ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum

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ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS
Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im
ländlichen und städtischen Raum
ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
INHALT                                                                               WIR MACHEN ZUKUNFT KLIMAFIT

                                                                                                                                                                                                               © weinfranz
                                                                                     MACHEN SIE MIT!
         3       Wir machen Zukunft klimafit
         4       Kommunale Antworten auf den Klimawandel
         5       Gemeinsam für mehr Natur in Gemeinden und Städten
         6       Ökosoziale Marktwirtschaft & Ökosoziales Forum
         7       Klimawandel – Auswirkungen in der Gemeinde
         10      Klimawandel in Zahlen
         12      Klimawandelanpassung – Was ist das?
                                                                                                                                                                                           Stephan Pernkopf
         14      Klimawandelanpassung – Was bringt das?                                                                                                                    Präsident des Ökosozialen Forums

         16      Klimawandelanpassung in 5 Schritten
                                                                                     Hitze, Dürren, Wetterextreme, Überschwemmungen oder im-        Durch die Anpassung an den Klimawandel bewältigen wir, was
         18      Wärmehaushalt im Siedlungsraum                                      mer wärmere Winter – der Klimawandel stellt jede Gemeinde      sich nicht vermeiden lässt. Beides ist notwendig und lässt sich
                                                                                     und Region vor die vielfältigsten Herausforderungen. Gleich-   nicht gegenseitig ersetzen.
         22      Klimafitter Innenraum
                                                                                     zeitig haben Gemeinden und Regionen sehr viele Möglichkei-
                                                                                                                                                    Die Werkzeuge, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister,
         26      Leben mit Naturgefahren                                             ten, dem Klimawandel die Stirn zu bieten und so die Lebens-
                                                                                                                                                    wie auch Gemeindemandatarinnen und Gemeindemandatare
                                                                                     qualität für ihre Bewohnerinnen und Bewohner zu erhöhen.
         30      Artenvielfalt erhalten                                                                                                             dabei in Händen halten, sind so vielfältig wie die Herausforde-
                                                                                     Ein weiterer Temperaturanstieg durch den vorangeschritte-      rungen, die sich unseren Gemeinden stellen. Doch wir müssen
         34      Ressourcen sichern                                                  nen Klimawandel ist nicht mehr zu vermeiden. Selbst wenn es    das Rad nicht immer neu erfinden. Denn ähnliche Probleme
                                                                                     uns gelingt unsere Treibhausgasemissionen zu stoppen. Des-     verlangen oft nach ähnlichen Lösungen. Viele Projekte und In-
         38      Impressum
                                                                                     halb geht es nun nicht mehr ausschließlich darum, den Klima-   itiativen anderer Gemeinden bieten sich daher zum Nachma-
         39      Die ökosoziale Kompass-Reihe                                        wandel aufzuhalten, sondern auch Maßnahmen umzusetzen,         chen an. Einige davon werden in diesem Kompass vorgestellt.
                                                                                     um uns an den Klimawandel anzupassen. Angefangen von der       Wir haben es in der Hand, unsere Lebensgrundlage zu schüt-
                                                                                     Errichtung kleinstrukturierter Rückhaltebecken über Fas-       zen und die Lebensqualität unserer Gemeinden zu erhalten
     Mit Unterstützung vom
                                                                                     sadenbegrünung bis hin zu Bewusstseinsbildung an Schulen       und auszubauen. Mit gezielten Anpassungsmaßnahmen kön-
                                                                                     reichen die Möglichkeiten. Wir haben sie in ganz Österreich    nen wir ein Zuhause schaffen, in dem auch noch unsere Enkel-
                                                                                     aufgespürt und in diesem Kompass für Sie zusammengefasst.      kinder gerne und gut leben können.
                                                                                     Durch Klimaschutz vermeiden wir, was sich nicht bewältigen
                                                                                     lässt.                                                         Es zahlt sich aus!
                                                                                                                                                                                                                      3
2                ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung
ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
KOMMUNALE                                             GEMEINSAM FÜR MEHR

                                                                                                                                                                                                                                                              © Michael Schoeppl
                                                                        ANTWORTEN AUF DEN                                           NATUR IN GEMEINDEN
                                                                             KLIMAWANDEL                                            UND STÄDTEN
© Matern

           Mag. Alfred Riedl                                                                                                                                                                                                             Mag. Franz Maier
           Präsident des Österreichischen Gemeindebundes                                                                                                                                                                Präsident des Umweltdachverbandes

Der Klimawandel betrifft alle Menschen, und zwar nicht nur in     tremereignissen haben in diesem Kontext eine hohe Bedeutung.      Wer sich an den Klimawandel anpasst, hat den Kampf gegen        zudem die Verfügbarkeit von Wasser. Hier braucht es wirksa-
weiter Ferne, sondern er betrifft uns alle in unserem unmittel-   Verantwortungsbewusste Raumplanung, hitzetaugliches Bau-          die Klimakrise bereits aufgegeben? Falsch! Selbstverständlich   me Maßnahmen gegen Wasserverschwendung und gleichzei-
baren Lebensbereich, in unserem Heim, in unserer Gemeinde.        en, nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und die Förderung          zählt der Stopp der globalen Überhitzung gemeinsam mit der      tig Renaturierungsmaßnahmen, um die verlorengegangenen
                                                                  von Resilienz, das sind alles aktuelle Begriffe für eine lange    Sicherung der Biodiversität zu den größten Aufgaben unserer     Ökosystemleistungen der Gewässer wieder zu ermöglichen.
Klimaschutz und die Anpassung an die neuen Herausforderun-        geübte Tugend unserer Gemeinden. In der kleinen lokalen Ge-       Epoche. Gleichzeitig haben uns die Folgen des Klimawandels      Trinkwasserversorgung und Nahrungsmittelproduktion ist
gen sind daher ein Thema der Lebensplanung und der Lebens-        meinschaft nämlich wurde und wird Solidarität gelebt. Eine        in Österreich längst erreicht – das Spektrum reicht von Über-   jedenfalls Vorrang vor allen anderen Wassernutzungen einzu-
perspektive für uns alle. Die Gemeinden sind in diesen Fragen     Haltung, mit der im örtlichen Zusammenhalt lokale Antwor-         schwemmungen über Ernteausfälle bis zu einer jährlich stei-     räumen. Ziel muss es sein, Wasser wieder länger in der Land-
nicht nur die ersten Ansprechpartner der Menschen vor Ort,        ten auf globale Herausforderungen gefunden werden können.         genden Zahl an Hitzetoten. Eine verantwortungsvolle Regio-      schaft zu halten. Verbauten Bächen und Flüssen ist Raum zu-
sie schaffen auch die Rahmenbedingungen für Beheimatung           Antworten, die auch als Vorbild für Einzelmaßnahmen wirken.       nalpolitik muss neben einer umfänglichen Klimaschutzpolitik     rückzugeben, verrohrte Bäche und zerstörte Teiche müssen
und Lebensorientierung. Sie können dort auch als Vorbild für                                                                        daher auch spezifische Anpassungsmaßnahmen vornehmen.           sukzessive wieder instandgesetzt werden. Mehr Natur im ver-
Einzelmaßnahmen wirken. Mit Leistungen für mehr Stand-            Die Beispiele in diesem Leitfaden machen deutlich, dass das                                                                       bauten Gebiet ist die beste Klimawandelanpassungsmaßnah-
                                                                                                                                    Worum geht es dabei? Kurz gesagt um alle Maßnahmen, die
ort- und Lebensqualität versuchen die Gemeinden nicht nur         Handeln der Gemeinden angesichts des fortschreitenden Kli-                                                                        me! In vielen Fällen steigern Klimawandelanpassungsmaßnah-
                                                                                                                                    (wieder) mehr Grün und Blau in die Dörfer und Städte (zurück)
ein lebenswertes Zuhause zu schaffen, sondern auch das Ge-        mawandels mehr denn je gefragt ist. Mit den kommunalen                                                                            men unmittelbar die Lebensqualität und tragen gleichzeitig zur
                                                                                                                                    bringen. Mehr Grün kann heißen, im öffentlichen Raum neue
fühl der Sicherheit bei ihren Bewohnern zu vermitteln. Die        Tugenden wird eine erfolgreiche Politik für die Menschen ge-                                                                      aktiven Reduktion von Treibhausgasen bei – auf diese Weise
                                                                                                                                    Parkareale und Grünflächen zu schaffen, an Straßen und öf-
Gemeinden haben mit den unterschiedlichsten Instrumenten          macht. Wenn diese vom gemeinschaftlichen Willen und von der                                                                       leisten sie auch einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Der
                                                                                                                                    fentlichen Plätzen Bäume und Sträucher zu pflanzen, vor allem
im hoheitlichen und im privatwirtschaftlichen Bereich ein         Verantwortung der lokalen Gemeinschaft getragen sind, haben                                                                       vorliegende Gemeindekompass zeigt, wie konkrete Maßnah-
                                                                                                                                    aber auch alte Bäume zu erhalten. Diese binden CO2, produzie-
Gestaltungspotenzial, mit dem wirksame Maßnahmen zur Be-          sie eine hohe Qualität in sich und erzielen auch die gewünschte                                                                   men aussehen können.
                                                                                                                                    ren Sauerstoff und tragen spürbar zur Reduktion sommerlicher
wältigung unvermeidbarer Folgen des Klimawandels gesetzt          Beispielwirkung. Einer Bewusstseinsbildung auf diesem Gebiet
                                                                                                                                    Hitze bei. Ein Schlüsselfaktor in Zeiten des Klimawandels ist   Bleiben Sie engagiert!
werden können. Aber auch die Standards des Schutzes bei Ex–       ist dieser Kompass gewidmet.
4                                                                                                                                                                                                                                                                         5
ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
ÖKOSOZIALE                                                                                                              ÖKOSOZIALES
MARKTWIRTSCHAFT                                                                                                         FORUM

