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nr. 34, November 2020 DAS BESONDERE STADTMAGAZIN Medaillon Geschichte Ausstellung «50 Jahre Frauenstimmrecht» Gesellschaft «Das Waisenhaus war für mich ein Familienersatz» Natur Wunderkammer, Gruselkabinett, Forschungsstätte
Inhalt Geschichte Ausstellung «50 Jahre Frauenstimmrecht» Seiten 4 – 5 Gesellschaft «Das Waisenhaus war für mich ein Familienersatz» Seiten 6 – 7 Natur Wunderkammer, Gruselkabinett, Forschungsstätte Seiten 14 –15 Gesellschaft Bilder afrikanischer Menschen in der Stadt Bern 8 Der Burgerspittel Benefizkonzert von Patricia Kopatchinskaja 9 im Burgerspittel Kultur Wiederentdeckung hochgeheimer Ortsverzeichnisse 10 Berufsporträts Sie begegnen in ihrem Arbeitsalltag Menschen 12 jeder Couleur Einburgerungen Emmentaler sind Stadtbernern ähnlicher als vermutet 16 Abstimmung Kurzinformation über die aktuellen 19 Abstimmungsvorlagen Kulturtipp Hochseilakt trotz Corona 20 Gesellschaft Reden über die Kunst des Dialogs 22 Bank «Meh zuelose» als die anderen Banken 23 Natur Ein Hauch Toskana in unseren Wäldern 24 Casino Bern erhält in loser Folge «Zeitgedanken» 25 Herausgeberin Burgergemeinde Bern Medaillon Bahnhofplatz 2, 3011 Bern kommunikation@bgbern.ch Redaktionsschluss: 26. Oktober 2020 Titelbild: Nelly Rodriguez 2
Editorial Liebe Burgerinnen, liebe Burger, liebe Leserinnen, liebe Leser Corona hat auch den Alltag der burgerlichen Institutionen, Abteilungen und Behörden auf den Kopf gestellt. Der Kleine Burgerrat hat im April ein Corona-Soforthilfepaket von 1,2 Mio. Franken geschnürt, welches einen Mietzinserlass für rund 100 bei uns eingemietete Gewerbetreibende, Unterstützung für Partnerinnen und Partner im gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld sowie Soforthilfe für besonders betroffene Privatpersonen beinhaltete. Besonders das Naturhistorische Museum und das Casino Bern mussten ihren Betrieb vorübergehend nahezu einstellen und konnten ihn erst im Sommer wieder reduziert hochfahren. Dafür haben die beiden Häuser spannende Themen aufgegriffen: Das Museum zeigt aus seiner über 6 Millionen Präparate und Objekte umfassenden Sammlung die neue Ausstellung «Wunderkammer». Im Casino wurde mit «Am Zunfttisch» ein neues Angebot lanciert, ebenso ist die Vorfreude auf Joachim Gauck gross. Er wird das Haus anlässlich der Veranstaltung «Zeitgedanken» besuchen und für philosophische Sternstunden sorgen. Szenenwechsel: Der burgerliche Forstbetrieb nimmt an einer langjährigen, schweiz- weiten Testpflanzungsstudie teil und hat dazu im Forst über 860 teils exotische Bäume angepflanzt, welche dem Klimawandel trotzen und uns weiterhin mit dem einzigen nachwachsenden ökologischen Rohstoff Holz versorgen können. Blick zurück: Nach 111 Jahren wird die Ehemaligenvereinigung des ehemaligen burgerlichen Waisenhauses aufgelöst. Diesen Schritt besiegelt die letzte Ehemaligenpost (siehe Artikel auf S. 6). Diese und weitere besondere Themen bietet das neue Medaillon. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre. Herzlich, Bernhard Ludwig Burgergemeindepräsident 3
Geschichte Ausstellung «50 Jahre Frauenstimmrecht» Bald 50 Jahre ist es her, seit am 7. Februar 1971 das Frauenstimm- und -wahlrecht in der Schweiz angenom- men wurde und im Dezember 1971 die ersten gewähl- ten Politikerinnen ins Bundeshaus traten. Grund genug, um zuzuhören, wie es ihnen und ihren Nachfolgerinnen ergangen ist. Aus erster Hand erfahren wir Persönliches aus ihren Politkarrieren und wie sie mit Mut, Wider- standskraft und Humor allerhand Hürden in Meilenstei- ne des Erfolgs umwandelten. Text: Lisa Schlittler und Barbara Hirsig; Bild: KEYSTONE/Str Text mit Bildern: medaillon.bgbern.ch/50jahrefrauenstimmrecht www.bhm.ch/frauenstimmrecht D as Bernische Historische Museum verleiht Politikerin- nen zum 50-Jahr-Jubiläum des Frauenstimmrechts Gehör. In Kooperation mit dem interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Bern ist eine Ausstellung im Zeichen des Dialogs entstanden: Acht ehemalige und vier ak- tive Politikerinnen stehen unmittelbar im Zentrum. In erhellen- den und aufwühlenden Interviews gewähren die Politikerinnen den Besucherinnen und Besuchern Einblick in persönliche Erlebnisse aus ihrer Politkarriere. Die gestalterisch stimmungs- voll eingebetteten Videobeiträge entfalten ein lebendiges Stück Schweizer Politikgeschichte, das zu reden gibt und zum Aus- tausch einlädt. Nach 123 Jahren rein männlicher Bundespolitik war das lan- ge Warten der Frauen 1971 vorbei. Unter den ersten Politikerin- nen, die im Dezember 1971 das Bundeshaus bezogen, befanden sich zwei Nationalrätinnen, die von ihrer Wahl überrascht wor- den waren. Sie berichten in der Ausstellung von ihrer Aufregung und Ungewissheit darüber, was sie in Bern erwarten würde. Zu den Ersten zählt auch Elisabeth Kopp, die 1984 als erste Frau in den Bundesrat gewählt wurde. Sie beschreibt das enorme Ver- antwortungsgefühl allen Frauen gegenüber, das sie anspornte, ihre Sache gut zu ma- tiert fühlten, kämpften andere darum, ernst chen. Dabei lastete der hohe Erwartungs- genommen zu werden. Wie oft wurden Gleichstellungspolitisch druck schwer auf ihr, und umso einsamer zum Beispiel sozialpolitische Themen von fühlte sie sich in den Kaffeepausen, in de- haben die Frauen Seiten der Kollegen nicht aus gesamtgesell- nen die Kollegen ausschliesslich über Fuss- schaftlicher Sicht behandelt, sondern als in 50 Jahren im ball redeten. Die ersten Bundespolitikerin- reine «Frauenfragen» abgetan. Der Man- nen wurden im männlich dominierten Bundeshaus viel erreicht. gel an Damentoiletten im Bundeshaus er- Bundeshaus wohl als Exotinnen wahrge- schwerte den Arbeitsalltag zusätzlich. Die nommen. Tatsächlich waren sie Pionie- Politikerinnen erlebten immer wieder Ver- rinnen, deren unbedingtem Willen zur politischen Mitbestim- hinderungsmanöver, gegen einzelne wurde gar grosses Geschütz mung wir es verdanken, dass eine Regierung ohne Frauen heute aufgefahren. Wir erinnern uns an die Gerüchte und den media- undenkbar ist. len Wirbel um den Ehemann von Alt Bundesrätin Elisabeth Kopp Die Erfahrungen der ersten Politikerinnen waren unterschied- oder an die schmutzige Kampagne gegen die Bundesratskandi- lich. Während die einen sich von den Kollegen durchaus akzep- datin Christiane Brunner. Obwohl sich keine der Anschuldigun- 4
