Neukölln sch Unsere E-Mobilität heißt Straßenbahn - Darum streiken am 8. März - DIE LINKE. Neukölln
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neukölln�sch → neukoellnisch.net Februar/März 2020 Linkes Informations- und Diskussionsblatt Frauen*kampftag Darum streiken am 8. März Unsere E-Mobilität Schulreinigung heißt Straßenbahn 11.865 Unterschriften für Saubere Schulen
Neues aus Neukölln ʬ Zu Gast in der BVV: Die Engagierten der Initiative »Schule in Not« Üble Gerüchte korrigiert Bild: Schule in Not I m April 2019 setzte Polizeireporter Phi- lippe Debionne im Berliner Kurier ein 11.865 Unterschriften für besonders verleumderisches Gerücht in die Welt: Der seit 2012 unaufgeklär- te Mord an Burak Bektaş sei – so würde es in Polizeikreisen »inoffiziell besprochen« – eine Racheaktion für einen missglückten Raubüberfall gewesen. Die Faktenlage hin- »Saubere Schulen« in Neukölln ter dieser Story, die das Opfer eines rassis- tischen Mordes zynischerweise zum Krimi- Die Initiative »Schule in Not« »Schule in Not« unterschrieben, bloß 7.000 nellen stilisiert, löste sich allerdings schnell hat für das erste Neuköllner Bür- gültige Unterschriften sind nötig. Am 22. Ja- in Luft auf. Wir zitieren die Richtigstellung, gerbegehren für die Rekommu- nuar hat die Initiative gemeinsam mit zahl- die der verantwortliche DuMont-Verlag als nalisierung der Schulreinigung reichen Unterstützer*innen die Unterschrif- Antwort auf die Kritik der Burak-Bektaş- deutlich mehr Unterschriften ge- ten in der BVV übergeben. Das Bezirksamt Initiative und der Anwälte der Familie sammelt als gefordert. Schließt hat nun bis zum 21. Februar Zeit, die Unter- Bektaş veröffentlichte: »Es gibt keinerlei sich die BVV den Forderungen schriften auf ihre Gültigkeit zu überprüfen. Grund zu der Annahme, der ermordete Bu- der Initiative nicht an, können Im Anschluss kann die BVV die Forderun- rak Bektaş sei an einem […] Überfall beteiligt die Neuköllner*innen demnächst gen der Initiative übernehmen, ablehnen gewesen. Vielmehr hat die Generalstaatsan- selbst über das Thema abstimmen. oder mit den Initiator*innen in Verhandlun- R waltschaft Berlin mitgeteilt, dass die Staats- gen treten. Kommt es dabei zu keiner Eini- anwaltschaft Berlin zu keinem Zeitpunkt da- einigungskräfte an Neuköllner gung, steht bis spätestens 21. Juni der erste von ausgegangen ist, es handele sich bei der Schulen wieder beim Bezirk im Neuköllner Bürgerentscheid an: Alle im Be- Tat um eine Racheaktion für einen Raubüber- öffentlichen Dienst anstellen und zirk kommunalwahlberechtigten sind dann fall, und dass es auch keinerlei dahingehen- somit das jahrelange Outsourcing aufgerufen, an einem festgelegten Sonntag de Erkenntnisse gibt. Auch vom ermitteln- beenden! Hinter diesen Forderun- zur Wahl zu gehen und über die Forderun- den LKA oder sonstigen Polizeidienststellen, gen steckt einerseits der Wunsch nach ange- gen der Initiative abzustimmen. Dass die Re- so die General Staatsanwaltschaft weiter, ist nehmen, sauberen Lernorten und guten Ar- kommunalisierung der Schulreinigung kein gegenüber der Staatsanwaltschaft niemals beitsbedingungen für die Reinigungskräfte. reines Neuköllner, sondern ein Berliner The- die Vermutung geäußert worden, bei der Tat Andererseits geht es auch um die Grundsatz- ma ist, sieht man auch an der berlinweiten handele es sich um einen Racheakt für einen frage: »Was sind uns gute Bildung und gute Unterstützung. Bei den Sammlungen, die in Raubüberfall.« Das Gerücht war offenbar ge- Arbeit wert?« und eine Abkehr vom neolibe- mittlerweile acht Bezirken laufen, haben ins- zielt von einer Polizeiquelle in die Welt ge- ralen Kaputt-Spar-Modell. Fast 12.000 Neu- gesamt bereits über 22.000 Menschen unter- setzt worden. köllner*innen haben die Forderungen von schrieben. 2
Auf die Straße gegen Der Clanwahn erreicht die Nazi-Gewalt Barbershops U D m die 1.000 Menschen fanden sich ie Razzienmaschine der Polizei am 21. Dezember letzten Jahres fährt weiter auf Hochtouren. Nun zusammen, um gegen die jüngs- seien auch die Barbier-Salons der ten Vorfälle der seit drei Jahren Stadt zum Clan-Revier gewor- Recycling schwer gemacht 3 andauernden rechten Anschlags- den, ließen Polizeiquellen verlau- serie in Neukölln zu demonstrieren. Anfang ten. Und prompt ging es mit Großaufgebot 0.000 Glastonnen in Hinterhöfen Dezember waren ein Burgerladen in der durch Berliner Frisörläden. Als Amtshilfe und auf Privatgrundstücken sol- Wildenbruchstraße und weitere migranti- für das Ordnungsamt, das heißt völlig ohne len abgeschafft werden. So hat es sche Gewerbe mit Hakenkreuzen und SS- eigene konkrete Verdachtsmomente, war die die Grüne Umwelt-Senatorin Re- Runen beschmiert worden. Weitere rechte Polizei mit über 60 Dienstkräften unterwegs gine Günther mit dem privaten Propagandaschmierereien tauchten an ei- und zog triumphierend Bilanz auf Twitter: Dienstleister »Berlin Recyling« vereinbart, nem Wohnhaus in der Sonnenallee und an zwei Frisörläden seien geschlossen worden. der für die Glasentsorgung in Berlin verant- einer Neuköllner Schule auf. Die Soli-Demo Doch was nur haben Verstöße gegen die wortlich ist. In Neukölln betrifft das vor allen am 21. richtete sich auch gegen das Versa- Preisangabenverordnung, gegen das Nicht- die Kieze südlich des S-Bahn-Rings. Künftig gen der Berliner Sicherheitsbehörden. Seit raucherschutzgesetz, fehlende Aufenthaltsti- müssen Anwohner*innen schon mal um die Jahren bleiben die Ermittlungen zur Nazi- tel oder Meisterbriefe eigentlich mit organi- anderthalb Kilometer zurücklegen, um ihr Anschlagsserie ergebnislos. Dafür häufen sierter Kriminalität zu tun? Geht es vielleicht Glas in öffentlichen Sammelcontainern um- sich bedrohliche Pannen bei der Polizei: In- doch eher darum, Menschen ohne gesicher- weltgerecht zu entsorgen. Dass diese Spar- formationen werden nicht weitergegeben, ten Aufenthalt abzuschieben und migranti- maßnahme zu weniger Recycling führen Verfahren eingestellt, ermittelnde Beam- sche Gewerbe zu schikanieren? Und war- wird, ist absehbar. Aber Günther ist ja be- te pflegen freundschaftlichen Umgang mit um werden immer wieder Gäste unzulässig reits für ökologisch kontraintuitive Vorstöße Neonazis oder verteidigen den Hitler-Gruß. mehrstündig festgehalten, am Telefonieren bekannt – sie ist es auch, welche maßgeblich Die Betroffenen fordern daher einen parla- gehindert oder willkürlich Personenkontrol- die Teilzerschlagung und damit drohende mentarischen Untersuchungsausschuss, der len durchgeführt? Auch in Neukölln laufen Privatisierung der Berliner S-Bahn maßgeb- die rechten Verwicklungen und Verfehlun- die Razzien weiter. Neuköllnisch-Prognose: lich vorantreibt. gen der Polizei demokratisch unter die Lu- Bald werden auch Gemüseläden und Döners- pe nimmt. Weiter geht es am 21. März, dem hops zu »Clan-Wohnzimmern« erklärt. Internationalen Tag