MEISTERLICHES NORDWEST - APRIL 2021 INFORMATIONEN MITTEILUNGEN VERBANDSARBEIT
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Editorial Editorial Seite 1 Inhalt Verbandsarbeit Seite 2 Bachelor Professional Seite 3 Weiterbildung Seite 8 Meister erzählen … Seite 9 Zum Schluss Seite 18 Liebe Leserinnen und Leser, mit der Ausgabe 25. April2021 unserer Verbandszeitschrift „Meisterliches aus Nordwest“ wollen wir die Rubrik „Meister erzählen …“ starten und gleichzeitig alle zu Informationen Mitteilungen Verbandsarbeit ermuntern sich auch mit mehr oder MEISTERLICHES AUS NORDWEST weniger langen Geschichten rege Of zielles Organ zu beteiligen. IMV Landesverband Nordwest e.V. https://www.imv-nordwest.com Erzählen oder schreiben Sie mir von ihrer Ausbildung, ihren Werdegang Vorsitzender: Detlef-Michael Haarhaus, Händelstraße 27, sowie den Stationen aus ihren 30823 Garbsen Tel. 05137 93 76 180 haarhaus@imv-nordwest.com Berufsleben, gerade auch wenn Sie Stellvertretende Vorsitzende / Presseleitung: im Ausland tätig waren oder Gertrud König, Isernhagener Straße 90, sonstige Besonderheiten wie 30163 Hannover Tel. 0511 / 66 53 94. koenig@imv-nordwest.com Weiterbildung oder Hobbys Layout Industriemeistervereinigung Landesverband Nordwest e.V. Gertrud König fi
Verbandsarbeit Virtuelle Vorstandssitzung der IMV Nordwest fand am 24.04.2021 statt Pü n k t l i c h u m 1 0 . 0 0 U h r f a n d d i e e r s t e v i rt u e l l e Gesamtvorstandssitzung der Industriemeistervereinigung Landesverband Nordwest statt. Der Vorsitzende Detlef-Michael Haarhaus konnte als Teilnehmer seine beiden Stellvertreter*innen Helmut Schimk und Gertrud König sowie Hans Ließen vom Beirat begrüßen. Leider konnten Hans-Jürgen Goll und Peter Kuszewski nicht teilnehmen. Aufgrund der derzeitigen unklaren Situation bezüglich der Pandemie wurde als erster Beschluss die Landesdelegiertenversammlung noch einmal verschoben. Als neuer Termin wurde Samstag, der 18. September 2021 festgelegt. Als Veranstaltungsort höchstwahrscheinlich wieder Hannover. Die Lokalität muss noch geklärt werden. Anschließend stellte Detlef- Michael Haarhaus unsere neue Webseite (https://www.imv- nordwest.com) vor. Die komplett neugestaltete Seite kommt sehr gut an und ist deutlich höher von Interessenten frequentiert als die Bundesseite. Die Internetseiten aller regionalen Vereinigung aus unserem Landesverband sind dort ebenfalls verlinkt und für die Industriemeistervereinigungen, die keine eigene internetseite besitzen bzw. dessen Internetseite nicht mehr funktioniert, wurden eigene Seiten auf der Landeswebseite integriert. Unser Landesvorsitzender würde sich freuen, wenn er interessante Berichte von den regionalen Vereinigungen bekäme, auch wenn zurzeit keine Veranstaltungen aufgrund der Pandemie durchgeführt werden können. Dies könnten zum Beispiel interessante Berichte aus dem beru ichen Umfeld sein, aber auch über interessante Hobbys usw. Können gern Berichte an unsere Landesschriftführerin Gertrud König ( koenig@imv-nordwest.com ) versandt werden. Landesvorstand 2 fl
Bachelor Professional Nun geht’s los: Bachelor und Master Professional bei der IHK Am 24. Dezember 2020 traten die ersten Master-Professional- und Bachelor-Professional-Abschlüsse im IHK-Bereich in Kraft. Die neuen Abschlussbezeichnungen stärken die Marke Höhere Berufsbildung in Wirtschaft und Gesellschaft. Zudem geht mit ihnen eine besondere Anerkennung der vielen Prüferinnen und Prüfer einher. Im Berufsbildungsgesetz verankert. Mit dem neuen Berufsbildungsgesetz (BBiG) wurde für die Höhere Berufsbildung der Rahmen für drei neue