Mein NVA Dienst bei den Wetterfröschen - Zentrale Flugwetterwarte MD der LSK / LV
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Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Mein NVA Dienst bei den Wetterfröschen Alles begann am 05. September 1989 mit meiner Einberufung an die MTS der LSK / LV „Harry Kuhn“ in Bad Düben. Ich war zum damaligen Zeitpunkt 18 Jahre alt und hatte nur wage Vorstellungen von dem, was da auf mich und die anderen Frischlinge zukommen würde. Die meisten von uns hatten sich für drei Jahre als UaZ verpflichtet. Nach unserer Ankunft wurden wir auf die einzelnen Kompanien aufgeteilt und eingekleidet. Die Zivilsachen gingen umgehend per Post zurück nach Hause. Ich wurde dem 3. Zug der 420. Kompanie zugeteilt. Wir waren insgesamt 15 Mann und belegten die Zimmer 318 bis 320, ich selbst war im Raum 319 untergebracht. Wie sich später herausstellen sollte, waren wir alle für den Wetterdienst der NVA vorgesehen. Nach ungefähr zwei Tagen, als alle Formalitäten und vor allem die Friseurbesuche abgeschlossen waren, begann die militärische und kurze Zeit später auch die fachliche Ausbildung. 1. Militärische Grundausbildung an der MTS der LSK / LV in Bad Düben Die militärische Ausbildung begann eigentlich mit dem Üblichen. Lernen, wie man exakt sein Bett baut, wie man seine Sachen akkurat übereinander ablegt, wie der Schank einzuräumen ist und wie die Stiefel auszusehen haben. Manche haben es sofort begriffen, andere nie. Aber man hatte ja die Gewissheit, dass der Hauptfeldwebel zum täglichen Stubendurchgang alles kontrollierte und seine Meinung zum Zustand der Zimmer und der Ausrüstung auch unmissverständlich äußerte. Des Weiteren wurden wir in den ersten Tagen auch in einige Dienstvorschriften eingewiesen, man teilte uns unsere Rechte und Pflichten als Soldat mit und wir wurden über verschiedene weitere Verhaltensweisen belehrt. Dienstvorschriften: DV 010/0/001, Exerziervorschrift DV 010/0/002, militärische Körperertüchtigung DV 010/0/003, Innendienstvorschrift DV 010/0/004, Standort und Wachdienst DV 010/0/005, Bekleidungsvorschrift DV 010/0/006, Disziplinarvorschrift DV 010/0/007, Ausgang und Urlaub DV 010/0/008, Schriftverkehr DV 010/0/009, Wachsamkeit und Geheimhaltung DV 010/0/010, Medizinische Versorgung Allgemeine Rechte des Soldaten: politische und militärische Weiterbildung Besoldung und soziale Versorgung kostenlose Gewährung von Unterkunft, Verpflegung, Bekleidung und medizinischer Betreuung Freie bzw. ermäßigte Urlaubsfahrten Benutzung der NVA-Bücherei Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 1 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de kulturelle und sportliche Betätigung Empfang von Besuchern Inanspruchnahme der Leistungen der MHO (Militär-Handelsorganisation) Wohnraumversorgung im Standortbereich Wahrnehmung von staatlichen und gesellschaftlichen Funktionen Eingabe von Beschwerden Pflichten des Soldaten: das sozialistische Vaterland schützen der marxistisch / leninistischen Partei treu ergeben sein den militärischen Klassenauftrag erfüllen die Rechtsvorschriften der DDR einhalten die militärische Disziplin und Ordnung einhalten alle Geheimnisse streng zu wahren Belehrung über verschiedene Verhaltensweisen: kein offenes Licht in der Unterkunft keine elektrischen Geräte außer dem Radio betreiben, am Radio waren die erlaubten Sender zu markieren Elektrorasierer nur im Waschraum benutzen Feuerlöscher nur im Notfall benutzen (Befüllen 50,00 M) Waffenempfangskarte ist im WDA aufzubewahren, bei Ausgang oder Urlaub Karte ins Wertfach, Karte und WDA vor Verlust schützen Waffe nicht auf Personen richten und Munition im Magazin und in der Magazintasche tragen keine Postsendungen ins NSW kein Kontakt zu Personen aus dem NSW Meldepflicht: Kontakt mit Bürgern aus dem NSW, Reisen der Eltern, Großeltern oder Geschwister ins NSW, Einreisen von Personen in den gemeinsamen Haushalt, Illegale Ausreisen von Verwandten, genehmigte Ausreisen aus der DDR keine Abschleppdienste für NSW-Bürger keine Personalien mit NSW-Bürgern tauschen, z.B. bei einem Unfall keine Siegel beschädigen, Petschaften am Mann tragen bzw. im Urlaub beim Vorgesetzten abgeben kein Alkohol in die Dienststelle mitbringen möglichst nicht einzeln in den Ausgang gehen und kein übermäßiger Alkoholgenuss Veränderungen zur Person mitteilen keine Auskünfte an Journalisten das Kulturhaus der MTS ist nur mit Ausgangsuniform, Ausgangskarte und WDA zu betreten, sonst nicht keine Medikamente an andere Genossen weitergeben, Medikamente im Wertfach aufbewahren der WDA und der Urlaubsschein dürfen nicht am Mitarbeiter der Reichsbahn ausgehändigt werden, nur vorzeigen Beschwerden über die Verpflegung sind dem Hauptfeldwebel zu melden Belehrung über das Verhalten im Dienst: kennen lernen der Dienstgradgruppen (Soldaten, Uffz.-Schüler, Fähnrichschüler, Unteroffiziere, Offiziersschüler, Fähnriche, Offiziere), Dienststellungen (Vorgesetzte und Unterstellte) sowie der Dienstverhältnisse (Grundwehrdienst, Solda t auf Zeit, Unteroffizier auf Zeit, Berufsunteroffizier, Offizier auf Zeit, Fähnriche, Berufsoffiziere) © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 2 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Bedeutung eines Befehls (darf nicht gegen Völker- oder Strafrecht verstoßen, muss kurz, klar und eindeutig sein, muss so erteilt werden, dass er verstan den wird, Ausführung kontrollieren und Erfüllung melden lassen) gegenseitiger Umgang und Anrede (höflich und korrekt, Anrede im Dienst mit „Sie“, Genosse Dienstgrad oder Genosse Minister, Titel und akademische Grade werden weggelassen) Verhalten gegenüber Vorgesetzten (persönlich vorstellen, Fragen, ob man den Vorgesetzten sprechen darf), besonders interessant wurde es, wenn man von zwei Offizieren den dienstgradniedrigeren sprechen wollte, da musste man bestimmungsgemäß zuerst den dienstgradhöheren fragen, ob man den anderen sprechen darf Erstatten von Meldungen (Grundstellung, Kopfbedeckung und Ehrenbezeigung) Betreten von Dienstzimmern (vollständige Uniform, Anklopfen, Ehrenbezeigung, Fragen, ob man eintreten darf, Mütze abnehmen) Wir wurden in den ersten Tagen in Bad Düben auch über verschiedene Belobigungen für besonders gute Leistungen und Bestrafungen bei Fehlverhalten informiert. Für den einzelnen Armeeangehörigen waren folgende Belobigungen möglich: Dank Löschung einer Strafe Sonderausgang Brief an die Eltern Sonderurlaub bis zu drei Tagen Geld- oder Sachprämie Eintragung in das Ehrenbuch Veröffentlichung des Namens an der Ehrentafel Foto vor der Truppenfahne Für militärische Kollektive gab es folgende Möglichkeiten der Belobigung: Dank Geld- oder Sachprämie