MENSCHENHANDEL STOPPEN - Wie wir Kinder in Bolivien schützen FREIE SPENDEN - Plan International
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Das Magazin für Stifter:innen 01/21 MENSCHENHANDEL STOPPEN Wie wir Kinder in Bolivien schützen FREIE SPENDEN Warum sie jetzt so wichtig sind
NEUIGKEITEN FOTO: MICHAEL TEWELDE ÄTHIOPIEN GEWALT GEGEN MÄDCHEN BEENDEN Armut, mangelnde Bildung und hohe Arbeitslosigkeit – schlechte Bedingungen, die die hohe Gewalt gegen Mäd- chen und Frauen in Äthiopien nur noch begünstigen. In der ländlichen Projektregion Assosa gibt es kaum Anlauf- stellen für Betroffene. Daher baut Plan International hier ein neues Schutzhaus und betreibt öffentliche Aufklärung über sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt. Auch sollen Mädchen in Schulen in einer sicheren Umgebung lernen können. Lehrer:innen, Eltern, religiöse Autoritäten, Vertreter:innen von Gemeinden, dem Rechts- und Ge- sundheitswesen werden ebenfalls sensibilisiert und mit in das Schutzprogramm einbezogen. Für die Mädchen und Frauen wird es psychologische und medizinische Betreuung geben sowie Ausbildungsmöglichkeiten und Kredite für Kleinunternehmen, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken und ihnen eine Perspektive zu bieten.
EDITORIAL FOTOS: SUSANNE BAADE Dr. Werner Bauch und Kathrin Hartkopf (Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführerin Stiftung Hilfe mit Plan) Liebe Stifter:innen, liebe Freund:innen der Stiftung Hilfe mit Plan, Wir begrüßen unsere neue Geschäftsführerin der Stiftung, Louise von Hobe-Gelting. Eine erfahrene, dynamische Frau, die bereits für Plan International gearbeitet hat. In diesem Heft lernen Sie Ihre neue An- sprechpartnerin gleich ein bisschen kennen. Zudem erwarten Sie in dieser Ausgabe spannende Berichte aus Bolivien zum Thema Men- schenhandel, die Bedeutung freier Spenden in Zeiten von Corona und wie eine junge Frau zu ihrem Abitur Stifterin wurde. Wir wünschen Ihnen inspirierende Momente mit dieser Stifter Post! P.S.: Dies wird die letzte Stifter Post mit mir, Kathrin Hartkopf, sein. Aber ich gehe nur eine Tür weiter in die Geschäftsführung von Plan International Deutschland. Mehr dazu auf Seite 10. Ihr Ihre Dr. Werner Bauch Kathrin Hartkopf Vorstandsvorsitzender Geschäftsführerin INHALT REPORTAGE 4–6 WEISHEITEN DER WELT 7 WERTE WEITERGEBEN 8 3.000 LEAD 9 FÜR HINTER DEN KULISSEN 10 –13 ÜBER ENGAGEMENT MIT GESICHT 14 – 17 MÄDCHEN WERDEN SCHULEN SICHERER CHANCENGEBER 18 – 19 GEMACHT. AKTUELLES 20 Stifter Post 1-2021 | 3
REPORTAGE BOLIVIEN BOLIVIEN MENSCHENHANDEL: SKLAVEREI DES 21. JAHRHUNDERTS Die leitende Plan-Mitarbeiterin Gabriela Alvis berichtet aus unserem Bolivien-Projekt gegen Kinderhandel, wie Plan International gegen dieses Verbrechen vorgeht. FOTO: GABRIELA ALVES Plan-Mitarbeiterin Gabriela Alvis bei einer Kundgebung gegen Menschenhandel in Bolivien. Auf dem Schild steht: Lasst uns einen Deal machen, zeigt Menschen- handel an.
REPORTAGE BOLIVIEN S chockiert sieht die junge Frau aus, als sie haben wir, die Stiftung Hilfe mit Plan, die Co-Finanzierung erfährt, dass sie in eine Falle getappt ist. zugesagt. Wir verfügen in Bolivien bereits über Erfahrung Glücklicherweise in keine echte. Es war im Umgang mit traumatisierten Mädchen, die Schutz vor nur ein Experiment, aber es hätte bitterer Ernst sein kön- sexueller Gewalt suchen. In Tarija haben wir ein Schutz- nen. Die junge Frau hatte sich auf haus für traumatisierte Mädchen errich- eine Anzeige in der lokalen Zeitung in tet und bieten sowohl dort als auch in Santa Cruz in Bolivien gemeldet und WIR HABEN Santa Cruz Aufklärung sowie Berufs- gehofft, darüber eine gut bezahlte KEIN STIMMRECHT, ausbildungen an. Arbeit zu finden. Sie und weitere 73 ABER WIR HABEN „Wir haben in den vergangenen Personen haben ihre persönlichen EINE STIMME. Jahren, der ersten Phase des Projektes Kontaktdaten weitergegeben. Man- ‚Kinderhandel stoppen‘, bereits viel er- che sind sogar in ein Auto gestiegen, das sie zu einem reicht und eine gute Basis geschaffen, die uns jetzt in der Bewerbungsgespräch gefahren hätte. Oder eben mitten zweiten Phase auch durch die Corona-Krise trägt“, erklärt hinein in den Menschenhandel. Gabriela Alvis von Plan Bolivien. Besonders hilfreich wa- Das Ganze ist ein kurzer Dokumentarfilm, der von Plan Bolivien gedreht wurde, um vor allem Jugendliche auf die Gefahren durch sexuelle Ausbeutung und Men- schenhandel aufmerksam zu machen. Die Sklaverei unserer heutigen Zeit. „Es sind Armut, mangelnde Per- spektiven und häusliche Gewalt, die gerade junge Mäd- chen und Frauen zu Opfern von Ausbeutung und Ent- führungen werden lassen“, sagt Gabriela Alvis, Leiterin FOTO: PLAN INTERNATIONAL des Plan-Projektes „Kinderhandel stoppen“ in Bolivien. „In Zeiten von Corona hat sich die Gefahr noch einmal verstärkt, da Kinder nicht mehr in die Schule gehen und ohne Betreuung sind, während ihre Eltern versuchen, Geld zu verdienen und Essen zu beschaffen, oft weit weg in den großen Städten.