NÄCHSTENLIEBE - WIE SIE UNS ZUSAMMENHÄLT - UNSER MAGAZIN IM HERBST/WINTER 2020 - LichtBlick Seniorenhilfe e.V.
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EDITORIAL Miteinander – füreinander: Gemeinsam schaffen wir das! Jedes Jahr im Oktober starten wir mit der Sparda-Bank München und dem Münchner Merkur unsere große Spenden- aktion. Eine Kooperation, auf die stets Verlass ist – und ein wahrer Lichtblick für bedürftige Rentner! Jedes Jahr überlegen wir uns dabei auch ein Thema, das zentral für uns ist. Diesmal, inmitten der Pandemie, fiel uns die Entscheidung leicht: Wir setzen auf Nächstenliebe. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn eines ist doch sicher in diesen Zeiten: Es kommt jetzt vor allem darauf an, füreinander da zu sein – und die Dinge mit- einander anzupacken. Jeder von uns kann in eine Situation kommen, in der er auf fremde Hilfe angewiesen ist. Und niemand sollte dann verzweifeln müssen. Heinrich Bedford- Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, hat es sehr treffend in unserem Interview (Seite 19) formuliert: „Wenn sich jeder von uns in Solidarität übt, dann Lydia Staltner hat 2003 den wird auch allen mehr geholfen.“ Damit sind wir auf dem Verein LichtBlick Seniorenhilfe richtigen Weg. gegründet, um älteren Menschen in Not einen Lichtblick zu Für mich ist es immer wieder überwältigend zu sehen, wie Sie, schenken. liebe Spenderinnen und Spender, an unsere Senioren denken. In der Corona-Krise wissen wir das umso mehr zu schätzen, denn viele von Ihnen hat es in diesen außergewöhnlichen Zeiten auch gebeutelt. Wir bekommen so einige Anrufe von treuen Unterstützern, die schweren Herzens ihre Zahlungen einstellen – weil sie sonst nicht mehr über die Runden kämen. Ich will nicht verhehlen: Das ist schlimm für unsere Senioren, die längst am Rand der Gesellschaft stehen. In den vergangenen Monaten haben wir aber auch eine große Hilfsbereitschaft erfahren – so viele Menschen haben uns kontaktiert, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Das berührt IMPRESSUM uns sehr. Und es zeigt: Nächstenliebe ist nicht nur ein Wort, es sind Taten. Und manchmal auch eine Umarmung, wie auf Herausgeber: Projekt LichtBlick GmbH unserem Titelfoto. Das Bild ist freilich in der „Vor-Corona-Zeit“ Schweigerstraße 15 entstanden. Doch es symbolisiert bis heute: Gemeinsam 81541 München schaffen wir das! Für unsere Senioren. Tel: 089 / 67 97 10 10 Foto Titel: LichtBlick Seniorenhilfe e. V./Gisela Schober E-Mail: info@seniorenhilfe-lichtblick.de V.i.S.d.P.: Lydia Staltner Foto Editorial: LichtBlick Seniorenhilfe e. V. Redaktionelle Leitung/Konzeption/ Textchef: Dr. Barbara Nazarewska Art-Direktion: Nadine Eiringhaus Ihre Lydia Staltner Redaktionelle Mitarbeit: Nina Praun; Sabrina Witte Gründerin und 1.Vorstand LichtBlick Seniorenhilfe e. V. Schlussredaktion/Korrektorat: Ralf-Oliver Dürr Druck: Color Medien GmbH LichtBlick 3
INHALT 06 INTERVIEW Ein Herz und eine Seele: Seniorin Edith B., 90, und LB-Mitarbeiterin Jelica Komljenovic kennen sich seit zehn Jahren. 10 AKTUELLES Altersarmut: Warum die Rentenerhöhung viele LichtBlick-Senioren noch schlechterstellt als bisher. Fotos: LichtBlick Seniorenhilfe e. V., Alexander Stingl, Tatjana Jetsch, Shutterstock, Agentur Dietrich, Eva-Maria Hamperl 14 BLICKPUNKT Gesunde Ernährung ist ein Muss für Ältere. Doch was, wenn das Geld dafür einfach nicht reicht? 4 LichtBlick
