MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
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Regionale Leitplanung Nordraum Wien AuftraggeberIn: Amt der NÖ Landesregierung Abt. Raumordnung und Regionalpolitik Landhausplatz 1 3109 St. Pölten ARGE „Regionale Leitplanung A5/S1/A22“ Hauptstraße 31 2225 Zistersdorf Projektleitung – AuftraggeberIn: Mag. Marianne VITOVEC DI Ernst TRINGL Bearbeitung Bietergemeinschaft TUWIMEC: Projektleitung – Auftragnehmer: DI Dr. Hannes SCHAFFER mecca consulting DI Dr. Hannes SCHAFFER DI Katja ROSNER Mag. Stefan PLHA DI Michael BÖHM Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung TU Wien DI. Dr. Thomas DILLINGER (Projektleitung TU) DI. Dr. Arthur KANONIER DI. Dr. Gerhard SCHIMAK Wien, am 19.10.2012 DI Dr. Hannes Schaffer Ingenieurbüro für Raum- und Landschaftsplanung Unternehmensberatung | EDV Dienstleistungen 1130 Wien | Paul-Hörbiger-Weg 12 | Tel.: +43-1-526 51 88 office@mecca-consulting.at | www.mecca-consulting.at Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 2
Regionale Leitplanung Nordraum Wien INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung | Regionale Leitplanung - Modul 1 ........................................................... 4 2. Strategien und Programme der Landesplanung ......................................................... 5 2.1 Landesentwicklungskonzept ........................................................................... 6 2.2 Sektorale Raumordnungsprogramme ................................................................. 7 2.3 Tourismusgesetz 2010 .................................................................................. 8 2.4 Regionales Raumordnungsprogramm Wiener Umland Nord ....................................... 8 2.5 Strategien der Ostregion ............................................................................... 8 2.6 Fazit ....................................................................................................... 9 3. Regionsanalyse Nordraum Wien .......................................................................... 10 3.1 Bevölkerungsentwicklung ............................................................................. 12 3.2 Wanderungen ........................................................................................... 17 3.3 Bevölkerungsprognose ................................................................................. 21 3.4 Bevölkerungsdichte im Wohnbauland ............................................................... 23 3.5 Bauland – Reserven ..................................................................................... 25 3.6 Baulandreserven und Bevölkerungsdichte .......................................................... 28 3.7 Öffentlicher Verkehr ................................................................................... 30 3.8 Pendler ................................................................................................... 32 3.9 Wirtschaft und Beschäftigung ........................................................................ 34 3.10 Naturraum und Landschaft............................................................................ 37 3.11 Gemeindetypisierung .................................................................................. 40 3.12 Fazit ...................................................................................................... 42 4. Handlungsfelder und Abstimmungsbedarf .............................................................. 43 4.1 Fokus: Siedlungsentwicklung ......................................................................... 43 4.2 Fokus: Betriebs- und Industriegebiete .............................................................. 49 4.3 Fokus: Naturraum und Landschaft ................................................................... 50 4.4 Zusätzlicher Abstimmungsbedarf .................................................................... 50 4.5 Fazit ...................................................................................................... 52 5. Ausblick | Modul 2 – Szenarien und Leitbild ........................................................... 53 6. Glossar ......................................................................................................... 54 7. Verzeichnisse................................................................................................. 54 7.1 Tabellen-, Abbildungs- und Kartenverzeichnis .................................................... 54 7.2 Quellenverzeichnis ..................................................................................... 55 ANHÄNGE 1. Projektinformation und Geschäftsordnung des Regionalen Dialogforums 2. Protokoll Regionales Dialogforum 3. Gemeindeprofile Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 3
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 1. EINLEITUNG | REGIONALE LEITPLANUNG - MODUL 1 Mit dem Pilotprojekt der „Regionalen Leitplanung“ soll unter dem Leitgedanken „Kooperation auf Augenhöhe“ eine konstruktive, effiziente und zielorientierte Zusammenarbeit von Land, Region und Gemeinden im Bereich der Raumordnung und Regionalplanung entwickelt und gelebt werden. Der gemeinsame Prozess von Gemeinden, Region und Land soll durch eine partnerschaftliche Aufgabenteilung und Kompetenzbündelung sowie einen wechselseitigen Diskurs gekennzeichnet sein. Der „Regionale Leitplan Nordraum Wien“ soll die koordinierte Raumentwicklung entlang von A5, S1 und A22 sicherstellen. Die Projektregion gehört zu den stärksten Wachstumsräumen Österreichs. Um die Entwicklung der Gemeinden möglichst nachhaltig und effizient zu gestalten, entwerfen Gemeinden und Land gemeinsam einen Plan. Die bisher eingesetzten Instrumente der Regionalplanung - wie das „Regionale Raumordnungsprogramm“ und das „Kleinregionale Rahmenkonzept“ - sollen stärker verschränkt werden, um eine höhere Wirkung in Hinblick auf Akzeptanz und Umsetzung zu erzielen. Im Fokus stehen dabei: • Stärkere Verschränkung zwischen bottom-up (Rahmenkonzept) und top-down (Raumordnungsprogramm) Ansätzen: Stärkung der Entwicklungsplanung • Erhöhung der Effizienz und Einsparungen von Kosten durch die Zusammenführung bestehender Planungsprozesse und durch gemeinsame Planungsschritte wie z.B. bei Grundlagenforschung oder Standortanalysen auf Gemeinde- und Landesebene • Abstimmung, erhöhte Akzeptanz und weniger Umsetzungswiderstände durch einen frühzeitigen, intensiven und partnerschaftlichen Dialog zwischen Gemeinden und Land • Flexibilität bei Vereinbarungen und Festlegungen: z.B. in Form von Beschlüssen, Vereinbarungen oder Programmen Der Planungsprozess läuft in „Feedbackschleifen“ ab. Schritt für Schritt werden Themen, Leitbild und Umsetzungsschritte erarbeitet und außer Streit gestellt. Im Rahmen des Modul 1, der Bestands- und Standortanalyse, konnten so die Handlungsfelder der Leitplanung im Nordraum Wien sowie die wichtigsten Grundprinzipien der Siedlungsentwicklung beschlossen werden. Abbildung 1: Ablauf Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 4
