Digitale Kommunikation in Wohnungsgenossenschaften
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Impressum Herausgeber: Wohnen in Genossenschaften e.V. Goltsteinstr. 29 | 40211 Düsseldorf Tel.: 0211 16998-25 E-Mail: info@wohnen-in-genossenschaften.de Internet: www.wohnen-in-genossenschaften.de Bearbeitung: Katrin Trunec Analyse & Konzepte immo.consult GmbH Gasstraße 10 | 22761 Hamburg
4 Inhalt Inhalt 1 Vorwort 9 2 Ziele und Methodik der Studie 10 3 (Digitale) Kommunikation – Was verstehen wir darunter 11 3.1 Kommunikation als Prozess 11 3.2 Digitale und analoge Kommunikation nach Paul Watzlawick 13 3.3 Digitale Kommunikation als Kommunikationsweg 13 3.4 Information und Austausch: Auf das Ziel kommt es an 14 4 Kommunikationsbeziehungen in Wohnungsgenossenschaften 15 5 Digitalisierung und Konnektivität aus Nutzersicht 16 5.1 Nutzung von Online-Angeboten und digitaler Kommunikation 17 5.2 Digitale Kommunikationswünsche von Genossenschaftsmitgliedern 19 6 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht 22 6.1 Der Digitalisierungsindex 23 6.2 Digitale Kommunikation gekoppelt an Unternehmensbereiche 28 6.3 Digitalisierungsschub bei der Kommunikation im Unternehmen 29 6.4 Nutzungshäufigkeit digitaler Kommunikationswege mit Kund*innen ist abhängig vom Digitalisierungsgrad des Unternehmens 32 6.5 Der Austausch mit Gremien erfolgt weiterhin überwiegend analog 36 6.6 Kommunikation mittels Plattformen im Geschäftsalltag 41 6.7 In der Regel kein gezielter Einsatz digitaler Kommunikationswege 44 6.8 Digitale Kommunikationswege haben ihre Grenzen 47
5 7 Wege zu einer integrierten Unternehmenskommunikation in Genossenschaften 49 7.1 Kommunikation findet auf allen relevanten Kanälen statt 51 7.2 Kundenerlebnis an allen Kontaktpunkten gestalten 55 7.3 Datenschatz für bessere Kommunikation heben 59 7.4 Kommunikation als Teil der Unternehmenskultur weiterentwickeln 60 8 Fazit – Der Weg zur eigenen (digitalen) Kommunikationsstrategie 62 9 Literaturverzeichnis 66
6 Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Sender- und Empfängermodell 11 Abb. 2 Das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun 12 Abb. 3 Strategische Kommunikationsziele 14 Abb. 4 Kommunikationsbeziehungen von Wohnungsgenossenschaften 15 Abb. 5 Internetnutzung im ersten Quartal 2020 17 Abb. 6 Genutzte Onlineangebote 18 Abb. 7 Zufriedenheit von Mitgliedern mit der Erreichbarkeit ihrer Genossenschaft 19 Abb. 8 Erreichbarkeit von Genossenschaften während der ersten Monate der Pandemie 20 Abb. 9 Gewünschte digitale Kommunikationswege von Genossenschaftsmitgliedern 21 Abb. 10 Größenstruktur der teilnehmenden Genossenschaften 22 Abb. 11 Digitalisierungsindex 24 Abb. 12 Grad der Digitalisierung wohnungswirtschaftlicher Kernfunktionen 25 Abb. 13 In welchen der folgenden Bereiche läuft die Kommunikation in Ihrem Unternehmen bereits überwiegend digital ab? 28 Abb. 14 Corona-Pandemie macht Auseinandersetzung mit Thema notwendig 29 Abb. 15 Wo sehen Sie die Hauptaufgaben der internen Kommunikation? 30 Abb. 16 Wie häufig nutzen Sie die folgenden internen Kommunikationskanäle in Ihrem Unternehmen? 31 Abb. 17 Wo sehen Sie die Hauptaufgaben der Kommunikation mit Ihren Kund*innen? 32 Abb. 18 Wie häufig nutzen Sie die folgenden Kommunikationskanäle mit Ihren Kund*innen? 33 Abb. 19 Welche Kommunikationswege nutzen Sie im Austausch mit den Gremien? 37 Abb. 20 Digitale Kommunikation und Stakeholder 39 Abb. 21 Stärken analoger Kommunikation 44 Abb. 22 Stärken digitaler Kommunikation 45 Abb. 23 Digitalisierung der Kommunikation beschleunigt internen Informationsaustausch 46
7 Abb. 24 Auswirkungen der Digitalisierung der Kommunikation 47 Abb. 25 Hürden der digitalen Kommunikation 48 Abb. 26 Tools für digitale Zusammenarbeit und Kommunikation 52 Abb. 27 Kundenkontaktpunkte 56 Abb. 28 Mitarbeiterkontaktpunkte 56 Abb. 29 Empathiekarte 57 Abb. 30 Der Story Circle 2.0 von talkabout 58 Abb. 31 Eisbergmodell Unternehmenskultur 61 Abb. 32 Fahrplan für eine erfolgreiche (digitale) Kommunikationsstrategie 63
Vorwort 9 1 Vorwort Wohnungsgenossenschaften blicken auf eine wege, aktueller Entwicklungen im Unterneh- lange Tradition zurück, einige wurden bereits men und Kommunikationsziele zu sprechen. Ende des vorletzten Jahrhunderts gegründet. Darüber hinaus zeigen wir auf, welche Mög- Kommunikationswege, die in der Gründungs- lichkeiten der digitalen Kommunikation heute zeit dieser langjährig bestehenden Wohnungs- existieren, und ordnen diese ein. genossenschaften zur Verfügung standen, wie das direkte Gespräch, Kommunikation mittels Die vorliegende Studie bietet so eine umfas- Briefen und später das Telefon, existieren bis sende Bestandsaufnahme des Status quo der heute. Inzwischen bereichern zahlreiche neue digitalen Kommunikation in Wohnungsgenos- und vor allem digitale Medien die Kommunika- senschaften und zeigt perspektivisch Entwick- tion von Wohnungsgenossenschaften mit un- lungen auf. terschiedlichen Stakeholdern. Wir danken allen, die sich an der Online-Befra- Doch was ist das Besondere an genossen- gung beteiligt und als Gesprächspartner*in für schaftlicher Kommunikation? Gibt es über- die Expertengespräche zur Verfügung gestellt haupt Unterschiede zu den anderen Woh- haben. Im Sinne der Studie freuen wir uns, nungsunternehmen? Dieser Frage spüren wir auch zukünftig mit Ihnen in den Dialog zu tre- in der vorliegenden Studie nach. Dabei wird es ten, ob digital oder analog. auch darum gehen, die Bedeutung der Corona- Pandemie für die aktuelle Entwicklung einzu- ordnen. Nicht zuletzt wurde durch Covid-19 im März 2020 der älteste und bedeutendste Kommunikationsweg quasi von heute auf mor- Franz-Bernd Große-Wilde Vorstandsvorsitzender des Vereins gen unterbrochen – das persönliche Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Wir haben Genossenschaften eingeladen, mit uns in den Dialog zu treten, um über ihre Erfah- Alexander Rychter rungen im Bereich digitaler Kommunikations- Verbandsdirektor VdW
10 Ziele und Methodik der Studie 2 Ziele und Methodik der Studie Die Studie digitale Kommunikation in Genos- Ausgangspunkt war eine Online-Umfrage bei senschaften wurde von Wohnen in Genos- den Mitgliedsunternehmen des VdW Rhein- senschaften e.V. in Auftrag gegeben und land Westfalen und Wohnen in Genossen- wird vom VdW Rheinland Westfalen unter- schaften e.V. von Juni bis Oktober 2020, die stützt. wesentliche Ergebnisse zu Umgang, Einsatz und Nutzen der digitalen Kommunikation in Ziel ist es, Antworten auf u. a. folgende Fra- Genossenschaften liefert. gen zu erhalten: Insgesamt wurden rund 350 Wohnungsge- • Welche Bedeutung haben E-Mail, nossenschaften per E-Mail angeschrieben Messenger-Dienste und Web-Plattformen und zur Online-Umfrage eingeladen. Von 55 für Wohnungsgenossenschaften heute? Wohnungsunternehmen (16 %) haben wir eine Rückmeldung erhalten. • Wie werden sie im Unternehmen selbst und im Kontakt mit den Mitgliedern ein- In einem weiteren Schritt wurden 10 Ex- gesetzt? perteninterviews mit Vertreter*innen von Wohnungsgenossenschaften durchgeführt. • Welche Möglichkeiten werden in der Die leitfadengestützten, telefonischen Inter- Kommunikation mit externen Partnern views fanden im Zeitraum September bis und Dienstleistern genutzt? Dezember 2020 statt. Die Ergebnisse der Gespräche wurden protokolliert und „Best- • Werden Vorteile neuer Kommunikations- Practice-Beispiele“ werden in dieser Studie mittel erkannt und genutzt? vorgestellt. • Wie bewerten Wohnungsgenossenschaf- Zu Beginn definieren wir den Begriff Kommu- ten die neuen Möglichkeiten? nikation und ziehen zudem Ergebnisse an- derer Studien zum Thema Nutzung digitaler • Welche Kontaktwege präferieren die Kommunikation heran, die in einer umfang- Mitglieder? reichen Desktop-Recherche gesammelt wur- den. Die Verbreitung digitaler Kommunika- • Wie können Genossenschaften den tion in unterschiedlichen Lebensbereichen unterschiedlichen Erwartungshaltungen bildet eine wichtige Basis für die Einordnung ihrer Mitglieder im Hinblick auf moderne der Ergebnisse der Online-Umfrage und der Kommunikation gerecht werden? Experteninterviews. Aus den Antworten werden Hinweise auf den Abschließend ordnen wir die digitale Kom- aktuellen Grad der Digitalisierung genos- munikation im Rahmen der digitalen Trans- senschaftlicher Kommunikation, aber auch formation ein und geben Hinweise für die etwaige Besonderheiten genossenschaftli- Ableitung einer eigenen Kommunikations- cher Kommunikationswege abgeleitet. strategie.