In den 1980er Jahren erkannte Josef         Das Neue am Modell der Ökosozialen                                          Das Ökosoziale Forum wurde 1992 als
Riegler: Das Erfolgs-Konzept der Sozia-     Marktwirtschaft bestand darin, für den                                      eine von der Tagespolitik unabhängige
len Marktwirtschaft muss um die Um-         Umweltschutz vor allem die Dynamik des                                      Plattform für die Weiterentwicklung der
weltkomponente erweitert werden.            Marktes zu nutzen, indem durch ökologi-                                     ökosozialen Idee gegründet. Heute ist
                                                                                                                        das Ökosoziale Forum ein Think-Tank,
                                            sche Kostenwahrheit, Verursacherprin-
                                                                                                                        der sich für die Umsetzung des ökosozi-
1989 formulierte er eine neue gesell-       zip und eine ökosoziale Steuerreform auf
                                                                                                                        alen Wirtschafts- und Gesellschaftsmo-
schaftspolitische Vision: die Ökosoziale    dem Markt die richtigen Signale für eine                                    dells in die praktische – österreichische
Marktwirtschaft. Das Ziel von Ökoso-        nachhaltige Entwicklung gegeben wer-                                        und europäische – Politik einsetzt.
zialer Marktwirtschaft ist eine Balance     den. Wenn es der Politik gelingt, auf allen
zwischen einer leistungsfähigen, wettbe-    Ebenen dieses anspruchsvolle Ziel durch-                                    Durch Ökosoziale Foren in den österrei-
werbsstarken Marktwirtschaft, einer auf     zusetzen, wird Umwelt- und Klimaschutz                                      chischen Bundesländern, das Ökosozia-
die Lebensverhältnisse auszurichtenden      zum Selbstläufer.                                                           le Studierendenforum, das Ökosoziale
                                                                                                                        SchülerInnenforum und Ökosoziale Fo-
sozialen Gerechtigkeit und ökologischer
                                                                                                                        ren in anderen europäischen Ländern
Nachhaltigkeit, um auch künftigen Ge- Angesichts der aktuellen Herausforderun-
                                                                                                                        wird die Idee in verschiedene Regionen
nerationen lebenswerte Bedingungen zu gen ist eine Entwicklung, die Wirtschaft,                                         und in unterschiedliche Altersgruppen
sichern.                                 Soziales und Umwelt gleichermaßen för-                                         getragen. Wir laden alle Interessierten
                                         dert, notwendiger denn je. Eine ökosoziale                                     ein, auch einen Beitrag zur Verwirkli-
                                         Entwicklung ist eine, die Arbeit schafft, die                                  chung der ökosozialen Idee zu leisten.
                                         Wirtschaft stützt und die Umwelt schützt.

                                                                                          © Shutterstock/sunny studio
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ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
KLIMAWANDEL – AUSWIRKUNGEN
IN DER GEMEINDE

Alle Bereiche betroffen. Die Auswirkungen der klimatischen       Es wird heiß. Einfluss auf die Lebensqualität nimmt der Kli-
Veränderungen sind in allen Höhenlagen, während aller Jah-       mawandel im Besonderen auch durch das vermehrte Auf-
reszeiten, im Osten und im Westen, im Süden und im Norden        treten von Hitzewellen. Hotspots stellen dabei die Ortskerne
Österreichs sowie in vielen Bereichen unseres alltäglichen Le-   und Stadtgebiete dar. Von erhöhten Temperaturen betroffen
bens spürbar. Sie stellen für jede Gemeinde eine ernstzuneh-     sind aber nicht nur ältere oder schwächere Menschen. Auch
mende Herausforderung dar. Ökologisch, sozial und auch öko-      die Wirtschaft in den ländlichen sowie städtischen Gemein-
nomisch – meist eng miteinander verknüpft.                       den leidet darunter. Vermehrte Hitzeperioden wurden bereits
                                                                 als bedeutende Ursache für den Verlust von Produktivität am
Schadereignisse nehmen zu. Die Zahl der Umweltkatastro-          Arbeitsplatz identifiziert. Das führt am Wirtschaftsstandort   Kostbare Ressourcen. Durch Hitze- und Trockenperioden
phen und Umweltschäden ist in den letzten Jahren aufgrund        Österreich jährlich zu Verlusten in Millionenhöhe.             sind Grünflächen im Gemeindegebiet betroffen. Das trifft Be-
des Klimawandels erheblich gestiegen. Vermurungen, Stein-                                                                       reiche wie Parkanlagen, Kinderspielplätze oder Badeseen, die
schläge oder Waldbrände erreichen zudem vermehrt Gebie-          Strom bleibt kostbar. Durch sommerliche Lastspitzen auf-       nicht über das Überleben, doch aber über die Lebensqualität
te, die bislang nicht oder kaum betroffen waren. Damit geht      grund von Hitze- und Trockenperioden besteht die Gefahr,       einer Gemeinde entscheiden. Betroffen sind aber auch land-
nicht nur eine Bedrohung für die Bevölkerung in den Gemein-      dass die österreichweit stark wasserbasierte Stromerzeugung    wirtschaftliche Flächen, welche nicht ausreichend bewässert
den einher. Auch der wirtschaftliche Schaden erreicht jähr-      nicht gedeckt werden kann. Strom muss folglich importiert      werden können, die Bevölkerung jedoch mit Lebensmitteln
lich Summen im oberen dreistelligen Millionenbereich. Durch      werden. Gemeinsam mit einer erhöhten Nachfrage mehrt sich      versorgen müssen. Das häufigere Füllen von privaten Swim-
hundertjährige Hochwasser beispielsweise ist aufgrund des        dadurch allerdings die Gefahr kostspieliger Blackouts in Ge-   mingpools oder die vermehrte Beregnung privater Rasenflä-
Klimawandels künftig sogar mit Schadenswerten von bis zu         meinden und Bundesländern.                                     chen tragen ebenfalls zu einer höheren Wasserknappheit bei.
sieben Milliarden Euro pro Ereignis zu rechnen.
                                                                 Tourismus verändert sich. Ein Anstieg in den Jahresdurch-      Handlungen sind gefragt. Ob Wirtschaftstreibende in Indus-
Heimische Arten haben es schwer. Der Klimawandel gilt als        schnittstemperaturen wirkt sich zudem negativ auf den Tou-     trie, Landwirtschaft und Tourismus oder Privathaushalte: Die
eine der größten verursachenden Käfte in Bezug auf den Rück-     rismusbereich aus. Es profitiert der Sommertourismus durch     Folgen des Klimawandels sind oder werden also für alle spür-
gang von Erholungsflächen und natürlichem Erosionsschutz.        eine Wiederbelebung der Sommerfrische. Jedoch sind durch       bar. EntscheidungsträgerInnen in den Gemeinden stehen vor
Den Gemeinden wird die Rechnung dafür oft erst viel später       die geringeren Niederschläge im Winterhalbjahr rückgängige     der Herausforderung, aktiv gegen den Klimawandel vorzuge-
präsentiert: Etwa in Form von Schäden an Straßen, verminder-     Zahlen im Wintertourismus und daraus resultierend Schäden      hen und gleichzeitig mit den Auswirkungen umgehen zu ler-
ter Boden- und Luft- oder Lebensqualität. Qualitätseinbußen,     in Millionenhöhe zu erwarten.                                  nen. Dieser Kompass stellt eine Unterstützung für notwendige
die sich nicht zuletzt wiederum finanziell oder im schlimms-                                                                    Maßnahmen im Bereich der Klimawandelanpassung dar.
ten Fall durch Abwanderung bemerkbar machen.

                                                                                                                                                                                  © iStock/yokeetod
8                             ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                              ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung   9
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                                                                                                                                                                                                                                                       WIE SICH DER KLIMAWANDEL
                                                                                                                                                                                                                                                                       30       AUF UNSER LEBEN AUSWIRKT.
KLIMAWANDEL IN ZAHLEN                                                                                                                                2030       370               1200
                                                                                                                                                                                                20                                                                                   25
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                                                                                                                                                                                                15
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                                                                                                                                                                                  1000                  1500                   2000                     2500                      15
                                                                                                                                                                                                                                                                                3000                                                                                                        DIE WIRTSCHAFT IM KLIMAWANDEL
                                                                                                                                                                                                10
                                                                                                                                                                                                                                                                                     10                                                      10
                                                                                                                                                                                                 5
                                                                                                                                                                                                                                                                                         5                                                       5
                                                                                                                                                                            Derzeitige
                                                                                                                                                                                    0
                                                                                                                                                                                       und erwartete hitzebedingte
                                                                                                                                                                                                             0
                                                                                                                                                                                                                   Todesfälle in Österreich
                                                                                                                                                                                                                                               BREGENZ                                                                                    LINZ   0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               25
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     EISENSTADT
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           2,4 Mrd.                     Gesamte künftige ökonomische
                                                                                                                                                                                                2017
                                                                                                                                                                                                                        20
                                                                                                                                                                                                                                        568                                                                                                                                                 1. Drittel des 21. Jh.      Schäden pro Jahr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               20
                                                                                                                                                                                                                        15
                                                                                                                                                                                           35   2030                                                    785                         40                         15
                                                                                                                                                                                                                        10

