WIE SPARE ICH ENERGIE? - 2 Euro - Arge für Obdachlose

Die Seite wird erstellt Edeltraud Merkel
 
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Arge für Obdachlose                                 Stra enzeitung von Randgruppen und sozial Benachteiligten

Ausgabe 210 ı MÄRZ 2020 ı 1 Euro bleibt den VerkäuferInnen ı Achten Sie auf den Verkaufsausweis           2 Euro

                                                           WIE SPARE ICH ENERGIE?
IMPRESSUM                      LESERBRIEFE UND REAKTIONEN

Die Straßenzeitung Kupfermuckn ist ein Angebot zur                                                         zu viel verlangt... Wo waren die, die Leuten
Selbsthilfe für Wohnungslose und für Menschen an oder
unter der Armutsgrenze. Unsere Zeitung versteht sich
                                                                                                           nachgestänkert haben, wenn diese nichts her-
als Sprachrohr für Randgruppen und deren Anliegen.                                                         geben wollten? Bei allem Verständnis habe
Der Zeitungsverkauf und das Schreiben bringen neben                                                        ich manchmal schon den Eindruck, dass man
dem Zuverdienst das Gefühl, gemeinsam etwas ge-
schaffen zu haben. Von Wohnungslosigkeit Betroffene
                                                                                                           mit zunehmender Verwahrlosung wohl das
bilden mit Mitarbeitern des Vereins »Arge für Obdach-                                                      Gefühl für die einfachsten Regeln des Zusam-
lose« in partnerschaftlichem Verhältnis die Redaktion.                                                     menlebens verliert und sich dann als Opfer
Redaktion
                                                                                                           ungerechtfertigter Vertreibungsmaßnahmen
Straßenzeitung Kupfermuckn, Marienstraße 11, 4020                                                          fühlt. Von mir aus sollen gerne alle überall
Linz, Tel. 0732/770805-13, kupfermuckn@arge-ob-                                                            friedlich ihr Bier trinken, aber bei der Entfer-
dachlose.at, www.kupfermuckn.at
                                                                                                           nung flüssiger Konsequenzen muss ich wirk-
Projektleitung, Koordination, Layout, Fotos:                                                               lich nicht live dabei sein! Bevor das Argument
Heinz Zauner (hz), Chefredakteur                                                                           »Keine Wohnung - kein Klo« ins Rennen ge-
Daniela Warger (dw), Leitung Redaktion
                                                                                                           führt wird: 1. Keiner von den eben Beschrie-
Daniel Egger (de), Redaktion
Katharina Krizsanits (kk), Vertrieb                                                                        benen schien sich in irgendeiner Form um
                                                         Zum Thema: Öffentlicher Raum
Walter Hartl (wh), Layout, Technik                                                                         Diskretion zu bemühen, im Gegenteil! Um-
                                                                                                           drehen war schon ein zu großer Christkind-
Redakteure: Angela, Anton, Anna Maria, August, Bertl,    Sehr geehrte Damen und Herren, liebes Kup-
Christine, Claudia, Helmut, Heinz, Johannes, Leo,                                                          wunsch... 2. Wie bringen´s die obdachlosen
                                                         femuckn-Team, gleich mal zu Beginn: danke
Manfred F., Manfred R., Manfred S., Sonja, Ursula                                                          Frauen zusammen? Ich habe noch nie eine
                                                         für Ihre Arbeit! Ich kaufe und lese die Kupfer-
                                                                                                           Frau öffentlich urinieren gesehen (und die
Titelfoto August Energiespartest, hz                     muckn sehr gerne, bzw. bin froh darüber, dass
                                                                                                           müssen angeblich sogar öfter); bei geeigne-
Auflage: 30.000 Exemplare                                sich jemand um Bereiche der Gesellschaft an-
                                                                                                           tem Bemühen muss es also irgendwie mach-
Bankverbindung und Spendenkonto                          nimmt, bei denen selbige gerne wegsieht. In
                                                                                                           bar sein! Trotzdem beste Grüße und weiterhin
Arge für Obdachlose, Marienstraße 11, 4020 Linz          der letzten Ausgabe hat es mir aber bei den
                                                                                                           gutes Gelingen für die Zeitung. Julia Nusko
IBAN: AT461860000010635860, BIC: VKBLAT2L                Stellungnahmen zu der Situation am OK-Platz
                                                                                                           (Email)
Ausgabe in Linz, Wels, Steyr und Vöcklabruck             zwischendurch den Blutdruck nach oben ge-
Menschen, die in Armut leben und ihren Lebensmittel-     trieben. Ich habe lange überlegt, ob ich diesen
                                                                                                           P.S. Verbindlichsten Dank an jenen Interview-
punkt in Oberösterreich haben, können sich Montag bis    Brief überhaupt schreiben soll, weil ich Ihrem
Freitag zwischen 8 und 12 Uhr bei den Ausgabestellen                                                       partner, der eingesehen hat, dass er deshalb
melden und erhalten einen Verkäuferausweis. 50 Pro-      Anliegen grundsätzlich eigentlich nicht wi-
                                                                                                           aus der Tiefgarage hinauskomplimentiert
zent des Verkaufspreises verbleiben den Verkäufern.      dersprechen möchte, aber die Gedanken ver-
                                                                                                           wurde; dass er seinen eigenen »Beitrag« er-
                                                         schwinden nicht, daher muss es wohl raus. Als
Arge für Obdachlose, Marienstraße 11, 4020 Linz, Tel.,                                                     kannt hat, war eine wohltuende Abwechslung!
0732/770805-19                                           Innenstadtbewohnerin frequentiere ich den
Soziales Wohnservice Wels, E 37, Salzburgerstraße 46,    OK-Platz seit Jahren sehr oft. Und ich musste
4600 Wels, Tel. 07242/290663                             beim Lesen erstaunt feststellen, dass alle Ob-    Lieblingsverkäufer Hubert
Verein Wohnen Steyr, B 29, Hessenplatz 3, 4400 Steyr,
Tel. 07252/50 211                                        dachlosen »nur friedlich ihr Bier getrunken«
Verein Wohnungslosenhilfe Mosaik, Gmundner Straße        haben, um dann von der herzlosen Security         Liebes Kupfermuckn-Team, ich wollte fragen,
102, 4840 Vöcklabruck, Tel. 07672/75145                  vertrieben zu werden. Vor diesem Hintergrund      wie es Hubert, der immer in der Plus City ver-
Medieninhaber und Herausgeber                            muss ich mich schon fragen, wo dann jene          kauft, geht? Ich lebe in Griechenland, komme
Vorstand des Vereines »Arge für Obdachlose«, Vorsit-     abgeblieben sind, die mir (bei mehreren ver-      einmal im Jahr her und freue ich mich immer,
zende Mag.a Elisabeth Paulischin, Marienstraße 11,       schiedenen Gelegenheiten) vor die Füße ge-        ihn zu sehen. Wirklich ein ganz besonderer
4020 Linz, www.arge-obdachlose.at
                                                         pinkelt haben. Umdrehen war offenbar bereits      Mensch! Verena Konstantis (Facebook)
                       International
                       Die Kupfermuckn ist Mitglied
                       beim »International Network       Achten Sie bitte auf den Verkaufsausweis
                       of Street Papers« INSP
                       www.street-papers.com                                                                          Liebe Leserinnen und Leser!

                                                                                                                      Bitte kaufen Sie die Kupfermuckn
                                                                                                                      ausschließlich bei Verkäuferinnen
                                                                                                                      und Verkäufern mit sichtbar getra-
                                                                                                                      genem und aktuellem Ausweis.
                                                                                                                      Nur so können Sie sicher sein, dass
                                                                                                                      auch wirklich die Hälfte des Ertra-
                                                                                                                      ges der Zielgruppe zugute kommt:
                                                                                                                      Wohnungslosen und Menschen,
                                                                                                                      die in Armut leben und ihren Le-
                                                                                                                      bensmittelpunkt in Ober­österreich
                                                                                                                      haben.
2                      03/2020
»A ziemlich hoate Hockn!«
Betroffene berichten über Jobs, die nicht leicht zu verdauen sind

Im Biomüll krabbelten bereits                     meister über eine Leasingfirma. Nach einein-    gann jeden Tag um sechs Uhr. Mein Kollege
                                                  halb Jahren musste ich das Handtuch werfen,     und ich standen hinten auf dem Trittbrett des
Maden und dann stank es modrig                    da die Firma den Auftrag nicht mehr bekam.      LKWs. Die Biomüll-Entsorgung war vor al-
                                                  Dann fand ich den Job bei der Linz AG als       lem im Sommer eine Herausforderung. Nicht
In meinem Leben hatte ich schon mehrere           »Koloniakübel-Entleerer« - auf Deutsch ge-      nur der stechende, moderige Geruch von dem
Jobs. Ich lebte 45 Jahre in Steyr und hatte un-   sagt: Mistkübelleerer. Mein Arbeitsgewand       faulen Zeug, sondern auch die Maden, die da-
terschiedlichste Jobs, vor allem arbeitete ich    bestand aus Hose, Jacke mit Leuchtstreifen      rauf herumkrabbelten, waren eine große Her-
im Gastgewerbe und in der Automobil-Bran-         und Handschuhen. An und für sich bin ich        ausforderung. Vor der Entleerung mussten wir
che. Das lief alles gut, bis es zur Scheidung     geruchsempfindlich. Nun sollte ich auch mit     immer den Deckel öffnen. Ab und zu fanden
kam. Ich verlor nicht nur meine Wohnung,          Mist arbeiten, den ich normalerweise weg-       wir im Gebiet der Altstadt leere Geldtaschen.
sondern musste auch meine Arbeit aufgeben.        werfe. Das war schon ein wenig gewöhnungs-      Diese durchsuchten wir nach Papieren, die wir
In Linz wollte ich ein neues Leben beginnen.      bedürftig. Ich wurde in allen Sparten einge-    – sobald wir welche fanden - bei der Polizei
Als Arbeitssuchender meldete ich mich beim        teilt: Bio- und Restmüll sowie Plastik. Am      abgeben mussten. Öfters war in der Geldbörse
AMS. Zuerst fand ich eine Arbeit als Haus-        grauslichsten war der Biomüll. Die Arbeit be-   schon eine Made drinnen. Da hat es mir dann
                                                                                                                     03/2020                 3
auch schon den Magen umgedreht. Nach die-
              ser Tätigkeit blieb ich dem Müll treu, fuhr
              aber nicht mehr mit dem Wagen mit, sondern
              arbeitete bei der Reststoffentleerung in Linz
              als Hilfsarbeiter mit. Alles, was in den schwar-
              zen Kübeln liegt, wurde dort entsorgt. Das
              war dann eine Entschädigung zur vorigen
              Müll-Arbeit. Statt Maden fanden wir unter
              anderem abgelaufene Gummi-Bärchen der
              Firma Haribo, die wir sogar noch essen konn-
              ten. Aus gesundheitlichen Gründen übte ich
              diese Arbeit dann nicht mehr aus. Es lag an
              der Staubbelastung. Ich leide seit fünf Jahren
              intensiv an einer Lungenerkrankung. Nun
              kämpfe ich mit meinen 60 Jahren um die Pen-
              sion. Helmut

