MATERIALMAPPE LEON PIRAT - von Christine Nöstlinger

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MATERIALMAPPE LEON PIRAT - von Christine Nöstlinger
MATERIALMAPPE
LEON PIRAT
von Christine Nöstlinger

Ansprechperson für weitere Informationen
Mag.ᵃ Julia Perschon | Theatervermittlung
T +43 2742 90 80 60 694 | M +43 664 604 99 694
julia.perschon@landestheater.net | www.landestheater.net
MATERIALMAPPE LEON PIRAT - von Christine Nöstlinger
INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

1. ZUR PRODUKTION   ………………………………………………………….            3
2. DAS STÜCK   ………………………………………………………………….              4
3. PIRATENLIED AUS DEM STÜCK……………………………………………..        6
4. AUTORIN CHRISTINE NÖSTLINGER   ………………………………….       7
5. ERZIEHUNGS-ABC VON CHRISTINE NÖSTLINGER …………………..   8
6. NACHRUF AUF CHRISTINE NÖSTLINGER   …………………………... 11
7. NACHGEFRAGT BEI REGISSEURIN JULIA BURGER ………………….   13
8. KOSTÜMENTWÜRFE        ………………………………………………….          11
9. DAS TEAM    ………………………………………………………………....            16
10. THEATER FÜR DIE JÜNGSTEN   ………………………………………….       19
11. ZUM THEATERBESUCH    ……………………………………………….....       21
12. VOR- UND NACHBEREITUNG     …………………………..……………...    23
13. BASTELVORLAGEN ...………….……………………………………............. 30
14. MALVORLAGE …………………………………………………………………..             32
15. WEITERFÜHRENDE TIPPS …………………………………………………..         33

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MATERIALMAPPE LEON PIRAT - von Christine Nöstlinger
VORWORT

Liebe Pädagoginnen und Pädagogen, liebe Besucherinnen und Besucher,

Mit LEON PIRAT von Christine Nöstlinger eröffnen wir in der Saison 2018/19 unser
Programm für die jüngsten Theaterbesucherinnen und Theaterbesucher.

Endlich darf Leon mit Papa Pirat in See stechen und nach dem versunkenen Schatz suchen.
Wie es die Familientradition will, lernt er alles, was ein Kapitän können muss – aber Leon hat
noch einen ganz anderen Traum: das Kochen. Durch einige Vorkommnisse an Board wird es
Leon ermöglicht seine Kochkünste auch seinem Papa zu zeigen. Und vielleicht entdecken
die beiden wirklich am Ende des Stückes den Goldschatz, aber seht selbst ...

Leon kann sowohl für Mädchen als auch für Jungen ab 4 Jahren ein Vorbild und eine
Identifikationsfigur sein. Er versucht seinen Traum zu verwirklichen und ist dabei fantasievoll,
selbstbewusst und mutig. Und natürlich können die Kinder auch bei einem spannenden und
humorvollen Piratenabenteuer mitfiebern.

Die Regisseurin Julia Burger, die bereits viele Inszenierungen für ein junges Publikum
geschaffen hat u.a. für den Dschungel Wien und das Burgtheater, verknüpft die beiden
Geschichten von Christine Nöstlinger - „Leon Pirat“ und „Leon Pirat und der Goldschatz“ –
zu einem herzerfrischenden Kinderstück.

Mit der vorliegenden Materialmappe möchten wir Ihren Vorstellungsbesuch begleiten und
Ihnen und Ihren Kindern die Möglichkeit bieten, vertiefend und spielerisch in die Thematik
und die Inszenierungsweise des Stückes einzutauchen.

Dafür bietet Ihnen diese Sammlung Hintergrundinformationen zum Stück, wie z.B. ein
Interview mit der Regisseurin sowie Anregungen zur spielerischen und kreativen
Auseinandersetzung mit den Inhalten.

Sie finden in der Mappe auch einige Gedanken zum Theater für unser jüngstes Publikum
und Tipps für den Theaterbesuch.

Ich stehe Ihnen jederzeit gerne für Fragen, Anregungen und Feedback zur Verfügung.
Wünschen Sie sich abseits der Materialmappe eine persönliche Vor- oder Nachbereitung,
komme ich gerne zu Ihnen in den Kindergarten. In Verbindung mit der Buchung einer
Vorstellung ist dieses Angebot kostenlos.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Kindern einen gelungenen Theaterbesuch im
Landestheater Niederösterreich und viel Spaß beim Eintauchen in die Piratenwelt von Leon!

Mit herzlichen Grüßen,

Julia Perschon
Theatervermittlung Landestheater Niederösterreich

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MATERIALMAPPE LEON PIRAT - von Christine Nöstlinger
1. ZUR PRODUKTION

LEON PIRAT

empfohlen ab 4 Jahren | Dauer: 60 Minuten

Premiere: Fr 21.09.18

Vorstellungen für Kindergruppen & Schulklassen

Di 25.09.18, Mi 26.09.2018, Do 04.10.2018, Fr 12.10.18, Di 16.10.18, Di 06.11.18, Do
22.11.18, Di 04.12.18, Fr 07.12.18, Di 18.12.18, Mi 19.12.18, Fr 18.01.19,
jeweils um 10.30 Uhr

Besetzung

Leon                                               Julian Waldner

Papa Pirat                                         Othmar Schratt

Steuermann, Koch, Stern, Mama Pirat                Julia Edtmeier

Kartenbestellung

niederösterreich kultur karten
Rathausplatz 19
3100 St. Pölten
T 02742 90 80 80 600
karten@landestheater.net

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MATERIALMAPPE LEON PIRAT - von Christine Nöstlinger
2. DAS STÜCK
Die Inhaltsangabe dient in erster Linie zur Information für Sie als PädagogIn und ist nicht
dazu gedacht, sie an die Kinder weiterzugeben. Schließlich wollen wir sie auch ein wenig
überraschen. Wenn Sie allerdings Sorge haben, dass die Kinder Verständnisschwierigkeiten
haben könnten – etwa, weil Deutsch nicht ihre Muttersprache ist –, können Sie den Ablauf
natürlich mit den Kindern besprechen.

Nach dem Vorstellungsbesuch ist es interessant mit den Kindern darüber zu sprechen, was
sie gesehen haben. Woran können sie sich noch erinnern? Welche Figuren kamen vor, was
haben diese gemacht, wie ist es ihnen dabei gegangen? Welche Kostüme trugen die
Figuren? Wie war das Licht im Theaterraum?

INHALTSANGABE

Leons Papa ist Piratenkapitän und hat ein eigenes Schiff, auf dem ein Koch und ein
Steuermann arbeiten. Leon wird jeden Monat, wenn das Schiff an der Heimatinsel anlegt, wo
Leons Mama wohnt, am Mast gemessen. Wenn er ein Meter groß ist, darf er nämlich mit auf
See fahren. Und nun ist es soweit. Die Mannschaft sticht gemeinsam mit Leon in See auf der
Suche nach einem Goldschatz. Genauer gesagt, halten sie nach der Mastspitze eines
versunkenen Schiffes Ausschau, auf dem dieser Goldschatz zu finden ist. Auf dem
Piratenschiff zeigt Papa Pirat Leon was er als zukünftiger Piratenkapitän alles können muss
z.B. Totenköpfe auf Flaggen malen oder mit dem Säbel zwischen den Zähnen den Mast
hochklettern. Aber Leon hat eine andere Leidenschaft. Oft sitzt er bei dem Koch und schaut
ihm beim Kochen zu, denn eigentlich will er nicht Piratenkapitän, sondern Koch werden. Der
Koch wird eines Tages von einer großen Welle über Board gespült und nun wird dem
Steuermann angeschafft zu kochen. Doch das Essen schmeckt dem Piraten Papa nicht. Da
hat es der Steuermann satt und springt über Board, um eine eigene Segelschule
aufzumachen. Nun versucht sich Papa Pirat in der Küche, doch er kocht fürchterlich. Da
sieht Leon seine große Chance. Er kocht ein vorzügliches Essen für seinen Papa und der
sieht ein, dass wohl der Koch der wichtigste Mann an Board ist und Leon wird zum ersten
Koch im Kapitänsrang.

