KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent

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KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
KONZERT IN DER
FRAUENKIRCHE
S AI SO N 2014   2 015

Andres Mustonen Dirigent
KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
IHre PremIere
BesuCHen sIe den Ort, an dem autOmOBIlBau eIner
Perfekten kOmPOsItIOn fOlGt: dIe Gl Äserne manufaktur
VOn VOlkswaGen In dresden.

                                                                                             KONZERT IN DER
                                                                                             FRAUENKIRCHE
                                                                                             SA ISO N 2 01 4   2015

                                                                                             Andres Mustonen Dirigent
                                                                                             Sophie Karthäuser Sopran
                                                                                             Marie-Claude Chappuis Mezzosopran
                                                                                             Steve Davislim Tenor I
                                                                                             Lothar Odinius Tenor II
                                                                                             Georg Zeppenfeld Bass
                                                                                             MDR Rundfunkchor
                                                                                             Einstudierung: Nicolas Fink

                                                     PA R T N E R D E R
                                                     S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N

  + 49 351 420 44 11

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KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE                                              PROGRAMM
    S A M S TAG      F R AU E N K I R CH E
    18 . 4 .15       DRESDEN
    20 UHR

    Andres Mustonen Dirigent                                                 Sofia Gubaidulina (* 1931)
                                                                             »O komm, Heiliger Geist«
    Sophie Karthäuser Sopran                                                 für Sopran, Bass, Chor und Orchester (2015)
    Marie-Claude Chappuis Mezzosopran                                        Auftragswerk der Sächsischen Staatskapelle Dresden
                                                                             und der Stiftung Frauenkirche Dresden
    Steve Davislim Tenor I
                                                                             URAUFFÜHRUNG
    Lothar Odinius Tenor II
    Georg Zeppenfeld Bass
                                                                             Franz Schubert (1797-1828)
    MDR Rundfunkchor
                                                                             Messe Es-Dur D 950
    Einstudierung: Nicolas Fink
                                                                             für Sopran, Alt, zwei Tenöre, Bass,
                                                                             Chor und Orchester
                                                                             Kyrie
                                                                             Gloria
                                                                             Credo
                                                                             Sanctus
                                                                             Benedictus
                                                                             Agnus Dei

    Die Capell-Compositrice
    Sie sei auf dem »falschen Weg«, befand eine russische Kommission 1959
    über Sofia Gubaidulina, niemand anderes als Dmitri Schostakowitsch
                                                                             Das Konzert findet ohne Pause statt. Zwischen den beiden Werken
    aber empfahl seinerzeit der aufstrebenden Komponistin, genau diesen
                                                                             wird es einen kurzen Bühnenumbau geben.
    »falschen Weg« weiterzugehen. Es war ein richtiger Rat zur richtigen
    Zeit, heute ist die Künstlerin längst eine der bedeutendsten Komponis­   Gesangstexte ab Seite 34
    tinnen der Musikgeschichte. Mit der Uraufführung eines Auftrags-
    werkes ist die Capell-Compositrice während ihrer hiesigen Residenz       Aufzeichnung für MDR Figaro und MDR Klassik,
    auch in der Frauenkirche präsent.                                        Ausstrahlung am 19. April ab 19.30 Uhr

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KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
Andres Mustonen Dirigent

        E
                     r ist eine Künstlerpersönlichkeit »der genialischen Sorte«,
                     schrieb die »Welt« über Andres Mustonen, ein unkonven­t ionel-
                     ler, höchst individueller, charismatischer Musiker, der es liebt,
                     Kulturen zu erkunden und in Beziehung zueinander zu setzen,
                     gewohnte Grenzziehungen in der Musik zu überschreiten und
        ausgetretene künstlerische Pfade zu meiden. In allem, was er als Dirigent
        und Geiger auf dem Podium tut, spiegelt sich seine ganz eigene Perspek-
        tive und Denkweise, sei es bei seinen Mah­ler- oder Schostakowitsch-
        Dirigaten, sei es bei seinen Interpretationen der Wie­ner Klassik. Das weite
        Feld der geistlichen Musik und der Sym­phonik steht im Zentrum seiner
        dirigentischen Aktivitäten, die geprägt sind nicht zuletzt durch sein
        Enga­gement für die musikalische Gegenwart, für Komponisten, denen
        er sich besonders verbunden fühlt, darunter die aktuelle Capell-Compo­
        si­t rice Sofia Gubai­dulina, Krzysztof Pende­recki, Giya Kancheli, Valen­t in
        Silvestrov, Ale­xander Knaifel, Erkki-Sven Tüür oder Arvo Pärt.
                  Andres Mustonen, geboren in Tallinn, erhielt seine Ausbildung
        an der Musikakademie seiner Heimatstadt. Umso »unakademischer«
        verlief seine Karriere: In jungen Jahren, noch zur Schulzeit, verschrieb er
        sich der Avantgarde, er komponierte und veranstaltete Happenings, ehe
        er später, in den 1970er Jahren, die Alte Musik für sich entdeckte und als
        Student das Ensemble »Hortus Musicus« ins Leben rief, dem er seither
        als künstlerischer Leiter vorsteht. Wandte er sich mit seinem Ensemble
        zunächst den Werken vom Mittelalter bis zur Renaissance zu, so gibt
        es heute längst keine Beschränkungen mehr im Repertoire – ein Reper-
        toire, das traditionelle indische, arabische oder jüdische Musik genauso
        einschließt wie zeitgenössische Kompositionen. Mit seinen Musikern hat
        Andres Mustonen zahlreiche Aufnahmen vorgelegt.
                  Als Dirigent arbeitet Andres Mustonen mit Orchestern wie
        dem Tschaikowsky-Symphonieorchester des Moskauer Rundfunks, den
        St. Petersburger Philharmonikern, dem Orchester des Mariinsky-Thea-
        ters in St. Petersburg, dem Finnischen Rundfunk-Symphonieorchester,
        dem Estnischen Nationalorchester und dem Symphonieorchester des
        Bayerischen Rundfunks sowie mit zahllosen Chören zusammen. Nach
        wie vor ist er auch als Solist und Kammermusiker im Musikleben präsent.
        Mit befreundeten Musikerkollegen, mit dem von ihm gegründeten »Art
        Jazz Quartet«, mit Orchestern und nicht zuletzt mit dem »Hortus Musicus«
        tritt er in aller Welt auf, von Europa bis nach Brasilien, Mexico und Israel.

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KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
Sofia Gubaidulina
    C A P E L L - C O M P O S I T R I C E 2 014 / 2 015
    D E R S Ä C H S I S C H E N S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N

S
                ie gilt als eine der großen »Stimmen« in der zeitgenössischen
                Musik: Sofia Gubaidulina, in dieser Saison Capell-Compositrice
                der Sächsischen Staatskapelle und im September vergangenen
                Jahres auch prominenter Gast der Schostakowitsch-Tage in Goh-
                risch. Ihre Ausnahmestellung ist an den unzähligen Komposi­
    tionsaufträgen durch namhafte Institutionen, an den vielen Einspielun-
    gen ihrer Musik durch renommierte Künstler und an der schier endlosen
    Reihe von Ehrungen ablesbar – eine beeindruckende Karriere, die sich
    auch durch die äußeren Widerstände und Restriktionen in den Anfangs-
    jahren ihres Schaffens nicht aufhalten ließ. Die sowjetische Kritik begeg-
    nete der jungen Sofia Gubaidulina mit Skepsis, Musikfunktionäre tadelten
    ihre Musik, weil ihr die gesellschaftliche Relevanz fehle. Dies bedeutete
    nicht nur lange Zeit Ruhm hinter vorgehaltener Hand, sondern auch
    Diffamierungen, Ausreise- und Aufführungsverbote. Offizielle Anerken-
    nung und öffentliches Interesse blieben der Künstlerin vorerst versagt.
    Der internationale Durchbruch gelang 1981 mit der Uraufführung ihres
    ersten Violinkonzerts »Offertorium« in Wien durch Gidon Kremer – nicht
    zuletzt dank seines Einsatzes hielten ihre Werke rasch Einzug in die
    Konzertprogram­me weltweit. 2011 wurde die Komponistin anlässlich
    ihres 80. Geburtstags rund um den Globus geehrt: von Moskau bis
    New York einschließ­lich eines mehrtägigen Festivals in Hannover.
             Typisch für Sofia Gubaidulina ist, dass es in ihren Werken fast
    immer etwas gibt, das über das rein Musikalische hinausgeht: einen
    dichterischen Text, ein Ritual, eine instrumentale »Aktion«. In ihre
    Partituren flossen Elemente östlicher Philosophie ein, sie vertonte alt-
    ­ägyptische und persische Dichter, aber auch Lyrik des 20. Jahrhunderts.
     Ihre tiefe Verbundenheit mit der deutschen Kultur wirkt sich ebenso auf
     ihr Schaffen aus wie ihre Religiosität – das Komponieren ist für sie ein
     sakraler Akt. Eine besondere Affinität besitzt sie zur Musik Bachs, was
     sich in ihrem Sinn für musikalische Formen und Proportionen, in ihrer
     Vorliebe für Zahlenspiele und -symbolik spiegelt. »Den größten Einfluss
     auf meine Arbeit«, bekennt Sofia Gubaidulina indes, »hatten Dmitri Schos­
     takowitsch und Anton Webern. Obwohl dieser Einfluss in meiner Musik
     scheinbar keine Spuren hinterlassen hat, ist es doch so, dass mich diese
     beiden Komponisten das Wichtigste gelehrt haben: ich selbst zu sein.«