“ Kinder werden durch Theaterstücke über die Gefahren von Auslöser für das Engagement von Plan Bolivien ge- Menschenhandel aufgeklärt. gen moderne Sklaverei ist ein Gesetz gegen Menschen- handel aus dem Jahre 2012. Ein erster wichtiger Schritt ren bislang Aktivitäten wie Theateraufführungen, in denen im Kampf gegen das Verbrechen. Aber der Regierung das Thema besonders für Kinder leicht verständlich ge- fehlt es an finanziellen Mitteln, um Vermisstenfälle aufzu- macht wurde. Auch gab es Festivals und Aktionen auf der nehmen, ihnen nachzugehen und Täter:innen strafrecht- Straße mit Bannern und Schriftzügen, die Menschen auf lich zu verfolgen. Gelder flossen unter Corona vermehrt die Gefahr des Menschenhandels aufmerksam machten. in den Bereich Gesundheit, während der Schutz von Über 3.000 Kinder haben von diesen Aktivitäten bereits Kindern immer mehr vernachlässigt wurde. Polizei und profitieren können. Lehrer:innen und Schulrät:innen wur- Schutzbeauftragte sind für diese Fälle nicht ausreichend den angehalten, das Thema in ihr Curriculum aufzuneh- ausgestattet, schlecht bezahlt und teils einfach nicht men. Geschichten, Gedichte und Bilder halfen ihnen, die vorhanden. Im letzten Jahr wurden nur ca. 400 Vermiss- Menschenrechtsverletzung zu thematisieren. Mitarbeiten- tenfälle registriert. Dabei muss die Dunkelziffer weitaus de im öffentlichen Dienst, Richter:innen, Polizist:innen wur- höher sein. 70 Prozent der gemeldeten Opfer sind Kinder den geschult. Über Kurzfilme, Radiospots, Flyer, Kalender und junge Frauen, die vor allem sexueller Ausbeutung und Sticker hat Plan Bolivien Aufklärung in Schulen und zum Opfer fallen. Cyberkriminalität und Kinderpornogra- über digitale Medien betrieben. fie sind sprunghaft angestiegen. „Wir haben in der ersten Phase ein gutes Fundament Dieses Projekt wurde bislang von Plan International gelegt“, sagt Gabriela Alvis. „Jetzt gilt es, dieses zu festi- USA initiiert und finanziert. Für eine weitere Projektphase gen und weiter darauf aufzubauen. Vieles davon muss Stifter Post 1-2021 | 5
REPORTAGE BOLIVIEN aten können. Menschenhändlern ger ht vor allem junge Leute in die Hände von lm zeigt Plan Bolivien, wie leic In einem Aufklärungsfi gesetzlich verankert werden. Kinder, Eltern, Lehrer:innen, Thema zu konfrontieren und sie aufzufordern, sich aktiv Polizist:innen, Richter:innen müssen so gut über das Ver- gegen Menschenhandel einzusetzen. Wir haben in die- brechen aufgeklärt sein, dass Täter:innen kein leichtes Spiel sem Thema zwar kein Stimmrecht, aber wir haben eine mehr haben. Es braucht ein stabiles Netzwerk um die poten- Stimme. Und die werden wir sehr laut erklingen lassen“, ziellen Opfer herum. Das gepaart mit Wissen ist ihr Schutz.“ sagt Gabriela Alvis. Erzieher:innen und Eltern sollen daher darin bestärkt Das ist auch notwendig, denn Menschenhandel trifft werden, dass eine liebevolle und wertschätzende Erziehung die Schwächsten, vor allem Mädchen und junge Frauen. Kinder stark macht und schützt. Das Ministerium für Bildung Das wurde auch in den Kurzfilmen deutlich, in denen Plan soll dazu bewegt werden, das Thema Menschenhandel in International über die Sklaverei des 21. Jahrhunderts mit allen Schulen in Tarija und Santa Cruz in den Lehrplan auf- einem Experiment aufklärt. „Ich habe eine kleine Tochter zunehmen. Mitarbeitenden des öffentlichen Dienstes wird und hätte ihr gerne mit mehr Geld eine bessere Zukunft eine offizielle Ausbildung zum Umgang mit Menschenhan- ermöglicht. Deswegen habe ich das Jobangebot aus der del angeboten, die mit einem Diplom abgeschlossen wer- Zeitung angenommen“, sagt eine der Protagonistinnen. den kann. In den Projektregionen Tarija und Santa Cruz „Aber ich hätte niemals gedacht, dass ich in so eine ge- hat Plan Bolivien zudem Konzepte und Gesetzesentwürfe fährliche Falle tappen würde.“ gegen Menschenhandel erarbeitet, die auf Gemeindeebe- ne in Kraft treten sollen. Außerdem ist es Plan International INFO gelungen, Teil des bolivianischen Netzwerkes gegen Men- schenhandel und eines plurinationalen Beirates zu werden. Helfen auch Sie mit Ihrer Spende Stiftung Hilfe mit Plan Ziel ist es, sich als Experte zu etablieren und eine führende Bank für Sozialwirtschaft Rolle auf nationaler Ebene einzunehmen. IBAN: DE60 7002 0500 0008 8757 07 „Im Mai wird es in Bolivien Neuwahlen geben. Es Unter Angabe des Stichworts BOL1269 ist uns sehr wichtig, die neuen Minister:innen mit dem 6 | Stifter Post 1-2021
WEISHEITEN DER WELT „It’s such a privilege to work with young people and girls and to contribute to mobilizing commu- nities in Malawi, Mozambique, Tanzania, Zambia, Zimbabwe to challenge social and traditional norms and practices that affect them negatively. This is not just a job for me. This is my little contri- bution to paving the way for girls and young wo- men to thrive for a future that is definitely female.“ „ES IST EIN SOLCHES PRIVILEG, MIT JUNGEN MENSCHEN UND BESONDERS MÄDCHEN ZUSAMMENZUARBEITEN UND IN MALAWI, MOSAMBIK, TANSANIA, SAM- BIA UND SIMBABWE GEMEINDEN DAZU ZU BEWEGEN, TRADITIONELLE NORMEN UND PRAKTIKEN ZU BEENDEN, DIE SIE NEGA- TIV BEEINFLUSSEN. DAS IST FÜR MICH NICHT EINFACH NUR EIN JOB. DAS IST MEIN KLEINER BEITRAG, MÄDCHEN UND JUNGEN FRAUEN DEN WEG IN EINE BESSERE ZU- KUNFT ZU EBNEN, DIE DEFINITIV WEIBLICH SEIN WIRD.“ Lynn Chinene, Koordinatorin des länderübergreifenden Projekts 18+, Sambia FOTO: JASON J. MULIKITA Stifter Post 1-2021 | 7
