MONITORING UND EVALUATION DES SARS-COV-2- INFEKTIONSGESCHEHENS UNTER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN AN HAMBURGS SCHULEN - RKI

 
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MONITORING UND EVALUATION DES SARS-COV-2- INFEKTIONSGESCHEHENS UNTER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN AN HAMBURGS SCHULEN - RKI
Epidemiologisches Bulletin      1 | 2022      6. Januar 2022                                                  48

  Monitoring und Evaluation des SARS-CoV-2-
  Infektionsgeschehens unter Schülerinnen und Schülern
  an Hamburgs Schulen

  Zusammenfassung                                               Kernaussagen
  Die Rolle von Schulen hinsichtlich des allgemeinen            1. Im Zeitraum vom 04.08.2020 – 03.10.2021
  Pandemiegeschehens ist strittig. Um zur Beantwor-                wurden der Behörde für Schule und Berufsbil-
  tung der Frage beizutragen, ob Schulen Ausgangs-                 dung insgesamt 7.165 SARS-CoV-2-Infektionen
  punkte für Infektionsherde darstellen, wurden Da-                von Schülerinnen und Schülern (SuS) durch
  ten der Hamburger Behörde für Schule und Berufs-                 alle Hamburger Schulen angezeigt.
  bildung zu Infektionen mit dem Severe Acute Res-              2. SuS in höheren Jahrgangsstufen waren
  piratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2)                     häufiger als SuS in niedrigeren Jahrgangsstufen
  unter Schülerinnen und Schülern (SuS) ausgewer-                  von SARS-CoV-2-Infektionen betroffen.
  tet. Von einer im schulischen Kontext erworbenen
                                                                3. Auf der Basis des gewählten Ansatzes für einen
  SARS-CoV-2-Infektion wurde als Annäherung im-
                                                                   möglichen Schulkontext einer Infektion
  mer dann ausgegangen, wenn die Infektion einem
                                                                   (n ≥ 2 SARS-CoV-2-Infektionen innerhalb einer
  Indexfall in einer Jahrgangsstufe einer Schule in-
                                                                   Jahrgangsstufe einer Schule binnen vierzehn
  nerhalb von vierzehn Tagen folgte. Unter dieser An-
                                                                   Tagen; s. Datenerfassung und Methodik)
  nahme zeigte sich, dass es im beobachteten Zeit-                 bestand in 2.281 von 7.165 Infektionsfällen ein
  raum (04.08.2020 – 03.10.2021) bei etwa einem                    möglicher Schulkontext. Dies entspricht einem
  Drittel der Infektionen unter SuS einen Schulkon-                Anteil von 31,8 % an allen angezeigten
  text gab. Größere schulische Ausbruchsgeschehen                  SARS-CoV-2-Infektionen unter SuS.
  wurden nur selten beobachtet. Insgesamt deuten
                                                                4. Einem im Schulsetting beobachteten Indexfall
  die Ergebnisse darauf hin, dass Infektionen im
                                                                   folgten im Durchschnitt 3,5 (Median = 2;
  Schulkontext vermutlich in geringerem Umfang
                                                                   Standardabweichung = 5,4; Spannweite = 51)
  vorkommen als außerhalb des Schulsettings – also
                                                                   weitere Infektionsfälle unter SuS.
  für SuS in Schulen eine geringere Ansteckungs­
  gefahr als in anderen Kontexten besteht. Die Ergeb-           5. Ingesamt wurden im Beobachtungszeitraum
  nisse zeigen für den Beobachtungszeitraum, dass                  656 Ausbrüche an 276 Schulen beobachtet. Bei
  Übertragungen in Schulen stattfinden, Schulen in                 der überwiegenden Zahl der Ausbrüche wurden
  der Regel jedoch keine Ausgangspunkte für um-                    neben dem Indexfall lediglich ein (48,3 % aller
  fangreiche schulische SARS-CoV-2-Ausbrüche sind,                 Ausbrüche, 317 Ausbrüche) oder zwei (18,3 %
  wobei das verantwortungsbewusste Verhalten bei                   aller Ausbrüche, 120 Ausbrüche) weitere
                                                                   Infektionen von der Schule an die Schulbehörde
  Infektionsanzeichen, der zielgerichtete Einsatz von
                                                                   gemeldet.
  Tests und die Etablierung bzw. Aufrechterhaltung
  infektionspräventiver Maßnahmen diesbezüglich
  essenziell sind.
                                                               senken.2 Eine dieser Maßnahmen war die Ausset-
                                                               zung der Präsenzpflicht an Schulen insbesondere
  Einleitung                                                   zwischen Mitte März und Ende April 2020 sowie
  Die Coronavirus Disease 2019-(COVID-19-)Pande-               zwischen Mitte Dezember 2020 und März 2021, die
  mie hat seit ihrem Beginn verschiedene Phasen                jedoch mit der Einführung von flächendeckenden
  durchlaufen1 und in Deutschland zu entsprechenden            Selbsttests und der Etablierung weiterer infektions-
  Eindämmungsmaßnahmen bis hin zu Lockdowns                    präventiver Maßnahmen (wie beispielsweise der
  geführt, die darauf abzielten die 7-Tage-Inzidenz zu         Maskenpflicht an Schulen) durch die Länder im
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Epidemiologisches Bulletin          1 | 2022        6. Januar 2022                                                    49

