Kinder, Kinder! Gut begleitet aufwachsen - AWO Bayern
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2•2018 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 72. Jahrgang des „Helfer“ DIE AWO IN NIEDER- BAYERN / OBERPFALZ Platz zum Toben Neue Kinderkrippe Kinder, Kinder! im Spatzennest. Gut begleitet aufwachsen. Kreativ Jahreskalender zum Thema Den Kindern gehört die Zukunft. Kinderrechte. Die AWO kümmert sich um gleiche Chancen für sie.
WIR IN BAYERN WIR IN NIEDERBAYERN UND DER OBERPFALZ Aus der AWO 3 Editorial 11 Seban Dönhuber: 60 Jahre für die AWO – AWO gegen Rassismus 12 Jüngste Vorsitzende – Fachtag Pflege – Kinderrechte achten 14 Grabmal für Clemens Högg – Erzieherausbildung Erfolgreiche Ausbildungsmesse 18 Unser Thema: Kinderkrippe eröffnet 21 Kinder, Kinder! 6 Frühstück für Neumitglieder 24 Was Kinder verbindet – Initiative gegen Kinder- 5 Jahre Tagespflege Vilshofen 26 armut – Interview mit Christiane Reckmann – Kreuzworträtsel/Impressum 34 Ganztagsangebote helfen Familien Liebe Freundinnen und Freunde, kann es eine schönere und verantwortungsvollere Aufgabe geben, als mitzuhelfen, dass Kinder gut aufwachsen? Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt betreuen und begleiten in Bayern Tag für Tag weit über 26.000 Kinder und Jugendliche vom Kleinkind- bis zum Teenageralter. Das gelingt durch den großen Einsatz und die fachliche Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie eine große Vielfalt pädagogischer Angebote, die wir in den Regionen von der Krippe bis zur Ganztagesschule anbieten. Die AWO-Träger haben sich früh, weit bevor die Politik den gesellschaftlichen Wandel er- kannt und aufgegriffen hat, den Wünschen nach mehr, flexibleren und qualitativ an- spruchsvollen Betreuungsmöglichkeiten für Kinder gestellt. Sie erfüllen damit nicht nur die Anforderungen der Gesellschaft, sondern verstehen sich vor allem als Partner für die oft ganz individuellen Bedürfnisse von Familien. Die Bayerische AWO hat dabei als überkonfessioneller Träger alle Kinder im Blick. Egal aus welcher sozialen Schicht und mit welchem familiären und kulturellen Hintergrund – jedes Kind bekommt eine Chance. Ein gleichberechtigter Umgang von Kulturen und Religionen wird in unseren Einrichtungen in kindgerechter Weise ebenso vermittelt, wie die damit verbundene Achtung aller Menschen, die Verständigung auf gemeinsame Werte und die verantwortliche Mitwirkung an einer demokratischen und rechtsstaatlichen Gemeinschaft. Die neue WIR gibt spannende Einblicke in die pädagogische Arbeit in den Kindertagesstät- ten und Betreuungseinrichtungen der AWO. Unser aller Zukunft, sie beginnt hier, in der Arbeit und guten Betreuung von Kindern. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und Entdecken. Ihr Prof. Dr. Thomas Beyer Landesvorsitzender der AWO in Bayern
Bildung gratis mit der Ehrenamtskarte Seit April 2018 können Inhaber*innen der Bayerischen Ehrenamtskarte die staatlichen Museen und Sammlungen des Kunstbereichs und die staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns gratis besuchen. AUS DER AWO Mit dem freien Eintritt würdigt der Freistaat Bayern die herausragende Bedeutung des Ehrenamts. Die Bayerische Ehrenamtskarte Imagebroschüre kann auch für den Besuch von Sonderaus- stellungen eingesetzt werden. online lesen Die Image-Broschüre der Weitere Informationen unter Bayerischen AWO „Bayern sozial www.ehrenamtskarte.bayern.de gestalten – Die AWO“ steht auf der barrierefreien Homepage der AWO Bayern zum Download und Lesen bereit. Die von der Glücks- spirale geförderte Broschüre be- schreibt Geschichte und Werte der AWO sowie Felder und Themen ihrer Sozialen Arbeit. Den Download und weitere 60 JAHRE Informationen finden Sie auf www.awo-bayern.de AWO Denkmal für einen Gerechten Für den in Bergen-Belsen gestorbenen SPD-Landtagsabgeordneten und Begründer der Schwäbischen Arbeiterwohlfahrt, Clemens Högg (1880-1945), ist auf dem Gräberfeld des ehemaligen Konzentrationslagers ein Gedenk- stein aufgestellt worden. Dieser erinnert an Seban Dönhuber: das Schicksal Höggs. Die AWO Schwaben hat den Gedenkstein in Auftrag gegeben. Am Todestag Unermüdlich engagiert Höggs, dem 11. März, wurde er dem AWO-Gründer Engagiert ein ganzes Leben lang: Seit 60 Jahren in einer feierlichen Zeremonie gewidmet. Högg, ist Ehrenvorsitzender Seban Dönhuber aktives der aus Augsburg stammte, war während der Mitglied der Bayerischen AWO. Am 1. Juni 1958 Weimarer Republik ein prominenter Gegner der trat der gebürtige Neuöttinger in die Arbeiter- Nationalsozialisten. Diese verfolgten ihn ab 1933. wohlfahrt ein und brachte sich hier unermüd- Fast die gesamte Zeit der NS-Herrschaft ver- lich in verschiedenen Aufgaben ein. 15 Jahre, brachte Högg in Haft. Im Februar 1945 von 1989 bis 2004, stand der heute 84-Jährige wurde er vom KZ Sachsenhausen an der Spitze des Verbandes. Die Bayerische nach Bergen-Belsen deportiert, AWO ist Seban Dönhuber dankbar für seine wo er im März starb. Verdienste. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 3 WIR_Innenteil_2_18.indd 3 02.05.18 14:17
DIE „WIR-REDAKTION“ Sie haben Anregungen, Lob oder Kritik? Ihre Anmerkungen zum aktuellen Heft nehmen wir gerne auf. Sie erreichen uns hier: AUS DER AWO Arbeiterwohlfahrt Landesverband Bayern e.V. Edelsbergstraße 10, 80686 München Generationenwechsel: Telefon 089 546754–0 Die jüngste AWO-Vorsitzende redaktion@awo-bayern.de Bayerns ist erst 18 Junge Menschen für das Ehrenamt zu gewinnen und dazu, Verantwortung in Führungsaufgaben zu übernehmen, ist nicht leicht. In Unterfranken ist das jetzt geglückt: Mit Helena Preisendörfer steht eine junge Frau an der Spitze des AWO- Kreisverbandes Bad Kissingen. Die 18-jährige Bankkauffrau aus Bad Brückenau wurde zur Nach- folgerin von Rosalinde Heider gewählt, die sich nach zwölf engagierten Jahren nicht wieder zur Wahl stellte. „Ich möchte die AWO attraktiver für junge Leute machen, sie über soziale Netzwerke erreichen und integrieren“, hat sich Helena Preisen- dörfer zum Ziel gesetzt. Der AWO-Kreisverband Bad Kissingen mit seinen Ortsvereinen hat 210 Mitglieder. Die Nachwuchsgewinnung ist nicht leicht. Da kommt das Engagement der Bad Brücke- nauerin gerade recht. Auch der AWO Landesver- band in München freut sich über den gelungenen Generationenwechsel. Fachtag Pflege in Nürnberg Zum AWO „Fachtag Pflege“ in Nürnberg erwartet der Verband in der Kleinen Meistersingerhalle am 14. Juni rund 300 Teilnehmer. Die Tagung wird von einer großen Fachausstellung rund um das Thema Pflege begleitet. Das Gruß- Kinder und Jugendliche wort wird die Staatsministerin für betreut die AWO in Bayern in Pflege und Gesundheit, Melanie Kinderkrippen, Kindergärten Huml, sprechen. und Kinderhorten. Weitere Informationen unter www.awo-brennpunkt-pflege.de 4 WIR • Das Magazin der AWO Bayern WIR_Innenteil_2_18.indd 4 02.05.18 14:18
