DIE GUTE ALTE ZEIT - 2 Euro - Arge für Obdachlose

Die Seite wird erstellt Philipp Pfaff
 
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Arge für Obdachlose                                  Stra enzeitung von Randgruppen und sozial Benachteiligten

MÄRZ 2021 ı 1 Euro bleibt den VerkäuferInnen ı Achten Sie auf den Verkaufsausweis                          2 Euro

                                                                      DIE GUTE ALTE ZEIT
IMPRESSUM
                                                                                                            der Salzburgerstraße. Nach schwierigen
                                                                                                            Zeiten als Obdachloser hörte er vor fast 20
Die Straßenzeitung Kupfermuckn ist ein Angebot zur                                                          Jahren mit dem Trinken auf, erhielt über
Selbsthilfe für Wohnungslose und für Menschen an oder
unter der Armutsgrenze. Unsere Zeitung versteht sich
                                                                                                            die »Arge für Obdachlose« eine Wohnung
als Sprachrohr für Randgruppen und deren Anliegen.                                                          und lebte dort mit seiner Katze recht zu-
Der Zeitungsverkauf und das Schreiben bringen neben                                                         frieden. Im Volksgarten war er als Spieler
dem Zuverdienst das Gefühl, gemeinsam etwas ge-
schaffen zu haben. Von Wohnungslosigkeit Betroffene
                                                                                                            am großen Schachbrett aktiv und im Win-
bilden mit Mitarbeitern des Vereins »Arge für Obdach-                                                       ter war er gerne bei unseren Eisstock-Tur-
lose« in partnerschaftlichem Verhältnis die Redaktion.                                                      nieren dabei. Obwohl ihn vorher schon
                                                                                                            gesundheitliche Probleme mit dem Herzen
Redaktion
Straßenzeitung Kupfermuckn, Marienstraße 11, 4020                                                           über Jahre begleiteten, war das Jahr der
Linz, Tel. 0732/770805-13, kupfermuckn@arge-ob-                                                             Pandemie für seine Gesundheit zu viel. So
dachlose.at, www.kupfermuckn.at                                                                             kam eines zum anderen und auch ein
Projektleitung, Koordination, Layout, Fotos:                                                                Rückfall in die Alkoholsucht – nach so
Heinz Zauner (hz), Chefredakteur                                                                            vielen Jahren der Abstinenz – kam noch
Daniela Warger (dw), Leitung Redaktion                                                                      dazu. Im 66. Lebensjahr verstarb Reinhard
Daniel Egger (de), Redaktion                                Im Gedenken an Reinhard Dorninger
Katharina Krizsanits (kk), Layout, Vertrieb                                                                 schließlich am Corona-Virus, mit Vorer-
Walter Hartl (wh), Technik                                  Reinhard war noch am Dezemberblatt des          krankungen, wie es so heißt. Es bleibt uns
                                                            Kupfermuckn-Kalenders an der Linzer             die Erinnerung an die vielen schönen Plau-
Redakteure: Anna Maria, August, Christine, Claudia,
Helmut, Heinz, Hermann, Johannes, Leo, Manfred F.,          Donaulände abgebildet. Er war über viele        dereien bei deinen Besuchen im Verkäu-
Manfred R., Manfred S., Sonja, Ursula, Walter;              Jahre unser Verkäufer beim Interspar in         fercafé. Wir werden dich vermissen. (hz)
Titelfoto Anton im Arge Trödlerladen: hz
Auflage: 25.000 Exemplare
                                                         Eine »salomonische« Spende                         ger und schwieriger wurde, bemühten sich
Bankverbindung und Spendenkonto                                                                             beide Seiten, die jahrelange Wertschätzung
Arge für Obdachlose, Marienstraße 11, 4020 Linz
IBAN: AT461860000010635860, BIC: VKBLAT2L                Wir sind aus unserer Wohnung ausgezogen.           aufrecht zu erhalten. Das war sicher eine
                                                         Wir haben viel Zeit und Geld reingesteckt,         wichtige und gar nicht selbstverständliche
Ausgabe in Linz, Wels, Steyr und Vöcklabruck             weil wir uns wohl fühlen wollten. Manch ei-        Grundlage, damit folgende salomonische Ei-
Menschen, die in Armut leben und ihren Lebensmittel-
punkt in Oberösterreich haben, können sich Montag bis    ner würde wohl fragen, ob das vernünftig sei,      nigung überhaupt möglich war: Als der Ver-
Freitag zwischen 8 und 12 Uhr bei den Ausgabestellen     wenn man ohnehin beim nächsten Auszug al-          mieter anmerkte, dass die Zeit und Energie,
melden und erhalten einen Verkäuferausweis. 50 Pro-      les hinter sich lässt? Das stimmt, aber wir las-   die wir in dieses Gespräch steckten diese 100
zent des Verkaufspreises verbleiben den Verkäufern.
                                                         sen es nicht nur hinter uns, sondern wir hinter-   Euro vielleicht gar nicht wert sei, stimmte ich
Arge für Obdachlose, Marienstraße 11, 4020 Linz, Tel.,   lassen es auch – nämlich der Nachmieterin.         ihm zu. Darüber hinaus brauchte ich diese 100
0732/770805-19                                           Nur unser Vermieter war nicht ganz zufrieden       Euro nicht wirklich und er wahrscheinlich
Soziales Wohnservice Wels, E 37, Salzburgerstraße 46,
4600 Wels, Tel. 07242/290663                             mit der Verarbeitung einer Rigipswand, die         auch nicht. Da kam mir eine Idee, dass es ei-
Verein Wohnen Steyr, B 29, Hessenplatz 3, 4400 Steyr,    wir eingezogen hatten. Er ließ sie verspach-       gentlich genug Leute gibt, die wirklich drin-
Tel. 07252/50 211                                        teln und wollte die Kosten von 100 Euro dafür      gend 100 Euro brauchen: »Wenn niemand von
Verein Wohnungslosenhilfe Mosaik, Gmundner Straße
102, 4840 Vöcklabruck, Tel. 07672/75145                  von unserer Kaution abziehen. Wir waren            uns beiden das Geld so dringend benötigt,
                                                         überrascht, denn er bekam die Wand ja zum          warum spenden wir es dann nicht einfach an
Medieninhaber und Herausgeber                            Nulltarif. Lange diskutierten wir mit ihm,         die ARGE für Obdachlose?«, schlug ich vor.
Vorstand des Vereines »Arge für Obdachlose«, Vorsit-
zende Mag.a Elisabeth Paulischin, Marienstraße 11,
                                                         doch er ließ sich nicht von seiner Meinung         Dem stimmte er spontan zu! Leserbrief von
4020 Linz, www.arge-obdachlose.at                        abbringen und wir auch nicht von der unseren.      Florian Kaltseis; Der Verein Arge für Ob-
                                                         Obwohl es im Lauf des Gesprächs schwieri-          dachlose bedankt sich herzlich.
                       International
                       Die Kupfermuckn ist Mitglied
                       beim »International Network
                       of Street Papers« INSP
                                                         Achten Sie bitte auf den Verkaufsausweis
                       www.street-papers.com
                                                                                                                     Liebe Leserinnen und Leser!

                                                                                                                     Bitte kaufen Sie die Kupfermuckn
                                                                                                                     ausschließlich bei Verkäuferinnen
                                                                                                                     und Verkäufern mit sichtbar getrage-
                                                                                                                     nem und aktuellem Ausweis. Nur so
                                                                                                                     können Sie sicher sein, dass auch
                                                                                                                     wirklich die Hälfte des Ertrages der
                                                                                                                     Zielgruppe zu Gute kommt: Woh-
                                                                                                                     nungslosen und Menschen, die in Ar-
                                                                                                                     mut leben und ihren Lebensmittel-
                                                                                                                     punkt in Ober­österreich haben.

2                      03/2021
Wenn die Seele schmerzt
Betroffene erinnern sich daran, als sich Hilflosigkeit und Verzweiflung breit machten

Acht Selbstmordversuche über-                   schwankungen und konnte zu niemandem            dafür sorgen, dass ich nicht wieder in ein tie-
                                                eine Beziehung aufbauen. Jahrelang hatte ich    fes Loch falle. Man muss lange üben, damit
lebt. Nun lebe ich wieder gerne!                schwere Depressionen. So ist es für mich auch   sie greifen. Ich habe auch einen Igelball zu
                                                im Nachhinein nicht verwunderlich, dass ich     Hause, der mir sehr gut tut. Spazierengehen
Bereits nach meinem 13. Lebensjahr habe ich     bereits acht Selbstmordversuche hinter mir      hilft auch. In der Natur kann ich mich beson-
die Diagnose »Borderline« bekommen. In den      habe. Sterben war für mich ein großes Thema.    ders gut erholen. Die Therapie war sehr er-
späteren Jahren litt ich dann auch an einer     Mein Leben hatte für mich wenig Sinn. Es gab    folgreich. So brauche ich seit 2012 keine Me-
»posttraumatischen Belastungsstörung«. Ich      kaum einen Lichtblick. Freuden gab es so gut    dikamente mehr. Ab und zu merke ich, dass
wurde jahrelang nur auf »Borderline« behan-     wie keine. Doch dann lernte ich einen Mann      meine Stimmung kippt. Da möchte ich dann
delt. Diese Erkrankung zeigte sich vor allem    kennen, der mich so akzeptieren konnte, wie     nur weinen, ohne Grund. Auch dagegen habe
darin, dass ich mich immer wieder ritzte.       ich war. Er konnte sich in mich hineinfühlen.   ich ein gutes Mittel für mich gefunden: sobald
Manches Mal schlug ich auch mit dem Kopf        Zum ersten Mal durfte ich mich jemandem         negative Gedanken aufkommen, lenke ich
oder mit den Füßen gegen die Wände. Vor al-     wirklich anvertrauen. Dank seiner Unterstüt-    mich mit Musikhören oder Malen ab. Wenn
lem dann, wenn ich Stress hatte und sich in-    zung war ich dann auch soweit, dass ich im      das nicht hilft, nehme ich meinen Igelball,
nerlich ein großer Druck aufbaute, musste ich   Jahr 2012 eine 14-wöchige Trauma-Therapie       knete ihn und gehe damit auch spazieren.
das irgendwie loswerden. Damals kannte ich      in Enns gemacht habe. Da lernte ich auch        Mein Mann merkt es sofort, wenn mit mir et-
noch keine alternative Lösung. Ich litt unter   »Skills« kennen, die mir ein gutes Überleben    was nicht stimmt. Er fragt dann immer gleich,
einer großen Instabilität, hatte Stimmungs-     sichern. »Skills«, das sind Fertigkeiten, die   ob alles in Ordnung ist, ob er etwas für mich
                                                                                                                    03/2021                  3
viele Tage dabei, an denen ich kaum aus dem
                                                                                                  Bett komme. Anita