Abschlussbezeichnungen geschaffen: Berufsspezialist, Bachelor Professional und Master Professional. Die neuen Begriffe sollen die Gleichwertigkeit von beru icher und akademischer Bildung zum Ausdruck bringen, zugleich die Praxisnähe der Fortbildungsabschlüsse unterstreichen und die Mobilität von Fachkräften aus Deutschland unterstützen. Gewürdigt wird mit dieser sprachlichen Aufwertung nicht zuletzt auch die hohe fachliche und persönliche Leistung der vielen ehrenamtlichen IHK-Prüfer*innen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat die konkrete Einführung der neuen Abschlussbezeichnungen und deren Integration in die Fortbildungsordnungen in die Verantwortung der Wirtschafts- und Sozialpartner gegeben. Deren gemeinsame Arbeit ndet nun im IHK-Bereich in sechs überarbeiteten Abschlüssen ihren Niederschlag, die die neuen Bezeichnungen beinhalten. Vorreiter Der „Star“ in dem Reigen ist der IHK-geprüfte „Master Professional in Business Management“. Über alle zuständigen Stellen nach BBiG und Handwerksordnung hinweg ist es der bislang einzige kaufmännische Master. Die Ehre der ersten Absolventinnen und Absolventen hinge-gen ging an die neuen „Bachelor Professional in Bilanzbuchhaltung“ – im Januar wurden die ersten IHK-Zeugnisse überreich. 3 fl fi
Fü r a l l e s e c h s A b s c h l ü s s e g i b t e s kü n ft i g j e w e i l s z w e i Abschlussbezeichnungen. Die Absolventinnen und Absolventen erwerben beide und können selbst entscheiden, welche sie führen wollen. Hintergrund ist die gesetzliche Möglichkeit, der neuen Bezeichnung eine weitere voranzustellen. Die Vertreter der jeweiligen Branchen, also die Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften, haben sich dafür entschieden, die bisherigen Bezeichnungen zu erhalten. Details der NamensgebungDiese sechs Abschlüsse zeigen aber auch, wie bunt die Umsetzung eines Gesetzes sein kann. Das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz prüft jede Verordnung auf Rechtskonformität und dazu gehört die Anforderung, dass generell auch die neuen Abschlussbezeichnungen in deutscher Sprache sein sollen – Bachelor und Master sind demnach schon in die deutsche Sprache eingegangen. In besonders begründeten Fällen kann davon abgewichen werden, wenn beispielsweise für die Absolventinnen und Absolventen aufgrund des sich ergebenden Tätigkeitsfeldes besondere Bezüge insbesondere in die EU vorliegen. 4
Dies liegt nach Einschätzung des Justizministeriums nicht bei allen Abschlüssen gleichermaßen vor. Der Geprüfte Bilanzbuchhalter ist daher ein „Bachelor Professional in Bilanzbuchhaltung“ und der Geprüfte Fachwirt für Einkauf hingegen aufgrund der weltweiten Lieferketten ein „Bachelor Professional in Procurement“. Außerdem kann die Präposition „in“ auch „für“ oder „im“ lauten. Zunächst ändert sich wenig Die sechs Abschlüsse wurden einer sog. minimalinvasiven Änderung unterzogen. Neben den erforderlichen Anpassungen aufgrund der neuen Vorgaben des BBiG wurden jedoch keine Quali kationsinhalte geändert. Die DIHK-Rahmenpläne wie auch alle nachfolgenden Produkte, beispielsweise die Textbände, können weiterhin verwendet werden. Auch die Prüfungsformen wurden nicht verändert. Aber Achtung! Beim Abschluss „Geprüfter Bilanzbuchhalter/Geprüfte Bilanzbuchhalterin“ wurde der schriftliche Prüfungsteil dahingehend modi ziert, dass für die neue Bezeichnung nunmehr jede der drei Aufgabenstellungen mit mindestens 50 Punkten absolviert werden muss. Und zugleich bleibt die bisherige Vorgabe erhalten, dass im Wiederholungsfall wiederum alle drei Aufgabenstellungen abgelegt werden müssen.Das BBiG sieht