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KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
PREISE UND AUSZEICHNUNGEN
    für Sofia Gubaidulina (Auswahl)

    1974   Preis beim Internationalen Kompositionswettbewerb in Rom
    1987   Prix de Monaco
    1989	Koussevitzky International Record Award für die
          CD-Einspielung des ersten Violinkonzerts »Offertorium«
    1991	Premio Franco Abbiati
          Heidelberger Künstlerinnenpreis
    1992   Russischer Staatspreis, Moskau
    1994	Koussevitzky International Record Award für die
          CD-Einspielung der Symphonie »Stimmen ... verstummen ...«
    1995   Louis Spohr Musikpreis der Stadt Braunschweig
    1997   Kulturpreis des Kreises Pinneberg
    1998   Praemium Imperiale des japanischen Kaiserhauses, Tokio
    1999	Léonie Sonning Musikpreis, Kopenhagen
          Preis der Stiftung Bibel und Kultur, Stuttgart
          Aufnahme in den Orden »Pour le Mérite« für                    2007 	Bach-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg
          Wissenschaften und Künste, Bonn                                      Kulturpreis »Triumph«, Moskau
    2000 	Ehrenmedaille der Stockholmer Konzerthausstiftung in Gold    2009	Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens
    2001 	Goethe-Medaille des Goethe-Instituts, Weimar                       der Bundesrepublik Deutschland
           Ehrenprofessorin des Konservatoriums in Kasan                      Ehrendoktorin der Yale University, New Haven / Connecticut
           Silenzio-Preis, Moskau                                             Preis der Europäischen Kirchenmusik, Schwäbisch Gmünd
    2002 	Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der                      Premio Nuovi Eventi Musicali, Florenz
           Bundesrepublik Deutschland                                   2010 	Aleksandr-Men-Preis der Akademie der
           Polar-Musikpreis, Stockholm                                         Diözese Rottenburg-Stuttgart
    2003 	Ehrung als »Living Composer of the Year«                     2011 	Ehrendoktorin der University of Chicago
           im Rahmen der Cannes Classical Awards                               Ehrenmitglied der International Society for
    2005 	Europäischer Kulturpreis, Basel                                     Contemporary Music
           Ehrenprofessorin der Konservatorien in Beijing und Tianjin   2012 	Ehrenprofessorin der Musikakademie in Kiew
    2006	Auszeichnung als »Persönlichkeit des Jahres« durch die        2013 	Goldener Löwe für das Lebenswerk bei der Biennale di Venezia
          Moskauer Musikzeitschrift »Musykalnoje obosrenije«                   Plakette der Freien Akademie der Künste in Hamburg

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KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
Sofia Gubaidulina                                                      DER SPIRITUELLE ATEM DER KLÄNGE
              * 24. Oktober 1931 in Tschistopol, Tatarische Republik                 Sofia Gubaidulinas »O komm, Heiliger Geist«

           »O komm, Heiliger Geist«
              für Sopran, Bass, Chor und Orchester

              Auftragswerk der Sächsischen Staatskapelle Dresden
              und der Stiftung Frauenkirche Dresden

                                                                                     E
              URAUFFÜHRUNG                                                                      ine Musik zwischen Himmel und Erde. So beschreibt der
                                                                                                estnische Dirigent Andres Mustonen, Widmungsträger von
                                                                                                Sofia Gubaidulinas neuem Opus, die spirituelle Substanz ihrer
                                                                                                Kompositionen: »Die menschliche Seele mit ihrer Verbindung
                                                                                                nach oben steht für Sofia immer im Zentrum. Es ist selten, dass
                                                                                     eine Musik so nah dran ist an einer höheren Sphäre.«
                                                                                              Mustonen, der die Uraufführung des Werkes in der Dresdner
                                                                                     Frauenkirche dirigiert, übernahm auch eine wichtige Rolle beim Entste-
                                                                                     hungsprozess dieser Auftragskomposition der Sächsischen Staatskapel­-
                                                                                     le und der Stiftung Frauenkirche Dresden. In Gesprächen mit ihm über-
                                                                                     wand Sofia Gubaidulina ihre Schaffenskrise, in die sie nach dem Tod
                                                                                     ihres Komponistenkollegen Viktor Suslin im Juli 2012 geraten war.
                                                                                     Suslin, mit dem sie seit ihrer gemeinsamen Moskauer Zeit ab 1975 eine
                                                                                     tiefe künstlerische Freundschaft verband, lebte bis zuletzt in ihrer unmit-
          ENTSTEHUNG                            U R AU F F Ü H R U N G               telbaren Nachbarschaft bei Hamburg. Sofia Gubaidulinas ihm gewid-
          2015                                  am 18. April 2015 in der Dresdner    metes Kam­mermusikwerk »So sei es« wurde zu Beginn ihrer Saison als
                                                Frauenkirche durch die Solisten      Capell-Com­positrice der Staatskapelle im September 2014 bei den Inter-
          WIDMUNG                               Sophie Karthäuser und Georg          nationalen Schostakowitsch-Tagen in Gohrisch uraufgeführt.
          Andres Mustonen                       Zeppenfeld, den MDR Rund­f unk­               Im Dialog mit Mustonen entwickelte Sofia Gubaidulina die Idee zu
                                                chor und die Säch­sische Staatska-   einem Opus summum, das wegen ihrer großen Besorgnis über die aktu-
          BESETZUNG                             pelle, Dirigent: Andres Mustonen     ellen weltpolitischen Ereignisse, nicht zuletzt in der Ukraine, dem Thema
          Soli: Sopran, Bass; vierstimmiger                                          Frieden gewidmet sein sollte. Bereits die Textsuche für ihr geplantes
          gemischter Chor; Orchester:           DAU ER                               vokal-symphonisches Monumentalwerk dauerte mehrere Monate. Sofia
          Piccoloflöte, 2 Flöten, Oboe,         ca. 12 Minuten                       Gubaidulina ist eine Komponistin, die – wie auch ihre sich besonnen
          2 Klarinetten, Bassklarinette,                                             entfaltende Musik – Zeit braucht für ihre Schöpfungen. Die sich zu den
          Fagott, Kontrafagott, 4 Hörner,                                            Tonsetzern zählt, die ihre Werke »eher züchten als bauen« – so ihr oft
          4 Wagner-Tuben, 3 Trompeten,                                               formuliertes persönliches Credo, das die gleichsam vegetativen Entwick-
          3 Posaunen, Tuba, Pauken,                                                  lungsprozesse ihrer Werke beschreibt.
          Schlagzeug, Streicher                                                               Und sie beginnt eine Komposition nicht selten vom Ende her.
                                                                                     So fiel der Entschluss, zunächst einen wesentlichen Teil des großen Wer-
                                                                                     kes fertigzustellen: das Finale nach ausgewählten liturgischen Texten

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KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
und Gebeten an den heiligen Geist – mit der programmatischen Metapher
     des geistlichen Atems im Sinne einer Erleuchtung des Menschen durch
     die göttliche Liebe (einen Überblick über die drei dem Werk zugrunde
     liegenden Texte gibt S. 34 dieses Programmheftes).

