MEISTERLICHES NORDWEST - APRIL 2021 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT

Die Seite wird erstellt Robert Stock
 
WEITER LESEN
MEISTERLICHES NORDWEST - APRIL 2021 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT
25. APRIL 2021

 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT

 MEISTERLICHES
 AUS

 NORDWEST
MEISTERLICHES NORDWEST - APRIL 2021 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT
Editorial

                                                     Editorial                     Seite 1
           Inhalt
                                                     Verbandsarbeit                Seite 2

                                                     Bachelor Professional         Seite 3

                                                     Weiterbildung                 Seite 8

                                                     Meister erzählen …            Seite 9

                                                      Zum Schluss                  Seite 18

                                                      Liebe Leserinnen und Leser,
                                                      mit der Ausgabe 25. April2021
                                                      unserer Verbandszeitschrift
                                                      „Meisterliches aus Nordwest“ wollen
                                                      wir die Rubrik „Meister erzählen …“
                                                      starten und gleichzeitig alle zu
     Informationen Mitteilungen Verbandsarbeit        ermuntern sich auch mit mehr oder
     MEISTERLICHES AUS NORDWEST                       weniger langen Geschichten rege
     Of zielles Organ
                                                      zu beteiligen.
     IMV Landesverband Nordwest e.V.
     https://www.imv-nordwest.com
                                                      Erzählen oder schreiben Sie mir von
                                                      ihrer Ausbildung, ihren Werdegang
     Vorsitzender:
     Detlef-Michael Haarhaus, Händelstraße 27,        sowie den Stationen aus ihren
     30823 Garbsen Tel. 05137 93 76 180
     haarhaus@imv-nordwest.com                        Berufsleben, gerade auch wenn Sie
     Stellvertretende Vorsitzende / Presseleitung:
                                                      im Ausland tätig waren oder
     Gertrud König, Isernhagener Straße 90,           sonstige Besonderheiten wie
     30163 Hannover Tel. 0511 / 66 53 94.
     koenig@imv-nordwest.com                          Weiterbildung oder Hobbys
     Layout
     Industriemeistervereinigung Landesverband
     Nordwest e.V.                                    Gertrud König
fi
MEISTERLICHES NORDWEST - APRIL 2021 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT
Verbandsarbeit

Virtuelle Vorstandssitzung der IMV Nordwest fand am
24.04.2021 statt
Pü n k t l i c h u m 1 0 . 0 0 U h r f a n d d i e e r s t e v i rt u e l l e
Gesamtvorstandssitzung der Industriemeistervereinigung
Landesverband Nordwest statt. Der Vorsitzende Detlef-Michael
Haarhaus konnte als Teilnehmer seine beiden Stellvertreter*innen
Helmut Schimk und Gertrud König sowie Hans Ließen vom Beirat
begrüßen. Leider konnten Hans-Jürgen Goll und Peter Kuszewski
nicht teilnehmen. Aufgrund der derzeitigen unklaren Situation
bezüglich der Pandemie wurde als erster Beschluss die
Landesdelegiertenversammlung noch einmal verschoben. Als neuer
Termin wurde Samstag, der 18. September 2021 festgelegt. Als
Veranstaltungsort höchstwahrscheinlich wieder Hannover. Die
Lokalität muss noch geklärt werden. Anschließend stellte Detlef-
Michael Haarhaus unsere neue Webseite (https://www.imv-
nordwest.com) vor. Die komplett neugestaltete Seite kommt
sehr gut an und ist deutlich höher von Interessenten frequentiert als
die Bundesseite. Die Internetseiten aller regionalen Vereinigung aus
unserem Landesverband sind dort ebenfalls verlinkt und für die
Industriemeistervereinigungen, die keine eigene internetseite
besitzen bzw. dessen Internetseite nicht mehr funktioniert, wurden
eigene Seiten auf der Landeswebseite integriert. Unser
Landesvorsitzender würde sich freuen, wenn er interessante
Berichte von den regionalen Vereinigungen bekäme, auch wenn
zurzeit keine Veranstaltungen aufgrund der Pandemie durchgeführt
werden können. Dies könnten zum Beispiel interessante Berichte
aus dem beru ichen Umfeld sein, aber auch über interessante
Hobbys usw. Können gern Berichte an unsere Landesschriftführerin
Gertrud König ( koenig@imv-nordwest.com ) versandt
werden.