gegen Rassismus: Demo gegen menschenverachtende Hetze, für Tole- ʞ Bagatellen und Busting von Perso- Byebye AfD! N ranz und Solidarität um 13 Uhr an der Rudo- nen ohne Aufenthaltstitel. »Erfolge« wer Spinne. der Polizei bei ihrer Barbershop-Tour. iemand wollte sie aufnehmen: Bild: Screenshot vom Twitter-Konto der Polizei Berlin Den Parteitag, den sie Ende Janu- ar in Berlin veranstalten wollten, musste die AfD absagen. Nicht zuletzt ist das Irmgard Wurdack, der Sprecherin von »Aufstehen gegen Ras- sismus« und Mitglied der linken Neukölln zu verdanken. Sie überzeugte den Besitzer des Ballhauses Pankow telefonisch davon, der Partei der rassistischen Hetzer und neo- faschistischen Inhalte seine Räumlichkeiten nicht wie geplant zu vermieten. Das erzürn- te die Männer-Riege der Berliner Rechtspo- pulisten so sehr, dass ganze zwölf von ihnen eine Klage wegen »Nötigung« gegen Irm- gard Wurdack anstrengten. Da projizierten die Herren wohl ihre eigenen (Gewalt-)Me- thoden auf andere. Denn gegen einen AfD- Parteitag in Berlin reichen gute Argumente – und ein dezenter Verweis auf historische Vorgängerparteien. neukölln�sch 3
Rubrik Karstadt platt und wir bezahlen? Nicht mit Neukölln! Am 23. Januar kamen Neuköllner aber schweigt der Investor, passt sie je nach Bedrohungen des »System Abriss« Benkos. *innen und Kreuzberger*innen im Wetterlage den Trends in der Debatte an und Das Vorhaben der Signa Gruppe, bekannt großen Saal des Refugio zusam- bezirzt derweil Statdräte. Noch ist Benko in für ihre Machenschaften mit rechten Orga- men, um das stark umstrittene der Vermarktungsphase. Doch bekommt er nisationen, sei der Vorstoß eines dominanten Bauvorhaben der Signa Gruppe erst die Genehmigung für den Bau, schreibt Trends sozialer Abwertung, der Modellcha- am Hermannplatz zu diskutieren. er sein eigenes Stück Stadtgeschichte. Wer rakter hat. Wer am Hermannplatz lebt und A darin die Hauptrolle spielt, ist klar. einkauft, soll nur das Kapital entscheiden. uf dem Podium sprachen Niloufar Tajeri von der Initiative Hermann- Schon zu Beginn des Abends hob Gaby Wenn auch der globale Finanzmarkt wie platz, Gaby Gottwald (MdA/die Gottwald die Rolle des Karstadt Projekts allerorts in Berlin die Mietpreisentwick- linke) und der Themenexperte hervor: Für den sogennan- lung stark mitbestimmt, Andrej Holm über den möglichen ten »König von Berlin« ist Damit sich der Ab- verwies Andrej Holm mit Abriss des Karstadt-Gebäudes und die ver- der Hermannplatz ein Nachdruck auf die Sonder- schiedenen Probleme, die Neukölln im Fall wichtiges Puzzlestück in riss lohnt, muss ein rolle des Neuköllner Kar- einer Umsetzung erwarten. der Erschließung haupt- radikaler Wandel am stadt-Gebäudes. Hier geht städtischer Gewerbezent- Standort stattfinden. es um direkten Ortsbezug, Ein proppevoller Saal, in dem junge wie alte ren: Der Kudamm, das Ka- es wird mit einem monu- Anwohner*innen diskutierten, bewies: Hin- dewe, der Mercedesplatz – überall dort, wo mentalen Image spekuliert. Dass das jetzige ter dem gigantischen Investitionsprojekt, an- Menschen mit und für viel Geld einkaufen Warenhaus die riesigen Profite, welche bei gestoßen von Signa-Chef René Benko, erken- gehen, hat die Signa Holding ihre Finger im solch großspurigen Plänen erwartet werden, nen die Menschen im Viertel mehr als nur Spiel. Und das nicht nur in Berlin. Europa- nicht abwerfen wird, ist eindeutig. Damit es ein weiteres Luxus-Wa- weit sorgt die Gruppe für sich lohnt, muss notwendigerweise ein radi- renhaus auf der langen teifgreifende Transforma- kaler Wandel am Standort stattfinden. Was Liste des milliardenschwe- Wo Menschen mit tion in den Städten. Mi- das Stadtmarketing gerne als Aufwertung ren Eigentümers. Im Ein- und für viel Geld ein- lieuschutz, soziale und verkauft, nannte der ehemalige Staatssekre- klang mit Initiativen und kaufen gehen, hat kulturelle Vielfalt oder tär beim Namen: ein »uraltes Prinzip der Ver- Politiker*innen äußern bestehende Infrastruk- drängung«. sie deutlich, welche Ge- die Signa Holding ihre tur interessieren dabei fahr für die Entwicklung Finger im Spiel. niemanden. Die geplante Was tun? Aus dem Publikum kamen nicht des Bezirks besteht. Nicht Karstadt-Fassade, mit der nur Fragen, sondern wichtige Vorschläge für zuletzt aus dem einfachen Grund, dass nie- Benko das verzerrte Bild eines Vorkriegs- den gemeinsamen Protest in den Nachbar- mand vorhersehen kann, was Benko letz- neuköllns wieder herstellen möchte, spricht bezirken: Eine Aufdeckung der zwielichtigen ten Endes am Standort realisieren will. Zwar dabei eine klare Sprache: Die jüngere Ge- Aktivitäten des Konzerns, eine klare Forde- spricht man immer wieder von Bürgerbetei- schichte und Gegenwart des Bezirks haben rung an die Politiker*innen und nicht zuletzt ligung, angebliche Vorschläge werden mit in dieser Vision keinen Platz, so Niloufar Ta- eine Vernetzung mit den Karstadt-Beschäf- der Politik oder vor einer handvoll Leuten jeri. Die Aktivistin nannte die Verdrängung tigten. Neukölln und Kreuzberg sind sich ei- in der gescheiterten PR-Falle Hermannbox migrantischer Gruppen und Geschäfte neben nig: Die Stadt muss uns gehören, nicht den verhandelt. Über die entscheidenden Details schweren Umweltbelastungen als zentrale Milliardären! Thomas Materano 4
Mieten und Wohnen Alarm im Reuterkiez Schlechte Nachricht für die Mie- müssen gehen. Kündigungen wegen Eigen- ter*innen: Die Samwer-Brüder bedarfs sind dann für weitere fünf Jahre aus- wollen im Reuterkiez etliche Woh- geschlossen. In den ersten 11 Monaten 2019 nungen in Eigentumswohnun- mussten vom Bezirksamt Neukölln die Um- gen umwandeln. Das Bezirksamt wandlungen von 1046 Wohnungen geneh- kann es nicht verhindern. migt werden. Das zeigt in aller Deutlichkeit, M dass die jetzige Regelungen des Milieuschut- it einem Schreiben vom 21. zes Mieter*innen nicht umfassend schützen. Januar informierte das Neu- Das spricht nicht gegen den Milieuschutz – köllner Stadtplanungsamt sondern dafür, ihn so zu verbessern, dass die Mieter*innen im Reuterkiez Umwandlung in Eigentumswohnungen aus- darüber, dass ihre Wohnungen geschlossen wird. Mieterhöhungen verdrän- in Eigentumswohnungen umgewandelt wer- gen langjährige Bewohner und tragen somit den sollen. Es handelt sich um Wohnungen in den Häusern Nansenstraße 14, 14a und 15, sowie um Häuser in der Frahmstraße, der Wir leben immer noch in ʬ Ausverkauf im Reuterkiez: In den ersten 11 Monaten 2019 mussten Pannier– und der Pflügerstraße. Eigentümer einer Gesellschaft, die vom Bezirksamt Neukölln die Um- der Wohnungen ist die Verus GmbH. Dahin- ter stecken die Samwer-Brüder, die bereits durch vermieterfreundliche wandlungen von 1046 Wohnungen genehmigt werden. für spekulative Immobiliengeschäfte berüch- Gesetze geprägt ist, in der Lenara Verle via Flickr (CC BY-NC 2.0) tigt sind. das Bedürfnis des überwie- Trotz Milieuschutzgebiet