WERTE WEITERGEBEN NACHLASS VIELE DENKEN MIT 90 NOCH NICHT AN IHR TESTAMENT Weshalb die Hamburger Unternehmensberaterin Marlies Borcherding ihren Nachlass für einen guten Zweck einsetzen will, und was sie in dieser ungewissen Zeit bewegt. mische Beraterin, hauptsächlich für behördliche Unterneh- men und Körperschaften. „Mich beschäftigt es sehr, dass Frauen für dieselbe Leistung immer noch weniger Lohn bekommen. Die Ar- beit von Männern wird auch in Deutschland im 21. Jahr- hundert noch als wertiger angesehen. Ich wollte Frauen immer schon ermutigen und eine Stimme geben. Daher habe ich nach meiner sozialpädagogischen Arbeit Ende der Achtzigerjahre begonnen, Frauen durch Rhetorikse- FOTOS: PRIVAT minare darin zu unterstützen und zu bestärken, sich in der Männerwelt besser behaupten zu können. So kam ich auch zu meiner jetzigen Tätigkeit.“ Unternehmensberaterin Marlies Borcherding mit ihrem Ehemann Die momentan schon stark spürbaren Auswirkun- W gen der Corona-Krise haben sie und ihren Mann sehr enn nicht jetzt, wann dann“, sagt sie am nachdenklich gemacht. „Frauen sind nun weltweit durch Telefon, als sie trotz der ganzen Wirrun- Quarantäne und Bewegungseinschränkungen wieder gen durch die Corona-Krise Zeit für ein vermehrt aus der Öffentlichkeit verschwunden, und ihre Gespräch findet. Berufliche und private Pläne wurden Teilhabe am beruflichen und politischen Leben ist damit bei Marlies Borcherding gerade durcheinandergewirbelt. dramatisch zurückgegangen. Das Recht auf Bildung kann Daher ist sie umso glücklicher, dass sie ihre aktuell freie- momentan für viele nicht umgesetzt werden, und die Ge- re Zeit nutzen kann und einen weiteren wichtigen Schritt walt an Frauen und Kindern hat überall auf der Welt zuge- in ihrem Leben jetzt schon gemacht hat: die Regelung nommen. Das ist eine sehr gefährliche Entwicklung.“ ihres Nachlasses. Deshalb ist die Hamburgerin dankbar dafür, in „Viele denken mit 90 noch nicht daran, ihr Testament zu Deutschland geboren zu sein, hier zu leben und zu agie- machen. Damit fällt jegliche Entscheidungsfreiheit weg. Ich ren. Besonders schätzt sie die vielen Möglichkeiten, mit kann nur jedem dazu raten, sich früh darum zu kümmern. sozialem Engagement immer etwas bewegen zu können. Das entlastet sehr“, ermutigt Marlies Borcherding alle, die „Ich bin von daher sehr froh über eine Organisation wie mit ihrem Nachlass nachhaltig etwas in der Welt bewirken die Stiftung Hilfe mit Plan, die Projekte von Plan Internatio wollen. „Mein Mann und ich haben uns dazu entschieden, nal fördert und damit Mädchen und Frauen weltweit eine die Stiftung Hilfe mit Plan zu bedenken. Wir selbst sind kin- Perspektive gibt. Etwas Besseres können mein Mann und derlos und möchten einen Teil unseres Nachlasses den ich uns nicht wünschen.“ Kindern zugutekommen lassen, die es besonders benöti- gen. Bei der Stiftung Hilfe mit Plan wissen wir uns in guten INFO Händen. Das beruhigt sehr. Außerdem weiß ich, dass die Stiftung vor allem Mädchen und junge Frauen fördert. Das Haben Sie Fragen zum Thema Nachlass und den Mög- ist mir persönlich sehr wichtig.“ lichkeiten, dauerhaft zu helfen? Wir beraten Sie gern. Die studierte Sozialpädagogin wuchs als Nachkriegs- Sprechen Sie uns unverbindlich an oder besuchen Sie unsere virtuellen Infoveranstaltungen am 13., 14. und kind in Deutschland auf, bemerkte schon früh die Benach- 15. April um jeweils 17:30 Uhr. Weitere Informationen teiligung von Frauen und Mädchen und engagierte sich erhalten Sie unter 040 / 607 716 – 260 oder online auf politisch, um mehr Rechte für Frauen zu fordern. Heute www.plan.de/nachlass arbeitet sie freiberuflich als Coach, Mediatorin und syste- 8 | Stifter Post 1-2021
LEAD LEADER FOR TOMORROW ICH FREUE MICH, WENN ICH ANDERE INSPIRIEREN KANN Dorothee Meigen-Matthes möchte mehr Mädchen in Führungspositionen sehen. W ir haben auf der ganzen Welt dieses sich sozial zu engagieren. In unserer Praxis habe ich ei- Machtgefälle zwischen Männern und nen Aufsteller, über den ich Patienten und auch meine Frauen. Dabei brauchen wir mehr weib- Kolleg:innen gerne darüber informiere, wofür ich mich en- liche Fähigkeiten, damit diese Welt friedlicher wird. Wir gagiere. Das stößt immer auf große Resonanz. Ich freue brauchen Frauen in Führungspositionen“, sagt Dorothee mich, wenn ich andere inspirieren und ihnen ein Vorbild Meigen-Matthes, die seit 2005 zusammen mit ihrem Mann sein kann. Auch meine Kinder habe ich immer mit einbe- eine Tierarztpraxis in Bad Wildungen leitet. zogen. Sie konnten sich immer gut mit den Patenkindern Die resolute Frau hat schon seit 15 Jahren Patenkin- identifizieren, die wir bis heute unterstützen.“ der bei Plan International und entschied sich nun, in den Ihr großes Herz für soziales Engagement hat Dorothee LEAD-Fonds der Stiftung Hilfe mit Plan zuzustiften. Ziel Meigen-Matthes von ihrer Mutter geerbt, die Plan Interna- des Fonds ist es, langfristig Projekte zu sichern, die Mäd- tional schon seit Gründung der Organisation in Deutsch- chen und junge Frauen befähigen, Führungsrollen zu land unterstützt. „Mich überzeugt einfach die Hilfe zur übernehmen. „Mich hat die Idee des LEAD-Fonds sofort Selbsthilfe. Menschen werden durch Bildung gestärkt und angesprochen. Frieden und Wohlstand für jeden können befähigt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Es ist so wir nur erreichen, indem wir gezielt Mädchen fördern, und wichtig, den Mädchen und Jungen vor Ort eine Perspekti- das geht am besten über Bildung.“ Was Dorothee Meigen- ve zu bieten. Das unterstütze ich gerne.“ Matthes noch für die Zustiftung begeisterte, war die Mög- lichkeit, sich einmal oder wiederholt zu engagieren, ohne INFO sich dauerhaft binden zu müssen. „Gerade jetzt in Zeiten von Corona, in denen viele um ihre Jobs bangen, ist es Wollen auch Sie sich für Mädchen stark machen? schön, wenn man spontan eine gute Sache unterstützen Dann entscheiden Sie sich für eine Zustiftung in kann, ohne sich langfristig verpflichten zu müssen.“ unseren LEAD-Fonds. Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE65 7002 0500 0008 8757 14 | Stichwort: LEAD Und dafür will sie auch andere begeistern. „Ange- Bei Fragen rufen Sie uns gerne an unter sichts der starken sozialen Ungleichheit, die in der Welt Tel.: 040 / 607 716 – 260 herrscht, kann ich nur jeden und jede dazu ermutigen, Dorothee Meigen-Matthes (Mitte mit Hund) in ihrer Tierarztpraxis. Sie macht sich für Mädchen stark. FOTO: KATHARINA JÄGER Stifter Post 1-2021 | 9
