Gipfel der Verdrahtung - Dokumentation über die starke Zunahme von Kletter-steigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz - Mountain Wilderness
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Gipfel der Verdrahtung Dokumentation über die starke Zunahme von Kletter- 1 steigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Gipfel der Verdrahtung Dokumentation über die starke Zunahme von Klettersteigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz 3
Impressum Gipfel der Verdrahtung Dokumentation über die starke Zunahme von Klettersteigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Herausgeber: Mountain Wilderness Deutschland e.V. Waldstr. 31a 82237 Wörthsee http://www.mountainwilderness.de mountain wilderness schweiz Sandrainstrasse 3 CH-3007 Bern http://mountainwilderness.ch AutorInnen: Kirsten Schütz & Michael Pröttel Weitere Beiträge: Richard Goedeke Thomas Häfliger Guido Jablonski Karin Lankes Heinz Wiedmann Erste Auflage Mai 2013 Titelbild und Rücktitel: A. Neumann, Klettersteig Richterspitze Satz und Layout: Janis Sonnberger, merkMal Verlag Gedruckt auf Recyclingpapier Wir bedanken uns bei PATAGONIA für die finanzielle Unterstützung. 4
Inhaltsverzeichnis Vorwort von Eugen E. Hüsler........................................................................ 6 Einführung...................................................................................................... 8 Teil I – Österreich I a Ausgangslage........................................................................................ 10 I b Klettersteigliste Österreich..................................................................... 14 I c Fallbeispiele........................................................................................... 18 I d Zunahme von Klettersteigunfällen in Österreich.................................... 24 I e Fazit....................................................................................................... 27 Exkurs: Rechtliche Grundlagen.................................................................. 28 Teil II – Schweiz II a Ausgangslage........................................................................................ 30 II b Charta von Engelberg............................................................................ 32 II c Zunahme von Klettersteigunfällen in der Schweiz................................. 34 II d Fallbeispiele........................................................................................... 35 II e Klettersteigunfälle in der Schweiz.......................................................... 44 II f Auswertung der Klettersteig-Charta und Fazit....................................... 46 Exkurs – Wasserfall- und Schluchtensteige.............................................. 50 Teil III – Deutschland III a Ausgangslage........................................................................................ 52 III b Klettersteigliste Deutschland.................................................................. 55 III c Fallbeispiele........................................................................................... 56 III d Zunahme von Klettersteigunfällen in Deutschland................................. 62 III e Fazit....................................................................................................... 63 5
Vorwort Quo vadis Klettersteige? Vielleicht erinnern Sie sich noch an jene nisse. Die Klettersteige sind immer mehr Sommernacht im Juli 1969, als Neil geworden über die Jahre, auf einen ers- Armstrong als erster Mensch seinen Fuß ten Boom in den 1960er-Jahren folgten in den Mondstaub setzte und das auch der nächste und der übernächste. Weit gleich sehr treffend kommentierte: „That über tausend Routen sind es mittlerweile ist one small step for a man, one giant alpenweit. Im Mittelpunkt stand bei den leap for mankind.“ Neuanlagen immer weniger der Berg, zunehmend wichtiger wurde das Spekta- Da schaute alle Welt gebannt auf den kel. Dieser Trend nahm seinen Anfang in Erdtrabanten, ich auch, auf einem Frankreich, bis 1990 eine klettersteigfreie Campingplatz in Cortina d’Ampezzo. Der Zone, breitete sich nach und nach Osten erste Mensch auf dem Mond – unglaub- aus. Seilbrücken, Stahlgitter, Drehleitern lich! Ich schlürfte meine Cola, um wach – Hochseilgärten im Steilfels. zu bleiben, trotz der Steilwandtour am „Blitzableiter“ der Südlichen Fanisspitze. Bergsteigen ade. Und das stimmt mich Nebensache? Für die Welt garantiert, als „Alpenoldie“ etwas traurig. Was hat für mich nicht, wie sich später heraus- eine Installation wie jene am Gemmipass stellen sollte. Denn diese zufällige erste noch mit dem Erlebniswert einer Civetta- Begegnung mit einem Klettersteig verlieh Überschreitung gemeinsam? Das Eisen, meinem (Bergsteiger-) Leben einen ent- ja, aber auf der „Alleghesi“ entführt es scheidenden Kick. mich in eine faszinierend schöne Hoch- gebirgslandschaft, während es unter Mehr als vierzig Jahre sind seither dem Skywalk im Wallis zum Selbstzweck vergangen, geschätzte 2000-mal stand geworden ist: Nervenkitzel über dem ich auf einer Via ferrata (ich hab’s nie Abgrund. gezählt), was mir schließlich den (inoffi- ziellen) Titel eines „Klettersteigpapstes“ Der Trend ist eindeutig, ganz klar ist einbrachte. Fast ein halbes Jahrhundert auch, dass die Natur so zur Kulisse hautnah erlebte Klettersteiggeschichte – verkommt. Da könnte man diese Eisen- da muss man ja zum Chronisten werden. parcours ja gleich in die Städte bauen, Der schaut mit einem lachenden und Hochhäuser stehen in Frankfurt oder einem weinenden Auge zurück. Zurück Berlin genug. Es bestehen durchaus auf viele schöne Stunden in den Bergen, Parallelen zur Kletterszene: Kletterhallen auf Herausforderungen im Steilfels, inte- und -gärten gibt’s en masse, dafür ist es ressante Begegnungen und tolle Erleb- an den Drei Zinnen still geworden. Das 6
kann man begrüßen, und ich bin mir auch nicht sicher, ob heute das Projekt eines Klettersteiges am Jubiläumsgrat oder an der Moiazza noch Chancen hätte vor den Augen einer streng auf Naturschutz ach- tenden Öffentlichkeit. Schade eigentlich, finde ich. Aber das ist wohl eine etwas altmodische Meinung. Übrigens: Der längste Klettersteig wird alljährlich im fernen Nepal aufgebaut, um mehr oder weniger sportlichen Gipfelstür- mern den Gänsemarsch zum höchsten Berg der Welt zu erleichtern. Das ist eine andere Geschichte – oder doch nicht? Eugen E. Hüsler 7