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       4,7 Mrd.
                                                                                                                                                                                           30                                                                                       35
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               1820
                                                                                                                                                                                                                                                                                    30
                                                                                                                                                                                           25
                                                                                                                                                                                                2050                     5                                                          25                             5                                                                                                   2. Drittel des 21. Jh.
     Die Europäerinnen und Europäer spüren schon heute
                                                                                                                                                                                           20

                                                                                                                                                                                           15             Quelle: CCCA, ARGES                                                       20

     die negativen Auswirkungen des Klimawandels.                                                                                                                                          10
                                                                                                                                                                                                         0               0
                                                                                                                                                                                                                                         500                                 1000
                                                                                                                                                                                                                                                                               15
                                                                                                                                                                                                                                                                            BREGENZ
                                                                                                                                                                                                                                                                                    10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               15000
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           2000            LINZ

                                                                                                                                                                            Anzahl5der Hitzetage (>30°C) in Österreichs
                                                                                                                                                                                                              5         Städten
                                                                                                                                                                                            0                                                                                        0
                                                                                                                                                                                                                               INNSBRUCK

                                                                                                                                                                                1961-1990                          35
                                                                                                                                                                                                                                                                             31
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      40     40                                      38
     ≥ 90 %    ≥ 80 %    ≥ 70 %     ≥ 60 %                                                                                                                                      1971-2000
                                                                                                                                                                                                                   30
                                                                                                                                                                                                                                               1981-1986
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      35
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      30
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             35
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     1987-1992
                                                                                                                                                                                                                   25                                                                                        30
                                                                                                                                                                               2030       370             1200                                                                                        25     25
                                                                                                                                                                                1961-2010                          20
                                                                                                                                                                                                                                                           16,6                                                                          15,9                                                                        Künftige jährliche Kosten in der
     Anteil der Befragten, die bereits
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      20     20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            190 Mio.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   11,4 12,8
                                                                                                                                                                               2050
                                                                                                                                                                                 2017            640               15                                   3000
                                                                                                                                                                                      0          500     1000
                                                                                                                                                                                                                   10 1500       9
                                                                                                                                                                                                                                 2000          10,4
                                                                                                                                                                                                                                                2500       3000
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      15     15
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Forstwirtschaft
     Klimawandelfolgen im Alltag                                                                                                                                            Quelle: Umweltbundesamt
                                                                                                                                                                                                                    5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                             10

     bemerken.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                              5
                                                                                                                                                                                                                    0                                                                                  0      0
                                                                                                                                                                                                                                                          INNSBRUCK                                                                     EISENSTADT
                                                                                                                                                                                                                  2017                  568

                                                                                                                                                                                                                  2030                          785                                                                            40

                                                                                                                                                                            DIE UMWELT IM KLIMAWANDEL             2050                                                                       1820                              35
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               30                                                           170 Mio.                 Zusätzliche Investitionskosten in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Wasserver- und -entsorgung bis
                                                                                                                                                                                                                         0               500              1000                 1500                  2000
                                                                                                                                                                                                       2030       370                 1200                                                                                     25

                                                                                                                                                                            Schadereignisse
                                                                                                                                                                              1981-1986 2050
                                                                                                                                                                                                   1993-1998
                                                                                                                                                                                             in Österreich 1987-1992     640                                                         3000
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               20
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     1999-2004                                                                       2050
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               15
                                                                                                                                                                                                              0          500      1000           1500          2000          2500             3000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               10
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                5
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          EISENSTADT
                                                                                                                                                                                                                                          2017                        568
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Sturm              140 Mio.                 Künftiger jährlicher Schaden in
                                                                                                                                                                                                                                          2030                               785
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Fertigung und Handel
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      35
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       1820

                                                                                                                                                                                                23                                                                31
                                                                                                                                                                                                                                          2050
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Wasser
                                                                                                                                                                                                                                                   0                  500                    1000           1500              2000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Hitze

                                                                                                                                             1981-1986                        1993-1998
                                                                                                                                                                                      1987-1992                                                       1999-2004                                                                      2011-2016                    Quelle: Münchner          100 Mio.                 Jährliche Kosten durch den Ver-
                                                                                                                                                                                                                                               2005-2010
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Rückversicherung                                   lust essenzieller Ökosystem-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     dienstleistungen

                                                                                                                                                                            Globaler Artenverlust seit 1500

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            18 Mio.                  Jährlicher Schaden an Straßen-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     infrastruktur

                                                                                                                                             1993-1998
                                                                                                                                                                               -2,4%                                    -1,9%                                    -1,7%                                       -1,1%                           -0,9%                                                                                              Quelle: COIN, CCCA
                                                                                                                                                                                      1999-2004                                                                2011-2016
                                                                                                                                                                              2005-2010

                                                                                                                                                                            Quelle: IPBES
                                                                                                                                                                            Icons: ©iconvectorstock
                                                                                                      Quelle: Europäische Investitionsbank
10                                ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                                                                                                                                   ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                                                                                              11
ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
KLIMAWANDELANPASSUNG – WAS IST DAS?

                                                                                                                                  Weitere Informationen
Klimawandelanpassung bedeutet, die Folgen des Klima-             Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel – zwei
wandels auf Menschen und Natur zu reduzieren. Zuneh-             Seiten der selben Medaille. Klimaschutz bedeutet den Aus-        KLAR! – Klimawandel-Anpassungsmodellregionen
mende Hitze und Trockenheit im Sommer, Wetterextreme wie         stoß an Treibhausgasen zu reduzieren. Klimawandelanpas-
Starkniederschlag und Hagel bzw. immer wärmere Winter:           sung bedeutet die negativen Folgen des Klimawandels zu redu-     Vom Klima- und Energiefonds und vom Bundesministe-
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschen und           zieren. Beide Bereiche sind wesentliche Herausforderungen.       rium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus wurde
das Leben in den österreichischen Gemeinden und Regionen                                                                          das Förderprogramm Klimawandel-Anpassungsmodell-
sind bereits heute spürbar. Der Klimawandel ist in aller Munde   Heute entscheiden und für morgen vorsorgen. In Gemein-           regionen (KLAR!) initiiert. In dem Förderprogramm er-
und wird heiß diskutiert. Der vorliegende Kompass geht einen     den, Städten und Regionen ist die Veränderung des Klimas         halten die Regionen und Gemeinden finanzielle sowie in-
                                                                                                                                  haltliche Unterstützung für die Planung und Umsetzung
Schritt weiter und zeigt auf, wie sich Gemeinden und Regionen    für die Menschen direkt vor Ort spürbar. Hier ist es wich-
                                                                                                                                  der Anpassungsmaßnahmen.
auf die Folgen des Klimawandels einstellen können.               tig, durch Maßnahmen Verbesserungen zu schaffen. Diese
                                                                 Maßnahmen finden auf zahlreichen Ebenen statt:                   www.klar-anpassungsregionen.at
Der Klimawandel trifft alle Lebensbereiche in der Gemeinde.
Der Mensch ist von den Folgen des Klimawandels in allen Le-      Graue Maßnahmen sind bauliche Maßnahmen wie zum
bensbereichen betroffen. Die österreichische Strategie zur       Beispiel Hangstabilisierungen, Rückhaltebecken, Hochwas-         Strategien & Maßnahmenpläne zur Anpassung
Anpassung an den Klimawandel zeigt in 14 Aktivitätsfeldern,      serschutzbauten oder Versickerungsflächen.
dass es keinen Lebensbereich gibt, der sich nicht durch den                                                                       In den letzten Jahren sind zahlreiche internationale, na-
                                                                                                                                  tionale und regionale Strategie- und Maßnahmenpläne
Klimawandel ändert. In 60 Handlungsempfehlungen der Stra-        Bei grünen Maßnahmen liegt der Fokus auf dem Erhalt
                                                                                                                                  zur Anpassung an den Klimawandel verabschiedet wor-
tegie werden Gemeinden als Schlüssel für eine erfolgreiche       der natürlichen Funktionen der Natur. Beispiele sind die         den, die einen umfassenden Überblick über das Themen-
Umsetzung gesehen.                                               Renaturierung von Flüssen, das Errichten von Dach- oder          feld bieten.
                                                                 Fassadenbegrünungen oder das Pflanzen von Bäumen und
Anpassung der Tier- und Pflanzenwelt. Die neuen Heraus-          Alleen.                                                          www.klimawandelanpassung.at
forderungen haben zwei Seiten: Viele, bei uns oft neue, Arten
finden durch die immer wärmeren Temperaturen ideale Le-          Informative Maßnahmen zielen auf Bewusstseinsbildung
bensräume vor und verbreiten sich rasant. Andere Tiere und       der Bevölkerung ab und sind zum Beispiel Seminare, Work-
Pflanzen gehören zu den Verlierern, da sie sich nicht schnell    shops oder Vorträge.
genug an die neuen Bedingungen anpassen können.

                                                                                                                                © Shutterstock/Evannovostro
12                            ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung
ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
KLIMAWANDELANPASSUNG –                                                                                     Mehr Lebensqualität für alle – heute und morgen. Das ist das Credo der Ökosozialen Marktwirt-
                                                                                                           schaft. Bei Klimawandelanpassung geht es nicht nur ums Überleben, sondern darum wie man überlebt.

WAS BRINGT DAS?
                                                                                                           Ein klimafitter Ortskern beschreibt es treffend: Durch Schaffung von schattigen Grün- und Wasserflächen
                                                                                                           fühlen sich die Menschen an heißen Tagen im Ortskern wohl. Das steigert die wirtschaftliche Produktivität
                                                                                                           und Attraktivität. Gleichzeitig stellt diese Form der Infrastruktur einen positiven Beitrag zum Umwelt-
                                                                                                           und Klimaschutz dar.