Regionale Leitplanung Nordraum Wien Der vorliegende Bericht steht am Ende von Modul 1 und fasst die wichtigsten Ergebnisse der Datenanalyse bzw. der ersten Gemeinde- und Niederösterreichrunden zusammen. Im Kapitel 4: Handlungsfelder und Abstimmungsbedarf sind die Beschlüsse aus dem Regionalen Dialogforum, in dem alle Planungsbeteiligten vertreten sind angeführt und erläutert. 2. STRATEGIEN UND PROGRAMME DER LANDESPLANUNG Die Analyse der Strategien und Programme auf Ebene der Landesplanung gibt einen Überblick über Rahmenbedingungen und generelle überörtliche Zielsetzungen, die es u.a. durch die Regionale Leitplanung zu realisieren gilt. Im Laufe des Planungsprozesses werden die generellen Ziele der Landesplanung an die Gegebenheiten im Nordraum Wien angepasst. Die hier beschriebenen Strategien und Programme bilden lediglich den Ausgangspunkt und können als vorgegebene Rahmenbedingungen betrachtet werden. Die Dokumente wurden dabei immer in Hinblick auf ihre Aussagen zur Siedlungs- und Standortentwicklung, d.h. ihrer Relevanz für die Regionale Leitplanung betrachtet. Tabelle 1: Analysierte Dokumente und behandelte Themen gibt eine Übersicht der Strategien und Programme auf Ebene der Landeplanung. Tabelle 1: Analysierte Dokumente und behandelte Themen entwicklung entwicklung − Siedlungs- − Dokument − Standort- − Raum Landesentwicklungskonzept – w.i.N. Strategie, NÖ, 9 9 Regionales Leitbild Weinviertel Weinviertel Zentrale Orte Raumordnungsprogramm NÖ 9 Raumordnungsprogramm für die Gewinnung grundeigener NÖ 9 mineralischer Rohstoffe Freizeitraumordnungsprogramm NÖ 9 9 Fremdenverkehrsraumordnungsprogramm NÖ 9 Raumordnungsprogramm für das Schulwesen NÖ 9 Tourismusgesetz 2010 NÖ 9 Wiener Umland Regionales Raumordnungsprogramm nördliches Wiener Umland 9 Nord Strategien zur räumlichen Entwicklung der Ostregion Ostregion 9 9 Unter Siedlungsentwicklung wird dabei die Weiterentwicklung, Nutzung oder Strukturierung der Siedlungsfläche, das heißt des zum Wohnen geeigneten Baulandes, verstanden. Das Landesentwicklungskonzept und die Strategien zur räumlichen Entwicklung der Ostregion geben generelle Ziele zur Siedlungsentwicklung vor. Zum Beispiel wird in beiden Dokumenten die Innenentwicklung der Außenentwicklung klar vorgezogen. Das Raumordnungsprogramm für die Gewinnung grundeigener mineralischer Rohstoffe und das Regionale Raumordnungsprogramm nördliches Wiener Umland beschränken die Siedlungsentwicklung durch rechtsgültige, räumlich verortete Festlegungen wie z.B. Siedlungsgrenzen. Der Bezug zur Standortentwicklung wird in den Dokumenten, welche Standorte nach ihrer Eignung für bestimmte Nutzungen differenzieren hergestellt. Ganz klar ist hier das Zentrale Orte Raumordnungsprogramm einzuordnen, welches die Hauptorte von Gemeinden in Kategorien einteilt, die je nach Stufe bestimmte Versorgungseinrichtungen aufzuweisen sollen. Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 5
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 2.1 LANDESENTWICKLUNGSKONZEPT Die w.i.N. Strategie Niederösterreich hat Leitbildcharakter und ist das strategische Grundsatzdokument für die Aktivitäten und Maßnahmen auf regionaler und kommunaler Ebene. Das Landesentwicklungskonzept besteht aus der Darstellung neuer Herausforderungen, dem generellen Leitbild der Raumordnung, der Präsentation räumlicher Strukturen und Entwicklungsperspektiven sowie einer Zusammenstellung von sektoralen Herausforderungen und Entwicklungszielen. Abschließend wird die Umsetzung beschrieben. Die Vision einer nachhaltigen Raumentwicklung in Niederösterreich stützt sich auf drei Leitziele: • Gleichwertige Lebensbedingungen für alle gesellschaftlichen Gruppen in allen Landesteilen • Wettbewerbsfähige, innovative Regionen und Entwicklung der regionalen Potenziale • Nachhaltige, umweltverträgliche und schonende Nutzung der natürlichen Ressourcen Aufbauend auf dem Landesentwicklungskonzept wurden räumliche Leitbilder für die Regionen Waldviertel, Weinviertel, Industrieviertel, NÖ-Mitte und Mostviertel („Perspektiven für die Hauptregionen“) entwickelt. Das Regionale Leitbild für das Weinviertel enthält folgende Schwerpunkte: • Vorteile des urbanen Umfeldes von Wien, Brünn und Bratislava nutzen • Bewusst ergänzende Möglichkeiten in Wien nutzen und zusätzlich Alternativen bieten • Entwicklungsachsen und Funktionsräume stärken – gezielte Standortentwicklung • Wirtschafts-, Technologie und Bildungsimpulse setzen und verknüpfen • Landwirtschaft als regionale Stärke nutzen • Offene Grenzen für den Tourismus fördern Zu verschiedenen Themen wurden auf das Weinviertel abgestimmte Strategien erarbeitet. Von besonderer Bedeutung für die Regionale Leitplanung sind folgende Strategien: Siedlungswesen: • geschlossene Orte erhalten und Zersiedelung vermeiden • Ortskerne aktivieren und bestehende Bausubstanz nutzen • neues Bauland vorrangig in den zentralen Orten und im Einzugsbereich von Achsen des öffentlichen Verkehrs festlegen und kleinregional abstimmen • Wohnbauförderung (WBF) für verdichtete Bauformen auf Achsen und Einzugsbereiche des öffentlichen Verkehrs konzentrieren Wirtschaft: • vermarktungsfähige Standorte an den Entwicklungsachsen anordnen und ausbauen • innerregionale Gewerbeparks auf Standorte mit hoher Verkehrsgunst konzentrieren • interkommunale Gewerbeparks unterstützen • [...] Verkehr: • Verkehr vermeiden, Prinzip der kürzesten Wege unterstützen • Verkehr verlagern, öffentlichen Verkehr bevorzugt entwickeln, Park & Ride Anlagen ausbauen • [...] Soziale Infrastruktur • Kindergärten, Schul- und Bildungsangebote regional abstimmen • [...] Naturraum und Umwelt • [...] typische Kulturlandschaften erhalten • Freihalteplanung im Wiener Umland forcieren • Weinbau zur Erhaltung des Landschaftsbildes sichern Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 6
