Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN

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Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
4•2020
                                   DAS MAGAZIN
                                   DER AWO BAYERN
                                   74. Jahrgang des „Helfer“

Mehr als ein Dach über dem Kopf.
WIR über Leben und Wohnen.

                                   DIE AWO IN NIEDER-
                                   BAYERN / OBERPFALZ

                                   Wohnen
                                   Ich schenk Dir
                                   einen Regenbogen.

                                   Kreativ
                                   Barfußpfad
                                   ist fertig.
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
WIR IN BAYERN                                      WIR IN NIEDERBAYERN UND DER OBERPFALZ
Aus der AWO                                   3
AWO liebt Demokratie + Eine Frau aus Bayern        Editorial                                11
für die Bundesspitze + Plädoyer für                AWO l(i)ebt Demokratie                   12
Menschlichkeit + Brigitte Tiator im Ruhestand +    Ich schenk Dir einen Regenbogen          13
Frauenpower im Freistaat                           50 Jahre Seniorenclub „Rudolf Maresch“   18
                                                   Neue Marie-Juchacz-Straße                21
Unser Thema:
Mehr als ein Dach über dem Kopf.               6   Bayernwerk unterstützt Jugendwerk        24
Gemeinsam statt einsam: Quartiersprojekte          Schüler*innen gestalten Barfußpfad       26
bringen Menschen zusammen + Frauenhäuser:          Kreuzworträtsel/Impressum                30
Wohnen ist existenziell + Interview: Bauen für
Senioren braucht Fingerspitzengefühl

Liebe Leserinnen und Leser,

ein schwieriges und forderndes Jahr geht dem Ende entgegen. Die Corona-Pandemie hat
das Leben in einem Maße beeinträchtigt, das für uns alle undenkbar war und sie hat das
öffentliche und gesellschaftliche Leben einschneidend verändert. Die Konferenzen der AWO
konnten nicht stattfinden, Veranstaltungen wurden abgesagt und die Ortsvereine mussten
die so wichtigen Begegnungen auf ein Minimum beschränken.
Die letzten Monate haben aber auch gezeigt, dass die Arbeiterwohlfahrt in Bayern auch in
Zeiten der Krise zusammensteht und das „WIR“ lebt. Ob in unseren Pflegeeinrichtungen, in
Kitas oder in den Ortsvereinen: überall haben Haupt- und Ehrenamtliche über die Maßen
großen Einsatz gezeigt, um Menschen zu begleiten, um Kinder gut zu versorgen, während
die Eltern arbeiten müssen, und um Mitmenschen zu ermuntern, die Lebensfreude trotz
der Kontaktbeschränkungen nicht zu verlieren. Das verdient großen Respekt. Auch allen
Mitgliedern, die unsere Arbeit mit ihrem Beitrag und ihrem Engagement 2020 maßgeblich
unterstützt haben, sage ich ganz herzlich Danke.
Mit der letzten Ausgabe des Jahres wagen wir normalerweise einen Ausblick, doch dieser ist
in diesen Zeiten schwierig. Ich hoffe sehr, dass 2021 wieder mehr Freiräume und uns allen
wieder mehr persönliches Miteinander ermöglichen wird. Vor allem aber wünsche ich uns
allen, dass wir gesund bleiben. Nutzen Sie - gerade wegen Corona - die Adventszeit und
die Feiertage besonders für den Austausch mit den Menschen, die Ihnen am Herzen liegen,
verlieren Sie nicht den Mut und kommen Sie gut ins neue Jahr.

Herzlich Ihr

Thomas Beyer
Landesvorsitzender
der AWO in Bayern
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
Vielfältiges Programm –
                                                              Kostenlos weiterbilden
                                                              Die kostenlose Teilnahme an dem bayern-
                                                              weiten Projekt AWO l(i)ebt Demokratie
                                                              steht allen hauptamtlichen Mitarbei-
                                                              ter*innen, ehrenamtlich Engagierten,
                                                              Mitgliedern sowie auch noch nicht in

                                                                                                                 AUS DER AWO
                                                              der AWO aktiven Menschen offen.

                                                              Aufgrund der Corona-Situation finden
                                                              die meisten der Projektangebote derzeit
                                                              digital statt. Gemeinsam mit dem Team
Abschied von Brigitte Tiator                                  des neuen Aktionsbüro Demokratie des
                                                              AWO Landesverbandes Bayern e.V. kann
In einer kleinen Feierstunde hat Landesgeschäftsführer        die digitale Technik kennen gelernt und
Andreas Czerny die langjährige Leiterin der Freiwilligen-     eingeübt werden. Jeden Dienstag von
dienste des AWO Landesverbandes, Brigitte Tiator, in          16 Uhr bis 17 Uhr findet eine telefonische
den Ruhestand verabschiedet. Brigitte Tiator hat über         Online-Sprechstunde zum Thema „Wie
Jahrzehnte tausende junge Freiwillige bei der AWO ver-        kann ich an Videokonferenzen teilneh-
antwortlich begleitet, anfangs Zivildienstleistende, später   men?“ statt. Eine formlose Voranmeldung
Freiwillige des Sozialen Jahres (FSJ) und zuletzt vor allem   im neuen Aktionsbüro Demokratie ist
Menschen im Bundesfreiwilligendienst (BFD). Landes-           erforderlich. (Kontakt siehe unten)
vorsitzender Prof. Dr. Thomas Beyer hob das große Enga-
gement hervor, mit dem Brigitte Tiator die Belange der        Die kommenden AWO l(i)ebt Demokratie
Freiwilligendienste mit den Bedürfnissen der Einsatz-         Online-Veranstaltungen:
stellen der AWO in Bayern in Einklang brachte und würdigte    • Jeden Monat: Team Toleranz, Team
ihre kompetente Zusammenarbeit mit dem Bayerischen               Erinnerungskultur, Team Umwelt
Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS),      und Nachhaltigkeit, Team Politischer
dem Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS), dem              Lesezirkel und Team Demokratiechor
Bundesamt für zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA)         • 5.Dezember 2020 „Verschwörungs­
und dem AWO Bundesverband. Auch die Kolleginnen                  erzählungen – eine Gefahr für die
des Fachbereichs sagten mit sehr persönlichen Worten             Demokratie?“
herzlich „Auf Wiedersehen“.                                   • 27.Januar 2021 „Lange Nacht der
                                                                 Zweitzeug*innen“ zum Holocaust­
                                                                 gedenktag

Eine Frau aus Bayern für                                         Kontakt und Anmeldung:
die Bundesspitze                                              AWO Landesverband Bayern e.V.
                                                              Aktionsbüro Demokratie
Kathrin Sonnenholzner, seit 2016 stellvertre-                 zdt@awo-bayern.de
tende Landesvorsitzende der AWO in Bayern,                    089 / 54 67 54 - 140
soll ab 2021 die Bundesspitze der AWO als                     Icon Facebook und Instagram:
Co-Vorsitzende des Präsidiums verstärken. Die                 @awodemokratie
64-jährige Jesenwangerin engagiert sich seit                  www.awo-bayern.de
vielen Jahren für die AWO und bringt als SPD-
Mitglied des Bayerischen Landtages von 2003
bis 2018 politische Erfahrung in das Amt ein.
Die Wahl findet im Rahmen der für Juni 2021
geplanten Bundeskonferenz statt. Weitere
bayerische Kandidaten für das neue Präsidium
der AWO in Berlin sind Karin Hirschbeck, Vor-
sitzende des Kreisverbandes Fürth, und Stefan
Wolfshörndl, Vorsitzender des Bezirksverbands
Unterfranken. Beide gehören dem Gremium
bereits an und stellen sich erneut zur Wahl.

