Auf neuem pfad - Thema: VCP.de

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Auf neuem pfad - Thema: VCP.de
Zeitschrift des VCP
                                                                   Ausgabe 03/2020

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                                                    Pfadfin

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            neuem
                                                    03 0

                                        M a g azi

                                                              n
                                                    202

                                                            21
                                                     s e i t 19

            pfad
1 P 1963 Nr. 03/2020 | ISSN 1615-2441

                                                        Thema:
                                                      Geheim
Auf neuem pfad - Thema: VCP.de
Inhalt
       Entdecken                                                     14                                                            22
                                                           SOLL ICH ES ERZÄHLEN?                                            PFADISOMMER 2022

                                                                     15                                                             23
                                                               HEIMLICHKEITEN                                                BUNDESZELTPLATZ
                                                               AUF DEM LAGER                                                  ­GROSSZERLANG
             Dossier
             4 – 18                                                 16                                                               24
                                                            GUTE GEHEIMNISSE –                                          CHAT MIT DER B
                                                                                                                                     ­ UNDESLEITUNG
             4                                            SCHLECHTE GEHEIMNISSE?
PFADFINDEN IM VERBORGENEN                                   Ein wichtiger Teil der VCP-­                                           25
                                                          Präventionsarbeit deutlich zu                                    INSTAGRAM-TAKEOVER
              6                                        machen, dass „schlechte Geheimisse“
     ALMIS LEBEN VOLLER                                  ausgesprochen werden dürfen.
        ­GEHEIMNISSE                                     Nicht so einfach … ein Interview.
    Ein Text voller Rätsel und

                                                                                                                                                              Accounts
       ­Geheimbotschaften                                           18
                                                             GEHEIMNISVOLL –

                                                                                                                                                                   eilige
                                                           TSCHAI AM LAGERFEUER

                                                                                                                                                      Fotos: © jew
              8
  FISCH, PFAU UND PHÖNIX –
 GEHEIMZEICHEN DER ERSTEN
       CHRIST*INNEN                                              Ankommen
                                                                                                                            Dies und das
           10
GEHEIME MACHTHABER*INNEN                                              19
Wie antisemitische Verschwörungs­                              UNTERSTÜTZUNG                                                       26
    ideologien die Welt erklären                               FÜR DIE ZUKUNFT                                           FAHRTENTIPP / NEUE LIEDER
                                                             Das Projekt Baghira der
             11                                               Fachgruppe Stämme                                                     27
       BECCI ERKLÄRT,                                                                                                    FRIEDENSLICHT / STIFTUNG

                                                                                                                                                                            Illustrationen: © aksol (Adobe Stock), © GraphicsRF (Adobe Stock)
        WARUM WIR                                                   20
     GEHEIMNISSE HABEN                                  MITREDEN! MITENTSCHEIDEN!                                                  28
                                                                 MITTUN!                                                     KOCHEN / PFADING
           12
KUNIGUNDES GEHEIMNISSE –                                                                                                            29
WENN GEISTER PLAUDERN …                                                                                                    GELESEN UND GESPIELT
                                                                                       Bild: © Brooke Lark (Unsplash)

                                                                                                                                  30
                                                                                                                            KREUZWORTRÄTSEL

                                                                                                                                    31
                                                                                                                        COMIC / AUSBLICK / TERMINE
                                 Foto: © Rica Rösner

                                                                      21
                                                             PFADIS AUF DEM WEG                                                    32
                                                                INS ­NEULAND                                                  BLOGVORSCHAU
Auf neuem pfad - Thema: VCP.de
Editorial
                          Ausgabe 03/2020
                          Thema: Geheim

                                                                                                             Die Redaktion tagte diesmal „hybrid“ – online und in der Bundeszentrale.

                                                               Liebe Leser*innen, liebe Pfadfinder*innen,

                          Geheim … manchmal gibt es gute Gründe, etwas geheim                                        Jetzt geht es allerdings wieder los: Risikogebiete, Kontakt­
                          zu halten. Etwa aus Angst und Unsicherheit, wie andere re­                                 beschränkungen, Ungewissheit. Dennoch sind wir zuversicht­
                          agieren könnten, oder weil es verboten ist, sogar Verfolgung                               lich, dass trotzdem viele tolle Aktionen im Herbst stattfinden
                          droht – wie etwa Pfadfinden während der Nazizeit oder die                                  können und auch die Aktion Friedenslicht mit kreativen Ideen
                          Aus­lebung des eigenen Glaubens. Geheimnisse können aber                                   geplant und durchgeführt werden kann.
                          auch etwas Schönes sein und Spaß machen: Heimlichkeiten
                          unter Freund*innen auf dem Lager, ohne, dass Leiter*innen                                  VCP-Öffentlichkeitsarbeit zum Mitmachen: Wusstet
                          etwas mitbekommen, ein Geländespiel mit Schatzkarten und                                   ihr ­ eigentlich, dass ihr von euren Fahrten, Lagern oder
                          Waldläuferzeichen oder die Geheimnisse unserer Burg Rie­                                   ­Stammesaktionen im Blog, bei Instagram oder auch im Pod­
                          neck. Seid gespannt auf alles rund um das Thema ­„geheim“!                                  cast ­berichten könnt?
                          Diese anp haben wir zwar nicht ganz, aber zumindest ­teilweise                              Meldet euch einfach unter ­
                          bei einer echten, persönlichen Redaktionssitzung geplant.                                  redaktion@vcp.de.

                                                                                      Viel Spaß beim Lesen, bleibt gesund und
                                                                                                   ­zuversichtlich!
                                                                                                Eure VCP-Redaktion
Foto: © Benedikt Bahl

                                                                          Oliver J. Mahn                                         Lena Dohmann
                                                                          Bundesvorstand und Herausgeber                         Chefredakteurin

                                    ISSN 1615-2441                              Chefredaktion: Lena Dohmann                              Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht immer
                        Impressum

                                                                                                                                         die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält
                                    anp (seit 1921) ist die Zeitschrift         Ständige Redaktionsmitglieder: Sören Bröcker,
                                                                                                                                         sich die Kürzung von Artikeln und Leserbriefen vor, ebenso
                                    des Verbandes Christlicher                  ­Jascha Buder (Illustrationen und Sippe Braunbär),
                                                                                                                                         in Einzelfällen unter Berücksichtigung der gesetzlichen
                                    Pfadfinder­innen und Pfadfinder               ­Lilli Burlafinger, Peter Diehl (Online-Redakteur),
                                                                                                                                         Grundlage die entsprechende Bearbeitung von Veröffent-
                                    (VCP) e. V.                                    ­Patrick Franz, Sandra Grünewald (Kreuzwort­
                                                                                                                                         lichungen.
                                                                                    rätsel), Rebecca Haugwitz, Jule Hoffmann, Verena
                                    anp erscheint vier Mal im Jahr.
                                                                                 ­Kunberger, Jule Lumma, Oliver J. Mahn, Johannes        Wir bedanken uns für die ­Unterstützung unserer Arbeit.

                                    Anschrift: VCP-Bundeszentrale,                  Malinowski, Lena Radmer, Rica Rösner, Anna
                                    ­Wichernweg 3, D-34121 Kassel,                   Sämisch, Lena Simosek, Andreas Witt, Lukas
                                     anp@vcp.de, www.vcp.de                         ­Zintel-Lumma

                                    Verleger: Verband Christlicher              Mitarbeit an der aktuellen Ausgabe: Lars Andresen,
                                    Pfadfinderinnen und Pfadfinder              Benedikt Bahl, Birthe Bröcker, Jakob Krueger,
                                                                                                                                         Dieses Druckerzeugnis wurde mit dem Blauen Engel gekennzeichnet.
                                    (VCP) e. V.                                 ­Johanna Mixsa

                                    Herausgegeben im Auftrag                    Satz und Layout: Miriam Lochner,
                                    des Vorstandes                              elfgen pick gmbh & co. kg

                                                                                Druck: Bonifatius GmbH, Paderborn
                                                                                                                                                     RG4
                                                                                Titelbild: © Benedikt Bahl
                                                                                                                                          www.blauer-engel.de/uz195

                                                                                                                                                                                                            3
Auf neuem pfad - Thema: VCP.de
Doss ie r

                                                               A     uch Pfadfinden war in Deutsch­
                                                                     land mal nur im Geheimen

  Pfadfinden
                                                               möglich. Zum Beispiel während des
                                                               deutschen ­Faschismus: Damals waren
                                                               alle Jugendgruppen außer der Hitler­
                                                               jugend (HJ) verboten. Die HJ mit
                                                               ihren Untergliederungen Jungen und
                                                               Mädchen sollte die einzige Jugend­

  im                                                           organisation sein. Bis 1934 wurden die
                                                               allermeisten anderen Jugendverbände
                                                               verboten, mussten ihre Mitglieder an
                                                               die HJ abgeben oder haben sich selbst

  Verborgenen
                                                               aufgelöst. Das betraf auch die meisten
                                                               Pfadfinder*innenbünde.

