M#03 - GAME MUSIC IN CONCERT - Deutsche STAATSPHILHARMONIE - Deutsche Staatsphilharmonie ...

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M#03 - GAME MUSIC IN CONCERT - Deutsche STAATSPHILHARMONIE - Deutsche Staatsphilharmonie ...
Spielzeit 19–20                        Deutsche
  Magazin März–Mai 2020     STAATSPHILHARMONIE
                                   Rheinland-Pfalz

                  #03
LIEBES PUBLIKUM

                          GAME MUSIC IN CONCERT
M#03 - GAME MUSIC IN CONCERT - Deutsche STAATSPHILHARMONIE - Deutsche Staatsphilharmonie ...
MAGAZIN FÜR KUNST & KULTUR IN LU

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    SCHÄÄ, DASS DO BISCHD
    KUNST IN LU GIBT ES
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2                              Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
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INHALT

IM RAMPENLICHT                                  AUF DEM SPIELFELD
Foto des Monats                             4
ÜBRIGENS ...
                                                4. Philharmonisches
3. Philharmonisches Konzert
Kurioses in Zahlen                          6
                                                Konzert
                                                SUPERMAN           20
TITELGESCHICHTE

Game Music in
Concert                                     8

                                                AUF TOURNEE
                                                In Rheinland-Pfalz                    22
                                                BEETHOVEN SPEZIAL
NACHGEFRAGT
                                                5. Philharmonisches Konzert &
Was sind Keynote-Konzerte?                 12   5. Mannheimer Meisterkonzert
Was macht dich besonders für die                Von VERBRÜDERUNG und AUFBRUCH         23
Staatsphilharmonie?                        15
                                                BUNTE SEITE                           24

BLICK IN DIE NOTEN                              LEUTE UND EVENTS
                                                Die Jubiläumskonzerte in Landau und
4. Mannheimer                                   Ludwigshafen                          26

Meisterkonzert                                  KONZERTKALENDER
                                                März–Mai                              28
FATA MORGANA                               16   ZUGABE
                                                Darf ich vorstellen?                  30
IN BEWEGUNG
100 Jahre Aufbruch, Teil III               18

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                                               3
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IM RAMPENLICHT

Zur gleichen Zeit am gleichen Ort: Auf den Tag genau 100 Jahre
nach dem Gründungskonzert stand die Staatsphilharmonie
wieder auf den Bühnenbrettern der Jugendstil-Festhalle
Landau. Das Orchester begeisterte das Publikum in der restlos
ausverkauften Halle und nahm Glückwünsche von Minister-
präsidentin Malu Dreyer und Landaus Oberbürgermeister
Thomas Hirsch entgegen. Chefdirigent Michael Francis hielt
seine erste Rede in deutscher Sprache: „Sie alle sollten sehr
stolz darauf sein, dass dieses wunderbare Orchester nicht nur
100 Jahre jung, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil
des kulturellen Lebens von Rheinland-Pfalz ist. Ich gratuliere
Ihnen allen, denn ein Orchester gehört zu einer Gemeinschaft,
herzlichen Glückwunsch. […] Ich bin sehr stolz und fühle mich
geehrt, an dieser Stelle Chefdirigent sein zu dürfen. Ich bin
allen meinen 16 Vorgängern dankbar, die so hervorragende
Arbeit geleistet haben und auch den unzähligen Musikern, die
in den letzten 100 Jahren mit diesem Orchester gespielt ha-
ben. We stand on the shoulders of giants.“

4                                                                Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
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Foto des Monats

                                              Foto Christian Kleiner

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                         5
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ÜBRIGENS ...

KURIOSES                                                                     Fr, 06.   3. PHILHARMONISCHES KONZERT

                                                                             März 2020 OBSESSION
                                                                             19.30 Uhr          Pfalzbau, Ludwigshafen

IN ZAHLEN                                                                                   Text Nico Schwinn und Judith Schor

Neun Perspektiven auf Hector Berlioz’
„Symphonie fantastique“

                      26 Jahre
   Mit 26 Jahren lernte Hector Berlioz 1827 die Schauspielerin Harriet Smithson kennen. In Shakespeares „Hamlet“ spielte sie
die Ophelia und Berlioz verliebte sich unsterblich in sie. Durch die unglückliche Liebe bewegt, fasste er den Entschluss eine
                      „gewaltige Instrumentalkomposition“ zu schreiben: Die „Symphonie fantastique“.

 5x
                                                                   2-fach geteilt war die Begabung des Komponisten. Nicht
5 Sätze komponierte Berlioz und überschrieb                     nur die Musik, sondern auch die Literatur gehörte zu seinen
   das Werk mit „Episode aus dem Leben eines                     großen Leidenschaften – in Größe nur von seinem eigenen
Künstlers“. Explizit verstand er es als „musika­                    Ego übertroffen. Dabei projizierte er sein eigenes Leben
 lisches Drama“, und gliederte es entsprechend                  ins Ideal der Kunst: „Mein Leben ist ein Roman, der mich sehr
 analog der fünf Akte des klassischen Dramas.                                             interessiert“.

6                                                                           Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
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75 mg
Etwa 75 mg Opium versetzen den tragischen Helden in einen
  narkotischen Schlaf, der von grausamen Visionen begleitet
   wird. Er bildet sich ein, die Geliebte umgebracht zu haben                 1 sogenannte „Idée fixe“, der Gedanke an die
 und erlebt seine eigene Hinrichtung. Das ist nur eine der                       unerreichbare Geliebte, zieht sich durch
   vielen Episoden, die der tragische Held der „Symphonie                    alle fünf Sätze und hält die Sinfonie gedanklich
                      fantastique“ durchlebt.                                                  zusammen.

38 x
 38 Asterix-Bände sind bis heute erschienen.
Dass der kleine putzige Hund im Comic Idefix
 heißt, ist ein Wortspiel und greift auf die Idée
  fixe zurück: Idefix weicht seinem Herrchen                    98 Instrumente besetzte Hector Berlioz, was eine ganz neue
Obelix niemals von der Seite, er begleitet ihn                      Dramatik im Klang hervorrief. Die Klangwelt war nicht nur
    auf Schritt und Tritt. Genauso wie der                        lauter, sondern auch außergewöhnlicher: Kornette, Harfen
 obsessive Gedanke an die Geliebte, der in                      und Piccoloflöten, großbesetzte Fagotte und Pauken gehörten
   Berlioz’ Sinfonie die zentrale Rolle spielt.                  bisher eigentlich nicht zu einer üblichen Orchesteraufstellung.

3 Jahre
                                                                                      50
   Fast 3 Jahre nach der gefeierten Uraufführung der
„Symphonie fantastique“ (1830) heiratete die Schauspielerin
   Harriet Smithson den zuvor abgelehnten Komponisten.
                                                                                      Min.
                                                                             Etwa 50 Minuten dauert eine Aufführung der
  Die Ehe entpuppte sich allerdings als eine Katastrophe.                             „Symphonie fantastique“.

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TITELGESCHICHTE

                                                                                                 Mi, 29. Apr. 2020, 20.00 Uhr
                                                                                BASF-Feierabendhaus, Leuschnerstraße 47,
                                                                                            67063 Ludwigshafen am Rhein
         Einführung: 19.15 Uhr durch den Philharmonischen Jugendklub zusammen mit dem Gaming-Club der Stadtbibliothek Ludwigshafen

GAME MUSIC
IN CONCERT                                                                                                       Text Moritz Klenk

PROGRAMM

Nobu Uematsu
Symphonic Odysseys,
daraus: Opening Fanfare

Yoko Shimomura
Final Fantasy XV. In the
Shadow of the Crystal
Deutsche Erstaufführung

Yoko Shimomura
Fantasy I: Kingdom
Hearts, „Rhapsody“
                           Eine Feuersbrunst umgibt einen monumentalen Altar. Bedroh­
Tokyo                      liche Weltuntergangmusik mischt sich zu Angst und Verzweif-
Nobu Uematsu               lung. Inmitten der infernalen, düsteren Halle befindet sich Prinz
Final Fantasy VII,
Sinfonie in drei Sätzen    Noctis, doch er ist am Ende seiner Kräfte. Chor und Streicher
Eckehard Stier
                           erfüllen die dramatische Szene mit mächtigen Akkorden, als
Dirigent                   eine Explosion ihn zu Boden wirft.

