MOFAM - MOBILE MEDIEN IN DER FAMILIE - JFF - INSTITUT FÜR ...

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MOFAM - MOBILE MEDIEN IN DER FAMILIE - JFF - INSTITUT FÜR ...
MoFam –
           Mobile Medien
            in der Familie

                                                                   MoFam – Mobile Medien in der Familie
                    Digitale Medien in Kinderkrippen:
Einsatz digitaler Medien in der pädagogischen Arbeit,
Haltungen und Bedarfe des pädagogischen Personals

            Bericht zur Teilstudie „Digitale Medien und Internet
                        im Kindesalter – Fokus Kinderkrippen"
        im Rahmen von MoFam – Mobile Medien in der Familie

          Franziska Koschei, Anja Bamberger, Susanne Eggert
                                                                   A
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BERICHT
                                                                                      Digitale Medien in
                                                                                          Kinderkrippen:
                                                                              Einsatz digitaler Medien in
                                                                             der pädagogischen Arbeit,
                                                                                Haltungen und Bedarfe
                                                                          des pädagogischen Personals

                                                                                                                                      MoFam – Mobile Medien in der Familie
Gefördert durch                                                                                    Bericht zur Teilstudie
Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS).                  „Digitale Medien und Internet
                                                                                 im Kindesalter – Fokus Kinderkrippen"

                                                                                                                                      C
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INHALTSVERZEICHNIS

Zusammenfassung ........................................................................................... 01    6        Digitale Medien in den Familien aus Sicht der Fachkräfte ..........................                    35
                                                                                                                  6.1      Bedarfe der Eltern aus Sicht der Fachkräfte ............................................               35
1       Einführung ......................................................................................... 05   6.2      Digitale Medien in der Kommunikation mit den Eltern ................................                   36
1.1     Digitale Medien in der Kindertageseinrichtung ......................................... 05                6.3      Unterstützungsmöglichkeiten durch die Einrichtung ..................................                   37
1.2     Digitale Medien in der Krippe ................................................................ 07         6.4      Ansatzpunkte für eine Erziehungspartnerschaft ........................................                 37

2       Forschungsstand ................................................................................ 09       7        Unterstützungsbedarfe .........................................................................        39
                                                                                                                  7.1      Grundlagenwissen ...............................................................................       39
3       Erkenntnisinteresse und methodisches Vorgehen .....................................                  12   7.2      Praxisimpulse .....................................................................................    40
3.1     Fragestellungen ..................................................................................   13   7.3      Austausch und Vernetzung ...................................................................           40
3.2     Samplebildung ....................................................................................   13   7.4      Zusätzliche Ressourcen .......................................................................         42
3.3     Methodisches Vorgehen .......................................................................        14
                                                                                                                  8        Schlussfolgerungen ............................................................................. 43
4       Einsatz digitaler Medien im pädagogischen Krippenalltag ..........................                   17   8.1      Frühkindliche Entwicklung und Medienaneignung ..................................... 43
4.1     Größere medienpädagogische Aktivität ...................................................             17   8.2      Digitale Medien als Thema in der Krippe ................................................. 44
4.1.1   Rolle der durchführenden Fachkräfte im jeweiligen Team ...........................                   18   8.2.1    Digitale Medien im pädagogischen Krippenalltag ..................................... 44
4.1.2   Vorbereitung der medienpädagogischen Aktivität .....................................                 19   8.2.2    Digitale Medien in Familie und Krippe – Erziehungspartnerschaft .............. 46
4.1.3   Zielformulierungen und ihre Umsetzung ..................................................             20
4.1.4   Herausforderungen bei der Durchführung                                                                    9        Voraussetzungen für den Einsatz digitaler Medien in der Krippe ................. 48
        der medienpädagogischen Aktivität ........................................................           25
4.2     Bedarfsorientierte Nutzung zwischendurch ..............................................              26   Literaturverzeichnis .......................................................................................... 50

5       Haltungen des pädagogischen Personals zum Thema                                                           Anhang .......................................................................................................... 52

                                                                                                                                                                                                                                         MoFam – Mobile Medien in der Familie
        „Medienbildung in der Krippe“ ..............................................................         29
5.1     Sichtweisen auf Alter und Fähigkeiten von Krippenkindern
        in Bezug auf digitale Medien .................................................................       29
5.2     Einstellungen zu Lernprozessen und digitalen Medien ...............................                  31
5.3     Stellenwert von Medienbildung im Vergleich zu anderen
        Bildungsaufträgen in der Krippe ............................................................         33

                                                                                                                                                                                                                                         E
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ZUSAMMENFASSUNG

Ziel der Studie „MoFam – Mobile Medien in      an die Eltern weitergegeben werden, um
der Familie“ ist es, die Aneignung digitaler   diesen so eine Teilhabe am Alltagserle-
Medien und des Internets von Kindern im        ben ihrer Kinder zu ermöglichen. Nur in
Alter von null bis zehn Jahren zu verstehen,   wenigen Einrichtungen kommen digitale
die Bedeutung der Medien im Familienalltag     Medien auch in pädagogischen Zusam-
offenzulegen und Ansatzpunkte für Eltern       menhängen zum Einsatz. Um Anhaltspunkte
sowie pädagogische Fachkräfte in unter-        dafür zu erhalten, welche Potenziale digi-
schiedlichen Betreuungs- und Unterstüt-        tale Medien im pädagogischen Alltag in
zungseinrichtungen herauszuarbeiten, um        der frühen Kindheit bereithalten und worin
Kinder in ihrem Aufwachsen mit digitalen       spezifische Herausforderungen bestehen,
Medien und dem Internet gut zu beglei-         wurden in der Teilstudie mit dem Fokus
ten. Die Studie setzt sich aus mehreren        Kinderkrippen solche Einrichtungen in den

                                                                                               Zusammenfassung
Teilstudien zusammen. Mit Blick auf die        Blick genommen, die digitale Medien in ihre
Situationen der pädagogischen Fachkräfte       pädagogische Arbeit einbeziehen.
sowie deren Bedarfe wurden bisher fol-
gende Teilstudien durchgeführt:                Die Ergebnisse machen deutlich, dass
                                               digitale Medien in der pädagogischen
•   Befragung von Fachkräften der Erzie-       Auseinandersetzung mit Unter-Dreijährigen
    hungsberatung und (teil-)stationärer       kein Tabu sein müssen. Allerdings setzt
    Einrichtungen der Kinder- und Jugend-      der Umgang mit digitalen Medien voraus,
    hilfe (2015)                               dass die Kinder über bestimmte Fähigkeiten
•   Teilstudie „Mobile Medien und Internet     und Fertigkeiten im kognitiven, motorischen
    im Kindesalter – Fokus Kindertages-        sowie sozial-moralischen Bereich verfügen.

                                                                                              MoFam – Mobile Medien in der Familie
    stätten“ (2017)                            Aufgrund der individuellen Entwicklung ins-
•   Teilstudie „Digitale Medien und Internet   besondere in der frühen Kindheit, können
    im Kindesalter – Fokus Kinderkrippen“      Kinder im Umgang mit digitalen Medien an
    (Vorstudie 2018, Hauptstudie 2019)         Grenzen stoßen oder überfordert sein. Die
                                               pädagogischen Fachkräfte sind gefordert,
Der vorliegende Bericht stellt die Ergeb-      bei der Planung eines Einsatzes digita-
nisse der dritten Teilstudie, die sich mit     ler Medien für jedes Kind einzuschätzen,
den Kinderkrippen beschäftigt, vor.            inwiefern aufgrund seines individuellen
                                               Entwicklungsstandes eine Beteiligung an
Digitale Medien haben heute auch ihren         der Aktivität sinnvoll ist. Auch während der
Platz in Kinderkrippen und sind insbeson-      Durchführung der Aktivität gilt es, sensi-
dere ein wichtiges Hilfsmittel zur Doku-       bel auf die Kinder zu reagieren. Ist eine

