MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE

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MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
MODUL 1
BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

                                AuftraggeberIn:
                                Amt der NÖ Landesregierung
                                Abt. Raumordnung und Regionalpolitik
                                Landhausplatz 1
                                3109 St. Pölten

                                ARGE „Regionale Leitplanung A5/S1/A22“
                                Hauptstraße 31
                                2225 Zistersdorf

                                Projektleitung – AuftraggeberIn:
                                Mag. Marianne VITOVEC
                                DI Ernst TRINGL

                                Bearbeitung Bietergemeinschaft TUWIMEC:

                                Projektleitung – Auftragnehmer:
                                DI Dr. Hannes SCHAFFER

                                mecca consulting
                                DI Dr. Hannes SCHAFFER
                                DI Katja ROSNER
                                Mag. Stefan PLHA
                                DI Michael BÖHM

                                Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung
                                TU Wien
                                DI. Dr. Thomas DILLINGER (Projektleitung TU)
                                DI. Dr. Arthur KANONIER
                                DI. Dr. Gerhard SCHIMAK

                                Wien, am 19.10.2012

                                DI Dr. Hannes Schaffer

                                Ingenieurbüro für Raum- und Landschaftsplanung
                                Unternehmensberatung | EDV Dienstleistungen

                                1130 Wien | Paul-Hörbiger-Weg 12 | Tel.: +43-1-526 51 88
                                office@mecca-consulting.at | www.mecca-consulting.at

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                        2
MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

INHALTSVERZEICHNIS
1. Einleitung | Regionale Leitplanung - Modul 1 ........................................................... 4
2. Strategien und Programme der Landesplanung ......................................................... 5
  2.1    Landesentwicklungskonzept ........................................................................... 6
  2.2    Sektorale Raumordnungsprogramme ................................................................. 7
  2.3    Tourismusgesetz 2010 .................................................................................. 8
  2.4    Regionales Raumordnungsprogramm Wiener Umland Nord ....................................... 8
  2.5    Strategien der Ostregion ............................................................................... 8
  2.6    Fazit ....................................................................................................... 9
3. Regionsanalyse Nordraum Wien .......................................................................... 10
  3.1   Bevölkerungsentwicklung ............................................................................. 12
  3.2   Wanderungen ........................................................................................... 17
  3.3   Bevölkerungsprognose ................................................................................. 21
  3.4   Bevölkerungsdichte im Wohnbauland ............................................................... 23
  3.5   Bauland – Reserven ..................................................................................... 25
  3.6   Baulandreserven und Bevölkerungsdichte .......................................................... 28
  3.7   Öffentlicher Verkehr ................................................................................... 30
  3.8   Pendler ................................................................................................... 32
  3.9   Wirtschaft und Beschäftigung ........................................................................ 34
  3.10 Naturraum und Landschaft............................................................................ 37
  3.11 Gemeindetypisierung .................................................................................. 40
  3.12 Fazit ...................................................................................................... 42
4. Handlungsfelder und Abstimmungsbedarf .............................................................. 43
  4.1   Fokus: Siedlungsentwicklung ......................................................................... 43
  4.2   Fokus: Betriebs- und Industriegebiete .............................................................. 49
  4.3   Fokus: Naturraum und Landschaft ................................................................... 50
  4.4   Zusätzlicher Abstimmungsbedarf .................................................................... 50
  4.5   Fazit ...................................................................................................... 52
5. Ausblick | Modul 2 – Szenarien und Leitbild ........................................................... 53
6. Glossar ......................................................................................................... 54
7. Verzeichnisse................................................................................................. 54
  7.1   Tabellen-, Abbildungs- und Kartenverzeichnis .................................................... 54
  7.2   Quellenverzeichnis ..................................................................................... 55

ANHÄNGE

  1. Projektinformation und Geschäftsordnung des Regionalen Dialogforums
  2. Protokoll Regionales Dialogforum
  3. Gemeindeprofile

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                                3
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Regionale Leitplanung Nordraum Wien

1.       EINLEITUNG | REGIONALE LEITPLANUNG - MODUL 1
Mit dem Pilotprojekt der „Regionalen Leitplanung“ soll unter dem Leitgedanken „Kooperation auf
Augenhöhe“ eine konstruktive, effiziente und zielorientierte Zusammenarbeit von Land, Region und
Gemeinden im Bereich der Raumordnung und Regionalplanung entwickelt und gelebt werden. Der
gemeinsame Prozess von Gemeinden, Region und Land soll durch eine partnerschaftliche
Aufgabenteilung und Kompetenzbündelung sowie einen wechselseitigen Diskurs gekennzeichnet
sein.

Der „Regionale Leitplan Nordraum Wien“ soll die koordinierte Raumentwicklung entlang von A5, S1
und A22 sicherstellen. Die Projektregion gehört zu den stärksten Wachstumsräumen Österreichs. Um
die Entwicklung der Gemeinden möglichst nachhaltig und effizient zu gestalten, entwerfen
Gemeinden und Land gemeinsam einen Plan.

Die bisher eingesetzten Instrumente der Regionalplanung - wie das „Regionale
Raumordnungsprogramm“ und das „Kleinregionale Rahmenkonzept“ - sollen stärker verschränkt
werden, um eine höhere Wirkung in Hinblick auf Akzeptanz und Umsetzung zu erzielen.

Im Fokus stehen dabei:

     •   Stärkere Verschränkung zwischen bottom-up (Rahmenkonzept)                       und   top-down
         (Raumordnungsprogramm) Ansätzen: Stärkung der Entwicklungsplanung

     •   Erhöhung der Effizienz und Einsparungen von Kosten durch die Zusammenführung
         bestehender Planungsprozesse und durch gemeinsame Planungsschritte wie z.B. bei
         Grundlagenforschung oder Standortanalysen auf Gemeinde- und Landesebene

     •   Abstimmung, erhöhte Akzeptanz und weniger Umsetzungswiderstände durch einen
         frühzeitigen, intensiven und partnerschaftlichen Dialog zwischen Gemeinden und Land

     •   Flexibilität bei Vereinbarungen und Festlegungen: z.B. in Form von Beschlüssen,
         Vereinbarungen oder Programmen

Der Planungsprozess läuft in „Feedbackschleifen“ ab. Schritt für Schritt werden Themen, Leitbild
und Umsetzungsschritte erarbeitet und außer Streit gestellt. Im Rahmen des Modul 1, der Bestands-
und Standortanalyse, konnten so die Handlungsfelder der Leitplanung im Nordraum Wien sowie die
wichtigsten Grundprinzipien der Siedlungsentwicklung beschlossen werden.

                           Abbildung 1: Ablauf Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                               4
MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

Der vorliegende Bericht steht am Ende von Modul 1 und fasst die wichtigsten Ergebnisse der
Datenanalyse bzw. der ersten Gemeinde- und Niederösterreichrunden zusammen. Im Kapitel 4:
Handlungsfelder und Abstimmungsbedarf sind die Beschlüsse aus dem Regionalen Dialogforum, in
dem alle Planungsbeteiligten vertreten sind angeführt und erläutert.

2.       STRATEGIEN UND PROGRAMME DER LANDESPLANUNG
Die Analyse der Strategien und Programme auf Ebene der Landesplanung gibt einen Überblick über
Rahmenbedingungen und generelle überörtliche Zielsetzungen, die es u.a. durch die Regionale
Leitplanung zu realisieren gilt.
Im Laufe des Planungsprozesses werden die generellen Ziele der Landesplanung an die
Gegebenheiten im Nordraum Wien angepasst. Die hier beschriebenen Strategien und Programme
bilden lediglich den Ausgangspunkt und können als vorgegebene Rahmenbedingungen betrachtet
werden.