8                                                                               Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
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Game Music in Concert – Final Fantasy

Wir befinden uns in der Welt Eos. Vielmehr im          Die Opening Fanfare
dramatischen Intro zu „Final Fantasy XV“, das        wurde ursprünglich von
den Spieler direkt in diese unbekannte Welt zieht     Uematsu für die „Play A
                                                     Video Game Symphony“
und ihn eintauchen lässt in einen Nervenkitzel
                                                     Welttournee komponiert
fernab der Realität. Bild und Ton ergänzen sich                                  Darin ist Final Fantasy natürlich keine Ausnahme,
                                                       und eröffnet seitdem
dabei kunstvoll zu einer cineastischen Ouvertüre        alle „Game Music“        man denke nur an andere große Welterfolge wie
in das Spiel. Die Handlung dreht sich um Kron-               Konzerte.          „The Legend of Zelda“, „World of Warcraft“, „Call of
prinz Noctis, der den Thron des Königreichs Lucis                                Duty“ oder die unverwechselbaren Hymnen aus
zurückerobern möchte. Denn Eos wird beherrscht                                   dem Super Mario-Universum. Wie auch Filme
von dem Imperium Niflheim. Mit Hilfe seiner                                      besitzen alle großen Computerspiele heutzuta-
Freunde stellt sich der Thronerbe dem Kampf.                                     ge einen umfangreichen Soundtrack mit Titel-
Freundschaft, Schicksal und Vermächtnis bilden                                   thema und zahlreichen stimmungsvollen Tracks.
die thematische Grundessenz von „Final Fantasy                                   Denn Musik besitzt die unvergleichliche Fähig-
XV“, mit dem die japanische Komponistin Yoko                                     keit, Emotionen zu transportieren und der Hin-
Shimomura ihr großes Debüt in der Reihe feierte.                                 tergrundstille eine Atmosphäre zu verleihen. Der
In ihrer Komposition greift sie diese Themen auf                                 Begriff der „Immersion“ spielt hier eine wichtige
und bindet sie in unterschiedliche musikalische                                  Rolle und meint das vollkommene Eintauchen in
Stile wie Sinfonik, Bossa Nova und Blues ein. Vor-                               eine virtuelle Umgebung.
ab hatte sie bereits für die Spielereihe „Kingdom                                Die Musik schafft es, den Bildern eine stimmungs­
Hearts“ gearbeitet, einem Kollaborationsprojekt                                  volle Illustration zu verleihen, Figuren zu charak­
von Disney und Final Fantasy-Entwickler Square                                   terisieren und den Betrachter oder Spieler emo­
Enix, in dem Figuren aus beiden Welten auftau-                                   tional in das Geschehen einzubinden. Im Gegen­
chen. In der „Rhapsody“ verschmelzen diese bei­                                  satz zu Filmmusik stellen Videospiele aber die
den Welten zu einem emotionsgeladenen Klang-                                     Komponisten vor eine ganz besondere Heraus-
spiel.                                                                           forderung: Die Musik muss sich natürlich an das
Wie in allen Teilen der Rollenspielserie geht es                                 Geschehen und die Handlungen des Spielers an-
um den epischen Kampf zwischen Gut und Böse –                                    passen, schließlich steuert der Spieler aktiv das
ein Held muss sich einer Bedrohung stellen, um                                   Geschehen und verändert damit den Verlauf des
den Frieden einer sagenumwobenen Welt wieder­                                    Spiels.
herzustellen. Final Fantasy begeistert mit seinen                                Die Komposition von Videospielmusik ist eine sehr
mittlerweile 15 Teilen weltweit Millionen Fans.                                  komplexe Aufgabe, die ein äußerst vielschichtiges
Neben den spannenden Handlungen und den                                          und vor allem anpassungsfähiges musikalisches
aufwendigen Animationen sorgten insbesondere                                     Netzwerk erfordert. Dies kann über ganz unter-
auch die beeindruckenden Soundtracks stets für                                   schiedliche Methoden geschehen: Dazu zählt die
Begeisterung in der Game Community. So ist                                       Verwendung zahlreicher Zwischensequenzen, die
es nicht verwunderlich, dass der große Erfolg der                                ein Musikstück in das nächste überleiten. Eine
Spiele auch zahlreiche Alben, Klavierarrange-                                    andere Möglichkeit ist das Komponieren mehre-
ments sowie vollorchestrierte Fassungen der                                      rer Versionen eines Stückes in unterschiedlichen
monumentalen Musik hervorgebracht hat, die                                       Stimmungen, wodurch diese übergeblendet wer­
damit auch ihren Einzug in die Konzertsäle der                                   den können. Eine neutrale Hintergrundmusik kann
Welt fand.                                                                       sich dann plötzlich in eine energische Kampfmu-
                                                                                 sik verwandeln. Videospielmusik hat aber noch
                                                                                 eine andere Funktion, da die Soundeffekte dem
                                                                                 Spieler helfen, sich zu orientieren und auf Ereig-
                                                     Yoko Shimomura ist die
Realisierung des Projekts:
                                                        wohl berühmteste
                                                                                 nisse zu reagieren. Interaktionen, Hinweise, Be-
Mit freundlicher Unterstützung der
                                                      Spielekomponistin der      wegungsabläufe und vieles mehr werden klang-
                                                              Welt.              lich verdeutlicht. Sobald sich ein Gegner in der
                                                      Das Unternehmen von        Nähe befindet, wird dies beispielsweise musika-
                                                     Nobu Uematsu hat den        lisch eingeleitet, um den Spieler auf den nahen-
                                                      Namen „Smile Please“.      den Kampf vorzubereiten.

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                                                                                         9
M#03 - GAME MUSIC IN CONCERT - Deutsche STAATSPHILHARMONIE - Deutsche Staatsphilharmonie ...
TITELGESCHICHTE

Diese Elemente finden sich bereits in den frühes­   Beim Cosplay ver­kleiden
ten Anfängen der Videospiele. Die hypnotischen        sich Fans, um einem
Pieptöne des Spieleklassikers „Pong“ dienten vor      Charakter möglichst
                                                      originalgetreu durch
allem dazu, dem Spieler zu verdeutlichen, ob er
                                                     Masken, Accessoires
den Ball getroffen hat oder nicht. Es wurden also
                                                      und Verhalten darzu­
einfache Geräusche eingesetzt, um das visuelle       stellen. Die Figur kann    Der Markt für Computerspiele ist riesig und über-
Spielgeschehen durch eine akustische Ebene zu       dabei aus Videospielen,     steigt sogar den Erfolg von Kinofilmen bei wei-
erweitern. Die Handlungen und Reaktionen des          Filmen oder Comics        tem. Gleichermaßen steigt auch die Popularität
Spielers werden mit verständlichen Klangimpul-       kommen. Der Begriff        der Soundtracks, sodass diese immer aufwen-
sen für Erfolg, Misserfolg oder Gefahr erklärt.         stammt aus dem          diger produziert wurden, bis schließlich echte
                                                     englischen „costume“
Diese geräuschhaften Elemente stellen zwar noch                                 Orchester zum Einsatz kamen. In „Headhunter“
                                                           and „play“.
keine Musik im eigentlichen Sinn dar, waren je-                                 wurde dieser Schritt 2001 zum ersten Mal ge-
doch der erste Schritt zu einer eigenständigen                                  wagt, das Spiel hatte jedoch nur mittelmäßigen
Computerspielmusik. Aus einzelnen Tönen wur­                                    Erfolg. Den großen Durchbruch schaffte 2003
den schließlich melodische Folgen und mehrstim-                                 dann „Tomb Raider: The Angel of Darkness“ mit
mige Kompositionen, die aber noch aus den ty­                                   einem Soundtrack, der vom London Symphony
pischen Computerklängen der 1980er und -90er-                                   Orchestra eingespielt wurde. Videospiele er-
Jahre bestanden, die mit ihrer charakteristischen                               reichten damit nicht nur visuell, sondern auch
Klangästhetik ganze Generationen geprägt ha-                                    akustisch das gleiche Erwartungsniveau, das die
ben. Mit dem digitalen Fortschritt konnten auch                                 Spieler auch an Filme stellten.
reale Instrumente immer besser imitiert werden,                                 An dem Erfolg von „Final Fantasy VII“ wird dies
wodurch zunehmend ausgereiftere und komple-                                     besonders deutlich. Es zählt international zu den
xere Soundtracks entstanden, obwohl die Kompo-                                  erfolgreichsten und beliebtesten Spielen, dessen
nisten nach wie vor an technologische Grenzen                                   Soundtrack nicht nur auf CD veröffentlicht, son-
gebunden waren. Hört man sich heute die ers-                                    dern auch als Klavierversion und darüber hinaus
ten Final Fantasy-Soundtracks an, erkennt man                                   vielfach für Orchester arrangiert und in verschie-
jedoch bereits, dass der Komponist Nobuo                                        denen Konzerten aufgeführt wurde. Die Handlung
Uematsu bereits einen „echten“ orchestralen                                     spielt in einer dystopischen Welt, die sich fest in
Soundtrack im Hinterkopf hatte, den er aber mit                                 der Hand eines Megakonzerns befindet, der dem
den digitalen Klangmöglichkeiten seiner Zeit um-                                Planeten die Lebensenergie entzieht. Eine kleine
setzen musste.                                                                  Widerstandsgruppe möchte sich der Vorherr-
Als Komponist von insgesamt zwölf Final Fantasy-                                schaft des Konzerns entgegenstellen. Dabei müs­
Teilen hat Uematsu den größten musikalischen                                    sen sich die Hauptfiguren mit ihrer eigenen Ver-
Einfluss auf die Reihe und prägte somit eine rie-                               gangenheit und der geheimnisvollen Geschich­te
sige Fangemeinde mit seiner Musik. Schon in den                                 des Planeten auseinandersetzen.
späten 1980er-Jahren setzte er ganz neue Maß-                                   Im Jahr 2013 entstand „Final Fantasy VII“, Sinfonie
stäbe bei den Videospiel-Soundtracks. Mit ein-                                  in drei Sätzen, in der Arrangeur Jonne Valtonen
gängigen Melodien, mystischen Klängen und der                                   drei thematische und musikalische Motive aus
Mischung aus westlicher und östlicher Harmonik                                  dem Spiel zu einer farbenreichen Sinfonie aus-
sorgte er bei den Spielefans für große Begeis-                                  arbeitete. Der erste Satz „Nibelheim Incident“
terung.                                                                         portraitiert den Bösewicht Sephiroth auf seiner
                                                                                Reise durch das Spiel und dem dabei durchlebten
                                                                                seelischen Gefühlschaos. Im zweiten Satz „Words
                                                                                Drowned by Fireworks“ steht die Dreiecksge­
                                                        Square Enix ist ein     schichte des Helden Cloud sowie dessen unge-
                                                    japanischer Videospiel­
                                                                                klärte Gefühle mit Aerith und Tifa im Vorder­grund.
                                                       entwickler. Allein die
                                                                                Der dritte Satz „The Planet’s Crisis“ schildert den
                                                      Spiele aus der „Final
                                                    Fantasy“ Serie verkauften   finalen Showdown zwischen Cloud und Sephi­
                                                      sich weltweit mehr als    roth, in dem sich die beiden Themen wie im Kampf
                                                        144 Millionen Mal.      überschlagen.