keine Rückwirkung für die neuen Bezeichnungen vor. Wer seinen Abschluss schon in der Tasche hat, erhält nicht nachträglich den Bachelor oder Master. Nur wer die Prüfung nach neuer Verordnung erfolgreich absolviert hat, darf den neuen Titel führen. In laufenden Prüfungsverfahren, auch bei einer Wiederholung, ist ein Wechsel auf die neue Verordnung indes möglich. Weitere Abschlüsse folgen In diesem Jahr wie auch in den folgenden Jahren sollen alle Abschlüsse sukzessive geändert und um die neuen Abschlussbezeichnungen ergänzt werden. Momentan stimmen die 5 fi fi
b e t e i l i g t e n Pa rt n e r – a l s o I H K s , A r b e i t g e b e r v e r b ä n d e , Gewerkschaften und das Bundesministerium für Bildung und Forschung – das Vorgehen und den Zeitplan ab. Aktuell sieht es so aus, als könnte nochmals eine Gruppe von „Schnellläufern“ auf den Weg gebracht werden, also Abschlüsse, die nur geringfügig geändert werden müssten. Das betrifft vergleichsweise neue Abschlüsse, wie zum Beispiel „Geprüfter Fachwirt/Geprüfte Fachwirtin für Güterverkehr und Logistik“ oder „Geprüfter Fachwirt/ Geprüfte Fachwirtin für Marketing“. Bei der Mehrheit, insbesondere den älteren Abschlüssen wie zum Beispiel „Geprüfter Wirtschaftsfachwirt/Geprüfte Wirtschaftsfachwirtin“ ist es vermutlich erforderlich, auch die Quali kationsinhalte zu modernisieren. Der Grund hierfür sind die im BBiG enthaltenen Qualitätsanforderungen, die zu erreichenden Kompetenzziele sowie der erforderliche Mindestlernumfang. Daher muss jeder Fortbildungsabschluss separat geprüft und bei Bedarf geändert werden, bevor er den Bachelor oder Master Professional erhält und die IHKs dann Zeugnisse mit den neuen Abschlussbezeichnungen ausgeben kö n n e n . S o l c h e ko m p l e tt e n N o v e l l i e r u n g e n e r f o rd e r n erfahrungsgemäß mehr Zeit. Denn neben der eigentlichen Verordnung müssen danach auch alle anderen Angebote neu entwickelt werden. Dazu gehören neben den Vorbereitungslehrgängen der Bildungsträger nicht zuletzt auch die Prüfungen. 6 fi
Neuer Meisterabschluss mit Zusatz „Bachelor Professional“ Die Rechtsverordnung zum Geprüften Meister und zur Geprüften Meisterin für Veranstaltungstechnik trat am 31. Dezember 2019 in Kraft. Damit löste sie gleichzeitig die beiden alten Meisterverordnungen aus den Jahren 1997 bzw. 2009, die zuletzt parallel bestanden und jeweils in ihrer Laufzeit bis zum Ende des Jahres 2019 befristet waren, ab. Premiere Zum 18. Dezember 2020 wurde die neue Rechtsverordnung nochmals durch einen „minimalinvasiven“ Eingriff seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ersetzt. Somit ist jetzt die Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss „Geprüfter Meister für Veranstaltungstechnik und Geprüfte Meisterin für Veranstaltungstechnik – Bachelor Pro f e s s i o n a l f ü r Ve r a n s t a l t u n g s t e c h n i k “ g ü l t i g . D i e Veranstaltungswirtschaft ist damit die erste Branche, deren Meisterabschluss mit dem neuen Zusatz versehen wurde. Fokus mittleres Management Die neue Struktur der Prüfung orientiert sich an den breit gefächerten Anforderungen, die in der Branche an mittlere Führungskräfte gestellt werden, und umfasst diese drei Prüfungsteile: Veranstaltungsprozesse Betriebliches Management VeranstaltungsprojektIn der bundeseinheitlichen Prüfung sind integrierende Situationsaufgaben zu bearbeiten, die typischen betrieblichen Handlungsaufträgen entsprechen sollen. Außerdem besteht die Prüfung aus der Simulation eines Kon iktgesprächs, einer Projektarbeit sowie einem Fachgespräch. Der zugehörige DIHK-Rahmenplan bildet die Basis für die Gestaltung der neu zu entwickelnden Prüfungsvorbereitungslehrgänge. Detlef-Michael Haarhaus 7 fl
