Metrobasel: Lebensqualität als Standortfaktor - Schlussbericht Basel, Januar 2008 - BAK Economics
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Impressum Projektträgerschaft: F. Hoffmann-La Roche AG Kanton Basel-Stadt Novartis International AG Projektleitung: Richard Kämpf Redaktion: Christoph Koellreuter Richard Kämpf Andrea Wagner Produktion: Florian Sieber Postadresse BAK Basel Economics Güterstrasse 82 CH-4002 Basel Tel. +41 61 279 97 00 Fax +41 61 279 97 28 info@bakbasel.com www.bakbasel.com Copyright © Alle Rechte für den Nachdruck und die Vervielfältigung dieses Werkes liegen bei BAK Basel Economics AG. Die Weitergabe des Berichtes oder Teile daraus an Dritte bleibt ausgeschlossen.
Vorwort Die herausragende Stellung von metrobasel als Life-Science-Standort ist ohne hochqualifizierte und talentierte Arbeitskräfte aus der Region und aus aller Welt nicht zu halten. Um diese Talente findet ein Wettbewerb statt, bei dem sich metro- basel positionieren muss. Die Lebensqualität ist dabei ein wichtiger Standortfaktor. Im Rahmen des metrobasel research Projektes „Lebensqualität als Standortfaktor“ hat BAK Basel Economics erstmals die Attraktivität von metrobasel für hochqualifi- zierte Arbeitskräfte in Bezug auf Lebensqualität untersucht und aufgezeigt, wo die Stärken und Schwächen von metrobasel liegen. Erste Ergebnisse dieses Projektes wurden am bkb-Forum vom 22.11.2007 vorge- stellt und diskutiert sowie im „metrobasel report 2007“ veröffentlicht. Der vorliegende Schlussbericht stellt die Ergebnisse des Projektes dar, welche sich aus mehreren Arbeitsschritten zusammensetzten. In einem ersten Arbeits- schritt wurden „schriftliche Experteninterviews“ durchgeführt, welche die herausra- gende Bedeutung der Lebensqualität für Hochqualifizierte als Standortfaktor bestä- tigten. Zweitens wurde metrobasel anhand eines neu geschaffenen BAK Quality of Life Messinstrumentes (BAK QoL Index) mit 15 wichtigen europäischen Metropoli- tanregionen verglichen. Damit wurde erstmals die Lebensqualität in metrobasel im internationalen Kontext beurteilt, bislang fehlte die Metropolitanregion Basel in entsprechenden Standort- bzw. Städtevergleichen. Drittens wurden über 200 Hochqualifizierte befragt. Viertens wurden die Anmerkungen der Unternehmen, der Hochqualifizierten und der Politik zu diesem Thema anhand der Beiträge der Pa- neldiskussion anlässlich des bkb forums vom 22.11.2007, bei der Redaktion des Schlussberichtes integriert. Der vorliegende Schlussbericht liefert eine ausführliche Analyse der Stärken und Schwächen von metrobasel in Bezug auf die Lebensqualität für Hochqualifizierte. BAK Basel Economics liefert auf diese Weise einen wichtigen Beitrag zur Ein- schätzung der aktuellen Positionierung von metrobasel im Wettbewerb um die Talente aus aller Welt und bietet damit eine Diskussionsgrundlage für die weitere Entwicklung von metrobasel in diesem Bereich. BAK Basel Economics möchte an dieser Stelle allen Projektträgern danken. Zu- dem danken wir den Projektpartnern: Konso AG und Fahrländer Partner Raum- entwicklung für ihre fachlichen Beträge sowie den befragten Experten für ihre wert- vollen Einschätzungen. Basel, im Januar 2008
Executive Summary Metrobasel ist attraktiv für Talente aus aller Welt Die höchste Lebensqualität finden die Hochqualifizierten in Zürich und Genf. Das zeigt der Vergleich anhand des BAK Quality of Life Indexes (BAK QoL-Index). Mit etwas Abstand folgt im Ranking Kopenhagen. Metrobasel befindet sich auf dem fünften Platz und weist eine ähnlich hohe Lebensqualität wie Wien und Barcelona auf. London liegt im Mittelfeld und Paris erreicht nur den viertletzten Platz. Von den ausgewählten Metropolitanregionen bietet Mailand Talenten die niedrigste Le- bensqualität. Abbildung 1: BAK Quality of Life Index Gewichtete Rangpunkte 40 35 Umwelt Gesellschaft 30 Wirtschaft 25 20 15 10 5 0 n nd h l en m m el n i on rid a lin f ris se nk en on ric ge ie ss da ol ch er la nd Pa ad ba si W G ha kh l Zü rü er ai ce B el ün Lo M ro M oc en B st H ar et M m op St B m A K Quelle: BAK Basel Economics Die gute Platzierung von metrobasel anhand des BAK-QoL-Indexes zeigt, dass metrobasel bei der Lebensqualität international ganz vorne mit dabei ist und für Hochqualifizierte und Talente aus aller Welt attraktiv ist. Metrobasel kann als ver- gleichsweise kleine Metropolitanregion im Konzert der „Grossen“ mithalten. Vergleich mit Mercer Das BAK Quality of Life Messkonzept führt zu ähnlichen Ergebnissen wie die Erhebung zur Lebensqua- lität der Beratungsfirma Mercer Human Resource Consulting. Zürich und Genf sind auch laut Mercer Studie weltweit top. Wien liegt nach dieser Untersuchung auf Rang drei und Mailand erreicht im interna- tionalen Vergleich nur den 51. Platz. 4
Verlockendes wirtschaftliches Umfeld Metrobasel ist im Wettbewerb um die besten Talente gut positioniert. Dies verdankt metrobasel in erster Linie seiner wirtschaftlichen Attraktivität. Die herausragende Stellung der Life-Sciences-Industrie leistet dazu einen entscheidenden Beitrag. Aber auch die im internationalen Vergleich moderate Besteuerung der Hochqualifi- zierten, ein funktionierender Wohnungsmarkt und eine gute verkehrstechnische Vernetzung tragen zur Lebensqualität der hochqualifizierten Arbeitskräfte in die- sem Bereich bei. Die durchgeführte Befragung von über 200 Hochqualifizierten liefert eine ähnliche Einschätzung. Metrobasel kann bei den objektivierbaren Fak- toren der Lebensqualität, die vor allem in der Entscheidungsphase für den Wohn- ortwechsel eine große Rolle spielen, wie dem Mobilitätspotential, den Lebenshal- tungskosten, der Steuerbelastung und der Wohnattraktivität, hohe Zufriedenheits- werte erzielen. Allerdings handelt es sich dabei um so genannte Dissatifier, d.h. eine hohe Lebensqualität im wirtschaftlichen Bereich ist für die Hochqualifizierten eine Selbstverständlichkeit. Nur wenn bei diesen wirtschaftlichen Faktoren Defizite sichtbar werden, wird dies kommuniziert. Optimierungsbedarf beim gesellschaftlichen Umfeld Im gesellschaftlichen Bereich kann sich metrobasel unter den europäischen Hauptstädten behaupten, muss sich aber mit einem hinteren Platz zufrieden ge- ben. Metrobasel bietet vor allem bei der Sicherheit und Gesundheitsversorgung – wie auch die Befragung belegt – einen hohen Standard. Das Bildungsumfeld sowie das Freizeitangebot ist in metrobasel – als einer der kleinsten hier betrachteten Metropolitanregionen – beachtlich. Die Masse, Buntheit, Lebendigkeit und kulturel- le Diversität grösserer Metropolen kann Basel aber nicht bieten. Die Befragung der Hochqualifizierten zeigte, dass der gesellschaftliche Bereich unterdurchschnittlich Anlass zur Begeisterung bot. Als Begeisterungswerte bezeichnet man dabei Fakto- ren, welche ca. 80% Zustimmung erreichen. Insgesamt wurde der Erlebnis-, Frei- zeit- und Kulturgehalt in metrobasel weniger positiv beurteilt als seine Naturnähe. Metrobasel bietet attraktive Umweltbedingungen Die Naturnähe in metrobasel war in der Umfrage unter den Hochqualifizierten ein überraschend stark ausgeprägter Begeisterungswert. Das BAK Quality of Life Messkonzept bestätigt, dass metrobasel attraktive Umweltbedingungen aufweist. Zusammen mit den beiden andern Schweizer Metropolen Zürich und Genf sowie den nordischen Städten bietet metrobasel überdurchschnittlich gute Umweltbedin- gungen. Metrobasel ist sauber und bietet kurze Wege sowie intakte Naturräume. 5