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Game Music in Concert – Final Fantasy

PROGRAMM IN KÜRZE

Nobu Uematsu        Opening Fanfare. Arranged by Jonne Valtonen

  	Die Fanfare wurde von Uematsu extra als Eröffnungswerk von
    Game Music Konzerten komponiert. Sie bietet einen fulminanten
    Einstieg in die Spielewelten.
                                                                                Mehr Hintergründe zum Programm erfahren
Yoko Shimomura Final Fantasy XV, „In the Shadow of the Crys-                    Sie in der Konzerteinführung
                    tal“. Arranged by Jonne Valtonen                            Computerspiele und Gaming kennen Sie nicht?
                                                                                Keine Angst, wir auch nicht. Unser letzter Stand
  	Freundschaft, Schicksal und Vermächtnis bilden die thematische
                                                                                en­dete Mitte der 1980er-Jahre mit Commodore
    Grundessenz. Kronprinz Noctis und seine Freunde kämpfen
    gegen das Imperium Niflheim, um den Thron zurückzuerobern.                  64 und Nintendo DS, das wir damals in der gro-
    Ein fesselnder und anspruchsvoller Soundtrack der die Emotio-               ßen Pause auf dem Schulhof gezockt haben.
    nalität des Spiels spiegelt. Kampf- und Eroberungsszenen                    Dabei hat sich die Gaming-Kultur zwischenzeit-
    stehen neben beinahe sakralen Klanggebäuden.                                lich längst als gut verankerter gesellschaftlicher
                                                                                Faktor mit veritablem Einfluss auf althergebrach-
Yoko Shimomura Fantasy I: Kingdom Hearts, „Rhapsody“.
                                                                                te Kulturformate etabliert.
                    Arranged by Jonne Valtonen and Roger Wanamo
                                                                                Und so begeben wir uns mit unserem Jugendklub
  	Der Schauplatz der Kingdom Hearts-Serie klingt bizarr:                      zusammen mit Jugendlichen des Gaming Clubs
    Disney-Figuren treffen auf Charaktere der Final Fantasy Saga.               der Stadtbibliothek Ludwigshafen auf Spuren-
    Der Soundtrack beschreibt eine lustig, süßliche Zauberwelt                  suche.
    in der sowohl Prinzessinnen als auch Abenteuerhelden ihren Platz            Das Ergebnis unserer Recherche zu Final Fantasy
    haben und Gut und Böse klar voneineinander abgegrenzt sind.
                                                                                präsentieren wir Ihnen als Konzert­einführung vor
    Beeindruckende Bläserfanfaren und glitzernde Klavierpassagen
                                                                                dem Konzert im Feierabend­haus. Start 19.15 Uhr.
    machen das Nebeneinander der Figuren erfahrbar.

Nobu Uematsu        Final Fantasy VII, Sinfonie in drei Sätzen.
                    Arranged by Jonne Valtonen

  	Berauschende Melodien, die die epische Geschichte von „Final
                                                                                Der Jugendklub trifft sich an einzelnen Terminen.
    Fantasy VII“ verdichten. Jede Gefühlslage ist vertreten, und
                                                                                Infos gibt es unter www.staatsphilharmonie.de/de/
    so kann man sich den großen Emotionen zwischen Melancholie
                                                                                jugendklub oder direkt bei André Uelner unter
    und Größenwahn nicht entziehen.
                                                                                uelner@staatsphilharmonie.de

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                                                                                      11
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                                              		                                                                                                         Text Sebastian Pantel

                                              Keynote – das kenne ich nur von Konferenzen und                 Das ist ja wie in der Schule!
                                              Kongressen. Was hat das mit Musik zu tun?                       Ein bisschen schon, ja. Die Forschung hat bewiesen: Wir ler-
                                              Eine ganze Menge! Der Begriff kommt nämlich ursprünglich        nen am Besten, wenn mehrere unserer Sinne angesprochen
                                              aus der Musik. Er bezeichnet den Ton, mit dem ein Chor sich     werden. Unsere Wahrnehmung verknüpft dann das Gesehene,
                                              vor einem A-cappella-Stück einstimmt, um sauber und ge-         Gehörte, Gefühlte, Gerochene – und das hinterlässt stärkere
                                              meinsam zu beginnen.                                            Spuren im Gedächtnis. Wir verstehen besser. Deshalb ist Mu-
                                              Das Prinzip hat man dann vom Konzert- in den Kongress-          sik im Konzertsaal schon etwas anderes als Musik daheim:
                                              Saal übertragen. Hier ist die Keynote der Eröffnungs- oder      Wir hören, wir sehen die Gesten der Musiker und des Dirigen-
                                              Schlüsselvortrag eines meist prominenten Redners, der die       ten, möglicherweise riechen wir das Parfüm unseres Sitznach-
                                              Veranstaltung eröffnet, einen wichtigen Impuls gibt oder        barn. Die Keynote verbindet Sprache (unser bestes „Versteh-
                                              einen Rahmen spannt, in dem die folgenden Vorträge besser       System“ überhaupt) und Musik. Das Konzertstück wird zerlegt,
                                              einzuordnen sind.                                               durchleuchtet. Es werden Spuren sichtbar gemacht, Bezüge
                                                                                                              und Abhängigkeiten. Das hilft uns, einen Teil der Musik intellek­
                                                                                                              tuell zu verstehen – um die Musik später im zweiten Teil emo-
                                                                                                              tional besser auf uns wirken lassen zu können. Danach sind wir
                                                                                                              schlauer (wie in der Schule), und vielleicht sogar glücklicher.

                                                                                                              Gibt’s dafür Beweise?
                                                                                                              Ja. Musik und Hirnforschung ist ein spannender Forschungs-
                                              Wieso soll ich mir im Konzertsaal überhaupt einen Vortrag       bereich. Man kann zum Beispiel messen, dass Musiker-
                                              anhören? Ich will Musik hören!                                  Gehirne (und die Gehirne von Menschen, die sich viel auch
                                              Wie wir Musik hören, ist von Mensch zu Mensch sehr unter-       theoretisch mit Musik beschäftigen) anders funktionieren.
                                              schiedlich. Sprache müssen wir erst erlernen, Musik hören       Die Gehirnhälften sind stärker gekoppelt. Es werden ganz ver­
                                              wir schon als Ungeborene im Mutterleib (und reagieren da-       schiedene Bereiche des Gehirns aktiv. Je nach Art der Musik
                                              rauf). Gleichzeitig ist Musik flüchtig, schwer zu greifen und   springen Areale für Bewegung, Sprache, Emotionen mit an.
                                              kaum allgemeingültig zu beschreiben. Jeder von uns hört         Und: Je professioneller und vielfältiger sich jemand mit Musik
                                              ein Musikstück anders als sein Nachbar – und anders als er      beschäftigt, desto beschäftigter ist das Gehirn. Und ja, glück­
                                              selbst zehn Jahre davor oder in der Zukunft. Denn wie wir       licher wird man davon auch. Beim Musikhören schüttet der
                                              Musik hören, hat auch damit zu tun, welche Musik wir sonst      Körper Endorphine aus – Glückshormone, wie auch beim
                                              hören, wie oft, wie intensiv, und was wir darüber wissen. Die   Essen, beim Sport oder beim Sex oder durch Konsum man-
                                              Keynote in der ersten Konzerthälfte versucht dabei zu helfen,   cher Drogen. Und je weniger oberflächlich wir Musik hören,

Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
                                                                                                                                                                                  Keynote-Konzerte

                                              die Musik besser zu verstehen – also besser zu hören.           desto besser funktioniert das.
parole.de
         25.03.–29.04.17                                                                                      »NEULAND.LIED«
         internationales                                                                                      Do 06. April – So 09. April 17
                                                                                                              16 Konzerte an vier Tagen – dieses Liedfestival

         musikfestival                                                                                        im Heidelberger Frühling ist einzigartig in der
                                                                                                              deutschen Musiklandschaft. Natürlich ist das
                                                                                                              Programm gespickt mit klassischen Lieder-
                                                                                                              abenden von Größen wie Annette Dasch oder
                                                                                                              Piotr Beczała. Doch »Neuland.Lied« ist auch ein
                                                                                                              Labor der Zukunft des Liedes, ein Open Space
                                                                                                              für frische Ideen: Lied trifft auf Tanz, Literatur,
                                                                                                              Videokunst und Drama. Deutsches Lied trifft
                                                                                                              auf Gesänge aus Japan, China, Korea, Indien,
                                                                                                              dem Iran und Israel. Alte westliche Lieder be-
                                                                                                              gegnen neuer arabischer Musik, Komponiertes
                                                                                                              auf Improvisiertes. Bereisen Sie in der Lied-
                                                                                                              stadt Heidelberg die ganze Welt des Liedes!
                                                                                                              Eine Expedition für Neugierige …

                                                                                                              KÜNSTLER BEIM
                                                                                                              HEIDELBERGER FRÜHLING
                                                                                                              Pierre Laurent Aimard I Lisa Batiashvili I BBC
                                                                                                              Philharmonic I Piotr Beczała I Ian Bostridge I
                                                                                                              Uri Caine I Chamber Orchestra of Europe I
                                                                                                              Annette Dasch I Isang Enders I Fauré Quartett
                                                                                                              I Isabelle Faust I Julia Fischer I Christian
                                                                                                              Gerhaher I Grandbrothers I Thomas Hampson
                                                                                                              I Irish Chamber Orchestra I Kristjan Järvi I
                                                                                                              Igor Levit I Mahler Chamber Orchestra I
                                                                                                              Albrecht Mayer I Ana Moura I Daniel Müller-
                                                                                                              Schott I Pera Ensemble    I ChristinaProgrammbuch
                                                                                                                              Kostenloses           Pluhar I
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          Programmbuch an unter:                                                                              orchester I Tetzlaff Quartett I Alexandre
          Tel. 06221 - 584 00 12 oder                                                                                         www.heidelberger-fruehling.de
                                                                                                              Tharaud I The Knights I Daniil Trifonov I
          www.heidelberger-fruehling.de                                                                       Ulrich Tukur I Jörg Widmann I Frank Peter
                                                                                                              Zimmermann I Tianwa Yang I Nikolaj Znaider
                                                                                                              u. v. a.

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   Unbenannt-1 1                                                                                                                                                            05.02.2020 09:53:10

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                     Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                   Weitere Infos unter rheinpfalz-abo.de                                                                 13
                                                                                oder 0631 3701-6640.
Measha
     Brueggergosman, Sopran
     delian::quartett

     Werke von Joseph Haydn, Johannes Brahms,
     Kurt Weill, Francesco Filidei

                        18. Mrz 20 · 20.00
                        BASF-Feierabendhaus, LU
                                                                                      © Hiep Vu

                        Tickets und Infos unter: www.basf.de/kultur
14                                      Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
WAS MACHT DICH BESONDERS FÜR
                                                                                                                                                                                           NACHGEFRAGT

                                           DIE STAATSPHILHARMONIE?
                                           Seit 2015 kooperieren die Deutsche Staatsphilharmonie
                                           Rheinland-Pfalz und das Capitol Mannheim. Seitdem be-
                                           treue ich die Abonnenten und koordiniere das Ticketing.
                                           Durch meinen Kontakt zu den Abonnenten telefonisch und
                                           vor Ort bei den Konzerten bin ich die Schnittstelle zwischen

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.
                                           dem Orchester bzw. der Veranstaltung und dem Publikum.
                                           Hier ist es immer wieder wichtig, mit Einfallsreichtum und
                                           Spontanität auf die vielfältigen Wünsche der Gäste einzuge-
                                           hen und Lösungen zu finden. Eine anspruchsvolle Aufgabe,
                                           die ich sehr schätze.
                                           So vieles konnte in dieser halben Dekade im Rahmen unserer
                                           Kooperation auf den Weg gebracht werden. Neben den Kon-
                                           zerten in der Reihe „Modern Times“ freue ich jedes Jahr be-
                                           sonders auf unser gemeinsames Konzert-Projekt mit dem
                                           Capitol Ensemble und Band und der Deutschen Staatsphil-
                                           harmonie Rheinland-Pfalz. Hier verbindet sich, was Jahr-
                                           zehnte verpönt schien: E- und U-Musik gehen eine Symbiose
                                           ein, die vergessen lässt, dass es sich um vermeintlich unver-
                                           einbare Genres handelt. Dirigent Ernst Theis und der künst-
                                           lerische Leiter Georg Veit haben sich für 2020 das Thema
                                           Grenzüberschreitung explizit vorgenommen und schlagen            Kerstin Riehle ist das Gesicht des Ticketing der Deutschen
                                           einen musikalisch-thematischen Bogen über 200 Jahre Musik­                   Staats­p hilharmonie Rheinland-Pfalz.
                                           geschichte. Nicht nebeneinander agieren die Musiker im            Zudem ist sie seit 1998 die Leiterin des Ticketing im Capitol
                                                                                                           Mannheim und hatte dort bis 2009 auch die Leitung des Betriebs­
                                           wunderschön sanierten Haus in der Neckarstadt, sondern
                                                                                                                                     büros inne.
                                           verschmelzen zu einem Klangkörper, was z. B. im inzwischen
                                           als Kult-Stück der Reihe geadelten „Insomnia“ erlebbar wird.

                                                                                                                                 AUS NEUGIER
                                                                                                           Mi, 27.
                                                                                                           Mai 2020              GRENZENLOS
                                                                                                           19.30 Uhr                Capitol, Mannheim

15
                                                                                                                                                                             leitet das Ticketing
                                                                                                                                                                                   Kerstin Riehle,
BLICK IN DIE NOTEN

AbendMorgenLand –
Borodins Steppenskizze aus Mittelasien
 Spätestens zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen die Künst-
 lerinnen und Künstler ein neues Verständnis von Landschaft                      ➋
 zu entwickeln. Man sah in ihr nun eine Art Gegenklang zum
 Seelischen. In dunkle Wolken gehüllt, von schroffen Felsen
 durchzogen, oben eine verfallene Burg oder eine Kloster-
 ruine – so oder ähnlich diente sie den Malern als ein Mittel,
                                                                           ➊
 Empfindungen der Trauer zu spiegeln. „Ich komme vom Ge-
 birge her, / Es dampft das Tal, es braust das Meer“: mit diesen
 Zeilen beginnt ein 1816 von Schubert vertontes Gedicht, „Der
 Wanderer“ überschrieben, das von einem heimatlosen Glück-
 sucher erzählt. Und schon bald widmeten sich auch die Sin-
 foniker dem Thema, ja sie reicherten es an, indem sie nun
,Soundtracks’ ganz bestimmter Regionen schufen. Felix
 Mendelssohn Bartholdy bezauberte die Musikfreunde, als er
 1833 seine „Italienische Sinfonie“ vorlegte. Sie verdankte sich
 einer entsprechenden Reise. Und auch sein französischer
 Kollege Hector Berlioz folgte dem Trend, indem er ein Jahr                          ➌
 später das Orchesterstück „Harold en Italie“ vollendete.
 Demnach reihte sich der russische Komponist Alexander
 Borodin 1880 mit seiner sinfonischen Dichtung „Eine Steppen-
 skizze aus Mittelasien“ in eine würdige Ahnengalerie ein. Aus
 geologischer Sicht versteht man unter einer Steppe eine vor-
 nehmlich von Gräsern bewachsene Landschaft, die mit ihrer
 Baumlosigkeit den Eindruck unendlicher Weite erweckt. Ihr
 Kleinklima zeichnet sich durch trockene und heiße Sommer
 aus. Diese Eigenschaften grundieren denn auch die „Steppen­
                                                                                          ➎
 skizze“. Borodin beginnt mit einem orchestralen Kunstgriff:
 Er lässt die ersten Violinen nicht nur in extremer Höhe und
 sehr leise (pianissimo) spielen, sondern teilt sie zudem in zwei
 Gruppen auf, um ihre lang gezogenen Töne möglichst hell, ja
 ätherisch klingen zu lassen. Auf diese Weise gelingt es ihm, die
 flirrende Hitze, die über der Steppe liegt, musikalisch über-
 zeugend abzubilden ➊ . Wenig später treten die Klarinetten
 hinzu ➋ , die eine kantable Melodie vorstellen, die Borodin in            ➍

