnahme, wir weilten drei rasse. Was heisst da Terrasse! Eine Lounge, ausgestattet mit Sofas volle Tage im Hotel, hat jedoch Erstaunliches gezeigt: Bereits nach und Liegen, bietet man uns da draussen. Wir blicken direkt in die drei Monaten hat die junge, neue Servicecrew einen Service-Stan- verschneiten Berge, auf Gstaad, das Palace und die luxuriösen Cha- dard erreicht, wie man ihn in der Luxushotellerie normalerweise lets am Oberbort. Traumhaft! Alpine Winterromantik pur! nach ein oder zwei Jahren erzielt. Hut ab! Eine Minibar? Ja, auch die existiert. Sie wurde allerdings Dokumentiert wird diese Leistung auch auf der Terrasse, kunstvoll in einen alten Bauernschrank aus dem Jahr 1782 einge- wo man uns ein perfekt «komponiertes» Club-Sandwich serviert. baut, inklusive Kaffeemaschine und kleinem Lavabo. Wow! Super- Der Salatteller hingegen, bestehend aus ein paar grünen Blättern, idee! Weitere Details: die Glasuntersätze sind aus Filz und Leder, dürfte reichhaltiger und origineller sein: 22 Franken. Die Service- die hochwertigen Gläser von Riedel, im Ankleideraum steht den crew ist aufmerksam und reagiert sofort, wenn das Glas leer oder Damen ein Fingernageltrockner zur Verfügung – Peninsula Shang- der Aschenbecher voll ist. So muss es sein! hai lässt grüssen– , die Kleiderbügel sind natürlich aus Massivholz und im aufgespannten Regenschirm entdecken wir auf der Innen- Korridore seite ein Alpenpanorama unter blauem Himmel. Kurz und gut: Die Teppiche aus Nepal sind handgeknüpft, an den Wänden hän- Cigar Lounge. Japanisches Restaurant Megu. eine alpine Traumsuite, ausgestattet mit edelsten Materialien. Den gen echte Gstaader Scherenschnitt-Arbeiten, Bergkristalle die- Designern war nur das Beste gut genug. Und vor allem: Man fühlt nen als Lichtspender und die Aufzüge sind mit Leder und Parket sich in dieser Suite wirklich in einem (luxuriösen) Alpenhotel. Von ausstaffiert: die Designer und Handwerker haben ganze Arbeit penetrantem, überflüssigem Luxus keine Rede! geleistet. Und weil alles so perfekt und so harmonisch ist, stört die offene Tür zum Wäschezimmer auf der vierten Etage umso mehr. Badezimmer Wir haben sie immer wieder geschlossen – doch wenig später war Ein Badezimmer mit Altholz-Decke und ebensolcher Badewan- sie wieder offen … nenverkleidung – man hat den alpinen Stil des Hauses in der Tat bis in die letzten Rillen durchgezogen. Der eingebaute TV über der Restaurant «Swiss Stübli» Badewanne – naja, wer zum Zähneputzen die Tagesschau sehen Man begleitet uns ins «Swiss Stübli», wo Schweizer Spezialitäten, so will … Auch punkto Kosmetikartikel lässt man sich im The Alpina auch Fondue und Raclette, angeboten werden. Ja, das sieht aus wie in Gstaad nicht lumpen: Aqua di Parma. Nicht etwa Mini-Portionen einer Bergbeiz oder Alphütte, nur etwas nobler. Eine urchige Holz- stehen da auf dem Waschtisch – dieser dürfte etwas grossflächiger stube mitten im Luxuspalast. Auch da: alle Details sind passend, sein (!)