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Arbeitsamt
der Deutschsprachigen
Gemeinschaft Belgiens
Tätigkeitsbericht 2020
www.adg.be
INHALT
Arbeitsmarkt 5
Wichtigste Kennziffern 6
Arbeitslosigkeit 6 Eintragung, 15
Beschäftigung 8 Arbeitsberatung &
Auswirkungen der Corona-Krise 12
Betreuung
Die „Covid-Arbeitslosen“ 13 Eintragung 16
Auswirkungen der Gesundheitskrise
Betreuung 17
auf das Arbeitsamt 14
Betreuung der Arbeitsuchenden 17
Die „Unterstützte Beschäftigung“ 20
PMS-Publikum &
Nicht-Mobilisierbare 21
ÖSHZ-Publikum & Jobcoaching 22
Vermittlung aus einer Hand 23
Die Lokalen Beschäftigungs-
agenturen (LBA) 24
2
Stellenvermittlung & 27
Betriebsberatung
Stellenmarkt & Vermittlung 28
Betriebsberatung 31 Berufsberatung 47
Einstellungsbeihilfen
AktiF/AktiF Plus 32 Zielgruppe Jugendliche,
Eltern, Lehrer 48
Zielgruppe Arbeitsuchende 49
Kompetenztests 51
Ausbildung 33
Ausbildungen
für Arbeitsuchende 34
Kontrolle 53
Qualifizierungsmaßnahmen (Art. 27) 35
& Sanktionen
Integrations- und Vorschalt-
maßnahmen 35 Kontrolle der Suchbemühungen 54
Berufsbildungszentren des Einige Zahlen 56
Arbeitsamtes 36
Neue Angebote der
Teilqualifizierung 38
Über uns 59
Teilnehmerprofil &
Verbleibanalyse 41
Struktur & Organisation 60
Ausbildungsbeihilfen für
Geschäftsführungsvertrag 62
Betriebe 45
Reform der Ausbildungsbeihilfen 46 Personal 62
Haushalt des Arbeitsamtes 63
IMPRESSUM
Verantwortlicher Herausgeber:
Sabine Herzet, Geschäftsführende Direktorin, Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens
Vennbahnstraße 4/2, 4780 St. Vith, Tel. +32 (0)80 280 060, info@adg.be, www.adg.be
Bildnachweise:
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Gemeinschaft
VORWORT
Das Jahr 2020 hat unsere gesamte Gesellschaft vor enorme Herausforderungen gestellt. Die im Frühjahr auf-
kommende Corona-Pandemie war und ist nicht nur eine gravierende Gesundheitskrise, sondern hat auch in
der Wirtschaft und Arbeitswelt weitreichende Spuren hinterlassen. Ganze Branchen und Berufszweige muss-
ten vorübergehend ihre Tätigkeiten einstellen und wurden zeitweise nur über staatliche Unterstützungen
am Leben erhalten. Beschäftigte und Kunden mussten plötzlich ungewohnte Abstands- und Hygieneregeln
einhalten, und Homeoffice und digitale Dienstleistungen wurden in vielen Bereichen umgehend zur neuen
Norm erhoben.
Auch das Arbeitsamt hat seine Tätigkeiten und Arbeitsweisen in dieser Zeit ständig an neue Regeln und Ge-
gebenheiten anpassen müssen. Der Digitalisierung wurde damit innerhalb kurzer Zeit ein starker Schub ver-
setzt. Dort, wo die Dienstleistung aber aus Beratung und Ausbildung besteht und der zwischenmenschliche
Kontakt eine wichtige Rolle spielt, stellt sich allerdings auch heraus, dass digitale Angebote ihre Grenzen
haben, gerade dann, wenn die betroffenen Kunden mit komplexen Problemen zu kämpfen haben und/oder
nicht in der digitalen Welt zuhause sind. In Zukunft wird es daher noch vermehrt darauf ankommen, den
richtigen Mix aus digitalen und analogen Dienstleistungen anzubieten, der das „Beste aus beiden Welten“
miteinander vereint und niemanden zurücklässt.
Der Arbeitsmarkt in Ostbelgien präsentiert sich derzeit - etwas mehr als ein Jahr nach Beginn der Krise - so
robust, als wäre nichts geschehen. Die Arbeitslosigkeit bewegt sich – auch dank einer großzügigen Kurzar-
beitsregel – auf einem niedrigeren Niveau als vorher und der Arbeitskräftemangel ist wieder in aller Munde.
Dessen ungeachtet sind gewisse Risikogruppen (Niedrigqualifizierte, Migranten, …) nach wie vor am Arbeits-
markt benachteiligt und bleibt die Langzeitarbeitslosigkeit hoch. Diese Probleme wenn nötig mit neuen Me-
thoden anzugehen, bleibt das Bestreben des Arbeitsamtes und all seiner Mitarbeiter auch in den kommen-
den Jahren.
Und noch ein weiteres, diesmal internes Ereignis hat das Leben des Arbeitsamtes im vergangenen Jahr mar-
kiert: nach 30 Jahren in Diensten des Arbeitsamtes, davon die ersten 10 Jahre noch als Teil des wallonischen
FOREM, hat der Geschäftsführende Direktor, Herr Robert Nelles, im November 2020 seinen wohlverdienten
Ruhestand angetreten. Robert Nelles hat über all die Jahre die Schaffung eines eigenständigen Arbeitsamtes
in der Deutschsprachigen Gemeinschaft und die ständige Weiterentwicklung seiner Dienstleistungen maß-
geblich mitgeprägt. Überzeugt vom Mehrwert einer effizienten und leistungsfähigen öffentlichen Verwaltung,
hat er sich immer wieder für eine ergebnisorientierte und innovative Beschäftigungspolitik eingesetzt und die
Interessen aller Kundengruppen und Stakeholder auszubalancieren versucht. Auch als Mensch und Direktor,
der für seine Mitarbeiter stets ein offenes Ohr hatte und sich für ihre Belange einsetzte, wird er in bester Er-
innerung bleiben. Für dieses langjährige berufliche und menschliche Engagement möchten wir Robert Nelles,
auch im Namen der Belegschaft, herzlichst danken und wünschen ihm noch ein langes und aktives „Pensio-
niertendasein“.
Sabine HERZET Alexander STÄRK
Geschäftsführende Direktorin Präsident des Verwaltungsrates
4
ARBEITSMARKT
WICHTIGSTE KENNZIFFERN
Arbeitslosigkeit
Nach mehreren Jahren des Rückgangs ist die Zahl Neben der Zahl der Anwärter auf Arbeitslosengeld
der Arbeitslosen 2020 im Zuge der Corona-Krise wie- ist insbesondere auch die Zahl der über ein ÖSHZ
der merklich angestiegen, wobei jedoch das System eingetragenen Arbeitsuchenden angestiegen. Ein
der Kurzarbeit erheblich dazu beigetragen hat, Ent- Blick auf die Ein- und Ausgänge der Arbeitslosigkeit
lassungen in größerem Ausmaß zu vermeiden. Im zeigt, dass der Zuwachs hauptsächlich darauf zurück-
Jahresschnitt 2020 waren in der Deutschsprachigen zuführen ist, dass im vergangenen Jahr weniger Per-
Gemeinschaft 2.443 Personen als Vollarbeitslose sonen die Arbeitslosigkeit verlassen haben, als neue
gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr (Schnitt 2019: durch Entlassungen hinzukamen. Folgerichtig ist es
2.283 Personen) ist die Zahl der Arbeitslosen damit insbesondere die Gruppe der Personen, die seit 6-24
um 159 Personen gestiegen (+7,0%). Monaten arbeitslos sind, die angewachsen ist.
