MULTIPLY - Erfahrungsaustausch zu kommunaler Energieraumplanung

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MULTIPLY - Erfahrungsaustausch zu kommunaler Energieraumplanung
MULTIPLY – Erfahrungsaustausch zu
    kommunaler Energieraumplanung

      Good Practice Beispiele teilnehmender Gemeinden

                                                             Klimabündnis Österreich

                                                      0
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizont 2020“ der Europäischen
                                                 Union im Rahmen des Fördervertrages Nr. 785088 finanziert
MULTIPLY - Erfahrungsaustausch zu kommunaler Energieraumplanung
Inhalt

1. Einführung ........................................................................................................................................................ 1
2. Verankerung von klimapolitischen Zielen und Strategien in der Gemeinde ............................. 2
    Gute Bespiele aus den teilnehmenden Gemeinden ........................................................................... 4
    2.1 Perchtoldsdorf Klimaneutral 2040 .................................................................................................... 4
    2.2 Energie-und Klimaaktionsplan (SECAP), Weiz ............................................................................. 8
    2.3 Klimawandelanpassungsstrategie, Rankweil .............................................................................. 13
    2.4 Sachbereichskonzept Energie für Weiz und St. Ruprecht ....................................................... 17
    2.5 Räumliche Ortskernentwicklungsplanung ROKEP, Rankweil ................................................ 21
3. Wirkung und Machbarkeit der Maßnahmen ....................................................................................... 26
    Gute Bespiele aus den teilnehmenden Gemeinden ......................................................................... 27
    3.1 FußgängerInnen und RadfahrerInnenleitsystem, Weiz ............................................................ 27
    3.2 Fernwärme Weiz .................................................................................................................................. 30
    3.3 Hauptplatz neu, Ober-Grafendorf ...................................................................................................34
4. Zusammenarbeit, Kommunikation und BürgerInnenbeteiligung ................................................ 39
    Gute Bespiele aus den teilnehmenden Gemeinden .........................................................................40
    4.1 EnergieSchauPunkte, Weiz ................................................................................................................40
    4.2 Stadtentwicklung Knittelfeld ............................................................................................................45
    4.3 BürgerInnenbeteiligung PV-Anlage, Perchtoldsdorf............................................................... 48
MULTIPLY - Erfahrungsaustausch zu kommunaler Energieraumplanung
1. Einführung
MULTIPLY ist ein HORIZON 2020 Projekt mit dem Ziel, Städte und Gemeinden zu
ermutigen, integrierte Maßnahmen zur kommunalen Energieraumplanung zu ergreifen,
indem sie an einem Peer-to-Peer-Erfahrungsaustausch teilnehmen. In diesem Rahmen
können sie sich austauschen und diskutieren, wie sie die einzelnen Elemente nachhaltiger
Mobilität, Energie und Raumplanung zu einer kommunalen Energieraumplanung
zusammenfließen lassen können, um ihre Gemeinde klimafreundlicher und lebenswerter zu
machen.
Das MULTIPLY-Projekt basiert auf der Überzeugung, dass eine erfolgreiche Energiewende
gut abgestimmte Maßnahmen erfordert, die auf lokaler Ebene durchgeführt werden. Nur eine
kommunale Energieraumplanung, die die Elemente einer nachhaltigen Verkehrs-, Energie-
und Raumplanung kombiniert, kann dazu beitragen, das gesamte Energiesparpotenzial einer
Gemeinde auszuschöpfen und sie gleichzeitig zu einem Ort mit höherer Lebensqualität zu
machen.

Die teilnehmenden Gemeinden in Österreich sind: Perchtoldsdorf, Mank, Ober-Grafendorf,
Spillern, Gerersdorf und Gablitz aus Niederösterreich. Weiz und Knittelfeld aus der
Steiermark und Rankweil aus Vorarlberg.
Dieser Leitfaden ist eine Zusammenfassung von Good-Practice-Beispielen, die während des
Peer-to-Peer-Erfahrungsaustausches vorgestellt worden sind. Die Beispiele reichen von der
Planung, über die Implementierung eines Projektes bis hin zur Kommunikation. Hier
nachzulesen sind zahlreiche Tipps für die Umsetzung, sowie für die Bewältigung von
Herausforderungen. Um die Nachahmung so leicht wie möglich zu machen, finden Sie auch
die Kontaktdaten der Personen hinter den Projekten.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und viel Erfolg, falls Sie eines der hier
gesammelten Beispiele umsetzen.

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MULTIPLY - Erfahrungsaustausch zu kommunaler Energieraumplanung
2. Verankerung von klimapolitischen Zielen und
Strategien in der Gemeinde
Am 12.12.2015 einigten sich auf dem Klimagipfel von Paris 195 Staaten erstmals auf ein
völkerrechtlich verbindliches Abkommen, das Verpflichtungen für alle enthält. In der zweiten
Hälfte des 21. Jahrhunderts sollen die Treibhausgase auf Netto-Null gesunken sein. Für
Industriestaaten bedeutet dies eine vollständige Dekarbonisierung bis 2050. Das fossile
Zeitalter geht zu Ende.
Das Pariser Klimaabkommen bedeutet für Österreich, wie für alle anderen Industrienationen,
dass bis 2050 die gesamte Wirtschafts- und Lebensweise auf 100% Erneuerbare Energie
umgestellt sein muss. Dafür ist unverzüglich der vollständige Ausstieg aus fossilen Energien
einzuleiten.
Energieautarkie bedeutet nicht nur Selbstverantwortung, sondern auch die Verantwortung
für nachfolgende Generationen zu übernehmen.

Umweltpolitik und Energiepolitik ist, wie wahrscheinlich kaum ein anderes Themenfeld
ausschlaggebend dafür, ob wir den nächsten Generationen dieselben oder noch bessere
Rahmenbedingungen bieten können, wie wir sie gegenwärtig vorfinden. "Vor allem ist zu
bekräftigen, dass es ein wirkliches „Recht der Umwelt“ gibt, und zwar aus vielfachem Grund.
Erstens, weil wir Menschen Teil der Umwelt sind. Er hat einen Körper, der aus physischen,
chemischen und biologischen Elementen gebildet ist, und kann nur überleben und sich
entwickeln, wenn die ökologische Umgebung dafür günstig ist. Daher ist jede Schädigung der
Umwelt eine Schädigung der Menschheit. Der zweite Grund besteht darin, dass jedes
Geschöpf – besonders die Lebewesen – einen Eigenwert haben, einen Wert des Daseins, des
Lebens, der Schönheit und der gegenseitigen Abhängigkeit mit den anderen Geschöpfen. Wir
dürfen sie aber nicht missbrauchen und noch viel weniger sind wir berechtigt, sie zu
zerstören. In allen religiösen Überzeugungen ist die Umwelt ein grundlegendes Gut."1
Wir leben in einer fossilen Weltwirtschaft. Fast alles Wirtschaftsgeschehen ist heute noch
abhängig von fossiler Energie. Ein Blick auf die Weltkarte zeigt: Materieller Wohlstand und
Reichtum sind überall dort, wo Gesellschaften sich heute ausreichend oder im Überfluss

Vgl. Ansprache von Papst Franziskus, New York, 15.09.2015
1

http://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2015/september/documents/papa-
francesco_20150925_onu-visita.html, (11.12.2018)

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MULTIPLY - Erfahrungsaustausch zu kommunaler Energieraumplanung
Energie besorgen können. Hunger und Verhungern gibt es überall dort, hauptsächlich in der
dritten und vierten Welt, wo die Gesellschaften sich nicht ausreichend Energie besorgen
können. Energie ist der Schlüssel für materiellen Wohlstand oder Notstand in einer
Gesellschaft.
Die Privathaushalte in Ober-Grafendorf geben für die Wärmeaufbringung und Mobilität ca.
€ 6,2 Mio. aus. Rund 60 Prozent davon gehen direkt als Geldabfluss ins Ausland und schaffen
dort Arbeitsplätze auf Ölplattformen, Raffinerien und der dortigen Rüstungsindustrie. Ein
Umdenken in Richtung erneuerbarer Energieaufbringung stärkt die Wertschöpfung und
Kreislaufwirtschaft in der Region und schafft somit Arbeitsplätze.