Regionale Leitplanung Nordraum Wien Land- und Forstwirtschaft • Weinbau verbessern und zur Erhaltung des Landschaftsbildes sichern • österreichweit bedeutende Eignungsgebiete weiter nutzen und schützen (Zwiebel, Erdäpfel, Wein, Gemüse), Landwirtschaft in günstigen Lagen als Vorrangfunktion erhalten • [...] 2.2 SEKTORALE RAUMORDNUNGSPROGRAMME Das Zentrale-Orte-Raumordnungsprogramm (1992) legt zentrale Orte der Stufen I – VI fest, wobei die Stufe I der niedrigsten, die Stufe VI der höchsten Versorgungsebene entspricht. Sie sollen über zentrale Einrichtungen in einem innerörtlichen Siedlungsschwerpunkt verfügen, Verkehrsmittelpunkt und Entwicklungszentrum sein. Gaweinstal, Harmannsdorf und Langenzersdorf sind Zentrale Orte der Stufe I. Sie verfügen über zentrale Einrichtungen zur Grundversorgung der Bevölkerung. Es sollen Gemeindeamt, Gendarmerieposten, Kindergarten, vierklassige Volksschule, Praxis eines praktischen Arztes, Praxis eines Zahnbehandlers, Postamt, Freiluftbad, Spiel- und Sportplatzanlagen und Turnhalle vorhanden sein und nach Möglichkeit weitere Einrichtungen (z.B. Hauptschule) eingerichtet werden. Der Einzugsbereich soll 5.000 EinwohnerInnen umfassen, davon 1.000 innerhalb des zusammenhängenden Siedlungsgebietes. Die Entfernung zu einem zentralen Ort der Stufe I darf höchstens 7 Straßenkilometer betragen. Wolkersdorf ist Zentraler Ort der Stufe II und soll ebenfalls Einrichtungen der Grundversorgung, jedoch in einer größeren Zahl und Vielfalt, aufweisen (auch Polytechnischer Lehrgang, Einsatzstellen mobiler sozialer Dienste, Sportanlagen, Veranstaltungsaal mit 200-500 Sitzplätzen etc.). Der Einzugsbereich soll mindestens 10.000 EinwohnerInnen umfassen, innerhalb der baulich zusammenhängenden Struktur sollen mindestens 2.500 EinwohnerInnen leben. Die Entfernung zu einem zentralen Ort der Stufe II soll höchstens 10 Straßenkilometer betragen. Stockerau ist ein Zentraler Ort der Stufe III. Zusätzlich zu den Einrichtungen der Stufen I und II sollen hier höherrangige Schul-und Gesundheitseinrichtungen, höherrangige Verwaltungseinrichtungen und ein Erholungs-, Vergnügungs-, Freizeit- und Sportangebot bereit stehen. AHS, berufsbildende mittlere Schulen, Kleinhallenbad, Veranstaltungssaal mit 500-800 Plätzen und ein Angebot an Gütern und Dienstleistungen des kurzfristigen, periodischen und langfristigen Bedarfs wird von einem zentralen Ort der Stufe III erwartet. Der zentralörtliche Bereich umfasst 25.000 EinwohnerInnen (5.000 im zusammenhängenden Siedlungsbereich). Die Entfernung soll höchstens 20 Straßenkilometer oder eine Stunde Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln betragen. Zentrale Orte der Stufe IV versorgen die EinwohnerInnen mit allen öffentlichen und privaten Einrichtungen, sofern diese nicht besonders selten nachgefragt werden. Mistelbach und Korneuburg, die beiden Bezirkshauptstädte der Region, sind dieser Stufe zugeordnet. Sie müssen mindestens ein Grundversorgungkrankenhaus aufweisen. Typische Einrichtungen sind BHS, zentrale Sportanlage, Sporthalle, Normalhallenbad, Veranstaltungssaal mit 800 und mehr Sitzplätzen. Es gelten die gleichen Erreichbarkeitskriterien wie bei zentralen Orten der Stufe III. Die Verordnung über ein sektorales Raumordnungsprogramm für die Gewinnung grundeigener mineralischer Rohstoffe (1998) enthält Grundsätze zum Abbau mineralischer Rohstoffe und legt mit Verweis auf regionale Raumordnungsprogramme Zonen fest, in denen dieser unzulässig ist. Die Planungsregion ist davon betroffen, Details sind dem Regionalen Raumordnungsprogramm Wiener Umland Nord zu entnehmen. Weitere sektorale Raumordnungsprogramme sind: • das Freizeitraumordnungsprogramm (1978), welches Standorte von Freizeit- und Erholungseinrichtungen wie Sporthallen, Sportplätze, Hallenbäder und Erholungsgebiete festlegt • das Fremdenverkehrsraumordnungsprogramm (1975) zur Entwicklung des Fremdenverkehrs unter Berücksichtigung des Wirtschaftswachstums und der Gestaltung von Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 7
Regionale Leitplanung Nordraum Wien Erholungsgebieten legt Eignungs- und Ausbaustandorte für Urlaubsaufenthalte und Ausflugsverkehr fest • das Schulraumordnungsprogramm (1981) legt das Angebot an Volksschulen, Hauptschulen, allgemeinen Sonderschulen und Polytechnischen Lehrgängen in den Gemeinden fest Die Festlegungen der letzten drei genannten sektoralen Raumordnungsprogramme sind zum Teil veraltet, sie entsprechen nicht mehr der Realität und bedürfen einer Überarbeitung. 2.3 TOURISMUSGESETZ 2010 Im NÖ Tourismusgesetz und der darauf aufbauenden Verordnung über die Gliederung der Gemeinden in Ortsklassen werden die Gemeinden nach ihrer touristischen Bedeutung und anhand der Nächtigungszahlen, der Nächtigungsintensität und des Tourismusumsatzes in drei Klassen eingeteilt. Bad Pirawarth, Mistelbach, Stockerau und Wolkersdorf fallen in die Ortsklasse 1 und sind somit als Tourismusstandort besonders bedeutend. Bisamberg, Enzersfeld, Großengersdorf, Harmannsdorf, Korneuburg, Kreuttal, Stetten und Ulrichskirchen-Schleinbach fallen in die Klasse 2. Die restlichen Gemeinden sind der Klasse 3 zugeordnet. 2.4 REGIONALES RAUMORDNUNGSPROGRAMM WIENER UMLAND NORD Das Regionale Raumordnungsprogramm nördliches Wiener Umland (2009) umfasst, bis auf Mistelbach, Ladendorf, Gaweinstal und Wilfersdorf, alle Gemeinden der Projektregion. Es legt Eignungszonen für die Gewinnung grundeigener mineralischer Rohstoffe, landwirtschaftliche Vorrangzonen, regionale Grünzonen, erhaltenswerte Landschaftsteile und Siedlungsgrenzen fest und stellt wasserwirtschaftliche Vorranggebiete dar. Die Regionalen Raumordnungsprogramme sind die einzigen Instrumente auf Landesebene mit direkter, rechtsverbindlicher Auswirkung auf die Nutzung des Raumes. In Gerasdorf, Pillichsdorf und Bockfließ gibt es Eignungszonen für die Gewinnung von Sand und Kies. Abbildung 2: Ausschnitt aus dem Regionalen Bis auf Hochleithen, Korneuburg und Spillern sind Raumordnungsprogramm Wiener Umland Nord in allen Projektgemeinden, für die das Regionale Raumordnungsprogramm gültig ist, Siedlungsgrenzen definiert. 2.5 STRATEGIEN DER OSTREGION Im Projekt „Strategien zur Räumlichen Entwicklung der Ostregion“ wurden bereits Grundprinzipien und generelle Ziele zur Siedlungs- und Standortentwicklung vereinbart: • Konzentration des Ausbaues regionaler Entwicklungszentren/Standorten an Schnittpunkten des hochrangigen Schienen- und Straßennetzes • Erhaltung der dörflichen Strukturen in Achsenzwischenräumen; Abseits der Entwicklungs- achsen soll die Struktur des ländlichen Raumes erhalten und verbessert, sowie auf die Wahrung des dörflichen Charakters der Siedlungen geachtet werden • Einschränkung der Siedlungsentwicklung in landschaftlich sensiblen Gebieten bzw. in jenen Teilräumen, in denen entsprechende Verkehrs- bzw. Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen nicht, oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand, hergestellt werden können Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 8