3 FRAGEN AN CHRISTL EILER Frau Eiler, was macht eine gute Erzieherin oder einen guten Erzieher aus? Wir sind Pädagogen. Im Umgang mit Kindern können wir viel be- AUS DER AWO wirken, aber auch verhindern. Der Beruf ist weit mehr, als ein bisschen mit Kindern spielen. Das ist eher ein Nebenprodukt. Wir vermitteln Sprache, Partizipa- tion, Selbstbewusstsein, soziales Miteinander. Wir geben Sicherheit und Halt. Es ist ein anspruchs- voller Beruf, der Augenhöhe und Ein Gewinn für Kitas Respekt verlangt, auch und gerade vor den Bedürfnissen der Kinder. und Kinder Sie bilden seit vielen Jahren Erzie- her aus. Worauf legen Sie Wert? Es braucht eine Haltung, Um- Die Herausforderungen an die Mitarbeiter*innen in Kindertageseinrichtungen gangsformen, die Fähigkeit zur wachsen seit Jahren. Um die pädagogische Arbeit in Kitas breiter aufzustellen, Kommunikation, auch mit den hat das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales ein Eltern. Wenn die jungen Menschen Projekt ins Leben gerufen, das Mitarbeiter aus unterschiedlichen Disziplinen von den Schulen kommen, ist es für die Arbeit in Kindertagesstätten gewinnen will. Jetzt startete die Hans- oft noch ein weiter Weg, bis sie Weinberger-Akademie der AWO e.V. (HWA) mit dem ersten Kurs in Dachau. auch so auftreten. Die Einrich- „Ich bin voller Freude gestartet“, sagt Frank Jäger aus Nürnberg. Der 53-jährige tungen müssen sie da oft richtig Sportökonom hat schon immer gerne mit Kindern gearbeitet. Der Lehrgang in die Verantwortung nehmen. zur „Fachkraft mit besonderer Qualifikation in Kindertageseinrichtungen“ Doch Professionalität ist wichtig, soll ihm einen neuen beruflichen Weg eröffnen. Mitarbeiter wie Frank Jäger nicht nur in der Pädagogik. sollen künftig Teams in Kindertageseinrichtungen durch zusätzliche spezifische Kompetenzen ergänzen. Dem Konzept liegt der Gedanke zugrunde, dass nicht Was wünschen Sie sich? mehr jeder im Team für jeden Bildungsbereich in gleichem Maße kompetent Dass unser Berufsstand mehr sein muss, sondern Schwerpunkte setzen kann und sollte. Selbstbewusstsein entwickelt, das „Wir sind begeistert vom Interesse an der Maßnahme“, berichtet Markus meine ich im Wortsinn. Solange Schüngel, Fachbereichsleiter der HWA. Der Pädagoge setzt das Projekt zusam- wir uns als Erzieher nicht souverän men mit den Kreisverbänden der AWO in Dachau und München-Stadt um. präsentieren, wird es immer „Die Bereicherung für die Kita-Teams wird enorm sein“, ist sich Schüngel sicher. schwer sein mit der Anerkennung. Die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bringen unterschiedlichste Ausbil- Es ist gut, dass heute nicht mehr dungen, Studienabschlüsse und Berufserfahrungen mit. Am Ende halten sie jede Einrichtung ausbilden kann, nach Facharbeit, Kolloquium und praktischer Prüfung ein Zertifikat des Minis- sondern dafür eine Qualifikation teriums und der HWA in Händen. Haben sich die Fachkräfte nach der erfolg- braucht. Dass auch an den Schulen reichen Ausbildung über fünf Jahre beim Arbeitgeber bewährt, können sie geschaut wird, in welche Einrich- als reguläre pädagogische Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen eingesetzt tung man die jungen Leute schickt. werden. Gewinner sind die Kinder, die künftig noch mehr Anregungen für Wir brauchen Qualität bei den die persönliche Entfaltung bekommen. Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern und in den Einrichtungen. Interessenten melden sich bei Markus Schüngel, Fachbereichsleiter Erziehung und Soziale Arbeit Christl Eiler, 56 Jahre, leitet die Blumenstraße 3, 90762 Fürth, Tel.: +49 (911) 477723-16 Betriebskita von Infineon im E-Mail: fbwb-kita@hwa-online.de Campeon-Park München. Seit Infos zum Lehrgang für Gesundheits- und vielen Jahren arbeitet sie auch Sozialberufe unter www.hwa-online.de. als Ausbilderin und Coach. WIR_Innenteil_2_18.indd 5 02.05.18 14:18
Kinder, Kinder! KINDER, KINDER! Gut begleitet der unter Dreijährigen werden in Bayern in Kindertagesstätten betreut. Die Quote ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die AWO war hier Vorreiter: 5464 Kinder unter aufwachsen. 3 Jahren besuchen heute AWO-Krippen. Die Kindheit. Für viele Menschen ein Sehnsuchtsort. Eine Erinnerung, die das ganze Leben trägt. Die wertvollste Zeit. Im Zusammenleben funktioniert das überraschend gut. Kinder durch diese Jahre zu begleiten, zu stärken und „Die Kinder lernen hier schnell, dass es normal ist, ver- zu fordern, ist eine Herausforderung. Nicht nur für Eltern, schieden zu sein“, sagt Eiler. Ganz bewusst dürfen sich für Familien, auch für Einrichtungen. In München, in der schon die Kleinsten frei in der Einrichtung bewegen. Gleich- Betriebskita des Technologiekonzerns Infineon, ist das nicht zeitig gibt es verbindliche Regeln, etwa in der Gruppen- anders als im Familienzentrum St. Leonhard in Nürnberg. arbeit. Partizipation wird groß geschrieben, zum Beispiel Zwei Welten, die eines verbindet: Die Kinder. wenn es darum geht, das Nachmittagsprogramm oder den Speiseplan der nächsten Woche auf den Weg zu bringen. Isabel Krieger „Kinder wollen lernen“ Gewusel. Treppauf, treppab. 15 Stufen sind eine große „Die Waagschale zu halten, ist die Herausforderung an Hürde, wenn man selbst noch keinen Meter misst. Ein uns“, sagt Christl Eiler. Das gilt auch für den Umgang Schritt, und noch einer. Hoppla. Ein schneller Griff zum mit den Eltern. Es wird gemeinschaftlich abgestimmt. Geländer. Es geht doch. Nach oben. Nach unten. Dort, wo Über Feste. Über Bildungsangebote. „Kinder wollen lernen. Licht die Räume des Campeonparks durchflutet. 220 Kinder, Manche sprechen hier drei oder vier Sprachen. Sie leisten zehn Krippen- und vier Kindergartengruppen, mehr als unglaublich viel“, sagt Eiler. Deutsch ist einer der Haupt- 50 Erzieherinnen. Eine große Nummer ist diese Kita, eine schwerpunkte der Einrichtung. Vier Sprachpädagogen der größten in München. Als das Unternehmen Infineon sind im Einsatz. Dazu gibt es Musik, Kunst, Bewegung, vor zwölf Jahren auf der grünen Wiese vor der Stadt baute, Sport. Für die Pädagogin richtig. „Doch wir müssen auch war die Frage nach einer Betriebskita keine: „Sie ist einer aufpassen. Manche Eltern sind sehr ehrgeizig. Wir müssen unserer wichtigsten Standortfaktoren“, sagt Betriebsleiter Ralf Memmel. Wer als Unternehmen Arbeitskräfte sucht, muss die Frage nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf lösen. Die Spezialisten kommen aus aller Herren Länder, um bei dem Halbleiterhersteller zu arbeiten. Sie sind mobil, denken global. Ohne Krippenplatz würden viele weiterziehen. „Die Kita entscheidet, ob wir Mitarbeiter an uns binden können, oder nicht“, sagt Memmel. Sicherheit. Für Leiterin Christl Eiler ist das das Wichtigste. „Das ist das, was wir den Familien geben“, sagt sie. „Die Eltern haben Stress, wenn sie hierher kommen. Sie wissen nichts über dieses Land, sie müssen sich orientieren. Sie sind froh, wenn die Kinder gut betreut sind“. Auch für die Kinder, die aktuell aus 30 Nationen kommen, sind die ersten Schritte im neuen Leben schwierig. „Sie kommen aus einem anderen Kulturkreis, sie verstehen kein Wort, sie kennen das Essen nicht. Wir sind für sie da“. 6 WIR • Das Magazin der AWO Bayern WIR_Innenteil_2_18.indd 6 02.05.18 14:18