Wenn wir von Energieautarkie sprechen, zielen wir auf die Zukunft ab – und schließen die
Gewissheit mit ein, dass diese Zukunft gestaltet werden kann. Die Perspektive der
Energieautarkie heißt: Ziele finden, für die sich der Einsatz lohnt. Über den Tellerrand
hinausblicken und eigene Ansichten immer wieder neu bewerten. Herausforderungen
entdecken, an denen man wachsen kann. Die Zukunft unserer eigenen und kollektiven
Energieversorgung braucht Menschen, die die Initiative ergreifen und Dinge bewegen wollen
– und zwar in allen Lebensbereichen und in allen Produktionslebenszyklen von der „Wiege
bis zur Bahre“. Menschen, die in der Lage sind, die Grenzen im eigenen Kopf genauso zu
überwinden wie die zwischen Ländern und Kulturen. Menschen, die wissen, wie man die
zukünftige Energieversorgung nachhaltig gestaltet und gleichzeitig das Gemeinwohl hebt. Zur
Realisierung gesellschaftlicher Zukunftsvorstellungen, die auf grundlegende Veränderungen
zielen, brauchen wir den Schulterschluss vieler Menschen, Unternehmen, Organisationen –
nicht nur, um gemeinsame Antworten auf Klimawandel und Ressourcenverknappung zu
finden, sondern auch zur gemeinsamen Bewältigung von anstehenden Krisen.

Tun wir das Richtige – ist eine Frage des Effekts.
Tun wir das Richtige richtig – ist eine Frage der Effizienz.

Jürgen Riegler, MSc. MSc.
Umweltgemeinderat der Marktgemeinde Ober Grafendorf

Klima- Energiemodellregionsmanager "Fit für 2050"

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Gute Bespiele aus den teilnehmenden Gemeinden
2.1 Perchtoldsdorf Klimaneutral 2040

                     Perchtoldsdorf Klimaneutral bis 2040
                                         Energieautarkie Perchtoldsdorf. Bis 2020 20% Reduktion der fossilen
                     Was
                                         Energieträger (auf Grundlage von 2008)
                     Wer                 Marktgemeinde Perchtoldsdorf
    Initiative und   Wo                  Perchtoldsdorf, Niederösterreich
   Auswirkungen      Wann                2008 - 2020
                     Energieverbrauch    335.000 MWh/a (15.000 Einwohner)
                     Klimaschutzeffekt   Einsparung von 17.160 t CO2/a

© Wien Energie/Schilhansl

Hintergrund und Voraussetzungen

Die Gemeinde strebt eine Erhöhung der Ressourcen- und Energieeffizienz an. Es sollen
Einsparungspotentiale realisiert werden, um damit den Energiebedarf zu reduzieren. Es ist
eine Reduktion der Importabhängigkeit bei Energieträgern erforderlich. Dafür soll eine
Erhöhung der lokalen und regionalen Wertschöpfung erfolgen, die auch zusätzliche
Arbeitsplätze schafft. Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf soll dabei als innovative
Umweltgemeinde mit Vorbildfunktion gestärkt werden und eine klare Positionierung unter
den Regionsgemeinden einnehmen. Gleichzeitig soll die Zusammenarbeit, Vernetzung und
der Austausch mit den Gemeinden in der Region für alle Beteiligten zu Synergieeffekten
führen.

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Erfahrungen
Zweck und Ziel                                                    Nützliche Tipps
Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf zielt auf den totalen            Ein klares und machbares Ziel
Ausstieg aus fossilen Energieträgern ab und hatte sich als        definieren.
Zwischenziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 eine Reduktion des
                                                                  Möglichst viele
fossilen Energieträgereinsatzes um 20% zu erreichen.
                                                                  PerchtoldsdorferInnen auf den
                                                                  Energiepfad mitzunehmen und
Prozess                                                           konkrete Energievorhaben
                                                                  umzusetzen.
Durch das gegenständliche Projekt im Rahmen der Klima- und
Energiemodellregionen       wurde      die     Marktgemeinde      Maximal kommunizieren, viel
Perchtoldsdorf nun in die Lage versetzt, diese klar definierten   kooperieren und empathisch
energiestrategischen Ziele zu erreichen, die bisherigen           sein.
Aktivitäten zu bündeln und einen Energiemanager einzusetzen,
welcher die Umsetzung der definierten Maßnahmen
sicherstellt.
Um das Ziel zu erreichen wurden unterschiedliche Projekte
durchgeführt, unter anderem:
Biomasse-Ortsnahwärmeversorgung
    Energieeffiziente öffentliche Beleuchtung
    PV-BürgerInnenbeteiligungsanlagen
    Modulentwicklung für nachhaltige Gebäudesanierung
    Energieeffizienz und Energieeinsparungen in                  Referenzen
      öffentlichen Objekten
    Energieeffizienz und Energieeinsparungen bei                 Ansprechpartner
      Haushalten und Betrieben
    Wärme- und Strom aus Erneuerbaren Energien                   Wolfgang Hitzigrath,
                                                                  Vertreter der Abteilung für
                                                                  Bauen und Mobilität
Folgen                                                            hitzigrath@perchtoldsdorf.at
Perchtoldsdorf kommt auf einen Anteil von 29 % erneuerbarer
Energie im Jahr 2020. 2010 lag der Anteil bei ca. 10,6 %
                                                                  Links
Wie geht es weiter
                                                                  Umsetzungskonzept
Die Marktgemeinde Perchtoldsdorf hat im Jahr 2019 ein
Klimaschutzmanifest beschlossen, welches besagt, dass nun
                                                                  Perchtoldsdorf4future
bei allen von den Gemeindegremien zu treffenden Beschlüssen
die Klimarelevanz zu berücksichtigen ist und dass Maßnahmen
mit positiver Auswirkung auf die Treibhausgasbilanz prioritär
behandelt werden (wie z.B. Dämmungen und sonstige
Effizienzmaßnahmen, Fassaden- und Dachbegrünungen,

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MULTIPLY - Erfahrungsaustausch zu kommunaler Energieraumplanung
Ausbau von PV-Anlagen, umweltfreundliche Mobilität, Erhalt von Grünflächen und des
Baumbestandes usw.). Ziel ist es, dass die Marktgemeinde Perchtoldsdorf im eigenen
Verantwortungsbereich (Verwaltung) bis 2030 klimaneutral ist. Für die Gesamtgemeinde
wird ebenfalls eine weitgehende Klimaneutralität bis spätestens 2040 angestrebt.
Außerdem hat der Gemeindevorstand am 8. September 2020 den Antrag zur
Energieraumplanung – Dekarbonisierungsstrategie beschlossen. Damit ist der Startschuss
gefallen, ein riesiges Projekt in Angriff zu nehmen: Alle Prozesse, die in Perchtoldsdorf
laufen, nach und nach auf „klimaneutral“ umzustellen.
Die Dekarbonisierungsstrategie Perchtoldsdorf4Future ist in 10 thematische Arbeitsgruppen
organisiert, die sich damit befassen, was in den jeweiligen Bereichen zu tun ist.
Mobilität: Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem
Modalsplit. Es werden Programme entwickelt und
überprüft. Gehen, Radfahren und öffentlicher Verkehr
sollen     gestärkt    werden.   Der     verbleibende
Mobilitätsbedarf soll dann durch E-Autos abgedeckt
werden.
Energie und Wohnen: Diese Arbeitsgruppe beschäftigt
sich mit Energieeffizienz, Wohnen und Energie-
erzeugung. Derzeit wird eine "Erneuerbare-Energien-
Gemeinschaft" nach dem neuen Erneuerbare-
Energien-Ausbaugesetz (EAG) konzipiert, das 2021 in
Kraft treten wird.
Ernährung: „Essen wir uns und unsere Erde gesund“ ist das Motto dieses Arbeitskreises.
Weniger Fleisch, mehr Genuss, weniger THG, mehr Gesundheit auf dem Teller. Ziel ist es, die
fehlende Verbindung zwischen Lebensmittelproduktion und -konsum zu schließen.
Umwelt: Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Bedeutung der Naturflächen als CO2-
Senke, Lebens- und Wohlfühlraum. Laut Gemeinderatbeschluss sollen Gemeindewälder und
Freiflächen, Parks und Gärten möglichst vielen Arten Platz zum Leben bieten.
Kreislaufwirtschaft: Die zentralen Fragen in dieser Arbeitsgruppe sind: Was brauchen wir
wirklich? Wo und wie wird es produziert und transportiert? Wie baut und handelt man
ressourcenschonend? Wie können die Rohstoffe wiederverwendet werden? Ein Reparatur-
und Servicecenter ist in Planung. Ebenso ein Unverpackt-Laden. Eine Give - Box, in der man
bringen und nehmen kann, was man braucht, wird seit Jahren sehr gut angenommen.
Soziales: Diese Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Auswirkungen der nötigen
Dekarbonisierungsprozesse auf einzelne Haushalte und wie gegebenenfalls Abhilfe
geschaffen werden kann. Die Klimawende ist für alle da! Niemand soll zurückgelassen
werden!
Ortskernbelebung: Zahlreiche Veranstaltungen sind in Planung. Autofreie Samstage, 500
Jahre "Perchtoldsdorfer Wehrturm" mit Kunstinstallation, Pfingsttische, Boccia auf dem
Marktplatz, gemeinsames Radeln, Radeln ohne Alter, etc.