Landesvorstand

2
    fl
MEISTERLICHES NORDWEST - APRIL 2021 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT
Bachelor Professional

     Nun geht’s los: Bachelor und Master Professional bei der IHK
     Am 24. Dezember 2020 traten die ersten Master-Professional- und
     Bachelor-Professional-Abschlüsse im IHK-Bereich in Kraft. Die neuen
     Abschlussbezeichnungen stärken die Marke Höhere Berufsbildung
     in Wirtschaft und Gesellschaft. Zudem geht mit ihnen eine
     besondere Anerkennung der vielen Prüferinnen und Prüfer einher.

     Im Berufsbildungsgesetz verankert.
     Mit dem neuen Berufsbildungsgesetz (BBiG) wurde für die Höhere
     Berufsbildung der Rahmen für drei neue Abschlussbezeichnungen
     geschaffen: Berufsspezialist, Bachelor Professional und Master
     Professional. Die neuen Begriffe sollen die Gleichwertigkeit von
     beru icher und akademischer Bildung zum Ausdruck bringen,
     zugleich die Praxisnähe der Fortbildungsabschlüsse unterstreichen
     und die Mobilität von Fachkräften aus Deutschland unterstützen.
     Gewürdigt wird mit dieser sprachlichen Aufwertung nicht zuletzt
     auch die hohe fachliche und persönliche Leistung der vielen
     ehrenamtlichen IHK-Prüfer*innen. Das Bundesministerium für
     Bildung und Forschung hat die konkrete Einführung der neuen
     Abschlussbezeichnungen und deren Integration in die
     Fortbildungsordnungen in die Verantwortung der Wirtschafts- und
     Sozialpartner gegeben. Deren gemeinsame Arbeit ndet nun im
     IHK-Bereich in sechs überarbeiteten Abschlüssen ihren
     Niederschlag, die die neuen Bezeichnungen beinhalten.

     Vorreiter
     Der „Star“ in dem Reigen ist der IHK-geprüfte „Master Professional in
     Business Management“. Über alle zuständigen Stellen nach BBiG
     und Handwerksordnung hinweg ist es der bislang einzige
     kaufmännische Master. Die Ehre der ersten Absolventinnen und
     Absolventen hinge-gen ging an die neuen „Bachelor Professional in
     Bilanzbuchhaltung“ – im Januar wurden die ersten IHK-Zeugnisse
     überreich.

     3
fl
                                               fi
MEISTERLICHES NORDWEST - APRIL 2021 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT
Fü r a l l e s e c h s A b s c h l ü s s e g i b t e s kü n ft i g j e w e i l s z w e i
Abschlussbezeichnungen. Die Absolventinnen und Absolventen erwerben
beide und können selbst entscheiden, welche sie führen wollen.
Hintergrund ist die gesetzliche Möglichkeit, der neuen Bezeichnung eine
weitere voranzustellen. Die Vertreter der jeweiligen Branchen, also die
Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, haben sich dafür entschieden,
die bisherigen Bezeichnungen zu erhalten. Details der
NamensgebungDiese sechs Abschlüsse zeigen aber auch, wie bunt die
Umsetzung eines Gesetzes sein kann. Das Bundesministerium für Justiz und
Verbraucherschutz prüft jede Verordnung auf Rechtskonformität und dazu
gehört die Anforderung, dass generell auch die neuen
Abschlussbezeichnungen in deutscher Sprache sein sollen – Bachelor und
Master sind demnach schon in die deutsche Sprache eingegangen. In
besonders begründeten Fällen kann davon abgewichen werden, wenn
beispielsweise für die Absolventinnen und Absolventen aufgrund des sich
ergebenden Tätigkeitsfeldes besondere Bezüge insbesondere in die EU
vorliegen.

4
MEISTERLICHES NORDWEST - APRIL 2021 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT
Dies liegt nach Einschätzung des Justizministeriums nicht bei allen
     Abschlüssen gleichermaßen vor. Der Geprüfte Bilanzbuchhalter ist
     daher ein „Bachelor Professional in Bilanzbuchhaltung“ und der
     Geprüfte Fachwirt für Einkauf hingegen aufgrund der weltweiten
     Lieferketten ein „Bachelor Professional in Procurement“. Außerdem
     kann die Präposition „in“ auch „für“ oder „im“ lauten.