HINTER DEN KULISSEN INTERVIEW ES FÜHLT SICH WIE NACH HAUSE KOMMEN AN Ab April hat die Stiftung Hilfe mit Plan eine neue Geschäftsführerin. Die einstige Plan- Mitarbeiterin Louise von Hobe-Gelting wird die Leitung übernehmen. Kathrin Hartkopf wechselt in die Geschäftsführung von Plan International Deutschland. Wie beide die- ses neue Kapitel erleben und was dies für Stifter:innen bedeutet, erzählen sie Ihnen in einem persönlichen Gespräch. LOUISE, WIR HEISSEN DICH WILL- ten beide eng mit Stifter:innen und FOTO: JENNER EGBERTS KOMMEN ALS NEUE GESCHÄFTS- Förder:innen zusammen. Für mich FÜHRERIN DER STIFTUNG HILFE fühlt es sich an, als würde ich nach MIT PLAN. DU HAST 2013 BIS Hause kommen. 2016 DEN BEREICH JUGEND- UND FREIWILLIGENKOOPERATION Kathrin Hartkopf: Das kann ich nur VON PLAN INTERNATIONAL bestätigen. Uns verbindet viel mit- GELEITET UND WARST ZULETZT einander, auch wenn wir zwei sehr FÜR STIFTUNGEN IN MÜNCHEN unterschiedliche Typen sind. Louise TÄTIG. WIE IST ES FÜR DICH, ist sehr erfahren und vielseitig aufge- DIE NACHFOLGE VON KATHRIN stellt. Sie hat Schwung und ist eine HARTKOPF ANZUTRETEN? spitzenmäßige Projektmanagerin. Sie kann sich in neue Themen unglaub- Louise von Hobe-Gelting: Ich freue lich schnell einarbeiten und hat eine mich sehr darauf, diese Arbeit fortfüh- wundervolle Art im Umgang mit Men- ren zu dürfen. Mir selbst ist die Arbeit schen. Es wird auch weiterhin viele der Stiftung und von Plan International Überschneidungen zwischen ihrer nicht fremd, da ich bereits eine leiten- Arbeit und meiner geben. de Position in der Kinderrechtsorgani- sation innehatte. Dabei hatte ich von KATHRIN, WIE HAST DU DIE Anfang an viele Überschneidungs- NACHRICHT AUFGENOMMEN, punkte mit der Stiftung und ein sehr DASS DU SPRECHERIN DER enges Verhältnis mit Kathrin. Ich war GESCHÄFTSFÜHRUNG VON für mich so eindeutig ausgefallen auf Projektreisen und Stiftungstreffen PLAN INTERNATIONAL ist und ich die Nachfolge von Mai- mit dabei und stand in persönlichem WERDEN SOLLST? ke Röttger antreten darf. Ich nehme Austausch mit Stifter:innen. Auch als meine neue Aufgabe mit Mut, aber ich dann nach München gegangen Kathrin Hartkopf: Ich habe mir die auch Demut an. Es warten komplexe bin, waren Kathrin und ich weiterhin Entscheidung nicht leicht gemacht. Herausforderungen auf mich, denn in engem Kontakt. Ich weiß, dass ich Die Stiftung Hilfe mit Plan ist mein die momentanen Zeiten sind nicht in sehr große Fußstapfen trete. Was Baby. Ich habe sie zusammen mit einfach. Die Corona-Krise hat starke uns aber verbindet, ist die Begeiste- einem wunderbaren Team aufbauen Auswirkungen auf unsere Projektre- rung für die gemeinnützige Arbeit. Wir dürfen und dann 15 Jahre lang gelei- gionen und dort besonders für Mäd- können uns mit sehr viel Herzblut in tet. Aber ich habe mich auch sehr ge- chen und Frauen. Unsere Lösungen unsere Aufgaben stürzen und arbei- freut, dass das Votum des Vorstands sind immer innovativ und holistisch. 10 | Stifter Post 1-2021
HINTER DEN KULISSEN Wir fördern mit unseren Ansätzen tung waren sie immer mit dabei – vie- nicht nur die Bildung von Mädchen, le seit Gründung der Stiftung und gar ICH MÖCHTE sondern haben immer ihre Gesamtsi- von Plan International Deutschland. VOR ALLEM DEN tuation im Blick. FAMILIENGEDANKEN WAS VERBINDET EUCH JEWEILS WEITER STÄRKEN. WIE IST ES FÜR DICH, DIE STIF- GANZ PERSÖNLICH MIT PLAN TUNG IN NEUE HÄNDE ZU GEBEN? INTERNATIONAL UND DER STIF- TUNG HILFE MIT PLAN? FÖRDER:INNEN DER STIFTUNG Kathrin Hartkopf: Da ich nur eine Tür HILFE MIT PLAN BESONDERS weitergehe, bleibe ich Plan Internatio Louise von Hobe-Gelting: Ich habe WICHTIG SEIN? nal erhalten – das macht es leichter. nur gute Erinnerungen an meine Zeit Ich sehe darin eine tolle Chance für bei Plan International. Ich fühle mich Louise von Hobe-Gelting: Ich möch- die Stiftung, denn ein Wechsel bringt immer noch der Plan-Familie zuge- te für Gespräche offen sein. Sie sind hörig. Wenn man einmal bei Plan das Wichtigste für mich, um heraus- gearbeitet hat, trägt man immer Plan zufinden, was zu jedem Einzelnen in sich. Ich habe die Organisation im- passt. Ich möchte erfahren, was mer als besonders dynamisch emp- die Wünsche der Stifter:innen und funden. Sie verfügt über einen enor- Förder:innen sind. Ich möchte immer men Erfahrungsschatz, ruht sich aber ein offenes Ohr für die Stifter:innen nie darauf aus. Das hat mich immer haben und ihnen Gespräche in einer sehr motiviert. Es war stets spannend vertrauensvollen Atmosphäre ermög- und berührend, mit Kindern, Jugend- lichen. Auch möchte ich ihnen eine lichen, Förder:innen und Mitarbeiten- starke Nähe zu unserer Arbeit und den weltweit zu arbeiten. Darauf freue uns als ihren Ansprechpartner:innen ich mich wieder. bieten, sei es mittels Reisen, durch die Stifter Post, einen Brief, durch Kathrin Hartkopf: Ich empfinde das Telefonate und einfach einen regen ganz ähnlich. Ich verbinde mit mei- Austausch. Das schafft gegenseiti- ner Zeit bei der Stiftung Hilfe mit Plan ges Verständnis, und ich kann die sehr viele schöne, lustige, spannen- Wünsche der Stifter:innen besser ver- de, aber auch traurige und sehr be- stehen. So kann ich sie auch besser wegende Geschichten. Einfach sehr informieren und mit ihnen sogar neue viele sehr persönliche