MEGATREND IN SICHT! 2.2019 - KLJB
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BUFO EDITORIAL BUFOINHALT Eva-Maria Kuntz Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Jugendpolitik e.kuntz@kljb.org 4 Sind wir nicht alle ein bisschen Trendsetter*innen? Liebe Leser*innen, SCHWERPUNKT 6 Ländliche Räume brauchen die Jugend 8 Megatrends – Herausforderungen, an denen die Zukunft entsteht. für viele von uns ist es selbstverständlich, ein Handy zu haben, mit dem wir uns 10 Das sind die wichtigsten Megatrends oft auch global vernetzen und über Landesgrenzen hinweg Fotos oder Sprach- 12 Selbstverwirklichung oder Egotrip? nachrichten verschicken. Es ist selbstverständlich, dass wir alles, was unser Herz 14 Globalisierung im Einkaufswagen begehrt, einfach per Mausklick im Internet bestellen und es in wenigen Tagen 16 KLJB-Umfrage: danach bequem per Post zu uns nach Hause geliefert wird. Es ist auch normal, dass Spielt das Geschlecht eine immer geringere Rolle? wir in vielen Ländern der Welt kostenlos ohne Bargeld bezahlen können. Wir sind 18 Interview: Wie global sind die Megatrends wirklich? es außerdem gewohnt, dass wir unser Leben nach unseren eigenen Wünschen und Vorstellungen gestalten können: Möchte ich dieses oder jenes Praktikum machen oder doch lieber eine Weile um die Welt bummeln und fremde Länder und Kulturen entdecken? Will ich in einem Dorf oder einer Stadt wohnen, alleine oder in einer WG? Die Möglichkeiten heute sind grenzenlos und alles hängt irgendwie zusam- men. Fällt es euch auch oft schwer, diese Gegebenheiten unserer Zeit in Worte zu fassen? Der Politikwissenschaftler John Naisbitt hat Anfang der 1980er Jahre den Ausdruck „Megatrends“ entworfen. Gemeint ist hierbei aber nicht etwa der BUNDESEBENE 20 Die große 72-Stunden-Tour! neueste Modeschrei oder Techniktrend, sondern eben genau diese Entwicklungen 22 Die KLJB auf Studienfahrt in Kenia mit Fairtrade Deutschland unserer Zeit: Digitalisierung, Globalisierung und Individualisierung und wie sie alle 24 BDKJ-Hauptversammlung 2019 heißen. Sie alle haben eines gemeinsam: Jede*r kennt sie, jede*r nutzt sie und doch sind sie irgendwie schwer fassbar. Ein unglaublich spannendes Thema, auf das wir in diesem BUFO näher eingehen wollen! Viel Spaß beim Lesen wünscht euch Neue Entwicklungen und Trends 25 KLJB Rottenburg-Stuttgart: Europa, Fairer Handel und Co. hat Katrin Agethen, unser Model für das aktuelle Titelbild, fest im BUFO VOR ORT 25 KLJB Vechta: Diözesanversammlung der KLJB Vechta Blick. Als Mitglied im BAK Land Eva-Maria Kuntz 26 KLJB Augsburg: Trick 17 liegen ihr aktuelle Entwicklungen 26 KLJB Freiburg: Let’s talk about EU and me im Bereich der Ländlichen Ent- 27 KLJB München und Freising: „Appgähd’s bei da KLJB“ wicklung am Herzen. Vielen Dank, 27 KLJB Köln: Eine spannende Zeit Katrin, für das Shooting und dein 28 KLJB Münster: Diözesanversammlung der KLJB Münster großes Engagement in der KLJB. 28 KLJB Würzburg: Dorfbäddel 2.0 29 KLJB Paderborn: Wahlen und Verabschiedungen 29 KLJB Regensburg: Auf ein Bier mit Ordensleuten 30 Personalia und Nachgedacht 31 Termine BUFO 3.2019 Citizenship Impressum: Citizenship ist das englische Wort für Staatsbürger*innenschaft und das Thema des kommen- BUFO – Das Magazin der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands e. V. (KLJB) den BUFOs. Was verbirgt sich dahinter und welche Arten von Staatsbürger*innen gibt es Herausgeberin: Katholische Landjugendbewegung Deutschlands e. V. (KLJB), www.kljb.org Redaktion: Eva-Maria Kuntz, Stephan Barthelme, bufo@kljb.org Verantwortlich für den Schwerpunkt: Sarah Schulte-Döinghaus, s.schulte-doeinghaus@kljb.org Korrektorat: Marion Pin- eigentlich? Als Staatsbürger*innen sind wir Zugehörige eines Staates und können uns auch nen Fotos: KLJB-Bundesstelle (sofern nicht anders gekennzeichnet). Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des*der als solche ausweisen. Damit gehen verschiedene Pflichten einher, die uns auferlegt werden, Verfasser*in wieder, die sich keinesfalls mit der Meinung des Verbandes decken muss. Wir erlauben uns, eingereichte Artikel zu kürzen. Verlag: Landjugendverlag GmbH, Drachenfelsstraße 23, 53604 Bad Honnef, Tel.: 02224.9465-0 Layout: WWS, Aachen, www.wws-web.de aber auch eine Menge Privilegien, die wir genießen. Dem wollen wir ein wenig genauer auf Gedruckt auf 100% Recyclingpapier mit ölfreien, umweltfreundlichen Druckfarben bei der Druckerei Siebengebirgsdruck in Bad Honnef. den Grund gehen. 2 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 3
BUFOSCHWERPUNKT Foto: pixabay.com Sarah Schulte-Döinghaus KLJB-Bundesvorsitzende, s.schulte-doeinghaus@kljb.org K ürzlich haben wir an der KLJB-Bundesstelle darüber gesprochen, welche Fähigkeiten wir auch außerhalb unserer alltäglichen Arbeit einbringen können. Hier- bei kam die Idee eines Batikworkshops auf. Spontan kam mir der Gedanke, dass Batik doch mittlerweile eher old-fashioned wir in bestimmten Bereichen den Megatrends. Wir akzeptieren es nicht, dass ländliche Räume abgehängt werden, sondern setzen uns aktiv für Bleibe-, Rückkehr- und Zuzugsperspekti- ven von jungen Menschen in ländlichen Räumen ein und for- dern dies auch von der Politik ein; so 2012 erstmals beschlos- ist und ich mich dem Workshop wohl eher nicht anschließen sen mit dem Papier „Landjugendbeteiligung schafft Zukunft“. werde. Batik-Muster waren in den 1960er-Jahren ein Symbol Ebenso fordern wir einen flächendeckenden Breitband- und für Frieden und Freiheit – die wilden 68er Jahre. Doch viel- Mobilfunkausbau. Wie schwierig die Kommunikation mit dem leicht erlebt dieser Modetrend gerade aus diesem Grund sein Handy ist, konnten wir in vielen Teilen Deutschlands während Fashion-Comeback. Fest steht jedenfalls: Bei der Sommermode unserer 72-Stunden-Tour erfahren. Häufig lautete die Antwort 2019 führt kein Weg vorbei an Batik-Looks, die von kunterbunt „Kein Netz“ auf die Frage, ob der Social-Media-Post schon bis dezent auf allen möglichen Kleidungsstücken für jede*n zu online ist. Der Megatrend der Urbanisierung birgt aber nicht finden sind. Also überhaupt nicht old-fashioned! nur für die verbleibende Landbevölkerung große Herausforde- Modetrends kommen und gehen – und kommen, wie uns rungen, sondern mit zunehmender Bevölkerungszahl in den das Beispiel der Batik-Mode zeigt, häufig erneut wieder. Was Städten sind diese vor neue große Probleme gestellt, wie eine dieses Jahr in ist, kann aber im nächsten Jahr bereits wieder ausreichende Lebensmittelversorgung und gute Infrastruktur. out sein. Denn Modetrends sind häufig sehr kurzlebig. Von Unser ganzes Leben wird von den Megatrends unserer Zeit langer Dauer sind dagegen Megatrends. Megatrends zeich- beeinflusst, auch wenn wir es nicht direkt merken. Mir ist der nen ein Bild zukünftiger Entwicklungen – sie können also als Begriff Megatrends 2015 das erste Mal begegnet. Bei der Wegweiser für langfristige strategische Planungen dienen. Mitarbeit zur Nachhaltigkeitsstrategie des Westfälisch-Lip- In der KLJB haben wir unsere Zukunft fest im Blick und pischen Landwirtschaftsverbandes haben wir zum Einstieg setzen uns aktiv für deren Gestaltung ein! Bei vielen politi- eine