     Zunächst ändert sich wenig
     Die sechs Abschlüsse wurden einer sog. minimalinvasiven
     Änderung unterzogen. Neben den erforderlichen Anpassungen
     aufgrund der neuen Vorgaben des BBiG wurden jedoch keine
     Quali kationsinhalte geändert. Die DIHK-Rahmenpläne wie auch
     alle nachfolgenden Produkte, beispielsweise die Textbände, können
     weiterhin verwendet werden. Auch die Prüfungsformen wurden
     nicht verändert. Aber Achtung! Beim Abschluss „Geprüfter
     Bilanzbuchhalter/Geprüfte Bilanzbuchhalterin“ wurde der
     schriftliche Prüfungsteil dahingehend modi ziert, dass für die neue
     Bezeichnung nunmehr jede der drei Aufgabenstellungen mit
     mindestens 50 Punkten absolviert werden muss. Und zugleich bleibt
     die bisherige Vorgabe erhalten, dass im Wiederholungsfall
     wiederum alle drei Aufgabenstellungen abgelegt werden
     müssen.Das BBiG sieht keine Rückwirkung für die neuen
     Bezeichnungen vor. Wer seinen Abschluss schon in der Tasche hat,
     erhält nicht nachträglich den Bachelor oder Master. Nur wer die
     Prüfung nach neuer Verordnung erfolgreich absolviert hat, darf den
     neuen Titel führen. In laufenden Prüfungsverfahren, auch bei einer
     Wiederholung, ist ein Wechsel auf die neue Verordnung indes
     möglich.

     Weitere Abschlüsse folgen
     In diesem Jahr wie auch in den folgenden Jahren sollen alle
     Abschlüsse sukzessive geändert und um die neuen
     Abschlussbezeichnungen ergänzt werden. Momentan stimmen die

     5
fi
                                    fi
b e t e i l i g t e n Pa rt n e r – a l s o I H K s , A r b e i t g e b e r v e r b ä n d e ,
Gewerkschaften und das Bundesministerium für Bildung und
Forschung – das Vorgehen und den Zeitplan ab. Aktuell sieht es so
aus, als könnte nochmals eine Gruppe von „Schnellläufern“ auf den
Weg gebracht werden, also Abschlüsse, die nur geringfügig
geändert werden müssten. Das betrifft vergleichsweise neue
Abschlüsse, wie zum Beispiel „Geprüfter Fachwirt/Geprüfte
Fachwirtin für Güterverkehr und Logistik“ oder „Geprüfter Fachwirt/
Geprüfte Fachwirtin für Marketing“. Bei der Mehrheit, insbesondere
den älteren Abschlüssen wie zum Beispiel „Geprüfter
Wirtschaftsfachwirt/Geprüfte Wirtschaftsfachwirtin“ ist es vermutlich
erforderlich, auch die Quali kationsinhalte zu modernisieren. Der
Grund hierfür sind die im BBiG enthaltenen Qualitätsanforderungen,
die zu erreichenden Kompetenzziele sowie der erforderliche
Mindestlernumfang. Daher muss jeder Fortbildungsabschluss
separat geprüft und bei Bedarf geändert werden, bevor er den
Bachelor oder Master Professional erhält und die IHKs dann
Zeugnisse mit den neuen Abschlussbezeichnungen ausgeben
kö n n e n . S o l c h e ko m p l e tt e n N o v e l l i e r u n g e n e r f o rd e r n
erfahrungsgemäß mehr Zeit. Denn neben der eigentlichen
Verordnung müssen danach auch alle anderen Angebote neu
entwickelt werden. Dazu gehören neben den
Vorbereitungslehrgängen der Bildungsträger nicht zuletzt auch die
Prüfungen.

6
                       fi
Neuer Meisterabschluss mit Zusatz „Bachelor Professional“
Die Rechtsverordnung zum Geprüften Meister und zur Geprüften
Meisterin für Veranstaltungstechnik trat am 31. Dezember 2019 in
Kraft. Damit löste sie gleichzeitig die beiden alten
Meisterverordnungen aus den Jahren 1997 bzw. 2009, die zuletzt
parallel bestanden und jeweils in ihrer Laufzeit bis zum Ende des
Jahres 2019 befristet waren, ab.

Premiere
Zum 18. Dezember 2020 wurde die neue Rechtsverordnung
nochmals durch einen „minimalinvasiven“ Eingriff seitens des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung ersetzt. Somit ist
jetzt die Verordnung über die Prüfung zum anerkannten
Fortbildungsabschluss „Geprüfter Meister für Veranstaltungstechnik
und Geprüfte Meisterin für Veranstaltungstechnik – Bachelor
Pro f e s s i o n a l f ü r Ve r a n s t a l t u n g s t e c h n i k “ g ü l t i g . D i e
Veranstaltungswirtschaft ist damit die erste Branche, deren
Meisterabschluss mit dem neuen Zusatz versehen wurde.