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Digitalisierung: Die Digitalisierung bedeutet einen enormen Entwicklungsschub für unsere
Zivilisationen. Wir müssen sehr darauf achten, dass diese Entwicklung auf dem richtigen Weg
ist und dazu beiträgt, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Finanzen: „Und wer soll das alles bezahlen?" ist eine der am häufigsten gestellten Fragen,
wenn es um eine prosperierende Zukunft geht. Diese Arbeitsgruppe erstellt
Finanzierungspläne und wirkt auf die anderen Arbeitsgruppen ein, ihre Projekte streng
konkret zu planen.
Öffentlichkeitsarbeit: Mit allen Menschen in Kontakt treten, egal wo sie sind. Das ist der große
Aufgabenbereich dieser Arbeitsgruppe. In der Tat müssen alle KlimaaktivistInnen auch
KlimabotschafterInnen sein. Es gibt keinen Ersatz für ein persönliches Gespräch.

Perchtoldsdorf muss bis 2040 klimaneutral gestaltet werden. Es sollen keine fossilen
Energieträger mehr verwendet werden! Das Ziel ist sehr einfach formuliert, aber die Wege
dorthin müssen noch gefunden und beschritten werden.

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2.2 Energie-und Klimaaktionsplan (SECAP), Weiz

                     Energie-und Klimaaktionsplan (SECAP)
                      Was                 Sustainable Energy and Climate Action Plan (SECAP)
                      Wer                 Stadtgemeinde Weiz, Steiermark
                      Wo                  konventderbuergermeister.eu
    Initiative und    Wann                2019
   Auswirkungen                           Jährlich ca. 10.000,- € (Ersterstellung im Rahmen des Interreg CENTRAL
                      Kosten              EUROPE Projektes CitiEnGov, CE 496; Weitere Aktualisierung erfordert
                                          laufende Kosten)
                      Energieverbrauch    Bis 2030 sollen die pro Kopf CO2 Emissionen in der Gemeinde, exkl. dem
                                          Sekundärsektor (Industrie), um mindestens 40 % gegenüber dem Jahr
                      Klimaschutzeffekt   1990 (nach dem IPCC Emissionsfaktor) reduziert werden.

Bild von der Homepage des Konvents der Bürgermeister.

Hintergrund und Voraussetzungen
Im Jahr 2014 hat sich die Stadtgemeinde Weiz erstmals für den Konvent der Bürgermeister
angemeldet. Ziel war es, die begonnenen Aktivitäten im Bereich der Abschwächung und
Anpassung an den Klimawandel fortzusetzen. Zwar ist die Stadtgemeinde Weiz seit 2014 auf
der Plattform des KdBs registriert, jedoch ist im selben Jahr durch die Studie Kern et al.
(2014) offensichtlich geworden, dass ein Sustainable Energy and Climate Action Plan, bzw.
auf Deutsch ein Aktionsplan für nachhaltige Energie und nachhaltiges Klima (SECAP), im
Falle einer Gemeindefusion mit einer Umlandgemeinde im Rahmen der
Gemeindestrukturreform (Land Steiermark 2015) kurzfristig nicht umsetzbar ist. Aufgrund
der Fusion der beiden damaligen Gemeinden und heutigen Ortsteile Krottendorf und Weiz zur

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Stadtgemeinde Weiz im Jahr 2015, wurde die Erstellung des SECAP für die Projektlaufzeit des
Interreg CENTRAL EUROPE Projektes CitiEnGov, CE 496 (https://www.interreg-
central.eu/Content.Node/CitiEnGov.html) von 01.06.2016 bis 31.05.2019 geplant.
Hintergrund war und ist, dass die Stadtgemeinde Weiz durch die fortschreitende globale
Erderwärmung im Jahresmittel bei einem Anstieg der globalen Durchschnitts-
oberflächentemperatur von 1,5 °C regional einen deutlich höheren Anstieg der
Durchschnittsoberflächentemperatur verzeichnen wird. So zeigen die Berechnungen von
Chimani et al. (2018) im Rahmen des Projektes Life Local Adapt zwei Szenarien für die
Perioden 2021-2050 und 2071-2100 im Vergleich zu 1971-2000 (siehe Abbildung). Betrachtet
man die zu erwartende Veränderung der mittleren Lufttemperatur in °C bis ins Jahr 2071-
2100, so kann davon ausgegangen werden, dass selbst in einem Klimaschutz-Szenario unter
hohen globalen Anstrengungen und ambitionierten Maßnahmen, ein Anstieg von 2,3 °C sehr
wahrscheinlich ist und bei einem business-as-usual Szenario bis ins Jahr 2071-2100 die
lokale mittlere Lufttemperatur in der Stadtgemeinde Weiz um schwer vorstellbare 4 °C im
Vergleich zu 1971-2000 steigen wird. Festzuhalten ist außerdem, dass es sich um einen
Anstieg der mittleren Lufttemperatur handelt und die maximale Temperatur in Extremfällen,
speziell im Sommer, deutlich höher ansteigen kann. Zudem ist man sich bewusst, dass im
Zusammenhang mit dem globalen Klimawandel jede und jeder seinen Beitrag leisten muss,
vor allem so eine relativ wirtschaftsstarke Gemeinde, wie Weiz.

Beobachtete Werte und simulierte Änderungen der mittleren Lufttemperatur (in °C). Quelle: Chimani et al. (2018).

Zweck und Ziel
Bis zur Erstellung des SECAP war die Rolle der Gemeinde Weiz in Bezug auf den Klimawandel
sowie der absolute und pro Kopf Ausstoß an CO2-Emissionen nicht bekannt. Im Rahmen der
Erstellung ist es gelungen, für die Jahre 1990, 2005 und 2017 eigene jährliche
Emissionsinventare für die wichtigsten Tätigkeitsbereiche (Covenant of Mayors 2016) zu
erstellen. Diese sechs Tätigkeitsbereiche wären: Kommunale-, Tertiäre-, und Wohngebäude,
aber auch Verkehr, öffentliche Beleuchtung und Primärsektor. Dabei wurde aufgrund einer
unvollständigen Datengrundlage und dem Umstand, dass die Industrie großteils dem
Emissionshandelssystem der Europäischen Union (EU) unterliegt, bewusst auf eine
detaillierte Erhebung der Daten des sekundären Sektors verzichtet.

