Mit Innovation zurück an die Weltspitze - Optrel AG, Wattwil - Schweizerischer ...
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22 UNTERNEHMEN Optrel AG, Wattwil Mit Innovation zurück an die Weltspitze Die Optrel AG ist Technologieführerin für Schweiss-Schutzhelme. Vor zwei Jahren haben die Gebrüder Marco und René Koch das Wattwiler Unternehmen übernommen. Seither bleibt kein Stein auf dem andern. Die beiden Eigentümer planen nichts weniger, als den Schweisshelm neu zu erfinden. Michael Zollinger Die relativ kurze Firmengeschichte von und das er im Jahr 2005 an die Endress+ sere Chance ist die Technologieführer- Optrel ist bemerkenswert und bewegt. Hauser-Gruppe verkaufte. In den Gän- schaft», ist Koch überzeugt, «deshalb Mitte der Achtzigerjahre von Albert gen kam er hautnah in Berührung mit müssen wir in dem Bereich auch inves- Koch mitgegründet, verkaufte dieser das den Turbulenzen bei Optrel. tieren.» Im ganzen Unternehmen wurde Unternehmen 1989 ans Management. Während sein Bruder René Koch pro- die Belegschaft verjüngt, bei gleichzeiti- Dieses wiederum veräusserte 1999 an jektbezogen wirkt, ist Marco Koch heu- ger Sicherung des wichtigen Technolo- die französische Bacou-Gruppe, die nach te als Mehrheitsaktionär vollamtlicher gie-Know-hows, sprich der Weiterbe- einer Fusion ihrerseits im Sperian-Kon- Verwaltungsratspräsident und auch als schäftigung erfahrener und langjähri- zern aufging. Vor zwei Jahren waren es CFO im Unternehmen tätig. Ums ope- ger Mitarbeitender. Langsam aber sicher dann ausgerechnet die beiden Söhne weht jetzt ein frischer Wind durchs Un- von Albert Koch – René und Marco ternehmen, das als blosse Sparte eines Koch –, die das Unternehmen zurück «Die wichtigste Säule Grosskonzerns am Schluss wenig dyna- in die Familie holten. Es hatte im Tog- der neuen Strategie misch aufgetreten war. 90 Prozent der genburg die Betriebsschliessung und Produkte gehen bis heute in den Profi- die Auslagerung der Arbeitsplätze in ist die weitere bereich und dienen Schweissern in In- die Slowakei gedroht. Steigerung der dustrie und Gewerbe auf der ganzen So genannte aktive Schweisshelme Welt als wichtiges Arbeitsinstrument. sind seit den Anfängen das Kernge- Innovationskraft.» Mit einem Exportanteil von 95 Prozent schäft von Optrel. Das Unternehmen ist Optrel sehr stark exportorientiert, gehört zu den Pionieren in dem Bereich. rative Tagesgeschäft kümmern sich ein wobei die wichtigsten Märkte Deutsch- Aktive Schweisshelme dunkeln beim CEO sowie ein COO. Fragt man Marco land, Frankreich und die USA sind. Prä- Schweissen selbständig ab, durch den Koch, was sich seit der Übernahme im sent ist man aber auch im Resteuropa, Einsatz von Flüssigkristallen. Ist der Sommer 2010 im Wattwiler Glaspalast Brasilien, Australien und dank einer Schweisser nicht am Schweissen, kann verändert hat, so überlegt er kurz, lä- neuen Partnerschaft verstärkt auch in er durch die Blendschutzkassette auf chelt dann und sagt: «Eigentlich alles!» Russland. Der Verkauf läuft fast überall das Schweissobjekt sehen. Die Blend- Freilich nicht alles auf einmal. Koch ist zweistufig – über Generalimporteure schutzkassette mit den Flüssigkristallen unternehmerisch zu erfahren, als dass und den Fachhandel. ist das Herz der Optrel-Schweisshelme. er von einem Tag auf den andern alles Laut Koch will man nun wieder näher Dieses wird bis heute in Wattwil entwi- umgestellt hätte. zum Kunden mit den erklärungsinten- ckelt und auch hergestellt. Zunächst erfolgte die vollständige siven Produkten. Unter Sperian seien Neupositionierung des Markenauftritts. die Produkte zu stark als blosses Arbeits- Im Schutzhelm steckt High-Tech Unter Sperian war der Name Optrel weit schutz-Zubehör behandelt worden. Es handelt sich um ein komplexes High- in den Hintergrund gerückt. Die meis- Beim Schweissprozess spielt die Sicher- tech-Produkt, dessen Handling viel ten Helme wurden unter der Marke heit des Schweissers eine zentrale Rolle. Know-how erfordert und das aufwen- Sperian verkauft. Ein strategischer Feh- Giftige Dämpfe entstehen und das ult- dige Testverfahren nötig macht. Nebst ler, wie Koch heute sagt, handelt es sich raviolette Licht kann die Augen schädi- der Rettung der 50 Arbeitsplätze in Watt- doch in Fachkreisen um einen sehr star- gen. Die Produkte von Optrel enthalten wil waren es dieses Know-how und die ken Brand. Heute kommt die Marke nicht nur die Blendschutzkassetten, son- starke