                                                                                              01
mentation des Alltags und der Aktivitäten      Medienaktivität am Entwicklungsstand der
der einzelnen Kinder. In diesem Zusam-         Kinder orientiert, dann kann damit auch
menhang spielen vor allem digitale Foto-       das Erreichen bestimmter Entwicklungsziele
aufnahmen eine wichtige Rolle, da diese        unterstützt werden.
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Um digitale Medien kompetent im pädago-      Um eine Aktivität mit digitalen Medien gut
gischen Alltag in der Kinderkrippe einset-   vorbereiten und begleiten zu können, müs-
zen zu können, sind die pädagogischen        sen außerdem genügend personelle und
Fachkräfte einerseits auf Grundlagenwis-     zeitliche Ressourcen zur Verfügung stehen.
sen im Bereich der Entwicklung im frühen
Kindesalter angewiesen. Darüber hinaus       Schließlich bedarf es einer engen und
müssen sie aber auch verstehen, wie die      vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den
Entwicklung und Medienaneignung in den       Eltern. Die Kinder erleben den Umgang mit
ersten Lebensjahren zusammenhängen.          digitalen Medien im familiären Alltag. Die
Kinder kommen heute von Anfang an mit        Arbeit in der Kinderkrippe setzt am Alltag
digitalen Medien in Berührung. Damit         der Kinder an. Um sie von Anfang an in
diese auch sinnvoll in die pädagogische      ihrem Aufwachsen mit digitalen Medien
Arbeit in Kinderkrippen integriert werden    gut zu begleiten, müssen Erwartungen und
können, muss die Auseinandersetzung          Ängste von Eltern ernstgenommen wer-
mit der kindlichen Entwicklung und deren     den. Dies gelingt am besten, wenn sie von
Bedeutung für die frühe Medienaneignung      Anfang an über das pädagogische Konzept
fester Bestandteil der frühpädagogischen     hinsichtlich des Einsatzes digitaler Medien
Ausbildung sein.                             Bescheid wissen, regelmäßig informiert und

                                                                                            Zusammenfassung
                                             in geeigneter Weise einbezogen werden.
Neben fundierten Grundlagenkenntnissen
brauchen die pädagogischen Fachkräfte
W issen über alters- und entwicklungsge-
eignete Mediengeräte, Programme und
Apps sowie Kriterien, um diese zielgrup-
penentsprechend einsetzen zu können. Die
Studie zeigt, dass die Begleitung durch
einen Mediencouch dabei als hilfreich
erlebt wird.

                                                                                           MoFam – Mobile Medien in der Familie
                                                                                           03
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1     EINFÜHRUNG

1.1 		 DIGITALE MEDIEN in der
		KINDERTAGESEINRICHTUNG

Die Frage, ob digitale Medien im Kin-           Bayern einbezogen, deren Konzeptionen
dergarten eine Rolle spielen sollen oder        analysiert und die pädagogischen Teams
nicht, stellt sich heute so nicht mehr. Die     befragt wurden. Ziel der Studie war es, die
Verankerung digitaler Medien im Alltag von      Haltungen des pädagogischen Personals
Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter         im Hinblick auf das Thema Medienbildung
erfordert es, dass diese auch im pädagogi-      und Erziehungspartnerschaft zu eruieren
schen Alltag von Kindertageseinrichtungen       sowie herauszufinden, welche Bedeutung
ihren Platz haben. Folgerichtig ist der Bil -   der Einsatz digitaler Medien in der päd-
dungsbereich Medien in den Bildungs- und        agogischen Arbeit in den Einrichtungen

                                                                                                 1 Einführung
Erziehungsplänen der Länder für Kinderta-       hat. Folgende zentrale Ergebnisse konnten
geseinrichtungen verankert. (vgl. Lepold/       herausgearbeitet werden (vgl. Schubert et
Ullmann 2018) Wie das Bildungsziel Medi-        al. 2018a; Schubert et al. 2018b):
enkompetenz sich in den Konzeptionen
der Kindertageseinrichtungen wiederfindet       •   Digitale Medien werden in allen Ein-
und welche Rolle es im pädagogischen                richtungen eingesetzt, spielen jedoch
Alltag spielt, ist jedoch von Einrichtung           insbesondere in organisatorischen
zu Einrichtung sehr unterschiedlich und             Zusammenhängen oder zu dokumen-
hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dies           tarischen Zwecken eine Rolle. Die
zeigt die Teilstudie „Mobile Medien und             Beschäftigung mit digitalen Medien

                                                                                                MoFam – Mobile Medien in der Familie
Internet im Kindesalter – Fokus Kinderta-           im pädagogischen Alltag hat in den
geseinrichtungen“, die 2017 im Rahmen               meisten Einrichtungen einen geringen
des Projekts „MoFam – Mobile Medien                 Stellenwert. Etwa ein Drittel der Ein-
in der Familie“, seit 2015 gefördert vom            richtungen integriert digitale und mobile
Bayerischen Staatsministerium für Familie,          Medien in unterschiedlicher Intensität
Arbeit und Soziales (StMAS), durchgeführt           in den pädagogischen Alltag.
wurde, sehr deutlich (Überblick über das        •   Ausschlaggebend         dafür,    welche
Gesamtprojekt und seine Teilstudien s.              Bedeutung digitale Medien im Kinder-
Abb. S. 7).                                         garten- bzw. Hortalltag haben, sind
                                                    die Haltungen der Leitung sowie der
Im Zentrum der Teilstudie „Mobile Medien            pädagogischen Fachkräfte.
und Internet im Kindesalter – Fokus Kinder-     •   In allen Einrichtungen werden Medien

                                                                                                05
tageseinrichtungen“ standen Kindergärten,           und der Medienumgang der Kinder
in denen Kinder ab drei Jahre betreut wer-          als Bildungsbereich erkannt. Herrscht
den, sowie Grundschulhorte. In die Unter-           innerhalb des Teams eine eher kritische
suchung waren 33 Einrichtungen aus ganz             Einstellung gegenüber dem Einsatz von
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digitalen Medien in der Kindertagesein-      •   Um einen pädagogisch sinnvollen Ein-
    richtung vor, findet eine eher rezeptions-       satz digitaler Medien im Kindergartenall-                  Expertise                            Vorstudie
    orientierte und reproduktionsorientierte         tag zu gewährleisten, müssen die päd-            "Grundlagen zur Medien-                       Forschungs-
    sowie reflexive Auseinandersetzung mit           agogischen Fachkräfte entsprechend               erziehung in der Familie"                   Fortbildungs-Tag
    Medien statt.                                    qualifiziert sein. Dazu gehört insbeson-                                                    in 4 Einrichtungen
•   Für die pädagogischen Teams der Ein-             dere Wissen über die Zusammenhänge
    richtungen, die digitale Medien eher             zwischen der Entwicklung von Kindern             MoFam –            MoFam –            Teilstudie               Teilstudie             MeFo:
    handlungs- und produktionsorientiert in          und ihrer Medienaneignung, aber auch          Mobile Medien      Mobile Medien      "Mobile Medien           "Mobile Medien           Medien-
    der Arbeit mit den Kindern einsetzen, ist        Kenntnisse von und Erfahrung mit              in der Familie,    in der Familie,    und Inter net im         und Inter net im       Fortbildung
    dabei die Kindorientierung zentral. Sie          unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten          Befragung          Befragung         Kindesalter –            Kindesalter –         Fachkräfte-
    legen Wert auf die Förderung einer akti-         digitaler Medien. Ein wichtiger Faktor          von Elter n        von Fach-         Fokus Kinder-                Fokus           qualifizierungs-
    ven und kreativen Nutzung, die sie mit           ist hierbei, dass möglichst alle päd-                            kräften aus der           tages-            Kinderkrippen"           bedarf –
    einer Vielfalt an medienpädagogischen            agogischen Fachkräfte eines Teams                Gruppen-         Erziehungs-       einrichtungen"                                     Fokus
    Herangehensweisen umsetzen. Darüber              qualifiziert sind.                              erhebungen          beratung                                 Beobachtungen,       Ganztagsschule
    hinaus legen sie Wert darauf, dass sie                                                            und Paar-                             Gruppen-              Gruppenerhebun-
    selbst eine Vorbildfunktion gegenüber        An diesen Ergebnissen knüpft die Teilstudie        inter views mit      Gruppen-          erhebungen,             gen und Einze-
    den Kindern hinsichtlich des Umgangs         „Digitale Medien im Kindesalter – Fokus              53 Eltern         erhebungen       Einzelinter views         linter views in 5
    mit digitalen Geräten haben.                 Kinderkrippen“ an und richtet dabei ins-                               und Einzel-      und Konzeptions-          Einrichtungen
•   Die Bedeutung von Elternarbeit und einer     besondere den Blick auf Einrichtungen,                                inter views mit     analyse von

                                                                                                                                                                                                           1 Einführung
    Erziehungspartnerschaft wird erkannt,        die digitale Medien in die pädagogische                              35 Fachkräften     33 Einrichtungen
    ist jedoch oft nicht zufriedenstellend.      Arbeit integrieren.
    Dies hängt einerseits damit zusammen,                                                                                                   Längsschnittstudie: Familien-Medien-Monotoring
    dass Eltern die Angebote der Einrich-        Die Grafik macht deutlich, wie die Teilstu-                                                              Panelerhebungen in 20 Familien
    tungen nicht annehmen, andererseits          dien miteinander zusammenhängen.
    damit, dass die pädagogischen Fach-                                                                2015              2016            2017              2018               2019          2020
    kräfte oft ein wenig differenziertes Bild
    vom Umgang der Eltern mit Medien und
                                                                                                 Abb.: Übersicht zur Anlage der Studie „MoFam – Mobile Medien in der Familie“
    deren Medienerziehung haben.