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Ziel und Zweck ist es daher, dass in der Stadtgemeinde Weiz bis 2030 die pro Kopf CO2
Emissionen in der Gemeinde, exkl. dem Sekundärsektor (Industrie), um mindestens 40 %
gegenüber dem Jahr 1990 (nach dem IPCC Emissionsfaktor) reduziert werden.

Treibhausgas-Emissionen in Weiz im Basisjahr 1990.

Prozess
Erste Maßnahmen zur Erstellung des SECAP wurden bereits 1997 mit einem eigenen
Innovationszentrum mit den inhaltlichen Themen „Energie“ und „Innovation“ gesetzt. 2005
folgte der erste Energieaktionsplan, 2006 die Teilnahme am e5 Programm inkl. Zertifizierung
als 5e-Gemeinde, 2009 der Leitbildprozess inkl. Energieleitbild, 2016 die Revision und
Aktualisierung des Flächenwidmungsplans inkl. energieraumplanerischer Teilabschnitte und
2014 bzw. 2017 die Studien zu den Themen Maßnahmenplanung und Umsetzungsvorschläge
im Bereich Klimawandel, Energieverbrauch, Mobilität und industrielle Energieraumplanung.
Mit der Gemeindefusion 2015 wurde die Erstellung des SECAP auf das Jahr 2019 verschoben.
2019 waren die Rahmenbedingungen gegeben und im Zuge des Interreg Central Europe
Projektes CitiEnGov (CE 496) wurde der SECAP durch das Weizer Energie- Innovations-
Zentrum als erster am Konvent der Bürgermeister zertifizierter SECAP Österreichs erstellt
und umgesetzt. Weitere PartnerInnen während der Erstellung waren von Beginn an, vor
allem die Energie Agentur Steiermark GmbH (Datenerfassung) und die 4ward Energy
Research GmbH (Maßnahmenentwicklung).
Im ersten Schritt wurde ein Zeitplan erstellt, der mit der Finalisierung im März 2019 enden
sollte. Wesentliche Meilensteine waren die Datenerfassung, -bearbeitung und –analyse,
darauf aufbauend die Erstellung der sogenannten Emissionsinventare (jährliche Produktion
und Verbrauch an Energie), die Maßnahmen zum Teilbereich Klimaschutz, das Scoreboard
und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung (Klimawandelgefahren), sowie schlussendlich

                                                     10
das Verfassen des Berichts und der onlineübertrag auf die     Erfahrungen
Website des Konventes der Bürgermeister.
                                                              Nützliche Tipps
Aufgrund der vorhandenen Energiebuchhaltung aus dem e5-
Programm waren wesentliche und wichtige Informationen         Unser Motto war, wir wollen
bzw. Daten vorhanden, was sich als große Stärke und Vorteil   eine Basis schaffen um aus
der Stadtgemeinde Weiz erwiesen hat. So konnte man auf        unseren Erfahrungen zu
lokale Bottom-Up anstatt disaggregierten Top-Down-Daten       lernen. Wir denken, dass ist
zurückgreifen.                                                eine gute Herangehensweise
                                                              an den SECAP. In den
                                                              nächsten Jahren können wir
Herausforderungen                                             auf dieser Basis und diesen
Eine große Herausforderung war die Datenrecherche, da es      Erfahrungen aufbauen und
keine gesammelten IST-Daten gibt. So mussten für jeden        nach und nach verbessern,
Sektor die Daten einzeln zusammengetragen werden. Auf         sowohl methodisch, als auch
Grund der langjährigen Aktivitäten in Weiz, konnte man aber   emissionsbilanziell.
auf einen vorhandenen Datenpool (Energiekataster Weiz, e5-    Wertvolle Links sind:
Datenbank) zurückgreifen. Einzelne Daten mussten trotz
alledem von Bundes- bzw. Landesdaten disaggregiert werden.
                                                              Energiemosaik
Eine Schwäche konnte rückblickend bei der Erstellung der
Maßnahmen identifiziert werden. So ist 2020 für das SECAP     Ein Blick auf die Gemeinde
Update 2021 ein breiter Stakeholder Prozess mit der           Statistik Austria
Stadtgemeinde Weiz, dem Innovationszentrum W.E.I.Z. und
dem e5-Team Weiz gestartet worden. Dieser soll dazu führen,
dass     Umsetzungen        zum    Klimaschutz  und     zur
Klimawandelanpassung in Zukunft in bestehende und geplante
Aktivitäten frühzeitig mitgedacht werden.                     Referenzen

                                                              Ansprechpartner
Folgen                                                        Barbara Kulmer
Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch keine Emissions-             barbara.kulmer@weiz.at
einsparungen erhoben worden. Jedenfalls ist das
Bewusstsein in der Gemeinde und dem Gemeinderat
                                                              Rafael Bramreiter
weiter gesteigert worden. Außerdem sprechen die Daten
                                                              rafael.bramreiter@innovations
dafür, dass man auf dem richtigen Weg ist, um die Ziele zu
                                                              zentum-weiz.at
erreichen.

                                                              Links
Follow-up
                                                              Bericht SECAP WEIZ
Für das Follow-up sind das Innovationszentrum W.E.I.Z.
in Kooperation mit der Stadtgemeinde Weiz und dem e5-         Konvent der Bürgermeister –
Team Weiz verantwortlich.                                     Weiz

                                             11
Da der SECAP-Prozess langfristig ausgelegt ist und eine Überarbeitung bzw. Aktualisierung
im Zweijahresrhythmus passiert, sind die Rahmenbedingungen für das Monitoring gegeben.

Wie geht es weiter
Mit der Einreichung des SECAP 2019 wurde wieder mit der Datenerhebung für 2021 gestartet.
Zudem ist man im Rahmen der Überarbeitung der Maßnahmen in einem breiten Stakeholder
Prozess.
Der SECAP-Prozess im Rahmen des Konventes der Bürgermeister verlangt eine periodische
Überarbeitung und Aktualisierung des SECAP und der Emissionsinventare. Somit handelt es
sich um einen laufenden Bearbeitungszyklus mit laufender Evaluierung.

                                           12
2.3 Klimawandelanpassungsstrategie, Rankweil

              Strategie zur Anpassung an den Klimawandel
                    Wer                 Marktgemeinde Rankweil in Form eines Beteiligungsprozesses
                    Wo                  Rankweil, Vorarlberg
   Initiative und   Wann                Laufend
  Auswirkungen      Kosten              Rund 15.000 €
                    Klimaschutzeffekt   Strategiepapier 2030 - 2040
                    Sonstiges           Leitfaden für künftige Planungen

© Marktgemeinde Rankweil/Karin Böhler

Hintergrund und Voraussetzungen

Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits jetzt in vielerlei Hinsicht spürbar und
werden vor allem auf lokaler Ebene Maßnahmen zum Schutz des Lebens- und
Wirtschaftsraumes nach sich ziehen müssen. Eine Analyse von zu erwartenden Klimafolgen
für verschiedenste Sektoren liefert, gekoppelt mit einer fundierten Auswertung der
Risikolandschaft, Entscheidungshilfen, die die Gemeinde befähigen, frühzeitig entscheidende
Schritte und Maßnahmen zu setzen. Initiierte Maßnahmen müssen, bedingt durch die oftmals
mit Unsicherheiten behafteten Aussagen über die Klimazukunft, eine gewisse
Planungssicherheit aber auch Flexibilität widerspiegeln. Nur so wird die Gemeinde optimal
auf Veränderungen des Klimas vorbereitet und klimafit gemacht.

                                                  13
Zweck und Ziel

Im Rahmen dieses Vorhabens wird eine Anpassungsstrategie für die Marktgemeinde
Rankweil erstellt werden. Dabei wird sowohl auf Vorgaben der Landesstrategie sowie
anderer Leitbilder oder Strategien der Gemeinde aufgebaut und diese um aktuelle
wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzt. Um die Akzeptanz der Umsetzung von Maßnahmen
zu erhöhen, ist ein partizipativer Ansatz sowohl bei der Identifikation der Risikolandschaft,
der Regionalisierung, der Klimafolgen, aber auch der Erhebung bereits laufender
Maßnahmen und der Entwicklung von neuen Maßnahmen wichtig. In einen solchen
partizipativen     Prozess      miteingebunden     werden        sollen     Bürgermeisterin,
GemeindevertreterInnen, Vereine, VertreterInnen von Ausschüssen, Waldaufseher,
Feuerwehr, etc.