Inhaltsverzeichnis Executive Summary ........................................................... 4 Inhaltsverzeichnis ............................................................... 6 1 Ausgangslage und Zielsetzung ................................... 8 1.1 Ausgangslage: Wieso messen wir die Lebensqualität für Hochqualifizierte in metrobasel? ............................................................... 8 1.2 Zielsetzung ................................................................................................ 9 2 Konzept und Methodik .............................................. 11 2.1 Theoretische Grundlagen ........................................................................11 2.2 Neuartiges Messkonzept entwickelt von BAK Basel Economics ............12 2.2.1 Der BAK QoL-Index .................................................................................12 2.2.2 Die Befragung der Hochqualifizierten durch die Konso AG ....................16 3 Wirtschaftliches Umfeld............................................. 18 3.1 Überblick ..................................................................................................18 3.2 Einkommen und Arbeitsmarkt .................................................................19 3.3 Wohnungsmarkt.......................................................................................20 3.4 Marktzugang (Verkehrsanbindung) .........................................................22 3.5 Fazit .........................................................................................................22 4 Gesellschaftliches Umfeld......................................... 23 4.1 Überblick ..................................................................................................23 4.2 Bildungsumfeld ........................................................................................24 4.3 Freizeitangebot ........................................................................................26 4.4 Fazit .........................................................................................................29 5 Umweltbedingungen ................................................. 30 5.1 Überblick ..................................................................................................30 5.2 Klima und Lage........................................................................................31 5.3 Umweltbelastungen .................................................................................31 5.4 Verkehr ....................................................................................................32 5.5 Fazit .........................................................................................................33 6 Schlussfolgerungen: Was ist zu tun? ........................ 34 Anhang 1: Die Komponenten und Indikatoren des BAK Quality of Life Indexes............................................... 37 6
Anhang 2: Befragungsergebnisse .................................... 42 Anhang 3: Paneldiskussion .............................................. 61 Abbildungsverzeichnis...................................................... 64 Tabellenverzeichnis.......................................................... 65 Quellen- und Literaturverzeichnis..................................... 66 7
1 Ausgangslage und Zielsetzung 1.1 Ausgangslage: Wieso messen wir die Lebensqua- lität für Hochqualifizierte in metrobasel? Die Verfügbarkeit hochqualifizierter Arbeitskräfte ist ein Schlüsselfaktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Standorten und Regionen. Die Fähigkeit, hochqualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen und zu behalten, beeinflusst die Innova- tionsfähigkeit und die Wachstumsdynamik einer regionalen Volkswirtschaft. Dies wurde in jüngerer Vergangenheit sowohl in der ökonomischen Forschung und Leh- re als auch von den Regionen selbst erkannt. Top-Standorte unterscheiden sich heutzutage bei den „harten“ Standortfaktoren wie z.B. Infrastruktur, Steuern usw. immer weniger, weshalb die „weichen“ Fakto- ren, zu denen die Lebensqualität gehört, an Bedeutung gewinnen. Strategisch darf sich deshalb die Standortpolitik nicht ausschließlich um die traditionellen „harten“ Standortfaktoren kümmern, sondern muss sich auch mit der Optimierung der Standortattraktivität der „weichen“ Faktoren beschäftigen. Zudem werden hochqua- lifizierte Arbeitskräfte immer mobiler und können sich ihren Arbeitsort unter ande- rem danach aussuchen, welche Lebensqualität er bietet. Aus diesen Gründen ver- suchen insbesondere Metropolitanregionen immer stärker, gezielt hochqualifizierte Arbeitskräfte anzulocken und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Es fin- det ein Wettbewerb um Talente («war for talents») statt. Die Standortpolitik muss sich deshalb mit den Schlüsselfaktoren der Hochqualifizierten auseinander setzten. Die von BAK Basel Economics durchgeführten „schriftlichen Experteninterviews“ zur Bedeutung von 15 bedeutenden Standortfaktoren bestätigten die Wichtigkeit der Lebensqualität für hochqualifizierte Arbeitskräfte im Standortwettbewerb (siehe Tab. 1). Die Lebensqualität für Hochqualifizierte ist also ein wichtiger Standortfak- tor. Um seine hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und seine Position als Top- Standort im Bereich Life-Sciences halten und ausbauen zu können, ist metrobasel auf die Talente vor Ort, aber auch aus der ganzen Welt angewiesen. Metrobasel konkurriert ebenfalls um die „besten Köpfe“, und deren Lebensqualität ist ein Schlüsselfaktor im Wettbewerb. Um in diesem Wettbewerb bestehen zu können, ist es zunächst notwendig, die Stärken und Schwächen im Bereich Lebensqualität zu identifizieren. Wie ist es um die Lebensqualität der Hochqualifizierten in metrobasel bestellt und wo gibt es Möglichkeiten und Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung und Stärkung der Standortattraktivität in diesem Bereich? Eine Evaluation der Le- bensqualität in metrobasel ist zudem angezeigt, da metrobasel bisher nur lücken- haft in entsprechenden Städterankings auftaucht (z.B. ist metrobasel nicht in der Erhebung zur Lebensqualität der Beratungsfirma Mercer Human Ressource Con- 8
