Mit Wirkung anlegen Ein Leitfaden für Stiftungen - Leitfaden - Center for ...
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Vorwort Die Welt besteht aus und funktioniert in sehr komplexen Zusammenhängen. Im- mer wieder erleben wir aufgrund aktueller Einflüsse, dass Wirtschaft, Gesell- schaft und Umwelt eng miteinander vernetzt sind und eine extreme Entwicklung in einem Bereich alle Systeme aus den Fugen geraten lässt. Bei Stiftungen ist solchen Zusammenhängen gerade in Bezug auf Mittelbe- schaffung und Mittelverwendung in der Vergangenheit zu wenig Beachtung ge- schenkt worden. Als Grundsatz galt, mit der Investition des Stiftungsvermögens eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften, um dann den Ertrag für den ge- meinnützigen Zweck auszuschütten. Diese rein monetäre Betrachtung der Ver- mögensbewirtschaftung lässt wichtige Aspekte völlig ausser Acht. Mit dem Swiss Foundation Code 2015 wurde das Verständnis der Stiftung als Wirkungseinheit geprägt. Eine Stiftung kann ihre volle Wirksamkeit nur entfalten, wenn bereits in der Vermögensbewirtschaftung der gemeinnützige Stiftungs- zweck berücksichtigt wird. Im Minimum sollte nach dem Prinzip «Keinen Schaden anrichten» verhindert werden, dass die eigenen Investitionen dem gemeinnützi- gen Zweck entgegenlaufen. Dies kann aber nur der erste Schritt sein. Vielmehr müssen Stiftungen prü- fen, wie sie in ihrer Vermögensbewirtschaftung den gemeinnützigen Zweck aktiv einbinden können. Dies ist heute wesentlich einfacher als noch vor wenigen Jah- ren, denn die Finanzmärkte bieten eine wachsende Vielfalt an Wirkungsanlagen. Schliesslich sind nicht nur Stiftungen an solchen Anlagen interessiert, sondern auch weitere institutionelle und private Anleger. Der vorliegende Leitfaden soll Stiftungen den Einstieg in das Thema Wir- kungsanlagen vereinfachen. Es werden zentrale Begriffe erklärt, Grundlagen beschrieben und anhand von Beispielen aus der Praxis aufgezeigt, wie Wirkung und Investition gemeinsam umgesetzt werden können. Darüber hinaus wird ein Augenmerk auf die Wahl einer passenden Anlageberatung gelegt. Der Leitfaden setzt keine Vorkenntnisse voraus und ist an Stifterpersonen, Stiftungsratsmit- glieder, Geschäftsführende oder Stiftungen beratende Personen gerichtet, die die gesellschaftliche Wirkung ihrer Stiftung erhöhen wollen. Konkret und praktisch soll der Leitfaden helfen, die Eignung der eigenen Stif- tung für Wirkungsanlagen zu prüfen und die wesentlichen Schritte auf dem Weg der konkreten Umsetzung zu definieren. Ein besonderer Dank gilt Sara Stühlinger vom Center for Philanthropy Studies der Universität Basel und Michael Diaz von der Alternativen Bank Schweiz, die den Leitfaden federführend entwickelt haben. Weiterhin danken wir Lukas von Orelli, Beat von Wartburg und Markus Schwingruber für ihre Expertise und die Bereitstellung von Praxisbeispielen. Wir wünschen Ihnen wertvolle Impulse für Ihre Stiftungsarbeit – und eine er- folgreiche Umsetzung! Anita Wymann Georg von Schnurbein Präsidentin des Direktor des Verwaltungsrates der ABS Center for Philanthropy Studies
Über das Center for Philanthropy Studies Das Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Universität Basel ist ein interdisziplinäres Forschungs- und Weiterbildungsinstitut für Philanthropie und das Schweizer Stiftungswesen. Das CEPS wurde 2008 auf Initiative von S wissFoundations, dem Verband der Schweizer Förderstiftungen, gegründet und ist ein universitärer Thinktank zum vielfältigen Themenbereich Philanthropie. Das Zentrum ist interdisziplinär ausgerichtet und arbeitet mit verschiedenen Fakultäten der Universität Basel und Forschungseinrichtungen anderer Hochschulen sowie Institutionen der Gesellschaft und der Wirtschaft zusammen. Über die Alternative Bank Schweiz Die Alternative Bank Schweiz AG (ABS), gegründet 1990, wird von über 7’600 Aktionärinnen und Aktionären getragen. Sie weist eine Bilanzsumme von rund 1,9 Milliarden Franken aus und betreut mehr als 38’000 Kundinnen und Kunden, darunter viele gemeinnützige Organisationen. Das Geld der Kundinnen und Kunden investiert sie langfristig in soziale und ökologische Projekte und Unternehmen. So konsequent ist die ABS auch im Anlagegeschäft und bei den Arbeitsbedingungen. Auf diesem ethischen Fundament bietet die ABS in der ganzen Schweiz die üblichen Dienstleistungen einer Anlage-, Spar- und Kreditbank an. Gemeinnützige Organisationen unterstützt sie dabei, zweckbezogen zu investieren und dabei eine positive Wirkung für Gesellschaft und Umwelt zu erzielen.
5 | Inhaltsverzeichnis Kurzversion → 6 Einleitung → 8 Gegenstand: Was ist eine Wirkungsanlage? → 9 Möglichkeiten: Welche Möglichkeiten hat eine gemeinnützige Stiftung bei der Vermögensanlage? → 14 Eignung: In welcher Form passen Wirkungs anlagen zu unserer Stiftung? → 18 Vorgehen: Was sind die Schritte zum Anlegen mit Wirkung? → 22 Endnoten → 26
6 | Mit Wirkung anlegen Kurzversion Das Stiftungsvermögen kann und soll Wirkungsanlagen und Stiftungen Gutes bewirken. Der Swiss Foundation Im Stiftungssektor ist auch der Begriff «Mission Code 2015 besagt in der Empfehlung 25: Investing» verbreitet, was übersetzt zweckbe- «Die Vermögensbewirtschaftung sollte zogenes Investieren bedeutet. Zweckbezoge- den Stiftungszweck unterstützen oder nes Investieren setzt sich aus zweckkonformen darf ihm in keinem Fall zuwiderlaufen.» und zweckfördernden Anlagen zusammen. Im Januar 2016 traten die Ziele für eine Zweckkonforme Anlagen stehen im Einklang nachhaltige Entwicklung der Vereinten mit den auf dem Stiftungszweck basierenden Nationen (Sustainable Development Goals, Wertvorstellungen. Das heisst, eine Organisa- SDGs) mit einer Laufzeit bis 2030 in Kraft. tion, die sich für Rauchprävention einsetzt, in- Zur Erreichung dieser Ziele tragen auch vestiert nicht in Tabakunternehmen. Zweckför- Impact Investments oder zu Deutsch Wir dernde Anlagen leisten dazu nachweislich noch kungsanlagen bei. Seit der P ublikation der einen positiven Beitrag zum Stiftungszweck SDGs haben Wirkungsanlagen an Fahrt und können folglich durch Wirkungsanlagen aufgenommen und der Begriff ist unter umgesetzt werden. dessen auch bei den gemeinnützigen Stif tungen angekommen. Welche Möglichkeiten hat eine gemeinnützige Stiftung bei der Vermögensanlage? Welche Möglichkeiten Stiftungen haben, um Wirkungsanlagen umzusetzen, hängt von ei- ner Reihe von Faktoren ab. Der Spielraum wird Was ist eine Wirkungsanlage? einerseits durch die rechtlichen Rahmenbe- Anlegen