Arbeitseinheit den Megatrends gewidmet. Ich war sehr schen Themen reden wir mit und machen uns stark für junge überrascht, noch nie davon gehört zu haben, wo der Begriff Menschen in ländlichen Räumen. Wir sind Spinner*innen und „Megatrends“ doch schon seit 1982 durch den US-amerika- Träumer*innen. Wir sind als Jugendverbandler*innen der all- nischen Wissenschaftler John Naisbitt geprägt wurde und gemeinen Bevölkerung einen Schritt voraus. Deshalb passt der schnell an großer Bedeutung gewann. Um Visionen zu spinnen Titel „Trendsetter*innen“ auch zu uns! und langfristige Ziele festzustecken, lohnt sich ein Blick in die Bereits 2013 forderten wir den sofortigen Kohleausstieg – vielfältige Welt der Megatrends. Eine Anpassung der Landwirt- die Große Koalition hat das Datum des endgültigen Kohleaus- schaft, z.B. zur Akzeptanzsteigerung bei der Bevölkerung, kann stiegs aktuell auf das Jahr 2038 festgelegt. Das finden wir ganz nicht eindimensional funktionieren. Es wirken so viele Aspekte und gar nicht visionär. Auch in Sachen EU-Agrarpolitik fordern einzelner Megatrends darauf ein, dass eine Anpassung eines wir seit langem ein Umdenken – ganz im Sinne des Mega- einzelnen Bausteins kaum eine Wirkung zeigt. Findige trends der Neo-Ökologie.1 Aber nicht nur wir KLJBler*innen Junglandwirt*innen haben diese Entwicklungen aber aktiv treiben Megatrends voran. Auch Bewegungen wie „Fridays for genutzt und so mit ihren Start-ups den Nerv der Zeit und der Future“, wo junge Schüler*innen jeden Freitag Protest laufen Verbraucher*innen getroffen. Auch uns KLJBler*innen ist fort- für eine gerechte Klimapolitik, tun ihr Nötiges dazu. schrittliches Denken und Handeln schon immer wichtig gewe- KLJBler*innen machen aber nicht jeden Trend mit! Bei sen. Daher wollen wir dranbleiben, weiter Visionen spinnen Leiter*innen- oder Kreisrunden, bei Vorstandssitzungen oder und die Megatrends unserer Generation nachhaltig mitge- anderen Gremien diskutieren wir aktuelle Themen und legen stalten! selbst die Richtung fest, in die es gehen soll. So widerstreben 1 siehe unseren Beitrag in diesem Heft auf den Seiten 10-11. 4 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 5
BUFOSCHWERPUNKT Foto: pixabay.com Foto: CDU Rheinland-Pfalz Julia Klöckner Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, www.bmel.de LÄNDLICHE RÄUME BRAUCHEN DIE JUGEND G lobale Entwicklungen wie Urbanisierung, Digitalisie- sind, so vielfältig sind auch die Herausforderungen. Um ein rung oder Mobilität lassen sich nicht aufhalten. Warum Beispiel zu nennen: Während im Speckgürtel großer Städte auch? Wichtig ist: Die Chancen, die mit ihnen einher- bezahlbarer Wohnraum für junge Menschen immer knapper gehen, müssen wir begreifen und ergreifen. Denn machen wir wird, kämpfen andere Regionen mit Leerstand und Verödung uns nichts vor: Der demografische Wandel wird weitergehen, der Ortskerne. Hier helfen weder gleiche Strickmuster noch die Anziehungskraft großer Städte wird hoch bleiben. Doch Gießkannenpolitik, sondern nur gezielte, auf die lokalen Ver- das ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass junge Men- hältnisse abgestimmte Fördermaßnahmen. Der Erfolg unserer schen die Möglichkeit haben, sich bewusst für ein Leben und Arbeit lässt sich ganz konkret ablesen am Bild unserer Städte Arbeiten in ländlichen Räumen zu entscheiden. Und zwar ohne und Dörfer: Ist schnelles Internet überall verfügbar? Gibt es dafür schlechtere Bedingungen in Kauf nehmen zu müssen vernünftige Verkehrsanbindungen, auch für junge Menschen als in der Stadt. Andere gewiss. Aber eben nicht schlechtere. ohne Führerschein und eigenes Auto? Wie steht es mit einer Die Bundesregierung hat deshalb eine Kommission „Gleich- flächendeckenden Grundversorgung, mit Ärzten, Schulen, Kul- wertige Lebensverhältnisse“ eingerichtet, deren Co-Vorsit- tur- und Freizeitangeboten? Gibt es moderne Ausbildungs- zende ich bin. In der Kommission geht es um „Gleichwertig- plätze und interessante Berufsperspektiven? Funktioniert der keit“, nicht um „Gleichheit“. Bis zum Sommer werden wir soziale Zusammenhalt auf dem Land? zusammen mit den Ländern und den kommunalen Spitzen- verbänden Handlungsempfehlungen erarbeiten. Doch damit Ehrenamt stärken ist es natürlich nicht getan: Der Gedanke der Gleichwertigkeit Als Bundesministerin bin ich viel im Land unterwegs. Ich erlebe der Lebensverhältnisse und damit der Verteilungsgerechtigkeit engagierte Menschen, junge und ältere, die mit Freude, Ener- und Chancengleichheit muss als Leitbild in alle politischen gie und Herz bei der Sache sind. Ich erlebe freiwilliges soziales Entscheidungen einfließen. Engagement, aktive Vereine und ein lebendiges kirchliches Leben. Das Ehrenamt ist die Seele der ländlichen Räume. Ländliche Räume haben Eigenwert Lebensqualität und gesellschaftlicher Zusammenhalt hängen Das fängt mit einem Perspektivwechsel an: Wir müssen die immer stärker davon ab, dass sich Menschen engagieren. Viele ländlichen Räume vom Land her denken! Nicht als Kompen- Ehrenamtliche auf dem Land zeigen, wie der gesellschaftliche sationsräume für Städter*innen, nicht als Rückzugsräume fürs Zusammenhalt gestaltet werden kann. Deshalb ist es mir Wochenende oder für nostalgische Bullerbü-Träume. Sie haben ein großes Anliegen, dass das Ehrenamt die Anerkennung einen Eigenwert, für die Menschen, die dort leben und für und Unterstützung findet, die ihm zusteht. Hauptamtliche unser ganzes Land. Viele junge Menschen entscheiden sich Ansprechpartner*innen, die ehrenamtlich Engagierte beraten, bewusst für ein Leben auf dem Land. Sie schätzen die Frei- vernetzen und qualifizieren, halte ich dabei für besonders räume, die Natur und das Miteinander. Ich will erreichen, dass wichtig. Wie und auf welcher Ebene das am besten umgesetzt wir unsere ländlichen Räume als eigenständige Teilräume wird, wollen wir im Rahmen des Bundesprogramms „Ländliche betrachten, mit besonderen Aufgaben, Bedürfnissen und Ent- Entwicklung“ erproben. wicklungspotenzialen. Nicht als das Gegenteil von Städten, MEGATREND URBANISIERUNG nicht als Randlagen zwischen Städten. Eine Politik für gleich- Auf die Jugend kommt es an! Die Abwanderung aus den ländlichen wertige Lebensverhältnisse macht sich diese Vielfalt zur Auf- Das Spannende bei der Entwicklung der ländlichen Räume Räumen in Städte ist längst ein globales gabe. Sie sieht ländliche Räume auf Augenhöhe mit urbanen ist, dass aus vielen kleinen Bausteinen ein großes Ganzes Phänomen. Der sogenannte Megatrend Räumen. Wenn wir diese Blickrichtung ins Bewusstsein rücken entsteht, wenn alle zusammenwirken. Die Politik muss die „Urbanisierung“ verändert die Lebens- können, ist schon der erste Schritt zu Gleichwertigkeit getan. Rahmenbedingungen gestalten. Um diese mit Leben zu fül- wirklichkeit in den Städten und Dörfern len, brauchen wir die Jugend mit ihren Ideen, ihrer Frische gleichermaßen. Wie können daher gleich- Ländliche Räume zukunftsfest machen und ihrem Engagement. Daher mein Appell: Bringen Sie sich wertige Lebensverhältnisse geschaffen Die ländlichen Räume als Kraftzentren brauchen eine ent- weiter ein, melden Sie sich zu Wort und packen Sie weiter werden? Bundeslandwirtschaftsministerin sprechende Versorgung und Infrastruktur. Unsere Politik muss so tatkräftig mit an wie bisher. Dann bin ich sicher, dass Julia Klöckner erklärt in ihrem Beitrag, vor Ort wirken, Maßnahmen müssen in den Gemeinden und unsere ländlichen Räume eine gute, eine spannende Zukunft wie es funktionieren könnte. Regionen ankommen. So vielfältig wie die ländlichen Räume haben! 6 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 7