Prozess

      Vorstellung, Beratung und Beschluss im Ausschuss für Umwelt, Klima und
       Landwirtschaft
      Beschluss durch den Gemeindevorstand
      Erstgespräch mit Umsetzungspartner alp-S GmbH, Innsbruck
      Erhebung von Grundlagen durch alp-S in Zusammenarbeit mit der Gemeinde
      Workshop 1 mit Beteiligung durch Steakholder mit dem Thema Risiko- und
       Klimafolgenanalyse
      Erhebung laufender bzw. geplanter Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel
      Workshop 2 „Ergänzung der laufenden Maßnahmen und Ausarbeitung neuer
       Maßnahmen“ ebenfalls unter Einbindung der Steakholder
      Ausarbeitung der finalen Strategie
      Präsentation der Strategie

                                             14
In der Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in             Erfahrungen
Vorarlberg    sind   Ziele,  Herausforderungen  und
Handlungsfelder als Eckpunkte für Gemeinden bereits              Nützliche Tipps
zusammengefasst.
                                                                 Gute fachliche Vorbereitung
Als    erster   Schritt   wurde     die   Erstellung   einer     und Begleitung ist für den
Klimawandelanpassungsstrategie für Rankweil im Ausschuss         Prozess essentiell.
für Umwelt, Klima und Landwirtschaft direkt von Mag.
Maximilian Riede, Geschäftsführer der Firma alp-S präsentiert
und vorgestellt. In drei Schritten wurde bzw. wird eine          Schlüsselakteure rechtzeitig
individuelle Klimawandelanpassungsstrategie für Rankweil         einbinden.
entwickelt:   Risikoanalyse,   Betroffenheitsanalyse     und
Maßnahmenbündel.
                                                                 Persönliche Gespräche mit
Ein wichtiger Teil des Prozesses ist es, Schlüsselakteure aus
den verschiedensten Bereichen einzubinden. Mit dabei sind        den Schlüsselakteuren sind
und waren politische VertreterInnen, Gemeindebedienstete         sehr wichtig.
aus unterschiedlichen Bereichen, VertreterInnen der
Feuerwehr, Wassergenossenschaft, Agrargemeinschaft, des
Krankenpflegevereins, der Jagd, dem Sozialzentrum,
Alpenverein ebenso wie die Ortspolizei, der Gemeindearzt und    Referenzen
VertreterInnen der Offenen Jugendarbeit.
Der Prozess hat in Rankweil eine Zeitspanne, ab                 Ansprechpartner
Vorstellung im Ausschuss bis zur Verabschiedung in den          Patricia Gohm
politischen Gremien, von ca. einem Jahr in Anspruch             patricia.gohm@rankweil.at
genommen.
                                                                Daniela Hohenwallner-Ries
                                                                hohenwallner@alps-gmbh.com
Herausforderungen
Eine Herausforderung war es, die Schlüsselakteure zu
                                                                Links
mobilisieren. Manche konnten sich im ersten Moment mit dem
Thema Klimawandelanpassung nicht identifizieren. Erst nach      Strategie zur Anpassung an
persönlicher Rücksprache und Erklärungen in Gesprächen          den Klimawandel in Vorarlberg
konnten noch mehr Schlüsselakteure zur Teilnahme motiviert
werden.
                                                                Marktgemeinde Rankweil
Eine gute Einführung in das Thema und eine fachliche
Begleitung wie wir sie in Rankweil hatten ist unseres
Erachtens unumgänglich. Wir konnten sehr gut von den            alp-S GmbH
Erfahrungen und dem großen fachlichen Know-how der
Firma alp-S profitieren.

Folgen
Mit der spätestens im Frühjahr 2021 ausgearbeiteten Klimawandelanpassungsstrategie für
Rankweil gibt es eine sehr gute Grundlage für die Umsetzung verschiedener Maßnahmen und
auch künftiger Entscheidungen für Rankweil. Zudem ist Rankweil Teil der KLAR! Vorderland-

                                            15
Feldkirch und nimmt somit im           Rahmen    der österreichischen    Klimawandel-
Anpassungsmodellregionen  (kurz        KLAR!)    eine  Vorreiterrolle    in   Sachen
Klimawandelanpassung ein.

Follow-up
Die Gemeinde Rankweil hat sich als e5-Gemeinde entschieden, die Maßnahmen aus der
Klimawandelanpassungs-Strategie als fixen Tagesordnungspunkt in den e5-Sitzungen
aufzunehmen. Dies soll den Zweck der regelmäßigen „Überprüfung“ des Fortschrittes der
ausgearbeiteten Maßnahmen erfüllen und Überschneidungen mit e5-Themen vermeiden.

Wie geht es weiter
Wie bereits oben erwähnt, werden wir uns mit der Stadt Feldkirch und eventuell weiteren
Vorderlandgemeinden als KLAR-Region bewerben. Sollten wir eine KLAR-Region werden, ist
die Anstellung eines KLAR Managers eine Voraussetzung. Diese Person ist dann für die
Umsetzung der Maßnahmen aus der Strategie zuständig. Dies würde uns als Gemeinde die
Möglichkeit geben, die Maßnahmen schneller und effizienter durchzuführen. Das Auftreten
als KLAR-Modellregion würde dem ganzen Projekt mehr Gewichtung geben und somit eine
größere Wirkung erlangen.

                                          16
2.4 Sachbereichskonzept Energie für Weiz und St. Ruprecht

      Sachbereichskonzept Energie für Weiz und St. Ruprecht
                                            Land Steiermark, Stadtgemeinde Weiz und Marktgemeinde
                      Wer
                                            St.Ruprecht/Raab
                      Wo                    Stadtgemeinde Weiz und Marktgemeinde St.Ruprecht/Raab
    Initiative und    Wann                  2020
   Auswirkungen       Kosten                42.000 €
                      Energieverbrauch      Senkung des Energieverbrauches
                      Klimaschutzeffekt     Erreichung der Klimaschutzziele

Fokusgebiet Mobilität – Nutzungsintensität und ÖV-Erschließung Weiz und St. Ruprecht an der Raab, eigene
Bearbeitung (Quelle: GIS-Steiermark).

Hintergrund und Voraussetzungen
Seit 2015 stehen die beiden Gemeinden in einer engen Kooperation, um die dynamische
Wirtschaftsentwicklung in Form der St. Ruprecht–Weiz-Industrieansiedlungs GmbH
gemeinsam zu entwickeln und zu stärken. Diese innovative Kooperation hat sich dazu
entschlossen, auch im Bereich der Energieraumplanung einen gemeinsamen Weg zu gehen.
Beide Gemeinden sind von einer sehr starken Siedlungsentwicklung geprägt, Wohnbau und
Bevölkerungszuzug steigen stark an, sodass eine gesamtheitliche Betrachtung erforderlich

                                                       17
ist. Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine Betrachtung über die Gemeindegrenzen hinweg
und soll somit auch Vorbildcharakter für andere Gemeinden haben.
Im Steiermärkischen Raumordnungsgesetz (StROG 2010) wird auf die Energie- und
Klimarelevanz raumplanerischer Entscheidungen in den Raumordnungsgrundsätzen
Bedacht genommen, indem die Entwicklung der Siedlungsstruktur (§ 3 (2) Abs.2) „unter
Berücksichtigung sparsamer Verwendung von Energie und vermehrten Einsatz erneuerbarer
Energieträger“ (h) sowie „unter Berücksichtigung von Klimaschutzzielen“ (i) erfolgen soll. Mit
dem Sachbereichskonzept Energie wird daher das ÖEK um energieraumplanerische Aspekte
ergänzt, welche als Entscheidungsgrundlage für künftige räumliche Entwicklungen dienen
soll.