mit Wirkung beabsichtigt, neben einer dingungen und Good Governance-Empfehlun- finanziellen auch eine positive soziale respekti- gen eingegrenzt. Andererseits haben auch die ve ökologische Rendite zu erreichen. Der engli- eigenen Anlagerichtlinien und der Stiftungs- sche Begriff für Wirkungsanlage «Impact Inves- zweck einen Einfluss, welche Finanzinstrumen- ting» (Impact = Wirkung, Investing = anlegen) te und Themenfelder in Frage kommen. Auf der hat in den letzten Jahren auch in der Schweiz rechtlichen Ebene gilt es bei Wirkungsanlagen starke Verbreitung gefunden, so dass ihn viele vor allem zwei Aspekte zu berücksichtigen: die Publikationen und Angebote von Vermögens- Zweckerfüllung und die Steuerbefreiung basie- verwaltern verwenden. rend auf der Gemeinnützigkeit. Die Zweckerfül- Wirkungsanlagen lassen sich durch die lung wird von der Stiftungsaufsicht, die Steuer- Absicht charakterisieren, mit einer Investition befreiung von der Steuerbehörde geprüft. gleichzeitig eine finanzielle sowie eine sozial- Anlagerichtlinien beziehungsweise -regle ökologische Rendite zu erzielen. Häufig wird mente haben eine wichtige Funktion, wenn es diese Beschreibung durch zwei weitere Kriteri- darum geht, Ziele und Struktur der Vermögens- en ergänzt: Die sozial-ökologische Rendite soll anlage verbindlich zu regeln. Ein Anlageregle- erstens bewusst angestrebt und zweitens ge- ment steht im Einklang mit dem Stiftungsstatut. messen werden. Wirkungsanlagen beruhen in Stiftungen können sich dabei an den Vorgaben erster Linie auf traditionellen Finanzinstrumen- der Anlagevorschriften für Vorsorgeeinrich- ten wie Aktien, Darlehen etc. und werden durch tungen in der Verordnung über die berufliche innovative Finanzinstrumente wie Social Impact Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsor- Bonds ergänzt. ge (BVV 2) orientieren. Unter Umständen er- schweren die Vorgaben der BVV 2 den Einsatz von Finanzinstrumenten mit hoher Wirkung, da mit Ausnahme von Klimaanleihen, Hypothekar- forderungen und Immobilien sowie Wandelan- leihen viele Wirkungsanlagen meist unter die Kategorie der alternativen Anlagen fallen. Die
7 | Kurzversion Ausarbeitung von Anlagerichtlinien sollte daher Sieben Schritte zum Anlass genommen werden, Anlageziele und zur Wirkungsanlage mögliche Konflikte derselben zu adressieren. Ziel sollte es sein, ein möglichst widerspruchs- freies Regelwerk zu erstellen. Der Bezug zum Stiftungszweck muss bei der Auswahl von Wir- 1. Kompetenzen kungsanlagen berücksichtigt werden, um sich → intern → extern als Stiftungsrat möglichst schadlos zu halten. Die SDGs können als verbindendes Element zwischen Wirkungsanlagen und den Tätigkeits- bereichen der Stiftungen genutzt werden. Es zeigt sich, dass es zwischen den Zwecken von Nonprofit-Organisationen und den SDGs eine 2. Ziele → Motivation grosse Schnittmenge gibt. Über Wirkungsan- → Formulierung von lagen kann somit ein Beitrag zu diversen SDGs Wirkungszielen und geleistet werden. finanziellen Zielen In welcher Form passen Wirkungs anlagen zu unserer Stiftung? 3. Art der Investition Anhand der im Kapitel Eignung formulierten → Anlageinstrument → Themenfelder Fragen kann eruiert werden, in welchen Berei- chen eine Umsetzung von Wirkungsanlagen mit mehr oder weniger Herausforderungen verbun- den ist. 4. Anlagereglement → Besteht in unserer Stiftung bereits → erstellen Vorwissen? → anpassen → Gibt es zu unserem Stiftungszweck passende Anlagemöglichkeiten? → Kann unsere Stiftung finanziell grosse Risiken verkraften? 5. Rechtliche Abklärungen → Möchte und darf unsere Stiftung langfristig → Stiftungsaufsicht → Steuerbehörde zugunsten von Wirkungsanlagen weniger ausschütten oder das Grundstockvermögen verkleinern? → Ist unsere Stiftung ein qualifizierter Anleger 6. Umsetzung im Sinne des Gesetzes? → Vermögensverwaltung → intern Was sind die Schritte zum Anlegen mit Wirkung? Zusammenfassend werden die Ausführungen als Prozess dargestellt. Die sieben Schritte die- 7. Überprüfung nen als Orientierungshilfe, wenn Wirkungsanla- → finanzielle Rendite gen ins Anlageportfolio aufgenommen werden → Wirkung sollen. → Exit → Risiko Wirkungsanlage
8 | Mit Wirkung anlegen Einleitung Das Stiftungsvermögen kann und soll Gutes bewirken. Der Swiss Foundation Code 2015 besagt in der Empfehlung 25: «Die Vermögensbewirtschaftung sollte den Stiftungszweck unterstützen oder darf ihm in keinem Fall zuwiderlaufen.»1 Im Januar 2016 traten die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, Seit der Publikation der SDGs haben Wirkungs- SDGs) mit einer Laufzeit bis 2030 in Kraft. anlagen an Fahrt aufgenommen. Der Begriff Zur Erreichung dieser Ziele tragen auch ist unterdessen auch bei den gemeinnützigen Impact Investments oder zu Deutsch Wir Stiftungen angekommen2 und es werden spezi- kungsanlagen bei. fische Veranstaltungen zum Thema angeboten wie die Workshopserie «Heading for Impact» im Jahr 2019 von SwissFoundations und Swiss Sustainable Finance. Wie können Wirkungsanlagen Stiftungen dabei unterstützen, ihre Vermögen zweckbezo- Aufbau des Leitfadens gen zu bewirtschaften? Worum handelt es sich bei Wirkungsanlagen und unter welchen Bedin- gungen sind sie geeignet? Um diese und weite- re Fragen geht es in diesem Leitfaden. Der Leitfaden gliedert sich in vier Kapitel wie links in der Abbildung dargestellt. Worum es sich bei Wirkungsanlagen handelt, wird im Was ist eine Gegenstand Wirkungsanlage? Kapitel Gegenstand behandelt. Welchen Spiel- raum Stiftungen heute haben, um in Wirkungs- Seite 9 anlagen zu investieren, vermittelt das Kapitel Möglichkeiten. Das Kapitel Eignung zeigt auf, in welcher Form Wirkungsanlagen zur Stiftung Welche Möglichkeiten hat eine passen. Wie eine Stiftung konkret vorgeht, Möglichkeiten gemeinnützige Stiftung bei der wenn sie mit Wirkung anlegen will, darüber in- Vermögensanlage? formiert das Kapitel Vorgehen. Diese vier Kapi- Seite 14 tel bilden den roten Faden der Publikation, die modular aufgebaut ist: Man kann bei einem be- liebigen Kapitel einsteigen, entsprechend dem In welcher Form passen Eignung Wirkungsanlagen zu unserer jeweiligen Kenntnisstand. Stiftung? Der vorliegende Leitfaden soll helfen, die Seite 18 Rolle von Wirkungsanlagen bei der Verwirkli- chung des Stiftungszwecks zu erkennen und passend umzusetzen. Verfasst wurde er vom Was sind die Schritte zum Center for Philanthropy Studies (CEPS) der Vorgehen Anlegen mit Wirkung? Universität Basel und der Alternativen Bank Seite 22 Schweiz AG (ABS).