muss das Be- genden Teils der Bevölkerung und insbesondere der Mieten zu einer gna- zirksamt die Umwandlungen genehmigen. auf preiswerten Wohnraum denlosen Verdrängung der früheren ange- Der Eigentümer muss sich bloß verpflichten, mit Füßen getreten wird. stammten Bevölkerung – überwiegend mit die Wohnungen innerhalb von 7 Jahren aus- mittleren und unteren Einkommenslagen – schließlich an die jetzigen Mieter*innen zu geführt haben. verkaufen. Kaufen diese sie innerhalb die- zur Zerstörung von gewachsenen Kiezstruk- ser Frist nicht, steht der Umwandlung nichts turen bei: durch Verdrängung von beliebten Zur Aufwertung Stadtvierteln und Ver- mehr entgegen. Mieter*innen, die nicht in Szenekneipen wie dem syndykat im Schil- drängung trägt auch der geplante Neubau des der Lage sind, ihre Wohnungen zu kaufen, lerkiez oder der Meuterei im Kreuzberger- Karstadt-Gebäudes am Hermannplatz durch kiez, durch Neubauten, die von die signa-Immobilien bei. Hier regt sich Wi- Durchschnittsverdiener*innen derstand gegen die Pläne von Investor René nicht zu bezahlen sind, durch Benko, milliardenschwerer Eigentümer aller Wohnen für Menschen – Leerstand von Wohnungen, oder Berliner Karstadt-Häuser. Die Bürgerinitia- statt für Profite! durch die missbräuchliche Um- wandlung von Wohnraum in Fe- tive »Hermannplatz – karstadt erhalten macht schon seit Monaten gegen den geplan- rienwohnungen. ten Superkonsumtempel mobil. Diie Umge- Demo: Gemeinsam gegen den Mietenwahnsinn staltung des Karstadt-Gebäudes kann nicht am 28. März 2020. Wir leben immer noch in einer losgelöst von den seit Jahren stattfindenden Unter dem Motto eines »HOUSING ACTION DAY« Gesellschaft, die durch vermie- Verdrängungsprozessen in Kreuzberg und sind an diesem Tag europaweit von verschiedenen terfreundliche Gesetze geprägt Neukölln gesehen werden. Diese Entwick- Mietenbündnissen Aktionen und Demonstrationen ist, in der das Bedürfnis des lung muss und kann gestoppt und umgekehrt geplant: in Hamburg, Frankfurt am Main, Göttingen, überwiegenden Teils der Bevöl- werden. Wir brauchen noch stärkeres Signa- Paris, Brüssel Barcelona und vielen anderen Städ- kerung auf preiswerten Wohn- le für Mieterschutz, um den Protest auf eine ten. Seid dabei! Denn: Ein starker, solidarischer raum mit Füßen getreten wird. europaweite Ebene zu bringen. und breit aufgestellter Widerstand wirkt! Ein Blick nach Prenzlauer Berg macht deutlich, wie Steigerun- Joachim Haske, gen der Lebenshaltungskosten Basisorganisation Reuterkiez neukölln�sch 5
Kampftag & Frauen*streik Darum streiken am 8. März Am 8. März wird der internatio- nale Frauen*kampftag gefeiert. Seit letztem Jahr ist er offizieller Feiertag in Berlin. Auch in Neu- kölln finden Aktionen und Ver- anstaltungen rund um diesen Tag statt. Die Neuköllnisch hat mit Li- na Schwarz vom feministischen Streikkomittee Berlin-Neukölln gesprochen. Auch das feministische Streikkomittee Neukölln plant Aktionen zum 8. März. Doch zuallererst, wer oder was ist das fe- ministische Streikkomittee Neukölln und seit wann gibt es euch? Was haben Streik und Feminismus mitei- »Dieses Jahr planen wir im Wir haben uns letztes Jahr gegründet, al- nander zu tun? Vorfeld des 8. März eine Stra- so um den 8. März 2019 rum. Wir sind Teil Es reicht nicht aus, am 8. März nur zu de- des feministischen Streiks Berlin. Momen- monstrieren. Frauen und queere Menschen ßenumbenennungsaktion tan gibt es im Wedding und in Neukölln leiden besonders stark unter schlechten Ar- in Neukölln. Zumindest in Kiez-Streikkomittees. Das Berliner Netz- beitsbedingungen. Sie verdienen durch- Nord-Neukölln gibt es keine werk ist Teil der bundesweiten Streikbewe- schnittlich 21 Prozent weniger als Männer. einzige Straße, die nach einer gung. Insgesamt gibt es meines Wissens nach Sie sind in Bereichen beschäftigt, die ganz in 38 Städten in Deutschland feministische schlecht bezahlt sind oder in denen schlech- Frau benannt ist.« Streik-Gruppen. te Arbeitsbedingungen herrschen, wie in der Pflege oder der Gastronomie und sie leisten mehr unbezahl- den. Wir kämpfen für ein Recht auf politi- te Haus- und Sorgearbeit. Aus schen Streik und die Abschaffung des Lohn- diesen Gründen ist es wichtig, unterschieds zwischen Männern und Frauen, das Streiken als politisches Ins- für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne trument mitzunutzen, das heißt für Menschen in Pflegeberufen, Erzieher*in- Arbeit zu verweigern und Arbeit nen in der Kita, Beschäftigte in der Gastro- niederzulegen, mit dem Ziel auf nomie und Reinigungskräfte. diese Probleme aufmerksam zu Außerdem fordern wir das Recht auf machen. Schwangerschaftsabbruch, ein Ende der Morde an Frauen und mehr Rechte und bes- sere Lebensbedingungen für Geflüchtete, Was sind besonders wichtige z.B. die Abschaffung der Unterbringung in Forderungen und Anliegen von Lagern. Das sind nur einige der wichtigsten Feiern, Streiken, euch? Ganz allgemein geht es uns Forderungen, die wir haben. Weiterkämpfen im feministischen Streik darum, zukünftig in einer Gesellschaft Was für Aktionen habt ihr zum Beispiel Unter diesem Motto steht die diesjährige zu leben, in der Menschen nicht schon durchgeführt und plant ihr? Demo am 8. März in Berlin. aufgrund ihres Geschlechts, ih- Im letzten Jahr haben wir am 8. März zu Los geht es um 14 Uhr am Leopoldplatz. rer Hautfarbe, ihres Einkom- einem Sitzstreik auf dem Hermannplatz auf- mens oder anderen Gründen gerufen. Es ging uns darum, symbolisch zu strukturell benachteiligt wer- zeigen, dass wir an dem Tag keine unbezahlte 6
Neue Berliner Linie Keine Vertreibung des Syndi- kats aus dem Schillerkiez! Im Neuköllner Rathaus wurde ne: Für inhabergeführte Gewerbe muss es gemeinsam mit Grünen und ebenfalls einen »Milieuschutz« geben. Der Sozialdemokraten auf Initiative Antrag dazu hängt – mit positiver Empfeh- der linken folgende Entschlie- lung – im Bundesrat fest. Räumungen hal- ten wir für unverhältnismäßig und gegen ßung verabschiedet: eine soziale Stadtentwicklung – wie wir sie wollen – gerichtet. Der Innensenator »Das Syndikat soll erhalten bleiben! soll künftig entsprechend der von stadt- Die Bezirksversammlung Neukölln spricht sich für den Erhalt des Syndikates als alt- eingesessene Kiezkneipe und Treffpunkt für Für inhabergeführte Stadtteilarbeit von unten aus. Sie ist ein Teil unserer Neuköllner Kiezkultur und Identität. Gewerbe muss es ebenfalls Das seit 33 Jahren bestehende Syndikat in einen »Milieuschutz« geben. der Weisestr. 