     Wachstums-Prozess für den Frieden
     »Über Liebe und Hass« lautet der geplante Titel des Gesamtwerks um
     das zentrale Friedensgebet des heiligen Franz von Assisi, das Sofia
     Gubaidulina bis zur Spielzeit 2016 / 2017, zu deren Beginn sie ihren
     85. Geburtstag feiert, fertigkomponieren will – und dessen Uraufführung
     möglicherweise ebenfalls in Dresden stattfinden wird. Sofia Gubaidu-
     linas kompositorische Handschrift und ihren geistigen Resonanzraum
     verkörpert jedoch exemplarisch bereits das fertige Finale »O komm,
     Heiliger Geist«, das innerhalb ihrer Dresdner Residenz als Uraufführung
     im Spannungsfeld ihrer beiden spirituell geprägten Violinkonzerte steht –
     neben der übermorgen stattfindenden deutschen Erstaufführung ihres
     2014 entstandenen Doppelkonzerts »Warum?«. Nach dem Saisonauftakt
     mit ihrem zweiten Violinkonzert »In tempus praesens« von 2007 wird
     der derzeitige Capell-Virtuos Gidon Kremer Ende Juni in der Semperoper
     auch das erste Violinkonzert »Offerto­r ium« interpretieren, mit dem er
     1981 den weltweiten Erfolg der Komponistin maßgeblich mitbegründete.
              Wie für Gidon Kremer, der bereits 1980 von einer Auslands-
     tournee nicht mehr in die Sowjetunion zurückkehrte, entwickelte sich
     für die erst 1991 nach Deutschland übergesiedelte Sofia Gubaidulina
     der Glaube zu einer oppositionellen Geisteshaltung innerhalb des poli-
     tischen Systems. Zu einer inneren Notwendigkeit, die ihr in Jahren
     sehr schwieriger Lebens- und Schaffensbedingungen die Kraft gab, der
     offiziellen sowjetischen Ästhetik in ihren – weitgehend für die Schub-
     lade komponierten – Werken eine musikalische Transzendenz entge-
     genzusetzen. 1970 ließ sich die in der Tatarischen Republik geborene
     Komponis­t in christlich-orthodox taufen und setzt sich seit dieser Zeit
     auch in ihrer Musik verstärkt mit religiösen Themen auseinander.
              Den lateinischen Begriff »religio« versteht Sofia Gubaidulina
     dabei wörtlich: als »Wiederherstellung« einer Verbindung der Seele
     zu einer übergeordneten Dimension, die im alltäglichen »Staccato des
     Lebens« immer wieder verloren gehe und durch die Kunst erneuert
     werden könne. Vom Beginn ihres Schaffens an war für sie »die klang-
     liche Inspiration auf geheimnisvolle Weise mit etwas Höherem, einer
     höheren Instanz des Daseins verbunden«, wie sie im Kontext ihres zwei-
     ten Violinkonzerts 2007 noch einmal erläutert hat. Das Komponieren          »Ein schöpferischer Akt ist ein sakraler Akt«:
     begreift sie als einen Akt des Glaubens, ganz im Sinne früherer Jahr-       Sofia Gubaidulina

12    13                                                                                                                     KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE
KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
hunderte, als etwa Johann Sebastian Bach seine Werke statt mit seinem
                                                                                   Namen mit »Soli Deo Gloria« unterzeichnete – Gott allein zur Ehre. Auch
                                                                                   mit der Interpretation eines Kunstwerks wird für Sofia Gubaidulina im
                                                                                   Idealfall ein spirituelles Ritual vollzogen, bei dem – unabhängig vom
                                                                                   Ort der Aufführung – hinter der akustischen Vorderseite der Musik eine
                                                                                   »Dimension des Unsagbaren« aufscheint. Diese geistige Grundhaltung
                                                                                   wird in vielen ihrer Instrumentalwerke, die bereits mit ihrem Titel auf
                                                                                   einen religiösen Kontext verweisen, zu einer programmatischen Form-
                                                                                   idee: beispielsweise in »De profundis« (1987), wenn sich die Klänge
                                                                                   »aus den Tiefen« in höhere Lagen arbeiten, oder in der Komposition
                                                                                   »In croce« (1979) mit ihren sich symbolisch kreuzenden Linien.
                                                                                           Eine kreuzförmige Struktur zweier Zeit- und Erzählebenen ver-
                                                                                   sinnbildlicht auch in Sofia Gubaidulinas zweiteiligem Oratorium »Johan-
                                                                                   nes-Passion« (2000) und »Johannes-Ostern« (2002) das »Kreuz als Zen-
                                                                                   trum des Lebens«. Dieses Gestaltungsprinzip spiegelt ihre Idee einer
                                                                                   musikalischen Vertikale und Horizontale als elementares Phänomen von
                                                                                   Musik überhaupt: mit dem vertikalen Moment des Klanges, der für Sofia
                                                                                   Gubaidulina die zeitenthobene göttliche Sphäre verkörpert – und dem
                                                                                   horizontalen, zeitgebundenen Verlauf der Komposition als Sinnbild der
                                                                                   irdischen und vergänglichen Welt. Innerhalb ihrer Reihe vokal-sympho-
                                                                                   nischer Sakralwerke seit den 1990er Jahren, darunter ein »Alleluja« auf
                                                                                   Texte der russisch-orthodoxen Liturgie (1990) und der »Sonnengesang«
                                                                                   nach Franz von Assisi (1998), bildet das Doppel-Oratorium ihr bisheriges
                                                                                   Hauptwerk. Im Februar 2007 fand die deutsche Erstaufführung der durch
                                                                                   Hans-Ulrich Duffek erstellten deutschen Übersetzung der russischen Ori-
                                                                                   ginalfassung in der Dresdner Frauenkirche statt.

                                                                                   »O komm, Heiliger Geist«
                                                                                   In Sofia Gubaidulinas neuestem Werk bildet der Atem des heiligen Geistes
                                                                                   die programmatische Gestaltungsidee. Klangsymbolische Figuren des
                                                                                   Ein- und Ausatmens verdichten sich bis zum Höhepunkt des im Kollektiv
                                                                                   »atmenden« Orchesters: eine musikalische Metapher, die das Grund-

     Das orchestrale »Atmen« als musikalische Metapher: Was der Sopran             sich als plastisches Klangsymbol, als in Töne gesetztes Ein- bzw. Ausat­men
     auf dieser Partiturseite (in Sofia Gubaidulinas eigener Hand­schrift) mit     interpretieren – eine eindrückliche musikalische Meta­pher für den inspirie-
     Worten besingt (»Atme in mir«), das verdeutlicht das Orches­ter wortlos,      renden, den Menschen erfüllenden Atem des heiligen Geistes.
     mit rein instrumentalen Mitteln. Sowohl das melodische und dynamische
     An- und Abschwellen der Holzbläser und des Marimbaphons als auch              Abbildung mit freundlicher Genehmigung
     die allmählich sinkende, verklingende Melodielinie in den Strei­chern lässt   © Musikverlag Hans Sikorski GmbH & Co. KG, Hamburg