sulting enthalten). Tabelle 1: Bedeutung der Lebensqualität als Standortfaktor Schriftliche Experteninterviews Bewertung Standortfaktoren Herausragende Innovationsressourcen 4.5 Gute Verfügbarkeit von hochqualifizierten Arbeitskräften 4.5 Ausgebaute Verkehrsinfrastruktur und überdurchschnittliche Erreichbarkeit 4.5 Vorteilhafte Branchenstruktur und wertschöpfungsintensive / wissensbasierte Cluster 4.3 Flexibler Arbeitsmarkt 4.2 Hohe Lebensqualität für Hochqualifizierte 4.1 Gute Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte 3.9 Flexible Produktmärkte 3.8 Tiefe Besteuerung von Unternehmen 3.6 Effiziente Verwaltung 3.6 Hohe Lebensqualität für die Einwohner 3.6 Gute Verfügbarkeit von Gewerbe- und Büroflächen 3.5 Tiefe Besteuerung natürlicher Personen 3.2 Aktive Wirtschaftsförderung 3.0 Tiefe Produktionskosten (Löhne, Mieten u.ä.) 2.7 Quelle: BAK Basel Economics Anmerkungen: 5 = unverzichtbar, 4 = sehr wichtig, 3 = wichtig, 2 = weniger wichtig, 1 = unwichtig 1.2 Zielsetzung Das metrobasel research Projekt „Lebensqualität als Standortfaktor“ zeigt auf, wie attraktiv metrobasel für die besten Talente aus aller Welt ist. Ziel des Projektes ist es, Stärken und Schwächen von metrobasel als Wohn- und Lebensraum für mobi- le, hochqualifizierte Arbeitskräfte zu identifizieren. Mit dem Projekt werden Daten und Grundlagen bereitgestellt, damit in metrobasel die Lebensqualität für Hoch- qualifizierte verbessert werden kann. Zudem wird das Defizit der lückenhaften Be- 9
rücksichtigung von metrobasel in den bereits vorhandenen Studien behoben. Aus den Ergebnissen wird als Fazit abgeleitet, was mögliche Ansatzpunkte sein könn- ten, um im Wettbewerb um die besten Talente auch zukünftig bestehen zu können. Der vorliegende Bericht fasst die Ergebnisse der ersten Projektphase zusammen, die auf den Resultaten bzw. Beiträgen der folgenden Arbeitsschritte beruhen: • „Schriftliche „Experteninterviews“ zur Bedeutung der Lebensqualität für Hochqualifizierte als Standortfaktor • Der aus 27 Indikatoren bestehende BAK QoL-Index. Metrobasel wurde dabei mittels des BAK QoL-Indexes mit wichtigen europäischen Metropoli- tanregionen verglichen, mit denen es in einem Standortwettbewerb steht. • Befragung von über 200 direkt betroffenen Hochqualifizierten in metroba- sel • Paneldiskussion anlässlich des bkb forums vom 22.11.2007 zum Thema metrobasel: Lebensqualität für uns und attraktiv für Talente aus aller Welt. In einer zweiten Projektphase sollen zusätzlich Life-Sciences-spezifische Bench- marking- Städte – insbesondere aussereuropäische – berücksichtigt werden. 10
2 Konzept und Methodik 2.1 Theoretische Grundlagen Wichtige theoretische Grundlagen für das Lebensqualitäts-Messkonzept von BAK Basel Economics liefern die Humankapitaltheorie und die Theorie der kreativen Klasse („creative class“). Die Forschungen zur Humankapitaltheorie zeigen, dass ein starker Zusammenhang zwischen der Ausstattung mit Humankapital in einer Region und deren ökonomischem Wachstum besteht. Nach der Theorie der kreati- ven Klasse treiben die Standortentscheidungen der kreativen Klasse das regional- ökonomische Wachstum an. Im Gegensatz zur Humankapitaltheorie wird damit in der Theorie der kreativen Klasse ein bestimmter Typ von Humankapital in den Mittelpunkt gerückt. Ausserdem ermöglicht dieser Theorieansatz, dass die Stand- ortfaktoren dieser Gruppe identifiziert werden können. Richard Florida, einer der wichtigsten Vertreter der Theorie der kreativen Klasse, nennt vor allem drei Schlüsselfaktoren, die entscheidend sind, dass sich die kreati- ve Klasse in einer Region ansiedelt und dort Innovation und ökonomisches Wachs- tum generiert: Talente, Technologie und Toleranz. Die Kreativen fühlen sich ange- zogen von Orten, in denen bereits Hochqualifizierte (Talente) wohnen und in de- nen ein tolerantes Umfeld gegeben ist. Zudem muss dort das technologische Wis- sen bzw. ein Arbeitsmarkt vorhanden sein, damit dort auch Wachstum entstehen kann. Die Ansiedlung von Hochqualifizierten bzw. Talenten ist demzufolge eine wesentliche Voraussetzung bzw. ein Inputfaktor für regionales Wachstum und In- novation. Die beiden Begriffe Talente und Hochqualifizierte werden in der Literatur teilweise unterschiedlich definiert. Während sich der Begriff Hochqualifizierte häufig auf Ar- beitskräfte mit einem tertiären Bildungsabschluss bezieht, ist der Begriff Talente breiter gefasst und nicht unbedingt an einen tertiären Bildungsabschluss gebun- den. In der vorliegenden Studie zur Lebensqualität in metrobasel werden die beiden Begriffe Talente und Hochqualifizierte grundsätzlich als Synonyme verwendet. In der Untersuchung zur Lebensqualität in metrobasel geht es somit nicht nur um die Lebensqualität für Arbeitskräfte mit einem tertiären Bildungsabschluss, sondern generell um die Lebensqualität für „talentierte“ Arbeitskräfte mit einem grossen Innovations- und Leistungspotenzial. Einigkeit herrscht in der Forschung darüber, dass die Lebensqualität der Men- schen mehrdimensional und sowohl objektive als auch subjektive Aspekte beinhal- tet. Die Messung der Lebensqualität für Hochqualifizierte sollte sich demzufolge an den Erwartungen und Anforderungen der Hochqualifizierten orientieren. Was macht Orte für Hochqualifizierte und Talente attraktiv? Je nach Alter, Familien- stand, Branchenzugehörigkeit, Geschlecht der Hochqualifizierten variieren die Erwartungen und Anforderungen die sie an einen Arbeits- und Wohnortstellen. Aus diesem Grunde ist es notwendig, dass die Messung der Lebensqualität möglichst umfangreich durchgeführt wird. 11