Gruppenbild mit zwölf Frauen: Die ersten zehn 1971 gewählten und die beiden kurz darauf nachgerückten Nationalrätinnen. gen bestätigen liessen, bereiteten sie im Fall von Kopp einer viel- vember 2020 bis 4. Juli 2021), sich aktiv an der Politik zu beteili- versprechenden Politkarriere ein jähes und unschönes Ende. gen und sich für notwendige Veränderungen mutig und leiden- Allen Umständen zum Trotz, gelang es den Frauen, die Politik schaftlich einzusetzen. nachhaltig zu verändern. Gleichstellungspolitisch haben sie in 50 Jahren im Bundeshaus viel erreicht. Eine der grossen Errun- genschaften ist das Bundesgesetz über die Gleichstellung von Frau HOMMAGE 2021 und Mann vom 1. Juli 1996. Die ehemaligen Politikerinnen heben Vom 7. bis 16. Februar 2021 findet im selben thematischen hervor, dass Frauen heute selbstbewusster politisieren als früher. Zusammenhang auf dem Bundesplatz eine multimediale Sie beobachten erfreut, dass Frauen sich auch gegenseitig wählen. Panorama-Projektion statt. Die Illumination der Fassaden Ist jetzt alles gut? Beim Blick auf die Gegenwart sind einige der des Bundeshauses, der Schweizerischen Nationalbank und interviewten Politikerinnen der Ansicht, dass für die Gleichstel- der Berner Kantonalbank rückt die immensen Leistungen lung, besonders in der Umsetzung, noch viel zu tun sei. Sie der Schweizerinnen auf dem Weg zu ihren politischen ermuntern die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung Rechten ins Licht. Die Burgergemeinde Bern unterstützt «Frauen ins Bundeshaus! 50 Jahre Frauenstimmrecht» (19. No- dieses Projekt mit CHF 50 000. 5
Gesellschaft «Das Waisenhaus war für mich ein Familienersatz» Nach 111 Jahren wird die Ehemaligenvereinigung des früheren burgerlichen Waisenhauses aufgelöst. Dieser Schritt wurde mit der letzten Nummer der vereinseigenen Text: Barbara Spycher; Bild: Jonathan Liechti «Ehemaligenpost» besiegelt. Die Journalistin Barbara Text mit Bild: medaillon.bgbern.ch/ehemaligenpost Spycher hat sich hierzu mit ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern der sozialen Einrichtung unterhalten. Nachfolgend ein Auszug eines Gesprächsporträts mit dem ehemaligen Bewohner Charles Gosteli. «A ls Achtjähriger wurde ich von den Behörden fremd- ren wollte, sondern zu überzeugen versuchte. Pierre Wissler war platziert, weil meine alleinerziehende Mutter mich meine stabilste Konstante im Waisenhaus. Heute ist mir klar, verwahrlosen liess. Also wurde ich eines Tages im Waisenhaus dass ich mir mit meinem unangepassten Verhalten bei ihm ganz deponiert, und mir wurde mitgeteilt, ich dürfe jetzt drei Wochen viel Zuwendung holte. Noch lange nach dem Waisenhaus war er nicht zu meiner Mutter. Das war ein Albtraum. Ich sprach kein mein Mentor. So wie man den Duden oder Wikipedia konsultiert, Deutsch, weil ich in der Romandie aufge- war Pierre Wissler meine erste Anlauf- wachsen war, und hatte keine Ahnung, was stelle für Fragen aller Art. Er war auch da, mit mir passiert. Doch nach einem halben als ich beruflich ins Strudeln geriet, und Charles Gosteli (66) Jahr konnte ich Berndeutsch wie alle an- machte mir ein entscheidendes Angebot. deren, ich wurde drei Jahre in einer Klein- lebte von 1963 – 1973 Denn nach meiner Lehre zum Mechani- klasse heilpädagogisch unterrichtet – und ker war für mich klar: Das will ich nicht im burgerlichen dann wurde es gut. Meine Mutter besuchte mein Leben lang machen. Mich zog es in ich nur noch selten, ab der sechsten Klasse Waisenhaus und arbeitete die soziale Arbeit. Doch mein erstes ein- brach ich den Kontakt ganz ab. Das hatte jähriges Vorpraktikum in einem Heim war dort von 1979 – 1984 als den Vorteil, dass ich mich komplett auf eine Katastrophe: Ich wurde ausgenutzt, das Waisenhaus als Familienersatz einlas- Heimerzieher. die Bedingungen waren unhaltbar. So woll- sen konnte. Da ich so lange dort war, kann- te ich nicht mehr. Ich war arbeitslos und te ich die Lücken des strengen Systems – wusste nicht recht weiter. Da rief mich und wusste sie kreativ zu nutzen. Mit einer Strickleiter oder Wissler an und bot mir an, als Miterzieher auf einer Gruppe im einem Seil fanden wir in der Nacht den Weg hinaus. In warmen Waisenhaus einzusteigen, unter der Bedingung, parallel die Aus- Sommernächten gingen wir zum Schwimmen in den hauseige- bildung zum Heimerzieher zu absolvieren. Ich hätte ein solches nen Badweiher. Oder wir kauften auf dem Flohmarkt eine antike Angebot nie erwartet. Es hat mir mehr als geschmeichelt, es hat Vespa, motzten sie auf, versteckten sie im Holzschopf und fuhren mich regelrecht umgehauen, und so kehrte ich als 25-Jähriger in nachts mit ihr rum. Doch dann flogen wir auf, und Heimleiter einer ganz anderen Funktion ins Waisenhaus zurück. Pierre Wissler, der Chef, wie wir ihn nannten, machte mir klar: Auch in dieser neuen Rolle war zwischen Pierre Wissler ‹Wenn du noch einmal bei einer solchen Nachtaktion dabei bist, und mir ein grosses gegenseitiges Vertrauen vorhanden. In die- musst du das Waisenhaus verlassen.› Das war das Ende dieser se Zeit von 1979 bis 1984 fielen der Umbau des Waisenhauses Nachtstreiche. Wenn man einen gröberen Unfug angestellt hatte, und die Konzeptänderung von einem zentral geführten Heim musste man immer nach dem Abendessen zum Chef ins Büro. hin zu autonomen Wohngruppen. Diese Änderungen wurden Eine Zeitlang war ich fast jeden Abend dort. Hinter verschlosse- von der Burgergemeinde vorangetrieben, und Pierre Wissler ner Türe redete er Tacheles. Nach diesen Standpauken entstan- hatte Mühe damit. Ich selber kam manchmal in einen Loyali- den oft Diskussionen. Er war dafür offen. Einmal fragte ich ihn, tätskonflikt. Einerseits fühlte ich mich ihm verbunden und hat- den Pfarrer, ob alles, was in der Bibel steht, wirklich passiert sei. te das bisherige Modell als Betroffener sehr geschätzt, anderer- Er antwortete, das sei unwichtig. Es sei die Idee, die besteche. seits sah ich aus fachlicher Sicht den Sinn von zeitgemässen Diese Antwort hat mir gefallen. Er war kein Prediger, der bekeh- Veränderungen.» 6
Gesellschaft Bilder afrikanischer Menschen Gas tkom in der Stadt Bern men tar In den letzten Monaten wurde in der Stadt Bern eifrig über die Darstellung afrikanischer Menschen diskutiert, ausgehend von einem Wandbild im Schulhaus Wylergut (1949). Es lohnt sich, den viel gestaltigen Bildern afrikanischer Menschen in Bern in chronologischer Reihenfolge nachzugehen und diese in die historischen Zusammenhänge einzuordnen. Text: Dr.phil. hist. Daniel Vinzenz Moser-Léchot, pensionierter Dozent für Geschichte und Geschichtsdidaktik an der PHBern Text mit Bildern: medaillon.bgbern.ch/bilderafrikanischermenschenbern Ausführlicher Text: https://www.bezg.ch/img/publikation/17_2/ moser_lechot.pdf D ie älteste Darstellung einer Afri- kanerin ist in der Französischen Kirche zu entdecken. Auf der Grabtafel gefördert: Für ihn repräsentierten die Drei Könige sowohl die drei Lebensalter wie auch die drei damals bekannten Kontinen- Im Pfingstfenster im Chor der Nydegg- kirche finden wir eine Darstellung von Robert Schär (1957 / 58): Der Apostel Phi- des Walther Senn von Münsingen aus te. Der Vertreter Afrikas trug eine schwar- lippus tauft (Apostelgeschichte 8, 26 – 39) dem Jahre 1323 befindet sich sein Wappen ze Hautfarbe und war gleichzeitig der den äthiopischen Hofbeamten. mit dem Kopf einer schwarzen Frau als jüngste König, wie er im schönen Altar- Die Bilder afrikanischer Menschen in Helmzier. Auf der Zürcher Wappenrolle bild (um 1490) von Hans Fries zu sehen ist. unserem Stadtbild müssen sehr verschie- von 1335 / 1345 finden wir acht Mal einen Die Drei Könige wurden im Berner Müns- denen Epochen und historischen Zusam- schwarzen Kopf, ebenso in der Manessi- ter mit einem Altar verehrt, im Berni- menhängen zugeordnet werden. In der schen Liederhandschrift um 1340. Der schen Historischen Museum finden wir Heraldik und im kirchlichen Bereich fin- Mohr oder die Mohrin im Wappen Ade- den Dreikönigsteppich aus der Kathedra- den wir Repräsentationen, die nicht mit liger ist als «Parteiabzeichen» der Anhän- le von Lausanne und das Juliusbanner von Kolonialismus und Rassismus in Verbin- ger der Staufer interpretiert worden. 