Weiterbildung Weiterbildung auf Wachstumskurs Die Weiterbildungsbeteiligung der Unternehmen in Deutschland lag 2019 bei 87,9 Prozent. Das zeigt die zehnte IW- Weiterbildungserhebung. Durchschnittlich hat sich im Jahr 2019 jeder Mitarbeiter 18,3 Stunden weitergebildet. Das ist eine Zeitstunde mehr als 2016. Digitalisierung als Bildungstreiber Aktuell investieren die Unternehmen 1.236 Euro je Mitarbeiter in Weiterbildung, knapp 16 Prozent mehr als im Jahr 2016. Das gesamtwirtschaftliche Investitionsvolumen ist um 23 Prozent gestiegen und beläuft sich auf 41,3 Milliarden Euro. Die Digitalisierung ist, wie sich bereits 2016 gezeigt hat, ein wesentlicher Treiber für Weiterbildung: Digitalisierte Unternehmen investieren mehr Zeit und Geld in Weiterbildung als andere Unter- nehmen. Unternehmensperspektiven Der größte Teil der Weiterbildung ndet mit 89,2 Prozent während der bezahlten Arbeitszeit statt. Knapp drei Viertel der befragten Unternehmen halten die praktizierte Aufteilung der Weiterbildungskosten zwischen Unternehmen und Mitarbeiter für angemessen. Ergänzend zu ihrem großen privatwirtschaftlichen Engagement befürworten rund 70 Prozent der Unternehmen staatliche Unterstützung – insbesondere für Geringquali zierte, Ältere oder kleine und mittlere Unternehmen und um den digitalen Strukturwandel zu meistern. [...] Weiterbildungshemmnisse sollten zudem durch Information und Beratung abgebaut werden, um noch mehr Menschen für Weiterbildung zu motivieren und Unternehmen darin zu unterstützen, Weiterbildungsbedarf zu erkennen. Susanne Seyda, Beate Placke, IW Trends 8 fi fi
Meister erzählen … Liebe Meisterkollegen, in unserem Verbandsorgan imv-aktiv Ausgabe Februar 2021 war der nette Aufruf der IMV-Presseleitung für die Rubrik „Meister erzählen ...“ unübersehbar, wieder neu zu beleben. Diesen Aufruf möchte ich hiermit gerne als langjähriges Mitglied der Industriemeistervereinigung Ostfriesland und Papenburg e.V., Folge leisten und von meinem persönlichen, beru ichen Werdegang mit all den verschiedenen Stationen erzählen. Doch zunächst meine Daten: Mein Name ist Wilhelm Söhlke, ich bin im August 1940 in Aurich/ Ostfriesland geboren und mit fünf weiteren Geschwistern aufgewachsen. Die Kriegszeit haben wir gut überlebt, da mein Vater als Schlossermeister zwei Betriebe hatte und er es verstand seine Arbeit in Naturalien zu tauschen. Im Jahr 1947 begann meine schulische Ausbildung an der Grund- und Volksschule, die ich als Volksschüler mit mittleren Noten verließ. Mein Traumberuf, Radiomechaniker zu lernen war inzwischen gescheitert, da mein Vater in der Zwischenzeit nach Insolvenz seiner Handwerksbetriebe in Emden bei den Nordseewerken eine führende Meisterstelle angetreten hatte und er mir dort eine Lehrstelle als Starkstromelektriker organisiert hatte. Der Wohnort war immer noch Aurich und so ging es tägliche mit einem Reisebus (ca. 50 Personen) von Aurich nach Emden und abends zurück. Dieses änderte sich erst kurz vor meiner Gesellenprüfung im Dezember 1954. Die Nordseewerke galt seinerzeit mit über 500 Mitarbeitern, als eine Großwerft für Schiffsneubauten bis über 280 m Länge und war mit mehreren Schwimmdocks, Reparaturwerft für die zivile Schifffahrt, aber auch für die Marine tätig. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre", so lautete schon damals der Spruch und so war es dann auch. 9 fl