2.2 Neuartiges Messkonzept entwickelt von BAK Ba- sel Economics Die Entwicklung eines objektiven Messinstruments ist ein anspruchsvolles Unter- fangen. Zum einem können nicht alle relevanten Lebensqualitäts-Aspekte gleich gut durch Indikatoren abgebildet werden. Zum anderen gibt es keine gültigen Aus- sagen darüber, welche Bereiche der Lebensqualität wie wichtig sind. Die Untersu- chung der Lebensqualität der Hochqualifizierten in metrobasel stützt sich deshalb einerseits auf ein eigens dafür entwickeltes Messinstrument, den BAK Quality of Life Index (BAK QoL-Index), der auf mehrheitlich objektiven Indikatoren beruht. Andererseits führte die Konso AG im Auftrag der metrobasel Programmleitung eine Befragung von Hochqualifizierten in metrobasel durch, um die Sichtweise der Be- troffenen direkt einfliessen zu lassen. Die Interpretation der Lebensqualität der Hochqualifizierten in metrobasel im Benchmarkingvergleich fusst auf der Kombination der beiden Untersuchungsan- sätze. Berücksichtigt wurden zudem die Diskussionsbeiträge des Panels: metroba- sel: Lebensqualität für uns und attraktiv für Talente aus aller Welt am bkb forum vom 22. November 2007. Damit geht die durchgeführte Untersuchung methodisch weit über die meisten „Städterankings“ hinaus. Bestehende Konzepte zur Messung der Lebensqualität von Hochqualifizierten Umfassende Erhebungen zur Lebensqualität von Hochqualifizierten führt zum Beispiel die Beratungs- gesellschaft Mercer Human Resource Consulting durch. Das Ranking erfolgt anhand von 39 Kriterien zur Beurteilung der Lebensqualität, die u.a. politische, soziale, wirtschaftliche und umweltorientierte Faktoren einschliessen. Die Ergebnisse sollen Unternehmen und Regierungen bei der Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland helfen. Um die Wettbewerbsposition einer metropolitanen Region im Vergleich zu ihren „Konkurrenzstandorten“ zu analysieren, ist der Mercer-Index aufgrund seiner Ausrichtung auf die Errechnung von Kompensationszahlungen weitgehend ungeeignet. Der European Cities Monitor vergleicht ebenfalls die Lebensqualität von Mitarbeitern in verschiedensten Städten weltweit. Der Ver- gleich beruht aber ausschließlich auf der subjektiven Einschätzung von Unternehmen. 2.2.1 Der BAK QoL-Index Aufbau des BAK QoL-Indexes: Um Talente und Hochqualifizierte anziehen und behalten zu können, müssen die Regionen in verschiedenen Themenfeldern att- raktiv sein. Insgesamt setzt sich der BAK QoL-Index deshalb aus 27 Indikatoren zusammen. Um die Übersichtlichkeit zu erhöhen, wurden die Einzelindikatoren zu drei unterschiedlich gewichteten Bereichen zusammengefasst: Wirtschaftliches Umfeld, Gesellschaftliches Umfeld und Umweltbedingungen. Die drei den «BAK Quality of Life Index» bildenden Bereiche sind wiederum gegliedert in einzelne unterschiedlich gewichtete Komponenten. Die Auswahl und Gewichtung der Berei- che und Komponenten stützt sich auf Forschungsliteratur und Expertengespräche. 12
Abbildung 2: BAK Quality of Life Messkonzept Übersicht: Bereiche Wirtschaft, Gesellschaft, Umwelt Quelle: BAK Basel Economics Die Gewichte der einzelne Bereiche und deren Komponenten können der grau unterlegten Übersicht zum BAK QoL-Index entnommen werden (siehe unten). Ein attraktives wirtschaftliches Umfeld (attraktive Arbeitsplätze, hohe Einkommen und eine hohe Kaufkraft) ist eine Voraussetzung für eine hohe Lebensqualität. Ein attraktives wirtschaftliches Umfeld ist zwar eine notwendige, aber keine hinrei- chende Bedingung. In Abstimmung mit den Experten werden die Bereiche Wirt- schaft und Gesellschaft deshalb zu je 40% gleich gewichtet. Die Umweltbedingun- gen haben ein Gewicht von 20%. Innerhalb des wirtschaftlichen Umfelds bekommen die Komponenten „Einkommen und Konsum“ sowie „Arbeitsmarkt“, wegen ihrer grossen Bedeutung für die Le- bensqualität, mit je einem Drittel das stärkste Gewicht. Die Komponente „Woh- nungsmarkt“ wird in Anlehnung an die Befragungsergebnisse etwas geringer ge- wichtet. Den geringsten Stellenwert erhält die Komponente „Marktzugang“, da die- se nur als reine verkehrstechnische Anbindung berücksichtigt wird und nicht als Marktzugang in einem umfassenden Sinne (Offenheit von Märkten). 13
Der BAK Quality of Life Index: Bereiche, Komponenten, Indikatoren und Gewichtung (* Gewichtung innerhalb des Bereiches) Wirtschaftliches Umfeld (Gewichtung: 40%) Einkommen und Konsum (33,3%*): Stundenlöhne, Steuerbelastung für Hochqualifizierte, Lebens- haltungskosten Arbeitsmarkt (33,3%*): Beschäftigungswachstum, Wachstum qualifizierter Arbeitsplät- ze, Arbeitslosenquote Wohnungsmarkt (20%*): Mieten, Wohnfläche pro Bewohner, Wohnlage (Nähe zu See oder Meer) Marktzugang (13,4%*): Globale und kontinentale Erreichbarkeit Gesellschaftliches Umfeld (Gewichtung: 40%) Sicherheit (24,7%*): Subjektives Sicherheitsempfinden Gesundheit (24,0%*): Beschäftigte im Sozialwesen je Einwohner, Zufriedenheit mit Gesundheitssystem Bildungsumfeld (28%*): Anzahl Studenten, Qualität der Universitäten, Internationales Schulangebot, Anteil Arbeitskräfte mit Tertiärausbildung Freizeitangebot (23,3%*): Museumsangebot, Beschäftigte im Unterhaltungssektor pro Einwohner, Beschäftigte in Hotels und Restaurants pro Ein- wohner, herausragende Restaurants, Tourismusintensität Umweltbedingungen (Gewichtung: 20%) Klima und Lage (33,3%*): Regentage, Nähe zu See oder Meer Umweltbelastung (33,3%*): Subjektive Einschätzung der Sauberkeit Verkehr (33,3%*): Öffentliches Verkehrsnetz Im gesellschaftlichen Bereich hat – gemäss den „schriftlichen Experteninterviews“ – das Bildungsumfeld das stärkste Gewicht (27%), gefolgt von Sicherheit (25%) und Gesundheit (24%). Das Freizeitangebot besitzt ein Gewicht von 23,3%. Die Komponenten des Bereiches Umweltbedingungen werden – ebenfalls in Anleh- nung an die „schriftlichen Experteninterviews“ – gleich gewichtet. Der Benchmarking-Vergleich: Das Kernelement eines jeden Benchmarkings ist die Auswahl der Vergleichsregionen. Als Benchmarking-Städte für metrobasel wurden die beiden Schweizer Metropolitanregionen Zürich und Genf sowie weitere 13 europäische Metropolen ausgewählt. Ein wichtiger Aspekt ist die zugrunde ge- legte Gebietsabgrenzung. Die verwendete geographische Abgrenzung variiert je nach Indikator. Dies liegt zu einem an der Verfügbarkeit, da nicht alle Indikatoren durchgehend für Metropolitanregionen erhältlich waren. Zum anderen ist es nicht bei allen Indikatoren ökonomisch sinnvoll als Gebietsabgrenzung Metropolitanregi- 14