              Überall Viecherl, man musste auf-
              passen, wo man hingreift
              Ich war fast mein Leben lang im Gastgewerbe
              tätig. Nach einer kurzen Pause fing ich wieder
              einmal an, in einem Café außerhalb der Stadt
              zu arbeiten. Am ersten Tag dachte ich mir
              schon: »Da stimmt was nicht.« Irgendwie be-
              wegte sich da an der Bar immer etwas. Ich
              fragte meine Arbeitskollegin, worum es sich
              hier handelte, aber ihr ist nichts aufgefallen.
              Eines Tages nahm ich eine Kaffeetasse in die
              Hand, als in Sekundenschnelle eine Kakerlake
              über meine Hand zischte. Vor lauter Schreck
              ließ ich die Tasse fallen. Ich meldete es meiner
              Chefin. Sie meinte aber nur, dass sie es wisse
              und ein Kammerjäger ihr zu teuer sei. Die
              »Viecherl« wurden immer mehr. Sie fanden
              sogar Unterschlupf in der Musikbox und im
              Spielautomaten. Man sah sie in der Digitalan-
              zeige hinterm Glas herum krabbeln. In der
              Kaffeemaschine waren sie dann auch noch.
              Einmal fand ich im Wasserbehälter ein Paket
              voller Eier. Einmal entdeckte ich sogar beim
              Kaffeeschaum oben drauf einen Fußabdruck.
              Ich selber trank während der Arbeit immer
              gerne einen Kaffee. Ab diesem Zeitpunkt aber
              verzichtete ich darauf. Meine Chefin kaufte
              dann einen Spray nach dem anderen. Wir ver-
              sprühten das Gift nach der Sperrstunde überall
              im Lokal. Das machten wir zwei bis drei Mal
              in der Woche. Die Kakerlaken-Anzahl redu-
              zierte sich jedoch nur kurzfristig. Es waren
              immer noch zu viele da. Tagsüber krabbelten
              sie dann schon auf der Decke herum, die neu
              Geschlüpften versteckten sich überall. Einmal
              flitzten sie unter einem Kugelschreiber hervor
              und strömten dann in allen Richtungen davon.
              Die Gäste machten mich schon darauf auf-
              merksam, dass da etwas aus den Lüftungs-
              schächten krabbelt. Ein paar Tage später hat-
              ten wir die Lebensmittelpolizei im Haus. Alles
              wurde durchsucht. Wirklich alles. Sie fanden
4   03/2020
dann zwei tote Kakerlaken in der Küche.             natürlich sehr schnell verbreitet. Wir mussten     geld, wobei ich wegen meiner Verschleie-
Meine Chefin bekam dann von ihnen die Auf-          das Lokal wieder für eine Woche schließen,         rungsarbeit noch etwas besser ausstieg. Die
lage, das Lokal sofort von einem Kammerjä-          und diesmal ließ der Vermieter seine Häuser        Witwe und ihre Tochter sah ich danach noch
ger ausräuchern zu lassen. Nun blieb ihr nichts     von den Kammerjägern befreien. Die Kosten          öfter auf dem Friedhof, wenn sie das Grab
mehr anderes übrig. Die Sprays, die sie immer       teilten sich meine Chefin und der Vermieter.       besuchten. In ihrem Auftrag übernahm ich
kaufte, kamen ihr sicher schon teurer als der       Jetzt hatten wir wirklich Ruhe von den Vie-        manchmal die Grabpflege. Bertl
Kammerjäger. Wir sperrten zwei Tage das Lo-         chern. Die Chefin war auch froh, dass alles
kal zu. Einen Tag zuvor machten wir einen           vorbei war. Dieses Mal blieben die Gäste nicht
Großputz. Danach konnte der Kammerjäger             aus, denn dieses Mal bemerkte es keiner, da
                                                                                                       Der Geruch war kaum auszuhalten
seine Arbeit erledigen. Dann hatten wir wie-        wir ausgeschrieben haben, dass wir wegen           – nicht einmal mit der Maske
der Ruhe von den Plagegeistern. Ab und zu           Urlaub schließen würden. Wir hätten da mit
kam es mir so vor, als wären sie noch da, doch      Sicherheit nicht mehr weitergearbeitet, denn       Eigentlich bin ich gelernter Fliesenleger. Nach
das war nur Einbildung. Die Gäste waren na-         das hält ja keiner aus, wenn es überall krabbelt   der Lehre war ich auf einer Tiroler Alm. Als
türlich auch weniger. Die Kakerlaken-Plage          und man aufpassen musste, wo man hingreift.        Knecht mistete ich den Stall aus, melkte die
hatte sich schnell herumgesprochen. Mit der         Mir grauste schon so sehr. Renate                  Kühe und wenn ein Vieh geschlachtet wurde,
Zeit passte es dann wieder. Wir konnten in                                                             habe ich alles sauber gemacht. Das Blut weg-
Ruhe arbeiten und machten uns sogar über                                                               wischen hat mir nichts ausgemacht. Doch ein-
frühere Situationen lustig, als wir die Kakerla-
                                                    Es handelte sich um einen Selbst-                  mal hatte ich einen Job, den werde ich so
ken noch versteckten und vertuschten. Mir           mörder mit einem Kopfschuss                        schnell nicht vergessen. Ich war damals ge-
grauste es damals wirklich sehr oft vor den                                                            rade arbeitssuchend. Da las eine Anzeige:
Viecherln, auch wenn ich mich mit der Zeit an       Als ich in jungen Jahren bei einem Bestat-         »Leichenwäscher gesucht.« Ich ging also ein-
sie gewöhnte. Wenig später kam der nächste          tungs-Unternehmen arbeitete, bekam ich ei-         fach dorthin. In den 80er Jahren konnte man
Schrecken: Nach ein paar Monaten fand ich           nes Tages einen Spezialauftrag. Normaler-          sich diese leidigen Bewerbungsschreiben spa-
wieder so ein Eierpaket. Die unliebsamen            weise hatte ich eine saubere und gute Arbeit,      ren. »Du kannst gleich bei uns anfangen«,
Tiere krabbelte darauf wieder herum. Ich mel-       weil ich nur die Särge und Urnen mit den           hieß es. Ich zog die Arbeitskleidung an: Gum-
dete es meiner Chefin. Sie aber glaubte mir         Leichenzügen zu den Gräbern begleiten              mihandschuhe, eine Maske fürs Gesicht, eine
nicht. Sie meinte nur, das könne nicht sein,        musste. An diesem Tag gab es jedoch eine           Plastikschürze und wasserfeste Schuhe - also
das Gift würde ja ewig halten. Wir sind dann        Ausnahme. Es handelte sich um einen Selbst-        ein richtig guter Schutzanzug. Ein Kollege
draufgekommen, dass der Kammerjäger das             mörder, der sich mit einer Pistole in den Kopf     zeigte mir meine neue Arbeitsstätte. Ich stand
Lager nicht ausgeräuchert hat. Von diesem           geschossen hatte. Zudem besaß der Sarg ein         in einem Raum wie eine Waschküche – alles
Raum aus schleppten wir uns die Kakerlaken          Sichtfenster, durch das man den Kopf des Ver-      war gefliest. In der Mitte standen drei Bahren
mit der Ware wieder ins Lokal. Das Lager be-        storbenen sehen konnte. Die Witwe wollte den       aus Stahl. Zwei Kollegen hoben die Leichen
fand sich nämlich im Nebengebäude. Wir              Trauergästen – allen voran ihrer Tochter – die-    auf die Bahren. Wir zogen sie aus und reinig-
merkten es nicht sofort, denn wir Kellner           sen Anblick ersparen und fragte mich, was          ten die Körper. An diesem ersten Tag hatte ich
mussten da sehr selten rein. Im Lokal war in        man machen könnte. Ich kam auf die Idee,           Gott sei Dank einen Schwips, trotzdem wurde
der Früh immer alles schon aufgefüllt. Wir          dass wir die Kopfwunden mit Blumen verde-          mir etwas übel. Vor allem durch die Geschich-
gingen da nur rein, wenn zufällig die Getränke      cken könnten. So nahm mir die Witwe einige         ten meines Kollegen während des Reinigens,
oder das Essen ausgingen. Eines Tages er-           rote Rosen, die Lieblingsblumen ihres verstor-     zog es mir eine Gänsehaut auf. Er hatte schon
schlugen wir eine Kakerlake und zeigten sie         benen Mannes, mit und ich band diese rund          alles gesehen, was es zu sehen gibt – von Kin-
der Chefin. Sie meinte, sie werde es in Ord-        um die Kopfwunden. Den Trauergästen fiel           derleichen bis zu entstellten Körpern. Am
nung bringen. Wir sagten ihr, wenn es noch-         dadurch nichts Besonderes auf, als sie einen       nächsten Tag, als ich wieder nüchtern war,
mals so eskalierte, würden wir nicht mehr län-      letzten Blick auf den Verstorbenen durch das       wurde mir dann schon etwas bang. Der Ge-
ger für sie arbeiten. Im Endeffekt hat sie nichts   Sichtfenster des Sarges warfen. Nach der Be-       ruch war kaum auszuhalten – nicht einmal mit
gemacht. Bis dann der Vermieter der beiden          erdigung bedankten sich die Witwe und einige       der Maske. Kurzzeitig musste ich würgen. Mit
Gebäude kam und sich beschwerte, dass er in         Verwandte bei mir. Beim Kondukt bekamen            Müh und Not schaffte ich es, mich nicht zu
den Häusern Kakerlaken hätte. Die hatten sich       ich und meine Kollegen ein saftiges Trink-         übergeben. Am dritten Tag war mir dann so