  Rahmen ihrer Kultushoheit wieder schrittweise auf-                 die nachfolgenden Analysen, die einen besonderen
  gehoben wurde.3,I Die Auswirkungen von Schul-                      Fokus auf Ansteckungen unter SuS innerhalb einer
  schließungen auf das Pandemiegeschehen sind wis-                   Jahrgangsstufe legen, nicht miteinbezogen werden.
  senschaftlich jedoch uneindeutig. 4 –12
                                                                     Ziel dieser Datenerfassung durch die Behörde für
  Vor diesem Hintergrund werden nachfolgend die                      Schule und Berufsbildung ist es, tagesaktuelle Infor-
  Daten der Hamburger Behörde für Schule und Be-                     mationen über das Infektionsgeschehen an Ham-
  rufsbildung zu SARS-CoV-2-Infektionen von SuS                      burger Schulen zu generieren um gegebenenfalls
  im Zeitraum 04.08.2020 – 03.10.2021 ausgewertet                    zeitnah über zusätzliche Maßnahmen entscheiden
  (Beginn des Schuljahres 2020/21 bis zu den Herbst-                 zu können. Dementsprechend werden auf Basis der
  ferien des Schuljahres 2021/22). Die Ziele der vor-                Schulmeldungen arbeitstäglich standardisierte Be-
  liegenden Studie sind: (i) die deskriptive Auswer-                 richte erstellt, die auch einen Gesprächsanlass mit
  tung des SARS-CoV-2-Infektionsgeschehens unter                     betroffenen Schulen darstellen können.
  SuS in Hamburger Schulen und (ii) die Einschät-
  zung, ob und in welchem Umfang Folgeinfektionen                    Ein Abgleich der Schulmeldungen mit den Melde-
  zu beobachten sind, die wahrscheinlich innerhalb                   daten des öffentlichen Gesundheitsdienstes erfolgt
  des Schulsettings durch Übertragungen zwischen                     nicht, da dies mit einem zusätzlichen Ressourcen-
  SuS erworben wurden.                                               aufwand und einer zeitlichen Verzögerung einher-
                                                                     ginge, die dem zuvor genannten Ziel entgegenstün-
                                                                     de. Gesichert ist jedoch, dass die Schulmeldungen
  SARS-CoV-2-Infektionen                                             geringer sind als die an das Robert Koch-Institut
  an Hamburger Schulen                                               (RKI) gemeldeten Daten,13 da die Schulen nicht
                                                                     zwingend Kenntnis über alle Infektionsfälle haben
  Datenerfassung und Methodik                                        – insbesondere während Ferienzeiten – und Nach-
  Zu Monitoringzwecken sind alle 473 Hamburger                       meldungen nicht in allen Fällen erfolgen. Zusätz-
  Schulen (inklusive der Vorschulklassen an Grund-                   lich gibt es aufgrund des Übermittlungswegs poten-
  schulen) aufgefordert, Angaben zu SARS-CoV-2-                      ziell nicht genauer bestimmbare zeitliche Abwei-
  Infektionen an ein zentrales E-Mail-Postfach der Be-               chungen zwischen dem Diagnosedatum und der
  hörde für Schule und Berufsbildung anzuzeigen.                     Meldung durch die betroffene Schule an die Schul-
  Dort werden die mittels PCR-Test bestätigten Fälle                 behörde. Diese zeitliche Differenz kann von der Dif-
  von SuS und schulischem Personal seit August                       ferenz zwischen Infektionsdatum und der Meldung
  2020 (mit dem Beginn des Schuljahres 2020/21)                      der Infektion an das Gesundheitsamt abweichen.
  systematisch erfasst und fortlaufend aktualisiert.                 Ein Eins-zu-eins-Abgleich zwischen den von der
  Für die SuS werden insbesondere das Meldedatum                     Schulbehörde erhobenen Monitoringdaten und den
  der Infektion an die Schulbehörde sowie Angaben                    offiziellen Meldedaten des RKI würde daher ver-
  zur besuchten Jahrgangsstufe erhoben. Für das                      mutlich Abweichungen hinsichtlich der Zahl der In-
  schulische Personal (Lehrkräfte und sonstiges                      fektionen sowie hinsichtlich des zeitlichen Verlaufs
  Schulpersonal) liegen keine Informationen zu den                   des Infektionsgeschehens aufzeigen.
  unterrichteten Jahrgangsstufen vor, sodass diese in
                                                                     Trotz dieser Einschränkungen liefern die vorliegen-
                                                                     den Daten einen guten Einblick und wichtige ergän-
  I   In Hamburg wurden nach den Märzferien 2021 zunächst
      nur in den Grundschulen und in den Übergangs- und              zende Informationen bezüglich des Infektions­
      Abschlussklassen Wechselunterricht unter Trennung der          geschehens an Schulen, da sie auch Angaben zur
      einzelnen Kohorten, mit Maskenpflicht und unter                Schule und Jahrgangsstufe enthalten, in welchen
      Einhaltung der allgemeinen Hygienevorgaben angebo-
      ten. Dies wurde durch die Einführung von Selbsttests           die jeweilige Infektion aufgetreten ist. Zusätzlich ist
      begleitet, ohne deren Durchführung ab April 2021 keine         davon auszugehen, dass bei Ausbruchsgeschehen
      Teilnahme am Präsenzunterricht möglich war. Im Mai             (mindestens zwei Infektionsfälle) an Schulen auf-
      2021 wurde wieder Wechselunterricht für alle SuS
      eingeführt. Die Präsenzpflicht blieb jedoch bis zum            grund der durch die Gesundheitsämter eingeleite-
      17.10.2021 ausgesetzt.                                         ten Maßnahmen und ihrer Begleitung (Testungen,
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  Quarantäneanordnungen) sowie der engen Kom-
                                                                        Schulform          Anzahl infizierter SuS   Anteil infizierter SuS
  munikation zwischen Schule und Schulbehörde die
                                                                        Berufsschulen              1.515                    3,0 %
  vorliegenden Zahlen besonders belastbar sind. Das
                                                                        Grundschulen               1.569                    2,2 %
  bedeutet, dass die im Vergleich zu den Meldedaten
                                                                        Gymnasien                  1.235                    2,1 %
  beobachtete „Unterschätzung“ in erster Linie auf
                                                                        Sonderschulen               161                     3,5 %
  Einzelfälle und nicht auf Ausbruchsgeschehen zu-
                                                                        Stadtteilschulen           2.685                    3,9 %
  rückzuführen sein dürfte.
                                                                       Tab. 1 | Anzahl und Anteil infizierter Schülerinnen und
                                                                       Schüler (SuS) nach Schulform. (Quelle: Daten der Behörde
  Vor diesem Hintergrund werden die Daten, die pri-                    für Schule und Berufsbildung zu SARS-CoV-2-Infektionen
  mär zur tagesaktuellen Beschreibung des Infek­                       von SuS, Zeitraum: 04.08.2020 – 03.10.2021)
  tionsgeschehens an Hamburger Schulen erhoben
  werden, nachfolgend deskriptiv analysiert. Bezüg-
  lich der Frage, in welchem Umfang SARS-CoV-2-                        chen Zeitraum lag der Anteil aller SARS-CoV-2-
  Infektionen im Schulsetting in Hamburg auftreten                     Infektionen in der Gesamtbevölkerung in Hamburg
  und dort auch unter SuS übertragen werden, wurde                     bei 4,5 % (86.421 Infektionen bei einer Gesamtbe-
  in all denjenigen Fällen ein Schulkontext angenom-                   völkerung von 1.904.444).
  men, in denen nach einem ersten gemeldeten Fall
  unter den SuS in einer Jahrgangsstufe einer Schule                   Die 7.165 infizierten SuS verteilten sich dabei auf
  (Indexfall) mindestens eine weitere Infektion in der-                446 Schulen.III Dabei waren insbesondere die Stadt-
  selben Jahrgangsstufe an derselben Schule inner-                     teilschulen (3,9 %) betroffen, während Grundschu-
  halb von vierzehn Tagen bestätigt wurde.14,II In die-                len (2,2 %) und Gymnasien (2,1 %) die niedrigsten
  sem Fall wurden mit Ausnahme des Indexfalls alle                     Anteile an Infektionen verzeichneten (s. Tab. 1). Die
  weiteren Fälle einem möglichen Schulkontext zuge-                    Differenz zwischen Stadtteilschulen und Gymna­
  ordnet. Ein singulärer SARS-CoV-2-Infektionsfall                     sien ist vor dem Hintergrund deren unterschied­-
  innerhalb einer Jahrgangsstufe wurde nicht als An-                   ­li­cher Zusammensetzung der Schülerschaft beson-
  zeichen für ein Infektionsgeschehen an einer Schu-                    ders bemerkenswert.17 Sie ist ein Anzeichen der
  le gewertet. Eine Zuordnung an Berufsschulen war                      sozial ungleichen Risiken einer SARS-CoV-2-Infek-
  nicht in allen Fällen möglich, da aus den erhobenen                   tion. In den höheren Jahrgangsstufen traten SARS-
  Daten keine eindeutige Zuordnung zu einer Jahr-                       CoV-2-Infektionen tendenziell häufiger auf als in
  gangsstufe hervorging, sondern die Kursbezeich-                       den niedrigeren Jahrgangsstufen (s. Abb. 1). Ebenso
  nung erhoben wurde.                                                   liegen die Anteile in den Übergangs- und Ab-
                                                                        schlussklassen (Jahrgangsstufen 4, 6, 10, 12 und 13)
                                                                        tendenziell höher als in den angrenzenden Jahr-
  Ergebnisse                                                            gangsstufen.