– , sondern Normalportionen. Weitere Details im Bad: die typisch und durchdacht. Die Kuhglocken, die rot-weissen Schwei- Ohren-Stäbchen sind in einem dünnwandigen Glasbehälter ver- zer Stoffe, die (Ländler-)Musik im Hintergrund. Die Speisekarte ist staut, und selbst der Abfalleimer ist mit echtem Leder überzogen. in Leder gebunden, die fünf verschiedenen Brotsorten werden in Wer ein Kosmetiktuch benötigt, zieht dieses aus einer hochwerti- einer Art Holzschublade präsentiert – begleitet von Butter und Hüt- gen Holzbox. Regendusche. Separate Gäste-Toilette, Seifenspen- tenkäse mit Liebstöckel. Klar, dass in dieser Atmosphäre vor allem der aus Granit – alles hochwertig und passend. Man spürt in jedem Fondue, Raclette oder Rösti in der Gusseisenpfanne bestellt wer- Winkel, dass da nicht weniger als 100 Millionen verbaut wurden. den. Doch ganz so einfach wollen wir es der Küche nicht machen 74 6I2013
HOTEL-TEST THE ALPINA GSTAAD und bestellen zum Start etwas Trockenfleisch Smokers Lounge bleibt. Und der Salat? Zehn ver- vom Simmentaler Rind. Dazu wählen wir ein Glas Der Hoteldirektor sei extra nach Kuba gereist, um schiedene Sorten: frisch, köst- Sauvignon Blanc aus Italien – selbstverständlich das Holz und die Utensilien für den begehbaren lich zubereitet. Perfekt. Auch da gibt man uns auch den Riesling zum probieren Humidor auszuwählen, erzählt man uns. Nun, ist Lindners Handschrift sofort und kommt dann auch schon mit dem «Gruss aus die Auswahl an Havannas (von Gerard Genf) zu erkennen. der Küche» , den Spinattaschen auf Travesano. ist beachtlich und repräsentativ. Alle bekann- Der «Gruss» fällt ganz nach unserem Gusto aus. ten Marken wie Cohiba, Montecristo oder Par- Six Senses Spa Darauf heben wir die feinen Riedel-Gläser, die tagas sind vorhanden – und perfekt gelagert. Zur Am Montag Nachmittag haben notabene im ganzen Haus zur Anwendung kom- Zigarre empfiehlt man uns einen Rum aus Mari- wir unsere Spa-Termine. Nur, men. Gespannt sind wir nun auf den Rindfleisch- tinique. Zweifellos eines der schönsten Fumo- wann genau? Normalerweise salat, der – als Carpaccio serviert – tatsächlich irs der Schweiz. Und der junge Servicemann ist kriegt man beim Check-in eine überrascht und in seiner Qualität besticht. Dass bestens informiert, wenn es um die edlen Tabak- Notiz mit den Uhrzeiten aus- auch hier im «Swiss Stübli» Küchendirektor Mar- kreationen geht. gehändigt, doch im The Alpina cus Lindner seine Finger im Spiel hat, ist deutlich Gstaad war das nicht der Fall. sichtbar. Ein Perfektionist, auch wenn es «nur» Turndown-Service Wir rufen kurz unten an – und um einen Rindfleischsalat geht! Die junge Dame, Wie nicht anders zu erwarten: die Vorhänge sind staunen: Kann es sein, dass im die uns betreut, ist punkto Weine hervorragend gezogen, das Bett korrekt aufgedeckt – und auf Spa nur gerade englisch gespro- informiert. Sie empfiehlt uns einen Pinot Noir jedem Nachttisch steht eine Flasche Valser-Was- chen wird? Das Spa-Team emp- (Barrique) von Star-Winzer Donatsch aus der ser mit einem Glas. Die Zimmermädchen machen fängt uns herzlich, bietet sofort Bündner Herrschaft – ein Super-Wein und pas- einen Top-Job, so wie das in der Luxushotellerie Wasser an und verweist uns send zu den folgenden Speisen. Unter 100 Fran- eben sein muss. auf das Sofa beim, brennenden, ken kostet die Flasche: das ist äusserst