(Digitale) Kommunikation – Was verstehen wir darunter? 11 3 (Digitale) Kommunikation – Was verstehen wir darunter? Kommunikation ist das Übertragen oder der festgelegte Ziele und Inhalte gibt, etwa für Austausch von Informationen mittels Sprache den Internetauftritt, das Handwerkerportal, und Zeichen. Gemäß dem ersten Axiom der eine App oder die Mitgliederzeitung, funktio- Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick niert der Austausch innerhalb der Organisati- „Man kann nicht nicht kommunizieren“ 1 findet on, mit Geschäftspartnern oder Gremien häu- Kommunikation geplant oder ungeplant ein- fig intuitiv geprägt durch Unternehmenskultur fach statt. Während es für einzelne Kommu- und Erfahrungen, die mit unterschiedlichen nikationswege von Wohnungsunternehmen Kommunikationswegen gesammelt wurden. 3.1 Kommunikation als Prozess Prozessual betrachtet ist Kommunikation der Störfaktoren können zum einen technisch be- Austausch von Signalen zwischen Sender dingt sein, wie eine fehlende Internetverbin- und Empfänger, die eine Reaktion des Emp- dung, zum anderen liegen sie im Sender oder fängers hervorrufen. Dazu werden die Sig- Empfänger selbst begründet. nale vom Sender verschlüsselt und müssen vom Empfänger entschlüsselt werden. Diese Übertragung läuft nicht immer störungsfrei. Abb. 1 | Sender- und Empfängermodell Elemente der Kommunikation Störung Signal verpacken entschlüsseln Sender Empfänger Reaktion Quelle: eigene Darstellung nach Shannon und Weaver 1 https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
12 (Digitale) Kommunikation – Was verstehen wir darunter? Hierfür liefert Schulz von Thun verschiedene Störungen der Kommunikation entstehen da- Erklärungsansätze2. Eine gesendete Nach- durch, dass die vom Sender ausgehende In- richt enthält vier simultane Botschaften, die tention hinter den vier Botschaften vom Emp- vom Empfänger mit vier unterschiedlichen fänger anders wahrgenommen wird. Etwa Ohren empfangen werden: „Die Teeküche ist ganz schön unordentlich“ kann entweder als Feststellung oder als Auf- • Selbstoffenbarung forderung, diese endlich aufzuräumen, aufge- • Sachinhalt fasst werden. • Beziehung • Appell Abb. 2 | Das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun Das Kommunikationsquadrat Sachinhalt Worüber informiere ich? Selbstoffenbarung Was zeige ich von mir Was sollst du tun? Appell selbst? Sender Nachricht Empfänger Beziehung In welchem Verhältnis stehen wir zueinander? Quelle: eigene Darstellung nach Prof. Dr. Schulz von Thun 2 https://www.schulz-von-thun.de/die-modelle/das-kommunikationsquadrat
13 3.2 Digitale und analoge Kommunikation nach Paul Watzlawick Paul Watzlawick setzt in seinem Kommunika- auf dem Gebiet der Beziehungen einer Se- tionsmodell auf Dynamik und Interaktivität. Er mantik. Die analoge Kommunikation verfügt benennt insgesamt 5 Grundregeln (Axiome) über ein solches semantisches Potenzial auf der menschlichen Kommunikation: dem Gebiet der Beziehungen, entbehrt aber einer Syntax, die eine eindeutige Definition 1. Man kann nicht nicht kommunizieren. der Natur von Beziehungen leisten könnte.“ 3 2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- D.h., im Rahmen digitaler Kommunikation und einen Beziehungsaspekt. werden mittels Schrift, Sprache oder Symbo- len Inhalte vermittelt, ähnlich der Sachebene 3. Kommunikation ist immer Ursache und bei Schulz von Thun. Die Beziehungsebene, Wirkung. also Mimik, Gestik oder Tonfall, wird hingegen mittels analoger Kommunikation übermittelt. 4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten. Gemäß dieser Definition wäre ein Schreiben per Post eine ebenso digitale Kommunikation 5. Kommunikation ist symmetrisch wie eine E-Mail. Ein Videoanruf kombiniert di- oder komplementär. gitale und analoge Kommunikation ähnlich ei- nem persönlichen Gespräch, wenn auch nicht Das 4. Axiom beschreibt demnach analoge auf allen Ebenen. und digitale Kommunikation wie folgt: „Die digitale Kommunikation verfügt über eine komplexe und logische Syntax, entbehrt aber 3.3 Digitale Kommunikation als Kommunikationsweg Im Zuge der anhaltenden Digitalisierung ha- Begriff im Sinne dieses technischen Kon- ben wir in Bezug auf die digitale Kommu- textes verwenden. Jedoch lohnt es sich, nikation in der Regel ein rein technisches bei der Beurteilung der Vor- und Nachteile Verständnis. Digitale Kommunikation wird unterschiedlicher Kommunikationswege für in diesem Kontext definiert als Kommunika- die eigene Kommunikationsstrategie die tion über digitale Kanäle wie z. B. E-Mail, Kommunikationsmodelle von Schulz von Messenger, Apps oder Chatbots. Thun und Paul Watzlawick im Hinterkopf zu behalten. Im weiteren Verlauf werden wir, wenn wir von digitaler Kommunikation sprechen, den 3 https://www.paulwatzlawick.de/axiome.html
14 (Digitale) Kommunikation – Was verstehen wir darunter? 3.4 Information und Austausch: Auf das Ziel kommt es an Die letzten Monate haben gezeigt, dass den. In der konkreten Anwendung zeigen Menschen ein großes Bedürfnis haben, zu sich so auch Möglichkeiten und Grenzen kommunizieren, und daher die Bereitschaft, unterschiedlicher Kommunikationswege für neue Kommunikationswege zu beschreiten, die Erreichung von Kommunikationszielen. hoch ist. Die rasante Zunahme der Kommu- In der folgenden Grafik sind unterschiedli- nikation über digitale Kommunikationswege che Kommunikationsziele aufgeführt, die ist das Ergebnis. Das, was vor der Corona- wir vor allem im Rahmen der Online-Befra- Pandemie als vorsichtiges Ausprobieren gung der Genossenschaften näher beleuch- neuer Wege begann, ist nun Alltag gewor- tet haben. Abb. 3 | Strategische Kommunikationsziele Kognitive Ziele Affektive Ziele Konative Ziele • Wahrnehmung • Vertrauen • Handlungen • Aufmerksamkeit • Einstellung auslösen • Bekanntheit • Emotionalisierung • Wissen • Image • Interesse wecken • vertieftes Interesse Quelle: eigene Darstellung nach Tiersch 2020 Umso wichtiger ist es, die Erreichbarkeit von können Sie vor allem in Kapitel 7 nachlesen. Kommunikationszielen durch die Nutzung Allgemein zum Thema Digitalisierung und di- einzelner Kommunikationswege zu prüfen gitale Strategie empfehlen wir die vom GdW und die digitale Kommunikation als Teil der herausgegebenen Studien Wohntrends 2035 gesamten (Digital-)Strategie eines Unterneh- und Unternehmenstrends 2030 sowie als mens mitzudenken. Wie das geschehen kann, Praxishilfe den Leitfaden „Digitale Agenda“.