  Quantität der SARS-CoV-2-Infektionen                                 Mögliche Übertragungen von SARS-CoV-2-
  im Hamburger Schulsetting                                            Infektionen im Schulsetting
  Die hier analysierten Daten weisen zwischen dem                      Zur Auseinandersetzung mit der Frage, in welchem
  04.08.2020 und dem 03.10.2021 insgesamt 7.165                        Umfang SARS-CoV-2-Infektionen im Schulsetting
  PCR-bestätigte SARS-CoV-2-Infektionen unter SuS                      in Hamburg auftreten und dort auch unter SuS
  in Hamburg aus. Dies entspricht 2,8 % der 257.216                    übertragen werden, wurde näherungsweise der
  SuS an allgemeinbildenden Schulen (202.195), be-                     oben beschriebene Ansatz genutzt. Die Datenanaly-
  rufsbildenden Schulen (50.539) und Schulen des
  Gesundheitswesens (4.482) in Hamburg.15 Im glei-
                                                                       III Das hamburgische Schulsystem besteht nach der
                                                                           Grundschule (Jahrgangsstufe 1 – 4) aus zwei Säulen –
                                                                           Stadtteilschulen (Jahrgangsstufe 6 – 13) und Gymnasien
  II   Aufgrund der in Hamburg zahlreichen schulischen                     (Jahrgangsstufe 6 – 12). Ebenso können Sonderschulen
       Angebote während der Ferienzeiten werden Schulferien                (Jahrgangsstufe 1 – 10) besucht werden. Nach Verlassen
       als möglicher Entstehungszeitpunkt einer Infektion mit              des allgemein­bildenden Schulsystems ist der Übergang
       schulischem Kontext hier nicht ausgeschlossen.                      in eine Berufsschule möglich.16
MONITORING UND EVALUATION DES SARS-COV-2- INFEKTIONSGESCHEHENS UNTER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN AN HAMBURGS SCHULEN - RKI
Epidemiologisches Bulletin                  1 | 2022           6. Januar 2022                                                               51

  Anteil
                                                                                                                                 5,20 %
  5%

  4%                                                                                                  3,81 %

                                                                                    3,26 %   3,26 %                     3,33 %
                                                                                                                                          3,00 %
  3%                                                              2,81 %
                                                2,78 %
                                                                                                               2,65 %
                                                                           2,56 %
                             2,35 %                      2,38 %
                    2,16 %            2,22 %

  2%
           1,72 %

  1%

  0%
             0        1        2        3         4        5        6        7        8        9       10       11       12       13       BS

                                                                                                                                   Jahrgangsstufe

  Abb. 1 | Anteil infizierter Schülerinnen und Schüler (SuS) nach Jahrgangsstufe (Quelle: Daten der Behörde für Schule und
  Berufsbildung zu SARS-CoV-2-Infektionen von SuS, Zeitraum: 04.08.2020 – 03.10.2021; BS = Berufsschule, 0 = Vorschulklasse)