onen zu benutzen. Je nach Indikator variiert deshalb der den Indikatoren zugrunde liegende Raum von einer engen Abgrenzung, den eigentlichen Kernstädten, bis zur weiter gefassten funktional zusammenhängenden Metropolitanregion. Bei den ausgewählten Benchmarking-Regionen handelt es sich nicht in erster Linie um Konkurrenzstandorte für die Basler Life-Sciences-Industrie, sondern um wichti- ge, im Wettbewerb mit metrobasel stehende europäische Metropolitanregionen. Dahinter steht die Überzeugung, dass metrobasel im Wettbewerb um die besten Talente nicht nur im Life-Sciences-Cluster, sondern insbesondere auch bei wert- schöpfungsintensiven urbanen Dienstleistungen gefordert ist. Metrobasel muss sowohl für Talente aus der Life-Sciences-Industrie als auch für Talente aus dem urbanen Sektor attraktive Bedingungen anbieten, um im intensiven Standortwett- bewerb zwischen den Metropolitanregionen erfolgreich zu sein. Zudem vereinfach- te die Beschränkung auf europäische Städte das Erheben und Auswerten der dem BAK QoL-Index zugrunde liegenden Daten. Abbildung 3: Gebietsabgrenzung metrobasel Lörrach LK Lörrach Sierentz Huningue Basel-Stadt Rheinfelden Arlesheim Laufenburg Ferrette Liestal Dorneck Sissach Laufen Thierstein W aldenburg Delémont Quelle: BAK Basel Economics 15
Tabelle 2: Metrobasel und 15 Konkurrenzstandorte Übersicht Benchmarking- Einwohner Stadt Metropolitanregion Region (Region) Metrobasel Basel Metrobasel (Abb. 3) 887'640 Bassin Lémanique Genf Genf (Genève, Vaud) 1'063'100 Zürich Zürich Kanton Zürich 1'249'890 Amsterdam Amsterdam Provincies Noord-Holland 2'587'270 Barcelona Barcelona Provincia Barcelona 5'117'890 Madrid Madrid Comunidad de Madrid 5'804'830 Berlin Berlin Bundesland Berlin 3'388'480 München München Region München* 2'859'100 Brüssel Brüssel Bruxelles / Brussels 999'900 Helsinki Helsinki Uusimaa 1'338'180 Kopenhagen Kopenhagen København 1'211'790 London London Greater London 7'387'800 Mailand Mailand Provincia Milano 3'775'770 Paris Paris Ile de France 11'319'970 Stockholm Stockholm Stokholm 1'860'870 Wien Wien Bundesland Wien 1'598'630 Anmerkungen * Region München = Stadt- und Landkreis München, Landkreise Starnberg, Dachau, Fürstenfeldbruck, Ebersberg, Freising, Erding, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen a.d. Ilm und Stadtkreis Ingolstadt. ** København = København og Frederiksberg kommuner und Københavns amt. Quelle: BAK Basel Economics – International Benchmarking Database 2007. 2.2.2 Die Befragung der Hochqualifizierten durch die Konso AG Die Konso AG befragte im Auftrag der metrobasel Programmleitung im September 2007 über 200 hochqualifizierte Mitarbeitende von im internationalen Wettbe- werbsumfeld massgebenden Firmen im Raum Basel zur Lebensqualität. Rund die Hälfte der Befragten waren Ausländer. Etwa 50% der Befragten stammte aus der Life-Sciences-Industrie. 16
Die Befragung wurde über das Internet abgewickelt. Die Befragten griffen dazu über ihre Bildschirme auf die Befragungswebsite zu. Der Befragungsablauf lag vollstrukturiert vor mit geschlossenen und offenen Antwortmöglichkeiten. Befragungs- und auswertungstechnisch hält sich die Befragung an das transakti- onsorientiert („Erlebnisse“) abgefragte Maslow’sche Bedürfnismodell: Positiv prä- gend sind emotionale Faktoren, sog. „Satisfier’s“ oder „Motivatoren“ wie zum Bei- spiel die Herzlichkeit gegenüber Neuzuzügern. Negativ prägend sind sog. „Dissa- tisfier’s“. Diese Faktoren sind quasi selbstverständlich und werden nur dann wahr- genommen, wenn das erwartete Erfüllungsniveau unterschritten ist. Ein Beispiel dafür ist, dass man gute Luft erwartet und sie einem nur auffällt, wenn sie einmal schlecht ist. Die Befragung zur Lebensqualität berücksichtigte die Systematik des BAK QoL-Indexes. Tiefer gehende Ausführungen zur Befragung finden sich in Anhang 2. 17
3 Wirtschaftliches Umfeld 3.1 Überblick Im globalen Wettbewerb um die besten Talente ist ein attraktives wirtschaftliches Umfeld entscheidend. Verschiedene Aspekte spielen dabei eine Rolle: Gibt es genügend Jobs? Welches sind die Einkommensperspektiven (brutto und netto)? Gibt es genügend attraktiven Wohnraum? Wie ist das Preis-/Leistungsverhältnis auf dem regionalen Wohnungsmarkt? Wie gut ist die Metropolitanregion Basel mit den globalen Märkten verbunden (Marktzugang)? Abbildung 4: Wirtschaftliches Umfeld Gewichtete Rangpunkte 210 Marktzugang 180 Wohnungsmarkt Arbeitsmarkt 150 Einkommen 120 90 60 30 0 m n na ris f h el el n i lm en lin id nd n nk en do ric ge ie ss as da r lo er ch ho Pa la ad si W G ha Zü n b rü er ce ai B el ün ck Lo M ro M en B st H ar o et M Am B op St m K Quelle: BAK Basel Economics Die Ergebnisse der Studie von BAK Basel Economics bestätigen, dass metrobasel für Talente aus aller Welt ein verlockendes wirtschaftliches Umfeld anbietet. Er- möglicht wird dies durch die prosperierende Life-Sciences-Industrie, welche me- trobasel attraktive Jobs und hohe Einkommen garantiert. Die starke Stellung und hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit des Life- Sciences Cluster ist für metrobasel ein entscheidender Trumpf im Standortwettbe- werb um die besten Talente. Das riesige vorhandene technologische Know-how und Potenzial der Life-Sciences-Industrie schaffen ein innovatives und kreatives Milieu, welches anziehend auf Talente aus aller Welt wirkt. Dank Life-Sciences kann die vergleichsweise kleine Metropolitanregion Basel im Konzert der ganz „Grossen“ mithalten und für Talente aus aller Welt ein wirtschaftliches Umfeld bie- 18
ten, dass attraktiver ist als dasjenige von Weltstädten wie London oder Paris. 3.2 Einkommen und Arbeitsmarkt Die Einkommensperspektiven und die Kaufkraft sind in metrobasel, trotz den im internationalen Vergleich relativ hohen Lebenshaltungskosten, hervorragend. Zur Attraktivität von metrobasel trägt auch die im internationalen Vergleich moderate Besteuerung hochqualifizierter Arbeitskräfte bei. Eine Herausforderung für metrobasel stellt jedoch das geringe Beschäftigungs- wachstum ausserhalb der Life-Sciences-Industrie dar. Während in den letzten 10 Jahren in der Life-Sciences-Industrie durchschnittlich pro Jahr 3.3 Prozent mehr Beschäftigte gezählt wurden, belief sich das gesamtwirtschaftliche Beschäfti- gungswachstum in der gleichen Periode auf nur 0.6 Prozent pro Jahr. Von den untersuchten 16 Metropolitanregionen liegt metrobasel damit bezüglich Schaffung von Jobs insgesamt an zweitletzter Stelle. Erfreulicher ist die Positionierung von metrobasel bei der Schaffung von Jobs für hochqualifizierte Arbeitskräfte. Metro- basel nimmt dabei mit dem 7. Rang einen Platz im Mittelfeld aller untersuchten 16 Metropolitanregionen. Zur Sicherstellung der Top-Position von metrobasel hinsichtlich