Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse

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Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
Themenbericht                                           2017

      Energie für die Zukunft
                 Highlights aus drei Jahren Forschung
                an den Swiss Competence Centers for
                       Energy Research (SCCER)
Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
Editorial

                      Forschung mit Weitsicht .......................................... 3

                      Die acht SCCER auf einen Blick................................ 4

                      Die SCCER in Kürze ........................................... 6–39

                      Die SCCER-Landschaft in der Schweiz.................. 22                        Im Rahmen des Aktionsplans «Koordinierte Energie­
                                                                                                      forschung Schweiz» steuern die Kommission für Tech­
                                                                                                      nologie und Innovation (KTI) und der Schweizerische
                      Ausblick.................................................................. 40   ­Nationalfonds (SNF) acht interuniversitär vernetzte
                                                                                                       ­Kompetenzzentren. Ich freue mich, dass diese Swiss
                                                                                                        Competence Centers for Energy Research (SCCER) in
                      Zahlen und Namen ................................................ 42              der ersten Förderperiode 2013– 2016 fast alle geplanten
                                                                                                        Ziele und Meilensteine erreicht oder zum Teil sogar
                                                                                                        übertroffen haben. So hat die Mehrheit der SCCER bei­
                                                                                                        spielsweise deutlich mehr Eigenmittel eingebracht als
                                                                                                        geplant. Und der Kapazitätsaufbau verlief so erfolgreich,
                                                                                                        dass die SCCER rund 230 Vollzeitstellen mehr geschaffen
                                                                                                        ­haben als vorgesehen.

                                                                                                      Den SCCER ist es gelungen, sich schweizweit zu vernetzen.
                                                                                                      War die Energieforschung vorher von einem Neben­
                                                                                                      einander geprägt, ist es heute ein Miteinander. Statt in
                                                                                                      ­einem Konkurrenzdenken zu verharren, sprechen die
                                                                                                       Forschenden von ETHs, Universitäten, Fachhochschulen
                                                                                                       und Forschungsinstitutionen heute auf Augenhöhe mit­
                                                                                                       einander. Dieser produktive Austausch führt zu Synergien
                                                                                                       und spart Ressourcen, was unter dem Strich den Bei­
                                                                                                       trag der Forschung zum Umbau des Schweizer Energie­
                                                                                                       systems erhöht.

                                                                                                      Mit dieser Publikation verschaffen wir Interessierten einen
                                                                                                      kompakten Überblick über die erste Förderperiode der
                      Impressum                                                                       SCCER. In der zweiten Periode 2017– 2020 wollen wir
                                                                                                      die Erfolge ausbauen, die Vernetzung der SCCER unter­
                      Herausgeberin: Kommission für
                                                                                                      einander mit Joint Activities weiter fördern und den
08.17 1000 405943/1

                      ­Technologie und Innovation KTI;
                                                                                                      ­Wissens- und Technologietransfer verstärken. Zum Wohl
                       © KTI, August 2017. Konzept,
                       Gestaltung und Redaktion:
                                                                                                       der Schweiz.
                       Weissgrund, Zürich. F­ otografie:
                       ­Alessandro Della Bella, Zürich.
                        Illustration: Christoph Frei, Bern.
                        Bezug: media@kti.admin.ch.                                                    Walter Steinlin, Präsident KTI
Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

       Forschung mit Weitsicht

Die Schweiz steht vor einem tiefgreifenden und sukzes­               In der ersten Förderperiode von 2013 bis 2016 standen
siven Umbau des Energiesystems. Dabei soll die Energiefor­           ­dafür 71,5 Millionen Franken zur Verfügung. Ein sieben­
schung nach dem Willen des Bundesrats die Entwicklung                 köpfiges S­ teuerungskomitee begleitet die Ausführung
und den Einsatz innovativer Technologien fördern und mit              des Auftrages durch die SCCER. Inhaltlich werden sie von
Effizienz und Substitution einen wesentlichen Beitrag zur             ­einem inter­national zusammengesetzten Evaluations-
neuen Energiestrategie leisten. Im Rahmen des Aktions­                 panel unterstützt, das aus 21 Fachexpertinnen und -ex-
planes «Koordinierte Energieforschung Schweiz» haben                  perten und 10 Mit­gliedern der Kerngruppe besteht
die KTI und der SNF den Auftrag erhalten, interuniversitär           und einmal jährlich die 8 SCCER evaluiert. Jeweils 5 Mit­
vernetzte Forschungskompetenzzentren aufzubauen und                   glieder des P­ anels b
                                                                                           ­ esuchen zusammen mit Vertreterinnen
zu steuern.                                                          und Ver­tretern der KTI s­ owie des Bundesamts für Energie
                                                                     jedes ­SCCER ­einen Tag lang. Das Gesamtprogramm der
Acht Swiss Competence Centers for Energy Research                    SCCER wird in jeder ­Förderperiode einmal einer Wirkungs­
­(SCCER) in sieben Aktionsfeldern suchen Lösungen für                analyse durch Externe unterzogen. Das Steuerungs-
 die tech­nischen, gesellschaftlichen und politischen Heraus­        komitee macht klare Vorgaben dazu und nimmt danach
 forderungen der Energiewende. Forschende und Unter­                 Empfehlungen entgegen.
 nehmen finden hier das gesamte aktuelle Spektrum der
 Energie-­Innovationskette – von Grundlagenforschung                 Die SCCER sind seit 2014 operativ. Jedes SCCER wird von
 über anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung                einem Leading House mit einem ­zugehörigen Head geführt.
 bis zu den gesetzlichen, regulatorischen und Verhaltens-­           Die strategische Führung ­obliegt einem Board, zentrales
 Aspekten. Die SCCER stellen Forschungsinfrastruktur und             Führungsinstrument ist die jeweilige Innovation Roadmap:
 Netzwerk-Möglichkeiten mit den wichtigsten Expertinnen              ein ständig nachgeführter Aktionsplan als Basis für die
und Experten sowie dem Forschungsnachwuchs aus den                   Strategieentwicklung und das Monitoring. Beteiligt an
 jeweiligen ­Be­reichen zur Verfügung, und sie sorgen für den        den einzelnen SCCER sind zwischen 6 und 16 Hochschulen
 Wissens- und Technologietransfer in die Wirtschaft.                 ­sowie insgesamt über 170 Umsetzungspartner.

                          Der Leistungsausweis in Kürze
Was die SCCER bis Ende 2016 auf die Beine gestellt haben,                e­ igener Kraft beigetragen: Die Mehrheit der Kompetenz­
kann sich sehen lassen:                                                   zentren übertraf die finanziellen Vorgaben im Bereich
                                                                       ­Eigenmittel signifikant.
• Der Kapazitätsaufbau verlief äusserst erfolgreich: Statt der       • Barrieren zwischen Forschungsinstitutionen wurden
   vorgegebenen 552,2 Vollzeitstellen schufen die SCCER                 ­abgebaut und durch eine gesamtschweizerische Ver-
  785,7 neue und attraktive Arbeitsplätze. Insgesamt                     netzung ersetzt. Dies hat eine in der Schweiz noch nie
  ­arbeiteten Ende 2016 an den 8 SCCER 1214 Forschende.                  da gewesene Innovationsdynamik ausgelöst.
• Durch die SCCER entstanden neue Forschungsgemein­                  • Insgesamt wurden in den SCCER über 500 Projekte
   schaften aus 25 Hochschulen aller Hochschultypen und                  lanciert. Sie sind fokussiert auf die Themen, in denen
   unterschiedlicher Forschungsdisziplinen.                              die Schweizer Forschung einen relevanten Innovations-
• Zu ihrem Erfolg haben die SCCER entscheidend aus                       beitrag leisten kann.