Regionale Leitplanung Nordraum Wien • Erhaltung und Schaffung abgegrenzter, kompakter und gegliederter Siedlungsstrukturen • Vorrangige Entwicklung der Orts- und Stadtkerne (Innenentwicklung vor Außenentwicklung) • Vermeidung von Zersiedelungen an den Orts – und Stadträndern (kompakte Raumeinheiten) • Mobilisierung und Nutzung geeigneter bestehender Baulandreserven (Mobilisierung vor Neuwidmung) • Förderung der Nutzung und Erneuerung bestehender Bausubstanzen • Förderung der Verdichtung im Bestand, insbesondere in zentrennahen Lagen • Förderung verdichteter, Flächen-, Infrastrukturkosten- und Energie sparender Bauformen • Ausschließlich verdichtete Bebauung im Einzugsbereich von Haltestellen des hochrangigen ÖV • Stärkung der Multifunktionalität und Nutzungsmischung (Integration siedlungsverträglicher Betriebsstätten) bei entsprechenden Standortvoraussetzungen, Schaffung städtebaulicher Mischstrukturen • Schaffung eines möglichst ausgewogenen Verhältnisses zwischen Wohnbevölkerung und Arbeitsmöglichkeiten in der Region (Reduzierung des Berufspendelverkehrs) • Erhaltung/Schaffung einer entsprechenden Gliederung der Siedlungsstrukturen, insbesondere in Achsen und Entwicklungsschwerpunkten mit Grünräumen und Freiraumzonen zur Freizeit- und Erholungsnutzung • Erhaltung und Vernetzung regionaler Grün- und Wildkorridore • Neuwidmung von Bauland vorrangig in zentralen Orten und im Einzugsbereich von Haltestellen des öffentlichen Verkehrs (Gebiete mit hohem Potenzial) 2.6 FAZIT Die Zielsetzungen des Landes Niederösterreich sind im Raumordnungsgesetz und im Landesentwicklungskonzept dargestellt und sehr umfassend formuliert. Darüber hinaus haben sich die Länder Burgenland, Niederösterreich und Wien auf grundlegende Ziele zur Siedlungs- und Standortentwicklung der Ostregion geeinigt. Sie bieten einen klar definierten Rahmen zur Umsetzung. Auf Landesebene gibt es zurzeit kaum Instrumente, welche die gesteckten Ziele auch Realität werden lassen. Ein wirksames Instrument zur Siedlungsentwicklung sind die Regionalen Raumordnungsprogramme, welch die Entwicklung durch Siedlungsgrenzen, Regionale Grünzonen etc. beschränken. Das Zentrale Orte Raumordnungsprogramm behält nach wie vor seine Gültigkeit und stellt eine wichtige Orientierungsmöglichkeit bei der Standortentwicklung dar. Die Hauptorte der Gemeinden werden nach ihrer Versorgungsfunktion in Stufen eingeteilt, wobei sich eine Rangfolge ihrer regionalen Bedeutung ergibt. Es ist Ziel der Regionalen Leitplanung beide Themen anzusprechen, um so die Siedlungsentwicklung, den Standortbedingungen entsprechend, aktiv zu steuern. In welcher Form dies auf Ebene der Landesplanung bzw. Regionalplanung möglich ist, wird sich im Laufe des Planungsprozesses zeigen. Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 9
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3. REGIONSANALYSE NORDRAUM WIEN Die Regionsanalyse wertet sozioökonomische Daten mit Relevanz auf die Siedlungs- und Standortentwicklung aus. In erster Linie gilt es ein Bild der Situation in der Planungsregion zu bekommen, lokale Unterschiede herauszufiltern und Handlungsfelder abzuleiten. Der „Nordraum Wien“ gehört zum nördlichen Wiener Umland und reicht von der Stadtgrenze bis nach Mistelbach und Wilfersdorf. In seiner Ausdehnung orientiert er sich an den hochrangigen Straßenverbindungen A5, S1 und A22, welche die Entwicklung im Raum nachhaltig prägen und die Standortgunst weiter erhöht haben. Die Bevölkerungsprognose der Statistik Austria sagt eine weitere Zunahme der Bevölkerung voraus, was Auswirkungen auf die Siedlungsentwicklung, die Betriebsstandorte sowie die soziale und technische Infrastruktur haben wird. Die Planungsregion „Nordraum Wien“ setzt sich aus den 26 Gemeinden zusammen. Bad Pirawarth, Bockfließ, Enzersfeld, Gaweinstal, Gerasdorf, Großebersdorf, Groß-Engersdorf, Großrußbach, Hagenbrunn, Harmannsdorf, Hochleithen, Korneuburg, Kreuttal, Kreuzstetten, Ladendorf, Langenzersdorf, Leobendorf, Mistelbach, Pillichsdorf, Spillern, Stetten, Stockerau, Ulrichskirchen- Schleinbach, Wilfersdorf und Wolkersdorf im Weinviertel bilden die ARGE „Regionale Leitplanung A5/S1/A22“ und sind aktiv am Planungsprozess beteiligt. Bisamberg nimmt am Prozess nicht aktiv teil, wird jedoch in der Bearbeitung insofern berücksichtigt, sodass Aussagen zur Siedlungs- und Standortentwicklung im Sinne eines regionalen Gesamtkonzepts seitens der Landesplanung getroffen werden können. Die Gemeinden sind Teil von fünf unterschiedlichen Kleinregionen, d.h. einige arbeiten seit längerem zusammen, andere kennen sich noch nicht so gut. Für thematisch tiefergehende Diskussionen wurden drei Fokusgruppen eingerichtet, die sich an den Kleinregionen orientieren. In Karte 1: Übersicht Nordraum Wien sind die Gemeinden und Katastralgemeinden der Region sowie die Zuordnung zu den Fokusgruppen zu sehen. Insgesamt lebten 2011 rund 108.200 Menschen im Nordraum Wien. Die Bevölkerung verteilt sich ungleichmäßig über die Gemeinden, wobei Pillichsdorf mit 1.093 EinwohnerInnen die bevölkerungsschwächste und Stockerau mit 15.500 EinwohnerInnen die bevölkerungsstärkste Gemeinde ist. Auch bei der Bebauungsdichte tut sich eine große Spannbreite auf - von 17 EinwohnerInnen pro ha bis hin zu 73 EinwohnerInnen pro ha bebautem Wohnbauland. Die Bevölkerungsentwicklung im Nordraum Wien verlief von 1981 bis 2011 sehr dynamisch. In diesem Zeitraum konnte ein Wachstum von plus 34% verzeichnet werden. Die Bevölkerungsprognose bis 2025 ist ebenfalls sehr positiv, die Einwohnerzahl soll um weitere 14% steigen. Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 10
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3.1 BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG Die Pilotregion „Nordraum Wien“ gehört zu den stärksten Wachstumsräumen Österreichs. Auf einer Gesamtfläche von 776 km² (4% der niederösterreichischen Landesfläche) lebten 2011 108.206 Personen (das entspricht 6,7% der niederösterreichischen Wohnbevölkerung). Die meisten Gemeinden der Projektregion sind seit Jahrzehnten Wachstumsgemeinden, wobei in einzelnen Gemeinden ein überdurchschnittliches Wachstum beobachtet werden kann (siehe nachfolgende Tabelle). Beispiele sind Gerasdorf mit 92,4% (!), Hagenbrunn mit 73% oder Spillern mit 55% Bevölkerungswachstum zwischen 1981 und 2011. Pillichsdorf ist die einzige Gemeinde, die seit 1981 kaum an Bevölkerung gewonnen hat und in den letzten zehn Jahren sogar in geringem Ausmaß geschrumpft ist. Im Durchschnitt beträgt das Wachstum der gesamten Projektregion von 1981 bis 2011 34%. Zwischen 2001 und 2011 waren es ungefähr 10%. Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung 1981 – 20111,2 Bevölkerung absolut Bevölkerungsentwicklung Gemeinde 1981 1991 2001 2011 81 - 91 91 - 01 01 - 11 81 - 11 Pillichsdorf 1.089 1.119 1.119 1.093 2,8% 0,0% -2,3% 0,4% Hochleithen 1.014 1.026 1.084 1.131 1,2% 5,7% 4,3% 11,5% Stetten 886 912 1.065 1.257 2,9% 16,8% 18,0% 41,9% Bockfließ 1.105 1.245 1.264 1.349 12,7% 1,5% 6,7% 22,1% Kreuttal 1.069 1.317 1.308 1.423 23,2% -0,7% 8,8% 33,1% Großengersdorf 1.312 1.341 1.430 1.473 2,2% 6,6% 3,0% 12,3% Kreuzstetten 1.159 1.353 1.499 1.511 16,7% 10,8% 0,8% 30,4% Enzersfeld 1.110 1.318 1.434 1.593 18,7% 8,8% 11,1% 43,5% Bad Pirawarth 1.371 1.522 1.541 1.670 11,0% 1,2% 8,4% 21,8% Hagenbrunn 1.136 1.337 1.575 1.968 17,7% 17,8% 25,0% 73,2% Wilfersdorf 1.906 1.829 2.037 2.077 -4,0% 11,4% 2,0% 9,0% Spillern 1.346 1.506 1.718 2.089 11,9% 14,1% 21,6% 55,2% Großrußbach 1.565 1.681 1.939 2.125 7,4% 15,3% 9,6% 35,8% Großebersdorf 1.514 1.984 2.159 2.237 31,0% 8,8% 3,6% 47,8% Ladendorf 1.876 1.936 2.110 2.241 3,2% 9,0% 6,2% 19,5% Ulrichskirchen-Schleinbach 2.084 2.253 2.329 2.592 8,1% 3,4% 11,3% 24,4% Gaweinstal 2.781 3.024 3.485 3.710 8,7% 15,2% 6,5% 33,4% Harmannsdorf 2.875 3.241 3.514 3.834 12,7% 8,4% 9,1% 33,4% Bisamberg 2.934 3.576 4.001 4.399 21,9% 11,9% 9,9% 49,9% Leobendorf 3.104 3.694 4.284 4.732 19,0% 16,0% 10,5% 52,4% Wolkersdorf 5.062 5.696 6.191 6.759 12,5% 8,7% 9,2% 33,5% Langenzersdorf 5.388 6.139 7.261 7.948 13,9% 18,3% 9,5% 47,5% Gerasdorf 5.279 6.661 8.231 10.156 26,2% 23,6% 23,4% 92,4% Mistelbach 10.251 10.234 10.644 11.012 -0,2% 4,0% 3,5% 7,4% Korneuburg 9.112 9.730 11.032 12.314 6,8% 13,4% 11,6% 35,1% Stockerau 12.679 13.608 14.452 15.513 7,3% 6,2% 7,3% 22,4% Gesamtregion 81.007 89.282 98.706 108.206 10,2% 10,6% 9,6% 33,6% 1 Erläuterung zu Farbskala: Die Abstufung der Farben orientiert sich am maximalen und minimalen Bevölkerungszuwachs/-verlust einer Spalte. Die Farbgebung lässt auf den ersten Blick erkennen, wie sich die Bevölkerung in den einzelnen Gemeinden entwickelt hat, wer besonders viel oder wenig gewachsen ist. Blau: Die Bevölkerungszahl ist zurückgegangen oder nur wenig gestiegen. Grün/gelb/orange: Bevölkerungszahl ist angestiegen Rot: hohe Bevölkerungszunahme 2 Statistik Austria: Volkszählungsergebnisse, Wohnbevölkerung 1981, 1991, 2001; Statistik der Standesfälle, Wohnbevölkerung 2011 Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 12
Regionale Leitplanung Nordraum Wien In der gesamten Pilotregion sind 21% unter 20 Jahre alt, 61% fallen in die Altersgruppe zwischen 20 und 64 Jahre, 18% sind 65 und älter. Innerhalb der Region gibt es keine gravierenden Unterschiede. Vergleicht man jedoch die Veränderung der Bevölkerung in den drei Altersgruppen zwischen 2002 und 2011 sind bemerkenswerte Trends sichtbar (siehe Tabelle 3: Altersverteilung 2011 und Veränderung von 2002 bis 2011). In der gesamten Region wächst die Gruppe der über 65-Jährigen überproportional. Die Gesamtregion ist von 2002 bis 2011 um 9,2% gewachsen, die unter 20- Jährigen sind dabei nur marginal um 0,2% gewachsen, die Gruppe der 20-64-Jährigen um 7,7% und die über 65-Jährigen um 28,7%. Bei der Entwicklung der Altersverteilung sind sehr wohl große Unterschiede zwischen den Gemeinden bemerkbar. Vor allem in Bisamberg ist der Anteil der über 65-Jährigen seit 2002 um 60% gestiegen. Aber auch in Stetten, Spillern, Hagenbrunn, Langenzersdorf, Enzersfeld und Gerasdorf lag das Wachstum der ältesten Bevölkerungsgruppe zwischen 40 und 50%. In mehr als der Hälfte der untersuchten Gemeinden war das Wachstum der unter 20-Jährigen negativ. In Pillichsdorf ist die jüngste Bevölkerungsgruppe um 17% geschrumpft, ein ähnliches Bild ergibt sich in Gaweinstal und Wilfersdorf. Bisamberg ist die einzige Gemeinde in der die Gruppe der 20-64-Jährigen geschrumpft ist, wenn auch nur um 1%. Den größten Zuwachs in dieser Altersgruppe konnten Spillern und Hagenbrunn mit +20% verzeichnen. Tabelle 3: Altersverteilung 2011 und Veränderung von 2002 bis 20113 Bevölkerung nach Prozentuelle Veränderung Altersgruppen 2011 2002-2011 Gemeinde 0 - 19 20 - 64 65+ 0 - 19 20 - 64 65+ Bad Pirawarth 340 1.050 280 1% 9% 17% Bisamberg 974 2.560 865 7% -1% 61% Bockfließ 253 843 253 -11% 10% 13% Enzersfeld im Weinviertel 327 941 325 10% 4% 48% Gaweinstal 751 2.353 606 -16% 9% 27% Gerasdorf bei Wien 2.225 6.210 1.721 17% 16% 50% Großebersdorf 443 1.381 413 -6% 1% 39% Großengersdorf 338 888 247 -5% 6% 9% Großrußbach 493 1.236 396 5% 6% 26% Hagenbrunn 446 1.198 324 25% 20% 45% Harmannsdorf 813 2.332 689 1% 7% 22% Hochleithen 234 701 196 -4% 3% 10% Korneuburg 2.588 7.706 2.020 2% 10% 25% Kreuttal 284 861 278 -8% 8% 40% Kreuzstetten 324 918 269 -9% 1% 17% Ladendorf 482 1.356 403 -5% 9% 14% Langenzersdorf 1.641 4.760 1.547 4% 2% 47% Leobendorf 993 2.959 780 1% 8% 34% Mistelbach 2.208 6.775 2.029 -5% 4% 12% Pillichsdorf 215 687 191 -17% 5% 7% Spillern 435 1.310 344 6% 20% 45% Stetten 283 782 192 20% 14% 43% Stockerau 2.970 9.583 2.960 -1% 5% 25% Ulrichskirchen-Schleinbach 547 1.579 466 -4% 12% 29% Wilfersdorf 412 1.328 337 -16% 7% 11% Wolkersdorf im Weinviertel 1.377 4.224 1.158 -6% 12% 25% Nordraum Wien 22.396 66.521 19.289 0% 8% 29% 3 Statistik Austria: Demographische Daten, Altersverteilung 2002 und 2011 Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 13
Regionale Leitplanung Nordraum Wien Das Bevölkerungswachstum ist vor allem auf der Zuwanderung in die Gemeinden der Region begründet (siehe Tabelle 4: Bevölkerungsbewegung 2002-2010). Von 2002 bis 2010 sind 51.760 Personen in die Region Nordraum Wien gezogen, subtrahiert man die Weggezogenen erhält man die Wanderungsbilanz von 9.900 Einwohnern. Die Geburtenbilanz der Gesamtregion war mit -980 EinwohnerInnen im selben Zeitraum negativ. Vierzehn der 26 untersuchten Gemeinden hatten eine negative Bevölkerungsbilanz, besonders niedrig fiel sie in Mistelbach (-580 EinwohnerInnen), Stockerau (-450 EinwohnerInnen) und Wolkersdorf (-96 EinwohnerInnen) aus. Gaweinstal (+75), Bisamberg (+66) und Stetten (+57) haben eine sehr positive Geburtenbilanz aufzuweisen. Alle Gemeinden konnten die Geburtenbilanzen durch durchwegs positive Wanderungsbilanzen ausgleichen. Vor allem nach Stockerau, Korneuburg und Gerasdorf sind viele neue BewohnerInnen zugezogen bzw. wenige weggezogen. Tabelle 4: Bevölkerungsbewegung 2002-20104 Gemeinde Bevölkerungsentwicklung Geburtensaldo Wanderungsaldo Bad Pirawarth 128 -25 153 Bisamberg 369 66 303 Bockfließ 82 -10 92 Enzersfeld 158 -6 164 Gaweinstal 165 75 90 Gerasdorf bei Wien 1.767 18 1.749 Großebersdorf 94 -29 123 Groß-Engersdorf 57 6 51 Großrußbach 178 11 167 Hagenbrunn 394 50 344 Harmannsdorf 264 0 264 Hochleithen 26 -24 50 Korneuburg 1.146 -41 1.187 Kreuttal 114 -14 128 Kreuzstetten 12 -25 37 Ladendorf 137 -32 169 Langenzersdorf 634 35 599 Leobendorf 427 43 384 Mistelbach 322 -585 907 Pillichsdorf 2 -16 18 Spillern 352 38 314 Stetten 199 57 142 Stockerau 1.020 -453 1.473 Ulrichskirchen-Schleinbach 244 8 236 Wilfersdorf 33 -33 66 Wolkersdorf im Weinviertel 602 -96 698 Nordraum Wien 8.926 -982 9.908 Das Bevölkerungswachstum fand überwiegend an den Ortsrändern statt. Der Vergleich der Bevölkerungszahlen von 2001 und 2011 auf Rasterebene zeigt, dass die Bevölkerung in den Ortskernen abgenommen hat, während das Wachstum überwiegend an den Rändern stattfand. Besonders gut ist das in Mistelbach oder Kreuzstetten erkennbar. Bei Gesprächen in Fokusgruppen ist mehrmals zur Sprache gekommen, dass die Ortskerne aussterben und durch leer stehende Wohnhäuser gekennzeichnet sind, die nach und nach verkommen. Für Zuziehende sprechen, neben emotionalen Gründen, mehrere Gründe gegen diese 4 Statistik Austria: Lebendgeborene 2002-2010, Gestorbene 2002-2010, Zuzug 2002-2010, Wegzug 2002-2010 Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 14