Fokus mittleres Management
Die neue Struktur der Prüfung orientiert sich an den breit
gefächerten Anforderungen, die in der Branche an mittlere
Führungskräfte gestellt werden, und umfasst diese drei
Prüfungsteile: Veranstaltungsprozesse Betriebliches Management
VeranstaltungsprojektIn der bundeseinheitlichen Prüfung sind
integrierende Situationsaufgaben zu bearbeiten, die typischen
betrieblichen Handlungsaufträgen entsprechen sollen. Außerdem
besteht die Prüfung aus der Simulation eines Kon iktgesprächs,
einer Projektarbeit sowie einem Fachgespräch. Der zugehörige
DIHK-Rahmenplan bildet die Basis für die Gestaltung der neu zu
entwickelnden Prüfungsvorbereitungslehrgänge.

Detlef-Michael Haarhaus

7
                                                       fl
Weiterbildung

Weiterbildung auf Wachstumskurs
Die Weiterbildungsbeteiligung der Unternehmen in Deutschland
lag 2019 bei 87,9 Prozent. Das zeigt die zehnte IW-
Weiterbildungserhebung. Durchschnittlich hat sich im Jahr 2019
jeder Mitarbeiter 18,3 Stunden weitergebildet. Das ist eine
Zeitstunde mehr als 2016.

Digitalisierung als Bildungstreiber
Aktuell investieren die Unternehmen 1.236 Euro je Mitarbeiter in
Weiterbildung, knapp 16 Prozent mehr als im Jahr 2016. Das
gesamtwirtschaftliche Investitionsvolumen ist um 23 Prozent
gestiegen und beläuft sich auf 41,3 Milliarden Euro. Die
Digitalisierung ist, wie sich bereits 2016 gezeigt hat, ein
wesentlicher Treiber für Weiterbildung: Digitalisierte Unternehmen
investieren mehr Zeit und Geld in Weiterbildung als andere Unter-
nehmen.

Unternehmensperspektiven
Der größte Teil der Weiterbildung ndet mit 89,2 Prozent während
der bezahlten Arbeitszeit statt. Knapp drei Viertel der befragten
Unternehmen halten die praktizierte Aufteilung der
Weiterbildungskosten zwischen Unternehmen und Mitarbeiter für
angemessen. Ergänzend zu ihrem großen privatwirtschaftlichen
Engagement befürworten rund 70 Prozent der Unternehmen
staatliche Unterstützung – insbesondere für Geringquali zierte,
Ältere oder kleine und mittlere Unternehmen und um den digitalen
Strukturwandel zu meistern. [...] Weiterbildungshemmnisse sollten
zudem durch Information und Beratung abgebaut werden, um noch
mehr Menschen für Weiterbildung zu motivieren und Unternehmen
darin zu unterstützen, Weiterbildungsbedarf zu erkennen.

Susanne Seyda, Beate Placke, IW Trends

8
                      fi
                                               fi
Meister erzählen …

Liebe Meisterkollegen,
in unserem Verbandsorgan imv-aktiv Ausgabe Februar 2021 war der
nette Aufruf der IMV-Presseleitung für die Rubrik „Meister
erzählen ...“ unübersehbar, wieder neu zu beleben. Diesen Aufruf
möchte ich hiermit gerne als langjähriges Mitglied der
Industriemeistervereinigung Ostfriesland und Papenburg e.V., Folge
leisten und von meinem persönlichen, beru ichen Werdegang mit
all den verschiedenen Stationen erzählen.

Doch zunächst meine Daten:
Mein Name ist Wilhelm Söhlke, ich bin im August 1940 in Aurich/
Ostfriesland geboren und mit fünf weiteren Geschwistern
aufgewachsen. Die Kriegszeit haben wir gut überlebt, da mein Vater
als Schlossermeister zwei Betriebe hatte und er es verstand seine
Arbeit in Naturalien zu tauschen.
Im Jahr 1947 begann meine schulische Ausbildung an der Grund-
und Volksschule, die ich als Volksschüler mit mittleren Noten verließ.
Mein Traumberuf, Radiomechaniker zu lernen war inzwischen
gescheitert, da mein Vater in der Zwischenzeit nach Insolvenz seiner
Handwerksbetriebe in Emden bei den Nordseewerken eine
führende Meisterstelle angetreten hatte und er mir dort eine
Lehrstelle als Starkstromelektriker organisiert hatte.
Der Wohnort war immer noch Aurich und so ging es tägliche mit
einem Reisebus (ca. 50 Personen) von Aurich nach Emden und
abends zurück.
Dieses änderte sich erst kurz vor meiner Gesellenprüfung im
Dezember 1954.
Die Nordseewerke galt seinerzeit mit über 500 Mitarbeitern, als eine
Großwerft für Schiffsneubauten bis über 280 m Länge und war mit
mehreren Schwimmdocks, Reparaturwerft für die zivile Schifffahrt,
aber auch für die Marine tätig.
„Lehrjahre sind keine Herrenjahre", so lautete schon damals der
Spruch und so war es dann auch.