                                                                                                  Sorge um meine Tochter, die
                                                                                                  sich ritzt und sehr instabil ist
                                                                                                  Meine Tochter hat psychische Probleme. Mit
                                                                                                  ihren 16 Jahre hat sie in ihrem Leben schon
                                                                                                  einiges hinter sich. Erst die Diagnose »Bor-
                                                                                                  derline«, dann wurde in ihrem Kopf auch ein
                                                                                                  Tumor entdeckt. Durch ihre Wesensänderung
                                                                                                  hat sie teilweise Probleme, sich der Umge-
                                                                                                  bung anzupassen. Sie ist bei Pflegeeltern auf-
                                                                                                  gewachsen, und es häuften sich mit zuneh-
                                                                                                  menden Alter und der beginnenden Pubertät
                                                                                                  die Sorgen. Anfangs ritzte sie sich, in weiterer
                                                                                                  Folge schluckte sie immer wieder Gegen-
                                                                                                  stände. Zudem spielt sie auch oftmals mit dem
                                                                                                  Gedanken, sich das Leben zu nehmen. Zum
                                                                                                  jetzigen Zeitpunkt ist sie stabil genug, um ar-
                                                                                                  beiten zu gehen. Für mich als Vater ist es sehr
                                                                                                  traurig, dass meine Tochter in solchen Schwie-
                                                                                                  rigkeiten ist. Oftmals fühle ich mich sehr
                                                                                                  schwach, dann kann ich ihr nicht einmal mehr
                                                                                                  helfen. Aufgrund meiner körperlichen Erkran-
                                                                                                  kung – ich leide seit zwei Jahren an Parkinson
                                                                                                  – habe ich auch oft Sorgen und Spannungen.
                                                                                                  Trotzdem versuche ich, eine Stütze für meine
                                                                                                  Tochter zu sein. Hoffentlich werde ich auch in
tun kann. Wenn ich ihm sage, dass ich alleine    auf die Kunst der Ärzte angewiesen. Ich          Zukunft viel Kraft haben, damit sie gut wei-
sein möchte, akzeptiert er das. Seit meiner      wusste nicht, wie es weitergehen wird. Das       terleben kann. Walter
Trauma-Therapie kann ich gut mit mir selbst      trübte meine Stimmung noch mehr. Nachdem
umgehen. Ich arbeite auch heute noch an mir,     ich den Krebs halbwegs überwunden hatte,
damit ich für meinen Mann und meine Kinder       legten die Ärzte mir nahe, einen Psychologen
                                                                                                  Der Selbstmord meines Sohnes
da sein kann. Ich möchte nicht mehr in so ein    aufzusuchen. Es gab Tage, an denen ich mich      brach mir fast das Genick
großes Loch fallen. Und ich hoffe, dass ich      zwingen musste, überhaupt aufzustehen. Mir
niemals wieder ins Krankenhaus muss und          blieb nichts über. Ich hatte ja die Kinder. Er   Als meine Mutter 1998 meinte, ich hätte
Medikamente bekomme. Claudia                     kümmerte sich kaum noch um uns. Als mein         schwere Depressionen, fühlte ich mich im
                                                 Lebensgefährte dann auch noch ins Gefängnis      Grunde genommen nicht krank. Heute bin ich
                                                 musste, trennte ich mich von ihm. Ich hoffte     mir nicht mehr so sicher, ob ich damals nicht
Es gab Tage, an denen ich mich                   nun, dass alles besser würde. Doch noch sei-     doch welche hatte. Es gab in meinem Leben
zwingen musste, aufzustehen                      ner Entlassung stritten wir uns ständig wegen    jedenfalls einige Zeiten, wo ich an Selbstmord
                                                 der Kinder. Die Große hetzte er ständig gegen    dachte. Es gab mehrere – auch für andere
In jungen Jahren musste ich mich nie mit so      mich auf. Irgendwann zog ich weg und hoffte,     durchaus nachvollziehbare – Gründe dafür.
schlimmen Gedanken beschäftigen wie jetzt.       es würde alles besser werden. Die zweite         Als ich beispielsweise schon im jungen Er-
Im Grunde genommen fing alles mit meinem         Krebs-Diagnose stürzte mich noch tiefer in       wachsenenalter auf der Straße stand und keine
damaligen Lebensgefährten an. Wir hatten         die Depression. Ich hatte Angst zu sterben.      Zukunftsperspektive hatte, dachte ich mir:
schon ein gemeinsames Kind und sollten ei-       Nach der Genesung meinte man bei der Kran-       »Mich wird ohnehin keiner vermissen.« Jah-
gentlich glücklich sein. Da ich damals sehr      kenkasse, ich solle doch wieder psychologi-      relang hatte ich dann keine solchen Gedanken
naiv war, glaubte ich ihm alles. Wir wechsel-    sche Hilfe in Anspruch nehmen. Das mache         mehr, obwohl mein Leben alles andere als
ten ständig unsere Wohnung, weil wir Prob-       ich auch weiterhin. Deswegen habe ich Prob-      normal – beziehungsweise gut – verlief. Dann
leme mit den Vermietern hatten. Heute weiß       leme mit dem AMS, weil das nicht akzeptiert      kamen zwei Schicksalsjahre: 2007 und 2008.
ich warum. Mein Partner zahlte die Miete so      wird. Meine Tochter lebt mittlerweile bei ih-    Damals war ich knapp 29 Jahre alt und wurde
gut wie nie. Als sich dann das zweite Kind       rem Vater, der Sohn bei mir. Der Psychologe,     schon Witwe. Mein Mann, der ebenfalls aus
anmeldete, sollte ich es abtreiben lassen. Ich   bei dem ich in Behandlung bin, kann mir keine    dem Obdachlosen-Milieu stammte, war
weigerte mich. Irgendwann landeten wir in        genaue Diagnose stellen, denn sonst muss ich     schwer krank und starb dann ziemlich plötz-
Linz. Alles ging weiter wie bisher. Er betrog    fürchten, dass mir der Sohn vom Jugendamt        lich. So stand ich praktisch alleine da. Freilich
mich und war auch kein guter Vater. Kurz         weggenommen wird. Ich bin zuversichtlich,        hatte ich Bekannte und auch den einen oder
nach meinem 40. Geburtstag merkte ich, dass      dass sich meine Situation verbessern wird,       anderen Freund, aber wie es mir zu dieser Zeit
etwas nicht stimmt. Bei mir wurde Krebs fest-    spätestens dann, wenn meine Existenz-Ängste      wirklich ging, ahnte niemand. Ich konnte
gestellt. Mein Leben war mit einem Schlag        weg sind. Dann sind hoffentlich nicht mehr so    mich niemandem anvertrauen und über das
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sprechen, was sich in mir abspielte. Ich war in   ging ich noch regelmäßig zum Psychologen          davon. Die Frage ist: »Wie kommt es dazu?
tiefster Trauer. Und dann überkam mich die        und ließ mich ambulant behandeln. Heute           Wie kommt es so weit, dass ein Gehirn so et-
Ahnung, dass mit meinem Körper ebenfalls          komme ich mit diesem Schicksal einigerma-         was produziert?« Ein Jahr später kippte ich in
etwas nicht stimmt. Die Krebs-Diagnose be-        ßen zurecht, doch immer wieder, wenn ich zu       die Manie, nachdem ich zuvor seit meiner
stätigte dann meine Befürchtungen. Ich dachte     sehr darüber nachdenke, lassen sich die Trä-      Kindheit depressiv gewesen war. Da kommen
dann wieder daran, mein Leben zu beenden.         nen in meinen Augen nicht verhindern. Das         jetzt meine Eltern ins Spiel. Die Mutter war
Gott sei Dank konnte ich dieses seelische Tief    zweite Mal versuchte ich, mir vor zwölf Jah-      selber depressiv, der Vater kriegstraumati-
überwinden. Auch Dank der professionellen         ren am Bahnhof in Linz das Leben zu nehmen,       siert. Misshandelt haben sie mich beide. Aber
Hilfe der Ärzte, die alles Mögliche dafür ta-                                                       das ist dann auch schon alles, was ich dazu
ten, damit ich wieder gesund wurde. Und dann                                                        sagen möchte, da es nach wie vor mit einem
kam der Tag, der mir wirklich fast das Genick
                                                  »Meine Mutter war selber                          Tabu belegt ist, die eigenen Eltern in die
brach. Ich erfuhr vom Selbstmord meines           depressiv, mein Vater kriegs-                     Pflicht zu nehmen und das noch dazu wo-
16-jährigen Sohnes, zu dem ich bis zu diesem      traumatisiert. Misshandelt                        möglich ein Leben lang. Also, die Manie ist
Zeitpunkt nur noch wenig Kontakt hatte. Die                                                         nun einmal das genaue Gegenteil von der
Schuldgefühle und die seelische Qual fraßen       haben sie mich beide.«                            »Depri«. In der Manie werden eine Menge
mich fast auf. Es dauerte sehr lange, bis ich                                                       Dopamine im Gehirn produziert. Man ist ge-
über diesen Verlust hinwegkommen konnte.                                                            radezu überschwänglich drauf, sehr eupho-
Heute lebe ich wieder mit einem lieben Mann       indem ich mich auf die Gleise legte, kurz be-     risch. Alles ist um ein Vielfaches intensiver,
zusammen und hoffe, dass wir beide noch ei-       vor ein Zug den Bahnhof passierte. Doch zu        überwältigende Gefühle treiben einen um.
nige glückliche Jahre haben. Sonja                meinem Glück fuhr er auf Gleis sechs ein, ich     Unsere Gefühle gehören angeblich in den
                                                  lag auf Gleis fünf. Von der Rettung wurde ich     vorsprachlichen Bereich und dienen der sozi-
                                                  in Polizeibegleitung wiederum ins »Wagner-        alen Kommunikation. Ist man in der Depres-
Doch zum Glück fuhr er auf Gleis                  Jauregg« eingeliefert, von wo ich nach fünf       sion mit heftigen Schmerzen, Trauer, Hilf-
sechs ein, ich lag auf Gleis fünf                 Tagen entlassen wurde, da ich dem Gericht         und Hoffnungslosigkeit konfrontiert, so er-
                                                  klar machen konnte, dass ich keine Suizid-        scheint einem die Welt in der Manie so frisch
Bevor ich in die Obdachlosigkeit rutschte,        Absicht mehr hatte und alles im Vollrausch        und unmittelbar, als ob man gerade erst gebo-
führte ich ein halbwegs gutbürgerliches Le-       passiert sei. Wenn ich heute über diese Sache     ren wäre. Die Ursachen für eine psychische
ben. Doch eines Tages verlor ich meine kleine     nachdenke, bin ich froh, dass alles so gut ge-    Erkrankung liegen dann auch oft in der frü-
Tochter. Ich war sogar Zeuge des Unfalls, als     endet hat. Heute genieße ich mein Leben so        hen Kindheit und im Säuglingsalter. Das
ein LKW mein Kind überfuhr. Damals fiel ich       gut es geht, auch wenn es immer wieder mal        Thema des Wahns entsteht nicht zufällig, son-
in eine ganz tiefes dunkles Loch. Zum ersten      mit dem Geld etwas enger wird. Aber Geld ist      dern hat mit der Lebensgeschichte zu tun.
Mal in meinem Leben dachte ich an Selbst-         nicht alles. Ich bin froh, dass ich noch am Le-   Kinder verdrängen frühzeitig Konflikte – aus
mord, da der Schmerz unerträglich wurde,          ben bin – das ist doch viel wichtiger! Leo        unbefriedigten Bedürfnissen und Traumata
und ich die Bilder nicht aus dem Kopf bekam.                                                        heraus – ins Unbewusste. Hier nun ein kurzer
So versuchte ich mich am Dachboden meines                                                           Abriss aus meiner Geschichte: Ich war circa
Elternhauses zu erhängen, was meine Mutter
                                                  Ein Jahr später kippte ich in die                 18 Monate alt, also eineinhalb Jahre. Nach
aber Gott sei Dank verhindern konnte. Ich         Manie, nachdem ich depressiv war                  den ersten paar Schlägen dachte ich noch,
wurde dann für drei Wochen ins damalige                                                             dass er jetzt hoffentlich bald aufhören würde,
»Wagner-Jauregg-Krankenhaus« (Nervenkli-          Wenn es weh tut, bin ich der, der lacht. Als      da der Schmerz kaum noch zu ertragen war.
nik, Anm.) auf die geschlossene Abteilung         die Misere mit meiner psychischen Krankheit       Ich wusste nicht mehr wohin. Ich brannte
eingeliefert, wo ich sehr gute Ärzte und Psy-     begann, war ich 19 Jahre alt. Eines Nachts        lichterloh. Nach einer gefühlten Ewigkeit
chologen um mich hatte, die mit meinen Prob-      hatte ich eine Nahtod-Erfahrung, wie sich         brach ich dann zusammen. Hatte ich mich
lemen umgehen konnten. Auch der Besuch            später herausstellen sollte. Vielleicht war es    anfangs noch verkrampft, so verlor ich ur-
meiner Eltern und Freunde war für mich in         auch ein epileptischer Anfall, so mit »Im-        plötzlich die Körperspannung. Der Fachaus-
dieser Zeit sehr wichtig. Wer weiß, ob ich es     Licht-Sein« und dem ganzen Programm. Die          druck dafür heißt »Totstell-Reflex«. Erst ab
ohne sie geschafft hätte? Nach der Entlassung     meisten kennen irgendwelche Erzählungen           da ließ der Vaer von mir ab, als er nur noch

