EuroVelo der Industriekultur - KONZEPTSTUDIE
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INHALT Vorwort: EuroVelo der Industriekultur 3 Regions- und Routendarstellungen (Seite 8 – 20) Europäische Industriekultur mit dem Rad erfahren 4 Die Erschließung der Industriekultur-Regionen durch EuroVelo der Industriekultur – Routenverlauf 6 Radrouten wird bloß schematisch angedeutet, ohne An- Heart of England, Ironbridge Gorge 8 spruch auf genauen kartografischen Verlauf: Südwales 9 EuroVelo der Industriekultur Nebenrouten Bassin Minier 10 Wallonien 11 Die verwendeten Symbole zu den Industriekultur-Orten beziehen sich in der Regel auf die thematischen Schwer- Saarland 12 punkte des EuroVelos der Industriekultur: Kohle und Euregio Maas-Rhein 13 Stahl, affine Sektoren wie Energie, Eisenbahn und Schiff- fahrt (kein Thema: Textilindustrie etc.) sowie einige ergän- Metropole Ruhr 14 zende Themen. Sachsen-Anhalt 15 Kohle Bau/Architektur Berlin 16 Sachsen 17 Stahl Sender Lausitzer Seenland 18 Eisenbahn Keramik/Porzellan Mährisch-Schlesische Region Ostrava 19 Energie Glas Woiwodschaft Schlesien 20 Ziele, Zielgruppen und Herausforderungen 21 Schifffahrt Landschaft Statements 22 Brücke UNESCO Welterbe Impressum 23 Gender-Hinweis: Im Sinne einer besseren Lesbarkeit der Texte wurde nur die männliche Form von personenbezogenen Substantiven und Pronomen gewählt. Dies impliziert keinesfalls eine Benachteiligung des anderen Geschlechts. 2
VORWORT: EUROVELO DER INDUSTRIEKULTUR Was verbindet die weltweit erste Eisenbrücke in England dargestellt und die Entwicklungsperspektiven aufge- mit dem größten Bergbaumuseum in Tschechien? Die zeigt werden. Gleichzeitig sollte die Kooperationsbereit- Antwort lautet: „das europäische Kohleband“. Seit Jahren schaft für die notwendige Zusammenarbeit in den euro- repositionieren sich europaweit viele Regionen und Metro- päischen Regionen ermittelt werden. polen mit ihrem montan-industriellen Erbe und gewinnen Viele Experten aus den beteiligten Ländern und Regionen mit attraktiven Kultur-, Kreativ- und Tourismusangeboten haben sich intensiv mit der Industriekultur vor Ort ausei- ein neues Publikum und neue Gäste. nandergesetzt und damit einen wichtigen Baustein für die Ein EuroVelo der Industriekultur stellt nicht nur vorliegende Konzeptstudie geliefert. UNESCO-Welterbestätten in einen gemeinsamen euro- Die geplante Route für den EuroVelo der Industriekultur päischen Kontext, sondern ist auch mehr als eine grenz- verläuft in West-Ost-Richtung durch den europäischen überschreitende Fahrradinfrastruktur zwischen den euro- Kontinent und folgt weitgehend dem Verlauf des Stein- päischen Kohle- und Montanregionen. Inhaltlich knüpft der kohlebandes mit seinen Industrieregionen von Süd- EuroVelo der Industriekultur an die im Jahr 1952 erfolgte wales / Cornwall über Nordfrankreich, Belgien, Saarland, Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Ruhrgebiet, Oberschlesien bis nach Tschechien. Stahl – auch Montanunion genannt – an. Somit repräsen- Allen Beteiligten gilt mein ausdrücklicher Dank für ihre tiert ein EuroVelo der Industriekultur auch den Ursprung hoch motivierte Mitarbeit, die im Ergebnis zu den maß- und die Gründungsgeschichte der heutigen Europäischen geblichen inhaltlichen und konzeptionellen Grundlagen Union. Gleichzeitig bildet ein EuroVelo der Industriekultur und zum Gelingen der vorliegenden Konzeptstudie beige- auch die gemeinsame Geschichte der Regionen mit der tragen haben. europäischen Migration und Integration in der Arbeitswelt Jetzt gilt es, gemeinsam für die erfolgreiche Umsetzung des Bergbaus und der Stahlproduktion ab. Die Kohle- und eines EuroVelo der Industriekultur in den jeweiligen Re- Stahlregionen waren und sind noch bis heute die Schmelz- gionen, aber auch auf Ebene der Nationalstaaten und der tiegel der Integration unterschiedlichster Nationalitäten. Europäischen Union, zu werben. Der Regionalverband Das Thema ist spannend und die vorliegende Konzept- Ruhr wird diese Aufgabe – nach einem zustimmenden studie wurde vom Regionalverband Ruhr, als Träger der Votum der Verbandsversammlung – gerne übernehmen. Route der Industriekultur im Ruhrgebiet und als Ideen- geber, in Auftrag gegeben. Die infrastrukturelle Mach- Martin Tönnes, Beigeordneter Bereich Planung, barkeit für einen „EuroVelo der Industriekultur“ sollte Regionalverband Ruhr 3
EUROPÄISCHE INDUSTRIEKULTUR MIT DEM RAD ERFAHREN Aus einstigen Transportwegen für Rohstoffe Aus graubraunen Kohle- und Stahlregionen und Industriegüter werden attraktive werden grün durchsetzte Landschaften für Radrouten das Radfahren Beginnend im späten 18. Jahrhundert werden mit den Lange haftete Industriegebieten selbst nach der Still Kanälen die Wege für die Verfrachtung von Kohle, Erzen legung ihrer Produktionsstätten ein graubrauner Schleier und Eisen geschaffen. Der durch die Industrialisierung an. Bildeten einst Arbeiter- und Gartensiedlungen die ein- steigende Transportbedarf kann mit den dichteren Eisen- zigen Grünoasen zwischen Kohlezechen und Hochöfen, bahnnetzen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts noch bes- so findet dort seit Jahren die Biodiversität beste Bedin- ser gedeckt werden. Seit den 1980er Jahren stehen die gungen für ihre Entfaltung. Renaturierte Flüsse, wie die Treidelpfade entlang der einstigen Wasserstraßen als Emscher in der Metropole Ruhr, führen wieder Wasser Radrouten zur Verfügung (wie in England, Südwales oder von hoher Güte, auf den Kohlehalden Nordfrankreichs Belgien). Nach und nach werden ehemalige Bahnverbin- und an der Saar wächst Wein, aus einstigen Braunkohle- dungen zu hochqualitativen Bahntrassenradwegen, wie in Tagebaugebieten werden Seenlandschaften, wie in der Belgien oder Deutschland. Heute bietet das dichte Tras- Lausitz. Grün säumt auch die Radwege um die ehemalige sennetz der ehemaligen Eisenbahnen in den Industrie Industriemetropole Ostrava im Nordosten Tschechiens. regionen aber auch vorzügliche Voraussetzungen für das Bienen und Insekten schätzen zunehmend ihre neuen Re- Anlegen von sicheren Rad- und Radschnellwegen für die fugien zwischen stillgelegten Zechentürmen und Stahl Alltagsmobilität im Fahrradsattel, wie zum Beispiel in werken, während ihre herkömmlichen Lebensräume auf Schlesien und in der Metropole Ruhr. Wiesen und Feldern durch industrialisierte Landwirt- schaft stetig schwinden. Damit tun sich Radlern unver- hoffte Grünzonen auf ihren Radtouren auf. 4