                                                                                                                                                                                                          MoFam – Mobile Medien in der Familie
                                                                                                 1.2		 DIGITALE MEDIEN in der KRIPPE

                                                                                                 Während digitale Medien im Kindergarten                 vereinzelte Einrichtungen auf den Weg
                                                                                                 inzwischen angekommen sind und eine                     gemacht, sich mit einer möglichen Inte-
                                                                                                 Beschäftigung mit dem Thema Medien in                   gration digitaler Medien in ihre pädagogi-
                                                                                                 unterschiedlicher Weise stattfindet, steht              schen Angebote auseinanderzusetzen. Das
                                                                                                 die Diskussion mit Blick auf die Einrichtun-            Argument der Präsenz von digitalen Medien
                                                                                                 gen für die Jüngsten, die Kinderkrippen,                im familiären Alltag vom ersten Lebenstag
                                                                                                 noch am Anfang. Die vorherrschende Mei-                 an scheint hier keine Rolle zu spielen.
                                                                                                 nung, auch unter pädagogischen Fach-
                                                                                                 kräften, die einen Einsatz digitaler Medien             Die Teilstudie „Medien in Kindertagesein-

                                                                                                                                                                                                          07
                                                                                                 im pädagogischen Alltag im Kindergarten                 richtungen von Beginn an“ nähert sich
                                                                                                 befürworten, ist mit Blick auf die Krippe               dem Thema anhand von zwei aufeinander
                                                                                                 deutlich zurückhaltender und skeptischer.               aufbauenden empirischen Untersuchun-
                                                                                                 Entsprechend haben sich bisher auch nur                 gen. Um sich einen ersten Eindruck zu
MOFAM - MOBILE MEDIEN IN DER FAMILIE - JFF - INSTITUT FÜR ...
verschaffen, wurde 2018 zunächst eine         •   Anregungen zur praktischen Medien-
Vorstudie durchgeführt, an der vier Krippen       arbeit mit jungen Kindern und die
                                                                                             2     FORSCHUNGSSTAND
teilnahmen. Anknüpfend an die Ergebnisse          Möglichkeit, verschiedene Angebote
aus der Teilstudie „Kindertageseinrichtun-        selbst auszuprobieren (vgl. Einladung      Nachdem die Beschäftigung mit (digitalen)      2013). Untersuchungen, die sich mit der
gen“ wurde ein Erhebungsdesign entwi-             zum „Forschungs-Fortbildungs-Tag“ im       Medien in den ersten Lebensjahren noch         Frage nach der Verankerung von Medien-
ckelt, mit dem den Einrichtungen ein Tag          Anhang)                                    bis vor wenigen Jahren weitgehend tabu         erziehung in Krippen beschäftigen, gibt es
bestehend aus einer Forschungs- und einer                                                    war, spielt die Frage, welche Bedeutung        bisher nicht.
Fortbildungseinheit für das komplette päda-   In keiner der vier Krippen, die an den „For-   eine frühe Auseinandersetzung mit digitalen
gogische Team angeboten wurde. Zentrale       schungs-Fortbildungs-Tagen“ teilnahmen,        Medien in einer mediatisierten und digita-     Oft wird davon ausgegangen, dass es in der
Fragen der Forschungseinheit der Vorstudie    spielten digitale Medien im pädagogischen      lisierten Welt hat oder haben kann, in den     Arbeit mit Null- bis Dreijährigen noch keinen
waren:                                        Krippenalltag zuvor eine Rolle. Sie wurden     letzten Jahren zunehmend eine wichtige         Bedarf an gezielter Medienerziehung gibt
                                              zwar zu Dokumentationszwecken einge-           Rolle in der nationalen wie auch internati-    und das Thema deshalb noch keine Rolle
•   Welche Haltungen haben die Einrich-       setzt, die Kinder kamen aber nicht mit den     onalen Forschung in den Disziplinen, die       spielen sollte. Das von der Stiftung Digi-
    tung sowie die pädagogischen Fach-        Geräten in Berührung. Die praktischen          sich auf das Aufwachsen von Kindern von        tale Chancen durchgeführte Forschungs-
    kräfte zum Einsatz digitaler Medien in    Anregungen wurden jedoch sehr positiv          Anfang an konzentrieren. Ein besonderer        und Praxisprojekt „Medienerziehung im
    der Krippe?                               aufgenommen und von den Fachkräften            Fokus liegt dabei auf Kindertageseinrich-      Dialog von Kita und Familie“ setzt sich
•   W ie kann medienpädagogisches Han-        als brauchbar und bereichernd für ihre         tungen als Orte, an denen Kinder heute         mit der Frage auseinander, „wie sich die
    deln in der Krippe aussehen?              pädagogische Arbeit empfunden. Sehr            schon in den ersten Lebensjahren einen         medienerzieherische Begleitung in der

                                                                                                                                                                                             2 Forschungsstand
•   Inwiefern könnte der Einsatz digitaler    positives Feedback gab es auch auf den         großen Teil ihrer Zeit verbringen, wie auch    frühkindlichen Bildung im Dialog zwischen
    Medien mit dem pädagogischen Kon-         theoretischen Input, insbesondere mit Blick    als wichtige Orte der frühen Bildung.         pädagogischer Einrichtung und Familie ziel-
    zept der eigenen Einrichtung verknüpft    auf die Zusammenhänge zwischen kindli-                                                        führend gestalten lässt“ (vgl. Lienau/van
    werden? Welchen Raum sollen digitale      cher Entwicklung und Medienaneignung,          Die im Projekt „MoFam – Mobile Medien in       Roessel 2019, S. 17). Die Untersuchung
    Medien aus Sicht der pädagogischen        da die Fachkräfte dazu kaum bzw. keine         der Familie“ durchgeführte Studie „Mobile      hat gezeigt, dass Kindertageseinrichtungen
    Fachkräfte im pädagogischen Krippen-      Vorkenntnisse hatten.                          Medien und Internet im Kindesalter – Fokus     mit der medienpädagogischen Arbeit in der
    alltag erhalten/einnehmen?                                                               Kindertageseinrichtungen“ hat gezeigt,         Regel erst bei Kindern über drei Jahren
                                              Aufbauend auf den Erfahrungen aus der          dass die Heranführung an einen souveränen      beginnen. Die befragten Fachkräfte sind
Im Rahmen der Fortbildungseinheit erhielten   Vorstudie wurde auch die Hauptuntersu-         Umgang mit digitalen Medien bereits in         aber der Meinung, dass das Thema bereits
die Teams                                     chung konzipiert, deren Ergebnisse im          frühen Jahren nicht nur im Familienkontext     früher in den Fokus genommen werden
                                              Folgenden dargestellt werden. Vor dem          stattfinden sollte, sondern auch in der Kita   sollte, da auch Kinder unter drei Jahren