Die Arbeitslosenrate1 in der Deutschsprachigen Ge-
1.663 190 meinschaft belief sich auf 6,6% (Vorjahr 6,2%).
arbeitsuchende Schulabgänger
Anwärter auf in Berufs- 81% der Arbeitslosen wohnen im Kanton Eupen, wo
Arbeitslosengeld (AAA) eingliederungszeit die Arbeitslosenrate bei 9,0% liegt. Im Kanton St.Vith
ist sie mit 3,1% nach wie vor sehr niedrig. Der An-
stieg der Arbeitslosigkeit 2020 war proportional
Vollarbeitslose gesehen sogar etwas stärker im Süden Ostbelgiens
in der Deutschsprachigen (+37 Personen bzw. +8,6%) als im Norden (+122 Per-
Gemeinschaft sonen bzw. +6,6%). Die Männer waren vom Anstieg
der Arbeitslosigkeit etwas stärker betroffen als die
Frauen, so dass sich die Arbeitslosenraten pro Ge-
schlecht noch weiter annähern.
457 133
sonstige verpflichtend freiwillig eingetragene
eingetragene Arbeit- Arbeitslose
suchende (ÖSHZ, …)
Entwicklung der Arbeitslosenzahl seit 2008
25%
20%
DG
15% Wallonie
Flandern
10%
Brüssel
Belgien
5%
0%
2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020
1 Anteil der Vollarbeitslosen 2020 an der aktiven Bevölkerung 2017, korrigierte Berechnung durch Ostbelgien Statistik
6
Alter Qualifikation
Die über 50-Jährigen bilden die größte Gruppe Hinsichtlich der Qualifikation bilden die Niedrig-
der Arbeitslosen: knapp 37% aller Vollarbeits- qualifizierten (höchstens Abschluss der Unter-
losen sind in dieser Altersgruppe zu finden, stufe der Sekundarschule) mit 44% aller Voll-
davon 17% - etwa 400 Personen - sogar über arbeitslosen die größte Gruppe. Weitere 27%
60 Jahre. Der Anteil der Älteren ist damit in der verfügen über einen Abschluss der Oberstufe
DG deutlich höher als in den anderen Landes- der Sekundarschule. Die Verteilung nach Aus-
teilen, während umgekehrt der Anteil der unter bildungsniveau ist über die letzten Jahre hinweg
25-Jährigen mit weniger als 15% der Arbeitslo- nahezu unverändert geblieben. Auch die Coro-
sen niedriger ist. Im Vergleich zu 2019 ist die na-Krise hat daran nicht viel geändert, selbst
Gruppe der 40-49-Jährigen am stärksten ange- wenn die Zahl der Niedrigqualifizierten in dieser
wachsen. Auch die Arbeitslosenrate der unter Zeit doch etwas stärker angestiegen ist als in den
25-Jährigen ist in der Deutschsprachigen Ge- anderen Qualifikationsniveaus.
meinschaft mit 9,6% die niedrigste in ganz Bel-
gien. Die Arbeitslosenrate der über 50-Jährigen
liegt mit 7,0% ebenfalls unter dem belgischen
Durchschnitt, ist aber in Flandern mit 6,1% Nationalität
noch etwas niedriger.
65% der Vollarbeitslosen verfügen über die bel-
gische Nationalität, 18% sind sonstige EU-Bür-
ger und 17% Nicht-EU-Bürger. Der Anteil der
Dauer Nicht-EU-Bürger ist seit 2014, als er noch bei
10% lag, beständig angestiegen. Unter der Co-
Die Hälfte der Arbeitslosen ist seit mehr als rona-Krise ist ihre Zahl allerdings nicht stärker
einem Jahr arbeitslos, nur 34% sind Kurzzeit- angestiegen als diejenige der Belgier. Die Zahl
arbeitslose (unter 6 Monaten). Das entspricht der Arbeitslosen mit Migrationshintergrund
in etwa auch den flämischen Werten, während insgesamt ist noch deutlich höher, da eine Rei-
der Anteil der Langzeitarbeitslosen in der Wal- he von Personen ausländischer Herkunft die
lonie und Brüssel höher als in Ostbelgien aus- belgische oder andere EU-Staatsbürgerschaft
fällt. Die meisten Langzeitarbeitslosen in der angenommen hat. Es handelt sich nach wie vor
Deutschsprachigen Gemeinschaft sind zugleich um eine Gruppe, die mit großen Integrations-
auch älter als 50 Jahre, was ihre Reintegration schwierigkeiten auf dem hiesigen Arbeitsmarkt
in den Arbeitsmarkt zusätzlich erschwert. Im zu kämpfen hat
Zuge der Corona-Krise ist es die Gruppe derjeni-
gen, die zwischen 6 und 24 Monaten arbeitslos
sind, die zugelegt hat. Der deutliche Rückgang Arbeitslosenrate nach Geschlecht
der Stellenangebote und der Ausbildungsmaß-
nahmen 2020 hat nämlich dazu geführt, dass
weniger Personen die Arbeitslosigkeit wieder
6,9%
verlassen konnten.
Arbeitslosenrate
9,0% nach Kanton
3,1%
6,3%
Kanton Eupen Kanton St. Vith
7
Entwicklung der Arbeitslosenzahl in der Deutschsprachigen Gemeinschaft zum Vorjahr
Finanz- und
Coronakrise
+9,5% Wirtschaftskrise
+7,0%
+4,7%
+3,2% +2,6% +3,2%
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
-1,9% -2,1%
-3,3%
-4,3%
-5,2%
-6,7%
-8,1%
Beschäftigung Abhängige Beschäftigung
Die Zahl der Arbeitnehmer in den Betrieben und
Einrichtungen auf dem Gebiet der Deutschsprachi-
gen Gemeinschaft ist ab 2014 leicht, aber kontinuier- 2.211 22.816
lich angewachsen und beläuft sich im Juni 2019 auf Betriebssitze Arbeitsplätze
22.816 Arbeitnehmer.
(Quelle: ONSS 2019)
Arbeitnehmer 2014-2019
Zulegen konnten v.a. das Unterrichtswesen, der Ge-
+4,5% sundheits- und Sozialsektor, die Dienstleistungen für
Kanton St. Vith +5,7% Unternehmen (darunter die Interim-Arbeit), das Ver-
Kanton Eupen arbeitende Gewerbe (insbesondere die Metall- und
Kunststoffverarbeitung) sowie der Horeca-Sektor.
Einen Rückgang gab es hingegen u.a. im Baugewerbe
und Transportsektor.
Im Jahr 2019 war ein leichter Zuwachs (+0,6%) zu
verzeichnen, der hauptsächlich auf das Unterrichts-
wesen und den Gesundheitssektor zurückgeht,
Zum Vergleich während sich die Beschäftigung im herstellenden
+5,7% Gewerbe insgesamt kaum verändert hat. Für 2020
Wallonie +7,8% ist aufgrund der Corona-Krise mit einem Beschäf-
tigungsrückgang zu rechnen, insbesondere in den
Flandern
+1,9% kommerziellen Dienstleistungen, wobei auch hier
die Kurzarbeit einen wertvollen Beitrag zum Erhalt
Brüssel
vieler Arbeitsplätze geleistet hat.
8
Arbeitsplätze in der Deutschsprachigen Gemeinschaft
Verarbeitendes Gewerbe 5.049
Gesundheit & Soziales 3.158
Handel & Reparatur 2.892
Unterrichtswesen 2.687
Öffentliche Verwaltung 2.385
Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen 1.469
Baugewerbe 1.358
Transport & Lagerei 793
Gastgewerbe 728
Sonstige Dienstleistungen 572
Kunst, Unterhaltung, Erholung 416
Freiberufliche & technische Dienstleist. 390
Finanzen & Versicherungen 333
Information & Kommunikation 221
Energie, Wasser, Abfallentsorgung 207
Land- & Forstwirtschaft 158
(Quelle: LSS 2019)
Entwicklung der Anzahl Arbeitsplätze
in der Deutschsprachigen Gemeinschaft seit 2010
23.000
22.500
22.000
21.500
21.000
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019
(Quelle: LSS 2019)
9
214 Selbständigen pro 1.000 aktiven Personen an
Selbständige Beschäftigung der Spitze, so liegt sie heute mit 190 schon unter
dem Landesdurchschnitt von 218.