PROGRAMM

Alexander Borodin
Eine Steppenskizze aus
Mittelasien
                                                                    FATA
                                                                    MORGAN
Fazil Say                         Dirk Kaftan
Konzert für Trompete, op. 31      Dirigent
Wassili Kalinnikow                Simon Höfele
Sinfonie Nr. 1 g-Moll             Trompete

16                                                                  Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
4. Mannheimer Meisterkonzert

                                                                                                  Mi, 06. Mai 2020, 19.30 Uhr
                                                                                                Musensaal im Rosengarten
                                                                                        Rosengartenplatz 2, 68161 Mannheim
                                                                                               Einführung: 18.45 Uhr im Stamitzsaal

                    ➏
                                                                   einem Kommentar als „Russisches Lied“ bezeichnete. Wie ei-
                                                                   ne zarte Abtönung, den farblichen Abweichungen der Steppe
                                                                   vergleichbar, mutet es an, wenn das Horn – unmittelbar an-
                                                                   schließend – mit der Wiederholung des „Russischen Liedes“
                                                                   einsetzt ➌ . Nachdem es verklungen ist, sieht sich die Hörer-
                                                                   schaft überrascht. Rhythmisch versetzt spielen die tiefen
                                                                   Streicher, die Bratschen und Celli, nun kleinteilige Motive, die
                                                                   für Unruhe sorgen, Bewegung in die Sache bringen, zumal sie
                                                                   nicht mit dem Bogen, sondern durch Pizzikati erzeugt wer-
                                                                   den, durch das Zupfen der Saiten ➍ . Sie deuten, so wiederum
                                                                   Borodin, das „Getrappel von Pferden und Kamelen“ an. Die
                                                                   flirrende Hitze, das „Russische Lied“, das „Getrappel“ – als-
                                                                   bald tritt ein viertes Element hinzu: das „Orientalische Lied“,
                                                                   vorgetragen von den schmachtenden Tönen des Englisch-
                                                                   horns ➎ : eine Kantilene, deren zahlreiche Verzierungen an die
                                                                   Arabesken erinnern mögen, an die morgenländischen Ranken­
                                                                   ornamente, von Borodin aber dazu auserkoren sind, eine
                                                                   schaukelnd sich fortbewegende Karawane zu symbolisieren.
                                                                   Als deren Schutzmacht fungiert zweifelsohne die russische
                                                                   Armee. Jedenfalls demonstriert das „Russische Lied“ deutlich
                                                                   Stärke, wenn es auf dem Höhepunkt der Steppenskizze vom
                                                                   Tutti, also dem vollen Orchester, und in einem recht block-
                                                                   haften Satz vorgetragen wird. Nach einer solchen Kraftgeste
                                                                   kann die Karawane (sprich das „Orientalische Lied“) sicher ih-
                                                                   ren Weg fortsetzen, um allmählich aus dem Sichtkreis (sprich
                                                                   der Hörweite) zu entschwinden, wie das im vierfachen Piano
                                                                   aushauchende Ende nahelegt. Ein wenig davor kommt es zu
                                                                   einem symbolischen Brückenschlag ➏ . Denn Borodin ver-
                                                                   mählt hier das „Russische“ mit dem „Orientalischen Lied“, in-
                                                                   dem er sie übereinander schichtet. Ob er hierbei an Goethe

NA
                                                                   gedacht hat, an dessen 1819 erschienene Gedichtsammlung
                                                                  „West-Östlicher Divan“? Immerhin enthält sie Verse, die an-
                                                                   muten, als seien sie auf die Steppenskizze gemünzt: „Wer sich
                                                                   selbst und andere kennt, / wird auch hier erkennen: / Orient
                                            Text Matthias Henke    und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“

 Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                                                                                      17
IN BEWEGUNG

100 JAHRE
AUFBRUCH
                                                                                                 1978 ging Christoph Stepp. Das Orchester über-
                                                                                                 brückte die Zeit, bis Christoph Eschenbach 1979
                                                                                                 kam, mit Gastdirigenten wie Sergiu Celibidache,
                                                                                                 Uri Segal und Herrmann Hildebrandt.
                                                                                                 Mit Christoph Eschenbach erhielt das Orchester
TEIL III                                                              Text Burkhard Egdorf       den Namen „Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz“.
                                                                                                 Ohne die enge Verbindung zu den pfälzischen
Am 1. Januar 1974 wurde die Pfälzische Philhar­                                                  Städten aufgegeben zu haben, hatte sich das
monie schließlich in den Rang eines Staatsor-                                                    Orchester über die engeren Grenzen hinaus be-
chesters erhoben. Das Land wurde Träger des                                                      kannt gemacht und war zum musikalischen Aus-
Orchesters. Zum steigenden Renommee des Or-                                                      hängeschild des Bundeslandes Rheinland-Pfalz
chesters trug übrigens kein Geringerer als Sergiu                                                geworden.
Celibidache bei. Wiederholt und über lange Jahre                                                 Unter Eschenbach wurden die Solisten des Or-
(seit 1956) arbeitete er mit dem Orchester zu-                                                   chesters verstärkt in Konzerten herausgestellt.
sammen. So diente es ihm im Sommer 1978 bei-                                                     Neue Solisten wie Justus Frantz, Heinrich Schiff
spielsweise als Partner für seine internationalen                                                oder Alicia de Larrocha brachten frischen Wind.
Dirigierkurse in Trier. Anlässlich eines Konzerts in                                             Das Programmprofil des Orchesters wurde durch
Worms, im Winter 1976, schrieb der rumänische                                                    Werke der Zweiten Wiener Schule und Avantgar-
Maestro die folgende Widmung: „Meinen deut-                                                      de-Komponisten geschärft.
schen Freunden aus Ludwigshafen, die nochmals,                                                   Anfang der 1980er-Jahre registrierten die Salz-
wie erwartet, ihr Wort gehalten haben, mit mei-                                                  burger Nachrichten: „Aus dem Pfalzorchester
nen besten Wünschen für die Erreichung ihrer                                                     Ludwigshafen ist ein rühriges, erfolgreiches, ins-
Musikideale herzlichst zugeeignet“.                                                              gesamt ambitioniertes und denkendes Orches-
                                                                                                 ter geworden, dessen Status als A-Orchester
                                                                                                 auch in künstlerischer Hinsicht gerechtfertigt
                                                                                                 wird.“
                                                                                                 1983 übernahm Leif Segerstam die Leitung des
                                                                                                 Orchesters. Er setzte nicht mit nur eigenen
                                                                                                 Kompositionen einen deutlich skandinavischen
                                                                                                 Akzent, sondern auch im gesamten Repertoire –
                                                                                                 assistiert von Gastdirigenten wie Jukka-Pekka
                                                                                                 Saraste oder Esa-Pekka Salonen. Die Mitwirkung
                                                                                                 der Staatsphilharmonie an den Internationalen
                                                                                                 Musikfestspielen in Savonlinna in Finnland war
                                                                                                 nur folgerichtig.
                                                                                                 Als Leiter der Königlichen Oper in Stockholm so-
                                                                                                 wie als langjähriger Leiter der Radio-Symphonie-
                                                                                                 orchester Österreichs und Finnlands hatte und
                                                                                                 hat Segerstams Name Klang in aller Welt. Seine
                                                                                                 Domäne: das große sinfonische Repertoire des
                                                                                                 19. und 20. Jahrhunderts. Und immer wieder gab
                                                                                                 es Erst- und Uraufführungen: am 4. Juni 1984
                                                                                                 Wolfgang Rihms „Requiem“, ebenfalls 1984 Erik
                                                                                                 Bergmanns Violinkonzert, Volker David Kirchners
  Erster Spatenstich für das Gebäude Pfälzische Philharmonie, Hans-Klüber-Platz am 11.01.1983   „Bildnisse“ und viele andere.