Bewusst angepasst! Aber wie? Und warum?                                                                    Beide Seiten der Medaille gewinnen!
Anpassung kann nur gelingen, wenn man auf diese Fragen eine Antwort hat. Bereits vorbelastete oder         Konkrete Anpassungsmaßnahmen gehen oft Hand in Hand mit einem Nutzen für den Klimaschutz. Bäume
ältere Menschen leiden besonders unter der Hitze. Informationen, die sich in Hitzeschutzplänen finden,     als Schattenspender binden etwa aktiv CO2 durch Photosynthese. Das gilt auch für die vermehrte Nutzung
sind hier besonders relevant. Naturgefahren können alle treffen. Regionale und aktuelle Informationen      von regionalem Holz als Baustoff, denn im Holz ist CO2 langfristig gebunden. Maßnahmen wie die Instal-
können im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. Die junge Generation wächst im Klimawandel auf.        lation von Photovoltaik reduzieren den CO2-Ausstoß der Region. Die Forcierung von E-Mobilität, Fahrrad
Daher fokussieren sich zahlreiche informative Maßnahmen zur Anpassung auf Schulen und Kindergärten.        und Gehwegen verringern die Schadstoffemissionen und dadurch den Hitzeinseleffekt, gleichzeitig wird
                                                                                                           ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

 Heute planen – morgen sicher!
                                                                                                           Eine wirtschaftlich starke Gemeinde!
 Der Klimawandel ist längst zur regionalen Sicherheitsfrage geworden. Ob BürgerInnen, Bausubstanz, Land-
                                                                                                           Maßnahmen zur Klimawandelanpassung stärken den Wirtschaftsstandort und halten Arbeitsplätze in der
 wirtschaft, Energienetze oder Tourismus- und Verkehrsinfrastruktur – zahlreiche Maßnahmen tragen
                                                                                                           Region. Wird die Energie direkt in der Region produziert, stärkt das die regionale Wirtschaft. Voraus-
 dazu bei, die Widerstandsfähigkeit der Gemeinde zu erhöhen. Hochwassermanagement, Murenschutz, die
                                                                                                           schauende Planung und Überprüfung der Verkehrs- sowie Tourismusinfrastruktur unterstützt reibungs-
 Sicherung der Trinkwasserversorgung, Waldbrandfrühwarnsysteme oder die Errichtung von Versicke-
                                                                                                           lose wirtschaftliche und gewinnbringende Tätigkeiten. Ein klimafitter Ortskern, in dem man sich durch
 rungsfähigen Straßenelementen sind nur wenige Beispiele, welche mehr Sicherheit in die Region bringen.
                                                                                                           Naherholungsangebote wohlfühlen kann, fördert die Produktivität und stärkt die örtliche Wirtschaft.

Die Gesundheit der Menschen ist das kostbarste Gut!
Direkt oder indirekt stellen alle Anpassungsmaßnahmen die Gesundheit der Menschen an oberste Stelle.       Das regionale Ökosystem blüht auf!
Durch natürliche Beschattung mit Bäumen, die Forcierung von Belüftungsbahnen und Trinkwasserstellen        Zahlreiche Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel leisten einen Beitrag zum Umweltschutz.
im Siedlungsraum, Fassadenbegrünung oder die vermehrte Nutzung von Holz als Baustoff werden beson-         Rückhaltebecken fördern die Biodiversität, da das Wasser dort länger gehalten und damit ein Zuhause für
ders belastende Hitzeinseln vermieden. Diese und weitere Maßnahmen steigern das individuelle Wohlbe-       Tiere und Pflanzen geschaffen wird. Grün- und Wasserflächen als Hitzeschutz oder Hecken zur Verringe-
finden an heißen Tagen und beugen Krankheits- und Todesfällen vor.                                         rung der Sturmexposition haben denselben Effekt. Aktives Management und die Bekämpfung von (neuen)
                                                                                                           Schädlingsgefahren schützen die heimische Artenvielfalt. Klimafitte Wälder bestehen oftmals aus Misch-
                                                                                                           kulturen und erhöhen dadurch direkt die Artenvielfalt.

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ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
KLIMAWANDELANPASSUNG ...                                                                                                                 ... IN 5 SCHRITTEN

                                                                                                                                                                                                                          Finanzierung sicherstellen
                                                                                                                                                                                                                          Wer soll das bezahlen? Investitionen, die
                                                                                                                                                                                                                          jetzt getätigt werden, federn höhere Kosten
                                                                                                                                                                                                                          aufgrund von zukünftigen Schäden ab. Glück-
                                                                                                                                                                                                                          licherweise hat die Öffentlichkeit den Bedarf
                                                                                                                                                                                                                          für Klimawandelanpassung in den Gemeinden
                                                                                                                                                                                                                          erkannt. Es gibt daher zahlreiche Förderstellen
                                                                                                                                                                                                                          und Projekte wie das Projekt KLAR!.

                                                                                                                                                  Gemeinsam planen &
                                                                                                                                                  Unterstützung einholen
                                                                                                                                                  Volle Akzeptanz für die Maßnahme!
                                                                                                                                                  Es kann sehr hilfreich sein, die Ideen und
                                                                                                                                                  Prioritäten mit BürgerInnen und Exper-
                                                                                                                                                  tInnen zu diskutieren, damit die Maßnah-
                                                                                                                                                  me in der Umsetzungsphase auf Zuspruch
                                                                                                                                                  stößt. In einigen Fällen ist es besonders
                                                                                                                                                  effizient, die Anpassung in bestehende
                                                                                                                                                  Politikinstrumente wie den Flächenwid-
                                                                                                                                                  mungsplan oder Einsatzpläne mit
                                                                                                                                                  einzubeziehen.                                              Konkrete Maßnahmen umsetzen
                                                                                                                                                                                                              Vom Reden ins Tun kommen. Die wirkliche An-
                                                                                                                                                                                                              passung geschieht in diesem Schritt. Die Einbindung
                                                                                          Ideen sammeln &                                                                                                     der gesamten Bevölkerung – beispielsweise durch
                                                                                                                                                                                                              gemeinsame Pflanzaktionen – stärkt Zusammenhalt
                                                                                          Prioritäten setzen                                                                                                  und das Bewusstsein in der Gemeinde. Regelmäßi-
Risiken erkennen &
                                                                                          Abschauen erlaubt! Es gibt bereits einige Ge-                                                                       ge Messung des Erfolgs und Monitoring sichern die
inhaltliches Fundament schaffen                                                                                                                                                                               nachhaltige Anpassung an den Klimawandel ab.
                                                                                          meinden und Regionen, die konkrete Anpas-
Was kommt auf uns zu? Welche konkreten Auswirkungen                                       sungsmaßnahmen umgesetzt haben. Voneinan-
des Klimawandels sind für meine Gemeinde zu erwarten? Wie                                 der zu lernen und einen Blick auf Bestehendes
geht meine Gemeinde aktuell mit diesen Themenfeldern um?                                  zu wagen gibt Denkanstöße und Inspiration.
Der Schlüssel für eine erfolgreiche erste Phase ist bereits hier,
KollegInnen und MitstreiterInnen zu gewinnen und diese von
Anfang an ins Boot zu holen.

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ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS - Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung im ländlichen und städtischen Raum - Ökosoziales Forum
SO KANN`S GEHEN:
WÄRMEHAUSHALT IM SIEDLUNGSRAUM