1512 mit den Drei Königen. dung gebracht werden können. Für die Die Geschichte der Heiligen Drei Kö- Das heutige Hauszeichen der Zunft Periode des Kolonialismus in Afrika gibt nige wird im Berner Münster ausführlich zum Mohren an der Kramgasse ist kurz es wenige Darstellungen, so etwa das im Dreikönigsfenster und im Wurzel-Jesse- vor 1700 entstanden und zeigt einen Wappen der Mohrenzunft an der Rathaus- Fenster erzählt. Die Glasfenster entstanden schwarzen Krieger mit einem orientali- gasse (um 1900), den Kopf im Wylergut um 1450, erst zu diesem Zeitpunkt hatte schen Turban. Diese Darstellung ist in oder auf Werbeprospekten für «Kolonial- sich die Darstellung des dritten und jüngs- den Zusammenhang mit der älteren Dar- waren». Eine differenzierte Betrachtung ten Königs als Afrikaner nördlich der Al- stellung der Zunftfahne (um 1500) zu stel- muss zwischen den Epochen und den pen durchgesetzt. len: Hier trug der schwarze Mann eine unterschiedlichen Sinnzusammenhängen In der Westkirche spielte die Vereh- Krone und war ein Jäger. Möglicherweise unterscheiden. rung der Drei Könige seit dem 6. Jahrhun- hat hier der schwarze König aus der Drei- dert eine gewisse Rolle, in der Ostkirche königsgeschichte über den Jäger zum Krie blieb es bei den «Magiern». Die stärkere ger mutiert. Verbreitung des Kultes der Drei Könige Am Hauptportal des Münsters stehen ZUNFT ZUM MOHREN ging auf die Initiative von Kaiser Fried- die törichten und klugen Jungfrauen (nach Das Vorgesetztenbott der Zunft zum rich I. Barbarossa zurück: Nach der Er- Matthäus 25, 1 – 13), unter den Törichten, Mohren befasst sich angesichts der neu oberung Mailands 1162 übergab er die die burgundische Hoftracht tragen, ist entfachten Diskussion um Rassismus Gebeine der Heiligen Drei Könige seinem eine Afrikanerin zu finden. Isabella von und Kolonialismus intensiv mit Fragen, Parteigänger Rainald von Dassel, Erzbi- Portugal war die Mutter Karls des Kühnen. die mit ihrem Namen und ihren schof von Köln und Kurfürst, der sie 1164 Portugal verfügte schon um 1450 über Zeichen zusammenhängen. Sie führt in Köln installierte. Handelsstützpunkte in Westafrika und be- dabei auch eine interne Diskussion und Johannes von Hildesheim hat 1364 trieb Sklavenhandel mit Afrikanerinnen hat einen entsprechenden Prozess in den Kult um die Drei Könige wesentlich und Afrikanern. die Wege geleitet. 8
gut gespürt. Der Lockdown hat nämlich Der Burgerspittel auch bei einigen jüngeren Menschen für erhebliche Verunsicherung gesorgt. Die- Benefizkonzert von Patricia se Einsamkeit in den eigenen vier Wän- den war für mich persönlich als Musike- Kopatchinskaja im Burgerspittel rin fürchterlich. Nur üben, aber nicht auftreten zu können. Die Seele des Musi- Vier Franken Taggeld als Ersatz für Konzertausfälle. kers braucht aber die Bühne. Ich muss Corona hat in der Schweizer Musikszene für Härtefälle den Menschen Musik geben können. Dies gesorgt. Die weltberühmte, in Bern lebende Violinistin auf einmal nicht mehr zu können, habe Patricia Kopatchinskaja hat zugunsten eines Notfall- ich als psychische Belastung empfunden. fonds der «Schweizerischen Stiftung für die Förderung Versuchen Sie einmal einem Vogel zu ver- und Unterstützung von Berufsmusikerinnen und Berufs- bieten, zu zwitschern: Er stirbt. Und ich musikern» im Sommer vier Benefizkonzerte gegeben, mag es natürlich auch nicht, einfach zu- eines davon im Burgerspittel im Viererfeld, welches für hause herumzusitzen, ohne etwas verrich- grosse Begeisterung sorgte. Das Medaillon hat die ten zu können. Violinistin nach dem Konzert zur Situation von Musike- rinnen und Musikern in Coronazeiten befragt. Corona ruft uns die Verletzlichkeit Text: Martin Grassl; Bild: Jussara Koschahre unserer Zivilisation ins Bewusstsein. Text mit Bildern: medaillon.bgbern.ch/benefizkonzert Welche Rolle spielt Ihrer Ansicht nach die Musik in solchen Zeiten? MEDAILLON: Sie haben gerade im Jahr wegen einer Operation praktisch nicht Ich denke nicht nur an Corona, gleichzei- Burgerspittel ein Solorecital zugunsten auftreten konnte. Sein Taggeldersatz von tig droht nämlich der stattfindende Klima- notleidender Musikerkolleginnen vier Franken reicht nirgendwohin, um die wandel, unser Leben auf den Kopf zu stel- und -kollegen wegen Corona gegeben. Existenz zu sichern. Ich weiss von mehre- len. Ich fühle mich dabei ganz wie die Was hat sich für Sie persönlich wegen ren solchen Fällen. Musiker auf der Titanic. Das Schiff geht Corona verändert? langsam unter, doch das Orchester hat die PATRICIA KOPATCHINSKAJA: Ich persön- Aber Sie konnten zumindest auch Pflicht, bis zum Ende weiterzuspielen. lich habe glücklicherweise keine finanzi- nicht mehr auftreten, obwohl Sie ein Denn Musik spendet Trost. Sie ist ein Me- elle Not gelitten, da die Versicherungs- äusserst aktives Bühnenleben führen. dium, das einem erlaubt, die Welt anders leistungen aufgrund meiner vielen gut Genau, das kommt nämlich für all meine wahrnehmen zu können, sie sichtbar zu bezahlten Konzerte ausreichend waren. Kolleginnen und Kollegen noch hinzu: die machen. Musik ist ein Territorium in ste- Aber ich habe in meinem Bekanntenkreis seelische Not, den Beruf nicht mehr aus- ter Bewegung. Durch die Erfahrung der beispielsweise einen Kollegen, der letztes üben zu können. Das habe ich selber ganz Kunst öffnet sich erst das wahre Wesen ei- nes Menschen. Ich empfinde auch Dank- barkeit wegen der besonderen Situation. Dankbarkeit wegen Corona? Ja, Dankbarkeit. Solche Krisen schärfen nämlich ganz sicher unsere Sinne. Das ist auch gut so. Wir durften nun längere Zeit überhaupt nicht mehr auftreten. Seit den Lockerungen werden wir nun spürbar bes- ser wahrgenommen. Die Menschen freuen sich auf die Konzerte. Ich empfinde es als ein grosses Privileg, Gehör geschenkt zu bekommen. Ich erinnere mich sehr gut, wie meine Mutter früher einmal nach einem kleinen Konzert von mir – damals noch in Moldawien, wo meine Familie herstammt – meinte, wie schön es gewesen sei, dass mir die Menschen zugehört hätten. Ich war noch ein Kind und habe damals nicht ver- standen, was sie mir damit sagen wollte. Heute dagegen weiss ich sehr gut, worauf sie damit angesprochen hatte. Patricia Kopatchinskaja gab im Burgerspittel ein atemberaubendes Solorecital von Barock bis Zeitgenössisch. 9