Eintragung in das Ehrenbuch Nach der Belobigung hat der Soldat mit: „Ich diene der Deutschen Demokratische Republik“ zu antworten. Im Gegensatz dazu, gab es als disziplinarische Maßnahme auch verschiedene Bestrafungen, hierzu zählten: Tadel Verweis und strenger Verweis Dienstverrichtung außer der Reihe Nichtgewährung von Ausgang und Urlaub von bis zu vier Wochen Arrest bis zehn Tage Kasernenarrest bis zu zehn Tage Verwarnung Dienst in Disziplinareinheit bis zu sechs Monate Herabsetzung der Dienststellung Herabsetzung des Dienstgrades Entlassung aus der NVA Weiter ging die Ausbildung mit marschieren und exerzieren und vor allem dem richtigen grüßen von Vorgesetzten, je nach dem, ob man eine Kopfbedeckung auf hatte oder nicht. Das übte man dann auch schon mehrmals, wenn es nicht klappte. An manchen Tagen hätte man seine Hand an der Mütze ankleben können. © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 3 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Als ich nach Bad Düben kam, gab es für kurze Zeit noch Frühsport. Wecken war um 05.30 Uhr durch den UvD, der dann auch schon „420. Kompanie, fertigmachen zum raustreten, Anzugsordnung: rot-gelb !“ brüllte. Drei Minuten später stand die ganze Kompanie in Sportsachen angetreten auf dem Flur. Dann gab es für 15 bis 20 Minuten Frühsport. Meist stand Dauerlauf, Kraftsport mit Geräten (z.B. Kettenglieder vom Panzer) oder Gymnastik auf dem Plan. In Sachen Frühsport hatte ich etwas Glück. Ich war einer von den drei oder vier Leuten, die nach kurzer Zeit für den Frühsport der Kompanie verantwortlich waren. Das hieß im Klartext, man stellte sich vorne hin und sagte was zu machen ist. In dieser Position war der Frühsport schon wesentlich angenehmer. Zur Anzugsordnung kann man sagen, dass nicht die Wetterlage sondern die NVA bestimmte, was getragen wird. Solange der Trainingsanzug nicht befohlen war, blieb er im Schrank. Lange gab es Ihn allerdings nicht, den Frühsport, ich denke, dass er im November 1989 abgeschafft wurde. Nach dem Frühsport dann die Morgentoilette, Betten bauen, Zimmer und Reviere reinigen und anschließend wurde geschlossen zum Frühstück marschiert. Der weitere Tagesablauf gliederte sich meist in verschiedene fachliche und militärische Unterrichtseinheiten. Einmal die Woche, meist am Freitag, war das große Stuben- und Revierreinigen, bei dem der gesamte Kompaniebereich auf Hochglanz gebracht werden sollte. Ein Zimmergenosse und ich hatten gemeinsam das Stück Kompanieflur vor den Räumen des dritten Zuges, sowie den hinteren Treppenaufgang. Keine große Sache eigentlich und die Zeit reichte auch immer locker aus. Richtig schlecht war man allerdings dran, wenn man solche Reviere wie KC- oder HFW-Dienstzimmer, Toiletten oder auch die Kaffeestube hatte. Die wurden meist sehr genau kontrolliert und Nachbesserungen waren da an der Tagesordnung, natürlich zu Lasten der Freizeit. Ganz besonders unbeliebt waren die zusätzlichen Dienste, die man an der MTS in Bad Düben machen musste. Offiziell für die Ordnung und Sicherheit der Kompanie zuständig, war man als UvD oder GUvD eigentlich auch immer nur derjenige, bei dem der Hauptfeldwebel oder der Kompaniechef Druck abgelassen haben. Als ich eines Tages auf der 420. Kompanie UvD war, zog es einer unserer Kameraden vor, nicht aus dem Urlaub zurückzukehren. Das gab vielleicht einen Stress. Sowohl der KC als auch der Hauptfeld fragten alle 10 Minuten, ob er denn schon da sei oder ob ich etwas Neues über seinen Verbleib wisse. Ich konnte immer nur mit „Nein“ antworten. Der GUvD wurde darüber hinaus auch für alle möglichen Botengänge und Besorgungen missbraucht. Es gab nur eine einzige Ausnahme, bei der diese beiden Dienste erträglich waren, nämlich dann, wenn mal wieder Gefechtsalarm war. Dann war so gut wie keiner, meist auch kein Vorgesetzter auf der Kompanie. Ein weiterer Dienst war der GOvD, der „Gehilfe des Offiziers vom Dienst“, eigentlich auch nur ein Laufbursche. Besonders gehasst aber wurde der Küchen- und Speißesaaldienst. Er begann gegen 04:30 Uhr und endete mit etwas Glück 20:30 Uhr. Aber nur dann, wenn auch alles in Ordnung und sauber war. Der absolute Höhepunkt bei diesem Dienst war der Einsatz in der Topfspüle, der aber glücklicherweise an mir vorübergegangen ist. Beim Küchendienst lernte der junge Rekrut alles nötige für die weitere militärische Laufbahn: Seih nie der Erste, sei nie der Letzte, melde dich niemals freiwillig, wofür auch immer und das wichtigste, tarnen und verdrücken in offenem Gelände. Mit diesen Grundsätzen waren diese Dienste, vor allem der Küchendienst, einigermaßen erträglich. Ein besonderes Kapitel der Grundausbildung soll hier nicht unerwähnt bleiben: Die „Rotlichtbestrahlung“ oder gesellschaftswissenschaftliche Ausbildung (GWA), wie es offiziell hieß. © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 4 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Ausbildungsunterlagen für das Fach GWA an der MTS LSK / LV in Bad Düben, Herbst 1989 Die GWA umfasste folgende Fächer: Grundlagen des Marxismus-Leninismus (GML) Militärpädagogik / Militärpsychologie (MPP) Führung der politischen Arbeit (FPA) Die typische Organisationsform in dieser Ausbildung war Vorlesung, Selbststudium und Seminar. Im Selbststudium hatten wir meist als Aufgabe, wichtige Passagen einer Rede oder eines Parteiprogramms herauszuarbeiten und diese Stellen im Text zu unterstreichen. Bei dieser Aufgabenstellung war man recht schnell fertig, denn man konnte einfach irgendetwas unterstreichen, war ja schließlich alles wichtig. So hatte man sich nach kurzer Zeit des Selbststudiums entsprechende Freizeit (für die wirklich wichtigen Dinge) geschaffen. Die Themen dieser Unterrichtseinheiten möchte ich hier auszugsweise vorstellen: Sinn des Soldat-Seins im Sozialismus (den Frieden zu erhalten und zu verhindern, dass die Waffen sprechen) Notwendigkeit der Verteidigung des Sozialismus und es Friedens Leninsche Lehre von der Verteidigung des Sozialismus und deren unveränderte Gültigkeit Klassenauftrag der NVA (die sozialistische Ordnung und das friedliche Leben der Bürger gegen jeden Feind zu schützen, die Souveränität, die territoriale Integrität sowie die Unverletzlichkeit der Grenzen und die Sicherheit der DDR zu gewährleisten sowie in Waffenbruderschaft mit den verbündeten Armeen die sozialistischen Länder zu schützen) politische Gegner und Feinde der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus als Hauptinhalt unserer Epoche, gleichmäßige Entwicklung der Menschheit zum Sozialismus bzw. Kommunismus © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 5 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de das