6.455 Selbständige Haupterwerbszweige für die Selbständigen in der
Deutschsprachigen Gemeinschaft sind mittlerweile
davon 4.062 im Haupterwerb die Freien Berufe (26% aller Selbständigen), gefolgt
(Quelle: LISVS 2019) von Handel, Banken und Horeca (24%), sowie Indu-
strie und Handwerk (22%). Die Landwirtschaft rangiert
mittlerweile nur mehr auf dem vierten Platz mit 18%.
Bei den Selbständigen kennt die Deutschsprachige
Gemeinschaft im gleichen Zeitraum eine andere Ent- Selbständigenzahl
wicklung als der Rest des Landes: hierzulande ist ein Entwicklung
Rückgang um -0,6% festzustellen, während die An- 2014-2019
zahl Selbständiger belgienweit um 12% angestiegen
ist. Der Rückgang betrifft v.a. den Kanton St.Vith und
zieht sich durch alle Sektoren, mit Ausnahme der
Freiberufler, deren Zahl nach wie vor stark anwächst. +12%
Betrachtet man nur die Entwicklung zum Vorjahr, so
liegt 2019 insgesamt ein leichter Anstieg um 1% vor.
Langfristig nimmt der Anteil der Selbständigen an -1%
der aktiven Bevölkerung stetig ab. Lag die Deutsch-
sprachige Gemeinschaft 2003 belgienweit noch mit Belgien DG
10Ein wichtiger Beschäftigungsfaktor für die Bevölke- nie hierhin arbeiten, während knapp 3.000 den um-
rung der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind auch gekehrten Weg antreten.
die Pendlerströme ins Umland: knapp 5.000 Perso- Die Pendlerzahlen nach Luxemburg kennen seit
nen pendeln täglich aus der Deutschsprachigen Ge- langem einen stetigen starken Anstieg. Allein in den
meinschaft nach Deutschland und weitere 4.200 ins letzten 5 Jahren sind sie um rund 600 Personen bzw.
Großherzogtum Luxemburg. Umgekehrt kommen 17% gestiegen. In Richtung Deutschland hingegen ist
rund 5.500 Personen aus der benachbarten Wallo- die Tendenz eher leicht sinkend bis stagnierend.
Pendlerbewegungen
11AUSWIRKUNGEN DER CORONA-KRISE
Das alles beherrschende Thema 2020 war natür- Arbeitsvertrag und müssen sich (zumindest vorläu-
lich auch im Arbeitsamt die Corona-Krise und ihre fig) nicht arbeitsuchend melden. Zum Höhepunkt
Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt einerseits und der Krise im April waren über 5.900 Personen in
auf die eigene Arbeitsweise andererseits. Ab dem der Deutschsprachigen Gemeinschaft zumindest
13. März verhängte die Föderalregierung einen ge- zeitweise in Kurzarbeit (umgerechnet knapp 3.200
nerellen Lockdown, der zeitweise fast die gesamte Vollzeitäquivalente), und dies in quasi allen Bran-
Wirtschaftstätigkeit erfasste oder zumindest ein- chen des Privatsektors. Im Zuge der zweiten Pan-
schränkte. Ab Anfang Mai wurden die getroffenen demiewelle im Herbst wurden im Oktober wieder
Maßnahmen graduell wieder gelockert und über neue Einschränkungen des wirtschaftlichen Lebens
den Sommer hinweg kehrte fast schon wieder Nor- beschlossen, die unmittelbar aber nur die Bereiche
malität ein. Handel, Gastgewerbe, personenbezogene Dienst-
leistungen sowie Kunst, Unterhaltung und Erholung
Ein drastischer Anstieg der Arbeitslosigkeit in dieser betrafen. Auch dies führte wieder zu mehr Kurzar-
Zeit konnte durch eine erleichterte Rückgriffsmög- beit, wenn auch nicht mehr im gleichen Ausmaß wie
lichkeit auf Kurzarbeit (zeitweilige Arbeitslosigkeit) in der ersten Welle.
vermieden werden. Die Kurzarbeiter bleiben unter
Corona-Kurzarbeit in der DG 2020 (Vollzeitäquivalente)
3.500
3.000
2.500
2.000
1.500
1.000
500
0
Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
12Die „Covid-Arbeitslosen“
Um die Auswirkungen der Krise auf die Arbeitslo- Die Auswertungen zum Profil der Betroffenen zeigen,
sigkeit besser zu erfassen, wurden Arbeitsuchende, dass Personen der mittleren Altersgruppen (25-40
die sich nach dem 16. März 2020 beim Arbeitsamt Jahre) und höher qualifizierte Personen (Abitur oder
eingetragen haben und aus einer Beschäftigung ka- Hochschulabschluss) im Vergleich zum allgemeinen
men, als „Covid-Publikum“ statistisch erfasst und Arbeitslosenprofil etwas überrepräsentiert sind.
schnellstmöglich bei der Arbeitsuche unterstützt. Dennoch zeigt sich auch, dass unter den Entlassenen
Insgesamt wurden so seit März rund 450 Personen bzw. nicht weiter Beschäftigten die Älteren (50+) und
als krisenbedingt Entlassene (bzw. nach einem be- Niedrigqualifizierten die geringeren Chancen haben,
fristeten Vertrag nicht weiter Beschäftigte) regist- wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen: bei die-
riert, wohlwissend, dass der Zusammenhang zwi- sen ist der Rückgang seit Mai 2020 deutlich geringer
schen Krise und Entlassung nicht immer eindeutig als bei jüngeren und besser qualifizierten Personen.
hergestellt werden kann.
Ende Dezember waren noch 231 Personen registriert Personen aus dem Süden der Deutschsprachigen Ge-
(117 Männer und 114 Frauen). Davon wiederum wa- meinschaft sind proportional geringfügig stärker be-
ren rund 150 Personen noch vollarbeitslos, während troffen als aus dem Norden. 12 Prozent der Betroffe-
die übrigen teilzeitbeschäftigt oder in Ausbildung nen sind Nicht-EU-Bürger, was unter ihrem Anteil in
waren bzw. eine Beschäftigung in Aussicht hatten. der gesamten Arbeitslosenbevölkerung liegt (17%).
Entwicklung Covid-Arbeitslose
391
371
319 300
272 255 242 231
Ende Ende Mitte Ende Mitte Ende Ende Ende
Mai Juni August August Sep Okt Nov Dez
13Auswirkungen der Gesundheitskrise
auf das Arbeitsamt
Die Corona-Schutzmaßnahmen haben natür- Diese Einschränkungen und Umstellungen
lich auch die Funktionsweise des Arbeitsamtes haben dazu geführt, dass die Dienstleistun-
weitestgehend auf den Kopf gestellt und die gen des Arbeitsamtes wo immer möglich per
Verwaltung und die Mitarbeiter vor ständig Telefon, Mail, Videokonferenz etc. angeboten
neue Herausforderungen gestellt. wurden. Zeitweise wurden Vorladungen zu
Beratungs- oder Kontrollgesprächen vor Ort
Das Bestreben lag darin, den Arbeitsuchenden ausgesetzt bzw. auf das absolut Notwendige
und Arbeitgebern nach wie vor eine größtmög- reduziert.
liche Erreichbarkeit und den bestmöglichen
Service anzubieten, ohne die Gesundheit der Dennoch zeigt sich, dass nicht alle Dienstleis-
Mitarbeiter oder Kunden zu gefährden. tungen gleichwertig auf Distanz erbracht wer-
Dazu zählte vor allem die Umsetzung der - zu- den können, insbesondere z.B. die Eintragung
dem sich ständig ändernden - sanitären Vor- und Beratung in komplexeren Fällen, oder auch
gaben, die Anpassung der Büros und Warte- Testverfahren (Eignungstests, psychologische
zonen, um die Kunden nach den ersten drei Tests etc.). Nicht alle Arbeitsuchenden sind in
Wochen des Lockdowns wieder unter mög- der Lage, digitale Dienstleistungen in Anspruch
lichst sicheren Bedingungen empfangen zu zu nehmen, sei es aufgrund mangelnder tech-
können, die Erstellung von angepassten Perso- nischer Voraussetzungen oder mangelnder di-
naleinsatzplänen und natürlich die umfassen- gitaler Kompetenzen. Davon abgesehen leidet
de Digitalisierung der Dienstleistungen, inklu- auch die Beratungsqualität unter dem digita-
sive der Ausstattung von Arbeitsplätzen, sei es len Format, insbesondere wenn komplexere
im Büro selbst oder im Homeoffice, mit zusätz- Probleme erörtert werden müssen.
lichem IT-Material.