Einkommens- und Arbeitsmarktumfeld für Talente gilt es, den Dienstleistungssektor zu stärken. So- wohl bei den konsumnahen Dienstleistungen wie auch bei den Dienstleistungen für Unternehmen muss die Attraktivität von metrobasel gesteigert werden. Sonst be- steht die Gefahr, dass metrobasel zwar global attraktiv für Spitzenkräfte, Forscher und Spezialisten aus der Life-Sciences-Industrie ist, für Talente aus allen andern Wirtschaftsbereichen aber zu wenig Masse und Klasse aufweist. Die strategische Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes metrobasel kommt somit einer herausfordernden Gratwanderung gleich. Einerseits muss alles unter- nommen werden, damit sich die Life-Sciences-Industrie an der Weltspitze halten kann, andererseits gilt es, metrobasel als Dienstleistungsstandort zu stärken. Letz- teres setzt voraus, dass aus dem heute institutionell fragmentierten metrobasel ein homogenes Dienstleistungszentrum mit hoher urbaner Dichte entsteht, welches international wahrgenommen wird. Das Behaupten an der Spitze ist bekanntermassen noch schwieriger als das Er- klimmen der Spitze. Dies gilt nicht nur für den Sport sondern auch für Regionen im Standortwettbewerb. Metrobasel ist herausgefordert, alles zu unternehmen, um seinen Spitzenplatz hinsichtlich attraktivem Einkommens- und Arbeitsmarktumfeld für Talente zu halten. Diese Schlussfolgerung wird durch die Befragungsergebnis- se bestätigt. Die Hochqualifizierten in metrobasel erachten attraktive wirtschaftliche Rahmenbedingungen als überaus wichtig für ihr Wohlbefinden. Ein besonderes Augenmerk legen sie dabei auf das Preis-/Leistungsverhältnis, indem sie einen 19
engen Bezug zwischen Einkommen/Kosten einerseits und dem in metrobasel ge- botenen „Lebensqualitäts-Gegenwert“ herstellen (vgl. Anhang 2, Tab. 8). 3.3 Wohnungsmarkt Das Vorhandensein von genügend attraktivem Wohnraum ist ein wichtiger Stand- ortfaktor im Wettbewerb um die besten Talente. Die Befragung von Hochqualifizier- ten ergab, dass die Wohnqualität in metrobasel als gut erachtet wird. Vorteilhaft wird von den Befragten hervorgehoben, dass metrobasel ein naturnaher Wohnort ist. Metrobasel liegt zwar nicht an einem See oder am Meer, das vorhandene intak- te Gleichgewicht zwischen Siedlungsraum und attraktiver Landschaft scheint die- sen Nachteil aber zu einem guten Teil kompensieren zu können. Die Befragungs- ergebnisse lassen im Weiteren darauf schliessen, dass es sowohl für Schweizer Staatsangehörige wie auch für Ausländer ziemlich leicht ist, in metrobasel ein Zu- hause zu finden (vgl. Anhang 2, Abb. 17). Auch unter Einbezug der Kosten weist metrobasel einen funktionierenden Wohnungsmarkt auf, sind doch die Immobilien- und die Mietpreise hier im nationalen und internationalen Vergleich relativ niedrig. Obwohl metrobasel demnach einen attraktiven Wohn- und Siedlungsraum darstellt, bestehen doch Defizite im gehobenen Immobiliensegment. Luxuswohnungen und Eigenheime zu finden ist in metrobasel schwierig, was einen Nachteil im Wettbe- werb um die besten Talente darstellt. Erst in jüngster Vergangenheit wurde der Bedarf an urbanen Wohnmöglichkeiten der gehobenen Klasse vermehrt erkannt und Massnahmen, wie z.B. Ausquartierung von Verwaltungseinheiten aus der Alt- stadt usw., ergriffen. Für die zukünftige Entwicklung ist entscheidend z.B. das Po- tenzial des Rheins als hochwertigen Wohnraum zu erschliessen. Entlang des Rheins besteht die Chance, metrobasel eine neue urbane Identität auf höchstem Niveau zu geben. 20
Preisspannen auf dem Immobilienmarkt: Städte Basel, Zürich und Genf im Vergleich Dominik Matter (Fahrländer Raumentwicklung): Gibt es in Basel keine absoluten Top-Lagen? Steht Basel nicht so hoch in der Gunst der Hochqualifizierten wie Zürich oder Genf, weil für Top-Verdiener keine «standesgemässen» Wohnungen verfügbar sind? Ein Vergleich der Preise für eine Eigentums- wohnung im gehobenen Segment in den einzelnen Quartieren von Basel, Zürich und Genf soll diesbe- züglich Aufschluss geben. Entscheidend sind dabei nicht Unterschiede im generellen Preisniveau, da dieses von Faktoren bestimmt wird, die das gesamte Siedlungsgebiet in einer Gemeinde betreffen, sondern vielmehr die Preisdifferenzen innerhalb des Standorts. Diese widerspiegeln die unterschiedli- che Standortqualität der Quartiere. Es zeigt sich, dass die Spannweite der Wohnungspreise in der Stadt Basel deutlich geringer ist als in Zürich und Genf. So beträgt der Preisunterschied zwischen dem güns- tigsten und dem teuersten Quartier in Basel 27 Prozent, in Genf 36 Prozent und in Zürich gar 40 Pro- zent. Die Top-Lagen in Zürich und Genf scheinen also eine höhere relative Standortqualität aufzuwei- sen als jene in Basel. Was aber macht eine Top-Lage aus? Neben der generellen Qualität des Quartiers, der Ruhe und der Besonnung spielt sicherlich die Aussicht eine entscheidende Rolle. Dabei ist zu unterscheiden zwischen der simplen Fernsicht und der höher zu bewertenden Berg- bzw. Seesicht. Gerade die Seesicht macht eine gute Lage zu einer Top-Lage. So liegen rund zwei Drittel der 100 teuersten Gemeinden in der Schweiz (ohne Tourismusgemeinden) direkt an einem See oder haben auf Grund der Topografie See- sicht. Ähnliches zeigt sich bei einer regionalen Betrachtung: Auch in Regionen mit generell tiefem Preisniveau werden am Ufer der Seen die höchsten Preise bezahlt. Vor dem Hintergrund der fehlenden Berg- oder Seesicht werden die besten Lagen in Basel kaum je das Niveau der Top-Lagen in Zürich und Genf erreichen. Bei entsprechender Aufwertung hat das Rheinufer aber durchaus das Potential, sich zu einer attraktiven Wohnlage zu entwickeln – auch für Hochqualifi- zierte. 2 Abbildung: Transaktionspreis in Mio. CHF für eine neue 4.5-Zimmer-Eigentumswohnung mit 130m Wohnfläche, luxuriösem Ausbau an bester Lage im Quartier Quelle: Fahrländer Partner Raumentwicklung 21