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                                                                                                                                                                           Wien
Es wird heiß. Die Zahl der Hitzetage und Tropennächte in          Raffinesse gefragt. Etwa wenn es um die Verbindung und Ver-                                              Im Zuge des Klimawandels nimmt vor        chen Sprühnebelanlagen installiert.
Österreichs Gemeinden und Städten nimmt rasant zu. Von            netzung der bestehenden Kaltluftproduktionsflächen geht,                                                 allem im städtischen Bereich die Zahl     In Intervallschaltungen kühlen sie
den 20 wärmsten Sommern der Messgeschichte fanden zwölf           um die innerstädtische Durchlüftung zu fördern. Versiegelte,                                             der Hitzetage mehr und mehr zu. Ge-       die Umgebung – und die zahlreichen
seit dem Jahr 2000 statt. In sogenannten Hitzeinseln verstärkt    unbegrünte Flächen erhöhen das Wärmepotenzial im Sied-                                                   sundheitliche Belastungen sind dabei      PassantInnen. Auf besonders heißen
                                                                                                                                                                           vorprogrammiert. Im wahrsten Sinne        Plätzen wie dem Schwarzenbergplatz
sich dieser Effekt. Diese werden durch eine besonders dich-       lungsraum. Wo es möglich ist, kann Entsiegelung – die Frei-
                                                                                                                                                                           des Wortes cool finden daher viele den    oder dem Praterstern waren überdies
te Bebauung, Flächenversiegelung, rasche Verdunstung und          machung von versiegelten Flächen – einen positiven Beitrag                                               Wiener „Sommerspritzer“ – eine Er-        Spritzschläuche im Einsatz. Mit einem
fehlende Beschattung sowie ein hohes Verkehrsaufkommen            zur Kühlung durch Verdunstung und reduzierte Aufnahme                                                    findung von Wiener Wasser, um Hit-        12 m² großen Wasservorhang wurde
begünstigt. Extreme Hitze ist begleitet von einem hohen Ri-       von Wärme leisten. In Kombination mit der Errichtung und                                                 ze-Hotspots in der Stadt zu entschär-     der Karlsplatz schließlich sogar zum
siko für die Gesundheit. Auch der Wasser- und Pflegebedarf in     Sicherstellung von blauer Infrastruktur – beispielsweise von                                             fen. Dabei handelt es sich um höchst      „Karlsplatsch“.
Frei- und Grünräumen sowie der Bedarf an Trink- und Kühl-         stillen und fließenden Wasserstellen wie Springbrunnen oder                                              wirksame und bereits über die Stadt-
wasser steigt. Die Verkehrsinfrastruktur wird ebenfalls auf die   Teichen – sowie Maßnahmen zur Trinkwasserbereitstellung                                                  grenzen hinaus sehr beliebte Sprüh-  Für innere Kühlung sorgt an Hitze-
Probe gestellt: Materialschäden an Infrastruktur in Form von      und der Schaffung ausreichender Sitzmöglichkeiten entsteht                                               duschen, die auf Hydranten montiert  tagen zudem die „Fahrbar“ mit ihrem
                                                                                                                                                                           werden. Mit 34 feinen Düsen kühlen   eiskalten Hochquellwasser. Und neben
Straßenaufweichungen oder Schienenverformungen sowie die          gleichzeitig eine lebenswerte Siedlung mit positiver Naherho-
                                                                                                                                                                           sie ihre Umgebung. 2019 wurden die-  den 1.000 fixen Trinkbrunnen in der
Zunahme von Ausfällen elektronischer Anlagen aufgrund von         lungswirkung.                                                                                            se „Sommerspritzer“ erstmals an fünf Stadt sind auch 25 mobile, 3 m große
Überhitzung sind die Folge.                                                                                                                                                Plätzen montiert – und 2020 werden   Trinkbrunnen im Einsatz. Sie kühlen
                                                                  In Zeiten des voranschreitenden Klimawandels ist es von gro-                                             sie bereits weiter ausgebaut.        aber nicht nur von innen, sondern
Grüne & blaue Infrastruktur verhindern Hitzeinseln. Ein           ßer Bedeutung, beim Aufbau von grüner Infrastruktur auch                                                                                      sorgen mit einer integrierten Nebel-
starker Hebel für eine klimafitte Siedlung ist der Aufbau grü-    auf eine klimafitte Artenwahl Rücksicht zu nehmen. Stadt-                                                Darüber hinaus werden in Wien seit dusche ebenfalls für eine Kühlung von
                                                                  bäume weisen etwa eine durchaus unterschiedliche „Klimafit-                                              2019 viele weitere Maßnahmen ge- außen.
ner und blauer Infrastruktur. Erstere bezieht sich auf Maßnah-
                                                                  ness“ auf und trotzen den zunehmend extremen Bedingungen                                                 setzt, um sommerliche Temperatur-
men zur Begrünung – wie die Pflanzung und Pflege von schat-                                                                                                                spitzen zu kappen: Von den Wiener Nähere Informationen unter:
tenspendenden Stadtbäumen, Sträuchern, Blumenwiesen und           nicht gleich gut. Bestimmte Ahorn- und Lindenarten sowie
                                                                                                                                                                           Stadtgärtnern wurden etwa an 50 Flä- www.wien.gv.at/umwelt/cooleswien
Staudenbeeten oder die Fassaden- und Dachbegrünung. In be-        Rosskastanien leiden zum Beispiel unter der großen Hitze.
sonders idealen Lagen kann die Lufttemperatur der Umgebung        Schneeball- und Feldahorn sowie Ulmen sind gegen die neuen                                         „Wir kämpfen mit verschiedenen Maßnahmen gegen klimawan-

                                                                                                                                                                                                                                                       © PID/ Votava
damit um bis zu 13°C gesenkt werden. Daher werden diese Flä-      Rahmenbedingungen jedoch besser gewappnet. Zu den stand-                                           delbedingte Hitzeinseln in unserer Stadt. Diese Hitzeinseln ma-
                                                                  ortabhängigen Kriterien in der Baumauswahl zählen unter an-                                        chen vor allem Kranken und Älteren in dichtverbauten Gebieten
chen auch „Kaltluftproduktionsflächen“ genannt. Diese Grün-                                                                                                          zu schaffen. Wir haben diesen Sommer in allen Bezirken cooling-
flächen vermindern aber nicht nur die Temperatur, sondern         derem Trockenstresstoleranz, Frosthärte, Standortansprüche                                         Maßnahmen gesetzt, um unsere Stadt auch an Hitzetagen für alle
verbessern auch die Luftqualität, da Staub und CO2 gebunden       sowie Krankheits- und Schädlingsanfälligkeit.                                                      attraktiv zu gestalten. Aber Klimawandelanpassungsmaßnahmen
werden. In einigen Fällen ist besonders hohe raumplanerische                                                                                                         sind nicht genug: Mit großflächigen Begrünungen an Fassaden,
                                                                                                                                                                     Baumpflanzungen, neuen Parks und dem Ausbau der Öffis intensi-
                                                                                                                                                                     vieren wir auch ständig unsere Klimaschutzmaßnahmen.“
                                                                                                                                  © Topf/MA 31
18                            ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                                      Ulli S–ima
                                                                                                                                                 ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS    Ein, SLeitfaden
                                                                                                                                                                                    tadträtin für Umwelt und Wiener Stadtwerke
                                                                                                                                                                                              für Klimawandelanpassung                                19
Diese sollten in der Planung der Begrünungsmaßnahmen            Bei kritischen und wichtigen Einrichtungen der Gemeinde
unbedingt berücksichtigt werden, damit die Pflanzen auch        stellen autarke Lösungen und die Abkopplungsmöglichkeit
langfristig ihr volles Potenzial entfalten können.              vom öffentlichen Netz weitere mögliche Maßnahmen dar.

Auch drinnen kann es schön sein. Eine weitere Maßnah-           Gebaut für die Ewigkeit. Infrastruktur weist eine sehr lange
me in Bezug auf ein Leben mit der Hitze ist die Schaffung       Lebensdauer auf. Daher ist es sehr wichtig, die Anpassung an       MIT KINDERN KLIMASCHUTZ IN
von attraktiven Aktivitäten innerhalb von Gebäuden wäh-         den Klimawandel bereits in aktuell geplante Bauprojekte mit        DER GEMEINDE VERWURZELN
rend der Hitzestunden. Auch die Bereitstellung relevanter       einzubeziehen. Denn es ist wesentlich günstiger, schon heute       Steiermark, Naturpark Pöllauer Tal
Informationen zum Verhalten in Zeiten von großer Hitze          konkrete Maßnahmen bei der Planung zu berücksichtigen als
hilft BewohnerInnen sowie TouristInnen, mit dem Klima-          diese später in bereits bestehende Infrastruktur zu integrieren.   Die KLAR!-Region Naturpark Pöllauer      So soll Klima- und Naturschutz für
wandel umzugehen.                                                                                                                  Tal hat mit GemeindevertreterInnen,      Klein und Groß begreifbar, sichtbar
                                                                                                                                   PlanerInnen und PädagogInnen ein         und sogar schmeckbar werden. Dieses
                                                                   Weitere Informationen                                           Konzept zur Neugestaltung der Außen-     Projekt stellt eines von vielen Klima-
Hitzetaugliche Infrastruktur. Im Bereich der Verkehrs-                                                                             anlagen von Volksschule und Kinder-      schutz-Projekten der Naturpark-Ge-
und Energieinfrastruktur ist ein Klimacheck der Infrastruk-        Schutz vor der Hitze in der Steiermark                          garten Pöllauberg ausgearbeitet. Dabei   meinden Pöllau und Pöllauberg dar.
tur sehr hilfreich. So kann festgestellt werden, welche Ver-       In der Steiermark wurde ein Hitzeschutzplan erarbei-            wurde auf die natürliche Beschattung     Es werden zudem die Bereiche des
sorgungsnetze dem Klimawandel standhalten und welche               tet und auch ein Hitzewarnsystem eingeführt. Im Hit-            mit Bäumen besonderer Wert ge-           Hochwasserschutzes, die Wasserver-
noch klimafit gemacht werden müssen. Bei Anlagen, welche           zeschutzplan finden sich Informationen und Weblinks             legt: Einerseits um den Kindern einen    sorgung, Möglichkeiten zur klimafit-
die Gemeinde oder der Gemeindeverbund nicht selbst be-             zum Thema Hitze, den damit einhergehenden gesund-               Schattenplatz zu bieten, anderseits um   ten Bauweise und der Schutz unserer
                                                                   heitlichen Belastungen sowie zu geeigneten Akutmaß-             den zunehmenden Kühlbedarf in den        Artenvielfalt behandelt.
treibt, kann dies in Kooperation mit den NetzbetreiberInnen
                                                                   nahmen bei Hitzewellen, Tropentagen und -nächten.               Gebäuden zu senken.
geschehen. Häufig zeigt der Check, dass besonders Wasser-
                                                                                                                                                                            Auch mit den umliegenden Gemeinden
kraft- oder Biomasseanlagen durch langanhaltende Hitze                                                                             Bei einer gemeinsamen Pflanzaktion       herrscht diesbezüglich ein reger Aus-
oder gar Dürre ein eingeschränktes Produktionspotenzial            www.gesundheit.steiermark.at
                                                                                                                                   mit allen Kindern als Klimaschützer-     tausch. Denn die vorausschauende An-
aufweisen. Die Schaffung und Sicherstellung von grüner                                                                             Innen von morgen, Gemeindevertre-        passung an den Klimawandel birgt in
                                                                   Strategie für den Umgang mit der Hitze in Wien
und blauer Infrastruktur ist nicht nur im Siedlungsgebiet,                                                                         terInnen, dem Imkereiverein und den      der gesamten Region Chancen für die
                                                                   Der „Urban Heat Island“-Strategieplan der Stadt Wien be-
sondern auch hierfür oder für die gefährdete Verkehrs-                                                                             Naturpark-PartnerInnen wurden aber       Bevölkerung, den Tourismus und die
                                                                   schreibt detailliert unterschiedliche Möglichkeiten, die
infrastruktur eine wirksame Anpassungsmaßnahme. Um                                                                                 nicht nur die schattenspendenden         Forst- und Landwirtschaft.
                                                                   städtischen Hitzeinseln abzukühlen. Er beinhaltet genaue
                                                                                                                                   Bäume bei allen Volksschulen im Na-
sich vor Gefahren, die von der Hitze und anderen Klimaein-         Informationen über die Wirksamkeit einzelner Maßnah-
                                                                                                                                   turpark Pöllauer Tal gepflanzt. Auch     Nähere Informationen unter:
flüssen ausgehen, bestmöglich zu schützen und die Wider-           men, mögliche Hürden bei ihrer Umsetzung sowie den                                                       www.klima-naturpark-poellauertal.at
                                                                                                                                   eine Naschhecke und eine regionstypi-
standsfähigkeit zu erhöhen, gelten die Diversifizierung von        damit einhergehenden zu erwartenden Aufwand.
                                                                                                                                   sche Blühfläche wurden angelegt.
Energiequellen und die Forcierung von Smart-Grids, wel-
                                                                   www.wien.gv.at/umweltschutz/raum/uhi-strategieplan.html
che auf Angebots- und Nachfrageschwankungen eingehen,