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Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
Die acht SCCER auf einen Blick

                                                                   Aktionsfeld
                                                                   Effizienz

                                        FEEB&D
                                      Future Energy Efficient Buildings & Districts
                                      Hocheffiziente Materialien für die Wärmedämmung / Nutzungs-
                                      und klimaabhängiges Energiemanagement / Suffizienzpotenziale
                                      und Energierückgewinnung / dezentrale Strom-, Wärme-,
                                      Kälte-Systeme

                                      S. 6–9
              Aktionsfeld
              Effizienz

EIP
Efficiency of Industrial Processes
Industrielle Effizienz / energiesparende Prozesse und
Verfahren / Prozesswärme aus erneuerbaren Energien /
Abwärmenutzung / dezentrale Strom-, Wärme-,
                                                                                    Aktionsfeld
Kälte-Systeme
                                                                                    Netze und ihre Komponenten,
                                                                                    Energiesysteme
S. 10–13
                                                              FURIES
                                                            FUtuRe SwIss Electrical InfraStructure
                                                            Netzstabilität / Lastflussmanagement / Integration von
                                                            intermittierendem erneuerbarem Strom / Intelligente Netze
                                                            und Hochleistungselektronik / Systemaspekte der
                                                            Stromspeicherung

                                                            S. 14–17

                                      Aktionsfeld
                                      Speicherung

                     HaE
                     Heat & Electricity Storage
                     Grundlagen der Elektrizitätsspeicherung / Batterien / Effiziente
                     Elektrolyse / Wärmemanagement / Mechanische, chemische
                     und pneumatische Speicher

                     S. 18–21

                                                        4
Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

                        Aktionsfeld
                        Strombereitstellung

      SoE
      Supply of Electricity
      Tiefe Geothermie und CO2-Speicherung /
      Wasserkraftnutzung / Wasserkraftinfrastruktur

      S. 24–27                                                                        Aktionsfeld
                                                                                      Ökonomie, Umwelt,
                                                                                      Recht, Verhalten

                                                                CREST
                                                                Competence Center for Research
                                                                in Energy, Society and Transition
                                                                Ordnungspolitische Fragen und Rahmenbedingungen für
                                                                Märkte / Analysen des Individual- und Gruppenverhaltens
       Aktionsfeld                                              und generelle Trends / Suffizienz / Anreizsysteme
       Effiziente Konzepte, Prozesse und
       Komponenten in der Mobilität                             S. 28–31

Mobility
Efficient Technologies and Systems
for Mobility
Elektromobilität / Batterien / Brennstoffzellen / Integration von
dezentralem erneuerbarem Strom / Leichtbau / Experimentelle
Aspekte neuer urbaner Konzepte

S. 32–35

                                                                       Aktionsfeld
                                                                       Biomasse

                                    BIOSWEET
                                    BIOmass for SWiss EnErgy fuTure
                                    Bereitstellung und Anwendung von Biomasse / Biogas zur
                                    Strom- und Wärmeproduktion / Gasförmige und flüssige
                                    Energieträger aus Biomasse

                                    S. 36–39

                                                            5
Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
Die SCCER in Kürze: FEEB&D

FEEB&D
Future Energy Efficient
Buildings & Districts

 Aktionsfeld                                        Leading House                         Deputy Head (bis Februar 2017)
 Effizienz                                          Eidgenössische Materialprüfungs-      Prof. Matthias Sulzer,
                                                    und Forschungsanstalt (Empa)          Hochschule Luzern (HSLU)

                                                    Head (bis Februar 2017)               Kontakt / Managing Director
                                                    Dr. Peter Richner,                    Dr. Stephan Fahlbusch
                                                    Empa, ­Departement für Bau-           stephan.fahlbusch@ethz.ch
                                                    und Maschineningenieurwesen           +41 (0)58 765 49 04
                                                                                          www.sccer-feebd.ch

Diese Aufgaben hat
das SCCER übernommen

Zur Heizung, Lüftung und Klimatisierung von Gebäuden             ­ ohes Mass an Professionalität bei Planung und Betrieb.
                                                                 h
wendet die Schweiz rund 40 Prozent ihres Endenergiebe­           Das SCCER entwickelt die nötigen Instrumente dazu.
darfs auf. Beim Strombedarf beträgt der Anteil 32 Prozent,
er umfasst neben der Klimatechnik auch Beleuchtung und           Dritte Ebene ist die Vernetzung: Die energetische Opti­
Geräte. Das SCCER FEEB&D entwickelt neue Materialien,            mierung von Arealen leistet einen grösseren Beitrag als
Komponenten, Systeme und Konzepte, mit denen der öko­            die eines einzelnen Gebäudes. In Pilotprojekten entwickelt
logische Fussabdruck des Schweizer Gebäudeparks bis              das SCCER zusammen mit Betreibern optimale Energie­
2035 im Vergleich zu 1990 um den Faktor drei reduziert           konzepte, die dann auch umgesetzt werden. Zum Beispiel
werden soll – und das unter Beibehaltung von Versorgungs­        ein Multi-Energie-Netz mit Wärme, Kälte, Strom und Gas
sicherheit und heutigem Komfort. Externe Partner des             und einem zentralen Hub, der Energie umwandeln, speichern
­SCCER sind neben Unternehmen, welche Baukomponenten             und verteilen kann.
 oder Steuerungen herstellen, Investoren und Entwickler
 grosser Immobilien, Planungsbüros und Baufirmen sowie           Und schliesslich prüft das SCCER, wie die entwickelten
 Gemeinden und Energieversorger.                                 Technologien zeitnah implementiert und auf den Markt
                                                                 gebracht werden können. Dabei geht es nicht zuletzt
Die gesetzlichen Vorschriften für die Dämmung von                um sozioökonomische Fragestellungen: Was sind Treiber
­Gebäuden wurden in den letzten Jahren deutlich ver­             und Hemmnisse für neue Technologien?
 schärft. Besonders bei älteren oder denkmalgeschützten
 Gebäuden braucht es für eine ästhetisch ansprechende            Das SCCER will dabei der Vielfalt des architektonischen
 ­Sanierung neuartige Dämmstoffe, die bei geringer Dicke         und städtebaulichen Kontextes gerecht werden, denn es
  ähnliche thermische Eigenschaften wie herkömmliche             gibt nicht die eine Lösung für alle: Bei Neubauten ist an­
  Stoffe aufweisen.                                              deres sinnvoll als bei Altbauten, und auch Quartiere oder
                                                                 Gemeinden benötigen individuelle Lösungen. Steht eine
Zweiter Schwerpunkt ist das Energiemanagement: Sollen            potente Energiequelle zur Verfügung, etwa Erdwärme,
sie einen Beitrag zur Energiewende leisten, erfordern            braucht es keine maximale Dämmung, dafür ist die Energie­
­Standards wie Minergie aufgrund ihrer Komplexität ein           quelle optimal zu nutzen.

                                                             6
Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
SCCER FEEB&D Skizzen
                                                    KTI – Energie für die Zukunft – 2017

                                                  1. Dynamic Glazing. Spiegelglas hält
Dem ist das SCCER FEEB&D auf der Spur angenehm
                          Raumtemperatur

DYNAMIC GLAZING
Smarte Fenster sparen Energie
Ein innovatives Fensterverglasungs­
system optimiert den Lichteinfall in
­Innenräumen, die einer starken Sonnen­
 einstrahlung ausgesetzt sind. Die Fenster
  werden mit dünnen Mikro-Spiegeln
  beschichtet, bleiben aber transparent.
  Das ermöglicht, das natürliche Licht
  besser zu nutzen, weniger Kunstlicht
  einzusetzen und den Aufwand für
  Kühlung und Heizung im Gebäude zu
 minimieren. Das System könnte dazu
 führen, dass es eines Tages keine
 ­Storen  mehr
    2. Hues.    braucht.
             Simuliert   Das Europäische
                       zusammenspiel
       Dezentraler
  Patentamt        Energiequelleb
              hat ihm  kürzlich Patent­
  schutz erteilt.
Partner: EPFL; Mitfinanzierung: BFE                                                                                                  3. Energievorbild W

                                                                           ENERGIEKONZEPT FÜR MORGEN
                                                                           Eine Gemeinde als Energie-Vorbild
                                                                           Um die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen,
                                                                           hat die HSLU im Auftrag der BKW und Wohlen BE
                                                                           für den Gemeindeteil Uettligen ein Energiekonzept ent­
                                                                           wickelt, das auch für andere wegweisend ist – denn
                                                                           Wohlen ist repräsentativ für 20 Prozent aller Schweizer
                                                                           Gemeinden. Als erstes wurde der Ist-Zustand inklusive
                                                                           Potenzial lokaler Energieressourcen analysiert, dann
                                                                           wurde eine Energieversorgungsvariante erarbeitet und
                                                                           schliesslich das Gesamtenergiekonzept für Strom, Wärme
                                                                           und Gas erstellt. Ein konkreter Massnahmenplan steuert
                                                                           nun die Umsetzung bis 2050.
      2. Hues. Simuliert zusammenspiel
         Dezentraler Energiequelleb
                                                                           Partner: Gemeinde Wohlen bei Bern, HSLU, BKW Energie AG

HOLISTIC URBAN ENERGY SIMULATION
                                                                                                        3. Energievorbild Wohlen
Dezentrale Energiesysteme voranbringen
Die Plattform Holistic Urban Energy Simulation (HUES)
ist eine Open-Source-Initiative, die Informatikressourcen
bündelt, um den Entwurf und die Steuerung von
­d ezentralen Energiesystemen (DES) zu unterstützen.
 Die ­Simulationsplattform will die Forschung an DES
 ­beschleunigen und voranbringen, indem sie bestehende
  Modelle, Daten und Codes zentral anbietet und den
  Vergleich von DES-Konzepten mit den bestehenden
Energieversorgungssystemen ermöglicht. Daraus gehen
nützliche Tools zur Realisation von DES durch Planungs­
  büros und die Industrie hervor.
Partner: Urban Energy Systems Laboratory, Empa; Mitfinanzierung:
CCEM ­(Kompetenzzentrum für Energie und Mobilität des ETH-Bereichs).

