Stiftungswelt SOMMER - Stiften verbindet Gemeinsam für mehr Zusammenhalt - Stiftungen.org

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Stiftungswelt SOMMER - Stiften verbindet Gemeinsam für mehr Zusammenhalt - Stiftungen.org
SOMMER

        Stiftungswelt
                                                                 2020

                  Stiften verbindet
                                  Gemeinsam für mehr Zusammenhalt

ESSAY: Aleida Assmann über
Zusammenhalt und Gemeinsinn
AKTUELLES: Stiftungen in
Zeiten der Corona-Krise
REPORT: Das Potenzial deutscher
Stiftungen für die SDGs
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Stiftungsmanagement
                                                             auf Augenhöhe.
                                                             Anspruch verbindet.

  Für meine gemeinnützige Stiftung hat eine stabile Vermögens-
  entwicklung erheblichen Einfluss auf die Finanzierung unserer Projekte.
  Die speziell ausgebildeten Berater der Weberbank berücksichtigen
  bei der Verwaltung des Stiftungsvermögens selbstverständlich die
  in unserer Satzung festgehaltenen ethischen Investmentvorgaben.

  Mein Berater bei der Weberbank Actiengesellschaft:
  Robby Pietschmann, Leiter Institutionelle Kunden,
  Tel. 030 89798-588, robby.pietschmann@weberbank.de

Die Privatbank der Hauptstadt.
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Intro

                          Liebe Leserinnen und Leser,

                          „Wir müssen zusammenhalten.“ Diesen Satz haben wir alle in
                          den letzten Wochen oft gehört, geschrieben und in (virtuellen)
                          Gesprächen gesagt. Doch was verstehen wir eigentlich darunter?
                          Diese und viele andere Fragen hätte ich gerne mit Ihnen in Leip-
                          zig auf dem Deutschen Stiftungstag diskutiert. Unseren Kongress
                          mussten wir absagen, das Thema ist aber nach wie vor hochaktuell.
                                Am 1. Oktober, dem europaweiten Tag der Stiftungen, zeigen
                                                                                                       1
                          wir daher, wie sich Stiftungen unter dem Motto „wir zusammen“
                          für die Gesellschaft einsetzen und Menschen (wieder) zusammen-

                                                                                               STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Intro
                          bringen – analog und digital.
                                Zusammenhalt als starke solidarische Stiftungsgemeinschaft
                          ist wichtiger denn je. In diesem Sinne haben zahlreiche Mitglieds-
                          stiftungen durch substanzielle Beitragserhöhungen geholfen, die
                          durch die Absage des Deutschen Stiftungstages entstandene finan-
                          zielle Last mit einem großartigen Signal des Zusammenhalts auf-
                          zufangen. Dafür sage ich Ihnen in unser aller Namen herzlichen
                          Dank.

                          Prof. Dr. Joachim Rogall
                          Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen
Foto: David Ausserhofer
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Die Fotos im Titel dieser
                                                                                                     Ausgabe stammen von dem
                                                                                                     Fotografen Frank Schinski.
     2
                                                                                                     Was hält seine Bilder
                                                                                                     zusammen?
STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Inhalt

                                                                                                     Durch freie Projekte oder Auftragsarbeiten, an denen ich
                                                                                                     eigentlich ständig arbeite, gelange ich immer wieder an
                                                                                                     verschiedene Orte des gesellschaftlichen Lebens und
                                                                                                     Zusammenlebens. Die hier gezeigten Arbeiten stammen aus
                                                                                                     ganz verschiedenen Fotoreihen. Das Verbindende dabei ist
                                     Stiftungsinfo   Servicebeilage exklusiv für unsere Mitglieder
                                                                                                     der Versuch, mich an das Wesentliche alltäglicher Situationen
                                     Stiftungsinfo                                                   heranzutasten. Als Fotograf bin ich bestrebt, in den kleinen
                                     Sommer 2020                                                     Dingen größere Zusammenhänge zu verhandeln. Oft werde ich
                                     5 Wie Stiftungen                                                dabei in genau jene Bereiche unseres Alltags geführt, deren
                                     richtig in Immobilien
                                     investieren 9 Wann
                                                                                                     gesellschaftliche Relevanz mich dann oft selbst überrascht.
                                     der Einstieg in Venture                                         Ich suche nach Situationen, die uns die gelegentlich absurde
                                     Capital lohnenswert ist
                                     11 Welche drei                                                  Dimension unseres Handelns vor Augen führen.
                                     Schritte zur wirksamen                                                 Jedes Foto im Titel dieser Ausgabe trägt einen
                                     Stiftungskommunikation
                                     führen                                                          eigenen Untertitel. Damit Sie sich zunächst selbst ein Bild
                                                                                                     machen können, stehen diese auf dem Kopf. Viel Spaß beim
                                                                                                     Perspektivwechsel!
                                                                                                                                                        Frank Schinski
                                   STIFTUNGSINFO
                                   Unsere Mitglieder erhalten
                                   zu ­jeder Stiftungswelt diese
                                   ­hilfreiche Servicebeilage.
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InhaltStiftungswelt Sommer 2020

                                                                                                                        7 – 39

                             Titel
                             Stiften verbindet

                        1    Intro                                                    33   Kooperation im Stiftungssektor Neue Zahlen
                        4    Panorama                                                      des Bundesverbandes zum Thema Kooperation
                                                                                           im Stiftungssektor
                                                                                      35   Das Ganzheitliche fehlt Interview mit Coach
                             Titel                                                         und Kommunikationstrainer Jens Hüttner über
                                                                                           das Arbeiten mit anderen
                        7    „Jetzt wächst zusammen, was nicht
                             ­zusammengehört“ Ein Essay von                           37   Angriffe auf die Nachhaltigkeitsziele
                                                                                           Rechte Strömungen setzen die Zivilgesellschaft           3
                                     Aleida Assmann
                                                                                           unter Druck
                        11           Zusammenhalten im Gegensatz

                                                                                                                                               STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Inhalt
                              Vier Beispiele, wie Stiftungen Gemeinschaft
                              ­ermöglichen
                                                                                      40   Gemeinsam zu mehr Nachhaltigkeit
                        13     Best Practice: Zusammenhalten Stiftungen
                                                                                           Das ­Potenzial der deutschen Philanthropie für
                               fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
                                                                                           die Sustainable Development Goals (SDGs)
                               Aber wie? Ein Überblick
                                                                                      44   In der Ruhe liegt die Kraft Was tun, wenn es
                        17     „Wir kommen da nur durch, wenn wir
                                                                                           auf dem Aktienmarkt plötzlich turbulenter wird?
                               ­zusammenhalten“ Interview mit Sebastian
                                ­Gallander, Geschäftsführer der                       48   Unterstützung in Corona-Zeiten Rechtliche
                                 nebenan.de Stiftung                                       und finanzielle Erleichterungen für Stiftungen in
                                                                                           der Corona-Krise
                        20       Alle unter einem Dach Bürgerhäuser sind
                                 lebendige Orte der Begegnung. Wie hier
                                 Gemeinschaft entsteht                                50   Personalia
                        25       „Wann, wenn nicht in solch einer Krise,              54   Meldungen
                                 ist die Zeit für Stiftungen“ Mit kreativen Ideen     58   Medien
                                 ­reagieren Stiftungen auf die Corona-Krise           62   Exklusiv für Mitglieder
                        28        Die verbindende Kraft von Dialog und                63   Outro/Impressum
                                  ­Begegnung Zusammenhalt aus der Perspektive
                                                                                      64   Abgestaubt
                                   ­kirchlicher Stiftungen
Fotos: Frank Schinski

                        31          Zusammenhalt durch wirkungsvolle
                                    ­Projekte Wie durch eine bundesweite Lernplatt-
                                     form langfristige Partnerschaften entstanden
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Panorama

                                                                                                                  30,3
                                                                                                                  Prozent der Jugendlichen und
                                                                                                                  jungen Erwachsenen engagie-
                                                                                                                  ren sich außerhalb traditionel-
                                                                                                                  ler Strukturen und in informell
                                                                                                                  gegründeten Gruppen. Ein gro-
                                                                                                                  ßer Teil des jungen Engagements
                                                                                                                  (64,2 Prozent) findet jedoch noch
                                                                                                                  immer in klassischen Organisati-
                                                                                                                  onsstrukturen, etwa in Stiftungen
                                                                                                                  oder Vereinen, statt. Fast jeder
                                                                                                                  fünfte Engagierte (21,9 Prozent)
                                     Anstifter                                                                    ist zudem in online organisierten
                                                                                                                  Gruppen aktiv.
                                     Stiftungen starten #Atemmasken-
                                                                                                                  Quelle: Dritter Engagementbericht.
                                     Challenge gegen Coronavirus                                                  Zukunft Zivilgesellschaft: Junges
                                                                                                                  Engagement im digitalen Zeitalter.
     4                               Gemeinsam mit verschiedenen Stiftungen hat der Bundesverband                 Hg. vom Bundesministerium für
                                     ­Deutscher Stiftungen die #AtemmaskenChallenge ins Leben gerufen. Aus        Familie, Senioren, Frauen und
STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Panorama

                                      stiftungseigenen Stoffen werden dabei Atemmasken genäht, die das Lo-        Jugend
                                      go oder einen Slogan der eigenen Organisation tragen. Mittlerweile haben
                                      sich diverse Stiftungen an der Challenge, die unter dem Hashtag #Atem-
                                      maskenChallenge vor allem auf Twitter und Instagram stattfindet, betei-
                                      ligt. Ziel der Aktion ist es, das Infektionsrisiko mit dem Coronavirus zu
                                      reduzieren und so die gegenseitige Rücksichtnahme und den gesellschaft-
                                      lichen ­Zusammenhalt zu stärken. Stiftungen und andere gemeinnützige
                                      ­Organisationen sind auch weiterhin aufgerufen, sich an der Aktion zu be-
                                       teiligen und eigene Atemmasken zu produzieren.