Die Dokumente wurden dabei immer in Hinblick auf ihre Aussagen zur Siedlungs- und
Standortentwicklung, d.h. ihrer Relevanz für die Regionale Leitplanung betrachtet. Tabelle 1:
Analysierte Dokumente und behandelte Themen gibt eine Übersicht der Strategien und Programme
auf Ebene der Landeplanung.
Tabelle 1: Analysierte Dokumente und behandelte Themen

                                                                                                  entwicklung

                                                                                                                 entwicklung
                                                                                                  − Siedlungs-
                                                                     − Dokument

                                                                                                                 − Standort-
                                                                                  − Raum

                           Landesentwicklungskonzept – w.i.N. Strategie,          NÖ,
                                                                                                      9               9
                                          Regionales Leitbild Weinviertel         Weinviertel
                                    Zentrale Orte Raumordnungsprogramm            NÖ                                  9
                Raumordnungsprogramm für die Gewinnung grundeigener
                                                                                  NÖ                  9
                                                 mineralischer Rohstoffe
                                          Freizeitraumordnungsprogramm            NÖ                  9               9
                                 Fremdenverkehrsraumordnungsprogramm              NÖ                                  9
                              Raumordnungsprogramm für das Schulwesen             NÖ                                  9
                                                   Tourismusgesetz 2010           NÖ                                  9
                                                                                  Wiener Umland
          Regionales Raumordnungsprogramm nördliches Wiener Umland                                    9
                                                                                  Nord
                     Strategien zur räumlichen Entwicklung der Ostregion          Ostregion           9               9

Unter Siedlungsentwicklung wird dabei die Weiterentwicklung, Nutzung oder Strukturierung der
Siedlungsfläche, das heißt des zum Wohnen geeigneten Baulandes, verstanden. Das
Landesentwicklungskonzept und die Strategien zur räumlichen Entwicklung der Ostregion geben
generelle Ziele zur Siedlungsentwicklung vor. Zum Beispiel wird in beiden Dokumenten die
Innenentwicklung der Außenentwicklung klar vorgezogen. Das Raumordnungsprogramm für die
Gewinnung grundeigener mineralischer Rohstoffe und das Regionale Raumordnungsprogramm
nördliches Wiener Umland beschränken die Siedlungsentwicklung durch rechtsgültige, räumlich
verortete Festlegungen wie z.B. Siedlungsgrenzen.

Der Bezug zur Standortentwicklung wird in den Dokumenten, welche Standorte nach ihrer Eignung
für bestimmte Nutzungen differenzieren hergestellt. Ganz klar ist hier das Zentrale Orte
Raumordnungsprogramm einzuordnen, welches die Hauptorte von Gemeinden in Kategorien einteilt,
die je nach Stufe bestimmte Versorgungseinrichtungen aufzuweisen sollen.

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                                        5
MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

2.1      LANDESENTWICKLUNGSKONZEPT
Die w.i.N. Strategie Niederösterreich hat Leitbildcharakter und ist das strategische
Grundsatzdokument für die Aktivitäten und Maßnahmen auf regionaler und kommunaler Ebene. Das
Landesentwicklungskonzept besteht aus der Darstellung neuer Herausforderungen, dem generellen
Leitbild der Raumordnung, der Präsentation räumlicher Strukturen und Entwicklungsperspektiven
sowie einer Zusammenstellung von sektoralen Herausforderungen und Entwicklungszielen.
Abschließend wird die Umsetzung beschrieben.

Die Vision einer nachhaltigen Raumentwicklung in Niederösterreich stützt sich auf drei Leitziele:
    • Gleichwertige Lebensbedingungen für alle gesellschaftlichen Gruppen in allen Landesteilen
    • Wettbewerbsfähige, innovative Regionen und Entwicklung der regionalen Potenziale
    • Nachhaltige, umweltverträgliche und schonende Nutzung der natürlichen Ressourcen

Aufbauend auf dem Landesentwicklungskonzept wurden räumliche Leitbilder für die Regionen
Waldviertel, Weinviertel, Industrieviertel, NÖ-Mitte und Mostviertel („Perspektiven für die
Hauptregionen“) entwickelt.

Das Regionale Leitbild für das Weinviertel enthält folgende Schwerpunkte:
    • Vorteile des urbanen Umfeldes von Wien, Brünn und Bratislava nutzen
    • Bewusst ergänzende Möglichkeiten in Wien nutzen und zusätzlich Alternativen bieten
    • Entwicklungsachsen und Funktionsräume stärken – gezielte Standortentwicklung
    • Wirtschafts-, Technologie und Bildungsimpulse setzen und verknüpfen
    • Landwirtschaft als regionale Stärke nutzen
    • Offene Grenzen für den Tourismus fördern

Zu verschiedenen Themen wurden auf das Weinviertel abgestimmte Strategien erarbeitet. Von
besonderer Bedeutung für die Regionale Leitplanung sind folgende Strategien:

Siedlungswesen:
    • geschlossene Orte erhalten und Zersiedelung vermeiden
    • Ortskerne aktivieren und bestehende Bausubstanz nutzen
    • neues Bauland vorrangig in den zentralen Orten und im Einzugsbereich von Achsen des
        öffentlichen Verkehrs festlegen und kleinregional abstimmen
    • Wohnbauförderung (WBF) für verdichtete Bauformen auf Achsen und Einzugsbereiche des
        öffentlichen Verkehrs konzentrieren

Wirtschaft:
    • vermarktungsfähige Standorte an den Entwicklungsachsen anordnen und ausbauen
    • innerregionale Gewerbeparks auf Standorte mit hoher Verkehrsgunst konzentrieren
    • interkommunale Gewerbeparks unterstützen
    • [...]

Verkehr:
    • Verkehr vermeiden, Prinzip der kürzesten Wege unterstützen
    • Verkehr verlagern, öffentlichen Verkehr bevorzugt entwickeln, Park & Ride Anlagen
       ausbauen
    • [...]

Soziale Infrastruktur
    • Kindergärten, Schul- und Bildungsangebote regional abstimmen
    • [...]

Naturraum und Umwelt
   • [...] typische Kulturlandschaften erhalten
   • Freihalteplanung im Wiener Umland forcieren
   • Weinbau zur Erhaltung des Landschaftsbildes sichern

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                         6
MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

Land- und Forstwirtschaft
   • Weinbau verbessern und zur Erhaltung des Landschaftsbildes sichern
   • österreichweit bedeutende Eignungsgebiete weiter nutzen und schützen (Zwiebel, Erdäpfel,
       Wein, Gemüse), Landwirtschaft in günstigen Lagen als Vorrangfunktion erhalten
   • [...]

2.2      SEKTORALE RAUMORDNUNGSPROGRAMME
Das Zentrale-Orte-Raumordnungsprogramm (1992) legt zentrale Orte der Stufen I – VI fest, wobei
die Stufe I der niedrigsten, die Stufe VI der höchsten Versorgungsebene entspricht. Sie sollen über
zentrale Einrichtungen in einem innerörtlichen Siedlungsschwerpunkt verfügen, Verkehrsmittelpunkt
und Entwicklungszentrum sein.

Gaweinstal, Harmannsdorf und Langenzersdorf sind Zentrale Orte der Stufe I.
Sie verfügen über zentrale Einrichtungen zur Grundversorgung der Bevölkerung. Es sollen
Gemeindeamt, Gendarmerieposten, Kindergarten, vierklassige Volksschule, Praxis eines praktischen
Arztes, Praxis eines Zahnbehandlers, Postamt, Freiluftbad, Spiel- und Sportplatzanlagen und
Turnhalle vorhanden sein und nach Möglichkeit weitere Einrichtungen (z.B. Hauptschule)
eingerichtet werden. Der Einzugsbereich soll 5.000 EinwohnerInnen umfassen, davon 1.000
innerhalb des zusammenhängenden Siedlungsgebietes. Die Entfernung zu einem zentralen Ort der
Stufe I darf höchstens 7 Straßenkilometer betragen.

Wolkersdorf ist Zentraler Ort der Stufe II und soll ebenfalls Einrichtungen der Grundversorgung,
jedoch in einer größeren Zahl und Vielfalt, aufweisen (auch Polytechnischer Lehrgang,
Einsatzstellen mobiler sozialer Dienste, Sportanlagen, Veranstaltungsaal mit 200-500 Sitzplätzen
etc.). Der Einzugsbereich soll mindestens 10.000 EinwohnerInnen umfassen, innerhalb der baulich
zusammenhängenden Struktur sollen mindestens 2.500 EinwohnerInnen leben. Die Entfernung zu
einem zentralen Ort der Stufe II soll höchstens 10 Straßenkilometer betragen.

Stockerau ist ein Zentraler Ort der Stufe III. Zusätzlich zu den Einrichtungen der Stufen I und II
sollen      hier     höherrangige     Schul-und        Gesundheitseinrichtungen,     höherrangige
Verwaltungseinrichtungen und ein Erholungs-, Vergnügungs-, Freizeit- und Sportangebot bereit
stehen. AHS, berufsbildende mittlere Schulen, Kleinhallenbad, Veranstaltungssaal mit 500-800
Plätzen und ein Angebot an Gütern und Dienstleistungen des kurzfristigen, periodischen und
langfristigen Bedarfs wird von einem zentralen Ort der Stufe III erwartet. Der zentralörtliche
Bereich umfasst 25.000 EinwohnerInnen (5.000 im zusammenhängenden Siedlungsbereich). Die
Entfernung soll höchstens 20 Straßenkilometer oder eine Stunde Fahrzeit mit öffentlichen
Verkehrsmitteln betragen.

Zentrale Orte der Stufe IV versorgen die EinwohnerInnen mit allen öffentlichen und privaten
Einrichtungen, sofern diese nicht besonders selten nachgefragt werden. Mistelbach und
Korneuburg, die beiden Bezirkshauptstädte der Region, sind dieser Stufe zugeordnet. Sie müssen
mindestens ein Grundversorgungkrankenhaus aufweisen. Typische Einrichtungen sind BHS, zentrale
Sportanlage, Sporthalle, Normalhallenbad, Veranstaltungssaal mit 800 und mehr Sitzplätzen. Es
gelten die gleichen Erreichbarkeitskriterien wie bei zentralen Orten der Stufe III.

