Matthieu Girel - Susanna Koeberle

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Matthieu Girel - Susanna Koeberle
A T E L I E R

                                                                                                                                          Matthieu Girel

                                                                                                                       Synergien nutzen
      Minimalist mit Hang
      zum Künstlerischen:
         Matthieu Girels
     Interesse gilt sowohl den
      technischen wie auch
        den künstlerischen
           Aspekten von
           Gestaltung.
                                                                                                       Matthieu Girel kam für das Studium an der ECAL in die
                                                                                                     Schweiz und ist anschliessend geblieben. Er ist Mitbegründer
                                                                                                      von Hyperespace, einem Co-Working-Space für Leute aus
                                                                                                            unterschiedlichen gestalterischen Disziplinen.
                                                                                                                           Interview: Susanna Koeberle, Fotos: Mirjam Kluka

                                                                                                                                                                                      I
                                                                                                                                                    Schritt für Schritt:                          mmer häufiger arbeiten
                                                                                                                                                      Auch sein neuer                             Designschaffende in
                                                                                                                                                    Entwurf für ein Sofa                          Kollektiven. Das muss
                                                                                                                                                    entstand zunächst in                          nicht heissen, dass man
                                                                                                                                                         Eigenregie.                              unter einem Namen sig-
                                                                                                                                                                                                  niert, sondern kann sich
                                                                                                                                                                              in projektbezogener Zusammenarbeit aus-
                                                                                                                                                                              drücken. Synergien lassen sich auch beim
                                                                                                                                                                              Teilen von Räumlichkeiten nutzen. Ein sol-
                                                                                                                                                                              cher gemeinschaftlich genutzter Raum ist der
                                                                                                                                                                              Hyperespace in Renens. In der kleinen Ge-
                                                                                                                                                                              meinde bei Lausanne sind nebst der ECAL
                                                                                                                                                                              und der EPFL auch viele Designstudios und
                                                                                                                                                                              Architekturbüros domiziliert. Der Gebäude-
                                                                                                                                                                              komplex befindet sich in einer ehemaligen
                                                                                                                                                                              Metallwarenfabrik und blickt auf eine be-
                                                                                                                                                                              wegte Geschichte zurück. Nach dem Auszug
                                                                                                                                                                              des Betriebes wurde auf Initiative von Chris-
                                                                                                                                                                              tophe Marchand das Design Studio Renens
                                                                                                                                                                              gegründet. Ziel war das Schaffen einer Platt-
                                                                                                                                                                              form für Designschaffende. Matthieu Girel,
                                                                                                                                                                              Studienabgänger der ECAL, war von An-
                                                                                                                                                                              fang an dabei. Bei unserem Besuch erzählt
                                                                                                                                                                              der Designer von der Umwandlung des De-
                                                                                                                                                                              sign Studios in einen Verein, der die Vision
                                                                                                                                                                              eines kreativen Hubs weiter vertiefte. Nach
                                                                                                                                                                              einem Umbau startete der Hyperespace 2015
                                                                                                                                                                              mit einem neuen Konzept.

                                                                                                                                                                              Vor dem Studium an der ECAL hast du in
                                                                                                                                                                              Frankreich studiert und warst auch im Bereich
                                                                                                                                                                              Architektur tätig. Erzähle uns davon.
                                                                                                                                                                                  MATTHIEU GIREL: Ich wusste
                                                                                           Materialliebe: Matthieu                                                            schon sehr früh, dass ich einen kreativen Be-
                                                                                            hat schon verschiedent-           Grüne Oase:                                     ruf erlernen wollte. Zunächst ging meine
                                                                                           lich mit Glas gearbeitet.     Der Hyperespace wurde                                Ausbildung in Richtung Kunsthandwerk,
                                                                                                                          2015 umgebaut; es ist                               nach zwei Jahren wechselte ich zum Indust-
                                                                                                                         ein Ort des Austausches                              riedesign. Während dieser Zeit machte ich
                                                                                                                             und des Teilens.

48                                               Das Ideale Heim im April 2021 — Atelier
Matthieu Girel - Susanna Koeberle
Kollaboration:
                                                  Matthieu Girel und
                                                                           Was ist das Konzept hinter Hyperespace?
                                                                               MG: Nachdem Christophe Marchand
                                                                                                                                                                                                           «Ich möchte Objekte kreieren,
                                                     Egli Studio           das Design Studio verliess, übernahm ein                                                                                            die eine Seele haben.»
                                                    entwarfen für          Kernteam die Räume. Diese wollten wir wei-
                                                   Hyperespace alle        terhin Kreativen zur Verfügung stellen. So                                                                                                  MATTHIEU GIREL
                                                    Möbel selber.          entstand die Idee eines Co-Working-Space
                                                                           für Leute aus unterschiedlichen gestalteri-
                                                                           schen Disziplinen. Heute gehören Design-
                                                                           schaffende, Architektinnen, Fotografen oder
                                                                           Grafikerinnen dazu. Wir haben eigens für
                                                                           das Atelier Möbelstücke entworfen.