Zweck und Ziel

Ziel der vertieften Kooperation der beiden Gemeinden ist es, eine nachhaltige
ressourcenschonende Entwicklung voranzutreiben, mit dem Fokus auf einer Reduzierung der
fossilen Energieträger zur Gebäudeheizung und Warmwasseraufbereitung und somit dem
Ausbau von erneuerbaren Energien. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der künftigen
Siedlungsentwicklung. Eine entscheidende Rolle dabei spielt die Innenentwicklung und
Nachverdichtung in beiden Gemeinden sowie die Aktivierung von bereits identifizierten
geeigneten Entwicklungspotenzialen im Wohnbau. Zudem soll auch eine zukunftsorientierte
und energiesparende Mobilität gefördert werden. Dabei ist es wichtig kurze Wege in Gebieten
mit hoher Nutzungsintensität zu schaffen und für weitere Wegstrecken eine gute Anbindung
für den ÖV zu gewährleisten.
Mit diesem Sachbereichskonzept Energie, hat sich der Wirtschaftsraum Weiz-St. Ruprecht
an der Raab dazu entschlossen, einen gemeinsamen Beitrag zur Erhöhung der
Lebensqualität der Bevölkerung zu leisten und die Stärkung zentral gelegener
multifunktionaler Standorte zu gewährleisten.

Prozess
Zu Prozessstart wurde ein, aus Vertretern beider Gemeinden gebildetes, Kernteam
eingerichtet, um gemeinsam das Sachbereichskonzept Energie auszuarbeiten. Aufbauend auf
einer Bestandsanalyse der energierelevanten Infrastruktur, der Verbrauchsdaten, der
Wärmeversorgung und der Mobilität konnte dann im nächsten Schritt eine energetische
Potentialanalyse durchgeführt werden. Diese Potentialanalyse basiert auf Daten und
Ausarbeitungen von Herrn DI Franz Kern vom Innovationszentrum Weiz. Von den
vorangegangenen Analysen ausgehend, wurden folgende Strategien ausgearbeitet:
einerseits     eine   räumliche    Differenzierung    der   prioritär     einzusetzenden
Wärmeversorgungssysteme und die Abstimmung der Siedlungsentwicklung mit Optionen für
eine    leitungsgebundene     Wärmebereitstellung     (aus    erneuerbaren/alternativen
Energieträgern) und andererseits die Lenkung der Siedlungsentwicklung auf Standorte mit
optimalen Voraussetzungen für eine energiesparende Mobilität, d.h. mit kurzen Wegen und

                                             18
einem hohen Stellenwert des Fuß- und Radverkehrs sowie des öffentlichen
Personennahverkehrs. Dabei wurden die von den Gemeinden ausgewählten und in den ÖEKs
bereits festgelegten prioritären Standorträume, für eine weitere Entwicklung, näher
betrachtet.
Zu den in der Strategie definierten Zielen konnten Maßnahmen zusammengefasst werden,
welche in einer Roadmap inklusive Zeit- und Kostenplan dargestellt sind.
Kernteam: Franz Kern (Innovationszentrum Weiz), Rafael Bramreiter (Innovationszentrum
Weiz), Stefan Haidinger (Innovationszentrum Weiz), Petra Buchgraber (Bauamt Weiz),
Christian Binder (Bauamt- St. Ruprecht/Raab), Barbara Kulmer (Weiz Büro Umwelt und
Mobilität), Daniel Kampus (Büro Kampus) und Claudia Andresek (Büro Kampus).

Herausforderungen
   -   Unterschiedliche Datenlagen der beiden Gemeinden
   -   Abstimmung fachlicher Ziele mit gemeindepolitischen Zielsetzungen
   -   Verankerung des Themas in der breiten Bevölkerung

                                           19
Folgen                                                           Erfahrungen
Durch die Ausarbeitung des Sachbereichskonzept Energie           Nützliche Tipps
wurde die Gemeindepolitik hinsichtlich dieser Thematik
sensibilisiert.                                                  Datenerhebung frühzeitig
                                                                 planen und auf laufende
Es konnte die Ist-Situation der beiden Gemeinden in Bezug auf    Aktualisierung achten.
Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen aufgezeigt
werden.    Des     Weiteren      wurden   auf   Basis    des
Energieverbrauchs, der energetischen Potenzialanalyse und        Permanente Sensibilisierung
der Wärmeinfrastruktur Standorträume bzw. Vorranggebiete         für das Thema in der
für Fernwärmeversorgung und für energiesparende Mobilität        Gemeindevertretung und in
eruiert und Maßnahmen für eine positive zukünftige               der Bevölkerung.
Entwicklung ausgearbeitet.
Die im Sachbereichskonzept Energie definierten Strategien
und Maßnahmen gilt es nun in weiterer Folge im örtlichen
Entwicklungskonzept bzw. Flächenwidmungsplan und
Bebauungsplan der Gemeinden zu etablieren. Um dies zu
erreichen wurde eine Roadmap erstellt, die eine Übersicht        Referenzen
geben soll, wie diese Integration erfolgen soll. Aufbauend auf
das strategische Konzept, soll es maßgeschneiderte               Ansprechpartner
Umsetzungsmaßnahmen geben.                                       Daniel Kampus
                                                                 office@kampus.at

Follow-up
Für die Durchführung des ÖEK-Änderungsverfahrens in beiden       Franz Kern
Gemeinden ist das Raumplanungsbüro Kampus GmbH                   franz.kern@innovationszentru
verantwortlich. Die weitere Umsetzung der Maßnahmen liegt        m-weiz.at
im Verantwortungsbereich der beiden Gemeinden.

Wie geht es weiter
Der Prozess ist mit dem heutigen Datum (27.08.2020) noch
nicht abgeschlossen. Der Bericht wird derzeit durch das
Innovationszentrum W.E.I.Z fertiggestellt und soll im
September in einem gemeinsamen Raumplanungsausschuss
präsentiert werden.

                                            20
2.5 Räumliche Ortskernentwicklungsplanung ROKEP, Rankweil

           Räumliche Ortskernentwicklungsplanung ROKEP
                     Wer                 Marktgemeinde Rankweil
                     Wo                  Rankweil, Vorarlberg
    Initiative und   Wann                Dezember 2019 – März 2021
   Auswirkungen      Kosten              Ca. 300.000 €
                                         Unterstützung der Energiewende durch energieraumplanerische
                     Klimaschutzeffekt   Maßnahmen (Schaffung von energieeffizienten Raum- und
                                         Siedlungsstrukturen)

Ortskernentwicklung © Marktgemeinde Rankweil

Hintergrund und Voraussetzungen
Im Ortskern von Rankweil findet aktuell eine dynamische räumlich-bauliche Entwicklung
statt. Die Umsetzung der Landesstraße als attraktive Begegnungszone ist in Vorbereitung.
Gleichzeitig sind mehrere Bauvorhaben im Ortskern in der Konzeptphase bzw. in der
Vorbereitungs- und Planungsphase.
Diese Entwicklungen sollen proaktiv und integrativ gesteuert werden, um mit den
Möglichkeiten der (Energie-) Raumplanung ortsbauliche Qualitäten sicher zu stellen und
einen lebenswerten Ortskern zu schaffen.