Die dreieinhalbjährige Ausbildung begann im April 1955 für ein halbes Jahr in der Lehrwerkstatt für alle Lehrlinge, mit feilen, feilen, feilen, bohren, biegen usw. und abends die Werkstatt aufräumen, fegen und putzen, sogar samstags mussten wir ran. Daneben wurde peinlichst auf das wöchentlich zu führende Berichtsheft geachtet - bis zum Ende der Lehrzeit. Die darauffolgende Ausbildung zum Starkstromelektriker (So hieß seinerzeit der Beruf- heute: Energie-Anlageelektroniker). Insgesamt mussten nun insgesamt 2 Elektro-Abteilungen durchlaufen werden: Betriebselektrik mit den Abteilungen, Schweißmaschinenreparatur, Wartung der Mittelspannungsanlagen, die sogenannte iegende Beleuchtung an Bord, die Gebäudeinstandhaltung, die Feinmechanik und die Instandhaltung aller betrieblichen Krananlagen. Alles ganz spannende Herausforderungen. Danach folgte für mich die spannendste, die Elektro-Bordmontage mit den Unterabteilungen: Elektro-Schiffsneubau und Elektro- Schiffsreparaturen, welche dann später auch meinen beru ichen Werdegang prägte. Für jede Unterabteilung bekam man einen so genannten „Lehrgesellen" an der Hand, der für jeden Lehrling verantwortlich war. Die meisten hatten Führungsqualitäten, einige waren mit dem Job überfordert. Aber es funktionierte, auch wenn der Ton rau war. Nun war ich dort angekommen, wo ich eigentlich immer hinwollte. Mit allen Lehrgesellen habe ich mich gut verstanden und meine Lehre begann nun richtig Spaß zu machen. Meine Facharbeiterprüfung habe ich im September 1958 praktisch und theoretisch mit guten Noten bestanden und bekam das Angebot für eine Übernahme im Elektro-Schiffbau. Im November 1958 bekamen die Nordseewerke einen ganz besonderen Reparatur- und Umbauauftrag für ein norwegisches 10 fl fl
Frachtschiff, die M/S Holtbay. Die Werft hatte ein Patent entwickelt, die es möglich machte, Frachtschiffe, die bislang Kohle, oder Ähnliches transportierten, zu einem Autotransporter umzubauen. Die Lösung war simpel, so wurden in den Laderäumen sogenannte Hängedecks an Steuerbord- und Backbordseite auf entsprechenden Etagen mit der Möglichkeit eingebaut, diese mit Seilwinden, je nach Bedarf aus-und einklappen zu können. In der ausgeklappten Lage konnten die Autos verstaut werden. Vorbedingung war jedoch, dass die umzubauenden Schiffe eigenes Ladegeschirr wie Masten, Winden und entsprechende Ladeluken hatten, und das hatte die M/S Holtbay. Es verlief alles perfekt, da zu diesem Zeitpunkt, das VW Werk in Emden seine Produktion so gut am Laufen hatte, und Amerika diesen tollen VW Käfer unbedingt importieren wollten, spielte hierbei eine positive Rolle. Ich hatte das Glück, von Beginn an, auf der M/S Holtbay die elektrischen Gleichstromanlagen zu überholen. Die Elektrik an den dänischen Gleichstomwinden waren in der „Trampfahrt“ sehr stark heruntergekommen und mussten komplett überholt werden. Unter den sogenannten „Kontroller" (Bedienstände für die Winden) auf den Deck befanden sich die elektrischen Betriebsräume mit den vielen Kupferkontakten, die allesamt total überholt werden mussten. Die Werft hatte ausreichend Ersatzteile aus Dänemark kommen lassen. Im Laufe der Monate hatte ich auch das Glück, die Hauptschalttafel und die 3 Gleichstromgeneratoren mit überholen zu dürfen, was mir später einen großen Vorteil verschaffen sollte. Anfang März 1959 war das Schiff fertig für die Erprobungen und sollte auslaufen. Drei Tage zuvor war der Chefelektriker wegen eines Vergehens entlassen und das Schiff suchte dringend einen Elektriker. Wie gut, dass ich meinen Meister früher mal verraten hatte, dass ich später unbedingt zur See fahren wollte. Nun war meine Stunde gekommen. 11