Regionale Leitplanung Nordraum Wien Gebäude. Die Bausubstanz ist in vielen Fällen veraltet, so dass eine kostenintensive Sanierung oder Entsorgung notwendig ist. Zudem sind die Grundstücke oft (zu) groß und durch eine geschlossene Bebauung gekennzeichnet. Für das Ortsbild, die effiziente Nutzung bestehender Infrastruktur, das Vermeiden von zusätzlichen Infrastrukturkosten und das Verhindern weiterer versiegelter Flächen wäre die Siedlungsentwicklung nach innen zu bevorzugen. Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 15
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3.2 WANDERUNGEN Die statistischen Daten zu den “Regionalen Wanderungen” zeigen die Zu- und Wegzüge in bzw. aus den Gemeinden innerhalb der Planungsregion. Sie erklären nicht die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden, sondern stellen die Präferenzen der regionalen Bevölkerung bei der Wohnortwahl innerhalb des Nordraumes dar. Karte 3: Wanderungssaldo im Nordraum Wien 2002-2011 zeigt ein hohes positives Wanderungssaldo (hohe Präferenz) in den städtisch geprägten Gemeinden Stockerau (+362 Einwanderer), Mistelbach (+262 Einwanderer) sowie Wolkersdorf (+108 Einwanderer) und Spillern (+104 Einwanderer). Dies bedeutet, dass in diese Gemeinden im Zeitraum 2002 bis 2011 mehr Personen aus der Pilotregion eingewandert als ausgewandert sind. Im Gegensatz dazu weisen viele Umlandgemeinden ein geringeres bzw. negatives Wanderungssaldo auf. Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 17
Regionale Leitplanung Nordraum Wien Die südlichen Gemeinden Langenzersdorf (-301), Gerasdorf (-144) sowie Hagenbrunn (-77) weisen innerhalb der Pilotregion eine geringe Präferenz als Wanderungszielort auf und verfügen so über ein hohes negatives Wanderungssaldo. Dies sind jene Gemeinden, die nahe bzw. direkt angrenzend an Wien sind. Insgesamt gab es im Zeitraum 2002-2011 um die 25.000 Wanderungen. Tabelle 5: Regionale Wanderungen 2002 bis 2011 gibt einen genauen Überblick der absoluten Wanderungszahlen innerhalb der Pilotregion. Tabelle 5: Regionale Wanderungen 2002 bis 20115 regionales Abwanderungen Zuwanderungen Wanderungssaldo 2002-2011 Bad Pirawarth 181 185 4 Bisamberg 679 615 -64 Bockfließ 76 83 7 Enzersfeld 143 152 9 Gaweinstal 553 489 -64 Gerasdorf bei Wien 404 260 -144 Großebersdorf 330 260 -70 Groß-Engersdorf 142 151 9 Großrußbach 238 210 -28 Hagenbrunn 313 236 -77 Harmannsdorf 515 537 22 Hochleithen 181 174 -7 Korneuburg 1.990 1.958 -32 Kreuttal 170 147 -23 Kreuzstetten 230 209 -21 Ladendorf 329 288 -41 Langenzersdorf 882 581 -301 Leobendorf 735 726 -9 Mistelbach 928 1.190 262 Pillichsdorf 242 203 -39 Spillern 341 445 104 Stetten 219 201 -18 Stockerau 1.026 1.388 362 Ulrichskirchen-Schleinbach 441 446 5 Wilfersdorf 314 360 46 Wolkersdorf im Weinviertel 857 965 108 Die Gemeindebinnenwanderung hat in der Pilotregion zum Vergleichsjahr 2002 abgenommen. Im Jahr 2002 haben noch 2.860 Personen ihren Wohnort innerhalb ein und derselben Gemeinde gewechselt, 2011 waren es nur noch 2.541 Personen. Gemeindebinnenwanderung ergibt sich in den meisten Fällen durch den Auszug der Kinder aus dem Elternhaus und dem gleichzeitigen Verbleib in der Heimatgemeinde sowie andererseits durch den Umzug Alteingesessener aus kleineren Katastralgemeinden in den Hauptort. 5 Statistik Austria: Gemeindewanderungen 2002 und 2011 (2012) Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 19
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 2011 wechselten in der Pilotregion durchschnittlich 2,3% der Wohnbevölkerung ihren Wohnsitz innerhalb der eigenen Gemeinde. In den städtisch geprägten Gemeinden war der Anteil der Gemeindebinnenwanderer vergleichsweise hoch. In Stockerau siedelten 4,5% der Bevölkerung innerhalb der Gemeinde um, in Korneuburg 3,6%, in Mistelbach 3,5% und in Wolkersdorf 2,5%. Kreuttal, Enzersfeld, Bockfließ und Ladendorf sind eher ländlich geprägt und weisen einen Binnenwanderungsanteil von unter 0,5% auf. Tabelle 6: Gemeindebinnenwanderung 2002 und 2011, Anteil an der Bevölkerung 2011 6 Gemeindebinnenwanderung Anteil an Gemeinde 2002 2011 Bevölkerung 2011 Bad Pirawarth 30 33 2,0% Bisamberg 44 67 1,5% Bockfließ 18 6 0,4% Enzersfeld im Weinviertel 10 7 0,4% Gaweinstal 59 59 1,6% Gerasdorf bei Wien 398 100 1,0% Großebersdorf 27 31 1,4% Groß-Engersdorf 12 12 0,8% Großrußbach 36 26 1,2% Hagenbrunn 23 25 1,3% Harmannsdorf 52 49 1,3% Hochleithen 24 17 1,5% Korneuburg 430 437 3,5% Kreuttal 17 3 0,2% Kreuzstetten 15 34 2,3% Ladendorf 22 10 0,4% Langenzersdorf 196 145 1,8% Leobendorf 73 72 1,5% Mistelbach 420 380 3,5% Pillichsdorf 12 22 2,0% Spillern 32 45 2,2% Stetten 12 14 1,1% Stockerau 637 703 4,5% Ulrichskirchen - Schleinbach 38 35 1,4% Wilfersdorf 38 39 1,9% Wolkersdorf im Weinviertel 184 170 2,5% Nordraum Wien 2.859 2.541 2,3% 6 Statistik Austria: Gemeindebinnenwanderung 2002 und 2011, Wohnbevölkerung 2011 Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 20
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3.3 BEVÖLKERUNGSPROGNOSE Auch in Zukunft wird die Region wachsen. Die Bevölkerungsprognosen der ÖROK7 sagen für die Region bis 2020 und 2025 ein ähnliches Wachstum wie in Vergangenheit voraus. Die Prognosen wurden für Prognoseregionen berechnet, die Pilotregion Nordraum Wien umfasst Gemeinden aus fünf verschiedenen Regionen. Laa an der Thaya- Mistelbach-Poysdorf soll, ausgehend von der Einwohnerzahl 2011, bis 2020 um weitere 4% bzw. bis 2025 um insgesamt +6% wachsen. Korneuburg, Wolkersdorf und Klosterneuburg-Purkersdorf legen im selben Zeitraum um +10% bzw. +15% zu, Gänserndorf-Großenzersdorf-Marchegg wächst sogar noch um einen Prozentpunkt stärker (siehe Tabelle 7: Bevölkerungsprognose 2020 und 2025 nach Prognoseregionen). Verglichen mit anderen Regionen ist der Nordraum Wien (generell das Wiener Umland) einer der wenigen stark wachsenden Räume in Österreich. Geht man davon aus, dass sich die Bevölkerung auch in Zukunft genauso auf die Gemeinden der Prognoseregionen verteilen wird wie im Jahr 2011, wäre mit einem Zuwachs von 9.900 EinwohnerInnen bis 2020 (+9%) bzw. von 14.800 EinwohnerInnen bis 2025 (+14%) in der Pilotregion zu rechnen.8 Tabelle 7: Bevölkerungsprognose 2020 und 2025 nach Prognoseregionen9 Bevölkerung zu Jahresbeginn Zuwachs in Prozent Prognose Prognose 2011 - 2011 - 2011 2020 2025 2020 2025 Prognoseregion Gänserndorf-Großenzersdorf-Marchegg 76.745 84.890 89.090 11% 16% Zistersdorf 18.769 19.174 19.458 2% 4% Korneuburg 74.898 82.695 86.536 10% 16% Laa a.d. Thaya-Mistelbach-Poysdorf 54.480 56.735 57.971 4% 6% Wolkersdorf 19.568 21.488 22.397 10% 14% Klosterneuburg-Purkersdorf 64.836 71.231 74.618 10% 15% Schwechat 49.435 56.104 59.264 13% 20% Niederösterreich 1.611.981 1.703.096 1.748.791 6% 8% 7 Österreichische Raumordnungskonferenz - www.oerok.gv.at 8 Methodisch gesehen wurde die ÖROK Bevölkerungsprognose für die Jahre 2020 und 2025 gemäß der Bevölkerungsverteilung im Jahr 2011 auf die Gemeinden aufgeteilt. 9 ÖROK: Regionalprognosen 2010-2030 (2011); Statistik Austria: Bevölkerung zu Jahresbeginn 2011 Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 21