sozialistische Weltsystem als wichtigste Errungenschaft der internationalen Arbeiterklasse die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft die SED als massenverbundene, marxistisch-leninistische Partei Auswertung aller möglichen Parteitage und Programme der SED die Verantwortung der sozialistischen Streitkräfte im Nuklearzeitalter die DDR als Grenze zwischen Kapitalismus und Sozialismus in Europa die Militärdoktrin des Warschauer Vertrages und der NATO das aggressive Wesen des Imperialismus, der Kurs der Konfrontation, Aggression und Konterrevolution, das Profitstreben in Form von Monopolen der Militär-Industrie-Komplex zur Durchsetzung der aggressiven Ziele des imperialistischen Staates und zur Sicherung des Maximalprofites der Rüstungsmonopole die Bundeswehr – unser Feind (Bundeswehr trägt imperialistischen Klassencharakter, Werkzeug des Militär-Industrie-Komplexes der BRD zur Durchsetzung derer Ziele, Aggressionsarmee) Rolle der BRD in der NATO (Hauptverbündete der USA, stärkste imperialistische Macht in Westeuropa, Trennlinie zum Sozialismus, Hauptaufmarschgebiet der NATO, große Konzentration von ausländischen Truppen und Waffen insbesondere auch Kernwaffen, besonders revanchistische Politik gegenüber der DDR) Und alles das wurde von den Politoffizieren noch zu einem Zeitpunkt (September bis November 1989) vermittelt, als abzusehen war, das der „siegende Sozi alismus“ in der DDR langsam aber dennoch unüberhörbar „до свидания“ sagt. Abbildung aus „NVA-Kalender“, Militärverlag der DDR, 1980 Neben diesen, für den Gefreiten eher lästigen Sachen, gab es natürlich auch eine richtige handfeste militärische Ausbildung, allem voran natürlich das Schießen. Wir hatten in der Kompanie jeder eine Maschinenpistole, Typ Kalaschnikow KMS-72 mit einklappbarer Schulterstütze. Bevor wir das erste Mal schießen durften, brachte man uns bei, wie die Waffe funktioniert, zerlegt und gereinigt wird. Besonders auf die Sache mit dem Reinigen legte man sehr großen Wert, warst Du der erste bei der Waffenabgabe, wurde besonders gründlich hingeschaut. Wir haben das so oft geübt, dass jeder von uns die „Kaschi“ nach kurzer Zeit mit verbundenen Augen zerlegen und auch wieder zusammensetzen konnte. Die Waffe bestand aus folgenden einzelnen Teilen: Lauf mit Verbindungsstück, Gehäuse und Kolben Visiereinrichtung Verschluss (Gaskolben, Schlossführung, Schließerfeder, Schloss mit Schlagbolzen) Führungsrohr mit Handschutz Abzugseinrichtung mit Griffstück Zubehör (Gehäusedeckel, Reinigungsstab, Magazin und Magazintasche, Reinigungsgerät, © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 6 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Kompensator) Technische Daten der MPi-KM: Gasdrucklader mit Drehverschluss vier Züge mit Rechtsdrall bis zu 100 Schuss pro Minute in kurzen Feuerstößen und 40 bei Einzelfeuer günstigste Schussentfernung bis 400 m, Luftziele bis 500 m, bei zusammengefasstem Feuer bis 800 m Visierreichweite bis zu 1000 m Kaliber 7,62 mm Anfangsgeschwindigkeit 715 m/s bei Stahlkernmunition und 720 m/s bei Plastkern Fassungsvermögen des Magazins: 30 Patronen, Kampfsatz: 300 Patronen Länge mit ausgeklappter Schulterstütze 870 mm, Masse mit vollem Magazin 3,8 kg, Masse einer Patrone 16,2 g Die theoretische Schießausbildung befasste sich mit den technischen Daten und Eigenschaften der Waffe, der Flugbahn des Geschosses sowie dem Zielen und möglichen Zielfehlern. Praktisch trainiert wurde auf dem Schießplatz der MTS, welcher sich im Außenbereich befand, nach genau festgelegten Abläufen und Regeln. Jeder Schütze hatte auf der Bahn seinen eigenen Beobachter, der das Schießen überwachte. Jeder von uns hatte auch einmal das „Vergnügen“, an einem Training auf dem Handgranatenplatz teilnehmen zu dürfen. Ziel war es, eine Handgranate aus einem Graben heraus in ein 25m entferntes, schneebedecktes Zielgebiet zu werfen. Es war schon ein komisches Gefühl, eine scharfe Handgranate in der Beintasche der FDU Winter zu verstauen und im Unterstand solange zu warten, bis man an der Reihe war. Benotet wurde das ganze auch noch und zwar wie folgt: genau in den 25m entfernten Streifen: Note 1 einen Meter zu weit: Note 2 einen Meter zu kurz: Note 3 alles andere: Note 5 Zu meiner eigenen Überraschung konnte ich diese Übung mit der Bestnote abschließen. Damit war dann auch das Kapitel Handgranatenwurf für den Rest meiner Dienstzeit erledigt. Ein weiterer Bestandteil unserer Grundausbildung war ABC-Schulung. Sie befasste sich mit atomaren, biologischen und chemischen Waffen (des Gegners) sowie einem möglichen Schutz vor deren Wirkung. Im Einzelnen wurden folgende Themen behandelt: Arten von Kernwaffendetonationen (Luft-, und Erddetonationen, unterirdische Detonationen) Erscheinungsmerkmale und Vernichtungsfaktoren von atomaren Detonationen (Lichtblitz, Feuerball, Druckwelle, Detonationsknall, radioaktive Wolke oder Niederschlag, Sofort- und Restkernstrahlung, elektromagnetischer Impuls) Verhalten bei Kernwaffendetonationen (Deckung aufsuchen, flach hinlegen, Füße zum Detonationspunkt, nach der Druckwelle die Schutzausrüstung anlegen) Arten chemischer Waffen und Kampfstoffe Nervenschädigende: Sarin, Soman Hautschädigende: YPERIT Allgemeinschädigende: Cyanwasserstoff Lungenschädigende: Phosgen, Di-Phosgen Reizstoffe: CS, CN Weitere Kampfstoffe: LSD • © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 7 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Wirkung und Eigenschaften der Kampfstoffe (z.B.: Atembeschwerden, Magen - und Darmkrämpfe, Speichelfluss, Sehbehinderungen, Rötungen bzw. brennen auf der Haut, Blasenbildung, Kopfschmerzen, Beklemmungs- und Angstgefühle, Bewusstseinstrübung) Merkmale eines chemischen Überfalls (absprühen durch langsam fliegende Flugzeuge dumpfer Detonationsknall, Farbveränderung an der Vegetation, Tröpfchenbildung auf Pflanzen, tote Tiere, stark reizende Gerüche) Handlungen bei einem chemischen Überfall (Schutzmaske und Sc hutzumhang SBU- 67 anlegen, in Deckung gehen, Schutzanzug SBA-2 anlegen, Spezialbehandlung und erste Hilfe leisten) Arten biologischer Waffen und Kampfstoffe (Bakterien, Viren, Pilze) Verbreitung von Infektionskrankheiten, Verseuchung von Technik, Gelände, Lebensmittel, usw. Anzeichen von Infektionskrankheiten (Fieber, Hautveränderungen, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen, Durst, veränderter Blutdruck) und Ausbruch verschiedener Erkrankungen (z.B.: Hirnhautentzündung, Gelbsucht, Pocken, Pest, Typhus, Ruhr, Cholera, Tetanus) Anzeichen eines Überfalls mit biologischen Waffen (langsame Flugzeuge, dumpfe Explosionen, Auffinden von Spezialbehältern, Auffinden von Lebensmitteln an