                                                               Die größten interkonfessionellen Pfad­
                                                               finderbünde hatten sich noch im März
                                                               1933 zum „Großdeutschen Bund“
  von Max Zeterberg                                            zusammengeschlossen und zum Na­
                                                               tionalsozialismus bekannt, um durch
                                                               ihre Größe und die öffentlich bekun­
                                                               dete Linientreue einem Verbot zu ent­
                                                 -1-           gehen. Das hat aber nichts gebracht,
                          Währen                               der Großdeutsche Bund wurde im
                                  d in den
                         Besatzu               westlic
                                 ngszon                 hen    Juni 1933 verboten. Die evangelischen
                        Ende de            en (BRD
                                s zweit               ) nach   Pfadfinder*innenbünde mussten alle
                         Pfadfin          en Welt
                                 den wie             kriegs    ihre Mitglieder unter 18 Jahren an die
                       wurde,              der erla
                               war es                 ubt      Hitlerjugend abgeben. Von den größe­
                      schen (           in d
                              DDR) bis er sowjeti-             ren Bünden durfte nur die katholische
                          weiterh        zur Wen
                                  in v­ erbo        de ’89     DPSG noch bis 1938 weitermachen,
                          •N                 t­ en.            aber auch ihre Gruppen waren immer
                              ütz
                                    liche
                                            s Wi s s e n       stärkerer Repression ausgesetzt.

  4   g 3h3! m
Auf neuem pfad - Thema: VCP.de
Abgesehen von dieser Sonderregelung                                                                      Max Zeterberg
                                             war Pfadfinden ab 1934 fast nur noch
                                             illegal, also im Geheimen möglich.
                                             ­                                                                                               Max Zeterberg aus dem VCP
                                             Über diese illegalen Aktivitäten gibt es                                                        Berlin-­Brandenburg promoviert
                                             nur wenige Berichte und noch weniger                                                            an der Uni Kassel zu Geschichte
                                             Belege. Denn schriftliche Aufzeich­                                                             von Jugendverbänden am B
                                                                                                                                                                    ­ eispiel
                                             nungen oder Fotos wurden vermieden.                                                             der Pfadfinder*innen.
                                             Wenn sie gefunden worden wären,
                                             ­hätte das die Jugendlichen in Gefahr
                                              gebracht. Es liegt aber vermutlich nicht
                                              nur an diesem Überlieferungsproblem,
                                              dass wir nur wenig über geheimes
                                              Pfadfinden wissen. Wahrscheinlicher
                                              ist, dass es nur eine kleine Minderheit
                                              war, die sich in der Illegalität weiter
                                              getroffen hat. Geheimes Pfadfinden
                                              ­
                                              war also die Ausnahme und nicht die
                                              Regel.

                                             Was aber nur sehr wenigen bekannt
                                             ist: Zu dieser Ausnahme gehörte ­einer
                                             der Vorgängerbünde des VCP. Der
                                             spätere Bund Christlicher Pfadfinde­
                                             rinnen (BCP) hat sich bereits Ostern
                                             1942 gegründet! Diese Gründung war
                                             so abenteuerlich, wie man es sonst nur
                                             aus schlechten Filmen kennt. Im Buch
                                             „Feuer und Altar“ wird sie folgender­
                                             maßen beschrieben:

                                                                                                                           tell
                                                                                                   n d  e  t   in ­Cas
                                                                                     1942 fi                           ­Sieben
                                                                O  s t e rtagen                    t a tt. […]                          In den folgenden Jahren werden an ver­
                                                       d  e n                              n    s
                                                 „In                              Treffe                              ­steigen
                                                          h  e i m  liches                    t e l  a  n. Sie                          schiedenen Orten in Bayern Pfadfin­
                                                   ein                                  r i s                                 m
                                                                              icht Ch                             cht vo                derinnengruppen gegründet, die sich
                                                      ä d  c h en spr                     i n     d  er Na                      ie
                                                   ­M
                                                                              l 1942                                 über d
                                                                                                                                        nach Kriegsende 1945 ganz o­ffiziell
                                                                   A   p  r i                          o  n  t a g
                                                    am 5.                              Osterm      ­                          ilie.     zum BCP zusammenschlossen.
                                                                 o n  n  t a g zum                    r  F
                                                                                                         ­   ü r s tenfam
                                                     Osters
                                                     ­                                  hof de                               roße
                                                                   i n   d  e  n Fried                  u  m      das g                 Diese Geschichte sollte uns aber nicht
                                                     Mauer                           n sich                             den Ri
                                                                                                                                 ng.
                                                                  v e  r s ammel                       l i e ß  e n                     darüber hinwegtäuschen, dass die g­ roße
                                                      Und                                ie sch                                  nis:
                                                                   r n  e    K  reuz. S                 c  h  t d  a s Gelöb            Mehrheit der Pfadfinder*innen be­
                                                       ­steine                              e spr      i                         sus    reitwillig im Nationalsozialismus mit­
                                                                     d  e  A   n wesend                        H  e r ren Je
                                                        Und je                           meinem                                ll die
                                                                                                                                        machte und sich der HJ anschloss. Das
Bilder: © VCP-Bundesarchiv, © Lena Simosek

                                                                   v  e r s preche                      a  n  g e l ium so              trifft insbesondere auf die evangelischen
                                                         ‚Ich                               in Ev
                                                                         s    T reue. Se                         sein.‘“                Pfadfinder*innen zu, die auch schon
                                                           Chris     t u
                                                                                     e i n  e s  Lebens                                 vor 1933 teilweise
                                                                           hnur m
                                                            Richtsc                               r u nd Altar,
                                                                                                                     S. 79)             mit der HJ zusam­         Mehr zu diesem
                                                                                     er:  F e u e                                                               Thema erfahrt ihr im
                                                                           Döberein                                                     mengearbeitet und             Podcast.
                                                            (Hedwig                                                                     in ihrem Schriftgut
                                                                                                                                        oft eine geistige
                                                                                                                                        Nähe zum Natio­
                                                                                                                                        nalsozialismus ge­
                                                                                                                                                                   vcp.de/podcast
                                                                                                                                        zeigt hatten.

                                                                                                                                                                     g 3h3! m     5
Auf neuem pfad - Thema: VCP.de
E   s war einmal eine Brieftaube namens Almi. Am t trug sie viele Briefe aus, ob G oder F. Sie
                                machte ihre Arbeit M, auch wenn sie sehr neugierig war und es ihr nicht P fiel das BriefWnis
                            zu wahren.

                           Da Almi schon sehr lange als Brieftaube arbeitet, hat sie in der Zeit viele verschiedene Sprachen der Z
                           kennengelernt.

                            Sie flog auch an diesem    t wieder mit einer i in den u.
Brief 1

                           Almi brachte ihren ersten Brief E zur Räubertocher. Diese wartete schon sehn­süchtig auf ihren Brief
                           und sagte: „Vovielolenon ­Dodanonkok loliebobe Totaubobe!“ Almi verstand und fragte nach dem Brief.
                           Die Räubertochter zeigte ihr den Brief, doch das Blatt war Y. Sie gab ihr einen neuen Brief für das
                           Huhn und Almi machte sich auf den C dorthin.

                                                                                   Die Sonne schien und es war sehr

                                                          ht
                                                                                   q. Almi gab nicht auf, denn auch
                                               n Brief ste                         das Huhn wartete auf seinen Brief. Es
                                   was im erste
                         bertinte,
             ier mit Zau                                                           war überglücklich und zeigte den Brief:
Schreib h
                                                                                  „Kahadefannst duhudefu dehedefen le­
                                                                                   hedefesehedefen?“ „R “ antwortete
                                                                                   Almi. Sie war ein wenig enttäuscht,
                                                                                   steckte schnell den Brief von dem
                                                                                   Huhn an den Hasen ein und erhob
                                                                                   sich D in den u.                               f2
                                                                                                                                ie
                                                                                                                             Br

                                                                                            Rezept für die
                                                                                                             Geheimtinte:
                                                                                           • Zitronensaft
                                                                                           • Pinsel
                                                                                          • Blatt Papier
                                                                                          • Wärmequelle,
                                                                                                            wie zum Beispiel
                                                                                             ein Bügeleisen
                                                                                                                                       Bilder: © freepix (flaticon)

                                                                                          Mit dem Zitron
                                                                                                              ensaft und dem
                                                                                          Pinsel auf dem Bl
                                                                                                             att Papier die Ge­
                                                                                         heimnachricht sc
                                                                                                             hreiben. Um di
                                                                                         Nachricht sichtba                   e
                                                                                                            r zu machen über
                                                                                         das Papier bügeln
                                                                                                           .