Einführung Die anhaltende technische Erschließung Im Gegensatz zu den alpinen Vereinen der Alpen betrifft leider nicht nur neue DAV, SAC, OeAV und CAA lehnen Moun- Skilifte, Speicherteiche oder Aus- tain Wilderness Deutschland und mountain sichtsplattformen. Die Recherchen der wilderness schweiz den Neubau von Klet- vorliegenden Dokumentation von moun- tersteigen im Gebirge grundsätzlich ab. tain wilderness schweiz und Mountain Wilderness Deutschland ergaben, dass Doch um nicht falsch verstanden zu allein in den vergangenen fünf Jahren werden: Wir wollen mit dieser Publikation in den Schweizer, Österreichischen und nicht das Klettersteiggehen grundsätzlich Deutschen Alpen mehr als 100 neue verteufeln. Auch der/die eine oder andere Klettersteige errichtet wurden. von uns hat seinen/ihren ersten „alpinen Von der Gesamtzahl her hat Österreich Gehversuch“ an einer klassischen Via mit 594 Anlagen sogar das „klassische Ferrata bewältigt. Klettersteigland“ Italien (496) überflügelt, Und spätestens dann, wenn ein Kinder- während in Deutschland 206 und in der gesicht nach Bewältigung des ersten Schweiz 165 Steige auf Drahtseilartisten richtigen Klettersteigs den Papa voller warten. (Quelle: www.klettersteig.de, Stolz anlacht (wie einer unserer Autoren Stand 25.02.2013) 2012 erlebte), müssen selbst „Alpin-Pu- risten“ zugeben, dass Klettersteige auch Das Klettersteiggehen boomt also wie Spaß vermitteln können. kaum eine andere Bergsportart, was Und trotzdem: Genug ist einfach genug! Sportartikel-Hersteller, Hüttenwirte und Tourismusdestinationen dazu veranlasst, Der Sinn und Zweck dieser Broschüre immer mehr Felsflanken und Gipfelgrate ist es, mit einer möglichst umfassenden mit Drahtseilen zu verkabeln. Dokumentation auf den wirklich explo- Natürlich dürfen „spektakuläre Hänge- sionshaften Anstieg von Klettersteigen brücken“, „nervenkitzelnde Seilrutschen“ und dem damit verbundenen Anstieg von oder „360°-Strickleitern“ bei den (leider Unfällen hinzuweisen und alle Verant- teils sehr unfallträchtigen) Neubauten wortlichen und Entscheidungsträger auf- nicht fehlen. Und so hält der Funpark- zufordern, keine weiteren Anlagen mehr Charakter auch in dieser Spielart des zu errichten. Denn unsere Alpen sind nun Bergsports immer mehr Einzug. einmal – in jeder Hinsicht – übererschlos- Besonders bedauerlich ist es unserer sen. Meinung nach, wenn klassische Kletter- routen von neuen Klettersteigen überbaut In den drei Teilen dieser Publikation wird werden oder wenn hochalpine Gipfelan- jeweils für Österreich, die Schweiz und stiege mit Stahlseilen verkabelt werden. Deutschland zunächst die Ausgangslage 8
in dem entsprechenden Land dargestellt. Sport-Klettersteige haben meist einen Im Anschluss daran folgen die Zusam- kurzen Zustieg und legen Wert auf eine menstellungen der neugebauten Kletter- spektakuläre Routenführung. Ausdauer- steige aus den letzten fünf Jahren sowie kraft (Arme) ist mehr gefragt als Berger- ausgewählte Fallbeispiele. Zuletzt wird fahrung oder Kondition. Der Umkehr- jeweils auf die in allen Ländern beängs- punkt kann in der Wand oder an einem tigend zunehmende Unfallentwicklung beliebigen Ausstiegspunkt sein: Hier ist in Verbindung mit dem Klettersteigboom der „Weg“ das Ziel. eingegangen. Auf einer Extraseite werden zudem die Fun-Klettersteige sind meist in Tal- oder rechtlichen Grundlagen zu Klettersteigen Seilbahnnähe angelegt, verfügen über behandelt. möglicherweise aufwendige Konstruktio- nen und artistische Elemente wie Seilbrü- Bevor wir „in media res“ gehen, darf eine cken, Stahlnetze und Seilrutschen, wie einführende Begriffsdefinition natürlich sie auch in Seilparks vorkommen. Berg- nicht fehlen: erfahrung ist nicht notwendig, im Vorder- „Klettersteige sind mit Stahlseilen und grund steht der maximale Spaßfaktor. evtl. Griff- und Tritthilfen statisch abge- Dieser Kategorie sind in den folgenden sicherte Routen, auf denen zur Selbst- Auflistungen auch talnahe Wasserfall-, sicherung ein Klettersteigset verwendet Klamm- und Schluchten-Klettersteige wird.“ (Österreichisches Kuratorium für zugeordnet. Alpine Sicherheit) Die verschiedenen Klettersteigführer verwenden meist eigene Kategorien zur Unterteilung der Klettersteige. In dieser Dokumentation werden die aufgelisteten Klettersteige drei Kategorien zugeordnet, die an eine Einteilung von Klettersteig- formen des Deutschen Alpenvereins angelehnt sind. Der klassische alpine Klettersteig Drehleiter Gemmi Klettersteig verläuft in alpinem Gelände, durch Foto: S. Kreuzer Wände oder über Grate, hat in der Regel einen längeren Zustieg und führt meist auf einen Gipfel. Er nutzt die Struktur Natürlich sind die Übergänge zwischen des Geländes, ist also logisch im Verlauf den verschiedenen Kategorien fließend. und verzichtet weitgehend auf Elemente So haben viele der neuen alpinen Klet- wie Seilbrücken. Schwierige Passagen tersteige und Sport-Klettersteige auch sind in der Regel durch Leitern, Tritt- und Fun-Elemente (wie Seilrutschen oder Griffeisen entschärft. Hängebrücken). 9
Teil I – Österreich Ia Ausgangslage Von allen deutschsprachigen Alpen- Simony durchgeführt, der seinen ersten ländern hat Österreich mit mehr als Gipfelanstieg als „recht abscheuliches 70 neuen Anlagen in den letzten fünf Klettern“ empfand und daher Geld für Jahren die mit Abstand größte „Kletter- eine Seilversicherung sammelte. steig-Explosion“ erlebt. 26 Jahre später wurden am Großglockner Zudem gibt es einen historischen Grund 400 Meter mit Drahtseilen versichert. 1878 dafür, dass wir unsere dreiteilige Doku- wurde ein weiterer Klettersteig am Dach- mentation im rot-weiß-roten Nachbarland stein errichtet. Zwischen 1894 und 1913 beginnen: Am Hohen Dachstein wurde wurden mit Teufelsbadstubensteig, König- 1843 der erste Klettersteig der Alpen schusswandsteig und Haidsteig gleich drei errichtet. Eisenwege auf der Rax angelegt. Die Sicherung des Normalwegs auf Die ersten Klettersteige waren damals den 2.995 Meter hohen Gipfel wurde natürlich nur ein Mittel zum Zweck, auf auf Anregung des berühmten Friedrich den Gipfel zu gelangen. Dachsteingipfel Foto: M. Pröttel 10