56 ist seit mehr als einem Der Antrag dazu hängt – ʬ Aktivistinnen machen unbezahlte häusliche Arbeit sichtbar. Spontaner Jahr von der Schließung bedroht. Mehrfa- mit positiver Empfehlung – che Versuche der Betreiber, die Kündigung Protest im Februar 2019. abzuwenden wurden vom Eigentümer, ei- im Bundesrat fest. Bild: Estefanía Henríquez nem rediteorientierten Investor, abgelehnt. Wir als Bezirksverordnetenversammlung politischen Initiativen geforderten »Neu- mißbilligen die Kündigung durch den neu- en Berliner Linie« auf Polizeigroßaufgebo- Arbeit machen. Wir waschen heute nicht ab, en Hauseigentümer. Stattdessen fordern te zur Durchsetzung von Räumungstiteln wir putzen auch nicht die Wohnung, sondern wir den Eigentümer auf, Schlichtungsver- verzichten. Notfalls sind rechtliche Aus- wir setzen uns alle zusammen auf den Her- handlungen mit dem Ziel des Erhalts des einandersetzungen mit Großinvestoren mannplatz. Dieses Jahr planen wir im Vorfeld Syndikats aufzunehmen und bitten das Be- zu führen – z. B. wenn Investor Pears eine des 8. März eine Straßenumbenennungsak- zirksamt, als Vermittler zur Verfügung zu Räumung erzwingen will und auch Ver- tion in Neukölln. Zumindest in Nord-Neu- stehen, um eine Schließung und Räumung mittlungsbemühungen des Kultursenators kölln gibt es keine einzige Straße, die nach zu verhindern.« in Sachen Syndikat zurückweist. einer Frau benannt ist. Deutschlandweit sind 93 Prozent der Straßen, die einen menschli- Um gesellschaftliche Interessen gegen pri- Marlis Fuhrmann, Sprecherin für chen Namen tragen, nach Männern benannt. vates Gewinnstreben durchzusetzen brau- Stadtentwicklung und Wohnen in der Wir glauben, dass Repräsentation von Frau- chen wir die Unterstützung der Landesebe- Fraktion DIE LINKE Neukölln en und queeren Menschen im öffentlichen Raum ganz wichtig ist. Gerade für Mädchen und Teenager. Wie kann mensch bei euch aktiv werden und/oder einzelne Aktionen von euch un- terstützen? Wir freuen uns sehr über neue Mitstreite- rinnen*. Momentan treffen wir uns alle zwei Wochen, meistens im Ida Nowhere in der Do- naustraße. Ansonsten sind wir unter dieser E-Mail-Adresse fstreik-nk@lists.riseup.net erreichbar. Vielen Dank für das Interview! neukölln�sch 7
Ökologie Für eine Verkehrspolitische Wende 2020 Um Macht von unten aufzubauen, ten in diesem Bereich nach besseren Arbeits- findet eine bundesweite Tarifbewegung der müssen Beschäftigte und Klima- bedingungen direkt mit dem Interesse der Bus- und Bahnfahrer*innen statt. Seit An- aktivist*innen an einem Strang breiten Mehrheit der Bevölkerung nach ei- fang der 2000er haben Einsparungen und ziehen. Es gilt, gemeinsame Zie- nem günstigen (oder sogar kostenlosen) und Privatisierungen zu einem hohen Personal- le ausfindig zu machen, an denen gut ausgebauten öpnv, sowie mit den Inte- abbau geführt. Von 1998 bis heute sind die gemeinsame Erfahrungen ge- Beschäftigtenzahlen im öpnv um 24 Pro- macht und gemeinsame Erfolge Ein massiver Ausbau des zent gesunken, während die Passagierzah- erzielt werden können. ÖPNV ist nur mit einer deut- len um 18 Prozent gestiegen sind. Arbeits- E verdichtung führt zu hohen Krankenständen, ines dieser gemeinsamen Ziele ist lichen Verbesserung der Qualitätsmängeln und Ausfällen. Ver.di hat die Durchsetzung einer verkehrs- Arbeitsbedingungen denkbar, seit längerer Zeit darauf hingearbeitet, das politischen Wende bzw. eines wei- da nur so auch ausreichend Auslaufen der Tarifverträge bundesweit zu teren Klimapakets zur massiven synchronisieren. Erstmals seit vielen Jahren Investition in den öffentlichen Per- Personal gefunden werden können über 80.000 Beschäftigte aus etwa sonennahverkehr (öpnv): in Bus und Bahn. kann. 130 Betrieben gleichzeitig versuchen, bessere Hier kommen die Interessen der Beschäftig- Arbeitsbedingungen durchzusetzen. ressen der Klimaaktivist*innen nach einer Hier bietet sich also die Chance, die Kli- drastischen Reduzierung des motorisierten mabewegung mit den Beschäftigten im öpnv Individualverkehrs zusammen. zu verbinden und dadurch die notwendige Impressum Der Nahverkehr verbindet buchstäblich al- Sprengkraft zu entwickeln, um weitreichen- Neuköllnisch, Ausgabe Februar/März 2020 le. Aus Sicht der Klimabewegung wäre eine de Forderungen durchzusetzen. Diese ge- Neuköllnisch wird herausgegeben von solche Verkehrswende ein großer Erfolg. Der meinsame Klammer wird jedoch nicht »von DIE LINKE Landesverband Berlin, Kleine Alexanderstr 28, 10178 Berlin. Verkehrsbereich – und insbesondere der In- alleine« entstehen, sondern muss aktiv her- Auflage der Ausgabe: 3.500 dividualverkehr mit dem Auto – ist immer- gestellt werden. Hier wollen wir mit der Par- V.i.S.d.P.: Jorinde Schulz hin die zweitgrößte CO2-Quelle im Land. tei exemplarisch vormachen, wie Klimapoli- Redaktion: Andreas Faust, Georg Frankl, Thomas Materano, Isabell Rudek, Jorinde Schulz Ein massiver Ausbau des öpnv ist jedoch tik als verbindende Klassenpolitik aussehen Titel: Leah Richter-Reichhelm nur mit einer deutlichen Verbesserung der kann. Gestaltung: Andreas Faust, Georg Frankl, Isabel Rudek Arbeitsbedingungen denkbar, da nur so auch Kontaktadresse: DIE LINKE Neukölln, Wipperstr. 6, 12055 Berlin, Tel/Fax: (030) 613 59 19 ausreichend Personal gefunden werden kann. neukoellnisch@lists.posteo.de Katharina Stierl, Rhonda Koch, Ste- Redaktionsschluss: 01.02.2020 Zur Durchsetzung eines solchen Programms fan Krull, Luigi Pantisano und Nam Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Ansicht des Herausgebers entsprechen. bietet sich 2020 ein extrem günstiges Gele- Duy Nguyen haben diesen Beitrag für Neuköllnisch ist auf Recyclingpapier gedruckt. genheitsfenster: Im Sommer dieses Jahres die Strategiedebatte der LINKEN verfasst. 1/2020 8
TRAM A1 A3 TRAM Stadtentwicklung U7 Warum Neukölln ein B3 - Hasenheide . U8 Straßenbahnnetz braucht TRAM B2 A1 Mobilität für alle und Vergüns- TRAM tigung des öffentlichen Verkehrs bis hin zum Nulltarif. Das ist die Tempelhofer Stoßrichtung linker Verkehrs- Feld U7 politik. Für die vielen neuen Fahr- - gäste müssen auch Kapazitäten U8 A4 geschaffen werden. Deshalb for- - . dert die linke einen massiven Ausbau des öffentlichen Verkehrs- netzes. Der Straßenbahn kommt C1 hier eine zentrale Funktion zu. TRAM A ʬ Linker Nahverkehrsplan für lle Menschen sollen unabhängig dieses Verkehrsmittels. Eine Straßenbahn Neukölln mit Straßenbahnlinien. vom Geldbeutel so schnell und kann deutlich mehr Fahrgäste transportie- Einsehbar auf neukoellnisch.net komfortabel wie möglich von A ren als ein Bus und ist auch komfortabler. Grafik: Andreas Faust nach B kommen, egal ob für ihren Sie fährt frei von klima- und umweltschäd- Arbeitsweg, Erledigungen oder in B1 lichen Emissionen, und auch Barrierefreiheit Für Neukölln hat die linke deshalb ei- der Freizeit. Gleichzeitig wollen wir eine hö- ist leicht zu realisieren. Im Vergleich zu U- nen ausführlichen Nahverkehrsplan entwi- here Lebensqualität für alle durch mehr Platz Bahnstrecken ist sie sehr ckelt. Besonders wichtig ist C1 auf den Straßen, keine Toten und Schwer- günstig und vergleichs- Wenige U-Bahn- für uns der Tram-Ausbau auf U7 verletzten im Verkehr, und weniger (klima-) weise schnell zu haben. der Sonnenallee von Schöne- schädliche Emissionen wie