Die Verordnung über ein sektorales Raumordnungsprogramm für die Gewinnung grundeigener
mineralischer Rohstoffe (1998) enthält Grundsätze zum Abbau mineralischer Rohstoffe und legt
mit Verweis auf regionale Raumordnungsprogramme Zonen fest, in denen dieser unzulässig ist. Die
Planungsregion ist davon betroffen, Details sind dem Regionalen Raumordnungsprogramm Wiener
Umland Nord zu entnehmen.

Weitere sektorale Raumordnungsprogramme sind:
    •    das Freizeitraumordnungsprogramm (1978), welches Standorte von Freizeit- und
         Erholungseinrichtungen wie Sporthallen, Sportplätze, Hallenbäder und Erholungsgebiete
         festlegt
    •    das   Fremdenverkehrsraumordnungsprogramm           (1975)   zur    Entwicklung    des
         Fremdenverkehrs unter Berücksichtigung des Wirtschaftswachstums und der Gestaltung von

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Regionale Leitplanung Nordraum Wien

         Erholungsgebieten legt Eignungs- und Ausbaustandorte für Urlaubsaufenthalte und
         Ausflugsverkehr fest
    •    das Schulraumordnungsprogramm (1981) legt das Angebot an Volksschulen, Hauptschulen,
         allgemeinen Sonderschulen und Polytechnischen Lehrgängen in den Gemeinden fest

    Die Festlegungen der letzten drei genannten sektoralen Raumordnungsprogramme sind zum Teil
    veraltet, sie entsprechen nicht mehr der Realität und bedürfen einer Überarbeitung.

2.3      TOURISMUSGESETZ 2010
Im NÖ Tourismusgesetz und der darauf aufbauenden Verordnung über die Gliederung der Gemeinden
in Ortsklassen werden die Gemeinden nach ihrer touristischen Bedeutung und anhand der
Nächtigungszahlen, der Nächtigungsintensität und des Tourismusumsatzes in drei Klassen eingeteilt.
Bad Pirawarth, Mistelbach, Stockerau und Wolkersdorf fallen in die Ortsklasse 1 und sind somit als
Tourismusstandort besonders bedeutend. Bisamberg, Enzersfeld, Großengersdorf, Harmannsdorf,
Korneuburg, Kreuttal, Stetten und Ulrichskirchen-Schleinbach fallen in die Klasse 2. Die restlichen
Gemeinden sind der Klasse 3 zugeordnet.

2.4      REGIONALES RAUMORDNUNGSPROGRAMM WIENER UMLAND NORD
                                                Das Regionale Raumordnungsprogramm nördliches
                                                Wiener Umland (2009) umfasst, bis auf Mistelbach,
                                                Ladendorf, Gaweinstal und Wilfersdorf, alle
                                                Gemeinden der Projektregion.

                                                Es legt Eignungszonen für die Gewinnung
                                                grundeigener        mineralischer       Rohstoffe,
                                                landwirtschaftliche    Vorrangzonen,     regionale
                                                Grünzonen, erhaltenswerte Landschaftsteile und
                                                Siedlungsgrenzen        fest      und        stellt
                                                wasserwirtschaftliche Vorranggebiete dar.

                                                Die Regionalen Raumordnungsprogramme sind die
                                                einzigen Instrumente auf Landesebene mit
                                                direkter, rechtsverbindlicher Auswirkung auf die
                                                Nutzung des Raumes.

                                           In Gerasdorf, Pillichsdorf und Bockfließ gibt es
                                           Eignungszonen für die Gewinnung von Sand und
                                           Kies.
Abbildung 2: Ausschnitt aus dem Regionalen
                                           Bis  auf Hochleithen, Korneuburg und Spillern sind
Raumordnungsprogramm Wiener Umland Nord    in  allen Projektgemeinden, für die das Regionale
                                           Raumordnungsprogramm            gültig         ist,
                                           Siedlungsgrenzen definiert.

2.5      STRATEGIEN DER OSTREGION
Im Projekt „Strategien zur Räumlichen Entwicklung der Ostregion“ wurden bereits Grundprinzipien
und generelle Ziele zur Siedlungs- und Standortentwicklung vereinbart:

    •    Konzentration des Ausbaues regionaler Entwicklungszentren/Standorten an Schnittpunkten
         des hochrangigen Schienen- und Straßennetzes
    •    Erhaltung der dörflichen Strukturen in Achsenzwischenräumen; Abseits der Entwicklungs-
         achsen soll die Struktur des ländlichen Raumes erhalten und verbessert, sowie auf die
         Wahrung des dörflichen Charakters der Siedlungen geachtet werden
    •    Einschränkung der Siedlungsentwicklung in landschaftlich sensiblen Gebieten bzw. in jenen
         Teilräumen, in denen entsprechende Verkehrs- bzw. Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen
         nicht, oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand, hergestellt werden können

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                           8
MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

    •    Erhaltung und Schaffung abgegrenzter, kompakter und gegliederter Siedlungsstrukturen
    •    Vorrangige Entwicklung der Orts- und Stadtkerne (Innenentwicklung vor Außenentwicklung)
    •    Vermeidung von Zersiedelungen an den Orts – und Stadträndern (kompakte Raumeinheiten)
    •    Mobilisierung und Nutzung geeigneter bestehender Baulandreserven (Mobilisierung vor
         Neuwidmung)
    •    Förderung der Nutzung und Erneuerung bestehender Bausubstanzen
    •    Förderung der Verdichtung im Bestand, insbesondere in zentrennahen Lagen
    •    Förderung verdichteter, Flächen-, Infrastrukturkosten- und Energie sparender Bauformen
    •    Ausschließlich verdichtete Bebauung im Einzugsbereich von Haltestellen des hochrangigen
         ÖV
    •    Stärkung der Multifunktionalität und Nutzungsmischung (Integration siedlungsverträglicher
         Betriebsstätten) bei entsprechenden Standortvoraussetzungen, Schaffung städtebaulicher
         Mischstrukturen
    •    Schaffung eines möglichst ausgewogenen Verhältnisses zwischen Wohnbevölkerung und
         Arbeitsmöglichkeiten in der Region (Reduzierung des Berufspendelverkehrs)
    •    Erhaltung/Schaffung    einer   entsprechenden    Gliederung der Siedlungsstrukturen,
         insbesondere in Achsen und Entwicklungsschwerpunkten mit Grünräumen und
         Freiraumzonen zur Freizeit- und Erholungsnutzung
    •    Erhaltung und Vernetzung regionaler Grün- und Wildkorridore
    •    Neuwidmung von Bauland vorrangig in zentralen Orten und im Einzugsbereich von
         Haltestellen des öffentlichen Verkehrs (Gebiete mit hohem Potenzial)

2.6      FAZIT
Die Zielsetzungen des Landes Niederösterreich sind im Raumordnungsgesetz und im
Landesentwicklungskonzept dargestellt und sehr umfassend formuliert. Darüber hinaus haben sich
die Länder Burgenland, Niederösterreich und Wien auf grundlegende Ziele zur Siedlungs- und
Standortentwicklung der Ostregion geeinigt.

Sie bieten einen klar definierten Rahmen zur Umsetzung. Auf Landesebene gibt es zurzeit kaum
Instrumente, welche die gesteckten Ziele auch Realität werden lassen.

Ein wirksames Instrument zur Siedlungsentwicklung sind die Regionalen Raumordnungsprogramme,
welch die Entwicklung durch Siedlungsgrenzen, Regionale Grünzonen etc. beschränken. Das Zentrale
Orte Raumordnungsprogramm behält nach wie vor seine Gültigkeit und stellt eine wichtige
Orientierungsmöglichkeit bei der Standortentwicklung dar. Die Hauptorte der Gemeinden werden
nach ihrer Versorgungsfunktion in Stufen eingeteilt, wobei sich eine Rangfolge ihrer regionalen
Bedeutung ergibt.

Es ist Ziel der Regionalen Leitplanung beide Themen anzusprechen, um so die Siedlungsentwicklung,
den Standortbedingungen entsprechend, aktiv zu steuern. In welcher Form dies auf Ebene der
Landesplanung bzw. Regionalplanung möglich ist, wird sich im Laufe des Planungsprozesses zeigen.

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                            9
MODUL 1 BESTANDS- UND STANDORTANALYSE
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.       REGIONSANALYSE NORDRAUM WIEN
Die Regionsanalyse wertet sozioökonomische Daten mit Relevanz auf die Siedlungs- und
Standortentwicklung aus. In erster Linie gilt es ein Bild der Situation in der Planungsregion zu
bekommen, lokale Unterschiede herauszufiltern und Handlungsfelder abzuleiten.