                                                                                                                        03/2021                 5
geblieben sind. Es gibt immer wieder einmal
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                                                                                                        nun mal leider dazu. Margarethe

                                                                                                        Meine Energie ist aufgebraucht.
                                                                                                        Irgendwas bremst mich
                                                                                                        An manchen Tagen will ich gar nicht aus dem
                                                                                                        Bett steigen. Das Gefühl, der Tag könnte gar
                                                                                                        nichts Gutes für mich parat halten, ist über-
                                                                                                        mächtig stark. Dieses Gefühl lähmt mich.
                                                                                                        Keine Ahnung, was die Ursache ist! Ist es
                                                                                                        Angst? Erschöpfung? Sind es Depressionen?
                                                                                                        Wenn ich mich im Bett hin und her wälze,
                                                                                                        mich dazu zwingen muss, in die Gänge zu
                                                                                                        kommen, etwas zu erledigen, dann ist meine
                                                                                                        ganze Energie aufgebraucht. Irgendetwas
                                                                                                        bremst mich ständig. Ich würde es gerne än-
                                                                                                        dern, doch wenn ich es mal schaffe, meinen
                                                                                                        inneren Schweinehund zu überwinden, geht
                                                                                                        es mir am nächsten Tag wieder genauso wie
                                                                                                        an den Tagen davor! Ein ständiger Kampf. Ein
                                                                                                        Patentrezept gibt es nicht. Soviel weiß ich
                                                                                                        jetzt auch! Mit Antidepressiva ging es mir mal
                                                                                                        eine Zeit lang echt nicht so schlecht. Ich
                                                                                                        brauchte zwar morgens ein bisschen Zeit, um
                                                                                                        in die Gänge zu kommen. dafür war ich den
                                                                                                        restlichen Tag über voll motiviert, meinen Er-
                                      Bild von Helga Fürlinger-Nagl
                                                                                                        ledigungen nachzukommen! Nach meinem
                                                                                                        Umzug nach Wels musste ich den Arzt wech-
auf einen Fetzen eindrosch. Es hat gar nicht          Kind zur Adoption freigeben soll. Das wollte      seln. Dieser neue Arzt wollte mir partout
mehr viel gefehlt, und ich wäre daran fast            ich aber nicht, ich wollte es behalten. Spurlos   keine Antidepressiva verschreiben. Er verord-
gestorben. Heikü                                      ging das alles nicht an mir vorüber. Meine        nete mir stattdessen ein anderes Medikament,
                                                      Mutter bearbeitete mich Tag und Nacht. So         das nicht die gewünschte Wirkung brachte.
                                                      nahm ich wahllos irgendwelche Tabletten von       Auch nach langem Hin und Her weigerte er
So nahm ich wahllos irgendwelche                      zu Hause mit in die Hauswirtschaftsschule.        sich strikt, die Medikamente zu verschreiben.
Tabletten mit in die Schule                           Vor dem Schlafengehen nahm ich einige Tab-
                                                      letten in dem Glauben, nicht mehr aufzuwa-
Als ich 17 Jahre alt war, arbeitete ich auf Sai-      chen zu müssen. Anscheinend waren es aber
                                                                                                        »So nahm ich wahllos Tablet-
son in Bad Schallerbach. Dort lernte ich je-          nicht die stärksten Medikamente. Als ich mor-     ten und vor dem Schlafen-
manden kennen, als ich in meiner Freizeit ge-         gens nicht im Unterricht erschien, wurde eine     Gehen, in der Hoffnung, nicht
rade spazieren war. Er sprach mich an, weil er        Schülerin von der Lehrerin auf mein Zimmer
das Lied kannte, das ich gerade in meinem             geschickt, um nachzusehen, was denn mit mir       mehr aufwachen zu müssen.«
Walkman hörte. Anscheinend ziemlich laut.             los sei. Diese entdeckte die Tabletten und
So lernten wir uns etwas näher kennen. Ich            Schachteln und schlug sofort Alarm. Ich
nahm ihn insgesamt dreimal mit auf mein               wurde ins »Wagner-Jauregg« gebracht, wo ich       Er meinte nur, dass dies nicht die richtige Be-
Zimmer, was meine Chefin natürlich nicht              zu dem Vorfall befragt und weiter beobachtet      handlungsstrategie sei. Ich wusste mir nicht
mitbekommen durfte. Ich hatte mein erstes             wurde. Auf Intervention einer Mitarbeiterin       anders zu helfen, als mir vom vorherigen Arzt
Mal mit ihm und wurde auch gleich schwan-             landete ich kurze Zeit später im »Notburga-       das Rezept zu holen. Das hat zweimal funkti-
ger. Ich freute mich auf das Kind. Eine Abtrei-       Haus«, einer betreuten Wohneinrichtung in         oniert. Dann erklärte er mir, ich dürfe nicht zu
bung wäre für mich nie in Frage gekommen.             Linz. Dort hat man sich gut um mich geküm-        verschiedenen Ärzten gehen, um meine
Als die Saisonarbeit zu Ende war, steckte             mert und geschaut, dass ich einen Platz im        Wunsch-Behandlung zu bekommen. Sie wä-
mich meine Mutter in eine Hauswirtschafts-            »Mutter-Kind-Haus« bekäme, was dann auch          ren die Ärzte, nicht ich. Das war es also. Ich
schule in Linz, damit sie mich nicht versorgen        gelang. Dort konnte ich in aller Ruhe und mit     habe auch Probleme damit, mir etwas zu mer-
musste und ich einer Arbeit nachging. Als sich        Unterstützung der Mitarbeiterinnen mein           ken. Schon eine Zeit lang beschäftigt mich
meine Schwangerschaft schon fast nicht mehr           Kind bekommen und danach noch circa ein           dieses Thema. Wahrscheinlich hat es etwas
verheimlichen ließ, berichtete ich meiner             halbes Jahr bleiben. Daraufhin suchte ich mir     mit meinem Lebenswandel zu tun, dass mein
Mutter davon. Sie ging fast an die Decke und          eine eigene Wohnung und startete ein Leben        Gedächtnis darunter leidet. Wenn ich in mei-
meinte, ich müsse das Kind unbedingt abtrei-          mit eigener Familie. Im Nachhinein gesehen        ner Freizeit etwas vergesse, ist das das eine.
ben. Dafür war es bereits zu spät. Deshalb            bin ich heilfroh, dass weder meiner Tochter       Aber wenn ich AMS-Termine vergeige, dann
drangsalierte sie mich ständig, dass ich das          noch mir bleibende Schäden von dem Vorfall        ist das nicht gerade positiv. Vor allem, weil ich
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es den Betreuern nicht klar machen kann – zu-
mindest nicht glaubwürdig, dass dies nicht mit
Absicht geschieht. Ich habe angefangen eine
»To-Do« Liste zu machen, da ich viele wich-
tige Termine versäumte. Absichtlich habe ich
sie nur selten verpasst. Doch irgendwie stehe
ich auf Kriegsfuß mit meinen Vereinbarungen.
Die eine Minute denke ich noch daran, im
nächsten Moment vergessen, wie ausgelöscht!
Ärgerlich, denn meine Termine sind ja meist
an meinen monatlichen Bezug gekoppelt. Und
dann fehlt mir das Geld. Gerade läuft bei mir
der Reha-Antrag aufgrund meiner schlechten
gesundheitlichen Verfassung. Wahrscheinlich
wird er bewilligt werden. Dadurch hätte ich
die Chance, mein Leben zu ordnen und mei-
ner Probleme Herr zu werden. Ich hoffe, dass
ich bald gesund werde. Josi (Steyr)