Mit meinem Meister bin ich dann mit „wackeligen Knien" zum Kapitän und Che ngenieur an Bord zur Vorstellung und bekam mit seiner Hilfe die sofortige Einstellung. Nun musste ich am gleichen Tag noch nach Hamburg zum norwegischen Konsulat und Gesundheitsamt. Abends wieder zurück nach Hause, Koffer gepackt und am nächsten Morgen war ich an Bord und habe meinen Dienst als Chefelektriker angetreten. Am nächsten Mittag sind wir dann zum Kaianleger in Emden, wo wir dann alle Laderäume mit VW Autos geladen haben, und am nächsten Morgen ging es dann noch zunächst nach Antwerpen, Rotterdam, von da über den Nordatlantik zum Panamakanal. In der Biskaya hatte ich meine erste Seekrankheit. Nach drei Tage bösen Sturm, wollte ich am liebsten wieder von Bord. Das verging dann aber ganz schnell. Nun war die See seit Tagen spiegelglatt und es war tropisch warm. Die Fahrt durch den Panamakanal war spannend und für mich ein Erlebnis. Ich merkte immer stärker, wie sehr ich als einziger Deutscher unter den Norwegern, ohne norwegische Sprachkenntnisse, das gemeinschaftliche Leben an Bord zum Problem wurde, und bereitete ich für den nächsten Hafen in Mexiko einen Brief nach Hause vor, mir ein Wörterbuch Deutsch/ Norwegisch und Deutsch/Englisch zu schicken. Nur mit meinem Schulenglisch kam ich schwerlich zurecht, da meine Kollegen an Bord gar nicht daran dachten, mit mir deutsch zu sprechen, was fast alle konnten. In Mexiko wurden die ersten Autos entladen. Das war dann auch die Generalprobe und klappte so einigermaßen. Nach 2 Tagen ging es weiter nach San Diego in Kalifornien, weiter nach Los Angeles/ und dann nach San Francisco/Santa Monica. Hier lernte ich die Härte der amerikanischen Schiffsentlader und dessen starke Gewerkschaften, die UNIEN kennen. Die Schiffsentlader bedienten brutal und rücksichtslos die Kontroller der Gleichstromwinden. 12 fi
Holzknüppel in das Bedienhandrad und statt die einzelnen 8 Stufen, stepp bei stepp, mit der Hand zu bedienen, gleich auf volle „volle Pulle". In den unteren elektrischen Räumen ogen die Funken, die Kontakte hielten dieser Handlungsweise nicht stand, sodass eine Winde nach der anderen aus el. Bis ich mich bei den Arbeitern beschwert hatte und zeigen wollte, wie man die Winden richtig bedient, waren innerhalb von 5 Minuten alle Arbeiter von Bord und machten mir deutlich, zu streiken. Unser Kapitän musste zum Gewerkschaftsvormann, mit dem eine mir unbekannte Geldsumme verhandelt wurde, und die Arbeit ging weiter, natürlich genauso und ich bekam eine deftige Rüge vom Kapitän, mich in Zukunft nicht mehr mit den Arbeitern anzulegen. Eine ganze Woche blieben wir dort und ich konnte meine Landgänge genießen. Es ging weiter der Westküste Amerikas hoch nach Portland, wo wir Autos entluden und gleichzeitig jede Menge Zementsäcke auf riesigen Paletten an Bord nahmen. Nächster Hafen war dann Vancouver in Kanada. Ein wunderschönes Land und nicht mit Amerika zu vergleichen. Wir lagen idyllisch in einer Waldlandschaft. Das Entladen der fast letzten VW Käfer ging nur langsam voran, sodass viel Zeit für die Erkundung des wunderschönen Vancouver übrig blieb. Nun sollte ein besonderes Highlight folgen, der nächste Hafen hieß Honolulu auf Hawaii. Die letzten Käfer verließen unser Schiff, auch der in Portland geladene Zement und vieles mehr. An Land warteten riesige Berge gepackter Obstkartons auf Paletten, überwiegend Ananas. Glücklicherweise ging das Entladen und Laden nur mühselig, so dass wir viel Zeit hatten, unsere Insel zu erkunden. So blieb sogar etwas Zeit, in Waikiki-Beach, zum Baden zugehen und wurden vom Agenten der Rederei, an einem Sonntag, zur nächsten großen Insel, der Island of Hawaii zu einer Sightseeing- Tour eingeladen. Es war ein Traum! 13 fi fl