Der „Nordraum Wien“ gehört zum nördlichen Wiener Umland und reicht von der Stadtgrenze bis
nach Mistelbach und Wilfersdorf. In seiner Ausdehnung orientiert er sich an den hochrangigen
Straßenverbindungen A5, S1 und A22, welche die Entwicklung im Raum nachhaltig prägen und die
Standortgunst weiter erhöht haben.

Die Bevölkerungsprognose der Statistik Austria sagt eine weitere Zunahme der Bevölkerung voraus,
was Auswirkungen auf die Siedlungsentwicklung, die Betriebsstandorte sowie die soziale und
technische Infrastruktur haben wird.

Die Planungsregion „Nordraum Wien“ setzt sich aus den 26 Gemeinden zusammen. Bad Pirawarth,
Bockfließ, Enzersfeld, Gaweinstal, Gerasdorf, Großebersdorf, Groß-Engersdorf, Großrußbach,
Hagenbrunn, Harmannsdorf, Hochleithen, Korneuburg, Kreuttal, Kreuzstetten, Ladendorf,
Langenzersdorf, Leobendorf, Mistelbach, Pillichsdorf, Spillern, Stetten, Stockerau, Ulrichskirchen-
Schleinbach, Wilfersdorf und Wolkersdorf im Weinviertel bilden die ARGE „Regionale Leitplanung
A5/S1/A22“ und sind aktiv am Planungsprozess beteiligt.

Bisamberg nimmt am Prozess nicht aktiv teil, wird jedoch in der Bearbeitung insofern
berücksichtigt, sodass Aussagen zur Siedlungs- und Standortentwicklung im Sinne eines regionalen
Gesamtkonzepts seitens der Landesplanung getroffen werden können.

Die Gemeinden sind Teil von fünf unterschiedlichen Kleinregionen, d.h. einige arbeiten seit
längerem zusammen, andere kennen sich noch nicht so gut. Für thematisch tiefergehende
Diskussionen wurden drei Fokusgruppen eingerichtet, die sich an den Kleinregionen orientieren. In
Karte 1: Übersicht Nordraum Wien sind die Gemeinden und Katastralgemeinden der Region sowie
die Zuordnung zu den Fokusgruppen zu sehen.

Insgesamt lebten 2011 rund 108.200 Menschen im Nordraum Wien. Die Bevölkerung verteilt sich
ungleichmäßig über die Gemeinden, wobei Pillichsdorf mit 1.093 EinwohnerInnen die
bevölkerungsschwächste und Stockerau mit 15.500 EinwohnerInnen die bevölkerungsstärkste
Gemeinde ist. Auch bei der Bebauungsdichte tut sich eine große Spannbreite auf - von 17
EinwohnerInnen pro ha bis hin zu 73 EinwohnerInnen pro ha bebautem Wohnbauland.

Die Bevölkerungsentwicklung im Nordraum Wien verlief von 1981 bis 2011 sehr dynamisch. In diesem
Zeitraum konnte ein Wachstum von plus 34% verzeichnet werden. Die Bevölkerungsprognose bis
2025 ist ebenfalls sehr positiv, die Einwohnerzahl soll um weitere 14% steigen.

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                          10
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.1        BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG
Die Pilotregion „Nordraum Wien“ gehört zu den stärksten Wachstumsräumen Österreichs.
Auf einer Gesamtfläche von 776 km² (4% der niederösterreichischen Landesfläche) lebten 2011
108.206 Personen (das entspricht 6,7% der niederösterreichischen Wohnbevölkerung).
Die meisten Gemeinden der Projektregion sind seit Jahrzehnten Wachstumsgemeinden, wobei in
einzelnen Gemeinden ein überdurchschnittliches Wachstum beobachtet werden kann (siehe
nachfolgende Tabelle). Beispiele sind Gerasdorf mit 92,4% (!), Hagenbrunn mit 73% oder Spillern mit
55% Bevölkerungswachstum zwischen 1981 und 2011. Pillichsdorf ist die einzige Gemeinde, die seit
1981 kaum an Bevölkerung gewonnen hat und in den letzten zehn Jahren sogar in geringem Ausmaß
geschrumpft ist.
Im Durchschnitt beträgt das Wachstum der gesamten Projektregion von 1981 bis 2011 34%.
Zwischen 2001 und 2011 waren es ungefähr 10%.

Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung 1981 – 20111,2
                                              Bevölkerung absolut                    Bevölkerungsentwicklung
                     Gemeinde         1981       1991     2001        2011      81 - 91 91 - 01 01 - 11    81 - 11
                     Pillichsdorf     1.089      1.119   1.119        1.093       2,8%     0,0%   -2,3%      0,4%
                    Hochleithen       1.014      1.026   1.084        1.131       1,2%     5,7%    4,3%     11,5%
                          Stetten       886        912   1.065        1.257       2,9%   16,8%    18,0%     41,9%
                       Bockfließ      1.105      1.245   1.264        1.349      12,7%     1,5%    6,7%     22,1%
                         Kreuttal     1.069      1.317   1.308        1.423      23,2%    -0,7%    8,8%     33,1%
                Großengersdorf        1.312      1.341   1.430        1.473       2,2%     6,6%    3,0%     12,3%
                   Kreuzstetten       1.159      1.353   1.499        1.511      16,7%   10,8%     0,8%     30,4%
                     Enzersfeld       1.110      1.318   1.434        1.593      18,7%     8,8%   11,1%     43,5%
                 Bad Pirawarth        1.371      1.522   1.541        1.670      11,0%     1,2%    8,4%     21,8%
                   Hagenbrunn         1.136      1.337   1.575        1.968      17,7%   17,8%    25,0%     73,2%
                     Wilfersdorf      1.906      1.829   2.037        2.077      -4,0%   11,4%     2,0%      9,0%
                          Spillern    1.346      1.506   1.718        2.089      11,9%   14,1%    21,6%     55,2%
                  Großrußbach         1.565      1.681   1.939        2.125       7,4%   15,3%     9,6%     35,8%
                 Großebersdorf        1.514      1.984   2.159        2.237      31,0%     8,8%    3,6%     47,8%
                      Ladendorf       1.876      1.936   2.110        2.241       3,2%     9,0%    6,2%     19,5%
    Ulrichskirchen-Schleinbach        2.084      2.253   2.329        2.592       8,1%     3,4%   11,3%     24,4%
                    Gaweinstal        2.781      3.024   3.485        3.710       8,7%   15,2%     6,5%     33,4%
                 Harmannsdorf         2.875      3.241   3.514        3.834      12,7%     8,4%    9,1%     33,4%
                     Bisamberg        2.934      3.576   4.001        4.399      21,9%   11,9%     9,9%     49,9%
                    Leobendorf        3.104      3.694   4.284        4.732      19,0%   16,0%    10,5%     52,4%
                   Wolkersdorf        5.062      5.696   6.191        6.759      12,5%     8,7%    9,2%     33,5%
                Langenzersdorf        5.388      6.139   7.261        7.948      13,9%   18,3%     9,5%     47,5%
                      Gerasdorf       5.279      6.661   8.231       10.156      26,2%   23,6%    23,4%     92,4%
                     Mistelbach      10.251     10.234 10.644        11.012      -0,2%     4,0%    3,5%      7,4%
                    Korneuburg        9.112      9.730 11.032        12.314       6,8%   13,4%    11,6%     35,1%
                      Stockerau      12.679     13.608 14.452        15.513       7,3%     6,2%    7,3%     22,4%
                 Gesamtregion        81.007     89.282   98.706     108.206      10,2%      10,6%       9,6%        33,6%

1
 Erläuterung zu Farbskala:
Die Abstufung der Farben orientiert sich am maximalen und minimalen Bevölkerungszuwachs/-verlust einer Spalte. Die
Farbgebung lässt auf den ersten Blick erkennen, wie sich die Bevölkerung in den einzelnen Gemeinden entwickelt hat, wer
besonders viel oder wenig gewachsen ist.

Blau: Die Bevölkerungszahl ist zurückgegangen oder nur wenig gestiegen.
Grün/gelb/orange: Bevölkerungszahl ist angestiegen
Rot: hohe Bevölkerungszunahme
2
 Statistik Austria: Volkszählungsergebnisse, Wohnbevölkerung 1981, 1991, 2001; Statistik der Standesfälle, Wohnbevölkerung
2011

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                                 12
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

In der gesamten Pilotregion sind 21% unter 20 Jahre alt, 61% fallen in die Altersgruppe zwischen 20
und 64 Jahre, 18% sind 65 und älter. Innerhalb der Region gibt es keine gravierenden Unterschiede.