Meine Lieblingsdroge führte
schließlich in eine Psychose                      »Krisenzimmer« für die Not
Ich hatte nach der Scheidung meiner Eltern
etwas Narrenfreiheit. Ich war immer bei mei-      Eine psychische Krise kann jeden tref-        nicht ausreichend bewältigbar ist, klären
nem Nachbarn, der mein bester Freund war.         fen, unabhängig von Alter, Bildung, Be-       wir vorab die weiteren Möglichkeiten wie
Sein Bruder rauchte oftmals Marihuana. Von        ruf, Herkunft und sozialem Status. Je-        etwa die Einweisung in den Neuromed-
ihm bekamen wir immer etwas für ein paar          nen Menschen, die sich in Krisensituati-      Campus ab«, konstatiert Adelsmair. Aus-
Euro. Zwei Jahre waren wir dann wieder auf        onen oder schwierigen Lebensphasen            schließungs-Gründe gibt es nur bei aktuel-
Partys. Dort waren andere Drogen ziemlich         befinden, stehen in Urfahr die Krisen-        ler Suchterkrankung, bei Gewaltbereit-
leicht zu bekommen. So kam es auch dazu,          zimmer des Vereins »EXIT-Sozial« als          schaft oder Obdachlosigkeit. Das Krisen-
dass wir sämtliche Drogen ausprobierten. Mit      kostenloses Angebot zur Verfügung.            zimmer betreut hauptsächlich Menschen,
der Zeit hatte ich meine Lieblingsdroge. Diese                                                  die Unterstützung brauchen, älter als 18
kaufte ich mir auch dann in der Freizeit. Dann    Vier Einzelzimmer, Aufenthaltsräume mit       Jahre sind, ihr Leben aber trotzdem noch
habe ich mich dabei erwischt, dass ich das        Küche sowie ein Therapie-Raum dienen als      selbstbestimmt meistern können. Den
Zeug immer mehr brauchte, um überhaupt            Rückzugs- und Erholungsort und bieten         meisten gelinge es danach aus eigener
meinen Alltag meistern zu können. Das führte      Hilfesuchenden die Möglichkeit und die        Kraft, wieder einen Weg aus der Krise zu
dazu, dass ich 2011 eine Psychose erlitt. Das     Perspektive, eine Krise ohne stationären      finden. In schwierigen Fällen werde weiter-
war das schrecklichste Jahr für mich. Nach        Aufenthalt im Krankenhaus zu bewältigen.      vermittelt, so Adelsmair.
einem halben Jahr Aufenthalt in der Psychiat-     Eines möchte der Leiter Alfred Adelsmair
rie bekam ich endlich ein Medikament, das         vorweg gleich klarstellen: »Wir sind eine     Fehlende Sozialkontakte
wirklich gut wirkte. Zum Glück, denn ich          Kriseninterventionsstelle mit stationärem
glaubte schon, dass ich ein Leben lang gestört    Angebot, jedoch keine Notunterkunft.«         Während der Corona-Zeit habe sich die Art
bliebe. Dieser Zustand wird mit etwas Aufput-     Das Krisenzimmer bietet Menschen in           der Krisen merkbar verändert. »Unser Kli-
schendem hervorgerufen. Seitdem habe ich es       Akutsituationen einen geschützten Rah-        entel leidet an fehlenden Sozialkontakten.
– aus mehreren Gründen – einfach nicht ge-        men, wo sie sich entlasten können. Ein pro-   Die Isolation nimmt zu«, sagt der Leiter des
schafft, die eigentliche Sucht zu bekämpfen.      fessionelles Team steht den Hilfesuchenden    Krisenzimmers. In 200 Fällen musste letz-
Ich weiß nur, dass ich nicht zu viel von den      zur Seite. Bei Bedarf – und wenn entspre-     tes Jahr wegen Voll-Belegung abgesagt
Drogen nehmen darf. Weil ich sofort wieder        chend Spendengelder zur Verfügung stehen      werden. Bei vorhandenen Ressourcen
einen psychotischen Schub erleiden würde.         – werden auch andere therapeutische Maß-      könnte man durchaus mehr Betten belegen.
Das würde für mich bedeuten, dass ich eine        nahmen wie etwa Qi Gong als wichtige          Wartesuchenden werden Überbrückungs-
chronische Schizophrenie erleide. Ich will ler-   Bausteine für das Wiedererlangen des          hilfen angeboten, bevor wieder ein Zimmer
nen, meinen Beikonsum in den Griff zu be-         Wohlbefindens angeboten.                      frei wird. »Wenn die coronabedingten
kommen und vielleicht einmal einen Teil-Ent-                                                    Maßnahmen zu Ende sind«, fügt Adelsmair
zug zu machen. Ich lebe derzeit auf der Straße.   Wege aus der Krise                            hinzu, »möchten wir wieder körperorien-
Demnächst muss ich ins Gefängnis, weil ich                                                      tierte Leistungen anbieten.« Dazu müssen
Essen gestohlen habe. Seither bete ich regel-     Die maximale Aufenthaltsdauer beträgt         jedoch Spender gefunden werden. Er per-
mäßig und sehe meine Krankheit als die Auf-       zwei Wochen. Den Notleidenden werden          sönlich würde sich gerne in die tiergestützte
gabe an, die mir in diesem Leben zugeteilt        zwei längere Gespräche pro Tag angeboten,     Arbeit vertiefen. Mit einer Therapie-Hün-
wurde. In der Überwindung meines Leides           eines zur Tagesplanung, eines zur Refle-      din habe er bereits gute Erfahrungen ge-
liegt der Sinn meines Lebens. (Autor der Re-      xion. »Zeichnet sich während des Aufent-      macht. Doch auch dazu brauche es mehr
daktion bekannt)                                  haltes ab, dass die Krise nach dieser Zeit    Ressourcen. Foto: Exit-Sozial, Text: dw
                                                                                                                  03/2021                  7
Erinnerungen an die gute alte Zeit
Es ist kein Wunder, dass wir uns in Corona-Zeiten so viele Gedan-    Meine Haare schnitt die Nachbarin,
ken darüber machen, was nun alles nicht mehr möglich ist. Von der
frisch gezapften Halbe Bier im Gastgarten bis zum Opern-Abend        sie setzte mir einfach einen alten Topf auf
im Musiktheater ist uns nichts mehr vergönnt. Die Gedanken an
die gute alte Zeit gab es aber immer schon. Als es beispielsweiese   In meiner Jugendzeit konnten wir uns nicht viel leisten, obwohl meine
Selbstversorgung mit frischen Radieschen und Vogerlsalat aus dem     Eltern beide arbeiteten. Wir hatten keinen Fernseher und auch keine
eigenen Gemüsegarten gab. Gegen übermäßiges Telefonieren gab         Luxus-Sachen. Mittwochs durfte ich zu meinen Nachbarn, um mir den
es in vielen Haushalten ein Schloss an der Drehscheibe beim Tele-    Kasperl anzuschauen. Dann musste ich wieder nach Hause gehen. Mein
fon. Wäre doch schön, wenn es das auch für Handys gäbe, oder         größerer Bruder musste immer auf mich aufpassen. Wir hatten auch
noch Schaffner in der Straßenbahn und Politiker vom Format ei-       wenig Spielsachen. Ich hatte eine kleine Puppe und da ich keinen Pup-
nes Bruno Kreisky. Nostalgie ist in und man richtet sich im Vin-     penwagen hatte, habe ich mir einen aus einer Schuhschachtel gebastelt.
tage-Stil ein: Mit Antiquitäten, Kleidung, Gebrauchsgegenständen,    Beim Deckel machte ich zwei Löcher, fädelte ein Schuhband durch und
die alt sind oder alt und gebraucht aussehen. So hat auch der        zog meine Puppe hinterher. Einmal in der Woche, am Sonntag, durfte
»Trödlerladen« der »Arge für Obdachlose« mit tollen Recycling-       ich Radio hören, da meine Eltern Karten spielten. Mit unseren Freun-
Produkten Saison. Nebenbei finden dort viele Wohnungslose Arbeit     den spielten mein Bruder und ich Federball, Murmeln und Tempel-
bei Wohnungsräumungen, dem Recycling und dem Verkauf.                Hüpfen. Auch beim Essen gab es Hausmannskost. Das war genug und
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lecker. Obwohl nicht viel Geld vorhanden war, durfte ich die Handels-
schule besuchen. In dieser Zeit ging ich in den Ferien arbeiten und
verdiente mir ein wenig Taschengeld. Ich konnte von diesem Geld dann
auch einmal ins Kino gehen. Die Haare wurden mir von unserer Nach-
barin geschnitten, die mir immer einen alten Topf aufsetzte und rundhe-
rum schnitt. Mit Fünfzehn bekamen wir den ersten Schwarz-Weiß-
Fernseher. Es war sehr schön, denn endlich konnten wir auch am
Nachmittag das Kinderprogramm schauen. Auch wenn wir nicht viel
hatten, war es trotzdem eine schöne Zeit, die ich nie missen möchte.
Anna Maria