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KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE - Andres Mustonen Dirigent
thema einer Erleuchtung der menschlichen Welt durch den inspirie-
     renden Atem des heiligen Geistes in eine unmittelbar verständliche
     Tonsprache übersetzt.
             Als »Übersetzerin« des Wortes in Klänge hat auch Viktor Suslin
     Sofia Gubaidulina im Rahmen des ihr gewidmeten Festivals in Hannover
     1991 charakterisiert: »eine dem Wort zutiefst ergebene Komponistin«,
     die sich sehr nah am natürlichen Sprachrhythmus des Textes bewegt.
     Der überwiegend schlichte Rezitationston ihrer sakralen Werke hat
     seinen Ursprung in der russisch-orthodoxen Liturgie, die jedes theatra-
     lische Moment der Darstellung vermeidet. Damit korrespondiert Sofia
     Gubaidulinas Art der Textverteilung, die einzelne Passagen nicht an
     bestimmte Gesangspartien bindet. Auch wenn in ihrer neuen Partitur
     einige Verse nur den – erst im Kompositionsprozess dazu genommenen –
     zwei Solisten zugeordnet sind, charakterisiert Dirigent Andres Mustonen
     Solostimmen und Chor hier als »einen einzigen Organismus«. Vor allem          »Kum[m] hailiger gaist«: spätmittelalterliche deutsche Übersetzung
     der im Umfang höchst anspruchsvollen Sopranstimme liege ein »Klang­           der lateinischen Antiphon »Veni sancte spiritus« (1524)
     ideal wie in der orthodoxen Musik« zugrunde.
                                                                                   Sofia Gubaidulina griff in »O komm, Heiliger Geist« auf die Pfingst-Antiphon
                                                                                   in einem modernen deutschen Wortlaut zurück. Oben abgebildet ist eine
     Zwischen den Welten
                                                                                   der ältesten deutschsprachigen Überlieferungen des Textes überhaupt,
     Sofia Gubaidulinas Art der Instrumentierung ist unmittelbar verknüpft         entnommen der Schrift »Von der Euangelyschen Messz mitt schöne[n]
     mit ihrer oft formulierten Idee von einem »sakralen Raum des Klanges«.        Cristlich[e]n gebeten vor vn[d] nach der entpfachu[n]g des Sacraments« des
     Den konkreten Kirchenraum der Dresdner Frauenkirche, den sie noch             Nördlinger Theologen und Reformators Caspar Kantz (um 1483-1544). Der
     von der Aufführung ihrer »Johannes-Passion« her kennt und schätzt, hat        Auszug zeigt den Erstdruck seines Buches (1524), das zu den frühesten Ent-
     die Komponistin dabei sensibel berücksichtigt: Mit einer reduzierten          wür­fen einer evangelischen Gottesdienstordnung zählt. Das darin gebrauch-
     Orchesterbesetzung und transparenten Instrumentation passen sich die          te Wort »göttlich« (»deiner göttliche[n] liebe«) ist allerdings in der lateini­schen
     kontemplativen Zeitverläufe von Gubaidulinas Musik ideal in die lange         Vorlage nicht enthalten und wurde auch von Sofia Gubaidulina nicht ver­tont.
     Nachhallzeit der Kirchenakustik ein. Trotz ihrer Vorliebe für tiefe Instru-   Die Antiphon, gesungen in der Vesper am Vorabend des Pfingst­festes, gilt
     mente wird der Klang nie massiv. Hörner, Posaunen und Wagner-Tuben            als Quelle des gesamten christlichen Pfingstgesangs. Auffällig ist die direkte
     sind meist im strengen Choral-Satz geführt – wobei letztere für Sofia         Anrede des heiligen Geistes, die erst relativ spät in den Gesän­gen der Litur-
     Gubaidulina gleichsam als »Klangträger zwischen den Welten« fungieren,        gie begegnet. Reim- und Prosaübertragungen der Anti­phon fin­den sich in
     erklärt Andres Mustonen. Die Sphäre des Himmels dagegen verkörpern,           katholischen wie evangelischen Gesangbüchern, eine der bekann­tes­ten Fas-
     wie meist in ihren Partituren, filigrane Klanggewebe der mehrfach geteil-     sungen ist Martin Luthers Kirchenlied »Komm, Heiliger Geist, Herre Gott«.
     ten Streicher und selbstklingende Schlagzeuge (Idiophone) – wie das
     »himmlische Tosen« der Röhrenglocken oder die sphärischen Klänge von
     Becken, Zimbeln, Glockenspiel, Tam-Tam und javanischen Gongs.                 Geist« und der erste Vers aus dem zentralen Gebet des heiligen
             Die drei Texte um den heiligen Geist, die Sofia Gubaidulina           Augustinus »Atme in mir, du Heiliger Geist« dar.
     für ihre Komposition ausgewählt hat, geben in verschiedenen Verknüp-                  Im ersten Teil des Werkes verbindet die Komponistin diese
     fungen auch die Form des Werkes vor: Es besteht aus drei übergeord-           beiden Texte zu einer Art antiphonalem Wechselgesang: solistisch
     neten Teilen mit einer großen Steigerung vor dem deutlich abgesetz-           vorgetragene Augustinus-Verse auf der einen Seite, antwortende Chor-
     ten Epilog. Die textlichen Säulen der Partitur stellen, mit ritualhaften      Pas­sa­gen auf den Text der Pfingst-Antiphon im strengen vierstimmigen
     Wiederholungen, die eröffnende Pfingst-Antiphon »Komm, Heiliger               Satz auf der anderen Seite.

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Der Beginn erinnert an den Schlusssatz aus Sofia Gubaidulinas »Johan-
     nes-Passion«: Aus dem Urton D, der sich zu einem zarten G-Dur-Akkord
     in tiefer Lage auffächert, durch Dissonanzen verfärbt und in einer kleinen
     Sekunde wieder zusammensinkt, erwächst die eröffnende Chor-Passage:
     die erste der gebetsartig wiederholten Anrufungen des heiligen Geistes,
     die an einen liturgischen Gesang denken lässt – dunkel grundiert nur von
     Wagner-Tuben und Posaunen. Im Verlauf dieses ersten Teils verdichtet
     sich die innere Bewegung des zunehmend erweiterten Orchestersatzes –
     auch innerhalb der solistischen Partien, die zunächst von sphärischem
     Schlagwerk, dann zusätzlich von transparenten Streicherflächen und

                                                                                                         E EKTRA
     filigranen Holzbläserfiguren begleitet werden.

     Das »atmende« Orchester
     Eine Steigerung des gesamten Orchesters markiert den Übergang zum
                                                                                        RICHARD
                                                                                        STRAUSS
     zweiten Formteil mit den drei letzten, vom Solo-Bass vorgetragenen
     Augustinus-Versen – diese werden hier nicht mehr durch den Chor,
     sondern durch choralhafte Bläser-Passagen beantwortet.
             Die abschließende Episode des nun polyphon aufgefächerten
     Chores mündet in den dritten Teil des Werkes auf den Psalmtext »Sende                                  E V E LY N H E R L I T Z I U S
     aus deinen Geist«, der als expressives Sopran-Solo gestaltet ist. Bereits                              ANNE SCHWANEWILMS
     während einer eingeschobenen Chor-Passage übernimmt das Orchester
     eine dominierende Rolle: mit brausenden Glissandi in Marimbaphon,                                      WALTRAUD MEIER
     Holzbläsern und Streichern, denen eine klangmächtig »weiteratmende«
     reine Orchesterepisode folgt – eine plastische Klangmetapher des besun-
                                                                                                            RENÉ PAPE
     genen Atems als elementare Kraft des heiligen Geistes.
             Das letzte großangelegte Crescendo des gesamten Orchesters ist                                 STAATSKAPELLE DRESDEN
     wie oft in Sofia Gubaidulinas Partituren als Übergang zu einer himm-                                   CHRISTIAN THIELEMANN
     lischen Sphäre deutbar – und endet ebenso wie das gesamte Werk in
     einem D-Dur-Klang, der hier zunächst noch mit Es-Dur überblendet
     erscheint. Im folgenden, strukturell davon abgehobenen Epilog rezi-
     tiert der Solo-Bass mit Sprechstimme die abschließende Variante der
     Eingangs-Antiphon: »O komm, Heiliger Geist, entzünde in mir das Feuer
     deiner Liebe« – und damit das Kernthema des geplanten Opus summum.
     Durch die Textvariante »in mir« wird hier final der Bezug zu einer
                                                                                        Christian Thielemanns großartige „Elektra“ –
     menschlich-individuel­len Ebene hergestellt. Gleichzeitig suggeriert die
                                                                                        live aus der Berliner Philharmonie.
     entrückte Klanglichkeit von gleißenden Bar chimes, Glockenspiel und
     Zimbeln über gedämpftem Streicher- und Paukentremolo die Annähe-                   Die Gesamteinspielung auf Deutsche Grammophon.
     rung an eine göttliche Dimension, wie sie für Sofia Gubaidulina in letzter         Ab sofort als CD und Download erhältlich.
     Instanz nur durch das gesprochene Wort vollzogen werden kann. Hier
     endet die Musik.                                                                   www.Richard-Strauss-150.de
                                                    E V A K AT H A R I N A K L E I N

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Franz Schubert                                                    LIEBE UND SCHMERZ
               * 31. Januar 1797 in der Wiener Vorstadt Himmelpfortgrund         Franz Schuberts Messe in Es-Dur
               † 19. November 1828 in der Wiener Vorstadt Wieden

               Messe Es-Dur D 950
               für Sopran, Alt, zwei Tenöre, Bass,
               Chor und Orchester