ungewöhnlichen Orten, Auftreten von Insekten und Kleintieren zu Jahreszeiten, zu den sie nicht vermutet werden, tote bzw. kranke Tiere) Merkmale, die auf den Einsatz bakteriologischer Waffen schließen lassen 1 – dumpfe Detonation von Granaten 2 – tote Tiere, Tierleichen 3 – Tropfen auf Pflanzen und auf der Erde 4 – kranke Tiere Abbildung aus dem Buch „Schutz gegen Massenvernichtungswaffen“ vom Verlag des Ministeriums für nationale Verteidigung der DDR in Berlin, 1956 Maßnahmen beim Einsatz biologischer Waffen (sofort vollständige Schutzausrüstung anlegen, Trink-, Rauch- und Essverbot, Desinfektion der persönlichen Schutzausrüstung und Bewaffnung, Erfassen aller Armeeangehörigen im Wirkungsbereich und Kontrolle des Personalbestandes, Umfassende Schutzimpfung) Verschiedene Entaktivierungs- und Entgiftungsmethoden, diverse Gegenmittel Praktisch wurde in der ABC-Ausbildung auch trainiert. Entaktivieren, entgiften und entseuchen von Ausrüstungsgegenständen, Bewaffnung und Technik. Am mei sten wurde jedoch das anlegen der persönlichen Schutzausrüstung geübt und benotet. Dies betraf die Truppenschutzmaske (TSM), den Gasschutzumhang SBU-67 und den Schutzanzug SBA-2. Dabei gab es folgende Normzeiten: CA-NORM 1 / Kommando: „Gasschutzmaske aufsetzen !“ Note 1 Note 2 Note 3 Sekunden Armeeangehöriger 9 10 12 © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 8 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Gruppe / Zug 10 11 13 Kompanie / Staffel 11 12 14 CA-NORM 3a / Kommando: „Gasschutzumhang anlegen !“ Note 1 Note 2 Note 3 Armeeangehöriger 40 45 50 Sekunden Gruppe / Zug 40 45 50 Kompanie / Staffel 40 45 50 CA-NORM 3b / Kommando: „Schutzanzug anziehen !“ Note 1 Note 2 Note 3 Armeeangehöriger 4:30 (Sommer) 5:00 (Sommer) 5:30 (Sommer) 5:00 (Winter) 5:30 (Winter) 6:00 (Winter) Gruppe / Zug 5:00 (Sommer) 5:30 (Sommer) 6:00 (Sommer) Min:Sek 5:30 (Winter) 6:00 (Winter) 6:00 (Winter) Kompanie / Staffel 5:30 (Sommer) 6:00 (Sommer) 6:30 (Sommer) 6:00 (Winter) 6:30 (Winter) 7:00 (Winter) Schutzanzug SBA-2 angezogen, mit aufgesetzter Truppenschutzmaske Abbildung aus „Handbuch militärisches Grundwissen“ vom Militärverlag der DDR, Berlin, 1989 Vollständiges Anlegen des Schutzanzuges SBA-2, mit Schutzmaske und Schutzhandschuhen: 01. Waffe, Tragegestell, Schutzanzug, Tragetasche und Koppel ablegen 02. Schutzanzug der Packtasche entnehmen und ausrollen 03. Hose anziehen, Spannlaschen verknöpfen 04. Jacke anziehen, Kapuze zurückgeschlagen lassen 05. Verschlussleiste schließen 06. Koppel, Tragegestell und Tragetasche anlegen 07. Kopfbedeckung absetzen 08. Schutzmaske aufsetzen 09. Kapuze über den Kopf und Gesichtsgummizug zum oberen Rand der Augengläser der Schutzmaske ziehen 10. Halsgurt umlegen und verknöpfen 11. Stahlhelm aufsetzen 12. Schutzhandschuhe anziehen, Stulpen unter den Gummizug der Ärmel stecken, Daumenschlaufen überstreifen 13. Feld- oder Wintermütze gemeinsam mit der Packtasche des Schutzanzuges in der Tragetasche verpacken 14. Waffe umhängen Einen besonderen Gag dachten sich unsere Vorgesetzten aus, als es in der ABC -Ausbildung um den Umgang mit chemischen Kampfstoffen ging. Im Vollschutzanzug tropfte man uns bei einer Übung stark verdünnte chemische Kampfstoffe auf die Hand, die immer noch in der Lage gewesen wären, Hautrötungen hervorzurufen. Aufgabe war es, diese rückstandsfrei zu beseitigen und die Hände entsprechend zu reinigen. Das es sich bei diesem „Kampfstoff“ um ganz normales Waffenöl handelte, wussten wir allerdings schon vorher. © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 9 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de In der Grundausbildung in Bad Düben wurden wir natürlich auch in erster Hilfe geschult. Dabei ging es hauptsächlich um selbst bzw. gegenseitige Hilfe bei Verletzungen und Lebensgefahr. Thematisch wurde folgender Inhalt vermittelt: Blutstillung, Blutverlust Atemspende und Herzdruckmassage Freimachen und freihalten der Atemwege Ruhigstellung von Frakturen sterile Verbände Schockprophylaxe Schmerzbekämpfung Lagerung von Verletzten Verbrennungen Gabe von Gegenmitteln nach dem Einsatz von nervenschädigenden Kamp fstoffen Verbandspäckchen, Abbildung aus „Handbuch militärisches Grundwissen“ vom Militärverlag der DDR, Berlin, 1989 In diesen Zusammenhang lernten wir auch den persönlichen Verbandmittelsatz PVS 1/II und das medizinische Schutzpäckchen MSP K12A mit seinen Schnellspritzen kennen. Der Verbandmittelsatz bestand aus einem Verbandspäckchen einem Pflaster und zehn Wasserentkeimungstabletten. Der Inhalt des MSP K12A war folgender: 1 gelbe SSP Vorbeugendes Mittel gegen Anwendung auf Befehl nervenschädigende Kampfstoffe 1 rote SSP Gegenmittel nach Einwirkung Anwendung bei Atemnot, Sehstörungen, nervenschädigender Kampfstoffe verkleinerte Pupillen, Speichelfluss, wenn nach 15 bis 20 Minuten keine Besserung, dann gelbe SSP benutzen 1 grüne SSP Mittel zur Anwendung nach Anwendung bei Übelkeit und Erbrechen radioaktiver Strahlung 2 weiße SSP Mittel zur Schmerzbekämpfung Schmerzen aller Art Besonders die grüne Schnellspritze vermittelte so ein trügerisches Gefühl der Sicherheit, wenn zwei Kilometer vor einem eine Atombombe einschlägt. Wie wahrscheinlich jeder Soldat in Bad Düben, hatten auch wir einen Tag Übung auf der berüchtigten Brandmittelbahn. Zuerst entzündeten die Ausbilder auf einer Fläche etwas Napalm. Dann wurden zwei Freiwillige gesucht, die das Zeug mit einer Decke löschen sollten. Mich hat es getroffen, zum Glück, wie sich später herausstellen sollte. Mein Kamerad und ich warfen also die Decke über den Brandherd und das Feuer war nach kurzer Zeit aus. Da wir diese Aufgabe so gut gemeistert hatten, wurden wir von den Ausbildern zu Helfern für die nächste Übung „befördert“. Dabei mussten die restlichen Teilnehmer durch brennende und qualmende Betonteile rennen. Wir standen am Rand und sollten für den Fall der Fälle schnell eingreifen. Und auch bei uns hätte es nicht anders sein können, wie bei einigen zuvor. Einer unserer Kameraden lief in vollem Tempo gegen eines der brennenden Betonteile und stürzte. Zum Glück standen wir an der Seite und konnten Ihn schnell herausholen. Folgen hatte dieser Unfall für alle Beteiligten meiner Meinung nach nicht. © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 10 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de In Bad Düben wurden auch einige Grundlagen der Pioniersicherstellung, sowohl theoretisch als auch praktisch im Gelände gelehrt. Im Einzelnen betraf dies: Geländeaufklärung Inhalt und Anfertigung einer Aufklärungs- und Orientierungsskizze Inhalt einer Aufklärungsskizze markante Geländepunkte und Objekte Marschstrecke zu