                                                                          WIR • Das Magazin der AWO Bayern   3
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
„Menschlichkeit darf nicht
                          DIE „WIR-REDAKTION“                              unter Strafdrohung stehen“
                          Sie haben Anregungen, Lob oder                   Der Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in
                          Kritik? Ihre Anmerkungen zum                     Bayern, Prof. Dr. Thomas Beyer, hat die bayerische
                          aktuellen Heft nehmen wir gerne auf.             Staatsregierung aufgefordert, gemeinsam mit den
                          Sie erreichen uns hier:                          Trägern von Pflegeheimen sowie den Angehörigen-
                                                                           vertretungen klare Rahmenbedingungen zu finden,
AUS DER AWO

                          Arbeiterwohlfahrt                                um Besuche in Pflegeheimen auch in den Winter-
                          Landesverband Bayern e.V.                        monaten zu ermöglichen. „Die Abschottung des
                          Edelsbergstraße 10, 80686 München                Frühjahres darf sich im Interesse aller Beteiligten
                          Telefon 089 546754–0                             nicht wiederholen. Heime sind keine Gefängnisse
                          redaktion@awo-bayern.de                          und können niemals Hochsicherheitstrakte sein“,
                                                                           ist Beyer überzeugt. Der AWO-Chef verwies nicht
                                                                           nur auf die immensen Belastungen, die eine Iso-
                                                                           lierung für Bewohner*innen und ihre Angehörigen
                                                                           mit sich bringt, sondern auch auf den enormen
                                                                           Druck, der dadurch für die Mitarbeitenden in der
                                                                           Pflege erzeugt wird. Andererseits fühle sich die
                                                                           Praxis zu sehr auf sich allein gestellt. „Wir brauchen
                                                                           jetzt klare Regeln für Besuchsmöglichkeiten in
                                                                           den Einrichtungen in Abhängigkeit vom örtlichen
                                                                           Infektionsgeschehen. Die Politik muss der Praxis
                                                                           hier Rückendeckung geben. Es darf nicht sein, dass
                                                                           die Einrichtungen, die der Menschlichkeit den
                                                                           gebotenen Raum geben, in einer permanenten
                                                                           Grauzone bis hin zur Anzeige bei der Staatsanwalt-
                                                                           schaft stehen“, formulierte Beyer seine Erwar-
                                                                           tungen an die zuständigen Ministerien.

              Gemeinsam für eine Wende
              Zu einem intensiven Meinungsaustausch kamen
              im August der Vorsitzende der SPD-Landtags-
              fraktion, Horst Arnold, und die Vorsitzende
              des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Jugend       Nichts gegen Beziehungen
              und Familie im Landtag, Doris Rauscher, in
              die Nürnberger Geschäftsstelle des Landesver-      Peter Gaymann gehört zu den erfolgreichsten
              bandes. Neben der Würdigung der großen             Cartoonisten Deutschlands. Im neuen Tisch- und
              Leistungen der Beschäftigten des Sozialbe-         Postkartenkalender „Cartoons von der Couch“,
              reichs während der Corona-Pandemie stand           erschienen im Medhochzwei-Verlag, bringt er
              das gemeinsam mit dem Bund Naturschutz             wieder viele Beziehungs- und Therapiesituationen
              in Bayern erarbeitete AWO-Papier für eine          humor- und liebevoll auf den Punkt. WIR verlost
              sozial-ökologische Wende (WIR berichtete in        drei Tischkalender von Peter Gaymann. Einsen-
              Heft 3/2020) im Mittelpunkt des Gesprächs          deschluss ist der 31.Dezember 2020. Senden Sie
              mit AWO Landesvorsitzenden Prof. Dr.               einfach eine Mail mit Name, Anschrift und Telefon-
              Thomas Beyer.                                      nummer an petra.dreher @awo-bayern.de
                                                                 oder eine Postkarte an den AWO Landesverband,
                                                                 Edelsbergstraße 10, 80686 München. Die Gewinner
                                                                 werden schriftlich benachrichtigt. Stichwort
                                                                 „Beziehungen“.

              4   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
AWO Frauen und
Sozialpolitik
100 Jahre Bayerische AWO - das sind auch 100 Jahre
Geschichte bayerischer AWO Frauen, wie die im Oktober auf

                                                                                                                                  AUS DER AWO
dem Nürnberger Hauptmarkt eröffnete Ausstellung Mache-
rinnen. Helferinnen Frauen und die AWO zeigt. WIR hat den
Historiker Prof. Dr. Hermann Rumschöttel, Mitherausgeber
der Festschrift „Bayern ist ein Sozialstaat“, nach seinem
Blick auf die AWO gefragt.
Interview: Isabel Krieger

Herr Prof. Rumschöttel, was macht aus Ihrer Sicht die AWO
heute aus?
Die schwierige, aber bemerkenswert erfolgreiche Kom-
bination von drei Handlungsfeldern: Die traditionelle
Aufgabe als sozialpolitische Speerspitze im modernen
Staat, die gesellschaftlichen Leistungen einer ehrenamt-
lich engagierten Mitgliederorganisation und schließlich
die Effektivität und Produktivität eines professionellen
Dienstleistungsunternehmens. Im sehr harmonischen
Konzert der wohlfahrtspflegerischen Spitzenverbände in
unserem Freistaat spielt die AWO als „soziale Stimme“
eines Sozialen Bayern eine unverwechselbare (und un-
verzichtbare) tragende Rolle.                                        Die Festschrift „Bayern ist ein Sozialstaat“, von
                                                                 Prof. Dr. Hermann Rumschöttel und Prof. Dr. Thomas Beyer,
Welche Rolle spielten für die Entwicklung des Verbandes in       ist unter https://verlag.geiselberger.de erhältlich.
Bayern die Frauen?
AWO-Geschichte ist Frauengeschichte. Oder umgekehrt:               Die Ausstellung „Macherinnen. Helferinnen. Frauen
Die gesellschaftliche und politische Emanzipation der            und die AWO“ lädt zu einem virtuellen Rundgang auf der
Frauen im 20. Jahrhundert mit all ihren Hürden und Er-           Homepage unter www.awo-bayern.de ein.
folgen kann am Beispiel der AWO deutlich vor Augen ge-
führt werden. Die AWO war immer auch eine frauenpo-
litische Speerspitze. Ins Leben gerufen von einer
mutigen, politisch denkenden und handelnden Frau, bis        Die Arbeiterwohlfahrt ist Teil der Sozialgeschichte des Frei-
heute in der ehrenamtlichen Wohlfahrtspflege mehr-           staats. Täuscht der Eindruck, dass das Soziale Bayern bei der
heitlich von Frauen getragen und als Aktionsrahmen für       geschichtlichen Darstellung bis heute etwas kurz kommt?
nach gesellschaftlicher und politischer gleichberechtigter   Das muss man leider zugeben. Bayerische Geschichte
Mitwirkung strebender Frauen, kann man die Geschich-         des 19. und 20. Jahrhunderts in Forschung, Lehre und
te der Arbeiterwohlfahrt als eine Erfolgsgeschichte des      Darstellung war sehr lange Zeit vor allem Herrscher-
Kampfes um Gleichberechtigung verstehen. Eines               und Staatsgeschichte. Seit den 1970er Jahren sind aller-
Kampfes freilich, der noch nicht beendet ist.                dings in wachsendem Maße gesellschaftsgeschichtliche
                                                             Themen in den Fokus gerückt. „Gesellschaft“ mit ihren
                                                             wirkungsmächtigen Aktivitäten und ihren einflussrei-
                  „Die AWO ist bis heute                     chen Organisationen wird heute als wesentliches, zum
                                                             Teil als entscheidendes Element der historischen Ent-
                  eine sozialpolitische                      wicklung erkannt und beschrieben. Ein nicht unwichti-
                  Speerspitze.“                              ger Grund für die „Staats- und Kirchenlastigkeit“ der
                                                             älteren Landesgeschichte ist die Tatsache, dass die Quel-
                  Historiker Prof. Dr. Hermann
                                                             lenlage ordentlich ist. Ein Hinweis deshalb an die AWO:
                  Rumschöttel.
                                                             Man muss seine Spuren dokumentieren, wenn man will,
                                                             dass sie später ein Historiker entdeckt.

                                                                                           WIR • Das Magazin der AWO Bayern   5
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
Nur ein Dach?
                   Wie wollen wir im Alter leben? Lange stellten sich die Menschen diese Frage
LEBEN UND WOHNEN

                   nicht. Der Familienverbund, das Dorf, die Nachbarschaft waren mehr oder
                   weniger verlässliche Garanten dafür, zumindest die rüstigen Jahre gut in
                   den eigenen vier Wänden verbringen zu können. Doch mit zunehmender
                   Mobilität, mit ausblutenden Ortschaften auf dem Land, mit immer weniger
                   bezahlbarem Wohnraum nicht nur in den Ballungsräumen und einer immer
                   älter werdenden Gesellschaft rückt das Thema Wohnen im Alter stärker in
                   den Blick. Die bayerische AWO hat mit dem Projekt „LiA - Leben im Alter“
????????

                   eine Bestandausnahme gemacht, welche Wohnformen und Unterstützungs-
                   angebote es für das letzte Lebensdrittel gibt – von Pflegeeinrichtungen bis
                   zum ambulanten Wohnen.

