MEDIUM & MESSAGE ÜBER DIE BEDEUTUNG VON MEDIEN FÜR JUGENDLICHE HEUTE
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MEDIUM & MESSAGE 1 ÜBER DIE BEDEUTUNG VON MEDIEN FÜR JUGENDLICHE HEUTE VON TOBIAS BRAUNE-KRICKAU 1. EINLEITUNG: EINGEBOREN ODER immer wieder einen roten Faden: Man ist und bleibt Teil seiner Generation. Über diesen Schatten ZUGEWANDERT? kann man nicht springen, nur lernen zu verstehen. „Damit begann mein letzter zögerlicher Schritt in „… für immer 28 Jahre alt, oder besser, für immer die Moderne: Ich gab das Schreiben mit der Hand, 1957.“ Und was ist es, was hier die Generationen- vielmehr mit Federhalter und Tinte, auf und be- grenze markiert? Es sind, nicht allein, aber eben gann, alles zu tippen, Briefe, Tagebücher, Bücher. doch zentral: Medienerfahrungen. Noch einmal Dabei bin ich auch geblieben, für immer 28 Jahre Dahrendorf: „Nun bin ich, wie die geneigte Leserin alt, oder besser, für immer 1957; nicht nur habe und sicher auch der Leser bald feststellen werden, ich nie mit Computern umzugehen gelernt, viel- in meinen Gewohnheiten ziemlich vormodern, mehr machte ich sogar vor elektrischen Schreib- ohne e-mail-Adresse, ja überhaupt vor- maschinen Halt. Daher habe ich mehr als vierzig elektronisch, wenn nicht sogar vor-elektrisch. In Jahre später die größten Schwierigkeiten, die rich- meinen Haltungen und Meinungen andererseits tigen Farbbänder zu finden, geschweige denn funk- bin ich entschieden modern, allerdings klassisch tionierende mechanische oder (wie ich sie nenne) modern, Immanuel Kant, Adam Smith, den Autoren »Dampf«-Schreibmaschinen aus zweiter oder der Federalist Papers und anderen des aufgeklär- zehnter Hand, wenn bei dem vom Zweifingertip- ten, liberalen 18. Jahrhunderts verpflichtet.“ (Dah- pen ramponierten Gerät ein Buchstabe zerbricht rendorf 2004, 7) oder sonst ein Teil versagt.“ (Dahrendorf 2004, 21) Ganz offenbar fand in den achtzig Jahren dieses Diese Worte stammen aus der Feder – oder besser Lebens ein enormer Wandel statt, ein Wandel der aus der Schreibmaschine – von Lord Ralf Dahren- MEDIENTECHNOLOGIE und damit auch ein dorf, dem bekannten Sozialwissenschaftler und Wandel in dem, was man Erfahrung und MENTA- großen Liberalen, 1929 geboren, im Juni dieses LITÄT nennen könnte. Und in der Tat: Welcher Jahres verstorben. In seiner sehr bemerkenswerten heute 18-Jährige kann sich vorstellen, dass erst im Autobiographie verbindet er den sensiblen Blick kalten Januar 1984, also vor 25 Jahren, in Ludwigs- des Soziologen mit der feinsinnigen Ausdrucks- hafen ein Projekt an den Start ging, das die (damals kunst eines Literaten. Und neben vielen Themen, ja noch west-)deutsche Medienlandschaft von Begegnung und Beobachtungen entdeckt man Grund auf verändern sollte: Der erste lokale Pilot 1
versuch mit privatem Fernsehen, genannt „Kabelpilot- Selbstverständlichkeit derer erlangen, die hier schon projekt Ludwigshafen“ (Schrag 2006, 170). Inzwischen immer heimisch waren (Palfrey/Gasser 2008, 1–18). 2 haben sich aus diesen Kellerstudios jene Medienkon- zerne des Privatfernsehens entwickelt, die mit tausen- Worin genau aber liegen eigentlich die Unterschiede den von Mitarbeitern jährlich Milliarden umsetzen und zwischen den Digital Natives und den Digital Immig- so die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten weitge- rants? Was macht den Erfahrungs- und Mentalitäts- hend in den Schatten gestellt haben. wandel aus? Wie gravierend ist er wirklich? Und vor allem: Was sind überhaupt Medien? Vom Internet einmal ganz zu schweigen. Was heute – 2 zumindest für junge Menschen, aber zunehmend auch Solche Fragen füllen inzwischen Bibliotheken. Ohne für ältere – ganz selbstverständlich ist: Email, Chat, tiefer in die fachwissenschaftlichen Diskussionen ein- Blogs, Twitter, Google, Wikipedia, Ebay, Amazon, MyS- zusteigen, kann man wenigstens zwei Dinge festhalten: pace, StudiVZ, MP3, i-Tunes … trat seinen Siegeszug Erstens: MEDIEN SIND KOMMUNIKATIONSMITTEL erst vor etwa 15 Jahren an (Hafner/Lyon 2000). Google und zweitens: MEDIEN STECKEN PRAKTISCH IN beispielsweise ging erst im Jahr 