Kommunikationsbeziehungen in Wohnungsgenossenschaften 15 4 Kommunikationsbeziehungen in Wohnungsgenossenschaften Bevor wir uns dem aktuellen Stand der digi- Kommunikation mit dem Mitglied ist somit talen Kommunikation von Wohnungsgenos- eigentlich der internen Unternehmenskommu- senschaften widmen, gilt es zu klären, ob nikation zuzuordnen, wird in der Regel jedoch Wohnungsgenossenschaften generell anders als externe Kommunikation verstanden. kommunizieren als andere Wohnungsunter- nehmen oder Vermieter*innen. Die Vertreter*innen, als Mitglieder mit be- sonderen Aufgaben, können in ihrer Funktion Genossenschaften weisen durch ihre demo- eindeutiger der internen Unternehmenskom- kratische Struktur Besonderheiten auf. So munikation zugeordnet werden. In Form der gibt es neben der klassischen Kommunika- Vertreterversammlung zeigt sich diese be- tionsbeziehung Mieter*in und Vermieter*in sondere Kommunikationsebene innerhalb von noch eine weitere Dimension: die des Mit- Wohnungsgenossenschaften im Vergleich zu glieds, also des Miteigentümers bzw. der anderen Wohnungsunternehmen nochmals Miteigentümerin der Genossenschaft. Die deutlich. Abb. 4 | Kommunikationsbeziehungen von Wohnungsgenossenschaften Unternehmenskommunikation intern Mieter*innen extern Mitarbeiter*innen Interessentinnen Führungskräfte und Interessenten Öffentlichkeit Vorstand Behörden Aufsichtsrat Geschäftspartner*innen Vertreter*innen Vereine Politik Mitglieder Quelle: eigene Darstellung
16 Digitalisierung und Konnektivität aus Nutzersicht Ein weiteres bestimmendes Wesen von Woh- nehmen. Vor dem Hintergrund der Kommuni- nungsgenossenschaften ist das nicht gewinn- kation ist mit diesen genossenschaftlichen orientierte Verhalten. Dadurch sind Wohnungs- Prinzipien eine andere Wertvorstellung verbun- genossenschaften im Allgemeinen weniger den, die auch die Kommunikationsstrukturen effizienzgetrieben als andere Wohnungsunter- und das Kommunikationsverhalten beeinflusst. 5 Digitalisierung und Konnektivität aus Nutzersicht Digitale Vernetzung ist aus der Gesellschaft Die Vernetzung hat auch Auswirkungen auf nicht mehr wegzudenken und Unternehmen die Wettbewerbssituation. Branchenfremden stehen vor der Herausforderung, Kundener- Unternehmen ermöglicht die Technologie lebnisse im Geschäftskontext zu etablieren, einen leichteren Markteintritt. Die Herausbil- die bereits in der privaten Nutzung möglich dung neuer Anbieter-Konsumenten-Verhält- sind. Mobilfunkgeräte oder Tablets als Mas- nisse kann beobachtet werden. Daneben sengüter haben die Kommunikation und den erfahren Plattformen mit gesteigertem Kun- Datenaustausch in den letzten Jahren stark dennutzen einen Bedeutungszuwachs und verändert und machen diese zeit- und ortsun- haben das Potenzial, die Wettbewerbsland- abhängig. Nutzungen und Anwendungen ent- karte zu verändern. wickeln sich weiter und der Austausch über Netzwerke und soziale Medien hat sich fest Die Verfügbarkeit von Informationen und etabliert. Daten verbessert die Markttransparenz und bringt gut informierte und kritische- Datenverfügbarkeit und Kommunikation in re Kund*innen hervor. Der Wunsch nach Echtzeit beschleunigen Transaktionen und Beteiligung und Mitgestaltung erstarkt. verändern Erwartungen der Konsumentin- Konsument*innen werden in ihrem Verhalten nen und Konsumenten an Schnelligkeit und vielschichtiger. Dabei gilt es, nicht nur die Reaktionsgeschwindigkeiten. Auch die An- jungen Zielgruppen zu beobachten. Gerade forderungen an unternehmerische Entschei- Best Ager – sprich Menschen, die jetzt ins dungsgeschwindigkeiten werden davon be- Rentenalter einsteigen – haben die Digitali- einflusst. sierung selbst vorangetrieben und gestaltet.