Ein paar Ausnahmen gab es in den en meist Unternehmer wie Seilbahn- und Wiener Hausbergen. Dort entstanden im Mautstraßenbetreiber oder Tourismusge- ausgehenden 19. Jahrhundert die ersten meinden.“ Klettersteige mit sportlichem Charak- ter. An leiterartigen Steigbäumen aus Prominentes Beispiel für diese klassische Eisen stiegen die ersten Klettersportler Konfliktsituation ist der stark frequentierte an senkrechten Felsen in die Höhe. Bis Kletterssteig „Königsjodler“ am Hochkö- daraus aber ein echter Trend wurde, nig, der vor einigen Jahren trotz massi- vergingen fast 100 Jahre. ver Bedenken der Naturschutzbehörde mitten im heutigen Europaschutzgebiet Ausgehend von den in den 1960er- Kalkhochalpen (Natura 2000) gebaut Jahren gebauten Klettersteigen in wurde. den Dolomiten (hier vor allem rund um Cortina d‘Ampezzo) setzte in den Zwar wurden im Hinblick auf bestehende 1970er- und 80er-Jahren vor allem in klassische Kletterrouten Projekte aus Tirol (z.B. rund um Imst, im Stubaital den 1990er-Jahren am Kopftörlgrat und und am Arlberg) ein erstes Kletter- an der Schüsselkarspitze nicht realisiert. steig-Baufieber ein. Andererseits empfanden nicht wenige den Bau des Intersport-Klettersteigs Während in den 1990er-Jahren der (Donnerkogel/Gosaukamm) als Sakrileg, Klettersteigboom etwas nachließ, schwoll da der legendäre Kletterer Paul Preuß die stählerne Welle ab der Millenniums- die Route bei der ersten Überschreitung wende langsam, aber stetig wieder an. des Berges geklettert war. 2007 warnte Günter Karnutsch (Obmann der Salzburger Berg- und Skiführer) auf Der Österreichische Alpenverein (OeAV) einem DAV-Bergforum mit dem Titel legt in der „Arbeitsgebietsordnung Hütten „Klettersteige – Alpinismus auf dem Ei- und Wege“ fest: „Neue Wege, einschließ- senweg?“ vor der ungezügelten Entwick- lich der Weitwanderwege und ihrer lung in Österreich: Markierung sowie Klettersteige dürfen „Jedes Jahr 20 bis 30 neue Anlagen, von den Sektionen nur angelegt werden, Rekorde seien angesagt: der Schwerste, wenn der Bundesausschuss vorher seine der Längste, der Spektakulärste… Diese Zustimmung erteilt hat. Diese darf nur aggressive Vermarktung wundere ihn gegeben werden, wenn die Notwendig- nicht angesichts der Bauherrn: Dies sei- keit unter Anlegung strengster Maßstäbe 11
festgestellt wird, die Finanzierung der riante des Bürgeralm-Klettersteigs (siehe entstehenden Kosten gesichert und die unten: Fallbeispiele) für Aufsehen und Einwilligung der betroffenen Grundeigen- Kopfschütteln gesorgt hatte. tümer nachgewiesen ist. Zudem klagt die Bergrettung über immer Für die Errichtung von Klettersteigen ist mehr Einsätze (siehe weiter unten: der von DAV und OeAV ausgearbeitete Zunahme von Unfällen), weshalb einem Kriterienkatalog für die Errichtung von Bericht der österreichischen Tageszei- Klettersteigen (siehe Teil III) zugrunde zu tung Die Presse zufolge 2009 in der legen.“ Steiermark sogar ein Verbot für den Bau weiterer Klettersteige gefordert wurde. Nach Angaben des OeAV wurden seit Erstellung und Verabschiedung dieses Auch der bekannte Klettersteig-Führerau- Kriterienkataloges zwei Klettersteigpro- tor Axel Jentzsch-Rabl kam 2009 zu dem jekte (Absamer Klettersteig sowie Sina- Schluss, „dass ein Punkt erreicht sei, bell Südwand, beide aus dem Jahr 2011) an dem man sich fragen sollte, ob das von OeAV-Sektionen eingereicht. Diese Klettersteiggehen überhaupt noch mit wurden durch den Bundesausschuss po- echtem Bergsteigen zu tun habe“. sitiv beurteilt und damit die Zustimmung für den Bau erteilt. Zudem gibt es neben diesen beiden Projekten weitere Klettersteige, bei denen OeAV-Sektionen in unterschied- lich starkem Ausmaß beteiligten waren/ sind – jedoch nicht als alleinige Errichter/ Betreiber. Dazu liegen laut OeAV jedoch keine genauen Informationen vor. Sehr kritisch sehen die Entwicklung in Österreich die Vertreter der Bergrettung. „Es kann nicht sein, dass die Berge zu einer Arena für Vergnügungssüchtige gemacht werden“, sagte 2009 Friedrich Seidl, Leiter der Bergrettung Steiermark, wo zuvor die extrem schwierige Arenava- 12
Sowohl Sinabell (unten) als auch Absamer Klettersteig fanden die Zustimmung des OeAV Bundesausschuss Fotos: www.geocaching.de bzw. www.ramsau.com 13
Ib Klettersteigliste Österreich Von 2008 bis 2012 wurden der nach- Jahren und dort wiederum alphabetisch folgenden Auflistung zufolge sage und geordnet. Wenn nach dem Klettersteig- schreibe 73 neue Klettersteige in Öster- namen „(neu)“ hinzugefügt ist, bedeutet reich errichtet. Da unsere Recherchen dies, dass auf dem entsprechenden Berg keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhe- bereits versicherte Stellen vorhanden ben, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, waren, diese aber nun zu einem (weitge- dass die tatsächliche Gesamtzahl von hend) durchgehenden Drahtseilanstieg Neuerschließungen noch darüber liegt. verbunden wurden. Im Folgenden sind die Klettersteige nach 2012 Adolari KS Loferer Steinberge/Tirol Fun-Klettersteig Dopamin KS Lienzer Dolomiten/Osttirol Sport-Klettersteig Familien KS Lienzer Dolomiten/Osttirol Fun-Klettersteig Fernergries KS Ötztaler Alpen/Tirol Fun-Klettersteig Franzl KS Radstädter Tauern/Bl. Salzburg Sport-Klettersteig Gamsblick KS Totes Gebirge/Steiermark Alpiner Klettersteig Großer Priel, SO-Sporn Totes Gebirge/Oberösterreich Alpiner Klettersteig KS Arena Höhenburg Hohe Tauern/Bl. Salzburg Alpiner Klettersteig Holderli Seppl KS Ötztaler Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Kitzlochklamm KS Goldberggruppe/Bl. Salzburg Sport-Klettersteig Mahdlgupf KS Salzkammergut/Oberösterreich Alpiner Klettersteig Marokka KS Kitzbüheler Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Möllschlucht KS Schobergruppe/ Kärnten Fun-Klettersteig Obergurgler KS Ötztaler Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Sinabell KS Dachstein/Steiermark Sport-Klettersteig Stafflacher KS Tuxer Alpen/Tirol Sport-Klettersteig 2011 Absamer KS Karwendel/Tirol Alpiner Klettersteig Amon KS Dachstein/Steiermark Alpiner Klettersteig Bergkameraden KS Chiemgauer Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Familien KS Hirschkarspitze Gasteinertal/Bl. Salzburg Fun-Klettersteig Großer Kinigat KS Gailtaler Alpen/Kärnten Alpiner Klettersteig Hochkogel KS Totes Gebirge/Oberösterreich Alpiner Klettersteig HTL Wels KS Höllengebirge/Oberösterreich Alpiner Klettersteig Köllenspitze KS Tannheimer Berge/Tirol Alpiner Klettersteig Buchau KS Rofan/Tirol Sport-Klettersteig 14