BUFOSCHWERPUNKT Grafik: www.zukunftsinstitut.de MEGA- TRENDS Herausforderungen, an denen die Zukunft entsteht. Quelle: Zukunftsinstitut Originalartikel unter www.zukunftsinstitut.de (Abdruck mit Genehmigung) Was macht Megatrends aus? Einfluss. Daher können als Effekt von Megatrends, die sich schaftlichen Bereichen, in der Ökonomie, im Konsum, im Wer- ben – ganz gleich, ob für abstrakte Szenarien oder konkrete Megatrends sind ein Grundpfeiler der Arbeit in der Trend- und prinzipiell langfristig entfalten, auch schnelle Durchbrüche tewandel, im Zusammenleben der Menschen, in den Medien, Strategien, für Visionsprozesse oder Masterpläne, Innovati- Zukunftsforschung. Sie sind langfristige Wandlungsprozesse mit störendem Verlauf entstehen. Der Begriff der Mega- im politischen System etc. onsvorhaben und Investitionsentscheidungen. Was zunächst mit enormen Ausmaßen und Auswirkungen. Megatrends trends ist mittlerweile weit verbreitet und die Basis vieler Globalität: Megatrends sind globale Phänomene. Auch wenn einfach klingt, wird in der Praxis jedoch nicht leichter. Die Welt sind nicht eindimensional, sondern vielfältig und vernetzt. Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Sie sind die Grundlage sie nicht überall gleichzeitig stark ausgeprägt sind, so lassen menschlicher Kultur zeigt über die Jahrhunderte eine Tendenz Sie entfalten ihre Dynamik querschnittartig, zum Teil über der Evolution ganzer Wirtschaftsbereiche und werden damit sie sich doch früher oder später überall auf der Welt beo- zu höherer Komplexität durch Wandel. Dieser Wandel existiert alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche hinweg.1 vielfach zum Ausgangspunkt weitreichender Strategien. Doch bachten. auf vielen Ebenen und Stufen. Die meisten Veränderungspro- Megatrends verändern die Welt – zwar langsam, dafür aber die Vielschichtigkeit, die Megatrends innewohnt, mit der sie Komplexität: Megatrends sind vielschichtige und mehr- zesse haben einen wiederkehrenden Charakter. Allerdings grundlegend und langfristig.2 Sie wirken nicht isoliert, son- sich aufeinander beziehen und mit der sie auch scheinbare dimensionale Trends. Sie erzeugen ihre Dynamik und ihren sind die Zyklen nicht einfach nur eine Wiederholung, sondern dern beeinflussen sich gegenseitig und verstärken sich so in Widersprüche integrieren, erschwert mitunter das Verständnis. evolutionären Druck auch durch ihre Wechselwirkungen. finden immer auf einer neuen Ebene statt. ihrer Wirkung. Sie sind nicht nur Oberflächenbewegungen, Daher ist es sinnvoll zu erläutern, wie das System der Mega- Megatrends erzeugen in ihrer Wirkung komplexitätsgene- sondern Tiefenströmungen des Wandels. Genau genommen trends funktioniert. Wie wirken Megatrends? rierende Dynamiken – inklusive fast zwangsläufiger Gegenbe- sind sie multidimensionale Phänomene, die aus einer Vielzahl Wie entsteht und verläuft Wandel? Dieser Frage gehen Trend- wegung. Rekursive Entwicklungen, die dem Megatrend auf einzelner Trends entstehen – die auch Gegentrends hervorru- Wie können Megatrends erkannt und Zukunftsforscher nach, wenn sie über Megatrends spre- den ersten Blick zu widersprechen scheinen, erweisen sich bei fen, die in ihrer zurücklaufenden Entwicklung wiederum für und definiert werden? chen und daraus Aussagen über die Zukunft ableiten. Es geht näherer Betrachtung als „Retro-Trends“, die als Aufwärtsver- Wechselwirkungen sorgen. Das macht Megatrends so viel- Dauer: Der Trend hat eine Dauer von mehreren Jahrzehnten. nicht darum, punktgenaue Vorhersagen zu treffen, sondern schiebung in einer höheren Ordnung wieder in den Megatrend schichtig und komplex, es erhöht vor allem ihren prägenden Ubiquität: Der Trend zeigt Auswirkungen in allen gesell- darum, Zusammenhänge und Entwicklungslinien zu beschrei- einmünden. 1 Zukunftsinstitut, Megatrends und ihre Wirkung 2 Zukunftsinstitut, Megatrend-Glossar 8 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 9
BUFOSCHWERPUNKT Quelle: www.zukunftsinstitut.de; Foto: istockphoto.com DAS SIND DIE WICHTIGSTEN MEGATRENDS CIETY Was genau bedeutet eigentlich Megatrend und wie sehen diese aus? SILVER SO Hier haben wir die wichtigsten Megatrends für euch zusammengefasst: n länger GIE e r und bleibe EO-ÖKOLO e r ä lt n imm n ganz neu e N Wir werde h entstehe . H ie rd u rc rf ü g b a re Zeit ourceneffiz i- gesund e r, d e n n die ve ISIERUN G t eine ress im A lt erden. Lebensstile ill gefüllt w DIVIDUAL g ie m e in P ri n - w IN Neo-Ökolo ie auf e b e n lt ig e W irtschaft, d a ft , nach dem Arbe it sl in die Gese ll- Frei- ente, nach h a er Kreislau fwirts ch S o ci e ty bringt sich it e r und erung die il e n s, d e rt . Die Silv e r rungen w e HIFT t In dividualisi rin- zipien des Te elf-Prinzip ba si gibt ih re Er fa h GENDER S u te rp Im Kern b e d e s ze ntrale K u lt u zu m Do-it-yours re nzenloses schaft ein, altung. ahl. Sie is t d a eh- b is h in m e h r a u f g ch Selbstentf heit der W t aber zun ke ist n ic h t zu schauen , strebt n a rtungen Welt, wirk Kerngedan n, sondern ollenerwa e st li ch e n d verä n d e rt die e , d ie durch R ntste- zip der w r Megatren Wachstum zu se tz irts ch a ft ). Die Zw ä n g e riktione e n r. D e , Kon- ffizienz-W li ch e R e st erlauben mend glo b a le ertesyste m e ist (sog. Su en Prozess und gesell schaft hr ab und ft: Er b e rü h rt W rmaßen. was genug en tiefgre if e n d en im m e r m e it jenseits Gesellscha u lt ur gleiche e u te t e in , was es w ohl zum hen, nehm estimmthe r und A ll ta g sk Dies bed a n d e ls send e S e lb st b sdruck summuste gesellscha ftlichen W t. eine wach ungen. Au trend mach tszuschreib ersität n sten Mega von G e sc h le ch ch senden D iv umstritte in e r w a findet dies in e LGBTQ- ft , d ie u . a. von der der Gesell scha l, Trans- sb ia n , G a y, Bisexua (Le Bewegung lebt wird. e r, Q u eer) vorge gend RUNG URBANISIE Städte. h e n zi e ht es in die K hr Men sc NEW WOR llig Immer me abei zu vö n in S tä d ten führt d it n euen mehr Das Lebe d Denkwe isen, m ftig immer b e n s- u n s, v o n IVITÄT en uns kün neuen Le Wohnen KONNEKT ilität, des M a sc h in d si ch die lust Wenn , wir M o b n d en werden heute Formen d e r ng. Die La Arbeite n a b n e h m dern. M e h r a ls h a ft u n d Vernetzu d e rt z. B. ch völlig a l v e rä n der Arbeit Gemein sc ner*innen verän n g eröffnen si Arbeitswe lt rad ik dem Sinn w o h in räu- ESUNDHEIT e ru tb e k le Mit der Dig ita li si er Vernet- g e n a ch vieler Sta d Städte zu G d D im ensionen d - wird sich d ie Fr a tionalen Le istungs- r inne rh a lb d e r o Urban neue Form en u n so grundle e in e r ra ökonomie die Struktu mbiente, w nverantwo rt- e rn u n ser Leben r stellen un d sta tt ine Kreativ d dörf li ch e m A