Auch die Ausbildung hat - wo immer möglich -
Auch galt es eine ständige Kommunikation mit auf digitales bzw. blended Learning umgestellt,
den Kunden, den Mitarbeitern, den Partner- wobei manche Bereiche, wie die Büro-Ausbil-
organisationen,… unter den erschwerten Be- dungen, sich deutlich besser dazu eignen als
dingungen zu gewährleisten. andere, wie etwa die Ausbildungen im hand-
werklichen Bereich.
Auch viele Praktika von
Arbeitsuchenden, die
IBU und die LBA-Arbeit
mussten zeitweise aus-
gesetzt werden.
All dies hatte natürlich
auch Auswirkungen auf
die Zahl der erbrachten
Dienstleistungen, wie
im Folgenden ersicht-
lich wird.
14EINTRAGUNG,
ARBEITSBERATUNG
& BETREUUNGEINTRAGUNG
Die erste Anlaufstelle für Jobsuchende ist der Eintra-
gungsdienst des Arbeitsamtes. Dort werden die re-
levanten Angaben zur Person erfasst, Informationen
zum weiteren Verlauf der Betreuung erteilt, eine erste 5.200 Personen
Einstufung vorgenommen und eine erste Eingliede- Kontakte: 12.500 (-8% zum Vorjahr)
rungsvereinbarung getroffen. Mit der Eintragungsbe-
scheinigung können die Arbeitsuchenden ihren Antrag
auf Arbeitslosengeld bei ihrer Zahlstelle stellen.
Die Zahl der registrierten Kontakte im Eintragungs-
dienst ist 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 8% Verteilung der Termine am
gesunken, wobei der größte Rückgang logischerwei-
Eintragungsdienst
se die persönlichen Kontakte vor Ort betraf (-44%).
Der Rückgang bei den physischen Kontakten wurde
teilweise kompensiert durch mehr telefonische und
schriftliche Kontakte.
Insgesamt hatten rund 5.200 verschiedene Bürger 27% 25%
Kontakt zum Eintragungsdienst.
23% 26%
Persönliche Kontakte
Aktenbearbeitungen
Telefonkontakte
Info per Brief/Email
16BETREUUNG
Schon bei der Eintragung wird jedem Arbeitsuchenden ein persönlicher Arbeitsberater zugewiesen. Die Be-
treuung und die angebotenen Hilfsmaßnahmen werden dem individuellem Bedarf angepasst. Dabei wird ins-
besondere der Entfernung vom Arbeitsmarkt aufgrund von Ausbildung, Berufswunsch, Sprachkenntnissen,
Gesundheitszustand, Alter usw. Rechnung getragen.
Neben der Information, der Anleitung und Unterstützung bei der Jobsuche werden je nach Bedarf auch wei-
tere unterstützende Maßnahmen und spezialisierte Beratungen (Bewerbungscoaching, Berufsberatung, psy-
chologische Beratung, Ausbildungen, LBA-Arbeit,…) angeboten. Aber auch das sozialrechtliche Statut des
Arbeitsuchenden spielt eine Rolle bei der Festlegung des Betreuungsablaufs.
Betreuung der Arbeitsuchenden
Mit den Arbeitsuchenden, die dem sogenannten Be- Begleitung von entschädigten
gleitplan unterworfen sind (Jugendliche in der Be-
Arbeitsuchenden und Jugendlichen
rufseingliederungszeit und entschädigte Arbeitslose)
wird ein verbindlicher Aktionsplan zur Eingliederung in der Berufseingliederungszeit
auf dem Arbeitsmarkt vereinbart, dessen Umset-
zung in Nachfolgeterminen besprochen und ggf. Im Laufe des Jahres 2020 waren in diesem Rahmen
angepasst wird. Dieser Aktionsplan ist später auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft insgesamt
eine der Grundlagen für die Kontrolle der Suchbe- 4.753 Personen1 zu betreuen (Vorjahr 4.855 Perso-
mühungen, für die das Arbeitsamt seit der Sechsten nen). Hiervon waren 2.662 Personen bereits in den
Staatsreform 2016 ebenfalls zuständig ist. Allerdings Vorjahren ermittelt worden und ihre Betreuung wur-
werden die Grundlagen der Kontrolle (Minimalvor- de 2020 fortgeführt. Bis 2015 wurde die Betreuung
gaben) weiterhin über den sogenannten „föderalen während maximal 2 Jahren gewährleistet, seitdem
normativen Rahmen“ vom Föderalstaat festgelegt. gibt es diese Obergrenze nicht mehr.
Für spezifische Gruppen von Arbeitsuchenden (Per- Im Laufe des Jahres 2020 wurden 2.091 Neuzu-
sonen mit psychisch-medizinisch-sozialen Problem- gänge ermittelt. Damit ist die Zahl der Neuzugänge
lagen, Personen mit einer permanenten gesund- seit 2014 kontinuierlich gesunken, was auch der all-
heitlichen Einschränkung von mindestens 33%, gemeinen Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der
Arbeitsuchende über 60 Jahre und Arbeitslose mit Deutschsprachigen Gemeinschaft entspricht (mit
Betriebszuschlag sowie gewisse arbeitsuchende Teil- Ausnahme des Jahres 2020). Und dies, obwohl ab
zeitbeschäftigte) kann ein spezifischer, auf ihre Situ- 2014 das zu betreuende Publikum um immer wei-
ation angepasster Begleitplan vereinbart werden. tere Altersgruppen erweitert wurde (2014 sind die
Dies hat dann auch zur Konsequenz, dass die Kon- 50-54-Jährigen, 2016 die 55-59-Jährigen und seit
trolle der Suchbemühungen während dieser Betreu- 2018 auch die 60-64-Jährigen hinzugekommen). Neu
ung ausgesetzt wird bzw. eine „angepasste“ Kontrol- hinzugekommen sind seit 2019 außerdem noch die
le stattfindet. arbeitsuchenden Teilzeitbeschäftigten (mit weniger
Darüber hinaus wurde in der Deutschsprachigen
Gemeinschaft vereinbart, dass Personen, die von 1 Eigentlich müsste man von „Fällen“ sprechen, da manche Per-
einem ÖSHZ unterstützt werden, sowie Beschäftigte sonen mehrfach ermittelt werden: wenn eine Person nach min-
destens 3 Monate Austragung wieder arbeitslos wird, wird sie
in Art.60§7-Maßnahmen nach Auslaufen der Maß- erneut ermittelt und betreut. Das betraf 2020 366 Personen, de-
nahme spezifisch - und in Absprache mit den ÖSHZ ren Betreuung 2019 oder 2020 beendet wurde, und die im Laufe
- betreut werden. von 2020 wieder ermittelt wurden.