                                                                       7
Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
Die SCCER in Kürze: FEEB&D

Fakten
                                                                         Das trägt das SCCER FEEB&D
                                                                             zur Energiestrategie
80 % in Gebäuden                                                                   2050 bei
80 Prozent unserer Zeit verbringen wir in Gebäuden.
Neue Gebäudelösungen haben nur dann eine Chance,
wenn sie die Bedürfnisse der Menschen mindestens                  Die Energiestrategie 2050 sieht vor, den ökologischen
so gut bedienen wie heutige Lösungen.                             Fussabdruck des Schweizer Gebäudeparks bis 2035 um
                                                                  den Faktor drei zu reduzieren. Dazu müssen die Energie­
1% Renovationsrate                                                effizienz erhöht und der Kohlenstoffgehalt der Energie
                                                                  reduziert werden.
In der Schweiz wird jährlich 1 Prozent des Gebäudeparks
renoviert. Es dauert also 100 Jahre, bis der ganze B
                                                   ­ estand       ➜ Um den Energiebedarf an der Quelle zu senken,
erneuert ist.                                                     ­ eschäftigt sich das SCCER mit der Gebäudehülle und
                                                                  b
                                                                  arbeitet mit der Industrie an hocheffektiven Dämm­
33 % der CO2-Emissionen                                           materialien und modernen Verglasungskonzepten.

Ein Drittel der Treibhausgasemissionen der Schweiz
                                                                  ➜ Das SCCER erarbeitet belastbare Daten über das
­werden durch Gebäude verursacht.
                                                                  ­ erhalten der Gebäude und ihrer Nutzer und entwickelt
                                                                  V
                                                                  Tools, um das Verhalten der Nutzer zu prognostizieren.
66 % fossile Heizungen                                            Diese Daten werden in intelligente Gebäudeleitsysteme
                                                                  eingespeist, um den Betrieb aktiv zu regeln.
Zwei Drittel aller Gebäude in der Schweiz werden fossil
beheizt. Weil die Preise für Heizöl und Gas seit längerem
tief sind, kommen selbst in Neubauten wieder vermehrt
                                                                  ➜ Zur Planung und Implementierung von dezentralen
                                                                  Energiesystemen (DES) hat das SCCER eine Reihe von
fossile Heizungen zum Einsatz.
                                                                  Tools entwickelt und am datenbankgestützten Geo-­
                                                                  Informationssystem (GIS) zur Unterstützung der Raum­
7,5 Mio. t Bauabfälle                                             planung mitgewirkt. Anhand von drei bis vier Modell­
                                                                  regionen erfolgt nun die Validierung, um die Instru­
Pro Jahr fallen in der Schweiz 7,5 Millionen Tonnen
                                                                  mente auch für Planungsbüros zugänglich zu machen,
­Bauabfälle an – fast eine Tonne pro Person.
                                                                  die damit ihre individuellen Aufgaben lösen können.

                                                                  ➜ Neue Technologien, Materialien und Systeme werden
                                                                   an diversen Demonstratoren unter realen Bedingungen
                                                                  getestet, erforscht, weiterentwickelt und validiert.
                                                                  Durch die enge Kooperation mit Partnern aus Forschung,
                                                                  ­Wirtschaft und öffentlicher Hand kommen effiziente
                                                                   und innovative Bau- und Energietechnologien rasch auf
                                                                   den Markt.

Beteiligte Institutionen
• Empa Eidgenössische Materialprüfungs- und
  Forschungs­anstalt (Leading House)
• EPFL École polytechnique fédérale de Lausanne                   Unsere Innovation Roadmap und
• ETHZ Eidgenössische Technische Hochschule Zürich                weitere Informationen finden Sie hier
• FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
• HSLU Hochschule Luzern
                                                                   ➜ www.sccer-feebd.ch
• Université de Genève

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Energie für die Zukunft - Highlights aus drei Jahren Forschung an den Swiss Competence Centers for Energy Research (SCCER) - Innosuisse
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

                                                                     «In der Schweiz haben wir
                                                                     die finanziellen Mittel zur
                                                                     Energiewende, wir müssen
                                                                     sie nur richtig investieren.»

Was ist Ihre Vision von der Energiezukunft im Jahr 2050?            Dr. Peter Richner,
                                                                    Empa, Departement für Bau- und
Bis 2050 können und müssen wir unsere Energiever­                   ­Maschineningenieurwesen
sorgung beinahe vollständig auf Erneuerbare umstellen.               Peter Richner hat an der ETHZ Chemie
                                                                     studiert und anschliessend d    ­ oktoriert.
In der Schweiz haben wir die finanziellen Mittel zur                 Nach einem Postdoc in den USA baute
Energiewende, wir müssen sie nur richtig investieren.                er an der Empa eine neue Forschungs­
                                                                     gruppe im Bereich der Ultraspurenanalytik
                                                                     auf und leitete später die Abteilung
Was fasziniert Sie am Thema Energie?                                 ­Korrosion und Oberflächenschutz. Seit
                                                                      2002 ist Richner Leiter des Departe­
Unsere Zivilisation hat sich in den letzten 250 Jahren                ments Bau- und Maschineningenieur­
gewaltig entwickelt, weil sie sich Energieressourcen                  wesen, seit 2012 zudem stellvertretender
                                                                      Direktor der Empa. D   ­ aneben ist er in
in fast unbegrenztem Ausmass erschlossen hat. Das                     ­verschiedenen nationalen und internatio­
fasziniert mich. Leider ist der grösste Teil dieser Res-               nalen Gremien aktiv. Seine Forschungs­
                                                                       interessen gelten dem energieeffizienten
sourcen fossiler Natur, doch mit diesem wichtigen und                  Bauen und der Förderung des Technolo­
komplexen Problem beschäftige ich mich gern.                           gietransfers; als Initiant von NEST, der
                                                                       modularen Forschungs- und Innovations­
                                                                       plattform von Empa und Eawag, ist es
Auf welchen Erfolg Ihres SCCER sind Sie besonders stolz?               ihm gelungen, beides zu verbinden. Das
                                                                       SCCER FEEB&D leitete Richner in der
Die Quartiervernetzung und die Multienergienetze                       Phase I von 2014–2016.
standen bei uns immer im Zentrum. Anfänglich standen
wir deswegen in der Kritik, doch jetzt sprechen alle
von Vernetzung. Das freut mich.

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Die SCCER in Kürze: EIP

EIP
Efficiency of Industrial
Processes

  Aktionsfeld                                          Leading House                           Deputy Head
  Effizienz                                            Eidgenössische Technische               Prof. Dr. François Maréchal,
                                                       ­Hochschule Zürich (ETHZ)               École polytechnique fédérale
                                                                                               de Lausanne (EPFL)
                                                       Head
                                                       Prof. Dr. Philipp Rudolf von Rohr,      Kontakt / Managing Director
                                                       ETHZ, Institut für Verfahrens­          Dr. Stephan Fahlbusch
                                                       technik, Labor für Transport­           stephan.fahlbusch@ethz.ch
                                                       prozesse und Reaktionen                 +41 (0)58 765 49 04
                                                                                               www.sccer-eip.ch

Diese Aufgaben hat
das SCCER übernommen

Industrielle Prozesse sind sehr vielfältig, das geht von der          Konkret berät das SCCER im Bereich Wärme vorwiegend
kleinen Schraubenfabrik bis zu den komplexen Produk­                  kleinere und mittlere Firmen, wie sie mit bestehenden,
tionsvorgängen eines Pharmaproduzenten. Bei diesen Pro­               aber verfeinerten Methoden eine effiziente Wärmerückge­
zessen lässt sich eine Erhöhung der Energieeffizienz häufig           winnung betreiben oder die Abwärme von Dritten nutzen
sehr kurzfristig umsetzen. Doch die Unternehmen sind                  können. Nutzt die Industrie zum Beispiel die Abwärme von
nicht am Prozess, sondern am Produkt, der Schraube oder               Kehrichtverwertungsanlagen oder Hallenbädern für ihre
dem Medikament, interessiert. Und diese dürfen nicht                  Prozesse, ist das viel sinnvoller als die Nutzung für Haus­
­unter Eingriffen in den Prozess leiden.                              heizungen; diese werden früher oder später sowieso durch
                                                                      effizientere Systeme ersetzt. Eine Gruppe des SCCER
Das SCCER EIP hat zu Beginn seiner Arbeit die Branchen                ­beschäftigt sich mit der Vernetzung grösserer Systeme in
­eruiert, die in der Schweiz wichtig und energieintensiv sind.         Städten und Gemeinden.
 Den Fokus legte es anschliessend auf Chemie, Pharma und
 Nahrungsmittel, da diese Branchen über 50 Prozent ihrer              Ein zweiter Schwerpunkt der Umsetzung sind neue, effi­
 Energie als Wärme verbrauchen und die Rückgewinnung                  zientere Prozesse. Konkret beschäftigt sich das SCCER mit
 von Wärme ein grosses Energiesparpotenzial aufweist.                 der Entwicklung von kontinuierlichen Produktionsprozessen,
                                                                      bei denen auf unnötige Heiz- und Kühlschritte verzichtet
Zusammen mit interessierten Unternehmen entwickelt das                werden kann. Dabei arbeitet das SCCER an konkreten
SCCER neue Methoden und Materialien, die energetische                 ­Lösungen in der Herstellung von Pharmazeutika und Vita­
Einsparungen ermöglichen. Dabei geht es einerseits um                  minen. Ein drittes wichtiges Thema ist die Erhöhung der
Prozesse wie das Wärmen und Kühlen, die Abscheidung                    Effizienz bei der Abtrennung von CO2; in diesem Prozess
von CO2 und das Wärmemanagement von Wassersystemen.                    geht heute viel Energie verloren.
Andererseits aber auch um das Sparen beim Strom und
um weniger energieintensive Materialien. In einem zweiten             Die Arbeitsbereiche des SCCER arbeiten eng zusammen,
Schritt unterstützt das SCCER die Implementierung dieser              unterhalten je eigene Beziehungen zu bestimmten Unter­
Innovationen in Unternehmen, indem die technische und                 nehmen und setzen einzelne KTI-Projekte mit Firmen um.
wirtschaftliche Machbarkeit untersucht wird. Dazu werden
den Unternehmen auch neue Analysemethoden zur Ver­
fügung gestellt.