eht. einer eige zung. Sie v erä n d ächti g st e t si ch e bedeu- migem un im Fokus st d h e it is t zu immer m e h r e k tivität als m gesellscha ft bil d e ehr denn je h r und mehr Die Gesun orden und die K o n n sozia le ir d m Garden in g m e g e w gend, dass ird. Durch eit e n w tfalten und , lichen Aufg a b e etenz. W ir trachtet w autonome s heraus. Arb tiale zu en ihre Komp Meg a tr e n d b e Intellige n z, e n P o te n n , n sc h e n erweitern e n über unse ren n st li ch e , z. T. ten, die eig en ce auszuta riere M e i a ch ts amer ge g n und Netzwerke ,k ü tstehen gä nzlic h W o rk -Life-Balan e n Symbiose werden da b e e lischen Be dürfn is se re n , B ig D ata etc. en d V e rh altens- statt d ie ch e in e r gelunge n n d se e r Fah sstile un ir n a körperlich e n u Fitness tr a ck Le b e n werden w reben. piel durch kritische, n e u e Normen. d Arbeiten st holen uns zu m B e is ie g e se ll schaftliche von Le b e n u n w ung. muster so Unterstütz ULTUR WISSENSK immer Le b e n sbereichen IT n SICHERHE Wissen wir d in alle hon heute is t der globa le a m e r. Sc u nd der Opfer von bedeuts och nie cheinlich, ss ta n d so hoch wie n b en slanges a h rs Bildung leichter. Le OBILITÄT w ig Nie war es so u n . Gleichzeit im m e r M fä ll e n zu werden r- Zugang zu Wisse n z und Soft Skills Gewalt od er U n den besse ren In fo M eth o de nkompeten ch u ngs- on den Ve r- ir , u.a. durch r wahr als Lernen , mer wichti ger. Fors IE RUNG arten wir v neh m e n w n viel st ä rk e e i im ische GLOBALIS rw flexibel e n d ab no lo g u ta ge e u n d ga n g , R is ik nsicher. Die s werde a re, tech Heutz ss si e nachhaltig mationszu dadurch u , Date n, So ftw rden frei tschaft, kehrsmitte ln, d a etzt und h le n u n s it s- ergebnisse s mehr we reiche Wir ite in ander vern früher und fü senes Sich erhe gen u n d v ie le artizipieren , ng prä g t d ie B e ation. sind, auße rde m m sförderlich . In e in n ie dagewe logische Entwicklun d e *r an ihnen p Globalisieru e lt u n d Kommunik e n n o ch gesundheit a d zu m bed in g t s d u rc h neue te ch n o verfügbar, soda ss je erarbeiten kann. w ebracht, st a leichzeitig Politik, Ku ltur, Um sammeng am b e r das Fah rr bestreben ,d tzt wird. G daran weit rd e n zu d te n wird dahe n a b er g e st ü sie nu tze n u n d nder w e inieren den St ä hl. Es ka n Möglichke it e n gien neue Entfernte Lä nd Präfere nzen dom m itte l erster Wa rc h C ar- h n e u e Technolo e n d s u chafte n e twi- Verk e h rs n ÖPNV, d u entstehen d u rc tenschutz. gleiche Tr e Partners n ert du rc h d e e Fahrzeug e im Bereich Da ts ch a ft li ch C h a ncen, unkomplizi e r autonom Risiken, so e tw a und wir g ib t es viele ge b o te o d ehr Insge sa m t h. sharing-An Warenverk ckeln sich. sforderung en zugleic n zt w e rd e n. Für den tz te M eile, ch H e ra u ergä für die le aber au o v a ti o n en spielen Inn eges zum a s le tz te Stück des W also d Rolle. ine große Kunden, e 10 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 11
BUFOSCHWERPUNKT Foto: Hammann La/Pexels Robert Janßen-Morof Geschäftsführender Referent der Akademie Junges Land, r.janssen-morof@jungesland.de SELBSTVERWIRKLICHUNG ODER EGOTRIP? W er kennt sie nicht, diese Klage vom Werteverfall: „Früher war alles besser“ und die, dass die „Gene- ration Selfie“ in unserer Leistungsgesellschaft zu egoistischen Selbstdarsteller*innen verkommt. Dabei bedeutet Individualisierung doch so viel Gutes: Nie waren unsere Frei- deine Verantwortung. Wenn etwas nicht läuft, kannst du nie- mand anderem die Schuld geben. Und du wirst dich immer fragen: Ginge es nicht vielleicht auch anders – vielleicht sogar besser? Die Schattenseite der vielen Möglichkeiten: Selbstop- timierungsdruck. heiten größer, nie zuvor gab es mehr Möglichkeiten. Noch Es ist ja schon ein Widerspruch, wenn wir so viel Freizeit vor 100 Jahren wäre mit meiner Geburt mein Lebensweg haben wie keine Generation vor uns – und sich auf der anderen vorgezeichnet gewesen – und entspräche dem meines Vaters. Seite so wenige noch zu einem Ehrenamt verpflichten wollen. Heute steht mir eine unüberschaubare Menge an Berufsbildern Unser Leben ist eben fragmentiert, zerstückelt in viele kleine MEGATREND INDIVIDUALISIERUNG zur Wahl. Noch für meinen Großvater war klar: Während er Einheiten. Beziehungen gehen wir nicht mehr auf Dauer ein, Noch nie zuvor hatten wir so viel Freiraum das Geld nach Hause brachte, kümmerte sich seine Ehefrau sondern nur für den Moment. Zweckgebunden und abhängig für die Entwicklung unseres Individuums wie um Haus und Kinder. Heute kann ich frei zwischen dem Leben von unserer aktuellen Lebensphase. Also machen wir nur noch heute. Warum das so ist und wie es unser als Single, einer offenen Beziehung oder einer Partnerschaft Zusagen für die nahe Zukunft und engagieren uns lieber in Leben verändert, erklärt der folgende Text (mit oder ohne Heirat) entscheiden. Sogar in beliebiger Rei- Projekten als auf Dauer. Wer weiß schon, was in einem Jahr ist? aus der Akademie Junges Land. henfolge. Und das Ganze auch noch gleichgeschlechtlich, mit Überhaupt verlieren wir beim übergroßen Lebensweg- oder ohne Kinder und in unterschiedlichen „Versorger*innen- Angebot schnell die Orientierung. Kein Wunder, dass das Modellen“. Überhaupt will doch niemand wieder in Zeiten Geschäft mit Ratgeberliteratur boomt und sich als Influencer*in zurück, in denen Frauen nicht frei über ihr Leben bestimmen so gut Geld verdienen lässt. Wir alle sind eben auch verunsi- können. Und wo wir gerade bei politischen Erfolgsgeschichten chert. Aus Sorge den falschen Weg einzuschlagen trauen wir sind: Ist nicht Individualismus Voraussetzung für eine vielfäl- uns auch die kleinste Entscheidung nicht zu, ohne das Netz tige Demokratie? um Rat zu fragen. Den Weg hierfür haben zuallererst der Wirtschaftsboom der Nachkriegszeit und die damit einhergehende Verbesserung Das neue Wir der Lebensumstände geebnet. Wohlfahrtsstaatliche Absiche- Der Blick in Youtube, Facebook, Instagram und Co. – in die Com- rung und die gesunkene Arbeitszeit bei zugleich gestiegenem munity – zeigt aber auch noch etwas anderes: die Suche nach Einkommen und höherem Bildungsniveau ermöglichte erst- einer neuen Form von Gemeinschaft. Die Sharing Economy mals der breiten Masse, sich selbst zu verwirklichen. Forderte boomt, Nachbarschaftsnetzwerke entstehen, mit kollektiven über Epochen hinweg der Kampf ums Überleben alle Auf- Lebensformen wird experimentiert und Unternehmen suchen merksamkeit, können wir uns heute Fragen des persönlichen nach Wegen, im Team gemeinsam zu entscheiden. Dies alles Lebensstils erst im wahrsten Sinne des Wortes „leisten“. ist kein Gegentrend zur Individualisierung, sondern deren Und dieser Lebensstil ändert sich – regelmäßig. Meine Bio- logische Folge: eine gesellschaftliche Anpassung an die neuen grafie ist längst keine klare Abfolge mehr, sondern eher eine Umstände. Durch die Zunahme von Optionen gingen soziale Aneinanderreihung von Lebensabschnitten. Mit dem Wechsel des Bindungen verloren – und müssen jetzt neu gefunden werden. Jobs ändern sich oft auch Wohnort, Bekanntschaften und Hobbys. Der Soziologe und Individualisierungstheoretiker Ulrich Erst die neue Vielfalt an Möglichkeiten gibt mir doch die Chance, Beck sagte einmal: „Die Rede von der Ego-Gesellschaft setzt mich auf die sich immer schneller verändernden Umstände ein- voraus, dass sich ausschließt, was tatsächlich zusammenge- zustellen. Gestalter*in meines Lebens bin ich selbst. hört: Selbstverwirklichung und da sein für andere.“ Diesen Zusammenhang zu beweisen, mit moderne Gemein- Die andere Seite der Medaille schaftsformen zu experimentieren und neue Solidarität ent- Aber ja, da ist noch etwas anderes. Jede Entscheidungsfreiheit stehen zu lassen – ist ein Jugendverband hierfür nicht der beste sagt auch: Du musst dich entscheiden. Und es ist deine Wahl, Ort? 12 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 13