Katrin KS Salzkammergut/Oberösterreich Sport-Klettersteig Schwärzenkamm KS Ötztaler Alpen/Tirol Alpiner Klettersteig Leopold KS Mur Randgebirge/Steiermark Sport-Klettersteig Mauskarspitze KS Gasteinertal/Bl. Salzburg Fun-Klettersteig Millnatzenklamm KS Gailtaler Alpen/Kärnten Fun-Klettersteig Mödlinger KS Wienerwald/Niederösterreich Sport-Klettersteig Ottenalm KS Chiemgauer Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Pfeilspitzwand KS Zillertaler Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Postalmklamm KS (F Variante) Salzkammergut/Bl. Salzburg Fun-Klettersteig Silver Bullet KS Goldberggruppe/Bl.Salzburg Fun-Klettersteig 2010 Adrenalin KS Lienzer Dolomiten/Osttirol Sport-Klettersteig Anna KS Dachsteingebirge/Steiermark Alpiner Klettersteig Dreifaltigkeit KS Karawanken/Kärnten Sport-Klettersteig Fünf-Gipfel-Klettersteig Foto: M. Zahel 15
Echernwand KS Dachsteingebirge/Oberösterreich Sport-Klettersteig Erlebnissteig Kanzelwand Kleinwalertal/Tirol Sport-/Fun-Klettersteig Fünf-Gipfel KS Rofan/Tirol Alpiner Klettersteig Gamssteig Ötztaler Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Gletschergoaß KS Hohe Tauern/Bl. Salzburg Sport-Klettersteig Hanauer KS Lechtaler Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Hohe Geige W-Grat (neu) Ötztaler Alpen/Tirol Alpiner Klettersteig Kupfergeist KS Niedere Tauern/Bl. Salzburg Sport-Klettersteig Lachenspitze Nordwand KS Allgäuer Alpen/Tirol Alpiner Klettersteig Laserer Alpin Steig Dachsteingebirge/Oberösterreich Sport-/Fun-Klettersteig Leite KS Mieminger Gruppe/Tirol Sport-Klettersteig Naturpark KS Nasenwand Zillertaler Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Oberst-Gressel KS (neu) Karnische Alpen/Kärnten Sport-Klettersteig Röngg- und Röbischlucht KS Rätikon/Vorarlberg Fun-Klettersteig Schmied KS Dachsteingebirge/Oberösterreich Sport-Klettersteig Vaude Schmugglersteig Montafon/Vorarlberg Alpiner Klettersteig Steinbocksteig Ötztaler Alpen/Tirol Sport-Klettersteig Türkenkopf KS Bachergebirge/Kärnten Sport-Klettersteig Winkelturm O-Grat KS Karnische Alpen/Kärnten Alpiner Klettersteig Tassilo Klettersteig Foto: M. Zahel 16
Seekofel Klettersteig Foto: M. Zahel 2009 Bürgeralm KS Hochschwab/Steiermark Sport-Klettersteig Drachenwand KS Salzkammergut/Oberösterreich Sport-Klettersteig Falkensteig Nockberge/Kärnten Alpiner Klettersteig Kala KS Salzb. Schieferalpen/Steiermark Fun-/Sport-Klettersteig Rifa Übungs KS Montafon/Vorarlberg Fun-Klettersteig Richterspitze KS (neu) Zillertaler Alpen/Tirol Alpiner Klettersteig Tassilo KS Totes Gebirge/Oberösterreich Sport-Klettersteig Weiße Gams KS Steinernes Meer/Bl. Salzburg Sport-Klettersteig Zahme Gams KS Steinernes Meer/Bl. Salzburg Sport-Klettersteig Pfannknecht KS Silvretta/Tirol Alpiner Klettersteig 2008 Imster-Wasserfall KS Lechtaler Alpen/Tirol Fun-Klettersteig Kufsteiner KS Wilder Kaiser/Tirol Alpiner Klettersteig Seekofel KS Lienzer Dolomiten/Osttirol Alpiner Klettersteig Siega KS Dachsteingebirge/ Steiermark Sport-Klettersteig Steinwand KS Ötztaler Alpen/ Tirol Sport-Klettersteig Stuibenfall KS Ötztaler Alpen/ Tirol Sport-/Fun-Klettersteig 17
Ic Fallbeispiele Im folgenden Kapitel wollen wir an ausgewählten Beispielen aufzeigen, welch seltsame Blüten beim Bau von neuen Klettersteigen aus österrei- chischen Felsen sprießen. Glödis Foto: R. Goedeke 18
Glödis – Sündenfall im Nationalpark Baujahr: 2006 Region: Osttirol Schwierigkeit: B/C Der Glödis war von Natur aus ein Berg Zweitens wurde der Klettersteig mit mit deutlich höheren Schwierigkeiten als einer Unmenge von Drahtseil, Trittstiften die anderen Berge der Schobergruppe. und Leitern so kleinschrittig gestaltet, Nicht nur nach der technischen Kletter- dass der Aufstieg über den Grat nun die schwierigkeit (die am Normalweg bis II Schwierigkeit A0 und lediglich einige reicht), sondern auch nach der Ernst- Meter Schwierigkeitsgrad I – also den haftigkeit als steiler Dreitausender. Und einer Feuerleiter – hat. Genau bese- weil er in der Kernzone des National- hen erscheint das wie ein Versuch der parks Hohe Tauern liegt, war eigentlich Auftragsbeschaffung für die Bergwacht. zu erwarten, dass das so bliebe. Nicht Denn dieser Steig ist wegen seines Ver- zuletzt, weil der Alpenverein auch in laufs über den Grat extrem blitzgefähr- seinen Beschlüssen zu Klettersteigen det. Obendrein werden mit dieser Sorte im Interesse des Friedens zwischen den Klettersteig auch Leute in den Steig Anhängern der verschiedenen Spielfor- gelockt, die bei einem – durch Blitz oder men des Bergsteigens klar festgelegt hat, Steinschlag jederzeit rasch möglichen – dass Klettersteige nicht über bestehende Schaden dort in der Hochregion blockiert Kletterrouten gelegt werden sollen. sind und dann nicht aus eigener Kraft wieder herunter können. Am Glödis wurde gegen alle diese Re- geln krass verstoßen: Obwohl es in der Drittens wurde mit diesem Steig den Schobergruppe mit dem Petzeck, dem Bergsteigern, die die Berge so als Her- Hochschober, dem Hohen Prijakt und ausforderung annehmen wollen, wie die einer ganzen Reihe anderer Gipfel auch Natur sie geschaffen hat, sowohl diese für Bergsteiger gemäßigter Leistungsfä- schöne, luftig und in gutem Gestein higkeit mehr lohnende Ziele gibt, wurde verlaufende Route als auch die natürliche dort in einem Handstreich eine Verbau- Sonderstellung des Berges weggenom- ung der eine hübschen Kletterroute des men. Grades III bietenden Südostgrates zu einem Klettersteig durchgeführt. Erstens wurde damit mitten in der Kern- zone eine Erschließungsmaßnahme mit großräumigen intensiven Eingriffen und massenhaftem Einbringen von metalle- nen Installationen vorgenommen. 19
Bürgeralm Klettersteig – „Zusätzliche Seilsicherung obligatorisch“ Baujahr: 2009 Region: Steiermark Schwierigkeit: F Der Klettersteig Bürgeralm ist ein Beispiel Dabei ist der Rest der Route unspektaku- dafür, wie mit einem extremen Schwierig- lär. „Ohne diese schwere Variante wäre keitslevel um Aufmerksamkeit gekämpft der eigentliche Bürgeralm-Klettersteig wird: „Die sogenannte Arenavariante ist eher uninteressant, da die Route meist vielleicht der derzeit schwerste Kletter- im Wald verläuft und – im Vergleich mit steig“, sagte Führer-Autor Axel Jentzsch- anderen Klettersteigen – wenige lohnen- Rabl in einem Beitrag des Magazins de Passagen hat“, betonte Jentzsch-Rabl ALPIN. Eine Begehung im herkömmli- und warnte: „Wer im Fels nicht mindes- chen Stil (also nur mit dem Klettersteig- tens den siebten Schwierigkeitsgrad klet- set gesichert) sei gefährlich, da man bei tert oder sich auf E-Klettersteigen wirklich einem Sturz wahrscheinlich sehr hart in spielt, sollte die Finger davon lassen.“ das Klettersteigset falle und eventuell zusätzlich an die Felswand schlägt, so der ausgewiesene Klettersteigexperte. Deshalb empfahl Jentzsch-Rabl, auf jeden Fall ein Sicherungsseil mitzuführen und nur Begehungen mit einem Kletter- partner zu unternehmen. Zudem stellte er die Frage nach der Sinnhaftigkeit der schweren Steiganlage: „Die Initiatoren haben einen Grenzfall geschaffen. Die kurze, extreme Arenavariante wird medial sicher ein großes Echo auslösen und viele auf die Bürgeralm locken.“ 20