Vergleicht man jedoch die Veränderung der Bevölkerung in den drei Altersgruppen zwischen
2002 und 2011 sind bemerkenswerte Trends sichtbar (siehe Tabelle 3: Altersverteilung 2011 und
Veränderung von 2002 bis 2011). In der gesamten Region wächst die Gruppe der über 65-Jährigen
überproportional. Die Gesamtregion ist von 2002 bis 2011 um 9,2% gewachsen, die unter 20-
Jährigen sind dabei nur marginal um 0,2% gewachsen, die Gruppe der 20-64-Jährigen um 7,7% und
die über 65-Jährigen um 28,7%. Bei der Entwicklung der Altersverteilung sind sehr wohl große
Unterschiede zwischen den Gemeinden bemerkbar. Vor allem in Bisamberg ist der Anteil der über
65-Jährigen seit 2002 um 60% gestiegen. Aber auch in Stetten, Spillern, Hagenbrunn,
Langenzersdorf, Enzersfeld und Gerasdorf lag das Wachstum der ältesten Bevölkerungsgruppe
zwischen 40 und 50%. In mehr als der Hälfte der untersuchten Gemeinden war das Wachstum der
unter 20-Jährigen negativ. In Pillichsdorf ist die jüngste Bevölkerungsgruppe um 17% geschrumpft,
ein ähnliches Bild ergibt sich in Gaweinstal und Wilfersdorf. Bisamberg ist die einzige Gemeinde in
der die Gruppe der 20-64-Jährigen geschrumpft ist, wenn auch nur um 1%. Den größten Zuwachs in
dieser Altersgruppe konnten Spillern und Hagenbrunn mit +20% verzeichnen.

        Tabelle 3: Altersverteilung 2011 und Veränderung von 2002 bis 20113
                                                  Bevölkerung nach              Prozentuelle Veränderung
                                                 Altersgruppen 2011                    2002-2011

                            Gemeinde           0 - 19     20 - 64         65+   0 - 19    20 - 64     65+
                        Bad Pirawarth             340      1.050          280       1%         9%     17%
                            Bisamberg             974      2.560          865       7%        -1%     61%
                             Bockfließ            253         843         253    -11%         10%     13%
            Enzersfeld im Weinviertel             327         941         325      10%         4%     48%
                           Gaweinstal             751      2.353          606    -16%          9%     27%
                   Gerasdorf bei Wien          2.225       6.210        1.721      17%        16%     50%
                        Großebersdorf             443      1.381          413      -6%         1%     39%
                       Großengersdorf             338         888         247      -5%         6%      9%
                         Großrußbach              493      1.236          396       5%         6%     26%
                          Hagenbrunn              446      1.198          324      25%        20%     45%
                        Harmannsdorf              813      2.332          689       1%         7%     22%
                          Hochleithen             234         701         196      -4%         3%     10%
                          Korneuburg           2.588       7.706        2.020       2%        10%     25%
                               Kreuttal           284         861         278      -8%         8%     40%
                         Kreuzstetten             324         918         269      -9%         1%     17%
                            Ladendorf             482      1.356          403      -5%         9%     14%
                       Langenzersdorf          1.641       4.760        1.547       4%         2%     47%
                           Leobendorf             993      2.959          780       1%         8%     34%
                            Mistelbach         2.208       6.775        2.029      -5%         4%     12%
                           Pillichsdorf           215         687         191    -17%          5%      7%
                                Spillern          435      1.310          344       6%        20%     45%
                                Stetten           283         782         192      20%        14%     43%
                            Stockerau          2.970       9.583        2.960      -1%         5%     25%
           Ulrichskirchen-Schleinbach             547      1.579          466      -4%        12%     29%
                           Wilfersdorf            412      1.328          337    -16%          7%     11%
           Wolkersdorf im Weinviertel          1.377       4.224        1.158      -6%        12%     25%
                       Nordraum Wien         22.396       66.521      19.289       0%         8%      29%

3
    Statistik Austria: Demographische Daten, Altersverteilung 2002 und 2011

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                     13
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

Das Bevölkerungswachstum ist vor allem auf der Zuwanderung in die Gemeinden der Region
begründet (siehe Tabelle 4: Bevölkerungsbewegung 2002-2010). Von 2002 bis 2010 sind 51.760
Personen in die Region Nordraum Wien gezogen, subtrahiert man die Weggezogenen erhält man die
Wanderungsbilanz von 9.900 Einwohnern. Die Geburtenbilanz der Gesamtregion war mit -980
EinwohnerInnen im selben Zeitraum negativ. Vierzehn der 26 untersuchten Gemeinden hatten eine
negative Bevölkerungsbilanz, besonders niedrig fiel sie in Mistelbach (-580 EinwohnerInnen),
Stockerau (-450 EinwohnerInnen) und Wolkersdorf (-96 EinwohnerInnen) aus. Gaweinstal (+75),
Bisamberg (+66) und Stetten (+57) haben eine sehr positive Geburtenbilanz aufzuweisen. Alle
Gemeinden konnten die Geburtenbilanzen durch durchwegs positive Wanderungsbilanzen
ausgleichen. Vor allem nach Stockerau, Korneuburg und Gerasdorf sind viele neue BewohnerInnen
zugezogen bzw. wenige weggezogen.

                      Tabelle 4: Bevölkerungsbewegung 2002-20104

                               Gemeinde Bevölkerungsentwicklung Geburtensaldo Wanderungsaldo
                           Bad Pirawarth          128                -25           153
                               Bisamberg          369                 66           303
                                Bockfließ          82                -10            92
                               Enzersfeld         158                 -6           164
                              Gaweinstal          165                 75            90
                      Gerasdorf bei Wien         1.767                18          1.749
                           Großebersdorf           94                -29           123
                         Groß-Engersdorf           57                  6            51
                            Großrußbach           178                 11           167
                             Hagenbrunn           394                50            344
                           Harmannsdorf           264                  0           264
                             Hochleithen           26                -24            50
                             Korneuburg          1.146               -41          1.187
                                  Kreuttal        114                -14           128
                            Kreuzstetten           12                -25            37
                               Ladendorf          137                -32           169
                          Langenzersdorf          634                 35           599
                              Leobendorf          427                 43           384
                               Mistelbach         322               -585           907
                              Pillichsdorf          2                -16            18
                                   Spillern       352                 38           314
                                   Stetten        199                57            142
                               Stockerau         1.020              -453          1.473
              Ulrichskirchen-Schleinbach          244                 8            236
                              Wilfersdorf          33                -33            66
              Wolkersdorf im Weinviertel          602                -96           698
                         Nordraum Wien           8.926              -982          9.908

Das Bevölkerungswachstum fand überwiegend an den Ortsrändern statt.
Der Vergleich der Bevölkerungszahlen von 2001 und 2011 auf Rasterebene zeigt, dass die
Bevölkerung in den Ortskernen abgenommen hat, während das Wachstum überwiegend an den
Rändern stattfand. Besonders gut ist das in Mistelbach oder Kreuzstetten erkennbar.
Bei Gesprächen in Fokusgruppen ist mehrmals zur Sprache gekommen, dass die Ortskerne
aussterben und durch leer stehende Wohnhäuser gekennzeichnet sind, die nach und nach
verkommen. Für Zuziehende sprechen, neben emotionalen Gründen, mehrere Gründe gegen diese

4
    Statistik Austria: Lebendgeborene 2002-2010, Gestorbene 2002-2010, Zuzug 2002-2010, Wegzug 2002-2010

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                    14
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

Gebäude. Die Bausubstanz ist in vielen Fällen veraltet, so dass eine kostenintensive Sanierung oder
Entsorgung notwendig ist. Zudem sind die Grundstücke oft (zu) groß und durch eine geschlossene
Bebauung gekennzeichnet. Für das Ortsbild, die effiziente Nutzung bestehender Infrastruktur, das
Vermeiden von zusätzlichen Infrastrukturkosten und das Verhindern weiterer versiegelter Flächen
wäre die Siedlungsentwicklung nach innen zu bevorzugen.

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                          15
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.2      WANDERUNGEN
Die statistischen Daten zu den “Regionalen Wanderungen” zeigen die Zu- und Wegzüge in bzw. aus
den Gemeinden innerhalb der Planungsregion. Sie erklären nicht die Bevölkerungsentwicklung der
Gemeinden, sondern stellen die Präferenzen der regionalen Bevölkerung bei der Wohnortwahl
innerhalb des Nordraumes dar.

Karte 3: Wanderungssaldo im Nordraum Wien 2002-2011 zeigt ein hohes positives Wanderungssaldo
(hohe Präferenz) in den städtisch geprägten Gemeinden Stockerau (+362 Einwanderer), Mistelbach
(+262 Einwanderer) sowie Wolkersdorf (+108 Einwanderer) und Spillern (+104 Einwanderer). Dies
bedeutet, dass in diese Gemeinden im Zeitraum 2002 bis 2011 mehr Personen aus der Pilotregion
eingewandert als ausgewandert sind. Im Gegensatz dazu weisen viele Umlandgemeinden ein
geringeres bzw. negatives Wanderungssaldo auf.