                                                     »Mit der Natur lässt sich
                                                       nicht verhandeln.«
                                         Klaus Milke in der aktuellen Folge vom Goodcast, dem Podcast des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen
Stiftungswelt SOMMER - Stiften verbindet Gemeinsam für mehr Zusammenhalt - Stiftungen.org
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Fritz Keller
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          DFL Stiftung

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Was macht Fußball aus: das Spiel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          oder das Gemeinschaftserlebnis?
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Fritz Keller: Fußball ist Gemeinschaft.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Auf dem Platz und der Tribüne finden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ganz unterschiedliche Menschen zusam-
                                                                                                                                                                                                                                    Kurzarbeitergeld – auch für                                           men, die sonst womöglich keine Berüh-
Fotos: Heinrich-Böll-Stiftung/Sandra Prehn, Deutscher Engagementpreis, Pavel Richter, Katrin Kowark, Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Deutsche Telekom Stiftung, Stiftung Mercator, Stiftung Lesen (#AtemmaskenChallenge),

                                                                                                                                                                                                                                    gemeinnützige Unternehmen                                             rungspunkte hätten. Genau solche Be-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          gegnungen wollen wir auch mit der Ar-
                                                                                                                                                                                                                                    Neue Regelungen aufgrund der Corona-Pandemie: Kurzarbeit kann         beit der DFB-Stiftungen ermöglichen. Ich
                                                                                                                                                                                                                                    dann beantragt werden, wenn 10 Prozent der Beschäftigten von dem      hoffe sehr, dass der Fußball schon bald
                                                                                                                                                                                                                                    Arbeitsausfall betroffen sind. www.stiftungen.org/kurzarbeitergeld    wieder als Spiel wahrgenommen werden
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          kann, das Leichtigkeit und Lebensfreude
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          vermittelt. Ein Spiel, das wir lieben. Und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          das unsere Gesellschaft bereichert.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Die Welt wird nach Corona eine an-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          dere sein: Gilt das auch für den Fuß-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          ball? Der Fußball ist ein Spiegel der Ge-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          sellschaft. So wie sie nach Corona eine
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          andere sein wird, weil keiner ihrer Tei-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          le von dieser Krise unberührt bleibt, so
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                                                                                                                                                                                                                                    „Für unsere Arbeit brauchen wir                                       wird auch der Fußball ein anderer sein.
                                                                                                                                                                                                                                    politische Stabilität“                                                Er muss aber auch ein anderer sein.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Denn die Corona-Krise hat uns gezeigt,                        5
                                                                                                                                                                                                                                    Über die Bill & Melinda Gates Foundation wird in der Corona-Kri-      wie anfällig, wie fragil er teilweise ist.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Panorama
                                                                                                                                                                                                                                    se kontrovers diskutiert. Im letzten Jahr trafen wir Tobias Kahler,   Daraus erwächst die Pflicht, die richti-
                                                                                                                                                                                                                                    Leiter des deutschen Stiftungsbüros, und sprachen mit ihm über Bill   gen Lehren zu ziehen, um denen, die
                                                                                                                                                                                                                                    Gates und die Arbeit der Stiftung hierzulande.                        nach uns kommen, nicht Probleme zu
                                                                                                                                                                                                                                    www.stiftungen.org/gates-foundation                                   hinterlassen, sondern Lösungen.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Wird das Erlebnis Fußball in Zukunft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          digitaler? Auch der Fußball wird, wie der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Rest der Gesellschaft, noch digitaler wer-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          den. Er wird aber, ob digital oder analog,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          immer für Emotionen und Gemeinschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                                                          stehen.  ←

                                                                                                                                                                                                                                    Warum Divestment wirkt
                                                                                                                                                                                                                                    Wirtschaftsberater Frank Wettlauffer hat argumentiert, dass Divest-
                                                                                                                                                                                                                                    ment-Strategien und nachhaltiges Anlegen nichts Gutes bewirken
                                                                                                                                                                                                                                    und sogar Schaden anrichten. Ali Masarwah von der Fonds-Rating-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Fritz Keller ist Präsident des
                                                                                                                                                                                                                                    agentur Morningstar verteidigt das Divestment. Eine Replik.                         Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und
                                                                                                                                                                                                                                    www.stiftungen.org/divestment                                                Mitglied des Stiftungsrates der DFL Stiftung
Stiftungswelt SOMMER - Stiften verbindet Gemeinsam für mehr Zusammenhalt - Stiftungen.org
Die Moskauer Metrostation Majakowskaja gehört
zu den ältesten Stationen des Landes. Jede Minute
kommt hier ein Zug – schon deshalb hält sie wie
kaum etwas die russische Metropole zusammen
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„Jetzt wächst
zusammen, was nicht
­zusammengehört“

         Wir müssen darüber nachdenken, wie
         wir Gemeinsinn – dieses wertvolle und
         knappe Gut – wieder herstellen können.
         Ein Essay von Aleida Assmann →
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Wer Zusammenhalt sagt, denkt an et-
                                                                                                                               was, das von oben zusammengehalten
                                                                                                                               werden muss, weil es unter besonde-
                                                                                                                               rem Druck steht. Mit dem Wort Ge-
                                                                                                                               meinsinn geht man nicht von einem
                                                                                                                               Kollektiv wie der Gesellschaft aus,
                                                                                                                               sondern von den Voraussetzungen
                                         →→ Die Corona-Krise stellt alles in        Prioritäten zu überdenken und zu jus-      der Einzelnen, die etwas einbringen.
                                         den Schatten, was wir bisher über          tieren. In einer solchen Zeit erscheint    Diese Bewegung kommt von innen,
                                         Gemeinsinn wussten oder zu wissen          es sinnvoll, neu über Gemeinsinn           nicht von außen, sie muss von den
                                         glaubten. Je größer die Not, desto tie-    nachzudenken.                              Menschen selbst aufgebaut werden.
                                         fer die Einsichten in dieses wertvolle            Was ist Gemeinsinn? Die ein-        Zusammenhalt richtet sich gegen ei-
                                         und knappe Gut. Seit sich die ganze        fachste Definition hat der ehemalige       ne von außen oder innen kommende
                                         Welt mit leichten zeitlichen Verschie-     US-Präsidentschaftskandidat Bernie         Gefahr: Wir halten zusammen gegen
                                         bungen durch die Pandemie im ulti-         Sanders gegeben: „Not me. Us!“ Nicht       Spaltendes und Bedrohliches. Beim
                                         mativen Krisenmodus befindet, ist je-      ich, sondern wir. Auch der Philosoph       Gemeinsinn werden Einzelinteressen
                                         dem bewusst geworden, dass Allein-         Karl Jaspers hat nach dem Zweiten          zurückgestellt und der Blick auf etwas
                                         gänge nicht weit tragen, wir alle im       Weltkrieg in den 1940er-Jahren dafür       Übergreifendes gerichtet, das jenseits
                                         selben Boot sitzen und jederzeit auf       eine treffende Formel gefunden, als er     von Herkunft und Zugehörigkeit ver-
                                         die Unterstützung und Hilfe anderer        schrieb: „Wahrheit ist, was uns verbin-    bindet. Gemeinsinn bedeutet nicht
                                         angewiesen sein können. Auch die           det.“ Die westliche Marktgesellschaft      vordringlich, sich ein- und unterzu-
                                         Gesten des Abgrenzens haben in An-         hat, wie wir wissen, Egoismus und          ordnen, sondern den Anderen einzu-
                                         steckungszeiten einen höheren ‚Ge-         Wettbewerb stark gemacht, aber we-         beziehen. Er ist nicht das Gegenteil
                                         mein-Sinn‘. Sie dienen nicht feindli-      nig in Gemeinsinn investiert. Inzwi-       von Individualismus, sondern von
                                         cher Abwehr, sondern dem gegensei-         schen ist noch der kollektive Egoismus     Egoismus und fordert zu einem Den-
                                         tigen Schutz. Physisches Abstandhal-       der Nationen hinzugekommen, die            ken in größeren Zusammenhängen
                                         ten ist in der neuen übergreifenden        sich gegenseitig überbieten. Der in-       und Bindungen auf.
                                         Grammatik des Gemeinsinns, die wir         disch-britische Autor Salman Rushdie               Wir stehen heute am Ende der
                                         gerade zu buchstabieren lernen, zum        hat kürzlich in einem Interview fest-      Entwicklung einer friedlichen Erfolgs-
      8                                  Zeichen sozialer Solidarität gewor-        gestellt, dass die drei Länder, in denen   geschichte der Europäischen Union.
                                         den.                                       er gelebt hat und weiterhin lebt, alle     Das europäische Wir ist gespalten,
STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt

                                                 Es gibt ein Wort, das selten ge-   dieses eine Modell verkörpern: Na-         was vor Kurzem noch als Konsens gel-
                                         braucht wird und auch jetzt nicht in       rendra Modi mit „India first!“, Boris      ten konnte, stößt heute an klare Gren-
                                         Umlauf ist, obwohl es in der gegen-        Johnson mit „Britain first!“ und Do-       zen der Zustimmung. Das Modell der
                                         wärtigen Krise einen besonderen Sinn       nald Trump mit „America first!“. In        zivilen Gesellschaft sieht sich inzwi-
                                         erhält: ‚Moratorium‘. Es kommt nicht       Europa und in Deutschland hat der          schen durch das Gegenmodell einer
                                         von lateinisch ‚mors‘ für Tod wie das      Nationalismus inzwischen aggressi-         ‚unzivilen‘ Gesellschaft infrage ge-
                                         Wort ‚Mortalität‘, sondern von latei-      ve Züge angenommen und spaltet die         stellt. Daran ist nicht zuletzt das In-
                                         nisch ‚mora‘ für Frist und Aufschub.       Gesellschaft durch Hass und völkische      ternet beteiligt, in dem die Meinungs-
                                         Im ökonomischen Zusammenhang               Parolen.                                   freiheit zur Meinungsenthemmung
                                         steht ein Moratorium für Aufschub                 Die Rede vom ‚gesellschaft-         verkommen ist und kräftig zur Entfes-
                                         oder die Tilgung von Schulden, in der      lichen Zusammenhalt‘ ist schon seit        selung von Hass, Hetze und Gewalt
                                         jetzigen Krise kommt noch die zeitli-      einigen Jahren die meistgebrauchte         beiträgt. Demagogen haben Konjunk-
                                         che Bedeutung des Anhaltens und der        Formel in der politischen Rhetorik.
                                         Verlangsamung dazu. Das Leben im           Sie kam nicht nur in der Weihnachts-
                                         Stillstand bzw. in einer Kurve, auf de-    ansprache 2019 von Frank Walter
                                         ren Abflachung man hofft, erleben wir      Steinmeier mehrfach vor, sie wird in-
                                         gerade als ein ökonomisches Desaster.      zwischen auch von rechtsradikalen
                                         Das geistige Moratorium dagegen bie-       Gruppen in Anspruch genommen.
                                         tet eine unverhoffte Chance, die dar-      Wenn man das Wort ‚Zusammen-
                                         in bestehen könnte, die eigenen Wer-       halt‘ durch ‚Gemeinsinn‘ ersetzt, ver-
                                         te, Lebensformen, Konventionen und         schiebt sich ein wenig die Perspektive.
tur, Hassrhetorik mit Shitstorms und       geln des Umgangs, die für alle gelten.
                                                                                                                                                                                                  Morddrohungen breitet sich aus und         Thomas Mann sprach in diesem Sin-
                                                                                                                                                                                                  in Schockstarre erleben wir, wie sich      ne einmal von einem ABC des Men-
                                                                                                                                                                                                  Gewalt in Form von politischen, ras-       schenanstands. Ich fasse diese Regeln
                                                                                                                                                                                                  sistischen und antisemitischen An-         unter dem Stichwort ‚Menschenpflich-
                                                                                                                                                                                                  schlägen ausbreitet.                       ten‘ zusammen und sehe in ihnen eine
                                                                                                                                                                                                          Es reicht aber nicht, nur über     wichtige Ergänzung zu den Menschen-
                                                                                                                                                                                                  Spaltung und Hass zu sprechen, wir         rechten. Es gibt sie nämlich seit Jahr-             einem neuen Kanon von Menschen-
                                                                                                                                                                                                  müssen auch darüber nachdenken,            hunderten und Jahrtausenden in allen                pflichten im Sinne gelebter Demo-
                                                                                                                                                                                                  wie wir Gemeinsinn wiederherstel-          Kulturen und Religionen der Welt. Ihr               kratie im Alltag – als Verhaltensre-
                                                                                                                                                                                                  len können – und das auf allen Ebe-        Leitsatz ist die sogenannte Goldene                 geln in der Ehe und Familie, aber auch
                                                                                                                                                                                                  nen: auf Ebene der EU, der Nation,         Regel: „Was du nicht willst, dass man               vor der Haustür, auf der Straße, in der
                                                                                                                                                                                                  der Städte und der Schulen. Nach           dir tu’, das füg auch keinem andern                 Nachbarschaft, den Städten, Gemein-
                                                                                                                                                                                                  dem Fall der Mauer galt der Satz von       zu.“ Die Grundregeln mitmenschli-                   den und Vereinen und natürlich auch
                                                                                                                                                                                                  Willy Brandt: „Jetzt wächst zusam-         cher Solidarität finden sich in altägyp-            in den Schulen. Für das soziale Ler-
                                                                                                                                                                                                  men, was zusammengehört!“ Heute            tischen Beamtengräbern ebenso wie in                nen, das auch besondere Achtung ge-
                                                                                                                                                                                                  gilt der Satz: „Jetzt wächst zusammen,     den mittelalterlichen „sieben Werken                genüber der natürlichen Umwelt ein-
Fotos: vorherige Doppelseite: Frank Schinski, Foto (Ausschnitt): Jussi Puikkonen/KNAWKNAW Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen; CC BY 2.0, via Wikimedia Commons (Aleida Assmann)

                                                                                                                                                                                                  was nicht zusammengehört.“ Deutsch-        christlicher Barmherzigkeit“. Was ich               schließt, gibt es lange Erfahrungen,
                                                                                                                                                                                                  land ist mitten im Prozess der Um-         erst später herausfand: 1997 wurden                 Expertise und konkrete Angebote,
                                                                                                                                                                                                  wandlung in ein Einwanderungsland          diese Regeln in aktualisierter Form                 die nur wieder in die Praxis zurück-
                                                                                                                                                                                                  und braucht entsprechend Raum und          als 19 „Menschenpflichten“ von einem                finden müssen. Gerade auch die Stif-
                                                                                                                                                                                                  Zeit für Veränderung. Auf der Ebene        ­InterAction Council reformuliert, von              tungen können in das knappe – aber
                                                                                                                                                                                                  der Städte und Kommunen werden              Staatmännern wie Helmut Schmidt                    nachhaltige Gut – Gemeinsinn in-
                                                                                                                                                                                                  die Herausforderungen konkret. Da-          und Shimon Peres unterzeichnet und                 vestieren: in Form von Programmen
                                                                                                                                                                                                  bei wird beides sichtbar: Engagement        der UNO vorgelegt, wo sie leider in                für soziale Bildung und das Training
                                                                                                                                                                                                  für Integration ebenso wie Blockie-         einer Schublade verschwanden und                   von Mitmenschlichkeit. Damit könn-
                                                                                                                                                                                                  rung, Fortschritte ebenso wie Provo-        vergessen wurden (zum Glück gibt es                ten sie helfen, die Bande der Gesell-
                                                                                                                                                                                                  kationen. Je mehr wir den Raum ein-         mittlerweile eine Neuauflage).                     schaft gegen die Brutalisierung einer
                                                                                                                                                                                                  schränken, über den wir sprechen, des-              Gemeinsinn ist weit mehr als               rohen Bürgerlichkeit zu wappnen, der
                                                                                                                                                                                                  to offener treten die Probleme zutage.      eine schöne Tugend von besonders                   fortschreitenden Einsamkeit und Iso-                   9
                                                                                                                                                                                                  Kindergärten und Schulen sind heute         fürsorglichen und empathischen Men-                lation vieler Menschen in Form von