  se ergab folgendes Bild (s. Abb. 2). Grundsätzlich                             fektionsgeschehen 52 weitere Infektionen von der
  zeigt sich, dass das Infektionsgeschehen an Schulen                            betroffenen Schule gemeldet (s. Abb. 3).
  den Trend (auf deutlich unterschiedlichem Niveau)
  außerhalb der Schulen widerspiegelt.                                           Darüber hinaus wird im Zeitverlauf deutlich, dass
                                                                                 die größten Infektionsgeschehen im November
  Zwischen dem 04.08.2020 und dem 03.10.2021 be-                                 2020 zu beobachten waren – also kurz vor den bun-
  stand in 2.281 Fällen (blaue Kurve) gemäß dem be-                              desweiten Schulschließungen im Dezember 2020
  schriebenen Ansatz ein möglicher Schulkontext,                                 (s. Abb. 4). Die schrittweisen Schulöffnungen nach
  entsprechend einem Anteil von 31,8 % aller regis­                              den Märzferien 2021 gingen nur mit kleineren In-
  trierten SARS-CoV-2-Infektionen bei SuS. Die 2.281                             fektionsgeschehen einher. Demgegenüber traten
  Fälle verteilten sich auf 656 Ausbrüche an 276 Schu-                           mit dem Beginn des Schuljahres 2021/2022 erneut
  len, sodass im Durchschnitt bei einem schulischen                              vereinzelt größere Infektionsgeschehen auf. Dies
  Ausbruch zusätzlich zum jeweiligen Indexfall rund                              deutet darauf hin, dass sich die Schulbeteiligten
  3,5 (Median = 2; Standardabweichung = 5,4; Spann-                              nach der relativ entspannten allgemeinen Infek­
  weite = 51) weitere SuS betroffen waren.                                       tionslage im Sommer mit dem Beginn des Schul-
                                                                                 jahres wieder neu auf die Einhaltung einstellen
  Eine detaillierte Betrachtung der Ausbruchsgesche-                             mussten. Dies scheint – angesichts der dann redu-
  hen an Schulen zeigte, dass sie in der Regel auf we-                           zierten Größen der Infektionsgeschehen – ab Sep-
  nige SuS beschränkt waren. Mehrheitlich wurden                                 tember 2021 gelungen zu sein.
  neben dem Indexfall lediglich ein (48,3 % aller Aus-
  brüche, 317 Ausbrüche) oder zwei (18,3 % aller Aus-                            Der zeitliche Vergleich des Infektionsgeschehens an
  brüche, 120 Ausbrüche) weitere Infektionen von der                             den verschiedenen Schulformen zeigt, dass sich –
  Schule an die Schulbehörde gemeldet. Bei 5 Aus-                                trotz der unterschiedlichen Infektionszahlen und
  bruchsgeschehen (0,8 %) wurden mehr als 30 wei-                                -anteile (s. Tab. 1) – die Infektionsdynamik über die
  tere Fälle gemeldet. Maximal wurden bei einem In-                              Zeit ähnlich entwickelt hat (s. Abb. 5). Der Zeitver-
MONITORING UND EVALUATION DES SARS-COV-2- INFEKTIONSGESCHEHENS UNTER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLERN AN HAMBURGS SCHULEN - RKI
Epidemiologisches Bulletin                1 | 2022        6. Januar 2022                                                           52

  Anzahl
                                                                                                                                 7.165
                 SARS-CoV-2-Infektionen (gesamt)        möglicher Schulkontext

  6.000

  4.000

                                                                                                                                 2.281

  2.000

        0

                Aug    Sep     Okt      Nov     Dez     Jan   Feb      Mrz       Apr    Mai    Jun      Jul   Aug    Sep         Okt
                2020   2020    2020     2020    2020   2021   2021     2021      2021   2021   2021    2021   2021   2021        2021
                                                                                                                             Monat/Jahr
  Abb. 2 | Anzahl SARS-CoV-2-Infektionen gesamt (schwarze Linie; n = 7.165) von Schülerinnen und Schülern (SuS) und Anzahl an
  Infektionen unter SuS in derselben Jahrgangsstufe (blaue Linie; n = 2.281), die innerhalb von vierzehn Tagen nach dem ersten
  gemeldeten Fall (Indexfall) auftraten (mit möglichem Schulkontext); Ferienzeiten blau hinterlegt (Quelle: Daten der Behörde für
  Schule und Berufsbildung zu SARS-CoV-2-Infektionen von SuS, Zeitraum: 04.08.2020 – 03.10.2021)

  Anzahl Ausbrüche

  300

  200

  100

    0

            0                      10                   20                       30                   40                    50

                                                                                                                             Anzahl Fälle

  Abb. 3 | Anzahl der Infektionsgeschehen nach Anzahl an SARS-CoV-2-Infektionen unter Schülerinnen und Schülern (SuS) in
  derselben Schule (Folgefälle) (Quelle: Daten der Behörde für Schule und Berufsbildung zu SARS-CoV-2-Infektionen von SuS,
  Zeitraum: 04.08.2020 – 03.10.2021)
Epidemiologisches Bulletin                 1 | 2022             6. Januar 2022                                                                              53

  Anzahl

  50

  40

  30

  20

  10

   0
           Aug     Sep     Okt       Nov        Dez       Jan       Feb      Mrz       Apr       Mai           Jun            Jul      Aug       Sep       Okt
           2020    2020    2020      2020       2020     2021       2021     2021      2021      2021          2021          2021      2021      2021      2021
                                                                                                                                                        Monat/Jahr
  Abb. 4 | Größe der Infektionsgeschehen im Zeitverlauf (Quelle: Daten der Behörde für Schule und Berufsbildung zu
  SARS-CoV-2-Infektionen von SuS, Zeitraum: 04.08.2020 – 03.10.2021)

  Anteil

  100 %
                            Berufsschulen                                                                         Grundschulen

   75 %

   50 %

   25 %

    0%

  100 %
                                Gymnasien                                                                        Stadtteilschulen

   75 %

   50 %

   25 %

    0%
           Aug    Okt     Dez       Feb       Apr      Jun       Aug       Okt      Aug       Okt       Dez           Feb       Apr       Jun       Aug       Okt
           2020   2020    2020      2021      2021     2021      2021      2021     2020      2020      2020          2021      2021      2021      2021      2021

       SARS-CoV-2-Infektionen              möglicher Schulkontext             möglicher Schulkontext (Anteil, tagesgenau)                               Monat/Jahr