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                     17
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

Die südlichen Gemeinden Langenzersdorf (-301), Gerasdorf (-144) sowie Hagenbrunn (-77) weisen
innerhalb der Pilotregion eine geringe Präferenz als Wanderungszielort auf und verfügen so über ein
hohes negatives Wanderungssaldo. Dies sind jene Gemeinden, die nahe bzw. direkt angrenzend an
Wien sind. Insgesamt gab es im Zeitraum 2002-2011 um die 25.000 Wanderungen. Tabelle 5:
Regionale Wanderungen 2002 bis 2011 gibt einen genauen Überblick der absoluten
Wanderungszahlen innerhalb der Pilotregion.

           Tabelle 5: Regionale Wanderungen 2002 bis 20115
                                                                                regionales
                                                Abwanderungen Zuwanderungen   Wanderungssaldo
                                                                                2002-2011
                              Bad Pirawarth           181          185               4

                                  Bisamberg           679          615              -64

                                   Bockfließ          76           83                7

                                  Enzersfeld          143          152               9

                                 Gaweinstal           553          489              -64

                         Gerasdorf bei Wien           404          260             -144

                              Großebersdorf           330          260              -70

                            Groß-Engersdorf           142          151               9

                               Großrußbach            238          210              -28

                                Hagenbrunn            313          236              -77

                              Harmannsdorf            515          537              22

                                Hochleithen           181          174              -7

                                 Korneuburg          1.990        1.958             -32

                                    Kreuttal          170          147              -23

                               Kreuzstetten           230          209              -21

                                  Ladendorf           329          288              -41

                             Langenzersdorf           882          581             -301

                                 Leobendorf           735          726              -9

                                  Mistelbach          928         1.190             262

                                 Pillichsdorf         242          203              -39

                                     Spillern         341          445              104

                                     Stetten          219          201              -18

                                   Stockerau         1.026        1.388             362

                 Ulrichskirchen-Schleinbach           441          446               5

                                 Wilfersdorf          314          360              46

                Wolkersdorf im Weinviertel            857          965              108

Die Gemeindebinnenwanderung hat in der Pilotregion zum Vergleichsjahr 2002 abgenommen. Im
Jahr 2002 haben noch 2.860 Personen ihren Wohnort innerhalb ein und derselben Gemeinde
gewechselt, 2011 waren es nur noch 2.541 Personen. Gemeindebinnenwanderung ergibt sich in den
meisten Fällen durch den Auszug der Kinder aus dem Elternhaus und dem gleichzeitigen Verbleib in
der Heimatgemeinde sowie andererseits durch den Umzug Alteingesessener aus kleineren
Katastralgemeinden in den Hauptort.

5
    Statistik Austria: Gemeindewanderungen 2002 und 2011 (2012)

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                          19
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

2011 wechselten in der Pilotregion durchschnittlich 2,3% der Wohnbevölkerung ihren Wohnsitz
innerhalb der eigenen Gemeinde. In den städtisch geprägten Gemeinden war der Anteil der
Gemeindebinnenwanderer vergleichsweise hoch. In Stockerau siedelten 4,5% der Bevölkerung
innerhalb der Gemeinde um, in Korneuburg 3,6%, in Mistelbach 3,5% und in Wolkersdorf 2,5%.
Kreuttal, Enzersfeld, Bockfließ und Ladendorf sind eher ländlich geprägt und weisen einen
Binnenwanderungsanteil von unter 0,5% auf.

                      Tabelle 6: Gemeindebinnenwanderung 2002 und 2011, Anteil an der Bevölkerung 2011 6

                                                              Gemeindebinnenwanderung
                                                                              Anteil an
                                               Gemeinde       2002   2011    Bevölkerung
                                                                                2011
                                            Bad Pirawarth        30         33       2,0%
                                               Bisamberg         44         67       1,5%
                                                Bockfließ        18          6       0,4%
                               Enzersfeld im Weinviertel         10          7       0,4%
                                              Gaweinstal         59         59       1,6%
                                      Gerasdorf bei Wien        398        100       1,0%
                                           Großebersdorf         27         31       1,4%
                                          Groß-Engersdorf        12         12       0,8%
                                             Großrußbach         36         26       1,2%
                                             Hagenbrunn          23         25       1,3%
                                            Harmannsdorf         52         49       1,3%
                                             Hochleithen         24         17       1,5%
                                              Korneuburg        430        437       3,5%
                                                 Kreuttal        17          3       0,2%
                                             Kreuzstetten        15         34       2,3%
                                               Ladendorf         22         10       0,4%
                                          Langenzersdorf        196        145       1,8%
                                              Leobendorf         73         72       1,5%
                                               Mistelbach       420        380       3,5%
                                              Pillichsdorf       12         22       2,0%
                                                  Spillern       32         45       2,2%
                                                  Stetten        12         14       1,1%
                                               Stockerau        637        703       4,5%
                            Ulrichskirchen - Schleinbach         38         35       1,4%
                                              Wilfersdorf        38         39       1,9%
                             Wolkersdorf im Weinviertel         184        170       2,5%
                                          Nordraum Wien      2.859      2.541        2,3%

6
    Statistik Austria: Gemeindebinnenwanderung 2002 und 2011, Wohnbevölkerung 2011

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                    20
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.3      BEVÖLKERUNGSPROGNOSE
Auch in Zukunft wird die Region wachsen.
Die Bevölkerungsprognosen der ÖROK7 sagen für die Region bis 2020 und 2025 ein ähnliches
Wachstum wie in Vergangenheit voraus. Die Prognosen wurden für Prognoseregionen berechnet, die
Pilotregion Nordraum Wien umfasst Gemeinden aus fünf verschiedenen Regionen. Laa an der Thaya-
Mistelbach-Poysdorf soll, ausgehend von der Einwohnerzahl 2011, bis 2020 um weitere 4% bzw. bis
2025 um insgesamt +6% wachsen. Korneuburg, Wolkersdorf und Klosterneuburg-Purkersdorf legen im
selben Zeitraum um +10% bzw. +15% zu, Gänserndorf-Großenzersdorf-Marchegg wächst sogar noch
um einen Prozentpunkt stärker (siehe Tabelle 7: Bevölkerungsprognose 2020 und 2025 nach
Prognoseregionen). Verglichen mit anderen Regionen ist der Nordraum Wien (generell das Wiener
Umland) einer der wenigen stark wachsenden Räume in Österreich.

Geht man davon aus, dass sich die Bevölkerung auch in Zukunft genauso auf die Gemeinden der
Prognoseregionen verteilen wird wie im Jahr 2011, wäre mit einem Zuwachs von 9.900
EinwohnerInnen bis 2020 (+9%) bzw. von 14.800 EinwohnerInnen bis 2025 (+14%) in der Pilotregion
zu rechnen.8

Tabelle 7: Bevölkerungsprognose 2020 und 2025 nach Prognoseregionen9

                                                      Bevölkerung zu Jahresbeginn       Zuwachs in Prozent
                                                                 Prognose    Prognose     2011 -     2011 -
                                                        2011
                                                                     2020        2025      2020       2025
                               Prognoseregion
      Gänserndorf-Großenzersdorf-Marchegg              76.745      84.890      89.090        11%       16%
                                      Zistersdorf      18.769      19.174      19.458         2%        4%
                                    Korneuburg         74.898      82.695      86.536        10%       16%
          Laa a.d. Thaya-Mistelbach-Poysdorf           54.480      56.735      57.971         4%        6%
                                   Wolkersdorf         19.568      21.488      22.397        10%       14%
                  Klosterneuburg-Purkersdorf           64.836      71.231      74.618        10%       15%
                                      Schwechat        49.435      56.104      59.264        13%       20%
                             Niederösterreich       1.611.981   1.703.096   1.748.791        6%         8%

7
  Österreichische Raumordnungskonferenz - www.oerok.gv.at
8
   Methodisch gesehen wurde die ÖROK Bevölkerungsprognose für die Jahre 2020 und 2025 gemäß der
Bevölkerungsverteilung im Jahr 2011 auf die Gemeinden aufgeteilt.
9
  ÖROK: Regionalprognosen 2010-2030 (2011); Statistik Austria: Bevölkerung zu Jahresbeginn 2011

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                   21
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.4         BEVÖLKERUNGSDICHTE IM WOHNBAULAND
Insgesamt ist die Bebauungsdichte in der Region sehr niedrig. Der Median liegt bei 25 EW/ha
bebautem Wohnbauland10, das liegt unter der Dichte einer durchgängigen Bebauung mit
Einfamilienhäusern.
Die Gemeinden im Nordwesten der Pilotregion sind am dünnsten besiedelt. In Ladendorf,
Kreuzstetten, Hochleithen und Großrußbach liegt die Dichte bei 17-18 EW/ha bebautem
Wohnbauland. Die Gemeinden, die direkt an Wien angrenzen, führen das Feld an. Korneuburg (73
EW/ha), Stockerau (54 EW/ha) und Langenzersdorf (42 EW/ha) sind am dichtesten bebaut. Ab einer
Dichte von 40 EW/ha Wohnbauland spricht man von einer durchgehenden Bebauung mit gekuppelten
Einfamilienhäusern, ab 70 EW/ha von einer Bebauung mit Reihenhäusern. Das zeigt, dass selbst die
am dichtesten bebauten Gemeinden im Schnitt immer noch eine lockere Bebauung vorweisen.
Die Gemeinde Mistelbach ist mit 28 EW/ha, von den Stadtgemeinden am lockersten bebaut.