                   „Die häufigste Wohnform im Alter, nämlich das Wohnen in
                   einer normalen Wohnung, spielt in der öffentlichen Diskus-
                   sion um die Versorgung älterer Menschen häufig nur eine
                   untergeordnete Rolle“ , sagt Stefanie Fraaß, die das Projekt
                   für den AWO Landesverband Bayern durchgeführt hat.
                   Dabei wünschten sich die meisten Menschen genau das.
                   „Ziel ist es deshalb, älteren Menschen – sowohl im länd-       In vielen Regionen Bayerns hat die AWO bereits Anlauf-
                   lichen Raum, in Stadtrandgebieten als auch in städtischen      stellen geschaffen, die sich mit dem Älterwerden im
                   Wohnquartieren – die Unterstützung zukommen zu lassen,         eigenen Quartier beschäftigen. So gibt es beispielsweise
                   die sie brauchen, um im Alter so lange wie möglich gut         in Augsburg, Landshut, Forchheim und Nürnberg Projekte
                   in den eigenen vier Wänden zu leben.“                          für Betreutes Wohnen und Quartiersmanagement. Ein
                                                                                  besonderes Projekt hat die AWO im oberfränkischen Coburg
                   Die Vernetzung und das Zusammenspiel von Dienstleis-           initiiert. Unter dem Dach eines eigenen Trägervereins,
                   tern, An- und Zugehörigen, Nachbar*innen und Ehren-            der am Mehrgenerationenhaus angesiedelt ist, eröffnete
                   amtlichen sind dabei ein Schlüsselfaktor. Sie ermöglichen      2009 das alternative Wohnprojekt Wilna. Die Abkürzung
                   den Aufbau von Versorgungsnetzwerken. Die Angebote             steht für „Wir leben nicht allein“. 15 abgeschlossene
                   müssen sich an den Bedürfnissen vor Ort orientieren:           barrierefreie Wohnungen sowie eine Gemeinschaftswoh-
                   Vielleicht braucht es einem Viertel zum Beispiel keinen        nung stehen hier Menschen allen Alters in einem altein-
                   Supermarkt, aber dringend einen Hausarzt. In einem             gesessenen Wohnquartier der gut 40.000 Einwohner
                   anderen hingegen eine funktionierende Nachbarschafts-          zählenden Stadt als Mietwohnungen zur Verfügung.
                   hilfe als Ergänzung bereits bestehender Infrastruktur.
                   „Im Rahmen von lokalen Verantwortungsgemeinschaf-              Die Bewohner*innen des Mehrfamilienhauses unter-
                   ten können die Akteure vor Ort die Konzepte entwickeln,        stützen sich gegenseitig im Alltag und organisieren auch
                   die passgenau sind“, fasst Fraaß zusammen.                     gemeinsame Aktivitäten. Mehr als zehn Jahre sind seit
                                                                                  der Eröffnung vergangen und Johanna Thomack vom
                                                                                  Trägerverein zieht eine positive Bilanz. „Es war ein langer
             „Wer im Alter nicht                                                  Prozess, bis wir das Haus eröffnen konnten. Wir mussten
             allein sein will,                                                    die Idee erst zu den Menschen bringen. Doch heute sind
                                                                                  alle Wohnungen vermietet. Wir haben sogar eine Warte-
             muss auf Menschen                                                    liste und Interessenten für weitere Häuser“, sagt sie. „Was
             zugehen.“                                                            uns fehlt, sind brauchbare Immobilien und Investoren
                                                                                  für ein weiteres Quartiersprojekt“, sagt Thomack.
             Ursula Schmitt
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
Zusammen Leben
Ursula Schmidt ist eine der Bewohnerinnen. Vor drei
Jahren zog die rüstige 75-Jährige aus ihrem Haus in          Im Landkreis Coburg hat die AWO vor gut fünf
eine 85 Quadratmeterwohnung im Erdgeschoss und hat           Jahren ein innovatives Projekt auf den Weg gebracht:
ihren Entschluss nicht bereut. „Nach dem Tod meines          „Zusammen Leben“ soll ältere Menschen mit Familien

                                                                                                                           LEBEN UND WOHNEN
Mannes war ich alleine in einem großen Haus. Hier            zusammenbringen. Das Projekt ist am Coburger
habe ich Menschen und Geselligkeit, kann aber auch           Mehrgenerationenhaus angesiedelt. WIR hat bei
die Türe zu machen, wenn ich mag“, sagt sie.                 Projektleiterin Kristin Herbst nachgefragt.

Doch nicht nur im Haus, auch mit der Nachbarschaft gibt      Frau Herbst, was müssen Menschen mitbringen,
es mittlerweile einen guten Austausch. Zum Beispiel beim     die sich auf ein gemeinsames Wohnprojekt wie
gemeinsamen Mittagessen, zu dem regelmäßig Menschen          „Zusammen Leben“ einlassen?

                                                                                                                           ????????
zusammenkommen und von ehrenamtlichen Mitarbei-              Auf jeden Fall Offenheit und klare Vorstellungen.
ter*innen bekocht werden. Die Wohnung kann auch              Zusammen zu leben, bedeutet immer auch, sich auf
privat von den Bewohnern genutzt werden. „Die Mieter         einen anderen Menschen einzustellen. Das geht nur,
beherbergen hier beispielsweise Gäste“ sagt Johanna          wenn ich selbst genau weiß, wie ich leben möchte.
Thomack. Die Sozialpädagogin steht als Ansprechpartnerin
bereit, vermittelt, organisiert und unterstützt, wo nötig,   Wer kommt zu Ihnen?
die Hausgemeinschaft. „Es gibt natürlich auch immer          Das sind meist ältere Menschen, die nicht mehr
mal was zu klären. Alles in allem kann man aber sagen,       alleine leben wollen und Anschluss suchen. Wir
dass es ziemlich gut klappt“. Das Nachbarschaftsnetz,        sprechen aber auch gezielt Menschen an, die über
das zunächst nur für den Stadtteil konzipiert war, hat       leerstehenden Wohnraum verfügen und vielleicht
mittlerweile viele Äste, von denen auch das Coburger Mehr-   einen älteren Menschen oder eine Familie bei
generationenhaus profitiert. „Wir haben heute über           sich aufnehmen wollen.
300 Ehrenamtliche, die sich in der gesamten Stadt enga-
gieren“, sagt Thomack. „Das ist ein riesen Gewinn“.          Sie empfehlen, das Zusammenleben klar zu regeln,
                                                             etwa Hilfen vertraglich festzuhalten. Widerspricht
Für Stefanie Fraaß vom AWO Landesverband ein Beispiel,       das nicht der Idee des gemeinschaftlichen Lebens
wie das Zusammenspiel der Akteure zugunsten eines            und Wohnens?
Miteinanders der Generationen gelingen kann. 2021            Im Gegenteil. Je genauer die jeweiligen Erwartungs-
soll der Abschlussbericht des Projekts LiA erscheinen,       haltungen und Vorstellungen schon im Vorfeld aus-
mit einem Fazit, welche Aufgaben nicht nur auf die AWO       gesprochen und schriftlich fixiert werden, desto
in den nächsten Jahren zukommen. „Wenn wir als Ge-           mehr Freiräume entstehen im Alltag, weil jeder
sellschaft den Vorstellungen von Senior*innen gerecht        weiß, was er vom anderen erwarten kann und darf.
werden wollen, müsse wir uns mit dem Thema Leben
und Wohnen mehr beschäftigen“, ist sie sich sicher.          Was leisten Sie als Projektleiterin?
                                                             Wir bringen die Interessenten zusammen und
                                                             schauen, ob es passt. Dazu braucht es oft vieler
             „In unseren Wohnprojekten                       Gespräche. Manchmal hakt es an Kleinigkeiten,
                                                             beispielsweise, dass jemand eine Katze hat, der
             unterstützen sich Menschen                      potenzielle künftige Mitbewohner aber eine Haus-
             gegenseitig im Alltag. Das hilft                tierallergie. So etwas kann man schon zu Beginn
             allen, die dort leben.“                         klären. Und natürlich begleiten wir die Projekte.
                                                             Manchmal gibt es auch Krisen. Dann bieten
             Johanna Thomack und Kristin Herbst,             wir Mediation an. Oder aber die Lebensumstände
             Mehrgenerationenhaus Coburg                     verändern sich, weil jemand erkrankt. Dann
                                                             können wir als Fachstelle für pflegende Angehö-
                                                             rige zum Beispiel Unterstützung organisieren.

                                                               Infos unter www.awo-mgh-coburg.de/
                                                             ueber-uns/leben-in-gemeinschaft

                                                                                    WIR • Das Magazin der AWO Bayern   7
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
Mit einer Schmink-
                                                                                                        aktion mitten in
                                                                                                        der Stadt wies das
                                                                                                        Würzburger Frauen-
                                                                                                        haus auf das Problem
LEBEN UND WOHNEN

                                                                                                        von Gewalt gegen
                                                                                                        Frauen hin.
????????