9 | Mit Wirkung anlegen Gegenstand: Was ist eine Wirkungsanlage? Als Einstieg in den Leitfaden klärt das folgende Kapitel Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit Wirkungsanlagen und Stiftungen. Es wird erläutert, was unter einer Wirkungsanlage verstanden wird und wie sich diese von anderen Anlagen abgrenzen lässt. Wie in der Praxis Wirkungsanlagen umgesetzt werden, wird anhand von zwei realen Beispielen aufgezeigt. Charakteristika von Wirkungsanlagen Anlegen mit Wirkung beabsichtigt neben einer finanziellen auch eine positive soziale respekti- ve ökologische Rendite zu erreichen. Der engli- Nachhaltige Anlagen, ESG-Kriterien und sche Begriff für Wirkungsanlage «Impact Inves- Wirkungsanlagen: Was ist der Unterschied? ting» (Impact = Wirkung, Investing = anlegen) Nachhaltige Anlagen sind Investitionen, bei hat in den letzten Jahren auch in der Schweiz denen mehr berücksichtigt wird als rein fi- starke Verbreitung gefunden, so dass ihn viele nanzielle Aspekte. Sie werden anhand von Publikationen und Angebote von Vermögens- ESG-Kriterien bewertet. ESG steht dabei für verwaltern verwenden. E = Environment (Umwelt), S = Social und G = Governance. Zur Auswahl der Anlagen Wirkungsanlagen lassen sich durch die gibt es verschiedene Methoden. Es werden Absicht charakterisieren, mit einer Investition beispielsweise Sektoren wie die Rüstungs- gleichzeitig eine finanzielle sowie eine sozial- industrie oder die Tabakbranche ausge- ökologische Rendite zu erzielen. Häufig wird schlossen oder die besten Unternehmen ei- diese Beschreibung durch zwei weitere Krite- nes Sektors nach dem Best in Class-Prinzip rien ergänzt: Die sozial-ökologische Rendite herausgefiltert. Wirkungsanlagen können als eine Unterkategorie von nachhaltigen soll erstens bewusst angestrebt und zweitens Anlagen betrachtet werden.6 Um Anlagen gemessen werden.3 Diese Prinzipien sind auch zweckkonform auszurichten, kommen Aus- in der Arbeitsdefinition der Arbeitsgruppe Im- schlusskriterien eine zentrale Bedeutung zu, pact Investing von Swiss Sustainable Finance da sie ein Zuwiderlaufen von Stiftungszweck enthalten und werden unter den Begriffen «In- und Vermögensbewirtschaftung vermeiden helfen (mehr zum Thema Ausschlusskrite- tentionality», «Management» und «Measurabi- rien findet sich beispielsweise im Praxis- lity» zusammengefasst.4 Bei Wirkungsanlagen handbuch «Impact Investing», welches vom handelt es sich eher um Direktinvestitionen.5 Bundesverband Deutscher Stiftungen e.V. Dass diese jedoch sehr unterschiedliche For- veröffentlicht wurde).7 Gemeinsam ist den men annehmen können, zeigt die Übersicht der nachhaltigen Anlagen und den Wirkungsan- verschiedenen Finanzinstrumente am Ende der lagen, dass die sozial-ökologischen Konse- quenzen der Anlage berücksichtigt werden. Publikation. Anlegen mit Wirkung liegt somit Bei Wirkungsanlagen spielt darüber hinaus zwischen klassischer Philanthropie und reiner die Messbarkeit der Wirkung eine wichtige Profitmaximierung. Die Abbildung Anlagespek- Rolle.8 trum auf der nächsten Seite zeigt eine Darstel- Die Differenzierung zwischen anderen lung der finanziellen und sozial-ökologischen Formen von nachhaltigen Anlagen und Wir- kungsanlagen ist in der Praxis allerdings Renditen. Das rechte obere Feld umfasst die nicht immer einfach, da beispielsweise auch Wirkungsanlagen und vereint die zwei Rendi- börsenkotierte Wirkungsanlagen existieren9 tearten. Dabei werden für beide Renditearten und es keine rechtliche Definition von Wir- Mindestrenditen definiert. Im Gegensatz zur kungsanlagen gibt.10 Börsenkotierte Wir- klassischen Philanthropie beabsichtigt die Wir- kungsanlagen haben den Vorteil, dass sie kungsanlage nicht nur eine sozial-ökologische, liquid sind. Solche Anlagen bedürfen jedoch ebenfalls einer sorgfältigen Prüfung hin- sondern auch eine finanzielle Rendite. Erläute- sichtlich ihrer positiven und negativen Wir- rungen zur Abgrenzung gegenüber nachhalti- kung. gen Anlagen befinden sich im Kasten rechts.
10 | Gegenstand Anlagespektrum Finanzielle Messbare sozial-ökologische Rendite Mindestrendite Reine Profit- Nachhaltige maximierung Anlagen Wirkungsanlagen Kapitalerhalt Suboptimaler Bereich Philanthropie Sozial-ökologische Rendite Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Freireich und Fulton 200911 Wirkungsanlagen und Stiftungen zum Organisationszweck aufweisen (siehe Ab- Ursprünglich war im Stiftungssektor der Be- schnitt Rechtliche Rahmenbedingungen auf griff «Mission Investing» stärker verbreitet als Seite 14). Die finanzielle Minderrendite wird in der Begriff «Impact Investing». «Mission In- diesem Fall durch die zeitgleiche Zweckverfol- vesting» bedeutet übersetzt zweckbezogenes gung gerechtfertigt: der Erzielung einer sozial- Investieren.12 Zweckbezogenes Investieren ökologischen Rendite. setzt sich aus zweckkonformen und zweckför- dernden Anlagen zusammen (siehe Abbildung Arten des Zweckbezugs).13 Zweckkonforme Anlagen stehen im Einklang mit den auf dem Stiftungszweck basierenden Wertvorstellun- gen. Das heisst, eine Organisation, die sich für Rauchprävention einsetzt, investiert nicht in Tabakunternehmen. In der Praxis werden zweckkonforme Anlagen vor allem mit der An- wendung von Ausschlusskriterien in Verbin- dung gebracht.14 Zweckfördernde Anlagen leisten dazu nachweislich noch einen positiven Beitrag zum Stiftungszweck und können folg- lich durch Wirkungsanlagen umgesetzt werden. Wie dies geschehen kann, zeigen die Beispie- le des WWF und der Christoph M erian Stiftung auf den Seiten 12 und 13. Wird bei einer Wir- kungsanlage von einem nicht kompetitiven Rendite-Risiko-Profil ausgegangen (siehe Kas- ten nächste Seite), sollte der Wirkungsbereich der sozial-ökologischen Rendite einen Bezug