3.4 Marktzugang (Verkehrsanbindung) Hochqualifizierte Arbeitskräfte sind hoch mobil, das Mobilitätspotenzial einer Regi- on ist deshalb wichtig für sie. Besonders relevant ist eine gute Anbindung an die internationalen und globalen Wirtschaftszentren. Die internationale Verkehrsanbin- dung dürfte als Standortfaktor für die relativ kleine Metropolitanregion Basel noch wichtiger sein als für Weltstädte wie Paris und London. Grössenbedingte Nachteile von metrobasel im globalen Wettbewerb um die besten Talente können durch eine überdurchschnittlich gut ausgebaute (nationale, internationale und globale) ver- kehrstechnische Vernetzung in ihrer Relevanz reduziert werden. Die heutige ver- kehrstechnische Vernetzung von metrobasel kann sich sehen lassen, wobei insbe- sondere die zentrale Lage in Europa ein Vorteil ist. Konstante Anstrengungen zur Verbesserung der Erreichbarkeit von metrobasel auf Strasse, Schiene und in der Luft sind aber wichtig um die heutige Stellung zu halten. 3.5 Fazit Insgesamt sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Talente in metrobasel hervorragend. Das Halten dieser Top-Position ist für den Wettbewerb um die bes- ten Talente von grosser Bedeutung, insb. auch deshalb, weil metrobasel in der Erwartungshaltung von Talenten mit einem hervorragenden ökonomischen Umfeld in Bezug gebracht wird. Wenn das ökonomische Umfeld in metrobasel den (sehr hohen) Erwartungen entspricht, wird dies als Selbstverständlichkeit wahrgenom- men. Entspricht das ökonomische Umfeld in metrobasel nicht diesen Erwartungen, wird dies sehr rasch als gravierender Standortnachteil wahrgenommen. 22
4 Gesellschaftliches Umfeld 4.1 Überblick Um die besten Talente anzuziehen, sind auch die Faktoren des gesellschaftlichen Umfelds, die „soft factors“, entscheidend. Hochqualifizierte aus aller Welt gehen gerne dorthin, wo sich bereits Talente angesiedelt haben und wo ein attraktives Bildungs- und Freizeitumfeld vorhanden ist. Wir wollten deshalb wissen: Wie sieht das Bildungsumfeld in metrobasel aus und wie gut ist das Freizeitangebot? Aber auch elementare Bestandteile der Lebensqualität wie Sicherheit und gute Gesund- heitsversorgung müssen im Wettbewerb um die besten Köpfe selbstverständlich gewährleistet sein. Abbildung 5: Gesellschaftliches Umfeld Gewichtete Rangpunkte 50 Freizeit-/Leisure-Angebot 45 Bildungsumfeld 40 Gesundheit 35 Sicherheit 30 25 20 15 10 5 0 m n ris na f h n i el el m lin en rid nd n nk en do ge ric ie ss as da ol lo er ch Pa la ad si W G ha kh Zü n b rü er ce ai B el ün Lo M ro M en B oc st H ar et M m B op St m A K Quelle: BAK Basel Economics Das BAK Quality of Life Messkonzept zeigt, dass die Lebensqualität im gesell- schaftlichen Bereich in Genf top ist. Daran schliessen sich in der Rangfolge an- hand des BAK QoL-Indexes Kopenhagen, Paris, Zürich und mit etwas Abstand London an. Metrobasel verfügt hingegen nur über ein unterdurchschnittlich attrakti- ves gesellschaftliches Umfeld. Metrobasel kann sich allerdings im Benchmarking- vergleich mit den besten europäischen Metropolen einigermassen behaupten. Es besitzt ein ähnlich positives gesellschaftliches Umfeld wie Barcelona und Berlin. Die Befragung der Hochqualifizierten und auch die Ergebnisse des BAK QoL- Indexes zeigen, dass metrobasel in punkto Sicherheit und Gesundheitsversorgung die Erwartungen der Talente aus aller Welt erfüllt (vgl. Anhang 2, Tab. 10 und Tab. 23
11). Das Bildungsumfeld und das Freizeitangebot sind hingegen unterdurchschnitt- lich attraktiv. 4.2 Bildungsumfeld Gibt es in metrobasel eine kritische Masse an Talenten, die für andere anziehend wirkt? 31 Prozent der Bevölkerung in metrobasel verfügen über einen Abschluss einer Hochschule, Fachhochschule oder höheren Fachschule. Zahlenmässig deut- lich mehr Hochqualifizierte leben in London (39%) und Paris (40%). In der Life- Sciences-Industrie kann metrobasel aber mit den grossen Metropolen mithalten (etwa 40% der Beschäftigten hat eine Tertiärausbildung). Es ist wichtig auch für Talente ausserhalb der Life-Sciences-Industrie attraktiv zu sein. Aus diesem Grun- de gilt es den Dienstleistungssektor in metrobasel zu stärken, wie dies bereits im wirtschaftlichen Umfeld angesprochen wurde, um für auch Hochqualifizierte aus wertschöpfungsintensiven urbanen Dienstleistungsbranchen interessant zu sein. Abbildung 6: Gesellschaftliches Umfeld: Bildungsumfeld Gewichtete Rangpunkte 70 Zahl der internationalen Schulen Qualität der Universitäten 60 Zahl der Studenten Anteil der Beschäftigten mit Tertiärausbildung 50 40 30 20 10 0 el h ki lm on ris f m rid en l n n n na nd se en ri c ge ie ss rli in da o nd ch Pa o ad la ba G W Be ls Zü kh ü ha el er ai ün Lo Br M He ro rc oc en st M M et Ba Am St p m Ko Quelle: BAK Basel Economics Da die meisten anderen Regionen über mehrere Universitäten verfügen, hat me- trobasel mit nur einer Universität hinsichtlich der Zahl (und damit auch der Diversi- tät) der Studenten – den Talenten von morgen – einen klaren Standortnachteil gegenüber den anderen Benchmarking-Regionen. Zudem ist die Fachhochschule Nordwestschweiz stark fragmentiert. Sie ist an verschiedenen Standorten zum Teil ausserhalb von metrobasel angesiedelt. Landes- und Kantonsgrenzen zergliedern metrobasel und erschweren die Bereitstellung von Mitteln für öffentliche Leistun- 24
gen, damit metrobasel an Masse zulegen und dabei gleichzeitig die Qualität halten kann. Bei der Qualität der Universität kann Basel mit den anderen Metropolitanregionen gut mithalten. Die Qualität einer Hochschule kann zum Beispiel mit dem Shanghai- und/oder Times-Index gemessen werden. Der Shanghai-Index ist eine Rangliste der weltweit 500 besten Universitäten, die in den Bereichen Qualität der Ausbil- dung und des Personals, Output der Forschung und Grösse der Institution vergli- chen werden. Die Universität Basel zählt zu den weltweit hundert besten For- schungseinrichtungen und in den Bereichen Life Science und Medizin gehört sie sogar zu den besten fünfzig Hochschulen der Welt. Im Wettbewerb um die Talente aus aller Welt stellt das Angebot an internationalen Schulen einen wichtigen Standortfaktor dar. Beim Angebot an internationalen Schulen befindet sich Basel im unteren Feld der Benchmarking-Regionen. Aller- dings ist die Versorgung mit internationalen Schulen je Einwohner relativ gut und zudem holt Basel in diesem Bereich auf. So wurde aufgrund der in den letzten Jahren gestiegenen Nachfrage im September dieses Jahres ein zweites Schulge- bäude der International School Basel (ISB) in Aesch Nord in Betrieb genommen. Die Swiss International School (SIS) an den Minerva Schulen Basel plant zudem für August 2008 die Einführung des Diploma Program der International Baccalau- reate Organisation, welches den weltweiten Zugang zu Universitäten ermöglicht. Trotz des Aufholprozesses in diesem Bereich besteht hier weiterhin Optimierungs- bedarf. Die öffentlichen Schulen erzielten bei den Befragten, selbst bei den Aus- ländern, höhere Zufriedenheitswerte als die internationalen Schulen (vgl. Anhang 2, Tab. 11). Die Attraktivität einer Metropolitanregion für Hochqualifizierte steigt nicht nur mit der bereits vorhandenen Zahl an Talenten - man muss mit ihnen auch in Kontakt kommen können. Die befragten Hochqualifizierten umschreiben das Beziehungs- umfeld in metrobasel jedoch als schwierig. Vor allem Ausländer empfinden sich nicht immer als derart herzlich aufgenommen, wie sie es erwarten. Sie sind dar- über hinaus der Meinung, dass es zu wenige Treffpunkte gibt, an denen man mit anderen leicht in Kontakt kommen kann (vgl. Anhang 2, Tab. 9). 25