Die Erfahrung der Industriekultur Europas dustriedenkmälern zum UNESCO-Welterbe erklärt, 1994 mit dem Rad wird mit der Völklinger Hütte im Saarland zum ersten Mal eine Kathedrale der Stahlindustrie als Welterbe ge- Die Industrialisierung Europas setzt im späten 18. Jahr- würdigt. Es folgen weitere Orte des Kohleabbaus und der hundert in England und Wales ein. In der Folge kommen die Stahlerzeugung: die Stahl- und Kohlestadt B laennavon in Technologien über Belgien nach Preußen bzw. Deutschland Südwales, das Bassin Minier im Norden Frankreichs, das und weiter Richtung Osten bis nach Schlesien – manchmal Silberbergwerk Tarnowskie Góry in Schlesien, die Zeche auch durch Industriespionage. Nach den Schrecken und Zollverein in Essen oder die Schiffshebewerke im belgi- Katastrophen des Zweiten Weltkriegs bilden Kohle und schen Wallonien. Der EuroVelo der Industriekultur führt Stahl mit der Gründung der Montanunion an der Schnitt- zu über zehn Industrie-Welterbe-Orten und sogar zu ei- stelle der einstigen Erbfeinde Deutschland und Frankreich nem Louvre außerhalb von Paris, in Lens. Heute haben die erste Grundfeste für ein gemeinsames Europa. Seit viele von diesen Orten nicht nur ihren festen Platz auf den 2015 ist dieses Fliehkräften ausgesetzt, angetrieben durch Kalendern illustrer Festivals, wie „Colours of Ostrava“ in neue nationalistische Politik, die auch einstige Kohle- und Nordmähren, das Ferropolis-„splash! Festival“ in Sach- Stahlarbeiter anzusprechen versucht, die die Europäische sen-Anhalt oder die „UrbanArt Biennale“ in Völklingen, die Union für das Verschwinden ihrer als ewig sicher betrach- „Industriada“ in Schlesien oder die „Extraschicht“ in der teten Arbeitsplätze verantwortlich machen. Metropole Ruhr, sondern sie ziehen vor allem auch Rad- Seit über zehn Jahren führt die „ERIH – Europäische Rou- ausflügler und Radtouristen in ihren Bann. te der Industriekultur“ mit ihren Ankerpunkten, regionalen Routen und europäischen Themenrouten zu über 1.000 Radtouren als kleine Auswege aus der Orten der Industriekultur in 43 europäischen Ländern. Der Abhängigkeit von fossiler Energie aus Kohle EuroVelo der Industriekultur lädt ein zum Kennenlernen der vielfältigen Industrieregionen und deren Strukturwan- Vor über 200 Jahren wurde Energie vor allem wegen der del sowie zu Begegnungen mit den Menschen vor Ort und Kohle zum Leitmotiv eines ganzen Jahrhunderts. Berlin ihren Geschichten. ist damals eines der Laboratorien für die Transformation von Kohle in elektrische Energie. Der Strom der Generato- Industriekulturorte ziehen die Radler auf ren bringt Glühlampen in den Haushalten zum Leuchten, ihren Radtouren in ihren Bann setzt Motoren in Bewegung, sorgt mittels Oberleitungen für das Fortkommen von Zügen. Heute wird angesichts Standen lange nur Schlösser, historische Stadtkerne oder des Klimawandels um die Verringerung der Abhängigkeit Kirchenbauten auf der Liste des UNESCO-Welterbes, so vom fossilen Energieträger Kohle gerungen – vor allem in wird diese Liste nach und nach durch außergewöhnliche Deutschland und Polen. Durch den geringen CO2-Ausstoß Stätten der Industriekultur bereichert. 1986 wird Iron bieten Rad fahren und Radtouren beste Voraussetzungen bridge als damals erste Eisenbrücke der Welt mit ihren In- für kleine Auswege aus dem Dilemma. 5
Ironbridge Berlin Südwales Eisenhüttenstadt Cardiff London Hannover Lutherstadt Wittenberg Metropole Lausitz Ruhr Sachsen-Anhalt Brüssel Leipzig Schlesien Sachsen Katowice Wallonien Aachen Euregio Maas-Rhein Bassin Minier Saarland Prag Ostrava Bestehende Radrouten Luxemburg Zukünftige Radrouten Routenvariante Paris Straßburg Bahnverbindung Wien Fährverbindung EUROVELO DER INDUSTRIEKULTUR Der EuroVelo der Industriekultur soll grundsätzlich auf • Route Ironbridge – Marlborough (240 km):Auf der bestehenden Qualitätsradrouten verlaufen, die durch National Route 45 von der ersten Eisenbrücke der gehend ausgeschildert sind. Dazu zählen vor allem: Welt über den Severn in den Westmidlands durch die • Bedeutende nationale Top-Radrouten (z.B. Nationale Tallandschaften des Severn bis zu seiner Mündung Routen in Großbritannien, RAVeL-Netz in Belgien, in den Bristolkanal, dann durch die romantische Saar-, Elberadweg etc.) Landschaft der Cotswolds bis zur Verknüpfung mit • Internationale Radrouten: EuroVelo-Routen der National Route 4. Verlauf der Radroute sowohl • Regionale Radrouten auf einstigen Bahntrassen oder auf Straßen als auch auf Radwegen. entlang von Kanälen verlaufend (z.B. Véloroute du • Routenabschnitt London – Bassin Minier / Lens Bassin Minier, Bahntrassenweg Aachen – Jülich) (250 km, Bahn: 0:21 h / Fähre: 1:30 h): Weitgehend ebene Route über Canterbury durch die Grafschaft Bahn- und Fährverbindungen werden als integrierter Kent bis zum Ärmelkanal, danach von Calais im Bestandteil von Radroutennetzen gesehen. Darüber Norden Frankreichs weiter in die Industrie- und hinaus gibt es jedoch noch Lücken zu schließen. Des- Louvre-Stadt Lens. Verlauf: fast gänzlich auf dem halb werden auch Verbindungen berücksichtigt, die sich EuroVelo 5. London → Dover auf der National erst in einem definierten Planungsstadium befinden (z.B. Route 1 (150) – Dover → Calais mit der Fähre (1:30) Oder-Radweg Blue Velo). In seiner gesamten Länge wird oder Bahn (Eurostar, 0:21) – Calais → Bethune fast sich der EuroVelo der Industriekultur über 3700 Kilome- durchwegs Führung auf dem EuroVelo 5 (lückenhaft, ter erstrecken. 100) – Bethune → Lens auf der Véloroute du Bassin Minier. • Routenabschnitt Südwales / Cardiff – London • Routenabschnitt Bassin Minier / Lens – Aachen (380 km): Route von Cardiff entlang der Küste und (330 km): Zunächst durch das einstige Kohlerevier über die Severn Bridge von Wales nach England; im Norden Frankreichs (UNESCO-Welterbe) mit von Bristol nach London zunächst auf dem ersten seiner Terril-Landschaft (Bergehalden). Durch Bahntrassenweg Englands, dann entlang der Kanal- Wallonien entlang von Canal du Centre historique Radroute mit vielen Schleusen und entlang der mit seinen beeindruckenden Themse nach London. Verlauf: Schiffshebewerken (UNESCO- Cardiff → Bristol vorerst auf der Welterbe), Sambre und National Route 88 bis Newport Maas bis Lüttich und dann (20, großteils in Planung), dann nach Aachen. Verlauf: Lens auf der National Route 4 (parallel → Douai → Valenciennes EuroVelo 2) nach Bristol (70) – → Péruwelz (Belgien, 130) Bristol → London auf der National weitgehend auf V éloroute Route 4 (parallel EuroVelo 2) mit du Bassin Minier (noch nicht den Abschnitten (20), Kenneth fertiggestellt, teilweise auf der and Avon Canal Route (140) und Trasse der ehemaligen Minen Thames Valley Route (130). bahn); Péruwelz → Mons → 6