17 5.1 Nutzung von Online-Angeboten und digitaler Kommunikation 92 % aller Deutschen nutzen das Internet ler Haushalte ab 65 Jahren, die das Internet und sind somit über digitale Kommunikati- im ersten Quartal 2020 genutzt haben, ha- onswege erreichbar. In der Altersgruppe ab ben dies täglich oder nahezu täglich getan. 65 Jahren sind es laut Statistischem Bundes- Die Internetnutzung steigt zudem mit dem amt 62 %. Differenziert man die Gruppe der Bildungsgrad an. Während unter den Perso- älteren Haushalte jedoch weiter aus, wie in nen mit einem niedrigen Bildungsstand nur der Studie D21-Digital-Index4, liegt der Anteil 64 % online sind, sind es bei Personen mit der Internetnutzer*innen in der Altersgruppe mittlerer Bildung 92 % und bei solchen mit 60 bis 69 Jahren bei 81 %, in der Gruppe 70 hoher Bildung 97 %. Jahre und älter bei 52 %. Wenn das Internet von älteren Haushalten genutzt wird, dann nicht ganz so intensiv wie in jüngeren Altersgruppen. Immerhin 76 % al- Abb. 5 | Internetnutzung im ersten Quartal 2020 Internetnutzung von Personen 2020 nach Altersgruppen in % Insgesamt = 92 10 - 15 99 16 - 24 100 25 - 44 100 45 - 64 97 65 und älter 69 Quelle: Private Haushalte in der Informationsgesellschaft (IKT) © Statistisches Bundesamt (Destatis), 2021 4 https://initiatived21.de/d21index/
18 Digitalisierung und Konnektivität aus Nutzersicht Wichtigster Anlass, das Internet zu nutzen, ist und Online-Kommunikation (70 %). Für die Be- 22 für 82 % DIGITAL-INDEX der Bevölkerung die Informationsbe- NUTZUNGSVERHALTEN stellung von Dienstleistungen nutzen derzeit schaffung, gefolgt von Onlineshopping (71 %) bereits 58 % der Onliner*innen das Internet. 22 DIGITAL-INDEX NUTZUNGSVERHALTEN Nutzungshäufigkeit einzelner Dienste und Anwendungen Abb. 6 | Genutzte Online-Angebote Nutzungshäufigkeit einzelner Dienste und Anwendungen BITTE GEBEN SIE AN, OB BZW. WIE HÄUFIG SIE DIE FOLGENDEN ANWENDUNGEN NUTZEN. Ein oder mehrmals pro Woche 6 5 BITTE GEBEN SIE AN, OB BZW. WIE HÄUFIG SIE DIE FOLGENDEN ANWENDUNGEN NUTZEN. 4Sprachsteuerung oder Ein oder mehrmals pro Monat 7 Sprachassistenten Einoder odermehrmals mehrmals 22 % wie z. B. Apple Siri, Amazon Ein propro Halbjahr Woche 6 5 Alexa, Google 4 Sprachsteuerung oder Assistant, Seltener Ein oder mehrmals pro Monat 9 78 7 Microsoft Cortana Sprachassistenten Nieoder Ein / Keine Angabe mehrmals pro Halbjahr 22 % wie z. B. Apple Siri, Amazon 14–29 Jahre: 38 % 29 Alexa, Google Assistant, Seltener 9 78 Microsoft Cortana 30–49 Jahre: 21 % 5 Mobiles Bezahlen Nie / Keine Angabe 50–64 Jahre: 8 % 71 % 10 14–29 29 Online-Shopping, über das Smartphone 65+Jahre: 383%% Jahre: 33 30–49 Jahre: 21 % d. h. Waren im 5 8 wie z. B. mit Apple Pay 71Internet % Mobiles Bezahlen oder Google Pay 50–64 Jahre: 8 % kaufen 1029 % 6 Smartphone über das 65+ Jahre: 3 % 16 Online-Shopping, d. h. Waren im 33 8 wie z. B. mit Apple Pay 11Internet 44 % kaufen 2971 % 6 oder Google Pay 11 16 On-Demand- oder 44 %Streaming- 12 11 18 71 56 On- Dienste Demand- wie z. B. 18 11 oderSpotify, Netflix,12 Streaming- 18 55 % 56 Dienste 7 45 Online Bezahlen 23 Amazon wie z.Prime B. 18 3 Spotify, Netflix, 2 82 % 55 %wie z. B. per PayPal, 79 In Suchmaschinen 45 Online Bezahlen 23 Amazon Prime 3 paydirekt, Bitcoins 2 82 % Inhalten und nach wie z. B. per PayPal, 9 In Suchmaschinen Informationen suchen paydirekt, Bitcoins nach Inhalten und 55 12 8 Gesundheits- oder 5 Informationen suchen 22 55 129 8 7 Fitnessanwen Gesundheits- oderdungen 5 nutzen wiedungen z. B. Schritte 22 9 7 7 Fitnessanwen 27 % zählen nutzen wie oder Blutzucker- z. B. Schritte 73 27 % 7 werte zählen messen oder Blutzucker- Frauen: 15 % 73 werte messen 21 Hohe Bildung: 43 % Frauen: 15 % 21 Hohe Bildung: 43 % 17 40 60 % 17 40 60Office-Programme, % 30 Office-Programme, 4 43 % 30 also Textverarbeitung, 4 43 % Computerspiele10 10 70 % also Textverarbeitung, 15 Computerspiele 70 % Tabellenkalkulation oder 16 15 spielen oder Instant-Messaging- Tabellenkalkulation oder auch 16 Präsentationen 58 % 58 % 5757 spielen oder Spiele- Apps 5 5 Instant-Messaging- Dienste wie auch Präsentationen z. B. WhatsApp, Dienstleistungen Dienstleistungen Spiele- Apps Dienste wie z. B. WhatsApp, Threema, Telegram onlineoder online bestellen bestellen oder Threema, Telegram 11 11 3 3 8 8 wiebuchen buchen wie z. B. Reisen, z. B. Reisen, 15 15 Lieferservice für Essen, 4 4 Lieferservice für Essen, 19 19 Carsharing,Carsharing, Hand- Hand- 7 7 56 56 42 42 werker werker 4 6 4 6 77 9 9 20 12 12 20 Zusammenarbeit Zusammenarbeit 36 % 7 mit anderen über Frauen: 2 % 36 %17 41 % mit anderen über 7Anwendungen wie Frauen: 2 %64 Männer: 7 % 64 Lernangebote übers 17 Lernangebote übers 59 41 % Anwendungen wie Männer: 7 % Internet wie z. B. Online-Kurse, 59 z. B. Google Docs, z. B. Google Docs, Webinare, Internet Lernvideos wie z. B. Online-Kurse, 15 Microsoft OneDrive 43 Webinare, Lernvideos 15 Microsoft OneDrive 44 434 4 15 % 15 % Smart-Home-Anwendungen 85 wie z. B.Smart-Home- Anwendungen Licht- oder Heizungs- Grafik herunterladen 85 steuerungwieper App z. B. Licht- oder Heizungs- Hier klicken und downloaden steuerung per App Grafik herunterladen Hier klicken Basis: Personen ab 14und downloaden Jahren (n = 2.019); Angaben in Prozent Basis: Personen ab 14 Jahren (n = 2.019); Angaben in Prozent D21-Digital-Index 2019/2020, eine Studie der Initiative D21, durchgeführt von Kantar, ist lizenziert unter einer Creative Commens Namensnennung 4.0 International Lizenz.