6         g 3h3! m
Auf neuem pfad - Thema: VCP.de
7   g 3h3! m
Psssst! Geheimsprache verstehen
Räubersprache                                             Waldläuferzeichen
Konsonanten werden zu (Konsonant) + o + (Konsonant)       Waldläuferzeichen sind die Geheimsprache der Pfad-
Pfadfinder wird zu Popfofadodfofinondoderor               finder*innen. Sie begleiten Pfadfinder*innen schon seit
                                                          1907. Waldläuferzeichen sind Ausdruck des
Hühnersprache                                            „abenteuer­lichen Unterwegs sein”, des Erkun­
Vokale werden zu (Vokal) + h + (Vokal) + def + (Vokal)    dens der eigenen Umgebung und der Inter­
Pfadfinder wird zu Pfahadefadfihidefindehedefer           aktion mit ­ anderen Pfadfinder*innen. Mit
                                                                                                        go.vcp.de/
                                                          ihnen können ­Spuren und Hinweise hinter­ waldlaeuferzeichen
Löffelsprache                                             lassen und auf Besonderheiten oder Gefahren
Vokale werden zu (Vokal) + lew + (Vokal)                  hingewiesen werden.
Pfadfinder wird zu Pfalewadfilewindelewer
LÖSUNGEN
mit den Briefen eine Freude gemacht.
glücklich ein, denn sie hatte anderen
immer wieder zurück. Und sie g
Taubenschlag war. Dahin findet sie
­
als sie endlich wieder zu Hause im
Es war schon fast s und sie war froh,
                                                                        Brief 3
                                                                              te sich auf den Weg nach Hause.
                                                                              eitel sein, dachte sich Almi und mach­
                                                                              Brief im Spiegel. Wie kann man nur so
                                                                              er. Der Hase betrachtete sich mit dem
                                                                              win Brilewielewef ilewist dalewa!“ rief
                                                                             „Wulewundelewerbalewar, meleweile­
                                                                              ab wippten vor Freude über die i .
                                                                              Er hatte lange Löffelohren, die auf und
                                                                              Fliegerei, fand Almi auch den Hasen.
                                                                              flog T und musste N. Nach viel
                                                                              welcher Weg zum Hasen führte. Sie
                                                                              Sie war sich nicht mehr ganz sicher,
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Fisch, Pfau & ­Phönix
                                         Geheimzeichen der ersten Christen
                                         von Andreas Witt

                                         W      enn eine unbekannte Person dir
                                                die linke Hand gibt und dabei
                                         den kleinen Finger abspreizt, weißt
                                                                                   Die Katakomben sind große, unter­
                                                                                   irdische Friedhöfe. Diese wurden in
                                                                                   den relativ weichen Tuffstein hineinge­
                                         du, dass dein Gegenüber Pfadinder*in      graben – oft in zwei oder drei Etagen
                                         ist. Ebenso kann ein Kleidungsstück,      untereinander, bis zu 20 Meter tief.
                                         ein Aufkleber oder eine Anstecknadel      Dass hauptsächlich die urchristlichen
                                         anderen Pfadis signalisieren: Hey, ich    Gemeinden die Katakomben zur Be­

                                                                                                                                Bilder: © Gordon Johnson (Pixabay), © aksol (Adobe Stock) (2) Icons: © Freepik (Flaticon) (8), © Helena Müller (elfgenpick) (2)
                                         bin Pfadfinder*in! In ähnlicher Weise     stattung nutzten, zeigen eindeutig
                                         ist der Fisch-Aufkleber auf einer Auto­   Symbole wie der Fisch, die Brote, der
                                         heckklappe das Bekenntnis: Ich bin        Anker oder das Christusmonogramm
                                         Christ! Doch woher kommt der Fisch        auf den Wandmalereien. Abgesehen
                                         als christliches Symbol?                  von den Bestattungsfeiern trafen sich
                                                                                   die urchristlichen Gemeinden vermut­
                                         Fisch heißt im Altgriechischen            lich nicht in den Katakomben. Gottes­
                                         „ΙΧΘΥΣ“ (icthys). Die Deutung und         dienste feierten sie in Privathäusern. Als
                                         Auflösung dieses Wortes als Akronym       geheime Verstecke während der grau­
                                         (Wortbildung aus Anfangsbuchstaben) für   samen Verfolgung der Christ*innen
                                                                                   dienten sie wohl auch nicht: Das La­
                                         • ΙΗΣΟΥΣ (jesous = Jesus)                 byrinth verzweigter Stollen dürfte der
                                         • ΧΡIΣΤΟΣ (christos = Christus)          römischen Stadtverwaltung durchaus
                                         • ΘΕΟΥ (theou = Gottes)                   bekannt gewesen sein.
                                         • ΥΙΟΣ (yios = Sohn)
                                         • ΣΩΤΕΡ (soter = Retter/Heiland)         Die römische Obrigkeit ­misstraute zu­
                                                                                   nächst der neuen Religion der Chris­
                                         führt uns in die Antike – genauer zu      ten. Im Rahmen der verschiedenen
                                         den frühen christlichen Gemeinden in      Verfolgungswellen bezichtigte sie
Buchtipp                                 Rom, die von den Aposteln Petrus und      ­diese, verabscheuungswürdige Verbre­
                                         Paulus gegründet wurden.                   chen wie Kannibalismus oder Inzest
Roberta Russo, Der Baum des L  ­ ebens                                              zu praktizieren. Derartige fragwürdige
und andere christliche Symbole,          Der Untergrund der ewigen Stadt Rom        Rituale wurden auch über andere ge­
Stuttgart 2018 (Verlag Katholisches      birgt viele archäologische ­Geheimnisse    heimnisumwitterte Religionsgemein­
Bibelwerk GmbH). In diesem Buch          aus der Römerzeit: Unheimliche             schaften berichtet, den sogenannten
werden 100 christliche Symbole           Abwasserkanäle wie die Cloaca Ma­
                                         ­                                          „Mysterienreligionen“. Hierzu zählen
anschaulich, verständlich und fun­
­                                        xima, unterirdische Steinbrüche und        der Mithras- und der ekstatische Dio­
diert erklärt, u. a. auch die Symbole    geheimnisvolle Nekropolen („Toten-
                                         ­                                          nysoskult. In den ersten Jahrhunderten
der Katakomben (S. 72 ff.).              städte“): die Katakomben.                  war das Christentum lediglich eine von

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Symbole der Katakomben

                                             Anker: Im Anker lässt sich auch ein Kreuz erkennen.
                                             So bietet das Ankersymbol die Möglichkeit, das Kreuz
mehreren, offensichtlich recht attrak­       als „verborgenes Kreuz“ („crux dissimulata“) versteckt
tiven, neuartigen Erlösungsreligionen.       abzubilden.

Im „Supermarkt“ dieser fremden K    ­ ulte
und Religionen bedienten sich die            Christusmonogramm: Es setzt sich aus den griechischen
­ersten Christen eines Tricks: Sie nutz­     Buchstaben Χ (Chi) und Ρ (Rho) zusammen und steht für
 ten als Erkennungszeichen bekannte          den Namen „Christus“.
 und verbreitete Symbole wie „Phönix“,
 „Palme“, „Pfau“ oder „Fisch“ – aller­
 dings in neuer, christlicher Umdeu­         Fisch: Neben anderen, vermutlich älteren Deutungen, ist
 tung. „Phönix“, „Pfau“ und „Palme“          die Auflösung des altgriechischen Wortes „ΙΧΘΥΣ“
 mutierten zu Symbolen für die Wie­          (icthys = fisch) als Akronym für „Jesus Christus Gottes
 derauferstehung. Der „Fisch“ bekam          Sohn Retter“ die wohl bekannteste Erklärung für das
 vielfältige christliche Deutungen: Er       Symbol Fisch.
 weist zum Beispiel als Wassertier direkt
 auf die Taufe hin – so wurden damals
 frisch getaufte Christ*innen gerne auch     Hirt*in: Der Hirte erinnert direkt an Christus als den
 als „pisciculi“ (=Fischlein) bezeichnet.    guten Hirten (Joh. 10).
 In Verbindung mit dem Symbol „Brot“
 erinnert der Fisch an die „Speisung der
 Fünftausend“ (Mt. 14.13 –21) und            Lamm: Das Lamm symbolisiert Christus, der mit seinem
 weist auf die christliche Mahl-Gemein­      Opfertod die Sünden der Welt auf sich nimmt.
 schaft und das Abendmahl hin. Da
 uneingeweihte Nicht-Christ*innen im
 Fisch ein altes, mythologisches Frucht­     Palme: Palmenzweige als Zeichen des Sieges erinnern an
 barkeitssymbol sahen, war dieses Zei­       den Einzug Jesu in Jerusalem (Joh 12.13). Die immergrü­
 chen eine clevere Tarnung vor der Ver­      nen Palmenzweige symbolisieren ferner die Auferstehung
 folgung durch die römische Obrigkeit!       und das ewige Leben.

Die ersten Christ*innen nutzten den
Fisch als geheime Markierung für ihre        Pfau: Weil der Pfau im Winter seine alten Federn verliert
Versammlungsorte und als geheimes            und dann im nächsten Frühjahr ein deutlich schöneres
Erkennungszeichen auf der Straße:            Federkleid bekommt, symbolisiert er die Hoffnung auf
                                             die Auferstehung.
Traf ein*e Christ*in auf eine*n
Unbekannte*n, zeichnete er*sie einen
Bogen auf die Erde. Ergänzte der*die         Phönix: Dieser mythische Vogel, der sich selbst ver­
Fremde diesen Bogen spiegelbildlich          brennt und dann aus seiner eigenen Asche wiederaufer­
zum Fisch, war klar: Ich bekenne mich        steht, symbolisiert die Auferstehung Jesu Christi.
zu Jesus Christus und bin ein Freund.
Funktionierte also genauso, wie der
traditionelle Pfadfindergruß mit der         Taube: Die Taube hat im Christentum vielfältige Bedeu­
linken Hand und dem abgespreizten            tungen. Meistens verweist sie auf die Taufe Jesu durch
kleinen Finger!                              Johannes den Täufer (Mt 3.16).