Marke Optrel, was die Gebrüder frisch und dynamisch daher und ver- dern auch hitzereflektierende Farbe, Koch zum Kauf der Firma bewogen, wie sucht gezielt, stärker die jüngere Gene- und gewisse Modelle haben eingebau- Marco Koch betont. Mehrere Jahre war ration von Schweissern anzusprechen. te Frischluftsysteme. «Wir müssen den er im gleichen Bürokomplex tätig ge- Kunden wieder mehr spüren. Wir ma- wesen, wo er die IST, die Innovative Sen- Zu 95 Prozent im Export tätig chen die Arbeit des Schweissers ja nicht sor Technology AG, ein Unternehmen Wichtig war sodann in Wattwil der Aus- nur sicherer, sondern auch komfortab- für Mikrosensorik, auf- und ausbaute, bau der Entwicklungsabteilung. «Un- ler und vor allem effizienter», betont
UNTERNEHMEN 23 Bilder: zVg Weltweit im Einsatz für die Sicherheit des Schweissers: Die schützenden Hightech-Helme von Optrel, teils mit integriertem Frischluftsystem. VR-Präsident und CFO Marco Koch (Mitte rechts) strebt mit seinem Unternehmen in Wattwil eine führende Position in der technologischen Weiterentwicklung an. Schweizer Arbeitgeber 8 / 2012
24 UNTERNEHMEN nenherstellern laufe auf Hochtouren. Man werde wiederum ein Pionier sein. Zudem seien auf dem ganzen Feld der Flüssigkristalle noch diverse Anwen- dungsbereiche denkbar. Bereits heute ist Optrel in der Medizintechnik tätig – mit Schutzbrillen für Dermatologen. Als weiteres Standbein will man im Bereich Atemschutz mit neuen Produkten auf den Markt kommen. Neue industrielle Verfahren nicht nur beim Schweissen machten den Arbeitsschutz immer an- spruchsvoller, weshalb hier einiges Po- tenzial bestünde. Zur Innovation ist Opt- rel aber regelrecht gezwungen, nimmt doch der Druck der asiatischen Konkur- renz auch in dieser Branche rapide zu. Preislich haben die Europäer keine Chan- ce, also bleibt nur, auf die Karte Inno- Aktive Schweisshelme – das Kerngeschäft von Optrel – dunkeln beim Schweissen selbständig ab. vation zu setzen. Werte und Koch. Mit aufwendigen neuen Produkt- konnten. Weitere Effizienzsteigerungen etwas Sinnvolles schaffen videos auf der firmeneigenen Website respektive Sparmassnahmen wurden Es geht um einen langen Prozess des wurden erste wichtige kommunikative hingegen unumgänglich. So werden ge- Kulturwandels, den die Gebrüder Koch Schritte eingeleitet. wisse Komponenten neu in Europa statt bei Optrel in Wattwil anstreben. Die bei- Ein weiteres Projekt ist aktuell die Op- bei Partnern in der Region beschafft. den sind sich sehr wohl bewusst, dass timierung sämtlicher Produktionspro- Noch immer arbeitet Optrel aber mit dieser Zeit braucht und nicht mit der zesse in Wattwil. Koch: «Wir müssen und mehreren regionalen KMU zusammen. Brechstange herbeigeführt werden wollen effizienter werden und haben Als wichtigste Säule in der neuen Fir- kann. Von der Belegschaft erwarten sie uns zum Ziel gesetzt, innert 48 Stunden menstrategie von Optrel sieht Marco aber Leidenschaft und Freude an der in ganz Europa ausliefern zu können.» Koch ganz klar die weitere Steigerung Arbeit, Offenheit für Neues und, dass der Innovationskraft. Dank der erstark- sie über den eigenen Tellerrand hinaus- Innovation an erster Stelle ten und ausgebauten Entwicklungsab- blicken. Im Gegenzug sei man bereit, viel Herausforderungen gibt es viele. So geht teilung soll der Schweisshelm noch- Verantwortung zu übertragen. «Der Er- auch der starke Franken freilich nicht mals «auf eine neue Stufe» gehoben folg ist nicht das Ziel, sondern das Re- spurlos am Unternehmen vorbei, wie werden, wie sich der neue Mehrheits- sultat unserer Arbeit. Wir wollen Werte der 45-Jährige einräumt. Ende 2011 wur- aktionär ausdrückt. In welche Richtung und etwas Sinnvolles schaffen», lautet de man empfindlich getroffen und kam es geht, bleibt noch Geschäftsgeheim- das Credo des Vollblutunternehmers nicht umhin, für die Belegschaft Kurz- nis. Es geht aber um weit mehr als nur Marco Koch: «Wir sind die Selbstgestal- arbeit einzuführen, womit Entlassungen um ein neues Design. Die Zusammen- ter unserer Zukunft – und das lässt uns glücklicherweise vermieden werden arbeit mit namhaften Schweissmaschi- optimistisch in die Zukunft blicken.» Möchten Sie regelmässig die aktuellsten arbeitgeberrelevanten Informationen erhalten? Dann abonnieren Sie den Newsletter des Schweizerischen Arbeitgeberverbands Registrieren Sie sich einfach im Internet auf : www. arbeitgeber. ch
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