17als einer Halbzeitbeschäftigung) und die sogenann-
ten „Arbeitslosen mit Betriebszuschlag“ (vormals Alter der Neuzugänge 2020
Frühpensionierte). Insgesamt trägt aber sicherlich
auch die allgemeine demografische Entwicklung
zum Rückgang, insbesondere in den jüngeren Al- 6% 3%
tersgruppen, bei. Auch die Kindergeldreform könnte
dazu beigetragen haben, dass sich weniger Schulab-
gänger eintragen. Selbst die Corona-Krise hat augen- 8%
scheinlich nicht zu einem Anstieg der Neuzugänge
geführt, im Gegenteil, die Zahl der Ersteintragungen
ist sogar gesunken. 14% 52%
Nicht alle erfassten Personen müssen im Endeffekt das
Betreuungsangebot wahrnehmen: Bevor überhaupt
ein erster Beratungstermin (Profilinggespräch) er-
17%
folgte, konnten schon 35% der ermittelten Personen
(1.640) aus diversen Gründen (Aufnahme einer Be-
schäftigung oder Ausbildung, Krankheit, Umzug,...)
ausgetragen werden.Verbleibanalyse
Die Betreuung eines Arbeitsuchenden wird been- 2020 wurde aus diesen Gründen für 2.032 Per-
det, wenn einer der folgenden Gründe vorliegt: sonen (bzw. Fälle) die Begleitung beendet, d.h.
für 43% aller ermittelten Personen.
• ununterbrochene Arbeit von mindestens 3 65% der Beendigungen erfolgten aufgrund einer
Monaten nach Austragungsdatum; Arbeitsaufnahme, deren Dauer mindestens 3
• ununterbrochen seit 3 Monaten ausgetragen; Monate beträgt. Dies liegt nur leicht unter dem
• außerhalb der Deutschsprachigen Gemein- Durchschnittswert der letzten 10 Jahre. Aller-
schaft umgezogen; dings wird die Begleitung seit 2016 auch nicht
• in eine nicht mehr im Rahmen des Begleit- mehr automatisch nach 2 Jahren beendet, wo-
planes betreuungsbedürftige Kategorie ein- durch die verbleibenden Prozentanteile sich
getragen. automatisch leicht erhöhen.
Seit 2014 ist zudem ein Anstieg der Beendigun-
gen aus verschiedenen Gründen (Wiederauf-
Beendete Begleitung: nahme einer Ausbildung, Krankheit, …) zu be-
obachten.
2.032 2020 war darunter der Anteil derjenigen, die
Personen wieder ein Studium oder eine Lehre aufgenom-
65% men haben, vergleichsweise hoch.
in Arbeit
1.310 begleitete Arbeit-
suchende haben Arbeit
gefunden (min. 3 Monate)
19Die „Unterstützte Beschäftigung“
Stärken im Blick
Die „Unterstützte Beschäftigung“ ist ein kun- dauerhaft auf dem Ar-
denorientiertes Modell, das die unterstützte beitsmarkt Fuß zu fassen.
Person in den Mittelpunkt stellt. Das Konzept
wurde ursprünglich für die Begleitung von Unterstützte Beschäftigung
Personen mit Behinderungen entwickelt, kann
aber auf weitere Personengruppen ausge-
2020 in Zahlen
dehnt werden.
32 Personen wurden im Laufe des Jahres in
das Programm aufgenommen (6 Frauen, 26
Im Arbeitsamt wird die „Unterstützte Beschäf-
Männer). Die weitaus meisten Teilnehmer
tigung“ bei der Zielgruppe der Arbeitsuchen-
sind Niedrigqualifizierte (27 Personen niedrig
den mit multiplen Vermittlungshemmnissen
qualifiziert, 4 mittel und 1 hoch qualifiziert);
angewandt, die nicht in der Lage sind, selbst-
Hinsichtlich des Alters ist die Verteilung breit
ständig in Arbeit zu kommen bzw. zu bleiben.
gefächert, lediglich die über 50-Jährigen sind
wenig vertreten (14 Teilnehmer jünger als 30
Die „Unterstützte Beschäftigung“ umfasst alle
Jahre, nur 2 sind älter als 50 Jahre).
Hilfen, die für Menschen mit Beeinträchtigun-
gen bzw. mit multiplen Vermittlungshemmnis-
sen erforderlich sein können, um erfolgreich
in einem Betrieb des allgemeinen Arbeits- Vorläufige Situation der Teilnehmer
marktes arbeiten zu können. Ziel ist eine pass- Ende Januar 2021
genaue und nachhaltige Vermittlung auf dem
ersten Arbeitsmarkt.
Kerninhalte der „Unterstützten Beschäftigung“
sind die persönliche Berufs- und Zukunftspla-
nung, die Ressourcenerfassung, die Erarbei- 38%
tung eines individuellen Fähigkeitsprofils, 50%
die Praktikumsplatz- und Arbeitsplatzakquise,
die Arbeitsplatzanalyse und Anpassung des
Arbeitsplatzes, die Qualifizierung im Betrieb,
sowie die Sicherung des Arbeitsverhältnisses
durch die kontinuierliche Unterstützung von 13%
Arbeitgebern und Arbeitnehmern bei auftre-
tenden Fragen oder Problemen im weiteren
Verlauf der Beschäftigung. Arbeitsuchend In Ausbildung
Beschäftigt
Im Arbeitsamt wurden bzw. werden fünf Mit-
arbeiter, die sich um die Betreuung von ar-
beitsmarktfernen Arbeitsuchenden kümmern, Inwiefern das Konzept Früchte trägt, kann der-
in dieser Methodik geschult. Diese Methodik zeit natürlich noch nicht eingeschätzt werden.
wenden die Berater gezielt bei ihren Kunden Dazu ist eine längerfristige Umsetzung und die
an, wenn sie feststellen, dass ein Bedarf an Beobachtung des Teilnehmerparcours über
„Unterstützter Beschäftigung“ besteht, um längere Zeit hinweg notwendig.
20PMS-Publikum & Nicht-Mobilisierbare
Arbeitsuchende mit schwerwiegenden psychischen, medizinischen
und/oder sozialen Problemen
Seit Jahren wird in Belgien ein Anstieg des Anteils ser Personen wieder fit für den Arbeitsmarkt zu ma-
der arbeitslosen Personen festgestellt, die mit mul- chen, wurde im Juli 2019 das Statut der „Nicht-Mo-
tiplen psychischen, medizinischen und/oder sozialen bilisierbaren“ eingeführt.
Problemen zu kämpfen haben. Diese können nicht
allein mit den üblichen Standarddienstleistungen Darunter werden Arbeitsuchende verstanden, die
wieder in den Arbeitsmarkt vermittelt werden. eine Kombination psychisch-medizinisch-sozialer
Merkmale aufweisen, die dauerhaft ihre Gesundheit
2014 wurde auf föderaler Ebene beschlossen, für und/oder ihre soziale Integration und somit ihre be-
dieses sogenannte „PMS-Publikum“ eine spezifische rufliche Eingliederung beeinträchtigen.
Betreuung anzubieten. Es geht um Personen, die -
nach Einschätzung eines multidisziplinären Teams Ob eine Person im Anschluss an die PMS-Begleitung
- nicht in der Lage sind, während der 12 folgenden das Statut erhält (und damit für weitere 2 Jahre, ver-
Monate auf dem normalen Arbeitsmarkt oder im längerbar um nochmals 2 Jahre, von der Verfügbar-
Rahmen eines angepassten und betreuten Beschäf- keit für den Arbeitsmarkt freigestellt wird), wird lan-
tigungsverhältnisses (bezahlt oder unbezahlt) an 2 desweit anhand des ICF-Instrumentes (International
Tagen pro Woche zu arbeiten (und eine Teilnahme Classification of Functioning, Disability and Health)
an bestehende Integrationsprojekte in der Deutsch- ermittelt. Das aufwendige Analyse-Instrument, das
sprachigen Gemeinschaft aufgrund dieser Problema- vom VDAB auf diesen Zweck hin angepasst wurde,
tik auch nicht möglich ist). ermöglicht den Beratern, ein komplettes Bild von
Damit einher geht auch eine angepasste Kontrolle den Fähigkeiten und Schwierigkeiten einer Person
der Suchbemühungen für diese Personen: sie wer- im Hinblick auf ihre berufliche Integration zu er-
den während der spezifischen Betreuung durch ei- halten und gezielt an verschiedenen Problemen zu
nen Psychologen während maximal 39 Monaten von arbeiten. Die Fortschritte können dokumentiert und
der Kontrolle des aktiven Suchverhaltens freigestellt. die nächsten Aktionen bestimmt werden. 2019 fan-
In der DG waren im Laufe des Jahres 2020 insgesamt den entsprechende Schulungen der Mitarbeiter des
115 Personen betroffen. Arbeitsamtes (und anderer Einrichtungen in der DG)
statt, und im Laufe des Jahres 2020 wurde für 12 Per-
Da man aber landesweit feststellen musste, dass sonen die Prozedur eingeleitet, von denen schließ-
selbst diese Zeit nicht ausreicht, um einen Teil die- lich 8 dieses neue Statut zuerkannt wurde.