                                                                                 D
                                                                                              ie Messe in Es-Dur von Franz Schubert ist eines der groß-
                                                                                              artigsten vokalsympho­n ischen Werke des 19. Jahrhunderts.
                                                                                              Sie überhöht nicht nur die Epoche der Klas­sik, sondern
                                                                                              baut durch ihre beken­nend archaischen Wurzeln und ihre
                                                                                              entschieden romantische Emphase die Brücke hin zu Bruck-
                                                                                 ners Messe in f-Moll und aller darauf aufbauenden Kirchenmusik des
                                                                                 20. Jahr­hun­derts. Weder Verdi noch Dvořák oder Brahms hätten ihre
                                                                                 Messen und Requiem­vertonungen so individuali­sieren können, wenn sie
                                                                                 nicht Schu­berts Vorbild vor Ohren gehabt hätten. Brahms verwendete –
                                                                                 wie vor ihm schon Schumann – einen Teil seiner Schaffenszeit darauf, das
                                                                                 Erbe von Schubert für die Nachwelt aufzu­be­reiten: Er erstellte u.a. einen
                                                                                 neuen Klavier­auszug der Es-Dur-Messe und gab ihn auf ei­gene Kosten
                                                                                 heraus. »Nun scheint mir doch die Hauptsache, daß das Werk mög­lichst
                                                                                 künstlerisch und anständig, wie sich’s bei dem Manne und unserer Liebe
                                                                                 für ihn schickt, in die Welt gesandt wird.« Doch mit seiner »Liebe für ihn«
                                                                                 stand Brahms ziemlich allein auf weiter Flur.
                                                                                         »Bigottisch wie altes Mistvieh, dumm wie Erzesel, u. roh wie
          ENTSTEHUNG                             BESETZUNG                       Büffel«, mit diesen Worten hatte sich Schubert schon 1818 in einem Brief
          Konzeption im Frühjahr 1828,           Soli: Sopran, Alt, Tenor I,     an seine Brüder über das Verhalten einiger Mitmenschen em­pört – in
          Niederschrift der Partitur im          Tenor II, Bass; vierstimmiger   diesem Fal­le Würdenträger der katho­lischen Kirche. Harte Worte aus
          Sommer / Herbst 1828                   gemischter Chor; Orchester:     dem Munde eines Mannes, der geboren schien, um »Liebe zu singen«.
                                                 2 Oboen, 2 Klarinetten,         Unge­wöhn­l ich ist die Schärfe der Formulierung, durchglüht von ab-
          U R AU F F Ü H R U N G                 2 Fagot­te, 2 Hörner,           grundtiefer Verach­t ung. Sie kann nur aus ebensolcher Enttäuschung
          am 4. Oktober 1829 in der              2 Trompeten, 3 Posaunen,        und Verzweiflung herrühren.
          Dreifaltigkeits-Kirche im Alser-       Pauken, Streicher                       In einer »Traumerzählung« hatte Schubert 1822 ein zehn Jahre
          grund (heute Wien, IX. Bezirk)                                         zurück­l iegendes Schlüssel­erlebnis nie­dergelegt: Der Vater, ein Dorf-
          unter der Leitung des Bruders          DAU ER                          schullehrer, beab­sichtigte, in seinem Sohn die eige­nen gescheiterten
          Ferdinand Schubert                     ca. 55 Minuten                  Lebenspläne zu verwirklichen. Das Stadtkonvikt in Wien sollte aus
                                                                                 dem elfjährigen Franz einen würdigen Unter­t anen des gleichnamigen
                                                                                 Kaisers und einen begnadeten Lehrer machen. Franz Schubert versagte

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bewusst, um sich seiner Liebe, der Musik, hinzugeben. Darauf verbot
     ihm der Vater das Elternhaus, zwang ihn sogar am Wochenende, wenn
     die Gefährten nach Hause durften, zu Schule und Internat. Erst am
     Grab der Mutter konnte der 15-jährige Sohn dem Vater verzeihen.
     »Wollte ich Liebe singen, so ward sie mir zum Schmerz. Wollt’ ich aber
     Schmerz nur singen, so ward er mir zur Liebe. So zertheilten mich die
     Liebe und der Schmerz.«
             Schubert hatte auf vieles zu verzichten, was ein Leben lebens­wert
     macht. Auf unbe­schwertes Kindsein, auf Familie und Zuwendung, auf
     Respekt und Anerkennung. Am Ende auf das Leben selbst. Und er muss-
     te lange darauf verzichten, als Komponist ernst genommen zu werden,
     zumin­dest jenseits des Liedes. Dabei hinterließ er in nur 31 Lebensjahren
     ein Gesamtschaffen, das fast 1.000 Werke umfasst, mehr als so mancher
     hochbetagte Komponist je verfertigen konnte.

     Eingriffe in den Messtext
     Nicht zuletzt die Eigenmächtigkeiten in seiner Kirchenmusik mach-
     ten den Komponisten derart unbequem, dass man ihn lieber auf die
     unverfäng­li­che­­ren Gattungen reduzierte. Denn »die vollendets­te Schöp-
     fung des gro­ßen Gottes« zu sein – diese singuläre Qualität kam aus
     der Sicht Schu­berts nur einem zu: Jesus Christus. Dies ist das tiefe,
     persön­l iche Glau­bens­be­kennt­­n is Schuberts. Hier kristallisiert sich all
     sein Mut, seine Zuversicht, seine Verzweiflung, sein Ausge­stoßensein,
     seine Einsam­keit. Schuberts Bewun­derung galt dem Gottessohn, dem
     Menschen. Kein Zufall dürfte es denn auch sein, dass er in all seinen
     sechs lateini­schen Mess­en das zen­t rale Glaubensbekenntnis an die
     eine, heilige, katholi­sche und aposto­l ische Kirche (»Et unam sanctam
     catholicam et apos­toli­cam ecclesi­am«) nicht vertonte. Im »Gloria«
     seiner Es-Dur-Messe vermied er zudem die Nennung des Vaters in
     der Passage »Qui sedes ad dexteram Patris« (»Du sitzest zur Rechten
     des Vaters«). Dafür bekräftigte er im »Credo« dieses Werkes durch die
     häufige Hin­zu­f ü­g ung des Wortes »credo« (»ich glaube«) jeweils die
     Erscheinungs­formen Gottes, an die er wirklich glaubte: den hei­ligen
     Geist und Jesus Christus. Ausgespart wiederum in der Messe sind die
     Text­stelle »Genitum, non factum, consubstan­t ia­lem Patri« (»Ge­zeugt,
     nicht geschaf­fen, eines Wesens mit dem Vater«) und der Hinweis auf die
     uni­ver­sa­le Domi­nanz des Vaters: »Patrem omni­poten­tem«.
              Schubert schrieb die letzte seiner sechs lateinischen Messen im
     Todesjahr 1828 in unmittelbarer Nähe zum »Schwanengesang«, den drei
     letzten Klaviersonaten, einem Symphoniefragment in D-Dur und dem                 »Das Streben nach dem Höchsten in der Kunst«:
     Streichquintett C-Dur. Wohl über seinen Bruder Ferdinand wurde an ihn            Franz Schubert, Lithografie von Joseph Kriehuber (1846)

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agiert überwiegend blockartig. Die Streicher stehen den Holzbläsern und
                                                                                diese als Klang­gruppe den Blechbläsern gegenüber, was die Orchester-
                                                                                farben deutlich voneinander abgrenzt und die Instrumentalsoli heraus-
                                                                                hebt. Eine Praxis, die ihre Vorläufer im mehrchörigen Musizieren der
                                                                                Spätre­naissance hat und nach Schubert ihre direkte Fortsetzung in der
                                                                                In­strumentationskunst Bruckners fand.