1998 als erste Testver- ALLEM. Daher kommt auch der etwas merkwürdige sion ins Netz, Ebay kam erst um das Jahr 2000 nach Umstand, dass, wenn man über Medien redet, eigent- Europa, StudiVZ entstand im Jahr 2005. Inzwischen lich fast immer beide Seiten irgendwie recht haben: Die werden bei Ebay alle 14 Sekunden ein Handy und alle 2 Optimisten und die Pessimisten, die Euphoriker und die Minuten ein Notebook verkauft, im StudiVZ sind derzeit Kritiker. So kann man beispielsweise den Abbruch von bereits 14 Millionen Nutzer registriert und nach Selbst- verlässlichen Beziehungen beklagen oder den Gewinn auskunft kommen jede Woche neue im sechsstelligen neuer Vernetzung loben. Man kann anprangern, dass Bereich hinzu. 1 der Tiefgang der Oberflächlichkeit zum Opfer fällt oder andererseits die neuen Wissens- und Gestaltungsfor- Die beiden Juristen und Medienwissenschaftler John men begrüßen. Man kann die neuen Medien als Kataly- Palfrey und Urs Gasser legen daher in ihrem Buch sator von Gewalt beschreiben oder auch als befreien- „Born Digital: Understanding the First Generation of des Potential für neue soziale Bewegungen. Man kann Digital Natives“ (dt.: Generation Internet) nahe, für die die Religion im anonymen Individualismus des World Generation, die seit den achtziger Jahren geboren wur- Wide Web verschwinden sehen oder von neuem auf- de, eine gewichtige Unterscheidung einzuführen: Die erstehen in den Chancen von digitalen Verkündigungs- 3 Unterscheidung von DIGITAL NATIVES und DIGITAL formen. IMMIGRANTS. Die einen, die Digital Natives, sind die nach 1980 und damit direkt ins digitale Zeitalter hinein Diese Diskrepanz hat damit zu tun, dass Medien – ähn- Geborenen. Sie mussten sich Kompetenzen, wie etwa lich wie eine Färbung in einem Bild – in praktisch allem das Schreiben von Emails, das Einkaufen im Netz, oder stecken: In den Formen von Beziehungen, im Suchen die Suche nach Information im World Wide Web nicht von Identität, in der Gestaltung von Politik, im Wohl erst mühsam nachträglich aneignen. Sie sind in den und Wehe der Wirtschaft… Deswegen ist es hilfreich, selbstverständlichen Umgang mit den digitalen Medien Medien zunächst einmal als Kommunikationsmittel zu hineingeboren. Die Digital Immigrants dagegen sind verstehen. Durch Medien wird kommuniziert. Das ha- jene, die vor 1980 geboren sind und die im Land der ben Buch, Telefon und Internet gemeinsam. Die Unter- Bits und Bytes nur Einwanderer sind. Vielleicht mögen schiede liegen hauptsächlich darin, wer mit wem und sie die Sprache und die Umgangsformen dieser neuen auf welche Art kommuniziert: Mündlich, schriftlich, Umgebung recht gut erlernen. Nie aber werden sie die 2 Überblicke bieten beispielsweise die Aufsätze Schött- ker 2003a und 2003b. 1 3 Zu Ebay: http://de.wikipedia.org/wiki/Ebay Zu Stu- Ein kurzer Abriss über die normativen Positionen zum diVZ: http://www.studivz.net/l/about_us/1 Thema Medien findet etwa in Süss 2004, 15–20. 2
durch Bilder oder Filme; Einzelne untereinander oder 2.1 DAS EIGENE LEBEN LERNEN: MEDIEN Gruppen mit Einzelnen, Institutionen mit Gruppen usw. 3 ALS SOZIALISATIONSFAKTOR Ein solches Verständnis von Medien führt zu einer Grundeinsicht, die im Gerangel zwischen Medieneu- These: Medien sind in unserer heutigen Gesellschaft zu phorie und –kritik manches mal unterzugehen droht: einem ungemein prägenden Faktor beim Erwachsen- Als „Gebrauchsgegenstand zur Kommunikation“ sind werden geworden. Sie haben sich in den vergangenen Medien zunächst einmal – wie alle anderen Gebrauchs- Jahren und Jahrzenten einen Platz neben Elternhaus, gegenstände auch – neutral. Erst der konkrete Ge- Schule, Gemeinde, Verein, Freundeskreis etc. erarbeitet, brauch lässt aus dem neutralen Medium etwas Gutes der kaum überschätzt werden kann. Um sich in unserer oder Schlechtes entstehen: Mit Hilfe der Medien kann Welt zu Recht zu finden, brauchen junge Menschen die NPD neue Mitglieder anwerben und ihr altbackenes deshalb Medienkompetenz. Image abschütteln und mit denselben Medien können christliche Hilfswerke Spenden und Mitarbeiter dafür Um für einen Moment etwas