Stafflacher Klettersteig – „Infrarotzählwerk belegt Klettersteigboom“ Baujahr: 2012 Schwierigkeit: C Region: Tuxer Alpen Der Stafflacher Klettersteig bei St. Jodok tiert. Im Durchschnitt kamen 55 Kletterer (Tuxer Alpen) wurde bereits in der ersten am Tag. Am 9. September 2012 verur- Saison seines Betehens von ca. 6000 sachte ein Andrang von 460 Besuchern Klettersteiggehern besucht. Die Berg- Wartezeiten am Einstieg. Zudem wurden rettung St. Jodok hatte den Klettersteig auch Nachtbegehungen registriert, was errichtet und dabei ein Infrarot-Zählwerk in Bezug auf die die mögliche Unfallge- installiert, der die Begehungen dokumen- fahr natürlich nicht unproblematisch ist. Stafflacher Klettersteig Foto: B. Ziegler 21
Galitzenklamm – „Vier Steige … eine Klamm“ Baujahr: bis 2012 Schwierigkeit: bis F Region: Osttirol Seit Sommer 2012 warten in der Ostti- „Dopamin Klettersteig“ und „Adrenalin roler Galitzenklamm vier verschiedene Klettersteig“ nahe. Der Letztgenannte Klettersteige auf hormonausschüttungs- wurde für einen einheimischen Bergstei- affine Urlauber. Zumindest legen das die ger allerdings zum tödlichen Verhängnis Namen der zwei neuesten Kreationen (siehe Seite 24). Elferturm – „Steigklammern statt Felstritte“ Baujahr: 2000 Schwierigkeit: D Region: Stubaier Alpen Hier der interessante Beitrag eines haus, dass in der Südwestschlucht zur Forenteilnehmers zum Thema „Berge in Torsäule ein neuer Klettersteig einge- Ketten“ auf www.gipfeltreffen.at: richtet werden soll. Die Route ist eine „Leider stelle ich fest, dass das, was man schöne 2-3, muss nur vom Bruchgeröll heutzutage in Nordtirol Klettersteig nennt, befreit werden. Auf meine Bemerkung mich gar nicht mehr anzieht. Weil man ‚Hoffentlich ohne Klammern‘ bekam ich zum Teil fast NUR NOCH auf Eisen läuft. die Antwort: ‚Ohne Klammern geht das Das entspricht zwar dem Ausdruck ‚Via nicht, da bleiben die Leute ja reihenweise ferrata‘, hat aber mit Klettern – wie ich es stecken, weil sie nicht klettern können, mir vorstelle – nichts mehr zu tun. und kommen nicht mehr weiter.‘“ Da gibt es z.B. den Klettersteig Elferkofel (Stubai), bei dem Steigklammern direkt über schöne, bequeme Naturtritte ge- setzt wurden. Im direkt anschließenden Klettersteig Elfertürme gibt es noch nicht einmal mehr ein Sicherungsseil. Bei der Anzahl von Klammern hat man das für unnötig befunden. Letztes Jahr erfuhr ich vom Hüttenwirt auf dem Padasterjoch- 22
Besonders bedauernswert ist es, wenn klassische Anstiege zu großen 3000ern, wie bei der Hochalmspitze, durchgehend verdrahtet werden. Foto: M. Pröttel 23
Id Zunahme von Klettersteigunfällen in Österreich Rasante Seilrutschen, schwindelerre- seiner Klettersteigbremse hing, wegen gende Hängebrücken, superextreme falscher Handhabung an der Gabelung Steilpassagen … beim Neubau von ausgerissen am Drahtseil. Der Rest Klettersteigen ziehen Funpark-Elemente befand sich am Gurt des Opfers. immer öfter in die Berge ein. Diese stellen zusätzlich zu den objektiven und Im Herbst 2009 musste wegen eines subjektiven alpinen Gefahren ein sehr Unfalls am Flying Fox des Königsjodler großes Gefahrenpotenzial dar. Klettersteigs (Hochkönig) der Bergret- Hier eine Liste an tragischen Unfällen tungshubschrauber zu Hilfe gerufen aus den Österreichischen Alpen, die kei- werden. nen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, aber dennoch aufzeigt, dass gerade in Im Herbst 2010 spielte sich eine tödliche den letzten Jahren die Unfallhäufigkeit Tragödie am Klettersteig „Adrenalin“ extrem zunimmt. in der Galitzenklamm (Osttirol) ab. Ein 43-jähriger Einheimischer stürzte bei Im Sommer 2000 stürzte ein 18-jähriger seiner Begehung 50 Meter in den Tod. Schüler bei der Benutzung der Seilbahn Wie es zum Unfall kommen konnte, wur- eines Klettersteigs am Kanzianiberg de nicht restlos geklärt. Sowohl falsche (Kärnten) 30 Meter in die Tiefe und ver- Selbstsicherung als auch Schäden am starb noch an der Unfallstelle. Steig wurden damals nicht ausgeschlos- sen. Im Sommer 2004 kam eine Frau am „Pioniersteig“ (Toblach/Südtirol) durch Im Frühling 2011 unternahmen ein Absturz ums Leben. Die 45-Jährige 45-jähriger Bergsteiger aus Unterhart rutschte aus und stürzte annähernd 50 und ein 26-jähriger Bergsteiger aus Meter in die Tiefe. Wels eine Klettertour im Bereich der Alberfeldkogel-Nordwand (Höllengebir- Im Sommer 2006 rutschte ein junger ge). Auf einem neu errichteten Kletter- Mann am Postalmklamm-Klettersteig steig rutschte der jüngere Bergsteiger (Salzkammergut) aus und stürzte aus ab und riss in der Folge die mobilen 50 Metern Höhe in den Hochwasser füh- Sicherungsgeräte aus ihrer Veran- renden Rußbach. Laut Bergrettung dürfte kerung. Er stürzte – sich mehrfach der Mann auf der Stelle tot gewesen sein. überschlagend – etwa zehn Meter ab Seine Freundin war Zeugin des Unfalls. und verletzte sich dabei unbestimmten Grades. Der junge Mann wurde vom Im Sommer 2007 stürzte ein Bergsteiger Bergrettungsdienst geborgen und mit auf dem Kaiserschild-Klettersteig in der dem Rettungshubschrauber ins Kran- Steiermark tödlich ab. Einer der Äste kenhaus geflogen. 24
Im Herbst 2011 entdeckten zwei Klet- Im Herbst 2011 stürzten zudem ein terer während ihres Zustiegs zu einer Mann am „Fünf-Gipfel-Klettersteig“ (Ro- Route an der Vorderen Karlspitze in fan) sowie ein Mann am „Sonnenspitze- Ellmau einen Flying Fox. Einer von ihnen Klettersteig“ (Mieminger Gruppe) in die fixierte an seinem Hüftgurt eine Schlinge Tiefe. Beide zogen sich tödliche Verlet- und klinkte seine Karabiner in das Stahl- zungen zu. seil, um über ein Bachbett zu gleiten. Am Ende der Seilrutsche prallte er unge- bremst an den Baum, an dem das Seil fixiert war. Der Aufprall war so hart, dass er sich einen Becken- und Oberschenkel- bruch sowie eine Handwurzelknochen- fraktur zuzog. Unfalleinsatz Lachenspitze Foto: R. Paul 25