9
                                 fl
Die dreieinhalbjährige Ausbildung begann im April 1955 für ein
halbes Jahr in der Lehrwerkstatt für alle Lehrlinge, mit feilen, feilen,
feilen, bohren, biegen usw. und abends die Werkstatt aufräumen,
fegen und putzen, sogar samstags mussten wir ran. Daneben wurde
peinlichst auf das wöchentlich zu führende Berichtsheft geachtet -
bis zum Ende der Lehrzeit.
Die darauffolgende Ausbildung zum Starkstromelektriker (So hieß
seinerzeit der Beruf- heute: Energie-Anlageelektroniker).
Insgesamt mussten nun insgesamt 2 Elektro-Abteilungen
durchlaufen werden: Betriebselektrik mit den Abteilungen,
Schweißmaschinenreparatur, Wartung der Mittelspannungsanlagen,
die sogenannte iegende Beleuchtung an Bord, die
Gebäudeinstandhaltung, die Feinmechanik und die Instandhaltung
aller betrieblichen Krananlagen. Alles ganz spannende
Herausforderungen.

Danach folgte für mich die spannendste, die Elektro-Bordmontage
mit den Unterabteilungen: Elektro-Schiffsneubau und Elektro-
Schiffsreparaturen, welche dann später auch meinen beru ichen
Werdegang prägte. Für jede Unterabteilung bekam man einen so
genannten „Lehrgesellen" an der Hand, der für jeden Lehrling
verantwortlich war. Die meisten hatten Führungsqualitäten, einige
waren mit dem Job überfordert. Aber es funktionierte, auch wenn
der Ton rau war.
Nun war ich dort angekommen, wo ich eigentlich immer hinwollte.
Mit allen Lehrgesellen habe ich mich gut verstanden und meine
Lehre begann nun richtig Spaß zu machen. Meine
Facharbeiterprüfung habe ich im September 1958 praktisch und
theoretisch mit guten Noten bestanden und bekam das Angebot für
eine Übernahme im Elektro-Schiffbau.

Im November 1958 bekamen die Nordseewerke einen ganz
besonderen Reparatur- und Umbauauftrag für ein norwegisches

10
          fl
                                                    fl
Frachtschiff, die M/S Holtbay. Die Werft hatte ein Patent entwickelt,
die es möglich machte, Frachtschiffe, die bislang Kohle, oder
Ähnliches transportierten, zu einem Autotransporter umzubauen.
Die Lösung war simpel, so wurden in den Laderäumen sogenannte
Hängedecks an Steuerbord- und Backbordseite auf entsprechenden
Etagen mit der Möglichkeit eingebaut, diese mit Seilwinden, je nach
Bedarf aus-und einklappen zu können. In der ausgeklappten Lage
konnten die Autos verstaut werden. Vorbedingung war jedoch, dass
die umzubauenden Schiffe eigenes Ladegeschirr wie Masten,
Winden und entsprechende Ladeluken hatten, und das hatte die
M/S Holtbay. Es verlief alles perfekt, da zu diesem Zeitpunkt, das VW
Werk in Emden seine Produktion so gut am Laufen hatte, und
Amerika diesen tollen VW Käfer unbedingt importieren wollten,
spielte hierbei eine positive Rolle. Ich hatte das Glück, von Beginn
an, auf der M/S Holtbay die elektrischen Gleichstromanlagen zu
überholen. Die Elektrik an den dänischen Gleichstomwinden waren
in der „Trampfahrt“ sehr stark heruntergekommen und mussten
komplett überholt werden. Unter den sogenannten
„Kontroller" (Bedienstände für die Winden) auf den Deck befanden
sich die elektrischen Betriebsräume mit den vielen Kupferkontakten,
die allesamt total überholt werden mussten.
Die Werft hatte ausreichend Ersatzteile aus Dänemark kommen
lassen. Im Laufe der Monate hatte ich auch das Glück, die
Hauptschalttafel und die 3 Gleichstromgeneratoren mit überholen
zu dürfen, was mir später einen großen Vorteil verschaffen sollte.