                                                                                                          Von allem zu wenig
                                                                                                          In den letzten Jahren suchten jährlich
                                                                                                          etwa 1.700 Frauen in Bayern mit

                   Wohnen ist existenziell
                                                                                                          mehr als 1.700 Kindern Zuflucht in
                                                                                                          einem Frauenhaus. Bayernweit gibt es
                                                                                                          39 staatlich geförderte Frauenhäuser,
                                                                                                          darunter sieben in Trägerschaft der
                   Für Frauen, die aus einer gewalttätigen Beziehung in ein Frauenhaus geflüchtet         AWO, die 362 Plätze für Frauen und
                   sind, womöglich mit Kindern, ist Wohnen weit mehr als ein Dach über dem                437 Plätze für Kinder bereitstellen.
                   Kopf – es ist existenziell. In den vergangenen Jahren war die Situation der            Gemäß der von Deutschland ratifizierten
                   Frauenhäuser im Freistaat jedoch finanziell angespannt. Die AWO hat darauf             Istanbulkonvention müsste wenigstens
                   über Jahre hinweg immer wieder hingewiesen. Nun gibt es seit 2019 mehr                 ein „Family place“ (=2,59 Betten) pro
                   Geld für die Frauenhäuser, die damit zusätzliche Plätze schaffen können.               10.000 Einwohner*innen vorgehalten
                   Doch noch immer nicht gelöst ist das drängendste Problem: der fehlende                 werden. Nach Empfehlung des Europa-
                   Wohnraum im Anschluss. Weil sie vor allem in Ballungsräumen keine bezahlbare           rates wäre sogar ein Frauenhausplatz
                   Wohnung finden, in die sie nach der Obhut des Frauenhauses ziehen können,              pro 7.500 Einwohner*innen angemes-
                   bleibe viele Frauen dort länger, als sie selbst eigentlich wollen. Das führt dazu,     sen. Eine Bedarfsermittlungsstudie von
                   dass die Plätze in den Frauenhäusern weiterhin knapp bleiben, auch wenn                2016 zeigte: Der Freistaat ist bislang
                   Einrichtungen wie das Würzburger Frauenhaus durch die höhere Förderung                 davon weit entfernt.
                   Anfang 2021 vier zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten schaffen können.
                                                                                                          Die AWO ist an dem Modellprojekt
                   Etwas Entspannung bringt seit 2020 ein vom Sozialministerium gefördertes               Second-Stage an folgenden Stand­
                   Projekt mit dem Namen „Second - Stage“. Es macht den Frauenhäusern mög-                orten beteiligt:
                   lich, die Frauen bei der Wohnungssuche zu unterstützen und sie auch während            • AWO Frauenhaus Dachau gGmbH,
                   der ersten Zeit in der neuen Bleibe zu betreuen und zu begleiten. „Das sind               Frauenhaus Dachau
                   Frauen, die haben kein soziales Netz und vielfach auch keine Familie und keinen        • AWO Bezirksverband Unterfranken e.V.,
                   Beruf“, sagt Brita Richl, Leiterin des Würzburger Frauenhauses, „ohne Unter-              Frauenhaus Würzburg AWO
                   stützung ist es für sie fast unmöglich, eine Wohnung zu bekommen“. Seit Januar         • AWO Kreisverband Mittelfranken Süd
                   2020 ist am Würzburger Frauenhaus, das eines von bayernweit 17 Second-                    e.V., Frauenhaus Schwabach
                   Stage Projekthäusern ist, eine Mitarbeiterin angesiedelt, die sich um Kontakte         • AWO Kreisverband Wunsiedel e.V.,
                   mit Wohnungsbauunternehmen und Vermietern kümmert. Obwohl Corona den                      Frauenhaus Selb
                   Mietmarkt im Frühjahr komplett lahm legte, gibt es erste Erfolge: Im August            • AWO Betriebsträger und Projektent-
                   konnte eine Frau mit vier Kindern, die zuvor eineinhalb Jahre im Frauenhaus               wicklungsgesellschaft mbH Augsburg,
                   lebte, eine Second-Stage Wohnung beziehen. Weitere Gespräche laufen.                      Frauenhaus Augsburg
                                                                                                          • AWO Ortsverein e.V. Neu-Ulm,
                   „Wohnungssuchen sind sehr zeitintensiv“, sagt Frank Alibegovic, Fachbereichs-            Frauenhaus Neu-Ulm.
                   leiter Kinder, Jugend und Familie beim Bezirksverband Unterfranken „es gibt
                   wenige, die finanziell überhaupt in Frage kommen“. Doch auch nach einem
                   Umzug ist Unterstützung nötig: „Diese Frauen brauchen bei vielen Themen Hilfe.
                   Das fängt bei der Korrespondenz mit Behörden an und geht bis zur Suche nach
                   einem Kinderarzt“, berichtet Brita Richl. „Das Übergangsmanagement ist ganz
                   entscheidend. Nur so kann der Weg in ein eigenständiges Leben gelingen.“

                   8   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
INTERVIEW                                                                                 Leonhard Höss, Jahrgang 1963,
                                                                                          studierte Architektur und betreibt

Bauen mit Finger-                                                                         zusammen mit zwei Partnern
                                                                                          das Büro Höss Amberg + Partner

                                                                                                                                      LEBEN UND WOHNEN
                                                                                          Architekten in München, das

spitzengefühl                                                                             sich auf das Planen und Bauen
                                                                                          barrierefreier Architektur vor
                                                                                          allem für die ältere Generation
Interview: Isabel Krieger                                                                 spezialisiert hat. Infos unter
                                                                                          www.hap-architekten.de

Herr Höss, die meisten Architekten          angeschlossen. Wir versuchen,

                                                                                                                                      ????????
bauen für junge und gesunde Men-            Grundrisse zu entwickeln, die
schen. Schicke Lofts, Offices, Kitas. Ihr   unterschiedliche Nutzungsszenarien
Büro hat sich auf den Bau von Pflege-       ermöglichen, damit das Heim nicht
heimen spezialisiert. Wie baut man          schon nach wenigen Jahren wieder
für hochbetagte Menschen?                   komplett umgebaut werden muss.
Unser erstes neugebautes Heim ent-          Damit man aus zwei Einzelzimmern
stand Ende der 1980er Jahre in              ein Appartement machen oder in
Zusammenarbeit mit dem Kuratorium           einem Gebäudeflügel ohne großen
für Altenhilfe. Es war ein Modellpro-       Aufwand eine Demenzwohngruppe
jekt, in dem ein Wohngruppenkon-            oder Pflegeoase einrichten könnte.
zept umgesetzt wurde, was damals
noch ungewöhnlich war. Seither              Früher waren Heime meist zweigeteilt:
hat sich viel verändert. Es gibt immer      Es gab einen Bereich für die „Rüstigen“,   nicht riesige Fassaden bauen,
wieder Stimmen, die meinen, Heime           und einen Bereich für Menschen mit         man kann auch Flure und Eingangs-
werden nicht mehr gebraucht. Das            Pflegebedarf. Heute sind Heime fast        bereiche nutzen, indem man dort
glaube ich nicht. Es wird immer             ausschließlich Orte für Menschen, die      Lichthöfe schafft, die Tageslicht
Heime geben, denn das Pflegethema           am Ende des Lebens Pflege benötigen.       hereinlassen. In den Wohngruppen
bleibt. Man versucht heute mehr als         Was bedeutet das für die Gestaltung        wiederum darf es nicht überall hell
früher, in Heimen das Leben abzu-           der Räume?                                 sein, da muss das Lichtkonzept den
bilden. Durch Hausgemeinschaften,           Die Bewegungsflächen sind in den           Tag -Nacht-Rhythmus der Bewohner
durch kleinere Wohneinheiten mit            vergangenen Jahren etwas größer            berücksichtigen. Ein Pflegeheim ist
Küche und Gemeinschaftsbereich,             geworden, der einzelne Mensch hat          kein Krankenhaus light. Die Wohnlich-
durch Einzelzimmer, die auch in der         einen größeren Radius zugesprochen         keit muss im Vordergrund stehen.
letzten Phase des Lebens eine ge-           bekommen. Zudem ist es seit einigen
wisse Privatheit ermöglichen. Darüber       Jahren Vorschrift, dass mindestens         Alte Menschen sind verletzlich. Sie
hinaus spielt Teilhabe eine große           ein Viertel der Zimmer rollstuhl-          hören und sehen oft schlecht, sind
Rolle. Wir haben neulich ein Heim           gerecht ist. Das ist für die Betreiber     sturzgefährdet. Demente Menschen
aus den 1970er Jahren abgerissen,           nicht immer leicht, denn auch              verlieren häufig die Orientierung. Wie
das hatte noch zehn steile Stufen           bestehende Bauten müssen nach-             kann die Architektur dagegen wirken?
bis zum Eingang. Und igendwo                gerüstet werden, was mit hohen             Man kann man Räume schon
versteckt einen Aufzug. Das gibt es         Kosten und viel Aufwand verbunden          so gestalten, dass sie Sicherheit
heute nicht mehr.                           ist. Nicht selten ist da ein Neubau,       und Orientierung geben. Indem
                                            der auch energietechnisch auf dem          man sie klar strukturiert, in dem
Wie wird stattdessen gebaut?                neuesten Stand ist, besser.                man Farben verwendet, die positiv
Wenn ein Heim neu entsteht, dann                                                       wirken, in dem man Fluchttüren
natürlich barrierefrei und vom              Viele Menschen in Heimen sind bett-        dezent verkleidet, indem man
Grundriss her so gestaltet, dass es         lägerig, viele haben Demenz. Kann die      Übergänge im Boden schafft, die
ins Quartier passt. Dem geht meist          Architektur da einen positiven Beitrag     ein Signal aussenden, wenn ein
ein langer Abstimmungsprozess, mit          leisten?                                   dementer Mensch die Einrichtung
der Kommune, mit den Anwohnern              Ich denke schon. Licht etwa spielt         verlassen will. Hinter dem was
und natürlich mit dem Betreiber,            eine große Rolle. Man weiß heute,          machbar ist, stehen oft natürlich
voraus. Einige Heime haben heute            dass Tageslicht die Stimmung positiv       ethische Fragen. Wie viel Sicher-
auch eine Tagespflege oder eine             beeinflusst, gerade dann, wenn             heit braucht es, wie viel Freiheit
Cafeteria, die auch von externen            Menschen an Demenz leiden. Um              muss sein? Das ist eine Debatte,
Besuchern gerne genutzt wird,               Licht ins Haus zu holen, muss man          der sich die Pflege stellen muss.