                                                  21
Daher strebt die Marktgemeinde Rankweil an, die Ziele und Maßnahmen aller Entwicklungen
im Rahmen einer räumlichen Ortskernentwicklungsplanung zu erarbeiten.
Zweck und Ziel
Die Marktgemeinde Rankweil setzt sich zum Ziel, Potenziale und Entwicklungschancen zu
erkennen und diese gezielt zu strukturieren. Der Erhalt qualitativ hochwertiger baulicher
Strukturen soll sichergestellt und aufwertende Entwicklungen durch proaktive Steuerung
und Planung vorangetrieben werden.
Die Stärkung der öffentlichen und halböffentlichen Infrastruktur sowie ausgewogene
Nutzungsstrukturen unter Betrachtung des gesamten Ortskerns stehen im Vordergrund.
Dabei sind die sich verändernden demographischen, sozialen und kulturellen
Rahmenbedingungen sowie ökologische und ökonomische Faktoren zu berücksichtigen und
eine umfassende Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Dazu bildet die Ausarbeitung und Durchführung eines gesamthaften Planungsprozesses
unter Einbindung und Beteiligung der Bevölkerung die Grundlage. Darauf folgt die Analyse
der bestehenden Gegebenheiten mit den Rahmenbedingungen, die Bezugnahme auf
übergeordnete Strategien sowie die Erarbeitung der Zielvorstellungen.
Als Endergebnis soll ein integrales Städtebauliches Konzept (Quartiersentwicklungskonzept)
und davon abgeleitete Maßnahmen unter Berücksichtigung der wesentlichen Aspekte aus
allen relevanten Fachgebieten und in Verbindung mit einer Beteiligung der Öffentlichkeit
vorliegen und Aussagen zu folgenden Punkten getroffen werden:
1. öffentlicher Raum (als Lebensraum und Treffpunkt), Aufenthaltsqualität im Orts- oder
Stadtkern;

2. Verkehr und Mobilität (verkehrsberuhigte Zonen, ÖPNV; Fußgänger- und Radverkehr,
ruhender Verkehr, Umgang mit verkehrsintensiven Bereichen);

3. Öffentliche/halböffentliche Einrichtungen (z.B. Bildungs-, Kultur- und Sozialeinrichtungen,
Betreuungseinrichtungen etc.),

4. Nahversorgung; Struktur des Einzelhandels im Ortskern;

5. Wohnnutzung und Wohnqualität, zentrumsgerechtes Bauen, soziale Durchmischung;

6. Nutzungsmischungen (Gewerbe, Dienstleistungen, Kultur, soziale Einrichtungen,
Gastronomie usw.);

7. Ortsbild, Gestaltung der öffentlichen Räume, Qualität der Architektur, Angemessenheit der
Grün- und Freiräume in Größe und Qualität und kulturelle Besonderheiten;

8. Erhaltenswerte Objekte und Ensembles

                                             22
Die vier Felder der Nachhaltigkeit werden als Verantwortungsbereiche in den
Planungsworkshop miteinbezogen:
             Soziale Nachhaltigkeit/Verantwortung
             Ökonomische Nachhaltigkeit/Verantwortung
             Ökologische Nachhaltigkeit/Verantwortung
             Kulturelle Nachhaltigkeit/Verantwortung
Durch sorgfältige Analyse und ganzheitlich vernetzte Planung im Sinne der Inhalte und
Themenfelder der oben genannten Punkten 1-8 werden die Kriterien der Nachhaltigkeit
fortlaufend miteinbezogen.

Prozess
Der Ablauf des Planungsprozesses gliedert sich insgesamt in 4 Module auf der Grundlage
der oben genannten Inhalte und des Themenkatalogs der Förderrichtlinien des Landes
Vorarlberg.

Modul 1: Dokumentation und Analyse des IST-Zustandes

Erfassung und Darstellung aller Daten und räumlicher Gegebenheiten, die für die
Ausarbeitung der Ortskernentwicklungsplanung von Bedeutung sind, unter Berücksichtigung
der bisherigen Entwicklungen und bereits vorliegender Konzeptplanungen sowie
Auswertung und Problemanalyse in Plan und Schrift.

Modul 2: Zielsetzungen mit Bezug zu übergeordneten Strategien

Expertenarbeit und Workshop; Zielsetzungen nach Themenbereichen; Bedeutung des
Ortskerns im regionalen Kontext. Anforderungen der unterschiedlichen Zielgruppen werden
erfasst und unter Abstimmung mit den Beteiligten von Politik, Verwaltung, Experten und
BürgerInnen Ziel- und Anforderungskataloge erarbeitet. Nutzungsbedarfe durch die
Marktgemeinde Rankweil werden strukturiert damit Interessensabklärungen erfolgen
können. Verschiedene Nutzungsszenarien werden ausgearbeitet.

Modul 3: Positionierung und Maßnahmen

Expertenarbeit und Workshops; mit Beteiligten aus der Bevölkerung sowie den Fachexperten
aus allen relevanten Bereichen werden Maßnahmen entwickelt und priorisiert.

Modul 4: Umsetzung und Verbindlichkeit

Beteiligungsverfahren zu Maßnahmen mit Priorisierungen, Umsetzungsschritten und
Zuständigkeiten. Die Ergebnisse münden in einen Ortskernentwicklungsplan, welcher von
der Gemeindevertretung beschlossen werden soll.
Über alle Module: Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit

                                           23
Als Grundlage dient ein von der Marktgemeinde Rankweil          Erfahrungen
erstelltes Informations- und Kommunikationskonzept, worin
folgende Themen aufbereitet und erläutert werden:               Nützliche Tipps
Ausgangslage, Zielgruppen, Kommunikationsziel, -Ablauf und
                                                                Interesse der Bevölkerung
–Maßnahmen, Zeitplan für Öffentlichkeitsarbeit. Das
                                                                abschätzen (z.B. Auslastung
Kommunikationskonzept verbindet den Projektablauf der
                                                                einer offenen
Module mit der Information und Beteiligung von Politik,
                                                                Informationsveranstaltung).
Verwaltung, Planung, EigentümerInnen, AnrainerInnen und
BürgerInnen und wird durch die Prozesssteuerung auf die         Möglichkeit zu Mitarbeit
vorhandenen Informationskanäle der Marktgemeinde                anbieten - für all jene, die
Rankweil abgestimmt.                                            möchten.
                                                                Das Wichtigste: als Gemeinde
                                                                den Überblick behalten.
Zeitplan
                                                                Welche Entwicklungen sind
      Herbst, Winter 2019 (Bestandsanalyse)                    zum Teil schon vorher im
      Winter 2020 (Bürgerinformationsveranstaltung             Gange, welche werden durch
       22.01.2020 und WS 1 01.02.2020)                          den Prozess angeregt? Die
      Frühjahr, Sommer 2020 (WS 2 04.07.2020) –                Gemeinde muss die
       Zielvorstellungen, Positionierung                        Entwicklungen auch im
      Herbst, Winter 2020 (WS 3 03.11.2020, WS 4 10.12.2020)   richtigen Rahmen
       – Maßnahmen und Umsetzung                                miteinbeziehen.
                                                                Kommunikation mit der
                                                                Bevölkerung ist
Um ein integrales Konzept mit Aussagen zu allen oben
                                                                ausschlaggebend für die
beschrieben 8 Punkten zu entwickeln, werden die Partner und
                                                                Umsetzung der Maßnahmen.
Experten in einer geeigneten Prozessstruktur fortlaufend in
                                                                (Bestehen eines
das Projekt miteinbezogen. Dazu finden zu der öffentlichen
                                                                Verständnisses für den
Informationsveranstaltung und den 4 Beteiligungs-
                                                                Prozess, Möglichkeit, gehört zu
Workshops regelmäßig Steuerungsgruppensitzungen und
                                                                werden, mitzuwirken, etc.).
einmal wöchentlich eine Kerngruppensitzung statt. Der
Prozess hat gezeigt, dass zusätzlich ein FachplanerInnrn-
Workshop, bei dem PlanungsexpertInnen aus allen
Fachgebieten gesamthaft an den Zielen gearbeitet haben,
notwendig war.

Herausforderungen
Im Ortskern von Rankweil laufen bereits einige Unterprojekte, die durch den ROKEP-Prozess
weiter vorangetrieben wurden. Die größten Herausforderungen bestehen darin, die vielen
Unterprojekte auf bestmögliche Weise in das Gesamtprojekt zu integrieren und dabei nicht
den Überblick im Hinblick auf die einzelnen Akteure zu verlieren. Dabei ist die aufgebaute
Prozessstruktur sehr wichtig, wo den Entscheidungsträgern die Unterprojekte immer wieder
gesamthaft im Rahmen der Räumlichen Ortskernentwicklungsplanung präsentiert werden.