Anfang März 1959 war das Schiff fertig für die Erprobungen und
sollte auslaufen. Drei Tage zuvor war der Chefelektriker wegen eines
Vergehens entlassen und das Schiff suchte dringend einen
Elektriker. Wie gut, dass ich meinen Meister früher mal verraten
hatte, dass ich später unbedingt zur See fahren wollte. Nun war
meine Stunde gekommen.

11
Mit meinem Meister bin ich dann mit „wackeligen Knien" zum
Kapitän und Che ngenieur an Bord zur Vorstellung und bekam mit
seiner Hilfe die sofortige Einstellung.
Nun musste ich am gleichen Tag noch nach Hamburg zum
norwegischen Konsulat und Gesundheitsamt. Abends wieder zurück
nach Hause, Koffer gepackt und am nächsten Morgen war ich an
Bord und habe meinen Dienst als Chefelektriker angetreten. Am
nächsten Mittag sind wir dann zum Kaianleger in Emden, wo wir
dann alle Laderäume mit VW Autos geladen haben, und am
nächsten Morgen ging es dann noch zunächst nach Antwerpen,
Rotterdam, von da über den Nordatlantik zum Panamakanal.
In der Biskaya hatte ich meine erste Seekrankheit. Nach drei Tage
bösen Sturm, wollte ich am liebsten wieder von Bord. Das verging
dann aber ganz schnell. Nun war die See seit Tagen spiegelglatt und
es war tropisch warm. Die Fahrt durch den Panamakanal war
spannend und für mich ein Erlebnis. Ich merkte immer stärker, wie
sehr ich als einziger Deutscher unter den Norwegern, ohne
norwegische Sprachkenntnisse, das gemeinschaftliche Leben an
Bord zum Problem wurde, und bereitete ich für den nächsten Hafen
in Mexiko einen Brief nach Hause vor, mir ein Wörterbuch Deutsch/
Norwegisch und Deutsch/Englisch zu schicken. Nur mit meinem
Schulenglisch kam ich schwerlich zurecht, da meine Kollegen an
Bord gar nicht daran dachten, mit mir deutsch zu sprechen, was fast
alle konnten.
In Mexiko wurden die ersten Autos entladen. Das war dann auch die
Generalprobe und klappte so einigermaßen. Nach 2 Tagen ging es
weiter nach San Diego in Kalifornien, weiter nach Los Angeles/ und
dann nach San Francisco/Santa Monica. Hier lernte ich die Härte der
amerikanischen Schiffsentlader und dessen starke Gewerkschaften,
die UNIEN kennen. Die Schiffsentlader bedienten brutal und
rücksichtslos die Kontroller der Gleichstromwinden.

12
     fi
Holzknüppel in das Bedienhandrad und statt die einzelnen 8 Stufen,
stepp bei stepp, mit der Hand zu bedienen, gleich auf volle „volle
Pulle".
In den unteren elektrischen Räumen ogen die Funken, die Kontakte
hielten dieser Handlungsweise nicht stand, sodass eine Winde nach
der anderen aus el. Bis ich mich bei den Arbeitern beschwert hatte
und zeigen wollte, wie man die Winden richtig bedient, waren
innerhalb von 5 Minuten alle Arbeiter von Bord und machten mir
deutlich, zu streiken. Unser Kapitän musste zum
Gewerkschaftsvormann, mit dem eine mir unbekannte Geldsumme
verhandelt wurde, und die Arbeit ging weiter, natürlich genauso und
ich bekam eine deftige Rüge vom Kapitän, mich in Zukunft nicht
mehr mit den Arbeitern anzulegen. Eine ganze Woche blieben wir
dort und ich konnte meine Landgänge genießen.

Es ging weiter der Westküste Amerikas hoch nach Portland, wo wir
Autos entluden und gleichzeitig jede Menge Zementsäcke auf
riesigen Paletten an Bord nahmen.
Nächster Hafen war dann Vancouver in Kanada. Ein wunderschönes
Land und nicht mit Amerika zu vergleichen. Wir lagen idyllisch in
einer Waldlandschaft.
Das Entladen der fast letzten VW Käfer ging nur langsam voran,
sodass viel Zeit für die Erkundung des wunderschönen Vancouver
übrig blieb. Nun sollte ein besonderes Highlight folgen, der nächste
Hafen hieß Honolulu auf Hawaii. Die letzten Käfer verließen unser
Schiff, auch der in Portland geladene Zement und vieles mehr. An
Land warteten riesige Berge gepackter Obstkartons auf Paletten,
überwiegend Ananas. Glücklicherweise ging das Entladen und
Laden nur mühselig, so dass wir viel Zeit hatten, unsere Insel zu
erkunden. So blieb sogar etwas Zeit, in Waikiki-Beach, zum Baden
zugehen und wurden vom Agenten der Rederei, an einem Sonntag,
zur nächsten großen Insel, der Island of Hawaii zu einer Sightseeing-
Tour eingeladen. Es war ein Traum!