Insgesamt nahmen im Jahr 2011 laut 70-Jährige war alleine und ungesichert der Bergrettung Salzburg die Unfälle in am Klettersteig Haidachstellwand unter- Klettersteigen erheblich zu. Ein Problem wegs gewesen. Nachdem er den Gipfel sei den Experten zufolge die erhebliche erreicht hatte, wollte er wieder über den Zunahme an Klettersteigen und deren mittelschweren Klettersteig abklettern. Schwierigkeitsgrade. Neue Kletterstei- Vermutlich im Bereich einer Seilbrücke ge seien häufig darauf ausgelegt, den dürfte er den Halt verloren haben. Darauf Touristen einen besonderen Nerven- stürzte er rund 200 Meter über eine Steil- kitzel zu bringen, sodass bewusst auf rinne tödlich ab. „Rastorte“ verzichtet werden würde. Der Ebenfalls im Herbst 2012 starb eine Frau Trend, dass jede Gemeinde touristisch auf dem schwierigen Königsjodler-Klet- durch einen besonders anspruchsvollen tersteig (Hochkönig) an Erschöpfung. Klettersteig auffallen möchte, sieht die Bergrettung Salzburg mit Sorge. Dieser tragischen Unfallentwicklung ent- sprechend warnte das Tiroler Kuratori- Die Saison 2012 verlief ebenfalls unfall- um für alpine Sicherheit in seiner Som- trächtig: merbilanz 2012 vor zu viel Leichtsinn: Im Juli gab es einen tödlichen Absturz Insgesamt war die Bergrettung auf 90 auf dem „Köllenspitze Klettersteig” (All- Klettersteigeinsätzen tätig. Die Kletterer gäuer Alpen). hatten sich überschätzt und waren zu viel Im August verließen einem unerfahre- Risiko eingegangen, so Peter Veider von nen Klettersteiggeher am Direttissima- der Bergrettung: „Und wenn wir die Leute Klettersteig (Ottenalm) die Kräfte und dann darauf aufmerksam machen, dann er stürzte drei Meter bis zur nächsten kriegen wir höchstens noch eine blöde Seilverankerung. Am Ankerpunkt rissen Rückmeldung. Das Motto lautet, wenn beide Schlauchbänder des verwendeten was passiert, ruf den Hubschrauber. Nur Klettersteigsets, woraufhin der junge wenn etwa das Wetter nicht mitspielt, Mann ca. 100 Meter über senkrechtes dann kann das leicht ein fataler Unfall Felsgelände bis unterhalb des Einstieges werden.“ abstürzte und tödlich verunglückte. Als Konsequenz rief die Herstellerfirma Edel- rid mehrere Klettersteigsets der letzten drei Produktionsjahre zurück. Ebenfalls im August überlebte ein Klettersteiggeher einen Absturz am „Bergkameraden Klettersteig“ (Gemeinde Walchsee) nur schwer verletzt sowie ein weiterer einen Absturz am „Postalm-Klet- tersteig“ (Flachau) schwerstverletzt. Im Herbst 2012 stürzte ein Bergsteiger im Rofan 200 Meter in den Tod. Der 26
Ie Fazit Nicht nur „Bergpuristen“, sondern auch ziplin gibt, dann ist diese das genaue Bergrettungs-Einsatzkräfte und Fach- Gegenteil des Klettersteiggehens. leuchte kritisieren die in Zusammenhang Nämlich das alpine Klettern mit mobilen mit neuen Tourismuskonzepten stehende Sicherungsmitteln Entwicklung und weisen darauf hin, dass … welches übrigens von mountain die Natur sei nicht nur „schön und tren- wilderness schweiz mit der Kampagne dig“ sondern auch gefährlich sei. keepwild! climbs seit Jahren erfolgreich gefördert wird (www.keepwildclimbs.ch). So kann man über den Slogan „Kletter- steige im Montafon – Die Königsdisziplin Fazit: Gerade in Österreich wäre ein beim Klettern!“ der Montafon Tourismus zeitnahes Moratorium zum Klettersteig- GmbH eigentlich nur den Kopf schütteln. neubau wirklich angebracht. Wenn es diesbezüglich eine Königsdis- 27
Exkurs: Rechtliche Grundlagen In Österreich und Deutschland bedarf Mindestens einmal jährlich (in der Regel die Errichtung eines Klettersteiges i.d.R. bei Saisonbeginn nach der Frost- und der schriftlichen Zustimmung des Grund- Tauperiode) und bei Hinweisen auf eigentümers. Schäden sind protokollierte Begehungen (Kontrollen) durch fachkundige Personen Für Deutschland gilt: Klettersteige sind durchzuführen. Wenn sicherungstechni- an sich bauliche Anlagen, die dem Bau- sche Mängel festgestellt werden, ist der ordnungsrecht unterstehen. Das Bauord- Klettersteig sofort durch den Halter zu nungsrecht ist Landesrecht, das in den sperren. einzelnen Bundesländern unterschiedlich ist. Es empfiehlt sich daher, die Frage der Baugenehmigung vorab mit der jeweils Auch in der Schweiz handelt es sich bei zuständigen Bauaufsichtsbehörde zu klä- Klettersteigen um bewilligungspflichtige ren. Die naturschutzrechtlichen Vorgaben Anlagen. Die Bewilligung von Bauten au- im jeweiligen Gebiet müssen berücksich- ßerhalb von Bauzonen (was bei Kletter- tigt werden. Dabei sind regionale, natio- steigen die Regel darstellt) ist grundsätz- nale und internationale Bestimmungen zu lich eine Aufgabe des Bundes, welcher beachten. diese jedoch an die Kantone delegiert hat. Baubewilligungen für Klettersteige In Österreich ist, je nach Bundesland, außerhalb von Bauzonen müssen folglich eine „naturschutzrechtliche Bewilligung“ immer von einer kantonalen Behörde erforderlich. Als Behörden sind die erteilt werden. Bezirkshauptmannschaften bzw. die Magistratsabteilungen (Umweltreferate) Das Baugesuch wird bei der jeweiligen zuständig. In Deutschland sind die jewei- Gemeinde eingereicht, welche eine ligen Kreisverwaltungsbehörden (Land- Empfehlung macht und das Gesuch an ratsämter) erste Ansprechpartner. den Kanton weiterleitet. Die zuständige Behörde prüft das Gesuch und entschei- Der Erschließer bzw. Träger übernimmt det, gegebenenfalls nach Absprache durch die Anlage eines Klettersteiges mit anderen Fachstellen (z.B. Amt für Absicherungspflichten und muss die Umwelt). ordnungsgemäße Errichtung und regel- mäßige Instandhaltung sicherstellen. Besteht ein Baugesuch für einen Kletter- Zivilrechtlich gehaftet wird für ein Verhal- steig innerhalb des Bundesinventares für ten, das ursächlich für das unerwünschte Landschaften und Naturdenkmäler von Ergebnis (Schaden) sowie rechtswidrig nationaler Bedeutung (BLN-Gebiet) und und schuldhaft ist. bestehen erhebliche Beeinträchtigungen 28
oder stellen sich grundsätzliche Fragen, gend eine UVP zu erstellen. Die Anlage- so ist die Eidgenössische Natur- und typen, welche in der UVP-Verordnung Heimatschutzkommission ENHK für aufgeführt sind und für die eine UVP ein Gutachten anzufragen. Die ENHK zu erstellen ist (z.B. beschneite Skian- wurde in verschiedenen Fällen schon für lagen), sind in Bezug auf Größe und Gutachten bezüglich Klettersteige beige- Benutzungszahlen mit einem Klettersteig zogen und hat die Erstellung derselben schwer zu vergleichen. Eine Aufnahme auch schon abgelehnt. von Klettersteigen in die UVP-Verord- nung wäre allerdings ein großer Schritt Momentan sind Klettersteige nicht Teil in Richtung naturverträglicher Bergsport, der Umweltverträglichkeitsprüfungs- welchen mountain wilderness schweiz (UVP-)Verordnung, somit ist nicht zwin- sehr begrüßen würde! 29