Wir spielen gerne Puppen. Die mögen wir beide. Es ist schön hier, wir gehen gerne in den Kindergarten. Wir werden ihn vermissen, wenn wir im Herbst in die Schule kommen, auch, weil wir uns dann nicht mehr so oft sehen können. Die Erzieherinnen sind nett. Und wir haben viel Platz zum Toben. Was unsere Mamas und Papas arbeiten, das wissen wir nicht. Aber sie sind ganz in der Nähe. KINDER, KINDER! Lisa und Klara, AWO-Kindergarten Campeonpark München ???????? sie bremsen. Ihnen klar machen, dass Kinder auch Selbstbewusstsein. Für die engagierte Pädagogin ist das Kind sein können müssen“. ein persönlicher Ansporn. „Ich will, dass diese Kinder die gleichen Chancen haben, wie andere Kinder“. Sicherheit. Verlässlichkeit. Sonja Kiener kann da nur nicken. Seit 2007 gibt es das Familienzentrum der AWO in St. Leon- Seit zweieinhalb Jahren leitet Kiener das Familienzentrum, hard in Nürnberg und es ist längst eine Institution im das neben Krippe, Kindergarten und Hort auch Angebote sozialen Leben des armen Stadtviertels. In den großen für Eltern macht. Spracharbeit ist eines der Hauptthemen, Backsteinbau des ehemaligen Schlachthofs kommen täg- ebenso Bewegung und Ernährung. Verbindliche Regeln lich 131 Kinder aus mehr als 30 Ländern. Sie spielen, sie und Partizipation einzuführen, war ein langer Weg, gesteht lernen und essen gemeinsam. Sie haben einen geregelten die 45-Jährige. „Unsere Kinder haben nicht gelernt, eine Tag und feste Strukturen. Für viele ist das ein Lichtblick, Meinung zu haben“. Doch mittlerweile haben sich die eine Tür zu einer anderen Welt. Kinderkonferenzen etabliert. Gemeinsam wird über Projekte und Ausflüge abgestimmt. Wo immer es geht, Auch ihre Eltern hat die Globalisierung nach Deutschland bezieht die Einrichtung die Eltern mit ein. gebracht. Doch sie sind aus armen Ländern Osteuropas und Afrikas gekommen. Viele von ihnen sind ohne Arbeit Expedition zur Langen Nacht der Wissenschaften, Kinder- oder in schlecht bezahlten Jobs. „Sie fühlen sich nicht als Uni – Sonja Kiener hat den Ehrgeiz, bei den Kindern ein Weltbürger mit allen Chancen“, sagt Sonja Kiener. In St. Feuer zu entfachen. „Dass sie sehen, ich kann alles tun“. Leonhard nage die Armut schon bei den Kleinsten am Sie ist überzeugt, dass die Kinder von St. Leonhard viel mehr können, als man ihnen zutraut. Dass sie es mit Förderung auch auf weiterführende Schulen, in eine Aus- bildung schaffen können. Die Gesellschaft und die Politik Wir kommen nach der Schule hierher und essen zusammen. würden diese Kinder leider vergessen. „Wir versuchen, Die Hausaufgaben machen nicht immer Spaß. Aber danach ihnen Selbstvertrauen für das Leben zu geben.“ dürfen wir spielen. Vor allem den Kicker mögen wir. Wo wir wohnen, ist es eigentlich schön. Aber manchmal sagen Leute zu uns, wir sollen wieder nach Hause gehen. Das finden wir nicht schön. Im Herbst wird der Hort geschlossen. Die Räume sind alt, die Stadt findet keine neuen. Wir sind sehr traurig. Adenia, Denisa, Samira, AWO-Kinderhort St. Leonhard Nürnberg der Kinder über 3 Jahre besuchen in Bayern Kindergärten. Allein die AWO unterhält im Freistaat 450 Kindertagesstätten. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 7 WIR_Innenteil_2_18.indd 7 02.05.18 14:18
Abgehängt: Mindestmaß an sozialer Teilhabe sichert. Momentan liegt der Betrag dafür im Steuerrecht am höchsten und Arme Kinder in lohnt sich am meisten für Familien mit hohen Einkommen. Im Sozialrecht, also am untersten Einkommensrand, liegt er am niedrigsten. Im Unterhaltsrecht, also bei getrennt Deutschland lebenden Eltern bzw. bei Alleinerziehenden, ist es kom- KINDER, KINDER! pliziert, da Leistungen miteinander verrechnet werden, so zum Beispiel das Kindergeld mit dem Unterhaltsvor- schuss. Das kann bis zu 100 Euro pro Monat und Kind ausmachen. Familien, die wenig Geld haben oder auf Jedes 5. Kind in Deutschland ist armutsgefährdet, jedes Grundsicherung angewiesen sind, hätten mit einer Kinder- ???????? 6. Kind lebt von Leistungen der Grundsicherung – die Situa- grundsicherung deutlich mehr finanziellen Spielraum. tion vieler Kinder in Deutschland hat sich in den vergange- Das System wäre gerechter. nen Jahren verschlechtert. Ende 2017 hat die Bertelsmann Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeits- Die Idee kommt gut an: 14 sozial aktive Verbände sowie markt- und Berufsforschung (IAB) die neuesten Zahlen zahlreiche Wissenschaftlicher sind dem Bündnis „Kinder- veröffentlicht. Das erschreckende Fazit: Von den insgesamt grundsicherung“ beigetreten. Angesichts der Dimension 13,3 Millionen Kindern in Deutschland sind 20 Prozent arm von Kinderarmut reicht es aus Sicht der Akteure nicht mehr bzw. armutsgefährdet. aus, an einzelnen Schräubchen zu drehen. Aus ihrer Sicht lässt sich Kinderarmut weder über eine Anhebung des Beengtes Zuhause, kein Geld für Bildung, Hobbies oder Kindergeldes noch über die Ausweitung des Kinderzuschlags Urlaub: Als Kind Armut zu erleben oder das eigene Kind noch über die Erhöhung der Regelsätze in der Grundsi- in Armut aufwachsen zu sehen, ist schlimm. Es belastet cherung lösen. „Es braucht den politischen Mut für eine Familien. Denn Armut grenzt aus. Sie nimmt Kindern Gesamtlösung“, sind sich Prof. Dr. Thomas Beyer, Landes- und Jugendlichen Chancen, die anderen selbstverständ- vorsitzender der AWO in Bayern, und Christiane Reckmann, lich offen stehen. Kinder, die in Armut oder mit wenig Vorsitzende des Zukunftsforums Familie, einig. finanziellem Spielraum aufwachsen, gehen seltener auf weiterführende Schulen. Sie trauen sich nicht so viel zu. Infos unter www.kinderarmut-hat-folgen.de Sie sind in vielen Lebensbereichen abgehängt. Auch in Bayern ist Kinderarmut ein Thema. Statistisch zeigt der Freistaat im Bundesvergleich mit 6,8 Prozent zwar den niedrigsten Wert. Doch auch hier sind aktuell 123.000 Kinder unter 15 Jahren auf Leistungen der Grundsicherung angewiesen. Ein Fakt, der nachdenklich stimmt. In einem Land, das zu den führenden Wirtschafts- nationen der Welt gehört, dürfte Kinderarmut in diesem Ausmaß nicht existieren. Vieles hängt am Geld Die Arbeiterwohlfahrt hat gemeinsam mit dem Zukunfts- forum Familie e.V. das Modell „Kindergrundsicherung“ entwickelt (siehe Interview nebenan). So sollen Familien, Von den insgesamt die arm sind oder am unteren Einkommensniveau leben, 13,3 Millionen Kindern die gleiche Unterstützung erhalten, wie andere Familien. in Deutschland sind 20 Prozent arm bzw. Die Idee: Der Staat gewährt Familien eine Zahlung von armutsgefährdet. derzeit 619 Euro je Kind und Monat, zu versteuern mit dem Haushaltseinkommen. Kindergeld, Kinderfreibeträge, Kinderzuschlag und Hartz-IV-Regelsätze werden dadurch ersetzt. Die Kindergrundsicherung orientiert sich finan- ziell an dem, was im Steuerrecht als Existenzminimum für Kinder festgelegt ist. Denn: Das Bundesverfassungs- gericht hat entschieden, dass es zur Würde von Kindern gehört, über ein Existenzminimum zu verfügen, welches neben den materiellen Grundbedürfnissen auch ein 8 WIR • Das Magazin der AWO Bayern WIR_Innenteil_2_18.indd 8 02.05.18 14:18