                                                                                               WIR • Das Magazin der AWO Bayern   9
Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
Gut gedacht und
                   gemacht
LEBEN UND WOHNEN

                                                              HalliHallo
                   Viele gute Ideen haben Menschen            Damit Seniorinnen und Senioren            Klein, aber fein: Der Kerwa-Baum 2020
                   während der letzten Monate entwickelt,     auch in Zeiten von sozialem Abstand
                   um die Folgen der Corona-Krise für         andere Menschen unterstützen kön-
                   Alte, Arme und Familien mit Kindern        nen, hat Sonja Block während des
                   abzumildern. Die Bertold Kamm Stif-        Lockdowns ein Projekt zum Austausch
                   tung will dieses Engagement würdi-         gestartet. Die Idee: Senior*innen
                   gen: Mehr als ein Dutzend Zuschriften      sprechen online mit Menschen, die
                   mit Ideen aus allen Teilen des Landes      ihr Deutsch verbessern wollen. Sie
                   gingen ein. Fünf besonders gelungene       bieten den Deutsch-Lernenden in
                   Projekte hat die Jury des Stiftungsvor-    Video-Gesprächen einen geschützten
                   standes daraus nun ausgewählt. Sie         Raum, in dem diese ihre Sprach-
                   werden mit 200 Euro ausgezeichnet. Alle    kenntnisse in Ruhe anwenden können
                   anderen Projekte erhalten als Aner-        und sie dadurch verbessern. Ein tolles
                   kennung 50 Euro. Die Stiftung sagt Danke   Einzelengagement, das gewürdigt ge-       Handpuppe Purzelbaum geht YouTube
                   für so viel Engagement.                    hört. Infos unter www.hallihallo.org

                   Ein Hauch von Kerwa                        Lebensmittel für Alte und Arme
                   Traditionell startet mit der Kerwa im      Gleich zu Beginn der Pandemie hatte
                   Erlanger Ortsteil Büchenbach jedes Jahr    die AWO Nachbarschaftshilfe Otto­
                   die Kirchweih des AWO Sozialzentrums       brunn- Hohenbrunn- Neubiberg
                   in Büchenbach, das neben seinen            eine Lebensmittelaktion ins Leben
                   Bewohner*innen auch die Menschen           gerufen, um bedürftige Menschen
                   im Stadtteil einlädt. Wegen Corona         zu unterstützen. Anfangs gaben die        HalliHallo schafft Begegnungen
                   konnte die Büchenbacher Kerwa 2020         Aktiven weiter, was gespendet wurde,
                   nicht stattfinden. Umso stolzer ist das    bald unterstützten auch Betriebe
                   Sozialzentrum darauf, dass es seinen       aus der Region das Projekt, das sich
                   Bewohner*innen eine zwar etwas             schnell so etablierte, dass die „Aktion
                   kleinere und hausinterne, aber den-        Mensch“ darauf aufmerksam wurde
                   noch gelungene Kerwawoche ermög-           und es finanziell einmalig unter-
                   lichen konnte. Dabei gab es fränkische     stützte. Nun ist es Winter geworden,
                   Schmankerl, Musik und viele Aktionen       die Pandemie hält an und die Nach-
                   und die Wohnbereiche waren ge-             barschaftshilfe würde die Initiative
                   schmückt. Und natürlich durfte auch        gerne fortführen. Auch dafür gibt es
                   ein Kerwabaum nicht fehlen.                200 Euro von der Kamm Stiftung.

                                                                                                        Lebensmittelspenden in der Krise
                   Purzelbaum auf YouTube                     Eisrallye durch Füssen
                   Damit ihre Krippenkinder während           Der Lockdown in der Corona-Krise
                   des Lockdowns ihre geliebte Hand-          stellte insbesondere Familien vor
                   puppe, das Zwerglein Purzelbaum,           große Herausforderungen. Gegen
                   nicht vergessen, hatte sich Krippen-       Frust, Langeweile und Lagerkoller
                   mitarbeiterin Conny Reichert von der       entwickelten die Leiterinnen des
                   AWO Kinderkrippe Zauberwald in Burg-       AWO FamilienForums in Füssen die
                   hausen etwas Besonderes ausgedacht.        1. Füssener AWO-Eisrallye. Über
                   Sie richtete kurzerhand in ihrer Woh-      einen Zeitraum von drei Wochen
                   nung ein kleines Aufnahmestudio            konnten Familien mit Kindern
                   ein - und dann wurde gefilmt. Pur-         an einer Schnitzeljagd durch die
                   zelbaum bekam auf Youtube dann             Stadt teilnehmen. Die Lösungs­
                   sogar einen eigenen Kanal. Dort            buchstaben waren an öffentlichen
                   sind mittlerweile eine ganze Reihe         Plätzen versteckt. Am Ende gab es
                   Videos zu sehen. Die Jury ist der          für alle 77 Teilnehmer*innen ein
                                                                                                        Eisrallye quer druch Füssen
                   Meinung: Das ist tolles Engagement!        leckeres Eis.

                   10   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WIR DIE AWO IN

                                                                                                                   AUS DEM BEZIRKSVERBAND
NIEDERBAYERN/
OBERPFALZ
Liebe AWO Freundin, lieber AWO Freund!

Im zu Ende gehenden Jahr stellen sich
geradezu Corona-Zeiten viele Fragen der
Zukunft. Wie wird es weiter gehen? Was
können wir gegen die Vereinsamung älterer
Mitmenschen tun? Meist kommen negative
Antworten, weil wir mit unserem Verstand        Nachfolge in trockenen Tüchern
nicht alles erklären können. Dennoch sollten
                                                Der Vorstand des AWO Bezirksverbands Niederbayern/
wir uns nicht entmutigen lassen. Am Jahres-
                                                Oberpfalz e.V. hat Herrn Alexander Trapp (bisher Leitung
ende sind wir auch am Aufräumen im Haus
                                                Finanz- und Rechnungswesen/Controlling und stellv.
und Garten. Wenn wir die volle Regentonne       Geschäftsführer) zum Geschäftsführer berufen. Herr
leeren, finden wir am Boden so manches.         Trapp übernimmt seit 01.10.2020 gemeinsam mit dem
Natürlich der Bodensatz, Unrat aber auch so     Geschäftsführer Herr Alois Fraunholz im Rahmen einer
manchen vermisste Werkzeug. Genau wie im        geordneten Übergabe und ab 01.03.2021 die alleinige
richtigen Leben, der Bodensatz! Bei einigen     Geschäftsführung des AWO Bezirksverbands Niederbay-
ist der Bodensatz das Bedürfnis nach einem      ern/Oberpfalz e.V. Eine Einstandsfeier in der Bezirksge-
klaren Weltbild, das sonst so aus den Fugen     schäftsstelle konnte coronabedingt leider nicht stattfin-
geraten ist. Bei manchen ist es das Bedürfnis   den.
nach Unbeschwertheit, klaren Regeln und
nach angenehmer Zukunft. Wir wollen uns
in einem behüteten Haus wohl und gebor-
gen fühlen. Vieles hat die Corona-Pandemie
durcheinander gewirbelt. Sollten wir nicht
auf das Geschaffene positiv schauen, uns auf
das Wesentliche konzentrieren? Manchmal
werden wir als Negativ-Menschen beurteilt,
was meines Erachtens nicht stimmt – wir
zeigen unsere frohe Natur nur zu selten.
Unter dem Dach der AWO und gerade in
ihren Ortsvereinen und Einrichtungen wird
ein Zuhause geboten. Wird stille und gute
mitmenschliche Arbeit geleistet, jenseits von
Bilanzen, von Beschwerden, von Complian-
ce-Diskussionen. Ich wünsche Ihnen eine         AWO bildet aus…
gute Zeit und eine gesunde Zukunft. Verges-     Der AWO Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e.V.
sen Sie nicht die dankbare Fröhlichkeit.        bildet seit dem 01.09.2020 einen jungen Mann zum
                                                Fachinformatiker für Systemintegration aus. Felix Jung
Ihr                                             absolviert seine 2-jährige Ausbildung in der Bezirksge-
                                                schäftsstelle in Regensburg sowie in den verschiedenen
Siegfried Depold,                               Einrichtungen des AWO Bezirksverbands Niederbayern/
AWO Bezirksvorsitzender                         Oberpfalz e.V.
Ndb/Opf                                         Wir wünschen ihm viel Erfolg.