11 | Gegenstand Arten des Zweckbezugs Zweckkonform Zweckfördernd Investition 1 Investition 2 Investition 3 Investition 4 Investition 5 Investition 6 Investition 7 Investition 8 Investition 9 Investition 10 Investition 11 Investition 12 Investition 13 Investition 14 Investition 15 Quelle: eigene Darstellung, basierend auf Schneeweiss und Weber 201215 Kompetitive Renditen und Wirkungsanteil Finanzinstrumente zur Umsetzung Ob mit einer Wirkungsanlage ein kompeti- von Wirkungsanlagen tives Rendite-Risiko-Profil erreicht werden Unter Finanzinstrumenten werden beispiels- kann, ist Gegenstand aktueller Debatten. weise Aktien, Darlehen oder Fonds verstanden. Nach Ansicht der Autoren dieses Leitfadens Wirkungsanlagen beruhen in erster Linie auf be- kann es solche Investments geben und wer- den sich solche in Zukunft noch mehr ent- reits bestehenden Finanzinstrumenten.17 Diese wickeln. Häufig unterliegen Wirkungsanla- werden durch innovative Finanzinstrumente wie gen jedoch dem Zielkonflikt zwischen einer Social Impact Bonds ergänzt. Eine Tabelle am finanziellen und einer sozial-ökologischen Ende des Leitfadens gibt einen Überblick über Rendite. Wenn bei Wirkungsanlagen auf ein Finanzinstrumente im Bereich Wirkungsanlagen. kompetitives Rendite-Risiko-Profil fokus- siert wird, steigt häufig das Risiko, dass der Wirkungsteil an Gewicht verliert. Es emp- fiehlt sich deshalb, sich bewusst mit diesem Zielkonflikt auseinanderzusetzen. Die Abwä- gung hat zudem auch rechtliche Auswirkun- gen (siehe Abschnitt Rechtliche Rahmenbe- dingungen auf Seite 14). Übrigens: Es gibt auch die Abwägung zwischen einer philanthropischen Förderung und einer Wirkungsanlage. Für diese Abwä- gung spielt es eine Rolle, ob ein sozial-ökolo- gisches Problem auf unternehmerische Wei- se gelöst werden kann, denn «Nicht jedes soziale oder ökologische Problem ist mit den Werkzeugen des Marktes zu lösen.» 16
12 | Gegenstand Beispiel World Wildlife Fund – fördern mittels Klimaanleihen © Florian Haenggeli / WWF Der WWF verfolgt mit seinen Projekten auf in- Fördern der Organisationsziele mit Wirkungs ternationaler, nationaler und regionaler Ebene anlagen: Das globale WWF-Ziel im Bereich Kli- immer dasselbe grosse Ziel: Gemeinsam schüt- ma und Energie lautet: Eine Gesellschaft, in der zen wir die Umwelt und gestalten eine lebens- Menschen und Biodiversität geschützt sind und werte Zukunft für nachkommende Generatio- welche die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius nen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt sich der begrenzt. Dieses Ziel wird auch mit dem in- WWF für den Erhalt der Biodiversität auf der vestierten Vermögen unterstützt: Einerseits ganzen Welt ein und hilft, den Ressourcenver- werden Unternehmen, die diesem Ziel entge- brauch in nachhaltige Bahnen zu lenken. genwirken, ausgeschlossen. Dies gilt beispiels- weise für Förderer fossiler Energieträger oder Zielkonflikte in der Anlagenpolitik: Der WWF die Flugindustrie. Andererseits werden Anlagen hat in seiner Reservepolitik definiert, wie hoch im Bereich erneuerbarer Energien bevorzugt. seine Reserven sein sollen, um Marktrisiken wie Über die Wirkungsanlagen entfaltet das Spendeneinbrüche abfedern und seine mehr- Anlagevermögen des WWF beispielsweise bei jährigen Projekte finanzieren zu können. Diese Wind- und Solarparks eine positive Wirkung. Reserven will der WWF im Einklang mit seiner Zudem finden Klimaanleihen Eingang ins Port- Mission investieren und hat darum ein eige- folio. Diese Anleihen werden zur Finanzierung nes Anlagereglement errichtet. Die nachhalti- von zweckgebundenen Projekten ausgegeben, ge, zweckkonforme Anlage der Gelder steht im welche die Folgen des Klimawandels entweder Vordergrund und gleichzeitig sollen die Finanz- abmildern oder helfen, sich an sie anzupassen. anlagen einen möglichst grossen Beitrag zur Hierzu zählen unter anderem Transport- und Finanzierung der eigenen Tätigkeit leisten. Da- Infrastrukturprojekte, die den Bau von städti- bei gilt es die Renditen und Risiken in ein mög- schen Nahverkehrssystemen, Schulen, Kran- lichst gutes Verhältnis zu stellen. Weiter soll kenhäusern sowie die Energieversorgung unter- die Vermögensbewirtschaftung kostengünstig versorgter Regionen finanzieren. Klimaanleihen sein. Abschliessend werden Anforderungen zur sind ein wichtiges Finanzierungsinstrument, Berichterstattung (Einhaltung der Nachhaltig- um die internationalen Verpflichtungen zur Be- keitskriterien) festgelegt. Die Herausforderung grenzung des Klimawandels erfüllen zu können. in der Vermögensanlage ist es, Zielkonflikte, die zwischen Rendite, Risiko, Liquidität und Nachhaltigkeit bestehen, bestmöglich gegen- einander abzuwägen.
13 | Gegenstand Beispiel Christoph Merian Stiftung – Wirkungsanlagen mit Tradition © Kathrin Schulthess / Christoph Merian Stiftung Die Christoph Merian Stiftung wurde 1886 ge- derkehrenden Kosten (Betrieb, Instandhaltung gründet. Sie fördert Projekte in den Bereichen und Instandsetzung) sowie die Verzinsung Soziales, Kultur, Natur und Lebensraum Stadt in deckt. Wurde der Kauf von zweckbestimmten Basel. Neben der Förderung hat die Stiftung mit Liegenschaften früher aus Fördermitteln finan- dem Christoph Merian Verlag, dem Cartoonmu- ziert, so geht heute der Erwerb von zweckbe- seum und den Merian Gärten drei eigene ope- zogenen Investitionen zulasten des Vermögens. rative Engagements. Wichtige Förderprojekte Die Kostenmiete wird hingegen in der Regel sind das Atelier Mondial oder das Basler Stadt- aus CMS-Fördermitteln finanziert. Die für das buch. zweckbestimmte Portfolio der CMS errechnete Kostenmiete beträgt zurzeit rund 4,5 Millionen Tradition: Genau genommen praktiziert die Franken. Christoph Merian Stiftung (CMS) Impact In- vesting avant la lettre, also seit sie 1886 ihre Beispiele: Zwei ehemalige Lagerhäuser im Aktivitäten aufgenommen hat. So investierte Dreispitz-Areal in Münchenstein gehören zu sie in den 1950er-Jahren in den Bau von Alters- den jüngsten Beispielen für die Umsetzung siedlungen, gab Baurechtsland zu günstigen von Wirkungsanlagen mittels Immobilien. Die- Konditionen an Wohnbaugenossenschaften ab se wurden von der Stiftung umgebaut und um- und stellt bis heute Land und Gebäude für die genutzt. Heute befinden sich dort das Haus der botanischen Merian Gärten sowie für fünf land- elektronischen Künste, zahlreiche Ateliers und wirtschaftliche Pachtbetriebe zur Verfügung. Wohnateliers für regionale Künstlerinnen und In den 1970er- bis 1990er-Jahren erwarb oder Künstler sowie internationale Gastkunstschaf- baute sie Liegenschaften für Museen (Basler fende und kleinere Gewerbebetriebe. Ein weite- Papiermühle, Kunstmuseum Basel Gegenwart, res Beispiel ist ein ehemaliges Logistikverwal- Cartoonmuseum) oder ermöglichte durch den tungsgebäude, das mit einer Kostenmiete an Kauf und Umbau von Liegenschaften Quartier- den Impact Hub Basel vermietet worden ist. zentren, Gassenküchen und Tagesstätten für Obdachlose. Da der Anteil der zweckbestimm- ten Liegenschaften im Stiftungsportfolio und damit auch der Umfang der Mindererträge im- mer grösser wurden, führte die Stiftung 2018 eine Kostenmiete ein. Unter der Kostenmiete versteht die CMS einen Mietpreis, der die wie-