Als ich mit dem Schaffner noch
im Zugabteil rauchte
Wenn ich zurückdenke, dann fehlen mir heutzutage in den Nahver-
kehrszügen die Zugbegleiter – früher Schaffner genannt – sehr. Als ich
früher in die Arbeit fuhr oder am Abend nach Hause, hatte ich immer
wieder ein nettes Gespräch mit ihnen. Wir rauchten eine Zigarette zu-
sammen, als das noch erlaubt war. Heute wurde das freundliche, hilfs-
bereite Personal von Fahrscheinautomaten (von mir »Blechtrottel« ge-
nannt) ersetzt, der nichts sagt, wenn man ihn bedient, nicht einmal ein
»Hallo«. Heute gibt es nur noch ab und zu einen Kontrolleur der gleich
eine saftige Strafe verlangt, wenn man ohne Ticket erwischt wird, egal
ob man sich bei dem »Blechtrottel«, die auch schon oft im Zug montiert
sind kein Ticket gekauft hat, da man mit der Bedienung nicht zurecht-
kam, oder man von Haus aus schwarzfährt. Ein Zugbegleiter erklärte
mir mal das komische Ding, als ich mich nicht auskannte. Seither habe
ich keine Probleme mehr damit. Auch wenn es zu wenig Personal bei
der ÖBB gibt, bin und bleibe ich ein treuer Fahrgast, da Zugfahren eine
meiner liebsten Freizeitaktivitäten ist. Leo

Nach langen Telefonaten gab es bei uns
Zuhause ein Schloss auf der Drehscheibe
Als wir »Fanta« noch aus der braunen gerippten Pfandflasche sowie die
grüne kultige »Schartner Bombe« genossen, dazu heimlich »Hobby
Extra« rauchten, um anschließend ein »Cornetto Heidelbeere« zu es-
sen. Sonntags gab es immer einen Pflichttermin im Radio: Udo Huber
und die großen Zehn, wo wir immer die neuesten Hits auf Kassetten
aufnahmen, um sie jederzeit auf einem Walkman abspielen zu können.
Ein anderes Highlight waren Nachmittagsanrufe bei unseren Freunden,
um über alles Mögliche zu reden oder uns Verabredungen auszuma-
chen, bis meiner Mutter die monatlichen Telefonrechnungen zu hoch
wurden und sie ein Schloss auf der Drehscheibe anbrachte. Also was
tun, damit wir wieder telefonieren konnten? Da hatte ich eine Idee. Wir
brauchten nur eine Drehscheibe damit wir die mit dem Schloss herun-
ternehmen und die andere draufschrauben konnten. Manfred F.

An Gemüse gab es das was im Garten wuchs
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass wir Gemüse nicht viel
zukaufen mussten. Da die Großeltern einen Bauernhof hatten, bekamen
wir immer genug von denen. Mein Vater baute in unserem Keller extra
ein Regal, wo wir das in Erde eingelagerte Gemüse aufgewahrten. Kar-
toffeln und Karotten hatten wir immer. Mit Schweinefleisch und Speck
waren wir praktisch ziemlich gut versorgt. Und all das frisch vom Bau-
ern. Salat, Tomaten und dergleichen waren sogenannte Saison Ware.
Wenn es keine gab, ja dann war das so. Freilich kaufte die Mutter auch
im Supermarkt ein, denn so ganz ohne ging es halt auch nicht. Ab und
zu war ja mal Rindfleisch angesagt, und da hatten wir nicht so viel
                                                                          03/2021   9
Glück. Wir Kinder mochten gerne mal ein Brot mit Honig, da war es
               praktisch, dass der Opa Imker war. Als sich die Eltern dann ein Haus
               kauften, war es praktisch, dass es auch einen Garten gab. So konnten
               wir Gemüse selbst anbauen. Alles, was so gebraucht wurde. Mein Vater
               baute auch Kräuter an. Beim Schnittlauch und der Petersilie machte er
               sich immer gerne die Arbeit, diese ab-, dann klein zu schneiden und
               schließlich einzufrieren. So hatten wir das Glück, von allem das ganze
               Jahr über etwas zu haben. So konnten die Eltern einiges an Geld sparen
               und wir bekamen Biogemüse und Fleisch, was zwar nicht gekennzeich-
               net war, jedoch gut schmeckte. Muss es denn wirklich sein, dass man
               gewisses Obst und Gemüse ein ganzes Jahr bekommt? Vor allem dann,
               wenn es meist schon sehr viele Flugkilometer hinter sich hat? Heute bin
               ich leider keine Selbstversorgerin mehr. Eigentlich schade. Sonja

               Vom Pferde-Milchwagen und von
               Straßenbahnen mit Schaffner
               Pferde-Milchwagen auf der (noch) gepflasterten Straße: In meiner ganz
               frühen Kindheit kann ich mich erinnern, dass wir Kinder in der Früh
               zum Teil durch das Rattern des pferde-gezogenen Milchwagens über
               die damals noch gepflasterte Martinstraße den Berg hinauf geweckt
               wurden. Straßenbahnen mit Schaffnern, zum Teil Straßenbahnen mit
               offener Plattform: Ab 1973 ging ich dann ins Schottengymnasium im
               ersten Bezirk. Dazu musste ich täglich die Straßenbahn, den 41er, – die
               Währingerstraße hinunter – benützen. Am Anfang saß noch immer hin-
               ten im Wagen ein Schaffner – in einem eigenen Kobel. Erst dann wur-
               den langsam die Trams mit der Aufschrift »Schaffnerlos« eingeführt,
               wo man selber »zwicken« musste. Bei der Linie 5, die ich in der wär-
               meren Jahreszeit benützte, um in den Augarten zum Nachmittags-Tur-
               nen zu kommen, habe ich auch tatsächlich die offenen Wagen mit den
               offenen Plattformen erlebt. (Diese kommen auch in alten Liedern und
               Kabaretts vor, wo der Schaffner dann immer noch die Aufgabe hatte,
               den Zug mit seinem Pfeiferl »abzufertigen«.) Johannes