Eines Tages bringt eine Möwe einen Brief vorbei. In diesem steht, dass Papa Pirat zur
Generalversammlung der Piratenkapitäne kommen müsse, am 13. Sonntag des Jahres in
der Totenkopfkneipe auf Esperanza. Leon will unbedingt hin. Doch seit sein Papa diesen
Brief erhalten hat, zieht er sich immer mehr in seine Hängematte unter Deck zurück. Sein
Papa erklärt ihm, dass er mit Kapitän Holzbein um sein Schiff gewettet habe. Wenn er den
Goldschatz bis zur Vollversammlung nicht gefunden hat, müssten sie ihr Schiff Kapitän
Holzbein geben. Sein Vater ist ziemlich deprimiert und bittet Leon das Schiff zur Heimatinsel
zu bringen. Da Piraten glauben, dass ihnen ihre Lieblingssterne Wünsche erfüllen können,
bittet Leon seinen Stern ihn sicher nachhause zu bringen. Zuhause erzählt Leon seiner
Mama was passiert ist und dass der Papa Kummer hat. Seine resolute Mama hat einen
Plan. Sie hat noch Goldmünzen und diese versteckt sie mit Leon in einem Schiffswrack nicht
weit von der Insel entfernt und malt eine Schatzkarte. Am nächsten Morgen weckt Leons
Mama Papa Pirat. Sie ist streng und meint, wenn er schon sterben wolle, müsste er regeln
wer was bekommt, seinen Nachlass also. Sie schüttet verschiedene Dinge vor ihm aus.
Auch die selbstgemalte Karte mit dem roten Punkt. Sie meint, dass diese von Leons
Großmutter sei, die selbst eine berühmte Piratin war… Papa Pirat meint, dass dort der
Schatz sei und will trotz Unwetter sofort los. Leon begleitet ihn. Das Unwetter treibt sie

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irgendwohin und als es schwächer wird, sehen sie tatsächlich eine Mastspitze und sie
bergen eine Truhe voll Goldbarren. Sie fahren wieder zurück zu Leons Mutter. Diese ist ganz
erstaunt, ist es doch nicht der Schatz den sie versteckt hat. Aber Leons Papa ist glücklich,
weil er die Wette gegen Kapitän Holzbein gewonnen hat und sein Schiff nicht verliert.

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3. PIRATENLIED AUS DEM STÜCK

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4. AUTORIN CHRISTINE NÖSTLINGER

Christine Nöstlinger * 13. 10. 1936 † 28. 06. 2018 © Alexa Gelberg / Verlagsgruppe Beltz, Weinheim

Christine Nöstlinger wurde 1936 in Wien geboren und starb am 28. Juni 2018 ebenfalls in
Wien. Aufgewachsen im Arbeitermilieu der Wiener Vorstadt, studierte sie nach der Matura
Gebrauchsgrafik an der Akademie für Angewandte Kunst. Sie heiratete und bekam zwei
Töchter. Nöstlinger schrieb zunächst für Tageszeitungen, Magazine und den ORF. 1970
erschien ihr erstes Kinderbuch “Die feuerrote Friederike”, das sie auch selbst illustrierte.
Seitdem ist ihre Produktivität ungebrochen: Jedes Jahr erschienen Bilder-, Kinder- und
Jugendbücher aus ihrer Feder in diversen Verlagen. Christine Nöstlinger wurde für ihre
Bücher mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, dem
Friedrich-Bödecker-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, dem Kinder- und
Jugendbuchpreis der Stadt Wien und der Hans-Christian-Andersen-Medaille. Mit ihren ersten
beiden Büchern, “Die feuerrote Friederike” (dtv junior 7133) und “Wir pfeifen auf den
Gurkenkönig”, läutete sie gewissermaßen eine neue Zeit in der Kinderliteratur ein. Beide
Bücher stehen im Kontext der antiautoritären Bewegung nach 1968. In ihren folgenden
Bänden führte Christine Nöstlinger konsequent das Durchbrechen sprachlicher und
thematischer Tabus fort. Ihre Erzählungen sind von diesem neuen Stil geprägt und zeichnen
sich durch eine Sprache aus, die nah an der jeweiligen Zielgruppe ist. Thematisch
verarbeitet sie Alltagsgeschehen. Immer wieder tauchen aber auch das Aufbegehren
gegenüber jeglicher Art von Autorität auf, das ungenierte Ansprechen von Sexualität und
anderen Tabuthemen. Christine Nöstlinger hat einmal zum Selbstverständnis ihres
Schreibens gesagt: “Ich habe gewisse Vermutungen darüber, was Kinder lesen wollen, und
gewisse Vermutungen, was Kinder lesen sollten. Und dann habe ich noch das dringende
Bedürfnis, mir gewisse Dinge von der Seele zu schreiben. Und die feste Überzeugung, dass
Kinder beim Lesen gern lachen, die habe ich auch. Aus diesen vier Komponenten mische ich
üblicherweise meine Bücher zusammen ...”

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5. ERZIEHUNGS-ABC VON CHRISTINE NÖSTLINGER

Quelle: https://derstandard.at/1361241198798/Kinder-sind-auch-Menschen

(Christine Nöstlinger, Family, DER STANDARD, 11.3.2013)

“Sie wissen schon, was ich von Erziehung halte?”, hat Christine Nöstlinger gesagt, als
wir sie baten, ein Erziehungs-Abc zu schreiben. Das kam dabei heraus:

A
“Aber alle anderen dürfen!” ist beliebtes kindliches Druckmittel. In den raren Fällen, wo es
der Realität entspricht, sollten Eltern ihre Verweigerungshaltung überdenken.

B
Bedingungslos hat Elternliebe zu sein. Ein Kind muss sich ihrer gewiss sein, ganz egal, wie
es sich benimmt.

C
Chinesisch lernen heutzutage perfekt geförderte Kindergarten-Knirpse. Ob sie es gern tun,
ist fraglich.

D
Dankbar dürfen Eltern dafür sein, Kinder zu haben, Kinder hingegen schulden den Eltern
keinen Dank.

E
Ehrgeiz mögen Eltern in eigene Leistung umsetzen und nicht an ihrem Nachwuchs
abarbeiten.

F
Das Frühstück bleibt vielen Kindern im Halse stecken. Einzige Möglichkeit, das zu
verhindern, wäre in den meisten Fällen: sie von der Schulpflicht zu befreien.

G
Grenzen setzt das Leben den Kindern ohnehin reichlich, Eltern müssen sich nicht auch noch
im beliebten Grenzen-Setzen üben.

H
Humor hilft im Leben immer; womit nicht gemeint ist, dass Eltern die Probleme ihrer Kinder
mit munteren Scherzen weglachen können.

I
Indiskretion ist ein verbreiteter Tatbestand, wenn es um Kindergeheimnisse geht. Mütter, die
heimlich das Tagebuch der Tochter lesen, sind das Allerletzte.

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J
Jugend-Jargon muss erduldet werden, aber Kinder finden es peinlich, wenn sich ihre Eltern
diesen Jargon selbst zulegen.

K
Kinderzimmer aufräumen ist Kindespflicht, doch welcher Zustand als “aufgeräumt” gelten
darf, bestimmt der Bewohner des Zimmers.

L
Angeblich lügt jeder Mensch etwa zweihundertmal am Tag. Kinder sind auch Menschen!

M
Kindern zu Misstrauen erschwert nicht nur das Leben der Kinder, sondern auch das eigene
Leben ungemein.

N
Nachhilfe muss manchmal sein. Aber bitte nie von Mama, Papa, dem großen Bruder oder
der großen Schwester. Das würde den Familienfrieden gewaltig trüben.