Begegnungen. Ideen entwickeln. Ich möchte dabei Ich habe viel Freude und viel Mit- vor allem den Familiengedanken wei- gefühl erlebt. Es war mir eine große ter stärken. Ehre, so viele Menschen kennenler- Ein weiteres Anliegen, das mir immer frische Impulse und setzt neue nen zu dürfen, sie zu Hause besu- sehr am Herzen liegt, ist die Förde- Energien frei. Dank der Treue und des chen zu können, mit ihnen auf Projekt rung von Mädchen in Zusammenhang Engagements unserer Stifter:innen reisen zu gehen und in den Ländern aktueller politischer und gesellschaft- und eines starken Teams verfügt die so engagierte Plan-Kolleg:innen und licher Entwicklungen. Die Stärke der Stiftung über ein sehr solides Funda- Familien treffen zu können. Das war Stiftung ist es, schnell und flexibel auf ment. Louise ist genau die Richtige, immer sehr inspirierend. Da ich bei Entwicklungen reagieren zu können. um darauf aufzubauen. Gestützt wird Plan bleibe, werden wir alle weiterhin Das will ich uns zunutze machen und das Ganze zusätzlich von unseren miteinander wachsen können. den Bereich Klimawandel stärker ins Gremienmitgliedern. Jede noch so Auge fassen. Denn die Rechte von schwierige Entscheidung haben sie LOUISE, WAS WIRD DIR IN Mädchen hängen direkt mit den Kli- über all die Jahre mitgetragen. Mit viel DER ZUSAMMENARBEIT MIT maveränderungen zusammen. Ihr Sachverstand und kritischer Beglei- DEN STIFTER:INNEN UND Schutz ist jetzt wichtiger denn je. Stifter Post 1-2021 | 11
PLAN FOTO: FOTO: INTERNATIONAL INTERNATIONAL PLAN Freie Spenden helfen, bei Katastrophen sofort handeln zu können, wie hier nach einem Taifun in Vietnam 2020. FREIE SPENDEN ALARMSTUFE ROT Warum freie Spenden gerade jetzt in der Corona-Krise so wichtig sind. W enn ein Naturereignis oder eine poli- tionale Zusammenarbeit bei Plan International Deutsch- tische Krise über die Menschen her- land. „Gerade jetzt in der Corona-Krise geht es darum, einbricht, ist es wichtig, sofort und un- die Programme in den Projektländern am Laufen zu hal- kompliziert helfen zu können“, sagt Dr. Werner Bauch, ten, während die neuen Probleme, die durch Covid-19 Vorstandsvorsitzender der Stiftung Hilfe mit Plan und verursacht werden, noch mit bearbeitet werden müssen. Plan International Deutschland e.V. „Es ist nicht so, dass Corona ist wie eine weitere Hürde bei den ohnehin bereits wir dann einfach nur einen Hilfskonvoi mit Nahrungsmit- vorhandenen Herausforderungen. Wir wollen z.B. wei- teln in ein Land schicken. Wir müssen vielmehr Strukturen terhin Kinderheiraten in Niger verhindern, müssen aber aufrechterhalten. Und das ist eine komplexe Angelegen- gleichzeitig mit neuen Schwierigkeiten umgehen, wie heit, die sich oft nur schwer vermitteln lässt.“ Schulschließungen und zunehmender häuslicher Gewalt Sogenannte „freie Spenden“ ermöglichen es uns, aufgrund von Lockdowns. Diese Krise verläuft ständig in in solchen Notsituationen schnell handeln zu können. Wellenbewegungen. Wir müssen unsere Arbeit täglich Eine freie Spende hat keinen Verwendungszweck. Die anpassen und unsere Maßnahmen nachjustieren.“ Förder:in überlässt es uns, der Organisation, die Mittel so Plan International hat diesmal die „Alarmstufe Rot“ einzusetzen, wie wir es für richtig halten. nicht nur für ein Land ausgerufen, sondern weltweit. Das „Das ist ein großer Vertrauensbeweis in unsere Ar- bedeutet, dass jeder einzelne Bereich der Organisation beit“, betont Fabian Böckler, Leiter der Abteilung Interna- dazu aufgerufen ist, so viel wie möglich an Mitteln zur Ver- 12 | Stifter Post 1-2021
HINTER DEN KULISSEN fügung zu stellen, um diese Katastrophe zu bewältigen. lassen sich ebenfalls am besten mithilfe freier Spenden Alle 70 Plan-Länder müssen nun ihre Kräfte bündeln, um finanzieren. Denn sie benötigen eine gewisse Pilotphase, sich dieser Herausforderung gemeinsam bestmöglich in der wirksame Ansätze überprüft werden, bevor für sie zu stellen. Dank freier Spenden kann die Kinderhilfsor- Geldgeber gewonnen werden können. ganisation auch in Krisen genau das aufrechterhalten, „Projekte mithilfe öffentlicher Geldgeber wie das Aus- wofür sie steht: Programmarbeit, die auf mehreren Ebe- wärtige Amt oder das Bundesministerium für wirtschaftli- nen gleichzeitig wirkt. Sie baut nicht einfach eine Schule, che Zusammenarbeit sind zudem sehr wertvoll, aber brau- sondern vermittelt einer ganzen Gemeinde, dass Bildung chen ebenfalls freie Spenden als Voraussetzung“, sagt Dr. für sie der Weg aus der Armut ist. Und dass dies auch Werner Bauch. „Öffentliche Mittel können z.B. ein Projekt in Zeiten von Krisen nicht über Bord geworfen werden von einer Million Euro realisieren, wir müssen aber ein Ei- sollte. Dieser Ansatz ist lang- genkapital von z.B. 150.000 Euro fristig auf Jahre angelegt und CORONA IST FÜR UNS mitbringen. Das darf dann nicht endet nicht mit dem Abschluss zweckgebunden sein, sondern DIE GRÖSSTE HERAUS- eines Projektes. Das funktioniert muss aus freien Spenden kommen.