2020: 2020:
PMS-Betreuung Das Statut „Nicht-Mobilisierbar“
erhielten
8
115 n Personen
Persone
21ÖSHZ-Publikum & Jobcoaching
Bereits im Jahr 2002 wurde in einem Kooperations- trag eines ÖSHZ tätig sind, im Anschluss daran aber
abkommen mit den ÖSHZ in der Deutschsprachigen keine Übernahmemöglichkeit haben. Ziel des Job-
Gemeinschaft vereinbart, dass Personen, die von coachings ist es, diese ÖSHZ-Kunden in ein festes
einem ÖSHZ prinzipiell als arbeitsfähig eingestuft Arbeitsverhältnis zu vermitteln, damit die vorheri-
werden, auch (unbefristet) beim Arbeitsamt als Ar- gen Eingliederungsbemühungen nicht im Sande ver-
beitsuchende eingetragen werden. 2012 ist dieses laufen. Die Begleitung durch den Vermittlungscoach
Abkommen neu aufgelegt worden und dabei wur- beginnt im Prinzip drei Monate vor Ablauf des Art.
den auch die Betreuungsabläufe angepasst: Durch 60 §7-Vertrags.
die Bezeichnung eines Hauptansprechpartners - ent-
weder beim Arbeitsamt oder dem entsprechenden 2020 betreute der Jobcoach in diesem Rahmen 223
ÖSHZ - soll die Betreuung und die Begleitung des Personen, deutlich mehr als im Vorjahr (181). Davon
ÖSHZ-Kunden wirksamer und effizienter gestaltet konnten 28% in Arbeit (inklusive Interimarbeit) und
werden. Die Bezeichnung des Hauptansprechpart- 21% in Ausbildung vermittelt werden (Integrations-
ners erfolgt dabei bedarfsorientiert nach Leistungs- quote 49%). Dies ist zwar deutlich weniger als in den
träger, Arbeitsmarktnähe, Betreuungsbedarf, usw. beiden Vorjahren, aber die schwierige Arbeitsmarkt-
Trilaterale Übergabeberatungen (Kunde/Kundin, Be- lage im Zuge der Corona-Krise dürfte daran nicht un-
rater/in des Arbeitsamtes und des ÖSHZ) sollen zu schuldig sein.
einer verbesserten Kommunikation und Koordina-
tion des Eingliederungsweges beitragen. Um die Kooperation mit den ÖSHZ und die Vermitt-
lung des Schnittmengenpublikums weiter zu ver-
Seit 2010 betreut zudem ein Jobcoach im Arbeits- bessern, wurde das Projekt „Vermittlung aus einer
amt Personen, die in einem Artikel 60 §7-Arbeitsver- Hand“ ins Leben gerufen.
Einige Zahlen
Im Laufe des Jahres 2020 sind 301 ÖSHZ-Kun-
den neu in die Betreuung aufgenommen wor-
187
den. Für 403 Personen aus den Vorjahren lief Personen
die Betreuung weiter.
Bei 187 Personen wurde die Betreuung 2020
beendet. Davon fanden 17% Arbeit, 4% nah-
men eine Ausbildung auf, 29% dieser Personen
waren weiter erwerbslos (Arbeitslosengeld-
bezieher) und 50% fielen unter die Kategorie
„weitere Abgänge“ (weggezogen, ausgetragen
auf Wunsch des ÖSHZ, Ende der Aufenthalts-
erlaubnis, sonstige Gründe). Diese Verteilung 17%
Arbeit
entspricht in etwa den durchschnittlichen Re-
sultaten der letzten fünf Jahre, wobei allerdings
2018 und 2019 mehr Personen in Arbeit vermit- 4% 29%
erwerbslos
telt werden konnten. Bei 53 Personen wurde die Ausbildung
Betreuung auf Anfrage des ÖSHZ ausgesetzt.
Von den 464 restlichen Personen mit noch lau-
fenden Begleitplänen waren zum Jahresende 96 50%
„weitere Abgänge“
über Art.60§7 beschäftigt und 28 in Ausbildung.
22Vermittlung aus einer Hand
Vor dem Hintergrund, dass sowohl das Ar- ter an den Bedürfnissen der arbeitsuchenden
beitsamt als auch die ÖSHZ und die Dienststel- Menschen ausgerichtet werden und die Ver-
le für Selbstbestimmtes Leben die Vermittlung mittlungsarbeit noch effizienter gestaltet wer-
von Menschen in Arbeit zum Ziel haben und den?
die drei Einrichtungen zum Teil dieselben Per-
sonen betreuen, aber mit unterschiedlichen Aufgrund der Corona-Krise ist die Konzept-
Instrumenten und institutionellen Rahmenbe- arbeit im Jahr 2020 längere Zeit aufgescho-
dingungen arbeiten, stellt sich die Frage, wie ben worden, aber im September wurde von
entstehende Reibungsverluste und Drehtür- Seiten des Ministeriums schließlich ein neuer
effekte vermieden werden können. Projektfahrplan vorgestellt. Die Arbeitsgruppe
1 „Zukunft der Begleitung“, die sich mit der
Nachdem ab 2016 ein entsprechendes Pi- wichtigen Frage der künftigen „Grundstruktur
lotprojekt der drei Einrichtungen in Kelmis für die Begleitung“ auseinandersetzt und die
durchgeführt wurde, um die Knackpunkte in Vertreter aller betroffenen Einrichtungen ver-
der Zusammenarbeit zu ermitteln und Ver- sammelt, hat ab September mehrmals getagt
besserungsvorschläge zu erarbeiten, wurde und sich mit verschiedenen möglichen Model-
in der Regierungserklärung von September len auseinandergesetzt. Im Frühsommer 2021
2019 dann die Ausweitung des Konzepts „Ver- dürfte dann eine grundlegende Entscheidung
mittlung aus einer Hand“ auf die gesamte über das neue Arbeitsmodell getroffen wer-
Deutschsprachige Gemeinschaft als Ziel be- den.
nannt, und damit das Aufbrechen der insti-
tutionellen Trennung bei der Betreuung von Dessen ungeachtet haben aber auch schon ei-
Arbeitsuchenden. nige gemeinsame technische Arbeitsgruppen,
Dazu werden bisherige Abläufe, Strukturen die sich über einzelne Themenfelder beugen,
und Instrumente in Frage gestellt, um neue ihre Arbeit aufgenommen (Führerschein für
innovative Wege einzuschlagen: Wie können Arbeitslose, neue Praktikumsformen, gemein-
Angebote und Dienstleistungen konsequen- sames Portal für Fachinformationen, …).
23Die Lokalen Beschäftigungsagenturen (LBA)
Das System der lokalen Beschäftigungsagenturen verfolgt zwei Ziele: das Anbieten von gesellschaftlich rele-
vanten Dienstleistungen, für die es im regulären Wirtschaftsgeschehen kein Angebot gibt, sowie die (stun-
denweise) Beschäftigung von Langzeitarbeitslosen und Empfängern des Eingliederungseinkommens oder von
Sozialhilfe. Das LBA-System ermöglicht arbeitsmarktfernen Personen, einer Beschäftigung mit begrenztem
Umfang nachzugehen und vermeidet so, dass diese Personen sich noch weiter vom Arbeitsmarkt entfernen
und sozial ausgegrenzt werden.