                                                                                                                                                                                            MoFam – Mobile Medien in der Familie
•   einen Input zur Medienaneignung im        Hintergrund, dass digitale Medien in Krip-     eine wesentliche Rolle spielt (Schubert et     im Alltag häufig in Kontakt mit digitalen
    Rahmen der kindlichen Entwicklung in      pen bisher so gut wie keine Rolle spielen,     al. 2018a; Schubert et al. 2018b). Der         Medien kommen. Sie halten weniger das
    den ersten Lebensjahren, zur Vorbild-     sollten in der Hauptstudie solche Einrich-     Kita kommt die Aufgabe zu, den Alltag der      Alter als die individuellen Fähigkeiten für
    funktion der Eltern sowie zur Bedeu-      tungen im Zentrum stehen, in denen digitale    jüngsten Kinder aufzugreifen. Als früheste     ausschlaggebend (vgl. ebd.).
    tung der Erziehungspartnerschaft von      Medien schon zum Einsatz kommen und die        Bildungseinrichtung und wichtiger Bezugs-
    Einrichtung und Eltern                    über entsprechende Erfahrungen verfügen.       punkt der Kinder neben dem Elternhaus          Untersuchungen wie die miniKIM-Studie
                                                                                             darf sie sich den neuen Herausforderungen,     zeigen, dass Medien bereits im Alltag der
                                                                                             die durch Medieneinflüsse entstehen, nicht     Kleinsten eine große Rolle spielen. Auch
                                                                                             entziehen (vgl. Lienau/van Roessel 2019).      wenn der Medienkonsum der Zwei- bis
                                                                                                                                            Dreijährigen insgesamt unter dem der Vier-
                                                                                             Aktuelle Studien zum Einsatz digitaler         bis Sechsjährigen liegt, nutzen bereits Kin-
                                                                                             Medien in Kindertageseinrichtungen neh-        der unter drei Jahren regelmäßig Medien,

                                                                                                                                                                                            09
                                                                                             men vermehrt Kinder ab drei Jahren in          haben Lieblingssendungen und besitzen
                                                                                             den Blick (vgl. Schubert et al. 2018a, b;      auch schon eigene Geräte (vgl. Feierabend
                                                                                             Lienau/van Roessel 2019; Friedrichs-Lie-       et al. 2015).
                                                                                             senkötter 2016; Marci-Boehncke/Weise
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Betrachtet man die altersspezifischen medi-    nur die Anzahl der betreuten Kinder steigt,   (SGB VIII, §22). Dazu gehört auch die Her-      und wird in einigen Bundesländern – wie
enbezogenen Fähigkeiten von Kindern in         sondern viele Kinder aus unterschiedlichen    anführung an einen souveränen Umgang            Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und
diesem Alter, wird zudem deutlich, dass        Kontexten besuchen immer früher eine Kita     mit digitalen Medien (Lienau/van Roessel        Rheinland-Pfalz – als besonderer Bildungs-
diese digitale Medien und alles, was damit     oder Kindertagespflege (vgl. Autorengruppe    2019). Bereits 2004 haben die Länder            bereich angesehen (vgl. ebd.).
zusammenhängt, zunächst als verstärkte         Bildungsberichterstattung 2018, S. 6). Mit    einen gemeinsamen Rahmen für die Medi-
Reizquelle wahrnehmen, aber schon im           der steigenden Anzahl jüngerer Kinder und     enbildung in Kindertageseinrichtungen for-      Der vorliegende Bericht stellt vor diesem
Alter von eineinhalb bis zwei Jahren anfan-    einer zunehmenden Heterogenität der Kin-      muliert und in ihre Bildungspläne integriert.   Hintergrund dar, wie digitale Medien in
gen, ein eigenständiges Interesse an den       der geht ein Fachkräftebedarf einher, der     Demnach ist das oberste Ziel im Umgang          der täglichen Arbeit in Krippen zum Ein-
Medien zu entwickeln (Eggert/Wagner            trotz Bemühungen bisher nicht aufgefangen     mit Medien „die Fähigkeit, Medien zweck-        satz kommen, welches Bild die Krippen-
2016). In einer Studie zum Umgang von          werden konnte. Die personelle Situation       bestimmt und kreativ zu nutzen und damit        fachkräfte von der Mediennutzung in den
zwei- bis sechsjährigen Kindern mit Apps       und damit einhergehend das Thema Qua-         eigene Werke zu erstellen“ (Lepold/Ullmann      Familien haben und welche Bedarfe sich
untersuchte Christine Feil, mit welchen Her-   litätssicherung in Tageseinrichtungen für     2018, S. 20). Das Recht auf Mediennut-          in diesem Rahmen für das pädagogische
ausforderungen die Kinder hier konfrontiert    Kinder unter drei Jahren ist seit Jahren      zung und Medienbildung ist seitdem fest in      Personal ergeben.
sind und wie sie diesen begegnen. Dabei        Thema einschlägiger Studien (vgl. Rau-        den Bildungsplänen aller Länder verankert
zeigte sich, dass auch schon Zweijährige       schenbach/Schilling 2010; Wertfein et al.
durch Beobachtung und Nachahmung die           2012).
App-Mechanismen schnell verstehen (vgl.
Feil 2016).                                    Die Kindertagesbetreuung sieht sich zuneh-

                                                                                                                                                                                           2 Forschungsstand
                                               mend einem erweiterten Bildungsanspruch
Vor dem Hintergrund, dass die Kinder im        ausgesetzt. Kinder unter drei Jahren sollen
Alltag – direkt und indirekt – regelmäßig      heute neben Sauberkeits- und Spracherzie-
mit Medien konfrontiert werden, erscheint      hung auch grundlegende Kompetenzen in
es nicht sinnvoll, Kinder unter drei Jahren    anderen Bereichen, wie beispielsweise der
von Medien fernzuhalten und den Medien-        Naturwissenschaftlichen Bildung erhalten
kontakt zu tabuisieren. Eggert und Wagner      (vgl. Reker/Spiekermann 2018). Der Frage,
(2016) empfehlen eine starke Begleitung        wie die Kinderkrippe innerhalb weniger
und Lenkung des Medienkontakts durch die       Jahrzehnte zu einem häufig als bildungs-
Eltern in dieser Lebensphase. Aber auch        relevant betrachteten Ort des Aufwachsens
die Krippe als Betreuungsinstitution, in der   wurde, widmet sich ein Forschungsprojekt

                                                                                                                                                                                          MoFam – Mobile Medien in der Familie
die Kinder oft einen großen Teil des Tages     des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Die
verbringen, darf dabei nicht ausgeklammert     dreijährige Studie, die im Mai 2020 starten
werden.                                        soll, widmet sich zum einen dem Wan-
                                               del der Einstellungen in der Bevölkerung
Zunehmend mehr Kinder im Alter unter           zu Fragen der außerfamilialen Kinderbe-
drei Jahren besuchen eine Kindertages-         treuung, zum anderen sollen im Längs-
einrichtung. In den letzten zehn Jahren        schnitt Veränderungen in Debatten über
ist hier ein Anstieg um das 1,5-fache zu       Tageseinrichtungen für Kinder unter drei
verzeichnen. Es werden kontinuierlich          Jahren analysiert werden (vgl. Deutsches
mehr Plätze und damit auch ausgebil-           Jugendinstitut 2020).
detes Personal benötigt. Grund dafür ist
neben der ansteigenden Geburtenrate            Kinderkrippen haben als bildungsrelevante

                                                                                                                                                                                          11
und hohen Zuwanderungszahlen auch,             Betreuungseinrichtungen den Auftrag, die
dass Mütter nach der Elternzeit früher         Entwicklung des Kindes zu begleiten und
und mit mehr Wochenstunden wieder in           den altersspezifischen Fähigkeiten und
den Beruf zurückkehren. Das heißt, nicht       Bedürfnissen entsprechend zu fördern
MOFAM - MOBILE MEDIEN IN DER FAMILIE - JFF - INSTITUT FÜR ...
3     ERKENNTNISINTERESSE und                                                               3.1 		 FRAGESTELLUNGEN
      METHODISCHES VORGEHEN
                                                                                            Anknüpfend an die Ergebnisse der Studie                   •   Welche Haltungen haben pädagogische
                                                                                            „Mobile Medien und Internet im Kindesalter                    Fachkräfte zum Thema „digitale Medien
Ziel der Studie ist es, W issen zur Bedeu-    durchgeführten medienpädagogischen Akti-      – Fokus Kindertageseinrichtungen“ (Schu-                      in der Krippe“?
tung digitaler Medien für Kinder zwischen     vität beforscht. Inwiefern digitale Medien    bert et al. 2018a, b) stehen in der Studie                •   W ie werden digitale Medien in den
null und drei Jahren, eine bisher nur wenig   in der pädagogischen Arbeit der Fach-         „Medien in Kindertageseinrichtungen von                       Familien aus Sicht der Fachkräfte ein-
erforschte Zielgruppe, insbesondere im        kräfte eine Rolle spielen, war außerdem       Beginn an“ Krippeneinrichtungen und damit                     gesetzt und welche Ansatzpunkte für
Kontext der Betreuungseinrichtung Krippe      in leitfadengestützten Gruppendiskussio-      die Altersgruppe der Null- bis Dreijährigen                   eine Erziehungspartnerschaft ergeben
zu erhalten. Im Zentrum stehen grundsätz-     nen mit den Krippenteams ein Thema. In        im Mittelpunkt. Das Erkenntnisinteresse der                   sich daraus?
liche Fragen zum Einsatz von Medien in        diesen Befragungen wurden ebenso die          Studie gilt folgenden Bereichen:                          •   Was sind die Bedarfe von pädagogi-
der pädagogischen Arbeit mit Kleinkindern,    Haltungen der Fachkräfte im Hinblick auf                                                                    schen Fachkräften in Krippen im Hin-
die möglichst praxisnahe Fortbildung und      das Thema „digitale Medien in der Krippe“     •    Auf welche Weise finden digitale Medien                  blick auf medienbildnerisches Arbeiten?
Begleitung der Fachkräfte sowie die Rolle     sowie ihre Unterstützungsbedarfe erhoben.          Einsatz im pädagogischen Alltag von
der Eltern beziehungsweise die Herausfor-     Auch die Möglichkeiten einer Erziehungs-           Krippen und welche Herausforderungen
derung der Elterninformation und -beratung.   partnerschaft zwischen Eltern und Krippe           ergeben sich in diesem Zusammenhang?