                                             Schiff: In den Darstellungen der Katakomben symbo­
                                             lisiert das Schiff die Lebensreise. Tertullian deutet unter
                                             Bezug auf Mk 4.35–41 das Schiff als Symbol für die
                                             Kirche, die den Stürmen der Verfolgung ausgesetzt ist.

                                                                                      g 3h3! m     9
Auf neuem pfad - Thema: VCP.de
Geheime
     Machthaber*innen
     Wie antisemitische Verschwörungsideologien die Welt erklären
     von Lena Simosek

     30      Prozent der Bevölkerung halten die Behauptung,
             die Welt werde durch geheime Mächte gesteuert, für
     wahrscheinlich richtig oder sicher richtig. 11 Prozent hal­
                                                                      Antisemitismus und Verschwörungsideologien
                                                                      Antisemitismus, also Feindschaft gegen Juden, und Verschwö­
                                                                      rungsideologien sind eng miteinander verbunden. Auch wenn
     ten die Aussage für sicher richtig und sind damit überzeugte     Jüdinnen*Juden nicht offen als böse Verschwörer*innen be­
     Verschwörungstheoretiker*innen 1.                                zeichnet werden, finden zumeist bestimmte Feindbilder in
                                                                      der Beschreibung der Verschwörer*innen eine Anwendung,
     Was sind Verschwörungsideologien?                                die den traditionellen Judenbildern moderner Gesellschaften
     Eine „Verschwörungstheorie“ ist der Versuch eine bestimmte       entstammen.
     oder alle vergangenen und gegenwärtigen gesellschaftlichen
     Ereignisse mithilfe von einer oder mehrerer Verschwörun­         Bereits im frühen Christentum wurden „die Juden“ als
     gen zu erklären. Verschwörungen, das sind geheime Abspra­        Vertreter*innen des Bösen und Verbündete des „Anti­christen“
     chen einer Gruppe von Menschen, ein bestimmtes Ziel mit          bezeichnet. In dieser Funktion wurden Jüdinnen*Juden für
     bestimmten Mitteln erreichen zu wollen – meistens geht es        alle möglichen Verbrechen und Schlechtigkeiten verant­
     dabei um Macht. Es wird behauptet, dass diese bestimmte          wortlich gemacht. Man warf ihnen vor, im Geheimen gegen
     Gruppe wie ein*e Marionettenspieler*in im Hintergrund die        das Christentum zu arbeiten; sie wurden als Inbegriff des
     Fäden zieht.                                                     Bösen angesehen.

     Ihre Anhänger*innen blenden Beweise aus, die gegen ihre          Teil des modernen Antisemitismus ist auch der Mythos einer
     Überzeugungen sprechen, oder behaupten, es handele sich          „jüdischen Weltverschwörung“.
     dabei um „Desinformationen“, also Fälschungen im Auf­
     trag der Verschwörer*innen. Hier zeigt sich bereits ein erstes   Diese Verschwörungsideologien schüren Hass und Gewalt,
     Problem. „Verschwörungstheorien“ können von außen nur            gefährden die Demokratie und festigen Menschenfeindlich­
     schwer durch Fakten oder Gegenbeweise widerlegt werden,          keit – wie auch den Antisemitismus.
     da ihre Anhänger*innen sich vor ihnen verschließen. Die
     Idee von einer Verschwörung hat sich bei ihnen zu einer          Gerade zur Zeit der Corona-Pandemie, wo tausende
     Verschwörungsideologie verfestigt, die sie für Widersprüche      Verschwörungstheoretiker*innen auf die Straßen gehen und
     und Gegenbeweise unzugänglich macht.                             ihre Ansichten verbreiten, ist es unsere Verantwortung uns
                                                                      mit den Themen auseinanderzusetzen und die Verschwö­
                                                                      rungen nicht einfach stehen zu lassen.

                                                                      Warum Menschen Verschwörungsideo­                                   Mehr lesen:

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              Amadeu Antonio Stiftung                                 erfüllen und weitere Infos zur Verbin­
                                                                      dung von Verschwörungsideologien und
Die Abzeichenspende des VCP ging dieses Jahr an die                   Antisemitismus sowie die Gefahren, die
                                                                                                                                    go.vcp.de/no-world-order
­ madeu Antonio Stiftung. Seit ihrer Gründung 1998 ist es
A                                                                     von Verschwörungsideologien ausgehen,
das Ziel der Amadeu Antonio Stiftung, eine ­demokratische             könnt ihr online nachlesen.
Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen
Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet.               1 Roose, Jochen (2020): Sie sind überall. Eine repräsentative Umfrage zu Verschwörungs­
                                                                      theorien. Berlin.

     10   g 3h3! m
Warum wir
                               ­Geheimnisse haben
                               von Rebecca Haugwitz

                               D     as Wort „Geheimnis“ wurde tatsächlich von M
                                     Luther erdacht. Er versuchte damit, dem Wort
                                     ­­
                                                                                     ­ artin

                               ­„Mysterium“ eine Entsprechung in der deutschen Sprache zu
                                                                                                nisse benutzt, nämlich indem man auswählt, wen man nah
                                                                                                an sich heranlassen möchte und wem gegenüber man lieber
                                                                                                verschlossener bleibt. In gewisser Weise ist Geheimhaltung
                                geben. Es soll soviel wie „zum Haus gehörend“ oder „vertraut“   also auch ein Schutzmechanismus, da man sich für andere
                                bedeuten. Das klingt ja eigentlich ganz schön, es hat etwas     nicht angreifbar macht.
                                Heimeliges und Inniges.
                                                                                                Nun gibt es natürlich auch weniger harmlose ­Geheimnisse
                               Heutzutage werden Geheimnisse aber eher als etwas Negatives      als Persönliches bei Bewerbungsgesprächen, wie hohe Schul­
                               empfunden. Intuitiv würden die meisten Menschen nämlich          den oder eine Sucht. Der Psychologe Michael Slepian ent­
                               sagen, dass man jemandem nicht trauen könne, der etwas zu        deckte, dass Menschen, die sehr belastende Geheimnisse
                               verbergen hätte. Geheimnisse bergen eine gewisse Unsicher­       mit sich herumtragen, sich teilweise selbst dafür bestrafen.
                               heit für Außenstehende, da für sie in dem Moment nicht alle      Sie empfinden weniger Freude bei schönen Aktivitäten oder
                               Fakten ersichtlich sind. Somit wird dem Informations­gehalt      behalten sich solche bewusst vor. Einigen vergeht auch der
                               von ­Geheimnissen auch instinktiv eine ­höhere ­Bedeutung zu­    Appetit und es kommt ihnen grundsätzlich alles im Leben
                               geschrieben – was geheim gehalten wird, MUSS ja wichtig sein!    anstrengender vor.

                               Das stimmt aber nicht immer. Teilweise ist Geheimnis­            Was den meisten allerdings zu gesteigertem Wohlbefinden
                               krämerei einfach wichtig für die eigene Identität, denn dank     verhelfen kann, ist, sich jemandem anzuvertrauen. Ob dies
                               ihr kann jede*r für andere Menschen ein idealisiertes Bild       persönlich oder online geschieht, ist dabei unwichtig. Sich
                               von sich zeichnen. Das klingt zwar irgendwie unehrlich, aber     mit anderen auszutauschen und verschiedene Perspektiven zu
                               es gibt durchaus Situationen, in denen diese Taktik sogar er­    beleuchten, kann einen sehr heilsamen Effekt haben. Wenn
                               wartet wird. Denkt zum Beispiel an Bewerbungsgespräche:          euch also etwas belastet und ihr eine Person sucht, mit der
                               Dort ist es eure Aufgabe, euch und eure Fähigkeiten best­        ihr darüber sprechen könnt, dann zögert nicht, euch H ­ ilfe
                               möglich zu präsentieren. Die persönlichen Probleme wollt         zu suchen! Im VCP gibt es in den meisten Stämmen Ver­
                               ihr dann wahrscheinlich auch lieber geheim halten. Auch          trauenspersonen, außerdem sind sicher eure Lehrer*innen,
                               zur Regulierung von sozialen Beziehungen werden Geheim­          Eltern und Freund*innen gerne für euch da.