18                                                                                              Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
01.01.1974
                                                    Pfälzische Philharmonie wird Staatsorchester

Schon unter Eschenbach hatte das Orchester ver­
stärkt Opernaufführungen im Ludwigshafener
Pfalzbau begleitet. Segerstam setzte diese Linie
fort. Hinzu kamen konzertante Aufführungen,
etwa „Salome“ von Richard Strauss im BASF-                               orchester endgültig zu einem Spitzenorchester
                                                    01.09.1979
Feierabenhaus mit Christa Ludwig, Tom Krause,                            gemausert. 1989 wurde Leif Segerstam Chefdiri-
                                                    Christoph
James King und anderen im Mai 1985.                                      gent des Dänischen Rundfunk-Sinfonie-Orches-
                                                    Eschenbach wird
Ohnehin war das Jahr 1985 ein bedeutsames           Chefdirigent.        ters. Der Staatsphilharmonie blieb er, bis heute,
für die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Sie                          als Ehrendirigent erhalten. In Ruhe suchte das
unternahm nicht nur eine ausgedehnte Konzert-                            Orchester nach einem neuen Chefdirigenten. In
tournee in die UdSSR, sondern erhielt auch ein                           der Saison 1988–89 gab es vielbeachtete Urauf-
neues Stammhaus, einen Bau in unmittelbarer                              führungen, darunter Segerstams 12. und 13. Sin-
Nähe zum Wilhelm-Hack-Museum.                                            fonie sowie Werke von Wolfgang Rihm und Theo
Der neue Orchestersitz beherbergt neben der                              Brandmüller. Messiaens riesenhafte „Turangalila-
Verwaltung, Probenräumen und Studiosaal auch        01.09.1983           Sinfonie“ fand spektakuläre Beachtung. Profilier­
ein eigenes Aufnahmestudio. Der damalige Kultus­    Leif Segerstam       te Gastdirigenten arbeiteten mit dem Orchester
minister Georg Gölter wünschte: „Möge der Ein­      wird Chefdirigent.   in der Zeit ohne Generalmusikdirektor.
zug in das neue Haus auch ein Fest des Aufbruchs                         Die Staatsphilharmonie konzertierte neben ihrem
werden“. Schon längst war der Aufbruch des                               Stammgebiet, der Pfalz, auch in der Alten Oper
Philharmonischen Orchesters in neue Regio-                               Frankfurt, in der Jahrhunderthalle Hoechst, auf
nen Wirklichkeit geworden. Unterstützt wurde                             Neuschwanstein (mit Wagners „Rienzi“), in Köln,
es dabei durch den renommierten Musikkritiker                            Düsseldorf und Amsterdam sowie beim Rheingau-
Wolf Eberhard von Lewinski, der 1984 Intendant                           Musikfestival mit der Uraufführung von Volker
                                                    1992
des Orchesters wurde. Unter seiner Mitwirkung                            David Kirchners „Mythen“ unter der Leitung von
                                                    Gründung des SO
wurden neue Konzertreihen eingeführt und nam-                            Bernhard Klee. Ihn, den langjährigen General-
                                                    um 5-Teams
hafte Interpreten von Claudio Arrau bis Krystian                         musikdirektor der Lübecker Bühnen, der Düssel-
Zimerman gewonnen. Neue Aufführungsstätten                               dorfer Symphoniker und der Radiophilharmonie
konnten erschlossen werden: die Mitwirkung bei                           Hannover konnte das Orchester gewinnen – zu-
den Frankfurt-Festen, bei den Ludwigsburger                              nächst als kommissarischen Chefdirigenten. Mit
Schlossfestspielen, Konzerte in Wien und in der                          Bernhard Klee kam im September 1992 auch ein
Royal Albert Hall in London und vieles andere                            neuer Intendant, Raimund Gress, der zuvor in
mehr. Hinzu kamen Tourneen nach Spanien,            01.08.1992           gleicher Position in Stuttgart war.
Schwe­den und Polen.                                Berhard Klee wird    1992 wurde auf Initiative des damaligen Orches­
Neben den großen abendlichen Konzerten ver-         Chefdirigent.        tervorstands das SO um 5-Team gegründet. Ziel
anstaltete die Staatsphilharmonie Matineen im                            war es, anlässlich des nahenden 75-jährigen
Konzert- und Probensaal des Hauses in Lud-                               Bestehens, eine eigene Kammer­m usikreihe zu
wigshafen. Gespielt wurden Auftragswerke und                             etablieren. Diese wird bis heute ausschließlich
neue Kompositionen von jungen und arrivierten                            von Musikerinnen und Musikern der Staatsphil-
Komponistinnen und Komponisten wie Violetta                              harmonie ehrenamtlich geplant und organisiert.
Dinescu, Volker David Kirchner, Tilo Medek,                              Im Jubiläumsjahr fand auch der erste Tag der of-
                                                    1994
Wolfgang Rihm oder Robert Wittinger, dessen                              fenen Tür statt, den ebenfalls das SO um 5-Team
Violinkonzert übrigens der 1. Konzertmeister der    Erster Tag der       initiierte und seitdem organisiert.
                                                    offenen Tür
Staatsphilharmonie, Ferenc Kiss – ebenso wie                             1994 feierte man das 75-jährige Bestehen des
das Violinkonzert von Dieter Acker – uraufführte.                        Klangkörpers, der inzwischen nicht nur personell,
Auch die Schallplattenproduktionen des Or-                               sondern auch künstlerisch gewachsen war. Im
chesters ließen mehr und mehr aufhorchen und                             Laufe der 75 Jahre ist er zum „Kulturwerk“ ge-
wurden mit Preisen ausgezeichnet. Für die Ein-                           worden, das nicht nur „der ganzen Pfalz zum
spielung eines Werkes von Charles Koechlin gab                           Stolze gereicht“ – wie einer der Gründungsväter
es 1987 den 1. Preis des Grand Prix du Disque.      Fortsetzung          es 1919 äußerte – sondern auch zu einer inter-
Unter Segerstam hatte sich das ehemalige Pfalz-     in Ausgabe #04       national beachteten Kulturinstitution.

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                                                                             19
AUF DEM SPIELFELD

                                                                      Fr, 17. Apr. 2020, 19.30 Uhr
                      Konzertsaal im Pfalzbau, Berliner Straße 30, 67059 Ludwigshafen am Rhein

SUPERMAN
PROGRAMM
Keynote-Konzert

Michael Daugherty
Metropolis Symphony
                                                       Scannen Sie die Bilder mit der
                                                       kostenfreien „ADmented“-App        →
Markus Huber                                           und lassen Sie sich überraschen!
Dirigent

20                                                    Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
4. Philharmonisches Konzert

EINE SINFONIE FÜR DEN
SUPERHELDEN                                                                                                                                   Text Sebastian Pantel

Ungeheure Kraft. Röntgenblick. Enorme Schnellig­
keit. Rotes Kostüm. Nicht von dieser Welt. Fast
unverwundbar. Na, wer ist gemeint?                                                                               Wie unzählige andere Amerikaner auch ist also
Sie müssen kein Comic- oder Film-Fan sein, um                                                                    Michael Daugherty mit dem Superman-Mythos

                                                        „Ungeheure Kraft. Röntgenblick. Enorme Schnelligkeit.
Superman in dieser Beschreibung zu erken­nen.                                                                    groß geworden. Geboren und aufgewachsen in
Die Figur, der allererste Superheld der ameri­                                                                   Iowa, nicht weit nördlich von Clark Kents Heimat­
kanischen Popkultur, ist einer der bekanntesten                                                                  staat Kansas, hat Daugherty (Sohn einer Musiker­
Helden der westlichen Welt. Erschaffen in den                                                                    familie) bei einigen europäischen Berühmtheiten
1930er-Jahren, kennt fast jeder Amerikaner die                                                                   Komposition gelernt, etwa György Ligeti und
Geschichte des Superman: Wie er als Kind vor                                                                     Pierre Boulez. Von ihnen hat er Struktur gelernt –
der Vernichtung seines Heimatplaneten Krypton                                                                    und wie man die Farben und das gesamte Klang-
gerettet wird, auf der Erde strandet und dort                                                                    spektrum eines Orchesters effektvoll ausreizt.
vom Farmer-Ehepaar Kent als ihr Sohn Clark auf-                                                                  Von seiner Heimat USA hat er die Liebe zur Pop-
gezogen wird. Wie er später als Reporter arbeitet                                                                kultur mitgebracht. Beides zusammen macht
                                                                           Rotes Kostüm.“
und bei Katastrophen und Konflikten in das rote                                                                  den Charme seiner Werke aus – allen voran die
Kostüm des Superman schlüpft. Wie er immer                                                                      „Metropolis Symphony“.
wieder seine Stadt Metropolis oder gleich die                                                                    Dabei ist das Stück eigentlich gar keine Sinfonie,
ganze Welt rettet.                                                                                               sondern eine Sammlung von fünf einzelnen Wer-
Superman ist eine sehr amerikanische Figur. Im                                                                   ken, die sich mit Figuren und Motiven aus dem
zweiten Weltkrieg kämpfte der Held in seinen                                                                     Superman-Kosmos beschäftigen. Und zwar vor
Comics fleißig gegen Hitler und Stalin, in Zeiten                                                                allem mit den dunklen Seiten. Es geht um die Zer-
der Raumfahrt-Euphorie gegen außerirdische                                                                       störung von Supermans Heimatplanet Krypton.
Böse­­wichte. Er ist (auch) ein Sinnbild für die USA,                                                            Zwei Bösewichte erhalten ihre musikalischen
die sich selbst lange als Retter der Welt sah, als                                                               Portraits: Lex Luthor (als wiederkehrender Haupt-
Supermacht (kein Zufall: Supermacht und Super­                                                                   Widersacher des Helden) und ein Wesen namens
man …).                                                                                                          Mxyzptlk, das immer wieder aus der 5. Dimen-
Gleichzeitig ist Superman eigentlich eine langwei-                                                               sion auf die Erde kommt, um Superman zu pie-
lige Figur. Er ist allen Menschen dermaßen haus­                                                                 sacken. Und der Finalsatz „Red Cape Tango“ (der
hoch überlegen, dass er von ihnen kaum etwas                                                                     Titel spielt auf Supermans roten Umhang an) ist
befürchten muss. Und dabei so tugendhaft, dass                                                                   ein musikalisches Gemälde seines Todes durch
ihn nichts aus der Ruhe bringt. Er hat keine Schat-                                                              das Monster Doomsday, inklusive Dies irae-Motiv.
tenseiten. Superman ist ein Saubermann. Viel                                                                     Daughertys Musik ist dabei selbst so etwas wie
spannender sind oft die Bösewichte, die er an-                                                                   ein Comic: knallige Farben, rasantes Tempo, viel
lockt: verrückte Wissenschaftler, außerirdische                                                                 „Crash“ und „Boom“ und Effekt wie in einer Holly-
Warlords, Monster und Mutanten.                                                                                  wood-Filmmusik – und auch Pathos und großes
                                                                                                                 Gefühl an der Grenze zum Kitsch. Dass all das
                                                                                                                 nicht platt und billig wirkt, liegt vor allem daran,
                                                                                                                 dass Daugherty ein handwerklich meisterhafter
                                                                                                                 Komponist und Klang-Choreograf ist, der für sei-
                                                                                                                 ne Supersinfonie auch Sirenen und Trillerpfeifen
                                                                                                                 verwendet, wenn es der Story dient. Ob sein Werk
                                                                                                                 so unsterblich ist wie Superman, wird sich zeigen.
                                                                                                                 Ähnlich unverwüstlich ist es allemal.