19 5.2 Digitale Kommunikationswünsche von Genossenschaftsmitgliedern Analyse & Konzepte erhebt alle zwei Jah- Genossenschaftsmitglieder sind mit der Er- re den Servicemonitor Wohnen. In dieser reichbarkeit ihrer Vermieter*in im Vergleich Studie analysieren wir auch die Wünsche zu anderen Mieter*innen am zufriedensten. und Erwartungen, die Mieter*innen und Hinsichtlich der digitalen Kommunikations- Mitglieder an die Kommunikation mit ihren wege Internet und E-Mail sind die Mitglieder Vermieter*innen stellen. sogar besonders zufrieden. Abb. 7 | Zufriedenheit von Mitgliedern mit der Erreichbarkeit ihrer Genossenschaft vollkommen zufrieden sehr zufrieden zufrieden weniger zufrieden unzufrieden persönliche Erreichbarkeit 39 24 29 7 1 telefonische Erreichbarkeit 40 28 29 3 Erreichbarkeit per Internet und E-Mail 44 31 23 11 0 20 40 60 80 100 Angaben in % www.analyse-konzepte.de Zu Beginn der Corona-Pandemie ist es ei- die bei Genossenschaften leben, war der An- nigen Wohnungsgenossenschaften jedoch teil derjenigen, die angaben, „Ich kann meine nicht gelungen, die gute Erreichbarkeit ins- Ansprechpartner*in in dieser Zeit schlechter besondere einzelner Ansprechpartner*innen erreichen“ mit 26 % am höchsten. aufrechtzuerhalten. Unter den Mieter*innen,
20 Digitalisierung und Konnektivität aus Nutzersicht Abb. 8 | Erreichbarkeit von Genossenschaften während der ersten Monate der Corona-Pandemie 26 % 3% 71 % Nein, die Erreichbarkeit meiner Ansprechpartner*innen ist wie immer. Ich kann meine*n Vermieter*in nun besser erreichen. Ich erreiche die Ansprechpartner*innen in dieser Zeit schlechter. www.analyse-konzepte.de Insgesamt ist das Interesse der Mitglieder, eines Kundenportals ist mit 37 % ebenfalls auf digitalen Wegen mit der Genossenschaft hoch und auch die Kommunikation via Mes- in Kontakt zu treten, hoch. E-Mails werden senger-Diensten erscheint kundenseitig eine dabei von 57 % der Befragten am meisten wirkliche Option zu sein. geschätzt. Das Interesse an der Nutzung
21 Abb. 9 | Gewünschte digitale Kommunikationswege von Genossenschaftsmitgliedern E-Mail 57 % Online-Kundenportal 37 % Messenger (z.B. Whatsapp, Threema) 22 % Mieter-App 19 % Videotelefonie 5% Chatbot 4% Keine davon 16 % www.analyse-konzepte.de
22 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht 6 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht Wie steht es aktuell um die digitale Kommu- falen sind, im Rahmen einer Onlinebefragung nikation in Wohnungsgenossenschaften? Wel- gestellt. che Kommunikationswege werden genutzt? Was zeichnet die Kommunikation mit unter- Geantwortet haben 55 Unternehmen. Gut die schiedlichen Stakeholdern aus? Hälfte der Unternehmen, die sich beteiligt haben, verfügen über weniger als 2.000 Diese Fragen haben wir Wohnungsgenossen- Wohnungen, 29 % haben 2.000 Wohnungen schaften, die Mitglied in Wohnen in Genossen- und mehr, die restlichen 16 % haben keine An- schaften e.V. bzw. im VdW Rheinland West- gaben zu ihrem Bestand gemacht. Abb. 10 | Größenstruktur der teilnehmenden Genossenschaften 29 % 25 % 16 % 13 % 5% 7% 4% unter 1.000 1.000 bis 2.000 bis 3.000 bis 4.000 bis 5.000 und Keine 1.999 2.999 3.999 4.999 mehr Angabe Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de Im Folgenden sind die Ergebnisse der Online- für unterschiedliche digitale Tools und Kom- Befragung ausführlich dargestellt. Dazwi- munikationswege von Genossenschaften, mit schen finden Sie beispielhafte Anwendungen denen wir Expertengespräche geführt haben.
23 6.1 Der Digitalisierungsindex Die Nutzung digitaler Kommunikation ist in Tei- indexes ist, desto digitaler ist ein Unterneh- len Folge der fortschreitenden Digitalisierung men. In den Digitalisierungsindex fließen die von Prozessen. Darüber hinaus besteht die Werte von rund 200 Wohnungsunternehmen Vermutung, dass es einen Zusammenhang in Deutschland ein. zwischen Digitalisierungsfortschritt und stär- kerer Nutzung digitaler Kommunikationswege Vergleicht man den Digitalisierungsindex gibt. Dieser Zusammenhang sollte ebenfalls 2018 mit aktuellen Werten aus dem Jahr im Rahmen der Befragung überprüft werden. 2020, so ist die Digitalisierung der Woh- nungswirtschaft im Durchschnitt kaum vor- Analyse & Konzepte hat einen Digitalisie- angeschritten. Der digitale Reifegrad liegt im rungsindex5 für die Wohnungswirtschaft ent- Durchschnitt zwischen 2,6 und 2,7 und ist wickelt, der den digitalen Reifegrad eines somit in der Branche immer noch gering. In- Unternehmens bestimmt. Dieser wurde unter nerhalb der Wohnungswirtschaft wird jedoch anderem bei der im Jahr 2018 für den GdW die Schere zwischen stärker digitalisierten durchgeführten Gremienbefragung erhoben und weniger digitalisierten Unternehmen im- und diente auch in dieser Studie zur Bestim- mer größer. mung des Digitalisierungsgrads der befrag- ten Wohnungsgenossenschaften. Betrachtet man nur die Wohnungsgenossen- schaften, zeichnet sich diese Entwicklung hin- Der digitale Reifegrad wird auf einer Skala gegen nicht ab. Die Genossenschaften, die von 0 bis 15 abgebildet, wobei 0 für nicht sich aktuell an der Onlinebefragung beteiligt digitalisiert und 15 für einen sehr hohen Di- haben, verfügen über einen vergleichbaren gitalisierungsgrad des Unternehmens steht. digitalen Reifegrad wie die im Jahr 2018 be- D. h., je höher der Wert des Digitalisierungs- fragten. 5 Mithilfe eines Quick-Checks können Sie kostenlos den Digitalisierungsindex für Ihr Unternehmen ermitteln: https://www.analyse-konzepte.de/2020/02/25/zahl-des-monats-digitale-reife/
24 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht Abb. 11 | Digitalisierungsindex Durchschnitt 15 12 9 6 3 2,6 2,7 2,7 2,8 0 Online-Mitgliederbefragung A&K Digitalisierungsindex GdW Gremienbefragung GdW Gremienbefragung 2020 2020 2018 2018 Genossenschaften gesamt Quelle: Analyse & Konzepte Digitalisierungsindex www.analyse-konzepte.de Weiterhin sind nur in sehr wenigen Unterneh- mehr als jeder zweiten Genossenschaft be- men einzelne Kernfunktionen bereits heute reits (sehr) hoch digitalisiert. Auf Platz zwei hoch oder sogar sehr hoch digitalisiert, al- und drei folgen die interne Kommunikation len voran nach wie vor der Bereich Rech- sowie Unternehmensführung und Berichts- nungswesen und Controlling. Dieser ist in wesen.
25 Abb. 12 | Grad der Digitalisierung wohnungswirtschaftlicher Kernfunktionen Inwieweit sind die folgenden wohnungswirtschaftlichen Kernfunktionen in Ihrem Unternehmen bereits heute digitalisiert? sehr hoch hoch teils/teils gering keine keine Angabe Rechnungswesen und Controlling 15 40 29 13 4 interne Kommunikation 11 29 40 11 5 4 Unternehmensführung und Berichtswesen 4 36 45 7 44 Instandhaltung 7 27 40 18 44 Marketing 2 31 36 15 13 4 Finanzierung 2 29 33 24 7 5 Sanierung und Modernisierung 7 22 38 25 44 Vermietung 7 20 51 15 44 Planung und Neubau 4 20 33 35 4 5 Personalwesen 2 15 51 20 9 4 Kundenservice 4 5 69 15 44 Mitgliederkommunikation 7 65 18 5 4 0 20 40 60 80 100 Angaben in % Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de Mit dem Digitalisierungsgrad steigt in den vielen PropTechs gibt es aber auch bran- Unternehmen häufig auch die Anzahl ein- chenneutrale Lösungen, die vielfach zum gesetzter Module und Systeme. Die Anbie- Einsatz kommen. Im Folgenden werden da- terlandschaft für wohnungswirtschaftliche her zum einen die digitale Mieterakte von Softwarelösungen hat sich dabei in den OPTIMAL SYSTEMS und zum anderen die letzten Jahren deutlich ausdifferenziert. Ne- digitale Mieterakte von WODIS Sigma vor- ben den großen etablierten Anbietern und gestellt.