                                                                                                                                                                                                                  © Allmer
als mögliche Lösungen.                                                                                                             „Bäume zu pflanzen ist ein Erlebnis für die Kinder und die Bäume
                                                                                                                                   verschönern nachhaltig die Umgebung rund um das Schulgebäu-
                                                                                                                                   de. Die Kinder können außerdem ihren selbst gepflanzten Bäumen
                                                                                                                                   beim Wachsen zusehen, auf ihnen klettern und Früchte ernten. Und
                                                                                                                                   ganz nebenbei die Folgen des Klimawandels mildern.“
                                                                                                                                   Victoria Allmer, Modellregionsmanagerin                                                           © KLAR! Naturpark Pöllauer Tal
20                            ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                                  ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                              21
SO KANN`S GEHEN:
KLIMAFITTER INNENRAUM                                                                                                                                                         DACH- UND FASSADENBEGRÜNUNG
                                                                                                                                                                              DES RATHAUSES
                                                                                                                                                                              Weiz, Steiermark
                                                                                                                                                                              Aufgrund der Gemeindezusammenle-                 ihr volles Potenzial entfaltet. Und im
                                                                                                                                                                              gung Weiz und Krottendorf wurde 2017             Sommer wie im Winter Isolierung,
                                                                                                                                                                              das Rathaus wegen Platzmangels er-               Schadstoff- und Staubbindung für ihre
Schnee. Wasser. Hitze. Wind. Der Druck auf den Wohnraum           Anlagen können Kosten gespart werden. Im Bereich der Raum-
                                                                                                                                                                              weitert. Und auch Raum für rund 3.200            Umgebung erledigen kann. Um Was-
wird durch den Klimawandel größer. Aufgrund steigender            kühlung selbst kann man mittlerweile zwischen zahlreichen
                                                                                                                                                                              Pflanzen geschaffen, die als Gebäudebe-          serschäden an der darunterliegenden
Durchschnittstemperaturen ergibt sich im Innenraum eine           nachhaltigen Strategien wählen. Diese umfassen etwa die klas-                                               grünung für ein angenehmes Arbeits-              Fassade vorzubeugen, wurde der ge-
besonders belastende Situation. Folglich ist auf jeden Fall mit   sische Wärmedämmung, die im Sommer kühlt und im Winter                                                      klima sorgen. Durch die isolierende              samte Bau in Massivbeton angelegt.
einer Erhöhung des Kühlbedarfs im Sommer zu rechnen. Die          wärmt, sowie die passive und die aktive Kühlung mit nachhal-                                                Wirkung sollen so die Räume energie-
Hitze kann sich zudem negativ auf die Bausubstanz auswirken.      tigen Technologien und Bauteilaktivierung. Auch die Anwen-                                                  sparender gekühlt oder geheizt werden
                                                                                                                                                                                                                  Die neue Fassade des Rathauses ist
Weitere Schäden sind durch vermehrtes Auftreten von Nass-         dung von Fernkälte, solarer Kühlung, Lüftungskühlung über                                                   können. Dabei wurden verschiedenste nicht nur schön anzusehen, sie ist auch
schnee und damit verbundenen Schneelasten zu erwarten.            das Erdreich oder geothermischer Kühlung sind ökologisch                                                    Formen der Begrünung gewählt, um    ökologisch sinnvoll und dient der Ge-
                                                                                                                                                                              die Vielfalt mit all ihren unterschied-
                                                                                                                                                                                                                  meinde als Leuchtturmprojekt, um die
Ebenfalls ihren Beitrag leisten Extremereignisse wie Hagel,       sinnvolle Alternativen zu einem herkömmlichen Klimagerät.
                                                                                                                                                                              lichen Nutzungsmöglichkeiten aufzu- Bürgerinnen und Bürger zum Nach-
Starkregen oder Sturm.                                            Nicht zuletzt Pflanzen und natürliche Materialien wie Elemen-
                                                                                                                                                                              zeigen. So installierte man einerseits
                                                                                                                                                                                                                  bauen anzuregen. Vor allem aber soll
                                                                  te aus Holz haben nicht nur an der Fassade, sondern auch im                                                 eine Dachbegrünung in Form von Hän- sie als „natürliche“ Klimaanlage die
Die Gemeinde geht mit gutem Beispiel voran. In der Sanie-         Innenraum einen positiven Effekt auf das Raumklima.                                                         gepflanzen. Andererseits wurden eineFolgen der zunehmenden baulichen
rung und im Neubau von öffentlichen Gebäuden wie Schulen,                                                                                                                     Fassadenbegrünung mit Metallkons-   Verdichtung und des Klimawandels
Kindergärten oder dem Gemeindeamt bestehen viele Mög-             Neben der Hitze von außen sollten jedoch auch Hitzequellen                                                  truktionen für Kletterpflanzen und  vermindern. Sie ist damit auch Teil
                                                                  im Raum identifiziert werden. Schleichende Wärmeeinträge                                                    eine fassadengebundene Begrünung    des „Nachhaltigen Klimawandel- und
lichkeiten zur Gestaltung eines klimafitten und lebenswerten
                                                                  durch Beleuchtung oder EDV-Systeme sollten etwa möglichst                                                   angelegt. Letztere wird durch Tröpf-Klimawandelanpassungsplans“. Dar-
Innenraums. Wo wird das Gebäude errichtet? Wie ist es aus-
                                                                                                                                                                              chenbewässerung mit Wasser ver-     in werden die wesentlichen geplanten
gerichtet? Welche Form hat es? Und welcher Baustoff wird          vermieden werden. Als Maßnahmen des Objektschutzes in
                                                                                                                                                                              sorgt.                              Umwelt- und Klimaschutz-Maßnahmen
verwendet? All diese Faktoren haben erheblichen Einfluss auf      Bezug auf Extremwetterereignisse können standhafte und ha-
                                                                                                                                                                                                                  der Gemeinde beschrieben und eine Ba-
den Heiz- und Kühlbedarf und in Folge auf die Energiekosten.      gelresistente Baumaterialen verwendet werden. Dreifachver-                                                  Besonderes Augenmerk bei der Aus- sis dafür gebildet, wie die Stadt optimal
Dies trifft auch auf Bauwerksbegrünungen zu. Sie haben so-        glasung und Sturmsicherheit bei Fenstern sind weitere Mög-                                                  wahl der Pflanzen wurde dabei auf und zukunftsorientiert handeln kann.
wohl eine kühlende Funktion im Sommer als auch wärmen-            lichkeiten, wie den Auswirkungen des Klimawandels begegnet                                                  dauergrüne Rankpflanzen gelegt, da- Nähere Informationen unter:
de Eigenschaften im Winter. Damit wirken sie auf natürliche       werden kann.                                                                                                mit die Begrünung auch im Winter www.weiz.at
Weise temperaturregulierend. Auf ein grünes Dach oder eine
                                                                                                                                                                              „Für die Stadt Weiz stehen Themen wie Nachhaltigkeit, energieeffi-