                                                                 10
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

                                                                       SCCER EIP

     Dem ist das SCCER EIP auf der Spur
                          3. Energieeffiziente Reaktoren
                             für chem. Industrie                                              1. Optimierung Fernwärme reduziert
                                                                                                 Gasverbrauch

          WÄRMEINTEGRATION
          Energieeffiziente Reaktoren für
          die chemische Industrie                                                       FERNWÄRME
          Chemische Reaktionen werden heutzutage häufig                                 Optimierte Abwärmenutzung reduziert Gasverbrauch
          in Rührreaktoren durchgeführt, die verschiedene                               Vom SCCER entwickelte neue Methoden und Werkzeuge
          Nachteile aufweisen. Das SCCER forscht an                                     zur Energieoptimierung von Prozessen werden von der
          strukturierten Rohrreaktoren zur kontinuierlichen                             Industrie angewendet. Bei Flumroc reduziert die Integra­
          Durchführung chemischer Reaktionen in der                                     tion eines Wasserspeichers mit rund 2600 m3 Volumen
          Herstellung von Vitaminen, die zum einen eine                                 den Gasverbrauch für das lokale Fernwärmenetz um rund
          einfache Wärmeintegration mit einhergehender                                  2500 MWh pro Jahr, was den CO2-Ausstoss und die
          Energieeinsparung ermöglichen. Zum anderen                                    ­Betriebskosten erheblich senkt. Statt mit Erdgas werden
          wird durch die Abscheidung neu entwickelter                                    nun 500 Neubau-Wohnungen mit Abwärme g        ­ eheizt.
          ­blei­freier Katalysatoren auf der Reaktoroberfläche                          Der Einbau eines Wärmespeichers dieser Grösse ist eine
           der energieaufwendige Separationsschritt des                                 innovative Lösung zur Erhöhung der Abwärmenutzung
           Produkts vom Katalysator eliminiert, der bei Rühr­                           für Fernwärmezwecke.
rt         reaktoren unumgänglich ist.                                                                  2. Energieeffiziente Gewächshäuser
                                                                                        Partner: Flumroc AG, HSLU; Mitfinanzierung: keine (finanziert alleine durch
          Partner: DSM Nutritional Products SA; Mitfinanzierung: KTI                    Flumroc)

     PFLANZENANBAU
     Energieeffiziente Gewächshäuser
     Bei einem Gewächshaus von 50 000 m2 Fläche, das jähr­
     lich 5 GWh Energie verbraucht, ergab eine detaillierte
     Analyse aktueller und früherer Verbrauchszahlen ein
     ­beachtliches Sparpotenzial. Die Anpassung der Tempe­
      raturprofile und eine optimierte Steuerung von Lüftung,
     Beschattung und Sonnenschutz ergaben eine Ein­
     sparung von 15 bis 20 Prozent, eine optimierte Wärme­
     verteilung trug nochmals 15 Prozent bei. Die Mehrfach-­
     Nutzung der Abwärme aus der Abluft reduziert nicht
     nur den entsprechenden Energiebedarf um bis zu
     50 Prozent, sondern verbessert auch die Wachstums­
     bedingungen der Pflanzen.
     Partner: Rutishauser AG, NTB; ­Mitfinanzierung: Amt für Umwelt und Energie
     des Kantons St. Gallen (AFU)

                                                                                   11
Die SCCER in Kürze: EIP

Fakten
                                                                               Das trägt das SCCER EIP
                                                                                zur Energiestrategie
20 % des Gesamtverbrauchs                                                             2050 bei
Die Industrie ist für rund 20 Prozent des Energiever­
brauchs in der Schweiz verantwortlich, davon entfallen
mehr als 50 Prozent auf Prozesswärme.                              Rund 20 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs der
                                                                   Schweiz gehen auf das Konto der Industrie. Gemäss
¹⁄ ³ des Industriebedarfs                                          Energiestrategie 2050 soll dieser Bedarf zwischen
                                                                   2014 und 2035 um 20 Prozent oder 9 TWh sinken,
Am meisten fallen Chemie- und Pharma- einerseits und               bis 2050 insgesamt um 33 Prozent oder 14 TWh.
die Nahrungsmittelindustrie andererseits ins Gewicht.
Zusammen verbrauchen sie fast ein Drittel des Energie­             ➜ Das SCCER erforscht Methoden und Prozesse zur
bedarfs der Industrie.                                             E­ rhöhung der Energieeffizienz in der Industrie und will
                                                                    die Unternehmen davon begeistern. Mit ihren Erkennt­
20 Industriepartner                                                 nissen gehen die Forschenden des SCCER aktiv auf
                                                                    ­Unternehmen zu, diese wenden sich aber auch von sich
 Das SCEER EIP hat eine Kerngruppe von Wissenschaft­                 aus an das SCCER.
 lerinnen und Wissenschaftlern aus 5 Hochschulgruppen
 gebildet und arbeitet mit über 20 Industriepartnern
                                                                   ➜ Der Einstieg in die Arbeit mit einem Unternehmen
­zusammen.
                                                                   ­ rfolgt oft über eine Situationsanalyse vor Ort; daraus
                                                                   e
                                                                   leitet das SCCER mögliche Massnahmen ab. Am grössten
Über 100 Kursbesucher                                              ist das Sparpotenzial bei den kleinen und m
                                                                                                             ­ ittleren U
                                                                   nehmen, denn diese haben meist keinen eigenen Ener­
                                                                                                                        ­ nter-

Die Weiterbildungen im SCCER vermitteln Fachkräften
                                                                   gieberater und ihr Fokus liegt nicht im Energiebereich.
aus der Wirtschaft neue Methoden und Werkzeuge.
Bis heute haben weit mehr als 100 Personen solche
Kurse besucht.
                                                                   ➜ Das SCCER muss dabei stets die Kostenseite im Auge
                                                                   behalten: Ein neuer Prozess oder eine neue Lösung
                                                                   darf nicht mehr kosten als dies vorher der Fall war, denn
Bis zu 40 % Energieeinsparung                                      die Schweizer Industrie ist gewaltig unter Druck.
Bei Industrieprozessen, die nicht kontinuierlich ablaufen,
besteht oft ein grosses Einsparpotenzial. Der Einbau               ➜ Und schliesslich bildet das SCCER junge Leute aus
                                                                   und bringt ihnen Technologien bei, die sie in die Welt
von Wärmespeichern reduziert den Energiebedarf: Wird
                                                                   der Unternehmen hinaustragen. Lernen angehende
überschüssige Wärme in Wärmespeichern gespeichert
                                                                   ­Ingenieurinnen und Ingenieure in einer Vorlesung zum
und später wiederverwendet, resultieren Energieeinspa­
                                                                    Wärmeaustausch neue Methoden kennen, wird dieses
rungen von bis zu 40 Prozent.
                                                                    Wissen optimal verbreitet.

Beteiligte Institutionen
• ETHZ Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
  (Leading House)
• EPFL École polytechnique fédérale de Lausanne                   Unsere Innovation Roadmap und
• HSLU Hochschule Luzern                                          weitere Informationen finden Sie hier
• HSR Hochschule für Technik Rapperswil
• NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs
                                                                   ➜ www.sccer-eip.ch
• Université de Genève

                                                             12
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

                                                                     «Studierende sollen am
                                                                     SCCER viel lernen, mit diesem
                                                                     Wissen in die Industrie gehen
                                                                     und es dort umsetzen.»