                                                                                                                           03/2020                  5
stanken nach abgestandenem Alkohol. Ein
                                                                                                   kalter, übel riechender Rauch im Lokal sorgte
                                                                                                   stets für schrecklich dicke Luft. Nach dieser
                                                                                                   Arbeit musste ich den Haushalt machen, was
                                                                                                   dann aber der schönere Teil der Arbeit war.
                                                                                                   Als es dem Ende dieser Arbeit zuging, fragte
                                                                                                   mich die Chefin, ob ich nicht fix bei ihnen
                                                                                                   bleiben wolle. Ich lehnte dankend ab. Ab und
                                                                                                   zu denke ich heute noch an diese Arbeit zu-
                                                                                                   rück. Dabei wird mir dann immer noch ganz
                                                                                                   mulmig. Da vergeht mir meistens auch jeder
                                                                                                   Appetit auf irgendeine Mahlzeit. Anna Maria

                                                                                                   Einmal fand ich auf dem Bett
                                                                                                   ein benutztes Kondom
                                                                                                   Es war nicht immer einfach, eine Arbeit zu
                                                                                                   finden, obwohl ich nicht sehr wählerisch war,
                                                                                                   denn das könnte ich mir nicht leisten. Eine
                                                                                                   Firma suchte Menschen für die Reinigung.
                                                                                                   »Okay«, dachte ich mir, »die Bezahlung ist
                                                                                                   nicht so schlecht.« Ich erfuhr dann, dass es um
                                                                                                   die Reinigung einer Küche in einem größeren
                                                                                                   Unternehmen ging. »Das werde ich auspro-
                                                                                                   bieren«, dachte ich und begann eine Woche
                                                                                                   später mit der Arbeit. Meine Kolleginnen und
                                                                                                   ich mussten das Geschirr abräumen und dann
                                                                                                   in die Wasch-Straße einräumen. Da sind mir
                                                                                                   Dinge untergekommen, die will ich hier gar
                                                                                                   nicht großartig erläutern. Allein schon das erte
                                                                                                   Tablett bleibt mir wohl immer in Erinnerung,
                                                                                                   der oder die Patientin übergab sich anschei-
                                                                                                   nend darauf. Es war kein guter Start für mich
                                                                                                   in diesen Beruf. Nach zwei Wochen schmiss
                                                                                                   ich den Job, da ich anscheinend gegen eines
                                                                                                   der starken Putzmittel allergisch war. Ich
                                                                                                   putzte auch einmal für ein renommiertes Ho-
                                                                                                   tel. In den Zimmern herrschte oft so ein Chaos,
                                                                                                   dass ich mir Gedanken darüber machte, wie es
                                                                                                   bei denen wohl zu Hause aussieht. Einmal
                                                                                                   fand ich auf dem Bett ein benutztes Kondom.
                                                                                                   Anscheinend waren die Gäste nicht imstande,
                                                                                                   die fünf Meter zum Mistkübel zu gehen. An-
                                                                                                   dere färbten sich die Haare und hinterließen
                                                                                                   etliche Farbspritzer im Badezimmer. Die wa-
                                                                                                   ren dann auch immer schwer wegzubekom-
dermaßen schlecht, dass ich zum Chef ging         fen. »Das mach ich gerne«, dachte ich mir        men. Manche schafften es einfach nicht, das
und diese Arbeit für immer niederlegte. Ich       damals und sagte sofort zu. Der Arbeitsbeginn    Klo wie jeder andere zu benutzen. Urin und
hatte einfach eine viel zu dünne Haut und war     war um 6 Uhr in der Früh. Da ich keine Lang-     Kot waren im ganzen Bad verteilt, das Zim-
viel zu sensibel für diesen Job. Hut ab vor de-   schläferin bin, war das für mich kein Problem.   mer blieb verschont, doch es reichte schon,
nen, die diese Arbeit tagtäglich verrichten.      Was ich jedoch schon an meinem ersten Ar-        wenn sie nicht die Klomuschel benutzten. Die
Gandhi                                            beitstag zu sehen und riechen bekam, war bei-    Vorarbeiterin glaubte mir erst nicht, doch
                                                  nahe unerträglich. Da wird mir heute noch        wenn solche Sachen vorfielen, zeigte ich ihr
                                                  übel. Die WC-Anlagen waren wirklich eine         erst einmal das Zimmer, denn ich wollte nicht
Die WC-Muscheln waren voll mit                    große Herausforderung. Die Muscheln waren        als unglaubwürdig dastehen. Ganze zwanzig
Erbrochenem und angeschissen                      jedes Mal voll mit Erbrochenem und die           Minuten hatte man Zeit um eines der Zimmer
                                                  meiste Zeit ziemlich angeschissen. Oft gab es    sauber zu bekommen. Meistens ging es sich
Ich habe in meinem Leben schon viele unter-       auch Überschwemmungen in den Klos, die           mit Mühe und Not aus. Doch es gab Hotel-
schiedliche Arbeiten verrichtet. Einmal wurde     von nicht runtergespülten Damenbinden ver-       gäste, die sich wahrlich wie die Schweine be-
ich gebeten, kurzfristig als Putzfrau in einer    ursacht wurden. Auch die Reinigung der Lo-       nahmen. Es sah oft aus, als hätte dort tagelang
ziemlich bekannten Bar in der Stadt auszuhel-     kal-Bar war eine Herausforderung. Die Gläser     niemand geputzt. Jeden Tag benötigte ich
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mehr Zeit als vorgesehen, um alles wieder so
hinzubekommen wie es der Standard des Hau-
ses verlangte. Die Vorarbeiterin war dann
nicht sehr erfreut darüber, aber was sollte ich
machen? Was nicht geht, geht einfach nicht.
Auch mit der Bezahlung war ich unzufrieden.
Es war viel weniger, als es zuvor vereinbart
wurde. Eigentlich war ich ohnehin nur die
Vertretung. Man sagte mir noch am Anfang
meiner Arbeit: »Wenn jemand komplett weg
ist, dann hast du eventuell eine Chance auf
eine fixe Anstellung.« Dazu ist es jedoch nie
gekommen, da ich diesen Job schließlich auf-
geben konnte. Doch ich hatte auch schöne
Arbeiten, wie beispielsweise bei einer kleinen
Firma. Dort konnte ich jede Woche das Büro
putzen. Die Chef-Leute behandelten mich gut,
auch die Bezahlung stimmte. Wenn Zeit übrig
blieb, putzte ich auch schon mal die Wohnung
mit. Zum Dank dafür bekam ich von der Che-
fin ein paar Waren, wenn sie in die Stadt fuhr.
Die Firma wurde dann leider aufgelassen. So
verlor ich dann auch diesen Job. Sonja