fair kal- Kamin. Die Colonic Hydro-The- kuliert. Die Bergquellwasser-Forelle fi ndet unse- Concierge rapeutin – eine Deutsche und ren Applaus, ebenso das Ribelmais-Mistkratzerli, Die Sonne strahlt und wir wollen raus in die damit wohl die einzige Per- begleitet von jungem, ungesalzenem Spinat und Natur. Eine Wander- oder Jogging-karte? Der son, die in diesem Spa deutsch einem Rotweinrisotto. Als gute Wahl erweist sich Concierge lässt sie uns – auf einem Silbertablett spricht – erweist sich als höchst Schlafbereich im Dopelzimmer. Wohnbereich mit Kamin in einer Junior-Suite. alsdann das Stübli-Kalbsfi let-Geschnetzelte mit serviert – aufs Zimmer bringen. Zwei Stunden professionelle Fachkraft. Spä- Rösti, Pilzen und Gartenbohnen. Die eher gros- später stehen wir mit einem schmutzigen Hund ter schauen wir uns im «Chan- sen Fleischstücke sind äusserst zart, umgarnt in der Halle. Sofort ist der Concierge da – mit ging Room» um, applaudieren von einer leichten Sauce, die auch perfekt zu der einem Frotteetuch. Ja, und er kennt den Hund mit zu den Body Lotions, die bei den grob geraffelten, aber gar nicht fettigen Rösti pas- Namen. Überhaupt, der Concierge ist ein Profi – Schminkspiegeln liegen, zu den sen. Der Einladung zum Dessert – Flan Caramel, diskret, herzlich, geistig präsent, flexibel: da gibt «Ladies Sets», die äusserst dis- Meringue, Cheesecake – können wir nicht mehr es keine offenen Wünsche. Kompliment. kret in einem Porzellanbehälter folgen, wohl aber einem Gläschen Tokaj, der so verwahrt werden. Witzig fi nden wunderbar schwer auf der Zunge liegt. Da pas- Room-Service wir die Lavabos aus ausgehau- siert es, dass wir im Gespräch mit der Servicemit- Der Klassiker: Wir rufen kurz vor Mittag im Res- enem Stein. Alle Einrichtungen arbeiterin unseren Hund erwähnen und sie uns taurant an, da wir das Frühstück verpasst haben. im Spa sind klar angeschrieben fragt, ob die Küche für den Vierbeiner etwas ein- Geht da noch was? Aber klar doch! Birchermüsli, – Sauna, Dampfbad, Ice Shower, packen dürfe. Knochen lieber nicht. Höchstens Früchte, Vollkornbrot und einen Salatteller. Man Hot Pool und der Liegeraum mit etwas Fleisch, aber bitte keine Umstände, Bello wiederholt alles noch einmal, fragt nach allfälli- seinen Wasserbetten und den ist verpflegt. Von wegen! Es dauert keine zehn gen Getränken (!) und verspricht, sich zu beei- flauschigen Decken. Verlässt Minuten, da stehen zwei Porzellanschalen auf len. Das Warten, exakt 30 Minuten, lohnt sich, der man die nach Geschlechtern einem Silbertablett vor uns – in der einen Schale Tisch wird schön und stilvoll aufgedeckt – mit fri- unterteilten Räume, fi ndet man leicht angebratenes Pouletfleisch, in der anderen schen Blumen (!). Und der Etagen-Kellner achtet sich in einem Labyrinth von gekochter Reis mit geraffelten Karotten. Uns feh- darauf, uns so an den Tisch zu setzen, dass uns hellen Gängen wieder, geht an len die Worte. das wunderbare Bergpanorama nicht verborgen einem «Salz-Raum» mit Lie- › 6I2013 75