                                                                                                                                                                                                                                                                  © Stadtgemeinde Weiz
grüne Wand können zudem ohne Einschränkungen Solar- und                                                                                                                       zientes Handeln sowie Klima- und Umweltschutz schon seit langem
Photovoltaikanlagen errichtet werden. Auch dank derartiger                                                                                                                    im Mittelpunkt des Wirkens. Als langjähriges Mitglied im Klima-
                                                                                                                                                                              bündnis sowie im Konvent der Bürgermeister können die Menschen
                                                                                                                                                                              unserer Stadt sicher sein, dass wir hier bei uns, hier in unserem Ver-
                                                                                                                                                                              antwortungsbereich, alles daran setzen, die Klimaschutzziele zu er-
                                                                                                                                                                              reichen und eine Energiewende einzuleiten.
                                                                                                                                                                              Erwin Eggenreich, Bürgermeister Weiz
                                                                                                                                  © Stadtgemeinde Weiz
22                            ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                          ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                            23
Raumplanerische Maßnahmen und Förderungen. Die im
vorigen Kapitel genannten Maßnahmen rund um den Wär-              Weitere Informationen                                    FRÜH ÜBT SICH:
mehaushalt im Siedlungsraum haben auch einen kühlenden                                                                     REGIONAL ANGEPASSTE VOLKSSCHULE
Effekt auf Gebäude. Hierbei spielt die Bebauungsplanung eine
                                                                  Ratgeber: Schutz vor Hitze in Haus und Wohnung           Hallwang bei Salzburg
zentrale Rolle – mit planerischen Vorgaben etwa kann das Kli-     In der Broschüre der niederösterreichischen Energie-
ma zahlreicher Gebäude positiv beeinflusst werden. Konkrete       und Umweltagentur finden Sie zahlreiche Informa-         Der Klimawandel ist mittlerweile auch           Eigenschaften des Betons mit jenen
Beispiele hierfür sind die vorgeschriebene Beschattung von        tionen zum richtigen Umgang mit der Hitze in Haus,       in Hallwang sichtbar und spürbar ge-            des Baustoffes Holz optimal kombi-
südseitigen Flächen, insbesondere der Fenster, oder die an die    Wohn- und Arbeitsraum.                                   worden. Die Gemeinde hat rasch er-              niert. Die Beheizung der Schule erfolgt
                                                                                                                           kannt, dass es höchst an der Zeit ist,          außerdem vollständig durch die Son-
Sonneneinstrahlung ideal angepasste Ausrichtung der Dach-
                                                                  www.energieberatung-noe.at                               im eigenen Wirkungskreis gegen den              ne: Eine großflächige Solaranlage mit
firste. Eine dichte Bauweise, bei der sich Häuser gegenseitig                                                              Klimawandel vorzugehen und sich                 rund 300 m² liefert das ganze Jahr über
Schatten spenden, ist eine weitere Option zur Kühlung. Neben                                                               gleichzeitig anzupassen.                        Wärme in den Betonspeicher.
                                                                  Kompetenzstelle für Bauwerksbegrünung
Bauvorgaben können aber auch Förderungen gezielt zum kli-
                                                                  Ob Dach-, Fassaden- oder Innenraumbegrünung: Die
maschonenderen Bauen anregen: So kann etwa die Dach- und          Plattform „GRÜNSTATTGRAU“ liefert interessierten Le-     Mit dem Bau eines vollsolaren Plus-             Dieses innovative Konzept der „Bau-
Fassadenbegrünung nach der begrünten Fläche oder die Ver-         serInnen einen umfassenden Überblick zur Bauwerks-       energiehauses als Kulturzentrum hat             teilaktivierung“ schafft damit auch
wendung nachhaltiger Baustoffe bezuschusst werden.                begrünung mitsamt Erfahrungsberichten, technischen       sie schon vor zehn Jahren den Grund-            im Winter angenehme Raumtempe-
                                                                  Merkblättern und Richtpreisen sowie Beratungsstellen.    stein dafür gelegt. Mit dem Neubau der          raturen. Nicht in Beton-, sondern in
                                                                                                                           Volksschule hat sie nun einen weiteren          Holzmassivbauweise wurden hingegen
Bewusstseinsbildung als Hebel. Ein weiterer Bereich, in dem                                                                Schritt in Richtung ökosoziale Ener-            sämtliche Klassenräume ausgebildet.
                                                                  www.gruenstattgrau.at
die Gemeinde tätig werden kann, ist die aktive Information                                                                 giewende gemacht. Die Gemeinde hat              Durch die Verwendung von Holz wird
der BewohnerInnen. Ein besonderes Augenmerk sollte da-            Faktencheck Nachhaltiges Bauen                           sich nämlich nicht nur dazu entschie-           aber nicht bloß ein heimeliges Raum-
bei auf jene Personen gelegt werden, denen ein Neubau oder        Hohe Energiestandards verhindern leistbares Bauen?       den, die neuesten Technologien und              klima geschaffen. Ganz nebenbei wer-
eine Sanierung bevorsteht. Welche Auswirkungen des Klima-         Der Klima- und Energiefonds räumt in dieser Publikati-   pädagogischen Konzepte einfließen zu            den auch die Konzentration und die
wandels treffen die Gemeinde besonders? Welchem Risiko ist        on mit den unterschiedlichsten Mythen rund um nach-      lassen, sondern auch heimische, nach-           Lernfähigkeit der Kinder gefördert.
                                                                  haltiges Bauen auf. Dadurch entsteht eine Sammlung       haltige und nachwachsende Baustoffe
das betreffende Gebäude ausgesetzt? Was kann ich dagegen
                                                                  von Zahlen und Fakten, die in der Planungsphase und in   zu verwenden. Die neue Volksschule              Nähere Informationen unter:
unternehmen? Gibt es Förderungen? Durch Vorabinformation                                                                   Hallwang wurde als Hybridbau ver-               www.hallwang.at
künftiger BauherrInnen in der Gemeinde können viele Baufeh-       Bauverhandlungen hilfreich sein können.
                                                                                                                           wirklicht. Dabei wurden die positiven
ler in Hinblick auf den Klimawandel vermieden werden. Hier
                                                                  www.faktencheck-energiewende.at
empfiehlt es sich außerdem, Versicherungen mit ins Boot zu                                                                 „Uns ist wichtig, dass für die Kinder Klimaschutz selbstver-

                                                                                                                                                                                                              © Ebner
holen, da diese auf einen reichen Erfahrungsschatz zurück-                                                                 ständlich und alltäglich wird. Dass die Schule nachhaltig
greifen können.                                                                                                            gebaut wird, stand für uns daher außer Frage – denn dort
                                                                                                                           verbringen sie ja einen Großteil ihrer Zeit. Der Staatspreis
                                                                                                                           für Architektur und Nachhaltigkeit, den wir für das umwelt-
                                                                                                                           freundliche Gesamtkonzept bekommen haben, hat uns in un-
                                                                                                                           serem Vorhaben bestätigt. Die Freude der Kinder beim Lernen
                                                                                                                           in der neuen Schule ist für mich aber die schönste Bestätigung
                                                                                                                           für dieses gelungene Projekt!“
                                                                                                                           Johannes Ebner, Bürgermeister Hallwang bei Salzburg

                                                                                                                                                                                                                                    © Albrecht Schnabel
24                            ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                                 ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                   25
SO KANN`S GEHEN:
LEBEN MIT NATURGEFAHREN

                                                                                                                                 VORBEUGUNG IST DER BESTE SCHUTZ
Wir wissen nicht, was kommt. Der Klimawandel bringt ein         Die Gemeinde: ein Ort der Sicherheit. Den Entscheidungs-         Vorderwald-Egg, Vorarlberg
hohes Maß an Unsicherheit mit sich. Starkregenereignisse,       trägerInnen steht in diesem Themenfeld ein großer Hand-
                                                                                                                                 Eine ohnedies für Rutschungen anfäl-          Lawinenverbauung geplant. In die-
Hochwasser-, Überschwemmungs- und Waldbrandgefahr,              lungsspielraum offen. Beispiele sind die Durchführung von        lige Geologie und zunehmend größere           sem Rahmen haben bereits zwei Bege-
Massenbewegungen, Steinschläge, Lawinen und Stürme wer-         Risikoanalysen für das Gemeindegebiet, die Aktualisierung        Niederschlagsmengen: Diese regiona-           hungen in insgesamt drei Gemeinden
den Österreichs Gemeinden weiterhin und noch intensiver be-     und Pflege von Gefahrenzonen- und Flächenwidmungsplänen          len Faktoren tun ihr Übriges dazu, dass       stattgefunden. Teilgenommen haben
gleiten. Weitere Gefahren, die auf uns zukommen werden, sind    oder Instandhaltungs- und Kontrolltätigkeiten bei bereits be-    bei zunehmend heftigeren oder länger          neben politischen Entscheidungsträ-
Schäden an Bausubstanz und Infrastruktur sowie Ausfälle in      stehenden Anpassungsmaßnahmen. Ein besonderes Augen-             anhaltenden Niederschlägen Hänge              gerInnen auch GrundeigentümerIn-
Land- und Forst- und Wasserwirtschaft. Die wirtschaftlichen     merk sollte dabei auf der Sicherung von kritischer Infrastruk-   ins Rutschen kommen und Bäche mit             nen, BauhofmitarbeiterInnen und Feu-
                                                                                                                                 Geschiebe über ihre Ufer treten.              erwehrkommandantInnen.
und sozialen Auswirkungen dieser Ereignisse sind bereits heu-   tur liegen, wie sie beispielsweise im Gesundheitsbereich, der
te spürbar und haben sich in den vergangenen Jahrzehnten        Energieversorgung oder im Verkehrssystem zu finden ist. Zu-
                                                                                                                                 Ein gezieltes Schutzwald- und Wild-           Um alle Betroffenen zu erreichen, wur-
merkbar erhöht.                                                 sätzlich kommt bewusstseinsbildenden und über bestehende         bachmanagement kann Abhilfe ver-              de zudem ein „Merkblatt für Grund-
                                                                Naturgefahren informierenden Maßnahmen für BewohnerIn-           schaffen. Schutzwälder müssen so              eigentümerInnen und Gemeinde-Ver-
Heute für morgen vorsorgen. All das deutet auf die Not-         nen und auch für nicht ortskundige Personen eine hohe Be-        bewirtschaftet werden, dass sie ihre          antwortliche“ erstellt und über die
wendigkeit einer aktiven Anwendung und Stärkung des Vor-        deutung zu.                                                      Funktionstüchtigkeit behalten. Ver-           Gemeinden verteilt. Unter dem Motto
sorgeprinzips in raumplanerischen Entscheidungen hin.                                                                            klausungsfähiges Holz muss aus Wild-          „Prävention ist der beste Schutz“ sol-
                                                                                                                                 bächen entfernt werden. Im Bereich            len durch diese Maßnahmen Schäden
Entscheidungen in Bezug auf Naturgefahren und Katastro-         Fokus: Hochwasser und Überschwemmung. Hierbei spielt             der Wildbäche sind die Gemeinden              durch Katastrophenereignisse verhin-
phenmanagement dürfen dabei aufgrund der erhöhten Un-           die Raumplanung eine besonders große Rolle. Ein Beispiel         für jährliche Begehungen zuständig            dert oder die Kosten für Räumungs-
sicherheit nicht ausschließlich auf Erfahrungen der Vergan-     dafür ist die Ausweisung neuer Gefährdungszonen durch            und zur Räumung von Bachläufen ver-           und Sanierungskosten zumindest re-
genheit gründen. So sollten auch aktuelle Entwicklungen und     Rückwidmung von Bauland. Zusätzlich sollten jene Flächen         pflichtet.                                    duziert werden.
Prognosen in die Raumplanung einfließen, wodurch großen         langfristig gesichert werden, die für Schutzmaßnahmen wie
Schadereignissen effektiv vorgebeugt werden soll.               Rückhalteflächen, Wildbachverbauungen, Hochwasserdämme           Die Umsetzung dieser Präventions- Nähere Informationen unter:
                                                                                                                                 maßnahmen wurden in der Region www.would2050.at
                                                                oder Versickerungsflächen in Frage kommen. Die Sicherung
                                                                                                                                 gemeinsam mit der Wildbach- und
                                                                von großräumigen Retentionsflächen in Zusammenarbeit mit
                                                                mehreren Gemeinden ist dabei ebenso notwendig wie die Kon-       „Die Prävention ist einerseits notwendig, um mit den vorhande-