Eine Garage voller Zeug, Staub
und anderen schmutzigen Dingen
Der erste Tag der Woche war meistens der
hektischste. Ich hatte mich gerade umgezogen       Dann kam erst die richtig                          Grauslich war vor allem auch
und saß bei einem Kaffee im Aufenthaltsraum.       schmutzige und heiße Arbeit                        die Zubereitung der Blunzen
Da kam Gerhard, einer unserer drei Teamlei-
ter, herein und fragte, ob wir bereit wären, mit   Als ich noch etwas jünger war und ich bei ei-      Im Jahr 1996 arbeitete ich insgesamt vierein-
der Arbeit zu beginnen. Wir mussten noch           ner Linzer Personal-Bereitstellungsfirma ar-       halb Monate in einer Fleischhauerei. Da wa-
zwei Autos ausräumen und anschließend nach         beitete, wurde ich eines Tages gefragt, ob ich     ren mehr Männer als Frauen in der Wurstver-
St. Valentin zu unserer neuen Baustelle fah-       Interesse hätte, in der VOEST bei einer Hoch-      arbeitung. Die meisten Frauen waren in der
ren. Zufällig war dieser Tag einer der schwüls-    ofen- und Feuerfestbau-Firma zu arbeiten,          Verpackung-Abteilung beschäftigt. Ich musste
ten des Sommers und wir hatten immer noch          was ja angeblich eine nicht so schlimme Ar-        auf einer langen schweren Eisenstange die
in Linz, kurz vor neun, unsere Leiberl bereits     beit sein sollte. Also nahm ich sie an. Doch als   Würste aufhängen. Am ärgsten war die Zube-
zum ersten Mal durchgeschwitzt. Als wir end-       ich dann dort ankam, wurde ich eines Besse-        reitung der Blunzen. Wenn die Haut gerissen
lich auf der Baustelle waren, sagte unser Fuhr-    ren belehrt. Wir mussten den Ofen, der noch        war, dann verteilten sich der Gatsch und das
parkleiter Stefan, ich solle mit ihm und der       glühte, mit dem Abbruchhammer aufbrechen,          Blut auf dem Eisentisch. Ich musste auch die
Auftraggeberin den Außenbereich begutach-          sodass er für drei Wochen etwas abkühlen           großen schwarzen Müllsäcke mit den Kno-
ten, um zu wissen, was wir alles wegräumen         konnte. Dann kam erst die richtig schmutzige       chen wegwerfen. Da sah ich immer wie der
müssten. Wir standen vor einer Garage und          und heiße Arbeit. Mit dem Abbruchhammer            Nikolaus aus. Außerdem musste ich auch das
drei Geräteschuppen voller Zeug. Es war alles      und Pickel ging es dem Innenleben des Hoch-        Fleisch oder die Ripperl in die Maschine ge-
sehr staubig und wir waren umgeben von so          ofens an den Kragen. Ständige Begleiter wa-        ben und würzen. Dort war es sehr kalt. Auch
richtig schmutzigen Dingen. Nach circa 50          ren extrem hohe Temperaturen und Staub, so         in der Räucherkammer half ich mit. Wenn die
Minuten Arbeit waren wir das zweite Mal an         dass man kaum noch etwas sah, sowie extre-         Arbeit getan war, musste ich danach noch den
diesem Tag durchgeschwitzt vermischt mit           mer Lärm. Doch nach einer Woche gab ich            Tisch und den Boden mit dem Kärcher putzen.
viel Staub. Es war ein ziemlich ungutes Ge-        dann auf, da mir das Ganze zu viel wurde. So       Dann war Feierabend. Um 7 Uhr in der Früh
fühl. Nach einiger Zeit hatten wir nur noch        einen schlimmen Job hatte ich bis dahin noch       begann mein Arbeitstag und endete um 18
den Dachboden über der Garage zu räumen,           nie erlebt. Es war für mich die Hölle, wenn ich    Uhr. Erst dann durfte ich durchatmen. Danach
also kletterten Martin und ich auf den Dach-       dauernd daran denken musste, dass es mir die       konnte ich lange kein Fleisch essen und wurde
boden, um die Sachen den anderen runter zu         Füße verbrennt oder ich keine Luft mehr be-        fast magersüchtig. Man konnte schon meine
geben. Lauter altes Klumpert mit Fett- und Öl      komme. Ich ging dann zum Chef und bat ihn          Rippen zählen. Einen Tag nach meiner Kündi-
verschmiert. Nach einiger Zeit sahen wir           um eine andere Arbeit, die ich auch sofort be-     gung bin ich zusammengebrochen. Der Arzt
furchtbar aus. Wir fühlten uns auch so, als        kam, und mit der ich dann auch wieder zufrie-      meinte dann, dass die Kündigung das einzig
hätten wir uns einen ganzen Tag im Dreck           den war. So einen Job hab’ ich nie wieder an-      Richtige war. Ein Monat länger, und ich wäre
gewälzt. Wenn ihr das auch mal erleben möch-       genommen, da ging ich lieber zum Asphaltie-        bestimmt an Magersucht erkrankt. Mich wun-
tet, jeden Freitag ist Arbeitseinteilung. Ciao!    ren, da ich nach dem Bitumen-Geruch süchtig        dert es heute noch, dass ich es dort so lange
Ein schmutziger Arbeiter. Manfred F.               war und auch heute noch bin. Leo                   ausgehalten habe. Claudia
                                                                                                                         03/2020                 7
Sexualisierte Gewalt an Frauen
Betroffene berichten, wie sie trotz der traumatischen Erfahrungen ihr Leben bewältigen