gen vorbei und kommt dann in eine Art Halle, wo ner nieder, bereit, uns auf seine Geschmacks-ak- Joghurts kommen von der loka- die Wand mit echten Grünpflanzen bestückt ist. robatik einzulassen. Begleitet von leichter Pop- len Molkerei in Gstaad, die Gra- Das muss die «Juice Bar & Lounge» sein. In ihrer musik, wählen wir aus der Brotauslage aus. Dazu pefruits sind filetiert, die Säfte Verlängerung befindet sich ein schlicht genial gibt’s Öl de Provence, Liebstöckelcreme, Karot- ebenfalls frisch. Käse bis zum konzipierter Innenpool, dessen Wände aus Stein tencreme und Butter. Die Atmosphäre im Lokal Abwinken befindet sich neben und die Decke aus Altholz ist. Für Kinder steht ist warm, auch dank der holzgetäferten Wände. der Brotecke – diese ist übrigens ein eigenes, kleines Becken mit einer Rutschbahn Weintechnisch lassen wir uns vom F & B-Mana- auch mit einem hervorragenden bereit. Wir stehen noch keine Minute am Pool- ger des Hauses beraten – ein sehr kompetenter Cake bestückt. Zum Abschluss rand, da lädt uns eine Spa-Mitarbeiterin spontan Mann (!) – und landen schlussendlich bei einem unseres Morgenmahls machen auf eine Tasse Tee ein. Den serviert man uns mit Meyer-Neckel (Blauburgunder), Jahrgang 2007. wir die Probe aufs Exempel getrockneten Früchten und Nüssen. In der Erwar- Ein genialer Tropfen und mit 130 Franken absolut und bestellen das «Pièce de tung von Kamillen- oder Lindenblütentee neh- fair berechnet. Eingedeckt wird fürs grosse Lind- resistance» eines jeden Früh- ner-Happening mit weissen Hand- stücks – einen Cappuccino. Wir schuhen, das Besteck ist von Chris- erwarten einen mit Schokola- Niklaus Leuenberger hat toffel. Wir können nur erahnen, denpulver bestreuten Milchkaf- wie Marcus Lindner in der Küche fee – und werden eines besseren ein Highlight der alpinen mit der Pinzette unsere Teller her- belehrt. Der Cappuccino wurde richtet. Ob er das hohe 18-Punk- quasi perfekt zubereitet, so wie luxusHotellerie geschaffen. te-Niveau vom Mesa (Zürich) wohl ihn die Italiener mögen und halten kann? Nun, in Zürich hatte machen – eben nicht mit Milch- er nur 35 Plätze zu verantwor- schaum, sondern mit Crema. men wir einen kräftigen Schluck – und wow, der ten, hier sind es – inklusive Japaner – um die Complimenti! ist aber ganz schön scharf. «It’s Ginger», lächelt 100! Und dann kommt´s: Hummer, Mais und die junge Frau und zeigt auf die diversen Sitzgele- getrocknetes Rindfleisch. Eidotter mit Aromen, Check-out genheiten. «Just relax!» Das werden wir gerne tun, Yuzuschaum, Sesamchrunch. Gitzileber, Nekta- Ob denn alles recht gewe- aber erst, wenn wir auch noch den Fitnessraum rine, Serano, Steinpilze. Bei den Kalbsbries mit sen sei? Recht? In Ordnung? begutachtet haben: neuste Geräte von Techno- Vanille, Entenleber und Sellerie gym, drei Cross-Steper, drei Laufbänder, Des- würden wir allzu gerne Nach- infektionsmittel, Handtücher, Wasserbehälter – schlag verlangen, doch wir sind alles vorhanden. Perfekt. Oben, durch eine Luke, ja noch nicht am Ende: Span- kommt sogar noch etwas Tageslicht rein. Jenes ferkel, Jakobsmuschel, Gemüse, Tageslicht, das beim Outdoor-Pool quasi inklu- Barbeque. Zudem: Rind, Topin- sive ist. Unschön, dass sich draussen beim Pool ambur, Broccolistrunk, Trüffel. gebrauchte Badetücher auf den Liegen stapeln. Die Abfolge der Gerichte