                                                                           Habt ihr auch gemeinsame Projekte?                   Frisch: Das Regal-
                                                                              MG: Ja, eines der Ziele war ja das              system für Wogg soll es
                                                                           Schaffen von Synergien und das Teilen von          neu auch in verschiede-
                                                                           Aufträgen. Das funktioniert gut.                     nen Farben geben.
                                                                                                                                                                                                                                       Verspielt: Auch kleinere
                                                                           Du arbeitest häufig mit der Galerie NOV aus                                                                                                                    Objekte regen die
                                                                           Genf zusammen. Wie kam diese Kollaboration                                                                                                                       Fantasie an.
                                                                           zustande?
                                                                               MG: Ich kenne die Inhaberin, Nicole
                                                                           Cheibr Ragy, seit sie ihre Galerie eröffnet hat.
                                                                           Sie gibt Designschaffenden jeweils eine Carte
                                                                           blanche. Es waren für mich die ersten Jobs als
                                                                           selbstständiger Designer. Eines der ersten
                                                                           Themen, die sie uns auftrug, war Glas. Die
                                                                           Entwürfe in kleinen Serien ermöglichen ein
                                                                           experimentelleres Arbeiten. Es entstehen
                                                                           Objekte, die Kunsthandwerk zur Geltung
                                                                           bringen, das gefällt mir. Ich konnte für die
                                                                           Galerie auch Szenografien machen, einige
                                                                           davon zusammen mit Egli Studio, das auch
                                                                           Teil von Hyperespace ist.
                                                                                                                                            Baukastenprinzip: Das modulare Regal
                                                                                                                                            basiert auf einer einfachen und zugleich
                                                                                                                                                    ausgeklügelten Struktur.

                                                                              Offen: Für den Sessel
                                                                              sucht Matthieu einen
 ein Praktikum in einem Architekturbüro.                                           Hersteller.                                   Wie arbeitest du sonst? Wie entstehen deine          MG: Ich habe ein neues Sofa entworfen,
 Später konnte ich bei einem Architekten in                                                                                      konkreten Aufträge?                               wieder ohne konkreten Auftrag. Ich weiss
 Marseille anheuern, der viele Projekte in Chi-                                                                                       MG: Als junger Designer passiert es          noch nicht, wem ich das anbieten soll.
 na hatte. Das war spannend, doch schliesslich                                                                                   selten, dass man direkt von Herstellern ange-
 überwog die Liebe zum Objekt.                                                                                                   fragt wird. Vor allem am Anfang ist es wich-      Wie hast du das Jahr 2020 erlebt? Welchen
                                                                                                                                 tig, seine Arbeit zu präsentieren und keine       Einfluss hatte die Pandemie auf deine Arbeit?
 Und was hat dich zur ECAL geführt?                                                                                              Angst zu haben, Prototypen ohne konkretes              MG: Es sind natürlich einige Projekte –
      MG: Adrien Rovero, der an der ECAL                                                                                         Mandat zu gestalten. Man muss auch Risiken        etwa im Bereich Szenografie – ins Wasser ge-
 unterrichtete, hielt in meiner Schule in                                                                                        eingehen. Das Einreichen von Zeichnungen          fallen. Aber diese Zeit hatte auch gute Seiten.
 Frankreich einen Vortrag. Mich faszinierte                                                                                      und Projekten bei Stiftungen, wie zum             Ich konnte mich auf Dinge konzentrieren, die              Gut ausgerüstet: Zum
 die praktische Arbeit am Modell, die an den                                                                                     Beispiel der Ikea Stiftung, kann helfen.          ich beiseitegelegt hatte. Ich habe Lust bekom-             Hyperespace gehört
 Schweizer Schulen stärker praktiziert wird                                                                                                                                        men, mich vermehrt mit lokalen Handwer-                    auch eine Werkstatt.
 als in Frankreich. In Frankreich haben wir                                                                                      War das auch bei deinem Regal so, das nun von     kern oder Ausstellungsräumen zu vernetzen,
 sehr viel Theorie gemacht. Mir fehlte die                                                                                       Wogg produziert wird?                             zum Beispiel mit dem Keramiker Laurin
 Arbeit mit den Händen.                                                                                                               MG: Ja, es wurde auch von der Ikea Stif-     Schaub oder der Galerie Okro in Chur.
                                                                                                                                 tung unterstützt. Deswegen wollte ich einen
 Du bist auch für das EPFL+ECAL Lab tätig.                                                                                       lokalen Hersteller finden. Mir war es wich-       Was kennzeichnet deine Arbeitsweise?
 Wie kam es dazu?                                                                                                                tig, die Produktion von nahem zu verfolgen.           MG: Ich bin weder nur technisch noch
     MG: Nach meinem Bachelor an der                                                                                             Das Regal konnte ich im Rahmen einer von          rein künstlerisch interessiert. Ich situiere mich
 ECAL bekam ich die Gelegenheit, dort eine                                                                                       Pro Helvetia organisierten Ausstellung in         dazwischen, suche die Balance zwischen Mi-
 Stellvertretung im Bereich Szenografie zu         Prozesse: Entwürfe                                                            Mailand zeigen. Ich habe im Vorfeld Wogg          nimalismus und starkem Ausdruck. Meine
 machen. Ich unterrichte bis heute dort. Spä-      entwickeln sich stets                                                         kontaktiert und gefragt, ob sie das dort an-      Projekte haben oft eine doppelte Identität. Ich
 ter konnte ich auch verschiedene Szenogra-              weiter.                                                                 schauen wollen. Das hat dann geklappt.            möchte Objekte kreieren, die eine Seele haben.
 fien für das Lab umsetzen. Ich mag es,
 Mobiliar für bestimmte Räume zu entwerfen.                                                                                      Was sind aktuelle Projekte?                                  www.matthieugirel.com