13
     fi
                        fl
Nach 11 Tagen war unser Schiff fertig zum Auslaufen zurück nach
Vancouver, wo wir Korn und Holzrohstoffe geladen haben. Zurück
ging es in fast alle Häfen der Hinreise, wo wir alle möglichen
Materialien für Europa geladen haben. In der Zwischenzeit konnte
ich mit Hilfe meines norwegischen Wörterbuches, schon etwas
norwegisch und machte mich von Tag zu Tag stolzer.
Da man als Chefelektriker im zweiten Of ziersrang an Bord
eingestuft war, speiste man auch im Of zierssalon und war
gezwungen, norwegisch zu sprechen.
Mir ging es hervorragend und die Rückreise durch den
Panamakanal nach Europa machte mich neugierig. Bis auf 3 Tage
vorausgesagten, schweren Sturm in der Biskaya, kamen wir gut in
Europa an.
London, Amsterdam, Antwerpen, Hamburg und Bremen waren
unsere nächsten Häfen wo wir mitgebrachte Güter entladen haben
und wieder die Laderäume mit VW Käfer für die bekannten Häfen in
Mexiko, Nordamerika, Kanada und Hawaii gefüllt hatten. Diese
Reihenfolge erlebte ich dann noch viele Male, bis ich im Juli 1960 in
Bremen abmusterte, um etwas Neues zu erleben. Mich zog es nach
Asien. Auf den Nordseewerken in Emden sollte für eine
norwegische Reederei „Fernlay und Egger" ein großes Tankschiff
gebaut werden und habe mich für die Bauaufsicht beworben. Das
sollte aber noch lange dauern. Dafür hat man mir die Stelle als
Chefelektriker für das in Ostasien fahrende Schwester-Tankschiff
MT Ferncraig angeboten. Das habe ich sofort gemacht, auch dass
mein Heimaturlaub sehr gering aus el. Ende August 1960 ging es
mit dem Flugzeug nach Kuwait, wo ich noch 6 Tage auf das Schiff
warten musste. Es stellte sich heraus, dass der Elektriker wegen
eines Tropenkollers das Schiff verlassen musste. Der Kapitän machte
mir klar, dass ich es mir für 2 Jahre gemütlich machen sollte. Nein,
das war so eigentlich nicht geplant, ich wollte doch spätestens in 8
Monaten in Emden die Bauaufsicht für den geplanten Neubau bei
den Nordseewerken machen. Der Heuervertrag gab dieses nicht

14
                        fi
                                  fi
                                       fi
her. Aber das fast neue 38.000 Tonnen große Tankschiff ge el mir
auch wegen der sehr netten Kollegen sofort. Weit draußen vor
Kuwait auf Rede war die Ladestelle, wo unser Tanker mit Rohöl
beladen wurde. Noch nachts ging unsere Reise zunächst durch den
Persischen Golf nach Colombo/ Sri Lanka, Singapur/Malaysia, nach
Manila/Philippinen und dann nach Yokohama in Japan. Hier war
unsere längste Liegezeit, wo auch abends Landgänge möglich
waren. Hier hatten wir endlich europäisches Wetter und keine
Tropenwärme, an die ich mich noch gewöhnen musste. Nachdem
unser Tanker leer war, ging es nach Hongkong in ein Trockendock, in
dem alle Tanks gereinigt wurden. Diese Prozedur dauerte 1 Woche
und sollte sich bei jeder Reise nach der kompletten Entladung der
Tanks wiederholen. Freizeit gab es reichlich, Hongkong und seine
einmalige Metropole und seiner zauberhaften Umgebung kennen
zu lernen. Ja, es wurden auch seitens der Reederei sogenannte
Sightseeing-Touren, weit ins Innere um Hongkong durchgeführt. Es
war alles ein Traum.
Zurück auf See wurde es nach und nach langweiliger und so
entschloss ich mich, mit einem Fernstudium schon auf meine
geplante Industriemeisterprüfung nach meiner Abmusterung.
Die Kontakte stellte wieder mein Vater her, der sich für mich die
Fernstudium-Schule Christiani in Hamburg ausgewählt hatte. Bereits
nach 28 Tagen Seereise waren meine Unterlagen in Kuwait und ich
konnte loslegen. Zwar war es nicht ganz so einfach, wie ich mir das
vorgestellt hatte, da mir einiges an Fachliteratur fehlte, aber diese
bekam ich nach und nach zugeschickt. Nun hatte ich keine
Langeweile mehr. Im Mai 1962 konnte ich endlich abmustern und
hatte auch nicht mehr dem Wunsch, eine Bauaufsicht des
Schwesterschiffes der MT Ferncraig auf den Nordseewerken
zumachen.