                                                                                                                                                                                                               3 Erkenntnisinteresse und
                                                                                                                                                                                                                methodisches Vorgehen
Auch den Unterstützungsbedarfen der päd-      aus Sicht des pädagogischen Personals
agogischen Fachkräfte gilt ein zentrales      wurden untersucht.
Interesse.                                                                                  3.2 		 SAMPLEBILDUNG
                                              Im Folgenden werden die konkreten Fra-
Um hier einen vertieften Einblick zu erhal-   gestellungen der Studie genauer erläutert.    Es wurde ein Erhebungsformat entwickelt,                  für Frühpädagogik (ifp) teil und konnten
ten, kamen verschiedene Erhebungs-            Darauf aufbauend wird die Zusammenset-        das die Einrichtung Krippe möglichst pra-                 hierdurch bereits vor Beginn der Studie
methoden zum Einsatz. So wurde der            zung des Samples beschrieben. Schließlich     xisnah in den Blick nimmt. Dies wirkte sich               durch     Fortbildungen    medienpädago-
Medieneinsatz im pädagogischen Alltag         werden die Erhebungsinstrumente und die       auch auf die Samplebildung aus. So richtete               gisch-praktisches W issen und Impulse
der Krippen unter anderem mithilfe von        Durchführung der Analyse vorgestellt, bevor   sich das Forschungsprojekt an Krippen, die                erhalten. 1 In zwei weiteren Einrichtungen
teilnehmenden Beobachtungen bei einer         ab Kap. 4 die Ergebnisse der Untersuchung     bereits digitale Medien einsetzen und sich                wurden digitale Medien bereits vor der
von den pädagogischen Fachkräften             dargestellt werden.                           intensiver mit dem Thema Medienbildung                    Untersuchung im pädagogischen Alltag
                                                                                            im Krippenalter auseinandersetzen wollten.                eingesetzt, jedoch ohne die Teilnahme an

                                                                                                                                                                                                                    MoFam – Mobile Medien in der Familie
                                                                                            Das heißt, Erfahrungen mit und der Einsatz                vergleichbaren Projekten. In einer Einrich-
                                                                                            von digitalen Medien im pädagogischen                     tung konnte das pädagogische Personal
                                                                                            Alltag waren Voraussetzungen, um an der                   vor Studienbeginn noch gar keine Erfahrung
                                                                                            Studie teilzunehmen. Vier von fünf Krippen                im Bereich Medienpädagogik in der Krippe
                                                                                            entsprachen diesen Kriterien, wenngleich                  sammeln. Dennoch wurde diese Krippe in
                                                                                            der Erfahrungsgrad bezüglich des Medien-                  das Sampling aufgenommen, da sich trotz
                                                                                            einsatzes unterschiedlich ausgeprägt war.                 erheblichem Akquiseaufwand keine fünfte
                                                                                            So nehmen zwei der Einrichtungen am                       Einrichtung fand, die den vorgegebenen
                                                                                            Modellversuch „Medienpädagogik in der                     Kriterien entsprach. Bei der zusätzlich auf-
                                                                                            Frühpädagogik stärken“ des Staatsinstituts                genommenen Krippe handelt es sich um

                                                                                                                                                                                                                    13
                                                                                            1
                                                                                                Der Modellversuch „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken“ wird von September 2018 bis
                                                                                            Dezember 2020 mit Förderung durch das StMAS durchgeführt und vom Staatsinstitut für Frühpädagogik
                                                                                            (ifp) in Kooperation mit dem Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (JFF), dem Zentrum für
                                                                                            Medienkompetenz in der Frühpädagogik (ZMF) und einer dafür installierten Arbeitsgruppe mit Fachpersonen
                                                                                            unterschiedlicher Bereiche und Disziplinen fachlich und wissenschaftlich begleitet (www.kita-digital-bayern.de).
eine Einrichtung, die plante, digitale Medien         Kinder gibt, arbeitet die dritte mittelgroße       der Erhebung sowie der Instrumente für                 Medienaffinität näher beleuchtet. Zentral
künftig in den pädagogischen Krippenalltag            Einrichtung gemäß einem offenen Konzept            die spätere Hauptuntersuchung ein. Sie                 war zudem ihre Perspektive auf das Thema
zu integrieren.                                       ohne Gruppen. In dieser Einrichtung ist            lagen zum einen bei der Entwicklung der                „digitale Medien in der Krippe“.
                                                      Platz für insgesamt 36 Krippenkinder.              Leitfragen für die Inter views zugrunde,
Insgesamt konnten drei Einrichtungen in               Zusätzlich konnte eine große Einrichtung           zum anderen waren die medienpädago-                    Diese Thematik war auch Hauptbestand-
freier und zwei in kirchlicher Trägerschaft           mit über 100 Kindern und einer Krippen-            gisch-praktischen Impulse für die Fach-                teil von Inter view II mit den Mitarbeiter*in-
für die Studie gewonnen werden. Vier der              gruppe mit Platz für 20 Kinder für die Studie      kräfte in der Vorstudie erprobt worden.                nen der Krippenteams, die nicht in die
Einrichtungen befinden sich in bayerischen            gewonnen werden. 2                                                                                        medienpädagogische Aktivität involviert
Großstädten, eine Einrichtung in einer                                                                   Die teilnehmende Beobachtung erfolgte                  waren. Im Zentrum stand ihre Perspektive
mittelgroßen bayerischen Stadt. Bei der               Insgesamt nahmen 22 Personen an der                in den Räumen der jeweiligen Einrichtung               auf folgende Schwerpunkte: Fähigkeiten
Einrichtungsgröße konnte eine heterogene              Erhebung teil. Betrachtet man die Ausbil-          und wurde jeweils von zwei Forscher*innen              von Krippenkindern in Bezug auf digitale
Verteilung erreicht werden. So nahm eine              dungshintergründe der Befragten, so waren          durchgeführt. Im Mittelpunkt stand dabei               Medien, Stellenwert von Medienbildung in
kleine Einrichtung, bestehend aus einer               neun Erzieher*innen und acht ausgebildete          die Prozessbeobachtung einer medien-                   der Krippe, Erziehungspartnerschaft und
Krippengruppe mit Platz für zwölf Kinder,             Kinderpfleger*innen in der Studie vertreten.       pädagogischen Aktivität, die von ein bis               Unterstützungsbedarfe der Fachkräfte.
an der Studie teil. Drei Einrichtungen hatten         Fünf Personen hatten ein abgeschlosse-             zwei Fachkräften der jeweiligen Einrichtung
mit 60 bis 100 Kindern eine mittlere Größe.           nes Studium, unter anderem in Sozialer             geleitet wurde. Das Forschungsteam nahm                In einem Fall gab es nur die Befragung mit
Während es in zwei dieser Einrichtungen               Arbeit, Theologie und „Health and Exercise         eine beobachtende, nicht intervenierende               den Fachkräften der Medieneinheit (Inter-