Kultur Wiederentdeckung hochgeheimer Ortsverzeichnisse Die grossformatige Karte des Berner Stadtarztes Thomas Schöpf dürfte allen historisch-geographisch Interessierten ein Begriff sein. Bislang kaum bekannt waren jedoch Text: Florian Mittenhuber; Bild: Burgerbibliothek die Begleittexte zur Karte. Diese nie gedruckten Ortsver- Text mit Bildern: medaillon.bgbern.ch/schoepfkarte zeichnisse wurden als hochgeheime Informationsträger kartengeschichte.ch/ch/d-themen.html#60 angesehen, welche die Machtelite des Staats Bern im Vorfeld des Dreissigjährigen Krieges unter Verschluss zu halten suchte. Erst nach 1650 wurden diese Informationen für die Öffentlichkeit freigegeben. «E in grosser Staat braucht eine grosse Karte»: Dieser welschen Ämter sowie die gemeinen Herrschaften mit Freiburg. Gedanke könnte den aus Breisach gebürtigen, ab 1565 Innerhalb der Ämter werden zunächst Amtssitz und Pfarrge- als Berner Stadtarzt tätigen Thomas Schöpf (1520 –1577) zu einem meinden genannt, danach folgen die einzelnen Orte, mit Weg- Projekt bewogen haben, aus dem die bedeutendste frühneuzeit- strecken zu den nächstgelegenen Pfarreien respektive zum Amts- liche Darstellung des Berner Staatsgebietes hervorgehen sollte. sitz sowie lokale Besonderheiten. Jede Örtlichkeit ist durch Natürlich konnte Schöpf sein immenses scheinbar genau berechnete Koordinaten Vorhaben nicht allein umsetzen. Er hatte und Distanzangaben definiert, die jedoch zweifellos eine Menge von Helfern: von nur auf der Karte ausgemessen wurden Die Karte wurde 1578 den Gemeindepfarrern, die ihm Informa- (Luftlinien!). Im Rahmen der Vorbereitun- tionen über die örtlichen Gegebenheiten in Strassburg bei Bernhard Jobin gen zum kürzlich erschienenen Themen- lieferten, über Schreiber, Kartenmaler und heft des Verlags «Cartographica Helvetica» gedruckt, Druck und Kupferstecher, bis hin zu Leuten, welche (siehe URL oben) stellte sich heraus, dass Verlag und Druck der Karte besorgten. Vertrieb wurden allerdings rasch neben den acht erhaltenen Chorographien Das Resultat konnte sich sehen lassen (das Original befindet sich im Staatsar- vom bernischen Rat wieder und war Berns Grösse angemessen: Die chiv Bern, fünf Abschriften in der Burger- fertige Karte umfasst neun Doppelblätter, gestoppt. Eine zweite bibliothek Bern) noch eine Kurzfassung die sich zu einer monumentalen Karte existiert, die im Wesentlichen nur Orts Auflage erschien erst 1672 bei von 137 × 197 cm zusammensetzen lassen. namen enthält. Allein die Burgerbiblio- Auf der südorientierten Karte ist das ge- Albrecht Meyer in Bern. thek Bern besitzt ein gutes Dutzend dieser samte Territorium des alten Berns, also sogenannten Topographien. Mittels ein- inklusive der Waadt und des Aargaus, dar- gehender Analyse von Materialität und gestellt. Es reicht von der Grimsel im Osten bis nach Genf im Provenienz konnten die einzelnen Exemplare zeitlich exakt Westen sowie von Saint-Maurice im Süden bis zur Mündung der eingeordnet werden. Dies führte zu einer unerwarteten Ent- Aare in den Rhein bei Koblenz im Norden. Die auf den nicht- deckung: In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist die Über- bernischen Gebieten verteilten Kartuschen erläutern den Ge- lieferung auf wenige Exemplare beschränkt, die sich allesamt brauch der Karte, der dekorative Rahmen enthält die Wappen Personen aus dem innersten Machtzirkel Berns zuordnen lassen. der Ämter. Die Karte wurde 1578 in Strassburg bei Bernhard Daraus ergibt sich eine politische Dimension der Texte (und der Jobin gedruckt, Druck und Vertrieb wurden allerdings rasch vom zensierten Karte). Es handelt sich nämlich um geheime Informa- bernischen Rat wieder gestoppt. Eine zweite Auflage erschien tionsträger, welche die Machtelite des Staats Bern im Vorfeld des erst 1672 bei Albrecht Meyer in Bern. Dreissigjährigen Krieges unter Verschluss zu halten suchte. Erst Neben der gedruckten Karte gibt es einen handschriftlichen um 1650, als die Brisanz der Informationen nicht mehr gegeben Text, der zwar bekannt, bislang jedoch kaum erforscht war. Die- war, setzte eine breitere Überlieferung ein. Auffallend viele die- se zweibändige Chorographie enthält ein ausführliches Vorwort ser späteren Exemplare enthalten Informationen und Nachträge von Thomas Schöpf sowie Beschreibungen der Stadt Bern und zu den einzelnen Ämtern: Sie wurden in den Amtsstuben also der deutschsprachigen Ämter, der zweite Band behandelt die fleissig gebraucht. 10
Bern und Umgebung auf der Karte des Thomas Schöpf (Burgerbibliothek Bern, Mül S 4 (2), Doppelblatt 5) 11
Berufsporträts Sie begegnen in ihrem Arbeitsalltag Menschen jeder Couleur Schon gewusst? Über 800 Menschen arbeiten in über 50 Berufen wie Präparator, Konditorin oder ICT-System- Spezialist für die Burgergemeinde Bern. Dazu werden 31 Lernende ausgebildet sowie 17 Praktikumsstellen angeboten. Zudem engagieren sich zahlreiche freiwillige Mitarbeitende in verschiedenen burgerlichen Institu tionen. Drei Mitarbeitende der Burgergemeinde geben an dieser Stelle Einblick in ihre Tätigkeit. Text: Hanna Wenger, Pascal Mathis und Martin Grassl; Bilder: Andreina Capol und Martin Grassl Weitere Berufsporträts: www.medaillon.bgbern.ch/berufsportraets Deborah Steffen Rückkehr der Personalverantwortlichen Deborah Steffen gerne in der Natur unter- Aus Havanna via SAC-Hütte Manuela Giger, die sie im Mutterschafts- wegs. Weitere Leidenschaften sind Salsa- ins Casino urlaub vertreten hatte, gleich Vollzeit wei- tanzen, Yoga oder Musikhören. (MG) terbeschäftigt wurde. Die Tätigkeitsberei- Die gebürtige Emmentalerin Deborah che des Personalwesens wurden aufgeteilt, Steffen ist von Berufes wegen weit herum- wobei sich Manuela Giger und Deborah gekommen: Die gelernte Personalfach- Steffen bei Abwesenheiten gegenseitig ver- Anouk Riederer frau und Hotelfachschulabsolventin hat treten. «Nicht nur die Einführung des Strenger als eine grosse Schwester unter anderem fünf Jahre in der kubani- neuen Zeiterfassungssystems war aufwen- schen Metropole Havanna in einem Reise- dig, gleich nach Eröffnung des Casinos Ja, die Frau mag ihren Job. Anouk büro als HR-Verantwortliche gearbeitet. hatten wir mit vielen Personalwechseln zu Riederers Augen leuchten, wenn sie von Dazwischen tauschte sie während mehre- kämpfen und mussten unsere Rekrutie- ihrer Arbeit als Sozialpädagogin erzählt. rung optimieren, um Stabilität hinzube- Sie betreut Kinder und Jugendliche, die kommen», meint Deborah Steffen. Das vorübergehend in einer Wohnung von junge, multikulturell gemischte Team ist «SORA für Familien» leben. Auch Riederer «Die Neueröffnung eines ihr mittlerweile ans Herz gewachsen. «Ich und ihre Teamkolleginnen und -kollegen Betriebs verlangt Flexibilität, schätze, dass ich selbständig arbeiten so- sind während der Arbeit dort zu Hause – wie Verantwortung übernehmen kann und auch in der Nacht. «Diese Nähe zu den Einsatzwillen und Geduld», meint Ideen willkommen sind. Wie überall, gibt Klientinnen und Klienten ist sehr span- die motivierte Emmentalerin. es auch bei uns Tage, an denen es nicht nend und intensiv.» ganz rund läuft. Da ist es nicht schlecht, Grund des Aufenthalts der jungen die Komfortzone zu verlassen, um aus Leute sind die Verhältnisse in ihren Fami- rer Saisons die Karibik mit Bündner Hö- Rückschlägen zu lernen», so Deborah Stef- lien. Oft machen Eltern schwierige Phasen henluft, wo sie in einer SAC-Hütte Dienst fen optimistisch: «Gerade als der Betrieb durch. «Trennungen, psychische