Nutznießer
Nutznießer können alle Privatpersonen und be- Bei Privatpersonen:
stimmte Rechtspersonen sein, nämlich die lokalen
Gartenarbeiten, kleinere Reparatur- und Unterhalts-
Behörden, VoGs, nicht-kommerzielle Vereinigungen,
arbeiten, Begleitung von Kindern, Kranken, älteren
Unterrichtseinrichtungen und der Landwirtschafts-
Personen oder Personen mit einer Behinderung,
und Gartenbausektor. Die Nutzer können direkt über
Versorgung von Haustieren, Erledigen von adminis-
das Internetportal des Scheckherausgebers, sowie in
trativen Formalitäten, Haushaltshilfe (restriktive Be-
den Agenturen LBA-Schecks kaufen, mit denen sie
dingungen).
die Arbeitnehmer, die über die Agentur vermittelt
werden, bezahlen können.
Bei Rechtspersonen:
Die erlaubten Aktivitäten sind identisch für die ge- Zeitlich befristete oder außergewöhnliche Aufgaben,
samte Deutschsprachige Gemeinschaft und unter- oder Aufgaben, die sonst von Ehrenamtlichen wahr-
scheiden sich nach Art der Nutznießer: genommen werden.
24LBA-Arbeitnehmer
Um LBA-Tätigkeiten ausführen zu dürfen, müssen Die Analyse der Altersstruktur der privaten Nutznie-
die Personen seit mindestens 2 Jahren entschädig- ßer zeigt, dass vor allem ältere Menschen auf die Hil-
ter Arbeitsloser sein (bzw. mindestens 6 Monate, fe der LBA zurückgreifen. Rund 88% der geleisteten
falls sie älter als 45 Jahre sind) oder in den letzten 3 Stunden entfielen auf den Norden der DG.
Jahren insgesamt mindestens 2 Jahre entschädigter
Arbeitsloser gewesen sein. Die bei weitem am häufigsten von den Privatper-
sonen angefragten Tätigkeiten betreffen Garten-
Die Empfänger des Eingliederungseinkommens oder arbeiten (460 bewilligte Genehmigungen), gefolgt
der Sozialhilfe des ÖSHZ sind alle zugelassen. von kleinen Unterhaltsarbeiten (231 bewilligte Ge-
nehmigungen in 2020). In beiden Bereichen war die
Betrachtet man das Profil der 235 Personen, die Nachfrage im vergangenen Jahr rückläufig, wobei sie
im Laufe 2020 mindestens einmal für eine LBA ge- immer auch saisonalen Schwankungen unterliegt.
arbeitet haben, stellt man fest, dass 73% älter alsArbeits50
amt
Jahre waren, 31% sogar über 60 Jahre. 72% waren
der Deutschs
Gemeinscha prachigen
ft Belgiens
Arbeitsam
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seit mehr als 2 Jahren arbeitslos und 59% waren
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Gemeinscha prachigen
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Niedrigqualifizierte. Rund 60% waren Frau-
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Tel. 080 280
067 4700 Eupen
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Stand: 03.05
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> 50 Jahre 73%
> 60 Jahre 31%
235 > 2 Jahre arbeitslos 72%
Personen niedrigqualifiziert 59%
Nicht-EU-Bürger 4%
weiblich 60%
25LBA - Einige Zahlen
Aufgrund der Corona-Maßnahmen sind die LBA-Tätigkeiten aus sanitären Gründen im März/April
2020 stark eingeschränkt worden. Indoor-Tätigkeiten waren auch im Mai noch teilweise untersagt.
Dies wirkt sich auch auf die Jahreszahlen aus.
Nutznießer
590 (496 Privatpersonen, 94 juristische Personen)
-9% zum Vorjahr
LBA-Arbeitnehmer
103 pro Monat = -23% zum Vorjahr
(235 verschiedene Personen)
26STELLENVERMITTLUNG &
BETRIEBSBERATUNGSTELLENMARKT & VERMITTLUNG
Die Vermittlung zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ist eine der Hauptaufgaben des Arbeits-
amtes. Dabei setzt das Arbeitsamt sowohl auf aktive Vermittlungsarbeit mit persönlicher Beratung durch Fach-
personal, als auch auf die online-Veröffentlichung von Stellenangeboten (auch von Zeitarbeitsfirmen) für alle
Interessenten, inklusive Personen in Beschäftigung. Neben der Besetzung von offenen Stellenangeboten spielt
aber auch die Beratung der Arbeitgeber in Sachen Einstellungs- und Beschäftigungsbeihilfen eine wichtige Rolle.
Arbeitgeber können ihre Angebote sowohl selbst re 2012 und 2013. Die Corona-Krise hatte demnach
online auf dem Jobportal eingeben und verwalten, - nicht überraschend - einen sehr starken Einfluss
als auch die persönliche Beratung und Hilfestellung auf die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen.
der Stellenvermittler in Anspruch nehmen. Diese Besonders stark rückläufig war die Zahl der Angebo-
suchen nach geeigneten Kandidaten mit dem pas- te aus dem umliegenden In- und Ausland (Ausland
senden Profil für die offene Stelle und können den -69%, Belgien -53%). In der Deutschsprachigen Ge-
Arbeitgeber und die Arbeitsuchenden hinsichtlich meinschaft ging die Zahl der Angebote um -21% zu-
der Personal- bzw. Stellensuche beraten. Die Stellen- rück. Die verbleibenden Stellenangebote des Jahres
vermittlung arbeitet eng mit der Betriebsberatung entfielen also zu 83% auf die hiesigen Arbeitgeber.
zusammen, um die Arbeitgeber auch umfassend zu
den in Frage kommenden Einstellungshilfen (Beihil- Die meisten Stellen 2020 wurden aus dem Unter-
fen, IBU, EPU …) zu informieren. richtswesen gemeldet (174 Stellen). Gefolgt wird der
Das Arbeitsamt nimmt aber auch eine pro-aktive Sektor vom Gesundheits- und Sozialwesen, Handel
Rolle ein und geht gezielt auf die hiesigen Betriebe und KfZ sowie dem Verarbeitenden Gewerbe.
zu, um Stellen zu akquirieren und Beratungsdienst-
leistungen anzubieten, um so wiederum die Einglie- In allen Sektoren ist ein starker Rückgang der Stellen-
derungschancen der eingetragenen Arbeitsuchen- angebote zu verzeichnen. Den größten Rückgang gab
den zu erhöhen. es allerdings im Transportsektor (-63%) und im Gast-
2020 wurden dem Arbeitsamt insgesamt 897 neue gewerbe (-52%). In allen übrigen Sektoren lag der
Stellenangebote zur aktiven Vermittlung mitgeteilt. Rückgang zwischen 30 und 40%. Einzige Ausnahmen
Damit ist die Zahl der Angebote im Vergleich zu 2019 waren die Öffentliche Verwaltung (status quo) und in
stark gesunken (-437 Stellen bzw. -33%) und liegt geringerem Maße das Unterrichtswesen (-14%).
nur noch leicht über dem niedrigen Niveau der Jah-
Entwicklung der Stellenangebote nach Betriebsort
1 600
1 400
1 200
1 000 Ausland
800 Belgien
600 St. Vith
400 Eupen
200
0
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
28Neue Stellenangebote 2020
Unterrichtswesen 174
152
Gesundheit & Soziales
120
Handel, KFZ
110
Verarbeitendes Gewerbe
Öffentliche Verwaltung
Dienstleistungen für Unternehmen 82
54
Bausektor
Personenbezogene Dienstleistungen 51
Horeca 45
2020
Sonstige 21
2019
Transport 13
Die Besetzungsquote, d.h. der Anteil der Stellen, für Dies zeigt deutlich, dass der vielfach beschworene
den ein passender Bewerber gefunden wurde, be- Fachkräfte- bzw. Arbeitskräftemangel sich nun auch
lief sich 2020 nur noch auf 59% (Vorjahr 61%), bzw. in den Stellenvermittlungszahlen bemerkbar macht.