BUFOSCHWERPUNKT Foto: rawpixel.com Bela Catherin Bruhn MEGATREND GLOBALISIERUNG Referentin für Ländliche Entwicklung im KLJB- Hauptstadtbüro. Globalisierung ist einer der zwölf Mega- b.bruhn@kljb.org trends und beeinflusst viele Bereiche. Wir haben uns gefragt, wie sie sich einerseits auf das Einkaufsverhalten der Verbraucher*innen und andererseits auf die landwirtschaftliche Erzeugung GLOBALISIERUNG auswirkt. IM EINKAUFSWAG V erbraucher*innen können durch die Globalisierung der Landwirtschaft ganzjährig Zugang zu einer großen Vielfalt an Lebensmitteln erhalten. Dann landet nicht nur das auf unseren Tellern, was im eige- nen Land zur jeweiligen Jahreszeit angebaut wird, son- Wohlstand in Deutschland zu leisten.“, heißt es auf der Internet- seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Ein verstärkter Export hat deutlich negative Auswirkungen auf die Bauern*Bäuerinnen der Länder des Globalen Südens. So wurden durch Exporte von günstigen Geflügel- und Milcher- dern beispielsweise auch Avocados aus Mexiko, Granat- zeugnissen vielerorts lokale Erzeuger*innen verdrängt. Aber äpfel aus der Türkei und Oliven aus Italien. Eine Genusswelt auch die Landwirt*innen in Deutschland und der EU sind in der eröffnet sich uns, die ohne die globalisierte landwirtschaftliche Tretmühle der Globalisierung gefangen. Eine der wesentlichen Produktion nicht möglich wäre. Wenn wir nur lokal erzeugte Veränderungen ist die enorme Konzentration von Marktmacht Lebensmittel konsumieren würden, müssten wir also auch auf in den Händen weniger Konzerne als Folge und zugleich Treiber Äpfel im Sommer, Tomaten im Winter und Paprika im Früh- der Globalisierung. Saatgut und Pestizide – Bayer-Monsanto jahr verzichten. Jedoch verlieren wir als Verbraucher*innen beherrscht den Markt. Düngemittel und der Getreidehandel – durch das Dauerangebot an Lebensmitteln auch das Gefühl ebenfalls kontrolliert von nur einer Handvoll Großkonzernen. für die landwirtschaftliche Produktion. Die meist günstigen Freihandelsabkommen fördern diesen Prozess. Die Öffnung Preise im Supermarkt verschleiern die Kosten, die für Trans- regionaler Agrarmärkte wurde von den Staaten des Nordens port und verursachte Umweltschäden anfallen. Derzeit gibt es mit Nachdruck und Erfolg vorangetrieben, um auch im Lebens- einen wachsenden Anteil an Verbraucher*innen, die regional mittelbereich Exporte in großem Maßstab zu ermöglichen. erzeugte, nachhaltig produzierte Lebensmittel bevorzugen Dies bedeutet auch, dass sich die deutschen Landwirt*innen oder aber auf faire Handelsbedingungen achten, wenn sie auf dem Weltmarkt behaupten müssen, wenn sie weiter wirt- überregionales Essen kaufen. Sie fragen nach, wo das, was in schaften möchten. Damit werden Landwirt*innen, die einst unseren Mündern landet, herkommt, suchen den Kontakt zu ihre regionalen Produkte auf regionalen Märkten zu regional Landwirt*innen und entwickeln eine verstärkte Wertschätzung gebildeten Preisen verkauften, Teilnehmer*innen eines Welt- für die Nahrung. marktgeschehens. Oder sie scheiden aus. Bei verarbeiteten Lebensmitteln ist es für Verbraucher*innen Dies zeigt die Milchkrise der vergangenen Jahre beispielhaft. aber besonders schwer zu wissen, wo das jeweilige Produkt Immer mehr kleine Milchviehhalter*innen mussten und müssen hergestellt wird. Lebensmittelhersteller*innen sind meist nicht aufgeben, während die großen zum Wachstum verdammt schei- verpflichtet, die Herkunft der Zutaten oder den Produktionsort nen. Zwischen 2008 und 2016 ging die Zahl der Milchbetriebe auf der Verpackung anzugeben. Produziert wird weltweit und in Deutschland um ein Drittel auf 71.000 zurück. 1996 hatte es mit Rohstoffen aus der ganzen Welt. Nestlé dominiert z.B. seit sogar noch 186.000 Milchviehhalter*innen gegeben. Die Zahl Jahren die globale Lebensmittel- und Getränkeindustrie und der Milchkühe blieb hingegen annähernd konstant. Ähnliche landet mit mehr als 2.000 Marken in knapp 200 Ländern bei Entwicklungen gibt es bei Schweinemäster*innen, Geflügel- vielen Verbraucher*innen täglich auf dem Tisch. Weitere mul- fleisch- und Eiererzeuger*innen und auch im Feldfruchtanbau: tinationale Konzerne sind die Kraft Heinz Company, Mondelez Zwischen 2007 und 2015 nahm die Zahl der hiesigen Höfe International und Danone. mit einer Fläche von mindestens fünf Hektar von 321.600 auf 280.800 ab. Idyllisch ist all das nicht und modern eigentlich auch Landwirtschaftliche Erzeugung nicht, sofern damit Zukunftsfähigkeit gemeint ist.1 „Ein deutscher Landwirt erlöst etwa jeden vierten Euro im Wenn wir bei uns heimische Produkte global konsumieren, Export, die deutsche Ernährungswirtschaft nach Branchenanga- fördern wir das System von Abhängigkeiten und exportorien- ben sogar jeden dritten Euro. Angesichts stagnierender Märkte tiertem Wachstum. In der globalen landwirtschaftlichen Erzeu- im Inland benötigt die deutsche Agrar- und Ernährungswirt- gung können faire Arbeitsbedingungen und Löhne in der schaft jedoch weiteres Wachstum im weltweiten Export, um gesamten Wertschöpfungskette aber helfen, dass Ernährungs- ihren Beitrag zu Erhalt und Steigerung von Wertschöpfung und system gerechter zu machen. 1 Quelle Zahlen: BMEL 14 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 15
BUFOSCHWERPUNKT Foto: pixabay.com KLJB-Umfrage NIMMT DAS GESCHLECHT EINE IMMER GERINGERE ROLLE EIN? In meinem alltäglichen Leben merke Als Informatik-Student nehme ich im Dass in unseren Köpfen die Geschlech- ich, dass es immer mehr Menschen meinem Alltag leider überhaupt nicht ter noch lange nicht gleichberechtigt gibt, die versuchen, aus dem stereoty- wahr, dass das Geschlecht immer eine oder sogar austauschbar sind, fällt mir pischen Denken herauszukommen und geringere Rolle einnimmt. Der Anteil auch fernab von den großen Diskussi- so das Umfeld zu beeinflussen. Sei es der Frauen in unserem Studiengang Sind wir uns wirklich bewusst über onen zum Beispiel um die „Gender bei der Frage, wer beim Tragen schwe- ist teilweise unter zehn Prozent, das, was wir dem Gegenüber aus- Pay Gap“, immer wieder auf. Männer, rer Gegenstände unterstützen kann bis obwohl Informatik historisch gesehen strahlen, verunsichern uns Medien die sogenannte „weibliche“ Berufe, hin zu Atemschutzgeräteträger*innen ein „Frauenberuf“ war. Ich finde, dass und Werbung in der eigenen Wahr- wie den des Geburtshelfers, ergreifen, bei der Freiwilligen Feuerwehr. Wo ich