               Bei uns zu Hause war jedes Zimmer
               mit einem Öl-Ofen ausgestattet
               Öl-Tank im Keller, Öl-Holen mit Kanistern, Öl-Öfen in der Wohnung:
               Unsere Wohnung war mit Öl-Öfen ausgestattet (in jedem Zimmer ei-
               ner). In unserem Keller-Abteil hatten wir dann einen Öl-Tank mit – ich
               glaube – 200 Litern. Vom Kohlen- und Öl-Händler ein paar hundert
               Meter unterhalb in der Martinstraße mussten wir dann im Herbst immer
               mit Kanistern das Öl heraufschleppen und dann im Keller in den Tank
               leeren. Von dort holten wir dann den ganzen Winter lang das Öl in die
               Wohnung hinauf und mussten dann jeden Ofen einzeln wieder befüllen.
               Sehr gut kann ich mich auch an den Klang, des in der Nacht langsam
               dahinbrennenden Öls (es war so ein »Wummern«) sowie an den Licht-
               schein, der durch das kleine Loch oben an die Decke ging, und an den
               Geruch des Öls erinnern. Das alles gehört zu meinen prägendsten Erin-
               nerungen meiner frühen Kindheit. Seufz! Johannes

               Wir teilten unser Telefon mit Drehscheibe
               mit drei anderen Haushalten
               Viertel-Telefon: Handys gab‘s natürlich noch keine, nur Festnetz-Tele-
               fone mir runden, ratternden Drehscheiben, wie halt früher die Telefone
               ausgeschaut haben. Wir hatten in unserer Wohnung nicht einmal einen
               »ganzen«, sondern nur einen Viertel-Anschluss, also einen, den wir uns
               mit drei anderen Haushalten teilen mussten (war damals in den Städten
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durchaus üblich): Man drückte auf den Knopf, und nur, wenn sonst
gerade niemand den Anschluss benutzte, bekam man eine Freileitung
und konnte telefonieren. Johannes

Wir haben das Wunschkonzert mit
Kassetten aufgenommen
Wir haben damals das Wunschkonzert mit Kassetten aufgenommen: Es
war schon etwas später, in meiner Jugend-Zeit. Mein Bruder und ich
hatten am anderen Ende des Ganges ein eigenes Zimmer bekommen.
Dort verbrachten wir die Nachmittage – neben dem notwendigen Auf-
gaben-Machen – unter anderem mit dem Aufnehmen des Wunschkon-
zertes, das immer auf Ö2 lief. Das war damals ein beliebter Regional-
sender. Dazu benutzten wir immer einen Kassetten-Rekorder und leere
Kassetten. Johannes

Zu Bruno Kreiskys Zeiten gab es
tatsächlich noch Wirtschaftswachstum
Schon als Kleinkind nahm mich mein Vater am ersten Mai zum traditi-
onellen Aufmarsch der Sozialdemokraten mit. Der erste Mai war nicht
nur Pflichttermin, ich genoss es auch, mit meinem Vater dabei zu sein.
Alles war gut in Österreich, die Wirtschaft boomte, die Menschen hat-
ten Arbeit und Bruno Kreisky hatte Handschlagqualität, einer der ech-
ten Sozialdemokraten halt. Es war ihm von Herzen wichtig, dass es den
meisten Leuten gut ging. Dass er an Zwentendorf scheiterte, war für
mich absehbar. Ich stimmte mit »Nein«. Es war eine Zeit des Um-
bruchs. Überall auf der Welt gingen die Menschen auf die Straße um
friedlich für Freiheit und Weltfrieden zu demonstrieren. Vietnam-Sol-
daten, die vom Krieg heimkamen, wurden nicht mehr als Helden gefei-
ert, sondern wider Erwarten – fast könnte man sagen – geächtet. Die
Hippie-Bewegung boomte. Lange Haare und ein buntes Leben, aber
leider auch Drogen. Das Spektakel von Woodstock, die Bilder davon
gingen um die ganze Welt. Es war eine Zeit der Idealisten. Auch ich war
ein spätes Blumenkind, die Welt stand mir offen. Dass es zahlreiche
Drogentote gab, ist Realität. Das ist die Kehrseite der Medaille in dieser
Zeit. Die Menschen wollten Verantwortung im positiven Sinn und gin-
gen auf die Straße. Es war eine schöne Zeit. Ursula, Fotos: de, hz

Aus der guten alten Zeit – im Arge Trödlerladen
Unter dem Motto »Wiederverwerten statt Wegwerfen«, sammelt der
Trödlerladen bei jährlich mehr als 100 Wohnungsräumungen eine große
Menge an Geschirr, Kleidung, Hausrat, Schallplatten, Bücher, Bilder
und schöne Raritäten. 250 wohnungslose Menschen finden jedes Jahr
eine sinnvolle Beschäftigung. Viele Waren werden sortiert, teilweise
bearbeitet und in den Verkaufsstellen wieder in Umlauf gebracht.

Geschäft für Raritäten – Bischofstraße 7 – Antike und aus­gefallene
Möbel, Lampen, Bilder, Bücher, Schall­platten, Textilien, schönes Ge-
schirr und vieles mehr. Öffnungszeiten: Di– Fr: 12:00 –18:00 Sa:
10:00–13:00 Uhr, Tel: 0732/78 19 86

Verkauf ab Lager – Dauerflohmarkt – Mobiliar, über­prüfte Elektro­
geräte, Hausrat, Gewand, Bücher und vieles mehr werden zu günstigen
Preisen ab­gegeben. Öffnungszeiten: Di und Do: 10:00–17:00
Goethestraße 93, 4020 Linz
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Hemmungslos dem »Teufel« Alkohol gefrönt
Betroffene berichten über ihre stationäre Alkohol-Therapie und den Kampf, trocken zu bleiben

Ich lebe nun schon zehn Jahre                    »ALOA«, was soviel heißt wie: »Aktives Le-        peutin namens Brigitte zugewiesen. Gleich
                                                 ben ohne Alkohol«. Zuvor war ich – bedingt        bei unserem ersten Treffen hat sie meine Bier-
alkoholabstinent                                 durch meine Haft in Garsten – vier Jahre alko-    fahne angesprochen und mir nahegelegt, eine
                                                 holabstinent. Als ich in die Wohngemeinschaft     Entgiftungskur im »Wagner-Jauregg-Spital«
Beim Konsum berauschender Substanzen war         Wienerstraße übersiedelte, stellte mir eine Be-   zu machen. Gesagt, getan. Nach zwei Wochen
ich nie ein Kostverächter. Ich habe so ziem-     kannte von früher ein Begrüßungsbier vor die      bekam ich einen Therapieplatz im »90er-
lich alles ausprobiert, was Gott verboten hat.   Nase. Ich dachte noch: »Ein Bier kann ich ru-     Haus« in Salzburg-Lehen zugewiesen. Dort
Dabei spielte der Konsum von Alkohol über        hig trinken, das kann mir nicht schaden.« Weit    verbrachte ich zwölf Wochen. Dabei habe ich
mehrere Jahre hinweg eine dominante Rolle.       gefehlt. Zwei Tage später kaufte ich mir be-      viel über das Thema Alkohol gelernt, zum
In meinem Elternhaus habe ich sogar mehr-        reits einige Dosen im Geschäft, zum Selbst-       Beispiel, dass Alkoholismus eine unheilbare
mals selber Schnaps gebrannt. Als ich vor 17     verzehr. Im Laufe der Zeit steigerte sich mein    Krankheit ist, die einen bis zum Lebensende
Jahren meinen Lebensmittelpunkt nach Linz        Bierkonsum sukzessive auf acht Dosen pro          begleitet. Man kann sie nur zum Stillstand
verlegte, wohnte ich die ersten 18 Monate im     Tag. Zum Glück bekam ich eine Psychothera-        bringen, indem man auf jeglichen Alkohol-
12                 03/2021
konsum verzichtet und völlig trocken bleibt.
Und dies habe ich bis heute beherzigt. Seither
habe ich eine neue und um vieles bessere Le-
bensqualität. Wenn ich weiter gesoffen hätte
wie ein Loch, dann würde ich vermutlich noch
keine eigene Wohnung haben und nach wie
vor in einer Wohngemeinschaft mehr schlecht
als recht dahinvegetieren. Laut Statistik
schafft nur ein Drittel aller therapierten Perso-
nen den endgültigen Absprung vom Alkohol.
Mit etwas Stolz kann ich nun behaupten, dass
ich jetzt bereits zehn Jahre völlig alkoholabs-
tinent lebe. Falls jemand Alkoholprobleme
haben sollte, so kann ich nur raten, es eben-
falls mit einer Therapie zu versuchen, um vom
teuflischen Alkohol wegzukommen. Ein Ver-
such lohnt sich auf alle Fälle. August