Lärm, Feinstaub, Wenige U-Bahnstationen stationen kosten weide bis zu Halleschen Tor. CO2, NOX usw. Diese Ziele erreichen wir kosten oft mehr, als einen oft mehr, als einen Sie ersetzt den schon jetzt nicht wie von Grünen und Auto-Industrie ganzen Stadtbezirk mit ganzen Bezirk mit überlasteten M41er-Bus. Ein propagiert durch die Umstellung auf E-Au- einem Straßenbahn-Netz weiteres wichtiges Projekt tos, sondern vor allem durch weniger Ver- auszustatten. Durch fle- einem Straßenbahn- ist die »Südtangente«. Eine kehr – also mit so vielen Fahrgästen wie xible Linienführung im netz auszustatten. Verbindung, die langfristig möglich in so wenigen zu bewegenden Fahr- Netz können viele umstei- den gesamten Berliner Sü- zeugen wie möglich, sprich dem öffentlichen gefreie Direktverbindungen geschaffen wer- B1 könnte, von Schöneweide den erschließen A2 Nahverkehr bestehend aus den; durch die engmaschi- über die die Gropiusstadt (mit Umsteige- Bus, Straßenbahn, S-, U- Klimaziele erreichen gere Netzstruktur ist es möglichkeiten zur U7) und Buckow U7 zum S- und Regionalbahn. Wenn leichter, auch die Außen- Bahnhof Buckower Chausee und langfristig viele Menschen täglich die wir nicht durch die bezirke bis zur Haustür weiter über Lichterfelde bis nach Dahlem. gleichen Wege zurückle- Umstellung auf E- vollständig abzudecken, Schon lange in Planung ist schließlich auch gen, ist es auch aus volks- Autos, sondern durch als mit S- und U-Bahn. die Direktverbindung von der Warschauer wirtschaftlicher Perspek- Linke TRAM E-Mobilität heißt Straße zum Hermannplatz als Verlängerung weniger Verkehr. A2 tive am effektivsten, wenn deshalb Straßenbahn. der bestehenden M10. Mit ihr würde beson- sie dies gemeinsam tun. ders der Norden Neuköllns mit Friedrichhain Um den Fahrgastansturm aufzufangen, verbunden werden – an einer Stelle, wo seit Deshalb fordern wir einen massiven Aus- der bei Einführung des Nulltarifs in Berlin Jahrzehnten eine große Lücke im öpnv-Netz bau des öffentlichen Verkehrsnetzes. Der zu erwarten ist, brauchen wir schnell groß- klafft. Bis der Ausbau geschafft ist, gibt es Straßenbahn kommt hier eine zentrale Funk- flächige Investitionen in ein Tram-Netz, das noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leis- tion zu. Um mit der sozial-ökologischen auch den Westen der Stadt abdeckt – vor al- Legende: ten und Diskussionen zu führen. Wir freuen Verkehrswende möglichst schnell voran zu lem dort, wo dicht getaktete Buslinien schon uns auf den Austausch! kommen, eignet sich besonders der Ausbau jetzt überfüllt sind und im Stau feststecken. Ludwig ■■Lindner, ■■ BO Hermannstraße ■■■■ ■■■■ neukölln�sch 9
Linke Geschichte Vor 100 Jahren: Militär putscht gegen die Weimarer Republik Am 12. März 1920 verließ gegen 22 Uhr eine lange Marschkolonne den Truppenübungsplatz Döbe- ʬ Angehörige der Brigade Ehrhardt am Potsdamer Platz ritz bei Spandau. Ihr Ziel war Ber- wie vor im Denken und Handeln der abge- Bild: Otto Hackel, März 1920 (Bundesarchiv) lin. Insgesamt 5.000 Soldaten der wirtschafteten Monarchie verhaftet blieben. »Brigade Ehrhardt« waren auf Deren dominierender Einfluss wurde aber gen die Reichsregierung durchzuführen. Die dem Weg, um die sozialdemokra- nicht gebrochen. Überall dort, wo Arbeiter, »Brigade Ehrhardt« bildete die Speerspit- tisch geführte Regierung gewalt- Soldaten und Matrosen für ihre Forderungen ze der aufständischen Truppen. Sie besetz- sam abzusetzen und an ihre Stelle auf die Straße gingen, wurden sie nicht nur te in Berlin Ministerien, Postämter, Bahnhö- ein neues Kabinett zu installieren. von regulären militärischen Einheiten, son- fe und wichtige Straßenkreuzungen.Überall G dern von den so genannten Freikorps zusam- in Deutschland sollten sich die Regierungen eführt werden sollte es von Wolf- mengeschossen. Sie ermordeten im Januar dem Kapp-Regime unterstellen, während gang Kapp, einem Aufsichtsrats- 1919 auch Rosa Luxemburg und Karl Lieb- die Reichswehr allein den Befehlen des Ge- mitglied der Deutschen Bank und knecht. Die mit brutaler Gewalt handeln- nerals von Lütttwitz zu folgen hätte. Doch Generallandschaftsdirektor von den Freikorps waren vom sozialdemokrati- den Putschisten wurde ein Strich durch die Ostpreußen, eine schöne Bezeich- schen Reichswehrminister Gustav Noske zu Rechnung gemacht. Am 13. März wurde der nung für den Leiter der in dieser Provinz tä- Hilfe gerufen worden, um einen angeblich Generalstreik ausgerufen. Fortan standen tigen Darlehenskasse für Landwirte. »Briga- drohenden »bolschewistischen Putsch« ab- »alle Räder still«. Selbst die meisten Beam- de Ehrhardt«? Ein merkwürdig klingender zuwenden. ten verhielten sich zu den Anweisungen der Name für einen militärischen Verband. Tat- Putschisten abwartend oder weigerten sich, sächlich handelte es sich um ein vor allem die Rechtmäßigkeit der Kapp-Regierung an- aus Matrosen der kaiserlichen Marine be- Die Freikorps bestanden zuerkennen. Die am 13. März nach Stutt- stehendes »Freikorps« unter dem Komman- aus freiwillig dienenden gart geflohene Regierung konnte eine Wo- do des Korvettenkapitäns Hermann Ehr- ehemaligen Offizieren. che später wieder nach Berlin zurückkehren. hardt. Er bestand – wie alle Freikorps – aus Der Putsch war wegen der einheitlich han- freiwillig dienenden ehemaligen Offizieren, Jetzt dienten sie als Todes- delnden Arbeiterorganisationen – Gewerk- Matrosen und Soldaten, die durch den Krieg schwadronen gegen den schaften, SPD, USPD und KPD – kläglich ge- aus der Bahn geworfen worden waren. Jetzt »inneren Feind«, gegen alles, scheitert. Kapp floh mit dem Flugzeug nach dienten sie als Todesschwadronen gegen den was politisch links war. Schweden, Lüttwitz versteckte sich nahe der »inneren Feind«, gegen alles, was politisch tschechischen Grenze. links war. Auch die »Brigade Ehrhardt« war Doch die Gefahr war nicht vorüber. Die während der Novemberrevolution 1918 gebil- Anfang des Jahres 1920 eskalierte die Situa- Anführer des Putsches wurden nicht vor Ge- det worden, um gegen die Arbeiter, Soldaten tion. Die Regierung verlangte jetzt auf Druck richt gestellt, sie waren deshalb weiter ak- und Matrosen vorzugehen, die für demokra- der Siegermächte, die Mannschaftsstärke der tiv, um neue Putschpläne zu schmieden. Als tische und gerechte soziale Verhältnisse in Armee auf 100.000 Mann zu reduzieren und am 9. November 1923 der NSDAP-«Füh- der soeben gegründeten Republik eintraten. die Freikorps aufzulösen. Die große Mehr- rer« Adolf Hitler und der Weltkriegs-Ge- Allein mit dem Wechsel der Staatsform wa- heit des Offizierskorps der Reichswehr und neral Erich Ludendorff in München einen ren sie nicht zufrieden. Ihnen ging es darum, die Freikorps-Führer weigerten sich, diesen Putschversuch inszenierten, waren unter ih- die Schlüsselindustrien, den Großgrundbe- Befehlen nachzukommen. Stattdessen wur- ren Gefolgsleuten nicht wenige Männer, die sitz und die Banken zu sozialisieren. Außer- de unter Führung von Wolfgang Kapp und dreieinhalb Jahre zuvor bereits in der Vor- dem forderten sie, die reaktionären Eliten in des Generals der Infanterie Walther von bereitung und Durchführung des Kapp-Put- der Verwaltung und im Militär, in der Justiz Lüttwitz beschlossen, unverzüglich einen sches eine wichtige Rolle gespielt hatten. und in der Polizei zu entmachten, die nach bereits seit Längerem geplanten Putsch ge- Reiner Zilkenat 10