Leider muss ich in meinem alltäg- in der Schule junge Mädchen noch zu Ich finde, das kommt immer auf die nehmung, sind wir wirklich frei von werden belächelt. Das weibliche jedoch immer wieder mit der Frage lichen Leben feststellen, dass das oft in den gesellschaftlichen, sozialen Situation beziehungsweise den Hinter- Narzissmus und ist die oberste Prä- Geschlechtsorgan ist noch immer mit nach männlich und weiblich konfron- Geschlecht in den meisten Fällen Bereich gedrängt werden und somit grund an. Aber anhand eines Beispiels misse wirklich die Liebe zum Pendant? Scham und Stigma besetzt – oder hast tiert werde und wo es noch einen noch eine sehr große Rolle einnimmt. die Möglichkeit auf das Erlernen eines aus meinem privaten Leben kann ich Wie entsteht die Anziehung von Mann du schon mal Kinder über einen Vulva- starken Unterschied macht, welcher der In dem sehr ländlich gelegenen technischen Berufes minimiert wird. nur sagen, dass das Geschlecht aus mei- und Frau? Zumeist besteht der erste Witz kichern hören? Die mit dem BEIDEN Geschlechter ich mich zuordne, 1.000-Seelen-Dorf, in dem ich aufge- Auch in Betrieben ist der Frauenanteil ner Sichtweise eine immer geringere Schritt im Begehren des Anderen Geschlecht verbundenen Normvor- ist bei Wahlen innerhalb der KLJB, aber wachsen bin, hat es oft noch eine meist sehr gering; zudem werden hier Rolle einnimmt. Meine Freundin übt durch einen Blick, ein Lächeln oder stellungen bieten uns augenscheinlich auch im BDKJ. hohe Bedeutung, ob man ein Mann Frauen oft schlechter bezahlt als Män- denselben Beruf wie ich aus und ist sogar ein paar Liebkosungen; dadurch Sicherheit und Orientierung, doch sie Die festgeschriebene Anzahl von oder eine Frau ist. Es gibt viel zu viele ner. Ein absolutes No-Go, hier sehe ich Landwirtin. Wir arbeiten beide auf wird das Verlangen dem Gegenüber verkörpern Werte, die Männer* und Sitzen in Vorstandsämtern für das geschlechtsspezifische Klischees, die noch viel Verbesserungspotenzial. Augenhöhe. Jede Meinung zählt gleich vermittelt und gleichzeitig übernimmt Frauen* gleichermaßen hinterfragen jeweilige Geschlecht ist eine Sache, in den Köpfen der Menschen festge- viel, sie macht die gleiche Arbeit wie man eine Verantwortung für diese sollten. Der Megatrend Gender Shift die vor allem in regionalen Ebenen wachsen zu sein scheinen. In meiner DOMINIK COENEN ich, egal, ob es Traktor fahren ist oder Person. Es ist eine Intention, welche wird das nicht für uns erledigen. Dass MITGLIED IM AK SCHASCHLIK immer mehr aufstößt. „Können wir Freizeit bin ich viel im pädagogischen harte körperliche Arbeit! das spontane Aufglühen eines Begeh- Geschlecht nicht ausdrückt, wer wir DER KLJB ROTTENBURG-STUTTGART nicht zwei männlich, zwei weiblich, Bereich tätig; dort fällt es mir mehr rens sein kann oder sogar die be- sind, sondern vorschreibt, wie wir sein zwei geschlechtlich ungebunden auf, dass zumindest versucht wird, KILIAN GRÜTERS wusste Wahl der Liebe. Heutzutage ist sollten, ist ein Problem, das es zu MITGLIED DER KLJB MÜNSTER wählen?“ Doch dies lässt unsere Sat- das Geschlecht nicht zu stark mitein- dieses Begehren gleichberechtigt, überwinden gilt. zung nicht zu. Besonders nach der zubeziehen. Das liegt mit Sicherheit Mann und Frau begehren sich gegen- Debatte um das dritte Geschlecht daran, dass die Menschen, mit denen seitig. Die Frau nimmt nicht nur die HANNAH TENHAEF MITGLIED IM AK ERNÄHRUNG UND NATUR stößt diese Antwort immer öfters auf man dort zusammenkommt, sich ein- passive Rolle ein. Dies führt zu einer DER KLJB KÖLN Unverständnis. Ein Punkt, über den fach mehr mit dem Thema beschäfti- unterschiedlichen Rollenwahrneh- wir mal intensiver nachdenken sol- gen als die Allgemeinbevölkerung. mung, die die Auseinandersetzung len?! Davon, welche Rolle das Geschlecht in mit dem eigenem Geschlecht erfor- der katholischen Kirche einnimmt, will derlich macht, sodass wir das Schöne ALEXANDER KLUG ich lieber gar nicht erst anfangen. und das Abbild des Unendlichen im DIÖZESANVORSITZENDER Männer scheinen dort das Normalmaß anderen Geschlecht würdigen. DER KLJB MÜNCHEN UND FREISING zu sein, Frauen eher die Abweichung. #woeinwilleististaucheineweihe NADINE WOLF MITGLIED IM DIÖZESANAUSSCHUSS DER KLJB TRIER LENA BOWEN MITGLIED DER KLJB OSNABRÜCK 16 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 17
BUFOSCHWERPUNKT Foto: www.hardyfiebig.com Boniface „Bonny“ Wanyera Ali Lempaso Lepal Event Koordinator Assistenz des Vorstandes www.treasuresofkenya.com www.treasuresofkenya.com Prognosen gehen davon aus, anderen ökologischen und gesellschaft- die Auswirkungen des Klimawan- dass es aufgrund der rasanten lichen Herausforderungen, einschließ- dels aufwerfen. Ist die Digitali- Urbanisierung bis 2025 in Afrika lich Überbevölkerung und übermäßiger sierung eine Lösung für euch oder zwölf Megacitys (über 10 Millio Ausbeutung natürlicher Ressourcen, eine schafft sie eher neue Probleme? nen Menschen) geben wird. große Bedrohung für bereits gefährdete Bonny: Die Digitalisierung hat vor allem Wie nehmt ihr das Thema Urba- Ökosysteme darstellt. in den letzten fünf bis zehn Jahren nisierung in eurem Land, eurer erhebliche Vorteile gebracht. Es wurde Gemeinde wahr? Welche Maß- Die Gleichstellung der Geschlechter die Hoffnung ausgelöst, dass sich das nahmen und Initiativen werden ist ein zentrales Thema, das in vie- Wirtschaftswachstums und der Wohl- ergriffen, um die Abwanderung len Ländern zunehmend umgesetzt stand auf weitere afrikanische Nationen vom Land zu verringern? wird. Setzt sich dieser Megatrend erstrecken werden. Ali: In Kenia hat der Trend zu starker auch in deiner Gemeinde durch und Ali: Der Verkauf von Waren und Dienst- Überbevölkerung der Städte geführt. finden Frauen eine neue Identität leistungen wird mit unglaublicher Junge Menschen ziehen auf der Suche und gewinnen an Bedeutung in der Geschwindigkeit abgewickelt und mit nach Arbeitsplätzen vom Land in die öffentlichen Politik und Wirtschaft? neuen mobilen Bankdienstleistungen Stadt, stehen dann aber Arbeitslosigkeit Ali: Die Ungleichheit zwischen den haben sich viele Möglichkeiten eröffnet, und Armut verstärkt gegenüber. Geschlechtern wurde als ungerecht, wodurch mehr Chancen zur Stärkung Bonny: Initiativen wie The Treasures of als eine große Herausforderung und der wirtschaftlichen Lebensgrundlagen Kenya ist ein gutes Beispiel. Sie ergrei- als ein Hindernis für die Entwicklung geschaffen werden. Die Einführung von fen Maßnahmen, um ein Bewusstsein zu der Gemeinschaft eingestuft. Traditio- MPESA, Kenias größter Mobile-Banking- schaffen und eine Kultur zu fördern, die nelle Praktiken wie die Beschneidung Plattform, hat so viele Leben verändert Verantwortung übernimmt und zu einer von Mädchen wurden in Kenia inzwi- und verarbeitet tatsächlich Milliarden Immer und überall erreichbar?! Das gilt auch in Kenia, denn die Digitalisierung hat hat dort längst Einzug gehalten. nachhaltigen Entwicklung beiträgt. schen verboten. Die Grundschulbildung von Kenia-Schilling in kleinen und mitt- Bargeldloses Bezahlen per Handy ist selbst in den ländlichsten Provinzen selbstverständlich. ist jetzt obligatorisch und kostenlos. Die