                                                                                                                                                                                                                      3 Erkenntnisinteresse und
                                                                                                                                                                                                                       methodisches Vorgehen
zwei bzw. drei Krippengruppen à zwölf                 Science“.                                          Rolle ein, deren Anspruch es war, den                  view I), eine Aufteilung in Interview I und II
                                                                                                         Ablauf der Medieneinheit möglichst nicht               war in diesem Fall nicht möglich, da das
                                                                                                         zu stören. Mithilfe eines Gedächtnispro-               Team nur aus diesen beiden Fachkräften
                                                                                                         tokolls und Fotos wurde die Beobachtung                bestand.
3.3 		 METHODISCHES VORGEHEN                                                                             festgehalten.
                                                                                                                                                                Die teilstrukturierten leitfadengestützten
Das Forschungsdesign für die Erhebung der                 Fachkräften, die die Medienaktivität           Die teilstandardisierten leitfadengestützten           Befragungen (Inter view I und II) dauerten
Teilstudie bestand aus vier verschiedenen                 realisierten, ca. drei bis acht Wochen         Befragungen (Inter view I und II) erfolgten            unterschiedlich lange, zwischen 30 und
Elementen:                                                nach der Beobachtung, um Verände-              ebenfalls in den Räumlichkeiten der Ein-               80 Minuten. Bei allen Befragungen kam
                                                          rungen im pädagogischen Alltag nach            richtungen und wurden teilweise gleich im              ein standardisierter Kurzfragebogen zum
•     Teilnehmende Beobachtung einer vom                  der Durchführung der Medieneinheit             Anschluss an die Beobachtung (in zwei                  Einsatz, durch den die wichtigsten demo-
      pädagogischen Personal durchgeführ-                 abzufragen                                     Fällen) oder mit Abstand von zwei bis acht             graphischen Daten sowie Informationen zur

                                                                                                                                                                                                                           MoFam – Mobile Medien in der Familie
      ten medienpädagogischen Aktivität, um           •   Workshop mit medienpädagogisch-prak-           Wochen (in drei Fällen) nach der Beobach-              Ausbildung und dem beruflichen Werde-
      einen Einblick in den Medieneinsatz in              tischen Impulsen für die Fachkräfte            tung durchgeführt. Interview I konzentrierte           gang der Teilnehmenden abgefragt wurden.
      den Krippen und damit zusammenhän-                                                                 sich dabei auf die Fachkräfte/die Fachkraft,           Vier von fünf pädagogischen Teams füllten
      gende Herausforderungen zu erhalten             Im Vorfeld wurde vorbereitend für die Erhe-        die bei der Konzeption und Durchfüh-                   in Inter view II zudem einen ergänzenden
•     Teilstrukturierte     leitfadengestützte        bung ein Forschungs- und Fortbildungstag           rung der medienpädagogischen Aktivität                 Fragebogen aus, aus dem ihre Erfahrungen
      Interviews mit den Fachkräften, die die         mit vier Krippeneinrichtungen durchgeführt.        maßgeblich beteiligt waren bzw. war. Im                im Bereich Medienpädagogik sowie die
      Medieneinheit durchführten (Interview I)        Diese etwa sechsstündigen Veranstaltun-            Mittelpunkt standen die anvisierten Ziele              Ausstattung der Einrichtung mit digitalen
      und mit dem Rest des pädagogischen              gen beinhalteten sowohl Diskussionsrun-            der medienpädagogischen Aktivität, die                 Medien und WLAN her vorging. 3 Störun-
      Teams (Inter view II) zur Erfassung der         den und Impulsvorträge als auch einen              Möglichkeiten zur Vorbereitung sowie die               gen sowie inhaltliche und atmosphärische
      Einstellungen der Fachkräfte zu dem             praktischen Teil, bei dem verschiedene             Herausforderungen bei der Durchführung.                Besonderheiten wurden in einem Gedächt-
      Medienprojekt und zum Thema „digitale           Methoden zur Medienarbeit mit Kindern              Zugleich wurden die Rolle der Fachkräfte/              nisprotokoll festgehalten.
      Medien in der Krippe“ generell                  ausprobiert wurden. Die Erkenntnisse aus           der Fachkraft im Team und ihre persönliche

                                                                                                                                                                                                                           15
•     Telefoninterviews (Interview III) mit den       dieser Vorstudie flossen bei der Konzeption

                                                                                                         3
                                                                                                             Fragen zur medienpädagogischen Erfahrung und der medialen Ausstattung der Einrichtungen waren beim
2
    Die Angaben wurden den jeweiligen Homepages der Einrichtungen entnommen sowie in einem Fall direkt   ersten Erhebungstermin noch Teil des Leitfadens von Interview II. Im Hinblick auf zeitliche und personelle
bei der Einrichtungsleitung abgefragt.                                                                   Ressourcen wurden diese Themenbereiche jedoch in einen standardisierten Fragebogen überführt.
Die telefonischen Nachbesprechungen            Neben der Durchführung der wissenschaft-
(Inter view III), die ca. 15 Minuten dauer-    lichen Erhebung wurde im Zuge der Stu-
                                                                                            4 		 EINSATZ DIGITALER MEDIEN im
ten, erfolgten mit einem Abstand von drei      die ein medienpädagogisch-praktischer        		 PÄDAGOGISCHEN KRIPPENALLTAG
bis acht Wochen nach der teilnehmenden         Workshop für die teilnehmenden Krippen
Beobachtung der medienpädagogischen            angeboten. Bei zwei Krippen erfolgte
                                                                                            W ie werden digitale Medien in Einrich-        der gezielte Einsatz digitaler Medien im
Aktivität. Im Zentrum der nachgelagerten,      diese Fortbildung, die ca. zwei bis drei
                                                                                            tungen für Kinder zwischen null und drei       Rahmen eines Medienprojekts betrachtet.
teilstandardisierten und leitfadengestützten   Stunden dauerte, nach der teilnehmenden
                                                                                            Jahren im pädagogischen Kontext ein-           Anschließend wird die Aufmerksamkeit auf
Erhebung standen mögliche Veränderungen        Beobachtung. Zwei pädagogische Teams
                                                                                            gesetzt? Dieser Frage widmet sich das          die bedarfsorientierte spontane Nutzung
im pädagogischen Alltag der Fachkräfte         äußerten in Vorgesprächen den Wunsch,
                                                                                            nachfolgende Kapitel. Dabei wird zunächst      im pädagogischen Alltag gerichtet.
seit der Durchführung der medienpädagogi-      bereits vor dem ersten Erhebungstermin
schen Aktivität. Auf diesem Wege wurde die     praktische Impulse zu erhalten, um eine
Nachhaltigkeit der Medieneinheit in Bezug      Medienaktivität durchzuführen, die im Zuge
auf den weiteren Einsatz digitaler Medien      der Studie beobachtet werden kann. Hier-     4.1 		 GRÖSSERE MEDIENPÄDAGOGISCHE
in der Einrichtung sowie auf die Einstellun-   durch ergeben sich mögliche Einflüsse auf
gen der Fachkräfte und Eltern abgefragt.       die beobachtete Medieneinheit, denen im
                                                                                            		AKTIVITÄT
Alle Erhebungen wurden von geschulten          Zuge der Auswertung Rechnung getragen

                                                                                                                                                                                         im pädagogischen Krippenalltag
Projektmitarbeiter*innen realisiert.           wurde. Eine Krippe nahm das Angebot des      W ie bereits in Kapitel 3.3 erläutert, wurde   eigenes Medienprojekt. Die andere Krippe