EINBLICK 30 KÜCHEN- 18 Die LichtBlick-Hotline: Zu jeder Zeit ein offenes Ohr für bedürftige Senioren. GEHEIMNIS Vittorias preisgekrönte Lasagne – mit Tipps von Jahrhundertkoch 19 Eckart Witzigmann. „Nächstenliebe ist absolut zentral“ – das Interview zur 32 großen Spendenaktion. MEINUNG 22 Alles Gute zum Geburtstag! Überraschungsbesuche für Solidarität hilft in jeder Situation: Wie wir mit Rücksicht aufeinander LichtBlick-Senioren. die Corona-Krise meistern. 24 Maske auf! Eine Spende für mehr Teilhabe am Leben. 34 DIE LETZTE SEITE 27 Neue LichtBlick- Botschafterinnen: Ein Hilferuf und seine Geschichte. Diesmal mit Etel B., die jeden Tag Andrea Kathrin Loewig & um ihr Augenlicht kämpft. Monika Baumgartner 28 GEBEN & NEHMEN Geschenkte Zeit: Unsere besondere Spender- und Empfänger-Geschichte. LichtBlick 5
INTERVIEW EDITORIAL „LICHTBLICK IST DER HIMMEL FÜR MICH“ LichtBlick-Mitarbeiterin ... und bei Frau Komljenovic? Erzählen Sie doch mal genauer. Jelica Komljenovic und Oh ja! Wir kennen uns ja schon ganz Es war bei einer Seniorenveranstal- lange. Wissen Sie: Es ist für mich was tung unseres Vereins – sie stand da, lächelte, und ich hatte das Gefühl, ich Seniorin Edith B., 90, ganz Besonderes, mit ihr zu sprechen kennen sich seit zehn und zu lachen. Ich komme ja kaum müsse jetzt zu ihr hingehen und ihr Jahren. Die beiden Frauen aus dem Haus – vor allem jetzt, sagen: „Sie schauen so schön aus!“ während der Corona-Krise. Ich koche Ich meine: Frau Edith B. war damals haben ein ganz besonderes und putze und putze und koche. Das schon 80, aber das Alter spielt bei ihr Verhältnis – das weit über war’s. Meine Familie sehe ich auch keine Rolle. Sie hat einfach diese tolle helfen und Hilfe empfangen selten. Frau Komljenovic ist ein Ausstrahlung! Und ich verstehe mich hinausgeht. Ein kleines wahrer Lichtblick. bis heute so gut mit ihr. Lehrstück in Interviewform Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e. V., Astrid Schmidhuber, Shutterstock über Nächstenliebe. Was bedeutet LichtBlick für Sie, Frau B.? Was bedeuten Ihnen, Frau Komlje- Wissen Sie noch, was Frau B. Es bedeutet eine Anlaufstelle für mei- novic, diese Besuche? damals geantwortet hat? ne Seele. Ich bin schon 90 Jahre alt – Edith B. ist für mich fast schon wie Aber ja! Sie sagte: „Mein Mann war und ich habe Angst, dass ich vielleicht ein Familienmitglied. Es besteht so Italiener – der wollte immer, dass ich bald sterbe. Mein Herz ist schwach, eine Vertrautheit zwischen uns beiden! hübsch aussehe.“ ich habe sechs Operationen hinter mir. Wir kennen uns ja schon seit rund Ich freue mich über jeden Tag, den zehn Jahren. Ich war gerade ganz neu Das tun Sie ja bis heute, Frau B. ich noch da bin. Und auch über jeden bei LichtBlick – da habe ich sie zum Hören Sie bitte auf, ich bin doch Besuch bei LichtBlick ... ersten Mal gesehen. schon so alt! 6 LichtBlick
Erzählen Sie uns doch ein bisschen aus Ihrem Leben. Ein Herz für bedürf- Ich habe drei Kinder, fünf Enkel und tige Senioren: Jelica einen Urenkel. Als ich 24 Jahre alt Komljenovic arbeitet war, starb mein erster Mann ganz seit zehn Jahren für überraschend. Sekundentod, sagten die LichtBlick. Zu ihrem Ärzte damals. Ich stand dann allein da Jubiläum haben mit zwei kleinen Kindern: Der Bub ihr die Kollegen war vier, das Mädel gerade mal zwei eine kleine Foto- Monate alt. Ich habe mich ständig kollage geschenkt. gefragt: Wie soll ich das jetzt schaffen? Komljenovic