weiter auszuholen: Im gewinnen, dem Elend in aller Welt abzuhelfen. Unterschied zu Tieren kommt der Mensch bekanntlich relativ „unvollkommen“ zur Welt. Da er sich weit weni- Will man nun über „Jugendarbeit im digitalen Zeitalter“ ger durch Instinkte in der Welt zu Recht finden kann, ist nachdenken, dann hilft es daher wenig, mit pauschalen er von Anfang an auf die Zuwendung seiner menschli- Schwarz-Weiß-Beschreibungen zu hantieren. Eine An- chen Umgebung angewiesen. Lange Jahre verbringt der näherung an das Thema kann nur so gelingen, dass Mensch damit, all die Feinheiten zu erlernen, die es man jeweils einzelne Bereiche betrachtet, in denen braucht, um sich eines Tages in der Welt der Erwachse- durch Medien kommuniziert wird und dort jeweils neu nen – man könnte sagen: in der Gesellschaft – sicher überlegt, welche Gebrauchsweisen von Medien hilf- bewegen zu können. Den Prozess, in dem der Mensch reich und weniger hilfreich sind. So kann in der Jugend- durch Anschauung und Erklärung lernt, wie das Leben arbeit eine sowohl konstruktive als auch kritische Be- funktioniert, nennt man auch Sozialisation (Tillmann gleitung von Heranwachsenden aus christlicher Pers- 2007). Dabei kann man noch einmal zwischen den „So- pektive gelingen. zialisatoren“ (manchmal auch: „Sozialisationsfakto- ren“) auf der einen Seite, also jenen, die die heran- wachsende Person mit den Normen, Werten, Um- gangsweisen, Rollen usw. der Gesellschaft vertraut 2. WARUM MEDIEN FÜR JUGENDLICHE machen, und den „Sozialisanden“ auf der anderen ÜBERHAUPT SO BEDEUTSAM SIND Seite, also den „Neuankömmlingen“ unterscheiden. Die Sozialisatoren kann man wiederum noch einmal in zwei Wenn eine Unterscheidung wie die zwischen Digital Gruppen aufteilen: „Sozialisationsinstanzen“ nennt Natives und Digital Immigrants überhaupt einen Sinn man Personen oder Institutionen, die sich die Gestal- haben soll, dann muss man angeben können, warum tung von Sozialisation explizit zum Ziel gemacht haben, die neuen Medien für Jugendliche überhaupt so eine also z.B. Eltern, Schulen, Jugendeinrichtungen etc. Sie Bedeutung haben. Was sind die Knotenpunkte, an verfügen mit ihrem Auftrag zur Sozialisation auch über denen die medialen Möglichkeiten ihre Wirkungen im Sanktionsmittel, d.h. Möglichkeiten zur Bestrafung Leben der jungen Generation entfalten? Erst von daher oder Belohnung. „Sozialisationsagenten“ nennt man kann dann deutlich werden, warum es zu so einem hingegen Personen oder Institutionen, die sozialisie- gewichtigen Unterschied zwischen denen kommt, die in rend wirken, ohne dass sie dazu einen speziellen Auf- das digitale Zeitalter hineingeboren wurden und denen, trag hätten. Das ist z.B. die Wirtschaft, insbesondere die erst nachträglich eingewandert sind. Zumindest drei solcher Knotenpunkte lassen sich hier ausmachen. 3
durch die Werbung, die Gruppe der Gleichaltrigen, Beziehungen? Durch Popsongs, die ganz ähnliche The- 4 Freundeskreise und nicht zuletzt die Medien. men verhandeln usw. 4 Die Geschichte der Modernisierung ist nun unter ande- Wer Kinder und Jugendliche vor Medien abschotten rem davon geprägt, dass neben dem engen Kreis der möchte, der unterschätzt nicht nur die Gewitzheit, mit (Groß-)Familie immer mehr Sozialisationsfaktoren hin- der sie sich am Ende ohnehin das verschaffen, was sie zukommen: Zunächst der außerfamiliäre Betrieb, dann wollen, er übersieht auch, dass Sozialisation keine Ein- mit Etablierung der Schulpflicht immer stärker auch die bahnstraße ist. Das erkennt man schon am Beispiel der Bildungseinrichtungen. Genauso dann auch Vereine Eltern: Natürlich sind sie ein ganz entscheidender Sozia- und andere Einrichtungen des öffentlichen Lebens, mit lisationsfaktor. Aber das heißt noch lange nicht, dass dem größer werdenden Eigengewicht der Jugendkultur die Kinder am Ende genauso werden, wie ihre Eltern. auch die Gruppe der Gleichaltrigen. Und schließlich mit Im Gegenteil: Sozialisation bedeutet, das Leben in Aus- der massenhaften Verbreitung der neuen Medien einandersetzung mit den vielfältigen Sozialisationsfak- ebendiese. JUGENDLICHE KÖNNEN