Ich erklärte den Uniformierten,                  verfolgte und ständig mit mir in ein Hotel ge-   leicht auf die Nerven. Doch er gab mir immer
                                                 hen wollte. Der Mann aus dem ehemaligen          wieder Geld und darauf wollte ich nicht ver-
was schon seit Monaten läuft                     Jugoslawien dachte, ich stünde ihm sexuell       zichten. Von Mal zu Mal wurde er aber auf-
                                                 zur Verfügung. Angefangen hat es ziemlich        dringlicher. Er wurde fordernder, doch ich
Frauen, die in Armut oder auf der Straße leben   harmlos Er kam eines Tages zu mir und fragte,    ging nicht darauf ein. Warum auch? Als er
sind ein leichteres Opfer von sexueller Ge-      wie es mir ginge. Nach einem kurzen ober-        dann sagte: »Du mit mir gehen in Hotel, wir
walt. Ich spreche hier aus Erfahrung. Da ich     flächlichen Gespräch kaufte er mir eine Zei-     machen Sex zusammen und dann ich geben
mutig bin, konnte ich mich gegen solche          tung ab. Doch dann stand er am nächsten Tag      dir hundert Euro«, reichte es mir. Ich sagte, er
Übergriffe zum Glück immer wehren. Doch          schon wieder bei mir. Auch am übernächsten.      hätte einen Vogel und er sollte es bei einer
eines Tages begegnete ich einem Stalker, der     Jeden Tag wollte er mit mir plaudern und noch    Prostituierten versuchen. Nein, das wollte er
mich im wahrsten Sinne des Wortes beharrlich     mehr. Nach zwei Wochen ging es mir schon         nicht, er wollte nur mit mir Sex haben. Drei
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lange Monate gab er keine Ruhe. Er wedelte       nen Stiefvater erinnerte oder gewisse Berüh-       mals wieder am Wochenende nach Hause zu
manchmal mit einem Hunderter und sprach          rungen wie beispielsweise von hinten umarmt        fahren. Die Heimleitung und Erzieher wurden
mich immer wieder auf Sex an. Eines Tages        zu werden. Diese Déjà-vu-Erlebnisse machten        auf mich aufmerksam. Allmählich konnte ich
wurde es mir zu viel, als der Herr handgreif-    mich fertig. Damals sprach ich mit nieman-         mich öffnen. Das Unaussprechliche kam aus
lich wurde. Da hatte ich die Schnauze gestri-    dem darüber, weil ich mich so schämte. Mein        mir heraus. Es folgten noch viele Jahre der
chen voll. Aus dem Augenwinkel sah ich zwei      damaliger Freund wollte mehr von mir als nur       Einsamkeit, der Verzweiflung und des
Polizisten kommen. Das machte mir Mut. Ich       Küsse, und ich wollte es auch. Etwas in mir        Schmerzes. Zwar war ich von dieser Gewalt
schlug dem Herrn mitten ins Gesicht. So          sperrte sich aber total und das belastete mich     erlöst, doch die seelische Wunde war tief und
schnell konnte ich nicht schauen, waren plötz-   auch sehr. Einmal musste ich mich sogar über-      blutete. Heute bin ich 40 Jahre alt und stehe
lich die Polizisten bei uns. Der Herr schrie.    geben, weil mir so schlecht wurde. Er dachte,      endlich mit beiden Beinen im Leben. Lange
Ich erklärte den Uniformierten, was schon seit   es läge an ihm, was ja nicht der Fall war. Ich     hat es gedauert, bis ich ohne Alpträume auf-
Monaten liefe. Ich erstattete Anzeige wegen      mochte ihn sehr und mit viel Geduld schafften      wachen konnte und bei der Berührung meines
Stalkings. Er hatte Pech. Er wurde später so-    wir es nach langer Zeit, intim zu werden.          Ehemannes nicht gleich flüchtete. Dank einer
gar verurteilt und durfte nicht mehr in meine    Meine Vergangenheit zeichnete sich fast in         mehrwöchigen stationären Trauma-Therapie
Nähe. Ich bin froh, dass dies nun über zehn      jedem Teil meines Lebens ab. Untertags             konnte ich mich stabilisieren. Heute kenne ich
Jahre vorbei ist. Eine Frau in einer schwieri-   schossen mir plötzlich heftige Schmerzen in        meine Grenzen und schütze sie auch. An eine
gen Lebenslage ist nicht automatisch Frei-       den Körper, so wie ich es damals beim sexuel-      Begegnung erinnere ich mich noch. Es war im
wild. Liebe Männer, bitte akzeptiert ein         len Übergriff erlebt hatte. Ich roch den Kerl      Jahr 2013 an der Donaulände in Linz. Da saß
»Nein« von einer Frau, wenn diese nichts von     und hörte sein Stöhnen. Dies sowie meine           ich auf einem Bankerl in der Sonne, horchte
euch wissen will! Sonja                          Angst vor dem Einschlafen und meine Alb-           Musik und las immer wieder aus einem Buch.
                                                 träume werden als »posttraumatische Belas-         Ein Mann mittleren Alters kam auf mich zu
                                                 tungsstörung« bezeichnet. Ich war immer            und fragte, ob er sich hersetzen dürfe. »Bitte,
Ich schämte mich, fühlte mich
                                                 recht auf Jungs fixiert, da ich nur Brüder hatte   gerne«, sagte ich zu ihm. Wir kamen in ein
schmutzig und schuldig                           und deren Freunde viel bei uns zu Hause wa-        Gespräch. Und dann begann er, mich zu be-
                                                 ren. Bis zum heutigen Tag hatte ich vier sexu-     rühren. Auf der Schulter und dann gleich
Als junge Frau, ich war etwa zwölf Jahre alt,    elle Beziehungen und wurde deshalb von mei-        schon auf meinem Oberschenkel. »Lass mich
erlebte ich den Horror meines Lebens. Ich war    ner Familie als »Schlampe« bezeichnet. Erst        sofort los«, sagte ich mit ernster Stimme, »ich
einem sexuellen Übergriff meines Stiefvaters     mit 22 Jahren holte ich mir Hilfe bei einer        will das nicht.« Er ignorierte mein »Nein« und
hilflos ausgesetzt. Es kam zwar nur ein einzi-   Psychotherapeutin. Die Gespräche gaben mir         machte weiter. Da stand ich auf und ging
ges Mal vor, aber dieser Schock, diese unaus-    Sicherheit. Mein Leben verbesserte sich ein        schnellen Schrittes davon. Es dauerte lange
sprechliche Angst veränderte mich. Ich konnte    wenig, aber vergessen werde ich nie, was mir       Zeit, bis ich mich von dieser Begegnung wie-
weder diese Situation richtig einschätzen noch   angetan wurde. (Autorin der Redaktion be-          der erholen konnte. Doch ich bin stolz auf
konnte ich mit meinen Gefühlen umgehen. Ich      kannt)                                             mich, dass ich damals so konsequent gehan-
war total überfordert. Es war für mich                                                              delt habe. Der Schutz meines Körpers ist für
schlechthin purer Horror. Als ich am Morgen                                                         mich das Wichtigste in meinem Leben. Hof-
nach diesem Übergriff aufstand, wollte ich nur   Mit 13 Jahren wurde ich vom
                                                                                                    fentlich muss ich nie wieder so grenzüber-
mehr eines: Das Haus so schnell wie möglich      Älteren meiner Brüder schwanger                    schreitende Erfahrungen machen. (Autorin
verlassen. Ich lag die ganze Nacht zusammen-                                                        der Redaktion bekannt)
gekauert und wie gelähmt in meinem Bett und      Schon in meiner Kindheit erlebte ich, was es
wartete nur mehr darauf, dass die Sonne auf-     bedeutet, Opfer zu sein. Ich wurde im Alter
ging und ich abhauen konnte. Ich packte ein      von sechs Jahren von meinen beiden älteren         Kaum waren wir alleine,
paar Dinge zusammen, die für mich einen per-     Brüdern regelmäßig sexuell missbraucht. Es         fing er an mich anzufassen
sönlichen Wert hatten. Dann lief ich davon.      dauerte viele Jahre, bis ich von dieser Ohn-
Um halb sechs Uhr morgens klopfte ich beim       macht befreit wurde. Mit zehn Jahren kam ich       Als ich noch viel trank und fortging, hatte ich
Fenster meines besten Freundes an. Er be-        in ein Kinder- und Jugendheim. An den Wo-          einmal eine schlimme Begegnung: Wieder
merkte sofort, dass mit mir etwas nicht          chenenden kam ich trotzdem immer wieder            einmal griff ich mein letztes Geld an, um mir
stimmte. Ich durfte in sein Haus gehen. Er       nach Hause und war meinen Brüdern noch             einen Doppelliter Wein bei der Tankstelle zu
nahm mich in seine Arme und dachte wohl,         weiterhin hilflos ausgeliefert. Meiner Mutter      holen. Als ich - halb hoffend, dass mir jemand
dass ich wieder einmal Schläge kassiert hätte.   konnte ich mich damals leider nicht anver-         ein Achtel zahlen würde - ins Lokal hinein-
Ich wollte nicht über den Vorfall reden. Ich     trauen. Ich glaube, sie hat damals wirklich        schaute und dabei auf einen alten Bekannten
schämte mich, fühlte mich schmutzig und          nichts mitbekommen, da sie ganztags beschäf-       traf, dachte ich: »Setz dich dazu! Für ein Ach-
auch ein bisschen schuldig. Aber es half mir     tigt und am Abend nicht mehr ansprechbar           tel hast du noch genug eingesteckt. Wer weiß,
zu wissen, dass ich hier Schutz suchen konnte.   war. Als Alleinerziehende hatte sie genug da-      ob er dich nicht auf ein zweites einlädt?« Mein
Die Zeit nach dem ersten Schock war alles        mit zu tun, den Haushalt zu führen und uns         Bekannter schien hoch erfreut zu sein, mich
andere als leicht für mich. Wenn ich zum Bei-    halbwegs durchzubringen. Auch sonst hatte          zu sehen. Er umarmte mich heftig mit: »Hey
spiel ins Freibad ging und einen Typen sah,      ich niemanden zum Reden. Im Alter von 13           Leute, das ist meine Traumfrau«, und busselte
der meinem Stiefvater ähnlich war, machten       Jahren wurde ich vom Älteren meiner Brüder         mich ab. Es war eine illustre Runde, alle hat-
sich diese Schockgefühle wieder in mir breit.    schwanger. Das Kind verlor ich im zweiten          ten schon zu tief ins Glas geschaut. Ich würde
Ich konnte mich dann vor lauter Angst kaum       Monat. Das war trotzdem meine Rettung. Es          stürmisch begrüßt. »Ein Viertel für die beste
bewegen. Es gab aber auch noch andere auslö-     war der Weg aus meinem Kerker, denn ich            Frau, die mir je begegnet ist!« Aus dem einen
sende Impulse: Der Geruch, der mich an mei-      weigerte mich von diesem Zeitpunkt an, je-         Viertel wurden mehr. Jedes Mal, wenn ich
                                                                                                                        03/2020                  9
gehen wollte, hieß es: »Eins geht noch!« Ich       Hause nehmen und mit mir schlafen. Es wurde
An meinen                                    muss zugeben, dass ich nicht mehr ganz nüch-
                                             tern war, als ich endlich aufstand. Irgendwie
                                                                                                mir zu nahe, er begann, mich schon berühren.
                                                                                                Ich riss mich los und sagte, dass ich kein Inte-
Vergewaltiger                                war mir das Ganze nicht mehr geheuer. Ich
                                             wollte so bald wie möglich nach Hause. So
                                                                                                resse hätte. Doch er blieb stur. Schon am
                                                                                                nächsten Tag musste ich dasselbe wieder über
                                             ließ ich das letzte Viertel stehen und wandte      mich ergehen lassen. Gott sei Dank hatte er
                                             mich ans Gehen. »Warte schnell«, sagte mein        weder meine Adresse noch meine Handynum-
Ich sagte: »Nein, bitte nicht«,              Bekannter, »ich bringe dich nach Hause.«           mer. Doch in den nächsten Tagen hatte ich
doch du wolltest das nicht hören.            »Das ist lieb von dir, wenn du mich beglei-        ziemlich viel zu tun, ihn abzuwimmeln. Da er
                                             test«, sagte ich dumme naive Nuss. Kaum            nicht verlässlich war, weil er immer verschla-
Was trieb dich dazu,
                                             waren wir drei Minuten unterwegs, fing er an,      fen hatte, wurde er zum Glück bald gekündigt.
meine Seele zu zerstören?                    mich zu anzufassen und mein Leibchen hoch-         Für mich war das eine unglaubliche Erlösung,
                                             zuziehen. »Na komm, stell dich nicht so an,        da ich schon den dritten Tag wegen seinetwe-
Ich war schon 17, Gott sei es gedankt,       ich will ja nur ein Bauchbussi!« Als ich ihn       gen unter Schlafstörungen litt. Einmal pas-
denn Menschen wie du machen krank!           scharf zurückwies, begann er mich festzuhal-       sierte es mir nochmals, dass ich einem Stalker
                                             ten und griff auf meine Brust. »Hör auf, ich       in die Hände lief. Das war in Asten, als ich
                                             will das nicht!« Je mehr ich mich dagegen          auch dort Zeitungen austrug. Ein anderer Zei-
Du warst stärker als ich,
                                             wehrte, desto heißer wurde er. »Ich habe dir       tungsauträger fing mich mit dem Auto bei
doch du fühltest dich besser,                nicht alles ohne Grund bezahlt! Ich will dich      meinem Bezirk ab und fuhr mir hinterher.
als an meinen Hals du hieltest ein Messer.   jetzt.« Er packte mich an der Schulter und zog     »Ich bring dich nach Hause«, sagte er. Ich war
                                             mich in Richtung Sträucher. Und schließlich        froh, sparte ich mir doch unnötige Zeit nach
Kannst du nur etwas meine Angst ermessen?    wurde ich dann laut. »Lass mich in Ruhe«,          dem Austragen. Das musste ich aber dann bit-
Wahrscheinlich nicht                         schrie ich, »ich will das nicht! Weg mit deinen    ter bereuen. Beharrlich stand er dann immer
                                             Pfoten!« Das Schlimme war: er war um eini-         nach meiner Arbeit vor meiner Haustüre. Da
und ich kann nicht vergessen!
                                             ges stärker als ich. Ich versuchte ihn wegzu-      hatte ich zum ersten Mal wirklich Angst, denn
                                             stoßen und rief um Hilfe. Da ging ein Fenster      er war aggressiv und ließ nicht locker. Ich
Warum musstest du                            auf und ein Mann rief: »Lass die Dame in           meldete das dann meiner Firma. Er wurde
meinen Körper besitzen                       Ruh! Ich rufe die Polizei! Hau ab, bevor ich       versetzt, und ich war wieder befreit. (Autorin
und für deine primitiven                     rauskomme.« Wundersamer Weise wirkte das.          der Redaktion bekannt)
Begierden benützen?                          »Tausend Dank«, rief ich, riss mich los und
                                             lief, so schnell ich konnte, davon. Hätte der
                                             Mann vom Fenster nicht so couragiert einge-
                                                                                                Dann zeigte er sein wahres Ge-
War es verabscheuungswürdige Lust            griffen, wäre ich vergewaltigt worden. Und         sicht und vergewaltigte mich
oder bestand dein Leben nur aus Frust?       das ist wohl das Schlimmste, was einem Men-
                                             schen zustoßen kann. Ursula                        Schon in meinen ersten Arbeitsjahren wurde
»Stopp kein Auto, das ist zu gefährlich!«                                                       ich von meinen Vorarbeiter immer wieder se-
                                                                                                xuell belästigt. Als ich es meinem Vater er-
Doch des Eltern Rat war entbehrlich.         Er wollte mich zu sich nach Hause                  zählte und der ihn zur Rede stellte, stritt er al-
Ich hatte ja so viel Vertrauen               nehmen und mit mir schlafen                        les ab. Als ich dann von meinen Freund
in wirklich jeden,                                                                              schwanger wurde, kam ich Gott sei Dank in
und was bleibt, ist Angst im Leben!          Ich war Zeitungsausträgerin in Linz und jede       eine andere Abteilung und ich hatte Ruhe von
                                             Nacht rund um den Bulgariplatz unterwegs.          ihm. Das war der Anfang der Erkenntnis, dass
Das Gericht hat statt mir dir geglaubt       Das stand ich nachts um 2 Uhr auf und machte       man am Arbeitsplatz oft nur ein Lustobjekt
                                             mich auf den Weg. Zuerst musste ich zum            der männlichen Kollegen ist. Als ich dann je-
und mir den Glauben
                                             Verteilerplatz gehen. Dort versammelten sich       doch einmal einen netten Mann kennen lernte,
an Gerechtigkeit geraubt!                    immer um dieselbe Zeit alle Zeitungsausträ-        wusste ich noch nicht, was auf mich zukam.
Da ihnen die sicheren Beweise fehlten        ger, und dann zogen wir unsere Runden. Eines       Seine nette Art legte er nach einiger Zeit ab.
konntest du vielleicht                       Tages war da plötzlich ein neuer Austräger. Er     Allmählich zeigte er sein wahres Gesicht. Das
noch viele Frauen quälen!                    war am Anfang sehr nett zu uns allen. Ich          machte mir Angst. Die war berechtigt, denn
                                             durfte ihn sogar einschulen und war stolz dar-     von nun an wurde ich von ihm verfolgt und
                                             auf. Während der Einschulung führten wir           sexuell belästigt. Und dann kam es eines Ta-
Heut bin ich dankbar,
                                             nette Gespräche, ich erzählte ihm sogar vieles     ges zu dieser schrecklichen Tat. Er vergewal-
dass ich noch lebe                           aus meinem Privatleben. Er war jedoch ziem-        tigte mich. Das war aber noch nicht alles. Die
und hoffe, dass Gott dir einmal vergebe.     lich begriffsstutzig, ich musste ihm alles drei-   Folgen waren hart: Ich wurde schwanger von
                                             mal erklären. Nach der Zustellung geht dann        ihm. Die Ärzte rieten mir, das Kind abzutrei-
Ich arbeite noch daran                       normalerweise jeder wieder seine Wege. Er          ben. Das aber kam für mich nicht infrage. Das
und ich muss gewinnen                        aber nicht. Er wollte nicht gleich nach Hause,     wäre für mich einem Mord gleichgekommen.
                                             sondern mit mir in der Früh noch zuvor einen       Gott sei Dank kam es dann zu einer Gerichts-
sonst lass ich das »Böse«
                                             Kaffee trinken gehen unter dem Vorwand,            verhandlung. Die Strafe von einen Jahr Haft
mein Leben bestimmen!                        dass ich ihm nochmals alles genau erklären         kam mir zu gering vor für alles, was ich in
                                             müsse. Da kristallisierte sich heraus, was er      dieser Zeit erleiden musste. Autorin der Re-
Angela                                       wirklich wollte – er wollte mich zu sich nach      daktion bekannt
10                     03/2020
Gewalt ist männlich
Eva Schuh über das neue Gewaltschutzgesetz