“ aber nur, wenn alle dazu not- FORDERUNG, DIE PLAN „Unter Corona müssen wir plötz- wendigen Bereiche abgedeckt INTERNATIONAL SEIT lich völlig neu denken und völlig sind: wirtschaftliche Sicherheit DEM ZWEITEN WELT- neue Ansätze entwickeln“, ergänzt der Eltern, sexuelle und repro- KRIEG ERLEBT HAT. Fabian Böckler. „Aufgrund der Ab- duktive Selbstbestimmung von stands- und Hygieneregeln können Mädchen, Kindesschutz, Hygiene und Zugang zu saube- wir Menschen nicht mehr persönlich begegnen oder uns rem Wasser sowie Sanitäranlagen, etc. „Wir nennen das zu Schulungen treffen. Wir betreiben nun Aufklärung zu ‚People-centered approach – Menschenzentrierter An- Themen wie Kinderheirat, sexueller Gewalt und Kinder- satz‘“, erklärt Fabian Böckler. „Einem Kind nützt Bildung rechten mittels digitaler Medien und Haus-zu-Haus-Besu- nur wenig, wenn es keinen Schutz vor Gewalt hat oder chen. Wir versuchen, Bildung bzw. Unterricht über Radio keine reproduktiven Rechte. Wird ein Mädchen früh ver- und Internet aufrechtzuerhalten. Corona ist für uns die heiratet und ungewollt schwanger, wird es aus der Schu- größte Herausforderung, die Plan International seit dem le herausgerissen. Dann ist das Schulgebäude an sich Zweiten Weltkrieg erlebt hat, denn sie ist global. Wir alle für das Mädchen kein Gewinn mehr. Vielmehr müssen sind davon betroffen. Aber ganz besonders eben Kinder die Strukturen stimmen, um den Schulbesuch zu sichern und davon noch einmal verstärkt Mädchen.“ – und zwar nachhaltig.“ Denn Schulschließungen und die Isolation von Mäd- Freie Spenden helfen uns, in genau solche Themen zu chen und Frauen im häusli- investieren, die nicht als harte Komponenten gelten, wie chen Bereich bewirken, dass FOTO: PLAN INTERNATIONAL eben bloß der Bau eines Krankenhauses oder einer Schu- sie aus dem öffentlichen Be- le. Und in solche, die nicht von den Medien abgedeckt reich zurückgedrängt werden, werden, sogenannte vergessene Krisen. Denn regelmä- nicht mehr sichtbar sind und ßig werden Gemeinden in den Projektländern von Plan die Gewalt hinter verschlosse- International von anderen Katastrophen heimgesucht, wie nen Türen gegen sie zunimmt. beispielsweise Überschwemmungen, Erdrutschen, Chole- „Jegliche Sicherheitsnetzwerke ra-Ausbrüchen oder Bränden. Aber auch von politischen brechen für diese Menschen Unruhen und Hungersnöten. Nur wenn wir rasch auf diese weg, die es bislang für sie im Ereignisse reagieren können, können wir auch gewährleis- öffentlichen Raum gab“, sagt ten, dass Kinder beispielsweise weiter zur Schule gehen Fabian Böckler. „Und darauf und Eltern ihre Familien ernähren können. müssen wir als Kinderhilfsorga- Gerade jetzt in der Corona-Krise ist viel Kreativität nisation jetzt reagieren. Schnell Fabian Böckler, Leiter Internationale gefragt. Plan International steht für Innovationen. Diese und unkompliziert.“ Zusammenarbeit Stifter Post 1-2021 | 13
ENGAGEMENT MIT GESICHT MEINE STIFTUNG EINE STIFTUNG ZUM ABITUR Die junge Stifterin Lisa Becker erzählt, wie sie zusammen mit ihrem Vater ihr Engagement begann. FOTO: KATHRIN HARTKOPF Lisa Becker hilft Frauen in Burkina Faso beim Wäschewaschen. 14 | Stifter Post 1-2021
ENGAGEMENT MIT GESICHT Das brachte ihren Vater auf die dass die Gelder in Projekte von Plan Idee für das ungewöhnliche Abi- International fließen und nicht irgend- Geschenk an seine Tochter. Die wo versickern. Ich finde es daher sehr gemeinsame Projektreise der bei- hilfreich, Vorlagen für Briefe und Texte den mit der Stiftung Hilfe mit Plan im von der Stiftung Hilfe mit Plan zu haben, Jahre 2007 – übrigens auch für die die ich für meine Kommunika tion mit Stiftung die erste Projektreise – un- Unterstützer:innen nutzen kann.“ termauerte nur noch ihre Entschei- Anderen Interessierten, die sich en- FOT dung. „Das war ein sehr eindrück- gagieren möchten, die aber wenig Zeit O: HO liches Erlebnis. Alles, was vorher haben und viel beschäftigt sind, rät sie GA N O VE noch so abstrakt war, war plötzlich ebenfalls zu einer Treuhandstiftung. „Es L LL S ganz nah. Dabei habe ich gemerkt, ist gut, die Verantwortung für eine Stif- A dass Menschen auf der ganzen Welt tung immer auf mehrere Schultern zu ndere bekommen im Prinzip die gleichen Grundbe- verteilen. So möchte sich auch mein Va- zum Abitur ihr erstes dürfnisse haben und die gleichen ter demnächst vermehrt in die Stiftungs- Auto geschenkt, ich Wünsche für sich und ihre Kinder. arbeit einbringen. Aber es ergeben sich bekam eine Stiftung. Heute habe Das hat mir ein starkes Gefühl von auch immer wieder Gelegenheiten, bei ich meine Stiftung noch, aber immer Verbundenheit gegeben. Egal, wo denen ich Geld für die Stiftung einneh- noch kein Auto (lacht).“ Die Juristin wir leben, wer wir sind, wir alle wün- men kann, wie Geburtstage oder Weih- und junge Mutter eines kleinen Soh- schen uns Sicherheit, Gesundheit nachten. Was mich sehr berührt hatte, nes ist heute Anfang 30 und genießt und Bildung für unsere Kinder. Vie- war, dass mein Cousin und und seine gerade die Elternzeit, in der sie aber les davon wird in der aktuellen Krise Frau bei ihrer Hochzeit die Kollekte im alle Hände voll zu tun hat. Und auch sehr deutlich. Was wir hier jetzt als Gottesdienst für meine Stiftung gesam- als Dr. Lisa Becker noch gearbei- Ausnahmezustand erleben, ist in an- melt haben. Man steht nie alleine da. Es tet hat, zählten ihre Wochen häufig deren Ländern Alltag.“ gibt immer andere, die sich ähnlich en- 50 bis 60 Arbeitsstunden. Zur Stif- Lisa Becker entschied sich, ihre gagieren und mit einem an einem Strang tungsgründung steckte sie mitten im Stiftung unter dem Dach der Stiftung ziehen. Das ist ein schönes Gefühl.“ Abitur. Trotz ihres vollen Zeitplans Hilfe mit Plan zu gründen, da sie als Lisa Becker mit ihrem Vater 2007 auf war es ihr immer wichtig, sich sozial Schülerin noch nicht über das juris- Projektreise in Burkina Faso. zu engagieren. tische Know-how verfügte wie heute „Meine Eltern haben mir immer und ihr damit eine große Hürde ge- vorgelebt, verantwortungsvoll zu nommen wurde. So konnte sie sich sein und anderen Menschen zu hel- direkt um das Inhaltliche kümmern fen. Wir hatten damals schon drei und die administrative Arbeit abge- Patenkinder in Uganda. Eines der ben. „Zusätzlich ist es von Vorteil, FOTO: KATHRIN HARTKOPF Patenkinder hatte einen absurd lan- eine große, seriöse Hilfsorganisa- gen Schulweg von 1 Stunde und 45 tion im Rücken zu haben“, ergänzt Minuten. Das war für mich ein Schlüs- sie. „Zwar stehe ich mit meinem Ge- selmoment, in dem mir klar wurde, sicht und meinem Namen für meine dass ich mehr machen möchte, als Stiftungsarbeit ein, aber jeder, der nur über Patenschaften zu helfen.“ meine Stiftung unterstützt, weiß, Stifter Post 1-2021 | 15