leren Unternehmenstransaktionen. Der Klimawandel ist eine der Verfassung fordert, dass mindestens 30 Doch es gibt nicht nur positive Aus- WIE GLOBAL Wie nehmt ihr das Phänomen der Globalisierung wahr? Welche Vorteile, aber auch Risiken seht größten Herausforderungen weltweit. Ernteausfälle, Über- schwemmungen und der Verlust Prozent der Frauen in allen politischen Gremien sowie in allen öffentlichen Dienststellen vertreten sein müssen. wirkungen: Online-Glücksspiele sind exponentiell gewachsen und sind zu einem Problem unter jungen Menschen SIND DIE MEGATRENDS ihr in diesem Zusammenhang? Ali: Ein besseres Verständnis westlicher von Lebensgrundlagen sind nur einige Beispiele. Wie nehmen Bonny: Trotz der Maßnahmen sind die Vorurteile gegen Frauen immer noch geworden, insbesondere unter Arbeits- losen, die in das Glücksspiel hineinge- WIRKLICH? Kulturen durch Tourismus & Reisen gehört für mich zu den großen Vortei- len der Globalisierung, damit auch der die Menschen das Phänomen des Klimawandels wahr? Welche Maßnahmen werden ergriffen, weit verbreitet. Vielleicht weil sie eine Bedrohung ihrer männlichen Kollegen auf dem Markt darstellen. Es ist auch zogen wurden. Die Digitalisierung hat auch zu Extremismus und Radikalisie- rung unter den Jugendlichen beigetra- Austausch von Wissen, z.B. über bessere um den Klimawandel zu mildern? immer noch verpönt, Frauen in Aus- gen. Ebenso entstanden Cyber-Mobbing Megatrends können in weiten Teilen der Welt beobachtet werden. Methoden der Land- und Viehwirtschaft. Bonny: Kenia war schon immer ein bildung und Karriere zu fördern. Die und Cyber-bezogene Straftaten wie die Aus diesem Grund werfen wir einen Blick nach Kenia und haben Mit Twitter, Facebook, WhatsApp, Insta- Agrarland und mit der gemäßigten Veränderungen der traditionellen Fami- Verbreitung gefälschter Nachrichten auf dazu Boniface „Bonny“ Wanyera und Ali Lempaso Lepal von der gram und LinkedIn werden die Informa- Wetterlage konnte gut landwirtschaft- lienstruktur hat soziale Anpassung erfor- Social Media Plattformen, die auch zur Organisation „The Treasures of Kenya“ interviewt. tionsquellen immer vielfältiger und ein lich gewirtschaftet werden. Nun sind wir derlich gemacht, die das Problem zum Ursache vieler Depressionen und Selbst- Austausch wird vereinfacht. ratlos, denn wir erleben unregelmäßige Teil noch verschärft hat. mordfälle beigetragen haben. Bonny: Leider hat die Zweckmäßigkeit Regenzyklen und Trockenperioden, die Bonny: Die Technologie wird als Werk- der Globalisierung zu unterschätzten nichts verschonen. Unterstützt durch die weltweit zeuge angeboten, die das Leben leich- Zugeständnissen und sozialen Kompro- Ali: Obwohl es eine schwierige Auf- höchste Wachstumsrate des ter machen, aber es ist schließlich kein missen geführt, die zu Veränderungen gabe ist, die Auswirkungen des Kli- mobilen Breitbandes könnten Allheilmittel für soziale Fragen, die der kulturellen Werte und der indigenen mawandels zu mildern, wurden zahl- technologische Durchbrüche in echte Begegnungen und Beziehungen Identitäten beigetragen haben. Die heu- reiche Anstrengungen unternommen. Afrika eine potenzielle Antwort erfordern, um eine echte Veränderung tigen globalen Trends prägen die Gesell- Einige dieser Bemühungen beinhalten auf einige der Sorgen sein, die der herbeizuführen. schaft immens und die wesentlichen die Sensibilisierung, sowohl der Basis demografische Aufschwung, die Grundpfeiler unserer Kultur beginnen als auch auf nationaler Ebene, mit der Bedürfnisse der Mittelschicht, die Vielen Dank für eure Zeit zu wackeln und zu verschwinden. Tatsache, dass der Klimawandel neben schnelle Urbanisierung und sogar und das Interview! BUFO 2.2019 19
BUFOBUNDESEBENE „Team Rot“ bei der KLJB Dinklage im DV Vechta Geschafft! Die drei Teams beim Abtakt der 72-Stunden-Aktion in Hamm. „Team Blau“ hat sich am Tag der Europawahl kurzzeitig in „Team Europa“ umbenannt, denn „Wir bewegen Europa!“. DIE GROSSE 72-STUNDEN-TOUR KLJB-Bundesvorstand besuchte 72 KLJB-Gruppen in 72 Stunden mit dem Elektroauto Es ist geschafft! Der KLJB-Bundesvorstand besuchte im Rahmen eines Kinderheims der Caritas einen riesigen Traum und baute Grillhütte wie bei der KLJB in Waldweiler (Diözesanverband Am Ende der Tour besuchten alle drei Teams insgesamt der 72-Stunden-Aktion des BDKJ und seiner Jugendverbände einen Sandkasten und einen Schuppen für Spielgeräte, was Trier), die Errichtung eines Naturspielplatzes wie durch die KLJB 74 Ortsgruppen, womit die Wette mit der KLJB-Bundesver- vom 23. bis zum 26. Mai 2019 in 72 Stunden 72 KLJB-Grup- durch staatliche und kirchliche Stellen in der Form nicht mög- Birkenau (Diözesanverband Mainz) bis hin zur Renovierung sammlung gewonnen ist! Doch die wahren Gewinner*innen pen. Die sogenannte „72-Stunden-Tour“ erstreckte sich durch lich gewesen wäre! eines Pfarrgartens wie bei der KLJB Sonsbeck (Diözesanver- sind die vielen KLJB-Gruppen und alle anderen, die sich bei der ganz Deutschland und wurde in drei Teams mit Elektroautos Für „Team Blau“ ging es zu 27 KLJB-Gruppen in die Diözesen band Münster). 72-Stunden-Aktion beteiligt haben! bewältigt. Würzburg, Freiburg, Eichstätt, Augsburg, Rottenburg-Stuttgart, Die beiden Pat*innen der KLJB für die 72-Stunden-Aktion Die Idee für die 72-Stunden-Tour geht zurück auf eine Wette München und Freising, Regensburg und Passau. Dort haben die besuchten mit dem KLJB-Bundesvorstand ebenfalls verschie- Fazit mit den Teilnehmer*innen der KLJB-Bundesversammlung, die Jugendlichen deutlich gemacht, dass ihnen eine nachhaltige dene Gruppen, um sich selbst ein Bild vom sozialen Engage- Von den insgesamt 3.400 Projekten der Aktion wurden von vom 06. bis 10. März 2019 in Rastatt in der Diözese Freiburg Entwicklung und der Schutz von Umwelt und Klima besonders ment der KLJBler*innen zu machen. Dr. Gerd Müller, Bundes- der KLJB mehr als 360 durchgeführt. Damit beteiligten sich stattgefunden hat. Damals haben die Delegierten gewettet, am Herzen liegen. Beispielsweise zeigte das die KLJB Fünf- minister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, mehr als 10.000 KLJBler*innen in 17 Diözesanverbänden an dass es der KLJB-Bundesvorstand nicht schafft, in 72 Stunden stetten im Diözesanverband Eichstätt durch das Aufstellen von begleitete das „Team Blau“ am 24. Mai 2019. Er zeigte sich der Aktion. Bei der 72-Stunden-Tour wurden insgesamt mehr 72 KLJB-Gruppen zu besuchen. Insektenhotels und den Bau von Bienenstöcken. begeistert vom Einsatz der KLJB und erzählte von seinen eige- als 5.000 Kilometer mit dem Elektroauto zurückgelegt. Die „Team Gelb“ bereiste während der Aktion 25 KLJB-Gruppen nen Erfahrungen in der Katholischen Landjugendbewegung: Reise mit dem Elektroauto hat gezeigt, dass es noch viele Deutschlandweite Reise mit dem E-Auto in den Diözesen Freiburg, Rottenburg-Stuttgart, Mainz, Trier, „Ohne meine Mitgliedschaft bei der KLJB wäre ich heute nicht Hürden gibt. So ist die Infrastruktur in den ländlichen Regionen Um die Aufgabe zu meistern, tourte der KLJB-Bundesvorstand Köln, Aachen und Münster. Auch hier haben alle Gruppen an in der Politik“, sagt Dr. Gerd Müller. vielerorts weiterhin mehr als ausbaufähig. Das gilt sowohl für in drei Teams durch die Republik: „Team Rot“ bereiste den dem Wochenende Unglaubliches geleistet: sei es der Bau einer Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Land- die Ladesäulen für Elektroautos als auch für den Handy- und Norden und Nord-Westen, „Team Gelb“ den Südwesten und wirtschaft und ebenfalls KLJB-Patin bei der 72-Stunden-Aktion, Internetempfang! „Team Blau“ den Süden Deutschlands. So besuchte „Team besuchte am Samstag, den 25. Mai 2019 eine KLJB-Gruppe in Rot“ insgesamt 24 Ortsgruppen in den Diözesen Berlin, Ham- der Diözese Trier: „Es ist toll, was hier auf die Beine gestellt EVA-MARIA KUNTZ REFERENTIN FÜR PRESSE- UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND JUGENDPOLITIK burg, Osnabrück, Paderborn und Münster. Die KLJB Beckum im wird!