beziehender Raum Engen, Schluchten, steile Kurven Ortsdurchfahrten Brücken, Unterführungen Umgehungen Deckungsräume an der Straße Entfernungsangaben Nordpfeil Besonderheiten (z.B. Minenfelder) Orientierungspunktskizze, Abbildungen aus „NVA-Kalender“, Militärverlag der DDR, 1980 • Bau von Sperren und befestigten Unterständen Räumung von Hindernissen Tarnen von Personen und Objekten, Licht-, Geräusch- und Funkmesstarnung Verlegung von Minen, Minensperren Kennen lernen der Minentypen der NATO (Stoffmine M12, Trachenzahnmine, Fadenmine M76, Panzermine AT2, Minen M56 und AT1) sowie deren Räumung und Vernichtung Nicht unerwähnt soll auch die Ausbildung in allgemeiner Taktik bleiben. In diesem Fach beschäftigten wir uns unter anderem mit den wahrscheinlichsten Handlungen des Gegners gegen Objekte der LSK / LV, den möglichen Kräften des Gegners (Luftlandedivisionen, Aufklärungsabteilungen, Fernaufklärer, Infanterie, Jäger, Panzer), den Einsatzprinzipien und Zielen sowie der Kampftechnik, Bewaffnung und Ausrüstung dieser Kräfte. Im Zusammenhang mit diesem Thema wurden wirksame Maßnahmen zur Abwehr und zum Erkennen des Gegners vermittelt. Ein wichtiger Bestandteil dieser Ausbildung war „die Aufgaben des Gruppenführers nach Erhalten einer Gefechtsaufgabe und Organisation der Verteidigung“. Dabei hat der Gruppenführer folgendes zu tun: Stellung ausbauen und tarnen lassen Schäden in der Stellung sofort beseitigen zu lassen Waffen und Kampfmittel ständig einsatzbereit zu halten Gegner im zugewiesenen Sektor ständig beobachten und aufklären zu l assen Feuerkampf organisieren Überwachung des Munitionsverbrauches © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 11 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Eine weitere Aufgabe für den Gruppenführer ist die Beurteilung der Lage und des Geländes. Marschstraße und nähere Umgebung richtiges Kartenstudium schwache und starke Seite des Gegners feststellen Stärke des Gegners Einfluss der Waffen des Gegners auf das eigene Handeln Lage der Gruppe und des Nachbarn Ausbildungsstand und Kampferfahrung der eigenen Gruppe politisch-moralischer Zustand der Gruppe eigenes physisches Leistungsvermögen Versorgung (Sani, Munition, Verpflegung) Auswahl von Orientierungspunkten Passierbarkeit des Geländes Beweglichkeit des Gegners Deckungs- und Tarnmöglichkeiten Sicht- und Schussfeld für eigenes und gegnerisches Feuer Erarbeiten einer Feuerskizze handschriftliche Aufzeichnung über die Erarbeitung einer Feuerskizze • Zweckmäßigste Feuerart, zusammengefasstes Feuer organisieren Aufklären von Ortschaften und Wäldern Nach dem man uns den Umgang mit der Waffe beigebracht hatte und wir auch schon zum Übungsschießen waren, konnte unsere Kompanie nun auch Wachdienst verri chten. Diese Tage waren eigentlich recht beliebt, da Sie eine schöne Abwechslung zum Alltag darstellten. Wenn die Kompanie „diensthabende Kompanie“ war, begannen die Vorbereitungen auf die Wache nach dem Mittagessen. Es wurde das richtige Ablösen der Wachp osten sowie der Umgang mit Waffe und scharfer Munition trainiert. Auch Wachexerzieren stand auf dem Plan. Der erste Zug unserer Kompanie wurde für das Objekt der U -Schule selbst, der zweite und dritte Zug für die Außenbereiche eingesetzt. Vor Beginn der W ache wurde man © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 12 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de vergattert, Wachaufzug war 17:00 Uhr für einen Zeitraum von 24 Stunden. Der normale Rhythmus war zwei Stunden Wache dann zwei Stunden Schlaf oder Ruhe gefolgt von zwei Stunden Bereitschaft. Da ich im dritten Zug war, hatten wir Wachdienst in den Außenbereichen der MTS. Dazu zählten u.a. der Lehrflugplatz, das Tanklager, das Munitionslager und das Raketenobjekt, welches zusätzlich von einer Hochspannungsanlage gesichert wurde. Ich hatte meistens mit einem weiteren Kameraden gemeinsam die Geländestreife. Dabei patrollierten wir mit unserer KMS-72 und 60 Schuss scharfer Munition durch die verschiedenen Außenanlagen (z.B. Schieß- und Handgranatenplatz oder einfach nur durch den Wald), immer auf der Suche nach dem bösen Klassenfeind. Für den Wachposten gab es auch einige Vorschriften. So war es verboten, den Postenbereich zu verlassen die Waffe aus der Hand zu legen bzw. an andere Personen zu übergeben sich zu setzen, hinzulegen oder anzulehnen zu essen, zu trinken, zu rauchen, zu singen, zu lesen, zu schreiben, zu schlafen Gespräche zu führen, außer mit dem Wachvorgesetzten die Waffe ohne Notwendigkeit auf Personen zu richten Lade- und Zielübungen durchzuführen Gegenstände anzunehmen Besonders geregelt war der Schusswaffengebrauch beim Wachdienst. Zunächst ist die in den Postenbereich eingedrungene Person anzurufen und zum stehen bleiben aufzufordern. 1. „Halt, wer da ?“ (Nacht) bzw. „Halt, stehen bleiben !“ (Tag) 2. „Halt, stehen bleiben, oder ich schieße !“ 3. Warnschuss nach oben abgeben 4. Gezielte Schüsse auf die Beine Kommt der Angerufene der Aufforderung nach, so ist bei dem jeweiligen Schritt abzubrechen und der Eindringling mit folgenden Worten festzunehmen: „Sie sind vorläufig festgenommen, bei Fluchtversuch wird geschossen !“. Weiterhin ist wie folgt zu handeln: dem vorläufig Festgenommenen ist ein Platz zuzuweisen, auf dem er sich mit dem Rücken zu Posten und erhobenen Händen aufzustellen hat der Posten hat die Waffe durchgeladen, gesichert und im Anschlag zu halten Postenbereich nicht verlassen Nicht geschossen werden darf auf Kinder auf Personen, die offensichtlich verwirrt sind auf Personen, die ein diplomatisches Aussehen haben (Woran man das auch immer erkennen kann ?) wenn die Person den Postenbereich verlassen hat Sollte der Posten mit Waffen angegriffen oder beschossen werden, so wird das Feuer erwidert und in Deckung gegangen. Nachts müssen sich nähernde Personen anleuchten, um sie identifizieren zu können. Ein Ereignis, welches sich zu unserer Vereidigung in Bad Düben ereignete, möchte ich auch noch kurz erwähnen. Die Kompanien der zu Vereidigenden traten herausgeputzt in Uniform und Stahlhelm auf dem Exerzierplatz vor dem Stabsgebäude an. Die beiden obersten Dienstherren der Einrichtung schritten die Front der Kompanien ab und zwar im Watschelgang wie die Enten! Nicht einmal im Gleichschritt und viele Besucher der Veranstaltung, u.a. auch mein Großvater, haben das bemerkt und sich zum Teil maßlos über diese Respektlosigkeit geärgert. © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 13 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Und so sah er aus, unser Fahneneid: „Ich schwöre: Der Deutschen Demokratischen Republik, meinem Vaterland, allzeit treu zu dienen und sie auf Befehl der Arbeiter-und-Bauern-Regierung gegen jeden Feind zu schützen.