Umwelt »Ohne vernünftige Klimapolitik können wir auch den Rest vergessen« Mit medienwirksamen Aktionen des zivilen Ungehorsams möchten die Aktivist*innen der Extinction Rebellion (XR) Bewegung den Klimawandel ganz oben auf die politische und gesellschaftliche gerne mal. Wir haben drei zentrale Forde- ʬ »Aufstand gegen das Aussterben.« rungen – das ist vielen Linken vielleicht Aktivist*innen rebellieren für das Agenda bringen. Überleben. S nicht konkret genug, für uns aber entschei- dend: Wir wollen den Klimanotstand ausru- Bild: Extinction Rebellion ie besetzen Brücken, blockieren fen, das Ziel der Klimaneutralität setzen und Verkehrsadern und veranstalten Bürger*innenversammlungen einführen, de- symbolische Trauerzeremonien. XR nicht ausleben, sondern ist meine private nen wir die politische Gestaltung überlassen. Linke und antirassistische Grup- Sache. Aber das ist auch okay. Wenn wir es Was diese entscheiden, wird sich zeigen. Ich pen nehmen sie kontrovers wahr, gemeinsam schaffen, unsere drei Forderun- für meinen Teil hoffe, dass wir es mit dem Gegner bezeichnen sie als naiv oder gar als gen umzusetzen, sind die klein-kleinen Über- Kapitalismus schaffen. gefährliche Sekte. Welche politischen Ziele zeugungen vielleicht gar nicht so wichtig. aber verfolgen die »Rebellen gegen das Aus- sterben«? Was hält die dezentral aufgebau- Du sagst klein-klein: Welche Relevanz ha- ten Gruppen zusammen? Und wie stehen sie »Wir wollen den Klima- ben lokale und regionale Themen bei XR? eigentlich zum Kapitalismus? Neuköllnisch notstand ausrufen, das Ziel nico: Diese Themen spielen immer eine hat sich mit den Organisatoren des XR-Ca- der Klimaneutralität setzen Rolle, da man an ihnen anknüpfen kann und fés Neukölln getroffen, um diese und weitere und Bürger*innenversamm- ins Gespräch kommt. Die Bewegung tut gut Fragen zu stellen. daran, rechtzeitig auf soziale Entwicklungen, lungen einführen. Was diese Verteilungsfragen und auch Probleme wie Welche Rolle spielt Neukölln für XR? entscheiden, das wird sich rechte Gewalt in Neukölln einzugehen. Für magnus: Eine sehr große. Nachdem XR zeigen.« die großen XR-Aktionen liegt der Schwer- Berlin sich derzeit auf die Bereiche Nord, punkt aber auf den zentralen Forderungen. West, Ost und Süd aufteilt und Letztere Wenn wir nicht vernünftige Klimapolitik auf sich auch hier, im Poropati, trifft, wächst den Weg bringen, können wir auch den Rest die Gruppe im Viertel stark. Eine berech- XR ist dezentral aufgebaut. Welche Grund- vergessen. Stichwort Climate Justice. tigte Kritik an unserer Bewegung ist, dass sätze müssen dabei unbedingt eingehalten wir zwar hinsichtlich Alter und Geschlecht werden? Wie und wo können Neuköllner*innen sich divers sind, aber die multikulturelle Viel- magnus: Wir haben zehn Prinzipien, euch anschließen? falt noch stark fehlt. Outreach Süd, also die das hält uns zusammen. Dazu gehört zuvor- nico: Hier ins Poropati kann jeder kom- Ortsgruppe für Öffentlichkeitsarbeit, wid- derst Gewaltfreiheit, aber auch Selbstrefle- men, der Interesse hat. Über das offizielle met diesem Problem gerade eine Projekt-AG. xion und stetiges gemeinsames Lernen. Das Onboarding, am besten über die Ortsgrup- Wir möchten bunter werden und ich glaube, ist notwendig, denn wir leben in einem to- pe Süd, kann man sich direkt mit einbringen. Neukölln ist dafür die erste Adresse in Berlin. xischen System und diese gewaltfreie Rebel- Nico: Auch in den Rollbergen gibt es ein lion ist für uns alle etwas Neues. Cafè. Und natürlich kann man bei den Re- XR fordert einen Systemwandel – wie steht bel Riders mitmachen – jeden Mittwoch. Auf es dabei mit dem Kapitalismus? Schafft ihr es denn, verschiedenste sozia- Facebook findet man alle unsere Events. magnus: Es gibt bei XR keinen Konsens, le und politische Positionen zu vereinen? den Kapitalismus abschaffen zu müssen, da- magnus: Ein Beispiel: Ich bin glühender Das Interview führte ran erinnere ich meine Mitrebell*innen auch Befürworter der Atomkraft. Das kann ich bei Thomas Materano neukölln�sch 11
Kultur Die roten Kehlen von Neukölln Der Arbeiter- und Veteranenchor Neukölln singt seit 34 Jahren Lie- der für den Frieden, mehr Solida- rität und die Arbeiterklasse. Die Gründe dafür sind überraschend zeitgemäß. W ir haben vielleicht nicht so viele Stimmen, aber umso ʬ Rotes Tuch auf weißem Hemd. So tritt der Arbeiter- und Veteranenchor Neukölln seit seiner Gründung 1986 auf. Bild: Lucía Gauchat Schulte mehr Herz.« Ursula Hybbe- neth steht vor der Tür des Proberaums in Berlin-Neu- jede Note sitzt, aber da sei der Chorgeist von der SED angeleitete und finanzierte Par- kölln und wartet auf den Beginn ihrer Chor- wichtiger als der musikalische Anspruch, teischwester im Westen der Stadt. In Hyb- probe. Sie ist künstlerische Leiterin des Ar- findet Hybbeneth. beneths Familie war man mit den Liedern beiter- und Veteranenchors Neukölln und groß geworden, die sie heute vor auch deshalb ist es ihr wichtig pünktlich zu Warum treffen sich diese dem Vergessen bewahren will. beginnen. Sie trifft sich jeden Mittwoch mit Frauen zwischen 64 und Aber nicht alle Mitglieder etwa 20 weiteren Frauen, um gemeinsam zu 82 Jahren jede Woche des Chor haben die Lie- singen. Als der Chor sich 1986, im internati- um zu singen? Na- der mit der Muttermilch onalen Jahr des Friedens gründete, waren sie türlich sind es ältere aufgesogen. Es sind auch vielleicht noch doppelt so viele Sänger*innen, Frauen in der Rente, einige dabei, denen das aber sie singen heute noch mit genauso viel die sich schon viele Traditionsbewusstsein Herz wie damals, sagt Hybbeneth bestimmt Jahre kennen und de- am wichtigsten ist. »Wir und lacht. nen der Mittwoch ein- dürfen die Menschen, die mal pro Woche Halt und hinter den Liedern standen Im Probenraum an der Hasenheide gehen Struktur gibt. Aber nicht nicht vergessen«, sagt Hybbe- die Stimmen die Tonleiter rauf und wieder nur. Für sie ist ein Chor auch neth. Und: »Wir brauchen Frieden runter. Die Frauen haben Liederbücher auf singender politischer Ausdruck. Wer auf der Erde.