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                                                                                                                        21
AUF TOURNEE
                                                                                                   In Rheinland-Pfalz

IMMER AUF                                                                       Fast erinnert die Reisefreudigkeit der Staatsphil-

ACHSE
                                                                                harmonie ein wenig an die jahrhunderte alte Tra-
                                                                                dition der „Fahrenden Musikanten“. Wie heißt es
                                                          Text Markus Pacher    so schön in dem Erfolgsschlager aus den 1970er
                                                                                Jahren: „Immer auf Achse, das sind wir“. Das gilt
                                                                                auch für die kommende Tournee, wenn das Reise­
Die Orchesterkultur auch in kleinere Städten und
                                                                                orchester unter anderem im April Gastspiele an
Gemeinden in unserer Region zu bringen, hat
                                                                                bedeutenden Kulturdenkmälern wie der Jugend­
sich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-
                                                                                stilfesthalle in Landau, der Fruchthalle in Kaisers-
Pfalz seit ihrer Gründung vor 100 Jah­ren auf
                                                                                lautern oder dem Kulturzentrum Das Wormser
die Fahnen geschrieben. So profitiert nicht nur
                                                                                gibt. Und natürlich dürfen wir gespannt sein, wie
die Metropolregion Rhein-Neckar von den Auftrit-
                                                                                dabei unter ihrem Chefdirigenten Michael Francis
ten des rheinland-pfälzischen Orches­ter-Flag­g­
                                                                                das Spannungsfeld zwischen Barock und Klas-
schiffs – bis tief in den Südwesten von Rheinland-
                                                                                sischer Moderne ausgelotet wird. Mit Meister­
Pfalz führt die Reisetätigkeit der 86 Musiker.
                                                                                werken wie den „Brandenburgischen Konzerten“
Spielstätten wie die Fruchthalle in Kaiserslautern
                                                                                Nr. 3 und 5 von Johann Sebastian Bach und den
oder die Festhalle Pirmasens zählen neben bei-           MAINZ                  berühmten Ballettsuiten „Pulcinella“ und „Pet-
spielsweise Speyer, Worms, Neustadt und Landau
                                                                                ruschka“ von Igor Strawinsky wird die Staatsphil-
zu den regelmäßig besuchten Aufführungsorten.
                                                                                harmonie kontrastreiche Hörerlebnisse bieten.
                                                                               „Immer in Bewegung bleiben“ ist das Credo der
                                                                                Staatsphilharmonie, die aus gutem Grund zu
                                                                                einem der wenigen Klangkörper Deutschlands
                                                                                zählt, die als Reiseorchester bezeichnet wer-
                                                                                den. Und der Radius geht natürlich weit über die
                                                                                Länder- und Landesgrenzen hinaus, wie unter
                                                           WORMS
                                                                                anderem die vielen Auftritte bei international
                                                                                renommierten Festivals eindrucksvoll belegen.
                                                                                Aus der Not eine Tugend zu machen, stand da-
                                                                                bei von Anfang an im Vordergrund: Bereits nach
                                                       LUDWIGSHAFEN             seinem ersten Konzert am 15. Februar 1920 ab-
                      KAISERSLAUTERN                                            solvierte das Orchester ohne festes Haus eine
                                                                                Tournee durch die Pfalz und das Saarland.
                                                                                Unterstützt wird die wichtige Aufgabe der Staats­
                                                             SPEYER             philharmonie dabei von der hohen Politik: Als
                                               NEUSTADT                         offizieller Kulturbotschafter und klingende Visiten­
     ZWEIBRÜCKEN                                                                karte des Landes Rheinland-Pfalz soll sie mit ih-
                                                LANDAU                          rer sinfonischen Strahlkraft hochkarätige Orches­
                                                                                termusik auch in strukturschwächere Regionen
               PIRMASENS                                                        bringen. Entsprechend lesen wir im aktuellen
                                                                                Haushaltsplan des Kultusministeriums Rheinland-
                                                       WÖRTH                    Pfalz: „Die Deutsche Staatsphilharmonie Rhein-
                                                                                land-Pfalz ist als bedeutender Klangkörper musik­
                                                                                kultureller Repräsentant des Landes. Sie ist
Alle Termine können Sie im Konzertkalender auf           KARLSRUHE              überwiegend als Reiseorchester im Einsatz. Ihr
den Seiten 28–29 nachlesen oder Sie informieren sich                            Hauptspielgebiet umfasst den Süden des Lan-
über unsere Webseite www.staatsphilharmonie.de.                                 des.“

22                                                                             Deutsche STAATSPHILHARMONIE Rheinland-Pfalz
BEETHOVEN SPEZIAL
                                                                                 Von Verbrüderung und Aufbruch

BEETHOVEN SPEZIAL                                                                                                  Text Kerstin Klaholz

                                                        PROGRAMM
Sa, 16.           5. PHILHARMONISCHES KONZERT
                                                        Keynote Konzert
Mai 2020          VERBRÜDERUNG
                                                        Live-Hörbeispiele mit
19.30 Uhr           Pfalzbau, Ludwigshafen             Moderation

                                                        Ludwig van
Ludwig van Beethoven wird 250 – und die Welt            Beethoven
feiert! Aber warum eigentlich? Was macht aus-           Sinfonie Nr. 9 d-Moll,
gerechnet Beethoven bedeutsamer als andere              op. 125

Zeitgenossen? Was macht ihn, den „Klassiker“, so
groß und noch 250 Jahre nach seiner Geburt inte­        Michael Francis
ressant und wegweisend auch für unsere Zeit?            Chefdirigent
Beethoven war ein Revolutionär auf musikali-            Julia Borchert
schem Terrain, und zugleich war er ein Visionär,        Sopran
der über eine bessere Gesellschaft sinnierte und
                                                        Evelyn Krahe
über das Potenzial des Einzelnen mitzudenken
                                                        Alt
und mitzugestalten. Beethoven wollte den Men-
schen mit seiner Musik den Funken der Inspira­          Hans-Georg
tion eingeben – wollte sie aufrütteln und dazu          Wimmer
                                                                                     Musik mit möglichst vielen Menschen zu teilen,
bewegen, sich zu befreien von Zwängen und               Tenor
                                                                                     ist auch die Kernidee des 5. Mannheimer Meister-
Konventionen.
                                                        Wieland Satter               konzerts, das unter dem Titel „Aufbruch“ Beet-
Beethovens legendäre 9. Sinfonie steht bis heute
                                                        Bassbariton                  hovens Gesellschaftsideal unmittelbar in Musik
symbolisch für die Verbrüderung der Men­schen
                                                        Tschechischer                bannt. In seinem einzigen Violinkonzert steht der
über Grenzen, Mauern und Vorurteile hin­weg –
                                                        Philharmonischer             Solist, die Solovioline, für das Individuum, das
eine Musik, die jeden ergreift, die uns, Musi­ker
                                                                                     einen unverkennbar eigenen Standpunkt vertritt,
wie Zuhörer, den Atem anhalten lässt, weil sie spür­­   Chor Brünn
                                                                                     das aber auch als Teil der Gemeinschaft vom
bar ganz tief aus dem Inneren he­raus em­pfunden        Chor
                                                                                     Dialog inspiriert wird. Und noch ein weiterer As-
und gelebt ist. Das gemeinsame Live-Erlebnis im
                                                                                     pekt Beethoven’schen Denkens wird an diesem
Konzert lässt Brüderlichkeit wahr werden.
                                                                                     Konzertabend offenbar. Ein Thema, das belegt,
                                                                                     wie weit er als zukunftsweisender Künstler noch
                                                                                     aus heutiger Perspektive für Aufbruch und ein
                                                                                     waches Bewusstsein steht: In der 6. Sinfonie, der
                                                                                    „Pastoralen“ hat Beethoven sein Ideal der Natur
                                                                    PROGRAMM         komponiert – nicht als Malerei in Tönen, sondern
                                                                                     als kraftvollen und kraftspendenden Kosmos, den
                                                                  Ludwig van
                                                                                     er liebte und brauchte, um im wahrsten Sinne „auf
                                                                  Beethoven
                                                                                     dem Boden zu bleiben“. Die Natur als unverzicht-
                                                         Konzert für Violine und
                                                                                     barer Quell allen Lebens in Gegenwart und Zu-
                                                         Orchester D-Dur, op. 61
                                                                                     kunft – nichts, was schützenswerter wäre! Auch
                                                                  Ludwig van         dafür steht Beethoven.
                                                                  Beethoven
                                                            Sinfonie Nr. 6 F-Dur,
                                                              op. 68 „Pastorale“    So, 24.          5. MEISTERKONZERT