14 | Mit Wirkung anlegen Möglichkeiten: Welche Möglichkeiten hat eine gemeinnützige Stiftung bei der Vermögensanlage? Welche Möglichkeiten Stiftungen haben, um Wirkungsanlagen umzusetzen, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Der Spiel raum wird einerseits durch die rechtlichen die Wirkungsanlagen jedoch mehrheitlich in Rahmenbedingungen und Good Governan einen noch nicht etablierten Markt investieren, ce-Empfehlungen eingegrenzt. Anderer stellt sich dem Argument der Wettbewerbsver- seits haben auch die eigenen Anlage zerrung entgegen.19 richtlinien und der Stiftungszweck einen Es empfiehlt sich, die oben beschriebe- Einfluss, welche Finanzinstrumente und nen Punkte bei den entsprechenden Behörden Themenfelder in Frage kommen. prüfen zu lassen, wenn eine Stiftung sich zum ersten Mal mit Wirkungsanlagen auseinander- setzt, wenn der Anteil der Wirkungsanlagen am Rechtliche Rahmenbedingungen Gesamtportfolio erhöht werden soll oder wenn Auf der rechtlichen Ebene gilt es bei Wirkungs- das zweckbezogene Investieren zu einer Art anlagen vor allem zwei Aspekte zu berücksich- von Erwerbstätigkeit führt. tigen: die Zweckerfüllung und die Steuerbefrei- Bei innovativen oder komplexen Wirkungs- ung basierend auf der Gemeinnützigkeit. Die anlagen (z. B. Anlagen, die konvertiert werden Zweckerfüllung wird von der Stiftungsaufsicht, können) sollte zudem beachtet werden, dass die Steuerbefreiung von der Steuerbehörde ge- es beispielsweise zur Ausarbeitung der Verträ- prüft. Mehr zur Relevanz der Anlagevorschrif- ge sowie zur Risikoeinschätzung spezifischen ten für Personalvorsorgeeinrichtungen für ge- Fachwissens bedarf.20 meinnützige Stiftungen ist im Kasten rechts zu den BVV 2-Vorschriften erläutert. Bei marktüblichen Rendite-Risiko-Profilen unterscheiden sich die rechtlichen Rahmenbe- Anlagevorschriften für Vorsorge dingungen für Wirkungsanlagen nicht von an- einrichtungen: Müssen sich Stiftungen an sie halten? deren Anlagen. Wird jedoch auf ein kompetiti- Die Anlagevorschriften für Vorsorgeeinrich- ves Rendite-Risiko-Profil verzichtet, führt dies tungen (Art. 49 ff. BVV 2) können Stiftungen zu erhöhten Anforderungen an die sozial-öko- als Orientierungshilfe dienen. Sie müssen logische Wirkung. Die BVG- und Stiftungsauf- von Stiftungen aber nicht zwingend einge- sicht des Kantons Zürich (folgend Stiftungs- halten werden. 21 Inwiefern Stiftungen grös- sere Risiken eingehen können, hängt von der aufsicht Zürich) prüft gemäss ihrem Merkblatt eigenen Risikofähigkeit ab, die unter ande- «Vermögensanlage bei klassischen Stiftungen» rem durch langfristige Förderverpflichtun- beispielsweise bei zweckbezogenen Anlagen, gen bedingt ist. 22 Gibt es keine oder kaum ob die daraus erzielte Wirkung die Nachteile der solche Verpflichtungen, können folglich Anlage (z. B. bzgl. Liquidität) legitimiert, mögli- höhere Risiken eingegangen werden. Die chen Vorgaben aus der Urkunde entspricht und Stiftungsaufsicht Zürich prüft bei Finanzan- lagen neben der Risikofähigkeit (mehr zum mit der Risikofähigkeit der Stiftung vereinbar Thema Risikofähigkeit im Kapital Eignung) ist.18 Bezüglich der Steuerbefreiung steht die auch, ob die gewählte Anlagestruktur in der Frage im Zentrum, ob das zweckbezogene In- Jahresberichterstattung oder im Anlagereg- vestieren zu einer Erwerbstätigkeit und Wett- lement schlüssig begründet wird. 23 bewerbsverzerrung führt. Dass Stiftungen über
15 | Möglichkeiten Anlagerichtlinien und ihre samtvermögen. Dabei gelten Obergrenzen für Bedeutung schweizerische Grundpfandtitel auf Immobilien, Während bei grossen Stiftungen eine schrift- Bauten im Baurecht sowie Bauland (50 Prozent), lich fixierte Anlagestrategie die Norm darstellt, für Anlagen in Aktien (50 Prozent), Anlagen in ist sie bei kleinen und mittleren Stiftungen bis- Immobilien (30 Prozent) und für alternative An- lang wenig verbreitet.24 Anlagerichtlinien be- lagen (15 Prozent). Diese Anlagen dürfen nur ziehungsweise -reglemente haben eine wich- mittels diversifizierter Anlagen, diversifizierter tige Funktion, wenn es darum geht, Ziele und Zertifikate oder diversifizierter strukturierter Struktur der Vermögensanlage verbindlich zu Produkte vorgenommen werden. Anlagen in regeln. Das Anlagereglement steht im Einklang Fremdwährungen ohne Währungsabsicherung mit dem Stiftungsstatut und muss überdies der sind bis 30 Prozent zulässig. Stiftungsaufsicht zur Kenntnis gebracht wer- Die BVV 2-Vorgaben sowie das genannte den.25 Teilweise ist ein Anlagereglement obli- Musterreglement der Stiftung Zewo können gatorisch. Die Stiftungsaufsicht Zürich verlangt unter Umständen den Einsatz von Finanzinst- ein solches ab einem Finanzanlagevermögen rumenten mit hoher Wirkung erschweren, fallen von fünf Millionen Franken,26 die Stiftung Zewo diese mit Ausnahme von Klimaanleihen, Hypo- bei mehr als zwei Millionen Franken in Finanz- thekarforderungen und Immobilien sowie Wan- anlagen und Renditeliegenschaften.27 Die delanleihen doch meist unter die Kategorie der Stiftung Zewo stellt als Orientierungshilfe ein alternativen Anlagen. Die Ausarbeitung von An- Musterreglement auf ihrer Webseite zur Verfü- lagerichtlinien sollte daher zum Anlass genom- gung.28 Die Dachverbände proFonds und Swiss- men werden, Anlageziele und mögliche Konflik- Foundations sind für Mitglieder kompetente te derselben zu adressieren. Ziel sollte es sein, Ansprechpartner in diesem Bereich; sie stellen ein möglichst widerspruchsfreies Regelwerk Mitgliedern beispielsweise Merkblätter zur Ver- zu erstellen. Zu den Anlagezielen zählen nebst fügung. Gemeinnützige Stiftungen können sich Liquidität, Sicherheit und Rendite der Anlagen bei der Erstellung eines Anlagereglements auch weitere Ziele in Bezug auf die Förderung des an den Vorgaben der BVV 2 orientieren (siehe Stiftungszwecks, die Kosten sowie die Bericht- auch Kasten vorherige Seite). Art. 55 der Ver- erstattung (siehe Abbildung Anlageziele). Mög- ordnung regelt die Begrenzungen für die ein- liche Konflikte können sich zwischen folgenden zelnen Anlagekategorien bezogen auf das Ge- Zielen ergeben: → Liquidität vs. Förderung Stiftungszweck: An- lagen, die eine unmittelbare Wirkung erzielen, sind in der Regel nicht liquide Anlageziele → Kosten vs. Förderung Stiftungszweck: An- lagen, die den Stiftungszweck unmittelbar fördern, sind in der Regel mit höheren admi- nistrativen Kosten verbunden (z. B. durch ein Wirkungsmonitoring) → Kosten vs. Berichterstattung: Je umfangrei- Rendite cher der Wunsch nach Berichterstattung zur Wirkung von Anlagen ist, umso höher sind die Bericht- administrativen Kosten Sicherheit erstattung Nebst dem Anlagereglement ist der Weg der Erstellung und die Beantwortung grundlegen- der Fragen zur Anlagestrategie somit zentral. CRIC, der Verein zur Förderung von Ethik und Kosten Liquidität Nachhaltigkeit bei der Geldanlage, stellt online eine Orientierungshilfe zu Anlagerichtlinien zur Verfügung.29 Die Orientierungshilfe ist eine Zu- Stiftungs- sammenstellung der wesentlichen Fragen, die zweck es bei der Erstellung eines Anlagereglements zu beantworten gilt.