sagt: Ich bin gelernte Schneiderin. Aber da „Bei LichtBlick muss verdient man ja nicht viel – und wie niemand betteln. sollte das überhaupt gehen mit den Aber ich weiß, dass kleinen Kindern? es die Betroffenen oft so empfinden, weil Und wie ging es dann? Ich habe dann bei einer großen sie sich für ihre Not Münchner Firma als Sachbearbeiterin schämen. Ich will angefangen. Wir kämpften uns zu dritt diesen Menschen irgendwie durch – und dann, rund Mut zusprechen, drei Jahre später, trat mein zweiter ihnen diese Last Mann in unser Leben. nehmen.“ Sie lachen, Frau Komljenovic? Ja. Streng genommen fuhr er in das Leben dieser kleinen Familie. LichtBlick 7
INTERVIEW Edith B. legt auch mit 90 großen Wert darauf, gepflegt aus- zusehen. Das Foto zeigt sie mit ihrem zweiten Mann bei der Hochzeit. „Ein Pfunds- kerl“, sagt sie über ihn. Die beiden waren 60 Jahre verheiratet. Das wollen wir gern genauer Frau Komljenovic, was empfinden wissen, Frau B. Sie, wenn Sie so etwas hören? In der Tat: Ich war mit meinen Vor allem ein Gefühl der Ungerechtig- Kindern in Kitzbühel. Ich hatte einen keit. Ich meine: Frau B. hat so viele günstigen Skikurs für sie ergattert, wir Jahre gekämpft – nach dem Tod ihres waren mit dem Bus unterwegs. Doch ersten Mannes mit den beiden kleinen irgendwie verpassten wir ihn dann für Kindern, dann diese lange Zeit, in der den Rückweg. Und so lief ich einfach sie ihren zweiten Mann pflegte. Und an der Hauptstraße mit meinen Kin- jetzt? dern an der Hand entlang und hoffte auf eine Mitfahrgelegenheit zurück Jetzt muss sie – betteln. nach München. Bei LichtBlick muss niemand betteln. Aber ich weiß, dass es die Betroffenen Und dann? oft so empfinden, weil sie sich für ihre Dann hielt ein Auto neben uns. Mein Not schämen. Ich will diesen Menschen künftiger Mann saß am Steuer. Ein Mut zusprechen, ihnen diese Last Pfundskerl! Er sagte, er lebe zwar in nehmen. Frau B. ist auch eine, aus der Kitzbühel – aber er fahre uns trotz- man förmlich herauskitzeln muss, dass dem nach München zurück. Ich sagte: sie was braucht. Sie ist wirklich so be- Mich gibt es nur im Dreier-Pack. Er scheiden. Und so unheimlich dankbar. war einverstanden. Wir waren 60 Jahre verheiratet, haben noch ein ge- Frau B., Hand aufs Herz: Tun Sie meinsames Kind bekommen – und die sich so schwer damit, Hilfe anzu- letzten 14 Jahre unserer Ehe habe ich nehmen? Fotos: Astrid Schmidhuber, LichtBlick Seniorenhilfe e. V. ihn gepflegt, weil er dement war. Ja. Nach dem Tod meines Mannes wollte ich auch ganz lange nicht aufs Und nach seinem Tod kam die Sozialamt. Das ist doch entwürdigend! Altersarmut für Sie? Meine Kinder wissen bis heute nicht, Ja, das kann man so sagen. Leider. Ich dass ich so arm bin – dass ich mir im schäme mich dafür sehr. Niemand Supermarkt nur Sonderangebote leisten in unserem Haus weiß, dass ich so kann. Ohne die Hilfe von LichtBlick eine arme Maus bin. Ich weiß, ich würde ich nicht überleben können. kann eigentlich nichts dafür – es sind Dieser Verein ist der Himmel für mich! irgendwie die Umstände. Aber ich mag das nicht zeigen. Barbara Nazarewska 8 LichtBlick