64%, wenn man nur die von Arbeitgebern aus der Selbst die Corona-Krise konnte daran nichts ändern,
DG aufgegebenen Stellen betrachtet (Vorjahr 68%). denn aufgrund der Kurzarbeiterregelung wurden
Dies bedeutet also zum vierten Jahr in Folge einen auch nur sehr wenige Arbeitskräfte freigesetzt, die
deutlichen Rückgang des Besetzungserfolgs. diese Stellen hätten besetzen können.
Berücksichtigt man die annullierten Stellen (d.h. man
zieht die aus einem anderen Grund als „aus Mangel
an geeigneten Kandidaten“ zurückgezogenen Ange-
bote ab), so beläuft sich die Besetzungsquote insge- Dauer bis zur Besetzung
samt noch auf 68% (Vorjahr 70%).
4 4 Tage
Dennoch ist es die niedrigste Besetzungsquote seit
Jahren. Und dieser Rückgang zieht sich quer durch
praktisch alle Sektoren.
(Vorjahr 45)
68% (Vorjahr 70%) Die durchschnittliche Dauer, die von der Mitteilung
des offenen Stellenangebotes bis zu dessen Beset-
zung verstrich, betrug 2020 gut 44 Tage. Im Vergleich
zum Vorjahr hat sich die Stellenbesetzungsdau-
er kaum verändert. Allerdings ergibt sich der Wert
2020 auch aus recht wenigen besetzten Stellen. Der
Anteil der Stellen, die innerhalb von 2 Monaten be-
Stellenbesetzungsquote setzt waren, liegt bei 81% (Vorjahr 80%). Bei diesen
Berechnungen werden allerdings nur die Stellen be-
rücksichtigt, die mit einem dem ADG bekannten Kan-
didaten besetzt wurden.
29Stellenbesetzungsquote 2020
Stellenangebote
gesamt
Besetzte Stellen
1 600 100%
1 400
90%
1 200 Besetzungsquote
1 000 80%
800
600 70%
400
60%
200
0 50%
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
Ein bewährtes Instrument zur Besetzung von Stel- 137 Personen. Immerhin haben 83% der Teilnehmer
len, für die kein unmittelbar passender Kandidat die Ausbildung erfolgreich beendet. Wenn die Aus-
gefunden werden kann, ist die Individuelle Berufs- bildung erfolgreich beendet wird, werden die Prak-
ausbildung im Unternehmen (IBU). Der Arbeitge- tikanten auch zumeist übernommen: im Schnitt der
ber kann einen Arbeitsuchenden während 4 bis 26 letzten zehn Jahre wurden 87% aller erfolgreichen
Wochen am Arbeitsplatz ausbilden und muss ihn Absolventen auch über die Pflichteinstellungsperio-
anschließend mindestens für die Dauer des Ausbil- de hinaus im Betrieb beschäftigt. In den letzten drei
dungsvertrags einstellen. Während der IBU erhält Jahren allerdings ist die Übernahmequote mit rund
der Auszubildende vom Arbeitgeber eine sogenann- 77% deutlich abgesackt.
te „Produktivitätsprämie“. Sie entspricht der Diffe- Die meisten IBUs wurden dieses Jahr im Baufach und
renz zwischen dem steuerbaren Tariflohn im Aus- im Handel abgeschlossen, während das verarbeiten-
bildungsberuf und dem Ersatzeinkommen, das der de Gewerbe und der Horeca-Sektor deutlich zurück-
Auszubildende bezieht. haltender waren. Auch im Bereich Landwirtschaft/
Forstarbeit/Gartenbau oder für Büroangestellte und
2020 haben nur 88 Personen eine IBU in einem Be- verschiedene Dienstleistungstätigkeiten wird gerne
trieb in der DG beendet. Auch das sind aufgrund der auf IBU zurückgegriffen.
Corona-Krise deutlich weniger als in vorherigen Jah- Weitere Angaben, auch zum Profil der Praktikanten,
ren, der Mittelwert der Jahre 2010 bis 2019 lag bei sind im Kapitel zur Ausbildung zu finden.
30BETRIEBSBERATUNG
Alle Kunden des Arbeitsamtes können sich mit ihren Die Einzelberatungen können im persönlichen Kon-
Fragen und Anliegen auch an den Betriebsberatungs- takt verlaufen, wurden in Pandemie-Zeiten jedoch
dienst wenden. Die Anfragen seitens der Betriebe vorwiegend telefonisch oder per Mail abgehalten.
und Einzelpersonen betreffen dabei in der Regel
vor allem die Einstellungs- und Beschäftigungsbei- Rund 130 Betriebe und 880 Personen haben dieses
hilfen (AktiF und AktiF PLUS, Ersteinstellung, …), die Angebot 2020 in Anspruch genommen.
individuelle Ausbildung im Unternehmen, die Sozial-
gesetzgebung sowie allgemeine Fragen zu den ver-
schiedenen Dienstleistungsangeboten des Arbeits-
amtes.
Die Berater erarbeiten und aktualisieren zudem ver-
130 Betriebe
schiedene Informationsmaterialien und nehmen -
zumindest in normalen Zeiten - an diversen Informa- 880 Personen
tionsveranstaltungen teil.
31EINSTELLUNGSBEIHILFEN AKTIF & AKTIF PLUS
Seit dem 1. Januar 2019 haben die beiden Förder- Seit Januar 2019 stellt das Arbeitsamt die entspre-
maßnahmen „AktiF“ und AktiF Plus“ in der Deutsch- chenden Bescheinigungen für die in Frage kommen-
sprachigen Gemeinschaft eine Reihe von vorher exis- den Arbeitsuchenden aus. Im Jahr 2020 wurden ins-
tierenden Einstellungsbeihilfen (Aktiva, SINE, BVA gesamt 928 Anträge beim Arbeitsamt eingereicht
bei VoG und Behörden, Beschäftigungsprämie für (-27% im Vergleich zum Vorjahr).
ältere Arbeitnehmer usw.) ersetzt.
Es wurden daraufhin 810 Bescheinigungen ausge-
Wenn Arbeitgeber Personen einstellen, die einer stellt (-23% zum Vorjahr):
der definierten Zielgruppen angehören, werden sie
durch die AktiF- oder AktiF PLUS-Zuschüsse während AktiF: 502 (62% aller Anträge)
2 bzw. 3 Jahren finanziell unterstützt (Auszahlung AktiF PLUS: 308 (38 % aller Anträge)
von degressiven Pauschalbeträgen durch das Minis-
terium der DG). Im Zuge der Corona-Krise wurden Insbesondere die Zahl der Anträge für AktiF Plus ist
allerdings ab Mai 2020 die Zuschussbeträge verdop- somit deutlich zurückgegangen im Vergleich zu 2019
pelt und die Förderfristen um sechs Monate verlän- (-31%).
gert, um die Beschäftigung der Zielgruppen in diesen
schwierigen Zeiten zusätzlich zu fördern. Die meisten AktiF-Bescheinigungen entfielen ähnlich
wie im Vorjahr auf niedrigqualifizierte Jugendliche
und Langzeitarbeitslose (je rund 30%). Dicht dahin-
ter folgten mit 28% die Arbeitsuchenden von über 50
Zielgruppen für den Jahren. Bei den AktiF PLUS-Bescheinigungen entfie-
AktiF-Zuschuss len 44% auf niedrigqualifizierte Langzeitarbeitslose.
Fehlende Sprachkenntnisse spielten bei 40% der Be-
1. JugendlicheSie können auch lesen