Erkran- leistete. Im Juli 2019 zog es Deborah Stef- im Winter richtig in Schwung kam, folgte kungen oder etwa häusliche Gewalt.» In fen für eine Stellvertretung als Mitarbeite- Corona…» Das Herunterfahren fast des solchen Situationen ziehen die Kinder rin Personal im Casino Bern wieder in ganzen Betriebs stellte für alle im Haus dann für einige Zeit in eine Wohnung heimische Gefilde zurück. Das neue, fri- eine grosse Herausforderung dar. Vor ih- von SORA. «Meistens sind es freiwillige sche Konzept des Hauses bewog sie, sich rer Stelle im Casino wusste Deborah Stef- Platzierungen bei uns. Denn häufig sind auf die Stelle zu bewerben. Einen Schritt, fen nicht viel von der Burgergemeinde Eltern und auch die Kinder froh um eine den sie bislang nicht bereut hat. «Die Neu- und war überrascht, wie vielfältig die Ge- solche Auszeit», betont Anouk Riederer. eröffnung eines Betriebs verlangt Flexibi- meinde von den Stadtwäldern bis hin Während dieser Zeit ist es dann an ihr, lität, Einsatzwillen und Geduld», meint die zum Naturhistorischen Museum ist. «Auch sich um die jungen Leute zu kümmern. motivierte Emmentalerin. Im Fall des das Berner Generationenhaus mit sei- Ein Erziehungsjob: «Es geht um rechtzei- Casinos gab es so viel zu tun, dass sie nach nen Events finde ich cool.» Persönlich ist tiges Aufstehen oder ums Zähneputzen», 12
zählt sie zwei Beispiele auf. Alle Klientin- Nachwuchs bei uns ‹geflickt› werde.» Doch gen für den Unterhalt des Gebäudes, fünf nen und Klienten gehen zur Schule oder es brauche stets auf beiden Seiten Verän- weiteren Angestellten obliegt die Reini- in die Lehre. Es gibt Hausaufgaben und derung. gung der Räumlichkeiten.» Ämtli im Haushalt. «Und es kam auch Eine Arbeit mit Knacknüssen. Aber Nebst seiner Arbeit im Hausdienst schon mal vor, dass ich mit einem Jugend- nur schon, wenn kleine Dinge plötzlich und der Technik liebt es Patric Pfäffli, mit lichen eine ganze Nacht wach blieb, weil klappen, ist die Freude gross. «Da gehe ich seinem Auto über eine schöne Passstrasse er eine Krise hatte.» jeweils ganz beschwingt nachhause», sagt Anouk Riederer. So auch damals, als der Jugendliche – einst als «nicht beschulbar» Die Sozialpädagogin versteht eingestuft – erfolgreich seine Lehre ab- schloss. «Solches stellt wahnsinnig auf.» sich als Coach. Dass sie sich dabei Und ihre Augen leuchten wieder. (PM) nicht immer beliebt macht, ist klar. «Oberbefehlerin» höre sie ab und zu, lacht sie. Patric Pfäffli Immer da und doch im Hintergrund Die Sozialpädagogin versteht sich als Coach. Dass sie sich dabei nicht immer Jeden Morgen vollzieht Patric Pfäffli beliebt macht, ist klar. «Oberbefehlerin» mit seinem Team als einer der Ersten höre sie ab und zu, lacht sie. Ist ihr Job das «Aufweckritual» im Burgerspital: Die eine Schwesterrolle? Sie überlegt lange. Brandalarmanlage wird hochgefahren, da- «Ich bin sicher strenger als eine grosse rauf folgt ein Kontrollgang in und um das Schwester.» Dennoch: «Wir haben es meist Haus herum, erst danach widmet sich sehr cool miteinander.» Patric Pfäffli den anstehenden Problem- meldungen, die in seinem Mailpostfach auf ihn warten. Der restliche Tagesablauf gestaltet sich von Tag zu Tag unterschied- zu fahren oder ferne Sterne zu bewun- lich – genau diese Abwechslung schätzt dern. «Die Astronomie hat mich nebst Patric Pfäffli an seiner Stelle sehr: «Für vieler technischer Fragen schon immer mich ist es wichtig, in meinem Job Her- fasziniert.» ausforderungen gegenüberzustehen. Die Um sechs Uhr abends übergeben Pat- Vielseitigkeit meiner Stelle als Leiter des ric Pfäffli und sein Team das Haus in die Hausdiensts und der Technik im Burger- spital bietet mir genau das.» Kaum jemand kennt sich in den Räum- Kaum jemand kennt sich lichkeiten des Burgerspitals so gut aus wie in den Räumlichkeiten Patric Pfäffli. Sein Bezug zum Gebäude beschränkt sich keineswegs nur auf das des Burgerspitals so gut aus eigene Büro, seine Arbeitstätigkeiten in wie Patric Pfäffli. den zahlreichen Ecken und Gängen sind mit vielen Erinnerungen verbunden. Der gelernte Maschinenbauer ist seit Oktober 2016 als Hauswart im Burgerspital tätig Obhut des Sicherheitsdienstes der «Bron- und leitet das Ressort seit 2020. «Mit Über- cos Security», der es über Nacht beaufsich- nahme der Leitung hat sich für mich eini- tigt. «Mit der Übergabe beende ich zwar ges verändert. Ich trage neu Verantwortung meinen täglichen Präsenzdienst. Für all- Oberstes Ziel sei, die Ressourcen ihrer für die Mitarbeitenden des Hausdiensts fällige Notfälle bleibe ich jedoch rund um Klientinnen und Klienten zu stärken. Es und der Reinigung. Die Koordination die Uhr erreichbar». Zum Glück kam es bringe nichts, nur auf Schwächen herum- bringt einiges an administrativer Arbeit bisher noch zu keinem Brand oder Ein- zuhacken. Oft sei es auch die Suche nach mit sich, aber genau diese Vielseitigkeit bruch. Patric Pfäffli wäre in solchen Situ- etwas, das den jungen Menschen Freude und die Arbeit im Team sind Herausfor- ationen als einer der Ersten zur Stelle. bereite – etwa Musik, Malen oder Sport. derungen, die ich in meinem Beruf gerne «Einmal ging der Feueralarm los, zum Auch mit den Eltern ist Riederer im engen anpacke. Nebst den zwei Lernenden in Glück aber nur, weil jemand auf einem Kontakt. «Einige meinen zwar, dass der unserem Team sorgen drei weitere Kolle- WC geraucht hatte». (HW) 13
Natur Wunderkammer, Gruselkabinett, Forschungsstätte Im November eröffnet das Naturhistorische Museum Bern seine neuste Ausstellung «Wunderkammer – Die Schausammlung». Damit macht das Museum einen Text: Dora Strahm (Ausstellungskuratorin); Bild: Lisa Schäublin wichtigen und mutigen Schritt: Es öffnet einen Teil Text mit Bildergalerie: medaillon.bgbern.ch/wunderkammer seiner wissenschaftlichen Sammlungen und wagt ein aussergewöhnliches Format: Eine aktive wissen schaftliche Sammlung und Forschungsstätte, die zu- gleich Ausstellung ist. I n wissenschaftlichen Sammlungen lagern Millionen von vom Gruselkabinett zu historischen und aktuellen Sammlungen Tieren und Pflanzen. Diese wertvollen Archive der Natur bis zu modernster Nutzung der Präparate im DNA-Labor und dokumentieren die Biodiversität – die Vielfalt des Lebens – und macht Zusammenhänge sichtbar. machen zugleich sichtbar, wie diese schwindet. In unserer «Wun- derkammer», einer Nasssammlung mit tausenden konservierten Biodiversitätsforschung vor Augen führen Tieren in Gläsern, trifft man auf Schritt und Tritt auf Zeugen des Die Ausstellung enthält eine Vielzahl von Hinguckern, die die Verlusts. Aber auch die Anstrengungen der Forscherinnen und Lust am Schauen und Gruseln bedienen: Geheimnisvolle, häss- Forscher, die Vielfalt des Lebens zu dokumentieren und zu liche oder berührende Tiere in Gläsern haben eine grosse Wir- bewahren, werden sichtbar. Damit ermöglicht die Ausstellung kung und Anziehungskraft. Doch dabei bleibt es eben nicht: einen tiefen Einblick in den Zusammen- Sorgfältig in Szene gesetzte «Highlights» hang von Sammlungstätigkeit und Biodi- wie etwa neu entdeckte Froscharten aus versitätsforschung: Unser Publikum, das In unserer «Wunderkammer», Borneo oder winzige Fische aus bedroh- vielleicht zuerst ein vermeintlich skurriles ten Torfsumpfwäldern Südostasiens grei- einer Nasssammlung mit Naturalienkabinett betritt, verlässt am fen immer wieder unsere wichtigste «Take Ende seines Besuchs eine eindrückliche tausenden konservierten Tieren Home Message» auf: Wissenschaftliche Forschungsstätte. Damit dies gelingt, ist Sammlungen sind unverzichtbare Grund- in Gläsern, trifft man auf Schritt Fingerspitzengefühl nötig: Einerseits ist lage für die Erforschung und Erhaltung es wichtig, das Fangen und Töten von Tie- und Tritt auf Zeugen des Verlusts. der Biodiversität. ren für gewisse Fragen der Wissenschaft Dies bezeugt eindrücklich auch die offen zu thematisieren. Andererseits muss nationale Referenzsammlung «Projet Lac das Publikum auf seine Fragen klare Antworten erhalten. Denn und Progetto Fiumi», die in enger Zusammenarbeit mit dem es entdeckt in den Regalen der Nasssammlung nicht nur tote Wasserforschungsinstitut Eawag und dem Bundesamt für Um- Schlangen oder Krokodile, denen viele eher distanziert gegen- welt erstellt wurde. Sie bildet einen wesentlichen Teil der Aus- überstehen, sondern auch Lieblingstiere wie Pinguine, junge Tiger stellung und führt mit ihren über 20 000 konservierten Schwei- oder herzige Hündchen. zer Fischen das wissenschaftliche und präparatorische Know-how Gerade in Zeiten zunehmender Wissenschaftsfeindlichkeit vor Augen, das notwendig ist, um Biodiversitätsforschung zu genügt es deshalb nicht, einfach anzunehmen, dass die Forschung betreiben. Übersicht und Orientierung in den anspruchsvollen an der Biodiversität als Argument für das Töten zu Forschungs- Themen bieten kurze, verständliche Texte, Infografiken und ein zwecken automatisch alle überzeugt. Denn vielen Menschen ist spielerischer Animationsfilm über die Möglichkeiten der DNA- der Nutzen wissenschaftlicher Sammlungen schlichtweg unbe- Analyse. kannt: Für einen grossen Teil des Publikums ist die Ansammlung Nun kommen zu all diesen Aspekten noch die konservato- von Präparaten, die ihm aus einem gestalterisch raffiniert ange- rischen, präparatorischen, gestalterischen und technischen An- legten Glaskubus entgegenleuchtet, nicht in erster Linie wissen- forderungen an unser Unterfangen. Allein darüber könnten wir schaftlich interessant – sie ist auch ganz schön gruslig. Und dort eine Ausstellung machen – doch zuerst steht nun der Gang durch holen wir die Menschen ab: Die Ausstellung spannt den Bogen die «Wunderkammer» an. 14
Objekte der Wunderkammer 15
A.B.F.: Für mich stünde Soziales im Vor- Einburgerungen dergrund, war ich doch während 18 Jahren im Stiftungsrat einer grossen sozialen Ins- Emmentaler sind Stadtbernern titution im Emmental tätig. ähnlicher als vermutet Sie führen in Langnau eine grosse Apotheke, verfolgen Sie ausser Seit 2019 erfolgen die Einburgerungen aufgrund medizinische Interssen? der neuen Satzungen nicht mehr an der Urne, sondern M.F.: Wir sind beide sehr gerne in der Natur abschliessend durch den Grossen Burgerrat. Im unterwegs und bewegen uns gerne, sei es «Medaillon» stellen wir die neuen Burgerinnen und beim Wandern, Velo- oder Skifahren. Burger vor, diesmal im Fokus die Familie Fankhauser. A.B.F.: Wir besuchen gerne Sportanlässe Text: Martin Grassl; Bild: Simon Stähli oder gehen an Konzerte sowie ins Theater. Text mit Bild: medaillon.bgbern.ch/einburgerungen Das gesellige Zusammensein mit Familie und Freunden ist uns sehr wichtig. (An die Söhne) Welches ist euer Bezug zur Stadt Bern und zur Burger- gemeinde Bern im Besonderen? LUCA FANKHAUSER: Wir haben beide über Jahre hinweg in Bern Schulen besucht. Ein D ie vierköpfige Familie Fankhau- ser stammt aus Langnau i. E. Das Elternpaar, der Apotheker Manfred Fank- Was gab den Ausschlag, gerade das Burgerrecht zu erwerben? Grossteil unseres Freundeskreises stammt aus Bern. Ich arbeite im «Bierhübeli» und ANNA BARBARA FANKHAUSER: Der habe als Vertreter dieser Location in der hauser und die Drogistin Anna Barbara Wunsch, nach Bern zu ziehen, wenn wir Planungsgruppe des «Bärner Stadtfestes» Fankhauser-Jost, betreiben im Dorfzent- zu gegebener Zeit unsere Geschäftstätig- Delegierte der Burgergemeinde Bern ken- rum Langnaus eine grössere Apotheke und keit in Langnau aufgeben werden, besteht nengelernt. Drogerie. Die beiden erwachsenen Söhne schon lange. Wir sind überzeugt, dass wir Gil und Luca Fankhauser leben mittlerwei- mit dem Erwerb des Burgerrechts noch Was macht ihr in eurer Freizeit? le nicht mehr in Langnau.Während erster viel intensiver mit Bern in all seinen Facet- GIL FANKHAUSER: Mit Freunden und derzeit in St. Gallen studiert, arbeitet letz- ten verbunden sein werden. Kollegen zusammen sein und aktiv Sport terer im Berner Konzertlokal «Bierhübeli». treiben. Das Medaillon hat nachgefragt, was die L.F.: Das sieht bei mir ziemlich ähnlich Emmentaler Familie dazu bewogen hat, «Es ist toll zu sehen, dass sich aus, zudem ich freue mich darauf, endlich das Burgerrecht zu erwerben. wieder mit Kollegen an die Heimspiele die Burgergemeinde auch stark von YB zu gehen. MEDAILLON: Was verbindet Ihre Familie für die Jugend einsetzt, sei als Emmentaler im Besonderen mit der Welche Ecken der Stadt haben es euch es im sozialen Bereich, im Sport Stadt Bern? speziell angetan und weshalb? MANFRED FANKHAUSER: Ich glaube, der oder in der Kultur.» G.F.: Sicher die Altstadt als Ganzes, aber typische Emmentaler ist dem Stadtberner letztlich kann man hier überall eine gute ähnlicher, als man vermuten könnte: stolz Zeit verbringen. Nicht der Ort ist ent- auf seine Wurzeln, aber gleichzeitig welt- Welche burgerlichen Institutionen scheidend: Wenn die Umstände stimmen, offen. Persönlich habe ich einen Grossteil schätzen Sie? fühle ich mich eigentlich überall wohl. meiner Ausbildungen, Gymnasium und A.B.F.: Generell finde ich es toll, dass sich L.F.: Lieblingsorte sind für mich sicher der Studium, in Bern absolviert und später die Burgergemeinde in verschiedensten Gurten, vor allem natürlich während des auch während zwei Jahren da gewohnt. Bereichen stark engagiert. Speziell hervor- Festivals. Und fürs «Aareböötle» zusam- heben möchte ich SORA und den Burger- men mit Kollegen kann ich mich immer Wie sind Sie auf die Burgergemeinde spittel. wieder begeistern. aufmerksam geworden? M.F.: Eigentlich indirekt in den 90er- Könnten Sie sich vorstellen, Welches burgerliche Engagement Jahren, als rege Nutzer der Burgerbibli sich in einem speziellen Bereich findet ihr cool? othek im Rahmen meiner pharmazie- zu engagieren? G.F.: Gerade für uns Junge ist es toll zu se- historischen Dissertation. Zudem gibt es M.F.: Ich kann mir durchaus ein Engage- hen, dass sich die Burgergemeinde auch in unserem Bekanntenkreis einige Bern- ment in den Bereichen Kultur und Wissen- stark für die Jugend einsetzt, sei es im so- burger. schaft vorstellen. zialen Bereich, im Sport oder in der Kultur. 16