                                                                                    Mai 2020         AUFBRUCH
                                                               Julian Rachlin
                                                                                    19.30 Uhr           Rosengarten, Mannheim
                                                         Dirigent und Violine

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                                                                                          23
BUNTE SEITE

                                                                                             So, 03. Mai 2020, 11.00 und 15.00 Uhr
                                                                                                     Philharmonie, Heinigstraße 40
                                                                                                     67059 Ludwigshafen am Rhein

                                                                              KINDERKONZERT

                         Sa, 04. Apr. 2020, 16.00 Uhr                         MEIN NEUER
               So, 05. Apr. 2020, 09.30 und 11.00 Uhr
               Saal im Kulturzentrum dasHaus
                                                                              NACHBAR,
Bahnhofstraße 30, 67059 Ludwigshafen am Rhein
                                                                              BEETHOVEN!
KRABBELKONZERTE                                                               Ludwig van Beethoven, Trio B-Dur für Violine, Violoncello
                                                                              und Klavier, op. 97, „Erzherzogtrio“
0–3 Jahre                                                                     Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 9 d-Moll,
                                                                              op. 125 (Ausschnitte)

Hören und Fühlen sind Urinstinkte. Besonders die Allerklein-                  ab 9 Jahren
sten haben ein sehr feines Gespür für Töne, Rhythmus und
Schwingungen. „Große Musik für kleine Ohren“, so lautet das                   Dennis Fahri Dagli, Karl van Beethoven
Konzept von Andrea Apostoli, der schon Babys und Kleinkin-                    Laura Kaiser, Sophia
dern von 0–3 Jahren die Freude am Musizieren vermittelt, sie
                                                                              Markus Ecseghy, Klavier, Ludwig van Beethoven
spielerisch mit Instrumenten vertraut macht und mit Tänzen
und Liedern an klassische Musik heranführt.                                   Jefferson Schoepflin, Violine, Ignaz Schuppanzigh
                                                                              Eric Trümpler, Cello, Johann Andreas Streicher
Andrea Apostoli, Dirigent                                                     Matthias Folz, Inszenierung

     Sa, 21. März 2020, 13.00 Uhr /          beim Brunnen in der Rhein Galerie, Im Zollhof 4, 67061 Ludwigshafen am Rhein

BACH IN THE SUBWAYS
Vor einigen Jahren haben in New York Musiker begonnen, in den          Eine Bach in the Subways-Aufführung muss vier Kriterien erfüllen:
U-Bahn-Stationen der Stadt und anderen öffentlichen Räumen die
                                                                       1. Musik Johann Sebastian Bachs wird aufgeführt – egal wo, egal wann.
Musik von Johann Sebastian Bach aufzuführen.
                                                                       2.	Die Aufführung ist öffentlich und für alle zugänglich –
Unentgeltlich und mit dem Ziel, Menschen zu erreichen und mit
                                                                           ein musikalisches Geschenk für alle, die es hören wollen.
Musik zu begeistern.
                                                                       3.	Es wird kein Eintritt erhoben, auch die Ausführenden bekommen
Daraus ist innerhalb kürzester Zeit ein weltweites Projekt geworden,
                                                                           kein Geld, und vor, während und nach der Aufführung finden
das immer anlässlich und rund um den Geburtstag des Komponisten
                                                                           auch keine anderen kommerziellen Geschäfte statt.
stattfindet. Auch Musiker*innen der Staatsphilharmonie sind dieses
                                                                       4.	Kein Musiker soll dafür bezahlen, dass er bei »Bach in the
Jahr wieder mit dabei.
                                                                           Subways« mitmacht.

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So, 10. Mai 2020, 17.00 Uhr
                                                                                                        Philharmonie, Heinigstraße 40,
                                                                                                         67059 Ludwigshafen am Rhein

                                                                                SO UM 5

                                                                                IN GOLDNEN
                                                                                ABENDSCHEIN
                                                                                GETAUCHET
                                                                                PROGRAMM
                             So, 15. März 2020, 17.00 Uhr
                                                                                Max Bruch
                     Melanchthonkirche, Maxstraße 38                            Acht Stücke für Klarinette, Viola und Klavier, op. 83, daraus:
                         67059 Ludwigshafen am Rhein                            Nr. 1 Andante, Nr. 2 Allegro con moto, Nr. 3 Andante con moto
                                                                                Johannes Brahms
SO UM 5
                                                                                Zwei Gesänge für Altstimme, Viola und Klavier, op. 91

DIE FÜLLE DES                                                                   Bohuslav Martinů
                                                                                Sonatina pour Clarinette et Piano

WOHL­KLANGS                                                                     Frank Bridge
                                                                                3 Songs for medium voice, viola and piano
                                                                                Max Bruch
PROGRAMM                                                                        Acht Stücke für Klarinette, Viola und Klavier, op. 81, daraus:
Johannes Brahms                                                                 Nr. 6 Nachtgesang, Andante con moto, Nr. 8 Moderato
Trio für Violine, Horn und Klavier Es-Dur, op. 40                               Alfred Bachelet
Ernest Chausson                                                                 Chère nuit, arrangiert von Gerhard Kraßnitzer
Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett D-Dur, op. 21                  Samuel Barber
                                                                                Sure on this shining night (James Agee), arrangiert von
Yi-Qiong Pan, Violine                                                           Gerhard Kraßnitzer
Stefan Berrang, Horn
Kai Adomeit, Klavier                                                            Anne-Kathrin Herzog, Mezzosopran

Chiarina Quartett                                                               Gerhard Kraßnitzer, Klarinette
                                                                                Martin Straakholder, Viola
   Konzerteinführung, Kaffee und selbstgebackener Kuchen ab 16.00 Uhr          Markus Ecseghy, Klavier

            Sa, 14. Apr. 2020, 19.30 Uhr /               Kulturzentrum dasHaus, Bahnhofstraße 30, 67059 Ludwigshafen am Rhein

AUS ALLER WELT                                                           Weltoffene Gesellschaft

AD.AGIO                                                                  Was gibt es Schöneres, als sich bei Musik zu entspannen? Und genau
                                                                         dieses Gefühl verbirgt sich hinter Ad.Agio. Das Publi­k um sitzt auf
                                                                         einem großen Teppich – die klassische Raum­situation eines Konzerts
PROGRAMM                                                                 wird aufgelöst und in einen Bereich der Teilhabe verwandelt. Andrea
Barocke Perlen und traditionelle Lieder aus Ungarn                       Apostoli nimmt das Publikum mit auf eine Reise durch unterschied-
                                                                         liche Klangwelten. Ad.Agio ist ein Fest der Kulturen und ein Plädoyer
Andrea Apostoli, Dirigent                                                für eine weltoffene Gesellschaft.

Liebes Publikum #03 – DA IST MUSIK DRIN.                                                                                                   25
LEUTE UND EVENTS

                                                                                           Christel Röttinger, Rainer Neumann, Bettina und Albrecht Hornbach,
                                                                                           Elli Munzinger, Peter und Christel Schuler

Thomas Hirsch, Malu Dreyer, Beat Fehlmann, Konrad Wolf

                                                                                                         Beat Fehlmann, Robert Montoto

                              Günter Müller-Rogalla, Birte Rogalla, Georg-Rudolf May,
                              Jan-Claudius Hübsch

                                                                                               Günther Koch und Elisabeth Schulte-Braucks, Helmuth und
                                                                                               Renate Morgenthaler
    Jürgen Christ, Udo Dahmen

                                                                               Beat Fehlmann, Lydia Thorn-Wickert, Marc Muchow

            Ursula und Michael Cordier, Thomas Grommes

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