UND MÜSSEN toren zu lernen. Man kann als Jugendlicher Dieter Boh- SICH ALSO AN IMMER MEHR SOZIALISATIONS- len & Co. durchaus negativ beurteilen. Entscheidend FAKTOREN ORIENTIEREN, UM DAS LEBEN IN DER wichtig ist aber, sie immerhin zu kennen, weil sie – egal GEGENWÄRTIGEN WELT ZU LERNEN. was man von ihnen hält – ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft sind. Man kann heute davon ausgehen, dass die Medien für Heranwachsende ein immer bedeutenderer Sozialisati- onsfaktor werden (Süss 2004). Hier lernt man Entschei- dendes darüber, wie die Welt funktioniert. Das müssen 2.2 DIE EIGENE JUGEND AUSLEBEN: MEDIEN nicht einmal die großen Nachrichten sein oder die UND DIE ENTSTEHUNG DER JUGENDPHASE Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten. Soziali- sation durch Medien funktioniert viel subtiler: Durch These: Die Lebensphase Jugend, wie wir sie heute ken- Talkshows, in denen man lernen kann, was angesagt ist nen, besteht noch nicht lange. Sie hat mittlerweile eine und was nicht; durch Talentshows, in denen man sieht, Eigenständigkeit erlangt, wie sie in der Geschichte wohl was man drauf haben muss, um bestehen können; noch nie da war: Eigene Fernsehsender, Modelabels, durch Filme, die dem Zuschauer suggestive Rollenan- Einkaufsketten usw. Die Medien haben einen großen gebote machen. Was heißt es ein Mann zu sein? Was Anteil an dieser Entwicklung. So gesehen haben sie das ist heute weiblich? Was heißt Erfolg? Wie führt man Bild von Jugend, das wir heute haben, entscheidend mit geprägt. Die Jugend als eigenständige Lebensphase ist letztlich eine Erfindung der Neuzeit (Hornstein 1965; Gillis 4 Es gibt natürlich auch ganz andere Einteilungen. Der 1994). Natürlich gab es schon immer einen Übergang bekannte Jugendforscher Klaus Hurrelmann unter- vom Kind zum Erwachsenen. Dieser war jedoch früher scheidet beispielsweise nicht zwischen Instanzen und recht kurz oder sogar manchmal ein nur durch ein Ri- Agenten, sondern nach der Bedeutung der unterschied- tual abgegrenzter Übertritt von Kindheit ins Erwachse- lichen – wie er sich ausdrückt: Sozialisationsinstanzen. nenalter. Vieles deutet z.B. darauf hin, dass zu bibli- Demnach sind die primären Sozialisationsinstanzen Familie, Verwandtschaft, Freunde, sekundäre sind Kin- schen Zeiten die Kindheit mit der Heirat endete, d.h. dergarten, Schule, weitere Bildungseinrichtungen und mit der Loslösung vom Elternhaus und der Gründung tertiäre Gleichaltrige, Freizeitorganisationen und Me- einer eigenen Familie. Das fand in der Regel zwischen dien (Hurrelmann 2006, 32ff.). Es stellt sich bei dieser 12 und 14 Jahren statt. In nachexilischer Zeit kommt Einteilung aber die Frage, ob es heute tatsächlich so ist, mit dem heute im Judentum „Bar Mizwa“ genannten dass die Bedeutung etwa der Medien noch nach der Brauch zusätzlich ein Übergangsritual hinzu: Mit drei- Schule kommt. Von daher bevorzuge ich die etwas neutralere Aufteilung von Tillmann 2007, die eher nach zehn Jahren werden die Kinder in die Synagoge ge- der Funktion als nach der Bedeutung fragt. bracht und gesegnet. Fortan waren sie voll für ihre 4
Taten verantwortlich und durften – sofern sie männli- Jugendliche hindurchmüsse, um schließlich die Identi- chen Geschlechts waren – an allen religiösen Vollzügen tät und Moral zu entwickeln, die dem modernen Bürger 5 teilnehmen (Kunz-Lübcke 2006; Blenkinsopp 1997; zukommen sollte. Einer von Eriksons Nachfolgern, J.E. Stemberger 2002). Marcia, nannte das etwas pathetisch die „erarbeitete Identität“, im Gegensatz zu den wertlosen Formen Die Lebensphase Jugend ist aber heute nicht nur länger einer bloß „übernommenen“ oder „diffusen Identität“ als früher, auch ihre Funktion hat sich bedeutend ver- (Marcia 1993). ändert. Das, was wir heute gemeinhin unter dem Be- griff Jugend verstehen, findet sich prototypisch ers- Das Recht auf eine solche „Sinn- und Orientierungskri- tmals in Jean-Jacque Rousseaus Bildungsroman „Emile“ se“ wird den Jugendlichen heute (d.h. spätestens seit aus dem Jahr 1762. Darin bricht er mit dem bis dahin 1968) weitestgehend selbstverständlich