O
Einen tollen Opa oder eine tolle Oma zu haben gehört zum Besten, was einem Kind
passieren kann.

P
Pausenbrote vergammeln gern in Schultaschen, was oft daran liegt, dass Kinder in der
Pause, statt zu essen, schnell die Hausübung vom Sitznachbarn abschreiben.

Q
Mit einem Kind, das nie Quatsch macht, soll man schleunigst zum Psychologen gehen.

R
Respekt beruht auf Gegenseitigkeit. Kinder, die von den Eltern nicht respektiert werden,
haben keinen Respekt vor den Eltern. Was möglicherweise wie Respekt wirkt, ist Angst.

S
Schule muss sein, muss aber nicht so wichtig genommen werden, dass sich alles in einem
Kinderleben nur um die schulischen Leistungen dreht.

T
Eine tägliche Turnstunde wäre angeblich sehr gut für Kinder. Soll aber auch Kinder geben,
für die das eine Horrorvision ist.

U
Manche Kinder sind Unschuldslämmer. An ihren Untaten sind stets andere schuld; wobei
ihnen viele Mamas Hilfestellung geben, indem sie nach „schlechtem Einfluss" Ausschau
halten und prompt fündig werden.

V

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Verbote sollte man so sparsam wie möglich setzen, aber darauf achten, dass die unbedingt
für nötig erachteten Verbote auch unbedingt eingehalten werden.

W
Dass Watschen gesund sein können, behaupten großgewordene geschlagene Kinder, die
das miese Verhalten ihrer Eltern positiv zu interpretieren versuchen.

X
Ein Kind, das Xaver getauft wurde, hat das Recht, einen anderen Vornamen zu beantragen.

Y
Für den Kinder-Yoga-Kurs gilt das Gleiche wie für den Chinesisch-Unterricht.

Z
Zuneigung kann es gar nicht genug geben, da ist kein Übermaß möglich. Falls Eltern
deshalb "Affenliebe" attestiert wird, mögen sie es gelassen hinnehmen.

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6. NACHRUF AUF CHRISTINE NÖSTLINGER

Quelle: https://www.zeit.de/2018/30/christine-noestlinger-jugend-kinderbuch-autorin-
nachruf
(18. Juli 2018 / DIE ZEIT Nr. 30/2018, 19. Juli 2018)

Herrliche Grantlerin

Christine Nöstlinger war eine Jugendautorin mit Fantasie.

Von Julya Rabinowich (Autorin)

Christine Nöstlinger hat mich wie so viele andere seit meiner Kindheit begleitet. Ihr
plötzlicher Verlust fühlt sich irreal an. Fast könnte ich wie Ronja Räubertochters Vater Mattis
schreien, der nach dem Tod des alten Räubers Glatzen-Per fassungslos ist: "Er ist immer da
gewesen!"

Auch Christine Nöstlinger ist immer da gewesen. Und sie hat mir in gewisser Weise den Weg
ins Wiener Leben hinein ausgeleuchtet. Ihre Bücher begleiteten mich jedoch nicht nur durch
meine Adoleszenz, sondern auch in meinem Sprachkampf, seit ich 1977 aus Leningrad nach
Wien kam. Deutsch war mir von Anfang an wichtig, lesen war mir auch wichtig, aber ich
brauchte Nöstlinger, um mein doch recht antiquiert angehauchtes Deutsch, das mich noch
immer verriet, endlich verösterreichern zu können. Nöstlingers Sprache verortete mich zügig
in Wien. Bald war ich auch keine Zugezogene mehr, sondern eine Zuagraste. Die
Transformation hatte begonnen. Und sie war noch lange nicht abgeschlossen: Spätestens
nachdem Dschi Dsche-i Wischer in mein Leben getreten war, wünschte auch ich mir einen
Schwanz. Und dazu ein Kleidchen mit besticktem Schwanzloch. Die dritte Zahnreihe konnte
ich hingegen durchaus entbehren, vermutlich, weil ich schon damals unter Zahnarztpanik litt.

Die Person hinter all diesen lustigen und weisen und kritischen Büchern war mir lange nicht
bekannt. Erst viel später, als Erwachsene, lernte ich jene Frau kennen, die Dschi Dsche-i
Dschunior und Gretchen Sackmeier und das Schutzgespenst Rosa Riedl in mein Leben
gelassen hatte: als Kämpferin und aufrechte Demokratin, die schon mal brutal direkt
austeilen konnte, eine in Österreich recht ungewöhnliche Eigenschaft. Die frontal auch mal
Machtmenschen angriff und die sich vehement für Frauenrechte einsetzte und für die
Freiheit, zu sein, was man sein wollte. Eine herrlich bissige Grantlerin, deren Worte doch
meistens sehr treffend gewählt waren. Bis zu ihrem Tod sparte sie nicht mit Kritik an der
politischen Landschaft in Österreich, bis zum Schluss kämpfte sie gegen den Rechtsruck. In
einem Interview bedauerte sie zuletzt, die Rückkehr der Mitte nicht mehr erleben zu können.
Das klang resigniert; es schmerzte mich, diese Kämpferin in dieser Stimmung zu erleben.
Aber ihre Einschätzung war leider genauso realistisch wie ihre Schilderung der
Lebensumstände ihrer Heldinnen und Helden – auch wenn diese immerhin mit einem
Schuss Fantastik rechnen konnten. Manchmal stelle ich mir vor, dass Christine Nöstlinger
doch noch da ist. Mit fliegendem, feuerrotem Haar auf einem Dachboden lebt und schreibt.
Einfach weiterschreibt. Weil, wie Rosa Riedl, Schutzgespenst es gesagt hat: "Wenn einer
etwas so dringend zu erledigen hat wie ich damals, wenn einer so zornig und wütend ist,
dann kann der nicht richtig sterben, weil er keine Ruhe hat."

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7. NACHGEFRAGT BEI REGISSEURIN JULIA BURGER
Nachgefragt hat am 04.07.2018 von Theatervermittlerin Julia Perschon

Was ist denn für dich das Reizvolle bzw. die Herausforderung daran, ein Stück für
Kinder ab vier Jahren auf die Bühne zu bringen?
Ich empfinde alle Altersgruppen als spannend, doch bei 4+ denke ich ist die
Herausforderung, dass dieses Alter eine Art Schwelle ist. Die Kinder sind hier schon seit
einiger Zeit im Kindergarten und beginnen sich gedanklich damit auseinanderzusetzen, wie
das dann wohl mit der Schule sein wird. Manche von ihnen streben sehr stark danach,
endlich in die Schule gehen zu dürfen, andere empfinden diesen Gedanken eher als
beängstigend. Hier wird die große Herausforderung sein, sie alle gemeinsam abzuholen in
ihren Gedanken, Sorgen und Sehnsüchten. Der Bogen, den es hier zu spannen gilt ist groß.
Das empfinde ich als die große Herausforderung, die ich sehr reizvoll finde.

Du hast ja für die Stückfassung zwei Geschichten von Christine Nöstlinger zu einer
verwoben. Was findest du an den Geschichten „Leon Pirat“ und „Leon Pirat und der
Goldschatz“ besonders spannend?
Das Grundkonstrukt ist sehr schön. Die Geschichte berichtet von einem kleinen Jungen, der
in die Fußstapfen seines Vaters treten soll. Das ist grundsätzlich mal eine sehr
nachvollziehbare Situation, die es häufig gibt. Die Kinder sollen was einen Bildungsweg oder
eine berufliche Laufbahn angeht, den Eltern nacheifern. In manchen Familien ist das ein sehr
konkret ausgesprochener Anspruch, in anderen schwingt das auf anderen Ebenen mit. Diese
sehr nachvollziehbare Situation ist aber in eine fiktive Welt und eine Piratengeschichte
verpackt: mir gefällt diese gedankliche Übertragung, so dass Kinder in unterschiedlichsten
Situationen diese Geschichte für sich annehmen können.