Was ist Ihre Vision von der Energiezukunft im Jahr 2050?            Prof. Dr. Philipp Rudolf von Rohr,
                                                                    ETHZ, Institut für Verfahrenstechnik
Ich bin skeptisch, dass wir bis 2050 genug Ressourcen               Philipp Rudolf von Rohr studierte an der
aus den Erneuerbaren holen. Viele unter uns reagieren               ETHZ Verfahrenstechnik und promovierte
                                                                    ebendort. Nach einem Aufenthalt am
erst, wenn sie am Abend den Fernseher abstellen                     MIT in Cambridge USA kehrte er als Ober­
müssen. Deshalb ist es höchste Zeit, auf allen Ebenen               assistent an die ETHZ zurück. Nach
                                                                    ­einem Jahr trat er in ein mittelständisches
aktiv zu werden.                                                      Unternehmen ein, in dem er nach fünf
                                                                      Jahren die Leitung übernahm. 1992
                                                                      ­holte ihn die ETHZ als Professor zurück.
Wo sehen Sie Ihr SCCER auf dem Weg zu dieser Vision?                 Seine Forschungsthemen sind sehr
Studierende sollen am SCCER viel lernen, mit diesem                  ­vielseitig und reichen von Beschichtungs­
                                                                      verfahren über Mehrphasenphänomene
Wissen in die Industrie gehen und es dort umsetzen.                   bis hin zu Verfahren im Bereich Stoff­
Unser SCCER bietet die Chance, solche Veränderungen                   wandlung von Holz. Aufbauend auf den
                                                                      chemischen, biologischen und physikali­
auf breiter Basis anzustossen.                                        schen Grundlagen gelang es Rudolf von
                                                                      Rohr, neue und effiziente Prozesse zu
                                                                      entwickeln und mit der Industrie um­
Auf welchen Erfolg Ihres SCCER sind Sie besonders stolz?              zusetzen. Für die KTI und den nationalen
Darauf, dass wir in kurzer Zeit ein Team auf die Beine                Forschungsrat evaluierte er zahlreiche
                                                                      Forschungsanträge.
gestellt haben und uns auf Fragestellungen einigen
konnten, die von der KTI und von der Community
akzeptiert wurden. Und auf einige spezifische Projekte,
in denen wir bereits konkrete Einsparungen erzielen
konnten. Das möchten wir vervielfachen.

                                             13
Die SCCER in Kürze: FURIES

FURIES
FUtuRe SwIss Electrical
InfraStructure

  Aktionsfeld                                           Leading House                             Deputy Head
  Netze und ihre Komponenten,                           École polytechnique fédérale              Prof. Dr. Petr Korba, Zürcher
  Energiesysteme                                        de Lausanne (EPFL)                        Hochschule für Angewandte
                                                                                                 ­Wissenschaften (ZHAW)
                                                         Head
                                                         Prof. Dr. Mario Paolone,                Kontakt / Managing Director
                                                         EPFL, Distributed Electrical            Georgios Sarantakos
                                                        ­Systems Laboratory                      georgios.sarantakos@epfl.ch
                                                                                                 +41 (0)21 693 48 21
                                                                                                 http://sccer-furies.epfl.ch

Diese Aufgaben hat
das SCCER übernommen

Stromnetze bestehen aus dem Übertragungsnetz und dem                  Das SCCER FURIES stattet die Netzbetreiber mit selbst
Verteilnetz. In der Schweiz ist Letzteres hoch komplex, gibt          ­entwickelten Planungs-, Monitoring- und Steuerungsinstru­
es doch rund 650 Betreiber von kleineren und grösseren                menten aus. Diese ermöglichen ihnen, ihre Endkunden mit
Verteilnetzen. Im Vergleich zur Bevölkerung gehört dieser             Strom von hoher Qualität zu beliefern, weil sie jederzeit
Wert zu den höchsten weltweit. Beim Übertragungsnetz                  über den Zustand ihres Netzes informiert sind und d ­ ieses
herrschen hingegen klare Verhältnisse: Swissgrid ist als              steuern können. Indem Fehlerquellen lokalisiert und Eng­
­nationale Netzgesellschaft alleinige Betreiberin.                    pässe beseitigt werden, können Stromausfälle verhindert
                                                                      oder rascher behoben werden. Und schliesslich wird die
Lange Zeit konnten die Netzbetreiber von relativ vorher­               ­Eigenproduktion der Endkonsumenten durch Ausgleichs­
sehbaren Betriebsbedingungen ausgehen. Der Bau,                         mechanismen erleichtert.
­Ausbau und Betrieb der Infrastruktur richtete sich nach
 langjährigen Erfahrungswerten. Heute ist die Energiewelt             Die Forschung des SCCER erlaubt Swissgrid, die Expansion
 komplizierter: Immer mehr Endverbraucher sind auch                   des Netzes zu optimieren, indem die räumliche Planung
 ­Erzeuger von Energie, etwa mit eigenen Solarpanels.                 auf der Grundlage sozioökonomischer und ökologischer
  ­Auch ist der Stromfluss bidirektional und stark schwankend,        Faktoren ­erfolgt. Gleichzeitig kann Swissgrid dadurch
   denn neue e­ rneuerbare Energiequellen wie Sonne und               ­anhand der Kenntnisse über das Schweizer Energiesystem
   Wind produzieren in Abhängigkeit von Wetter und Tages­              in idealer Weise mit dem europäischen Energiemarkt
   zeit unregelmässig Strom. Das alles führt zu Instabilität           ­interagieren. Alle diese Aktivitäten werden durch zusätzliche
   und erschwert die Steuerung der Infrastruktur.                       Forschung auf der Ebene der Komponenten ergänzt, um
                                                                        die Effizienz des Gesamtsystems zu maximieren.
 Da immer mehr erneuerbare Energie dezentral produziert
 wird, kommen auf die Netzbetreiber in Zukunft noch                   Mit den Technologien, welche das SCCER erforscht, können
­grössere Herausforderungen zu. Es braucht geeignete                  die Netzbetreiber im vorgegebenen Rahmen des neuen
 Technologien und Businesspläne, welche die Stabilität                Energiesystems Ziele verfolgen, die mit ihren eigenen
 und Effizienz des gesamten Stromnetzes ­gewährleisten.               ­Ressourcen unerreichbar wären: Reduktion der Energie­
                                                                       kosten, Management der Netzkapazitäten, Erhöhung von
                                                                       Flexibilität und Planbarkeit.

                                                                 14
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

                    3. Renovhydro Simulation
                       simuliert Blackout

Dem ist das SCCER FURIES auf der Spur

                                                                                                       RENOVHYDRO
                                                                                                       Schwarzstarts ermöglichen
                                                                                                Nach einem Blackout müssen Kraft­
                                                                                                werke unabhängig vom Stromnetz
                                                                                                wieder hochfahren können; typischer­
                                                                                                weise erfolgt das bei allen Kraftwerks­
                                                                                                typen mit Hilfe der ­Wasserkraftwerke.
                                                                                                Beim Hochfahren des Gesamtsystems
                                                                                                und der erneuten Versorgung der
                                                                                                Langstreckenleitungen mit Strom gibt
                                                                  SCCER Furies Skizzen          es mehrere kritische Phasen. Im Projekt
                                                                                                RENOVHydro entwickelt das SCCER
                                                                                                eine Software, die das Verhalten von
                                                                                                Kraftwerken repliziert und die Betreiber
                                                                                                mit Angaben zu Schwarzstartfähigkeit
                                                                                     1. Nano Tera:
                                                                                                undStromnetz  überwachen
                                                                                                     Netzregelung  versorgt. Damit
                                                                                                ­können die Produzenten bei Bedarf
                                                                                                 Kraftwerke nachrüsten.
                                                                                                       Partner: SCCER SoE; Mitfinanzierung: KTI

                                                                                                                  3. Renovhydro Simulation
                         2. Commelec                                                                                 simuliert Blackout

COMMELEC                                                                        NANO TERA
Stromnetze steuern                                                              Stromnetze überwachen
Ein Stromnetz mit viel erneuerbarer Energie ist sehr                            Ein Test-Stromnetz auf dem Gelände der EPFL zeigt die
­volatil. Für mehr Stabilität können Vereinbarungen mit                           Herausforderungen, die Netzbetreiber heute bewältigen
 Produzenten und Konsumenten sorgen, die zum Beispiel                             müssen: Die Produktion variiert sehr stark, je nach Wetter
 ­Zeitfenster für die Nutzung, Speicherung oder Ein­                              ist viel oder wenig Solarenergie ins Netz einzuspeisen,
  speisung von Strom definieren. Mit Commelec wurde                               was die Zuverlässigkeit der Strombereitstellung beein­
  ein Steuerungssystem entwickelt, das die Akteure                              flusst. Für das Monitoring in Echtzeit hat das SCCER
  anony­misiert und ihnen die Kommunikation in einer                            ­Sensoren und Phasenmessgeräte entwickelt. Die Services
  gemein­samen Sprache ermöglicht. Über diese Algo­                              Industriels Lausanne (SIL) überwachen und steuern
  rithmen kann das System Angebot und Nachfrage optimal                          nun das städtische Netz mit dieser an der EPFL erprobten
  ins Netz i­ntegrieren und damit ohne grosse Investitio­                        Technologie. In Rolle VD und Onnens VD wird das
  nen für Z­ uverlässigkeit und Stabilität sorgen.                               ­Monitoring-System unter realen Bedingungen erprobt.
Partner: Romande Energie SA, Swissgrid AG; Mitfinanzierung: SNF                 Partner: EPFL; Mitfinanzierung: SNF