ist Die Wassertemperatur ist mit 32 Grad genau rich- zeitlich perfekt terminiert, wie tig, abduschen kann man sich unter einer Regen- man sich das bei einem Voll- dusche. Es fällt einem nicht schwer, sich den Gar- profi eben gewohnt ist. Für das ten und die Parkanlage im Sommer vorzustel- len. Der kleine Pavillon jedenfalls verspricht jede Menu, das seinen Abschluss in Heidelbeeren, Milch in Tex- bewertung v ag en d orr r gu t t nd ft ige lha üge ied ange gen nd r h fr Menge Romantik. turen und Atzinakresse fin- He Se Gu Be M Un det, geben wir – ebenso wie Reservierung: ✓ Lobby für den höchst professionel- Check-in: ✓ Die Treppe, die von der Rezeption in die Lobby len, herzlichen und aufmerk- Zimmer: ✓ sowie in die Restaurants führt, ist ein Meister- samen Service – Höchstnoten. Bad: ✓ stück und garantiert – wer es mag – den ganz Marcus Lindner ist in Gstaad Lobby & Bar: ✓ grossen Hollywood-Auftritt. Darüber thront eine angekommen. Und wie! Nach Terrasse: ✓ riesige, farbige Holzfreske – aus Italien–, die man wie vor ein Spitzenkoch, krea- SPA: ✓ einfach nur als wunderschön bezeichnen kann. tiv, perfekt, innovativ, phanta- Restaurant: ✓ Rundherum bieten sich diverse Sitzmöglichkeiten sievoll, überraschend. Mindes- Frühstück: ✓ in bequemem Mobiliar an, der grosse Kamin in tens 18 Punkte, aber wir heissen Mitarbeiter/Freundlichkeit: ✓ der Halle könnte auch in einem irischen Schloss ja nicht Gault oder Millau. Auch Check-out: ✓ stehen. Der Service in der Halle funktioniert ein- nicht Urs oder Heller. wandfrei – zum Apéro reicht man uns Mandeln, Gesamteindruck: ✓ Oliven und Knoblauch auf Buttergebäck. Auffal- Frühstück lend: die Service-Crew ist äusserst aufmerksam Leichte Pianomusik empfängt und registriert sofort, wenn die Gläser oder Apé- uns im Frühstücksraum, nota- ro-Schalen sich langsam leeren. bene demselben Ort, wo abends Lindners grosse Bescheiden ausgedrückt, Küche zelebriert wird. Die hellen Ledersets mit könnte man dem so sagen. Die Restaurant Sommet dem speziellen Frühstücksbesteck passen gut, junge Dame an der Rezeption Leider stehen uns aus Zeitgründen nur zwei haben ebenso viel Stil wie die kleinen Konfitü- lächelt und legt uns die Rech- Abende zur Verfügung. Einen haben wir im ren auf der Tischmitte: Aprikose-Mango, Cara- nung vor. Natürlich, der Auf- «Swiss Stübli» verbracht, für den zweiten ent- mel au sel de mer, Melonen-Himbeer – das fängt enthalt in einem Luxushaus hat scheiden wir uns für das Gourmetlokal Sommet, ja schon mal kreativ an! Butter holen wir uns seinen Preis. Aber dafür kriegt obwohl uns auch das «Megu» mit seiner modernen vom Buffet, portionenweise in kleinen, gekühl- man auch wirklich was gebo- japanischen Küche interessiert hätte. Das scheint ten Schälchen abgefüllt. Warme Speisen wer- ten! Nur eine Kleinigkeit: Sollte – nicht nur von den Hausgästen, sondern auch den ausschliesslich à la Minute gemacht, das man, in diesem Preissegment, von Externen – extrem gut angenommen zu wer- Birchermüsli ist mit Früchten oder als Bio-Vari- bei der Abreise nicht auf die den. Trotzdem lassen wir uns bei Marcus G. Lind- ante erhältlich: es schmeckt vorzüglich (!). Die Frage nach der Minibar verzich- 76 6I2013