26 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht Enterprise-Content-Management Baugenossenschaft Niedernberg eG 1.762 Wohnungen, 15 Mitarbeiter*innen Roll-out: 01.02.2021 Zielgruppe: Mitarbeiter*innen der BGN Nutzer*innen/Anwender*innen: Mitarbeiter*innen der BGN Plattform/Tool: enaio® von OPTIMAL SYSTEMS Unterstützt durch: OPTIMAL SYSTEMS Was ist das Ziel auch im Hinblick auf digitale Kommunikation? Auch die Wohnungswirtschaft muss sich „erneuern“. Es geht nicht nur darum, analoge Informationen in digitale Form umzuwandeln. Auch Arbeitsprozesse und Organisation sind davon betroffen und müssen neu gedacht werden. Kontaktbeschränkungen, Homeoffice und Lockdown haben deutlich gemacht, wie wichtig es ist, immer und von überall auf Mieterdaten zugreifen zu können. Warum haben Sie sich für die Lösung entschieden? Zwar verfügt die Wohnungswirtschaft über etablierte ERP-Systeme, in denen inzwischen auch ECM- Module platziert sind. Der Wunsch nach einem System, das nicht nur das reine Kerngeschäft in digitaler Form abbilden kann, sondern auch in Zukunft Innovation und Gestaltungspielraum bietet, war hier ein treibender Faktor. Daher hat sich unser Blick über den „ERP-Horizont“ hinaus auch auf andere Systeme von anderen Herstellern gerichtet. In einem Auswahlverfahren wurde mit enaio® von OPTIMAL SYSTEMS ein überzeugendes Produkt angeboten, das nun im Pilotprojekt in Form einer digitalen Mieterakte zum Einsatz kommt. Wie gut hat die Einführung geklappt? Was ist zu beachten? Da wir uns erst kurz vor der Produktivsetzung befinden, bezieht sich unsere Erfahrung natürlich nur auf die bisherige Projektarbeit. Natürlich kommt es allgemein in Projekten immer wieder zu Höhen und vor allem auch Tiefen. Wenn man sich jedoch auf eine stets offene und ehrliche Kommunikation unter den Beteiligten verständigt und sie achtet, können alle Hürden gemeistert werden. Dies sind jedenfalls unsere positivsten Erfahrungen im bisherigen Projektverlauf mit der Fa. Optimal Systems. Wir sind aber vom bisherigen Ergebnis sehr überzeugt und glauben, auch für unsere Folgeprojekte einen starken und innovativen Partner gefunden zu haben.
27 Digitale Mieterakte Baugenossenschaft dhu eG 4.200 Wohnungen, 41 Mitarbeiter*innen Roll-out: 2020 Zielgruppe: Unternehmen intern Nutzer*innen/Anwender*innen: alle Mitarbeitenden Plattform/Tool: WODIS SIGMA „Archiv kompakt“ Unterstützt durch: Die Einführung wurde durch WODIS-Mitarbeitende unterstützt. Warum haben Sie sich für die Lösung entschieden? Die dhu hat bereits 2019 mit der Einführung des digitalen Archivs von WODIS Sigma begonnen. Wir haben uns aus Kompatibilitätsgründen für ein Produkt aus der Familie des vorhandenen ERP-Systems entschieden. Wie gut hat die Einführung geklappt? Was ist zu beachten? Wichtig für die erfolgreiche Einführung war, dass die eigentliche Archivstruktur mit den jeweiligen Arbeitsbereichen abgestimmt wurde. Darüber hinaus dienen Schulungen und auch Nachschulungen dazu, nicht nur das System beherrschen zu lernen, sondern auch den Gewinn für die eigene Arbeit zu vermitteln. Notwendige Anpassungen können durch eigene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der IT in der Regel schnell umgesetzt werden, was zusätzliche Vorteile bietet. Welche Erfahrungen mit der Lösung haben Sie bereits gesammelt? Die digitale Mieterakte hat durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Notwendigkeit zum Homeoffice einen deutlichen Nutzenzuwachs für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfah- ren. In den letzten Monaten wurde deutlich, was gut funktioniert und an welchen Stellen noch Anpassungsbedarf besteht. Die Mehrwerte, die das System für die eigene Arbeit und die Zusam- menarbeit im Unternehmen bietet, wurden jetzt erst so richtig deutlich und führten dadurch auch zu einer veränderten Haltung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegenüber dem Thema Digitali- sierung. Man achtet nun noch stärker darauf, wie Dokumente archiviert und abgelegt werden. Im Zuge dessen wurden noch vorhandene Akten zudem professionell digitalisiert und das Archiv so vervollständigt.
28 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht 6.2 Digitale Kommunikation gekoppelt an Unternehmensbereiche Getrieben durch Online-Vermietungsplattfor- Im Austausch mit den Bestandskunden läuft men und das Verhalten bei der Suche nach insbesondere der Instandhaltungsprozess Wohnungen von Mieter*innen erfolgen der bei 42 % der Genossenschaften überwie- Vermietungsprozess und die Neukunden- gend digital ab. Alle anderen Bereiche sind ansprache bei den meisten Unternehmen kaum digitalisiert. schon überwiegend digital. Abb. 13 | In welchen der folgenden Bereiche läuft die Kommunikation in Ihrem Unternehmen bereits überwiegend digital ab? Neukundenansprache 49 % Kommunikation innerhalb der Gremien 47 % laufende Instandhaltung 42 % Interessentenbetreuung 36 % Neuvermietung 33 % Beschwerden 24 % andere Anfragen 22 % Kündigung 11 % Mitgliederinformation 5% Nachbarschaftsangebote 2% Vertreterwahl 2% Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de Die Corona-Pandemie hat jedoch dazu ge- antreiben. Befassten sich vor der Pandemie führt, dass sich Wohnungsgenossenschaf- nur 7 % der Genossenschaften mindestens 5 ten heute deutlich intensiver mit dem Thema Stunden pro Woche mit den Möglichkeiten di- auseinandersetzen und dieses schneller vor- gitaler Kommunikation, sind es aktuell 15 %.
29 Abb. 14 | Corona-Pandemie macht die Auseinandersetzung mit dem Thema digitale Kommunikation notwendig Wie viel Zeit in der Woche investieren Sie, Ihr Wissen und die Fähigkeit Ihres Unternehmens zum Thema digitale Kommunikation auszubauen? seit Beginn der Coronakrise davor 33 % 29 % 22 % 24 % 22 % 18 % 18 % 11 % 11 % 7% 4% 2% mehr als 1 5 Stunden bis 2 bis 5 1 bis 2 weniger als 1 Ich investiere keine Angabe Tag 1 Tag Stunden Stunden Stunde keine Zeit Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de 6.3 Digitalisierungsschub bei der Kommunikation im Unternehmen Die Corona-Pandemie hat im März 2020 dazu lagert werden. Dabei gelten die Information geführt, dass nahezu von heute auf morgen von Mitarbeiter*innen und das Abstimmen die gewohnte Zusammenarbeit im Unterneh- von Prozessen als wichtigste Aufgaben inter- men sowie die persönlichen Austauschforma- ner Kommunikation. te eingestellt werden mussten. In kürzester Zeit hat sich in vielen Unternehmen eine neue Geringere Bedeutung haben aus Sicht der und häufig digitalere Art der Zusammenarbeit Genossenschaften weiche Faktoren, wie die über die Distanz entwickelt. Verbesserung des Betriebsklimas, Hilfestel- lungen, Integration und Vernetzung. Viele der Hauptaufgaben der internen Kom- munikation mussten nun auf neue Kanäle ver-
30 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht Abb. 15 | Wo sehen Sie die Hauptaufgaben der internen Kommunikation? sehr wichtig wichtig teils/teils weniger wichtig sehr unwichtig keine Angabe Information der Mitarbeiter*innen 58 33 5 4 Prozesse optimieren, Arbeitsabläufe aufeinander abstimmen 42 51 4 4 Motivation der Mitarbeiter*innen 36 47 11 5 Vernetzung 29 36 20 5 9 Hilfestellungen 25 38 22 5 9 Problemlösungen 25 56 11 2 5 Entscheidungshilfen schaffen 25 55 15 5 Betriebsklima verbessern 24 42 24 5 5 Wir-Gefühl/Identifikation 20 60 16 4 Integration 18 51 20 4 7 0 20 40 60 80 100 Angaben in % Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de E-Mails stellen den wichtigsten internen Kom- Neben E-Mails ist auch die Häufigkeit von munikationskanal dar, gefolgt von persönli- persönlichen Gesprächen mit Kolleg*innen chen Gesprächen und internen Telefonaten. und Vorgesetzten sowie die interne Telefonie Videokonferenzen und Chats werden nur von gänzlich unabhängig vom Grad der Digitali- 15 % der Wohnungsgenossenschaften (sehr) sierung im Unternehmen. D. h., diese Kanäle häufig genutzt. werden derzeit nicht durch digitale Wege sub- stituiert, sondern haben weiterhin eine sehr Es zeigt sich, dass die Genossenschaften, hohe Bedeutung bei der internen Kommuni- die bereits heute über einen hohen Digitali- kation. sierungsgrad verfügen, auch im Bereich der digitalen Kommunikationswege breiter aufge- Entsprechend häufig geben die Genossen- stellt sind und diese intensiver nutzen. Ausge- schaften auch an, dass es der persönliche nommen davon ist die Häufigkeit der Kommu- Kontaktweg wäre, den sie am ehesten seit nikation per E-Mail. dem Beginn der Corona-Pandemie vermissen:
31 „Persönliche Gespräche, weil die persönli- „Persönliche Gespräche: Der direkte persön- che Kommunikation m. E. nicht durch andere liche Austausch insbesondere von komplexen Kommunikationswege ersetzt werden kann. Themen ist unersetzlich und ist nicht annä- Telefonate oder auch Videochats können hernd gleichzusetzen mit digitalen Kommuni- nicht das gesamte Spektrum der Körperspra- kationskanälen.“ che wiedergeben und Kommunikationspro- zesse dadurch fehlschlagen.“ „Persönliche Kontakte, da es in der der Ge- nossenschaft wirklich um Menschen geht und „Persönliche Gespräche, weil Wohnungsge- sich vieles leichter und direkter klären lässt.“ nossenschaften vom sozialen Miteinander leben.“ Abb. 16 | Wie häufig nutzen Sie die folgenden internen Kommunikationskanäle in Ihrem Unternehmen? sehr häufig häufig teilweise selten nie keine Angabe E-Mail 55 38 4 4 persönliche Gespräche mit Kolleg*innen 53 31 24 7 4 interne Telefonate 44 35 7 7 4 4 persönliche Gespräche mit Vorgesetzten 29 45 11 2 9 4 Intranet 4 16 22 11 35 13 Chats 4 11 11 20 44 11 Schwarzes Brett 2 7 9 11 56 15 digitaler Newsletter 7 18 18 44 13 Videokonferenzen 15 25 24 31 5 Workshops/Seminare 11 44 20 20 5 0 20 40 60 80 100 Angaben in % Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de Die Antworten aus den Unternehmen zei- menskommunikation findet langsam jedoch gen, dass digitale und analoge Techniken ein Umdenken hin zu einer integrierten weiterhin als Gegensätze wahrgenommen Sicht auf unterschiedliche Technologien und werden. Hinsichtlich der internen Unterneh- Wege statt.
32 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht 6.4 Nutzungshäufigkeit digitaler Kommunikationswege mit Kund*innen ist abhängig vom Digitalisierungsgrad des Unternehmens Auch im Austausch mit den Kund*innen sehen Beziehungsebene. Werbung und soziale Ver- die Unternehmen eher die technische Funktion netzung werden vor diesem Hintergrund nur der Kommunikation hinsichtlich Erreichbarkeit von sehr wenigen Unternehmen als sehr wich- und Informationsaustausch und weniger die tige Kommunikationsaufgabe verstanden. Abb. 17 | Wo sehen Sie die Hauptaufgaben der Kommunikation mit Ihren Kund*innen? sehr wichtig wichtig teils/teils weniger wichtig sehr unwichtig keine Angabe Erreichbarkeit 64 33 4 sicherstellen Informationen von den 53 40 4 4 Kunden erhalten Informationen 53 42 24 weitergeben Problemlösung 38 49 9 4 Image prägen 25 51 15 5 4 Hilfestellung 16 44 31 5 4 Werbung 7 18 45 16 9 4 soziale Vernetzung 5 35 25 24 5 5 0 20 40 60 80 100 Angaben in % Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de In Bezug auf die Kommunikation mit den Mit- die Kommunikation mit den Kund*innen keine gliedern überwiegen ebenfalls die klassischen Bedeutung. Kommunikationswege wie Telefon, E-Mail und das persönliche Gespräch. Mieter-App und Die Nutzungshäufigkeit digitaler Kommunika- Kundenportal haben eine weit geringere Be- tionswege nach außen ist ebenso wie die in- deutung als im Servicemonitor Wohnen von terne abhängig vom Grad der Digitalisierung Mitgliedern gewünscht. des jeweiligen Unternehmens. Wie auch bei der internen Kommunikation stehen persön- Nur 15 % bzw. 9 % der Genossenschaften ge- liche Kontakte, Telefonate und E-Mails in kei- ben an, dass sie diese Kanäle häufig mit den nerlei Abhängigkeit zum allgemeinen Digita- Kund*innen nutzen. Messenger, Videokonfe- lisierungsgrad oder zum Grad der digitalen renzen, Chatbots und Blogs haben derzeit für Kommunikation einer Genossenschaft.
33 Abb. 18 | Wie häufig nutzen Sie die folgenden Kommunikationskanäle mit Ihren Kund*innen? sehr häufig häufig manchmal selten nie keine Angabe Telefonate 65 29 2 4 E-Mail 38 55 4 4 persönliche Gespräche 38 47 9 2 4 Aushang (print) 11 42 31 7 4 5 Mitgliederzeitung (print) 9 40 9 7 31 4 Website 9 35 33 13 5 5 Flyer 2 13 38 18 24 5 Mieter-App 15 76 9 soziale Medien 9 4 11 67 7 Kundenportal 9 4 75 13 Newsletter 2 15 15 62 7 Messenger 2 7 7 75 9 Videokonferenzen 2 7 18 69 4 digitales Schwarzes Brett 22 87 9 Blogs 22 4 85 7 Chatbot 7 85 7 0 20 40 60 80 100 Angaben in % Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de Die folgenden beiden Beispiele zeigen deut- gekoppelt an eine bestimmte Unternehmens- lich, dass die Unternehmensgröße hinsicht- größe, sondern erfolgen in Abhängigkeit von lich einer bestimmten Digitalisierungsstrate- Kommunikationszielen und der individuellen gie keine Rolle spielt. Ein Social-Media-Auftritt Unternehmensstrategie. oder der Roll-out einer Mieter-App sind nicht
34 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht Social Media WohnBau Westmünsterland eG 1.720 Wohnungen, 32 Mitarbeiter*innen Roll-out: 2011 Zielgruppe: Instagram: junge Leute bis 30 Jahre / Facebook: ältere Leute ab 30 Jahren Nutzer*innen/Anwender*innen: s. o. Plattform/Tool: Instagram, Facebook Was ist das Ziel der Lösung auch im Hinblick auf digitale Kommunikation? Ziel der Social-Media-Auftritte ist neben der Bekanntheitssteigerung vor allem die Anwerbung von Auszubildenden und allgemein die bessere Erreichbarkeit jüngerer Menschen. Facebook und Instagram werden aber auch genutzt, um insgesamt einen engeren Kontakt zu den Mieter*innen zu halten. Es gibt Postings über geänderte Öffnungszeiten, aber auch zu Neuerun- gen wie dem digitalen Interessentenmanagement. Die Möglichkeit, Videos bei Instagram einzustellen (IGTV), wird ebenfalls genutzt, um wohnungsspezifische Fragestellungen wie zum Beispiel das richti- ge Lüften zu erläutern. Neben diesen sehr stark kundenzentrierten Inhalten wird auf den Kanälen aber auch die Entwicklung des Unternehmens insgesamt dargestellt, etwa durch die Vorstellung von Neubauprojekten. Wie gut hat die Einführung geklappt? Was ist zu beachten? Der Start auf den beiden Kanälen verlief problemlos. Im Vorfeld hat man eine Themensammlung er- stellt, was auf welche Plattform gepostet werden soll. Dabei galt es zu berücksichtigen, dass mittels Instagram vor allem Menschen bis 30 Jahren und über Facebook die ab 30 Jahren erreicht werden sollen. Zu den einzelnen Themen wurden vorab Fotos und Posts vorbereitet, um genügend Inhalte für die ersten Wochen zur Verfügung zu haben. Mit mehreren Posts sollte das Profil schnell gefüllt werden. Inzwischen wird die Instagram-Präsenz wöchentlich, der Facebook-Account in niedrigerer Frequenz mit Inhalten gefüllt. Dabei helfen Postingpläne, die laufend aktualisiert und mit Ideen gefüllt werden. Welche Erfahrungen mit der Lösung haben Sie bereits gesammelt? Insgesamt hat man durchweg positive Erfahrungen gesammelt. Die Followerzahl steigt stetig, es gibt kaum bis keine negativen Reaktionen auf die Beiträge. Insgesamt werden die Posts positiv kommen- tiert. Zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität wurde eine Ausbildungskampagne auf Instagram ge- startet, die Ausschnitte aus der Ausbildung zeigt. Es gibt erste Azubis, die sich auf diese Kampagne hin bei uns beworben haben.