zugesprochen. gültigen ständischen Ideal von Erziehung. Dieses funk- Jugendliche müssen sich ausleben, auch mal über die tionierte grob gesagt nach dem Modell „Blaupause“: Strenge schlagen, sollen sich ausprobieren. Auf der Die Heranwachsenden sollten möglichst genau die Grundlage eines solchen gesellschaftlichen Common Fertigkeiten, Ideale und Verhaltensregeln des jeweili- Sense konnte die Jugend als eigenständige Lebenspha- gen Standes erlernen, um sie später einmal sicher rep- se prächtig gedeihen. So prächtig, dass es heute mehr roduzieren können (Lenhart/Stohner 1983). Demgege- oder weniger normal ist, dass schon junge Erwachsene nüber bringt Rousseau ein Erziehungsideal in Anschlag, zugeben müssen, im Grunde nicht mehr richtig zu ver- das vielfach als bürgerlich und aufklärerisch bezeichnet stehen, was in den aktuellen Jugendkulturen und – wurde: Ihm geht es darum, dass der junge Mensch sein szenen so vor sich geht. Jugendliche haben heute eine volles Potential entfaltet und zu sich als einzigartiger ganz eigene Lebenswelt zur Verfügung, in der sie sich Persönlichkeit findet. Es geht weniger um den Erhalt nach Belieben austoben und ausprobieren können. der Großgruppe und ihrer Normen, sondern vielmehr um das Individuum und seine Entfaltung. Der Nutzen Möglich machen das nicht zuletzt die Medien, die gera- der Jugend für die Gesellschaft liegt sogar in ihrem dezu wie geschaffen sind für Bedürfnisse der jungen Anderssein. Denn jeder Jugendliche trägt nach Rous- Menschen. Durch sie können sie sich untereinander seau den Keim des Neuen bereits in sich und soll ein vernetzen und einen gemeinsamen Lebensstil pflegen. Erneuerer werden zum Fortschritt der Gesellschaft. Durch sie werden die jeweils aktuellen Stars und Stern- chen der Unterhaltungsindustrie live in die Kinder- und Hier bricht sich das Bahn, was in der heutigen Fachlite- Jugendzimmer gebracht. Durch sie entsteht ein ganzes ratur gerne „Jugend als Moratorium“ genannt wird. Das Universum aus Zeichen, Bildern und Klängen, in dem heißt: Jugend als eine Schonzeit vor und außerhalb der sie ihre Jugend ausleben und eigenständig gestalten 5 Gesellschaft zur Entwicklung, Selbstfindung, Erprobung können. und Identitätsentwicklung. Der Jugendliche hat nun ein Anrecht darauf, dass ihm belastende Erfahrungen und Ein gutes Beispiel dafür ist der Musiksender MTV. 1981 Zwänge des Erwachsenenlebens erspart bleiben. Der gegründet, ist die Sendergruppe nach eigenen Angaben bekannt Entwicklungspsychologie Erik H. Erikson gibt zu „heute das größte TV-Network der Welt und die füh- dieser Sicht der Jugendphase die klassische Definition: „Ein Moratorium ist eine Aufschubperiode, die jeman- dem zugebilligt wird, der noch nicht bereit ist, eine 5 Dass die Medien schon in der frühsten Phase der Verpflichtung zu übernehmen, oder die jemandem Jugendkultur eine bedeutende Rolle spielt, zeigen bei- aufgezwungen wird, der sich selbst Zeit zubilligen soll- spielsweise die Ausführungen von Savage 2008, S. 56- te. Unter einem psychosozialen Moratorium verstehen 64, über die Entstehung der Hooligans in England und Amerika in den Jahren nach 1870. Ihr provokantes wir also einen Aufschub erwachsener Verpflichtungen Auftreten war für die Zeitungen ein gefundenes Fres- oder Bindungen…“ (Erikson 1974, 161) Erikson betonte sen und ihre reißerischen Beschreibungen wirkten in seinen Schriften zur Jugendphase die Notwendigkeit ihrerseits zurück auf die Selbstwahrnehmung und einer Identitäts- und Orientierungskrise, durch die der schließlich Selbstinszenierung einer ganzen Jugendge- neration. 5