La Louvière → Charleroi (90) auf der RAVeL-Route 4 • Routenabschnitt Sachsen-Anhalt / Lutherstadt (Mons – Charleroi auf dem RAVeL du Canal du Centre Wittenberg – Eisenhüttenstadt/Grenze Polen historique) – Charleroi → Namur (40) auf dem Euro (370 km): Entlang der Elbe auf dem beliebtesten Velo 5 entlang der Sambre – Namur → Lüttich auf Radweg Deutschlands, von dort durch die Koh- RAVeL-Route La Meuse à vélo (70) entlang der Maas; le-, Wind- und Wasserregionen Sachsen-Anhalts, Lüttich → Aachen auf dem EuroVelo 3. Verbindung mit Sachsens und Brandenburgs zur Oder und Grenze Brüssel über RAVeL 3 (Canal Charleroi – Bruxelles) zu Polen. Verlauf: Lutherstadt Wittenberg → Mühl- • Route Saarland / Saarbrücken – Aachen (250 km, berg / Elbe (110) auf dem Elberadweg; Mühlberg → 1:10 h): Eben verlaufend entlang der Saar bis Plessa auf der Kohle-Wind & Wasser-Tour (40 km); Mettlach (Saarschleife), über einen Höhenrücken Plessa → Senftenberg (30) auf der Niederlausitzer in das Tal der Mosel bei Schengen und in die Bergbautour – Senftenberg → Bad Muskau (Oder, Europastadt Luxemburg; 100) auf dem Fürst-Pückler-Radweg. Bad Muskau → vom Norden Luxemburgs Eisenhüttenstadt auf dem Oder-Neiße-Radweg (90). auf der Vennbahn- • Route Sachsen Anhalt / Lutherstadt Wittenberg – Radroute nach Aachen. Berlin – Eisenhüttenstadt (410 km): Von der Elbe Verlauf: Saarbrücken → weitgehend eben über das Wasserstraßenkreuz Mettlach (60) auf dem bei Magdeburg zur Havel und dieser entlang nach Saar-Radweg (4-Sterne); Berlin. Verlauf: Lutherstadt Wittenberg → Dessau Mettlach → Luxemburg → Magdeburg → Wasserstraßenkreuz (135) auf (60) auf Abschnitt des Saarland-Radwegs und Euro dem Elberadweg; Wasserstraßenkreuz → Burg → Velo 5 nach Schengen und Luxemburg; Luxemburg Brandenburg / Havel auf dem Radweg am Elbe- →Troisvierges mit der Bahn (1:10 h) →Troisvierges Havel-Kanal (55) – Brandenburg / Havel → Potsdam → Aachen auf der Vennbahn (125); Verbindung → Berlin / Spandau auf dem Havel-Radweg (105); Saarbrücken mit Europastadt Straßburg auf der Berlin → Fürstenwalde (40) auf dem Spreeradweg; Saar-Elsass-Tour möglich (165); Fürstenwalde → Eisenhüttenstadt (70) auf der Oder- • Routenabschnitt Aachen – Ruhrgebiet / Duisburg Spree-Tour in die einstige sozialistische Planstadt. (150 km): Durch das Rheinische Braunkohlerevier • Route Sachsen-Anhalt / Lutherstadt Wittenberg – an den Rhein und weiter in das Ruhrgebiet. Verlauf: Sachsen (270 km; 1:00 h): Von der Elbe zur Aachen → Jülich (30) auf dem Bahntrassenweg Verbindung der sächsischen Städte Leipzig, Aachen → Jülich (Radschnellweg Euregio); weiter auf Chemnitz und Dresden mit ihrer industriekulturellen beschilderten Radrouten und Abschnitten des :terra Vergangenheit (Qualitätsentwicklung der Radrouten Nova Speedway (14, Förderbahntrasse), des Erft- geplant); Verlauf: Lutherstadt Wittenberg → Leipzig Radwegs und Rhein-Radwegs nach Duisburg (90). (80) auf der Radroute Kohle Dampf Licht; Leipzig • Routenabschnitt Ruhrgebiet / Duisburg – Hannover → Chemnitz per Bahn (1:00); Chemnitz → Freiberg (120 km, 1:30 h): Auf der „Route der Industriekul- → Dresden (110) auf der Sächsischen Städteroute tur per Rad“ durch die Metropole Ruhr mit ihrem (Ausbau geplant); Dresden → Lutherstadt Wittenberg UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein (Essen), den auf dem Elberadweg (80). Museen zur Industriegeschichte sowie vielen Ab- • Routenabschnitt Eisenhüttenstadt – Nordmäh- schnitten im Grünen und durch Landschaftsparks. ren / Ostrava – Schlesien / Katowice (620 km, Verlauf: Duisburg → Hamm gänzlich auf der Route 550 / 80): Auf dem zukünftigen Oder-Radweg Blue der Industriekultur per Rad (115). Hamm → Hanno- Velo durch die Regionen Dolny Śląsk / Niederschle- ver: über Minden mit der Bahn (1:30). Die „Köln-Min- sien und Górny Śląsk / Oberschlesien mit den Städten dener Eisenbahn“ hatte einst eine hohe Bedeutung für Wrocław / Breslau, Opole / Oppeln und Racibórz / Ra- die Industrie. Alternative Routenführungen müssten tibor in die einstige Industriemetropole Ostrava / Ost- in einer Machbarkeitsstudie untersucht werden. rau. Von dort anfänglich auf dem EuroVelo 4 und • Routenabschnitt Niedersachsen / Hannover einer geplanten und Sachsen-Anhalt / Lutherstadt Wittenberg Verbindung (350 km): Von Hannover nach Süden durch mehrere weiter in die Naturschutzgebiete in die UNESCO-Welterbestadt Industriekul- Goslar; von dort vorerst im Vorland des Harz auf turlandschaft anspruchsvoller Radroute an die Elbe; Verlauf: Schlesiens mit Hannover → Goslar (80) auf dem Innerste- bzw. ihrem Herz Welterbe-Radweg; Goslar → Bauhausstadt Dessau Katowice. → „Ferropolis“ → Lutherstadt Wittenberg auf dem Europa-Radweg R1 / D-Route 3 (270); 7
HEART OF ENGLAND, IRONBRIDGE GORGE Das Severntal mit seiner berühmten Industriekultur Eisenbrücke – die Wiege der Industriellen Revolution • The Iron Bridge & Toll House (Welterbe) • Blists Hill Victorian Town Frühe Bilder des Severntals zeigen düstere Rauch- • Enginuity wolken und lodernde Schmelzöfen. Heute hat die • Coalbrookdale Museum of Iron Natur wieder ihren Platz zurückerobert und ver- • Jackfield Tile Museum leiht dem Tal ein idyllisches Wesen. Die berühmte • Coalport China Museum Eisenbrücke wirkt heute geradezu zierlich. Aber zur • Darby Houses Zeit ihrer Errichtung, 1779, ist sie ein Weltwunder, • Tar Tunnel vergleichbar mit den Pyramiden der Antike. Seit da- • Museum of the Gorge mals zieht sie Scharen von Besuchern in ihren Bann. • Broseley Pipeworks Schon 1709 gelingt es Abraham Darby, Gründer der Coalbrookdale Company, Koks anstelle von Holz- kohle für das Schmelzen von Eisen einzusetzen. Das Radrouten ist die Geburtsstunde des modernen Hochofens. Durch die bedeutende Industriekulturregion führt die Nun ist die Herstellung großer Eisenteile mög- • Nationale Route 45 (Chester – Salisbury via lich. Zeitgenossen sehen damals das Severntal als Ironbridge) „außer gewöhnlichsten Landstrich der Welt”. Die Eisenbrücke ist das Signal, dass die Zukunft dem Gusseisen gehört, den Rädern und Schienen aus Aktuelle Entwicklungen Eisen und den Dampflokomotiven. Das Innovations- und zukünftige Projekte klima dieser frühen Industrieregion zieht andere • Qualitätsoptimierung der National Route 45 in den Fabrikanten an. Im nahen Coalport entsteht ein Ke- kommenden Jahren ramikwerk, in Jackfield werden Fliesen hergestellt. Diese „Wiege der Industriellen Revolution” ist das Silicon Valley des 18. Jahrhunderts. Heute trägt die grüne Industriekultur-Region am Severn den Titel UNESCO-Welterbe und zehn Museen erzählen ihre Darby Houses illustre Geschichte. Coalbrookdale Museum of lron Enginuity Ironbridge Berlin Eisenhüttenstadt Cardiff London Hannover Lutherstadt Wittenberg Blists Hill Metropole Ruhr Museum of the Gorge Brüssel Leipzig Victorian Katowice Town Aachen Prag Ostrava The lron Bridge Luxemburg & Toll House Paris Straßburg Wien Broseley Pipeworks Tar Tunnel Jackfield Tile Museum Coalport China Museum Bristol 8 London