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3.4 BEVÖLKERUNGSDICHTE IM WOHNBAULAND Insgesamt ist die Bebauungsdichte in der Region sehr niedrig. Der Median liegt bei 25 EW/ha bebautem Wohnbauland10, das liegt unter der Dichte einer durchgängigen Bebauung mit Einfamilienhäusern. Die Gemeinden im Nordwesten der Pilotregion sind am dünnsten besiedelt. In Ladendorf, Kreuzstetten, Hochleithen und Großrußbach liegt die Dichte bei 17-18 EW/ha bebautem Wohnbauland. Die Gemeinden, die direkt an Wien angrenzen, führen das Feld an. Korneuburg (73 EW/ha), Stockerau (54 EW/ha) und Langenzersdorf (42 EW/ha) sind am dichtesten bebaut. Ab einer Dichte von 40 EW/ha Wohnbauland spricht man von einer durchgehenden Bebauung mit gekuppelten Einfamilienhäusern, ab 70 EW/ha von einer Bebauung mit Reihenhäusern. Das zeigt, dass selbst die am dichtesten bebauten Gemeinden im Schnitt immer noch eine lockere Bebauung vorweisen. Die Gemeinde Mistelbach ist mit 28 EW/ha, von den Stadtgemeinden am lockersten bebaut. Tabelle 8: Bebauungsdichte im bebauten Wohnbauland 11 Bebauungsdichte Einwohner Wohnbauland (EW/ha Gemeinde 2011 bebaut (ha) Wohnbauland bebaut) Bad Pirawarth 1.670 59 28,5 Bisamberg 4.399 118 37,2 Bockfließ 1.349 53 25,5 Enzersfeld im Weinviertel 1.593 73 21,9 Gaweinstal 3.710 155 23,9 Gerasdorf bei Wien 10.156 317 32,1 Großebersdorf 2.237 84 26,8 Großengersdorf 1.473 59 24,9 Großrußbach 2.125 119 17,8 Hagenbrunn 1.968 79 24,8 Harmannsdorf 3.834 190 20,2 Hochleithen 1.131 64 17,8 Korneuburg 12.314 168 73,3 Kreuttal 1.423 63 22,7 Kreuzstetten 1.511 88 17,3 Ladendorf 2.241 130 17,3 Langenzersdorf 7.948 191 41,7 Leobendorf 4.732 169 28,0 Mistelbach 11.012 392 28,1 Pillichsdorf 1.093 45 24,5 Spillern 2.089 57 36,9 Stetten 1.257 38 33,2 Stockerau 15.513 290 53,5 Ulrichskirchen-Schleinbach 2.592 105 24,6 Wilfersdorf 2.077 93 22,4 Wolkersdorf im Weinviertel 6.759 198 34,1 Nordraum Wien 108.206 3.394 31,9 10 Berechnet mit der Widmungsumhüllenden Wohnbauland (auch als Sonstiges Bauland bezeichnet), entspricht im weitesten Sinne dem Wohnbauland und umfasst Wohngebiete, Kerngebiete sowie Agrargebiete, ergänzt durch erhaltenswerte Ortsstrukturen inklusive Aufschließungszonen und Hintausbereiche, bzw. wenn es als Folgenutzungsart angeführt ist 11 Amt der NÖ Landesregierung: gis-gestützte Baulandbilanz (2012); Statistik Austria: Bevölkerung zu Jahresbeginn 2011 Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 23
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3.5 BAULAND – RESERVEN In der gesamten Pilotregion sind 4.350 ha Wohnbauland12 gewidmet, 22% (950 ha) davon sind unbebaut. In Gemeinden mit einer geringeren Bebauungsdichte sind oftmals die Reserven größer als in dichter bebauten. Die größten Reserven bestehen in Mistelbach (85 ha), Harmannsdorf (83 ha), Gerasdorf (75 ha) und Leobendorf (63 ha). Im Gegensatz dazu haben Stetten (8 ha), Bockfließ (9 ha), Spillern (10 ha) und Großengersdorf (11 ha) absolut gesehen wenige Reserven. Gemessen am gewidmeten Wohnbauland haben Kreuttal (35%), Großebersdorf (34%) und Harmannsdorf (31%) mit einem Drittel unbebauter Flächen große Reserven. In Stockerau und Langenzersdorf sind nur 11% der Flächen nicht bebaut. Tabelle 9: Bauland - Reserven stellt die gewidmeten und bebauten Flächen im Wohnbauland und im Bauland Industrie- und Betriebsgebiet nach Gemeinden dar. In Karte 6: Bauland – Reserven | Wohnbauland und Betriebsgebiete ist die räumliche Verteilung der Flächen dargestellt. Tabelle 9: Bauland - Reserven13 Wohnbauland Industrie- und Betriebsgebiete Gewidmet Bebaut Reserve in Gewidmet Bebaut Reserve in Gemeinde (ha) (ha) Prozent (ha) (ha) Prozent Bad Pirawarth 81 59 28% 5 1 83% Bisamberg 167 118 29% 31 21 31% Bockfließ 61 53 14% 4 4 7% Enzersfeld im Weinviertel 102 73 28% 2 2 0% Gaweinstal 206 155 24% 25 10 61% Gerasdorf bei Wien 391 317 19% 199 137 31% Großebersdorf 126 84 34% 24 11 56% Großengersdorf 70 59 15% 2 2 30% Großrußbach 165 119 28% 9 6 28% Hagenbrunn 104 79 24% 79 48 39% Harmannsdorf 272 190 30% 17 10 39% Hochleithen 80 64 21% 1 1 36% Korneuburg 212 168 21% 123 79 35% Kreuttal 96 63 35% 4 - 100% Kreuzstetten 117 88 25% 0 - 100% Ladendorf 185 130 30% 4 2 50% Langenzersdorf 214 191 11% 81 41 50% Leobendorf 232 169 27% 89 59 33% Mistelbach 477 392 18% 69 43 38% Pillichsdorf 58 45 24% 11 3 76% Spillern 67 57 15% 30 14 52% Stetten 46 38 18% 6 6 5% Stockerau 325 290 11% 169 123 27% Ulrichskirchen-Schleinbach 137 105 23% 15 10 33% Wilfersdorf 110 93 15% 20 9 55% Wolkersdorf im Weinviertel 244 198 19% 86 63 27% Nordraum Wien 4.344 3.394 22% 1.103 703 36% Die Betriebsgebiete konzentrieren sich vor allem auf den Nahbereich von Wien im Süden der Region. Die größte Betriebs- und Industriegebietsfläche befindet sich in Gerasdorf: Dort gibt es 200 ha gewidmete und 137 ha bebaute Fläche (31% stehen noch als unbebaute Reserve zur Verfügung). In Stockerau (169 ha), Korneuburg (123 ha), Leobendorf (89 ha), Wolkersdorf (86 ha), Langenzersdorf 12 Auch als Sonstiges Bauland (SBL) bezeichnet 13 Amt der NÖ Landesregierung: gis-gestützte Baulandbilanz (2012) Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 25
Regionale Leitplanung Nordraum Wien (81 ha), Hagenbrunn (79 ha) und Mistelbach (69 ha) befinden sich ebenfalls größere Betriebsflächen. Das gemeinsame Betriebsgebiet Mistelbach-Wilfersdorf erfährt eine besonders große Bedeutung, da es im näheren Umfeld kaum Betriebs- oder Industrieflächen gibt. In Summe sind 400 ha des gewidmeten Betriebs- und Industriegebietes zurzeit nicht bebaut, das entspricht einer Fläche von 400 Fußballfeldern. Die meisten der großen Betriebs- und Industriegebiete sind gut genutzt, etwa ein Drittel der Flächen unbebaut. Die Betriebsgebiete in Kreuzstetten und Kreuttal sind zu 100% unbebaut, das Gebiet in Bad Pirawarth steht zu 83% leer und in Pillichsdorf sind 76% der Flächen nicht genutzt. Aber auch in Ladendorf, Wilfersdorf, Großebersdorf, Gaweinstal und Spillern sind mehr als die Hälfte der gewidmeten Flächen nicht bebaut. Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 26