ENGAGEMENT MIT GESICHT FOTO: FIORELLA RAMOS Das achtjährige Mädchen Luz Clarita erhält über das Radio Schulunterricht bei sich zu Hause in Cusco. PERU FÜR KINDER IST BILDUNG NAHRUNG Peru ist besonders schwer von der Corona-Pandemie betroffen. 2019 besuchten dort Kathrin Hartkopf und Stifter:innen noch das Ernährungsprojekt �Allin Mikuna“ und freuten sich über die Erfolge von Plan International. Wie es für die Menschen dort jetzt weitergeht, erzählt unsere Plan-Projektleiterin Marling Aguila direkt aus Peru. G erade haben die meisten Menschen hier Als erste Maßnahme verteilte Plan Peru daher Essens- andere Prioritäten. Bildung für ihre Kinder körbe und Hygiene-Utensilien an Familien, um den wich- spielt derzeit weniger eine Rolle, wenn sie tigsten Bedarf abzudecken und existenzielle Not zu lindern. nicht wissen, wo sie Essen für die Familie herbekommen Teilnehmer:innen des Ernährungsprogramms „Allin Miku- können oder einfach kein Geld mehr haben.“ Marling na“ waren bereits gestärkt und konnten auf angebautes Aguila, 32, ist Projektleiterin von Plan Peru und hat un- Gemüse aus ihrem Garten zurückgreifen. Nach und nach mittelbar erlebt, wie es Kindern und ihren Eltern in ihrem begannen die Mitarbeitenden, sich wieder mit den Projekt- Land seit Ausbruch der Pandemie im März 2020 ergeht. teilnehmenden zu verbinden. Sie gaben ihnen Handys, Acht Monate lang war das Land in einem harten Lock- Laptops, Prepaidkarten und Internetzugang. Jetzt unter- down. Die meisten verloren über Nacht ihre Arbeit und stützen sie Eltern und Kinder durch Online-Workshops, den damit die Möglichkeit, ihre Familien zu versorgen. Gera- Alltag während des Lockdowns zu meistern und gleichzei- de wurden die Einschränkungen wieder verschärft. tig die Kinderrechte nicht aus dem Blick zu verlieren. Vor „70 Prozent der Bevölkerung arbeiten im informel- allem Mädchen sind sehr engagiert in virtuellen Aktivitäten, len Sektor, als Straßenverkäufer:innen, Putzhilfen oder z.B. gegen Mobbing und sexuelle Belästigung im Internet. Schuhputzer:innen. Da dieser zusammengebrochen ist, Der Kontakt nach außen gibt ihnen Mut und Kraft. gab es für sie plötzlich keine Arbeit mehr, sodass Tausen- „Für Kinder ist Bildung fast genauso wichtig wie Nah- de von Menschen zu Fuß aus den Städten zurück in ihre rung – nämlich für ihren Geist und ihre Seele. Sie ermög- Dörfer gelaufen sind. Es war für sie sehr gefährlich“, er- licht es ihnen, eine Perspektive für sich zu sehen, Träume zählt Marling Aguila. zu entwickeln und nicht zu verzweifeln und zu resignie- 16 | Stifter Post 1-2021
ENGAGEMENT MIT GESICHT FOTO: ALF BERG WIR DÜRFEN MÄDCHEN NICHT AUFGEBEN. Marling Aguila mit Kathrin Hartkopf 2019 auf Projektbesuch. ren. Fast jeder und jede in diesem Land hat Angehörige, Der Staat versucht gegenzusteuern, mit Kampagnen Freunde oder Bekannte verloren. Kinder haben dadurch wie Schulunterricht über das Radio oder Internet. Auch plötzlich sehr traumatische Erfahrungen gemacht. Bislang gibt es mittlerweile eine eigene TV-Sendung namens „Yo zählt das Land über 40.000 Tote.“ Marling Aguila selbst Aprendo en Casa – Ich lerne zu Hause“. Aber vor allem in ist seit dem Ausbruch der Pandemie sehr vorsichtig und den Dörfern und im Hochland haben viele Menschen kei- hält sich strikt an die Maßnahmen, da auch ihre Familie an nen Fernsehanschluss und keine Internetverbindung. Corona erkrankt war. Doch sie sieht in der Isolation von Daher ist die Arbeit von Plan International hier so wich- Familien auch eine große Gefahr für Mädchen und Frauen. tig. Die Familien werden mit den notwendigen Kommunika- „Die meisten Mädchen und Frauen leben mit ihren tionsgeräten ausgestattet, und sie werden unterstützt, sich Familien auf sehr beengtem Raum. Sie sind in dieser Zeit weiterhin autark zu ernähren. „Unsere Arbeit hat sich radi- vermehrt Gewalt ausgesetzt. Auch werden Stereotype von kal geändert. Dabei ist es wichtig, unsere Ansätze nicht aus Mädchen und Frauen wieder verstärkt. Die Mädchen müs- dem Blick zu verlieren, sondern über soziale Netzwerke und sen sich wieder um jüngere Geschwister kümmern, dürfen Webinare weiter Aufklärungsarbeit zu leisten, Bildungsange- nicht mehr lernen, müssen im Haushalt helfen. In den Dör- bote zu schaffen und den Selbstwert der Kinder zu stärken“, fern werden auch die Jungen wieder vermehrt zum Geld- ergänzt Marling Aguila. „Wir dürfen vor allem eins nicht: Wir verdienen geschickt und aus der Schule genommen.“ dürfen Mädchen und ihre Rechte nicht aufgeben!“ Ein Mädchen profitiert von dem Ernährungsprojekt „Allin Mikuna – Mädchen müssen in der Corona-Krise wieder auf jüngere Ge- Kinder gesund ernähren“. schwister aufpassen und im Haushalt arbeiten. FOTO: ALF BERG FOTO: ALF BERG Stifter Post 1-2021 | 17
Die elfjährige Deborah freut sich über die Jugendclubs, die durch das Chancengeber-Projekt in Ruanda er- möglicht wurden. Hierüber erhielt sie eine Schuluniform und wird in ihren reproduktiven Rechten gestärkt.