Merthyr Tydfil Blaenavon New Tredegar Neath Swansea Cynonville Pontypridd Senghenydd Newport Bristol Ironbridge Berlin Eisenhüttenstadt London Cardiff London Hannover Lutherstadt Wittenberg Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Katowice Aachen Cardiff Prag Ostrava Luxemburg Paris Straßburg Wien SÜDWALES Industriekultur • Blaenavon: Big Pit, National Coal Museum • Blaenavon: World Heritage Centre • Newport: Transporter Bridge • Newport: Fourteen Locks • Cardiff: Pierhead Building • Senghennydd: Miners Universal Memorial Die zentrale Rolle Südwales’ in den • Pontypridd: Rhondda Heritage Park prägenden Jahren der Industriellen • Merthyr: Cyfarthfa Castle Revolution • New Tredegar: Winding House Eisen, Stahl, Kupfer und Weißbleche werden her- • Neath: Aberdulais Tin Works and Waterfall gestellt, die Öfen dafür versorgt von den reichen • Cynonville: South Wales Miners Museum Kohlelagern der Region. Im Jahr 1825 ist Merthyr • Swansea: National Waterfront Museum die Welthauptstadt des Eisens, um 1900 Cardiff der größte Kohlehafen der Welt. Im 19. Jahrhundert Radrouten strömen Arbeit Suchende in die neuen Industriezen- tren der Täler Südwales’. In der Folge blüht dort der • R88 Cardiff – Newport: 21 km Sozialismus auf. Rund um die neuen Industrien ent- • R49 Newport – Pontypool: 16 km wickelt sich nach und nach ein Netzwerk an Wasser- • R492 Cwmbran – Blaenavon – Brynmawr: 24 km wegen. Bald wird dieses überlagert durch ein dich- • R46 Brynmawr – Merthyr Tydfil: 19 km tes Netz an Eisenbahnstrecken, die vor allem der • NR 8 Merthyr Tydfil – Cardiff (Taff Trail): 46 km anspruchsvollen Topografie gerecht werden müs- • Newport – Chepstow: 48 km sen. Im 20. Jahrhundert hinterlässt der Niedergang der Schwerindustrie Südwales Arbeitslosigkeit und Aktuelle Entwicklungen Armut. und zukünftige Projekte Heute macht sich wieder die Farbe Grün in den Tälern breit. Entlang der alten Kanäle und auf eins- Ein großes Thema ist die Nutzung ehemaliger Eisenbahn- tigen Eisenbahntrassen entstanden Freizeitrouten trassen und -tunnels (z.B. Rhondda Tunnel) für den Rad- zum Wandern, Rad- und Bootfahren. tourismus. 9
Calais, Lille Südwales Ironbridge BE Weltkulturerbe-Region Wallonie Bethune Bassin Minier Mons Bruay-la-Buissière Loos-en- Oignies Ghoelle Lens Arenberg- La Chaîne des Terrils Wallers Ironbridge Berlin Douai Cardiff Hannover Lutherstadt Eisenhüttenstadt Valenciennes Lewarde London Wittenberg Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Katowice Aachen Prag Ostrava Luxemburg Paris Straßburg Wien BASSIN MINIER Industriekultur UNESCO-Welterbe Bergbaubecken Nord-Pas-de-Calais • La Chaîne des Terrils: die höchsten Kohlehalden in Europa • Lewarde: Centre Historique Minier (Fosse Delloye) • Arenberg-Wallers: Site Minier d’Arenberg: einst Drehort für „Germinal“, zudem: Trouée d’Arenberg (Pflasterstrecke Radklassiker Paris – Roubaix) • Loos-en-Ghoelle: Kohlezeche • Oignies: Kohlezeche Von den Zeiten von „Germinal“ über den • Bruay-la-Buissière: La Cité des électriciens frühen Ausstieg aus der Kohle zu neuer • Mehrere Arbeitersiedlungen Kulturlandschaft In Frankreich, dem „Mutterland der Revolution“, Radrouten geht die Industrielle Revolution langsam voran. Das Kohlebecken in Nordfrankreich zählt neben dem • Véloroute (Grande Traversée) du Bassin Minier, Kohlerevier in Lothringen zu den stärksten Indust- verläuft auf ca. 100 Kilometern auf der Trasse der rieregionen des Landes. Nach den Schlachten des ehemaligen Minenbahn Ersten Weltkriegs liegt der Norden Frankreichs am • Lokales Radwegenetz für die Einbindung der Boden. Das Ringen um Arbeitskräfte beginnt. Pol- Industrieorte, Radanschluss der Städte Douai und nische Bergarbeiter wandern zu und bringen auch Valenciennes neue Techniken, wie den Presslufthammer, mit. Emile Zola hat den Kohlearbeitern mit „Germinal“ Aktuelle Entwicklungen ein literarischen Denkmal gesetzt. In den 1990er und zukünftige Projekte Jahren werden die Kohlegruben geschlossen. • Heute sind Europas höchste Abraumhalden Die Hauptroute wird bis 2020 zu 75 Prozent realisiert beliebte Freizeitorte und die weithin sichtbaren sein, die Nebenrouten zu den Industriekulturorten zu Zeugen der Bergbauepoche Nordfrankreichs. 50 Prozent. Gegenwärtig wird die Wegweisung zu den Neue Bergbaumuseen und einstige UNESCO-Welterbe-Orten konzipiert. Ende 2018 sollen Arbeitersiedlungen laden zu Erkundungstouren erste Pauschalangebote zu Radtouren & Industriekultur des industriekulturellen Erbes ein. im Bassin Minier angeboten werden. 10
WALLONIEN Industriekultur Vier Schiffshebewerke am Canal du Centre sind als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet: • Houdeng-Goegnies • Houdeng-Aimeries • Strépy-Bracquegnies • Thieu Ebenso vier Steinkohle-Bergwerke: • Le Grand Hornu • Bois-du-Luc • Blegy-Mine • Le Bois du Cazier Vom Schrittmacher der Industrialisie- rung auf dem europäischen Kontinent Radrouten zur Welterbe-Landschaft • Veloroute – Itinéraire W4 „Canaux, Fleuves et Auf dem europäischen Kontinent setzt in Belgien Rivieres“, teilweise ident mit EuroVelo 3 (von Tournai früh das Industriezeitalter ein. Dank vielfältiger Kon- kommend nach Mons, La Louviere, Charleroi; takte mit Großbritannien können die dort erprobten 190 Kilometer) Dampfmaschinen in den Kohlegebieten Walloniens • Radroute Namur-Charleroi-Mons (entlang von eingesetzt werden. Bald wird die Industrielandschaft Sambre, Canal Charleroi-Bruxelles sowie Canal du durch ein dichtes Netz an Eisenbahnen und Kanälen Centre; 120 Kilometer). weiter entwickelt. Gleichzeitig beginnt in Wallonien das Herz der Arbeiterbewegung früh zu schlagen. Es Die Industriekulturorte liegen oft an der Hauptroute, an- kommt zu einen Mangel an Arbeitskräften, Arbeiter dere sind über Nebenstraßen erreichbar. aus anderen Ländern, insbesondere aus Italien, wer- den angeworben. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Aktuelle Entwicklungen setzt der wirtschaftliche Niedergang der Kohleze- und zukünftige Projekte chen und Stahlwerke ein. Vier ehemalige Kohleberg- Die Veloroute W4 „Canaux, Fleuves et Rivières“ zählt zu werke sind heute als UNESCO-Welterbe ausgezeich- den beliebten RAVeL-Routen (Routen für den Langsam- net, sie belegen zusammen mit Museen die einstige verkehr) Belgiens. Wallonien entwickelt nach und nach Bedeutung von Kohle und Stahl für Wallonien. Die sein Netz an Radrouten bei bestmöglicher Nutzung als RA- Schiffshebewerke am Canal du Centre sind ein- VeL-Routen (Routen für den Langsamverkehr), inkl. Weg- drucksvolle Zeugen des ehemaligen Kohletransports weisung sowie Print- und Digitalkarten. Auf dem Abschnitt in Wallonien und präsentieren sich zugleich als ein- der Radroute W4 von Tournai über Mons und La Louvière drucksvolle, von der UNESCO anerkannte Meister- nach Charleroi (ca. 110 km) werden die Schiffshebewerke werke der Baukunst. zu Fuß besichtigt. Die drei Kohlezechen Bois-du-Luc, Bois du Cazier und Le Grand Hornu sind über lokale Routen er- Ironbridge reichbar (max. 6 km), Blegny-Mine über die Radroute W6/ EuroVelo 3 Richtung Namur und Lüttich (120 km). Berlin Eisenhüttenstadt Cardiff London Hannover Lutherstadt Wittenberg Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Aachen Katowice Rouquières plan incliné Prag Ostrava Luxemburg Paris Straßburg Wien Houdeng-Goegnies Strépy-Bracquegnies Houdeng-Aimeries La Louvière Grand Hornu Bois du Luc Mons Namur Charleroi Blegny Thieu Valenciennes Mine Bassin Minier Le Bois du Cazier
SAARLAND Von der Industrieregion an der Saar mit dem Welterbe Völklinger Hütte zum frühen Herzstück Europas Industriekultur Das Saarland ist eine Kulturlandschaft, die seit frühen Zeiten von ihren Bodenschätzen und deren • Völklingen: UNESCO-Welterbe Völklinger Hütte kundiger Verarbeitung zu neuen Produkten geprägt • Dillingen: Hütte Dillingen und Stahlsymposium ist. Lange liefern die Wälder den Rohstoff für die • Ensdorf: Bergehalde mit Saarpolygon Herstellung von Glas und Holzkohle. Erze für die • Petite-Rosselle: Musée Les Mineurs Wendel Gewinnung von Eisen kommen aus dem Norden des • Mettlach: Villeroy & Boch Erlebniszentrum Saarlandes sowie aus dem benachbarten Lothrin- • Ludweiler: Glas- / Heimatmuseum Warndt gen. Das frühe grenzüberschreitende Zusammen- • Beckingen: Historischer Bahnhof führen von Rohstoffen, Arbeitskraft und Know-how führt zu Pionierleistungen in der Erzeugung von Radrouten Stahl. Die Keramikerzeugnisse der Unternehmerdy- nastie Villeroy & Boch in Mettlach stehen seit über • Saar-Radweg: Saarbrücken – Mettlach (von dort Ver- 200 Jahren für das stetige Gedeihen der Symbiose bindung mit Luxemburg), ADFC-Qualitätsradroute von deutscher Qualitätsarbeit und französischer mit 4 Sternen; teilweise Anbindung der Industrie- Eleganz. Kohle, Erze und Stahl sind in kriegerischen kulturorte über lokale Radrouten; Verbindung mit Zeiten Objekte der Begierde. Nicht zuletzt deshalb Elsass/Straßburg über die Saar-Elsass-Tour beginnt gerade im Saarland und in seinen Nachbar- regionen das Herz eines gemeinsamen Europas zu Aktuelle Entwicklungen schlagen. 1994 wird die Völklinger Hütte als erstes und zukünftige Projekte Industriedenkmal mit dem Titel UNESCO-Welterbe gewürdigt. • Kontinuierliche Qualitätsentwicklung Inzwischen erobert das Grün wieder die Vor- • Profilierung der Radroute über Storytelling-Angebote herrschaft in den Industriearealen zurück, sei es im durch die Tourismus Zentrale Saarland Paradies-Garten der Völklinger Hütte oder auf der Bergehalde in Ensdorf. Zu den Orten der Industrie- kultur an der Saar führt eben verlaufend auf ganz Aachen vorzügliche Art der Saar-Radweg, die mit vier Ster- LUX Luxembourg nen prämierte ADFC-Qualitätsroute. Im Norden führt die Industriekultur-Radroute über Luxemburg, Saar- schleife Mettlach als eine der EU-Hauptstädte, und Vennbahn in die einstige Industrieregion um Aachen weiter. Nach Süden hin führt auf Radrouten entlang der Saar und entlang von Kanälen die Saar-Elsass-Tour in die Beckingen Europastadt Straßburg. Dillingen Saarlouis Ensdorf Ironbridge FR Berlin Eisenhüttenstadt Cardiff Völklingen London Hannover Lutherstadt Wittenberg Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Saarbrücken Katowice Ludweiler Aachen Prag Ostrava Luxemburg Petite-Rosselle Elsass Paris Straßburg Straßburg Wien 12
Metropole Ruhr NL Alsdorf Bergheim Maastricht Ironbridge Berlin Düren Cardiff Eisenhüttenstadt Aachen London Hannover Metropole Lutherstadt Wittenberg Ruhr Brüssel Leipzig Blegny-Mine Aachen Katowice BE Prag Ostrava Luxemburg Lüttich Paris Straßburg Wien Namur Verviers Saarland Wallonien Luxemburg EUREGIO MAAS-RHEIN Einst Keimzelle von Kohlebergbau, Industriekultur Schwerindustrie und Eisenbahn in Deutschland – heute Energielandschaft • Blegny: Mine – Haldenlandschaft „Pays des Terrils“ im Umbruch (Belgien) • Alsdorf: ENERGETICON & Haldenpark (ehemalige Das Aachener Revier ist Europas ältestes Steinkohle Zeche Anna), Alsdorf revier – seit dem Mittelalter wird hier Kohle geför- • Bergheim: :terra Nova Speedway – Radeln auf dert. In der Zeche Blegny bei Lüttich beginnen im ehemaliger Förderband-Trasse 16. Jahrhundert Mönche der Abtei Val-Dieu mit dem • Bergheim: RWE-Ausstellung und Abbau von Kohle. Ende des 18. Jahrhunderts setzt Informationszentrum zum Rheinischen die industrielle Kohleförderung ein. Nach dem Ers- Braunkohlerevier ten Weltkrieg wird sie wieder aufgenommen. Aus • Mehrere aktive Braunkohle-Tagebaue und Halden dem benachbarten Belgien kommt das Wissen zur Herstellung von Stahl. Das Aachener Industrierevier wird somit noch vor dem Ruhrgebiet Deutschlands Radrouten erste Industrieregion. Erze kommen u. a. aus der • „Grünroute“ durch die Region auf Spuren der Minette-Region im Grenzraum Luxemburg / Loth- Industriekultur; auch für Tagestouren ringen. Dorthin wird im Gegenzug mit der Vennbahn • Verbindung mit dem Saarland über die Vennbahn- Steinkohle aus dem Aachener Revier geliefert. Vie- Radroute (historische Bahnhöfe) mit Start in