Nach 11 Tagen war unser Schiff fertig zum Auslaufen zurück nach Vancouver, wo wir Korn und Holzrohstoffe geladen haben. Zurück ging es in fast alle Häfen der Hinreise, wo wir alle möglichen Materialien für Europa geladen haben. In der Zwischenzeit konnte ich mit Hilfe meines norwegischen Wörterbuches, schon etwas norwegisch und machte mich von Tag zu Tag stolzer. Da man als Chefelektriker im zweiten Of ziersrang an Bord eingestuft war, speiste man auch im Of zierssalon und war gezwungen, norwegisch zu sprechen. Mir ging es hervorragend und die Rückreise durch den Panamakanal nach Europa machte mich neugierig. Bis auf 3 Tage vorausgesagten, schweren Sturm in der Biskaya, kamen wir gut in Europa an. London, Amsterdam, Antwerpen, Hamburg und Bremen waren unsere nächsten Häfen wo wir mitgebrachte Güter entladen haben und wieder die Laderäume mit VW Käfer für die bekannten Häfen in Mexiko, Nordamerika, Kanada und Hawaii gefüllt hatten. Diese Reihenfolge erlebte ich dann noch viele Male, bis ich im Juli 1960 in Bremen abmusterte, um etwas Neues zu erleben. Mich zog es nach Asien. Auf den Nordseewerken in Emden sollte für eine norwegische Reederei „Fernlay und Egger" ein großes Tankschiff gebaut werden und habe mich für die Bauaufsicht beworben. Das sollte aber noch lange dauern. Dafür hat man mir die Stelle als Chefelektriker für das in Ostasien fahrende Schwester-Tankschiff MT Ferncraig angeboten. Das habe ich sofort gemacht, auch dass mein Heimaturlaub sehr gering aus el. Ende August 1960 ging es mit dem Flugzeug nach Kuwait, wo ich noch 6 Tage auf das Schiff warten musste. Es stellte sich heraus, dass der Elektriker wegen eines Tropenkollers das Schiff verlassen musste. Der Kapitän machte mir klar, dass ich es mir für 2 Jahre gemütlich machen sollte. Nein, das war so eigentlich nicht geplant, ich wollte doch spätestens in 8 Monaten in Emden die Bauaufsicht für den geplanten Neubau bei den Nordseewerken machen. Der Heuervertrag gab dieses nicht 14 fi fi fi
her. Aber das fast neue 38.000 Tonnen große Tankschiff ge el mir auch wegen der sehr netten Kollegen sofort. Weit draußen vor Kuwait auf Rede war die Ladestelle, wo unser Tanker mit Rohöl beladen wurde. Noch nachts ging unsere Reise zunächst durch den Persischen Golf nach Colombo/ Sri Lanka, Singapur/Malaysia, nach Manila/Philippinen und dann nach Yokohama in Japan. Hier war unsere längste Liegezeit, wo auch abends Landgänge möglich waren. Hier hatten wir endlich europäisches Wetter und keine Tropenwärme, an die ich mich noch gewöhnen musste. Nachdem unser Tanker leer war, ging es nach Hongkong in ein Trockendock, in dem alle Tanks gereinigt wurden. Diese Prozedur dauerte 1 Woche und sollte sich bei jeder Reise nach der kompletten Entladung der Tanks wiederholen. Freizeit gab es reichlich, Hongkong und seine einmalige Metropole und seiner zauberhaften Umgebung kennen zu lernen. Ja, es wurden auch seitens der Reederei sogenannte Sightseeing-Touren, weit ins Innere um Hongkong durchgeführt. Es war alles ein Traum. Zurück auf See wurde es nach und nach langweiliger und so entschloss ich mich, mit einem Fernstudium schon auf meine geplante Industriemeisterprüfung nach meiner Abmusterung. Die Kontakte stellte wieder mein Vater her, der sich für mich die Fernstudium-Schule Christiani in Hamburg ausgewählt hatte. Bereits nach 28 Tagen Seereise waren meine Unterlagen in Kuwait und ich konnte loslegen. Zwar war es nicht ganz so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte, da mir einiges an Fachliteratur fehlte, aber diese bekam ich nach und nach zugeschickt. Nun hatte ich keine Langeweile mehr. Im Mai 1962 konnte ich endlich abmustern und hatte auch nicht mehr dem Wunsch, eine Bauaufsicht des Schwesterschiffes der MT Ferncraig auf den Nordseewerken zumachen. 15 fi