Bietet Leon als Figur eine Identifikationsmöglichkeit für Kinder? Wenn ja, welche?
Er ist sehr neugierig und sehr schlau. Und er liebt seine Eltern, respektiert sie und will sie
nicht enttäuschen. Allerdings wünscht er sich einen anderen Lebensentwurf, als jenen, den
sein Vater für ihn vorgesehen hat. Damit muss er sich auseinandersetzen und dabei zu sich
selbst finden. Das ist kein leichter Weg, eine bestimmte Erwartungshaltung an ihn, nicht zu
erfüllen und trotzdem seinen Vater und dessen Meinung weiterhin zu respektieren. Ich
denke, hier kann sich jedes Kind identifizieren, manche stärker und manche weniger stark.

Wie sind der Vater und die Mutter von Leon als Figuren angelegt?
Wir versuchen hier im Stück eine sehr starke Beziehung zwischen Vater und Mutter zu
erzählen, eine Symbiose, die von einem starken und ausgeglichenen Miteinander erzählt.
Die Mutter kann Dinge, die der Vater eben nicht kann und umgekehrt. Gleichzeitig gibt es
aber eine starke Akzeptanz und große Wertschätzung des Gegenübers.

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Wie würdest du deine Inszenierungsweise bei „Leon Pirat“ beschreiben? Wie
verwendest du die Mittel des Theaters und was ist dir dabei besonders wichtig?
Für mich ist es wichtig, dass jede Figur ein unverkennbares Merkmal besitzt. Eine
Eigenschaft, die einen Wiedererkennungseffekt für die Kinder hat. Dazu kommt, dass ich
gerne mit einfachen Mitteln inszeniere. Im Grunde so, wie Kinder spielen: die Badewanne
wird zur hohen See und der Kochlöffel zum Schwert.

Was muss deiner Meinung nach jeder Pirat oder jede Pirat haben?
Neugierde, Mut und Abenteuergeist.

Wenn Du dir wünschen könntest, wie das junge Publikum die Vorstellung verlässt,
was wäre das?
Am schönsten wäre es, wenn Sie im Anschluss ein kleines bisschen mehr Vertrauen in ihre
eigenen Fähigkeiten und Talente hätten.

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8. KOSTÜMENTWÜRFE

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9. DAS TEAM

Regie: Julia Burger

                            JULIA BURGER wurde in München geboren. Nach ihrem
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                            Wien war sie als Regieassistentin am Schauspielhaus Zürich
                            tätig. Dort erarbeitete sie u. a. einen audiovisuellen
                            Hörspaziergang zur Geschichte des Schiffbaus (2010) und
                            führte bei ILLUSIONEN von Iwan Wyrypajew Regie (2012).
                            Parallel begann sie als freie Regisseurin mit der Inszenierung
                            DIE TOTALVERNUTZUNG DER WELT von Sandra Gugić
                            (2011) am WERK X-Eldorado in Wien zu arbeiten. Weiters
                            inszenierte sie dort EIN ILTIS von Josephine Ehlert (2013),
                            DEPECHE MODE nach einem Roman von Serhji Zhadan
                            (2015) und MISSIONEN DER SCHÖNHEIT von Sibylle Berg
                            (2018).

Ihre Auseinandersetzung mit Kinder- und Jugendtheater begann am DSCHUNGEL WIEN.
Dort entstanden u. a. die Arbeiten DIE SCHNEEKÖNIGIN nach H. C. Andersen (2014),
TITUS von Jan Sobrie (2015), PETER PAN nach J. M. Barrie (2015) und KRÄHE UND BÄR
ODER: DIE SONNE SCHEINT FÜR UNS ALLE von Martin Baltscheit (2016).
Für das Vorarlberger Landestheater erarbeitete sie die mobilen Produktionen NACHTS –
WARUM ERWACHSENE SO LANGE AUFBLEIBEN MÜSSEN nach einem Kinderbuch von
Katharina Grossmann-Hensel (2017) und RONNY VON WELT von Thilo Reffert (2017). Für
ein junges Publikum inszenierte sie zuletzt am Burgtheater Wien AN DER ARCHE UM ACHT
von Ulrich Hub (2017).

Bühne & Kostüme: Nora Pierer

                            Nora Pierer wurde in Graz geboren, ist ebenda und in Basel
                            aufgewachsen. Nach dem Vorkurs an der Schule für
                            Gestaltung in Basel studierte sie Deutsche Philologie an der
                            Universität Wien sowie Bühnen- und Filmgestaltung an der
                            Universität für angewandte Kunst bei Bernhard Kleber. Nora
                            Pierer absolvierte mehrere Praktika, Bühnen- und
                            Kostümbildassistenzen am Theater Freiburg, Theater
                            Augsburg, Volkstheater Wien, Burgtheater, Landestheater St.
                            Pölten, Theater in der Josefstadt, Het Nationale Toneel Den
                            Haag und realisierte eigene Bühnenbildarbeiten und
                            Ausstattungen an der Universität für Musik und darstellende
                            Kunst, im Dschungel Wien, im WUK und im Theater
                            Drachengasse.

                                                                                       16
Schauspiel: Julia Edtmeier

                               Geboren in Linz absolvierte Sie zunächst eine
                               Tanzausbildung in Linz und Paris und schloss weiters Ihre
                               Schauspiel- und Gesangsausbildung in Wien im Sommer
                               2013 ab.

                               Weiter Wegstationen waren u.a. Villa Dolorosa im Casino am
                               Schwarzenbergplatz, Mamma Mia! & Jesus Christ Superstar-
                               im Raimundtheater Wien, Bussi im Gärtnerplatztheater
                               München, Gefährliche Liebschaften in der Galerie im Ersten/
                               Schuberttheater, Momo und Der Pirat im Kleiderschrank von
                               Thomas Birkmeir im Theater der Jugend Wien sowie sowie
                               Anatol (Regie Herbert Föttinger) im Theater in der Josefstadt.

                               Im November 2016 gründeten Julia Edtmeier, Alexander
                               Pschill & Kaja Dymnicki das Bronski & Grünberg Theater.
Dort war Sie in der Saison 16/17 als Lucy in Dracula, Iphigenie in Anti_gone und als Polina in
Der Spieler zu sehen.

 In dieser Saison spielte sie Rigoletto, sowie die Franzi in Wiener Blut (Regie Ruth Brauer-
Kvam) im Bronski; am Theater der Jugend war sie Mo in Der Fluch des David Ballinger und
in Das kleine Meermädchen (Regie Gerald Maria Bauer).

Schauspiel: Othmar Schratt

                               Geboren 1956 in St. Georgen am Längsee. Er erhielt seine
                               Schauspiel- und Gesangsausbildung am Konservatorium der
                               Stadt Wien. Anschließend ging er auf Tourneen mit der
                               Österreichischen Länderbühne und machte eine
                               Operettentournee durch Deutschland und die Schweiz. Von
                               1985 bis 2005 war er Ensemblemitglied am Stadttheater St.
                               Pölten. Er hatte diverse Film- und Fernsehauftritte, u. a.
                               Wurlitzer, Seniorenclub. Er spielte bei den Sommerspielen in
                               Bad Ischl, Bad Hall, Bad Deutsch-Altenburg und bei der
                               Stegreifbühne Tschauner.

                               Seit der Spielzeit 2005/06 Ensemblemitglied des
                               Landestheaters Niederösterreich.

                                                                                           17
Schauspiel: Julian Waldner

                                . Julian Waldner wurde 1996 in St. Veit geboren und lebt
                                derzeit in Wien. Nach der Matura 2014 am musischen
                                Gymnasium BRG Viktring begann er sein Schauspiel-
                                Studium am Max- Reinhardt Seminar. Rollenunterricht
                                erhielt er bei Elisabeth Augustin, Martin Schwanda, Janusz
                                Cichocki und Florian Teichtmeister.