6 rende Multimedia-Marke für 12- bis 34-Jährige.“ MTV wege zu kennen, wird daher für Jugendliche zur unab- erreicht sage und schreibe 481,5 Mio. Haushalte in 179 dingbaren Voraussetzung, später einmal den eigenen 6 Ländern – und das mit einem Format, das speziell auf Platz in der Gesellschaft zu finden. Jugendliche zugeschnitten ist (Vgl. dazu Kurp et al. 2002). Ähnliches gilt für das auflagenstärkste deutsche Nicht zuletzt in beruflicher Hinsicht wachsen Jugendli- Jugendmagazin „Bravo“, das mit einer wöchentlichen che heute in einer ganz anderen Situation auf, als es Auflage von ca. 464.000 Exemplaren unter die Leute noch für die Generation ihrer Eltern der Fall war. Viele gebracht wird und damit einen ähnlichen Verbrei- von ihnen hatten noch den Schwung der Aufbaujahre tungsgrad besitzt wie die Wochenzeitung „Die ZEIT“. In nach dem Krieg im Rücken. Der Wohlstand stieg be- solchen Jugend-Medien – und natürlich genauso in den trächtlich an und immer größere Bevölkerungsgruppen weniger am Mainstream orientierten Organen – wird konnten davon profitieren. Zugleich waren die Arbeits- die jugendliche Lebenswelt als eigenständiger Kosmos, verhältnisse zwar nicht unbedingt einfach, aber doch abgegrenzt sowohl von der Kinderzeit als auch von der zumindest noch recht übersichtlich. Heute leben Ju- Welt der Erwachsenen, etabliert. gendliche zwar immer noch in dem Wohlstand, den die vorangegangenen Generationen erarbeitet haben, Auf das Thema dieses Newsletters zugespitzt: EIN merken aber zunehmend, wie fragil und zerbrechlich WICHTIGER GRUND FÜR DIE GROßE BEDEUTUNG dieser ist. Neue Formen von Verunsicherung machen DER MEDIEN FÜR JUGENDLICHE LIEGT DARIN, sich breit angesichts von konstant hohen Arbeitslosig- DASS IN UNSERER GESELLSCHAFT DIE JUGEND- keitszahlen, immer neuen Unternehmenspleiten und PHASE ALS MORATORIUM VERSTANDEN WIRD zuletzt der Finanz- und Wirtschaftskrise (Braune- UND DIE MEDIEN MAßGEBLICH DARAN MITWIR- Krickau 2008). KEN, EINE JUGENDLICHE LEBENSWELT ZU ER- RICHTEN, IN DER EBEN DIES AUSGELEBT WERDEN Damit hängt ein Trend zusammen, den viele Soziologen KANN. Auch hier liegt es auf der Hand, dass Jugendli- unter dem Stichwort fassen: von der Industrie- zur che um den aktiven Gebrauch von Medien kaum herum Informationsgesellschaft (Krücken 2007). Lebte der kommen, wenn sie die Aufgabe, die die Gesellschaft Aufschwung nach dem Krieg noch maßgeblich von dem ihnen stellt – nämlich die Erarbeitung einer eigenen Florieren bestimmter exportträchtiger Industriezweige, Identität – nachkommen wollen. geraten gerade diese in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr in die Krise. Selbst Hochtechnologiefirmen wie Nokia schließen ihre Produktionsstandorte in Deutschland und ziehen weiter in Länder, in denen sich DEN EIGENEN PLATZ FINDEN: JUGENDLICHE die Produktion auf Grund von niedrigeren Löhnen und IN DER INFORMATIONSGESELLSCHAFT Sozialabgaben wesentlich billiger realisieren lässt. Da- mit droht ein Großteil des wirtschaftlichen Sektors These: Die westlichen Gesellschaften sichern ihren wegzubrechen, in dem Menschen mit eher geringer Wohnstand inzwischen in hohem Maße durch wissens- beruflicher Qualifikation angestellt werden. Was den basierte Berufe. Sie verdrängen mehr und mehr die hoch entwickelten westlichen Gesellschaften in der alten Industrie- und Handwerksbetriebe. Schon in der internationalen Konkurrenz bleibt, ist die Konzentration Schule wird deshalb darauf wert gelegt, bestimmte auf die Wirtschaftsbereiche, die ein hohes Maß an Kernkompetenzen zu erwerben, die es einem ermögli- Wissen voraussetzen. Hier haben Sie nach wie vor chen, sich flexibel in verschiedensten Wissensfeldern zu enorme Standortvorteile, während die Kosten für die Recht zu finden. Auch diese Entwicklung haben die Produktion zum Beispiel von Textilien, Möbeln etc. im Medien entscheidend befördert. Ihre Kommunikations- internationalen Vergleich nicht mehr konkurrieren können. Denn in Bezug auf die einfache Arbeitskraft haben westliche Gesellschaften kaum Chancen, sich 6 gegen Länder zu behaupten, in denen Dumpinglöhne http://www.mtvnetworks.de/scripts/contentbrowser.p zur Normalität gehören. Und gleichzeitig haben in zu- hp3?ACTION=showSub&SubID=27&plugin= 6