“ „Ich schwöre: An der Seite der Sowjetarmee und der Armeen der mit uns verb ündeten sozialistischen Länder als Soldat der nationalen Volksarmee jederzeit bereit zu sein, den Sozialismus gegen alle Feinde zu verteidigen und mein Leben zur Erringung des Sieges einzusetzen.“ „Ich schwöre: Ein ehrlicher, tapferer, disziplinierter und wachsamer Soldat zu sein, den militärischen Vorgesetzten unbedingten Gehorsam zu leisten, die Befehle mit aller Entschlossenheit zu erfüllen und die militärischen und staatlichen Geheimnisse immer streng zu wahren.“ „Ich schwöre: Die militärischen Kenntnisse gewissenhaft zu erwerben, die militärischen Vorschriften zu erfüllen und immer und überall die Ehre unserer Republik und ihrer Nationalen Volksarmee zu wahren.“ „Sollte ich jemals diesen meinen feierlichen Fahneneid verletzen, so möge mich die harte Strafe der Gesetze unserer Republik und die Verachtung des werktätigen Volkes treffen.“ Ich denke, dass wir im Herbst 1989 so ziemlich die Letzten waren, die den Fahneneid in dieser Form ableisten mussten. Für viele von uns war 1989 es das erste Weihnachtsfest, welches wir nicht im Kreise unserer Familien und Freunde verbringen konnten. So wurde von unserem Hauptmann (KC) auf der Kompanie eine kleine aber feine Weihnachtsfeier organisiert. Heimlich, still und leise hatte der Kompaniechef bei unseren Eltern von jedem ein Baby- bzw. Kinderfoto angefordert. Dies war mit der ausdrücklichen Bitte verbunden, diese Aktion gegenüber dem Soldaten „streng vertraulich“ zu behandeln. Zur Weihnachtsfeier wurden dann die Fotos an die Wand projiziert und wir konnten raten, wer von uns es ist. Revanchiert haben wir uns bei unseren Vorgesetzten, indem einige von uns zur Weihnachtsfeier ein kleines Kabarettstück aufgeführt haben. Dabei wurden alle unserer direkten Vorgesetzten ziemlich auf die Schippe genommen. Geschenke haben wir übrigens auch verteilt. Ich erinnere mich da noch an die „rosa-rote Stubendurchgangsbrille“ für den Hauptfeldwebel und eine „Maßbandverlängerung“ für einen Feldwebel unserer Kompanie, dessen Dienstzeitende unmittelbar bevorstand. 2. Fachliche Ausbildung an der MTS der LSK / LV in Bad Düben Kurz nach Beginn der militärischen Grundausbildung begann auch unsere fachliche Schulung. Wenn ich noch recht erinnere, hatten wir Unterricht bei einem Oberstleutnant, einem Stabsfähnrich, einem Unteroffizier und einer Zivilangestellten. Sie alle versuchten, uns in die Geheimnisse des Wetterdienstes einzuweihen. In Bad Düben hatten wir Unterricht in folgenden Fächern: Meteorologie Aerologie Wetterschlüssel Wetterkarte Instrumentenkunde Wir waren in der Ausbildung 15 junge Männer und eine junge Frau, die mehr oder weniger Erfahrungen mit dem Wetterdienst hatten. Für mich war es komplettes Neuland, ich war © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 14 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de vorher nur Konsument der Wettervorhersage im Radio oder Fernsehen. Da ich aber damals schon großes Interesse für Naturwissenschaften und Technik hatte, sagte mir diese Ausbildungsrichtung durchaus zu. 2.1 Meteorologie Aus naturwissenschaftlicher Sicht sicher das interessanteste Fach. Hier wurden viele physikalische Grundlagen zur Entstehung des Wetters vermittelt. „Die Meteorologie untersucht die physikalischen Vorgänge in der Erdatmosphäre und das Zusammenwirken der Erdatmosphäre mit der festen und flüssigen Erdoberfläche sowie dem Weltraum.“ Teilgebiete der Meteorologie: Flugmeteorologie: untersucht die Einwirkungen des Wetters auf den Flug, insbesondere gefährliche Wettererscheinungen und Wettererscheinungen, die auf Start und Landung Einfluss haben Synoptik: ist eine Methode der Wettervorhersage, sie besteht darin, eine vergleichende Zusammenschau für ein großes Gebiet zu einer bestimmten Zeit mit vergleichbaren Methoden durchzuführen Im Einzelnen haben wir im Fach Meteorologie folgende Themen behandelt, die ich hier übersichtsweise wiedergeben möchte: Synoptik als Methode der Wettervorhersage Bedeutung der Flugmeteorologie und meteorologische Sicherstellung auf einer Flugwetterwarte (Informationen an den Flugleiter und das fliegende Personal über die Wetterlage, Warnung vor Wetterverschlechterung, ständige Beobachtung, Verschlüsselung und Abgabe der Informationen des eigenen Platzes, Aufnehmen von Wetterinformationen aus dem Einzugsgebiet, Erarbeiten von Analysen und Vorhersagen, Vorbereitung und Auswertung von Wetterflügen, Funkmesswetteraufklärung) Gefährliche Wettererscheinungen lt. DV 101/0/001 auf Flugplätzen und im Flug (Gewitter, Hagel, starker bzw. böiger Wind, Seitenwind, Turbulenzen, Glatteis, unterkühlter Niederschlag, Sand-, Staub- und Schneestürme, Nebel, Rauch, Wolkenuntergrenze unter dem Minimum, Hindernisse in Wolken oder Neb el gehüllt) Aufbau und Gliederung der Atmosphäre mit Ihren permanenten und nicht permanenten Gasen permanente Gase nicht permanente Gase N2 78,08 Vol.% H2O↑ 0 ... 4 Vol.% O2 20,95 Vol.% O3 0,000003 Vol.% Ar2 0,93 Vol.% SO2 / SO3 0,01 Vol.% CO2 0,03 Vol.% CO / NxOx 0,01 Vol.% Bedeutung und Funktion der einzelnen Gase, Glashauseffekt, Reflektionswirkung von H2O↑ und CO2 © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 15 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de handschriftliche Aufzeichnung aus dem Fach Meteorologie, Glashauseffekt Stockwerkgliederung der Atmosphäre (Troposphäre, Tropopause, kalte und warme Stratosphäre, Stratopause, Mesosphäre, Mesopause, Thermosphäre und Exosphäre) Lufttemperatur, Temperatur als Maß für die kinetische Energie, Wärme als spezielle Form der Energie „Wärme ist eine spezielle Form der Energie, sie lässt sich in alle und aus allen anderen Energiearten umwandeln.“ Maßeinheiten der Temperatur (Kelvin, Grad Celsius) t [°C] = K -273,15 t [K] = °C + 273,15 „Die absolute Temperatur eines Gases ist der mittleren kinetischen Energie der Moleküle des Gases proportional. Die Temperatur ist ein Maß für die inn ere Energie. Die Temperatur ist nicht von der Masse des Gases abhängig.“ flugmeteorologische Bedeutung der Temperatur handschriftliche Aufzeichnung aus dem Fach Meteorologie, Sperrschichten in der Atmosphäre • Prozess der Lufttemperaturänderung (Abgabe von Wärmeenergie an die aufliegenden Luftschichten, thermische- und dynamische Konvektion, Wärmetransport durch © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 16 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Wasserdampf, Vertikalbewegung in der Atmosphäre, Horizontalaustausch von Luft, Temperaturänderung durch Strahlung) Wärmehaushalt des Systems Erde – Atmosphäre, Quellen und Arten der Energiezufuhr (Hauptquelle: Sonne, Hauptart: Strahlung), Plancksches Strahlungsgesetz Energieumsetzung der von der Sonne ankommenden kurzwelligen Strahlung (Absorption und Umwandlung in Wärme, Reflektion durch die Wolken, Umsetzung in kinetische Energie, z.B. Meeresströmung, Assimilation durch Pflanzen, Reflektion durch die Erdoberfläche) Luftdruck, Maßeinheiten des Druckes (hPa, Torr, mm Hg-Säule) „Der Luftdruck ist das Gewicht einer Luftsäule der Atmosphäre, die über einer Flächeneinheit der Erdoberfläche steht.