INTERVIEW Christiane Reckmann „Alle Kinder 68 Jahre, ist Mitglied im Präsidium der AWO. 2002 gründete sie das Zukunftsforum Familie e.V. Viele müssen gleich viel Jahre arbeitete sie als Dezernentin für Kindertagesstätten in Nieder- KINDER, KINDER! sachsen. wert sein“ Interview: Isabel Krieger Frau Reckmann, das Zukunftsforum oder Unterhaltsvorschuss verrechnet. Familie e.V. (ZFF) hat zehn Forderun- Das ist ungerecht. Wir wollen ein gen an die große Koalition in Berlin gleiches Existenzminimum für alle formuliert. Was liegt im Argen in der Kinder, unabhängig vom Einkom- Familienpolitik? men der Eltern. Christiane Reckmann: Es hat sich in den letzten Jahren einiges zum Sie fordern deshalb eine Kinder- Verdienern gehören, finanziell stär- Guten bewegt, nehmen wir etwa grundsicherung. Was konkret soll ken. Aber sie haben Recht. Es braucht den Ausbau der Kinderbetreuung. diese leisten? in der Familienpolitik noch viel mehr: Aber es gibt nach wie vor große Bei einer Kindergrundsicherung gleichen Zugang zu Bildung, gleiche Unterschiede in der Behandlung würden alle bestehenden Leistungen Bezahlung, das Recht von Rückkehr von Kindern. Die Kinderarmut steigt zu einer einzigen Leistung zusam- von Teilzeit in Vollzeit, eine bessere seit Jahren an. Als ich anfing für mengefasst, die allen Kinder zusteht. Anerkennung von Familienpflege- das ZFF zu arbeiten, war jedes siebte Um das sozial gerecht zu gestalten, zeiten. Wir haben diese Punkte in Kind in Deutschland arm. Heute ist muss sich die Versteuerung am unserem Forderungenkatalog an die es jedes fünfte. Die Umverteilung Grenzsteuersatz des elterlichen Ein- große Koalition formuliert. funktioniert nicht. Einkommensstär- kommens orientieren. Je niedriger kere Familien werden im aktuellen das Familieneinkommen, desto höher Jetzt sind wir beim Geld. Wie soll System bevorzugt. Kinder sind leider der Betrag der Kindergrundsicherung. die Kindergrundsicherung finanziert nicht gleich viel wert in unserem Aktuell ist es umgekehrt. werden? Land. Das muss sich ändern. Immer- Unser Modell der Kindergrundsiche- hin ist im aktuellen Koalitionsvertrag Es gibt Kritiker, die sagen, mit einer rung würde brutto rund das Zwei- von Kinderarmut die Rede. Daran Kindergrundsicherung holt man einhalbfache der heutigen Kinder- knüpfen wir mit unseren Forderun- Kinder nicht aus der Armut. Sie würde geldzahlungen kosten, also rund gen an. nur eine Menge kosten. Denn in armen 110 Milliarden Euro. Ein Großteil, Familien fehlt es ja oft an vielen Ecken nämlich rund 87 Milliarden, würde Was genau ist ungerecht? und Enden. über das Aufgehen der bisherigen Das Bundesverfassungsgericht hat Ich kenne die Kritik, und ich teile sie Leistungen in der Kindergrundsiche- ja mehrfach entschieden, dass alle nicht. Ich bin überzeugt, dass wir rung sowie durch die Besteuerung Kinder ein Recht auf ein Existenz- damit einen Beitrag dazu leisten, refinanziert. Die Abschaffung des minimum haben. Die aktuellen Ins- Armut zu reduzieren. Die überwie- Ehegattensplittings würde rund zwölf trumentarien wie Kindergeld und gende Zahl der Eltern will, dass es den Milliarden Euro bringen. Aus unserer Kinderfreibetrag sowie die steuerliche Kindern gut geht. Es fehlt oft schlicht Sicht ist die Abschaffung nötig, Progression sorgen in der Praxis am Geld. Es ist auch nicht richtig, denn das Splitting begünstigt Ehen. aber dafür, dass vor allem gut ver- arme Familien unter staatliche Auf- Wir wollen Kinder begünstigen. Es dienende Familien von Leistungen sicht zu stellen, indem sie für jede bleibt eine Lücke von rund 22 Milli- des Staates profitieren, während Einzelleistung einen Antrag stellen arden Euro. Da gäbe es viele Mög- Familien am unteren Einkommens- müssen. Das ist Bevormundung. Die lichkeiten, von der Einführung der rand deutlich weniger davon haben. Kindergrundsicherung würde einen Vermögenssteuer bis hin zu einem Bei Familien, die Hartz IV bekommen, hohen Prozentsatz von Kindern aus Kinder-Soli. Zudem haben wir eine werden Leistungen auf den Regelsatz dem stigmatisierenden Bezug von gute finanzielle Situation in Deutsch- angerechnet. Bei Alleinerziehenden Sozialleistungen herausholen und sie land. Das Geld ist da. Wir geben es werden sie mit dem Kindesunterhalt würde Familien, die zu den geringer nur anders aus. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 9 WIR_Innenteil_2_18.indd 9 02.05.18 14:18
Neben Hausaufgabenbetreuung gibt es Projekte, Ausflüge, Sportangebote und noch viel mehr: „Wir bieten den Kindern ziemlich viel“. Doch nicht nur Berufstätige können ihre Kinder anmelden. Hösslin war das immer wichtig: „Manche Familien sind KINDER, KINDER! einfach froh, dass ihre Kinder gut betreut werden bis in den Nachmittag. Es steht uns gar nicht zu, die individuellen Beweggründe zu bewerten“. An weiteren elf Schulen im Landkreis Kelheim gibt es mittlerweile Ganztagsange- bote der AWO. Zudem Ferienbetreuungen in Kooperation mit Gemeinden und Städten. Schließlich haben Eltern meist nicht genügend Urlaubstage, um die Schulferien abzudecken. Flexible Angebote sind gefragt Auch in München ist die Ganztagsbetreuung an den Schulen ein großes Thema und für viele Familien essentiell, zumal Nachmittags in das Angebot an Hortplätzen in der Landeshauptstadt wie in den meisten größeren Städten begrenzt ist. Am Per- die Schule lacher Pfanzeltplatz entsteht derzeit in Kooperation mit der AWO deshalb die erste flexible Ganztagesschule für Grundschüler: Eltern können ab Herbst je nach Bedarf eine tägliche Betreuung bis 18 Uhr an der Schule buchen, Familien auf dem Land leben anders als Familien in der auch in den Ferien. Das oft mühselige Abstimmen ver- Stadt. Früher traf das zu. Doch seit Jahren gleichen sich die schiedener Einrichtungen oder Angebote erübrigt sich. Bedürfnisse und Herausforderungen an. Familie und Arbeit müssen unter einen Hut gebracht werden, in München „Wir lösen damit so etwas wie einen gordischen Knoten wie in Kelheim. Die AWO hat sich darauf eingestellt: Neben für viele Eltern“, sagt Achim Feichtl, Referent für Jugend- Krippen, Kindergärten und Horten bietet sie an vielen Grund- hilfe und Familie beim AWO Landesverband in München. und Mittelschulen in Bayern Ganztagsbetreuungen an. Besonders freut es Feichtl, dass das Modellprojekt eine direkte Folge des 2016 vom AWO-Landesfachausschuss „Den klassischen Familienverbund, der alles abfedert, erarbeiteten Positionspapieres und dessen Forderungen den gibt es auch bei uns auf dem Land nicht mehr so“, zur Ganztagsschule in Bayern ist. „Wir waren auch deshalb sagt Sandra von Hösslin, Geschäftsführerin der AWO auch wohl Wunschpartner der Kommune und des Kultus- Kelheim. Der niederbayerische Kreisverband hatte schon ministeriums.