Aachen; les dreht sich um die Eisenbahn: Bei Düren werden von dort über Luxemburg an den Saar-Radweg; die ersten Schienen auf dem Kontinent hergestellt, Routenführung über Kyll-Radweg (Eifel) und Mosel- in Aachen ist Talbot der erste deutsche Hersteller Radweg zum Saar-Radweg möglich von Schienenfahrzeugen. • Verbindung mit Ruhrgebiet entlang des Rheins Der Viadukt in Aachen-Burtscheid ist heute die oder über die gut ausgebauten Bahntrassen für älteste noch genutzte Eisenbahnbrücke Deutsch- Radler im Bergischen Land (ERIH-Route „Täler der lands. Auf vielen Bahntrassen sind inzwischen Industriekultur“). Radler unterwegs. In Jülich ist man schon im rhei- nischen Braunkohlerevier mit seinen riesigen Tage- bauen angekommen – und somit auch in der Gegen- Aktuelle Entwicklungen wart: Hier ist die Auseinandersetzung um Pro und und zukünftige Projekte Kontra des Kohle-Ausstiegs nach über 200 Jahren • Weiterer Ausbau von Bahntrassenwegen geplant Abbau ein aktuelles, viel diskutiertes Thema. 13
METROPOLE RUHR Industriekultur Die Route der Industriekultur umfasst 25 Ankerpunkte, 13 Siedlungen und 17 Panoramen Die industrielle Kulturlandschaft Ruhrgebiet – ein außergewöhnliches • Essen: UNESCO Welterbe Zollverein Zeugnis für Europas Epoche der • Bochum: Jahrhunderthalle Schwerindustrie • Dortmund: Kokerei Hansa • Waltrop: Schiffshebewerk Henrichenburg Der viel zitierte und oft beschworene Strukturwan- • Oberhausen: Gasometer del – wohl nirgends ist er so sicht- und erlebbar wie • Essen: Margarethenhöhe im Ruhrgebiet. Sein Inbegriff ist die Industriekultur. • Bottrop: Tetraeder Zahlreiche Orte aus der Ära von Kohle und Stahl be- geistern heute mit Kunst-, Kultur- und Naturerleb- nissen. Radrouten Ganz nah dran am industriekulturellen Erbe von Die Route der Industriekultur per Rad bildet das industrie- Kohle und Stahl, an Ankerpunkten, Panoramen und kulturell geprägte Kernnetz im neuen „radrevier.ruhr“, der typischen Siedlungen der Region präsentiert sich die Dachmarke für qualitätvolles Radeln in der Metropole Ruhr. Route der Industriekultur per Rad. Auf etwa 800 km Strecke erschließt das Netz auf ehemaligen Bahn- Aktuelle Entwicklungen trassen, über Kanaluferwege, entlang von Fluss- und zukünftige Projekte ufern und über spektakuläre Brückenbauwerke etwa das UNESCO-Welterbe Zollverein, das Schiffs- Dieses radtouristische Hauptwegenetz, bestehend hebewerk Henrichenburg, den Gasometer Oberhau- aus der Römer-Lippe-Route im Norden, der Route der sen und die Henrichshütte Hattingen. Industriekultur in der Mitte und dem RuhrtalRadweg im Eine besondere Herausforderung für Radler sind Süden, wird zurzeit überarbeitet und präsentiert sich ab Halden – die Berge des Ruhrgebiets. Von dort aus 2019 mit einer neuen und zusätzlichen Wegweisung, dem bietet sich ein tolles Panorama über die industrielle Knotenpunktsystem. Kulturlandschaft der Ruhrgebietsstädte. Hannover Ironbridge Berlin Cardiff Berlin Eisenhüttenstadt Sachsen-Anhalt London Hannover Lutherstadt Wittenberg Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Katowice Hamm Aachen Waltrop Prag Ostrava Luxemburg Paris Straßburg Wien Bottrop Dortmund Bochum = Ankerpunkt Oberhausen Essen Duisburg 14 Euregio Maas-Rhein
Berlin Wasserstraßenkreuz Ironbridge Berlin Eisenhüttenstadt Magdeburg Cardiff London Hannover Lutherstadt Wittenberg Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Lutherstadt Aachen Katowice Hannover Wittenberg Prag Ostrava Luxemburg Dessau Gräfen- Paris Straßburg Eisenhütten- Wien Harzer hainichen stadt Schmalspurbahn Ostrava, Katowice Halle Leipzig Goitzsche Sachsen Seeregion SACHSEN-ANHALT Industriekultur • Harzer Schmalspurbahn • Dessau: Bauhausstadt & Technikmuseum Hugo Junkers • Gräfenhainichen: Ferropolis – Stadt aus Eisen • Goitzsche Seenregion an der Kohle-Dampf-Licht- Kohlebagger und weitere Relikte der Radroute Schwerindustrie sowie Ikonen der • Magdeburg: Technikmuseum und Moderne in Dessau Wasserstraßenkreuz (20 km im Norden von Magdeburg) Braunkohleförderung blickt in Mitteldeutschland auf eine lange Tradition zurück. In den 1950er Jahren setzt in der DDR die industrielle Förderung der Koh- Radrouten le ein und erreicht ungeheure Dimensionen: 60.000 • Europa-Radweg R1 vom Harz via Ferropolis nach Kumpel fördern in 20 Tagebauen jährlich rund 100 Wittenberg Million Tonnen Kohle. Wasser muss in großen Men- • Elbe-Radweg via Dessau nach Magdeburg und zum gen abgepumpt, Abraum verkippt werden – Umwelt- Wasserstraßenkreuz probleme sind lange kein Thema. Die Kohleförderung • Kohle-Dampf-Licht-Radroute (Wittenberg – Goitzsche wird nach der Wende eingestellt, die „postkarbonen“ Seeregion – Leipziger Neuseenland) wird als Radroute Zeiten brechen an. In Gräfenhainichen entsteht die mit industriekulturellem Schwerpunkt bereits Idee einer „Stadt aus Eisen“. Heute gehören zu „Ferro erfolgreich vermarktet, ebenso Radtouren durch die polis“ Museum, Industriedenkmal, Stahlskulptur, Ver- Bauhausstadt Dessau anstaltungsareal und Themenpark. Doch rundherum ragen die riesigen Baggermaschinen wie die „Dino- saurier“ eines vergangenen Zeitalters auf. Ebenfalls Aktuelle Entwicklungen aus der Zeit gefallen wirken die Zeugen der Schwer- und zukünftige Projekte industrie, wie das Technikmuseum in Magdeburg und Am Tag der Industriekultur in Sachsen-Anhalt, jährlich das Industriemuseum in Brandenburg. Im Kontrast im April, findet immer ein Rad-Aktionstag auf der Koh- dazu wirken in Dessau und Umgebung die Gebäude le-Dampf-Licht-Radroute und angrenzenden Radwegen des Bauhauses und seiner Meister immer noch mo- statt. dern – eben zeitlos. 15