“ Änderung des Luftdruckes mit der Höhe (barometrische Höhenformel) notwendige Korrekturen am abgelesenen Luftdruck (Instrumentenfehler, Temperaturkorrektur, unterschiedliche Höhenlage der meteorologischen Stationen) Wind, bewegte Luft Windrichtung und –geschwindigkeit Maßeinheiten des Windes sozialistische Länder: m/s kapitalistische Länder: Kn (Knoten) Entstehung des Windes, Gradientkraft (die Kraft, die das Teilchen in Bewegung setzt) und Corioliskraft (die ablenkende Kraft der Erdrotation) Gradientwind und barisches Windgesetz „Auf der Nordhalbkugel befindet sich in Strömungsrichtung gesehen der tiefe Druck stets links und der hohe Druck stets rechts vom Beobachter.“ geostrophischer und zyklostrophischer Wind Wind um Hoch- und Tiefdruckgebiete, Einfluss der Bodenreibung auf die Luftströmung handschriftliche Aufzeichnung aus dem Fach Meteorologie, Wind um Hoch- und Tiefdruckgebiete örtliche Windsysteme (Land-See-Wind, Hangwinde, Berg- und Talwind) handschriftliche Aufzeichnung aus dem Fach Meteorologie, Berg- und Talwind © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 17 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de • besondere Winderscheinungen (Tromben, Tornados) Bedeutung des Windes für die Luftfahrt (Windschwankungen, Windscherungen, Wirbelschleppen) Luftfeuchte, Wasserdampf in der Atmosphäre absolute und spezifische Feuchte, Dampfdruck und Sättigungsdampfdruck, Taupunkttemperatur Erscheinungsformen von Wasser in der Atmosphäre (fester, flüssiger und gasförmiger Zustand sowie deren Übergang), Flugmeteorologische Bedeutung des Wasserdampfes (Sichtverhältnisse, Niederschlagsmöglichkeiten, Vereisung, Glatteis, Nebelfrostablagerungen) Wolken, Prozesse zur Wolkenbildung, Wolkengattungen und –arten, Klassifikation von Wolken Ausbildungsunterlagen im Fach Meteorologie, Wolkengattungen und ihre Höhen • gefährliche Wettererscheinungen in der Cumulonimbus Wolke (Turbulenzen, Hagel, Vereisung, elektrische Entladung, Verschlechterung der Sicht), umfliegen in 10 km und überfliegen in 1 km Abstand lt. Flugbetriebsvorschrift Bildungsprozesse der Niederschläge (Wasserwolken und Mischwolken) Niederschläge und Niederschlagsarten (Schauer und Dauerniederschlag) © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 18 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de handschriftliche Aufzeichnung aus dem Fach Meteorologie, Niederschläge und Wolkengattungen Flugmeteorologische Bedeutung des Niederschlages und gefährliche Erscheinungen (Absinken der Wolkenuntergrenze) Sicht, Sichtweite, Bodensicht, Flugsicht, Feuersicht Prozesse zur Trübung der Atmosphäre (Erhöhung der Konzentration fester bzw. flüssiger Stoffe in der Atmosphäre, natürliche und künstliche Ursachen) Wasserdampfkonzentration in der Atmosphäre Nebel und Nebelarten (Strahlungs- und Hochnebel) Optische Erscheinungen durch Spiegelung, Brechung, Beugung und Überlagerung, Halo-, Bogen- und Kranzerscheinungen, Regenbogen (Halo-Erscheinungen entstehen durch Brechung oder Spiegelung des Sonnen- oder Mondlichtes an Eisteilchen, Bogenerscheinungen entstehen durch Brechung oder Spiegelung an Wassertropfen) Luftmassen und Fronten, Entstehung und Arten von Wetterfronten, stabile und labile Luftmassen © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 19 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Tagesgang der flugmeteorologischen Bedingungen im Sommer in einer labilen Luftmasse, Abbildung aus dem NVA-Lehrbuch „Militärische Flugsicherung“ vom Militärverlag der DDR, Berlin, 1987 Wettererscheinungen an Warm- und Kaltfronten Entstehungsbedingungen und –gebiete für Fronten Tropikluft (warm, feucht, schlechte Sicht, Schichtbewölkung, Dauerregen, stabile Schichtung) und Polarluft (kalt, trocken, gute Sicht, Quellbewölkung, Scheuerregen, labile Schichtung) 2.2 Aerologie Dieses Fach befasste sich als Teilgebiet der Meteorologie mit der „Lehre von der Luft“ und hat vorzugsweise Bedeutung für die Erstellung von Wetterprognosen. „Die Aerologie ist die Wissenschaft von der Erforschung der physikalischen Vorgänge und chemischen Zustände in der Erdatmosphäre.“ Inhaltlich gliederte sich das Fach in folgende Bereiche: Verschlüsselung der Messergebnisse (FM35/36, FM32/33, NF32) Darstellung in Karten und Diagrammen Aerologische Termine (Haupttermine um 00:00 und 12:00 UTC sowie die Zwischentermine um 06:00 und 18:00 UTC, Sondertermine auf besondere Anweisung) Wichtige aerologische Stationen 09184 Greifswald 10410 Essen 09393 Lindenberg 10866 München-Oberschleißheim 09468 Dresden-Wahnsdorf 11520 Prag 09548 Meinigen 12375 Warschau 10384 Berlin-Tempelhof 12330 Poznan 10338 Hannover 12424 Wroclaw © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 20 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Aufbau des Tempblattes, Höhen- und Temperaturkurven, Taupunktkurve Auswertung eines gezeichneten Temps Das Fach Aerologie war nicht sehr umfangreich. Wir hatten hier im Vergleich zu den anderen Fächern auch nur wenige Ausbildungsstunden. 2.3 Wetterschlüssel Im diesem Unterrichtsfach lernten wir den Aufbau der einzelnen Wetterschlüssel kennen, vermittelt wurden uns in Bad Düben die Folgenden: FM12a – SYNOP Meldung einer Flugwetterwarte der LSK / LV über das Bodenwetter FM133a Gefahrenmeldedienst der LSK / LV FM15 – METAR Meldung einer zivilen Flugwetterwarte über das Bodenwetter FM16 – SPECI Gefahrenmeldedienst im zivilen Flugwetterdienst FM51 – TAF Flugplatzwettervorhersage Das Hauptaugenmerk lag aber ganz klar auf dem FM12a, welcher sich vom zivilen FM12 ableitete. Als Einleitung in dieses Fach gab es allgemeine Informationen über die Notwendigkeit der Verschlüsselung von Daten, allgemeine Schlüsselmethoden, Zeitangaben und Beobachtungstermine. Verwendete Zeitangaben im MD der LSK / LV: UTC Weltzeit, Universal Time Coordinated MEZ Mitteleuropäische Zeit UTC + 1h MESZ Mitteleuropäische Sommerzeit UTC + 2h MOZ Moskauer Zeit UTC + 3h MOSZ Moskauer Sommerzeit UTC + 4h Beobachtungstermine (Angaben in UTC): HT (Haupttermine) 00 / 06 / 12 / 18 ZT (Zwischentermine) 03 / 09 / 15 / 21 NT (Nebentermine) 01 / 02 / 04 / 05 / 07 / 08 / 10 / 11 / 13 / 14 / 