                                                                                                                                             -2-
                               Manchmal gehört auch 2020 das,
                                                                                                                                                          chael
                                                                                                                                            h o l o ge Mi dass
                                             was geheim ist,
                                                                                                                                        syc               lt,
                                                                                                                                  Der P at ermitte nittlich
                                                   zum Haus                                                                             n h              sch
                                                                                                                                 ­Slepia sch durch at.
                                    und hat etwas H
                                                  ­ eimeliges,
                                                                                                                                      Me  n              se h
                                                                                                                               jeder Geheimnis sie noch
                                                      Inniges,
                                                                                                                                      13                er*
                                                                                                                                         d av o n hat n.
                                                                                                                                                      rrate
Bild: © Jon Tyson (Unsplash)

                                                                                                                                    Fünf
                                           um nicht zu sagen

                                                  Kuschliges.                                                                                nie ve
                                                                                                                                                               en
                                                                                                                                                         iss
                                                                                                                                          • Unnützes W
Kunigundes
­Geheimnisse
Wenn Geister plaudern …
von Rica Rösner
B    estimmt hat sich schon einmal je­
                             mand von euch auf Burg Rieneck
                        irgendwo zwischen Birke, Steinbock
                        und Jerusalem verlaufen, denn hier
                        gibt es viele versteckte Winkel zu ent­
                        decken. Natürlich hat die Burg auch
                        ein paar Geheimnisse, die auf keinem
                        Lageplan verzeichnet und in keiner
                        Liste zu finden sind. Doch wie kann
                                                                                                                                                                           in ne n
                        man ihnen dann auf die Spur kom­                                                                                                    fa df in de r*
                                                                                                                                     – H ei m at vi el er P
                                                                                                                                  ck
                        men? Da helfen kein Schlüssel und                                                          B ur g R ie ne                            ei st Kun ig
                                                                                                                                                                            un de
                                                                                                                                               vo n B ur gg
                                                                                                                                   un d au ch
                        auch kein Graben …

                        Habt ihr schon einmal von K
                                                  ­ unigunde,          aufgeregte Konfirmand­­*­innen und mehr         sich sogar noch ein alter Zugang. Da
                        unserem Burggeist, gehört? Ich habe            oder minder weise Lehrkräfte. Ich habe          hat sich des Nachts schon so manches
                        mich vor einigen Tagen mit ihr auf             mich auch mal mit einer alten Dame              Burggespenst hochgeschlichen. Und
                        dem dicken Turm getroffen und sie              aus den USA unterhalten. Die hat mir            einige Liebschaften konnten auf diese
                        mal aus dem Nähkästchen plaudern               erzählt, dass vor vielen Jahren der alte,       Weise geheim g­ehalten werden. Aber
                        lassen …                                       gotische Kamin aus dem Rittersaal den           ich w
                                                                                                                           ­ erde dir nicht verraten, wo der
                                                                       Hang hinuntergeworfen wurde. Das                Geheimgang hier oben endet.
                        Kunigunde schaut mich wissend an               hat dazu geführt, dass etliche Zivis und
                        und grinst schelmisch. Mit ihrem wei­          FSJler*innen nach ihm gesucht haben.            Denn manchem
                        ßen Kleid und den leuchtend roten              Das hättest du sehen müssen! Manche             Geheimnis muss man
                        Haaren hebt sie sich deutlich von dem          suchen bis heute... Und wusstest du,
                        dunklen Sternenhimmel ab. Lässig               dass der Burggraben nur aus altem               allein auf die Spur
                        baumelt sie mit den Beinen über dem            Inventar besteht? Wenn du tief genug            kommen.
                        Abgrund. Kunigunde kennt schon                 gräbst, findest du ganz viele alte Möbel
                        lange keine Angst mehr, dafür jede
                        ­                                              und vielleicht auch die ein oder andere         Man munkelt, dass er auch zu dem ver­
                        Menge Geheimnisse:                             rote Sache.“                                    steckten Weinkeller unter der Ritter­
                                                                                                                       wiese führt. Und angeblich ­   sollen
Bilder: © Rica Rösner

                        „Ich habe schon vieles hier auf der Burg ge­   Sie hält inne und ihr verschmitztes             da noch eine Menge Weine sein, vor
                        sehen. Den Niedergang der Grafen, zuge­        Grinsen wird noch breiter. ­Kunigunde           allem Rotwein. Doch um dorthin
                                                                                                                       ­
                        wucherte Gemäuer, ein ­Lazarett, zahl­lose     hat eine Vorliebe für rote Dinge, das           zu g­elangen, musst du schon durch
                        Um- und Neubauten. Schreiende Kin­             hat so mancher Gast auf der Burg                ­Wände gehen können.“
                        der, kaffeetrinkende Pfadfinder*innen,         schon schmerzlich erfahren müssen.
                                                                       Meinen roten Bademantel suche ich               Und mit diesen Worten erhebt sich
                                                                       auch seit Jahren vergebens … Wenn               Kunigunde und schwebt einige Zenti­
                                                                       man ihr abends aber eine gute Nacht             meter in der Luft vor mir. Mit einem
                                                                       wünscht, lässt sie die roten Sachen in          letzten Augenzwinkern verabschie­
                                                                       Frieden. So wird zumindest vermutet.            det sie sich und verschwindet in der
                                                                       Kunigunde überlegt weiter und nickt             ­Mauer des dicken Turms. Denn dort
                                                                       triumphierend.                                   ist bis heute ihr Zuhause. Und ich?
                                                                                                                        Ich w­ erde mich dann wohl mal auf die
                                                                       „Ich glaube, ich weiß, was dich                  Suche nach dem Weinkeller unter der
                                                                       wirklich interessieren könnte. Seit
                                                                       ­                                                Ritterwiese machen, aber erst morgen.
                                                                       ich ein Kind gewesen bin – und das               Denn heute schwirrt mir der Kopf von
                                                                       ist jetzt schon bald achthundert Jahre           all den Geheimnissen. Ich habe ja auch
                                                                       her – gibt es einen Geheimgang vom               mal gehört, dass es hier einen Schatz
                                                                       Marktplatz in Rieneck bis hoch zur               geben soll. Aber das ist wieder eine
                                                                       Burg. Am unteren Parkplatz befindet              ­andere Geschichte …

                                                                                                                                                              g 3h3! m        13
Soll ich es erzählen?
von Antonia Manns
                                                                                            BEGRIFFE »

V    ielleicht kennst du das – du bist
     frisch verliebt und ihr wollt eure
Zeit am Liebsten nur für euch. Keine
                                                dein*e Freund*in als Person gemocht
                                                wird, sondern auch, ob du selbst da­
                                                nach noch gemocht, akzeptiert und
                                                                                            Queer: Sammelbegriff für sexuelle
                                                                                            ­Orientierungen, die nicht dem k­ lassischen
                                                                                            Bild von B
                                                                                                     ­ eziehungen z­ wischen Mann und
neugierigen Fragen von Freund*innen             wertgeschätzt wirst?                        Frau entsprechen.
oder der Familie. Deinem Umfeld den                                                         Coming-Out: Anderen mitteilen, dass
neuen Freund*die neue Freundin vor­             Queeren Menschen geht das oft so.           man queer ist.
zustellen kann ganz schön aufregend             Wenn sie von ihrer Beziehung erzäh­
sein. Wird er*sie gemocht? Kommt                len oder den Freund*die Freundin zu
der Freund*die Freundin mit deiner              einem Treffen mitbringen, ist da im­
Familie oder deinen Freund*innen                mer die Gefahr aufgrund ihrer sexu­          ÜBRIGENS …
klar? Gute Gründe, deine Beziehung              ellen Orientierung abgelehnt und aus­        Wusstest du, dass …
erstmal geheim zu halten. Doch ir­              gegrenzt zu werden. Und selbst wenn          … j ede*r Vierte nichts mit dem Thema
gendwann lernt dein Umfeld die                  Freund*innen oder Familie gut reagiert          Homosexualität zu tun haben will?
Freundin*den Freund kennen und                  haben, ist das Outing noch nicht vor­        … j ede*r Fünfte Homosexualität für
meistens wird sie*er akzeptiert. Dei­           bei: reagieren die Menschen in der              ­unnatürlich hält?
ne Beziehung zu deinen Eltern oder              Schule, auf der Arbeit, im Jugendver­        … 4 0 % es unangenehm ­f änden, wenn
Freund*innen hat sich nicht verän­              band oder beim Sport genauso?                   ihr Kind lesbisch*schwul*queer wäre?
dert. Du kannst auch in der Schu­
le oder auf der Arbeit über deine               Outing ist ein andauernder Prozess, der
Partnerin*deinen Partner reden.                 immer wieder gut überlegt werden muss.

Doch was ist, wenn du dadurch,                  Unten siehst du zwei Rollenbeschrei­
dass du anderen etwas über deinen               bungen, denke dich nacheinander in
Freund*deine Freundin erzählst, noch            die entsprechende Rolle ein und lies
was ganz anderes über dich verrätst?            dir dann die Situationen durch. Wie
Wenn deine Angst nicht nur wäre, ob             würdest du dich entscheiden?

     Rolle 1
                             seit fünf
     Du bist ein Junge und
                               en Jun­
     Wochen mit einem ander                       Rolle 2
                              er Bezie­
      gen zusammen. Von eur                       Du bist ein Mädchen und
                                                                          seit fünf
                             nd .
      hung weiß (noch) niema                      Wochen mit einem Jungen
                                                                            zusam­
                                                                          ng weiß
                                                  men. Von eurer Beziehu
                                                  (noch) niemand.