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt
                                                                                                                                                                                                  der Ort, wo unterschiedliche kulturel-      schen. Der Begriff steht vielmehr für              Infrastrukturmaßnahmen und Nach-
                                                                                                                                                                                                  le Identitäten, Herkünfte und Biogra-       ein aktives Sozialverhalten und ­eine              barschaftshilfen etwas entgegenzuset-
                                                                                                                                                                                                  fien aufeinandertreffen. Ein zusätzli-      politische Kultur, die weitergegeben,              zen und die Zivilgesellschaft in dem
                                                                                                                                                                                                  ches Einfallstor für Konflikte ist dabei    gelernt und täglich gelebt werden                  zu stärken, was sie ausmacht, nämlich
                                                                                                                                                                                                  die Parallelwelt des Internets, die mas-    muss. Eine solche Kultur beruht auf                Zivilität.  ←
                                                                                                                                                                                                  siv zur Verrohung der Kommunika-
                                                                                                                                                                                                  tion und zur Verherrlichung von Ge-
                                                                                                                                                                                                  walt beiträgt – man denke nur einmal
                                                                                                                                                                                                  an die neue Achse zwischen Christ-
                                                                                                                                                                                                  church, Halle und Hanau!
                                                                                                                                                                                                          Bei der Suche nach einer deut-
                                                                                                                                                                                                  schen Leitkultur, die die einen immer
                                                                                                                                                                                                  schon besitzen und die anderen jetzt
                                                                                                                                                                                                  schnell lernen müssen, werden stets
                                                                                                                                                                                                  die Unterschiede zwischen Einheimi-
                                                                                                                                                                                                                                               Über die Autorin Aleida Assmann zählt zu den bekanntesten Kulturwissenschaftlerinnen
                                                                                                                                                                                                  schen und Zugewanderten betont. Ei-          Deutschlands. Von 1993 bis zu ihrer Emeritierung unterrichtete sie als Professorin für Anglistik
                                                                                                                                                                                                  ne praktische Alternative könnte darin       und Allgemeine Literaturwissenschaften an der Universität Konstanz und ist bis heute u.a. Mit-
                                                                                                                                                                                                  bestehen, sich auf verbindliche Regeln       glied in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie in der Nationalen
                                                                                                                                                                                                                                               Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Zusammen mit ihrem Mann, dem Ägyptologen Jan
                                                                                                                                                                                                  eines friedlichen Zusammenlebens             Assmann, prägte sie maßgeblich den Begriff des „Kulturellen Gedächtnis“. 2018 wurden Aleida
                                                                                                                                                                                                  und den Respekt gegenüber dem An-            und Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

                                                                                                                                                                                                  deren zu konzentrieren, also auf Re-
Foto: Frank Schinski
                       In dem Berliner Obdachlosen-Café begegnen sich wohnungslose Menschen,
                       die größtenteils aus den östlichen Ländern Europas stammen. Viele von ihnen
                       pflegen besonders enge Beziehungen zu Hunden und anderen Haustieren
Zusammenhalten
im Gegensatz
Gegensätze ziehen sich an, heißt es. Doch bedeutet dies, dass Gegensätze auch
zusammengehören und sogar zusammenhalten? Vier exemplarische Beispiele zeigen,
wie Stiftungen Zusammenhalt ermöglichen

Von Esther Spang

Digital & analog: Online-Lösungen                                 Alt & Jung: Kultur als Mittlerin
für Offline-Probleme                                              ­zwischen den Generationen

Das Vorurteil: Die Digitalisierung, heißt es oft, ist schuld,     Das Vorurteil: Alt gegen Jung und umgekehrt: In vielen Dis-
dass sich die Menschen immer seltener begegnen. Anstatt           kussionen entsteht der Eindruck, die unterschiedlichen Ge-
uns in der realen Welt zu treffen, sitzen wir immer öfter         nerationen hätten sich nicht mehr viel zu sagen. Und wenn
­alleine vor Bildschirmen, so die Annahme.                        sie sich doch mal etwas sagen möchten, prägen oft Vorurtei-
                                                                  le den Austausch. Dabei könnten beide viel voneinander ler-
Die andere Perspektive: Die Plattform nebenan.de zeigt,           nen – wenn sie sich nur besser kennen würden.
dass es einen Weg jenseits dieser gängigen Klischees gibt.
Online bietet sie Platz für ganz alltägliche Fragen aus der       Die andere Perspektive: Die Stiftung Generationen-Zu-
Offline-Welt: „Hat jemand noch Tomatensamen übrig?“               sammenhalt möchte zum besseren Kennenlernen beitragen.           11
– „Will jemand mit mir joggen gehen?“ „Kann jemand am             Sie setzt sich gegen das Auseinanderdriften der Gesellschaft

                                                                                                                                 STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt
­Wochenende auf meinen Hund aufpassen?“                           und für mehr Chancengleichheit ein, unter anderem indem
          Das Ziel: konsequent den Aufbau und die Pflege von      sie Räume schafft, die Begegnungen von Menschen in un-
 verlässlichen Nachbarschaften fördern. Digitale Werkzeuge        terschiedlichsten Lebenssituationen ermöglichen. So bringt
 erleichtern die Kontaktaufnahme in der Offline-Welt. Nut-        sie Jung und Alt, Menschen mit Migrationshintergrund und
 zerinnen und Nutzer können unter anderem Mitteilungen            Alteingesessene, Arme und Wohlsituierte ins Gespräch.
 an Gruppen- und Einzelpersonen schicken. Außerdem be-                     Eines der Projekte der Stiftung nennt sich
 steht die Möglichkeit, lokale Gruppen zu gründen und auf         ­Kulturistenhoch2. Die Idee: Oberstufenschülerinnen und
 Veranstaltungen hinzuweisen. So entstehen selbst organi-          -schüler entdecken Hamburgs kulturelles Angebot gemein-
 sierte Spaziergänge, Nähgruppen und Hilfsangebote für             sam mit Seniorinnen und Senioren und tauschen sich da-
 ­Senior*innen im Kiez. Dabei gelten drei simple Regeln: Sei       rüber aus. Ganz nebenbei lernen sich Alt und Jung so bes-
  nett, sei ehrlich, sei hilfsbereit!                              ser kennen.
          Um das nachbarschaftliche Engagement auch ganz                   Welche Veranstaltungen und Orte sich dafür anbie-
  explizit zu fördern, gibt es neben der Plattform noch die ge-    ten? „Je nach Interesse der teilnehmenden Senioren kann
  meinnützige nebenan.de Stiftung. Gemeinsam mit einem             das ein klassisches Konzert sein, eine Ausstellung, ein
  großen Partnernetzwerk vergibt sie jährlich den Deutschen        Theaterstück – oder auch mal etwas Ungewöhnlicheres“,
  Nachbarschaftspreis und bringt am bundesweiten „Tag der          sagt Christine Worch, die Initiatorin des Projektes. „Zwei-
  Nachbarn“ die Menschen bei Nachbarschaftsfesten zusam-           mal sind je zwei unserer Tandems zum Wacken Open Air
  men – ganz real und offline (zur Arbeit in der Corona-Krise      gefahren. Ein damals 69-jähriger Teilnehmer sagte hinter-
  siehe dazu das Interview mit Sebastian Gallander auf S. 17).     her, er sei völlig begeistert davon gewesen, dass da 80.000
                                                                   ‚wild aussehende Menschen‘ so friedlich zusammen feiern.“
Auf beiden Seiten gibt es Vorurteile. Das wichtigste    Menschen & Tiere: Der richtige
                                         Ziel der Stiftung Generationen-Zusammenhalt ist es, die-        Riecher – Hundenasen gegen Krebs
                                         se abzubauen. Dazu ist es wichtig, dass sich Jung und Alt
                                         auf Augenhöhe begegnen. Kultur kann hier ein guter Mitt-
                                         ler sein.                                                       Das Vorurteil: Tiere brauchen aus unterschiedlichsten
                                                 Ermöglicht wird das Projekt durch zahlreiche Unter-     Gründen Hilfe, Menschen geben sie ihnen. Das ist in vielen
                                         stützer. Die Stiftung Generationen-Zusammenhalt koope-          Projekten so. Wie aber kann es aussehen, wenn die Rollen
                                         riert mit dem Verein KulturLeben Hamburg e.V., mit Ham-         wechseln, wenn Tiere durch ihre speziellen Fähigkeiten hel-
                                         burger Schulen und mit der Hartwig-Hesse-Stiftung. Über         fen, Menschenleben zu retten?
                                         150 Veranstalter – Bühnen, Konzerthallen und Museen –
                                         spenden Tickets. Schirmherr war zuletzt Hamburgs Erster         Die andere Perspektive: Die Heidrun Seibert Stiftung hat
                                         Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher.                           eine Vision. Sie möchte, dass weniger Menschen an Krebs
                                                                                                         sterben und fördert daher die Forschung an einer einfachen,
                                                                                                         kostengünstigen und wirkungsvollen Früherkennungsme-
                                                                                                         thode für Lungenkrebs.
                                         Mensch & Natur: Treffpunkt                                             Hier kommen Lotta und Annie ins Spiel – zwei Hun-
                                         Vielfalt – mehr Lebenswert für alle                             dedamen und Profi-Schnüffelnasen. „Vor Jahren habe ich
                                                                                                         zufällig einen Artikel über eine Studie gelesen, die belegt,
                                         Das Vorurteil: Beim Thema Naturschutz entsteht oft              dass Hunde in der Lage sind, Krebszellen zu erschnüffeln“,
                                         der Eindruck, es handle sich um einen Konflikt zwischen         erzählt Thomas Riemann-Seibert, Vorstandsvorsitzender
                                         Mensch und Natur – zwischen Ökologie und Ökonomie.              der Stiftung. „Daraus müsste man etwas machen“, habe er
                                         Dabei stellt die von der UN in Auftrag gegebene Studie          sich damals gedacht. Das Ziel: ein Gerät entwickeln, dass die
                                         „Millennium Ecosystem Assessment“ schon 2005 fest: „Je-         Technik der Hundenase nutzt, um Krebs früh zu erkennen .
                                         der Mensch hängt vollständig von den Ökosystemen der Er-               In Zusammenarbeit mit dem Klinikum Darmstadt
                                         de ab sowie von den Leistungen und Gütern, den ‚Ökosys-         entstand eine Doktorarbeit, deren Ergebnisse in Kürze ver-
                                         temdienstleistungen‘, die sie bereitstellen.“ Was der Natur     öffentlicht werden. Das vorläufige Fazit: Die Hundedamen
                                         guttut, tut letztendlich auch den Menschen gut.                 sind in der Lage, die Tumorproben mit einer sehr hohen
                                                                                                         Treffersicherheit zu erkennen.
                                         Die andere Perspektive: Die Stiftung für Mensch und Um-                In einem weiteren Schritt untersuchte das Krebsfor-
12                                       welt inspiriert Kommunen, Schulen, Unternehmen und Pri-         schungszentrum Heidelberg, welche Moleküle es sind, die
                                         vatleute seit zehn Jahren, sich für biologische Vielfalt zu     die Hunde erschnuppern. Thomas Riemann-Seibert: „Auch
STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt

                                         engagieren. Im Rahmen ihrer Projekte macht sie unter an-        hier können wir bald konkrete Aussagen machen. Dann gilt
                                         derem die ökonomischen und sozialen Vorteile des Natur-         es damit weiterzuarbeiten und auf Basis der gewonnenen
                                         schutzes sichtbar und regt zum Dialog an.                       Erkenntnisse erste Testgeräte zu entwickeln.“   ←
                                                 Weitere Schwerpunkte der Stiftungsarbeit: die
                                         Stadt-Land-Beziehung stärken und die biologische Vielfalt
                                         im städtischen Raum und auf dem Land fördern. Eine der
                                         Initiativen der Stiftung ist das Verbundprojekt „Treffpunkt
                                         Vielfalt“. Die Beteiligten gestalten und pflegen die Freiflä-
                                         chen in Wohnquartieren naturnah. Sie helfen so Insekten,
                                         Igeln und Co. Gleichzeitig beweisen sie, dass urbane Wohn-
                                         siedlungen auch für die Menschen lebenswerter sind, wenn
                                         herkömmliche artenarme Grünflächen zu Blühoasen um-
                                         gestaltet und so aufgewertet werden. Für Wohnungs- und
                                         Gartenbauunternehmen ist „Treffpunkt Vielfalt – naturnahe          Und wie überwinden Sie Gegensätze?
                                         Umgestaltung von Wohnquartieren“ eine große Chance, ih-            Wo und wie setzt sich Ihre Stiftung für Zusammen-
                                         ren Teil zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beizutragen.      halt ein? Welche Gegensätze helfen Sie zu über-
                                                                                                            winden? Schreiben Sie uns an zusammenhalt@
                                                                                                            stiftungen.org! Wir ergänzen den Beitrag online
                                                                                                            mit Ihren Ideen und Beispielen für mehr
                                                                                                            Zusammenhalt.
Best Practice:
Zusammenhalten
Zusammenhalt entsteht nicht per Zufall. Stiftungen setzen sich gemeinsam und in verschiedenen
Formen für den Zusammenhalt der Gesellschaft ein – gerade auch in der Corona-Krise

Von Esther Spang

Fonds „Auf Augenhöhe“                                         Bündnis der Bürgerstiftungen

Was ist das? Der Flüchtlings-Fonds will schnell und un-       Was ist das? Das Bündnis der Bürgerstiftungen ist das
bürokratisch (Zufluchts-)Räume ermöglichen, in denen          Netzwerk der rund 400 Bürgerstiftungen in Deutschland.
gesellschaftlicher Zusammenhalt entstehen und Begeg-          Es vertritt die Interessen der Bürgerstiftungen gegenüber
nungen auf Augenhöhe zwischen Neuangekommenen                 Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit. Die Geschäftsstelle
und Alteingesessenen stattfinden können. Dafür stellt der     bietet Vernetzungs- und Weiterbildungsangebote sowie
Fonds – ohne enge Fristen und kompliziertes Antragsver-       Beratung für Akteure und Interessierte. In Kooperation mit
fahren – unter anderem im Zusammenwirken mit Bürger-          starken Partnern setzt sie die Förderprogramme für Bürger-
stiftungen und lokalen Initiativen bis zu 5.000 Euro zur      stiftungen um.
Verfügung. Die Zuwendung ist an keine konkreten Förder-
kriterien gebunden, sie basiert auf Vertrauen in die Exper-   Wer steht dahinter? Hinter dem Bündnis stehen Förde-
tise der Ehrenamtlichen vor Ort.                              rer wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frau-      13
                                                              en und Jugend, die Robert Bosch Stiftung, die Breuninger

                                                                                                                              STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt
Wer steht dahinter? Ins Leben gerufen wurde der Fonds,        Stiftung, die Körber-Stiftung, die ZEIT-Stiftung, die Gerda
der sich als partnerschaftliche Unterstützungsplattform       Henkel Stiftung sowie der Beauftragte für die neuen Län-
versteht, 2016 von der Software AG – Stiftung (SAGST).        der im Bundeswirtschaftsministerium. Partner sind die Soft-
Beteiligt sind neben der GLS Treuhand, die die SAGST von      ware AG – Stiftung, die GLS Treuhand, die Bundesarbeits-
der Antragsannahme bis hin zum Projektabschluss bei der       gemeinschaft der Freiwilligenagenturen, die Stiftung Lernen
Bearbeitung der Anträge unterstützt, das Bündnis der Bür-     durch Engagement sowie die Stiftung Aktive Bürgerschaft.
gerstiftungen Deutschlands im Bundesverband Deutscher
Stiftungen und über 30 weitere Stiftungen und Förderer.       Was bedeutet Zusammenhalt für uns? „Zusammenhalt
Als Kooperationspartner kamen 2020 die Houses of Re-          bedeutet für die Bürgerstiftungen, Verantwortung zu über-
sources hinzu. Andere ideelle und finanzielle Unterstützer    nehmen, zu wissen, was vor Ort am dringendsten benötigt
sollen folgen.                                                wird, und in Kooperation mit Partnern darauf schnell und
                                                              flexibel zu reagieren. Das geschieht auf einer gemeinsamen
Was bedeutet Zusammenhalt für uns? „Das Gefühl von            Wertebasis, die sich am Grundgesetz und an den Nachhal-
Zusammengehörigkeit ist für uns als Stiftung wichtig. Es      tigkeitszielen der Vereinten Nationen orientiert und de-
entsteht durch wertschätzende Begegnungen und die Ver-        ren Ziel es ist, Menschen zusammenzubringen, die unsere
bundenheit mit dem Gemeinwesen sowie durch Vertrauen          ­Gesellschaft in Vielfalt und Toleranz mitgestalten.“
in den Einzelnen.“                                                                                        Ulrike Reichart,
        Andreas Rebmann, Projektleiter bei der Software AG             Leitung Bündnis der Bürgerstiftungen Deutschland

Wo gibt es mehr Informationen?                                Wo gibt es mehr Informationen?
www.fonds-auf-augenhoehe.de                                   www.buergerstiftungen.org
Allianz für gesellschaftlichen
                                                                                                         ­Zusammenhalt
                                         Netzwerk Stiftungen und Bildung                                 Was ist das? Wir sind gemeinnützige deutsche Stiftungen,
                                                                                                         die sich für starken gesellschaftlichen Zusammenhalt und
                                         Was ist das? Das Netzwerk Stiftungen und Bildung will           eine aktive Zivilgesellschaft einsetzen. In der Allianz für ge-
                                         bundesweit Wegweiser für zivilgesellschaftliches Engage-        sellschaftlichen Zusammenhalt fördern wir den Austausch
                                         ment sein. Es fördert zudem Bildungsallianzen und un-           untereinander, insbesondere auf operativer Ebene. Ziel ist
                                         terstützt andere zivilgesellschaftliche Akteure in ihrer Bil-   es, die jeweils eigenen Aktivitäten besser miteinander zu
                                         dungsarbeit. Dabei setzt es auf Kooperation von Bildungs-       koordinieren und einen Rahmen zu schaffen, der Koopera-
                                         akteuren und Wirkung auf lokaler Ebene. In diesem Jahr          tionen untereinander fördert. Sowohl wissenschaftliche als
                                         feiert das Netzwerk fünfjähriges Jubiläum.                      auch praktische Expertise werden in der Allianz gebündelt
                                                 Die Ziele:                                              und aktuelle Entwicklungen bewertet. Gemeinsam entwi-
                                             ›› Förderung und Unterstützung von Kooperations-            ckeln wir handlungsorientierte Empfehlungen und disku-
                                                 strukturen                                              tieren sie mit politischen Entscheiderinnen und Entschei-
                                             ›› Förderung der Transparenz im Bildungssektor              dern in Bund, Ländern und Kommunen sowie mit Vertre-
                                             ›› Identifikation und Förderung von Innovationen            terinnen und Vertretern der Wissenschaft und zivilgesell-
                                             ›› Austausch und Vereinbarung von Qualitäts-                schaftlichen Akteurinnen und Akteuren. Die Kooperation
                                                 standards und Evaluation                                umfasst Fachgespräche, Barcamps und die Durchführung
                                             ›› Repräsentation der Stiftungen im Bildungssektor          gemeinsamer Projekte.
                                                 gegenüber Bund, Ländern und Kommunen
                                                                                                         Wer steht dahinter? Alfred Toepfer Stiftung F. V. S.,
                                         Mit aktuell 670 Teilhaberinnen und Teilhabern sowie Freun-      Bertelsmann Stiftung, Breuninger Stiftung, Körber-Stif-
                                         den des Netzwerkes aus rund 440 Organisationen ist das          tung, Robert Bosch Stiftung, Stiftung Mercator, Voda-
                                         Netzwerk Stiftungen und Bildung die größte themenbezoge-        fone Stiftung sowie die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd
                                         ne Allianz von Stiftungen im Bildungssektor in Deutschland.     Bucerius.