Fototermin an einem der Berner Lieblingsorte der Familie Fankhauser: dem Rosengarten Habt ihr schon von der Jungen Burger- Die neuen Burgerinnen und Burger zu Ober-Gerwern (Anmeldung bei gemeinde Bern JuBu gehört und wür- der Gesellschaft zu Ober-Gerwern) det ihr dort einmal reinschnuppern? DAVID CARLOS BAPTISTA, geb. 1982, Ehe- G.F.: Wir haben die JuBu ehrlich gesagt mann von Barbara Esther Baptista geb. MARKUS CASPAR CURAU, geb. 1950, nicht gekannt und haben uns kurz auf de- Kappeler, mit der Tochter ZIVA BAPTISTA Ehemann von Margrit Curau geb. ren Website ein bisschen informiert. Es ist (Anmeldung bei der Zunft zu Webern) Bernhard (Anmeldung bei der Gesell- sicherlich positiv, dass durch die JuBu die schaft zu Zimmerleuten) speziellen Interessen und Bedürfnisse der MARCEL PAUL BERTSCH, geb. 1962, Jungen vertreten sind. Ehemann von Marianne Susanne MANFRED FANKHAUSER, geb. 1963, L.F.: Mit dem Beitritt zur Burgergemeinde Bertsch geb. Junger (Anmeldung bei und ANNA BARBARA FANKHAUSER geb. Bern betritt unsere ganze Familie Neuland. der Gesellschaft zu Kaufleuten) JOST, geb. 1962, mit den Söhnen Wir leben uns jetzt erst mal in die Ge- LUCA ROMAN FANKHAUSER und GIL meinschaft der Bernburger ein und sehen CAROLINE SIBEL CONK, geb. 1994, die NICO FANKHAUSER (Anmeldung bei weiter. Mutter ist Angehörige der Gesellschaft der Gesellschaft zu Pfistern) 17
CHRISTINE VON FISCHER geb. CHRISTIAN VITAL THOMAS KURER, MARTIN REBER, geb. 1983, Ehemann BRÜHWILER, geb. 1986, Ehefrau geb. 1981, Ehemann von von Corina Barbara Brunner, mit von Dominique Olivier Pascal Jacqueline Alexandra Sievers, mit dem Sohn THIERRY LOUIS REBER von Fischer und Mutter von dem Sohn ALEXANDER TOBIAS (Anmeldung bei der Gesellschaft Leonore von Fischer (Anmeldung KURER (Anmeldung bei der Zunft zu Zimmerleuten) bei der Gesellschaft zu Ober- zum Mohren) Gerwern) BLAISE RICHARD ROULET, geb. 1944, MATTHIAS CHRISTOPH LOHNER, geb. Ehemann von Marlise Roulet geb. DOMINIQUE DANIEL GILGEN, geb. 1971, Ehemann von Franziska Vogt (Anmeldung bei der Gesellschaft 1984, Ehemann von Janca Fabia Elisabeth Lohner geb. Hutzli, mit zu Pfistern) Gilgen geb. Santschi, mit dem den Töchtern MICHELLE FLORINA Sohn JO VITO GILGEN (Anmeldung FELIZ LOHNER HUTZLI, VALERIE SELINA MATHIAS DANIEL RUCH, geb. 1976, bei der Zunftgesellschaft zu SOL LOHNER HUTZLI, YAELLE Ehemann von Kathrin Anna Ruch Schmieden) MELINA-MAR LOHNER HUTZLI und geb. Liechti, mit den Kindern SIENA ANAHIE FRANCISCA-FLOR LOHNER KATHARINA RUCH und LUCCA PURI JAMILA LISA GISLER, geb. 2002, HUTZLI (Anmeldung bei der Gesell- RUCH (Anmeldung bei der Gesell- der Vater ist Angehöriger schaft zu Zimmerleuten) schaft zu Pfistern) der Zunftgesellschaft zu Schmieden (Anmeldung bei RETO ROLF LÜGSTENMANN, geb. DENISE SCHÄRER, geb. 1988, Ehefrau der Zunftgesellschaft zu 1974, Ehemann von Caroline von Pascal Matthias Wenger (Anmel- Schmieden) Andrea Kramer Lügstenmann geb. dung bei der Zunftgesellschaft zu Kramer, mit den Kindern ELIN Metzgern) SVENJA LUISA GISLER, geb. 2004, LÜGSTENMANN und ANDRI LÜGSTENMANN der Vater ist Angehöriger der (Anmeldung bei der Gesellschaft zu MATTHIAS MARTIN SCHAUWECKER, Zunftgesellschaft zu Schmieden Mittellöwen) geb. 1986, Ehemann von (Anmeldung bei der Zunftgesell- Corinne Blum, mit dem Sohn schaft zu Schmieden) DINAH MARTI, geb. 1992, die Mutter AUREL WERNER S CHAUWECKER ist Angehörige der Zunftgesellschaft (Anmeldung bei der Gesellschaft MICHAEL LUKAS GRETENER, geb. zum Affen (Anmeldung bei der zu Schuhmachern) 1966, Ehemann von Jane Ariane Zunftgesellschaft zum Affen) Paula Gretener geb. Flückiger NADINE EMANUELA STÄHLI, geb. (Anmeldung bei der Zunftgesell- MICHAEL MARTI, geb. 1996, die Mutter 1997, die Mutter ist Angehörige der schaft zum Affen) ist Angehörige der Zunftgesellschaft Gesellschaft zu Zimmerleuten zum Affen (Anmeldung bei der Zunft (Anmeldung bei der Gesellschaft zu TOBIAS MICHAEL GYSIN, geb. 1972, gesellschaft zum Affen) Zimmerleuten) Ehemann von Anja Carolyn Gysin geb. Maillart, mit den Töchtern SOPHIE LUCIA MITSCH, geb. 1977, Ehefrau SAMUEL ALEXANDER STUBER, MARIA GYSIN und MIA JOSEPHINE von Bernhard Hermann Gerber, mit geb. 1964, Ehemann von GYSIN (Anmeldung bei der Zunft zu den Töchtern LUISA MARIE MITSCH Marjhoriet Karina Stuber geb. Webern) und GIORGIA ANNA MITSCH (Anmel- Hernandez P araguacuto, mit den dung bei der Zunftgesellschaft zu Kindern EDUARDO STUBER und FRANK ERICH HEINZMANN, geb. Schmieden) THALIA STUBER (Anmeldung bei 1970, Ehemann von der G esellschaft zu Pfistern) Jacqueline Heinzmann geb. NICOLE MÖSCHLER geb. Streuli, mit den Kindern TIMO SCHUMACHER, geb. 1984, Ehefrau RAPHAEL DAVID TRÖHLER, HEINZMANN und LYNN HEINZMANN von Lorenz Möschler und Mutter geb. 1981, E hemann von Mirjam (Anmeldung bei der Burger von Luisa Möschler (Anmel- Tröhler geb. Eberhard (Anmel- gesellschaft) dung bei der Zunftgesellschaft zu dung bei der Gesellschaft zu Metzgern) Kaufleuten) ROBERT KAT, geb. 1975, Ehemann von Beatrice Helene LÁSZLÓ ISTVÁN PETRI, geb. 1948, MATTHIAS WENGER, geb. 1978, Kat geb. Mooser, mit den und SANDRA GABRIELA PETRI geb. Ehemann von Stefanie Sara Wenger Töchtern SILJA BARBARA KAT und MATTER, geb. 1967, mit den Söhnen geb. Jordi, mit den Kindern REMO JORINA ELENA KAT (Anmeldung YANIS LÁSZLÓ PETRI und LORIN NANDO WENGER und NORA VERINA bei der Zunftgesellschaft zu LÁSZLÓ PETRI (Anmeldung bei WENGER (Anmeldung bei der Gesell- Schmieden) der Gesellschaft zu Schiffleuten) schaft zum Distelzwang) 18
Vorlage 2: Budget 2021 Abstimmung Das Budget 2021 weist ein ordentliches Ergebnis von rund CHF 3,6 Mio. aus und Kurzinformation über die ist damit tiefer als das ordentliche Ergeb- nis (rund CHF 5,0 Mio.) des Budgets aktuellen Abstimmungsvorlagen 2020. Nach der Wiedereröffnung des Ca- sino Bern im Herbst 2019 konnten zwi- An der Urnenabstimmung vom 16. Dezember 2020 schenzeitlich Erfahrungswerte gesammelt stellen sich 22 Mitglieder für den Grossen und 5 Mitglie- werden und in die Budgetierung einflies der für den Kleinen Burgerrat zur Wahl. Abgestimmt sen. Gleichzeitig steht die Eröffnung des wird über die Sanierung des Zehendermättelis mitsamt zusätzlich geplanten Betriebs des Restau- der Gastroinfrastruktur sowie das Budget 2020 der rants «Frohsinn» durch das Casino Bern Burgergemeinde Bern. Der Grosse Burgerrat empfiehlt an. Der tiefere Finanzaufwand sowie die den Stimmberechtigten die Annahme der Vorlagen. tieferen ordentlichen Abschreibungen auf Text: Stefanie Gerber; Bild: ZVG dem Verwaltungsvermögen spielen eben- so eine Rolle. Gleichzeitig gibt es einen Rückgang bei den Entnahmen aus den Spe- zialfinanzierungen aus dem ausserordent- lichen Liegenschaftsunterhalt. Die Substanz der Burgergemeinde Bern entwickelt sich unter anderem auf- Vorlage 1: Sanierung Grundausbau und unverwechselbaren Orts zu bewahren und grund der hohen Investitionen in die Casi- Gastroinfrastruktur Zehendermätteli gleichzeitig die Infrastruktur so zu moder- no-Liegenschaft mit rund 1,8%. Dies ent- Das Restaurant Zehendermätteli mit seiner nisieren, dass das Zehendermätteli bereit spricht dem prognostizierten Wachstum Gärtnerei, zwischen dem Berner Stadt- ist für die Zukunft und der Allgemeinheit des ertragbringenden