BERLIN Industriekultur Besondere Orte: • Deutsches Technikmuseum • Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit • Flughafen Tempelhof • Industriesalon Schöneweide • Kulturbrauerei • Museum für Kommunikation Berlin • Museum im Alten Wasserwerk Alle Industriekulturorte können im Rahmen der Öffnungs- zeiten ohne Voranmeldung besucht werden. Elektropolis Berlin Weitere Standorte auf der „Route der Industriekultur Im Zuge der elektrischen Revolution ab 1880 avan- Berlin“: Gasometer Fichtestraße, Haus des Rundfunks cierte Berlin in nur zwanzig Jahren zur zeitweise des rbb, Energie-Museum Berlin, AEG Versuchstunnel, größten Industriemetropole auf dem europäischen BMW Group Werk Berlin, Museum Kesselhaus Herz Kontinent. „Spree-Athen ist tot und Spree-Chicago berge, Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin e.V., U-Bahn- wächst heran“, stellte Walter Rathenau fest. Hier Museum Berlin wurde internationale Wirtschafts-, Technik- und Architekturgeschichte geschrieben. In Berlin wurde Radroute aber nicht nur produziert: Die Stadt war auch ein • Berliner Fahrradrouten der Industriekultur (in Zentrum für Forschung und Entwicklung und diente Entwicklung) und Umsetzung einer ersten gleichzeitig als „Experimentierfeld“ für eine tech- prototypischen Radroute zur Industriekultur nisch definierte Moderne. Strom-, Verkehrs- und Kommunikationssysteme prägten die Stadtland- schaft und veränderten das Zusammenleben der Aktuelle Entwicklungen Menschen rasant. und zukünftige Projekte Gewerbehöfe, Industrieareale und Umspann- • Etablierung eines berlinweiten Radroutennetzes zur werke, mittlerweile vielfach anderweitig genutzt, Industriekultur sind elementar für das besondere Berliner Flair. Von • Pflege und Evaluation der zukünftigen Routen, den Anfängen der Industriellen Revolution in Preu- Vernetzung mit überregionalen Routen ßen bis zum Niedergang der „Elektropolis“ nach • Quartiere der „Route der Industriekultur Berlin“: dem Zweiten Weltkrieg war Berlin mehr als jede an- Areal Gleisdreieck, Brauereiquartier Prenzlauer Berg, dere europäische Hauptstadt durch die Entwicklung „Elektropolis“ Oberschönweide, Siemensstadt und von Technik und Industrie geprägt. Die Spuren und Spandauer See Zeugnisse dieser Entwicklung – die sich tief in die „DNA“ der Stadt eingeprägt haben – finden sich hier in so großer Anzahl wie nirgendwo sonst in Europa. U-Bahn-Museum Ironbridge Berlin Eisenhüttenstadt Museum Cardiff London Hannover Lutherstadt Wittenberg Kulturbrauerei Kesselhaus Brüssel Metropole Ruhr Leipzig AEG Versuchstunnel Herzberge Aachen Katowice Haus des Rundfunks rbb Luxemburg Prag Ostrava Museum für Kommunikation Paris Gasometer Fichtestraße Straßburg Wien Deutsches Technikmuseum Industriesalon Schöneweide Flughafen Tempelhof Elberadweg Sachsen-Anhalt Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Museum im Eisenhüttenstadt Energie-Museum Alten Wasserwerk Ostrava, Katowice 16
Sachsen-Anhalt Mühlberg/Elbe Lutherstadt Wittenberg Eisenhüttenstadt Ironbridge Berlin Ostrava, Katowice Cardiff London Hannover Lutherstadt Wittenberg Eisenhüttenstadt Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Katowice Aachen Prag Ostrava Leipzig Luxemburg Paris Straßburg Wien Dresden Chemnitz Freiberg Zwickau Oelsnitz SACHSEN Industriekultur • Leipzig: Eisenbahnmuseum Bayerischer Bahnhof • Zwickau: August Horch-Museum Industrie.Kultur.Sachsen • Oelsnitz / Erzgebirge: Bergbaumuseum Sachsen versteht sich deutlich als Kultur- und In- • Chemnitz: Sächsisches Industriemuseum dustrieland, Industriekultur ist somit Teil der säch- • Freiberg: Stadt- und Bergbaumuseum, Ausstellung sischen Kultur und Identität. Sie reicht zurück bis terra mineralia im Schloss Freudenstein auf den schon im Mittelalter im Erzgebirge betrie- • Dresden: Eisenbahnmuseum Bw Dresden-Altstadt, benen Bergbau sowie eine vorindustrielle Gewerbe- Straßenbahnmuseum, Verkehrsmuseum, Kraftwerk – landschaft, die frühzeitig in den globalen Waren- Dresdner Energiemuseum austausch eingebunden war. Auf dieser Grundlage entwickelte sich die Region um 1800 zu einem Kern- Radrouten land der von Europa ausgehenden Industrialisie- rung. Anfang des 20. Jahrhunderts war Sachsen Industriekulturelle Radroute Kohle-Dampf-Licht(-Seen) die Region mit dem höchsten Anteil an industriel- von Wittenberg und Ferropolis in Anhalt bis ins Leipziger ler Wertschöpfung und Industriebeschäftigten in Neuseenland Deutschland: „In Chemnitz wird das Geld erarbeitet, in Leipzig vermehrt und in Dresden ausgegeben.“ Aktuelle Entwicklungen Der sächsische Volksmund pointiert so bis heute und zukünftige Projekte die Vielfalt einer der führenden Industrieregionen Im Jahr 2020 widmet sich die 4. Sächsische Lan- Europas. Die Region Chemnitz als Industriezentrum, desausstellung in Zwickau dem Thema „Industrie Leipzig als Sachsens Verbindung zur Welt sowie kultur in Sachsen“. Es soll eine qualitativ hochwertige Dresden als Sitz der dem Gemeinwohl dienenden West-Ost-Verbindung zwischen dem „Neuseenland“, den Staatsverwaltung. Die Route der sächsischen Indus- industriekulturellen Zentren (vor allem Chemnitz & Dres- triekultur will diesen Dreiklang wiederbeleben und den) und der polnischen Grenze samt Anschluss an die zum Entdecken einer vielfältigen und dichten Indus- Radwege der Lausitz geschaffen werden. triekulturlandschaft einladen. 17
LAUSITZER SEENLAND Industriekultur • Uebigau-Wahrenbrück: Brikettfabrik Louise (die älteste Europas) • Lichterfeld: F60, der „liegende Eiffelturm der Lausitz“ • Großräschen: Besucherzentrum „IBA-Terrassen“ mit Seebrücke und Uferpromenade am Ilsesee • Welzow: Tagebau Welzow Süd: Besucherzentrum „excursio“, Erlebnistouren in die bizarre Tagebaulandschaft • Spremberg: Kraftwerk Schwarze Pumpe: „Vorsicht, Hochspannung! „modernstes Braunkohlekraftwerk Europas“ Betreten erlaubt!“ – den Landschafts • Knappenrode: Sächsisches Industriemuseum wandel vom Bergbauland zum Lausitzer Energiefabrik Knappenrode; Brikettfabrik, größtes Seenland hautnah erleben Braunkohle-Bergbaumuseum in Deutschland Wie kommt die Braunkohle aus der Erde? Wie nutz- • Bad Muskau: Museumsbahn zum Fürst-Pückler-Park te man früher ihre Energie, wie heute? Wie sah der Alltag der Bergleute aus? Auf der Lausitzer ENER- GIE-Route kann man die hiesige Industriekultur Radrouten geschichte an Originalschauplätzen entdecken. • Mit Niederlausitzer Bergbautour, Kohle-Wind & Dabei können auch Orte betreten werden, die für Wasser-Tour, Seenland-Route & Fürst-Pückler- Schaulustige einst tabu waren. Radweg verknüpfen bereits vier große Runden Bergbau und Energiegewinnung bestimmen (190 bis 500 km) erfolgreich die Themen Rad & schon seit rund 150 Jahren das berufliche und ge- Industriekultur. Jeder dieser Radfernwege steuert sellschaftliche Leben der Lausitz. Auch in der Land- drei bis sieben Ziele der „ENERGIE-Route Lausitzer schaft sind deutliche Spuren sichtbar, denn Berg- Industriekultur“ direkt an. leute holten hier aus bis zu 60 Metern Tiefe über • Der Struktur- und Landschaftswandel von der zwei Milliarden Tonnen Braunkohle heraus. Seit Bergbau- zur Seenlandschaft lässt sich hier den 1970er Jahren erlebt die Region einen immen- unmittelbar erfahren – Jahr für Jahr verändert sich sen Struktur- und