« dem Schoß, ein rot eingeschlagener Hef- singt heute schon noch Arbeiterlieder, könn- ter, vorne eine Friedens- te man sich fragen. Aber Karin Dalhus hat eine besondere Position taube mit roter Musikno- Die Frauen zeigen, wenn die Frauen über ih- im Chor. Die ruhige und nachdenkliche Frau te im Schnabel – das ist ren Chor reden, fallen da war keine Kommunistin im Westen, sondern das stolze Emblem des dass es möglich ist auch Begriffe wie Traditi- eine politisch überzeugte Erzieherin in der Chors. Musik und Frieden sich nach Kontinuität, on, Heimat und Herkunft, DDR. Sie wohnt heute noch in Marzahn und eben, so wie es die Grün- Gemeinschaft und um die sich heute in ver- fährt jeden Mittwoch anderthalb Stunden, dungsmitglieder von 1986 schiedenen politischen um im Chor zu singen. Für sie war die Wen- wollten. Eine Frau am Tradition zu sehnen Lagern wieder sehr aktu- de damals eine Katastrophe: Die Pionier- Klavier stimmt jetzt die und trotzdem ein ell gestritten wird. organisation Ernst-Thälmann und die freie ersten Takte von Arbeiter flammend rotes deutsche Jugend aufgelöst, die Schulbücher von Wien an. »So flieg, du Bei Hybbeneth war es ihr weggeworfen, Dalhus aus dem Schuldienst Flammende, du rote Fah- Herz auf der Zunge Vater, der sie mit zum Chor entlassen, ihre Abschlüsse nicht mehr aner- ne, voran dem Wege, den zu tragen. genommen hat, kurz bevor kannt. Für Hybbeneth war der Untergang der wir zieh'n. Wir sind der »sie auf Rente gegangen DDR weniger bedeutsam: »Wir waren vorher Zukunft getreue Kämpfer. Wir sind die Ar- ist«, wie sie sagt. Nachbarn, Freunde und Fa- im Kapitalismus und auch nachher im Kapi- beiter von Wien.« Das Lied sangen Demons- milie, alles Arbeiterkinder aus Neukölln. Sie talismus«. Persönlich traurig war sie schon. trant*innen in Wien, als sie 1927 gegen die selber war zudem auch Mitglied bei der Sozi- War die DDR doch der erste Staat, der ver- Austrofaschisten auf die Straße gingen. Nicht alistischen Einheitspartei Westberlins, einer suchte das umzusetzen, was sie anstrebten. 12
Zweckentfremdeter Wohnraum Mein Nachbar, der Konzern Airbnb will angeblich Wohn- sichern. 2018 wurde in Berlin das Zweck- raum schützen – doch dahinter entfremdungsverbot-Gesetz verschärft. steckt etwas anderes. Wer mehr als 49 Prozent der Wohnfläche W vermietet, muss für 225 Euro eine Geneh- ohnen in Berlin soll be- migung beantragen. Wer weniger vermie- zahlbar bleiben« steht auf tet, braucht nur eine Registriernummer einem Plakat, mit dem vom Bezirksamt. Airbnb wird durch Re- Airbnb wirbt. Daneben Jaz- gulierungen wie diese das Geschäft er- min, »Gastgeberin in Neu- schwert, für die Kommunen sind sie Not- kölln.« Man wolle Berlin darin unterstüt- wehr. Ob und wie die Gesetze umgesetzt zen, Wohnraum effektiv zu schützen, heißt werden, darum gibt es in mehreren Städten es darunter. Es wirkt also, als würde Jaz- Auseinandersetzungen, ob Berlin, Mün- min mit möglichen Gästen und der Nach- chen oder Paris. In Berlin werden auf der barschaft sprechen, unterstützt von einem Plattform weiter Unterkünfte ohne Regis- »Ganz nostalgisch sind wir ja auch nicht«, freundlichen Unternehmen, das die Zei- triernummer angeboten. Airbnb lässt das erzählt Hybbeneth. Neulich sei der Chor auf chen der Zeit verstanden hat. Hotelzim- zu und macht die Daten von illegalen An- einer Kundgebung zur Mietenproblematik mer sind out, Teilen ist in, wer die Stadt bieter*innen nicht transparent. Das müss- in der Gropiusstadt gewesen und haben da wirklich kennen lernen will macht Home- te das Unternehmen eigentlich, so stellt es »den Baggerführer Willibald hervorgeholt«, sharing. Doch nichts spricht dafür, dass auch ein Gutachten des Wissenschaftli- ein fröhliches Kinderlied über Mietenwahn- es Airbnb wirklich um bezahlbare Mieten chen Parlamentsdienstes des Berliner Ab- sinn und Immobilienspekulation. Das »Sin- geht oder darum, Wohn- geordnetenhauses fest. gen der Lieder der deutschen Arbeiterbe- raum zu schützen. Denn Airbnb bietet Städten an, Wohl Hunderte wegung« wurde im Dezember 2014 von der das »Homesharing« ist für bei der Registrierung und unesco zum immateriellen Kulturerbe er- das Unternehmen vor al- Wohnungen in Neu- Genehmigung zu koope- klärt. »Klar kriegste mit den Liedern von da- lem ein großes Geschäft. kölln werden illegal rieren. Das bedeutet aber mals nicht mehr alle hinterm Ofen hervor- Airbnb macht Milliarden- als Ferienwohnung zum Beispiel, dass der gelockt«, sagt Hybbeneth, »aber auch, weil umsätze und will 2020 Konzern über die Konditi- deren Klassenbewusstsein nicht mehr da sogar an die Börse, nach- vermietet. onen mitbestimmen kann. ist.« Wenn Arbeit und Freizeit ineinander dem der Börsengang zu- Auch in Berlin hat Airbnb übergehen und die Grenze zwischen Chef letzt verschoben wurde. Allein in Berlin das versucht, der Senat hat es aber aus gu- und Nichtchef verwischt wird, kann sich das werden über die Online-Plattform 22.552 ten Gründen abgelehnt. Klassenbewusstsein kaum noch entwickeln, Unterkünfte vermietet, wie sich über das Mit der neuen Kampagne fordert vermuten Hybbeneth und Dalhus. Portal Inside Airbnb herausfinden lässt. Airbnb jetzt einen »einfachen und digi- Fast ein Viertel der Anbieter*innen, 23,6 talen Registrierungsprozess wie in Ham- Ihr Chor ist für die Frauen nicht nur politi- Prozent, haben demnach mehrere Insera- burg«, wo die Registrierung automatisiert sche Heimat. Die Frauen zeigen, dass es mög- te eingestellt. Viele wohnen wohl gar nicht ist und nicht jeder Einzelfall geprüft wird. lich ist sich nach Kontinuität, Gemeinschaft selbst dort, sondern vermieten eigentlich Die Plakate sind also eine kleine Etappe und Tradition zu sehnen und trotzdem ein Ferienwohnungen. In Neukölln werden im seit Jahren andauernden Machtkampf flammend rotes Herz auf der Zunge zu tra- derzeit 3.499 Unterkünfte angeboten, bei zwischen Konzern und Kommunen. Ent- gen. »Neukölln ist für mich meine dritte Hei- knapp 20 Prozent der »Gastgeber« ist es schieden ist er noch nicht. Ein Urteil des mat geworden«, sagt Dalhus. Ihre erste Hei- mehr als eine Unterkunft. Es liegt also na- Europäischen Gerichtshofs macht es den mat war Altlindenau in Leipzig, die zweite he, dass hunderte Wohnungen im Bezirk il- Städten jetzt aber schwerer. Auf Nachfrage liegt in Marzahn und die dritte sei eben Neu- legal als Ferienwohnungen vermietet wer- eines französischen Gerichts hat das EuGH kölln. »Wegen des Chors.« Wer den Arbei- den. Airbnb verdient an jeder Vermietung im Sinne des Konzerns entschieden, dass ter- und Veteranenchor live erleben und mit mit, während der Wohnraum in den Kie- dessen Geschäfte ein »Dienst der Informa- ihnen über Heimat und Kollektivität disku- zen fehlt. tionsgesellschaft« nach der E-Commerce- tieren möchte, kann das vom 22.-28.02.2020 Berlin und andere Städte gehen gegen Richtlinie und das französische Recht da- im Heimathafen Neukölln tun, wo der Chor diese Zweckentfremdung von Wohnraum her nicht anwendbar sei. Das Urteil dürfte an einem Theaterstück mitwirkt. vor. Airbnb hält mit Klagen und Lobby-Ar- auch die Regulierung in anderen Städten Lena Fiedler beit dagegen, um die eigenen Profite abzu- erschweren. Sarah Nagel neukölln�sch 13