Standortfaktor Toleranz Tina Haisch: Für die international mobilen hochqualifizierten Arbeitskräfte ist ein Klima der Offenheit vor allem gegenüber neuen oder „fremden“ Menschen wichtig, da sie selbst ja häufig Zugezogene bzw. Ausländer an ihren Arbeitsorten sind. Die Schweiz bietet durch die direkte Demokratie die einmalige Möglichkeit, die Meinung der Bevölkerung zu Immigration und Integration durch verschiedene Volksab- stimmungen zu diesem Thema zwischen 1994 und 2004 zu erfassen. Hierfür wurde ein Toleranzmass „Immigration und Integration“ entwickelt. Abbildung: Toleranz gegenüber Immigration / Integration in den 9 grössten Schweizer Agglome- rationen, Index, höchster Wert = 100 100 90 80 70 60 50 40 ne n h el f rn no r n en hu er ric le as ze an ga al G B rt Zü B Lu .G us te Lu in La St W Quelle: EFS (Haisch/Klöpper) Die Ergebnisse zeigen, dass die Bevölkerung aus der Romandie gegenüber Immigrations- und Integra- tionsfragen deutlich toleranter ist als die Bevölkerung in den Deutschschweizer Agglomerationen. Basel liegt auf gleicher Höhe wie Zürich und Winterthur. Die Geister bezüglich der Toleranz gegenüber „frem- den“ Menschen scheiden sich damit in der Schweiz wohl am Röstigraben. Diese Ergebnisse sind ein Indiz, dass die Metropolitanregion Genf/Lausanne hinsichtlich Toleranz einen Standortvorteil gegenüber den Deutschweizer Konkurrenz-Metropolitanregionen Zürich und Basel aufweist. 4.3 Freizeitangebot Um Top-Leute anziehen zu können, benötigt eine Metropolitanregion ein Zentrum mit einem reichhaltigen Kultur- und Freizeitangebot. Museen, Galerien, Messen, Restaurants und Nachtclubs, Einkaufsmöglichkeiten, Konzerte, Theater und vieles mehr bilden die Grundlage einer hochwertigen Freizeitgestaltung. Sowohl das BAK Quality of Life Messkonzept als auch die Befragung der Hochqualifizierten be- scheinigt metrobasel jedoch ein unterdurchschnittlich attraktives Freizeitangebot. 26
Der BAK QoL-Index zeigt, dass bezüglich Freizeitangebot die grossen Metropolen, allen voran London, gefolgt von Paris und Berlin Spitzenreiter sind. Diese profitie- ren einerseits von einer grossen Breite des Angebots, andererseits hat der interne Wettbewerb zwischen den Freizeitanbietern einen qualitätssteigernden Effekt. Metrobasel erreicht lediglich den drittletzten Platz vor Helsinki und Mailand. Das im Vergleich zu den anderen Benchmarking-Regionen unterdurchschnittlich attraktive Freizeitangebot in metrobasel drückt sich auch in der geringen Tourismusintensität (Übernachtungen je Einwohner) aus. Abbildung 7: Gesellschaftliches Umfeld: Freizeitangebot Gewichtete Rangpunkte 90 Logiernächte pro Kopf 80 Exzellente Restaurants Erwerbstät. Gastgewerbe pro Kopf 70 Erwerbstät. Unterhaltungsindustrie pro Kopf Angebot Museen 60 50 40 30 20 10 0 l h ris f on ki m rid n n m en l nd a se en en se ric ie rli on in ol da Pa nd ch üs ad ag G la W ba Be ls Zü kh el er ai ün Lo Br M He nh ro rc oc M st M et Ba pe Am St m Ko Quelle: BAK Basel Economics Museen wie das Kunstmuseum und die Fondation Beyeler, eine der besten deutschsprachigen Bühnen und die Basel Art gehören zum hochwertigen Basler Kulturangebot, das weit über seine Grenzen hinweg bekannt ist. Der Benchmar- kingvergleich zeigt, dass Basel mit seinem Museumsangebot in der Champions League spielt, auch wenn es aufgrund der starken Konkurrenz durch die europäi- schen Hauptstädte für keinen der vorderen Plätze reicht. In die gleiche Richtung lassen sich auch die Befragungsergebnisse interpretieren. So rief das Museumsangebot bei den Befragten im Durchschnitt keine Begeiste- rung hervor, erreichte aber einen relativen hohen Zufriedenheitswert. Vermisst wird aber ein „exklusiver, trendiger Kulturbetrieb“. Hier lagen die Zustimmungswerte der 27
Befragten im „Frustbereich“ (vgl. Anhang 2, Tab. 11). In Basel gibt es zu wenige Leute, die Trends setzen, Glamour verbreiten und durch ihren Lebensstil die Stadt prägen. Sowohl die Zahl der Erwerbstätigen in der Unterhaltungsindustrie je Ein- wohner als auch der Anteil der Bohemiens ist in Basel kleiner als in den meisten Konkurrenzstandorten (siehe Kasten). Standortfaktor Bohemiens Tina Haisch (BAK Basel Economics): Bohemiens – Personen, die in den Bereichen Kunst und Kultur tätig sind (Schriftsteller, Musiker, Fotografen usw.) – erhöhen durch ihren spezifischen Lebensstil die Attraktivität von Regionen im Speziellen für Talente. Das künstlerische und kulturelle Angebot wird reichhaltiger, Ausstellungen und Galerien zeigen u.a. auch regionale Kunst, die Identifikation mit der regionalen Kultur steigt. London hat mit vier Prozent den höchsten Anteil an Bohemiens. Innerhalb Deutschlands weist Frankfurt die stärkste Bohemien-Konzentration auf, gefolgt von München und Köln. In der Schweiz liegt Zürich (1.2%) vor Basel (0.9%). Abbildung: Anteil der Bohemiens an der Bevölkerung 4.5% 4.1% 4.0% 3.5% 3.0% 2.5% 2.0% 1.8% 1.8% 1.5% 1.5% 1.5% 1.2% 1.1% 0.9% 0.9% 1.0% 0.6% 0.5% 0.0% t el on h n lm lin o n en ar ric öl sl ai as er ch ho nd tg O M K Zü B B ut ün ck Lo am St o M St rt u kf an Fr Quelle: EFS (Haisch/Klöpper) An Cafés, Restaurants und Bars scheint es in metrobasel nicht zu mangeln. Bei der Zahl der Erwerbstätigen im Gastgewerbe je Einwohner liegt metrobasel im vorderen Mittelfeld. Basel weist gleich viele Sternerestaurants wie Mailand und Wien auf, liegt aber damit im unteren Bereich des Benchmarkings. Eine weitere beachtliche Zahl von Spitzenrestaurants befindet sich in der näheren Umgebung ausserhalb von metrobasel. Insgesamt gibt es grenzüberschreitend ein hervorra- gendes Angebot, das aber räumlich relativ weit in nicht-urbane Räume verstreut ist. Dies mag auch der Grund dafür sein, dass in der Befragung die „Möglichkeiten, gut auswärts essen zu gehen“ keine Begeisterung hervorrufen konnten. Die Befragung lässt erkennen, dass das Basler Kultur- und Freizeitangebot bei der Wohnortwahl der Hochqualifizierten keine entscheidende Rolle spielt und somit 28
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