                                   ern
     Situation A: Deine Elt                                                                                         Arbeit
     Deine Eltern fragen dich,
                                  ob  du in                                                Situation C: Auf der
                                                                                                                    ende von
     jemanden verliebt seist.
                                    Schließ­                                  sse          Du wurdest am Wochen
                                  r in dem        Situation B: In der Kla                  einer Kollegin gesehen, wi
                                                                                                                      e du mit
     lich habe deine Schweste                     Du      stehst     mi t     Klassen­                            ch en   hältst.
     Alter auch ihren ersten     Fre und ge­                                   use zu­     deinem Freund Händ
                                     tatsäch­     kamerad*innen in der Pa                  Montag fragt sie dich,
                                                                                                                      wer das
      habt. Erzählst du, dass du                  sammen und das ­     Thema Bezie­                                    st du?
      lich frisch verliebt bist un
                                   d in wen?                                 dem die        denn gewesen ist. Was sag
                                                  hung kommt auf. Nach
                                                                          , wi e es bei
                                                   anderen erzählt haben
                                                                               Er zählst
                                                   ihnen läuft, bist du dran.
                                                                               hung?
                                                   du von deiner neuen Bezie
14     g 3h3! m
Heimlichkeiten
                                              auf dem Lager
                                              Eine Glosse von Johannes Malinowski

                                              H     and aufs Herz: Wann hast du zum letzten Mal auf dem
                                                    Lager etwas getan, was eigentlich nicht gerne gesehen
                                              ist? Wann zum ersten Mal? Mit den Verboten ist es doch ein
                                                                                                             laut, zu verraucht, zu viele Menschen. Den Getränkevorrat
                                                                                                             gibt es an der zwei Kilometer entfernten Tanke. Beim Ein­
                                                                                                             kauf wechselst du dich mit deinen Saufkumpanen ab. Bloß
                                              Elend.                                                         keinen Krach machen, bloß kein Licht. Das heimliche Bier
                                                                                                             schmeckt doch umso besser, je aufregender es ist. Dass es
                                              In der Kinderstufe steht die erste Fahrt mit der Gruppe an,    lauwarm ist, ist ein Kompromiss, den man eingehen muss.
                                              von Oma gibt es eine Tüte Bonbons mit. Kaum angekom­           Zum Wohl!
                                              men, heißt es: Alle Süßigkeiten zur Gruppenleitung! Es
                                              soll schließlich fair geteilt werden. Nichts da! Deine Tüte    Als Erwachsener im VCP kämpft man dann schluss­endlich
                                              ­Bonbons von Oma bleibt unten im Rucksack. Nervennah­          um ein kleines bisschen Privatsphäre. Zweisamkeit auf dem
                                               rung gegen Heimweh und den Heißhunger in der Nacht.           Zeltlager? Praktisch unmöglich. Egal, ob du Zeit mit der
                                               Und mit wem du teilst, entscheidest du schließlich immer      Partnerin*dem Partner oder einer Zufallsbekanntschaft ver­
                                               noch selbst.                                                  bringen möchtest. Mit jemandem aus deinem Stamm oder
                                                                                                             aus einer anderen Ecke des Landes das Techtelmechtel suchst.
                                              In der Pfadfinder*innenstufe ist es dann nicht mehr der        Sex auf dem Lager gehört zur Königsdisziplin – solange man
                                              Süßkram, den du vor den Gruppenleitungen verstecken            sich nicht erwischen lassen möchte. Im eigenen Zelt liegen
                                              musst. Nein, jetzt geht es ans Eingemachte. Deine Alltags-­    fünf andere Leute, draußen läuft die Nachtwache und das
                                              Gewohnheiten sollen ignoriert werden, beim Gedanken            mit der Toilette kommt aus guten Gründen sowieso nicht
                                              daran kribbelt es: Das Handy soll zuhause bleiben! Klar,       infrage. Ihr sucht euch stattdessen ein leeres Programm- oder
                                              es ist uncool, den ganzen Tag auf den Bildschirm glotzend      Lagerzelt und tobt euch aus.
                                              über den Platz zu schlurfen und die anderen Leute dabei zu
                                              ­ignorieren. Und Strom gibt es im Zelt auch nicht. Trotzdem:   Ob Süßigkeiten, Handy, Bier oder Zeit zu zweit: Ein Pfadi-
                                               Ein Anruf am Abend bei den Eltern, eine SMS an die bes­       Leben ganz ohne Heimlichkeiten ist schwer vorzustellen
                                               ten Freunde wird doch erlaubt sein? Das Versteck im Ruck­     und irgendwie auch langweilig, oder? Wichtigste Regel:
                                               sack muss nur gut gewählt sein, damit das Handy nicht aus     Lasst euch nicht erwischen!
                                               Versehen beim Packen auf die Isomatte plumpst. Irgendwo
                                               zwischen Unterhosen und Socken findet sich immer ein
                                               Plätzchen.

                                              Als Ranger*Rover ist man quasi erwachsen. Man fühlt sich
                                              zumindest so, auch wenn man offiziell noch nicht alles darf.
Illustration: © Miriam Lochner (elfgenpick)

                                              Wer soll es dir da verbieten, nach Feierabend hinter der
                                              ­Kohte ein Bier zu trinken? Auf Oase hast du keinen Bock, zu

                                                                                                                                                             g 3h3! m   15
Gute ­Geheimnisse
  – schlechte
  ­Geheimnisse?
     von Esther Koch

    T   äter*innen, die gegenüber Kindern und Jugendlichen sexuell übergriffig werden, achten darauf, dass
        die Betroffenen schweigen und sich niemanden anvertrauen.

     Deshalb ist es ein wichtiger Teil der VCP-Präventionsarbeit deutlich zu machen, dass „schlechte
     ­ eheimisse“ ausgesprochen werden dürfen. Nicht so einfach, sagt Harald Wiester, der selbst Übergriffe
     G
     in den 80er Jahren im VCP-Kontext erlebt hat. Die Präventionsbeauftrage Esther Koch ist mit ihm
     darüber im Gespräch.

     Esther: Wie und wann kamst du zum         Was hast du dort erlebt?                   Aufdeckung ist auch deshalb schwer,
     VCP?                                      Tolle Sachen, Lager natürlich, auch        weil alles vom Kopf auf die Füße ge­
     Harald: Mein Stamm suchte Ende            eine Englandfahrt.                         stellt und Verantwortung übernommen
     der 70er Pfadis für eine neue Sippe,                                                 werden müsste. Wenn das passiert,
     wahrscheinlich kam der Aufruf dazu        Bei einem Landeslager sah ich zum          dann nicht ohne Ärger, das ahnt man.
     über die Gemeinde. Wie das so ist:        ersten Mal den Referenten, der über­
     Meine Eltern wollten mich in Freizeit     regionale Seminare mit Übernach­           War es also ein Geheimnis, zwischen
     und Ferien betreut wissen, und ich        tungen und die Indianer-AG anbot.          dir und dem Täter?
     ­wollte Freunde kennenlernen und was      Mit 14 war ich dabei. Bald erlebte ich     Harald: Eher Überrumpelung und
      ­erleben.                                dort den ersten Übergriff. Nachdem         Manipulation. Mich glauben machen,
                                               mir schlecht geworden war, q­ uartierte    es sei eine geheime Beziehung, gehörte
                                               mich der Leiter, der dreimal so alt        zur Täterstrategie. Die funktionierte
                                               war wie ich, auf seinem Bett ein und       unausgesprochen. Ich wurde z. B. ex­
          Harald Wiester                       machte sich am Morgen an mir zu            klusiv eingeladen. Später versuchte er,
                                               schaffen.                                  Mitleid für seine Lage zu erwecken –
Harald Wiester bietet Betroffenen aus                                                     er sei halt so, also: nicht hetero. Eine
dem VCP an, mit ihm in Kontakt zu              Hast du den Übergriff jemanden             Lüge. Zum Schluss tat er sehr hilflos,
kommen und sich ggf. zu vernetzen:             anvertraut?                                falls ich mich abwenden, sprich: etwas
betroffenenaustausch-vcp@web.de                Nein. Ich dachte, wenn ich nichts sage,    erzählen sollte. Ich wollte ihm nichts
                                               dann könnte er vielleicht unwichtig        Schlimmes. Alle diese Manipulationen
Unterstützung für Betroffene und Ange­         und folgenlos bleiben.                     taten ihre Wirkung, auch langfristig,
hörige gibt es auch bei                                                                   denn ich konnte das nicht einordnen.
www.hilfeportal-missbrauch.de                  Die Treffen waren beliebt, ich wollte
                                               dabeibleiben, war aber irritiert und be­   Was hat es mit dir gemacht, die Über-
                                                                                                                                     Bild: © privat