  Abb. 5 | Anteil (tagesgenaue kumulierte Anzahl der Infektionen/Anzahl der Infektionen im Gesamtzeitraum) von SARS-CoV-2-
  Infektionen gesamt (schwarze Linie) von Schülerinnen und Schülern (SuS), Anteil (tagesgenaue kumulierte Anzahl der Infek­
  tionen mit möglichem Schulkontext/Anzahl der Infektionen mit möglichem Schulkontext im Gesamtzeitraum) weiterer
  Infektionen von SuS in derselben Jahrgangsstufe innerhalb von vierzehn Tagen nach dem Indexfall (mit möglichem Schulkontext;
  dunkelblaue Linie) und kumulierter Anteil der Infektionen mit möglichem Schulkontext (hellblaue Linie) nach Schulform;
  Ferienzeiten blau hinterlegt (Quelle: Daten der Behörde für Schule und Berufsbildung zu SARS-CoV-2-Infektionen von SuS,
  Zeitraum: 04.08.2020 – 03.10.2021)
Epidemiologisches Bulletin            1 | 2022             6. Januar 2022                                                       54

  lauf verdeutlicht darüber hinaus, dass der kumulier-                      sammenhang mit diesem Infektionsgeschehen ge-
  te Anteil der Infektionen im Schulsetting (hellblaue                      sehen und als im Schulsetting erworbene Fälle ge-
  Linie) teils sprunghaft anstieg. Diese Anstiege sind                      wertet. Die Datenlage erlaubt keine exakte Rekon­
  teilweise auf einzelne größere Ausbruchsgeschehen                         struktion der Infektionsketten. Insofern handelt es
  an Schulen zurückzuführen (siehe z. B.18). Erkenn-                        sich bei dem Indexfall in diesem Kontext immer um
  bar ist ebenso, dass sich über die beobachtete Zeit                       den ersten Fall unter SuS einer Jahrgangsstufe, der
  an Grundschulen, Gymnasien und Stadtteilschulen                           von der Schule an die Schulbehörde gemeldet wur-
  drei „Phasen“ für die Entwicklung des tagesgenauen                        de. Aussagen über Einträge ins Schulsetting durch
  Anteils an Infektionen mit möglichem Schulkontext                         erwachsene Personen sind insofern nicht möglich.
  (hellblaue Linie) ergaben:IV Zunächst erfolgte von                        Der Fokus wird auf die SuS einer Jahrgangsstufe ge-
  Mitte August bis Mitte November 2020 ein teils                            richtet, da laut Musterhygieneplan der Unterricht
  ­stufenweiser Anstieg des Anteils an SARS-CoV-2-                          während des betrachteten Zeitraums regelhaft nicht
   Infektionen mit möglichem Schulkontext. Ab No-                           jahrgangsübergreifend, sondern innerhalb einer
   vember 2020 war dann ein kontinuierlicher Rück-                          Jahrgangsstufe stattfand. Implizit wird folglich an-
   gang dieses Anteils zu verzeichnen, der bis Juli/                        genommen, dass Kontakte mit SuS anderer Jahr-
   August 2021 andauerte. Mit dem Schuljahresbe-                            gangsstufen eine geringere Intensität hatten und
   ginn 2021/22 im August 2021 stieg der Anteil an                          sonstigen Alltagsbegegnungen gleichgestellt waren.
   SARS-CoV-2-Infektionen mit möglichem Schul-                              Nicht auszuschließen ist, dass Infektionen, die ei-
   kontext wieder etwas an, blieb jedoch unter dem                          nem möglichen Schulkontext zugeordnet werden,
   Niveau der Anteile, die zum Jahresende 2020 beob-                        de facto durch außerschulische Kontakte entstan-
   achtet wurden.                                                           den sind. Insofern wird mit dem verwendeten An-
                                                                            satz der mögliche schulische Kontext tendenziell
                                                                            überschätzt.
  Diskussion
  Die vorliegende Untersuchung basiert auf Daten zu                         Die Analyse der insgesamt 7.165 SARS-CoV-2-Infek-
  PCR-bestätigten SARS-CoV-2-Infektionen von SuS,                           tionen von SuS in Hamburg im Zeitraum zwischen
  welche die Hamburger Schulen zu Monitoringzwe-                            dem 04.08.2020 und dem 03.10.2021 deutet darauf
  cken an die Behörde für Schule und Berufsbildung                          hin, dass nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektionen
  meldeten. Diese Daten erlauben zeitnahe und um-                           bei SuS (2,8 % aller SuS infiziert) seltener als in der
  fassende Analysen, da sie zentral und standardisiert                      Gesamtbevölkerung (4,5 % aller Personen infiziert)
  vorliegen. Insbesondere eröffnen sie die Möglich-                         auftraten. Studien aus Österreich berichten von ei-
  keit, tagesaktuelle Informationen über das Infek­                         ner Prävalenz von 1,39 % für SuS und Lehrkräfte im
  tionsgeschehen an Hamburger Schulen zu generie-                           Zeitraum vom 10. – 16.11.2020,19 während Schätzun-
  ren und bei Ausbruchsdetektion umgehend zusätz-                           gen für Kinder und Jugendliche in Deutschland auf
  liche, zielgenaue Maßnahmen einzuleiten. Insofern                         der Basis von Daten von Kinderkliniken für Novem-
  stellen die Monitoringdaten eine wichtige Ergän-                          ber 2020 eine Infektionsrate von 1,80 % naheleg-
  zung zu den Meldedaten der Gesundheitsbehörden                            ten.20,V Trotz der Einschränkungen der vorliegenden
  dar. Auf Basis der Angaben zur Jahrgangsstufen­                           Datenanalyse (s. Abschnitt „Zur Einordnung der
  zugehörigkeit der infizierten SuS wurden weitere                          Studie/Limitationen“) lassen sich die Ergebnisse
  Infektionen in derselben Jahrgangsstufe an dersel-                        damit als weiteren Beleg interpretieren, dass auch
  ben Schule, die innerhalb von vierzehn Tagen nach                         Schulen vom allgemeinen Pandemiegeschehen be-
  Auftreten des ersten Falls bestätigt wurden, im Zu-                       troffen sind und das Infektionsgeschehen an Schu-
                                                                            len den Trend außerhalb der Schulen widerspiegelt.7