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3.6 BAULANDRESERVEN UND BEVÖLKERUNGSDICHTE Im Schnitt kann damit gerechnet werden, dass sich ein Drittel der bestehenden Baulandreserven auch tatsächlich mobilisieren lassen. Würde man von den 950 ha bestehenden Wohnbaulandreserven ein Drittel durchgehend mit derselben Dichte wie bisher (20 EW/ha) bebauen, könnte die Region um 6% (+6.200 EinwohnerInnen) wachsen, ohne zusätzliche/n Widmung bzw. Flächenverbrauch. Bis 2020 wird ein Zuwachs von 9% (+9.900 EinwohnerInnen) prognostiziert. Mit einer Bebauung von ausschließlich gekuppelten Einfamilienhäusern wäre ein Wachstum von +12% möglich, in Zukunft wird eine Mischform aus verschiedenen Bebauungsdichten nötig werden. Dabei sollte im Einzugsbereich von Nahversorgungs-, Bildungs-, Betreuungs- und Gesundheitseinrichtungen und öffentlichen Verkehrsmitteln eine höhere Dichte angestrebt werden. So können einerseits viele Bewohner die Vorzüge der zentralen Einrichtungen nutzen, andererseits wird die Nachfrage und somit das weitere Bestehen derselben sichergestellt sowie ein Beitrag zur Verkehrsvermeidung geleistet werden. Freistehende Einfamilienhäuser 20 EW/ha (jetzige Median-Dichte) Inputs für die Berechnung der + 6.200 EW (+6%) Szenarien: Gekuppelte Einfamilienhäuser 4.350 ha Wohnbauland, 40 EW/ha davon 950 ha (22%) unbebaut + 12.650 EW (+12%) Mobilisierungsrate 1/3 Zweigeschossige Reihenhäuser Bevölkerungsprognose 2011-2020: 70 EW/ha + 9.900 EW (+ 9%) + 22.138 EW (+20%) Geschoßwohnbau 150 EW/ha + 47.500 EW (+44%) Investitionskosten pro Wohneinheit Mit Investitionskosten pro Wohneinheit ist der Erschließungsaufwand gemeint, darunter fallen öffentliche Straßen, Wasserversorgung, Kanalisation, Elektrizitätsversorgung und Beleuchtung. Berechnet wurden die Orientierungswerte vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen für ein Grundstück von 16.000 m². Die Kosten werden teilweise von der öffentlichen Hand und teilweise von Privaten getragen. Die Berechnungen zeigen, dass der Erschließungsaufwand bei mehrgeschossiger Bebauung mit 3-4 Geschossen rund ein Viertel des Aufwandes von freistehenden Einfamilienhäusern beträgt. Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 28
Regionale Leitplanung Nordraum Wien Investitionskosten 16000 300 Erhaltungskosten je WE und Investitionskosten / WE 14000 Erhaltungskosten 250 12000 10000 200 8000 150 Jahr 6000 100 4000 2000 50 0 0 Einfamilienhaus Einfamilienhaus Reihenhaus 2 G Mehrgeschossig 3- freistehend gekuppelt 4G Abbildung 3: Investitions- und Erhaltungskosten je Wohneinheit in Euro14 14 SIR: Infrastrukturkostenstudie Salzburg (2007) Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 29
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3.7 ÖFFENTLICHER VERKEHR Die S3 nach Stockerau und die S5 nach Absdorf-Hippersdorf fahren Langenzersdorf, Bisamberg, Korneuburg, Leobendorf, Spillern und Stockerau an. Gerasdorf, Wolkersdorf, Ulrichskirchen- Schleinbach, Kreuttal, Kreuzstetten, Ladendorf und Mistelbach sind über die S2 mit Wien verbunden, wobei bis Wolkersdorf ein verdichteter Takt gefahren wird. Von anderen Gemeinden kommt man nur mit Umsteigen nach Wien. Der Zeitaufwand und der Takt in dem die Orte angefahren werden, rechtfertigt die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in den meisten Fällen nicht. Der Modal Split belegt das Bild, dass nur etwa 20% der Personen, die 2008 aus Richtung Stockerau oder Mistelbach nach Wien fuhren, mit öffentlichen Verkehrsmitteln kamen.15 Entlang der Hauptschienenachsen kann der ÖV in punkto Fahrzeit mit dem MIV mithalten und ihn mitunter sogar unterbieten. Abseits der Schienenachsen sind die ÖV-Verbindungen zum Großteil langsam und gegenüber dem MIV unattraktiv, wie der folgende Vergleich der Fahrzeiten (normaler Werktag, 7 Uhr früh, Hauptverkehrszeit) zeigt: Wolkersdorf ‐ Wien Mitte MIV ÖV Stockerau ‐ Wien Mitte Mistelbach ‐ Wien Mitte Korneuburg ‐ Gerasdorf Harmannsdorf ‐ Industriezentrum Hagenbrunn Großrußbach ‐ Mistelbach Bad Pirawarth‐ Wien Mitte min. 0 10 20 30 40 50 60 70 Abbildung 4: Vergleich Fahrzeiten MIV und ÖV16 15 PGO: Kordonerhebung Wien (2008) 16 anachb.at: www.anachb.at (2012) Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 30
Regionale Leitplanung Nordraum Wien 3.8 PENDLER Durch die gute infrastrukturelle Anbindung (Autobahn, Regionalbahn) der Pilotregion an Wien und dessen Umland ist hier eine besonders rege Pendleraktivität zu erkennen. Etwa 60% aller Auspendler pendeln nach Wien. Aus der Fokusgruppe „10 vor Wien“ pendeln täglich 10.400 Pendler, aus der „Region um Wolkersdorf“ 6.200 Pendler und aus dem „Weinviertel um Mistelbach“ 2.400 Pendler nach Wien. Ein geringerer Prozentsatz (28%) von allen Einpendlern pendelt täglich aus Wien in die Pilotregion. Es ergibt sich somit ein negatives Pendlersaldo von insgesamt -11.600 Pendlern (siehe Tabelle 10: Pendler im Nordraum nach Fokusgruppen ). Insgesamt verfügt die Pilotregion über ein Pendlervolumen (Summe der Einpendler und Auspendler) von 56.810 Pendlern. Die gesamte Zahl an Auspendlern aus dem Nordraum beträgt um die 31.000, die der Einpendler um die 25.800. Das ergibt ein negatives Pendlersaldo von 5.300 Pendlern. Eine hohe Auspendlerzahl mit einer vergleichsweise geringeren Einpendlerzahl ist in den ländlich geprägten Umlandgemeinden um Wolkersdorf und Mistelbach festzustellen. Im Gegenzug weisen die städtisch geprägten Gemeinden Mistelbach und Wolkersdorf sowie die südlich gelegenen Gemeinden der Fokusgruppe „10 vor Wien“ in der Pilotregion ein positives Pendlersaldo auf. Nicht zu vergessen ist eine hohe Einpendlerzahl aus dem nördlichen Niederösterreich mit täglich 5.500 Einpendlern. In Richtung Norden ist tendenziell nur eine schwache Pendleraktivität zu erkennen. Die Pendelbeziehungen sind in Karte 8: Pendlerbeziehungen im Nordraum dargestellt. Die Zahl der Pendler innerhalb einer Fokusgruppe ist mit 3.900 in der Gruppe „10 vor Wien“ besonders hoch. Die Pendelaktivitäten zwischen den drei Fokusgruppen innerhalb der Pilotregion sind mäßig ausgeprägt. Um die 17% des gesamten Pendlervolumens (9.787 Pendler) findet innerhalb der Pilotregion statt. Tabelle 10: Pendler im Nordraum nach Fokusgruppen 17 Region um Weinviertel um Summe 10 vor Wien Wolkersdorf Mistelbach Pendler Auspendler 16.589 9.135 5.370 31.094 Einpendler 15.200 6.027 4.489 25.716 Pendlervolumen 31.789 15.162 9.859 56.810 Pendlersaldo ‐1.389 ‐3.108 ‐881 ‐5.378 nach Wien (%) 62,48% 67,53% 43,99% 60,77% von Wien (%) 30,66% 37,25% 7,51% 28,16% Pendler innerhalb der Fokusgruppe 3.851 865 787 5.503 Auspendler in andere Fokusgruppen 314 869 959 2.142 Einpendler aus anderen Fokusgruppen 701 999 442 2.142 Binnenpendlervolumen 4.866 2.733 2.188 9.787 Anteil Binnenpendler an Gesamtvolumen 15,31% 18,03% 22,19% 17,23% 17 Statistik Austria: Abgestimmte Erwerbsstatistik 2009, Erwerbspendler (2012) Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse 32
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