Seit Anfang des Jahres ist das neue Gewalt-       92 Prozent der Täter sind Männer. Ist Gewalt
schutzgesetz in Kraft. Eva Schuh, Leiterin        also männlich?
des Gewaltschutzzentrums OÖ, sprach mit           Körperliche Gewalt wird unserer Erfahrung
uns über die Neuerungen und übt auch              nach definitiv eher von Männern ausgeübt. Im
Kritik an so mancher Regelung. So sieht sie       Idealfall muss ein Mann stark sein und Macht
den Strafverschärfungen und der Anzeige-          ausüben können. Ist ein Mann feinfühlig, wird
pflicht bestimmter Berufsgruppen skep-            er gleich als »Softie« bezeichnet. Stärke und
tisch entgegen.                                   Macht repräsentieren zu müssen, fördern die
                                                  Ausübung von Gewalt. Unser noch immer
Was halten Sie von den Strafverschärfungen        stark vom Patriarchat geprägtes Männerbild
im seit 1. Jänner gültigen Gewaltschutzge-        begünstigt diesen Umstand.
setz?
So gut wie niemand hält etwas davon – weder       Welche Änderungen sind im neuen Gewalt-
die Justiz, die Richterschaft noch Opfer- oder    schutzgesetz begrüßenswert?
Tätereinrichtungen. Wir fänden bereits den        Auf jeden Fall das Annäherungsverbot. Wenn
Spielraum vor, den es braucht. Nachdem nun        ein Betretungsverbot ausgesprochen wird,           Beim Thema Öffentlichkeitsarbeit und Be-
zwingende Haftstrafen vorgesehen sind, zum        darf sich die gewalttätige Person dem Opfer        wusstseinsbildung wird viel zu wenig ange-
Beispiel auch für den Versuch sexueller Über-     weder auf hundert Meter nähern noch die ge-        setzt. Schon in der Schule müsste man mit
griffe, befürchten wir, dass viele Fälle gar      meinsame Wohnung betreten. So sind die Be-         präventiven Projekten beginnen, in denen man
nicht mehr angezeigt werden. Der Großteil         troffenen nun auch beim Einkaufen oder am          lernt, wie man richtig miteinander umgeht.
sexueller Übergriffe findet nämlich im famili-    Weg zur Arbeit geschützt. Durchaus positiv zu      Die Rolle des Mannes sowie das oft noch vor-
ären Umfeld statt. Aus unserer Sicht führen       sehen ist auch die Möglichkeit, bei Hochrisi-      herrschende Besitz- und Machtdenken über
diese Strafverschärfungen nicht zum ge-           kofällen Fallkonferenzen einberufen zu kön-        Frauen könnten dadurch vielleicht verändert
wünschten Ziel, weil Gewalt und sexuelle          nen. Ab dem Jahr 2021 soll zudem die Täter-        werden.
Übergriffe selten einer Planung unterliegen,      arbeit durch Gewaltpräventionszentren ver-
sondern eher emotions- und affektgeleitet         stärkt werden. Bisher wurden nur die Opfer in      Wie kann man den Opfern von Gewalt best-
sind.                                             Opferschutzeinrichtungen vermittelt. Zukünf-       möglich helfen?
                                                  tig sollen nun auch die Täter zu einer ver-        Ein offenes Ohr haben, Unterstützung anbie-
Wie sehen Sie die neue Anzeigepflicht für         pflichtenden Beratung in diese Gewaltpräven-       ten und nicht gleich verurteilen. Es gibt oft
Ärzte, Psychotherapeuten und Psychologen?         tionszentren verwiesen werden. Kritisch zu         Gründe, warum sich eine Frau bei familiärer
Unsere Befürchtung ist, dass Betroffene da-       sehen ist dabei, dass keine Anzahl an Beratun-     Gewalt nicht sofort trennt. Bestenfalls ver-
durch eher gehemmt werden, einen Arzt oder        gen festgeschrieben wurde. Außerdem sind           weist man Betroffene zu Opferschutzeinrich-
sonstiges aufzusuchen. Eine Anzeige gegen         die Kosten selbst zu tragen, was wiederum ein      tungen. Wir können zum Beispiel finanzieller
den Willen der betroffenen Person kann eine       Risiko für die Einrichtung sein kann. Es ist       Abhängigkeit entgegentreten. Im Rahmen des
Retraumatisierung zur Folge haben, in der die     schade, dass der Staat nicht bereit ist, hierfür   Projekts »Perspektive Arbeit« können wir von
Person die Situation noch einmal durchlebt.       Geld in die Hand zu nehmen. Das oberste Ziel       Gewalt betroffene Frauen bei der Arbeits-
Das Verfahren insgesamt ist eine enorme Be-       müsste auch in den Tätereinrichtungen der          platzsuche und -erhaltung unterstützen. Zuvor
lastung für die Betroffenen. Deshalb soll jedes   Opferschutz sein, was aber nicht gesetzlich        gibt es aber oft noch viele andere Probleme zu
Opfer selbst entscheiden können, ob angezeigt     verankert ist. Eine Verpflichtung der Täterein-    lösen. Wohnsituation, Kinderbetreuung sowie
wird oder nicht. Ein sexueller Übergriff ist      richtungen zur Kooperation mit uns als Opfer-      Ausbildung sind oft ungeklärt. All diese An-
eine der massivsten Grenzüberschreitungen,        schutzeinrichtung wäre wünschenswert, vor          gelegenheiten bearbeiten wir im Vorfeld mit
die es gibt. Eine automatische Anzeige ohne       allem bei erhöhter Gefährdung. Dies kann           unseren Klientinnen, damit sie Selbständig-
Zustimmung der betroffenen Person schlägt in      zum Beispiel bei einem bevorstehenden              keit erlangen können. Foto und Text: de
dieselbe Kerbe. Es macht erst dann Sinn, ein      Scheidungstermin der Fall sein.
Verfahren zu starten, wenn sich die Person in                                                        Kontakt: Stockhofstraße 40, 4020 Linz
einem psychisch stabilen Zustand befindet         Gibt es noch irgendwelche Wünsche, die bei         Telefon: 0732 607760
und bereit ist auszusagen.                        der Gesetzesänderung offen geblieben sind?         Mail: ooe@gewaltschutzzentrum.at
                                                                                                                        03/2020                 11
Stromfressern den Garaus machen
Energieberater Karl Fürstenberger testet vier Haushalte mit knappen Budgets

Stetig steigende Kosten für Heizen und Strom belasten vor allem die
knappen Budgets von armutsgefährdeten Haushalten. Bei einem
Rundgang durch die Wohnungen von vier Kupfermuckn-Redak-
teuren konnte der Energieberater Karl Fürstenberger vom OÖ
Energiesparverband versteckte Stromfresser identifizieren.