                                                                                Zwiesprache mit Jesus Christus
                                                                                Die Hauptlast des Textes trägt der Chor, erst in der Mitte des »Credo«
                                                                                treten die Solisten hinzu, wie überhaupt ihr Anteil ein quantitativ gerin-
                                                                                ger, dafür qualitativ umso eindringlicherer ist. Die Wortaus­deutung ge-
                                                                                winnt spürbar an Innerlichkeit, an Menschlichkeit. Tatsächlich schenkt
                                                                                der Komponist ge­rade den Textaussagen von der Menschwerdung und
                                                                                dem Leidensweg Christi liebevolle Aufmerksam­keit. Dies gilt bereits für
                                                                                das »Kyrie«. Schubert beginnt die Messe im Tonfall eines großen Monu-
                                                                                mentes – solange Gott, der Herr angesprochen wird. Aber sobald der
                                                                                Ruf Christus gilt, wird die Melodik liedhaft, pocht der Puls in triolischer
     »Die Feier von Franz Schubert’s 100. Geburtstag im Himmel«,                Auffä­cherung. Schon die erste Anrufung von Jesus Christus gerät zur
     Schattenbild von Otto Böhler (um 1900). Es gratulieren (v.r.n.l.):         erregten Zwiesprache mit einem Gott, dem man im Alltag und in der
     Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Christoph Willibald         Natur begegnen kann. Er ist den Menschen hörbar nahe.
     Gluck, Joseph Haydn, Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach,                Nicht der übliche Jubel, sondern Respekt und Ehrfurcht spre-
     die beiden einstigen Dresdner Hofkapellmeister Richard Wagner und          chen aus dem »Gloria«. Schubert verzich­tet auf das Solistenquartett
     Carl Maria von Weber, Franz Liszt, Robert Schumann und Anton Bruckner.     und lässt stattdessen den Chor – zum Teil a cappella – mit instrumenta-
                                                                                len Abschnitten abwechseln. Dies schafft Distanz und Strenge. Mit er-
                                                                                schütternder Wucht tritt das »Domine Deus« in das Geschehen ein:
                                                                                Posaunen und Fagotte meißeln ein Thema, das unbeirrbar fortschrei-
     der Wunsch herangetragen, eine Messe für den neugegründeten Kirchen-       tet, untermauert von unruhigen Tremoli der Strei­cher. Nur ein hauch-
     musikverein im Alsergrund (damals noch außerhalb Wiens gelegen) zu         dünner Faden – ein im Pianissimo gehaltener Ton von Posaune und
     komponieren. Chorleiter der dortigen Dreifaltigkeitskirche war Michael     Fagott – ver­bindet anschließend das Opfer des die Sünden der Welt auf
     Leitermayer, den Schubert seit Jugendtagen kannte und für den er schon     sich nehmenden Gottes mit jener Welt der nach Erbarmen lechzenden
     einmal ein Werk komponiert hatte. Und so fand die erste Aufführung der     Menschen (»miserere nobis«). Ergebung, Vertrauen, Demut würden
     Es-Dur-Messe in der Kirche im Alsergrund statt: am 4. Oktober 1829, fast   anders tönen als diese trotzig-herben Klänge, denen die Pauke unmiss-
     ein Jahr nach Schuberts Tod.                                               verständlich Nachdruck verleiht! Schubert wird diese Passage wieder
             In den letzten beiden großen Messen in As-Dur und in Es-Dur        aufgreifen im letzten Satz, dem »Agnus Dei«. Mit dem »Cum Sancto Spi-
     zeigt sich Schuberts künstlerische Meisterschaft als Symphoniker und       ritu« beschließt eine der drei komplexen Fugen das »Gloria«.
     Liedkompo­n ist, eine Meisterschaft, auf deren Basis er Überkommenes
     prüft, annimmt oder verwirft. So entscheidet er sich bewusst – ganz im
                                                                                Schuberts Glauben
     Sinne Joseph und Michael Haydns – in der Es-Dur-Messe für opulente
     Schlussfugen einzelner Sätze. Das Orches­ter ist reich besetzt, aber es    Ferdinand Walcher sandte Schubert einmal einen Brief mit einem gre-
     kommt ohne Flöten aus – und ohne Orgel! Dafür verleihen ihm drei Po­-      gorianisch notierten »Credo in unum Deum« (»Ich glaube an den einen
     saunen einen feierlich-dramatischen Klang. Der instru­mentale Apparat      Gott«) und meinte dazu: »Du nicht, das weiß ich wohl«. Dem steht ein

24    25                                                                                                                    KONZERT IN DER FRAUENKIRCHE
Bekenntnis des Komponisten gegenüber, festgehalten von Schubert am            Messias, noch einmal die individu-
     28. März 1824: »Mit dem Glau­ben tritt der Mensch in die Welt, er kommt       ellen Stimmen des Solistenquar-
     vor Verstand und Kenntnissen ... denn um etwas zu verste­hen, muß ich         tetts. In kantabler Stimmführung
     vorher etwas glauben; er ist die höhere Basis, auf welche der schwache        formulieren sie schlichte Hoff-
     Verstand seinen ersten Beweispfeiler aufpflanzt. Verstand ist nichts als      nung, anmutig bekräftigt durch
     ein analysierter Glaube.« Schubert, der sich institutionellem Gehorsam        einen klangschönen Chorsatz.
     verweigerte und kritisch mit den Dogmen der katholischen Kirche um-                    Umso fataler bricht das
     ging, praktizierte in der Musik seine eigene Frömmigkeit: »Ich glaube,        »Agnus Dei« in diese zarte Klang­
     das kommt daher, weil ich mich zur Andacht nie forciere, und, außer,          oase ein. Ganz im Sinne des
     wenn ich von ihr willkürlich übermannt werde, nie dergleichen Hymnen          »Agnus Dei« aus dem »Gloria«
     oder Gebete komponiere, dann aber ist sie auch gewöhnlich die rechte          dominieren erneut die starren
     und wahre Andacht ...«                                                        Posaunenakkorde. Die vier Töne
             Für das »Et incarnatus« (»Er hat Fleisch angenommen«) in der          des Hauptmotivs symbolisieren
     Mitte des »Credo«, wenn die Solisten in der Es-Dur-Messe erstmalig zu         die Figur des Kreuzes. Gemein­sam
     Wort kommen, findet Schubert Musik von berückender Schönheit. Im              mit den in schweren Akzenten
     wiegenden       -Takt schwärmen die Menschen von ihren Erfahrungen            nachschlagenden Bläsern drü-
     mit Jesus Christus. Sanft stützen Streicher und Holzbläser diesen Kanon,      cken sie die Qualen vom »Lamm            Ferdinand Schubert, Lehrer und
     der plötzlich ein Fenster öffnet, das auf die künftige kirchenmusikali­sche   Gottes« aus, das am Kreuz für die        Musiker, bemühte sich um die Ver-
     Inbrunst eines Dvořák vorausschauen lässt.                                    Sünden der Welt büßt. Schubert           öffentlichung von Manuskripten aus
             Die Kreuzigung ist Teil des Menschseins von Christus, sein Lei-       baute das charakteristische Vier-        dem Nachlass seines Bruders und
     den verbindet ihn mit den Menschen. Im »Crucifixus«, in dem gewöhn-           tonmotiv im August 1828 auch             leitete 1829 auch die Uraufführung
     lich Abscheu und Entsetzen musikalisch zur Schau gestellt werden, kom-        in zwei Sololieder ein: in »Der At-      der Messe in Es-Dur.
     ­poniert Schubert einen mitleidenden Satz, wie er auch in der »Unvoll-        las« (»eine Welt, die ganze Welt
      endeten« oder im Streichquintett Platz haben könnte. Das »Resurrexit«,       der Schmerzen, muß ich tragen«, hatte Heinrich Heine gedichtet) und
      die Auferstehung, wirkt danach wie eingezwängt in ein altertümelndes         in »Der Doppelgän­ger«. Hier heißt es in direkter Analogie zur Es-Dur-
      Korsett, keine Spur von Befreiung, von Zuversicht. Der Rest des »Credo«      Messe: »Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe, und ringt die
      bezieht seine Qualität aus den bereits erwähnten, bedeutungsschwe-           Hände, vor Schmerzensgewalt«.
      ren Textauslassungen. Erst in der Fuge auf das Leben der zukünftigen                  Der Schluss der Es-Dur-Messe steht unter dem Eindruck der
      Welt (»Et vitam venturi saeculi«) kann sich Schubert zu verhaltener, wenn    Tonartensymbolik. Scheint das reine Es-Dur des »Dona nobis pacem«
      auch immer wieder getrübter Hoffnung durchringen.                            endlich Frieden zu verheißen und der Konvention zu genügen – die drei
                                                                                   »b«-Vor­zeichen von Es-Dur wurden in der Kirchenmusik gerne mit der
                                                                                   heiligen Dreifaltigkeit verknüpft –, so stört Schubert die Ruhe jäh mit
     Erkundungen der Seele
                                                                                   einem erneuten Einbruch des »Agnus Dei«. Es steht jetzt sogar in es-Moll,
     Im dreifachen »Sanctus« schreiten die tiefen Streicher konsequent             einer der düstersten Molltonarten überhaupt, vorgezeichnet mit sechs
     nach unten, die hohen dagegen nach oben. Kann die Kluft zwischen              »b«. Das wiederkehrende »Dona nobis pacem« kann die Dunkelheit nicht
     der gleißenden Herrlichkeit Gottes und der stammelnden Masse auf              mehr verdrängen. Gerade noch drei leise Es-Dur-Schlusstakte müssen
     der Erde sinnfälliger ausgedrückt werden? Nicht nur die Melodik der           genügen, einen letzten verzweifelten Schmerzensschrei zu befrieden.
     Außenstimmen, son­dern auch die Harmonik des Satzes entfernt sich                      Als am 19. November 1828 ein Priester ans Sterbebett Schuberts
     immer weiter vom Ausgang: Beim Ab­stieg in die B-Tonarten erschließt          trat, war es bereits zu spät. Im »Credo« der Es-Dur-Messe kommt auch
     sie Bereiche im Innern der menschlichen Seele, die in denkbar größtem         diese Zeile nicht vor: »et exspecto resurrectionem« (»und ich erwarte
     Kontrast zur äußerlichen Prachtentfaltung stehen. Nach der »Osanna«-          die Auferstehung«).
     Fuge sprechen im »Benedictus«, der Vision von der Rückkehr des                                                                      STEFFEN GEORGI