Teil II – Schweiz II a Ausgangslage Das Klettersteig-Virus hat die Schweiz in In der Datenbank von www.klettersteig.de den 1990er-Jahren erfasst und seitdem werden derzeit 165 Klettersteige für die fest im Griff. Der erste moderne Kletter- Schweiz gelistet, womit die Schweiz steig in der Schweiz wurde 1993 mit dem das Schlusslicht aller großen Alpenlän- Tälli-Klettersteig im Grimselgebiet im der bzgl. der Anzahl von Klettersteigen Kanton Bern eröffnet. Weitere folgten we- darstellt. Diese Zahl beinhaltet allerdings nige Jahre später mit dem Schwarzhorn unzählige, auch nur teilweise gesicherte Klettersteig bei Grindelwald (1995), dem Steige, Wege und alpine Routen, bei wel- Titlis Klettersteig bei Engelberg (1997), chen der Übergang zu einem Klettersteig der Via Ferrata Diavolo in der Schölle- fließend ist. Für die vorliegende Doku- nenschlucht bei Andermatt (1997), dem mentation wurden aber explizit nur die Baltschieder Klettersteig im Wallis (1998) Klettersteige aufgenommen, bei welchen und dem Daubenhorn Klettersteig bei eine Sicherung mit einem Klettersteigset Leukerbad (1998). Dieser Trend setzte angezeigt ist und dazu auch ein Drahtseil sich auch im neuen Jahrhundert unge- vorgesehen ist. brochen fort (siehe folgende Abbildung), sodass mountain wilderness schweiz mountain wilderness schweiz hat schon sorgenvoll auf die zukünftige Entwicklung zur Jahrtausendwende begonnen, das des Klettersteigbauens blickt. Thema Klettersteige in der Öffentlichkeit In vielen Fällen wurden Klettersteig- zu diskutieren. Unter dem Motto „Klet- Vereine bestehend aus Seilbahnbetrei- tersteige – neue Pfade oder Holzwege“ bern, Hotels, Restaurants, Hütten und wurde eine Podiumsveranstaltung mit Bergsportanbietern gegründet, um für die allen betroffenen Organisationen im neuen Klettersteige eine Finanzierung Januar 2000 in Göschenen durchgeführt. zu sichern. Das Wettrüsten ist nach wie Vertreter der schweizerischen Bergführer, vor im Gange und die neuen Publikums- Bergsteigerschulen und Tourismusor- magneten werden mit Hängebrücken, ganisationen betonten die wirtschaft- Tyroliennes, Flying Foxes und luftigen liche Bedeutung der Klettersteige für Leitern ausgestattet, um in der Masse ihren Berufsstand. Als Schlecht-Wetter aufzufallen. Alternative, Ausbildungsgelände oder einfach nur Trendsport-Spielplatz seien Heute bestehen rund 75 „echte“ Kletter- Klettersteige eine willkommene Bereiche- steige in der Schweiz, wobei die Quantifi- rung im Bergsport. mountain wilderness zierung stark von der Zählweise abhängt. schweiz steht der ganzen Entwicklung 30
Klettersteige Schweiz Quelle: MW Schweiz sowohl damals als auch heute deutlich Erstellung von Klettersteigen. Der Zen- kritischer Gegenüber und fordert ein tralverband wünscht sich eine zurückhal- Klettersteigmoratorium in naturnahen, tende Erschließungspraxis gemäß seinen schützenswerten Berglandschaften und geltenden Umweltrichtlinien. eine generelle Umweltverträglichkeitsprü- fung (UVP) für den Neu- und Ausbau von Im Jahr 2005 wurde auf Initiative des Klettersteigen. SAC beim nationalen Klettersteig-Forum in Engelberg mit Vertretern aus Touris- Auch der Schweizer Alpen-Club (SAC) mus, Bergsport, Naturschutz sowie beschäftigt sich mit dem Thema Kletter- Gemeinde- und Kantonsvertretern eine steige: „Der SAC steht klettersportlichen Klettersteig-Charta erarbeitet. Sie wurde Erschließungs- und Sanierungsvorhaben, nach einer Vernehmlassung 2007 ver- insbesondere solchen mit breitensport- öffentlicht und wird von diversen Natur-, licher Zielsetzung, grundsätzlich positiv Berg- und Tourismusorganisationen so- gegenüber.“ So lautet der einleitende wie dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) Satz der Position des SAC Zentralver- getragen. mountain wilderness schweiz bandes. Zum Einrichten von Kletter- begrüßte die Erstellung der Charta steigen gilt der Grundsatz „Ja, aber mit und deren Stoßrichtung grundsätzlich, Zurückhaltung“. Der SAC bezeichnet unterzeichnete die Charta jedoch nicht, Klettersteige eindeutig als Teil des berg- insbesondere weil die darin genannte sportlichen Angebotes, jedoch beteiligt Obergrenze von 100 Klettersteigen als zu er sich nur auf Sektions-Ebene an der hoch betrachtet wurde. 31
II b Charta von Engelberg In der Charta heißt es wörtlich im Allge- Landschaftsschutzes, frühzeitig einzu- meinen Teil: beziehen. „Es braucht ein Nebeneinander von tech- 5. Zu- und Abstieg sind Bestandteil nisch erschlossenen und nicht erschlos- des Klettersteiges und müssen in senen Gebieten und Geländekammern in die Planung einbezogen werden den Alpen. Klettersteige stellen einerseits (Benutzerlenkung und -information). eine wertvolle Ergänzung im touristischen Klettersteige sollten mit öffentlichen Angebot des Berggebiets und unter den Verkehrsmitteln erreichbar sein.“ bergsportlichen Aktivitäten dar, anderer- seits sind sie Eingriffe in die Natur und In Bezug auf Ausrüstung und Technik Landschaft. Die Errichtung von neuen einigten sich die Beteiligten folgender- Klettersteigen soll sich deshalb innerhalb maßen: von gewissen Grenzen bewegen. Heute gibt es ungefähr 40 moderne „6. D ie Routen werden so angelegt, Klettersteige in der Schweiz (Stand dass keine negativen Einwirkungen 2005). Um eine nachhaltige Entwicklung auf geschützte Pflanzenbestände, gewährleisten zu können, wird eine maxi- Einstände und Wechsel von Wild- male Anzahl von rund 100 Klettersteigen säugern sowie Horst- und Nisträume als sinnvoll erachtet.“ von Vögeln durch den Bau und den Betrieb entstehen. Hinsichtlich der Planung neuer Kletter- 7. Größere Bauwerke wie z.B. Tyroli- steige wurde festgelegt: ennes, Hängebrücken und Kletternet- ze sollen die Ausnahme bleiben. Es „1. Klettersteige sollen ausschließlich in darf kein Hochschaukeln hin zu immer Gebieten angelegt werden, die bereits aufwendigeren Installationen stattfin- über touristische Infrastrukturen den. verfügen. 8. Kontrolle und Wartung für die lang- 2. Im unerschlossenen Hochgebirge sol- fristige Sicherheit der Anlage müssen len keine neuen Klettersteige erstellt gewährleistet sein. werden. 9. Nicht mehr gebrauchte Anlagen 3. Regionale Konzepte (Richtpläne, Nutz- müssen rückgebaut werden. Bereits und Schutzkonzepte, Tourismuskon- bei der Planung müssen Verantwort- zepte, etc.) sind auch für Klettersteige lichkeiten für den Rückbau festgelegt gültig. werden. 4. Bei der Planung eines neuen Klet- 10. Information und Sensibilisierung zu tersteiges sind die in der Region Sicherheit, Natur und Ökologie gehö- betroffenen und interessierten Kreise, ren zu den Aufgaben des Klettersteig- insbesondere auch des Natur- und betreibers.“ 32