  IV Für die Berufsschulen trifft das nicht zu. Dies ist
      wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass, wie
      beschrieben, aus den Daten keine eindeutige Zuordnung
      zu einer Jahrgangsstufe hervorgeht, sondern die                       V   Beide Quoten liegen über dem entsprechenden Anteil in
      Kursbezeichnung erhoben wurde. Dementsprechend                            Hamburg. Im November wurden von den Schulen 1.412
      kann hier der gewählte Ansatz nicht durchgängig                           SARS-CoV-2-Infektionen gemeldet. Dies entspricht
      angewandt werden.                                                         einem Anteil von 0,5 % aller SuS.
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  Die Häufigkeitsverteilung der SARS-CoV-2-Infek­                    Die Analysen lassen annehmen, dass bei knapp ei-
  tionen nach Schulformen und Jahrgangsstufen der                    nem Drittel der Infektionen unter SuS ein mögli-
  SuS entspricht in Hamburg den Verteilungen, die                    cher schulischer Kontext bestand. Dieser Anteil lag
  auch in anderen Studien festgestellt wurden: Der                   am Ende des Beobachtungszeitraums bei 31,8 % und
  Anteil registrierter Infektionen bei SuS an Grund-                 damit – aufgrund der unterschiedlichen Vorgehens-
  schulen war im untersuchten Zeitraum geringer als                  weise und der unterschiedlichen Beobachtungszeit-
  bei älteren SuS.4,21,22 Angesichts der steigenden                  räume – über dem Anteil, der im November 2020
  Impfquoten bei SuS ab 12 Jahren ist die Entwick-                   für Hamburger Schulen berichtet wurde.26,VII Diese
  lung hier zukünftig weiter sorgfältig zu beobachten.               Ergebnisse weisen für das Hamburger Schulsetting
  Zudem fielen die Anteile der Infektionen in den                    darauf hin, dass das schulische Umfeld in der Regel
  Übergangs- und Abschlussklassen (Jahrgangsstufen                   zwar keinen Infektionshotspot darstellt, aber durch-
  4, 6, 10, 12 und 13) tendenziell höher als in den an-              aus eine relevante Rolle für das Infektionsgesche-
  grenzenden Jahrgangsstufen aus. Dies kann mit de-                  hen spielt. Bemerkenswert ist dabei, dass sich der
  ren früherer Rückkehr zum schulischen Präsenz­                     Anteil an Infektionen mit möglichem Schulkontext
  betrieb zusammenhängen oder möglichweise ein                       über alle Schulformen hinweg parallel entwickelte.
  methodisches ArtefaktVI des Monitorings sein. In je-               So war in Grundschulen, Gymnasien und Stadtteil-
  dem Fall deuten die unterschiedlichen Anteile zwi-                 schulen zu Beginn des Schuljahres 2020/21 zu-
  schen SuS ähnlicher Altersgruppen an Gymnasien                     nächst ein stufenweiser Anstieg des Anteils an
  und Stadtteilschulen darauf hin, dass auch in Ham-                 SARS-CoV-2-Infektionen mit möglichem Schulkon-
  burg ein Zusammenhang zwischen dem So­zial­                        text zu verzeichnen, der sich dann ab November
  status und der Infektionswahrscheinlichkeit be-                    2020 bis zum Schuljahresende 2020/21 leicht rück-
  steht19,23,24 – denn die Schülerschaft an Stadtteilschu-           läufig entwickelte. Mit Beginn des neuen Schuljah-
  len weist im Vergleich zu Gymnasien ein höheren                    res 2021/22 im August 2021 erhöhte sich dieser An-
  Anteil an SuS aus sozial benachteiligten Familien                  teil wieder, ohne jedoch die bislang höchsten Anteile
  auf.17                                                             des Jahresendes 2020 zu überschreiten. Inwiefern
                                                                     diese Entwicklungen mit veränderten schulischen
  Festzuhalten ist zudem, dass – auch in den Phasen                  Maßnahmen wie Anwesenheitsregelungen, der
  mit schulischem Regelbetrieb in Präsenz – nur sel-                 Durchsetzung infektionspräventiver Maßnahmen,
  ten größere schulische Ausbrüche zu beobachten                     der Dominanz verschiedener Virusvarianten, der
  waren. Diese traten insbesondere im November                       Entwicklung der Inzidenz in verschiedenen Alters-
  2020 und zu Beginn des Schuljahres 2021/22 auf.                    gruppen, wie auch der Gesamtinzidenz in der Bevöl-
  Durchschnittlich waren bei einem Ausbruch mit                      kerung – und damit auch der Wahrscheinlichkeit ei-
  möglichem schulischen Kontext zusätzlich zum je-                   ner außerschulischen Infektion – einhergehen,
  weiligen Indexfall 3,5 (Median = 2; Standardabwei-                 kann auf Basis der vorliegenden Daten und dem
  chung = 5,4; Spannweite = 51) weitere SuS infiziert.               ­relativ groben Ansatz nicht beantwortet werden.
  Dies entspricht etwa der Anzahl an SARS-CoV-2-
  Infektionen für schulische Ausbrüche in Deutsch-                   Dennoch ist auf Basis der vorliegenden Analysen
  land im Zeitraum März bis August 2020.21,22,25 Mit                 fraglich, ob für SuS im gegenwärtigen Hamburger
  66,6 % wurden mehrheitlich jedoch lediglich ein                    Schulbetrieb mit den derzeit implementierten In-
  oder zwei weitere SuS desselben Jahrgangs im defi-
  nierten Zeitraum von 14  Tagen mit einer SARS-
  CoV-2 Infektion diagnostiziert.