                                                                                                                                                                                            4 Einsatz digitaler Medien
                                               Workshops nicht wahr. Das pädagogische       im Zuge der Studie eine vom pädagogi-          übernahm keinen der vorgestellten Impulse.
Für die anschließende Auswertung wurden        Team fühlte sich bereits ausreichend mit     schen Personal durchgeführte medienpäda-       Vielmehr suchte sich die Fachkraft, die
die Befragungen aufgezeichnet, transkri-       Methoden für die praktische Medienarbeit     gogische Aktivität teilnehmend beobachtet.     für die Durchführung der Medienaktivi-
biert und anonymisiert und mithilfe der        mit Krippenkindern ausgestattet.             Auch wenn die Länge dieser Medienein-          tät verantwortlich war, eigenständig ein
Analysesoftware MAXQDA codiert. Auf                                                         heiten lediglich zwischen 15 Minuten und       Thema für ihr Medienprojekt. Die thema-
Basis der theoretischen Vorarbeiten wurde      Im Folgenden werden die Ergebnisse der       45 Minuten betrug, wird in Abgrenzung zur      tische Bandbreite der Medienprojekte in
deduktiv ein Codebaum entwickelt, der          einzelnen Erhebungstermine dargelegt.        bedarfsorientierten Nutzung (vgl. Kap. 4.2)    den Einrichtungen war sehr vielfältig. So
dann induktiv aus dem Material heraus          Zunächst wird der Fokus auf den Einsatz      im Folgenden von einer größeren Medien-        konnten neben einem „Foto-Suchspiel“ die
ergänzt wurde. Die codierten Aussagen          digitaler Medien im pädagogischen Krip-      aktivität gesprochen. Gemeint sind dabei       Erstellung eines „digitalen Gesangbuchs“,
wurden anschließend im Hinblick auf die        penalltag gerichtet. Anschließend findet     medienpädagogisch-praktische Einheiten,        ein „Bilderbuchkino“ sowie die Durchfüh-
Fragestellungen paraphrasiert und interpre-    eine Auseinandersetzung mit den Haltungen    für die im Unterschied zur kurzfristigen       rung einer „Greenscreen-Safari“ und eines
tiert. Analyseeinheit war dabei die Einrich-   der Fachkräfte in Bezug auf das Thema        spontanen Nutzung eine längere Vorbe-          „Emoticons-Projekts“ beobachtet werden.

                                                                                                                                                                                                MoFam – Mobile Medien in der Familie
tung. Dieser Schritt fand unter Einbezug       Medienbildung in der Krippe statt.           reitungszeit und eine Konzeption nötig sind.
sämtlicher dokumentierter Materialien statt.                                                Zwei Krippen erhielten auf Wunsch vor der      Nachfolgend stehen zunächst die Fach-
                                                                                            Durchführung der Medieneinheit einen im        kräfte, die die Medienprojekte durchgeführt
                                                                                            Rahmen der Studie angebotenen Work-            haben, im Zentrum. Das Hauptaugenmerk
                                                                                            shop, in dem sowohl theoretische als auch      liegt dabei auf der Frage, welche Rolle
                                                                                            medienpädagogisch-praktische Impulse           diese im Gesamtteam der Krippe einneh-
                                                                                            gegeben wurden. Dabei übernahm eine            men. Die Vorbereitung der Medienprojekte
                                                                                            Einrichtung eine von insgesamt drei medi-      steht anschließend im Fokus. Abschlie-
                                                                                            enpädagogischen Methoden, die in den           ßend werden die Ziele der Projekte sowie
                                                                                            Workshops vorgestellt wurden, für ihr          Herausforderungen bei der Durchführung
                                                                                                                                           genauer in den Blick genommen.

                                                                                                                                                                                                17
4.1.1 		 ROLLE der DURCHFÜHRENDEN                                                               4.1.2 		 VORBEREITUNG der MEDIEN-
			 FACHKRÄFTE im jeweiligen TEAM                                                               			 PÄDAGOGISCHEN AKTIVITÄT

Die Mehrheit der Mitarbeiter*innen, die         Auch die Aussagen eines weiteren Befrag-
                                                                                                Im Hinblick auf die untersuchten medienpä-           sich im Rahmen einer Fortbildung 4 bereits
bei den medienpädagogischen Aktivitä-           ten deuten darauf hin, dass der Teil des
                                                                                                dagogischen Aktivitäten wird im Folgenden            viel Hintergrundwissen angeeignet. Nach
ten maßgeblich beteiligt waren, empfindet       pädagogischen Teams, der nicht an der
                                                                                                der Frage nachgegangen, wie die Fach-                eigener Einschätzung hätte sie ohne diese
sich generell als hauptverantwortlich für       Durchführung des Medienprojekts betei-
                                                                                                kräfte die Vorbereitung der Medieneinheit            Informationsressource keine Idee für ein
den pädagogischen Medieneinsatz in den          ligt war, wenig Erfahrung im Umgang mit
                                                                                                realisierten. Im Zentrum steht dabei die             Medienprojekt gehabt. Es wird deutlich,
Krippen. So sieht sich etwa eine Fach-          digitalen Medien mitbringt. Da er selbst
                                                                                                Überlegung: Inwiefern sind die Vorbereitun-          dass medienpädagogisches Wissen offen-
kraft als „treibende Kraft“, wenn es um         über mehr Erfahrung verfügt, hatte er sich
                                                                                                gen für ein Medienprojekt mit dem Alltag             sichtlich eine wichtige Voraussetzung dafür
den Einsatz digitaler Medien in der Krippe      für die Durchführung des Medienprojektes
                                                                                                von Krippeneinrichtungen vereinbar?                  ist, Medienprojekte für die pädagogische
geht. Vor allem ihr persönliches Interesse      gemeldet:
                                                                                                                                                     Arbeit ohne größeren Zeitaufwand planen
am Thema Medienpädagogik ist ein Grund
                                                                                                Aus den Gesprächen mit den Fachkräf-                 und umsetzen zu können.
für ihr starkes berufliches Engagement in       „Aber da ich schon ein bisschen Erfahrung
                                                                                                ten wird deutlich, dass die Möglichkeiten
diesem Bereich. Auch eine Erzieherin aus        habe, habe ich mich halt freiwillig für die-

                                                                                                                                                                                                        im pädagogischen Krippenalltag
                                                                                                zur Vorbereitung in den Einrichtungen                In den anderen beiden Krippen konnte

                                                                                                                                                                                                           4 Einsatz digitaler Medien
einer anderen Krippe bezeichnet sich selbst     ses Projekt gemeldet. Weil ich ja schon
                                                                                                unterschiedlich ausfallen. In drei Krippen           die Vorbereitung der Medieneinheit nur
auf Nachfrage als „Medienbeauftragte in         weiß, wie ein Tablet funktioniert, was es für
                                                                                                konnten die Fachkräfte das Medienpro-                teilweise in den Alltag integriert werden.
der Einrichtung“ (Fachkraft, w, 23). Persön-    Funktionen hat und alles Drum und Dran,
                                                                                                jekt gut mit ihrer Arbeitszeit vereinbaren.          Einen Großteil der Vorbereitung realisierten
liches Interesse an digitalen Geräten spielt    habe ich gesagt: »Dann übernehme ich die
                                                                                                Die Planung erfolgte dabei innerhalb der             die Fachkräfte außerhalb ihrer Arbeitszeit.
auch bei ihr eine Rolle. Dies trifft auch auf   Arbeit für die anderen.«“ (Fachkraft, m, 24)
                                                                                                Arbeitszeit, sie erhielten Hilfestellungen von       Grund hierfür waren zum einen die fehlende
die Fachkräfte des Medienprojekts in einer
                                                                                                Kolleg*innen und Vorgesetzten. So haben              Zeit und Ruhe, um die medienpädagogische
weiteren Einrichtung zu.                        Es wird deutlich, dass die Fachkräfte, die
                                                                                                sich die beiden Fachkräfte der Medienein-            Aktivität ausreichend vorzubereiten. Eine
                                                die Medieneinheit durchgeführt haben, im
                                                                                                heit in einem Fall bei der Vorbereitung des          Fachkraft erklärte, dass sie aufgrund des
Im Hinblick auf ihre – meist älteren – Kol-     pädagogischen Team eine Art Expert*innen-
                                                                                                Angebotes sowohl mit ihren Kolleg*innen              „Alltagsstress“ in der Einrichtung einen Teil
leg*innen geben die Fachkräfte an, dass         rolle im Hinblick auf den pädagogischen
                                                                                                als auch mit der Einrichtungsleitung aus-            der Vorbereitung außerhalb der Arbeitszeit
diesen oftmals das technische Verständnis       Einsatz digitaler Medien einnehmen. Vor-
                                                                                                getauscht. Dabei hat die gesamte Vorbe-              durchführte (Fachkraft, m, 24). Sie begrün-
für die Nutzung digitaler Geräte fehle und      aussetzung hierfür sind persönliches Inte-
                                                                                                reitung ca. zwei bis drei Stunden gedauert           dete dies damit, dass sie nach der Arbeit