“, lobte die Ministerin das Engagement der KLJB und Diözesanverband Münster beispielsweise erfüllte den Kindern machte sich beim Upcycling-Projekt der KLJB Ochtendung direkt selbst ans Werk. Nach 72 Stunden und 24 Ortsgruppen für „Team Rot“ treffen sie müde aber glücklich in Hamm ein. „Team Blau“ besuchte mit Bundesminister Dr. Gerd Müller u.a. die KLJB Wildpoldsried im DV Augsburg. Bundesministerin Julia Klöckner machte sich mit „Team Gelb“ beim Upcycling-Projekt der KLJB Ochtendung im DV Trier selbst mit ans Werk. „Team Gelb“ besuchte insgesamt 25 KLJB-Gruppen, darunter auch die KLJB Bieringen aus dem DV Rottenburg-Stuttgart. 20 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 21
BUFOBUNDESEBENE Während der Studienreise haben wir viel über Prämienprojekte erfahren und besuchten u.a. eine Schule, deren Chemieraum durch die Fairtrade-Prämiengelder finanziert wurde. Die Reisegruppe bestand aus Mitgliedern des Aufsichtsrates von Fairtrade Deutschland, Vertreter*innen der Mitgliedsorganisationen sowie zwei Vertreter*innen einer Partnerorganisation von Brot für die Welt in Kenia und unserem Reiseleiter Richard von Fairtrade Afrika. Foto: Hartmut Fiebig Julia Wäger und Alexandra Fröhlich sind für die KLJB mit dabei. DIE KLJB AUF STUDIENFAHRT IN KENIA MIT FAIRTRADE DEUTSCHLAND Alexandra Fröhlich (DV Regensburg) und Julia Wäger (Referen- wurde tatsächlich belohnt und wir konnten Nilpferde in freier Am Donnerstagvormittag konnten wir im Nakuru Natio- von mehr Marktzugang und Absatzmärkten. Manche fair-zer- tin für Ökologie) waren vom 25. bis zum 29. März 2019 mit Wildbahn bewundern! Anschließend ging es weiter in die nalpark Nashörner, Zebras, Giraffen und viele weitere Tiere tifizierten Produkte werden derzeit teilweise nur zu einem Fairtrade Deutschland auf einer Studienreise in Kenia unter- Nandi Hills im Nordwesten des Landes, wo wir die Teeplantage bewundern und somit auch ein Stück von Kenias Wildnis Bruchteil als diese weiterverkauft. Besonders freuten wir uns wegs, um sich vor Ort ein genaueres Bild des Fairen Handels „Sireet Outgrowers“ besichtigten. Nach einem Kennenlernen erkunden. Nachmittags ging es weiter zu einem besonders am Abschiedsabend Paul Karanja von SACDEP Kenia (Sustai- zu machen. Was sie dort alles erlebt haben, erfahrt ihr in von Vertreter*innen der Tee-Farm durften wir schließlich selbst berührenden Fairtrade-Projekt, das mitunter durch die Prä- nable Agriculture Community Development Programme) zu diesem Reisebericht: mit auf‘s Feld und Tee pflücken – keine leichte Arbeit! miengelder von fairen Blumenfarmen finanziert wurde: eine treffen, der das durch die KLJB unterstützte Lamu Jamii-Projekt Mit viel Neugier starteten wir unsere gemeinsame fünftä- Am Mittwoch folgte dann das Produkt „Kaffee“. Die „Kipke- Geburtsstation im örtlichen Krankenhaus, auf der täglich bis zu in Kenia mitbetreut. Nach einem interessanten Austausch über gige Reise in Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Das Team der Stu- lion Coffee Mill“ gehört 32 Kaffee-Kooperativen, die insgesamt 25 Neugeborene das Licht der Welt erblicken. Es handelt sich unsere Organisationen, die Jugendarbeit in Deutschland und dienreise bestand neben Vertreter*innen von Fairtrade Afrika 50.000 Produzent*innen vertreten. Interessant zu sehen war um die einzige derartige Station mit einer ärztlich betreuten Kenia und das Projekt mussten wir uns schon wieder auf den und Fairtrade Deutschland aus einem bunt gemischten Haufen vor allem, dass hier – wie auch bei der zuvor besuchten Tee- Entbindung im weiten Umkreis. Weg zurück nach Deutschland machen. aus Aufsichtsratsmitgliedern und den Mitgliedsorganisationen Plantage – ein „Youth Council“ eingerichtet worden ist, um den Am letzten Tag der Studienreise lernten wir die Geschäfts- Auch wenn diese wenigen, sehr interessanten und schönen Misereor, Brot für die Welt, Oikocredit Deutschland, Katho- Bezug der Jugend zur Landwirtschaft zu stärken. stelle von Fairtrade Afrika kennen. Das Wichtigste, das uns Tage so schnell vergangen sind, bleiben die vielen Eindrücke lische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Deutsche Pfad- Nachmittags ging es weiter zu einer weiteren Blumenfarm, hier mit auf den Weg gegeben wurde, ist die Notwendigkeit noch lange bestehen. finderschaft St. Georg (DPSG) und KLJB . Am ersten Tag unserer der „Finlay Flowers“, bei der wir neben den Gewächshäusern Reise besuchten wir zwei Blumenfarmen, die insbesondere auch die Verpackungshalle besuchten. Dort hatten wir viele ALEXANDRA FRÖHLICH DIÖZESANVORSITZENDE DER KLJB REGENSBURG faire Rosen produzieren. Bei „Penta Flowers“ und „Oserian Gelegenheiten mit Mitarbeiter*innen vor Ort zu sprechen. Ein Flowers“ wurden wir jeweils herzlich begrüßt und konnten zentrales Thema stellt auch der Wasserbedarf bei der Blu- Schöne Aussichten: Die Studienreise führte uns ins fruchtbare „Rift Valley“, das sich im Westen des Landes uns mit dem Management und einigen Mitarbeiter*innen menproduktion dar, weshalb man versucht, immer größere von Norden bis Süden erstreckt. über den Blumenhandel und die Vorteile als auch Herausfor- Mengen Wasser zu recyceln. Der Fairtrade-Standard beinhaltet derungen des Fairtrade-Systems austauschen. Insbesondere so neben sozialen Kriterien auch strenge Umweltkriterien, wie wurden hier, wie auch bei anderen Farmen, die Vorteile des eine wassersparende Bewässerung, Kläranlagen, Kompost- Fairtrade-Prämienprogramms hervorgehoben, mit dem viele und Müllmanagement etc. soziale Projekte umgesetzt werden. Am Dienstagmorgen starteten einige hochmotivierte Teilnehmer*innen bereits um 05.30 Uhr in der Früh, um am Naivasha See Nilpferde zu beobachten. Das frühe Aufstehen Auf der Teeplantage „Sireet Outgrowers“ in den Treasures Nandi Hills konnten wir selbst Hand anlegen! Fairtrade of Kenya www.treasuresof Deutschland kenya.com/de www.fairtrade- deutschland.de Michaela Reithinger und Claudia Brück mit den „Jugendorganisationen“, der KLJB und der DPSG bei der „Finlay“-Blumenfarm. Wie fairer Kaffee geht, erfahren Julia Wäger und Alexandra Fröhlich von der KLJB und Eva-Maria Kuntz von der DPSG Am Abschiedsabend treffen wir Paul Karanja von bei der Kooperative der SACDEP und KLJB-Partner im Lamu Jamii-Projekt. „Kipkelion Coffee Mill“ in Kericho. 22 BUFO 2.2019 BUFO 2.2019 23
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