                                                                     VII In den Auswertungen der Hamburger Schulbehörde
                                                                        wurde insbesondere der Zeitraum zwischen den
  VI So ist davon auszugehen, dass in Phasen des schuli-                Sommer- und den Herbstferien (04.08. – 04.10.2020)
      schen Präsenzbetriebs die Wahrscheinlichkeit der                  betrachtet. Durch Überprüfungen der Infektionsumstän-
      Meldung einer Infektion durch die Schule an die                   de konnte etwa ein Drittel der Infektionen, die in einer
      Schulbehörde höher als in Phasen ohne schulischen                 Jahrgangsstufe einer Schule stattfanden, einem
      Präsenzbetrieb ist.                                               außerschulischen Kontext zugeordnet werden.26
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  fektionspräventionsmaßnahmenVIII und unter An-                         trieb von Schulen möglich, ohne ein hohes Risiko
  wendung systematischer Selbsttests eine größere                        für das Auftreten größerer SARS-CoV-2-Ausbrüche
  Ansteckungsgefahr als in anderen gesellschaftli-                       an Schulen einzugehen.
  chen Kontexten besteht und ob Schulen in größe-
  rem Umfang zum allgemeinen Infektionsgesche-
  hen beitragen – allerdings können hier keine Aus-                      Zur Einordnung der Studie/Limitationen
  sagen und auch keine Vorhersagen für die jetzige                       Bei der vorgestellten Erhebung soll darauf hinge-
  Herbst-/Wintersaison über einen Eintrag in die All-                    wiesen werden, dass
  gemeinbevölkerung durch Folgefälle aus dem                             ▶▶ es sich um Daten handelt, die von den Schulen
  Schulsetting getroffen werden. Unstrittig ist, dass                        an die Behörde für Schule und Berufsbildung
  mit einem regulären Schulbetrieb in Präsenz eine                           in Hamburg gemeldet wurden. Diese weichen
  Erhöhung der allgemeinen Mobilität und der Kon-                            von den entsprechenden Daten des RKI hin-
  takt- und Expositionshäufigkeiten einhergeht, wo-                          sichtlich der Quantität von Infektionsfällen und
  mit das Risiko von Infektionen steigt. Gleichwohl                          möglicherweise ebenso hinsichtlich der zeit­
  liegen auf Basis der vorgestellten Auswertungs­                            lichen Parameter ab.
  ergebnisse keine Hinweise auf eine besonders hohe                      ▶▶ nicht ausgeschlossen werden kann, dass es ne-
  Beteiligung von Hamburger Schulen am Infek­                                ben den gemeldeten SARS-CoV-2-Infektionen
  tionsgeschehen vor, sodass das Schulsetting im be-                         noch weitere Infektionen an den Schulen gab,
  obachteten Zeitraum in unserer Erhebung nicht als                          weil diese entweder nicht von den Schulen an-
  Ausgangsort für größere Ausbruchgeschehen zu be-                           gezeigt wurden, keine weiteren anlassbezoge-
  trachten ist.                                                              nen Tests stattfanden oder asymptomatische
                                                                             Infektionen nicht identifiziert wurden.
  Die verfügbaren Daten lassen jedoch keine infek­                       ▶▶ das gewählte Vorgehen zur Beschreibung von
  tionsepidemiologisch sichere Aussage zum Um-                               Infektionen im schulischen Kontext eine Annä-
  fang von SARS-CoV-2-Übertragungen innerhalb des                            herung darstellt. Der Fokus liegt auf den SuS
  Schulsettings zu (s. Limitationen). Erforderlich wä-                       einer Jahrgangsstufe, da laut Musterhygiene-
  ren dazu serologische Longitudinalstudien, die auf                         plan der Unterricht und sonstige schulische
  breiten Stichproben fußen und die Rahmenbedin-                             (Ganztags-)Settings regelhaft nicht jahrgangs-
  gungen sowie Infektionspräventionsmaßnahmen                                übergreifend, sondern innerhalb einer Jahr-
  berücksichtigen. Durch die steigenden Impfquoten                           gangsstufe stattfindet (sog. Kohortenprinzip).
  bei Kindern und Jugendlichen ab dem Alter von                              Implizit wird folglich angenommen, dass schu-
  12  Jahren würde eine derartige Erhebung jedoch                            lische Kontakte mit SuS anderer Jahrgangsstu-
  schwer interpretierbar. Insofern sind eine standar-                        fen unterbleiben bzw. eine geringere Intensität
  disierte Erfassung und ein begleitendes Monitoring                         haben und Alltagsbegegnungen gleichgestellt
  des schulischen Infektionsgeschehens wichtig und                           sind.
  auch zielführender, um Ausbrüche zeitnah zu er-                        ▶▶ der gewählte Ansatz Aussagen ermöglicht, in
  kennen und die erforderlichen Maßnahmen, gege-                             welchen Infektionsfällen ein möglicher Schul-
  benenfalls auch gezielt in einzelnen Schulen, einzu-                       kontext besteht, jedoch keine Aussagen zur au-
  leiten. Auf diese Weise – und durch konsequentes                           ßerschulischen Exposition erlaubt. Es kann also
  Einhalten infektionspräventiver Maßnahmen, dem                             nicht ausgeschlossen werden, dass ein mögli-
  verantwortungsbewussten Verhalten bei Infektions-                          ches schulisches Infektionsgeschehen seinen
  anzeichen aller am Schulbetrieb teilnehmenden                              Ursprung außerhalb der Schule hat, weil die je-
  Personen und der Etablierung von systematischer                            weiligen Primärfälle nicht erfasst wurden oder
  Testung mittels Selbsttests – scheint ein Präsenzbe-                       unerkannt blieben.
                                                                         ▶▶ in ähnlicher Weise, nicht ausgeschlossen wer-
                                                                             den kann, dass ein mögliches schulisches In-
  VIII Dazu zählen unter anderem Testpflicht, Maskenpflicht,                 fektionsgeschehen seinen Urpsrung in einer
      Pflicht zum Stoß- und Querlüften, der Einsatz mobiler
      Luftfilter sowie die etablierten Hygieneregeln (beispiels-             Infektion des Schulpersonals hat. Für Schulper-
      weise Händewasche und Abstandhalten).27                                sonal (Lehrkräfte und sonstiges Schulpersonal)
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     liegen keine Informationen zu den unterrichte-                  an Schulen berücksichtigen und dementspre-
     ten Jahrgangsstufen vor, sodass diese in die                    chend keine Aussagen über etwaige Einflüsse
     Analysen nicht einbezogen werden konnten.                       dieser Rahmenbedingungen auf das Infektions-
  ▶▶ die Analysen nicht den Einfluss im Verlauf vari-                geschehen an Schulen erlauben.
     ierender Anwesenheitsregelungen, der Imple-                  ▶▶ angesichts der unterschiedlichen Vorgehens-
     mentierung infektionspräventiver Maßnahmen,                     weisen zur Infektionserkennung und präven­
     der Dominanz verschiedener Virusvarianten,                      tion an Schulen in den Bundesländern eine un-
     der Entwicklung der Inzidenz in verschiedenen                   eingeschränkte Übertragbarkeit der Befunde
     Altersgruppen, wie auch der Gesamtinzidenz in                   nicht gewährleistet ist.
     der Bevölkerung auf das Infektionsgeschehen