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Eine weitere Herausforderung ist es, zur Umsetzung einer der   Referenzen
Hauptmaßnahmen des Projekts – die Neugestaltung und
Verkehrsberuhigung der Ringstraße – die Schlüssel-
                                                                Ansprechpartner
eigentümer von einer Gesamtlösung, die einen Mehrwert für
alle bringen soll, zu überzeugen. Dazu sollen anhand eines      Nikola Kern
Interviewleitfades Einzelgespräche mit den Eigentümern
                                                                nikola.kern@rankweil.at
geführt werden.

                                                                Links
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                                                                Ortskernentwicklung
Durch die Umsetzung der im Prozess erarbeiteten
Maßnahmen soll ein lebenswerter Ortskern mit kompakten
Siedlungseinheiten, energieeffizienten Raumstrukturen und
einem speziell für diese Gemeinde zugeschnittenes
Nutzungskonzept geschaffen werden. Die ortskernrelevanten
Nutzungen, wie Wohnen, Arbeiten, Versorgen, sich erholen,
sich bilden etc. werden auf engem Raum organisiert und der
Fokus wird auf die Stärkung des Fuß- und Radverkehrs gelegt.
Der Verlauf des Projektes zeigt, dass die Marktgemeinde
Rankweil auf gutem Weg ist, die Ziele zu erreichen.

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3. Wirkung und Machbarkeit der Maßnahmen

Die Raumplanung kann die räumlichen Voraussetzungen für einen sparsamen Einsatz von
Energie und für die Nutzung lokaler erneuerbarer Energieträger schaffen und damit einen
lokalen Beitrag zur Verringerung von Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen leisten.
Aufgrund des starken Bevölkerungswachstum im Wirtschaftsraum ist das Thema von stetig
steigender Bedeutung. Deswegen wird nach technisch, finanziell und organisatorisch
machbaren Lösungen für eine Wärme- und Kälteversorgung auf Basis erneuerbarer
Energien und/oder diversen Abwärme gesucht, sowie Strategien für eine energiesparende
Mobilität in der Raumplanung entwickelt. Die Erzeugung und die Speicherung für
erneuerbare Energien brauchen Flächen, welche dafür von den Gemeinden bereitgestellt
werden müssen.
Durch Funktionsmischung und Dichte können kompakte Siedlungseinheiten und
Raumstrukturen entstehen, die zu kürzeren Wegen und mehr Lebensqualität führen. So
können konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, um der Klimaerwärmung und der
Umweltverschmutzung entgegenzuwirken.

Claudia Andresek, Raumplanerin

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Gute Bespiele aus den teilnehmenden Gemeinden
3.1 FußgängerInnen und RadfahrerInnenleitsystem, Weiz

             FußgängerInnen und RadfahrerInnenleitsystem
                     Wer                     Stadtgemeinde Weiz
                     Wo                      Stadtgemeinde Weiz, Steiermark
    Initiative und   Wann                    Laufend
   Auswirkungen
                     Kosten                  ca. 20,000 €
                     Klimaschutzeffekt       CO2 senken durch Bewusstseinsbildung

Radfahrerleitsystem WeizBike © Eisenberger

Hintergrund und Voraussetzungen

Eine hohe Zahl von EinpendlerInnen (ca. 8.322 von 11.370 Erwerbstätigen, Stand 2016) stellt
für das Verkehrsaufkommen in der Stadt, vor allem zu Stoßzeiten immer wieder eine große
Problematik dar. Daher werden laufend verschiedene Maßnahmen von Seiten der Stadt Weiz
getroffen um nachhaltige und klimafreundliche Mobilität zu stärken.
Die Idee hinter dem FußgängerInnen- und RadfahrerInnen-Leitsystem ist es, den
BürgerInnen das Zu-Fuß-Gehen und Radfahren als attraktive Alternative zum Auto (wieder)
ins Gedächtnis zu rufen.

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Zweck und Ziel                                                    Erfahrungen
Die Intention ist es, in der Bevölkerung wieder ein             Nützliche Tipps
Bewusstsein zu schaffen bzw. wieder ins Bewusstsein zu
rufen, dass viele Wege in der Stadt sehr kurz sind und          Die „lange“ Dauer der
Alltagswege problemlos zu Fuß oder mit dem Fahrrad in           Umsetzung sollte man von
wenigen Minuten zu bewältigen sind.                             vornherein einplanen.

Motto: „Weiz die Stadt der kurzen Wege!“
                                                                Verstärkte Einbindung aller
                                                                Verantwortlichen und
Prozess                                                         Rücksprache bei der
Im Dezember 2016 wurde beschlossen im Rahmen des                Umsetzung.
Projekts       „CityWalk“     unter       anderem        ein
FußgängerInnenleitsystem in Weiz umzusetzen. Die                Das Ziel fest und unbeirrbar
Ausarbeitung dieses Leitsystems erfolgte innerhalb der          verfolgen.
Projektlaufzeit über den Zeitraum mehrerer Monate. Das
Projekt „CityWalk“ wurde mit 31.05.2019 erfolgreich beendet.
Zusätzlich wurde gleichzeitig auch ein Fahrradleitsystem
geschaffen.
In Zusammenarbeit mit der Agentur „Wurzinger Design“ einer
Weizer Agentur wurden Infotafeln gestaltet und an strategisch   Referenzen
ausgewählten Standorten angebracht. Die Standorte wurden
zusammen mit den Verantwortlichen der Stadtgemeinde Weiz         Ansprechpartner
und der lokalen Polizeidienststelle ausgesucht und
                                                                 Barbara Kulmer
begutachtet. Es wurden vor allem stark frequentierte bzw. für
                                                                 barbara.kulmer@weiz.at
FußgängerInnen/RadfahrerInnen interessante Örtlichkeiten
als Standorte für die Tafeln ausgewählt, wie zum Beispiel der
Bahnhof und die Innenstadt. Die Infotafeln sollen zum Schauen
                                                                 Links
und Überlegen einladen. Mit dem „Daumen-Print“ als
Entfernungsmesser können Wege von A nach B ganz einfach          Projekt „CityWalk“
gemessen und die benötigte Zeit abgeschätzt werden. Durch
einen 5 Minuten und 10 Minuten Kreis auf dem Plan wird
zusätzlich verdeutlicht, dass viele Orte ganz schnell und
unkompliziert zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar sind
und man nicht für jede kleine Strecke sein Auto benötigt.

Herausforderungen
Eine Herausforderung im Planungsprozess war es, wie man die Idee des geplanten
Leitsystems am besten umsetzen kann, um dieses Bewusstsein in der Bevölkerung zu
schaffen. Es sollte auf einfache und verständliche Weise und ohne zusätzliche Erklärung klar

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sein, was diese Infotafeln vermitteln sollen. Auch die Auswahl der Standorte, um eine
größtmögliche Gruppe an Menschen erreichen zu können, war eine Herausforderung.

Folgen
Das Ziel dieses Projekts war, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für die kurzen Wege
innerhalb der Stadt zu schaffen. Diese Maßnahme stellt nur einen Teil der Kampagnen der
Stadt Weiz dar. Mit zusätzlichen weiteren Maßnahmen soll das Ziel den Individualverkehr zu
reduzieren erreicht werden.

Wie geht es weiter
Nach der Planung und Ausarbeitung des Leitsystems wurden die Übersichtstafeln aufgestellt
und der Öffentlichkeit präsentiert.
In weiterer Folge sollen die Radwege aus dem Leitsystem mit farbigen Bodenmarkierungen,
wie sie auch im Plan aufscheinen, markiert werden. Zusätzlich werden zur noch einfacheren
Klarstellung noch kleine Zusatztafeln befestigt. So soll neben der Bewusstseinsbildung auch
die leichte Orientierung gewährleistet werden.

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