                                Er wirkte in verschiedenen Filmen mit u.a. Wenn du
                                wüsstest wie schön es hier ist... (Regie Andreas
                                Prochaska), Brut (Kurzfilm), Fux (Kurzfilm, Regie: Lisa
                                Hasenhütl) Jimmie (Regie Jesper Ganslandt) und Josef,
                                Markus Julian (Regie Özgür Anil ).

                                Seit 2010 ist Julian Waldner Teil des Jugendtheaterclub
                                Klagenfurt.

Im Rahmen des Volkstheaterfestivals war er 2017 in Papier.Waren.Pospischil (Regie Anna
Marboe) und 2018 in Die Hinrichtung von Helmut Qualtinger und Carl Merz (Regie Simon
Scharinger) zu sehen. Weiter Theaterrollen hatte er u.a. in Foxfinder von Dawn King (Regie
Alexandru Weinberger- Bara) und Benefiz- Jeder rettet einen Afrikaner von Ingrid Laus und
(Regie Anna Marboe).

                                                                                          18
10. THEATER FÜR DIE JÜNGSTEN1
Füße scharren, auf dem Sitzplatz wird hin- und hergerutscht, es wird gelacht, getuschelt und
begeistert geklatscht und auch mal abrupt aufgestanden oder sich an die Mutter (die
Begleitperson) angeschmiegt. Solche und ähnliche Szenen können sich während einer
Theateraufführung für das allerjüngste Publikum im ZuschauerInnenraum vielfach abspielen.
Es herrscht bewegte Beteiligung, „denn die jüngsten TheaterzuschauerInnen nehmen
Theaterkunst mit all ihren Sinnen wahr und mit dem ganzen Körper.“ 2

Theaterkunst für das jüngste Publikum zu schaffen ist eine Herausforderung für alle
Beteiligten und erfordert ein hohes Maß an Einsatzbereitschaft, sowohl von den kleinen
BesucherInnen inklusive Begleitung als auch von den AkteurInnen auf der Bühne. Daher
möchten wir Ihnen mit diesem Leitfaden wichtige Informationen zum Thema bieten und Sie
bei der Vorbereitung des Theaterbesuchs unterstützen.

Was ist eigentlich Theater?

„Im Theater ereignen sich gleichzeitig viele wertvolle Erlebnisse: die Gemeinschaft (des
Publikums und der Akteure), das Ritual mit seinen Strukturen und Regeln, das Unmittelbare,
die Anteilnahme, die Poesie und Magie und nicht zuletzt die Überlieferung von emotionalem
sowie geistigem Wissen und sein Ausdruck auf einer künstlerischen, ästhetischen Ebene.“ 3

„Das Kind ist als Zuschauer aktiv, es nutzt alle Sinne in Freiheit, macht ästhetische
Erfahrungen und bildet sich.“ 4

Theater ist ein besonderer Raum der Kommunikation. Die Basis ist die gemeinsame
Anwesenheit von SpielerInnen und ZuschauerInnen und ihre direkte und indirekte
Interaktion. Die Kommunikation im Theater für die Allerjüngsten ist besonders fragil.
Funktioniert sie nicht, äußert sich dies meist direkt in der Vorstellung. Durch das unmittelbare
und offene Erleben und die große Sensibilität gibt es oft sofort Rückmeldungen. Es wird alles
registriert und meist auch kommentiert – mit Worten, Lauten und Gesten. Das darf so sein.
Authentizität und Ehrlichkeit sowie eine Feinfühligkeit und Akzeptanz für diese unmittelbaren
Reaktionen sind von den SpielerInnen hierbei gefragt. Da die Kommunikation mit den kleinen
ZuschauerInnen leicht abreißen kann, ist es wichtig, dass die Kinder in jedem Moment von
den SpielerInnen mitgenommen werden, sich wie eingeschworene Verbündete fühlen und
somit ein aktiver Teil der Geschichte sind.

Das Theater ist ein Raum der Fantasie, ein Eintauchen in andere Welten. Die Kinder können
ganz neue und unerwartete Erfahrungen machen. Diese öffnen Zugänge zur Welt, regen die
Kreativität und Fantasie an, verfeinern ihre Wahrnehmungsfähigkeit mit allen Sinnen und
setzen individuelle Entwicklungs- und Bildungsprozesse in Gang.

Theater ist ein sozialer und ein kultureller Raum. Es gibt Regeln und Konventionen, die auch
in anderen Bereichen des täglichen Lebens gelten können.

1
  Vgl. Theater von Anfang an, in: IXYPSILONZETT. Magazin für Kinder- und Jugendtheater, 02.2007
2
  Vgl. URL.: http://www.theatervonanfangan.de/texte/Goethe-Institut, 11.09.2016
3
  Florschütz, Melanie: Angeborenes Wissen neu entdecken, www.theatervonanfangan.de.
4
  Hoffmann, Stephan: “Theater für Zweijährige? Warum nicht! Über das Erleben von Kunst“, in: Gabi
dan Droste, Theater von Anfang an! Bildung, Kunst und frühe Kindheit“, Bielefeld: Transcript Verlag
2009.

                                                                                                  19
Man befindet sich in einer Gemeinschaft und lernt auf andere Rücksicht zu nehmen, sodass
alle die Vorstellung genießen können.

Theater ist Wahrnehmung. Im Theater für die Allerjüngsten heißt das nicht nur Hören und
Sehen, sondern Wahrnehmen mit allen Sinnen und dem ganzen Körper, also sozusagen mit
Haut und Haar. Das Spiel ist oft geprägt durch Materialität und Körperlichkeit. Auf sinnlich-
ästhetische Weise wird ein Raum erzeugt, der Bilder, Klänge, Sprache, Licht und Materialien
immer neu zusammensetzt. Der Blick wird auf das gelenkt, was im Augenblick geschieht.
Individuelles Erleben und die eigenen Erfahrungen stehen im Vordergrund.

Theater ist ein spezieller Ort. Besonders für die Allerjüngsten ist schon die Architektur und
Atmosphäre des Aufführungsortes Teil der Inszenierung. Im Theatersaal selber stehen dem
Publikum meist Bänke oder eine Tribüne im ZuschauerInnenraum zur Verfügung, die
SpielerInnen halten sich meist auf der Bühne auf. Sie ist sowohl Bewegungsraum der
SpielerInnen als auch etwas ungleich Magischeres: Die Bühne ist der Raum, wo sich das
Theaterspiel ereignet, wo eine ganze Welt entstehen kann, die jede/r einzelne ZuschauerIn
durch seine/ihre Fantasie noch größer und facettenreicher werden lassen kann.

Theater findet in jeder Aufführung neu statt. Keine Aufführung gleicht der anderen. Ganz
anders als beim Film haben die ZuschauerInnen durch ihre Präsenz Einfluss auf den
Rhythmus einer Inszenierung. Es ist immer ein gemeinsames Wagnis und besonders im
Theater für die Allerkleinsten stets eine neue, andere gemeinsame künstlerische Erfahrung
von Kindern und SpielerInnen.

Welche Personen braucht man für ein Theaterstück?

Ein Theaterstück entsteht durch die Beteiligung vieler Menschen. Als ZuschauerInnen sieht
man meist nur die SpielerInnen. Aber da gibt es noch den Regisseur oder die Regisseurin,
die das Stück inszenieren. Inszenieren heißt, ein Stück mit den SpielerInnen zu erarbeiten
und es zu proben. Der Dramaturg oder die Dramaturgin passt auf, dass der rote Faden und
der Spannungsbogen stimmen. Auf der Bühne gibt es ein Bühnenbild. Dazu gehört alles,
was an Dekoration auf der Bühne steht und die BühnenbildnerInnen sind dafür
verantwortlich. In den Werkstätten wird das Bühnenbild gebaut. Dort gibt es Tischler,
Schlosser und Maler. Die KostümbildnerInnen entwerfen die Kostüme, die von den
SpielerInnen getragen werden und die teilweise von den Schneiderinnen in der
Kostümwerkstatt extra angefertigt werden. Sehr wichtig im Theater ist auch das Licht. Da es
im Theaterraum keine Fenster gibt, werden alle Stimmungen durch künstliches Licht erzeugt.
Dafür sind die LichttechnikerInnen zuständig. Und dann gibt es noch die Welt der
Geräusche, Töne und Musik, die entweder von den SpielerInnen oder MusikerInnen selbst
live erzeugt oder vom Tontechniker oder von der Tontechnikerin eingespielt wird. Und
natürlich darf man auch nicht die BühnenarbeiterInnen vergessen, die alles auf- und
abbauen.