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Matthieu Girel - Susanna Koeberle
P L AT T E N… F E U E R …
                                                     MATTHIEU GIREL
                                                                                                                            Gartenplättli …
                                                                                                                            Terrassenplättli …
                                    «HYPERSOFA»: Eigenständiges               «SPETTRO»: Das Projekt wurde
                                    Projekt zur Einrichtung des Co-Wor-       2012 an der ECAL durchgeführt und             Bodenplättli …
                                      king-Spaces in Renens. Das Sofa         von Alessi ausgewählt und internatio-
                                       widerspiegelt die Offenheit des
                                    Hyperespace-Workshops, der Teil der
                                                                               nal verkauft. Girels erste Erfahrung
                                                                                  mit dem bearbeiteten Objekt.
                                                                                                                            Cheminées …
                                    Hypercollection in Zusammenarbeit                                                       Schwedenöfen …
                                             mit Egli Studio ist.              «EGO»: Erster Versuch eines in
                                                                              Kleinserie produzierten Objekts, 2013         Gartenfeuer …
                                      «WOGG70»: Dieses Projekt von                ediert für die NOV Gallery.
                                       2019 stellt Matthieu Girels erste      Entdeckung des Galerie-Universums
                                    Zusammenarbeit mit einem Schweizer        und erstes Projekt in Verbindung mit
                                     Verlag dar. Das Regal behauptet sich            lokalen Handwerkern.
                                        gut im Verkauf und wird stets
                                    weiterentwickelt. So soll es demnächst      «BYGONE TIME IN REAL
                                    auch in neuen Farben erhältlich sein.      TIME»: Dieses Projekt entstand in
                                                                                 Zusammenarbeit mit dem EPFL
                                       «MERSIS»: Diese Vase für die                ECAL Lab, wo Matthieu als
                                     Kollektion «Omnia Su» von Label           Designer-Szenograf für ein Semester          8 x in der Schweiz
                                       Pasabahce (designt 2018) wurde           arbeitete und Erfahrungen in der
                                      gleichzeitig mit mehreren kleinen       Zusammenarbeit mit Ingenieuren und            Dorfstrasse 101 | 8424 Embrach ZH
                                       Objekten, die mit Wasser zu tun        Medieninteraktionsdesignern sammel-           Fon 044 866 44 44
                                     haben, bearbeitet. Eine erste Erfah-     te. Die Installation wurde an der Fête        info@ganz-baukeramik.ch
                                    rung in der Glasbearbeitung für einen      des Vignerons in Vevey und dann im           www.ganz-baukeramik.ch
                                     internationalen türkischen Kunden.           Museum für Gestaltung gezeigt.

     HYPERSOFA
                                                      MERSIS                                                 EGO
                                                                                                                       Das_ideale_Heim_210x136mm_3_2021_vom_26_03_2021.indd 1                                                                   25.02.2021 13:57:22

                          SPETTRO

                                                                            BYGONE TIME IN REAL TIME
                 WOGG70

                                                                                                                                                Aus Leidenschaft für Holz.
                                                                                                                                                         Terrassendielen aus Holz   Öffnungszeiten Showroom
                                                                                                                                                         Holz im Garten             Montag bis Freitag
                                                                                                                                                         Sichtschutz aus Holz       8:00-12:00 | 13:00-17:00 h
52                                                                                                                                                       Robinienstämme             Samstag
                                                                                                                                                                                                                 Tel. 081 750 23 23 | www.atlasholz.ch
                                                                                                                                                         Spielgeräte aus Holz       8:30-12:30 h
Matthieu Girel - Susanna Koeberle Matthieu Girel - Susanna Koeberle Matthieu Girel - Susanna Koeberle Matthieu Girel - Susanna Koeberle Matthieu Girel - Susanna Koeberle Matthieu Girel - Susanna Koeberle Matthieu Girel - Susanna Koeberle
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