Menschen mit geringem Einkommen leben meist in schlecht isolierten
alten Gebäuden, die mit ineffizienten Heizungen mehr schlecht als recht
warm gehalten werden. Sie befinden sich in einem wahren Teufelskreis,
da für den Kauf von energiesparenden, neuen Haushaltsgeräten gerade
diesen Menschen die notwendigen finanziellen Mittel fehlen. Heizkos-
tenzuschüsse sorgen zum Glück für punktuelle finanzielle Erleichterun-
gen. Seit Dezember 2019 wurden einkommensschwache Haushalte
weiter entlastet. Sie zahlen in Zukunft keine Ökostrom-Förderkosten
mehr. Um von diesen Kosten befreit zu werden, gilt es lediglich, bei der
GIS ein Antragsformular auszufüllen. In diesem Zusammenhang ver-
weist der Experte auch auf die beiden Broschüren zum Thema »Strom­
sparen« des OÖ Energiesparverbandes, die weitere wertvolle Energie-
spar-Tipps bereithalten. Trotzdem liegt das Einspar-Potenzial gerade
auch bei einkommensschwachen Menschen relativ hoch, konstatiert
Fürstenberger. »Schon durch kleine Maßnahmen lässt sich der Strom-
verbrauch im Haushalt reduzieren.« Die Kupfermuckn-Testgruppe war
begeistert und erleichtert, denn der Experte konnte rasch die heimlichen
Stromfresser enttarnen. Somit können sie nun mehrere Euros im Jahr
einsparen. Fotos: hz, Text: dw

 Der Energieprofi startet in
 Christines 43m2 großen Alt-
 bau-Wohnung. Bevor sich
 Christine ein Energiespar-Ziel
 setzen kann, muss sie wissen,
 wie es um ihren Verbrauch
 steht. In einem Ordner findet
 sie ihre Jahresstromabrech-
 nung. »Die Strom- und Heiz-
 kosten sind hoch«, meint Ener-
 gie-Experte Karl Fürstenber-
 ger. Die Bestandsaufnahme
 kann beginnen. Der erste Ener-
 gieräuber hängt an der Decke.
 Die Glühbirne wird sofort ge-
 gen eine LED-Lampe ausge-
 tauscht, da sie nur ein Fünftel
 des Stromes verbraucht. Auch
 mit dem Heizkörper ist Fürs-
 tenberger unzufrieden, da die-
 ser mit Holzbrettern verkleidet                                           Ein weiterer Energieräuber entdeckt der Energie-Berater in der
 ist. Da kann keine Wärme in                                               Küche. Christine kocht noch auf einem alten Gussplattenherd.
 den Raum dringen. Er emp-                                                 Für einen modernen Ceranherd fehlt ihr das nötige Budget. Ein
 fiehlt: Die Bretter durch Gitter                                          Lob gibt es hingegen für den Wasserkocher. Dieser brauche
 austauschen.                                                              wesentlich weniger Strom als die Herdplatte.

12                 03/2020
Christines Bad und Schlafzimmer sind unbeheizt. Fürstenberger      Testobjekt zwei: Die Wohnung von Claudia und Walter. Mit der
dreht die Heizkörper ein wenig auf. »Wenn warme Luft vom Wohn-     energiesparenden Waschmaschine ist der Experte sichtlich zufrie-
zimmer in unbeheizte Räume eindringt, bildet sich Kondenswasser.   den. Beim Anblick der Badewanne meint er jedoch: »Eine volle
Das verursacht mitunter Schimmelbildung.«                          Wanne kostet fünf mal soviel wie eine kurze Dusche.«

Der nächste Energiefresser befindet sich in der Küche:                              »Ansonsten ist die Küche perfekt«, lobt der Ex-
Fünf Glühbirnen in der Deckenlampe verschwenden                                     perte. Der Induktionsherd und der neue Backofen
viel Strom, 20 Euro im Jahr.                                                        verbrauchen relativ wenig Energie.

Ein Stromspar-Tipp für den Kühl-                                           »Mithilfe eines Thermostatventils kann man die Raumtem-
schrank: »Nicht zu kalt einstellen!                                        peratur einstellen«, erklärt der Experte. Eine weitere Emp-
6° beim Kühlschrank, minus 18°                                             fehlung: Der Heizkörper sollte regelmäßig entlüftet wer-
beim Gefrierfach.«                                                         den. Vor allem dann, wenn er »gluckert«.

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Im Schlafzimmer sichtet der Energieberater jedoch einen ordentlich gro-     Im Schlafzimmer ist es ein wenig zu warm. »Die Raumtem-
 ßen Stromräuber - fünf Ladegeräte, die nonstop an einer Steckdosenleiste    peratur könnte gesenkt werden«, meint Fürstenberger. Ein
 aufgeladen werden. »Bitte sofort den Ausschaltknopf drücken«, sagt er.      Grad könne bis zu sechs Prozent an Energie einsparen.

 Bei Sonja und Manfred angekommen, erfahren wir, wie das rich-
 tige Lüften funktioniert: »Im Winter gilt: kurz und kräftig lüf-
 ten. Hygienische Luftverhältnisse im Innenraum sind beson-                               Auch in dieser Wohnung werden Glühbirnen
 ders wichtig und beugen der Schimmelbildung vor.«                                        gegen LED-Lampen ausgetauscht.

 Ein Blick auf die Stromrechnung zeigt                                      Mit dem Strommess-Gerät, welches man beim OÖ Energie-
 dem Berater sofort, ob der Stromverbrauch                                  sparverband kostenlos ausborgen kann, wird der Stromver-
 für diese Wohnung angemessen ist.                                          brauch einzelner Geräte gemessen.

14               03/2020
Augusts Kühlschrank ist ebenfalls perfekt:
                                                                                             Er ist nicht zu kalt eingestellt, die Butter
                                                                                             lässt sich noch gut streichen. Auch die Tür-
                                                                                             dichtungen sind noch in Ordnung.
                                                         xxx

Was das Strom-Sparen betrifft, ist August eindeutiger Testsieger. Seine Waschmaschine ist ein A++ Gerät mit niedrigem Wasserverbrauch
und guter Schleuderwirkung. August verzichtet auch auf die Vorwäsche. Zudem gibt es in seinem Haushalt nur LED-Lampen.

   So spart man mit wenigen Schritten Strom
   Die Stromrechnung ist zu hoch? Oft genügen wenige Maßnah-          Wäsche waschen:
   men, um Kosten zu sparen. Hier ein paar Tipps - entnommen aus      •   Waschmaschine nur gut befüllt einschalten
   der Broschüre »Strom sparen leicht gemacht« des OÖ Energie-        •   Wäsche nicht zu warm waschen. Normal verschmutzte
   sparverbands. Weitere Infos unter: www.energiesparverband.at           Wäsche wird auch bei 30° sauber.
                                                                      •   Vorwäsche ist nur bei stark verschmutzter Wäsche nötig
   Kochen:
   •   Restwärme nutzen: bei langen Kochzeiten die Herdplatte         Beleuchtung:
       fünf bis zehn Minuten früher ausschalten                       •   LEDs kaufen. Sie brauchen weniger Strom und halten
   •   Kaffeemaschine und Wasserkocher regelmäßig entkalken               länger
   •   Deckel auf den Kochtopf geben                                  •   LEDs gegen Halogenbeleuchtung und Glühbirnen tauschen
   •   der Wasserkocher braucht weniger Strom als die Herdplatte
   •   Mikrowelle nur bei kleinen Mengen und zum Aufwärmen            Computer und Co:
       verwenden                                                      •   Bildschirm bei längeren Pausen abschalten
                                                                      •   Energiesparfunktion beim PC einschalten
   Geschirr spülen:                                                   •   nach der Arbeit den Computer herunterfahren und am
   •   Niedrige Wassertemperatur wählen                                   Hauptschalter ausschalten. Wenn der PC keinen Hauptschal-
   •   Geschirrspüler nur vollgefüllt einschalten                         ter hat - eine Steckerleiste mit Schalter verwenden
   •   Energiesparprogramme nutzen
                                                                      Warmwasser:
   Kühlen und Gefrieren:                                              •   Duschen statt baden
   •   Nicht zu kalt einstellen. Kühlschrank 6°, Gefrierschrank       •   Wasser nicht rinnen lassen
       -18°, Türdichtungen kontrollieren                              •   bei einem Untertisch-Speicher Vorschaltgerät
   •   Geräte - wenn möglich - kühl aufstellen, nicht neben Herd          sollte man eine Zeitschaltuhr verwenden

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Was im Leben wirklich zählt
Kupfermuckn-Redakteure berichten über die liebsten Menschen