11. ZUM THEATERBESUCH
                                                                                            20
Ein Theaterbesuch ist ein Abenteuer für alle Beteiligten. Die Kinder verlassen ihr gewohntes
Umfeld, um etwas zu unternehmen, was sich stark vom Alltag unterscheidet, was
interessant, ja faszinierend zu sein verspricht und bei dem der Ausgang ungewiss ist. Es ist
wichtig, die jüngsten TheaterbesucherInnen bei ihrer oftmals ersten Theaterreise zu
begleiten. Um Ihnen bei diesem besonderen „Ereignis“ mehr Sicherheit zu geben, haben wir
ein paar Hinweise und Informationen erstellt, sodass der Theaterbesuch für beide Seiten
eine große Freude und Bereicherung werden kann.

Für die Begleitperson

Als Begleitperson sind Sie für die jungen TheaterbesucherInnen sehr wichtig. In der neuen,
noch unbekannten Situation werden die Kinder Ihr Verhalten genau beobachten und sich
daran orientieren. Sind Sie entspannt und fühlen sich wohl, werden sich auch die Kinder
wohl fühlen. Daher empfehlen wir Ihnen, mind. 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn ins
Theater zu kommen, um sich in aller Ruhe auf die Aufführung vorbereiten zu können.

Bereits im Vorfeld ist es empfehlenswert, sich auf den ersten Theaterbesuch vorzubereiten
und gemeinsam mit den Kindern zu überlegen, was Theater ist, welche unterschiedlichen
Arten es gibt, welche Menschen abgesehen von den SchauspielerInnen noch beteiligt sind
oder was im Vergleich zu Kino und Fernsehen anders ist. Um ein optimales
Zusammenwirken von Publikum und SchauspielerInnen zu ermöglichen, wäre es von Vorteil
den Kindern die besonderen Regeln, die im Theater gelten, zu vermitteln. Einige
Anregungen hierzu haben wir im Folgenden für Sie zusammengestellt:

THEATERREGELN

Was man während der Vorstellung im Theater DARF

- Lachen, Weinen

- Still sein

- Schreien, wenn man sich erschrocken hat

- Sich aufregen, wenn’s spannend ist

- Sich abregen, wenn’s vorbei ist

- Schlafen, wenn’s langweilig ist

- Aufstehen, wenn man etwas nicht genau sehen kann

- Sich wieder hinsetzen, nachdem man’s gesehen hat

- Antworten, wenn man vom Schauspieler was gefragt wird

- Die Antwort verweigern

- Applaudieren, wenn’s einem gefallen hat

- Das Handy und andere Lärmquellen ausschalten

Und was man NICHT DARF

                                                                                          21
- Zu spät kommen

- Trinken, Essen, Telefonieren, Fotografieren

- Unaufgefordert auf die Bühne gehen

- Den Nachbarn/die Nachbarin am Zuschauen/Zuhören hindern

Während der Vorstellung haben Sie als Begleitperson der jungen ZuschauerInnen viele
unterschiedliche Funktionen. Sie geben den Kindern die Sicherheit, indem Sie sie durch
einen Blick oder ein Lächeln in ihrem Erleben bestärken und sie ermutigen, sich auf die
Aufführung einzulassen. Manchmal hat ein Kind das Bedürfnis, sein Erleben während der
Vorstellung zu teilen, dann können Sie ihm durch Bestätigung und Spiegelung seines
Gefühlszustandes vermitteln, dass es verstanden wird.

Die Kleinen, die erstmals ins Theater gehen, brauchen einerseits die sichere Nähe und den
Schutz ihrer erwachsenen BegleiterInnen, andererseits aber auch den Freiraum, auf ihre
eigene Weise das Theater aufnehmen und entdecken zu dürfen. Kleine Kinder sind sehr
große ZuschauerInnen. Sie verblüffen durch ihre Fähigkeit Theater mit allen Sinnen
aufzusaugen – vorausgesetzt sie fühlen sich sicher und haben Vertrauen zu den
SpielerInnen.

Sollte ein Kind während der Vorstellung doch einmal Angst bekommen oder zu weinen
beginnen, ist es kein Problem, den Theatersaal für gewisse Zeit leise zu verlassen und
wieder zurückzukommen, wenn das Kind bereit dazu ist.

                                                                                          22
12. VOR – UND NACHBEREITUNG
Im folgenden Abschnitt finden Sie Fragen und Übungen zur Vor- und Nachbereitung des
Theaterstückes LEON PIRAT. Es geht nicht darum, den Kindern das Theaterstück vorher
schon zu „erklären“ oder später etwas „abzufragen“. Die Theaterrezeption ist genau wie die
Produktion von Theaterstücken ein kreativer Prozess. Jede/r ZuschauerIn nimmt Theater
anders wahr, es gibt dabei kein Richtig und kein Falsch.

Es geht vielmehr darum, vor dem Theaterbesuch Neugier zu wecken, die Sinne zu schärfen
sowie sich nach dem Theaterbesuch über das Gesehene auszutauschen. Des Weiteren
können Ihnen die Impulse helfen sich gemeinsam mit den Kindern den Themen des Stückes
anzunähern.

VOR DEM THEATERBESUCH

Die ersten drei Übungen helfen, sich der Rolle des Zuschauers oder der Zuschauerin
zu nähern und schärfen Wahrnehmung und Konzentration.

Ich stelle mein Fernrohr scharf
(diese Übung kann auch mit dem gebastelten Piratenfernrohr siehe S.30 durchgeführt
werden)

Die Kinder bilden mit ihren Händen vor dem einen Auge ein Fernrohr und schließen das
zweite Auge. Sie konzentrieren sich auf etwas, das sie interessiert und betrachten es genau.
Nacheinander beschreiben sie den anderen genau, was sie sehen. Diese Übung kann man
im Sitzen, Stehen und an den verschiedensten Orten machen.

Etwas ist anders

Die Gruppe sitzt als ZuschauerInnen vor einem markierten Bühnenraum. Vier SpielerInnen
kommen auf die Bühne und drei von ihnen stellen, setzen oder legen sich in einer selbst
gewählten Position als Standbild auf die Bühne (d.h. sie bewegen sich nicht). Die
ZuschauerInnen schließen die Augen. Der/die vierte SpielerIn verändert drei kleine Details
an dem Standbild. Die ZuschauerInnen öffnen die Augen und raten, was verändert wurde.

Theaterdetektive

Die Kinder sind Theaterdetektive und sollen bei dem bevorstehenden Theaterbesuch eine
ganz bestimmte Sache ganz genau unter die Lupe nehmen. Teilen Sie die Kinder in
Gruppen auf. Jede Detektiv-Gruppe bekommt einen Auftrag, auf was sie besonders achten
soll:

- Auf die Herzklopfmomente
- Auf die Gänsehautmomente
- Auf die leisen Moment
- Auf die lauten Momente
- Auf die traurigen Momente
- Auf die lustigen Momente

                                                                                          23
Nach dem Theaterbesuch präsentiert jede/r den anderen als Experte oder Expertin, was er
oder sie beobachtet hat. Alle waren in der gleichen Vorstellung und haben doch etwas
anderes gesehen.

Variante: Statt auf die „Gefühlsmomente“ kann man auch auf die verschiedenen
Mittel der Inszenierung achten: Licht, Bühne, Kostüme, Musik ...
Es kann spannend sein, beide Varianten miteinander zu kombinieren: Wie
war z.B. bei dem „Gänsehautmoment“ die Musik oder das Licht?