                                               schämt von dem Übergriff. Ich wuss­        griffe für Dich zu behalten?
                                               te: das war nicht in Ordnung, aber ich     Der Täter deutete meine unklare Hal­
                                               hatte Schuldgefühle.                       tung als Zustimmung und nutze mein
Schweigen aus. Ich löste meinen inne­        Wussten andere von dem „Geheimnis“?
ren Konflikt so, dass ich aus den Über­      Das würde mich auch interessieren!                          Wendet euch an
griffen weiterhin keine große Sache          Der Mann war rund zehn Jahre beim                        ­Vertrauenspersonen
machen wollte, ich unterdrückte also         VCP und ich nicht sein einziges Opfer.
meinen Widerwillen und all die un­                                                            Auch hier habt einen Übergriff erlebt
guten Gefühle, die damit verbunden           Meine Eltern schickten ihn einmal                oder beobachtet? Dann wendet euch
waren, und ich hielt das auch danach         weg, weil sie merkten, dass mir sein             an eine unserer Vertrauenspersonen
jahrzehntelang für eine aufgeklärte und      Besuch unangenehm war. Es gab einen              oder an die Präventionsbeauftragte
überlegene Haltung, zu sagen, nur eine       Jungen, der auch verstrickt war. Mo­             Esther Koch
Erfahrung, nur ein Kratzer, das war          nate später trafen wir uns, nutzten das          esther.koch@vcp.de.
nicht so schlimm. Spoiler: war es doch.      aber nicht zur Aufdeckung.
Mir wurde damals ein viel zu großer
Brocken aufgehalst, den ich nicht ab­        Wann hast du das erste Mal von dei-
werfen konnte. Das gibt man in dem Al­       nem erlebten sexuellen Missbrauch          Die Reaktionen nach 2017 waren dann
ter nicht gerne zu, weil man ja stolz ist,   erzählt?                                   positiv. Manche waren enttäuscht, dass
kein Kind mehr zu sein – sowas ­zählte.      Abgesehen davon? Der Freundin spä­         ich lange geschwiegen hatte: „Damit
Komisch zu werden und P     ­ robleme zu     ter, in einer geschönten Version. Meine    hast Du Dir selbst geschadet“. Schon
haben, die den Verband aufwühlen             Verharmlosung bestand später darin,        recht – aber „selbst geschadet“? Nicht
könnten zählt vielleicht erst mal nicht      mir das als schwule Erfahrung schön­       ich habe die Bedingungen des Schwei­
so, das fürchtete ich jedenfalls. Oder       zureden, dabei hatte das damit nichts      gens gewählt, die gehören zur Tat wie
seid ihr da weiter i­nzwischen?              zu tun. Ende der 90er brauchte ich eine    zur Situation.
                                             Therapie. Da erzählte ich davon, auch
Ja, wir haben inzwischen ein deutlich        der Familie, noch verharmlosend. Erst      Was hättest du dir rückblickend
anderes Bewusstsein. Wir vertreten           nach 2010 gab es eine gesellschaftliche    gewünscht? Vom VCP und den
klar die Haltung, dass grenzverletzen-       Diskussion um Missbrauch an Jungen.        Menschen, die etwas geahnt haben
des Verhalten bei uns keinen Platz           2014 rief ich den Täter an und fragte      müssen?
hat und wir hier entschieden auf Seite       ihn, was er sich denn gedacht habe. Als    Ich hätte mir gewünscht, man wäre
der Betroffenen stehen. Es stimmt            ich 2017 Zeit hatte, schrieb ich endlich   dem Täter schon vorher in den Arm
leider immer noch, dass das Aufde-           öffentlich darüber.                        gefallen. Stirnrunzeln wird es doch
cken von Vorfällen für Aufhebens                                                        gegeben haben! Es hätte größere Fo­
sorgt. Das ist gerade für Betroffene         Warum hast du davon erzählt?               ren geben sollen, Veranstaltungen, in
schwierig. Wir lassen Betroffene in          Anfangs konnte ich es nur so erzählen,     denen offen über sexualisierte Gewalt
der Situation nicht allein, sondern wir      als hätte ich es bereits souverän verar­   gesprochen wird. Am Rande derer
unterstützen sie, wo es nur möglich          beitet. Selbstdarstellung war das, doch    ­hätten sich Jugendliche wahrscheinlich
ist. Und wir sagen klar, dass es in          die bot immerhin Gelegenheit, über­         vertrauten Personen anvertraut.
der Verantwortung der Erwachsenen            haupt darüber zu reden. Das wurde, als
und der Verantwortungsträger*innen           ich wiederholt in Krisen geriet, abge­     Was ist dein Wunsch/dein Appell an
ist, für den Schutz von Kindern und          löst von dem Drang, die Schuld richtig     andere die ein solches schlechtes
Jugendlichen zu sorgen! Glaubst du,          zuzuordnen. Das tat gut! Der Durch­        Geheimnis haben? Oder von einem
dass es dir rückblickend geholfen            bruch kam für mich erst mit #metoo,        solchen Geheimnis wissen?
hätte, den Vorfall früher zu berichten?      als persönliche Krise, eine erhoffte       Belastet Euch nicht mit Schuld- und
Gegen das Zusammentreffen von                Vertrauensperson, ein Forum und ein        Schamgefühlen, werft die auf den Tä­
Manipulation mit meinem Selbstän­            ermutigendes gesellschaftliches Klima      ter! Geschlechterrollen ändern sich,
digkeitsstreben war schwer anzukom­          zusammenkamen.                             und auch Jungs müssen nicht dahin,
men. Ohne die Taten grob einordnen                                                      wo Mädchen längst nicht mehr sein
zu können, hätte es für mich kaum            Wie war die Reaktion auf die Ge-           wollen: Sich als Opfer zu verstehen,
­Anlass zur Offenlegung gegeben. Ge­         schichten?                                 wenn jemand anderes Scheiße gebaut
 legenheiten zum Reden zu schaffen, ist      Es geschah erst lange gar nichts, nicht    hat. Was wir brauchen, ist ein Klima
 ­dennoch richtig!                           mal in der ersten Therapie.                für Aufdeckung und Hilfe.

                                                                                                                  g 3h3! m   17
Tschai am Lagerfeuer
von Jakob Krueger

W      enn das Feuer in der Kohte schwelt und manch
       einer von großer Fahrt erzählt“, dann verbinden
       ­
viele Pfadfinder*innen nicht nur Feuer- und Kerzenlicht,
Klampfen­spiel, Gesänge, kuschelige Wärme und Gemein­
schaft mit der abendlichen Lagerfeuerrunde, sondern auch
eines der geheimnisvollsten Getränke: Tschai.

Um Tschai oder auch Chai ranken sich ja so einige Mythen. In
manchen Stämmen ist es das mündlich von Stammes­leitung
zu Stammesleitung überlieferte Rezept, das den Tschai so ge­
heimnisvoll macht. Mir erzählte mal jemand, dass ein Stam­
mesleiter von seinen Sipplingen gefragt wurde, warum der
Tschai so gut schmeckt. Daraufhin lüftete er das Geheimnis:
das Aroma von Socken, die ein*e Gruppenleiter*in mindes­
tens zwei Wochen am Stück getragen hat.

(Für die Gruppenleiter*innen hieß das dann: zwei Paar So-          Oder aber es sind die sehr ausgefallenen Zutaten – ein Glas
cken kaufen, die Paare teilen, je einen Socken anziehen und        Sauerkirschen, Brühwürfel in Alufolie verpackt, Gummi­
ein bisschen über den Lagerplatz laufen, das saubere Gegenstück    bärchen, Chili, Schokolade, Lakritze, Erdbeeren, Sirup,
kurz vor dem Servieren in den Topf geben und demonstrativ he-      ­Dosenpfirsiche, sogar ein Hühnerbein soll schon einmal
rausholen und danach dann beide Socken quasi zum Vergleich          mitgekocht worden sein.
präsentieren.)
                                                                   Die dritte Sache, die Tschai am Lagerfeuer so geheimnisvoll
                                                                   werden lässt, ist die Tschai-Beschwörung oder Zeremonie.
                                                                   Vielerorts ist es verbreitet, klassische bündische Trinklieder
                                                                   wie „Roter Wein“, „König in Thule“ oder „Was sollen wir
                                       Wenn der dampfende Tee      trinken“ zu singen.
                                           überm Feuer hängt ...
                                                                   Dann geht die Beschwörung los. In meinem Stamm ist die
                                                                   Tschakamulaja-Beschwörung mit Abstand am beliebtesten.
                                                                                                                                     Bilder: © Johanna Mixsa, © GraphicsRF (Adobe Stock)

                                                                   Der „Tschai-Geist“ spricht das Wort „Tschakamulaja“ be­
                                                                   deutungsvoll aus, der Rest der Bande antwortet mit einem
                                                                   gemeinsam gezischten „Tschai“. Dies beginnt leise und wird
                                                                   immer lauter, bis die Stimmen sich überschlagen.

                                                                   „Wenn der dampfende Tee überm F   ­ euer      Mehr zu Tschai-­
                                                                                                                 Ritualen unter
                                                                   hängt“, ist es also vor allem Zeit, die
                                                                   Tassen zu heben und miteinander wilde
                                                                   Feste in warmen Julinächten zu feiern.

                                                                   Prost!                                         go.vcp.de/tschai

18   g 3h3! m
Unterstüt­zung für

                                                      die ­Zukunft
                                                               von Rebecca Steidle, Fachgruppe Stämme

                                                                     Pfadfinden, das fängt im Stamm an.
                                     Sippenstunde, Pfingstlager, Waldweihnacht, zum ersten Mal Verantwortung übernehmen, lernen wie
                                       man ein Klo putzt oder einen Ausflug plant – was würden wir nur alle ohne unseren Stamm tun?

                                  Um Stämme dabei zu unterstützen auch weiterhin zweite Familie und Ort für viele tolle Pfadi­erlebnisse zu
                               sein, gibt es seit nun fast zwei Jahren das Referat Stämme in der Bundesleitung. In der dazugehörigen Fachgrup­
                              pe Stämme stecken Vertretungen aus fast allen VCP-Ländern gemeinsam die Köpfe zusammen, um an Themen zu
                                                           werkeln, die im ganzen Bundesgebiet viele Stämme b­ etreffen.

                                             Mit „Baghira“ startet diesen Herbst das erste Programm der Fachgruppe in den VCP.

                           Wir alle kennen ­Baghira als Figur aus dem Dschungelbuch: ­Baghira steht mit Rat
                           und Tat zur Seite wenn es nötig ist, zeigt Themen auf, gibt Hinweise und begleitet
                                                  ein Stück des Weges in die Zukunft.