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Sophie Karthäuser Sopran                                                      Marie-Claude Chappuis Mezzosopran

     A                                                                             D
                     ls eine der begehrtesten Mozart-Interpretinnen ihrer Gene-                 ie Mezzosopranistin aus dem Schweizerischen Fribourg
                     ration singt Sophie Karthäuser die großen Sopranpartien                    studierte in ihrer Heimatstadt und am Salzburger Mozar-
                     des Wiener Klassikers, von Serpetta bis Pamina, an den                     teum. Ob als Ottavia in Mon­te­verdis »Poppea«, als Mozarts
                     führenden europäischen Opernhäusern, daneben verkör-                       Dorabella, Bizets Carmen oder als Charlotte in Massenets
                     perte sie auf der Bühne u.a. die Agathe in Webers »Frei-                   »Werther«: Marie-Claude Chappuis interpretiert das barocke,
     schütz«, Créuse in Charpen­t iers »Médée« sowie die Po­lis­sena und Asteria   klassische und romantische Repertoire an den bedeutenden Büh­nen,
     in Händels »Radamisto« bzw. »Ta­mer­lano«. Einen exzel­lenten Ruf als         u.a. gastierte sie in Berlin, Salzburg, Genf, Madrid, Brüssel und Aix-en-
     Liedsängerin hat sich die Belgierin mit ihren Rezi­talen in den internatio-   Provence. Zu den Dirigenten, mit denen sie arbeitete, gehö­ren Riccardo
     nalen Musikzentren erwor­ben. Zu den Höhe­punkten der aktuellen Saison        Chailly, Sir Colin Davis, Nikolaus Harnoncourt, René Jacobs, Giovanni
     im Konzertfach zählen Auf­t ritte mit den Wie­ner Phil­harmo­n ikern unter    Antonini und Riccardo Muti. Im Konzertsaal international gefragt, begeis­-
     Ingo Metz­macher in Schu­berts »Lazarus«, konzertante Aufführungen            terte die Künstlerin in Beethovens Neunter unter Neeme Järvi in Genf,
     von Debussys »Pelléas et Méli­sande« mit dem Schwedischen Radio-Sym­          in Berlioz’ »Damnation de Faust« unter Sir Roger Norrington in Leip­zig
     pho­n ieorchester unter Da­n iel Harding sowie Konzerte mit dem Orchestra     oder auch bei den Händel-Festspielen in Halle unter Alan Curtis. Seit
     dell’ Accademia Nazionale di Santa Cecilia und Mahlers Sympho­n ie Nr. 4      2001 leitet die lei­den­schaftliche Liedinterpretin das von ihr gegründete
     unter dem Dirigat von Myung-Whun Chung. Unter Chung, dem Ersten               Festival du Lied in Fribourg. Die Einspie­lung von Mozarts »Cle­men­za di
     Gast­d iri­genten der Sächsischen Staatskapelle, wird Sophie Karthäuser       Tito«, an der sie als Annio mitwirkte, wurde mit einer Grammy-Nomi­
     den Solopart in Mahlers Vier­ter im Verlauf dieser Saison auch in Dresden     nierung bedacht (2007), ihre Auf­nah­me der »Brockes-Passion« von Tele­
     sowie bei Kapell-Gastspielen in Wien und Udine übernehmen.                    mann, wiederum unter René Jacobs, erhielt den Prix du Midem (2009).

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Steve Davislim Tenor                                                           Lothar Odinius Tenor

     A                                                                              M
                    ls Ensemblemitglied des Opernhauses Zürich von 1994 bis                          it einem Repertoire, das vom Barock bis zur Gegenwart
                    2000 stand Steve Davislim als Graf Almaviva in Rossinis                          reicht, hat sich Lothar Odi­n ius in Konzert, Oratorium und
                    »Barbie­re« und als Steuer­mann in Wagners »Holländer«, als                      Oper einen Namen gemacht. Er ist gern gesehener Gast
                    Mozarts Tamino, Fer­rando und Don Ottavio oder auch als                          der renommierten Festivals und in den großen Konzert-
                    Prinz in Heinz Holligers »Schnee­w itt­chen« auf der Bühne.                      sälen: in Berlin, Wien und Mailand ebenso wie in Lon­don
     Der Tenor trat an der Berliner Staatsoper, im Londoner Covent Garden,          und New York. Einen Schwerpunkt in den Opernengagements des Tenors,
     an der Mailänder Scala, der New Yorker MET, bei den Salzburger Fest­           der in Berlin studierte, bilden die lyrischen Partien Mozarts. Wei­tere wich­-
     spie­len oder auch an der Opera Aus­t ra­lia in Sydney auf. Mehrfach bereits   tige Opernpro­duktionen waren Strawinskys »Renard« und »Rossignol«
     gastierte er an der Semper­oper, u.a. gab er an diesem Haus 2012 sein          an der Canadian Opera in Toronto mit Gastspielen in New York und Lyon,
     Rollendebüt in der Titelfigur von Mozarts »Clemenza di Tito« und sang          Schuberts »Alfonso und Estrella« in Zürich unter Nikolaus Harnoncourt
     2014 bei den Strauss-Tagen unter Christian Thie­le­mann den Flamand            sowie Steffanis »Niobe« in Schwetzingen und London unter Thomas Hen-
     in »Ca­pric­cio«. In den Kapell-Konzer­ten widmete er sich 2004 unter          gelbrock. 2011 gab Lothar Odinius seinen Einstand bei den Bayreuther
     Sir Colin Davis in Dresden und 2014 unter Christian Thielemann bei             Fest­spielen als Walther im »Tannhäuser« unter Thomas Hengelbrock,
     den Osterfestspielen Salzburg dem Mozart’schen Requiem. Der australi-          2012 übernahm er auf dem »Grünen Hügel« dieselbe Rolle unter Chris­
     sche Sänger folgte Ein­ladungen der wichtigsten Orchester rund um den          tian Thielemann, ab 2013 war er in der oberfränkischen Wagnerstadt
     Globus, darun­ter das Cleveland, San Fran­cisco Symphony und Chicago           auch als Froh im »Rheingold« zu hören. Unter Reinhard Goebel trat Lo-
     Symphony Orchestra, die Wiener und die Berliner Philhar­moniker so-            thar Odinius in den letztjährigen Palmsonntagskonzerten der Sächsischen
     wie die großen Orchester in Lon­don, Paris, Rom, Zürich und Kopenhagen.        Staatskapelle in Telemanns Trauerserenata für August den Starken auf.

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Georg Zeppenfeld Bass                                                        MDR Rundfunkchor

 V                                                                                D
                  on 2001 bis 2005 sang Georg Zeppenfeld im Ensemble der                        er MDR Rundfunkchor hat seit vielen Jahren seinen festen
                  Semperoper, immer wieder kehrt er seither für Gastspiele in                   Platz unter den führenden europäischen Chören. Er ist der
                  die Elbestadt zurück. Erst vor wenigen Wochen konnte man                      größte und tradi­t ions­reichste Chor des öffentlich-rechtlichen
                  ihn in den Palmsonntagskonzerten der Staatskapelle unter                      Rundfunks und gilt unter Experten als einer der besten.
                  Reinhard Goebel erleben: in einer Mozart-Bearbeitung von                      Sein Repertoire umfasst Chorsym­pho­n ik, A-cappella-Werke,
     Händels »Cäcilienode« sowie in Bachs Dresdner »Missa« (Kyrie und Glo-        Ensemble­gesang sowie weltliche und geistliche Musik aus beinahe einem
     ria der späteren h-Moll-Messe). Im Jahr zuvor trat Georg Zeppenfeld mit      Jahr­tausend Musikgeschichte. Neben den inter­natio­nalen Auftritten tra-
     der Kapelle in den Gedenkkon­zer­ten in Verdis Requiem und bei den Oster-    gen preisgekrönte CD-Einspielungen sowie zahl­reiche Ur- und Erst­auf­-
     festspielen Salzburg im Requiem von Mozart auf, beides dirigiert von         füh­r ungen zum Renommee des Chores bei. In der Nach­folge von Howard
     Christian Thielemann. Unter dessen Lei­t ung gastierte der gebürtige West-   Arman übernimmt mit der Spiel­zeit 2015 / 2016 Risto Joost die künstle­r i­-
     fale bei den Wiener und Münchner Philharmonikern, unter Pierre Boulez        sche Leitung. Zurzeit sorgt Philipp Ahmann als Erster Gastdirigent für
     bei den Berliner Philhar­monikern, unter Riccardo Chailly beim Gewand-       eine kontinuierliche Entwick­lung des in Leipzig beheimateten Ensem­bles.
     hausorchester Leipzig. Er gab Liederabende u.a. bei den Salz­burger          Die Sächsi­sche Staats­kapelle und der MDR Rundfunkchor arbeiten seit
     Festspielen und sorgte dort in einer seiner Schlüsselrollen auf der Opern-   Jahrzehnten in Konzerten und Aufnahmen zusammen. Zuletzt bei der Ka-
     bühne für Aufsehen: als Sarastro, den er überdies in Baden-Baden unter       ­pel­le zu Gast war der Chor im vergangenen Jahr in der Semperoper unter
     Claudio Abbado sowie an der Wiener Staatsoper, der MET und kürz­lich          Myung-Whun Chung in Mahlers »Auferstehungs­symphonie«, 2013 trat
     in Covent Garden inter­pretierte. Auch an der Semperoper verkörpert er in     der Chor in der Frauen­k irche im Sonderkonzert zum 200. Geburtstag
     dieser Saison den Sarastro, dazu Wagners Daland und Webers Kaspar.            Wagners im »Abendmahl der Apos­tel« unter Christian Thielemann auf.