Gemeinsam viele Hochs                 und Lebensgefährte ist Manfred.        Anna Maria ist für mich auch zu     wenn man sich mit jemandem
                                      Mit ihm bin ich schon durch viele      einer guten Freundin geworden.      austauschen und über Probleme
und Tiefs gemeistert                  Hochs und Tiefs gegangen. Er ist       Es war sicher nicht immer leicht.   reden kann. Ich kann sie zu jeder
                                      auch mein bester Freizeitpartner.      Leider kann es auch in Freund-      Tages- und Nachtzeit kontaktie-
Wahre Freunde im Leben kann           Wir besuchen regelmäßig die Eis-       schaften krachen. Und dann gibt     ren. Wir hatten immer schon ei-
man meistens an einer Hand ab-        hockey-Spiele von den »Black           es noch Anita, die ich zum enge-    nen sehr guten Draht zueinander.
zählen, ganz besonders, wenn          Wings«. Und auch sonst haben           ren Kreis meiner Freunde zähle.     Man könnte sagen: »Wir beide
man nicht überall mitmachen           wir jede Menge Spaß miteinan-          Trotz der Entfernung - Anita        verstehen uns praktisch blind.«
kann, weil es zu teuer ist oder die   der. Freilich ist bei uns auch nicht   wohnt viele Kilometer weit weg      Außerdem bin ich die Patentante
Gesundheit nicht so mitspielt. Ich    immer alles Liebe und eitel Son-       von Linz - haben wir eine sehr      ihrer Kinder. Was uns zusammen-
habe nur wenige wahre Freunde         nenschein. Es kann durchaus ein-       enge Bindung. Unsere Telefonate     schweißt, ist das Schicksal. Jede
in meinem Leben. Die meisten          mal so richtig heftig krachen. Wir     dauern mindestens eine Stunde.      von uns hat die Krankeheit Krebs
Menschen sind bloß bessere Be-        haben es aber immer geschafft,         Einmal in der Woche reden wir       besiegt. So etwas teilt man nicht
kannte. Mein »Lieblingsmensch«        uns wieder zusammenzuraufen.           miteinander. Es ist wohltuend,      mit jedem. Zu zwei unserer Nach-
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Was wir gerne gemeinsam unternehmen? Wir
sind wahre Black Wing Fans und bedanken uns
für die regelmäßigen Freikarten. Sonja

barn habe ich auch ein gutes Ver-      lebendiger, ein sehr liebevoller
hältnis. Es ist zur Gewohnheit         Austausch. Ich staune immer
geworden, dass wir an Sonntagen        wieder, dass sich zwei Menschen,
zusammen einen Kaffee in der           die doch von Natur aus von zwei
Früh trinken und uns darüber aus-      unterschiedlichen Planeten kom-
tauschen, wie es für jeden in den      men (die Frau von der Venus, der
letzten Tagen so war. Es ist gut für   Mann vom Mars) und die an sich
mich, solche Leute zu haben,           komplett anders ticken, so gut
denn alleine kann keiner überle-       verstehen können. Ich glaube, es
ben. Sonja                             ist ein Wunder oder – anders ge-
                                       sagt – eine besondere Gnade von
                                       Gott. Ob es sich nun um Fragen
Bis in die tiefsten Schich-
                                       der Religion, des Glaubens, um                Claudia könnte es sich ohne ihren Ehemann Walter nicht mehr vorstellen. Fotos: hz
ten der Persönlichkeit                 kirchliche oder spirituelle Fragen
                                       handelt oder um mein Lieblings-       dass sie mir viel Halt gibt. Als sie           oder Familienmitglieder. Ich habe
Wenn ich mich frage, wer das für       Thema »Barmherzigkeit«, ob es         im März 1995 starb, brach für                  drei Menschen, besser gesagt: Le-
mich ist, mein »Lebens-Mensch«,        sich um verschiedene soziale,         mich eine Welt zusammen. Ich                   bensmenschen. Die allerwich-
mein bester Freund, beste Freun-       wirtschaftliche, gesellschaftliche,   fühlte mich verloren und verlas-               tigste ist mein großes Mädchen
din, dann brauche ich nicht lange      psychologische, medizinische          sen. Damals war ich in der Spatt-              mit 35 Jahren. Daniela lebt in
zu überlegen. Das ist ganz ein-        Fragen handelt, um Fragen der         straße im Heim. Die Betreuer ver-              Leipzig und ist ausgebildete
deutig die Frau, die ich liebe,        Kinder-Erziehung (sie hat auch        suchten mich zu trösten. Sie rede-             Schauspielerin. Leider ist Leipzig
meine liebe Freundin »B«. Un-          schon erwachsene Kinder und           ten mit mir und halfen mir, mit                so weit weg, es bleibt nur der tele-
sere Freundschaft, unsere Bezie-       Enkel) oder um Bücher (wir lesen      der Trauer und dem Verlust umzu-               fonische Kontakt. Klar bin ich
hung besteht jetzt schon seit weit     beide sehr gern und viel und tau-     gehen. Ich hatte auch einige Be-               sehr stolz auf sie. Sie ist in man-
über 15 Jahren, länger als jede        schen uns dann gerne darüber          ziehungen, aber nie das Gefühl                 chen Dingen ähnlich wie ich als
andere Beziehung, die ich je in        aus) – bis hin zu Fragen, die auch    von Geborgenheit, bis ich 2008                 junger Mensch. Sie raucht nicht,
meinem Leben (bisher) gehabt           sehr tiefe Schichten der Persön-      meinen Mann Walter getroffen                   trinkt keinen Tropfen Alkohol
habe, auch inzwischen schon viel       lichkeit betreffen, bis hin zu Fra-   habe. Es war Liebe auf den ersten              und lebt vegetarisch. Ich liebe sie
länger als die Ehe mit meiner          gen der Sexualität. Es ist unglaub-   Blick. Bei ihm bin ich nach Jah-               von ganzem Herzen, sie ist meine
Frau (bis zur Trennung 2001 und        lich, über all das können wir uns     ren der Suche endlich angekom-                 Nummer eins. Nummer zwei ist
zur Scheidung 2002). Kennen ge-        austauschen, es ist großartig, un-    men und fühle mich zum ersten                  mein geliebter Rudi. Er ist ein
lernt haben wir uns über einen         glaublich. Und ich bin ihr und        Mal so richtig geborgen. Wir hat-              herzensguter Mensch, wenn auch
BIODANZA-Kurs. In dieser Zeit,         Gott unglaublich dankbar dafür.       ten auch schon Krisen, die wir                 das, was man umgangssprachlich
wo wir sonst noch keinen Kontakt       Es ist irrsinnig viel Vertrauen da    aber immer gemeinsam meistern                  »Häferl« nennt. Ich bin nun seit
miteinander gehabt haben, haben        und in dieses Vertrauen können        konnten. Ja, gemeinsam sind wir                fünf Jahren mit ihm zusammen,
unsere Körper schon sehr intensiv      wir uns beide einfach immer wie-      stark! Meine lieben Zwillinge und              was nicht immer leicht ist, aber
miteinander kommuniziert. Das          der hineinfallen lassen. Vielleicht   meine Tochter sind mir ebenfalls               ich habe ja auch meine Schwä-
war für mich, der ich damals erst      ist dieses Vertrauen auch schon       sehr wichtig und zählen zu dem                 chen und Fehler. An unserer Liebe
kurz nach der unfreiwilligen           »Gott«? Danke meine liebe             Wertvollsten in meinem Leben.                  ändert das nichts. Nummer drei
Trennung von meiner Frau (und          Freundin! Danke für dieses Ver-       Auch wenn ich mir derzeit viele                ist Stefan, mein Ex, jetzt mein
den Kindern) gestanden bin, sehr       trauen! Dein Johannes                 Sorgen um meine pubertierende                  Bruder und bester Freund. Er und
trostreich, sehr heilsam. Erst nach                                          Tochter mache, liebe ich sie sehr,             Rudi haben sich arrangiert, es gibt
circa einem Jahr ist dann aus die-                                           von ganzem Herzen. Ich bin sehr                keinen Hass oder Eifersucht mehr
sem rein körperlichen Kontakt,         Mann und Kinder sind                  froh, dass ich mich in einem rela-             zwischen den beiden. Sie sind
dieser rein körperlichen Kommu-        das Wertvollste                       tiv großen Kreis von wundervol-                Freunde geworden. Stefan war
nikation eine richtige Beziehung                                             len Lieblingsmenschen glücklich                nach einem Schlaganfall pflege-
geworden, eine Beziehung, die          In meinem Leben habe ich schon        schätzen darf. Claudia                         bedürftig, hatte sich schon aufge-
von gegenseitigem Austausch auf        viele Menschen getroffen. Der                                                        geben. Gott sei Dank hatte er eine
fast allen Ebenen geprägt war und      erste wichtigste Mensch war                                                          energische Pflegerin und ist längst
bis heute ist, Zärtlichkeiten natür-   meine Oma. Mit ihr konnte ich
                                                                             Stolz auf meine Tochter,                       wieder gesund und auf den Bei-
lich auch miteingeschlossen. Es        reden, lachen und weinen. Sie         die Schauspielerin                             nen. Rudi hilft ihm und bringt
ist ein sehr lebendiger Austausch      hatte immer ein offenes Ohr für                                                      ihm seinen Einkauf nach Hause.
geworden, ein Austausch von            mich und sie tröstete mich wenn       Jeder Mensch braucht Bezugsper-                Diese drei Menschen und meine
Geist zu Geist, von Seele zu           ich traurig war. Heute noch denke     sonen und soziale Kontakte. Ne-                Kätzchen sind das allerwichtigste
Seele, von Herz zu Herz, ein sehr      ich liebevoll an sie und spüre,       ben Bekannten sind das Freunde                 in meinem Leben. Ursula
                                                                                                                                     03/2020                         17
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