                    Tabelle 8: Bebauungsdichte im bebauten Wohnbauland 11
                                                                                         Bebauungsdichte
                                                          Einwohner Wohnbauland                  (EW/ha
                                        Gemeinde
                                                               2011  bebaut (ha)            Wohnbauland
                                                                                                 bebaut)
                                  Bad Pirawarth                1.670                59              28,5
                                      Bisamberg                4.399               118              37,2
                                       Bockfließ               1.349                53              25,5
                      Enzersfeld im Weinviertel                1.593                73              21,9
                                     Gaweinstal                3.710               155              23,9
                             Gerasdorf bei Wien               10.156               317              32,1
                                  Großebersdorf                2.237                84              26,8
                                 Großengersdorf                1.473                59              24,9
                                   Großrußbach                 2.125               119              17,8
                                    Hagenbrunn                 1.968                79              24,8
                                  Harmannsdorf                 3.834               190              20,2
                                    Hochleithen                1.131                64              17,8
                                    Korneuburg                12.314               168              73,3
                                         Kreuttal              1.423                63              22,7
                                   Kreuzstetten                1.511                88              17,3
                                      Ladendorf                2.241               130              17,3
                                 Langenzersdorf                7.948               191              41,7
                                     Leobendorf                4.732               169              28,0
                                      Mistelbach              11.012               392              28,1
                                     Pillichsdorf              1.093                45              24,5
                                          Spillern             2.089                57              36,9
                                          Stetten              1.257                38              33,2
                                      Stockerau               15.513               290              53,5
                     Ulrichskirchen-Schleinbach                2.592               105              24,6
                                     Wilfersdorf               2.077                93              22,4
                     Wolkersdorf im Weinviertel                6.759               198              34,1
                                Nordraum Wien               108.206              3.394              31,9

10
   Berechnet mit der Widmungsumhüllenden Wohnbauland (auch als Sonstiges Bauland bezeichnet), entspricht im weitesten
Sinne dem Wohnbauland und umfasst Wohngebiete, Kerngebiete sowie Agrargebiete, ergänzt durch erhaltenswerte
Ortsstrukturen inklusive Aufschließungszonen und Hintausbereiche, bzw. wenn es als Folgenutzungsart angeführt ist
11
     Amt der NÖ Landesregierung: gis-gestützte Baulandbilanz (2012); Statistik Austria: Bevölkerung zu Jahresbeginn 2011

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                                    23
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.5         BAULAND – RESERVEN
In der gesamten Pilotregion sind 4.350 ha Wohnbauland12 gewidmet, 22% (950 ha) davon sind
unbebaut. In Gemeinden mit einer geringeren Bebauungsdichte sind oftmals die Reserven größer als
in dichter bebauten. Die größten Reserven bestehen in Mistelbach (85 ha), Harmannsdorf (83 ha),
Gerasdorf (75 ha) und Leobendorf (63 ha). Im Gegensatz dazu haben Stetten (8 ha), Bockfließ (9
ha), Spillern (10 ha) und Großengersdorf (11 ha) absolut gesehen wenige Reserven.
Gemessen am gewidmeten Wohnbauland haben Kreuttal (35%), Großebersdorf (34%) und
Harmannsdorf (31%) mit einem Drittel unbebauter Flächen große Reserven. In Stockerau und
Langenzersdorf sind nur 11% der Flächen nicht bebaut.

Tabelle 9: Bauland - Reserven stellt die gewidmeten und bebauten Flächen im Wohnbauland und im
Bauland Industrie- und Betriebsgebiet nach Gemeinden dar. In Karte 6: Bauland – Reserven |
Wohnbauland und Betriebsgebiete ist die räumliche Verteilung der Flächen dargestellt.

Tabelle 9: Bauland - Reserven13
                                                 Wohnbauland             Industrie- und Betriebsgebiete
                                     Gewidmet       Bebaut Reserve in   Gewidmet     Bebaut Reserve in
                      Gemeinde
                                          (ha)         (ha)  Prozent          (ha)      (ha)     Prozent
                  Bad Pirawarth             81           59      28%             5         1         83%
                      Bisamberg            167          118      29%            31        21         31%
                       Bockfließ            61           53      14%             4         4           7%
      Enzersfeld im Weinviertel            102           73      28%             2         2           0%
                     Gaweinstal            206          155      24%            25        10         61%
             Gerasdorf bei Wien            391          317      19%           199       137         31%
                  Großebersdorf            126           84      34%            24        11         56%
                 Großengersdorf             70           59      15%             2         2         30%
                   Großrußbach             165          119      28%             9         6         28%
                    Hagenbrunn             104           79      24%            79        48         39%
                  Harmannsdorf             272          190      30%            17        10         39%
                    Hochleithen             80           64      21%             1         1         36%
                    Korneuburg             212          168      21%           123        79         35%
                         Kreuttal           96           63      35%             4         -        100%
                   Kreuzstetten            117           88      25%             0         -        100%
                      Ladendorf            185          130      30%             4         2         50%
                 Langenzersdorf            214          191      11%            81        41         50%
                     Leobendorf            232          169      27%            89        59         33%
                      Mistelbach           477          392      18%            69        43         38%
                     Pillichsdorf           58           45      24%            11         3         76%
                          Spillern          67           57      15%            30        14         52%
                          Stetten           46           38      18%             6         6           5%
                      Stockerau            325          290      11%           169       123         27%
     Ulrichskirchen-Schleinbach            137          105      23%            15        10         33%
                     Wilfersdorf           110           93      15%            20         9         55%
     Wolkersdorf im Weinviertel            244          198      19%            86        63         27%
                Nordraum Wien           4.344        3.394       22%        1.103       703          36%

Die Betriebsgebiete konzentrieren sich vor allem auf den Nahbereich von Wien im Süden der Region.
Die größte Betriebs- und Industriegebietsfläche befindet sich in Gerasdorf: Dort gibt es 200 ha
gewidmete und 137 ha bebaute Fläche (31% stehen noch als unbebaute Reserve zur Verfügung). In
Stockerau (169 ha), Korneuburg (123 ha), Leobendorf (89 ha), Wolkersdorf (86 ha), Langenzersdorf

12
     Auch als Sonstiges Bauland (SBL) bezeichnet
13
     Amt der NÖ Landesregierung: gis-gestützte Baulandbilanz (2012)

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Regionale Leitplanung Nordraum Wien

(81 ha), Hagenbrunn (79 ha) und Mistelbach (69 ha) befinden sich ebenfalls größere Betriebsflächen.
Das gemeinsame Betriebsgebiet Mistelbach-Wilfersdorf erfährt eine besonders große Bedeutung, da
es im näheren Umfeld kaum Betriebs- oder Industrieflächen gibt. In Summe sind 400 ha des
gewidmeten Betriebs- und Industriegebietes zurzeit nicht bebaut, das entspricht einer Fläche von
400 Fußballfeldern.

Die meisten der großen Betriebs- und Industriegebiete sind gut genutzt, etwa ein Drittel der Flächen
unbebaut. Die Betriebsgebiete in Kreuzstetten und Kreuttal sind zu 100% unbebaut, das Gebiet in
Bad Pirawarth steht zu 83% leer und in Pillichsdorf sind 76% der Flächen nicht genutzt. Aber auch in
Ladendorf, Wilfersdorf, Großebersdorf, Gaweinstal und Spillern sind mehr als die Hälfte der
gewidmeten Flächen nicht bebaut.