16 | Möglichkeiten Good Governance Geeignete Themenfelder für Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Stif- Wirkungsanlagen tungen und gemeinnützige Organisationen all- Der Bezug zum Stiftungszweck muss bei der gemein sind in der Schweiz vergleichsweise li- Auswahl von Wirkungsanlagen berücksichtigt beral. In den letzten Jahren hat sich deshalb der werden, um sich als Organ möglichst schadlos Swiss Foundation Code als selbstregulatorische zu halten. Ein verbindendes Element zwischen Orientierungshilfe etabliert. Der Code äussert Wirkungsanlagen und dem eigenen Stiftungs- sich bis anhin nicht explizit zu Wirkungsanla- zweck können die Sustainable Development gen, geht jedoch auf die Gesamtheit der zweck- Goals (SDGs) darstellen, da sie sowohl bei bezogenen Anlagen (d. h. zweckkonforme und Wirkungsanlagen als auch bei Organisations- zweckfördernde Anlagen) ein. Stiftungen sollen zwecken als Rahmen genutzt werden, um den gemäss dem Code als Wirkungseinheit von För- positiven Beitrag aufzuzeigen. PRI (Principles dertätigkeit und Vermögensbewirtschaftung for Responsible Investments) präsentiert bei- verstanden werden.30 Die Entscheidung über spielsweise eine Übersicht von Themengebie- die Vermögensanlage liegt beim Stiftungsrat, ten für Wirkungsanlagen und zeigt auf, zu wel- wobei er sich bei dieser Entscheidung letztlich chen SDGs die Themenfelder beitragen.33 Die stets an die Vorgaben des Stifters beziehungs- Abbildung Berührungspunkte zwischen Non- weise des Stiftungsstatuts (Stiftungsurkunde profit-Organisationen und Wirkungsanlagen bzw. Anlagereglement, Richtlinien etc.) halten auf der nächsten Seite ergänzt diese Übersicht muss und dabei eine sorgfältige Kapitalan- durch eine Verknüpfung der SDGs mit den elf lage beachtet werden muss. Der Stiftungsrat Kategorien der internationalen Klassifikation entscheidet folglich auch, ob das Vermögen von Nonprofit-Organisationen.34 Die grosse zweckbezogen angelegt werden soll. Eine Ver- Schnittmenge zwischen den Tätigkeiten von ge- pflichtung für eine zweckbezogene Anlage gibt meinnützigen Organisationen und den SDGs ist es dabei nicht. Hingegen sollten basierend auf offensichtlich. Die Abbildung kann als Grundla- der Idee der Wirkungseinheit keine dem Stif- ge verstanden werden, um für die eigene Orga- tungszweck widersprechende Anlagen getätigt nisation relevante Themenfelder zu eruieren. werden.31 Werden Investitionen getätigt, bei denen die finanzielle Rendite unter einer markt- üblichen Rendite liegt, muss der Stiftungsrat erläutern, wie die Investition zur Zweckerfül- lung beiträgt.32 Zusammenfassend kann fest- gehalten werden, dass der Code eine aktive Auseinandersetzung mit dem zweckbezogenen Anlegen fordert. Ob und wie Wirkungsanlagen umgesetzt werden sollen, wird jedoch offenge- lassen.
17 | Möglichkeiten Berührungspunkte zwischen Nonprofit-Organisationen und Wirkungsanlagen Klassifikation von Nonprofit-Organisationen Kultur Bildung Gesund- Soziale Umwelt- Wohn- Advocacy Philanthro- Inter- Religion Wirtschaft und Freizeit und heitswesen Dienste und Natur- und Ent- und pische nationale Forschung schutz wicklungs- Politik Inter- Aktivitäten förderung mediäre 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 Quelle: eigene Darstellung basierend auf einer Darstellung von Morriesen 2018 35 Ökologisches Energie- Erneuerbare Bezahlbarer Inklusiver Bildung Gesundheit Nachhaltige Nachhaltige Wasser Bauen effizienz Energie Wohnraum Finanzsektor Forstwirt- Landwirt- schaft schaft Themenfelder von Wirkungsanlagen 1 Keine Armut 2 Kein Hunger 3 Gesundheit und Wohlergehen 4 Hochwertige Bildung 5 Geschlechtergleichheit 6 Sauberes Wasser und Sanitär einrichtungen 7 Bezahlbare und saubere Energie 8 Menschwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum 9 Industrie, Innovation und Infrastruktur 10 Weniger Ungleichheiten 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden 12 Verantwortungsvoller Konsum und Produktion 13 Massnahmen zum Klimaschutz 14 Leben unter Wasser 15 Leben an Land 16 Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen 17 Partnerschaften zur Erreichung der Ziele
18 | Mit Wirkung anlegen Eignung: In welcher Form passen Wirkungsanlagen zu unserer Stiftung? Anhand folgender Fragen kann eruiert Die Wahl der Anlageberatung: werden, in welchen Bereichen eine Umset Worauf zu achten ist zung von Wirkungsanlagen mit mehr oder Kleinen und mittleren Stiftungen fehlen oft- weniger Herausforderungen verbunden ist. mals Wissen und Erfahrung im Anlagebe- Je mehr Fragen mit einem Ja beantwortet reich, weshalb sie auf eine Anlageberatung werden können, desto einfacher wird es, angewiesen sind. CRIC, der Verein zur För- derung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Wirkungsanlagen umzusetzen. Ein Nein Geldanlage, hat 2017 folgende Kriterien für hingegen weist auf Herausforderungen die Auswahl definiert:36 hin und zeigt Möglichkeiten auf, wie Wir • Das jeweilige Geschäftsmodell: Dieses sagt kungsanlagen dennoch umgesetzt werden viel über Motive und Absichten eines Fi- können. nanzdienstleisters aus. Während einige Fi- nanzdienstleister Ethik und Nachhaltigkeit als Marketinginstrument verwenden, gibt es Unternehmen in der Finanzbranche, die eigens zum Zweck gegründet worden sind, verantwortliche und nachhaltige Alternati- Besteht in unserer Stiftung ven zum konventionellen Finanzsystem an- bereits Vorwissen? zubieten. → Ja! ann kann auf Grundlage des Anlage- D • Die Kompetenz im Haus und in der Beratung: reglements die konkrete Umsetzung Im persönlichen Gespräch fällt schnell auf, angegangen werden. Das Reglement wer kompetent ist. Schöne Prospekte und Webauftritte alleine sagen wenig aus. Es kann nötigenfalls um Vorgaben für die lohnt sich auch die Frage zu stellen, ob Mit- Umsetzung von Wirkungsanlagen wie arbeitende mit Bonussystemen motiviert Art der Investition, Risikoniveau etc. er- werden und was damit gefördert werden gänzt werden. Wird für die Umsetzung soll. Audits oder beratende Gremien wie eine externe Anlageberatung herange- Ethik- oder Anlagebeiräte können ein Be- leg dafür sein, dass man das Thema ernst zogen, sollten deren Fachleute sowohl nimmt. über Finanzkompetenzen als auch über • Qualität und Transparenz der Produkte: Qualifikationen im Wirkungsbereich Die Geldanlage erfolgt in der Regel über verfügen. Fehlt es jedoch an ausrei- konkrete Anlageprodukte. Da keine allge- chendem Fachwissen, sollte auf jeden meingültigen Standards gelten, empfiehlt Fall eine rechtliche Abklärung vorge- es sich darauf zu achten, dass die Abläufe, Prozesse und Verfahren offen kommuni- nommen werden. ziert werden. Als Kundin/Kunde sollte man → Nein. Wenn genügend Kapazitäten und Zeit genau verstehen, wie der Anbieter ethische vorhanden sind, kann man sich das not- und nachhaltige Anlagen definiert und um- wendige Wissen aneignen, beispiels- setzt. So kann ein Themenfonds zu Gender weise durch die Wahl von Stiftungs- Equality auch diesbezüglich vorbildliche Unternehmen aus der klimaschädigenden räten mit entsprechendem Vorwissen, Erdölindustrie enthalten. Abschliessend den Besuch von Veranstaltungen, das müssen auch die Kosten transparent dar- Studium geeigneter Literatur. Erste An- gestellt werden. haltspunkte bieten Stiftungsverbände Diese Kriterien zeigen also auf, wie sehr die wie proFonds, SwissFoundations oder Unabhängigkeit der Beratung und der Um- Swiss Sustainable Finance, der Bran- gang mit Interessenskonflikten für die Wahl einer Anlageberatung wesentlich sind. Un- chenverband von Anbietern im Bereich abhängige Investmentberatungen können der nachhaltigen Anlagen. Auf was bei bei der Auswahl von Finanzdienstleistern der Wahl einer Beratung geachtet wer- und Produkten helfen, allerdings fallen da- den sollte, wird im folgenden Kasten durch zusätzliche Kosten an. erläutert:
19 | Eignung Gibt es zu unserem Stiftungszweck passende Anlagemöglichkeiten? → Ja! ann steht der Auswahl von zweckbezogenen Anlagen diesbezüglich D nichts im Weg (mehr zum Thema Zweckbezug im Abschnitt Wirkungs- anlagen und Stiftungen auf Seite 10). → Nein. In diesem Fall gibt es häufig dennoch Möglichkeiten, Wirkungsanlagen in einer ihrer vielfältigen Formen umzusetzen. Vergessen geht teilweise die Möglichkeit der Zurverfügungstellung von Immobilien für Destinatäre. Es gilt zudem zu überlegen, ob es Zweckbereiche gibt, die für Wirkungs- anlagen bis anhin wenig berücksichtigt worden sind, sich aber eignen würden. Letzteres ist besonders relevant, wenn der Stiftungszweck breit gefasst ist. Ist all dies aufgrund des Zwecks nicht möglich, so kann zu- mindest eine Überprüfung des Anlageportfolios hinsichtlich der ESG-Kri- terien vorgenommen werden (siehe Kasten auf Seite 9). Kann unsere Stiftung finanziell grosse Risiken verkraften?37 Risikofähigkeit Wie viel Risiko kann unsere Stiftung mit ihren → Ja! ie Stiftung verfügt über eine hohe Risi- D Anlagen eingehen? Antwort auf diese Frage kofähigkeit (siehe Kasten rechts). Dann gibt das Risikoprofil. Dieses besteht aus der sind Wirkungsanlagen entlang des Risikofähigkeit und -bereitschaft. Die Risiko- ganzen Spektrums möglich: Es kann fähigkeit der Stiftung bestimmt sich durch beispielsweise sowohl in etablierte als objektive Kriterien wie: • die vorhandene Liquidität (je mehr unge- auch in junge Unternehmen investiert bundene flüssige Mittel vorhanden sind, werden. Falls der Gründungsprozess umso risikofähiger ist eine Stiftung) der Stiftung noch nicht abgeschlossen • den Anlagehorizont (je länger der Horizont, ist, kann zudem darüber nachgedacht umso höher die Fähigkeit, Schwankungen werden, in der Stiftungsurkunde die Be- auszugleichen) rücksichtigung von nachhaltigen und Die Risikobereitschaft handelt von der Frage, mit welchen Kursschwankungen sich eine wirkungsorientierten Anlageformen für Stiftung noch wohlfühlt. S pendenbasierte die Vermögensanlage festzuhalten. Stiftungen reagieren meist sensibler auf → Nein. In diesem Fall gibt es auch Investitions- Wertschwankungen als Stiftungen mit fes- möglichkeiten, die ein geringeres Risi- tem Vermögen. ko beinhalten. Dies können retailfähige Risikofähigkeit und -bereitschaft führen zu einer Einteilung in ein werterhaltendes, Mikrofinanzanlagefonds oder Obliga- ausgewogenes oder dynamisches Risiko- tionen mit guter Bonität in Franken sein profil. Im Grundsatz gilt: Je höher die Risiko- wie Klimaanleihen Schweizer Kantone fähigkeit und -bereitschaft ist, desto höher und Städte mit einem AAA-Rating. darf die Renditevorstellung sein. Renditevor- stellungen und Risikoprofil müssen somit im Einklang zueinanderstehen. Eine sorgfälti- ge Abklärung lohnt sich. Entscheide sollten zudem nur nach dokumentierter Aufklärung durch eine Anlageberatung getroffen wer- den, um Pflichtverletzungen des Stiftungs- rats weitestgehend zu vermeiden.
20 | Eignung Möchte und darf unsere Stiftung langfristig zugunsten von Wirkungsanlagen weniger aus schütten oder das Grundstockvermögen ver kleinern? → Ja! as bedeutet, dass in der Stiftungsurkunde keine Vorga- D ben vorhanden sind, die Wirkungsanlagen ausschlies- sen. Auch wenn in der Stiftungsurkunde nichts dazu steht, sollte die Möglichkeit niedriger Ausschüttungen respektive die Verkleinerung des Grundstockvermögens rechtlich abgeklärt werden. → Nein. In diesem Fall wird es schwierig, Anlagen ohne kompeti- tives Rendite-Risiko-Profil in das eigene Anlageportfo- Qualifizierte Anleger lio zu integrieren. Etablierte Wirkungsanlagen, die einen Der Anlegerschutz sieht vor, dass risiko- Fokus auf die finanzielle Rendite legen, können aber als reichere Anlagemöglichkeiten diesbezügli- Option geprüft werden. ches Wissen und Erfahrung der Stiftung er- fordern. Die Qualifizierung bestimmt somit die Anlagemöglichkeit. Viele Anlagen mit unmittelbarer Wirkung setzen eine höhere Qualifizierung voraus. Die Qualifizierung ist Ist unsere Stiftung ein für die Entfaltung des Wirkpotenzials somit qualifizierter Anleger im Sinne zentral. Gemeinnützige Stiftungen können gemäss Art. 4 des Finanzdienstleistungs- des Gesetzes? gesetzes (FIDLEG) den Status als quali- → Ja! Die Stiftung verfügt über eine profes- fizierter Anleger erreichen, wenn sie über sionelle Tresorerie, erfüllt gewisse Grös- eine professionelle Tresorerie verfügen oder senkriterien (siehe Kasten rechts) oder zwei von drei Grössenkriterien überschrei- verfügt über genügend Vermögen, um ten (Bilanzsumme von 20 Millionen Fran- ken, Umsatzerlös von 40 Millionen Franken, einen schriftlichen Vermögensverwal- Eigenkapital von 2 Millionen Franken). tungsauftrag abzuschliessen. Ab wel- Eine professionelle Tresorerie liegt vor, chem Vermögen ein solcher Vertrag mit wenn mindestens eine fachlich ausgewiese- einem Vermögensverwalter abgeschlos- ne und im Finanzbereich erfahrene Person sen werden kann, ist je nach Vermö- damit betraut ist, die Finanzmittel dauernd gensverwalter unterschiedlich. Häufig zu bewirtschaften. Die Beauftragung einer unabhängigen Vermögensverwaltung gilt liegt das Mindestvolumen bei 200’000 nicht als professionelle Tresorerie. Übt hin- bis 500’000 Franken. Es kann aber auch gegen ein beruflich hinreichend qualifizier- höher liegen. tes unabhängiges Organ der Stiftung die → Nein. Die Stiftung verfügt weder über die Funktion der Vermögensverwaltung aus, darf Kompetenzen in der Organisation noch von einer professionellen Tresorerie ausge- gangen werden. über das notwendige Vermögen für Stiftungen, die einen schriftlichen Ver- einen schriftlichen Vermögensverwal- mögensverwaltungsvertrag abgeschlossen tungsauftrag. Der Stiftung stehen die haben, gelten für das vergebene Mandat als in der Schweiz für unqualifizierte An- qualifizierte Anleger, sofern sie nicht schrift- leger zugelassenen Anlagen zur Verfü- lich erklärt haben, dass sie nicht als solche gung. Zudem gibt es wie in der Tabelle gelten wollen (Opting-out). Gilt eine Stiftung weder als qualifizierter Anleger aufgrund von am Ende auch weitere Formen zur Wir- Art. 4 FIDLEG noch wurde ein Vermögensver- kungserzielung, wie Immobilienbesitz waltungsvertrag abgeschlossen, dann redu- oder die Vergabe von Darlehen, für wel- ziert sich das Spektrum an Anlageinstrumen- che eine Stiftung ebenfalls kein quali- ten auf Retailprodukte. Bei Retailprodukten fizierter Anleger sein muss. handelt es sich um Anlagen, die gemäss Ge- setzgeber für Kleinkundinnen und -kunden zugelassen sind.