                                         Wer steht dahinter? Aktuell unterstützen 17 Förderpart-         Was bedeutet Zusammenhalt für uns? „Wir erleben
                                         nerstiftungen das Netzwerk und seine Koordinierungs-            derzeit viele Herausforderungen für den gesellschaftlichen
14                                       stelle in der Trägerschaft des Vereins Stiftungen für Bil-      Zusammenhalt in Deutschland. Dort, wo Menschen sich
                                         dung e.V.i.Gr. Zudem arbeitet das Netzwerk eng mit dem          zurückziehen, Vertrauen in Staat und Gesellschaft auf-
STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt

                                         Arbeitskreis Bildung des Bundesverbandes Deutscher              kündigen, Eigennutz über Gemeinsinn stellen, Ausgren-
                                         Stiftungen, dem Bündnis der Bürgerstiftungen Deutsch-           zung und Intoleranz das Wort reden, wird das Verbinden-
                                         lands, dem Bundesministerium für Bildung und Forschung          de in einer lebendigen Bürgergesellschaft geschwächt. Wir
                                         und den Ministerien der Bundesländer zusammen. Außer-           möchten zu einem Zusammenleben beitragen, das die Zu-
                                         dem wichtig: die systematische Kooperation mit Kommu-           gehörigkeit jedes Einzelnen stärkt, unabhängig von Her-
                                         nen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und engagierten        kunft, Alter, Geschlecht, Religion oder sozialem Status.
                                         Einzelpersonen mit Bildungsanliegen.                            Dies ist eine wesentliche Quelle des gesellschaftlichen Zu-
                                                                                                         sammenhalts und ein Grundpfeiler der Demokratie.“
                                         Was bedeutet Zusammenhalt für uns? „Eine diverse                                             Sven Tetzlaff, Körber-Stiftung
                                         Gesellschaft kann nur dann als Gemeinschaft wirken, wenn
                                         sie den Zusammenhalt aller pflegt. Dazu bedarf es der un-       Wo gibt es mehr Informationen?
                                         ermüdlichen kollektiven Anstrengung, dieses Ziel als ein        Kontakt über die Sprecher der Allianz:
                                         gemeinsames zu verstehen. Im Netzwerk Stiftungen und            Dr. Anna Hofmann (Zeit-Stiftung Ebelin und
                                         Bildung arbeiten alle daran, Kooperationen zu stärken, Sy-      Gerd ­Bucerius), Sven Tetzlaff (Körber-Stiftung),
                                         nergien zu schaffen und dem Gemeinwohl zu dienen. Zu-           Dr. Kai U
                                                                                                                 ­ nzicker (Bertelsmann Stiftung)
                                         sammenhalt ist damit der Kern, die Motivation und ein           www.allianz-fuer-zusammenhalt.de (derzeit im Aufbau)
                                         Ziel des Netzwerkes.“              Sabine Süß, Leiterin der
                                               Koordinierungsstelle Netzwerk Stiftungen und Bildung

                                         Wo gibt es mehr Informationen?
                                         www.netzwerk-stiftungen-bildung.de
Foto: Frank Schinski

Mützen und Trompeten bei einem
Schützenmarsch in Hannover.
Die Zeremonie hat noch nicht
begonnen, doch die Plätze in der
Kapelle sind schon verteilt
Aufruf „Stiftungsengagement in
                                                                                                          Zeiten der Corona-Krise“
                                                                                                          Was ist das? Stiftungen sind für viele Organisationen im
                                                                                                          Sozial-, Kultur-, Umwelt- oder Bildungsbereich unver-
                                                                                                          zichtbare Partner, um Projekte und Angebote zu finanzie-
                                         Kunst kennt keinen Shutdown                                      ren. Die Corona-Krise betrifft viele der geförderten Orga-
                                                                                                          nisationen unmittelbar und existenziell. Sie benötigen För-
                                         Was ist das? Die Hamburgische Kulturstiftung hat einen           derpartner, die ihnen auch in dieser Ausnahmesituation
                                         Hilfsfonds ins Leben gerufen, um in der Corona-Krise frei-       zur Seite stehen, damit sie sich weiter für ihre Zielgruppen
                                         en Künstlerinnen und Künstlern schnell und unbürokra-            einsetzen können.
                                         tisch zu helfen. Vielen von ihnen ist durch die Absage von                Die Unterstützer der Aktion haben daher eine ge-
                                         Veranstaltungen und Schließung von Kultureinrichtungen           meinsame Erklärung unterschrieben, die neun Grundsätze
                                         ihr Einkommen weggebrochen. Unter dem Motto „Kunst               für die Zusammenarbeit in der Krise definiert. Unter ande-
                                         kennt keinen Shutdown“ soll der Hilfsfonds Kunstschaffen-        rem hält sie fest, dass zugesagte Fördermittel nicht zurückge-
                                         den durch eine unbürokratische Förderung ermöglichen,            fordert werden, wenn vereinbarte Projekte aufgrund der Kri-
                                         weiterzuarbeiten, ihre Arbeit sichtbar zu machen und neue        se nicht realisiert werden können. Ein weiteres Beispiel: Die
                                         Formate auszuprobieren.                                          Förderstiftungen ermutigen ihre Partner, alternative Forma-
                                                                                                          te für ihre Aktivitäten zu finden und so neue Wege zu gehen.
                                         Wer steht dahinter? Die Hamburgische Kulturstiftung
                                         hat den Hilfsfonds ins Leben gerufen. Als Stiftung mit klei-     Wer steht dahinter? Die Aktion beruht auf einer Initia-
                                         nem Kapital betreibt sie per se aktives Fundraising, sam-        tive mehrerer Stiftungen aus dem Arbeitskreis Förderstif-
                                         melt Spenden und geht Kooperationen mit anderen Stif-            tungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Stand
                                         tungen ein. Unterstützt wird der Hilfsfonds unter anderem        23. Mai 2020 haben 104 Stiftungen den Aufruf unter-
                                         von: der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S., der Claussen-Si-        zeichnet.
                                         mon-Stiftung, der Zeit-Stiftung, der Rudolf Augstein Stif-
                                         tung, der Dorit & Alexander Otto Stiftung, der Kesting-Fi-       Was bedeutet Zusammenhalt für uns? „Für uns heißt
                                         scher Stiftung Hamburg, der Körber-Stiftung, der Klaus           Zusammenhalt in dieser Situation in erster Linie Solida-
                                         und Lore Rating Stiftung, der Gabriele Fink Stiftung, der        rität. Solidarität mit unseren Förderpartnern, die in einer
16                                       Mara und Holger Cassens Stiftung, der Stiftung Hambur-           ungleich schwierigeren Lage sind als wir Stiftungen, und
                                         ger Hilfsspende sowie von zahlreichen Unternehmen und            Solidarität mit unseren Zielgruppen, da Menschen, die oh-
STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt

                                         Privatpersonen.                                                  nehin in einer angespannten sozialen Lage sind, von der
                                                                                                          Krise besonders betroffen sind.“
                                         Was bedeutet Zusammenhalt für uns? „Ohne Zusam-
                                         menhalt wäre das gesellschaftliche Miteinander nichts! Das       Wo gibt es mehr Informationen?
                                         sehen wir in diesem Ausnahmezustand besonders deut-              Für den Initiativkreis:
                                         lich. Zum einen setzen sich diejenigen, denen es wirtschaft-     Stephanie Reuter (Rudolf Augstein Stiftung),
                                         lich gut geht, für benachteiligte Menschen und das gesamt-       Felix ­Dresewski (Kurt und Maria Dohle Stiftung),
                                         gesellschaftliche Wohl ein. Wir sind dankbar, als spenden-       Karsten T­ immer (panta rhei Stiftungsberatung)
                                         sammelnde Stiftung darauf bauen zu können. Zum ande-             www.stiftungen.org/aufruf-foerderstiftungen   ←
                                         ren – und das finde ich besonders beglückend – spenden
                                         auch Menschen mit geringem Einkommen für Kunstschaf-
                                         fende, engagieren sich festangestellte Orchestermusiker für
                                         ihre freischaffenden Kolleginnen und Kollegen und ma-
                                         chen sich viele Künstlerinnen und Künstler für Menschen
                                         ohne große Lobby stark. Kurz: Zusammenhalt ist, wenn
                                         sich die Menschen untereinander solidarisch zeigen.“
                                                         Gesa Engelschall, geschäftsführender Vorstand
                                                                    der Hamburgischen Kulturstiftung
                                                                                                            Über die Autorin Esther Spang ist Systemischer Coach und
                                                                                                            Kommunikationstrainerin. Sie berät Unternehmen und NGO in ver-
                                         Wo gibt es mehr Informationen?                                     schiedenen Bereichen der analogen und digitalen Kommunikation.
                                         www.kulturstiftung-hh.de
„Wir kommen da
                                                                                          nur durch, wenn wir
                                                                                           zusammenhalten“
                                                                                 Sebastian Gallander, Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung, über Erkenntnisse
                                                                                          aus der Corona-Krise für den gesellschaftlichen Zusammenhalt