16 / 17 / 19 / 20 / 22 / 23 Die Flugplatzwettermeldungen wurden prinzipiell in folgende zwei Gruppen unterteilt: Terminwettermeldung: Gefahrenmeldung: Meldung, deren Inhalt sich auf Meldung, die beim unter- bzw. überschreiten Beobachtungsergebnisse zu einer festgelegter Schwellwerte (z.B. Sicht, Wind, bestimmten Beobachtungszeit „H“ bezieht. Wolkenuntergrenze) bzw. dem Auftreten gefährlicher Wettererscheinungen (z.B. Gewitter, Nebel, Eis) sofort abgesetzt werden muss. Wurde zu jedem synoptischen Termin 24-mal Wurde beim Auftreten der o.g. Bedingungen am Tag zu jeder vollen Stunde gemeldet. Auf für die Beobachtungszeit der gefährlichen Befehl konnte auch eine Wettererscheinung gemeldet. Halbstundenmeldung erfolgen. © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 21 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Beobachtungsbeginn für die Stundenmeldung Ständige Beobachtung ist 10 min vor Absetztermin, bei der Halbstundenmeldung sind es 5 min FM12a im Kurzüberblick: der FM12a enthält die Meldung einer Flugwetterwarte der LSK / LV über Bodenwetter er ist abgeleitet vom zivilen FM12 FM12 und FM12a werden mit dem Begriff „SYNOP“ gekennzeichnet, da sie synoptische Meldungen von Landstationen enthalten eine verschlüsselte Meldung besteht nur aus Ziffern und Zeichen, welche in verschiedene Sektionen und Gruppen unterteilt ist der FM12a besteht aus 5 Sektionen, mit folgendem Inhalt: Sektion 0 Einleitungsgruppen, Kennung, Zeit, Ortsangabe Sektion 1 Synoptische meteorologische Daten Sektion 3 Meteorologische Daten, die nur zu bestimmten Terminen gemeldet werden Sektion 5 Daten nach speziellen Richtlinien Sektion 9 Spezielle Flugmeteorologische Daten, nur im FM12a Diese Sektionen und Gruppen wurden im Unterricht alle einzeln und ausführlich mit sehr vielen Beispielen besprochen. Übungsaufgaben bestanden eigentlich immer darin, Wetterdaten nach FM12a zu codieren oder sie aus einer verschlüsselten Meldung zu extrahieren. Ausbildungsunterlagen im Fach Wetterschlüssel, Schlüsselform FM12 SYNOP – Sektion 0,1 und 3 Im Zusammenhang mit dem Wetterschlüssel war da n och die Sache mit den Stationsnummern. „Die Stationsnummern der Flugplätze der NVA sind im Zusammenhang mit Ihren Namen VVS und dürfen in diesem Zusammenhang nicht in offenen Dokumenten erscheinen!“ Aber aufschreiben mussten wir Sie ja, schließlich galt es Sie auswendig zu lernen. Also wurden die Orte auf der einen Seite des Heftes und die zugehörigen © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 22 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Stationsnummern in entsprechender Reihenfolge auf einer anderen Seite notiert. So hatte man auch wieder den richtigen Zusammenhang. Im Einzelnen ging es dabei um folgende Orte und Kennungen: 172 Laage 397 Drewitz 181 Parow 450 Nordhausen 187 Peenemünde 476 Holzdorf 199 Garz 477 Bad Düben 273 Basepohl 484 Dresden 281 Neubrandenburg 492 Cottbus 255 Salzwedel 493 Preschen 370 Brandenburg 494 Kamenz 390 Straußberg 497 Rothenburg 391 ZFWW 498 Bautzen 395 Marxwalde 547 Meiningen Die 391 war eine eher „theoretische“ Stationsnummer. Da an der ZFWW in Fürstenwalde niemals eigene Wetterdaten bestimmt und der Standort verschleiert wurde, tauchte diese Kennung meiner Meinung nach auch in keinem der Wetterschlüssel auf. Ausbildungsunterlagen im Fach Wetterschlüssel 2.4 Wetterkarte In diesem Unterrichtsfach lernten wir den Aufbau und die Bedeutung verschiedener Wetterkarten kennen. Inhaltlich haben wir folgende Themen behandelt: © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 23 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de Informationsgehalt einer Wetterkarte als wichtigste Arbeitsgrundlage des Meteorologen beinhaltet fast alle Infos der Sektion 1 des FM12a bzw. FM12 die Wetterkarte als zeitliche und räumliche Zusammenschau verschiedene Arten der Bodenwetterkarten Handlungsraumkarte DDR und umliegende Gebiete 1 : 1500000 NVA Arbeitswetterkarte DDR, BRD, Dänemark, 1 : 2500000 Österreich und umliegende Gebiete Wetterkarte 007 Mitteleuropa 1 : 2500000 Europaausschnittkarte 1/3 Atlantik, Korsika, Island, 1 : 5000000 Ural Beispiel einer Wetterkarte Die einzelnen Länder und Bereiche auf den Wetterkarten hatten folgende Kennungen: 01 Norwegen 02 Schweden, Finnland 03 Großbritannien, Irland 04 Island, Grönland 06 Dänemark, Benelux-Staaten, Schweiz 07 Frankreich 08 Spanien, Portugal 09 DDR 10 BRD, Berlin-West 11 ČSSR, Österreich 12 Polen, Ungarn 13 Jugoslawien, Albanien 15 Rumänien, Bulgarien 16 Italien, Griechenland, Zypern, Malta 17 Türkei 20 ... Sowjetunion 39 40 ... Naher Osten (Israel, Syrien, Jordanien) © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 24 von 41
Zentrale Flugwetterwarte · MD der LSK / LV www.ZFWW.de 42 60, 62 Nordafrika 71 ... Nordamerika 78 • Aussagefähigkeit der Bodenwetterkarte (Fronten, Niederschlagsgebiete, Luftdruckverhältnisse, Wetterzustand, Bewölkung, Temperaturen, Wind, gefährliche Wettererscheinungen) drucktechnische Gestaltung der Wetterkarten (farbliche Abstufungen, Grenzen, Beschriftungen, Reihenfolge der Stationen innerhalb eines Blockes) Zusammenhang zwischen Verwendungszweck der Bodenwetterkarten und ihrem Maßstab (allgemeine Vorhersage für ein großes Gebiet oder detaillierte Vorhersage für ein kleines Gebiet, unterschiedliche Stationsdichte auf den Karten) Beschriften der Wetterkarte und des Kartenkopfes, Angabe des Zeitraumes, in dem die Karte gezeichnet wurde Eintragungsschema für Land-, Berg- und Schiffsstationen Ausbildungsunterlagen aus Bad Düben im Fach Wetterkarte Neben diesem eher theoretischen Unterricht verbrachten wir die meiste Zeit mit dem Zeichnen von Wetterkarten. Dabei musste fast immer ein FM12a Wetterber icht in eine entsprechende Karte umgesetzt werden. Mit zunehmender Übung gelang es uns auch, beim Zeichnen die vorgegebene Normzeit einzuhalten. In unserer ersten Stunde Wetterkarte lernten wir auch ein neues Zeichengerät kennen: den „Doppelfüller“. Ein Fü ller mit zwei Federn, eine für rot, die andere für blau. Eine geniale Idee, so musste man beim Zeichnen nicht ständig zwischen verschiedenen Stiften wechseln. Dies brachte eine enorme Zeiteinsparung. Nur leider hatte der Doppelfüller auch so seine Schwachs tellen, entweder lief keine Tinte aus der Feder oder zuviel, so dass man auf seiner Karte sehr unschöne Tintenflecke hatte. Also suchten wir nach Alternativen zum Doppelfüller und als „gelernte DDR-Bürger“ hatten wir natürlich genügend Improvisationstalent. Herausgekommen sind dabei zwei Lösungen, entweder wurden ein roter und ein blauer Faserschreiber mit © ZFWW a.D. 16.09.2007 × Seite 25 von 41
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