                                                                          15
Die SCCER in Kürze: FURIES

Fakten
                                                                                  Das trägt das SCCER FURIES
                                                                                     zur Energiestrategie
¹⁄ ³ des Stromverbrauchs                                                                    2050 bei
Gemäss Energiestrategie 2050 ist rund ein Drittel des
Stromverbrauchs von 2050 aus neuen erneuerbaren
Energien in die Netze zu integrieren.                                     Um den Ausstieg aus der Kernenergie zu kompensieren,
                                                                          will die Energiestrategie 2050 die neuen erneuerbaren
650 Netzbetreiber                                                         Energien (ohne Wasserkraft) bis 2020 um 4,4 TWh pro
                                                                          Jahr und bis 2035 um 11,4 TWh pro Jahr ausbauen. Die
In keinem Land der Welt ist die Struktur der Verteilnetze                 4,4 TWh entsprechen rund 45 Prozent der Produktion
komplexer als in der Schweiz, wo der Markt in rund                        des Kernkraftwerks Leibstadt.
650 Betreiber aufgesplittet ist.
                                                                          ➜ Das SCCER versorgt den Netzbetreiber ­Swissgrid und
110 Projekte                                                              die Energieversorger mit Planungs- und Steuerungs­
                                                                          instrumenten, um die unregelmässig produzierte erneuer­
Führende Akteure der Schweizer Energie-Landschaft aus
                                                                          bare Energie in die Übertragungs- und Verteilnetze zu
Wissenschaft, Industrie und öffentlicher Hand arbeiten
                                                                          inte­grieren. Damit trägt das SCCER mit seiner Forschung
innerhalb des SCCER FURIES an 110 Projekten.
                                                                          dazu bei, die nahtlose und nachhaltige Versorgung der
                                                                          Schweizer Haushalte, Unternehmen und Gemeinden mit
4 Spin-offs                                                               Strom gemäss Energiestrategie 2050 ­sicherzustellen.

Neben der Gründung von 4 Spin-offs haben die Partner
des SCCER 6 Patente eingetragen sowie 44 Prototypen
                                                                          ➜ Mit Instrumenten zur umfassenden Vernetzung und
                                                                          Steuerung von Produktion, Speicherung und Verbrauch
und Demonstratoren hervorgebracht.
                                                                          ermöglicht das SCCER, dass die Kosten des Übertragungs-
                                                                          und Verteilnetzes sinken. Das bringt dem Netzbetreiber
300 Publikationen                                                         Swissgrid und den Energieversorgern finanzielle Vorteile,
                                                                          von denen auch die Endverbraucher profitieren werden.
Das SCCER zählt über 300 wissenschaftliche Publika­
tionen und hat an Konferenzen über 200 Präsentationen
gehalten.                                                                 ➜ Das SCCER informiert die Eidgenössische Elektrizitäts­
                                                                          kommission (ElCom) über die Ergebnisse seiner Forschung
                                                                          und lässt sie auf ihre Kompatibilität mit der aktuellen
                                                                          und zukünftigen Netzregulierung überprüfen. Die ElCom
                                                                          nutzt diese Informationen im politischen Prozess, zum
                                                                          Beispiel in der «Strategie Stromnetze» des Bundes.

Beteiligte Institutionen
• EPFL École polytechnique fédérale de Lausanne
  (Leading House)
• BFH Berner Fachhochschule
• ETHZ Eidgenössische Technische Hochschule Zürich
• FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz
• HES-SO Haute École Spécialisée de Suisse occidentale
• HSLU Hochschule Luzern
• HSR Hochschule für Technik Rapperswil
• SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
• Università della Svizzera italiana
• ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften                   Unsere Innovation Roadmap und
• CSEM Centre Suisse d’Électronique et de Microtechnique*                 weitere Informationen finden Sie hier
• Universität Basel*

                                                                           ➜ http://sccer-furies.epfl.ch
* An SCCER beteiligte Hochschulen, keine Beitragsempfänger

                                                                     16
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

                                                                     «Wir haben die Zahl der
                                                                     industriellen Partner fast
                                                                     verdreifacht.»

Was ist Ihre Vision von der Energiezukunft im Jahr 2050?            Prof. Dr. Mario Paolone,
                                                                    EPFL, Distributed Electrical Systems
Unser Energiesystem wird voll dezentralisiert und                   Laboratory
entsprechend komplex sein. Denn im Energiebereich                   1998 schloss Mario Paolone an der
                                                                    ­Universität Bologna sein Studium als
­erleben wir derzeit eine Revolution, wie sie in der                 Elektroingenieur ab, 2002 promovierte
 Informatik mit dem Siegeszug des Internets erfolgte.                er dort. Von 2005 bis 2011 arbeitete
                                                                     er in Bologna als Assistenzprofessor für
 Die Energiewelt wird 2050 eine völlig andere sein                   Energiesysteme. Seit 2011 ist Paolone
 als heute.                                                          ausserordentlicher Professor an der EPFL
                                                                     und leitet das Distributed Electrical
                                                                     ­Systems Laboratory. Paolone ist Autor
Was fasziniert Sie am Thema Energie?                                  und Ko-Autor von über 200 wissen­
                                                                      schaftlichen Veröffentlichungen in
Es ist eine der grössten Herausforderungen für die                    ­angesehenen Publikationen und interna­
Menschheit. Finden wir keine adäquaten Antworten                       tionalen Konferenzen. Seine Forschung
                                                                       betrifft das Echtzeit-Monitoring, den
auf den konstant zunehmenden Hunger nach Energie,                      Betrieb von Energieverteilungsnetz­
wird unsere Welt kollabieren, und wir alle mit ihr.                    werken, die Integration von gespeicherter
                                                                       Energieproduktion in Stromnetze
Diese Haltung vertrete ich nicht nur in der Forschung,                 sowie den Schutz und die Stabilität von
sondern auch im Unterricht.                                            Energie­systemen.

Auf welchen Erfolg Ihres SCCER sind Sie besonders stolz?
Das Engagement der Industrie. Wir haben die Zahl der
industriellen Partner fast verdreifacht, heute machen
50 Unternehmen mit. Einige haben ihr Engagement sogar
verstärkt, sodass sie heute strategische Partner sind.

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Die SCCER in Kürze: HaE

HaE
Heat and Electricity Storage

 Aktionsfeld                                        Leading House                             Deputy Head
 Speicherung                                        Paul Scherrer Institut (PSI)              Prof. Dr. Andreas Züttel,
                                                                                              École polytechnique fédérale
                                                    Head                                      de Lausanne (EPFL)
                                                    Prof. Dr. Thomas Justus Schmidt,
                                                    PSI, Labor für Elektrochemie              Kontakt / Managing Director
                                                                                              Dr. Jörg Roth
                                                                                              info@sccer-hae.ch
                                                                                              +41 (0)56 310 20 92
                                                                                              www.sccer-hae.ch

Diese Aufgaben hat
das SCCER übernommen

Mit der stärkeren Verbreitung der erneuerbaren Energie­            Fokus der Arbeiten liegt sowohl auf klassischen L­ ösungen,
quellen gewinnt die Speicherung von Elektrizität und               wie der Weiterentwicklung von Batteriespeichern und
Wärme immer mehr an Bedeutung. Um das Stromnetz zu                 Wärmespeicherung, als auch auf nicht etablierten Speicher­
stabilisieren, braucht es kurzfristig Kapazitäten für die          lösungen, wie der Umwandlung von Strom in Brennstoffe,
­zeitlich begrenzte Stromspeicherung. Langfristig sind             beispielsweise Wasserstoff oder Methanol.
 ­saisonale Speicher gefragt, die Energie vom Sommer- ins
  Winterhalbjahr verschieben. Das SCCER HaE entwickelt              Wärme ist neben Elektrizität eine der am häufigsten benö­
  Speichertechnologien für Wärme und Strom und zeigt                tigten Energieformen. In modernen Industriegesellschaften
  über eine Modellierung des Energiesystems auf, welche                werden rund 50 Prozent der Primärenergieträger zur
  Speicheroption sinnvoll und ökonomisch interessant und            ­Erzeugung von Wärme (Raumheizung, Brauchwasser,
  welche weniger sinnvoll und technisch limitiert ist.               ­Prozesswärme) eingesetzt. Ein verantwortungsvoller
                                                                      ­Umgang ­mit Energie darf folglich den Bereich Wärme nicht
Im Moment ist der Speicherbedarf nicht sehr gross, weil            ­vernachlässigen.
das Ausweichen auf andere Lösungen günstiger zu stehen
kommt als das Speichern. In Deutschland werden Wind­               Zusammen mit Industriepartnern erarbeitet das SCCER
räder zum Beispiel in grossem Ausmass abgeregelt, wenn             ­relevante Fragestellungen, entwickelt die Instrumente und
zu viel Strom auf dem Markt ist. Ändern sich die ökono­             Methoden zur Evaluation von Technologien und erstellt
mischen Rahmenbedingungen, kann sich dies aber schnell              ­Demonstratoren und Prototypen für evaluierte neue
ändern.                                                              ­Technologien. Ein Beispiel dafür ist die mit dem SCCER
                                                                      ­BIOSWEET am PSI realisierte Versuchsplattform ESI (Energy
Weil heute offen ist, welche Speichertechnologien der Markt            System Integration), auf welcher vielversprechende
dereinst benötigen wird, ist die Forschung und Entwick­                ­Lösungsansätze in ihren komplexen Zusammenhängen
lung sehr breit angelegt und auf fünf Bereiche ­verteilt:               und zusammen mit Industriepartnern getestet werden
Batterie­speicher, Wärmespeicher, Wasserstoff, synthetische             ­können. Eine neue Besucherstation soll ESI einem breiten
Brennstoffe und Integration der Speicher­technologien. Der               Publikum näherbringen.