nehmend globalisierten Zeiten die nationalen Regie- und gerne beklagt wird, für die Jugendlichen selbst rungen kaum effektive Mittel in der Hand, um Unter- auch eine wichtige Funktion: Er ist ein Teil der Vorbe- 7 nehmen dazu zu bewegen, im eigenen Land zu bleiben reitung darauf, einmal den eigenen Platz in der Infor- und nicht mit ihren Arbeitsplätzen in die günstigeren mations- oder Wissensgesellschaft zu finden. Die Ju- Regionen abzuwandern. gendlichen wissen intuitiv, dass der kompetente Um- gang mit Medien für ihren späteren beruflichen Wer- Was zurückbleibt ist eine Gesellschaft, die ihren Wohl- degang von entscheidender Bedeutung ist. Das fängt an stand mehr und mehr durch stark wissensbasierte bei der ansprechenden grafischen Gestaltung der eige- Berufe sichern muss. Nicht zuletzt deshalb legt die nen Bewerbungsunterlagen, geht über den gekonnten Politik so viel Wert darauf, dass möglichst viele junge Einsatz von PowerPoint für Präsentationen aller Art Menschen ihr Abitur machen und Zugang zum Studium und reicht bis hin zu dem weiter wachsenden Stellen- erhalten. Gleichzeitig konzentriert man die schulischen markt in den Bereichen Computertechnik, Software- Lehrpläne bereits immer früher auf die sogenannten und Internetentwicklung, sowie Mediengestaltung. Kernkompetenzen. Die Schülerinnen und Schüler sollen Dass in einer solchen Situation Leute wie der Apple- weniger einen festen Kanon von Wissensbeständen Gründe Steve Jobs oder der Facebook-Gründer Mark vermittelt bekommen, sondern in erster Linie die me- Zuckerberg zu Vorbildern werden, verwundert wenig. thodischen Fähigkeiten, die es braucht, um sich selbst- Sie hatten eine zündende Idee und machten aus ihrer ständig in immer neue Wissensgebiete einzuarbeiten. Medienkompetenz bares Geld. Letztgenannter Mark So ist etwa der Umgang mit Literatur längst kein Selbst- Zuckerberg, ein gerade einmal 25jähriger Studienabb- zweck mehr, sondern ein Beispiel, an dem Basiskompe- recher, verkaufte 2007 für 240 Millionen Dollar 1,6% (!) tenzen wie Textverstehen und –reproduktion gelernt seines Unternehmens an Microsoft und gilt mit einem werden können. Entsprechend geben die westlichen geschätzten Privatvermögen von 1,5 Milliarden Dollar Regierungen recht hektisch reihenweise wissenschaftli- als jüngster Milliardär der Welt. che Untersuchungen in Auftrag, die solche Kernpoten- zen überprüfen und international vergleichen sollen. Von solchen Extrembeispielen einmal abgesehen zeigt Die bekannten, aber nicht unumstrittenen PISA-Studien aber schon dieser kurze Gedankengang einen weiteren sind nur ein Beispiel unter vielen. wichtigen Grund, warum Medien für Jugendliche eine große Bedeutung haben: SIE WISSEN, DASS EIN Nicht zuletzt wird im Rahmen dessen auch auf Medien- KOMPETENTER UMGANG MIT MEDIEN ENT- kompetenzen wert gelegt. Schon früh sollen die Kinder SCHEIDENDE BEDEUTUNG FÜR IHREN SPÄTEREN lernen, mit Computern umzugehen, Vorträge mit vi- BERUFLICHEN WERDEGANG HAT. So gesehen ist die suellen Medien zu unterstützen usw. Nicht selten ent- intensive Beschäftigung mit Medien aller Art auch ein steht dabei die etwas absurde Situation, dass sich die Teil der Bemühung, einmal den eigenen Platz in der Schülerinnen und Schüler in diesen Bereichen als „Digi- Welt zu finden. tal Natives“ bereits viel besser auskennen als die Lehre- rinnen und Lehrer, die ihnen eben dies eigentlich bei- bringen sollen. MEDIUM UND MESSAGE – EINE CHRISTLI- Aus dieser Perspektive betrachtet, erfüllt der ohne 7 CHE PERSPEKTIVE Frage hohe Mediengebrauch der Jugendlichen, der viel Wie gesehen ist für die „Digital Natives“ der Umgang mit Medien nicht nur längst selbstverständlich gewor- 7 den. Medien spielen eine wichtige Rolle, wenn es dar- Die klassische Quelle für alle, die sich hier genauer um geht, das eigene Leben zu lernen, die eigene Jugend informieren möchten ist die so genannte Jim-Studie, die vom Medienpädagogischen Forschungsverbund auszuleben und später einmal den eigenen Platz zu Südwest herausgegeben wird und im Internet unter finden. http://www.mpfs.de/index.php?id=117 zur Verfügung steht. 7