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Sofia Gubaidulina
     »O komm, Heiliger Geist«

                                                                                         international
                                                                                      Wunderharfe             Freunde
                                                                                      unterstützen            patron
                                                                                     engagement begeistern
     O komm, Heiliger Geist.
     Erfülle die Herzen deiner Gläubigen.
                                                                                       verbinden               network
     Entzünde in ihnen (in mir) das Feuer deiner Liebe.
     Moderne Übertragung der lateinischen Pfingst-Antiphon »Veni sancte spiritus«
                                                                                    gewinnen Staatskapelle
     Atme in mir, du Heiliger Geist, daß ich Heiliges denke.
                                                                                     tradition Dresden
     Treibe mich, [du Heiliger Geist,] daß ich Heiliges tue.
     Locke mich, du Heiliger Geist, daß ich Heiliges liebe.                         junge Menschen fördern
                                                                                      friends
     Stärke mich, [du Heiliger Geist,] daß ich Heiliges bewahre.
     Hüte mich, [du Heiliger Geist,] daß ich Heiliges nimmer verliere.
     Dem heiligen Augustinus (354-430) zugeschrieben
                                                                                                               Gesellschaft
                                                                                         Netzwerk            close
     Sende aus deinen Geist,
     und alles wird neu geschaffen
                                                                                                         hautnah
     und das Antlitz der Erde erneuert.
     Psalm 104,30

                                                                                           GESELLSCHAFT DER FREUNDE DER
                                                                                           S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N E . V.
     Die drei Texte werden in verschiedenen Konstellationen
     von den Solisten und dem Chor vorgetragen.                                            KÖNIGSTRASSE 1
                                                                                           01097 DRESDEN | GERMANY
     [in eckigen Klammern]: nicht vertont                                                  I N F O @ G F S K D D . D E | W W W. G F S K D D . D E

                                                                                                                Wir freuen uns auf Sie!
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                                                                                                                  KONZERT      join
                                                                                                                          IN DER      us!
                                                                                                                                 FRAUENKIRCHE
Franz Schubert                                                               Credo (Chor, Soli)
                                                                                  Credo in unum Deum,                   Ich glaube an den einen Gott,
     Messe Es-Dur D 950                                                           [Patrem omnipotentem,]                [den allmächtigen Vater,]
                                                                                  factorem coeli et terrae,             der alles geschaffen hat, Himmel
                                                                                  visibilium omnium,                    und Erde, die sichtbaren und die
                                                                                  et invisibilium.                      unsichtbaren Dinge.
     Kyrie (Chor)                                                                 [Et] Credo in unum Dominum            [Und] Ich glaube an den einen Herrn,
     Kyrie eleison.                         Herr, erbarme Dich unser.             Jesum Christum, credo in              Jesus Christus, ich glaube an
     Christe eleison.                       Christus, erbarme Dich unser.         Filium Dei unigenitum.                Gottes eingeborenen Sohn.
     Kyrie eleison.                         Herr, erbarme Dich unser.             Et ex Patre natum                     Er ist aus dem Vater geboren
                                                                                  ante omnia saecula.                   vor aller Zeit.
                                                                                  Deum de Deo, lumen de lumine,         Gott von Gott, Licht vom Licht,
     Gloria (Chor)                                                                Deum verum de Deo vero.               wahrer Gott vom wahren Gott.
     Gloria in excelsis Deo.                Ehre sei Gott in der Höhe.            [Genitum, non factum,                 [Gezeugt, nicht geschaffen,
     Et in terra pax hominibus              Und auf Erden Friede den              consubstantialem Patri:]              eines Wesens mit dem Vater:]
     bonae voluntatis.                      Menschen, die guten Willens sind.     Per quem omnia facta sunt.            Durch den alles erschaffen ist.
     Laudamus te, benedicimus te,           Wir loben dich, wir preisen dich,     Qui propter nos homines,              Der für uns Menschen
     adoramus te, glorificamus te.          wir verherrlichen dich, wir beten     et propter nostram salutem            und zu unserem Heil
     Gratias agimus tibi propter            dich an. Wir danken dir, denn         descendit de coelis.                  vom Himmel gekommen ist.
     magnam gloriam tuam.                   groß ist deine Herrlichkeit.
     Domine Deus, Rex coelestis,            Herr Gott, König des Himmels,         Et incarnatus est de Spiritu Sancto   Er hat Fleisch angenommen durch
     gratias agimus tibi.                   wir danken dir.                       ex Maria Virgine:                     den Heiligen Geist aus Maria, der
     Deus Pater omnipotens,                 Allmächtiger Gottvater,               Et homo factus est.                   Jungfrau, und ist Mensch geworden.
     gratias agimus tibi.                   wir danken dir.
     Domine Jesu Christe,                   Herr Jesus Christus,                  Crucifixus etiam pro nobis:           Er wurde für uns gekreuzigt
     gratias agimus tibi.                   wir danken dir.                       sub Pontio Pilato                     unter Pontius Pilatus,
     Fili unigenite, gratias agimus tibi.   Eingeborener Sohn, wir danken dir.    passus et sepultus est.               hat gelitten und ist begraben worden.

     Domine Deus, Agnus Dei, Filius         Herr Gott, Lamm Gottes, Sohn des      Et resurrexit tertia die,             Er ist am dritten Tage auferstanden
     Patris, qui tollis peccata mundi:      Vaters, du nimmst hinweg die Sün-     secundum Scripturas.                  laut der Schrift.
     miserere nobis.                        den der Welt: Erbarme dich unser.     Et ascendit in coelum:                Und aufgefahren in den Himmel,
     [Qui tollis peccata mundi,             [Du nimmst hinweg die Sünden          sedet ad dexteram Patris.             sitzt er zur Rechten des Vaters.
     suscipe deprecationem nostram.         der Welt: Nimm unser Flehen           Et iterum venturus est                Und wird wiederkommen in
     Qui sedes ad dexteram Patris:          gnädig auf. Du sitzest zur Rechten    cum gloria, judicare vivos            Herrlichkeit, zu richten die Lebenden
     miserere nobis.]                       des Vaters: Erbarme dich unser.]      et mortuos:                           und die Toten,
                                                                                  cujus regni non erit finis.           seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
     Quoniam tu solus Sanctus, quoniam      Denn du allein bist der Heilige,
     tu solus Altissimus, [Jesu Christe,]   denn du allein der Höchste, [Jesus    [Et] Credo in Spiritum Sanctum,       [Und] Ich glaube an den Heiligen
     quoniam tu solus Dominus.              Christus,] denn du allein der Herr.   Dominum, et vivificantem:             Geist, den Herrn und Lebensspender,
                                                                                  qui ex Patre Filioque procedit.       der vom Vater und vom Sohn ausgeht.
     Cum Sancto Spiritu, in gloria          Mit dem Heiligen Geist zur Ehre       Qui cum Patre et Filio simul          Der mit dem Vater und dem Sohn
     Dei Patris. Amen.                      Gottes, des Vaters. Amen.             adoratur, et conglorificatur:         angebetet und verherrlicht wird, der

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