Neuköllner Rathaus Aus dem va ʬ Politische Mittagspause der Beschäftigten von Haupt Pharma. Bild: Thomas Licher BVV-Sitzung am 27.11.19 BVV-Sitzung amm 04.12.19 BVV-Sitzung am 22.01.20 D D A ie Bürgerinitiative AG Wohnum- ie BVV startete mit einer von lin- m Rathaus Neukölln hatten sich feld im Reuterkiez nutzte die Ein- ken und Grünen initiierten Ent- vor der Sitzung über 500 Men- wohnerfrage, um auf das Problem schließung für den Erhalt der des schen versammelt, um gegen die vonElektrorollern und Leihfahr- Unternehmens Haupt Pharma Schließung des Clubs »Griess- rädern auf Gehwegen hinzuwei- Berlin, die von der SPD mit einge- mühle« in der Sonnenallee 221 zu sen. Unter dem fadenscheinigen Vorwand bracht wurde. CDU und FDP schlossen sich demonstrieren. Für die linke sprach sich der Städtepartnerschaft mit Bat-Yam in Is- ebenfalls an. Somit sprach sich die BVV fast Anne Helm aus dem Abgeordnetenhaus für rael brachte die CDU anschließend eine Ent- geschlossen für den Erhalt der Arbeitsplät- dessen Erhalt aus. Zu Beginn der BVV über- schließung ein, in der die Raketenangriffe ze des Britzer Medikamentenherstellers aus. gab die Initiative »Schule in Not« 11.865 Un- aus dem Gaza-Streifen verurteilt wurden, Nur die AfD benahm sich bei dieser Frage terschriften für ein Bürgerbegehren zur Re- ohne auf Ursachen und Zusammenhänge wieder maximal daneben. Das gipfelte dar- kommunalisierung der Schulreinigung in dieser Vorfälle einzugehen. die linke kri- in, dass einem AfD-Bezirksverordneten das Neukölln. die linke unterstützt das Ziel der tisierte die einseitige Schuldzuweisung und Wort entzogen wurde. Eine lange Debat- Initiative, bessere Lernbedingungen in sau- wies auf die schwierigen Lebensbedingun- te gab es zur Großen Anfrage der linken beren Schulen zu erreichen und die Arbeits- gen der Menschen im völlig abgeriegelten zum Mietendeckel in Berlin. Weil die linke bedingungen von Reinigungskräften zu ver- Gaza-Streifen hin. mit Nein stimmte, erhielt ein Geschäftsord- bessern. Es folgten Entschließungen zum Bei den sich anschließenden Mündlichen An- nungsantrag nicht die erforderliche Zwei- Erhalt der Griessmühle und des Syndikats in fragen sprach die linke das Thema Zwangs- drittelmehrheit. Zum Glück: damit wurde der Weisestraße 56, die beide angenommen räumungen wegen Mietschulden sowie die eine Einschränkung der Rechte der Einwoh- wurden. Bei den Mündlichen Fragen fragte Leitlinien der Neuköllner Kinder- und Ju- ner*innen in der Fragestunde verhindert. Der die linke nach der Neubesetzung des Inte- gendarbeit 2019 bis 2022 an. die linke frag- Antrag der linken, Inklusion als Ziel in die grationsbeauftragten. Die Stelle ist seit Be- te außerdem den aktuellen Stand der Schul- Leitlinien der Neuköllner Jugendarbeit auf- ginn des Jahres unbesetzt. Von den vertagten sanierung in Neukölln ab. Positiv war, dass zunehmen, wurde angenommen. Drucksachen konnte nur eine einzige behan- die Benennung der Bibliothek in Britz nach delt werden, eine Große Anfrage der Grünen der ersten Neuköllner Schulstadträtin nach zum Stand des 2016 beschlossen Friedhofs- 1945, Margarete Kubicka, beschlossen wurde. entwicklungskonzept (ifek). In der überlan- Die Anwohner-Initiative »Hufeisern gegen gen Debatte ging es um die geplante Bebau- Rechts« hatte sich schon seit Längerem da- ung der Friedhöfe an der Hermannstraße. für eingesetzt. Der gemeinsame Antrag von linken, SPD und Grünen, den Hertzberg- platz als dauerhaften Erinnerungsort für die Novemberrevolution als Geburtsstunde der ersten deutschen Demokratie zu gestalten, wurde ebenfalls beschlossen. Thomas Licher 14
Aktuelle Termine Kostenfreie Rechtsberatung Mittwochs 14-16 Uhr in der Wipperstr. 6. Bezirksvorstand › Jobcenter und Sozialrecht: tagt parteiöffentlich in der Regel alle zwei 11. und 25. März, 8. und 22. April Wochen donnerstags. Nächste Sitzung: 5. › Mietrecht: März 2020 um 19 Uhr in den Räumen der 4. und18. März, 1. und 15. April LINKEN Neukölln (Wipperstr. 6) Terminvereinbarung: 0176/97896139 doris.hammer@die-linke-neukoelln.de Basisorganisationen Das basisdemokratische Rückgrat des Be- Weitere Termine: zirksverbands. Interessierte sind jederzeit 100 Jahre Kapp-Putsch, willkommen! › www.die-linke-neukoelln.de 100 Jahre Generalstreik › Facebook: DIE LINKE. Neukölln › BO Hermannstraße Sa, 14. März 2020, 15 Uhr Treffen jeden 2., 4. und ggf. 5. Mittwoch Kaiser-Wilhelm-Platz (Schöneberg) im Monat von 19 bis 21 Uhr im »RigoRo- Kontakt sa«, Schierker Str. 26 Zusammen wollen wir am 14. März an den DIE LINKE Neukölln, Wipperstraße 6, 12055 › BO Reuterkiez Generalstreik gegen den Kappputsch erin- Berlin, Telefon: 030/613 59 19, Treffen jeden 2. und 4. Montag im Monat nern. Wir wollen den Mut der Streikenden IBAN: DE16 1007 0848 0525 6078 01 von 18 bis 20 Uhr im »Verein iranischer feiern und ihren schwer erkämpften Sieg. Flüchtlinge«, Reuterstr. 52 Sprecher*innen: Hunderte von Menschen sind für Demokra- › Kiezgruppe Rixdorf › Sarah Nagel, 01 522/26 20 956, tie und Sozialismus gefallen. Die wichtigste Treffen jeden 1. und 3. Dienstag im Monat sarah.nagel@die-linke-neukoelln.de Botschaft dieses Streiks lautet auch hundert um 19 Uhr in der Wipperstr. 6 › Moritz Wittler, 01 72/1 60 49 07, Jahre später noch: Wenn große Teile der Be- › BO Kranoldkiez moritz.wittler@die-linke-neukoelln.de völkerung für ihre Interessen zusammenste- Treffen jeden 2. Donnerstag um 19 Uhr in hen, wenn wir uns nicht spalten lassen, kön- der Wipperstr. 6. Nächste Treffen am 27. nen wir jedem Angriff trotzen. Februar, 12. und 26. März. Mach mit! › BO 44 Nächste Treffen 4. u. 19.3., 1.,16. u.29.4. Diskussion zur geplanten 19 Uhr im »RigoRosa«, Schierker Str. 26. S-Bahn-Privatisierung › BO Süd Informieren, diskutieren, Treffen jeden 1. und 3. Mittwoch im Mo- Veranstaltung im März 2020, Datum tba. nat um 18 Uhr im Gemeinschaftshaus mit der linken aktiv werden! Mehr Infos: die-linke-neukoelln.de Gropiusstadt, Bat-Yam-Platz. Wenn Du im Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte siehst, dann kämpfe mit uns für soziale Gerechtigkeit Linksjugend [’solid] Kreuzkölln EINE S-BAHN FÜR ALLE und den demokratischen Sozialismus. Treffen jeden Mittwoch um 18 Uhr in der KEINE Wipperstr. 6 � Ich möchte die neuköllnisch abonnieren. ZERSCHLAGUNG � UND Ich möchte zu Veranstaltungen BVV-Fraktion DIE LINKE eingeladen werden. PRIVATISIERUNG linksfraktion@bezirksamt-neukoelln.de � Ich möchte Mitglied der Partei DER BERLINER Alle Termine finden im Rathaus Neukölln statt. DIE LINKE werden. S-BAHN › März: 21. und 28.10. jeweils 17:30 Uhr: Fraktionssitzung (A307) Name 30.10., 17 Uhr: BVV-Sitzung (BVV-Saal) Anschrift › April: 20. und 27.4. jeweils 17:30 Uhr: Fraktionssitzung (A307) 29.4, 17 Uhr: BVV-Sitzung (BVV-Saal) E-Mail Telefon BEZIRKSVERBAND NEUKÖLLN neukölln�sch 15
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