                                                                           WIR • Das Magazin der AWO Bayern   11
Neues aus dem Projekt:
           AWO l(i)ebt Demokratie
           In den neuen Online-„AWO Demokratiewerkstätten“
           können die Teilnehmer*innen
           • sich in Workshops und Kurzvorträgen weiterbilden
PROJEKT

           • aktuelle Fragestellungen diskutieren
????????

           • gemeinsame Veranstaltungen und Aktionen planen,
             um Aufmerksamkeit für gesellschaftspolitisch wichtige
             Themen zu generieren
           • ein bayernweites Netzwerk aufbauen

           Team Toleranz
           Die Teilnehmer*innen werden für unterschiedliche Dis-
           kriminierungsformen sensibilisiert und es wird disku-
           tiert, wie jede*r sich im Alltag für Vielfalt und Toleranz
           einsetzen kann.
           Termin: Jeweils erster Mittwoch im Monat von
           18.00 –19.30 Uhr

           Team Umwelt und Nachhaltigkeit
           Hier werden grundlegende Informationen zu umwelt-
           bezogenen Themen vermittelt und es geht darum, wie
           jede*r einen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung
           unserer Gesellschaft leisten kann.
           Termin: Jeweils zweiter Mittwoch im Monat von
                                                                        Alle AWO Demokratiewerkstätten finden im Rahmen des
           18.00 –19.30 Uhr
                                                                        Projekts AWO l(i)ebt Demokratie via Zoom statt. Um
                                                                        eventuelle individuelle Bedenken wegen des digitalen
           Team Erinnerungskultur
                                                                        Online-Angebots auszuräumen, bietet das Projektteam
           Themen sind u. a. Erinnerungskultur, Antisemitismus,         an, im Vorfeld technische Voraussetzungen gemeinsam
           Umgang mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus.           zu besprechen und einzuüben.
           Termin: Jeweils dritter Mittwoch im Monat von                AWO l(i)ebt Demokratie ist Teil des Bundesprogramms
           18.00 –19.30 Uhr                                             „Zusammenhalt durch Teilhabe“ und wird gefördert
                                                                        durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und
           Team Demokratie-Chor                                         Heimat.
           Stimme erheben mal anders – Singen für die Demokra-
           tie in einer Online-Chorprobe!
           Termin: Jeweils zweiter Dienstag im Monat von                    INFO
           18.00 –20.00 Uhr                                                 Kontakt und Anmeldung:

           Team Politischer Lesezirkel                                      Aktionsbüro Demokratie, Projektleitung:
                                                                            Julia Gerecke, AWO Landesverband Bayern e.V.
           In diesem digitalen Buchclub wird jeden Monat ein                089 / 54 67 54 – 140, zdt@awo-bayern.de
           Buch (Aktuelle Sachbücher, aber auch Romane) mit                 www.facebook.com/awodemokratie
           politischem Kontext besprochen. Die Lektüre-Auswahl              www.instagram.com/awodemokratie
           wird von den Teilnehmer*innen mitbestimmt.                       www.awo-bayern.de
           Termin: Jeweils vierter Dienstag im Monat von
           18.00 –19.30 Uhr

           12   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
LEBEN UND WOHNEN
Ich schenk Dir einen Regenbogen
Zwei Erzieherinnen-Auszubildende hatten die tolle Idee,
den Bewohner*innen des Seniorenzentrums Antonius in
Kümmersbruck dort „mehr als nur ein Dach über dem
Kopf“ zu bieten. In Zusammenarbeit mit der Mittagsbe-
treuung der Grundschule Kümmersbruck entstand das
Projekt „Ich schenk Dir einen Regenbogen“.
Im Rahmen ihrer Ausbildung besuchten Thu Nga Tran
und Carolin Kessler vier Wochen lang die Einrichtung
und hatten getreu dem Kinderlied „Ich schenk Dir einen
Regenbogen“ immer eine Aktion vorbereitet.
Den Start machten sie mit verschiedenen Wolken-Wün-
schen, die sie mit den Kindern der Mittagsbetreuung
gebastelt hatten.
Ich schenk‘ dir eine weiße Wolke hoch am Himmel dort.
Ich wünsch‘ dir was! Was ist denn das? Es ist ein Zau-
berwort.
Weiter ging es mit ganz vielen von den Kindern bunt
bemalten Kieselsteinen, mit denen die beiden unseren
Garten dekorierten.
Ich schenk‘ dir einen Kieselstein, den ich am Wege
fand.
Ich wünsch‘ dir was! Was ist denn das? Ich schreib‘s in
deine Hand.                                                Den Abschluss machten die Kinder erneut persönlich.
                                                           Hier führten sie einen Tanz mit regenbogenfarbigen
Natürlich kamen die Kinder auch persönlich ins Haus
                                                           Tüchern auf und ließen Luftballons steigen.
bzw. den Garten. Als erste Aktion dort bemalten sie die-
sen wunderschön und farbenfroh – natürlich mit einem       Ich schenk‘ dir einen Luftballon, er schwebt ganz leicht
Regenbogen.                                                empor.
Ich schenk‘ dir einen Regenbogen rot und gelb und          Ich wünsch‘ dir was! Was ist denn das? Ich sag‘s dir leis
blau.                                                      ins Ohr.
Ich wünsch‘ dir was! Was ist denn das? Du weißt es         (Bilder und Text: AWO Seniorenzentrum Antonius Küm-
doch genau.                                                mersbruck)

                                                                                       WIR • Das Magazin der AWO Bayern   13
Bild:
                                                                                                              Fotostudio Stern
STRAUBING

            Eine neue
            Begegnungsstätte
            für die AWO
            Im Dezember 1945 initiierte der SPD-Ortsvorsitzende         30 bis 40 - ebenfalls ehrenamtliche - Helfer*innen um
            Josef Laumer gemeinsam mit Anna Götz die Wieder-            die notwendige Betreuung in der Stadtrandstätte.
            gründung des AWO-Ortsvereins Straubing.
                                                                        Für die ältere Generation war das Haus am Wunder-
            Die erste Tat der AWO war die kostenlose Abgabe von         mühlweg ein kleines Paradies. Noch gezeichnet von den
            Weihnachtsstollen in dieser durch große Not geprägten       Kriegsjahren, fanden sie hier Ruhe und Menschen, die
            Zeit an die Mitglieder. Da man genau 500 Christstollen      sich liebevoll um sie kümmerten oder ihnen einfach
            verteilt hat, geht man davon aus, dass es zu dieser Zeit    nur zuhörten. Sie wurden bekocht, machten gemeinsa-
            bereits 500 Mitglieder gab.                                 me Spiele und konnten in einem großen Zimmer im
                                                                        1. Stock schlafen (notfalls auch auf der Couch im soge-
            Mithilfe der Care-Pakete der amerikanischen Besat-
                                                                        nannten Wohnzimmer, wenn sie die Treppe nicht mehr
            zungsarmee und Spenden aus der Bürgerschaft und der
                                                                        erklimmen konnten) und die Angehörigen wussten ihre
            Geschäftswelt konnte all jenen geholfen werden, die
                                                                        Lieben gut versorgt.
            durch kriegsbedingte Verarmung Lebensmittel- und
            Kleiderversorgung dringend bedurften.                       Als dann die Stadt immer mehr aus ihren Mauern her-
                                                                        auswuchs und das Wirtschaftswunder begann, erlahmte
            Die Unterstützung von Familien, Senior*innen, Kindern
                                                                        das Interesse an den Wochen-Aufenthalten und wurde
            und Jugendlichen stand damals wie heute im Vorder-
                                                                        eingestellt. Die Tagesbetreuung für Senior*innen wurde
            grund. So ist es auch zu verstehen, dass sich die Verant-
                                                                        aber noch bis Ende der 80iger Jahre aufrechterhalten.
            wortlichen bereits Ende der 40iger/Anfang der 50iger
            Jahre (das genaue Datum lässt sich leider nicht mehr        Danach wurden Haus und Garten im Sommer zu regel-
            ermitteln) um ein Grundstück in der Kleingartenanlage       mäßigen Spielenachmittagen und größeren Festen für
            am Wundermühlweg im Gstütt bemühten. Weit draußen           Mitglieder und Gäste genutzt. Im Winter war das Haus
            vor den Toren der Stadt gelegen, wurde dort in einem        fest verschlossen, denn es konnte nicht (mehr) beheizt
            großen Garten ein Häuschen mit einem Mansarden-             werden.
            obergeschoss errichtet, ein kleines Paradies als Stadt-
                                                                        Immer wieder wurden im Laufe der Jahre Reparaturen
            randerholungsstätte, in dem Senior*innen gut betreut
                                                                        vorgenommen, doch trotz aller Bemühungen war es
            und versorgt ihre Freizeit tage - aber auch wochenweise
                                                                        unübersehbar, dass das alte Haus zusehends maroder
            verbringen konnten.
                                                                        wurde. Die Leitungen rosteten, die Wände wurden
            Gemeinsam mit der federführend ehrenamtlich tätigen         feucht und schimmelten, eine weitere Sanierung war
            späteren Stadträtin Herta Neumeier, kümmerten sich          kaum mehr möglich.