                                                                                                                                                                                                                  © Katharina Loacker
                                                                trolle der Tragfähigkeit des innerörtlichen Kanalsystems.        nen Ressourcen in der Gemeinde (Geldmittel, Personal) das Aus-
                                                                                                                                 langen zu finden. Andererseits ist sie auch volkswirtschaftlich
                                                                                                                                 sinnvoll, um noch viel teurere Sanierungsmaßnahmen infolge
                                                                                                                                 von Naturkatastrophen zu verhindern.“
                                                                                                                                 Dorothee Glöckle,
                                                                                                                                 KLAR!-Managerin für die Region Vorderwald-Egg
                                                                                                                                                                                                                                         © Wildbach- und Lawinenverbauung,
26                           ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                                       ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                   27
                                                                                                                                                                                                                                                  Gebietsbauleitung Bregenz
Eine Entlastung des Kanalsystems ist etwa über Dachbegrü-
nungen bewerkstelligbar. Bei starkem Regen kann 1 m² an           Weitere Informationen                                                                                                                    MIT ÖKOSTRASSEN AM RICHTIGEN WEG
Dachbegrünung mit etwa 25 cm Aufbauhöhe Wassermengen                                                                                                                                                                Ober-Grafendorf, Niederösterreich
aufnehmen, die der Füllmenge einer Badewanne entsprechen.
                                                                  Tagesaktuelle Wetterdaten und Warnungen                                                                         Nach zahlreichen Schäden durch                 Die Ökostraße hilft auch dabei, ander-
                                                                  Von Informationen zur Waldbrandgefahr bis hin zu                                                                Starkregen- und Hochwasserereignis-            weitige Kosten zu sparen: Einerseits
Fokus: Waldbrand. In Bezug auf die Waldbrandgefahr eignet         Sturmwarnungen: Die Zentralanstalt für Meteorologie                                                             se hat die Marktgemeinde Ober-Gra-             sind die Kosten der Grundmaterialien
sich die Einführung von Systemen zur Waldbeobachtung und          und Geodynamik (ZAMG) bietet Detailinfos zu aktuellen                                                           fendorf nach einem zukunftsfähigeren           im Vergleich zu einer herkömmlichen
Frühwarnung als hilfreiche Maßnahme. Die Zentralanstalt für       Entwicklungen.                                                                                                  Straßen- und Abwassersystem gesucht            Drainage günstiger, andererseits redu-
Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) liefert bereits Infor-                                                                                                                         – und ist im Jahr 2016 mit den soge-           zieren sich die Kosten für Wasserauf-
mationen zur aktuellen Gefahr in Österreichs Regionen. Diese      warnungen.zamg.at                                                                                               nannten Ökostraßen fündig geworden.            bereitung und Vegetationsbewässe-
Warnungen sind jedoch ohne Berücksichtigung der regionalen                                                                                                                                                                       rung.
Vegetation und des menschlichen Einflusses konzipiert. Hier       Detailkarten zu Naturgefahren & Gefahrenzonenplan                                                               Während im herkömmlichen Stra-
                                                                  Diese Homepage gibt einen raschen Überblick über das                                                            ßenbau das Regenwasser umgehend                Mit der Ökostraße betreibt man aber
kann die Erstellung von lokalen Karten mit unterschiedlichen
                                                                  Gefahrenpotenzial von Regionen und auch spezifischen                                                            in einen Kanal weitergeleitet oder             auch in anderen Kategorien Klima-
Gefährdungskategorien Abhilfe verschaffen. In besonders ge-       Adressen. Dazu finden Sie auf der Plattform Detailkar-                                                          durch ein Rückhaltebecken aufgefan-            wandelanpassung – etwa durch Ver-
fährdeten Gebieten stellen die Errichtung von Löschteichen        ten, Berichte, Publikationen und Best-Practice-Beispie-                                                         gen wird, wird das Oberflächenwasser           minderung des Artenverlustes dank
und die Sicherstellung von reibungsloser Erreichbarkeit des       le. Weiters informiert sie über den Umgang und das Le-                                                          der Ökostraße weiterverwendet. Denn            der vielfältig begrünten Grünflächen
Waldes für Fahrzeuge der Feuerwehr weitere mögliche Maß-          ben mit Naturgefahren.                                                                                          unmittelbar neben dem Straßenbe-               und der Vermeidung von Hitzeinseln.
nahmen dar.                                                                                                                                                                       reich liegen speziell begrünte Flächen,        Denn durch die Grünflächen wird das
                                                                  www.naturgefahren.at                                                                                            die DrainGardens: Sie sorgen dafür,            aufgenommene Wasser teils auch wie-
                                                                                                                                                                                  dass das Oberflächenwasser selbst bei          der verdunstet. Diese Kühlleistung
Fokus: Katastrophenmanagement. Im Falle von Katastro-             Team Österreich                                                                                                 Starkregen direkt versickert, gespei-          ist sogar vergleichbar mit jener einer
phenereignissen ist Zusammenarbeit essenziell. Die Zusam-         Auf der ehrenamtlichen Plattform sind über 50.000 Per-                                                          chert und wiederverwertet werden               etwa hundertjährigen Buche.
menarbeit von verschiedenen öffentlichen, privaten und zi-        sonen registriert, die – wie beim verheerenden Hoch-                                                            kann. Dadurch kann man aber nicht
vilgesellschaftlichen Organisationen und Einsatzstellen sowie     wasser 2013 – im Ernstfall Katastrophen- und Nach-                                                              nur das Hochwasserrisiko nachhaltig            Nähere Informationen unter:
zwischen Gemeinden, Regionen, Ländern und dem Bund kann           barschaftshilfe leisten. Außerdem finden Sie ebendort                                                           senken und Hochwasserschäden an                www.ober-grafendorf.at
im Ernstfall ein effizientes und schnelles Vorgehen unterstüt-    nützliche Informationen für das individuelle Verhalten                                                          Gebäuden vorbeugen.
zen. Weitere Abhilfe bringt die Ausarbeitung einer Strategie      im Ernstfall.

                                                                                                                                                                                                                                                                   Ober-Grafendorf
                                                                                                                                                                                                                                                                   © Marktgemeinde
zur Katastrophenkommunikation. Darin sollte festgelegt wer-                                                                                                                       „Die Ökostraße funktioniert besser als gedacht und sie ist auch schö-
                                                                  oe3.orf.at/teamoesterreich                                                                                      ner als gedacht. Alles in allem hat die Ökostraße sehr viele – und gut
den, wer im Fall des Falles welche Informationen benötigt. Ein
                                                                                                                                                                                  dokumentierte – Vorteile. So müssen die DrainGardens etwa auch bei
spezieller Fokus sollte dabei auf unterschiedliche Bevölke-
                                                                                                                                                                                  Hitzewellen nicht gegossen werden, da sie stets ausreichend mit Was-
rungsgruppen wie PensionistInnen, SchülerInnen, Personen                                                                                                                          ser versorgt sind.“
mit Migrationshintergrund oder TouristInnen gelegt werden.                                                                                                                        Rainer Handlfinger, Bürgermeister Ober-Grafendorf

                                                                                                                            © Marktgemeinde Ober-Grafendor
28                            ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                                              ÖKOSOZIALER KLIMAKOMPASS – Ein Leitfaden für Klimawandelanpassung                                         29
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