Bevor man eine Theatereinheit mit den Kindern beginnt, empfehlen wir sich mit einem
Anfangsritual auf das Spiel einzustimmen:

Zaubercreme (Warm-up)

Es wird eine „Zaubercreme“ im Kreis durchgegeben, die den SpielerInnen im Folgenden
beim Theaterspielen helfen soll. Wer die Zaubercreme gerade hat, muss sich die Hände
reiben, damit sie nicht erkalten. Wenn sie einmal reihum gewandert ist, wird der ganze
Körper mit der Zaubercreme warm und wach gerubbelt. Dabei können Sie die Kinder fragen:
„Welcher Körperteil fehlt noch?“. Auf diese Weise wird nichts vergessen, auch nicht die
Ohren, die Knie, die Ellenbogen usw.

VOR UND NACH DEM THEATERBESUCH

Was willst du einmal werden?

Die Kinder stehen im Kreis. Der/die SpielleiterIn fragt jedes Kind, was es den einmal werden
will und was die Eltern von Beruf sind. Jedes Kind überlegt sich wie es seinen Beruf
pantomimisch darstellen kann und zeigt es den anderen vor.

Leckereien pflücken (Warm-up)

Leon hat eine Leidenschaft: Das Kochen. Natürlich gibt es auch ganz viele Speisen, die er
besonders gerne kocht.

Alle stehen im Kreis und stellen sich vor, dass ihre Füße „verwurzelt“ sind. Der Blick geht
nach oben und alle sehen einen Baum, an dem die Lieblingsspeise hängt. Mühsam
versuchen alle, daran zu kommen, und strecken den Körper immer mehr, bis sich allmählich
die Füße der „Wurzeln“ lockern und alle nach oben springen können, um die leckeren
Speisen abzupflücken und sich vor die Füße zu legen. Jeder sucht sich das schönste Stück
aus, nimmt es voller Vorfreude in die Hand, riecht daran (laut durch die Nase einatmen) und
tönt genießerisch „mmmmmmmh“. (Hier kann man auch eine Runde anschließen, in der
jeder seine Leckerei stolz präsentiert.) Dann beißen alle in ihre Köstlichkeit und essen laut
schmatzend alles auf.

Seetüchtigkeit

Material: 1 große Decke

Piraten müssen auf jeden Fall seetüchtig sein. Oder können sich die Kinder einen Piraten
vorstellen, dem bei hohem Seegang schlecht wird? Zwei Erwachsene halten eine Decke.
Nacheinander legt sich ein Kind darauf und wird von den beiden Erwachsenen kräftig hin

                                                                                            24
und her geschaukelt. Wenn dem Kind dabei nicht schlecht wird, kann es in den Kreis der
Seeräuber aufgenommen werden.

Weitspucken

Material: 1 Schüssel mit frischen Kirschen

Auf einem Piratenschiff herrschen manchmal raue Sitten und manchmal ist den PiratInnen
auch langweilig und sie erfinden Spiele. So veranstalten sie z.B. gerne ein Kirschkern
Weitspucken. Dazu stellen sich alle entlang einer Linie auf, stecken eine Kirsche in den
Mund und futtern sie auf. Den Kirschkern behalten sie im Mund. Auf Kommando der/des
Spielleiterin/Spielleiters spucken sie ihn soweit wie möglich. Wer ist der beste Weitspucker
oder die beste Weitspuckerin?

PiratInnen in Gefangenschaft

Beim Versuch ein anderes Schiff zu überfallen, wurden zwei PiratInnen gefangen. Schaffen
Sie es, sich wieder zu befreien?

Die Kinder stehen in einem Kreis. Mit dem Abzählvers werden zwei PiratInnen ausgezählt:

Das Piratenleben ist sehr schön,
doch du, du musst jetzt leider geh´n!

Die beiden Ausgezählten begeben sich in die Kreismitte. Die anderen Kinder stellen sich
dicht nebeneinander auf und fassen sich an den Händen. Wenn die/der SpielleiterIn das
Kommando gibt, versuchen die beiden gefangenen PiratInnen, aus dem Kreis
auszubrechen. Sie probieren, zwischen den Beinen der Kinder durchzukrabbeln oder über
ihre Hände zu klettern. Das ist nicht einfach, denn die Kinder halten „dicht“. Hat einer der
Piraten oder Piratinnen es geschafft, aus dem Kreis zu kommen, darf er seinem Kumpel bei
der Flucht helfen. Nach fünf Minuten ist die erste Runde zu Ende. Selbst wenn sich die
Gefangenen nicht befreien konnten, werden sie abgelöst.

Bandenkampf

Material: 1 Stoppuhr, pro Kind 2 kleine Gegenstände

Die Piratenbande von Leons Papa und die Piratenbande von Kapitän Holzbein stehen sich
gegenüber. Der Abstand zwischen ihnen beträgt ungefähr 12 Meter. Vor jeder Bande wird
eine Startlinie markiert. Jedes Kind legt zwei Dinge aus seinem Besitz auf einen Haufen in
die Mitte des Spielfelds. Die/der SpielleiterIn mischt die Sachen und verteilt sie dann
willkürlich auf dem ganzen Spielfeld zwischen den beiden Banden. Auf Kommando laufen
beide Banden los und versuchen, möglichst viele Gegenstände an sich zu raffen. Nach 30
Sekunden müssen alle wieder an ihren Startlinien sein. Was haben sie erbeutet? Für einen
Gegenstand, der ihm selbst gehört, erhält der Betreffende 2 Punkte, für einen fremden
Gegenstand einen Punkt. Welche Bande hat insgesamt die meisten Punkte gemacht?

                                                                                               25
Rudern

Material: Obstkisten oder Pappkartons
PiratInnen müssen gute Ruderer sein. Deshalb besteht diese Aufgabe darin, eine bestimmte
Strecke im Boot zurückzulegen.

Die angehenden PiratInnen knien sich in ihre Ruderboote (Obstkisten oder Pappkartons).
Sie rudern vorwärts, in dem sie sich mit den Händen abstützen und mit den Kisten
nachrutschen. Alle werden nach mehr oder weniger kurzer Zeit an dem vereinbarten Ziel
ankommen. (dieses Spiel kann auch als Wettrudern ausgetragen werden.)

Gewitterorchester

Material: 1 Rettungsdecke, 1 Karton mit Reis darin, Alufolie für jedes Kind

Papa Pirat und Leon begeben sich auch bei großem Unwetter und Gewitter auf die
Schatzsuche. Wie könnten wir selber ein Gewitter darstellen?

Die Kinder sitzen barfuß im Kreis, in der Mitte liegt die silberne Rettungsdecke. Wir lassen
jetzt die Sonne zusammen aufgehen. Wir fassen uns alle an den Händen und stehen,
begleitet von einem gemeinsamen Ton, erst langsam, dann immer schneller auf. Wenn wir
stehen drehen wir uns nach außen und breiten die Arme aus. Die Arme sind unsere
Sonnenstrahlen. Im Raum drehen und die Sonne im ganzen Raum verteilen. Ui, jetzt
brauchen wir Sonnencreme – gegenseitig einreiben. Ui, der Boden um die Rettungsdecke
wird immer heißer. Wir retten uns alle in das kühle Nass auf die Rettungsdecke und kühlen
uns ab, dann setzen wir uns wieder im Kreis um die Decke, denn es kommen Wolken auf
und es wird kühler.
In der Mitte der Decke liegen nun der Karton und die Alufolien.
Wir pusten alle Wolken vor die Sonne. Alle Kinder bekommen Alufolien. Zuerst eine leichte
Sommerbrise, dann immer mehr Wind bis zum Sturm. Dann kommt der Regen (ein Kind
rasselt mit dem Karton – dieser kann auch im Kreis weitergegeben werden). Zuerst ganz
leicht, dann immer stärker. Plötzlich blitzt es (schnelles Händeklatschen) und donnert
(trampeln mit den Füßen). Und jetzt entsteht ein Gewitterorchester, das die/der SpielleiterIn
dirigiert.