            14   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Da reifte in Christa Brunner, der Vorsitzenden des          So konnte im Sommer 2019 mit dem Bau begonnen
AWO-Ortsvereins, der Plan, ein neues Haus zu bauen.         werden, der pünktlich zur 75 Jahrfeier der AWO in
Ein Haus, das ganzjährig genutzt werden kann, mit ei-       Straubing 2020 fertig werden sollte. Und tatsächlich,
nem großen Veranstaltungsraum, einer modernen Kü-           das Haus wurde am 26. September eingeweiht.
che und zeitgemäßen sanitären Anlagen. Ein Haus, in
dem sich nicht nur Mitglieder, sondern alle Bürger*in-      Wie Christa Brunner es von Anfang an geplant hat, wer-
nen aus der Stadt und dem Landkreis wohlfühlen kön-         den künftig Aktivitäten für Mitglieder und die Bürger-
nen.                                                        schaft aus der Stadt und dem Landkreis angeboten wer-
                                                            den.
Trotz anfänglicher Skepsis gewann das von Christa
                                                            Das neue Haus soll keinesfalls nur von der AWO mit

                                                                                                                               STRAUBING
Brunner hartnäckig verfolgte Projekt zunehmend breite
Zustimmung auch aus Wirtschaft und Politik, darunter        Infoveranstaltungen, Gymnastikkursen für jede Alters-
auch von Oberbürgermeister Pannermayr. Übrig blieb          gruppe, Gedächtnistraining, Spiele-Nachmittagen und
nur die Frage der Finanzierung.                             vielem mehr genutzt werden. Auch für Mutter/Kind-
                                                            Gruppen oder Behinderten-Initiativen, Selbsthilfegrup-
Und so begann Christa Brunner alle Fördermöglichkeiten      pen, private Feiern, Vereine und demokratische Parteien
zu prüfen, um Zuschüsse zu betteln und Spenden zu           sind ideale Nutzungsmöglichkeiten geschaffen, die
akquirieren. Doch auch der Vorstand und die Mitglieder      gegen Kostenerstattung genutzt werden können. An-
blieben nicht untätig: Losverkauf bei ‚Im Osten geht die    sprechpartnerin hierfür ist die Vorsitzende, Christa
Sonne auf‘, Flohmärkte, bunte Nachmittage mit Ku-           Brunner, Tel. 09421-10750, Mail: christa_brunner@
chenverkauf, Verkauf von symbolischen Bausteinen –          t-online.de. (Bilder und Text: ilg)
wo und wie es nur irgend ging wurde versucht, Geld
einzunehmen.

Infostand des
Müttergenesungswerks
Trotz Dauerregen veran-
stalteten die Straubinger
Sozialdienste und die
Landfrauen im Herbst
ihren traditionellen
Spenden- und Infostand
zugunsten des Mütter-
genesungswerks. Dessen
Vorsitzende Stadträtin
Hannelore Christ und
AWO-Vorstandsmitglied
Stadträtin Gertrud Gru-
ber wurden wie immer
von einer großen und
aktiven Abordnung der
AWO Straubing unter-
stützt. (Text: ilg)

                            2. v. re.: 3. Bürgermeister Werner Schäfer, v. l.: Hannelore Christ, Marco Grzyb
                            (Prokurist), Gertud Gruber mit Vertreter*innen der Landfrauen (Bild: Hannelore Christ)

                                                                                       WIR • Das Magazin der AWO Bayern   15
EINRICHTUNG

              Mensabetrieb der AWO an der
              Grund- und Mittelschule
              Fürstenzell
              Seit Schuljahresbeginn wird das Mittagessen an die         durch Schichtbetrieb, Mindestabstände von 1,5 m, kon-
              Grundschüler*innen durch die Mittagsbetreuung ausge-       trollierte Essensausgabe u. v. m.
              geben. Vor Beginn des Mensabetriebs fand eine Bege-
                                                                         Seit Ende September nehmen 220 Schüler*innen an der
              hung durch die Hygienebeauftragte der Arbeiterwohl-
                                                                         gemeinschaftlichen Mittagsverpflegung der Ganztages-
              fahrt Frau Schleinkofer statt.
                                                                         schule Fürstenzell teil. Das Essen wird vom AWO Senio-
              Mittlerweile bekommen auch die Mittelschüler*innen         renzentrum Ortenburg gekocht und an die Grund- und
              der Klassen 5-7 das Mensaessen. In einem weiteren          Mittelschule geliefert. Derzeit wird die Schulverpflegung
              Schritt werden zusätzlich die Jugendlichen der Klassen     coronabedingt klassenweise an die Schüler*innen im
              8-10 verköstigt. Mit dieser stufenweisen Steigerung ha-    Schichtbetrieb ausgegeben. Das Mittagessen zeichnet
              ben wir Erfahrung gewinnen können und so die Sicher-       sich durch einen abwechslungsreichen Speiseplan aus.
              heit im Betrieb gewährleisten.                             So kann täglich aus zwei Menüs ausgewählt werden.
              Grundlage unseres Handelns ist der Rahmen-Hygiene-         Zudem ist bei den Menüs eine Nachspeise wie frisches
              plan des Kultusministeriums. Die Mensa-Leitung (F.         Obst, Jogurt, Apfelmus, Gebäck oder Fruchtquark und
              Hartlieb), die Schulleitung (J. Höcker), die Hausverwal-   Getränke (Schorlen, Wasser) enthalten. Der Speiseplan
              tung (K. Sedlmayr) und die Mittagsbetreuung (A.            wird in Absprache mit dem AWO-Küchenchef Herrn
              Aschenbrenner) haben u. a. folgende Maßnahmen in           Hans Walch und der AWO-Mensa-Leitung Herrn Florian
              unserer Mensa vorgesehen: Händewaschen vor Betreten        Hartlieb regelmäßig angepasst. Dabei wird in Form von
              der Mensa, Markierung des Eingangs/ Ausgangs/ Warte-       Meinungsabfragen der Schüler*innen stets deren Es-
              bereichs, intensive Lüftung der Räume, Festlegen der       senswünsche berücksichtigt und weniger beliebte Ge-
              max. Personenzahl pro Raum, zeitliche Entzerrung           richte ausgetauscht. (Bilder und Text: Florian Hartlieb)

              16   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
EGGENFELDEN
                                                                                       Die neue Vorstandschaft.