“ Sollte der flexible Ganztag erfolgreich sein, 2007 gemeinsam mit der Schule in Neustadt an der Donau soll er in München und in weiteren bayerischen Kom- ein Ganztagsangebot für die Grund- und Mittelschule munen Schule machen. erarbeitet. Zum ersten Vorstellungstermin erschien gerade einmal eine Handvoll interessierter Eltern, erinnert sich von Hösslin. „Der Ganztag war vielen unbekannt und auch etwas suspekt“. Doch die Nachricht sprach sich bald der Alleinerziehenden sind herum wie ein Lauffeuer. „Zu Schuljahresbeginn hatten armutsgefährdet. Für sie ist wir mehr Anmeldungen als Plätze“. Kinderbetreuung entscheidend, um arbeiten zu können. Heute werden am Schulzentrum in Neustadt knapp 300 Schüler*innen von Montag bis Freitag bis maximal 16.30 Uhr von pädagogischen Mitarbeiter*innen der AWO betreut und mit einem warmen Mittag- essen in der hauseigenen Mensa versorgt. „Das hat sich unglaublich entwickelt“, resümmiert von Hösslin. „Für viele Eltern ist der Ganztag die einzige Chance, Beruf und Familie zu verbinden“. 10 WIR • Das Magazin der AWO Bayern WIR_Innenteil_2_18.indd 10 02.05.18 14:18
WIR DIE AWO IN AUS DEM BEZIRKSVERBAND NIEDERBAYERN/ OBERPFALZ Liebe AWO Freundin, lieber AWO Freund! Kinder sind unsere Zukunft! Von diesem Satz lässt sich auch die Arbeiterwohlfahrt in ihrer Aufgabenstellung und Arbeit leiten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kindertagesstätten üben nicht nur einen Job aus, sondern gehen ihrer Berufung nach. Leider feh- Wir trauern um unser langjähriges Mitglied len auch hier die Nachwuchskräfte und und Ehrenvorsitzenden vor allem männliche Erzieher. Nach dem Kindergarten schlagen unsere Kinder die Schullaufbahn ein, die unterschiedlich Rudolf Giblmeier lang sein kann. Unser AWO Bezirk hat * 12.02.1927 • † 05.04.2018 sich sehr stark in die Betreuungsarbeit an Schulen eingebracht, wie z. B. Mittags- Rudolf Giblmeier war seit 1961 Mitglied der Arbei- und Nachmittagsbetreuung an offenen terwohlfahrt. Von 1992 bis 1999 war er als Orts- und gebundenen Ganztagsschulen. Oder vorsitzender in Pfarrkirchen tätig. Für sein langjäh- noch intensiver bei der Jugendsozialar- riges Engagement wurde er am 29.10.1994 mit der beit an Schulen. Wir sehen das gemein- goldenen Verdienstspange der AWO ausgezeichnet. same Frühstücken oder Mittagessen als In den Jahren von 1993 bis 1996 war Herr Gibl- meier Beirat im Arbeiterwohlfahrt Bezirksvorstand pädagogische Maßnahme. Nicht nur eine Niederbayern/Oberpfalz e. V. Nach seiner Tätigkeit gesunde, ausgewogene Ernährung ist für als stellvertretender Bezirksvorsitzender von 1996 Jugendliche wichtig, sondern das ge- bis 2008, wurde er 2008 zum Ehrenvorsitzenden meinsame Essen selbst steht für ein ver- des AWO Bezirksverbandes Niederbayern/Oberpfalz bindendes Element in der Gruppe. Unsere e.V. ernannt. Rudolf Giblmeier war Wegbereiter und treibende Kraft für unzählige Projekte der Kinder und Jugendlichen sind uns sehr Arbeiterwohlfahrt. Seine Stimme ist verstummt, wichtig, daher wollen wir diesen Betreu- aber die Erinnerung an sein Engagement und seine ungsbereich gerne noch ausweiten. Persönlichkeit wird uns allen Vorbild und Ansporn sein. Ihr Siegfried Depold, Siegfried Depold Alois Fraunholz Bezirksvorsitzender Bezirksgeschäftsführer AWO Bezirksvorsitzender Ndb/Opf Rosa Wagner AWO Pfarrkirchen Im Namen aller AWO-Kreisverbände, AWO-Ortsvereine und aller Mitarbeiter Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e.V. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 11
Gegen Rassismus Auch in diesem Jahr veranstaltete die AWO Landshut anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am 21. März eine kleine Aktion im Mehrgenerationen- haus. Die Migrationsberatung – allen voran Isabelle Winkler – organisierte die Veranstaltung, zu der neben KURZ BERICHTET Mitarbeiter*innen und AWO-Freund*innen auch die Kinder des angrenzenden Kindergartens Mosaik ein- geladen waren. Die Teilnehmer*innen konnten auf Plakaten und Leinwänden festhalten, warum sie gegen Rassismus seien. Im Anschluss daran wurden alle Teil- ???????? nehmer*innen und Gäste des Mehrgenerationenhauses zu einer bunten Vielfaltssuppe eingeladen. (Bild und Text: AWO Landshut) Günther Böhm nun Ehrenmitglied Seit 42 Jahren hält Günther Böhm der Arbeiterwohlfahrt die Treue. 36 Jahre lang engagierte er sich als Vorsit- zender des Ortsvereins Furth im Wald. Bei der letzten Mitgliederversammlung im Café Mühlberger wurde ihm eine besondere Ehre zuteil. Seine Nachfolgerin Edel- traud Sander sprach ihm für sein unermüdliches En- gagement nicht nur Dank und Anerkennung aus, son- dern ernannte ihn zum Ehrenmitglied und überreichte Günther Böhm die entsprechende Urkunde. (Bild und Text: AWO Ortsverein Furth im Wald) Tolle Stimmung bei Faschingsfeier Pfarrkirchen. Bunte Faschingsdekoration im Festsaal und bestens gelaunte Mitglieder bei der Faschingsfei- er, die einmal mehr Vorsitzende Rosa Wagner organi- siert hatte. Roland Erdreich sorgte für die musikalische Unterhal- tung bei diesem kurzweiligen Nachmittag. Höhepunkt war der Auftritt der AWO Tanzgruppe aus Simbach am Inn. Unter der Leitung von Renate Schütz hatten die Damen flotte Tänze einstudiert. Los ging es mit Tanz- schritten zum Radetzki-Marsch. Die Gäste klatschten begeistert mit. Dann überreichte die Leiterin der Tanz- Leiterin der Tanzgruppe Renate Schütz überreichte an gruppe Renate Schütz „Eine Rose für eine Rose“ – wie Vorsitzende Rosa Wagner (Bildmitte) eine rote Rose sie es nannte, an Vorsitzende Rosa Wagner. Mit dem Country Song „You are the rose of my heart“ begeister- ten die Tanzenden ihr Publikum und die Vorsitzende hatte sichtlich große Freude damit. „Wir sind im Herzen jung“, eine tolle Faschingsstimmung bei Kaffee, Krapfen und Wein. (Bild und Text: jm) 12 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Faschingsstimmung im Seniorenheim Ein Höhepunkt in der Veranstaltungsrei- he im Seniorenheim Windischeschen- bach ist alljährlich der Hausfasching am Rosenmontag. EINRICHTUNGEN Zum Fasching am Nachmittag kommt bereits seit 35 Jahren die Narrhalla der Stadt Windischeschenbach mit Prinzen- paar und Jugendgarde und erfreut die ???????? Bewohner*innen mit ihren Auftritten. Das Highlight ist jedoch immer die