                                                              18
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

       2. Effiziente Stromspeicher zur
          Netzstabilisierung
                 Dem ist das SCCER HaE auf der Spur

                                                                                                                NATRIUM-IONEN-BATTERIEN
                                                                                                                Effiziente Stromspeicher zur
                                                                                                                ­Netzstabilisierung
                                                                                                                Batterien sind die effizientesten, aber
                                                                                                                auch teuersten Stromspeicher, weshalb
                                                                                                                sie b­ esonders als Kurzzeitspeicher
                                                                                                                ­geeignet sind. Lithium-Ionen-Batterien
                                                                                                                 haben sehr hohe Energiedichten und
                                                                                                                 sind für Anwendungen bei tragbaren
                                                                                                                 Geräten wie Handys prädestiniert.
                                                                                                                 Für die stationäre Stromspeicherung
                                                                                                                 zur Netzstabilisierung sind Natrium-
                                                                                                                 Ionen-­Batterien eine interessante
                                                                                                                 ­Alternative. Das SCCER hat die n ­ ötigen
                                                                                                                  Material­eigenschaften der Natrium-­
                                                                                                                  Ionen-Batterie erarbeitet und eine
                                                                                                                  erste E­ inzelzelle aus kostengünstigen
                                                                                                                  Materialien im Labor aufgebaut.
                                                                                                                Partner: PSI, ETHZ; Mitfinanzierung: KTI
zur                                                                                                               3. Attraktiver synthetischer
                                                                                                                     Energieträger

                 ADIABATE DRUCKLUFTSPEICHERUNG
                 Wärme speichern und in Strom umwandeln
                  Pumpspeicher sind seit über 100 Jahren Stand der Technik,
ER HaE Skizzen   die lohnendsten Standorte sind erschlossen. Da Pump­
                 speicher sehr geringe Speicherverluste und ein günstiges
                 Kostenprofil haben, werden Alternativen mit ähnlichem
                 Profil gesucht, etwa die adiabate Druckluftspeicherung.
                  Beim   Speichern
                      1. Wärme      von und
                               speichern Energie  als verwandeln
                                            in Strom  komprimierte Luft                                                       2. Effiziente Stromspeicher zur
                  ­entsteht zusätzlich Wärme, die separat gespeichert                                                            Netzstabilisierung
                   und bei Bedarf über einen Turbinen-Generator in Strom
                 ­umgewandelt wird. Innerhalb des SCCER wurde der
                  wohl weltweit erste adiabate Druckluftspeicher in einem
                  ungenutzten Tunnel entwickelt.
                 Partner: ETHZ, EPFL, SUPSI, Alacaes SA; Mitfinanzierung: SNF (NFP 70)

                                                                                              ELEKTROCHEMISCHE CO 2 -UMWANDLUNG
                                                                                              Attraktiver synthetischer Energieträger
                                                                                              Erneuerbare Elektrizität, die es im Sommer im Über­
                                                                                              schuss gibt, lässt sich in eine flüssige oder gasförmige
                                                                                              Substanz umwandeln und speichern. Die Effizienz der
                                                                                              Umwandlung ist zwar gering im Vergleich zu Batterien
                                                                                              oder W ­ asserkraft, aber der synthetische Energieträger
                                                                                              ist attraktiv, da er in der Handhabung und Energiedichte
                                                                                              gleich wie fossile Treibstoffe ist, die in der Mobilität
                                                                                              oder ­Chemie eingesetzt werden. Dem SCCER gelang der
                                                                                              Nachweis der Machbarkeit einer direkten elektroche­
                                                                                              mischen Umwandlung, in der zweiten Phase wird daraus
                                                                                              ein ­Prototyp im 1-kW-Massstab entwickelt.
                                                                                              Partner: PSI, ETHZ, Universität Bern

                                                                                         19
Die SCCER in Kürze: HaE

Fakten
                                                                                    Das trägt das SCCER HaE
                                                                                      zur Energiestrategie
4722,3 GWh                                                                                  2050 bei
So viel Strom ging 2016 in Deutschland auf­­grund fehlen­
der Energiespeicher und Netzkapazität v­ erloren. Dies
entspricht ca. 165 Millionen Euro. Mit dadurch ausgelösten                Die Deckungslücke beim Strombedarf soll gemäss Energie­
Ausfallzahlungen von 314,8 Millionen Euro ­entstand ein                   strategie 2050 durch erneuerbare Energien gedeckt
Gesamtverlust von ca. 480 Millionen Euro, die man in                      ­werden. Damit dies möglich ist, braucht es Speicher,
Speicher- und Netztechnologien hätte investieren können.                   die zum Beispiel nachts oder im Sommer produzierte
                                                                           Energie für den Tag oder den Winter bereitstellen.
30 % Frauen                                                               ➜ Das SCCER entwickelt Speichertechnologien, die
3 von 10 Forschenden am SCCER HaE sind weiblich.                          v­ erschiedene voneinander unabhängige Energiesektoren
Unter den Senior Researchers sind sogar 55 Prozent                         miteinander verknüpfen, was dem Umbau des Energie­
Frauen, bei den Postdoktorierenden sind es 50 Prozent.                     systems der Schweiz die nötige Flexibilität verleiht.

43 Wirtschaftspartner                                                     ➜ Das SCCER erarbeitet ein breites Portfolio an mögli­
                                                                          chen Speichertechnologien und erhofft sich, damit einen
Das SCCER ist sehr stark mit der Industrie vernetzt                       wesentlichen Beitrag zur Deckung des Energiebedarfs
und arbeitet mit 43 Wirtschaftspartnern zusammen,                         aus fluktuierenden erneuerbaren Quellen im Jahre 2050
von grossen Konzernen über KMU bis zu Verbänden.                          leisten zu können.

13 Mio. CHF                                                               ➜ Am SCCER entwickelte Speichertechnologien schaf­
                                                                          fen die Grundlagen dafür, dass bestimmte Energiedienst­
2016 wurden im Rahmen des SCCER Projekte im Umfang
                                                                          leistungen am Markt überhaupt eine Chance haben.
von rund 13 Millionen Franken realisiert.
                                                                          Die Zwischenspeicherung etwa eröffnet heute noch ­wenig
                                                                          genutzten Technologien enorm viele Möglichkeiten.

                                                                          ➜ Um vorhandene oder neue Technologien zu testen,
                                                                          erstellt das SCCER Prototypen-Anlagen. Auf der Versuchs­
                                                                          plattform ESI (Energy System Integration) kombiniert
                                                                          HaE zusammen mit dem SCCER BIOSWEET zum Beispiel
                                                                          bestehende Technologien, welche allein den Durchbruch
Beteiligte Institutionen                                                  nicht geschafft haben, mit anderen, sodass im Bereich
                                                                          Speicherung und Biomasse potenziell relevante Lösungen
• PSI Paul Scherrer Institut (Leading House)                              für die Industrie entstehen.
• BFH Berner Fachhochschule
• Empa Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt             ➜ Und schliesslich publizieren Arbeitsgruppen aus den
• EPFL École polytechnique fédérale de Lausanne                           unterschiedlichen Projekten ihre Ergebnisse, etwa in
• ETHZ Eidgenössische Technische Hochschule Zürich                        White Papers, und stellen diese Industrie und Forschung
• FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz                                     zur Verfügung, aktuell zum Thema Power-to-Gas.
• HSLU Hochschule Luzern
• HSR Hochschule für Technik Rapperswil
• SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
• Universität Bern
• Université de Fribourg
• Université de Genève
• HEIG-VD Haute École d’Ingénierie et de Gestion du
  Canton de Vaud*
• HES-SO Haute École Spécialisée de Suisse occidentale*                   Unsere Innovation Roadmap und
• NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs*                       weitere Informationen finden Sie hier
• ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften*

                                                                           ➜ www.sccer-hae.ch
* An SCCER beteiligte Hochschulen, keine Beitragsempfänger

                                                                     20
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

                                                                     «Strom und Wärme, die
                                                                     produziert werden können,
                                                                     sollen auch genutzt werden.»