                                                                                                                              ????????
Hermann Leipold bleibt
Kreisvorsitzender
Neuwahlen unter Corona-Bedingungen
Der Kreisverband Eggenfelden traf sich zur turnusmäßi-         INFO
gen Kreiskonferenz. Nachdem diese im Frühjahr wegen            Kreisvorsitzender Hermann Leipold, stv. Kreis-
der Corona-Pandemie ausfallen musste, konnte sie nun           vorsitzende Karl-Heinz Spitzendobler und Silvia
unter den geltenden Auflagen nachgeholt werden.                Treml, Kassier Horst Juhr, Schriftführer Karl-
Kreisvorsitzender Hermann Leipold begrüßte die Abord-          heinz Treml, Beisitzer Helmut Weileder, Her-
nungen der Ortsvereine aus Eggenfelden, Arnstorf und           mann Schweikl, Walter Hubauer, Alfons Deibl,
Gangkofen. Er freue sich, dass man die Arbeit nun end-         Thomas Asböck und Norbert Fichtner. Kassen-
lich wieder aufnehmen könne, denn die Bedürftigkeit            prüfer Marianne Fichtner und Reinhard Schaf-
mancher Menschen hätte in den vergangenen Monaten              fer. Delegierter zur Bezirkskonferenz Hermann
nicht abgenommen und die Wahl der neuen Kreisvor-              Leipold, stv. Delegierte Karl-Heinz Spitzendob-
standschaft sei auch schon überfällig.                         ler und Renate Hebertinger.

Hermann Leipold stellte in einem kurzen Rückblick
nochmal die verschiedenen Aktivitäten des Kreisverban-
des seit der letzten Wahl vor. Seien es monatliche Tref-   Renate Hebertinger bedankte sich bei allen, die sich für
fen, Ausflüge oder die Teilnahme an den Ferienpro-         ein Amt zur Verfügung gestellt haben. Es werde immer
grammen der Städte und Gemeinden, die AWO biete ein        schwieriger, Menschen für ehrenamtliche Aufgaben zu
vielfältiges Programm für Jung und Alt an. Ferner          gewinnen, umso erfreulicher sei die Tatsache, dass dies
zeichnen die unbürokratischen Hilfen in Notlagesituati-    bei der Arbeiterwohlfahrt so reibungslos funktioniere.
onen diesen Verband aus und darauf sei er besonders
                                                           Der neue Vorsitzende bedankte sich ebenfalls bei seinen
stolz, betonte der Vorsitzende. Höhepunkt der abgelau-
                                                           Mitstreitern. Das Vorstandsteam arbeite hervorragend
fenen Legislaturperiode sei die Ausstellung 100 Jahre
                                                           zusammen und kurze Dienstwege seien kein Problem.
Arbeiterwohlfahrt in den Räumen der Sparkasse in
                                                           Ferner ging sein Dank auch an alle Sammlerinnen und
Eggenfelden gewesen, die in der Bevölkerung viel Be-
                                                           Sammler, die mit ihrem Einsatz zwei Mal im Jahr viel
achtung erfahren habe. Viele Schulklassen hätten diese
                                                           Geld für die Arbeit der AWO bringen würden und an die
auch besucht und so Einblick in den Sozialverband
                                                           Ortsvereine, die mit ihren Aktivitäten die AWO vor Ort
erhalten. „Im Mittelpunkt steht bei uns immer der
                                                           repräsentieren würden.
Mensch und Hilfe soll nicht an bürokratischen Hürden
scheitern,“ schloss Hermann Leipold seinen Rückblick.      Mit einem Blumenstrauß für Olga Reseneder und einer
                                                           süßen Überraschung für ihren Mann bedankte sich Her-
Kassier Horst Juhr konnte einen positiven Kassenbericht
                                                           mann Leipold bei den scheidenden Wirtsleuten für die
abliefern. Eine einwandfreie Arbeit des Kassiers bestä-
                                                           jahrelange treue Unterstützung bei allen Feiern und
tigte für die Kassenprüfer Reinhard Schaffer. Somit
                                                           Versammlungen der Arbeiterwohlfahrt, die im Stadtsaal
konnte der Vorstandschaft die Entlastung erteilt werden.
                                                           stattgefunden hatten. Er bedauere das Ausscheiden zu-
Renate Hebertinger leitete die Neuwahlen (siehe Info-      tiefst und wünsche alles Gute für die Zukunft der bei-
kasten).                                                   den. (Bild und Text: AWO Kreisverband Eggenfelden)

                                                                                      WIR • Das Magazin der AWO Bayern   17
WEIDEN

         Hilde Zebisch und Josef Höfer ehrten mit Urkunden und einem Alpenveilchen langjährige Seniorenclubmitglieder.

         50 Jahre Seniorenclub
         „Rudolf Maresch“
         Der amtierende Vorsitzende Josef Höfer gab einen Rück-    Geehrt wurden für:
         blick und erinnerte, dass der AW Altenclub Weiden West
                                                                   35 Jahre Bauriedl Josefine,
         am 22.09.1970 gegründet wurde. Erste Clubleiterin war
         Julie Forster. Ihr folgten Hildegard Weig, Liesl Gruber   30 Jahre Prill Margarete,
         und Emilie Glashauser. Am 23.09.1985 übernahm             25 Jahre Gmeiner Therese und Strehl Thea,
         dann Rudolf Maresch den Club bis zu seinem Tod. Am
         26.09.1994 wurde der Altenclub in „Rudolf Maresch         20 Jahre Poisel Renate,
         Club“ umbenannt. Danach leitete Therese Gmeiner           15 Jahre Binner Babette und
         25 Jahre lang den Club und sie wurde am 15.01.2019
                                                                   10 Jahre Enzensberger Sigrid und Schmidt Waltraud.
         zum Ehrenmitglied ernannt. Seitdem führt nun Josef
         Höfer den Seniorenclub. Wegen Corona fielen viele Ver-    Günter Hösl für 25 Jahre
         anstaltungen aus. Jetzt treffen sich die Clubmitglieder
                                                                   musikalische Unterhaltung.
         wieder, unter Einhaltung der notwendigen Vorschriften.
         Norbert Fiedler umrahmte die Feier musikalisch.
         Vorsitzende Hilde Zebisch erinnerte an den damaligen
         Kreisvorsitzenden und OB Hans Bauer, der 1963 den
         1. AW-Altencub gründete. Sie beglückwünschte den
         Club zum Jubiläum und dankte allen Verantwortlichen.
         Für die Clubkasse überreichte sie eine Spende und je-
         weils einen Blumenstrauß an Therese Gmeiner und
         Josef Höfer.
         Keiner braucht alleine zu sein, so Oberbürgermeister
         Jens Meyer. Er gratulierte ebenfalls mit einer Spende,
         auch im Namen von Bürgermeister Lothar Höher, der
         50 Jahre AWO-Mitglied ist.

                                                                   Viel Beifall erhielten Lore Leitmeier und Wilhelm Moser
                                                                   mit ihren Sketchen, „der hohe Cholesterinspiegel“ und
                                                                   „der stumme Angeklagte“.

         18   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Kinderpflegerin geht in Rente

                                                                                                                            WEIDEN
Erna Hamm, 28 Jahre Kinderpflegerin in der Kinderkrip-
pe Teddyland ging leider in den Ruhestand. Die Eltern,
Kinder und das Krippenpersonal hatten Erna einen un-
                                                         Mit 28 roten Rosen würdigte AWO-Vorsitzende Hilde
vergesslichen Abschied bereitet. Sogar ausgeschiedene
                                                         Zebisch und Schatzmeisterin Sieglinde Rehm die Ver-
Kinder mit ihren Eltern waren da und überbrachten
                                                         dienste ihrer Kinderpflegerin Erna, die auch immer
Erna ein Ständchen. Da floss sogar manche Träne. Erna
                                                         ehrenamtlich die AWO-Feste unterstützte.
war seit der Gründung der 1. AWO-Krippe 1992 mit viel
Eifer dabei und sie war immer ein Segen für die Kinder
und die AWO.

Jubiläum Alexandra Richtmann
                                                         in Weiden treu. Durch ihre Zuverlässigkeit, Freundlich-
                                                         keit und ihr Engagement wird sie sehr geschätzt. Die
                                                         Kinder überraschten die beliebte Kollegin mit einem
                                                         selbstgedichteten Lied.
                                                         Sie überreichten ihr gemalte Bilder, eine eingerahmte
                                                         Kopie des Liedes und ein großes Überraschungsei. Die
                                                         Leiterin Jana Apfelbacher bedankte sich mit einem Blu-
                                                         menstrauß und überreichte im Namen des Trägers, dem
                                                         Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz, ein Glück-
                                                         wunschschreiben. Ebenfalls gratulierte für die Vorsit-
                                                         zende Hilde Zebisch. Da ab dem 01.September der Kin-
Am 01.09.20 feierte die Kinderpflegerin Alexandra        dergarten wieder im Regelbetrieb arbeiten durfte,
Richtmann ihr 25-jähriges Dienst-jubiläum. Frau Richt-   konnten sich die Kinder für ein Foto zu „ihrer“ Alex
mann blieb all die Jahre ihrem Kindergarten Kunterbunt   stellen. (Bilder und Texte: AWO Weiden)

                                                                                    WIR • Das Magazin der AWO Bayern   19
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