HOTEL-TEST THE ALPINA GSTAAD ten, so wie man es im Badrutt’s Palace in St. Moritz tut? Während der Portier das Gepäck professio- Was sagt der hotelier? nell und logistisch klug ins Auto lädt, schauen dieser Zeit mit ehrlicher Begeisterung und ausser- wir noch beim Juwelier-Laden durch die Schei- ordentlichem Engagement hart daran gearbei- ben. Zwei Bodyguards bewachen den Shop rund tet, das The Alpina Gstaad erfolgreich zu etab- um die Uhr! Möge dem so sein, wir kriegen noch lieren. Es erfüllt uns mit Stolz und Dankbarkeit, einen Handshake des Direktors, der uns bis zum dass das Hotel, bereits so kurz nach seiner Eröff- – nicht gewaschenen – Fahrzeug begleitet und nung, vom Fachmagazin «Hotelier» in beinahe eine gute Fahrt wünscht. Nur nebenbei: Im Bad- allen getesteten Kategorien mit «hervorragend» rutt’s Palace St. Moritz werden Autos nicht nur ausgezeichnet wurde. innen und aussen gereinigt. Nein, Suiten-Gäste Niklaus Leuenberger In dem einen oder anderen Bereich gibt erhalten auch noch einen vollen Tank – kostenlos! es durchaus noch Verbesserungspotenzial. Und Vielleicht auch im The Alpina Gstaad eine Über- so nehmen wir die kritischen Anmerkungen als legung wert … wertvolle Anregung, um Gastlichkeit und Ser- Mit einer rauschenden Eröff- vice zum Wohle unserer stetig wachsenden Gäs- Fazit nungsfeier am 1. Dezember tezahl zu vervollkommnen. Besonders gefreut hat Zugegeben, es ist vielleicht kein besonderes 2012 startete das The Alpina uns, dass der Hotel-Test dem The Alpina Gstaad Kunststück, mit über hundert Millionen Franken Gstaad in seine erste Saison, eine beispielhafte Servicekompetenz bescheinigt. ein Luxushotel mit gerade mal 56 Zimmern und die zugleich auch Hochsai- Mit dieser Anerkennung starten wir hoch moti- Suiten aus dem Boden zu stampfen. Ein Hotel, son in Gstaad bedeutete. Von viert in unsere zweite Saison, in der wir unsere das sich alleine über den Verkauf von Luxus-Ap- Anfang an war es unser höchs- Vision einer neuen Hotel-Ikone in Gstaad, der partements und Luxus-Chalets fast selber finan- tes Ziel, dem Hotel eine persön- Schweiz und der Welt weiter festigen möchten. ziert. Ganz klar: The Alpina Gstaad ist ein Traum- liche Note zu verleihen und das Mein Dank gebührt dem Team des The hotel, eine «alpine Luxusabsteige der Superla- Wohlbefinden unserer Gäste Alpina Gstaad, das mit Passion und Hingabe tive», wie ein Gast aus den USA das Hotel kürz- ins Zentrum zu stellen. innerhalb kürzester Zeit das Hotel an die Spitze lich bezeichnete. Die Hardware: nur das Beste, nur Gleich in den ersten, sehr der Schweizer Hotellerie geführt hat. das Feinste! Das Design: stilvoll, passend, alpin, aufregenden und spannenden modern-klassisch, zeitlos. Tadellos! Und die Wochen zeigte sich der enorme Soft-Faktoren, sprich Servicequalität? Ja, natür- Teamgeist der Mitarbeitenden Niklaus Leuenberger lich ist Niklaus Leuenberger, der Direktor und des Hotels. Alle haben während Managing Director The Alpina Gstaad Gastgeber, ein Vollprofi, einer der besten Hote- liers weltweit. Ein Mann, der viele renommierte und grosse Luxushäuser eröffnet und geführt hat, darunter Spitzen-Hotels