15
                                                 fi
Ich wollte nun unbedingt meine Meisterprüfung machen. Doch
zunächst stand mein Heimaturlaub an, und konnte mich bei der IHK
in Emden für einen bereits fortgeschrittenen Industriemeisterkurs für
Elektrotechnik anmelden und einsteigen. Es passte alles
hervorragend, der Fernlehrgang hatte sich gelohnt. Die
Meisterprüfung erfolgte im Oktober 1962, die ich mit guten Noten
bestand, und konnte nun auf Suche nach einer Anstellung gehen.
Das war aber gar nicht so einfach. Zunächst arbeitete ich als
Eklektiker auf der kleinen Werft „Schulte und Bruns“ in Emden.
Danach bekam ich eine feste Anstellung als Elektrotechniker bei der
Werft Blohm und Voss in Hamburg im U-Bootsbau. Das ge el mir
nicht so sehr, sodass ich dort nach 4 Monaten Schluss machte und in
Emden bei den „Erdölwerken-Frisia“ eine Anstellung als
Elektrotechniker erhielt. Nun war ich leider aus dem Schiffbau raus,
aber die Arbeit dort war sehr spannend und die Bezahlung war
einfach spitze. Natürlich füllte sich mein Ordner in dieser Zeit mit
Bewerbungen in ganz Norddeutschland für eine richtige Stelle als
Elektromeister der Industrie zu nden. Bei allen Firmen gab es
irgendwelche Einwände, bis ich im Dezember 1968 eine Anzeige in
der Zeitung las, dass eine Schiffswerft in Leer in Ostfriesland einen
Nachfolger für den jetzigen Meister sucht. Ich habe mich beworben,
ein Vorstellungsgespräch gehabt und konnte sofort im Februar 1969
beginnen.
Die Werft beschäftigte ca. 500 Leute, davon 30 Elektriker. Wir
bauten Schiffe jeder Art für die ganze Welt und waren spezialisiert
für Spezialschiffe wie Forschungs-, Tauch- und Schwergutschiffe.

Ein Jahr später begann ich dann meine Karriere in der IMV
Ostfriesland und Papenburg.
Durch meine guten Kontakte zu vielen Firmen in Ostfriesland wurde
ich eines Tages gefragt, ob ich mit dabei sein wollte zu helfen, eine
„Bezirksgruppe" (so nannten wir uns früher) der deutschen
Industriemeistervereinigung zu gründen. Da wollte ich unbedingt

16
                      fi
                                                 fi
mit dabei sein.
Im November 1970 trafen
wir     uns      mit   42
Meisterkollegen und
gründeten die IMV
Ostfriesland         und
Papenburg.
Ich übernahm zunächst das
Amt des Pressewartes und
6 Jahre später den Vorsitz,
den ich 23 Jahre bis 2000
innehatte. Seitdem bin ich
Ehrenvorsitzender unserer
heutigen IMV.
Nun könnte ich noch ganz
viel über unsere IMV
erzählen …

Wilhelm Söhlke

17
Zum Schluss

Psychische Gesundheit: Initiative Neue Qualität der Arbeit
informiert
Die Initiative Neue Qualität der Arbeit informiert sehr umfangreich
über das Thema psychische Gesundheit. In den letzten Jahren hat
sich der Anteil psychischer Störungen an den
Arbeitsunfähigkeitszeiten erheblich erhöht. Rund 60 Millionen
Krankheitstage pro Jahr gehen auf psychische Probleme und
Erkrankungen zurück - Tendenz steigend. Die Initiative informiert mit
Kurzchecks für Führungskräfte und Mitarbeiter, einer Handlungshilfe
und einem Praxisordner mit Lösungen, Tipps und Arbeitshilfen.
https://www.psyga.info/psychische-gesundheit/psychisch-gesund-
psychisch-krank
https://www.psyga.info/unsere-angebote

18
Herzlich Willkommen in der
Industriemeistervereinigung
Landesverband Nordwest e.V.,

für Industriemeister/in,
Handwerksmeister/in,
Techniker/in,
Technische Fach- und
Betriebswirte
sowie alle weiteren
technischen Führungskräfte
in Industrie und Handwerk.

  19
Sie können auch lesen