Ich wollte nun unbedingt meine Meisterprüfung machen. Doch zunächst stand mein Heimaturlaub an, und konnte mich bei der IHK in Emden für einen bereits fortgeschrittenen Industriemeisterkurs für Elektrotechnik anmelden und einsteigen. Es passte alles hervorragend, der Fernlehrgang hatte sich gelohnt. Die Meisterprüfung erfolgte im Oktober 1962, die ich mit guten Noten bestand, und konnte nun auf Suche nach einer Anstellung gehen. Das war aber gar nicht so einfach. Zunächst arbeitete ich als Eklektiker auf der kleinen Werft „Schulte und Bruns“ in Emden. Danach bekam ich eine feste Anstellung als Elektrotechniker bei der Werft Blohm und Voss in Hamburg im U-Bootsbau. Das ge el mir nicht so sehr, sodass ich dort nach 4 Monaten Schluss machte und in Emden bei den „Erdölwerken-Frisia“ eine Anstellung als Elektrotechniker erhielt. Nun war ich leider aus dem Schiffbau raus, aber die Arbeit dort war sehr spannend und die Bezahlung war einfach spitze. Natürlich füllte sich mein Ordner in dieser Zeit mit Bewerbungen in ganz Norddeutschland für eine richtige Stelle als Elektromeister der Industrie zu nden. Bei allen Firmen gab es irgendwelche Einwände, bis ich im Dezember 1968 eine Anzeige in der Zeitung las, dass eine Schiffswerft in Leer in Ostfriesland einen Nachfolger für den jetzigen Meister sucht. Ich habe mich beworben, ein Vorstellungsgespräch gehabt und konnte sofort im Februar 1969 beginnen. Die Werft beschäftigte ca. 500 Leute, davon 30 Elektriker. Wir bauten Schiffe jeder Art für die ganze Welt und waren spezialisiert für Spezialschiffe wie Forschungs-, Tauch- und Schwergutschiffe. Ein Jahr später begann ich dann meine Karriere in der IMV Ostfriesland und Papenburg. Durch meine guten Kontakte zu vielen Firmen in Ostfriesland wurde ich eines Tages gefragt, ob ich mit dabei sein wollte zu helfen, eine „Bezirksgruppe" (so nannten wir uns früher) der deutschen Industriemeistervereinigung zu gründen. Da wollte ich unbedingt 16 fi fi
mit dabei sein. Im November 1970 trafen wir uns mit 42 Meisterkollegen und gründeten die IMV Ostfriesland und Papenburg. Ich übernahm zunächst das Amt des Pressewartes und 6 Jahre später den Vorsitz, den ich 23 Jahre bis 2000 innehatte. Seitdem bin ich Ehrenvorsitzender unserer heutigen IMV. Nun könnte ich noch ganz viel über unsere IMV erzählen … Wilhelm Söhlke 17
Zum Schluss Psychische Gesundheit: Initiative Neue Qualität der Arbeit informiert Die Initiative Neue Qualität der Arbeit informiert sehr umfangreich über das Thema psychische Gesundheit. In den letzten Jahren hat sich der Anteil psychischer Störungen an den Arbeitsunfähigkeitszeiten erheblich erhöht. Rund 60 Millionen Krankheitstage pro Jahr gehen auf psychische Probleme und Erkrankungen zurück - Tendenz steigend. Die Initiative informiert mit Kurzchecks für Führungskräfte und Mitarbeiter, einer Handlungshilfe und einem Praxisordner mit Lösungen, Tipps und Arbeitshilfen. https://www.psyga.info/psychische-gesundheit/psychisch-gesund- psychisch-krank https://www.psyga.info/unsere-angebote 18
Herzlich Willkommen in der Industriemeistervereinigung Landesverband Nordwest e.V., für Industriemeister/in, Handwerksmeister/in, Techniker/in, Technische Fach- und Betriebswirte sowie alle weiteren technischen Führungskräfte in Industrie und Handwerk. 19
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