                              Und um die Zukunft der Stämme geht es uns. Viele Stämme stehen vor ganz ähnlichen Heraus­forderungen: Zu wenige
                           Gruppenleiter*innen oder Kinder, die älteste Gruppe ist zu jung für den Generationswechsel oder knappe Zeit neben der Schule …

                             Die meisten Stämme setzen sich mit ihrer Zukunft bereits regelmäßig in einer Jahresplanung auseinander. In Hessen
                             und Rheinland-Pfalz/Saar machen das einige Stämme schon mit geschulter Moderation durch erfahrene Pfadis. Die­
                                             sen Ansatz, der ursprünglich aus dem BdP stammt, greifen wir mit Baghira auf.

                                Wir möchten, dass in Zukunft alle Stämme im VCP diese Möglichkeit haben. Wer möchte, soll sich Baghiras
                               wünschen können, die sie ein paar Jahre lang unterstützen und gemeinsam mit der Leitungsrunde auf die aktuel­
                                         le Stammesarbeit und über das nächste Jahr hinaus auf die mittelfristige Zukunft blicken:

                                                Wie geht es uns als Stamm und wie haben wir uns die letzten Jahre entwickelt?
                                                                      Was wollten wir schon immer mal machen?
                                                           Wann gründen wir neue Gruppen und in welcher Altersstufe?
                                                                          Wo stehen wir in drei Jahren?

                                            Baghiras haben hierbei eine besondere Rolle. Alle Stämme sind verschieden und haben
                                               einen eigenen Charakter, den es zu bewahren gilt. Die Baghiras unterstützen die
                                                Stämme methodisch, moderieren, bringen vielleicht Erfahrungen von anderen
                                                   Stämmen ein. Hauptsächlich u   ­ nterstützen sie die Leitungsrun­
Bild: © sam_lg (Pixabay)

                                                       de aber dabei, mit ihrem ganz eigenen Stil und mit viel
                                                                        Begeisterung ihre zentrale,                                gut an?
                                                                                                                     Hört sich                        andes­büro,
                                                                wichtige Aufgabe im VCP weiter zu meistern:                           e i deinem L
                                                                                                                     Meld e d ic h  b                     möchtest!
                                                                       Heimat des Pfadfindens zu sein.                       u  B  a g h ir a -Begleitung
                                                                                                                     wenn d                     ndesbuero
                                                                                                                                                           s/
                                                                                                                                    n takt/la
                                                                                                                          vcp.de/ko

                                                                                                                                                         19
Mitreden!
­Mit­entscheiden!
 ­Mittun!
von Esther Koch

W      ir leben in einer demokrati­
       schen Gesellschaft. Das heißt,
politische ­ Entscheidungen werden
                                          Ein Referendum ist in Deutschland
                                          bisher nicht auf Bundesebene möglich.
                                          Das heißt jedoch nicht, dass es hier­
                                                                                       zip! Es ist praktikabel und effizient. An
                                                                                       Entscheidungen kann sich trotzdem
                                                                                       jede*r beteiligen, indem sie*er mit
mit dem Willen der Mehrheit der Be­       zulande gar keine Volksbefragungen           den Delegierten spricht und ihre*seine
völkerung beschlossen. Doch ist es in     gibt. Im Jahre 2017 wurden zum Bei­          Meinung mitgibt.
Deutschland nun so, dass nicht die        spiel die Berliner*innen befragt, ob der
Bürger*innen selbst diese Entscheidun­    Flughafen ­ Tegel geschlossen werden         Wir wollen nun die Bundesebene noch
gen treffen, sondern die von ihnen ge­    soll oder nicht.                             näher an alle Mitglieder des Verbandes
wählten Volksvertreter*innen. ­Hierbei                                                 bringen. Alle, die es wollen, sollen an
spricht man von einer repräsentativen     Doch was hat alles das mit uns als           Entscheidungsprozessen beteiligt wer­
Demokratie. Eine a­ndere mögliche
­                                         Pfadfinder*innen im VCP zu tun?              den können. Wie seht ihr das? Wollt ihr
Form ist eine direkte ­    Demokratie.    Bisher werden Entscheidungen in un­          mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten
Dort werden mit Hilfe von Volksent­       serem Verband über das Delegations­          auf Bundes­ebene und wenn ja, welche?
scheidungen und Referenden politi­        prinzip gefällt – also ähnlich wie im po­    Wie? Schreibt uns!
sche Entscheidungen direkt vom Volk       litischen System Deutschlands. Dazu
getroffen. Dies passiert in der Schweiz   werden auf Stammesversammlung                • An welchen Themen möchtet ihr
zum Beispiel ziemlich häufig. In an­      Delegierte für die Landesversamm­              mitreden?
deren Ländern passiert es manchmal.       lung gewählt und auf der Landes­             • Bei welchen Entscheidungen wollt
In Irland stimmten die Menschen           versammlung die Delegierten für die            ihr beteiligt sein?
zum Beispiel 2015 darüber ab, ob die      Bundesversammlung. Die Bundesver­            • Wie stellt ihr euch vor, kann
Ehe für gleichgeschlechtliche Paare       sammlung ist das höchste beschlussfas­         es organisiert werden, dass alle
geöffnet wird und 2016 stimmten die       sende Gremium im VCP. Hier werden              Pfadfinder*innen beteiligt werden?
Bürger*innen im Vereinigtem König­        ­Beschlüsse, die den gesamten Verband
reich über den sogenannten Brexit ab.      betreffen, gefasst. Ein großartiges Prin­   Euren Vorschlag schickt bitte an das
                                                                                       Referat ­Demokratieförderung:
                                                                                       wettbewerb@vcp.de.

                                                                                       Der beste Vorschlag gewinnt einen Be­
                                                                                       such in e­inem Escape-Room in eurer
                                                                                       Nähe. (Bis max. 15 Personen.)

                                                                                       Einsendeschluss ist der 31.12.2020.
                                                                                                                  Mehr unter:
                                                                                                                                      Bild: © Moritz Dilger

                                                                                                               go.vcp.de/demokratie

20
Pfadis auf
                                                            dem Weg ins
                                                            Neuland
                                                            von Johannes Engelke

                                                            P    fadfinder*innen sind Entdecker*
                                                                 innen. Wir erforschen die Welt,
                                                            die uns umgibt. Wenn wir älter wer­
                                                                                                       Der Arbeitsbereich „Scoutlab und
                                                                                                       Jota-Joti“ möchte die notwendigen
                                                                                                       Rahmenbedingungen schaffen, da­
                                                                                                                                                  Werde zum*zur Pionier*in
                                                                                                                                                  und mach mit!
                                                            den, beschränken wir uns nicht mehr        mit jede*r digitale Themen in den
                                                            auf unsere direkte Nachbarschaft, die      Gruppen­stunden anbieten kann. Dazu        Kontakt:
                                                            Kreise werden größer, die Fahrten län­     bereiten wir Inhalte für Gruppenstun­      go.vcp.de/pionier-in
                                                            ger und die Abenteuer spektakulärer.       den vor, kümmern uns um Material
                                                            Als Gruppenleiter*innen wollen wir         (Verleih und Beschaffung) und führen       Gruppenstunden Ideen:
                                                            Kindern und Jugendlichen die Mög­          Veranstaltungen durch (Schulungen,         scoutlab.de
                                                            lichkeit bieten, eigene Abenteuer zu er­   Online-Events, Jota-Joti), um den
                                                            leben, Dinge auszuprobieren und sich       Start zu vereinfachen. Am spannends­       Scoutlab Blog:
                                                            neue Fähigkeiten anzueignen. Dafür         ten ist die Vielfalt in dem Themen­        go.vcp.de/scoutlab-blog
                                                            schaffen wir in Gruppenstunden sowie       bereich. Neben den rein technischen
                                                            auf Fahrt und Lager eine Umgebung,         Themen gibt es v­ iele künstlerische und   Jota-Joti:
                                                            in der das gefahrlos möglich ist.          gesellschaftliche Frage­                   jota-joti.de
                                                                                                       stellungen, die in den
                                                            Der digitale Raum wird immer um­           Gruppen­stunden        be­
                                                            greifender. Es gibt praktisch kein         handelt werden können.
                                                            Bereich des Lebens, der nicht Berüh­       Es ist noch ein weiter
                                                            rungspunkte mit dem Internet hat. Aus      Weg bis digitale In­
                                                            diesem Grund ist es wichtig, dass wir      halte im VCP mit der
                                                            diesen Raum in unserer Arbeit berück­      gleichen      Selbstver­
                                                            sichtigen. Die pfadfinderische Metho­      ständlichkeit vermit­
                                                            de bietet uns dabei die Möglichkeit, im    telt werden wie zum
                                                            Internet die Rolle als passiver*passive    Beispiel Holzwerken.
Bild: © Brooke Lark (Unsplash, bearbeitet von elfgenpick)

                                                            Konsument*in zu verlassen und zu ak­       Es benötigt noch vie­
                                                            tiven Gestalter*innen zu werden.           le Pionier*innen, die
                                                                                                       Dinge ausprobieren,
                                                            Am Ende haben wir die                      sich     einbringen,
                                                            Möglichkeit, auch die                      mitdiskutieren und
                                                                                                       gestalten wollen.
                                                            digitale Welt etwas besser                 Also egal, ob du
                                                            zu verlassen, als wir sie                  Künstler*in, Nerd
                                                            vorgefunden haben.                         oder einfach nur
                                                                                                       Pfadi bist.

                                                                                                                                                                             21
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