Eigenkapitals. Diese zentrum und dem Wohlensee, ist ein be- auch die nächsten Jahrzehnte zur Verfü- Entwicklung ist gegenläufig zur derzeitigen liebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Den gung steht. (massgeblich durch COVID-19 geprägten) bevorstehenden Pächterwechsel Ende 2020 Für die Sanierung des Grundausbaus Wirtschaftssituation in der Schweiz. Der nimmt die Burgergemeinde Bern als Ei- sowie der Gastroinfrastruktur des Ze- unter aktuellen Prämissen berechnete Sub- gentümerin des Grundstücks zum Anlass, hendermättelis wird den burgerlichen stanzindex steigt im Jahr 2020 auf 113,33 % die veralteten Gebäulichkeiten und die Stimmberechtigten ein Kredit von rund und fällt bis Ende 2021 voraussichtlich auf Gastroinfrastruktur umfassend zu sanieren CHF 2,5 Mio. beantragt. Die Sanierungs- einen Wert von 109,4 %. Entsprechend den und aufzuwerten. Ziel ist, die historische arbeiten sollen von Januar bis September Schwankungen des BIP verändert sich auch Bausubstanz und den Charakter dieses 2021 ausgeführt werden. die Schwankungsreserve – das Vermögen, welches ausgegeben werden könnte, ohne dass der Substanzindex unter 100 % fallen würde. Die Schwankungsreserve fällt von voraussichtlich CHF 122,4 Mio. im Jahr 2020 auf rund CHF 90,9 Mio. per 31. De- zember 2021. Dieser Indikator ist aufgrund der aktuellen Marktsituation jedoch mit ei- ner gewissen Vorsicht zur Kenntnis zu nehmen. Die wirtschaftliche Unsicherheit auf- grund von COVID-19 bleibt auch weiter- hin hoch. Die wirtschaftlichen Auswirkun- gen auf die Burgergemeinde Bern können zum jetzigen Zeitpunkt für die Budgetpe- riode 2021 nur schwer abgeschätzt werden, weshalb im vorliegenden Budget mehr- heitlich von einer ordentlichen Weiter- führung des Betriebs ausgegangen wird. In keiner der Institutionen und Abteilun- gen der Burgergemeinde Bern wird kurz- fristig die Fortführungsfähigkeit als kri- tisch beurteilt. Die neuen Mieter im Zehendermätteli: Anna und Simon Tauber (rechts) mit Co-Leiter Marcel Geissbühler 19
Von Burg de erge r mein unte rstüt de zt Kulturtipp Hochseilakt trotz Corona Jede Woche neue Artistinnen und Artisten, Clowns, Zaube rinnen und Zauberer in der Manege. Das ist seit 35 Jahren die Philosophie des Theaterzirkus Wunderplunder, dem Text: Martin Grassl; Bilder: Ben Zurbriggen und Regina Jäger Berner Zirkus zum Mitmachen. Dieser ist in der S pielsaison Text mit Bild: medaillon.bgbern.ch/wunderplunder jeweils jede Woche bei einer anderen Schule zu Gast, seine www.wunderplunder.ch Truppe erarbeitet dort mit den Schülerinnen und Schülern eine öffentlich präsentierte Show. Corona war 2020 auch für den Wunderplunder ein beherrschendes Thema. Das Medaillon hat den Zirkus gegen Saisonende während eines Gastspiels in Wabern besucht. D as Zelt des Theaterzirkus Wunderplunder steht Mitte September in Wabern auf einer Anhöhe oberhalb des Kinder- und Jugendheims «Maiezyt». Vor dem Zelt drängen sich für das alljährliche Theaterstück Regie führt. In der Spielzeit steht nämlich immer mittwochs das Wunderplunder-Team selbst im Scheinwerferlicht. In der Saison 2020 wurde eine Adaption von schon dessen Schülerinnen und Schüler. Die Stimmung ist aufge- «Don Quijote» gegeben. Gemeinsam mit der vom Team auser- regt, denn heute Donnerstag ist Hauptprobe für die Freitagsauf- korenen externen Theaterperson werden das jeweilige Stück, die führung, auf die seit Wochenbeginn geübt wurde. Das Besonde- Musik und das Kostümbild definiert. Die Proben beginnen Mitte re am Wunderplunder ist, dass die rund 60 bis 80 Teilnehmenden März des neuen Jahres und dauern sieben Wochen. In die Win- von Schulen oder Heimen, wo der Zirkus jeweils gastiert, unter terperiode fällt auch die Neurekrutierung des Teams, um Abgänge Anleitung der elfköpfigen Zirkustruppe eine Show aus rund acht zu ersetzen. Derweil laufen das Fundraising und die Kommuni- Nummern erarbeiten. Janina und Sarah gehören seit Jahresbe- kationsaktivitäten für die kommende Saison auf Hochtouren. ginn zur Truppe. Den Zirkus kennt die gelernte Gärtnerin Janina «Corona hat 2020 unsere 18-wöchige Spielzeit halbiert», erklärt schon aus Kindertagen. Ihre Mutter, eine Lehrerin, hat einmal Sarah, «wir konnten erst im Juli statt im Mai loslegen. Aufgrund mit einer Klasse am Wunderplunder teilgenommen. Damals war der behördlichen Auflagen durften wir unsere 250 Zuschauer- die kleine Janina am Rand mit dabei, heute ist sie Kostümverant- plätze auch nur zu einem Drittel besetzen». Der Umsatzrückgang wortliche und Zeltassistentin des Zirkus. Sarah hingegen küm- an der Abendkasse sowie an der Bar hat die Einnahmen geschmä- mert sich im «Zirkusbüro» vor allem um die Tourneeplanung. lert, auf die der Zirkus angewiesen ist, besonders, während er Die ausgebildete Primarlehrerin hat über Umwege zum Wunder- nicht auf Achse ist. Die Hälfte der Budgetkosten tragen die Ver- plunder-Team gefunden. Dieses ist überhaupt ein bunt ge- tragspartner, die Schulen an den Spielorten, die dem Zirkus für mischter Haufen: Aktuell sind von einem Tänzer über einen das wöchige Gastspiel jeweils 11 500 Franken entrichten, einen Schreiner und einer Orthopädistin bis zum Automechaniker weiteren Teil decken Sponsoren und Gönnerinnen und Gönner. viele Quereinsteiger mit von der Partie. Janina ist mit 22 Jahren Das Wunderplunder-Team leistet seinen Beitrag, indem es sich das jüngste Mitglied, das älteste ist 35-jährig, Altersbegrenzun- mit einem bescheidenen monatlichen Gehalt von 1200 Franken gen existieren jedoch keine. Im Zelt ertönt Musik, die Hauptpro- pro Person begnügt. Das schweisst zusammen. «Wir sind tat- be hat begonnen. Sarahs Augen leuchten: «Im Maiezyt machen sächlich eine grosse WG», lacht Janina. Die beiden blicken trotz anders als sonst sogar die Betreuerinnen und Betreuer bei der Corona zuversichtlich auf die Saison 2021. Sie ist einschliesslich Show mit!» ausserkantonaler Destinationen praktisch ausgebucht. Nebst Das Zirkusjahr dauert jeweils von Februar bis Mitte Dezem- früheren Spielorten kommen immer auch neue hinzu, so 2021 ber. Nach der traditionellen Dernière im Oktober in Burgdorf Oberbalm. Die Daten vor den Sommerferien, wenn in den meis- geht es gleichenorts in das 5-monatige Winterquartier in der ten Schulen der Notenstress zu Schulschluss vorbei ist, sind be- städtischen Kulturfabrik. «Dann waschen und reparieren wir gehrt. Gegen Saisonende kommen vorwiegend heilpädagogische unser Zelt, aber auch die Kostüme sowie das Animationsmaterial Schulen oder Heime, deren Schuljahr anders getaktet ist, zum werden gereinigt und geflickt», erläutert Janina. In diesem Zeit- Zug, wie jetzt das «Maiezyt». Zwei Tage nach Ende des Gastspiels raum bietet der Zirkus überdies ein entlöhntes Praktikum für zieht der bunte Tross aus sieben Wohnwagen, Küchenwagen, Menschen mit einer Behinderung an. «Im Winterquartier fallen Materialwagen, Traktoren sowie einem Kleinlaster weiter nach auch alle Entscheidungen für die kommende Saison, etwa, wer Olten, neuen zirzensischen Momenten entgegen. 20
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