35 Mieter-App die Voerder-Baugenossenschaft Ennepetal-Voerde eG 1.350 Wohnungen, 13 Mitarbeiter*innen Roll-out: Juni 2015 Zielgruppe: Alle Mieter*innen Nutzer/Anwender: ca. 200 Mieter*innen Plattform/Tool: App Unterstützt durch: Fa. Atino, Bochum Warum haben Sie sich für die Lösung entschieden? Man hat sich für die Lösung entschieden, da keine eigene App-Entwicklung erforderlich war, sondern man auf ein bewährtes Produkt aufsetzen konnte, für das es bereits Referenzkund*innen in der Woh- nungswirtschaft gab. Was ist das Ziel der Lösung auch im Hinblick auf digitale Kommunikation? Ziel der App ist es, einen zusätzlichen modernen Kommunikationskanal zur Verfügung zu stellen und so jüngere Zielgruppen zu erreichen, die sich nicht auf dem klassischen Wege „Mieterzei- tung“, „Hausaushang“ oder „Zeitungsanzeige“ informieren. Darüber hinaus ermöglicht die App eine schnellere Kommunikation unabhängig von Öffnungszeiten, Sprechstunden oder Erreichbarkeit der Mitarbeiter*innen. Das Unternehmen kann zudem einfache Meldungen an ganze Mietergruppen, z. B. eine Hausgemeinschaft oder ein Quartier, senden. Insgesamt trägt die Mieter-App zur Imageverbes- serung bei. Durch die App wirkt die Voerder modern, darüber hinaus ermöglicht die Plattform auch, gezielt Inhalte zu präsentieren. Wie gut hat die Einführung geklappt? Was ist zu beachten? Die App mit den anfänglichen Funktionen Schadensmeldung, (Handwerker-)Terminerinnerung, Not- dienstliste, Ansprechpartner*innen im Unternehmen mit direkter Kontaktaufnahmemöglichkeit, Nachrichten der Verwaltung an Mieter*innen und umgekehrt wurde relativ schnell bei den jüngeren Mieter*innen akzeptiert. Später hat man die App auch um den Vermietungsbereich – sprich das Veröffentlichen von Wohnungsangeboten – erweitert. Wichtig für die Steigerung der Nutzungszahlen ist darüber hinaus das aktive Bewerben z. B. bei Mietvertragsschluss oder mit Beilegern in Briefen, QR-Code-Aufklebern etc. Welche Erfahrungen mit der Lösung haben Sie bereits gesammelt? Grundsätzlich ist man von der Lösung überzeugt, da das Ziel „zusätzlicher Kommunikationskanal“ und „zeitgemäßes Image“ gut erreicht wurde. Auch Wohnungsangebote wurden wahrgenommen. Mit zunehmender Akzeptanz nutzten Mieter*innen gerne Abendstunden oder das Wochenende zur Kommunikation und erwarten häufig am nächsten Morgen bereits eine Rückmeldung oder sogar den Handwerker vor der Tür. Diese Erwartungshaltung kann aufgrund der Verwaltungsabläufe nicht immer erfüllt werden. Eigene Inhalte zu generieren, war hingegen schwierig, da die Mitarbeiter*innen darin eher Mehraufwand als Nutzen sahen; letztlich blieb es Führungsaufgabe. 2019 wurde die App durch
36 Status quo der digitalen Kommunikation aus Unternehmenssicht einen Wettbewerber übernommen und der Support Ende 2020 eingestellt. Die App ist in den Stores nicht nun mehr verfügbar. Damit entfällt künftig der Nutzen und die Voerder muss eine neue Lösung implementieren. Wir hoffen, dass die bisherigen Nutzer*innen „umsteigen“, haben aber wieder den Einführungsaufwand. Seit dem 19. Februar 2021 ist die neue App in den Appstores verfügbar. 6.5 Der Austausch mit Gremien erfolgt weiterhin überwiegend analog Die Gremienarbeit der Genossenschaften er- „Die Kommunikation über E-Mail, da wichtige folgt auf unterschiedlichen Wegen, wobei der Unterlagen und Daten schnell übermittelt wer- analoge Austausch weiterhin den digitalen do- den können und zur Prüfung vorliegen.“ miniert. Auf Vorstandsebene ist der digitale Austausch am weitesten fortgeschritten. Im „E-Mail für den schnellen asynchronen Aus- Bereich der Vertreter*innen überwiegen klar tausch von Text, Bild und Datei.“ analoge Kommunikationsformen. Bei genau- er Nachfrage, welche digitalen Möglichkeiten „E-Mail und Videokonferenzen.“ der Kommunikation die Unternehmen für be- sonders geeignet halten, wird jedoch auch hier digital häufig gleichgesetzt mit dem Kon- takt per E-Mail:
37 Abb. 19 | Welche Kommunikationswege nutzen Sie im Austausch mit den Gremien? digital teils/teils analog keine Angabe Austausch innerhalb 16 60 20 4 des Vorstands Kommunikation zwischen Vorstand und 11 73 13 4 Aufsichtsrat Kommunikation zwischen Vorstand und 2 53 24 22 Vertreterinnen und Vertretern 0 20 40 60 80 100 Angaben in % Quelle: Wohnen in Genossenschaften e.V./ VdW Rheinland Westfalen Mitgliederbefragung 2020 www.analyse-konzepte.de Das Festhalten an analogen Formaten zeig- offiziellen Agenda. Vor diesem Hintergrund te sich besonders bei der Durchführung von haben die meisten Genossenschaften auch Vertreterversammlungen. Vertreterversamm- 2020 angestrebt – mit Hygienekonzept und lungen haben neben der satzungsgemäßen Abstand in großen Räumen – das Format bis- Aufgabe, Beschlüsse zu fassen und den Vor- heriger Veranstaltungen unter den gegebenen stand zu entlasten, auch eine wichtige Funkti- Rahmenbedingungen stattfinden zu lassen. on als Plattform für den Austausch zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Vertreter*innen. Nur eine der 55 Genossenschaften, die an Dieser Austausch erfolgt sowohl in Form ei- der Befragung teilgenommen haben, hat ein nes Dialoges während der Versammlung als digitales Veranstaltungsformat gewählt und auch als informeller Austausch am Rande der damit sehr gute Erfahrungen gesammelt.
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