Vor- führung der AWO Rhythmusgirls + Markus. Diese Gruppe setzt sich aus Beschäftig- ten des Seniorenheimes zusammen, die in den unterschiedlichsten Bereichen arbeiten. Diesmal hatten sie Tänze zu AWO Rhythmusgirls mit Markus: von links der Musik von „Abba“ einstudiert, welche von den Karin Gierisch, Kerstin Gebhardt, Manuela Riedl, Bewohner*innen, Angehörigen und Gästen mit viel Ralf Selch, Michaela Grüner, Irmgard Hampl, Applaus bedacht wurden. Der Einrichtungsleiter Ralf Lena Pfendt, kniend Markus Gesierich Selch wird von der Gruppe immer spontan, mit einer Statistenrolle, in die Aufführung mit eingebaut. (Bild und Text: AWO Seniorenheim Windischeschenbach) Katja Reitmeier, die Vorsitzen- de des Ortsvereins, begrüßten die zahlreichen Gratulanten, darunter die Großnichte von Betty Pfleger, Rosemarie Höldl mit ihrer Tochter, MdL Dr. Gerhard Waschler, Ex-MdB Christian Flisek, den stellver- tretenden Landrat Klaus Jegg- le, Bürgermeisterin Erika Trä- ger, die Stadträte Sissy Geier und Manfred Springinklee, den Bezirksvorsitzenden der AWO Niederbayern-Oberpfalz, Siegfried Depold, den Kreisvor- sitzenden und Bezirksge- schäftsführer Alois Fraunholz und viele mehr. Stefan Stadler, Für eine sozial gerechtere Gesellschaft der stellvertretende Vorsitzen- de des Ortsvereins Passau-Hacklberg, schilderte ein- Werte wie Solidarität, Toleranz, Gleichheit, Gerechtigkeit drucksvoll die Lebensgeschichte und das Lebenswerk und Freiheit hat Betty Pfleger, die Gründerin des AWO von Betty Pfleger, welche die höchste Auszeichnung der Ortsvereins Passau und treibende Kraft, zur Errichtung AWO, die Juchacz-Medaille und als zweite Frau über- des AWO Seniorenheims in Passau gelebt. Mit Bewoh- haupt die Bürgermedaille der Stadt Passau erhalten hat. ner*innen, Mitarbeiter*innen, Mitgliedern und Ehren- Mit einem gemütlichen Beisammensein bei einem gästen feierten das Betty Pfleger Heim und der Ortsver- reichhaltigen Buffet klang die Gedenkfeier aus. ein Passau-Hacklberg den 125. Geburtstag von Betty Pfleger. Heimleiterin Elisabeth Ljubisic und Stadträtin (Bild und Text: AWO Seniorenheim Betty Pfleger) WIR • Das Magazin der AWO Bayern 13
AWO „Nesterl“: „Wir achten Kinderrechte!“ AWO STRAUBING-BOGEN Alle Gruppen des Kindergartens „Nesterls“ bastelten für eine Aktion des Bayerischen Staatsministeriums für Ar- beit und Soziales, Familie und Integration eifrig daran, die zwölf Kinderrechte in verschiedensten Angeboten zu thematisieren und mit viel Farbe, buntem Papier und aussagekräftigen Fotos auf Plakaten zu erzählen. So Das AWO-Haus für Kinder „Nesterl“ nahm erfolgreich entstand, in engagierter und liebevoller Zusammenar- am Kreativwettbewerb teil. (Foto: SR Tagblatt) beit der gesamten Einrichtung, ein ausdrucksstarker, immerwährender Jahreskalender. Laminiert, gebunden chen. Das Staatsministerium würdigte die mühevolle und mit wasserlöslichem Folienstift, in handgenähtem Arbeit mit einer Urkunde zur erfolgreichen Teilnahme Täschchen, kann sich der Erwerber jedes Jahr aufs Neue am Kreativwettbewerb „Kinderrechte“ 2018. an seinem „Termin-Helferlein“ erfreuen und der zeit- lose Charakter des Themas wird symbolisch unterstri- (Text: SR Tagblatt) Alburger Flöhe spenden 600 Euro Aus dem Erlös des sechsten Alburger Kinderflohmarktes übergaben die Alburger Flöhe einen Spendenscheck in Höhe von 600 Euro an wichtige Einrichtungen in Alburg. So erhielten jeweils 100 Euro die Grundschule St. Stephan, die AWO Mittagsbetreuung in Alburg, der Kindergarten St. Stephan, die Mutter-Kind-Gruppe und die Jugend vom FC Alburg. Ebenso wurden 100 Euro für die Renovierung der Pfarrkirche St. Stephan gespendet. Die Alburger Flöhe hoffen, dass damit ein paar kleine Wünsche erfüllt werden können. Genau dafür lohne sich der Aufwand, so die einhellige Meinung. (Text: SR Tagblatt) Alburger Flöhe spenden (SR-Tagblatt) Spende für die offene Ganztagsschule Über ein Spielzelt, eine Kiste mit sehr kreativem Inhalt und über mehrere Spiele, zeigten sich die kleineren Be- sucher der Nachmittagsbetreuung der offenen Ganz- tagsschule in Rattenberg erfreut. Möglich gemacht hat diese neuen Anschaffungen das Rattenberger Basar- team, das wieder – wie bereits in den Vorjahren – von den Einnahmen des letzten Basars einen Betrag von 300 Euro für einen nützlichen Zweck abgezweigt hat und diesen heuer der Nachmittagsbetreuung zur Verfü- gung stellte. Christiane Thörner-Hoffmann, die Leiterin der Nachmittagsbetreuung erklärte, dass sie sich bei der Zusammenstellung der Wunschliste von den Wünschen der Kinder habe leiten lassen. Ganz oben auf der Liste Spiele und Zelt wurden von den Kindern gleich getes- stand ein Zelt. Der Leiter der Mittelschule Markus Tosch tet; dahinter von links: Christiane Thörner-Hoffmann, zeigte sich über die Großzügigkeit sehr erfreut, mit der Markus Tosch und die Frauen vom Basarteam. für die Kinder der Nachmittagsbetreuung neue Beschäf- (Foto: SR Tagblatt, CB) tigungsmöglichkeiten geschaffen wurden. (Text: SR Tagblatt, CB) 14 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
AWO STRAUBING-BOGEN Oberbürgermeister Markus Pannermayr (rechts) empfing die AWO-Vertreter (v. l.) MdL Ruth Müller, Christa Brunner und Dr. Olaf Sommerfeld im Rathaus (Foto: SR-Tagblatt) Ehrenamt veredelt derung können für diese Maßnahme nicht in Anspruch genommen werden“, hatte Ruth Müller bei ihrer Anfra- MdL Ruth Müller besuchte OB Pannermayr in Sachen AWO ge an die Sozialministerin erfahren, da sie nicht im Be- Der Ortsverein Straubing bietet für ältere Mitbürger ein reich der „sozialen Stadt“ liege. „Da die Angebote der abwechslungsreiches Unterhaltungs- und Freizeitpro- AWO für unsere Senioren sehr wertvoll und wichtig sind, gramm an. Er nutzt dazu ein Gebäude am Wunder- prüft die Stadt derzeit, ob sich das von der AWO beab- mühlweg, das in die Jahre gekommen ist. Um weiterhin sichtigte Projekt in das seniorenpolitische Gesamtkon- in reizvoller Umgebung Spielenachmittage, Vorträge und zept der Stadt einbinden lässt, denn ehrenamtliches Gartenaktivitäten anbieten zu können, hat der Vorstand Engagement ist wertvoll für unsere Gesellschaft. Staatli- um Christa Brunner den Entschluss gefasst, das alte Ge- che Gelder, die hier eingesetzt werden, werden durch bäude abzureißen und neu zu bauen. Um Fördermittel das Ehrenamt mehrfach veredelt“, machte OB Panner- zu erhalten, hat die Vorsitzende Kontakt zur SPD Land- mayr deutlich. Christa Brunner und Dr. Olaf Sommerfeld tagsabgeordneten Ruth Müller aus Landshut aufgenom- erklärten, da das „Alter keine kommunalen Grenzen men. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des AWO-Kreis- kennt, ist uns schlichtweg egal, ob ein Senior aus der verbands, Dr. Olaf Sommerfeld, führte sie auch ein Stadt oder aus dem Landkreis an unseren Vorträgen Gespräch mit Oberbürgermeister Markus Pannermayr. oder Veranstaltungen teilnimmt, wir arbeiten für alle „Staatliche Fördermittel im Rahmen der Städtebauför- Menschen.