Mein Beschluss, dem Alkohol zu
entsagen, war fehlgeschlagen.
Wieder einmal machte ich in einer Nervenkli-
nik »Urlaub« vom Alkohol. Aber der Sucht-
druck und das Verlangen wollten nicht ver-
schwinden, was ich auch den Ärzten mitteilte.
Ich wurde viel zu bald entlassen. Ich war ein-
fach noch nicht bereit, mein Leben radikal zu
                                                           Nach einer erfolgreichen stationären Therapie ist Claudia schon viele Jahre trocken. (Foto: dw, Foto links: wh)
ändern. Man schickte mich in die Tagesklinik.
Das Nichtstun zwischen den Therapien zehrte
an meinen Nerven, aber ich ging gerne dort-         war erst den dritten Tag auf Entzug. Ich musste                 warten, bis man den ersten Schluck Alkohol
hin. Ich war mir nicht bewusst, dass ich zwi-       meine Sachen packen – viel zu früh! Frustriert                  trinken darf. Ich wurde auch schon von Ärzten
schen 7:30 und 18 Uhr Anwesenheitspflicht           über meine Dummheit machte ich mit dem                          gelobt, weil ich nach Rückfällen sofort alles
hatte. Auf dem Therapieplan stand »8:30«.           Trinken gleich weiter. Das war mir aber eine                    unternehme, um wieder in ein alkoholfreies
Also war ich, wie ich meinte, pünktlich da –        Lehre. Das nächste Mal gehe ich nur mit Ni-                     Leben zurückzukommen. Ich mache in den
und wurde einfach aus der Therapie geschmis-        kotin-Spray ins Krankenhaus. Ursula                             letzten Jahren viel an Nachsorge. Das hilft
sen. In meinem Frust ging ich – kaum zu                                                                             mir, längere Zeit trocken zu bleiben. Man
Hause – zu meinem Nachbarn. Er sagte nur:                                                                           kann über alles reden und erfährt viel Neues.
»Ursi, du musst wissen, was du tust.« Und
                                                    So kam es nach fast einem Jahr                                  Es gibt auch den »GEA-Club« und die »Ano-
schon stand ein Glas Rotwein auf dem Tisch,         des Trocken-Seins zum Rückfall                                  nymen Alkoholiker« und das »ABS« des So-
das ich fast auf einen Schluck austrank. Mein                                                                       zialvereins »B37«, wo man zur Nachsorge
Vohaben, dem Alkohol ganz und gar zu entsa-         Ich habe 2010 meine erste Alkoholtherapie                       hingehen kann. Ich bin zur Zeit trocken. Hof-
gen, musste ich auf Eis legen. Ich gebe zu,         gemacht. Zuerst war ich vierzehn Tage am                        fentlich bleibt es so, denn Alkohol macht die
dass ich ab dem ersten Tag nachmittags zu           »Neuromed Campus« zum Entgiften. Dann                           halbe Menschheit hin. Helmut
meinem Nachbar ging. Er ist ein ganz lieber         ging es gleich danach zur Therapie nach Bad
Mensch und vor allem ein fröhlicher Kumpel.         Hall, wo ich sechs Wochen verbrachte. Es war
Stets lacht er und macht Späße. Ich habe ihn        eine sehr schöne und lehrreiche Zeit. Wir ha-
                                                                                                                    Ohne Alkohol drückt man das
nie grantig gesehen. Das tut der Seele gut.         ben sehr viel über Alkohol und seine Folgen                     Leben auf der Straße nicht durch
Und – Gott sei's geklagt – auch der Alkohol.        gelernt. Auch über Rückfälle wurden wir sehr
Es war meine Entscheidung zu trinken, und           gut informiert. Ich hatte damals die Nachsorge                  Ich bin nun 57 Jahre alt und war in meinem
nicht die meines Nachbarn. Ein paar Wochen          nicht so ernst genommen. So kam es nach fast                    Leben lange Zeit obdachlos. Von Anfang der
später konnte ich mich dann zu einem neuerli-       einem Jahr zu einen Rückfall. Ich tat, was ich                  90er Jahre bis 2008. Ohne Alkohol drückt
chen Anlauf motivieren. Leider war es zu die-       in meiner Therapie gelernt hatte und ging so-                   man das Leben auf der Straße nicht durch.
sem Zeitpunkt draußen schon eisig kalt. Es          fort wieder ins Spital. Ja, ich habe auch ge-                   Doch gesoffen habe ich schon viel früher. Be-
gab kein Raucherzimmer. Ich hatte aber gro-         lernt, dass Alkoholismus eine Krankheit ist,                    gonnen hat es in meiner Lehrzeit als Fliesenle-
ßen Gusto auf eine Zigarette. Nach langem           die einen immer wieder erwischen kann.                          ger. Schon damals habe ich gerne und viel
Hin und Her beschloss ich, auf der Toilette zu      Wenn man gleich wieder ins Krankenhaus                          getrunken, wann immer es möglich war. Ich
rauchen. Eine wenigstens! Ich dachte mir, der       geht, ist man nach zwei Wochen wieder tro-                      habe dann in unterschiedlichen Firmen gear-
Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht.       cken. Ich nehme auch die Antabus-Tabletten,                     beitet. Als ich Schausteller war, begann meine
Und tatsächlich roch es ein Pfleger, dass ich       wo man keinen Tropfen trinken darf, weil es                     Alkohol-Karriere dann so richtig. Da begann
geraucht hatte. Ich wurde zum Oberarzt zi-          einem sonst ganz schlecht geht. Wenn man sie                    ich schon um 8 Uhr in der Früh mit Bier, da-
tiert, der mich rauswarf. Alles umsonst, ich        absetzt, muss man mindestens eine Woche                         mit der »Flattermann« (Zittern) ruhiger wurde.
                                                                                                                                               03/2021                       13
sen. Während meines Aufenthaltes entschloss
                                                                                                      ich mich aufgrund des Zuredens meiner Ärz-
                                                                                                      tin zu einer sechswöchigen Entwöhnungsthe-
                                                                                                      rapie in Bad Hall. Es handelte sich um meine
                                                                                                      bereits dritte Entwöhnung. Zwischen Entlas-
                                                                                                      sung aus dem Krankenhaus und der Aufnahme
                                                                                                      in den Sonnenpark in Bad Hall lagen zwei
                                                                                                      ewig lange Wochen. Ich durfte auf gar keinen
                                                                                                      Fall rückfällig werden, sonst hätte ich meinen
                                                                                                      Therapieplatz verloren. Ich schaffte es. Die
                                                                                                      sechs Wochen in Bad Hall taten mir sichtlich
                                                                                                      gut. Ich war körperlich und seelisch wieder
                                                                                                      auf einem anderen Level. Ich verließ die Ein-
                                                                                                      richtung topmotiviert mit dem Ziel, mich nie
                                                                                                      wieder im Leben vom Alkohol leiten zu las-
                                                                                                      sen. Doch ich bin ein Alkoholiker, ob trocken
                                                                                                      oder nicht. Ich werde es immer bleiben. Es ist
                                                                                                      ein stetiger Kampf, Tag für Tag, um ja nicht
                                                                                                      rückfällig zu werden. Nach etwa einem halben
                                                                                                      Jahr verlor ich wieder einmal die Kontrolle
                                     Symbolfoto: Suchtberatung
                                                                                                      über mein Leben. Anfangs war mir dies sehr
                                                                                                      peinlich, doch dieses Schamgefühl schwand
Am Abend kam dann schon eine ordentliche           sechs weitere Wochen stationär in der Klinik       mit der Zeit. Mein Stimmungshoch während
Summe zusammen, so zwischen 20 und 25              in Bad Hall. Seither bin ich trocken. Ich habe     und kurz nach der Therapie war nur mehr ge-
Halbe. Im Winter war ich dann immer arbeits-       heute kein Verlangen mehr. Es gab während          danklich präsent und das auch nur, wenn ich
los und trank mit meinen Straßenfreunden vor       des Lockdowns trotzdem Momente, wo ich
allem im Volksgarten. Damals konnten wir           mir dachte, es wäre feiner, wieder einmal ei-
das noch relativ ungestört machen. Es gab          nen Rausch zu haben. Doch ich habe mich in
                                                                                                      »Doch ich bin ein Alkoholiker,
noch keine Stadtwache, die Polzisten kannten       solchen Momenten zum Glück im Griff.               ob trocken oder nicht. Ich
uns bereits und wussten, dass wir harmlos          Meine Bekannten helfen mir immer wieder.           werde es immer bleiben. Es ist
waren. Sie brachten uns sogar die Post, die        So bleibe ich nun hoffentlich trocken. Gandhi
»blauen Briefe« vorbei. Lauter Strafen wegen                                                          ein stetiger Kampf.«
Schwarzfahrens und anderen harmlosen Sa-
chen. Ich wurde älter und der Alkohol setzte
                                                   Noch überwiegt die Scham darü-
mir zu. Immer mehr griff ich zur Schnapsfla-       ber, so oft versagt zu haben                       einigermaßen nüchtern war. Und das war ich
sche. Die Ration erhöhte sich auch noch. Dank                                                         kaum. Ich war wieder Teil der trinkenden Ge-
einer Streetworkerin kehrte eine glückliche        Mein letztes Hoch begann mit einer gesunden        sellschaft. Durch Schnaps und Co hatte ich
Wende ein. Sie vermittelte mir ein Zimmer in       Portion Enthaltsamkeit. Was ich damit meine        jegliche Kontrolle über mich und mein Leben
der »MOWO« (Mobiles Wohnen des Sozial-             ist Abstinenz. Ein freiwilliger Verzicht auf Al-   verloren. Ich ließ mein Leben schleifen. Mir
vereins »B37«). Da hatte ich zum ersten Mal        kohol. Damals, vor ungefähr eineinhalb Jah-        war alles egal. Mittlerweile trinke ich seit ei-
seit langer Zeit einen privaten Rückzugsraum       ren, war der Wille, es zu schaffen, größer als     nem Jahr wieder. Kürzlich wäre ich beinahe
und weniger Stress. So konnte ich mich dann        die Angst vor den Qualen, die so ein Alkohol-      delogiert worden. Dabei war mir diese Woh-
auch zu einem Alkoholentzug durchringen. Im        entzug oder auch Entgiftung genannt, mit sich      nung, die ich im Anschluss an meine Zeit in
Jahr 2009 machte ich zuerst zwei Wochen            bringt. Zu dieser Zeit trank ich so durch-         der Notschlafstelle bekommen habe, doch im-
Entzug in der Nervenklinik in Linz und dann        schnittlich sechs Liter Wein, täglich! Umso        mer sehr wichtig gewesen. Wenn man aber
fuhr ich nach Kärnten auf die Saualpe, wo ich      schwerer fielen mir die ersten Tage der Absti-     aufhört, die Miete zu bezahlen, ist dies nur die
ein ganzes Jahr Therapie hatte. Jeder Tag war      nenz. Aber es wurde von Tag zu Tag leichter        logische Konsequenz. Dank einem Sozialver-
gut durchstrukturiert: am Morgen lange Spa-        und besser. Der Dank, dass ich durchgehalten       ein konnte diese Apokalypse gerade noch ab-
ziergänge, Frühstücken, Therapiesitzungen,         habe, gilt meiner damaligen Betreuerin. Sie        gewendet werden. Nun bin ich wieder dabei,
gemeinsame Aktivitäten, Krippen-Bauen zu           sprach mit mir über die Möglichkeit eines          die Orte zu meiden, an denen hemmungslos
Weihnachten, Tischtennis-Spiele, viele Ge-         stationären Entzuges und meinte, ich solle         dem »Teufel« Alkohol gefrönt wird. Ich spiele
spräche. Ich blieb trocken. Auch danach. Bis       mich mit diesem Hinweis auseinandersetzen.         mit dem Gedanken, noch einmal einen Entzug
2013. Es gab eigentlich keinen Grund. Ich          Außerdem erinnerte sie mich immer wieder           zu wagen. Noch überwiegt die Scham darü-
stand im BILLA vor der Kassa und starrte auf       an meine Tochter. Sie ist nämlich ein Anker in     ber, versagt zu haben. Immer wieder hat der
den Leibwächter. Und da überkam es mich.           meinem Leben und hat mich schon vor vielen         Teufel es geschafft, die Vormachtstellung in
Ich kaufte ihn und trank ihn in einem Schluck      Schwierigkeiten bewahrt. Im Krankenhaus            meinem Leben zu beziehen. Dennoch bin ich
runter. Drei Monate lang hatte ich dann hefti-     wurde ich auf Herz und Nieren durchgecheckt.       bereit, ihm den Kampf anzusagen. Dieses Mal
ges Verlangen nach Alkohol. Ich trank heim-        Meine Leber hatte sich schon zur Fettleber         werde ich langfristig der Sieger sein. Ich bin
lich und leider unheimlich viel. Von selbst        umgewandelt. In meinem Fall nicht nur durch        fest entschlossen, wieder ich selbst zu werden.
ging ich dann in meiner Hilflosigkeit noch-        übermäßigen Alkoholkonsum, sondern auch            Wobei mir auch bewusst ist, dass es ein steini-
mals in die Nervenklinik und ließ mich zwei        aufgrund meiner ungesunden Ernährung.              ger Weg werden wird. (Autor der Redaktion
Wochen behandeln. Danach blieb ich noch            Nach 15 Tagen wurde ich vom Spital entlas-         bekannt)
14                 03/2021
Alkohol in Zeiten der Corona-Pandemie
Im Gespräch mit Christoph Lagemann, dem Leiter des Instituts Suchtprävention der pro mente OÖ