                                                                            Stiftungswelt: Die Corona-Krise             ältere Menschen, die nicht online ver-
                                                                            machte Ihr Stiftungsthema Nach-             netzt sind, aber gerade jetzt Unter-
                                                                            barschaft plötzlich besonders re-           stützung brauchten, mit hilfsbereiten
                                                                            levant – wie wirkte sich dies kon-          Nachbarn zusammenzubringen.
                                                                            kret auf Ihre Arbeit aus?
                                                                            Sebastian Gallander:Wir mussten            Wie gelang ein so kurzfristiger
                                                                            sehr schnell reagieren. Eigentlich or-      Komplettumbau? Unsere Stiftung           Wie ist Ihr Ausblick auf die Zu-
                                                                            ganisieren wir ja jedes Jahr im Früh-       stammt ja aus der digitalen Start-up-    kunft? Entweder wir fallen zurück in
                                                                            ling den „Tag der Nachbarn“, an dem         Welt, sodass wir uns seit Beginn an      schädliche Verhaltensmuster von vor
                                                                            in ganz Deutschland die Menschen,           schnellen Innovationszyklen orien-       der Krise – in Hetze und in einen kli-
                                                                            die sonst nur flüchtig aneinander           tieren mussten. Und natürlich war es     mafeindlichen Lebenswandel. Oder
                                                                            vorbeileben, zu kleinen und großen          sehr hilfreich, dass wir schon vor der   wir setzen das fort, was in der Krise       17
                                                                            Nachbarschaftsfesten zusammen-              Krise ein stabiles, vielfältiges Part-   plötzlich möglich schien, wie mehr

                                                                                                                                                                                                             STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt
                                                                            kommen sollen. Dies ging nun nicht          ner-Netzwerk aufbauen konnten –          Solidarität und weniger Verkehr. Dies
                                                                            mehr. Deshalb sagten wir kurzerhand:        von der Diakonie über die Fernseh-       erfordert ein nachbarschaftlicheres
                                                                            Jetzt ist Tag der Nachbarn – helfen wir     lotterie bis zum Deutschen Städtetag.    Bewusstsein ebenso wie eine bessere
                                                                            einander! Über all unsere Kommuni-                                                   digitale Koordination. Wenn wir das
                                                                            kationskanäle sammelten und ver-            Fällt Ihnen spontan ein besonders        hinkriegen, dann kann aus der Krise
                                                                            breiteten wir Tipps zur praktischen         Mut machendes Beispiel aus Ihrer         eine Art Katharsis werden.
                                                                            Nachbarschaftshilfe. Und wir starte-        Arbeit ein? Viele kleine gute Taten,
                                                                            ten eine Hotline, um beispielsweise         wie die der jungen Nachbarin, die für    Sind Sie da optimistisch? Ja. Denn
Fotos: die Hoffotografen (Esther Spang), nebenan.de (Sebastian Gallander)

                                                                                                                        die kranke Dame von nebenan ein-         Corona ist über uns gekommen wie
                                                                                                                        kaufen geht und ihr den Beutel an        ein plötzlicher Schneesturm, der uns
                                                                                                                        die Türklinke hängt, ebenso wie eine     gezeigt hat: Wir alle teilen das glei-
                                                                                                                        ganz große Neuerung: Da viele Mehr-      che Schicksal und wir kommen da nur
                                                                                                                        generationenhäuser deutschlandweit       durch, wenn wir zusammenhalten.
                                                                                                                        wegen der Infektionsgefahr vorüber-      Diese Erkenntnis müssen wir jedoch
                                                                                                                        gehend schließen mussten, suchen         stärker weitertragen. Deshalb gibt es
                                                                                                                        wir nun spontan gemeinsam mit ih-        nun beispielsweise auch einen neuen
                                                                                                                        nen neue (digitale) Wege, um – wäh-      Corona-Schwerpunkt bei der soeben
                                                                                                                        rend wie auch nach der Krise – die       gestarteten Ausschreibung unseres
                                                                              Über den Gesprächspartner
                                                                              Sebastian Gallander ist Geschäftsführer   Einsamkeit von älteren Menschen zu       jährlichen Deutschen Nachbarschafts-
                                                                              der ­nebenan.de Stiftung.                 bekämpfen.                               preises.  ←       Interview Esther Spang
Pause in einem Betrieb der Automobilindustrie. Der Herr in der roten Jacke
steht auf und ist dabei, sich aus der Gruppe zu lösen
In diesem Altenheim in Braunschweig
werden ausländische – beispielsweise
vietnamesische – Pflegekräfte für die
Versorgung und Betreuung eingesetzt
                                        Fotos: Frank Schinski
Alle unter
                                         einem Dach
                                         Nur weil Menschen im gleichen Stadtteil wohnen, heißt das noch lange
                                         nicht, dass sie auch zusammenkommen, geschweige denn zusammenhalten.
                                         Bürgerhäuser sollen das ändern. Über Stiftungen, die sich für eine gute
                                         Nachbarschaft einsetzen

                                         →→ Nachbarn treffen sich auf der Straße, im Supermarkt       dorfer kommen zahlreich zu Sport-, Diskussions- und Kul-
                                         oder im Hausflur. Ein kurzes Nicken, Lächeln und weiter      turveranstaltungen. Das ist nicht selbstverständlich. Denn
                                         geht’s. Doch nur, weil Menschen Wand an Wand wohnen          nur weil es ein Bürgerhaus gibt, heißt das noch lange nicht,
                                         und sich regelmäßig über den Weg laufen, sind sie noch       dass die Nachbarn es auch nutzen. Da müssen sich Stiftun-
20                                       keine Gemeinschaft. 38 Prozent der Deutschen kennt die       gen schon mehr einfallen lassen. „Das Haus im Park“ ist
                                         eigenen Nachbarn kaum, 27 Prozent haben weniger als          seit 1977 ein voller Erfolg, das hauseigene Theater hat es
STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt

                                         einmal pro Woche Kontakt mit ihnen. Das hat das Markt-       schwieriger. Obwohl es für alle Schichten und Kulturen ge-
                                         forschungsunternehmen YouGov im Auftrag des Nachbar-         dacht ist, ist es aus Sicht der Nachbarn eher ein Ort für Gut-
                                         schaftsportals Nextdoor 2017 in einer repräsentativen Um-    betuchte.
                                         frage herausgefunden.
                                                 Bewohner aus einem Bezirk oder einer Stadt zu ver-   Angebote für alle Zielgruppen schaffen
                                         einen, ist also gar nicht so einfach. Genau da setzen Bür-   Mit einem anderen Projekt will die Körber-Stiftung nun
                                         gerhäuser an. Die Idee dabei: Gemeinden, Städte, Kirchen     mehr Menschen erreichen: „Der Bezirk Bergedorf kam
                                         oder eben Stiftungen stellen eine Immobilie zur Verfü-       auf uns zu und hat gefragt, ob wir im Verbund mit wei-
                                         gung, die Bürger sowie lokale Gruppen und Vereine dann       teren Kooperationspartnern gemeinsam einen modernen
                                         gratis für Veranstaltungen nutzen oder für einen kleinen     offenen Begegnungsort errichten wollen“, erzählt Susanne
                                         Betrag mieten können. So weit, so gut.                       Kutz, Leiterin vom „Haus im Park“ und zuständig für den
                                                 „Das Haus im Park“ in Hamburg-Bergedorf funkti-      Bereich Alter und Demografie. „Diese Chance, gemeinsam
                                         oniert nach diesem Prinzip. Die Körber-Stiftung hat hier     den Zusammenhalt zu stärken und in Zeiten des demo-
                                         einen Ort für Veranstaltungen, Kultur und die Generation     grafischen Wandels den Austausch zwischen Jung und Alt
                                         50 plus geschaffen – die Idee ging auf. Die älteren Berge-   zu fördern, haben wir gern ergriffen.“ Die Pläne sind fer-
                                                                                                      tig, die Bauarbeiten in vollem Gange. Anfang 2022 wird
                                                                                                      das Körberhaus mitten im Zentrum des Stadtteils eröffnen.
                                                                                                      Die Idee diesmal: Angebote für alle schaffen und die Berg-
                                                                                                      dorfer so an einem Ort zusammenbringen. Die Stiftung hat
                                                                                                      darum gemeinsam mit dem Bezirk noch weitere Organisa-
                                                                                                      tionen für das Projekt gewonnen. Neben der Stiftung selbst
ziehen unter anderem eine Bibliothek, die Arbeiterwohl-
fahrt, die Volkshochschule, eine Freiwilligenagentur und
ein Theater in das lichtdurchflutete Haus direkt am Ber-
gedorfer Binnenhafen ein. Damit die Besucher nicht nur
schnell rein- und wieder rausgehen, soll zusätzlich ein Gas-
tronom einziehen und die Bergedorfer zum Verweilen ein-
laden. Die Angebotsvielfalt der verschiedenen Partner soll
das neue Haus für alle Stadteilbewohner attraktiv machen
und den Zusammenhalt fördern: „Das Haust ist architekto-
nisch so geplant, dass sich alle über den Weg laufen und so
in Kontakt miteinander kommen“, erklärt Kutz. „Und das            Förderungen alleine reichen nicht
Kennenlernen ist schließlich der erste Schritt zu gegensei-       Die Projekte und Veranstaltungen kommen gut in der
tigem Verständnis, woraus Gemeinsamkeit und Engage-               Nachbarschaft an. Das zeigen Auswertungen und Wir-
ment entstehen.“                                                  kungsanalysen, die das Bürgerhaus im Social-Repor-
                                                                  ting-Standard Verfahren dokumentiert. Diese konsequen-
                                                                  te Arbeit macht sich bezahlt: Durchschnittlich 175.000
                                                                  Menschen kommen an 275 Tagen im Jahr in das Bürger-
                                                                  haus. Diesen Erfolg schreibt Vorständin Scheer auch den
   Ganz schön was los,                                            Einwohnern des Stadtteils zu: „Wie das Bürgerhaus aus-
                                                                  sehen und was es können sollte, haben die Wilhelmsbur-
   aber das war ja auch die Idee                                  ger schon bei der Gründung mitentschieden. Und das kön-
                                                                  nen sie heute noch tun.“ So kann die Stiftung sichergehen,
                                                                  die Bürger auch tatsächlich zu erreichen – schließlich kos-
                                                                  tet die Immobilie auch sehr viel Geld. Für die laufenden
                                                                  Kosten der Immobilie planen die Hamburger jährlich über
        Dass ein solches Konzept funktionieren kann, hat          1,3 Millionen Euro ein. Die größten Kostenpunkte sind In-
eine andere Hamburger Organisation bereits unter Beweis           standhaltung und Ausgaben für Personal und Programm.
gestellt: die Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg. Das Bür-          Diese Kosten deckt eine institutionelle Förderung der Stadt
gerhaus ist Ort der Begegnung, Kulturforum, Haus kultu-           Hamburg gerade so. Weitere Mittel müssen darüber hinaus
reller Bildung und Tagungszentrum in einem – und bietet           immer über Drittmittel, Spenden und weitere Fördermit-        21
entsprechend viel Raum, im wahrsten Sinne des Wortes:             tel akquiriert werden. „Der Stadtteil wächst immer weiter

                                                                                                                                STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt
Der größte Saal misst 575 Quadratmeter samt 90 Quadrat-           und wird super diverser. Damit wachsen auch die Anfor-
meter großer Bühne. Bei einem bestuhlten Konzert finden           derungen an uns, dem müssen wir durch die Akquise im-
hier über 600 Gäste Platz. Rund 350 Gastveranstaltungen           mer weiterer Fördermittel nachkommen. Das macht unsere
beherbergt das Bürgerhaus jährlich, hinzu kommen 55 wei-          Stiftungsarbeit sehr schwierig. Eine Erhöhung der institu-
tere, die die Stiftung allein oder in Kooperationen auf die       tionellen Förderung für Projekte wie etwa 48h Wilhelms-
Beine stellt. Ganz schön was los, aber das war ja auch die        burg wäre hilfreich “, sagt Vorständin Scheer.
Idee: Das Bürgerhaus soll als kommunikativer Ort Men-
schen aller Generationen und Milieus zusammenbringen.             Die Zielgruppe entscheidet über den Erfolg
„Wir wollen unsere Besucher zum Mitdenken, Mitgestalten           Stiftungen, die das Projekt Bürgerhaus angehen wol-
und Mitentscheiden anregen“, sagt Katja Scheer, Vorstän-          len, müssen also zwei große Herausforderungen auf dem
din der Stiftung. Deswegen realisieren die Wilhelmsburger         Schirm haben: Sie müssen kostendeckend arbeiten und ih-
ihre Angebote ausschließlich in Netzwerken und Koope-             re Zielgruppe im Blick haben. Denn die Kosten lassen sich
rationen. Unter dem Namen „Musik von den Elbinseln“               in der Regel nur decken, wenn das Konzept auch gut bei
bietet die Stiftung auch ein Netzwerk für lokale Profi- und       der Zielgruppe ankommt und die Immobilie fleißig genutzt
Hobbymusiker, Veranstalter und andere Musikakteure an             und für Veranstaltungen auch mal gemietet wird.
– denn Musik verbindet. Deswegen hilft die Stiftung seit
zehn Jahren dabei, das Festival 48h Wilhelmsburg zu ge-
stalten und realisieren. Bei 48h trifft sich der Stadtteil auf,
vor und hinter der Bühne. So begegnen sich auch Nach-
barn und Bewohner aus anderen Vierteln, die sich sonst
nicht über den Weg laufen.
Auch die Bürgerstiftung Stuttgart steckt gerade ­eine
                                         Menge Zeit und Energie in den Aufbau eines Bürgerhau-
                                         ses. Die Mitglieder erarbeiten derzeit gemeinsam mit der
                                         Stadt und dem Freiwilligenzentrum Caleidoskop einen
                                         Plan für ein Bürgerzentrum namens „Haus des bürger-
                                         schaftlichen Engagements“ in der Stuttgarter Mitte. Dabei
                                         holen sich die Beteiligten Rat bei erfahrenen Organisati-
                                         onen, die bereits ähnliche Häuser betreiben. „Bei unserer
                                         ‚Tournee der guten Orte‘ besuchen wir verschiedene ­Orte
                                         für bürgerschaftlich Engagierte“, sagt Irene Armbruster,
                                         Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Stuttgart. „Wir wol-
                                         len erfahren: Was läuft gut? Was nicht? Und was sollten wir
                                         unbedingt tun, damit unser Bürgerhaus ein voller Erfolg
                                         wird?“

                                         Konzept vorab testen
                                         Zusätzlich starten die Stuttgarter voraussichtlich zum Au-
                                         gust ein Pilotprojekt auf 80 Quadratmetern. In einem ehe-
                                         maligen Waschsalon in der Stuttgarter City wollen die            Gesprächsrunden fast noch sichtbar
                                                                                                          wurde. Die Stühle sind noch warm, die
                                         Stiftung, die Stadtverwaltung und das Freiwilligenzent-          Bergmannes, der in den Ruhestand entlassen
                                         rum testen, wie die Idee bei den Bürgern ankommt. „Wir           Überbleibsel der Abschiedsfeier eines

                                         können das Pilotprojekt dank der Unterstützung der Stadt
                                         Stuttgart zwei Jahre lang finanzieren. Die Zeit sollte aus-
                                         reichen, um genug Erfahrungen und Ideen von den Besu-
                                         chern zu sammeln“, sagt Armbruster.

                                                                                                                                                       Fotos: Frank Schinski
                                                 In dieser Zeit wollen sich die drei Organisatoren
                                         auch nach einer geeigneten Immobilie umschauen. Noch
                                         ist offen, ob das Bürgerhaus gemietet oder neu erbaut wer-
                                         den soll. Die Entscheidung hängt letztlich von der Lage,
22                                       den Möglichkeiten, dem Preis und den Ideen der Bürger
                                         ab. „Wir bekommen sehr viele Anregungen von Beteiligten
STIFTUNGSWELT Sommer 2020 Zusammenhalt

                                         und Bürgern. Darüber freuen wir uns sehr. Zugleich ist es
                                         eine große Herausforderung, die vielen Ideen zu sammeln,
                                         zu sortieren und zu prüfen“, sagt Geschäftsführerin Arm-
                                         bruster. Schließlich kann die Stiftung nicht jedem gerecht
                                         werden. „Wir suchen für unser ‚Haus des gesellschaftlichen
                                         Engagements‘ nicht nach dem kleinsten gemeinsamen
                                         Nenner, sondern nach den besten und zukunftsweisends-
                                         ten Ideen.“ Denn nur wenn das Konzept eines Bürgerhau-
                                         ses in sich harmonisch ist, kann es auch den Zusammen-
                                         halt der Besucher und der umliegenden Nachbarschaft för-
                                         dern.  ←                                       Jennifer Garic
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