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Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.6      BAULANDRESERVEN UND BEVÖLKERUNGSDICHTE
Im Schnitt kann damit gerechnet werden, dass sich ein Drittel der bestehenden Baulandreserven
auch tatsächlich mobilisieren lassen. Würde man von den 950 ha bestehenden Wohnbaulandreserven
ein Drittel durchgehend mit derselben Dichte wie bisher (20 EW/ha) bebauen, könnte die Region um
6% (+6.200 EinwohnerInnen) wachsen, ohne zusätzliche/n Widmung bzw. Flächenverbrauch. Bis
2020 wird ein Zuwachs von 9% (+9.900 EinwohnerInnen) prognostiziert. Mit einer Bebauung von
ausschließlich gekuppelten Einfamilienhäusern wäre ein Wachstum von +12% möglich, in Zukunft
wird eine Mischform aus verschiedenen Bebauungsdichten nötig werden. Dabei sollte im
Einzugsbereich von Nahversorgungs-, Bildungs-, Betreuungs- und Gesundheitseinrichtungen und
öffentlichen Verkehrsmitteln eine höhere Dichte angestrebt werden. So können einerseits viele
Bewohner die Vorzüge der zentralen Einrichtungen nutzen, andererseits wird die Nachfrage und
somit das weitere Bestehen derselben sichergestellt sowie ein Beitrag zur Verkehrsvermeidung
geleistet werden.

                              Freistehende Einfamilienhäuser
                              20 EW/ha (jetzige Median-Dichte)
                                                                 Inputs für die Berechnung der
                              + 6.200 EW (+6%)
                                                                           Szenarien:

                              Gekuppelte Einfamilienhäuser         4.350 ha Wohnbauland,
                              40 EW/ha                           davon 950 ha (22%) unbebaut
                              + 12.650 EW (+12%)                    Mobilisierungsrate 1/3

                              Zweigeschossige Reihenhäuser          Bevölkerungsprognose
                                                                         2011-2020:
                              70 EW/ha
                                                                      + 9.900 EW (+ 9%)
                              + 22.138 EW (+20%)

                              Geschoßwohnbau
                              150 EW/ha
                              + 47.500 EW (+44%)

Investitionskosten pro Wohneinheit
Mit Investitionskosten pro Wohneinheit ist der Erschließungsaufwand gemeint, darunter fallen
öffentliche Straßen, Wasserversorgung, Kanalisation, Elektrizitätsversorgung und Beleuchtung.
Berechnet wurden die Orientierungswerte vom Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen für
ein Grundstück von 16.000 m². Die Kosten werden teilweise von der öffentlichen Hand und teilweise
von Privaten getragen.
Die Berechnungen zeigen, dass der Erschließungsaufwand bei mehrgeschossiger Bebauung mit 3-4
Geschossen rund ein Viertel des Aufwandes von freistehenden Einfamilienhäusern beträgt.

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                          28
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

                                                                                         Investitionskosten
                                     16000                                                                        300

                                                                                                                        Erhaltungskosten je WE und
           Investitionskosten / WE
                                     14000                                               Erhaltungskosten
                                                                                                                  250
                                     12000
                                     10000                                                                        200
                                      8000                                                                        150

                                                                                                                                   Jahr
                                      6000                                                                        100
                                      4000
                                      2000                                                                        50
                                         0                                                                        0
                                             Einfamilienhaus Einfamilienhaus   Reihenhaus 2 G Mehrgeschossig 3-
                                               freistehend      gekuppelt                           4G

        Abbildung 3: Investitions- und Erhaltungskosten je Wohneinheit in Euro14

14
     SIR: Infrastrukturkostenstudie Salzburg (2007)

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                                                              29
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.7         ÖFFENTLICHER VERKEHR
Die S3 nach Stockerau und die S5 nach Absdorf-Hippersdorf fahren Langenzersdorf, Bisamberg,
Korneuburg, Leobendorf, Spillern und Stockerau an. Gerasdorf, Wolkersdorf, Ulrichskirchen-
Schleinbach, Kreuttal, Kreuzstetten, Ladendorf und Mistelbach sind über die S2 mit Wien
verbunden, wobei bis Wolkersdorf ein verdichteter Takt gefahren wird.
Von anderen Gemeinden kommt man nur mit Umsteigen nach Wien. Der Zeitaufwand und der Takt
in dem die Orte angefahren werden, rechtfertigt die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in den
meisten Fällen nicht.
Der Modal Split belegt das Bild, dass nur etwa 20% der Personen, die 2008 aus Richtung Stockerau
oder Mistelbach nach Wien fuhren, mit öffentlichen Verkehrsmitteln kamen.15
Entlang der Hauptschienenachsen kann der ÖV in punkto Fahrzeit mit dem MIV mithalten und ihn
mitunter sogar unterbieten. Abseits der Schienenachsen sind die ÖV-Verbindungen zum Großteil
langsam und gegenüber dem MIV unattraktiv, wie der folgende Vergleich der Fahrzeiten (normaler
Werktag, 7 Uhr früh, Hauptverkehrszeit) zeigt:

                    Wolkersdorf ‐ Wien Mitte
                                                                                      MIV

                                                                                      ÖV
                      Stockerau ‐ Wien Mitte

                     Mistelbach ‐ Wien Mitte

                     Korneuburg ‐ Gerasdorf

 Harmannsdorf ‐ Industriezentrum Hagenbrunn

                   Großrußbach ‐ Mistelbach

                  Bad Pirawarth‐ Wien Mitte

                                                                                                 min.
                                               0   10   20   30   40    50       60         70

Abbildung 4: Vergleich Fahrzeiten MIV und ÖV16

15
     PGO: Kordonerhebung Wien (2008)
16
     anachb.at: www.anachb.at (2012)

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                 30
Regionale Leitplanung Nordraum Wien

3.8        PENDLER
Durch die gute infrastrukturelle Anbindung (Autobahn, Regionalbahn) der Pilotregion an Wien und
dessen Umland ist hier eine besonders rege Pendleraktivität zu erkennen. Etwa 60% aller Auspendler
pendeln nach Wien. Aus der Fokusgruppe „10 vor Wien“ pendeln täglich 10.400 Pendler, aus der
„Region um Wolkersdorf“ 6.200 Pendler und aus dem „Weinviertel um Mistelbach“ 2.400 Pendler
nach Wien. Ein geringerer Prozentsatz (28%) von allen Einpendlern pendelt täglich aus Wien in die
Pilotregion. Es ergibt sich somit ein negatives Pendlersaldo von insgesamt -11.600 Pendlern (siehe
Tabelle 10: Pendler im Nordraum nach Fokusgruppen ).

Insgesamt verfügt die Pilotregion über ein Pendlervolumen (Summe der Einpendler und Auspendler)
von 56.810 Pendlern. Die gesamte Zahl an Auspendlern aus dem Nordraum beträgt um die 31.000,
die der Einpendler um die 25.800. Das ergibt ein negatives Pendlersaldo von 5.300 Pendlern. Eine
hohe Auspendlerzahl mit einer vergleichsweise geringeren Einpendlerzahl ist in den ländlich
geprägten Umlandgemeinden um Wolkersdorf und Mistelbach festzustellen. Im Gegenzug weisen die
städtisch geprägten Gemeinden Mistelbach und Wolkersdorf sowie die südlich gelegenen Gemeinden
der Fokusgruppe „10 vor Wien“ in der Pilotregion ein positives Pendlersaldo auf. Nicht zu vergessen
ist eine hohe Einpendlerzahl aus dem nördlichen Niederösterreich mit täglich 5.500 Einpendlern. In
Richtung Norden ist tendenziell nur eine schwache Pendleraktivität zu erkennen. Die
Pendelbeziehungen sind in Karte 8: Pendlerbeziehungen im Nordraum dargestellt.

Die Zahl der Pendler innerhalb einer Fokusgruppe ist mit 3.900 in der Gruppe „10 vor Wien“
besonders hoch. Die Pendelaktivitäten zwischen den drei Fokusgruppen innerhalb der Pilotregion
sind mäßig ausgeprägt. Um die 17% des gesamten Pendlervolumens (9.787 Pendler) findet innerhalb
der Pilotregion statt.

Tabelle 10: Pendler im Nordraum nach Fokusgruppen 17
                                                               Region um     Weinviertel um   Summe
                                                 10 vor Wien   Wolkersdorf    Mistelbach      Pendler
                                   Auspendler      16.589         9.135            5.370      31.094
                                   Einpendler      15.200         6.027            4.489      25.716
                              Pendlervolumen       31.789        15.162            9.859      56.810
                                 Pendlersaldo      ‐1.389        ‐3.108             ‐881      ‐5.378
                                nach Wien (%)      62,48%        67,53%            43,99%     60,77%
                                 von Wien (%)      30,66%        37,25%            7,51%      28,16%
             Pendler innerhalb der Fokusgruppe      3.851         865               787        5.503
            Auspendler in andere Fokusgruppen       314           869               959        2.142
          Einpendler aus anderen Fokusgruppen       701           999               442        2.142
                       Binnenpendlervolumen         4.866         2.733            2.188       9.787
        Anteil Binnenpendler an Gesamtvolumen      15,31%        18,03%            22,19%     17,23%

17
     Statistik Austria: Abgestimmte Erwerbsstatistik 2009, Erwerbspendler (2012)

Modul 1 | Bestands- und Standortanalyse                                                                 32
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