Alkohol ist ein omnipräsentes Thema in un-          nur wenige Menschen, die nach einer Entwöh-
serer Gesellschaft. Natürlich auch in Zeiten        nung dauerhaft abstinent sind. Insofern sollte
der Corona-Pandemie.                                der Rückfall nicht dramatisiert werden. Man
                                                    sollte diesen Personen stattdessen Mut zuspre-
Wir haben einige Klienten, die während              chen: was sie schon ein- oder mehrmals ge-
der Corona-Pandemie rückfällig geworden             schafft haben, können sie wieder schaffen.
sind – teilweise nach jahrelanger Alkohol-          Allerdings ist »Trocken-Sein« zu wenig. Ne-
Abstinenz. Lässt sich dieser Trend generell         ben dem Verzicht auf Alkohol ist der Erwerb
bestätigen?                                         der erwähnten Resilienz von wesentlicher Be-
Die Fähigkeit, belastende Momente wie               deutung, wenn die Abstinenz länger anhalten
Krankheit, Stress oder Krisen so zu bewälti-        soll. Denn die nächste Krise kommt bestimmt.
gen, dass man psychisch gesund bleibt, nennt
man Resilienz. Damit sind verschiedene Per-         Wie kann man es schaffen, nach einer The-
sönlichkeitsmerkmale und Haltungen ge-              rapie möglichst dauerhaft abstinent zu
meint, die es dem Einzelnen ermöglichen,            bleiben? Oder muss man das gar nicht –
schwierige Lebensereignisse unbeschadet zu          wäre vielleicht auch ein kontrollierter Kon-
überstehen. Vertrauen in sich selbst, Zuver-        sum möglich?
sicht, Mut, Humor, Unabhängigkeit und               Eine dauerhafte Abstinenz ist ohne Zweifel
Selbstständigkeit sind einige der Grundpfei-        ein anzustrebender Zustand. Dauerhafte Abs-      kranken helfen sollen, auf den Alkohol zu ver-
ler. Diese Resilienz sollte bereits von frühester   tinenz braucht aber genügend Schönes, Erstre-    zichten oder ihn zu reduzieren. Bei stationären
Kindheit auf von Seiten der Erzieher sowie          benswertes und Freudvolles im Leben, um          Angeboten bleiben die Patienten längere Zeit
des gesamten Umfelds bei den Kindern entwi-         dem Lockruf des Alkohols widerstehen zu          – zum Teil viele Monate – in geschlossenen
ckelt werden. Die Förderung von Resilienz ist       können. Sucht ist aber nicht gleich Sucht.       Therapiestationen und werden dort betreut be-
aber auch im Erwachsenenalter noch möglich          Diese Erkrankung tritt in unterschiedlichen      ziehungsweise in therapeutischen Sitzungen
und sinnvoll. Süchtige Menschen sind in der         Schweregraden auf und sollte auch möglichst      unterstützt. Diese geschlossenen Einrichtun-
Regel wenig resilient. Schwierige Lebens-           individuell und multiprofessionell behandelt     gen sind für manche Suchtkranke vorteilhaft,
ereignisse haben sie mangels Widerstands-           werden. Es gibt schwer Suchtkranke, für die      weil sie von der Außenwelt, in der der Alkohol
kraft in die Sucht befördert. Die aktuelle Pan-     eine dauerhafte Abstinenz angesichts ihrer Le-   sehr präsent ist, getrennt sind. Die Qualität
demie wird als bedrohlich erlebt und die Re-        bensumstände eine Überforderung darstellt.       einer Therapie hängt aber nicht so sehr von
aktion darauf heißt dann wie so oft in ihrem        Ein Merkmal der Sucht ist der Kontrollver-       der Form ab als viel mehr von der Qualität der
Leben: Selbstbehandlung durch Betäubung.            lust. Das bedeutet, dass der Betroffene seinen   Beziehung zwischen dem Patienten und dem
Mit Substanzen oder aber auch mit bestimm-          Alkoholkonsum nicht kontrollieren kann; also     Behandler. Diese ist von entscheidender Be-
ten Verhaltensweisen. Insofern handelt es sich      Selbstkontrolle, kontrolliertes Trinken viel-    deutung für den Therapie-Erfolg.
nicht um einen Trend, sondern um eine für           fach nicht möglich ist. Tagesstrukturen, Re-
Suchtkranke typische, erlernte und immer            geln in Betreuungseinrichtungen et cetera        Von wie vielen alkoholabhängigen Perso-
wieder angewandte »Bewältigungsstrategie«.          können jedoch die Alkoholmenge oder den          nen sprechen wir in Österreich?
                                                    Zeitpunkt für den ersten Schluck am Tag oder     Aufgrund diverser Studien gehen die Experten
Ist man als alkoholabhängiger Mensch ge-            die tägliche Alkoholmenge beeinflussen.          davon aus, dass etwa fünf Prozent der Bevöl-
fährdeter als bei anderen Substanzen, ei-           Auch weniger Trinken ist ein Fortschritt und     kerung über 15 Jahren von Alkoholismus be-
nen Rückfall zu erleiden?                           erhöht die Lebensqualität. Die Abstinenz als     troffen sind. Im Moment spricht die Fachwelt
Ja, weil die Verfügbarkeit von Alkohol in un-       alleiniges Ziel von Behandlung ist abzuleh-      von etwa 380.000 Alkoholkranken in Öster-
seren Breiten sehr hoch ist. Es gibt wenige         nen. Auch Menschen, die das nicht schaffen,      reich. Rechnet man diejenigen dazu, die einen
Produkte, die rund um die Uhr – Lockdown            brauchen unsere Hilfe.                           problematischen, die Gesundheit gefährden-
hin oder her – erhältlich sind. Alkohol und                                                          den Alkoholkonsum (Männer, die mehr als 60
Tabak können jederzeit erworben werden. Zu-         Welche verschiedenen Therapie-Angebote           Gramm Alkohol pro Tag und Frauen, die mehr
dem ist der Alkohol im Alltag omnipräsent.          gibt es für Betroffene?                          als 40 Gramm Alkohol täglich konsumieren;
                                                    Grundsätzlich muss zwischen ambulanten und       20 g = ½ l Bier oder ¼ l Wein) zeigen, so spre-
Was raten Sie einer Person, die rückfällig          stationären Angeboten unterschieden werden.      chen wir in Österreich von 1,1 Mio. Männern
geworden ist?                                       Bei ambulanten Angeboten finden Sitzungen        und Frauen. Davon sind zwei Drittel Männer.
Der Rückfall ist Teil der Erkrankung. Es gibt       in bestimmten Abständen statt, die dem Sucht-    Foto: privat, Text :de
                                                                                                                        03/2021                  15
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