in Asien (Peninsula) und New York (Palace Hotel). Einer, der weiss, wie man so ein Haus zum Erfolg führt. So gese- hen hatten die Investoren, Bach und Mimran, mit der Wahl Leuenbergers eine mehr als glück- Herkunft der Gäste: Schweiz 33 %; liche Hand. Und im Hintergrund – als Berater der Europa 40 %; Nord- und Südamerika Investoren – wirkte ebenfalls einer der ganz Gros 15 %; Asien 10 %; Afrika 2 % sen der internationalen Hotelszene: Onno Poor- Anteil Feriengäste: 100 % tier, Ex-Präsident von Peninsula. Man könnte Seminar-Gäste: ca. 15 % jetzt sagen: Kein Wunder, ist da ein einzigartiges, Ausländische Gäste: 66 % exklusives Schweizer Alpen-Luxushaus entstan- den. Es war ja alles da: die nötigen Millionen, fast Klassifizierung: 5 Sterne Superior Bankett- und Seminarräume: unbeschränkte personelle und finanzielle Mittel, Eröffnung: 1. Dezember 2012 für 14 bis 190 Personen Top-Hoteliers mit jahrzehntelanger Erfahrung … Inhaber: Jean-Claude Mimran und Marcel Bach Wir haben den Hotel-Test ziemlich genau 100 Direktion: Niklaus Leuenberger Wellness/Spa: Tage nach der Eröffnung gemacht. Dass The Erster Six Senses Spa in der Schweiz Alpina Gstaad punkto Hardware eine besondere Zimmer: 56 (2000 m2): Innen- und Aussen-Pool Exklusivität in der helvetischen Luxus-Ferienho- Grösse Zimmer: Deluxe-Zimmer 33 m2 mit Pool-Deck, Whirlpools, Saunen mit tellerie darstellen würde, war uns bewusst. Aber Grösse Suiten: Junior-Suiten 57 m2 Farbtherapie-Technologie, Dampfbäder, eben: Wie steht es mit der Software, mit Dingen bis Panorama-Suite 400 m2 Yoga-Studio, Fitness-Studio, Erlebnis- wie Service-Bereitschaft, Herzlichkeit, Aufmerk- Betten: 116 und Eisduschen, «Ladies Only»- samkeit, Gästebetreuung, Serviceabläufe? Nun, Mitarbeitende: 120 bis 150 Bereich mit beheizten Wasserbetten, wir hatten während drei Tagen und in fast jeder 12 Anwendungs-Suiten, darunter Situation stets das Gefühl, in einem Luxushaus Restaurants (Anzahl Sitzplätze): Floatationpool-Raum, Hammam, abgestiegen zu sein, das seit zehn oder zwan- Restaurant Sommet (54 innen, 26 Terrasse) Oriental Room, Farbtherapie-Suite, zig Jahren Gäste empfängt. Unsere Momentauf- Megu (japanische Küche): 39 innen, 6 Terrasse Aryuveda-Raum und eine aus nahme, Anfang März, zeigt, dass da – bereits nach Restaurant «Swiss Stübli» (35) Himalaya-Salz gefertigte Salzgrotte. drei Monaten (!) – eine erstaunlich hohe Service- Alpina Lounge & Bar (64) kompetenz erreicht worden ist. Chapeau, lieber Terrasse/Gartenrestaurant (84) Parkhaus: 95 Plätze Niklaus Leuenberger! Sie haben in Gstaad ein Öffnungstage: 243 neues Highlight der alpinen Fünfsterne-Hotelle- Durchschnittlicher Zimmerpreis (DZ): rie geschaffen. Wir sind beeindruckt! The Alpina CHF 900.– inkl. Frühstück und Alpina Culinary Credit Adresse: The Alpina Gstaad, Gstaad gehört bereits nach wenigen Monaten zu pro Person und Tag (CHF 100.–) Alpinastrasse 23, 3780 Gstaad den ganz grossen Adressen im Top-Segment. Ja, Mindest-Zimmerpreis: CHF 850.– www.thealpinagstaad.ch es ist ein Luxushaus der Superlative! H Max. Zimmerpreis: CHF 1850.– info@thealpinagstaad.ch 6I2013 77
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