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      COVID-19 in Schulen: Keine Pandemie-Treiber.                   study across 131 countries. The Lancet Infectious
      Deutsches Ärzteblatt 2020; 117(51-52): A 2505–                 Diseases 2021; 21(2): 193–202.
      2508.                                                       12 Glogowsky U, Hansen E, Schächtele S: How
  5 Viner RM, Russell SJ, Croker H, et al.: School                   effective are social distancing policies? Evidence on
      closure and management practices during corona-                the fight against COVID-19. PLoS One 2021; 16(9):
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      systematic review. The Lancet Child & Adolescent            13 Unversität Köln, Helmholtz-Zentrum für Infektions-
      Health 2020; 4(5): 397–404.                                    forschung: COVID-Schulen: Bericht zum Projekt-
                                                                     fortschritt. August 2021. https://www.kmk.org/fi-
Epidemiologisches Bulletin        1 | 2022        6. Januar 2022                                                      58

     leadmin/pdf/PresseUndAktuelles/2021/Coro-                     22 Buchholz U, Lehfeld A-S, Otte im Kampe E, et al.:
     na-Studie_Zwischenbericht03_September2021.pdf                    Epidemiologie von COVID-19 im Schulsetting.
     (letztmalig abgerufen am 22. Oktober 2021).                      Epidemiologisches Bulletin 2021(13): 23–36.
  14 Jehn M, McCullough JM, Dale AP, et al.:                       23 Wachtler B, Michalski N, Nowossadeck E, et al.:
     Association Between K-12 School Mask Policies                    Sozioökonomische Ungleichheit und COVID-19 –
     and School-Associated COVID-19 Outbreaks –                       Eine Übersicht über den internationalen
     Maricopa and Pima Counties, Arizona, July-August                 Forschungsstand. Journal of Health Monitoring
     2021. Morbidity and Mortality Weekly Report 2021;                2020; 5(S7): 3–18.
     70(39): 1372–3.
                                                                   24 Plümper T, Neumayer E: The pandemic pre­
  15 Behörde für Schule und Berufsbildung: Hamburger                  dominantly hits poor neighbourhoods? SARS-CoV-2
     Schulstatistik: Schuljahr 2020/21. Schulen, Klassen,             infections and COVID-19 fatalities in German
     Schülerinnen und Schüler in Hamburg. Hamburg                     districts. Eur J Public Health 2020; 30(6): 1176–80.
     2021.
                                                                   25 Buda S, an der Heiden M, Altmann D, Diercke M,
  16 Warmt M: Das Hamburger Bildungswesen.                            Hamouda H, Rexroth U: Infektionsumfeld von
     In: Behörde für Schule und Berufsbildung (ed.):                  erfassten COVID-19-Ausbrüchen in Deutschland.
     Bildungsbericht Hamburg 2020. Münster:                           Epidemiologisches Bulletin 2020(38): 3–12.
     Waxmann 2020; 13– 24.
                                                                   26 Behörde für Schule und Berufsbildung: Hamburgs
  17 Schlüter M, Hoffmann Y: Schulische Bildung.                      Schülerinnen und Schüler infizierten sich außerhalb
     In: Behörde für Schule und Berufsbildung (ed.):                  der Schule offensichtlich vier Mal so häufig wie in
     Bildungsbericht Hamburg 2020. Münster:                           der Schule: Schulbehörde wertet Corona-Daten aus,
     Waxmann 2020; 97–126.                                            wissenschaftliche Studie soll folgen.
                                                                      https://www.hamburg.de/coronavirus/14644922/
  18 Baumgarte S, Bollongino K: Abschlussbericht des
                                                                      2020-11-19-bsb-coronadaten-schulen/
     Gesundheitsamtes Hamburg-Nord zur Untersu-
                                                                      (letztmalig abgerufen am 22. Oktober 2021).
     chung eines COVID-19-Ausbruches in der Heinrich-
     Hertz-Schule im Spätsommer 2020. https://www.                 27 Behörde für Schule und Berufsbildung: Welche
     hamburg.de/contentblob/15440356/fc2a3531f2ca-                    Maßnahmen gelten in der Schule? https://www.
     a405bf6dad9e1970062a/data/download-abschluss-                    hamburg.de/coronavirus/schulen/#15048902_
     bericht-hhs.pdf (letztmalig abgerufen am 22. Okto-               15048662 (letztmalig abgerufen am 19. November
     ber 2021).                                                       2021).
  19 Willeit P, Krause R, Lamprecht B, et al.: Prevalence
     of RT-qPCR-detected SARS-CoV-2 infection at
                                                                   Autor
     schools: First results from the Austrian School-
                                                                   Dr. habil. Tobias Brändle
     SARS-CoV-2 prospective cohort study. The Lancet
     Regional Health – Europe 2021; 5: 100086.                     Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwick-
                                                                   lung – IfBQ, Leiter der Stabsstelle für Forschungs-
  20 Süddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugend-
                                                                   kooperation und Datengewinnungsstrategie (BQ-F)
     medizin: Ad-Hoc Information zur Datenerhebung
     an über 100 deutschen Kinderkliniken zu SARS-                 Korrespondenz: Tobias.Braendle@ifbq.hamburg.de
     CoV-2: Datensammlung von über 100 deutschen
     Kinderkliniken mit hohem Anteil asymptomatisch
     getesteter Kinder und Jugendlichen. Hohe Anzahl               Vorgeschlagene Zitierweise
     von unentdeckten Infektionen bei Kindern und                  Brändle T: Monitoring und Evaluation des SARS-CoV-2-
     Jugendlichen unwahrscheinlich. https://www.sgkj.              Infektionsgeschehens unter Schülerinnen und
     de/images/Aktuell/2020-11-24_Ad_Hoc_Informati-                Schülern an Hamburgs Schulen
     on_zur_Datenerhebung_an_Kinderklinken.pdf
                                                                   Epid Bull 2022;1:48-58 | DOI 10.25646/9365
     (letztmalig abgerufen am 22. Oktober 2021).
  21 Otte im Kampe E, Lehfeld A-S, Buda S, Buchholz U,
     Haas W: Surveillance of COVID-19 school out­                  Interessenkonflikt
     breaks, Germany, March to August 2020.                        Der Autor erklärt, dass kein Interessen­konflikt
     Eurosurveillance 2020; 25(38): pii=2001645.                   vorliegt.
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