Unterzeichnet wurde die Klettersteig Charta von folgenden Verbänden und Vereinen: •B undesamt für Umwelt BAFU •K onferenz der kantonalen Beauftragten für Natur- und Landschaftsschutz KBNL •N aturfreunde Schweiz •S chweizer Vogelwarte Sempach •R heinaubund •S chweizer Bergführerverband SBV •S chweizer Alpen-Club SAC •S chweizer Tourismus Verband •S chweiz Tourismus •S wiss Olympic Association • IG Klettersteig Baltschiedertal •L uftseilbahnen Fiesch-Eggishorn 33
II c Zunahme von Klettersteigunfällen in der Schweiz Die Anzahl von Klettersteigen steigt in topografische Ausgangsbedingungen und der Schweiz seit 15 Jahren mit durch- eine ähnliche Bergsporttradition verfü- schnittlich drei bis vier neuen Kletter- gen, kann die Entwicklung in Österreich steigen pro Jahr stetig an. Eine leichte möglicherweise Aufschluss darüber Abnahme von Neueinrichtungen kann geben, welche zukünftigen Entwicklun- erst seit dem Jahre 2012 beobachtet gen in der Schweiz zu erwarten sind. In werden (Auskunft E. Hüsler). Österreich Österreich lässt sich eine Tendenz hin weist im Vergleich eine deutlich höhere zu sehr anspruchsvollen Klettersteigen Anzahl von Klettersteigen auf und kann erkennen, welche in Talnähe angelegt diesbezüglich auch auf eine längere Tra- sind. Der sportliche Aspekt scheint somit dition zurückblicken. Da Österreich und gegenüber dem Bergerlebnis in den die Schweiz grundsätzlich über ähnliche Vordergrund zu treten. 2011 KS Via Farinetta Wallis Saillon Sport-Klettersteig Erlebnis-KS Gemmi Wallis Leukerbad Fun-Klettersteig KS Bergsee (Krokodil) Uri Göschenen Sport-Klettersteig Fruttlisteig Obwalden Melchsee-Frutt Sport-Klettersteig KS Piz Trovat II Graubünden Pontresina Alpiner Klettersteig 2010 KS Obere Bielenlücke Uri Realp Alpiner Klettersteig Übungs-KS Braunwald Glarus Braunwald Sport-Klettersteig 2009 KS La Resgia Graubünden Pontresina Sport-Klettersteig Äußerer Fisistock Bern Kandersteg Alpiner Klettersteig 2008 KS Gabi Simplon Wallis Simplon-Dorf Sport-Klettersteig KS Eggishorn Wallis Fiesch Sport-Klettersteig Via ferrata Rochers de Naye Waadt Veytaux Sport-Klettersteig Hexenstein am Pfaffen Uri Silenen Sport-Klettersteig Felspfad Alpbachschlucht Bern Meiringen Sport-Klettersteig Chäligang KS Bern Adelboden Sport-Klettersteig KS Mürren Bern Lauterbrunnen Sport-Klettersteig 34
II d Fallbeispiele Erlebnisklettersteig Gemmi – „Klettersteigzirkus in Seilbahnnähe“ Baujahr: 2011 Schwierigkeit: K4+ Region/Ort: Berner Alpen/Wallis, Leukerbad Ausgangspunkt: mit der Seilbahn hinauf auf die Gemmi Höhe: 2346 m Slackline Park, Seilbrücke, Gustis Cor- klettersteig. Der Zustieg ist komfortabel: ner, Trapez, Stairway to heaven, Spider- Einfach mit der Luftseilbahn hinauffahren, man, uuups, lean out, easy bridge – so Rucksack deponieren, in den Steig rein, präsentiert sich der Erlebnisklettersteig und nach 330 Meter kräfteraubendem Gemmi im Internet. Hierbei handelt es und ausgesetztem Abenteuer wieder sich um einen spektakulären Sport- raus und ins Bergrestaurant einkehren. Klettersteig nach französischem Vorbild Seit dem Jahr 2011 freuen sich die mit Seilbrücken, einer Drehleiter, einem Seilbahn, das Bergrestaurant und Berg- Drahtseilnetz und vielen beweglichen sportschulen über dieses willkommene Eisen- und Holzteilen. Den ambitionierten Zusatzeinkommen – den selbstständigen, Klettersteigling erwartet weniger das Ber- naturverbundenen Berggänger mutet gerlebnis als vielmehr ein konsumfreund- diese Zirkusveranstaltung allerdings sehr licher und „erlebnissicherer“ Abenteuer- befremdlich an. Aussichts- plattform Gemmi Foto: S. Kreuzer 35
Klettersteig La Resgia – „Abenteuerpark im Brutgebiet“ Baujahr: 2009 Schwierigkeit: K3-4, Schlüsselstelle 4+ Region/Ort: Engadin/Pontresina Ausgangspunkt: Resgia (1827 m), Languard Wasserfall Höhe: 1827 - 2190 m La Resgia Klettersteig Foto: L. Osborne 36
Zitat in der Eröffnungsschrift Kletter- Graubünden und dem Schweizer Vogel- steig Resgia: „Dank diverser Sponsoren schutz zurückgewiesen. Geplant war konnte der Klettersteig wie ein Abenteu- eine Querung des Wasserfalles Lan- erpark aufgebaut werden. (...) 382 Tritte, guard auf seine Südseite in ein eidge- 119 Stangen, 620 Meter Sicherungsseil, nössisches Jagdbanngebiet mit ganz- ein Spinnennetz, ein Dreiseilsteg und jähriger Schutzzeit. Mit einer geänderten eine leicht überhängende Leiter sind zu Routenführung und einer zeitlichen überwinden (...).“ Am Ortsausgang von Beschränkung zugunsten brütender Pontresina errichteten lokale Bergführer Vögel (offen vom 1. Juli bis 31. Okt.) im im Jahre 2009 in minuziöser Arbeit auf zweiten Bauantrag wurde dieser dann schwindelerregender Höhe den neu- im Jahre 2008 genehmigt. Soweit so gut en Klettersteig La Resgia. Ganz ohne – zur Zeit bemühen sich allerdings die Stolpersteine konnte dieser Klettersteig Betreiber um erweiterte Öffnungszeiten, allerdings nicht gebaut werden – der die Verhandlungen sind noch im Gange erste Bauantrag aus dem Jahre 2004 und wir bleiben gespannt! wurde durch Einsprachen von Pro Natura 37
Panorama-Klettersteig Jägihorn – „Ein Berg wehrt sich“ Baujahr: 2000 Schwierigkeit: K3-4 Region/Ort: Oberwallis, Saastal, Saas Grund Ausgangspunkt: Mittelstation Kreuzboden (2397 m) Höhe: ca. 2800 - 3206 m Ein hochalpiner Klettersteig mit fünf Arbeit geleistet, die unverbaute Bergna- Leitern, 400 Haken, fast einem Kilometer tur bietet anscheinend nicht mehr genug. Drahtseil, einer 40 Meter langen Dreiseil- Aber der Berg wehrt sich doch: Im Juni brücke und einem massiven Stahlnetz 2012 wurde die Seilbrücke durch einen aus dem Jahre 2000 – da fallen die Felssturz komplett zerstört, der Aufbau künstlichen Trittsteine im letzten Ab- ist im Gange und eine Wiedereröffnung schnitt des Klettersteiges gar nicht mehr im Sommer 2013 geplant. Wir sind ge- ins Gewicht. Panorama um jeden Preis? spannt, wann der Berg das nächste Mal Seilbahnen, Hotels, Restaurants und mit Steinen spuckt und so für Ruhe sorgt. Bergsportschulen haben hier ganze Klettersteig Jägihorn Foto: bergfex.at 38
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