Schatzsuche

Material: 1 Würfel,
mehrere kleine „Schätze“ (Bonbons, Gummibärchen, Schokoriegel, …)

Verstecken Sie die kleinen „Schätze“. Nun würfelt jedes Kind der Reihe nach. Wer als Erste/r
eine Sechs würfelt, steht schnell auf und sucht nach den Schätzen. Die anderen würfeln
fieberhaft weiter. Sobald der/die nächste eine Sechs würfelt, darf er/sie aufstehen und sich
auf die Suche machen. Der erste Schatzsucher oder die erste Schatzsucherin muss sich
wieder hinsetzen und mit den anderen Kindern weiterwürfeln. Jede/r, der/die einen Schatz
findet, darf diesen behalten. Besonders nette Kinder geben aber am Ende denen etwas ab,
die leer ausgegangen sind.

Wir basteln eine „uralte“ Schatzkarte

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Material:
Großes Stück festes Papier (z.B. ein Tapetenrest)
Feuchter Teebeutel
Salatöl
Kerze
Stifte, Pinsel und Farben

In dem Stück LEON PIRAT basteln Leon und seine Mama eine Schatzkarte. So könnte diese
gemacht werden:

Betupfe das Papier mit einem feuchten Teebeutel, bis es braun und fleckig ist. Streiche eine
dünne Schicht Salatöl auf das getrocknete Papier.
Bitte einen Erwachsenen, die Papierränder über einer brennenden Kerze etwas anzukokeln.
Wisch die Ölreste mit einem trockenen Lappen ab.
Male den Lageplan des Schatzes auf die Karte. Vergiss die Windrose nicht, die auf der Karte
die vier Himmelsrichtungen anzeigt. Etwas verknittert und abgegriffen sieht die Karte sogar
noch besser aus. Und jetzt, auf zur Schatzsuche.

NACH DEM THEATERBESUCH

Momentaufnahme

Die Gruppe sitzt mit geschlossenen Augen im Kreis oder liegt im Raum. Sie können die
Kinder durch gezielte offene Fragen und das Erwähnen von Details zu einem genauen
Erinnern des Theaterstücks anregen: Was war am Anfang auf der Bühne? Welches Bild hast
du noch im Kopf? Wie endete die Vorstellung? Was war lustig, traurig, seltsam, schön?
Welche Geräusche gab es? (siehe auch oben Übung „Theaterdetektive“)

Nach einer Weile werden die individuellen Momentaufnahmen und Erinnerungsfetzen kurz
beschrieben. Es geht nicht um das Nacherzählen des Stückes, sondern um einzelne
Momente und Details. Diese Übung ruft die Erinnerung an das Theaterstück wach und
bereitet das praktische Nachspielen von Szenen vor.

Gute Fragen!

Die Fragen sind als Anregung gedacht. Geben Sie die Fragen Ihren Kindern in der Gruppe
zurück und lassen Sie verschiedenen Interpretationen, Spekulationen und Fantasien zu.
Durch die vielfältigen Gedanken und Überlegungen der Kinder wird es möglich, eine eigene
Haltung zu dem Gesehenen zu entwickeln.

Was ist in dem Theaterstück alles passiert?
Hast Du Fragen zur Geschichte?
Habt ihr etwas nicht verstanden?

Welches war der spannendste Moment?
Womit fing es an und wie setzte sich die Geschichte fort?

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Gibt es eine Szene die Dir besonders in Erinnerung geblieben ist? Was ist da genau
passiert?
Gibt es eine Szene, die Dir nicht gefallen hat? Woran könnte das liegen?
Welche Szenen gibt es in dem Stück noch?
Wie endete das Theaterstück?
Hättest Du Dir ein anderes Ende gewünscht?

Wie viele Schauspieler und Schauspielerinnen waren auf der Bühne?
Wie sind die Namen der Figuren, kannst Du Dich daran erinnern?
Welche Figur würdest Du am liebsten selbst spielen? Warum?
Wie haben sich die Figuren gefühlt?
Wie sind die Verhältnisse der Figuren untereinander?

An welchen Orten spielt das Theaterstück?
Konnte man die Orte im Bühnenbild erkennen?
Was gab es bei dem Bühnenbild Besonderes zu entdecken?
Ist Dir das Licht aufgefallen? Welche Farben und Stimmungen?
Wie sahen die Kostüme aus?
Kannst Du das Kostüm Deiner Lieblingsfigur beschreiben?
Welche Requisiten (= bewegliche Gegenstände auf der Bühne) haben die Figuren benutzt?

Was hat Dich beim Spiel der SchauspielerInnen besonders beeindruckt?
Was war schön? Was war traurig? Was war lustig?

Gesten aus dem Stück erinnern

Alle Kinder gehen durch den Raum. Auf ein Zeichen von Ihnen stoppen alle. Jede/r versucht,
sich an Gesten aus dem Stück zu erinnern, diese zu imitieren und zu erproben. Auf ein
weiteres Zeichen gehen alle wieder durch den Raum bis zum nächsten Stopp.

Mein rechter Platz ist frei

Das bekannte Kreisspiel wird so gespielt, dass sich die Kinder die genannte Person,
entweder in der Rolle des Langen, des Kurzen, des Dicken, Leon, Papa Pirat oder Mama
herbeiwünschen. Es können vielfältige Darstellungsmöglichkeiten dieser Figuren entstehen.

Szenenspiel (in 2-3er Gruppen)

Jede Gruppe erinnert sich an eine kleine Situation aus dem Stück, bereitet die Szene kurz
vor und findet einen Titel. Der Reihe nach zeigen alle Gruppen ihre Szenen und nennen
ihren Titel. Der Titel kann auch nach dem Spielen von allen gemeinsam gefunden werden.

Bilder werden zu Szenen (3 er Gruppen)

Wir stellen Standbilder zu bestimmten Situationen aus dem Stück. Das Bild kann dann
lebendig werden und die Kinder gehen aus dem FREEZE in das Spiel einer kurzen Szene.

Standbild 1: Der Kurze putzt das Schiff. Der Lange steht am Steuerrad. Der Dicke räumt die
Küche auf.
Standbild 2: Leons Vater hält mit dem Fernrohr Ausschau. Leon sieht dem Dicken beim
Kochen zu.

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Standbild 3: Leon malt Piratenflaggen. Sein Papa steigt auf den Mast mit dem Säbel
zwischen den Zähnen. Der Kurze putzt weitere Säbel.
Standbild 4: Leons Mutter und Leon verstecken einen Schatz. Leons Papa schläft in der
Hängematte.

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13. BASTELVORLAGE

Quelle: Basteln mit den Allerkleinsten, Kleben, Klecksen und Gestalten, 2010
frechverlag

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14.MALVORLAGE

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15. WEITERFÜHRENDE TIPPS
Theater für die Jüngsten

Gabi dan Droste (Hg.): Theater von Anfang an! Bildung, Kunst und frühe Kindheit, Bielefeld:
Transcript Verlag 2009.

www.theatervonanfangan.de

Zimmer Renate: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Grundlagen einer ganzheitlichen
Bildung und Erziehung, Freiburg im Breisgau: Herder Verlag 2005.

Marquard und Jerg: Theaterspielen mit Kindern ab zwei Jahren, Cornelsen 2010.

Kinderliteratur zum Thema „Piraten“

Schön Bernhard: Wild und Verwegen übers Meer. Kinder spielen Seefahrer und Piraten,
2011, Ökotopia Verlag Münster

Binder Dagmar und Garbert Jutta: Piraten ahoi! Geschichten, Spiel und Spaß für kleine
Seeräuber

WEITERE MALVORLAGEN ZU LEON PIRAT FINDEN SIE ALS DOWNLOAD HIER:

https://www.landestheater.net/de/spielplan/spielzeit-2018-19/2018-19/13-leon-pirat

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