“ (Text: SR-Tagblatt) Senioren in Faschingslaune Wer sagt, Senioren verstehen es nicht, Fasching zu fei- ern, der hat noch nie den Seniorenfasching der AWO Straubing besucht. Rund 250 überwiegend maskierte Besucher erlebten bei kostenlosem Kaffee und Krapfen einen bunten Nachmittag mit der Rät-House-Band, der Kindergarde des KTSV Haselbach und einer großen Tom- bola. Die Rät-House-Band hatte für diesen Ball extra 70 Lieder einstudiert, bei denen die älteren Menschen mitsingen oder summen konnten. Nach der Begrüßung durch AWO-OV-Vorsitzende Christa Brunner, füllte sich die Tanzfläche bereits beim ersten Walzer. Dann kamen die Kinder vom KTSV Haselbach. „Funkenmariechen“ OV Vorsitzende Christa Brunner überreicht eine Spende Sandra mit ihren zehn Jahren zeigte, was sie schon alles der Ballbesucher für die Jugendarbeit des KZSV Hasel- kann. Die Kindergarde im Alter von sechs bis zehn Jah- bach an das Prinzenpaar Jessica I. und Lukas I. ren führte einen Showtanz von einer Reise ins Weltall (Bild: will) vor. Der KTSV verlieh an verdiente AWO Frauen wie Ger- linde Fischböck, Ingrid Weisemann, Renate Wesp und gewann jedes Los – doch eigentlich war bereits die Teil- Irene Ilgmeier einen Orden. Auch Christa Brunner wurde nahme am Faschingsball mit kostenlosem Kaffee und zur Ordensverleihung von den Gardemädchen aufs Par- Krapfen ein großer Gewinn. kett geführt. Bei der großen Tombola mit 450 Preisen (Text: ilg) WIR • Das Magazin der AWO Bayern 15
JUGENDWERK 18 Anbieter stellten beim vierten Mädchen-Flohmarkt der AWO-Jugendgarde im Mehrgenerationenhaus aktuelle Mode zu kleinen Preisen aus. Groß war das Interesse der Käufer. Auf Schnäppchenjagd Girls ihr stylisches Outfit vervollständigen. Vor allem Markenkleidung konnte zu äußerst günstigen Preisen Flotte Kleider für 3 Euro, trendige Jacken für 5 Euro, erworben werden. Die Kleidungsstücke konnten im schicke Schuhe für 2 Euro. Der Mädchenflohmarkt der Nebenraum anprobiert werden, und manches junge AWO-Jugendgarde Oberviechtach im Mehrgenerationen- Mädchen stellte sich eine komplette Ausstattung zusam- treff ist mittlerweile zu einem festen Termin im Frühjahr men. Auch Kaffee und Kuchen gab es zur Stärkung. Die und Herbst geworden. Die Anbieter, deren Zahl auf 18 Idee zu dem Mädchenflohmarkt, den Laura und Simone begrenzt wurde, konnten sich über mangelnde Kundin- Welnhofer jedes Jahr organisieren, läuft nun schon im nen nicht beklagen. Schuhe von High Heels bis Flip- vierten Jahr und hat sich bestens bewährt. Der Erlös Flops, tolle Taschen, Gürtel und Schmuck, die günstigen kommt der Jugendarbeit der AWO-Garde Grün-Weiß Waren fanden schnell Liebhaber. Mit Sonnenbrillen, zugute. buntem Nagellack und schicken Kappen konnten die (Bild und Text: weu) Wo ist das Nest versteckt? Unterwegs machten sich die Wanderer eifrig auf die Su- che nach dem Nest. Zum Glück hatte Meister Lampe un- Gemeinsam machten sich rund 45 Familien mit dem Ortsju- terwegs aber schon das ein oder andere Schoko-Ei ver- gendwerk Windischeschenbach auf Ostereier-Wanderung. loren – so war die Suche nicht ganz so mühsam. Vor der aufregenden Eiersuche machten sich die Kinder (Bilder: Ortsjugendwerk Windischeschenbach, samt Eltern und Großeltern aber erst einmal auf den Text: OberpfalzECHO) Weg von Windischeschenbach nach Wildenreuth zum Gasthof Bayer. In der Zwischenzeit hatte der Osterhase genug Zeit, ein großes Nest zu verstecken. Frisch ge- stärkt ging es dann zurück nach Windischeschenbach. 16 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
JUGENDWERK ???????? Erste Vorlesestunde voller Erfolg Viele Kinderohren lauschten aufmerksam dem ersten Lesepaten Karlheinz Budnik. Der Start der nun 1 x monatlich stattfindenden Lese- stunde wurde gut angenommen. Zum Thema „Tierge- schichten“ las der 1. Bürgermeister den Mädchen und Buben das Buch „Hällo ei äm Betti“ - eine Fremde auf dem Hof. sehr gerne bei uns melden!“ Vorsitzende Katja Stess- mann, freute sich über bereits positive Rückmeldungen Im Anschluss durften sich die Kinder noch ein tolles und hofft noch auf viele weitere. Die nächste Vorlese- Tier-Lesezeichen basteln und ihren Lesepass in Empfang stunde findet am 14. Juni wieder von 16:00-17:00 Uhr nehmen. Bei jeder Vorlesestunde gibt es einen neuen statt. Dann wird zum Thema „Freundschaftsgeschich- Stempel oder Sticker und bei 6 Gesammelten dürfen ten“ wieder ein tolles Buch vorgelesen und im An- sich die Bücherwürmer eine kleine Überraschung aus- schluss dürfen die Kinder Freundschaftsbänder basteln. suchen. Das Ortsjugendwerk der AWO ist auf der Suche nach Lesepaten. „Wer sich angesprochen fühlt, darf sich (Bilder und Text: Ortsjugendwerk Windischeschenbach) WIR • Das Magazin der AWO Bayern 17
AWO-Altenpflege stellt sich bei AUS- UND WEITERBILDUNG Ausbildungsmesse ins Fenster Gutfrequentierter Stand diverser Seniorenzentren in der Dreiländerhalle Passau Die fünfte Auflage der Ausbildungsmesse war erneut eine Nabelschau für die verschiedensten Berufszweige. Diese nutzten auch die Seniorenzentren der Arbeiter- wohlfahrt Vilshofen, Windorf, Passau, Pocking und Or- tenburg, die an einem gemeinsamen Messestand alles Informative über die Bereiche Pflege, Küche, Einrich- tungsleitung, Büro, Hauswirtschaft etc. bereithielten. Versierte Fachkräfte zeigten die Vielseitigkeit des ge- samten Spektrums Pflege mit allen Ausbildungs-Rich- tungen auf und ließen keinerlei Fragen offen. Dabei wurde augenscheinlich, wie facettenreich dieser zu- Sie waren drei der Repräsentantinnen und Repräsen- kunftsträchtige Beruf einer Altenpflegerin, eines Alten- tanten am Ausbildungsmessestand, die dezidiert die pflegers ist. Händeringend würden gutausgebildete Berufsmöglichkeiten in der Altenpflege an die zahlrei- Fachkräfte gesucht, die neben aller fachlicher Qualifika- chen jungen, aber auch älteren Interessenten aufzeig- tion auch das so wichtige Feingefühl im Umgang mit ten; (v. li.) Nadine Romero Barrios (Wohnbereichslei- dem alten Menschen mitbrächten, so der Tenor der Ein- tung), Dorit Mertens (Pflegedienstleitung) und richtungsleitungen, wissend, dass das immer auch eine Eva Weithmann (Einrichtungsleitung). Gratwanderung hin zu Nachsicht und Geduld erfordere. solut gegeben sind. Die Weiterbildungsmöglichkeiten Die Altenpflege-Profis auf der „Darstellungsbühne“ in in Sachen Praxisanleitung, Wohnbereichs- und Pflege- der Dreiländerhalle konnten sich über eine erkleckliche dienstleitung bis hin zur Gerontofachkraft eröffneten Interessenten-Resonanz freuen, die in der Hauptsache weitere Perspektiven, so das Fachpersonal. Und dies aus Schülern und deren Eltern bestand. Als durchaus brachte es auch auf den Nenner: Es lohnt sich, ein gelungen kann das Unternehmen Aufmerksam-machen Praktikum in der