                                                                                                                                                                                                               MoFam – Mobile Medien in der Familie
führen das fehlende Fachwissen zum Teil         resse und ein gewisses Maß an Erfahrung
                                                                                                und konnte während der Arbeitszeit statt-            mehr Ruhe habe und sich konzentrierter mit
auf deren Alter zurück. Sie stellen fest,       im Umgang mit digitalen Medien. Hieraus
                                                                                                finden. In einem weiteren Fall gibt es ein           dem Thema auseinandersetzen könne. Dar-
dass diese eine intensivere Einführung          lässt sich schließen, dass auch künftig vor
                                                                                                festes wöchentliches Zeitfenster von zwei            über hinaus erschweren bestimmte Phasen,
bräuchten, für die jedoch die zeitlichen        allem diejenigen Fachkräfte digitale Medien
                                                                                                Stunden, das den Fachkräften zur Vorbe-              wie die Eingewöhnungszeit neuer Kinder,
Ressourcen fehlen:                              einsetzen bzw. medienpädagogische Aktivi-
                                                                                                reitung eines (medialen) Angebots zur Ver-           die Vorbereitung (medienpädagogischer)
                                                täten durchführen werden, die ein entspre-
                                                                                                fügung steht. Die Dauer der Vorbereitung             Sonderprojekte.
„[…] wir haben halt auch ältere Kollegen,       chendes Interesse und Erfahrung in Bezug
                                                                                                betrug hier lediglich eine halbe Stunde. Da
Kolleginnen. Und die kapieren es halt           auf digitale Medien mitbringen. Insgesamt
                                                                                                die Einheit nicht weniger aufwendig war              Ein weiterer Faktor, der dazu beiträgt, dass
nicht. Und wenn du halt dann zuvor eine         zeigt sich, dass die Erfahrungen mit dem
                                                                                                als in den anderen Einrichtungen, kann               sich die Vorbereitung des Medienprojekts
halbe Stunde oder eine Stunde da sitzen         pädagogischen Einsatz digitaler Medien
                                                                                                davon ausgegangen werden, dass es das                auf die Freizeit der Fachkräfte verlagert,
musst und sagen musst: ‚So funktioniert         im Team unterschiedlich ausgeprägt sind.
                                                                                                profunde Vorwissen der durchführenden                ist die Suche nach geeigneten Ideen für
es‘, geht halt von der eigenen Zeit, wo
                                                                                                Fachkraft war, das die Vorbereitung des              ein Medienprojekt mit Krippenkindern. So
man halt mit den Kindern was machen

                                                                                                                                                                                                               19
                                                                                                Medienprojekts beschleunigte. Diese hatte            ist es eine besondere Herausforderung,
kann, einfach weg. Und das ist das […]
Problem.“ (Fachkraft, w, 22)
                                                                                                4
                                                                                                    Die Einrichtung nimmt am Modellversuch „Medienpädagogik in der Frühpädagogik stärken“ des Staats-
                                                                                                instituts für Frühpädagogik (ifp) teil.
medienpädagogische Angebote für die            Es zeigt sich, dass die Durchführung einer
                                                                                               „Foto-Suchspiel“
Altersgruppe der Null- bis Dreijährigen zu     medienpädagogischen Aktivität für manche
                                                                                               •   Alter der teilnehmenden Kinder: 2 – 2,5 Jahre
finden, die den alters- und entwicklungs-      Fachkräfte zu einer zusätzlichen Belastung
                                                                                               •   Anzahl der teilnehmenden Kinder: 4
bezogenen Fähigkeiten der Kinder entspre-      führen kann, zumal sie die vorbereitenden
                                                                                               •   Länge: ca. 20 Minuten
chen. Daher verlagerte eine Fachkraft die      Schritte teilweise in ihrer Freizeit durch-
                                                                                               •   Eingesetzte digitale Medien: Tablet
Suche nach medienpädagogischen Impul-          führen müssen. Positive Einflussfakto-
sen in eine Bibliothek, wo sie schließlich     ren, die eine Vorbereitung innerhalb der
                                                                                               Ablauf: Zu Beginn übergeben die Fachkräfte zwei Kindern ein Tablet und erklären ihnen, dass sie
fündig wurde. Dies war nur außerhalb der       Arbeitszeit ermöglichen, sind zum einen
                                                                                               jetzt mit dem Tablet Fotos machen dürfen. Anschließend sollen die beiden anderen Kinder die auf
Arbeitszeit möglich.                           medienpädagogisches Vorwissen, auf das
                                                                                               den Fotos abgebildeten Orte in der Kita suchen. Die Kinder suchen abwechselnd Motive aus, die
                                               zurückgegriffen werden kann, zum ande-
                                                                                               sie gemeinsam mit der Fachkraft fotografieren. Nachdem beide Kinder mehrere Fotos im Flur, im
                                               ren Hilfestellungen durch Kolleg*innen und
                                                                                               Eingangsbereich, Bad und Schlafraum gemacht haben, geht die Fachkraft gemeinsam mit den
                                               Vorgesetzte sowie ein festes Zeitfenster
                                                                                               Kindern zurück in den Gruppenraum. Dort wird das Tablet den zwei anderen Kindern übergeben.
                                               für die Planung von Projekten.
                                                                                               Diese suchen die Gegenstände und Orte auf den Fotos in der Einrichtung. Die Kinder laufen
                                                                                               dabei abwechselnd mit dem Tablet durch die Einrichtung und suchen die Motive.

                                                                                                                                                                                                 im pädagogischen Krippenalltag
4.1.3 		 ZIELFORMULIERUNGEN und

                                                                                                                                                                                                    4 Einsatz digitaler Medien
                                                                                             Auch in einer weiteren Einrichtung nennt              „Funktionswissen“ (vgl. Schorb/Wagner
			 ihre UMSETZUNG                                                                           die Fachkraft des Medienprojekts verschie-            2013, S. 20) hinsichtlich des eingesetz-
                                                                                             dene Absichten, die sie mit ihrem Angebot             ten digitalen Mediums keine weiteren Ziele
Welche pädagogischen Ziele werden im           des pädagogischen Teams auf viele ver-        „Bilderbuchkino“ verfolgt hat, darunter               verfolgt hat. Sie führte zusammen mit vier
Vorfeld der medienpädagogischen Akti-          schiedene Ziele ab: die Verknüpfung des       beispielsweise Sprachförderung. Im Nach-              Kindern das Projekt „Emoticons“ durch.
vität von den Fachkräften formuliert und       Tablets mit dem Thema Lernen, die Unter-      hinein stellte die Erzieherin zudem fest,             Andere Fähigkeiten, die dabei hätten geför-
inwiefern können sie diese nach eigener        scheidung zwischen digitalen und realen       dass das Projekt die Fähigkeit des aufmerk-           dert werden können, wie beispielsweise
Einschätzung umsetzen?                         Gegenständen sowie die Förderung von          samen Zuhörens, das Empathievermögen                  feinmotorische oder kognitive Fähigkeiten,
                                               Merkverhalten und Feinmotorik. Hierdurch      sowie feinmotorische Fähigkeiten fördere.             wurden von dieser Fachkraft nicht genannt.
Zunächst wird deutlich, dass sich die Mit-     wird deutlich, dass die Fachkräfte über       Bei beiden Beispielen wird deutlich, dass             Ob sie sich mit den Potenzialen digitaler
arbeiter*innen im Vorfeld unterschiedlich      den pädagogischen Einsatz des Tablets         die Fachkräfte mit ihren Medienangeboten              Medien in Bezug auf Lernerfahrungen bis-
intensiv Gedanken über die pädagogischen       reflektiert und sich damit auseinander-       Bildungsziele in unterschiedlichen Berei-             her nicht auseinandergesetzt hat oder sie

                                                                                                                                                                                                        MoFam – Mobile Medien in der Familie
Ziele, die sie mit ihrem Angebot verfolgten,   gesetzt haben, welches Potenzial damit        chen verfolgten.                                      diese im Zusammenhang mit dem von ihr
gemacht haben. Beispielsweise zielte das       verknüpft ist.                                                                                      angebotenen Projekt nicht gesehen hat,
Projekt „Foto-Suchspiel“ nach Angaben                                                        Demgegenüber stellt eine Fachkraft einer              bleibt offen.
                                                                                             anderen Einrichtung fest, dass sie mit ihrem
                                                                                             Medienprojekt außer der Förderung von

                                                                                                                                                                                                        21
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