Was ist Ihre Vision von der Energiezukunft im Jahr 2050?            Prof. Dr. Thomas J. Schmidt,
                                                                    PSI, Labor für Elektrochemie
2050 werden die Energiesysteme stark dekarbonisiert                 Thomas J. Schmidt schloss 1996 sein
sein, weil wir fast ausschliesslich erneuerbare Energien            Studium in Chemie an der Universität
                                                                    in Ulm ab und promovierte dort im
nutzen. Damit wird das Klimasystem für die weitere                  Jahr 2000. Als Postdoktorand arbeitete
Zukunft stabilisiert.                                               er am Lawrence Berkeley National
                                                                    Laboratory in den USA und am PSI.
                                                                    Danach war Schmidt acht Jahre in der
Wo sehen Sie Ihr SCCER auf dem Weg zu dieser Vision?                chemischen Industrie tätig, zuletzt
                                                                    als Direktor für Forschung und Entwick­
Strom und Wärme, die produziert werden können,                      lung bei BASF Fuel Cells, bevor er im
sollen auch genutzt werden. Wir tragen dazu bei, dass               ­Februar 2011 gleichzeitig zum Professor
                                                                    für Elektrochemie an der ETHZ und
wir erneuerbare Energie, speziell aus Wind und Sonne,                zum Leiter des Labors für Elektrochemie
vollständig nutzen können, indem wir Speicher zur                    am PSI ernannt wurde.

Verfügung stellen.

Was fasziniert Sie am Thema Energie?
Energie und Energieforschung sind technische Themen,
die gleichzeitig sehr politisch sind. Mich fasziniert
es, einen Beitrag zu leisten, der beide Seiten sinnvoll
zusammenbringt.

                                             21
Die SCCER-Landschaft in der Schweiz

23 Forschungsinstitutionen*
aus der ganzen Schweiz
                                                                                                                         UniBAS
sind an den SCCER beteiligt.
5 davon sind als Leading
Houses tätig. Somit arbeiten
Hochschulen und Forschungs­
institute aus dem ETH-­­Bereich,                                                                            HES-SO
Universitäten und Fachhoch-
schulen eng ­zusammen.
ETHZ / EPFL
* Beitragsempfänger

Universitäten

                                                                                     UniNE
                                                                                                               UniBE     BFH
Fachhochschulen
                                                                                                                               UniBAS

Forschungszentren                                                                               UniFR

Leading Houses                                                                                                   HES-SO

         ETHZ / EPFL
                                                     EPFL          UniL

         Universitäten
                                                                                                                                  UniBAS
                                                                                           UniNE
                                                                                                                    UniBE      BFH
         Fachhochschulen

                     UniGE
         Forschungszentren                                                           ETHZ / EPFL      UniFR          HES-SO

            ETHZ Houses
         Leading / EPFL                                                              Universitäten
Leading Houses

             Universitäten                                                           Fachhochschulen
                                                            EPFL          UniL
                                                                                              UniNE
                                                                                                                        UniBE     BFH
             Fachhochschulen                                                         Forschungszentren
Fachhochschulen                                                            Forschungsinstitute (ETH-Bereich)
BFH Berner Fachhochschule
             Forschungszentren                                             Eawag Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung
FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz                                                    Leading Houses UniFR
                                                                           und Gewässerschutz
HES-SO Haute École Spécialisée de Suisse occidentale                       Empa Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt
                                  UniGE
HSLU Hochschule Luzern                                                     PSI Paul Scherrer Institut
             Leading
HSR Hochschule          Houses
                 für Technik Rapperswil                                    WSL Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
NTB Interstaatliche Hochschule für Technik Buchs                                                                                     EPFL    UniL
SUPSI Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
                                                                   EPFL     UniL
KTI – Energie für die Zukunft – 2017

        PSI

FHNW                                                           UniSG
              ETHZ     Eawag Empa ZHAW

        WSL                        HSR
                                                                 NTB

 HSLU    UniLU

                                                                                                                                   UniBAS
                                                    SUPSI

                                                     USI
                                                                                        ETHZ / EPFL                   HES-SO

                        ETHZ / EPFL                                                     Universitäten

          Eidg. Technische Hochschulen                                     Universitäten
                          Universitäten
          EPFL École polytechnique fédérale de Lausanne                                   Fachhochschulen
                                                                           Universität Basel           Universität Luzern
          ETHZ Eidgenössische Technische Hochschule Zürich                 Universität Bern            Université de Neuchâtel
                                                                           Université de FribourgUniNE Universität St. Gallen
                                                                           Université de Genève                            UniBEitaliana
                                                                                                       Università della Svizzera     BFH
                        Fachhochschulen                                                   Forschungszentren
                                                                           Université de Lausanne

                        Forschungszentren                                               Leading HousesUniFR
Die SCCER in Kürze: SoE

SoE
Supply of Electricity

  Aktionsfeld                                         Leading House                        Deputy Head
  Strombereitstellung                                 Eidgenössische Technische            Prof. Dr. François Avellan,
                                                      Hochschule Zürich (ETHZ)             École polytechnique fédérale
                                                                                           de Lausanne (EPFL)
                                                      Head
                                                      Prof. Dr. Domenico Giardini,         Kontakt / Managing Director
                                                      ETHZ, Institut für Geophysik         Dr. Gianfranco Guidati
                                                                                           gianfranco.guidati@sccer-soe.ethz.ch
                                                                                           +41 (0)44 632 31 60
                                                                                           www.sccer-soe.ch

Diese Aufgaben hat
das SCCER übernommen

 Das SCCER SoE befasst sich mit der Zukunftsenergie Geo­             Die Wasserkraft ist heute kaum mehr rentabel und der
 thermie und der bekannten Energie Wasserkraft. Es                   Umweltschutz schränkt die Produktion weiter ein, deshalb
­erforscht, ob es möglich ist, mit Tiefengeothermie 5 bis            scheut die Industrie grosse Investitionen. Damit die wich­
 10 Prozent der benötigten Elektrizität in der Schweiz sicher        tigste erneuerbare Energie der Schweiz auch in Zukunft
 und zu konkurrenzfähigen Preisen zu generieren. Das                 ihre Bedeutung behält, arbeitet das SCEER mit Unternehmen
 ­SCCER prüft, ob mittels CO2-Speicherung Elektrizität aus           an der Optimierung von Turbinen sowie an der Entwicklung
  fossilen Energiequellen nahezu klimaneutral erzeugt werden          neuer Technologien für die Kleinwasserkraft. Wichtige
  kann. Und es untersucht, wie und mit welchen Kosten die             Themen sind zudem die Vorhersage der Wassermengen
  Leistung von Wasserkraftwerken um 9 Prozent erhöht und              unter Berücksichtigung des Klimawandels, das Potenzial
  gleichzeitig der Strom flexibler produziert werden kann.            künftiger Gletscherseen und die optimale Sedimentbewirt­
  Dazu arbeitet es eng mit der Industrie und den Bundes­              schaftung in Stauseen. Um Entwicklungen abzuschätzen,
  ämtern zusammen.                                                   greift das SCCER zu Simulationsmodellen und berücksichtigt
                                                                     dabei ökologische und sozioökonomische Ziele wie die
  In der Geothermie arbeiten die Forschenden an einem fun­           ­Minimierung der negativen Auswirkungen auf die Umwelt.
  dierten Verständnis der Prozesse beim Aufbrechen des
­Gesteins zur Erschliessung von Tiefengeothermie-Reservoiren.        Schliesslich betrachtet das SCCER die Energieversorgung
 Dabei soll einerseits durch das Einpressen von Wasser ein           der Schweiz ganzheitlich. Es vergleicht alle relevanten
 grossflächiges Risssystem erzeugt werden, das als Wärme­            Stromproduktionstechnologien im Hinblick auf Potenziale,
 tauscher dient. Andererseits soll die Wärmeextraktion aus           Kosten und Umweltverträglichkeit und analysiert Strom­
 heissem Gestein in einigen Kilometern Tiefe effizienter             szenarien mittels energie-ökonomischer Modelle. Zudem
 ­erfolgen. Bis 2025 will das SCCER mit der Industrie eine           untersucht es die Themen Risiko, Sicherheit und gesell­
  Reihe von innovativen Technologien zur Reife bringen, um           schaftliche Akzeptanz.
  sie zu implementieren. Zudem müssen die Kosten der
  heute sehr teuren Bohrungen gesenkt werden, um eine
  zukünftige Energienutzung rentabel zu machen.

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