Altenpflege zu absolvieren, so in den auf den Pflegenotstand und damit einhergehend die Beruf hinein zu schnuppern und im Idealfall sich für Sicht auf einen krisenfesten Beruf gewertet werden. eine derartige Ausbildung zu entscheiden. Nicht zu kurz kam auch die Darstellung der vielfältigen Aufstiegschancen in der Pflege, wie sie in der AWO ab- (Bild und Text: Günther Neumeier) Erfolgreiche Weiterbildung Weiterbildung lohnt sich, sowohl privat als auch beruf- lich. Beide Seiten können nur davon profitieren von diesem Engagement. Frau Tatjana Bakos, Pflegefachkraft im AWO Senioren- heim Hemau, absolvierte erfolgreich die Weiterbildung zur Fachkraft für Gerontopsychiatrische Pflege. Insge- samt 560 Stunden umfasste die Weiterbildung. Frau Karin Meyer, Pflegedienstleitung, absolvierte erfolgreich die Weiterbildung Pain Nurse (Schmerzexpertin) und Frau Anneliese Hofmeier, Hauswirtschaftsleitung, hat nach erfolgreichem Abschluss das Zertifikat „geprüfte Hauswirtschafterin” erhalten. Die Einrichtungsleitung, Frau Würz, bedankte sich bei den Mitarbeiterinnen für das Engagement und gratulierte mit Blumen. Bei der Umsetzung in den jeweiligen Bereichen wünschte sie viel Erfolg und Freude. (Bilder und Text: AWO Seniorenheim Hemau) 18 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
eines Projekts zu sein, das ihnen Senioren gut aufgenommen wurde. eine berufliche Perspektive im Pfle- „Eine Frau hat gesagt, dass sie gebereich bietet. Die „Vorklasse Pfle- nächste Woche einen Zahnarzttermin ge“ entstammt einem Modell des hat und ich sie unbedingt begleiten Kultusministeriums und wird von soll. Leider bin ich da nicht mehr diesem auch finanziell unterstützt, da“, erzählt er. Für Klassenlehrerin erklärt die Geschäftsleiterin der BAP, Ximena Carrasco ist es keine Überra- Barbara Brauckmann. Von dem Er- schung, dass die Bewohner den aus- folg des Projekts ist sie überzeugt: ländischen Praktikanten so offen ge- Raghdaa Asaad (r.) u. Yamen „Ein ganz hervorragendes Modell, genüberstehen: „Sie sind einfach Hussein (l.) absolvierten ein dreiwö- das sich das Ministerium hier über- froh, dass sie Hilfe bekommen und PROJEKT chiges Praktikum im Rahmen der legt hat. Das Problem des Pfle- sich jemand um sie kümmert. Da ???????? „Vorklasse Pflege“. Hier mit Bewoh- ger-Mangels wird so in die Hände spielt die Nationalität und Religion ner Waldemar Bayerl. (Bild: BAB) der Experten gegeben, in die der kaum eine Rolle“. 17 Schüler sind in Neuanfang mit Altenpflege Pflegeschulen.“ Einen großen Teil der Vorklasse. „Richtig Multi-Kulti“, des Stundenplans nimmt der Deut- sagt Carrasco. Denn die Schüler Projekt „Vorklasse Pflege“ an der schunterricht ein: 18 Stunden in der kommen aus zehn verschiedenen Altenpflegeschule in Passau bietet Woche, davon sechs berufsbezogen. Ländern aus allen Teilen der Welt: Migranten intensiven Deutschunterricht Ziel ist das B2-Sprachniveau am Afghanistan, Iran, Kasachstan, Kroa- und ein Sprungbrett ins Berufsleben Ende des Schuljahres. Dazu kommen tien, Russland, Syrien, Togo, Türkei, Windorf. Gleich mehrere Fliegen Sozial-, Lebens- und Berufskunde, Uganda und sogar der USA. Probleme mit einer Klappe schlägt die Alten- sowie Fachunterricht. „Ich bin gebe es kaum, auch nicht mehr als pflegeschule der Berufsakademie glücklich, zufrieden und sehr dank- in anderen Klassen. Ein Schüler ver- Passau (BAP) mit dem Projekt „Vor- bar“, sagt Yamen Hussein ruhig und ließ die Klasse. „Für ihn war es sehr klasse Pflege“. Asylbewerbern und langsam, aber mit einem Lächeln hart, sich anzupassen. Er hatte auch Migranten bietet das Projekt die auf den Lippen. Raghdaa Asaad nickt schwere familiäre Probleme und Chance, ihre Sprachkenntnisse zu zustimmend. Beide befanden sich geht nun nach Syrien zurück“, so verbessern, in der Arbeitswelt Fuß nach rund vier Monaten Theorieun- Elisabeth Ernst, die verwaltungstech- zu fassen und die neue Heimat und terricht nun für drei Wochen im nische Aufgaben in der BAP innehat. deren Kultur und Regeln im Unter- Praktikum, im Seniorenheim in „Insgesamt ist die Gruppe aber sehr richt besser kennen zu lernen. Windorf. Heimleiterin Eva Weith- homogen und harmonisch, das fand Gleichzeitig soll so das Personal- mann lobt die zwei Praktikanten: ich anfangs selbst sehr überra- Vakuum im Pflegebereich gefüllt „Mit den beiden haben wir sehr schend, aber das freut uns natürlich werden. Zum Ende der Prakti- gute Erfahrungen gemacht. Mich umso mehr“, fährt sie fort. So werde kums-Periode im Januar haben sich freut es besonders, dass sie in unse- fast täglich gemeinsam zu Mittag ge- die Leiterin eines teilnehmenden rem Team gut aufgenommen worden gessen und es entstanden unterein- Seniorenheims in Windorf, Eva sind und auch unsere Bewohner sich ander engere Freundschaften. „An Weithmann, Klassenleiterin der an sie gewöhnt haben.“ Gerade sei Weihnachten haben die Schüler so- Vorklasse, Ximena Carrasco und Ge- sie dabei, Möglichkeiten nach der gar zusammen gekocht und gefei- schäftsleiterin der BAP, Barbara Vorklasse für beide zu schaffen, so ert“, erzählt Elisabeth Ernst. Am Brauckmann, mit zwei Schülern dass beiden eine einjährige Ausbil- Ende des Schuljahres bekommen die zum Nachgespräch getroffen. dung zum Pflegefachhelfer oder zur Schüler ein Zertifikat als „Zusätzliche Die 34-jährige Raghdaa Asaad und dreijährigen Ausbildung zur Pflege- Betreuungskraft in stationären Pfle- der 32-jährige Yamen Hussein sind fachkraft ermöglicht werden kann. geeinrichtungen“, eine Beurteilung 2015 aus Syrien nach Passau ge- „Am Anfang war es sehr schwer, die und machen den B2-Sprachtest. Ein kommen. Beide arbeiteten in ihrem bairische Sprache zu verstehen“, gibt großer Teil der Schüler wird sich laut Geburtsland in völlig anderen Berei- Raghdaa Asaad zu. Mit der Zeit wur- Elisabeth Brauckmann für eine Aus- chen: sie als Französischlehrerin, er de es aber immer besser und sie bildungsstelle bewerben, einige ha- als Journalist. Als klar wird, dass spreche mittlerweile selbst schon ben sogar schon Angebote. Die „Vor- beide in Deutschland erst einmal vereinzelt im Dialekt: „Freilich“ und klasse Pflege“ soll seitens der BAP nicht die Möglichkeit haben werden, „Wos?“ gehört schon zum alltägli- unbedingt weitergeführt werden: ihren erlernten Berufen nachzuge- chen Sprachgebrauch. „Ich glaube „Wir wollen gerne im kommenden hen, wagen sie einen Neuanfang. aber, manchmal verstehen sich die Schuljahr wieder eine Klasse haben, Seit dem letzten Jahr gibt es für Leute untereinander selbst nicht“, wenn es die Teilnehmerzahlen zu- Asylbewerber und Migranten die wirft Yamen Hussein schmunzelnd lassen“, sagt Elisabeth Brauckmann. Möglichkeit, im Landkreis Passau Teil ein. Er freut sich, dass er von den (Text: Ralf Enzensberger) WIR • Das Magazin der AWO Bayern 19
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