21 | Eignung Es kann festgehalten werden, dass je nach Die Stiftung Wasser (türkis) fördert die Stiftung die Umsetzung von Wirkungsanlagen Restauration von Brunnen in der Schweiz. mehr oder weniger einfach ist. Ihre Vielfalt lässt Mit einem Anlagevolumen von 35 Millionen aber für sehr viele Stiftungen eine oder mehrere Franken hat sie eine gewisse Grösse und kann Formen zu. Risikoarme, liquide Wirkungsanla- finanzielle Risiken abfedern. Da sich eine Per- gen sind dabei häufig einfacher umsetzbar. Wie son dauerhaft um die Finanzen kümmert, ist im ersten Kapitel Gegenstand erläutert, sollte entsprechendes Vorwissen vorhanden. Der bewusst entschieden werden, welche Ausrich- Zweckbereich dieser Stiftung ist sehr spezi- tung hinsichtlich der finanziellen und sozial- fisch. Deshalb gibt es kaum Wirkungsanlagen. ökologischen Rendite gewählt wird. Wurden Auf eine finanzielle Rendite möchte die Stiftung eine oder mehrere Fragen mit einem «Nein» be- aber nicht verzichten und sucht nun nach An- antwortet und sind auch die darin enthaltenen lagemöglichkeiten, die in ihrem Sinne sind. Eine Alternativen nicht möglich, obschon das Be- Überprüfung hinsichtlich Ausschlusskriterien dürfnis nach Wirkungsanlagen besteht? Dann hat die Stiftung bereits vorgenommen. Obwohl empfiehlt es sich, falls nicht sowieso schon die Stiftung auf Anhieb keine passenden An- geschehen, den Einsatz anderer Formen von lagemöglichkeiten gefunden hat, möchte sie in nachhaltigen Anlagen zu prüfen. Zukunft nochmals überprüfen, ob es im Bereich Immobilien möglich wäre, Wirkung zu erzielen. Zusammenfassend sind die fünf Fragen in der Tabelle unten aufgeführt. Die Tabelle wurde bei- Die Stiftung biologische Landwirtschaft (vio- spielhaft für zwei fiktive Stiftungen ausgefüllt. lett) beschäftigt sich erst seit kurzem mit dem Thema. Aktuell beläuft sich ihr Vermögen auf rund 5 Millionen Franken. Die Stiftung hat noch keinen professionellen Partner für Finanzie- rungs- und Vermögensfragen. Sie möchte sich in einem nächsten Schritt von einer kleinen Auswahl an Vermögensverwaltern zu Anlage- Ja Nein möglichkeiten beraten lassen. Die Stiftung hat bereits in Erfahrung gebracht, dass es in ihrem Besteht in unserer Stiftung Zweckbereich «biologische Landwirtschaft» bereits Vorwissen? Wirkungsanlagen gibt. Da im Stiftungsstatut explizit vorgesehen ist, dass das Grundstock- Gibt es zu unserem Stiftungszweck vermögen verkleinert oder sogar aufgebraucht passende Anlagemöglichkeiten? werden darf, kann die Stiftung mit denjenigen Mitteln, welche noch nicht als Fördermittel ge- Kann unsere Stiftung finanziell sprochen wurden, grössere Risiken eingehen. grosse Risiken verkraften? Möchte und darf unsere Stiftung langfristig zugunsten von Wirkungs- anlagen weniger ausschütten oder das Grundstockvermögen verkleinern? Ist unsere Stiftung ein qualifizierter Anleger im Sinne des Gesetzes?
22 | Mit Wirkung anlegen Vorgehen: Was sind die Schritte zum Anlegen mit Wirkung? Sieben Schritte zur Wirkungsanlage In den vorherigen Kapiteln wurde erklärt, was Wirkungsanlagen sind, welche Mög lichkeiten es zu deren Umsetzung gibt und inwiefern sie sich für die eigene Organi 1. Kompetenzen sation eignen. Abschliessend werden die → intern → extern Inhalte in sieben Schritten zusammenge fasst (siehe Abbildung rechts). Die sieben Schritte dienen als Orientierungshilfe, wenn Wirkungsanlagen ins Anlageportfolio aufgenommen werden sollen. 2. Ziele → Motivation → Formulierung von Wirkungszielen und finanziellen Zielen 1. Kompetenzen 3. Art der Investition Zunächst ist abzuklären, welche und wie vie- → Anlageinstrument → Themenfelder le Kompetenzen bereits intern vorhanden sind und ob weitere benötigt werden. Fachwissen ist beispielsweise zur Erstellung des Anlageregle- ments nötig, wenn dieses im Hinblick auf Wir- 4. Anlagereglement kungsanlagen überarbeitet werden soll. Falls → erstellen das Fachwissen in der Organisation selbst nicht → anpassen vorhanden ist, kann dieses auch extern einge- holt werden (siehe auch Kapitel Eignung). 2. Ziele 5. Rechtliche Abklärungen Die Festlegung von Zielen bildet den Grund- → Stiftungsaufsicht → Steuerbehörde stein für die Ausrichtung der Wirkungsanlagen. Wichtige Fragen, die es zu klären gilt, sind: • Warum sollen Wirkungsanlagen ins Portfolio aufgenommen werden? 6. Umsetzung •W elche Ziele werden damit verfolgt? → Vermögensverwaltung Dabei ist zu überlegen, wie respektive welche → intern der Wirkungsziele durch Wirkungsanlagen und welche mit rein philanthropischen Instrumen- ten umgesetzt werden sollen. Die Wirkungszie- le sind schriftlich festzuhalten, unter anderem 7. Überprüfung als Grundlage für die Wirkungsüberprüfung. → finanzielle Rendite Dasselbe gilt auch für die finanziellen Ziele der → Wirkung Wirkungsanlagen und weitere Aspekte wie das → Exit → Risiko gewählte Risiko oder die Liquidität der Anlage. Wirkungsanlage
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