So gesehen kann es in der christlichen Jugendarbeit Wirklichkeitsgehalt hin prüft: Inwiefern trifft das Ver- nicht darum gehen, irgendwelche Vermeidungsstrate- sprechen, das hier gemacht wird, wirklich zu? Inwiefern 8 gien zu fahren oder bloß über „schwarze Listen“ gute ist derjenige, der dieses Versprechen macht, überhaupt von schlechten Inhalten zu scheiden und für die Ju- in der Lage, es auch einzulösen? Christliche Verheißun- gendlichen vorzusortieren. Wenn Medien tatsächlich in gen haben ja genau an dieser Stelle ihren entscheiden- praktisch allem stecken und wir es mit einem so unge- den Punkt: Sie versprechen nichts, was sie nicht selbst mein vielschichtigen Feld zu tun haben, dann kann der auch einlösen (und nicht der Mensch einlösen muss!), Weg zu einer christlich inspirierten Medienkompetenz weil der, der die Verheißungen macht, selbst dafür nur darin zu suchen sein, sich MIT CHRISTLICHEN sorgt. WERTEN AUF DIE AKTIVE AUSEINANDERSETZUNG MIT DEN UNTERSCHIEDLICHEN MEDIENGEHAL- Bleibt man also beim Beispiel der Casting-Shows, so TEN UND –GEBRAUCHSWEISEN EINZULASSEN. fällt schnell auf, dass ihre Versprechen kaum die Reali- tät in unserer Gesellschaft widerspiegeln. Erfolg und Ein kurzes Beispiel soll das verdeutlichen und zum ei- Anerkennung sind eben nicht prinzipiell für jeden mög- 8 genen Weiterdenken anregen. Man braucht gegen- lich. Stattdessen finden selbst begabte junge Menschen wärtig nicht einmal allzu lange fernzusehen, um auf inzwischen häufig keinen Arbeitsplatz mehr. Hier liegt eine der zahlreichen Castings- und Wettbewerbsshows im Grunde ein ungeheurer Skandal in unserer Gesell- zu stoßen. Das Schema ist immer dasselbe: Da ist auf schaft offen zu Tage, der durch die fraglichen Verhei- der einen Seite die Jury, der auf Grund irgendwelcher ßungen der Medienlandschaft vielfach überspielt wird. Erfolge die Kompetenz zugesprochen wird, über die Denn nach der Logik der Castingshows ist ja nicht nur andere Seite, d.h. die Teilnehmer und ihre Fähigkeiten, Erfolg für jeden möglich – wenn dann „zufällig“ jemand zu entscheiden. Der Reiz dieser Sendungen besteht in dennoch keinen Erfolg hat, dann ist er auch noch selbst erster Linie darin, dass hier nicht irgendwelche Promis daran Schuld… Der Faden ließe sich ohne weiteres um die Anerkennung kämpfen, die sie ohnehin schon weiterspinnen! innerhaben, sondern dass es „normale“ Leute sind, für die der Traum von der großen Karriere ganz plötzlich Solche Überlegungen, die hier natürlich nur exempla- Wirklichkeit werden könnte. Es braucht keine großen risch angedeutet werden können, müssen wiederum analytischen Fähigkeiten um zu erkennen, dass hier nicht dazu führen, dass man solche Sendungen einfach den Zuschauerinnen und Zuschauern permanent impli- schon prinzipiell von den Jugendlichen fernhält. Auch zite Verheißungen gemacht werden: Die da oben sind dass sie durchaus sehr unterhaltsam sind, braucht gar gar nicht so anders als wir alle hier unten; jeder kann nicht geleugnet zu werden. Jugendarbeit hätte aber die alles erreichen, wenn er nur will; die ganz große Karrie- Chance, das, was implizit in den Medien geschieht, re und das ganz große Glück sind für einen jeden von immer wieder im Gespräch mit den Jugendlichen expli- uns zum Greifen nahe usw. zit zu machen, um es so gemeinsam bearbeiten zu können. So könnte sie ihrem Auftrag nachkommen, Das Stichwort „Verheißungen“ wiederum dürfte Chris- „Medium und Message“ kritisch in Bezug zu einander ten keineswegs fremd sein. Mit der Verwendung sol- zu setzen und würde zugleich für Jugendliche im digita- cher impliziten Verheißungen bewegen sich die Fern- len Zeitalter an Relevanz gewinnen. sehsender gewissermaßen ungewollt auf quasi- religiösem Gebiet. Aus einer christlichen Sicht kann hier sehr gut angeknüpft werden, indem man die impliziten Verheißungen, die z.B. in Castingshows – aber bei wei- tem nicht nur dort – gemacht werden, einmal auf ihren 8 Wichtige Impulse für den folgenden Gedanken ver- danke ich dem Aufsatz Gutmann 2000. 8
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10 Dieser Newsletter wird herausgegeben von der Initiative für werteorientierte Jugendforschung am Institut für Ethik & Werte. Spenden erbeten an: FTA e.V., Kto. Nr. 511 02 002, Volksbank Mittelhessen (BLZ 513 900 00), Verwendungszweck: Ethikinstitut (Spender erhalten automatisch eine Zuwendungsbestätigung) www.ethikinstitut.de www.wert-voll.info 10
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