CHANCENGEBER FO ALS CHANCEN- TO :P AT RI V GEBER MACHEN SIE KINDER STARK W ir wissen, dass unsere Zustiftung als Chancengeber dort wirkt, wo Kinder in Not dringend Hilfe be- nötigen“, sagen Lucia Lorenz und Klaus Lorenz aus Mainz. „Die Unterstützung von Mädchen liegt uns dabei besonders am Herzen, weil wir ihnen eine Chance fürs Leben geben wollen und weil wir die Nachteile, denen sie im Leben ausgesetzt sind, durch unseren bescheidenen Beitrag ein Stück weit lindern möchten.“ Werden auch Sie Chancengeber! Als Chancengeber stärken Sie mit Ihrer Zustiftung langfristig die Projektförderung der Stiftung Hilfe mit Plan. So geben Sie Kindern in aller Welt dauerhaft Zukunftsperspektiven – wie in Ruanda, wo wir frühkindliche Bildung und bessere Lernbedingungen für Kinder und Jugendliche an Schulen ermöglichen. Ein Fokus liegt auf der sexuellen Selbstbestim- mung von Mädchen, da Frühverheiratung, ungewollte Schwangerschaften und der Eintritt in die Pubertät Mädchen häufig daran hindern, weiter zur Schule zu gehen. Dagegen braucht es Aufklärung des gesamten Umfeldes sowie Schutz und Stärkung der Betroffenen. Wollen auch Sie Kinder nachhaltig fördern, dann melden Sie sich gerne bei mir. FOTO: IZLA BETHDAVID Ihre Julia Hammer Tel.: 040 / 607 716 – 236 julia.hammer@stiftung-hilfe-mit-plan.de Stifter Post 1-2021 | 19
DIGITAL BUCHTIPP INFORMATIONSVERANSTALTUNGEN INVISIBLE WOMEN – UNSICHTBARE FRAUEN Haben Sie Fragen zum Thema Nachlass und den Möglichkei- ten, dauerhaft zu helfen? Aufgrund der Corona-Pandemie bie- Unsere Welt ist von Männern für Männer gemacht ten wir Ihnen hierzu virtuelle Veranstaltungen an. Anmeldung und tendiert dazu, die Hälfte der Bevölkerung zu und weitere Informationen unter Tel.: 040 / 607 716 – 260 | ignorieren. Die vielfach ausgezeichnete Autorin und veranstaltungen@stiftung-hilfe-mit-plan.de | Menschenrechtsaktivistin Caroline Criado-Perez www.plan.de/nachlass erklärt anhand von wissenschaftlichen Daten, wie April 13 dieses System funktioniert. Es geht um vermeintlich banale Dinge, die jedoch Frauen auf der ganzen Welt benachteiligen: April etwa der mangelnde Zugang 14 zu Toiletten, die Temperatur in Dienstag, 17:30 Uhr Büroräumen, die Erprobung Thema: Stiftung von Medikamenten vorwiegend Referentin: Rechtsanwältin Melanie an Männern. Faktenreich und Jakobs, Stiftungszentrum.law gleichzeitig spannend wie Mittwoch, 17:30 Uhr ein Kriminalroman. Thema: Testamentsge staltung Referentin: Rechtsanw ältin Kristina VERANSTALTUNG von Heynitz, Stiftungsze ntrum.law STIFTUNGSTREFFEN 2021 April 15 Wir alle sehnen uns danach, endlich wieder mit der gesamten Stiftungsfamilie zusammenzukommen und uns über unser Engagement auszutauschen. Eingebettet in ein dreitägiges Rahmenprogramm soll das 6. Internationale Stiftungstreffen am Samstag, 26.06.2021, in Dresden statt- finden. Mit brisanten Themen und natürlich unter strenger 0 Uhr Donnerstag, 17:3 Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln – wir hoffen en nWerte weitergeb sehr, dass dies im Sommer möglich sein wird. Auf unse- Thema: Immobilie in Ju lia tsanwält Referentin: Rech rer Website halten wir Sie auf dem Laufenden. Anmelden TITELFOTO: ALF BERG Barth, Stiftungsz entrum.law können Sie sich unter Tel.: 040 / 607 716 – 260 oder veranstaltungen@stiftung-hilfe-mit-plan.de Weitere Termine folgen. Aktuelle Infos veröffentlichen wir auf unserer Website. KONTAKT FOTO: JENNER EGBERTS Haben Sie Fragen oder Anregungen? Louise von Hobe-Gelting und ihr Team freuen sich auf Ihren Anruf! Tel.: 040 / 607 716 – 260 | info@stiftung-hilfe-mit-plan.de | www.stiftung-hilfe-mit-plan.de Konto für Zustiftung: Stiftung Hilfe mit Plan | Bank für Sozialwirtschaft | IBAN DE87 7002 0500 0008 8757 06 IMPRESSUM Herausgeberin: Stiftung Hilfe mit Plan, Bramfelder Straße 70, 22305 Hamburg | Erscheint: Zweimal im Jahr | Auflage: 11.800 | Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Werner Bauch, Kathrin Hartkopf | Redaktion: Katharina Vollmeyer | Mitarbeit: Julia Hammer, Emely Inselmann, Marisa Reitz, Friederike Schier, Kim Kira Schmelzer | Schlussredaktion: Ricarda Gerhardt | Gestaltung/Lithografie: Sandra Sodemann, Jantje Selle (mama burns) | Druck: THINKPRINT Wir setzen uns für eine geschlechtergerechte Kommunikation ein und möchten sprachlich nicht diskriminieren. Melden Sie sich, falls Ihnen etwas auffällt.
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