Landschaftswandel. Stillgelegte die Landschaft erneut. Tagebaugruben werden geflutet – aus ihnen ent- steht die größte von Menschenhand geschaffene Wasserlandschaft Europas: das Lausitzer Seenland Aktuelle Entwicklungen mit seinen vielfältigen Wassersport- und Erho- und zukünftige Projekte lungsangeboten. Die Stationen der ENERGIE-Rou- • Das Lausitzer Seenland (Brandenburg & Sachsen) te illustrieren dabei den Wandel vom Bergbauland vermarktet sich bereits mit der ENERGIE-Route zum Seenland, der in seinen Dimensionen gerade Lausitzer Industriekultur und vier thematischen Rad per Rad gut er-fahren werden kann. fernwegen dazu. Ironbridge Berlin Eisenhüttenstadt Cardiff London Hannover Lutherstadt Eisenhüttenstadt Wittenberg Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Mühlberg/Elbe Ostrava, Katowice Aachen Katowice Lutherstadt Wittenberg Luxemburg Prag Ostrava Paris Straßburg Uebigau- Welzow Wien Wahrenbrück Lichterfeld Spremberg Großräschen Bad Muskau 18 Knappenrode
Eisenhüttenstadt Woiwodschaft Schlesien Berlin Katowice Sachsen Bohumín PL Ironbridge Berlin Eisenhüttenstadt Cardiff London Hannover Lutherstadt Wittenberg Metropole Ruhr Brüssel Leipzig Katowice Aachen Prag Ostrava Luxemburg Ostrava Paris Straßburg Landek Park Wien Ostrava Důl Michal Ostrava Dolní Vitkovice Ostrava Zentrum MÄHRISCH- SCHLESISCHE REGION OSTRAVA Industriekultur Zu den herausragenden Plätzen der Kohle- und Stahl- Industriekultur um Ostrava in Nordmähren zählen: • Industriekomplex von Dolní Vitkovice • Landek Park • Kulturzentrum Důl Michal mit seiner über 100 Jahre alte Maschinenhalle. Diese Orte liegen auf der Technikkulturroute „Techno- trasa“, drei von ihnen sind als nationale Kulturdenkmäler Vom einstigen „Stahlherz der Republik“ ausgezeichnet. zu den „Colours of Ostrava“ Mit der Entdeckung der Kohlevorkommen in der Radrouten Region Ostrava beginnt dort in der zweiten Hälfte • EuroVelo 4, zukünftig als Oder-Radweg geplant, des 18. Jahrhunderts die wirtschaftliche Belebung. entlang der Oder. An diesem liegt der Landek Park; 1828 wird auf Initiative des Olmützer Erzbischofs weiterer Verlauf nach Norden bis Chalupki, von Rudolf von Österreich im Dorf Vítkovice ein Eisen- dort weg von der Oder und Abzweigung Richtung hüttenwerk gegründet. In der Folge steigt die Bevöl- Oberschlesien kerung stark an. Die verschiedenen Nationalitäten • Die Einbindung von Dolní Vítkovice erfolgt über die bilden die Grundlage für ein vielfältiges Kulturleben. Radroute entlang der Ostravice oder auf den Rad Im Zweiten Weltkrieg wird der Industriekomplex wegen der Stadt Ostrava den „Reichswerken Hermann Göring“ eingegliedert. • Ebenso liegt Důl Michal an einer städtischen Rad Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Dolní Vitkovice verbindung. mit der Machtübernahme der Kommunisten zum „Stahlherz der Republik“. Nach dem Fall des Eiser- nen Vorhangs fährt 1994 der letzte Hunt in das Aktuelle Entwicklungen Bergwerk Michal ein, 1998 gehen nach 162 Jahren und zukünftige Projekte die Hochöfen von Dolní Viktovice aus. Die einstigen Seit 2017 wird ein tschechisch-polnisches Projekt im Farbtöne in Grau, Braun und Schwarz sind heute Rahmen des INTERREG V-A-Programmes zur Entwick- schon längst den „Colours of Ostrava“ gewichen. lung des Radroutennetzes verfolgt. In dessen Rahmen: Das Festival ist weit über die Grenzen hinaus be- • Verbindungsweg Ostrava-Liberec-Bogatynia mit kannt. Das postindustrielle Areal zählt zu den be- Varianten in Polen und Tschechien liebtesten Besucherattraktionen Tschechiens, der • Sowie grenzüberschreitendes Projekt zur Anbindung Landek Park ist das größte Bergbaumuseum des der Radrouten im polnischen Schlesien mit Mährisch- Landes. Schlesien bzw. der Ostrava-Region 19
WOIWODSCHAFT SCHLESIEN Industriekultur • UNESCO-Welterbe Bergbaukomplex in Tarnowskie Góry und weitere 35 Orte der Industriekultur: Besucherbergwerke, Museen, Industriegebäude und Arbeitersiedlungen • Festival „Industriada“: Jedes Jahr feiert die Woiwodschaft Schlesien seine Industriekultur an 47 Standorten in 28 Städten. Radrouten Eine „Route der Technikdenkmäler“ führt bereits zu Orten und Museen der Industriekultur. Zukünftig wird dies auch mit dem Fahrrad möglich sein: Vom frühen Bergbau und der • Radtrasse EuroVelo 4 und „Blue Velo“ (Oder-Radweg, Schwerindustrie Polens zur Route und geplant innerhalb der nächsten fünf Jahre) und dem Festival der Industriekultur Verbindung mit der Industrieregion Ostrava in der Tschechischen Republik. 1788 lässt Friedrich der Große in Tarnowskie Góry die erste Dampfmaschine in Betrieb nehmen. Mit der Errichtung der Zeche „Königin Luise“ bei Aktuelle Entwicklungen Zabrze beginnt 1791 die eigentliche Industrialisie- und zukünftige Projekte rung Oberschlesiens. 1796 wird in Gliwice der ers- • Eine „Europäische Route der Industriekultur per Rad“ te Koks-Hochofen Preußens angeblasen. Mit dem wird nicht nur Verbindung mit den anderen Industrie- vorgetäuschten Überfall auf den Sender Gleiwitz regionen sein, sie soll Kern des Radwegnetzes Schle- beginnt 1939 der Zweite Weltkrieg, den die Indus- siens werden. Geplant ist der Ausbau von qualitativ trieanlagen relativ gut überstehen. Bergbau und hochwertigen Radwegen im Rahmen des Velo-Sile- Hüttenwesen sind stark verbunden bis weit in das sia-Programms und ein Gesamtangebot für Rad- und 20. Jahrhundert hinein, vor allem auch zu Zeiten Industriekultur-Liebhaber. der kommunistischen Planwirtschaft. Mit der Wen- de hin zur Marktwirtschaft werden Arbeitsplätze abgebaut. Kohle ist nach wie vor das „schwarze Gold“ Polens, die Suche nach umweltfreundlichen Lösungen ist ein Thema. Opole Inzwischen kehrt die Natur wieder an die ehe- Żarki maligen Industrieorte zurück. Wie eindrucksvoll Grünflächen und Badelandschaften inzwischen Be- Tarnowskie Góry sucherbergwerke, neue Museen und Juwele indust- Zawiercie rieller Architektur umgeben, wird auf der „Route der Blue Velo Bytom Technikdenkmäler der Woiwodschaft Schlesien“ Oder-Radweg Gliwice Dąbrowa Górnicza (geplant) Siemianowice Śląskie deutlich. Zukünftig sollen diese auch auf Radrouten Zabrze Katowice erfahrbar werden. Mysłowice Rudy Tychy Ironbridge Rybnik Krakau Cardiff Berlin Eisenhüttenstadt London Hannover Lutherstadt Wittenberg Metropole 4 Velo Ruhr Euro Brüssel Leipzig Katowice Aachen Pszczyna Prag Ostrava Luxemburg Paris Straßburg Ostrava CZ Wien 20
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