GASTBEITRAG „ICH HABE SEHR VIEL RESPEKT VOR DEM ALTER“ Thomas Koenen organisiert mit seiner Agentur „beCAUSE – wir.tun.was“ soziale Projekte. Insbesondere auch für ältere Menschen in Not. Zusammen mit LichtBlick Seniorenhilfe beschert er Betroffenen wertvolle Stunden. Eine kleine Geste mit großer Wirkung. Thomas Koenen Inhaber der Agentur Es hat gute Gründe, warum ich mich für Duca schenken. Ja, Musik verbindet – und sie „beCAUSE – wir.tun.was.“ ältere Menschen engagiere: Ich bin generell berührt. sehr emotional – und in diesem Corona-Jahr Während unserer Konzerte erlebten wir bin ich selbst schon 60 Jahre alt geworden. viele emotionale Momente: Freudiges, Ich habe sehr viel Respekt vor dem Alter, Trauriges, Dankbarkeit, Lachen, Weinen, so bin ich aufgewachsen, so bin ich erzogen strahlende Augen, zitternde Hände, aber worden. Und: Ich hatte schon immer ein sehr auch „Rollator und Rollstuhl Rock’n‘Roll“. enges Verhältnis zu meinen Eltern, konnte Und wir spürten diese enge Verbindung bei ihnen sein, als sie starben. Auch mit zwischen Alt und Jung: Was wäre unsere meinen Großeltern war ich aufs Engste ver- Gesellschaft ohne die vielen Menschen in bunden, bis zum Schluss – und seit 2019 bin den pflegenden Berufen, die jeden Tag aufs ich selbst Großvater. Neue ihren Schützlingen ganz viel Empathie Mein Engagement hat für mich auch sehr viel entgegenbringen, selbst wenn diese dement mit Nächstenliebe zu tun, der zentralen Mitte sind oder nicht mal mehr sprechen können? unseres Lebens, so sehe ich das als Buddhist: Die Arbeit als Pfleger ist physisch und psy- Unser Leben beginnt mit der Geburt, als Kind chisch kräftezehrend – und man muss an lernen wir die ersten Schritte, körperlich und manchen Tagen nicht nur an seine Grenzen geistig. Als älterer Mensch schließt sich dann gehen, sondern weit darüber hinaus. dieser Kreis, wir werden mehr zum Kind und fangen noch einmal mit dem Lernen an. Und alles, was sich dazwischen abspielt, nennt „Mein Engagement hat sehr man das Erwachsenen-Leben – in dem wir viel mit Nächstenliebe zu tun“ vieles zurückgeben sollten. Vor allem an die ältere Generation, die von der Corona-Krise besonders stark betroffen Hut ab vor dem Pflegepersonal, dem wir in ist: Menschen, die monatelang keinerlei jedem Seniorenheim begegnen durften! soziale Kontakte zu ihren Familien, Kindern Diese Menschen machen es möglich, dass und Enkeln hatten; die bis heute zu ihren Ältere ihren Lebensabend in Würde und Liebsten auf Abstand gehen müssen, sicher- Respekt verbringen – umsorgt, gepflegt, heitshalber. Besonders hart war es während ermuntert, motiviert und getröstet. Das ist des Lockdowns für Bewohner von Pflege- großartig. Und es verbindet. Ein wertvolles und Altenheimen. Und bis heute ist ihre „Gemeinsam“-Gefühl entsteht hier. Situation alles andere als leicht. Genau das spürte ich auch vor einiger Zeit, Fotos: Stefan Hellweger, Steffen Horak Deswegen haben wir im Frühjahr, zusammen als ich mit Rentnern des Vereins LichtBlick mit LichtBlick, Hofkonzerte organisiert. In 43 Seniorenhilfe im Luxuszug Luxon unterwegs Echte Lichtblicke: Oben: Tenor Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen war, von München in die Berge. Dieses be- Giuseppe Del Duca bei einem Hof- konnten wir mehreren tausend älteren sondere Erlebnis hat mir mal wieder gezeigt, konzert. Mitte: Zwei ältere Damen, die Menschen, aber auch den vielen, wunder- wie wichtig es ist, Zeit mit älteren Menschen den Auftritt vom Balkon aus verfolgen. Unten: Ein Ausflug mit dem Luxuszug baren Pflegekräften ein wenig Abwechslung, zu verbringen. Die Freude und Dankbarkeit Luxon, an dem bedürftige Rentner Freude, Trost und musikalische Lichtblicke während unserer gemeinsamen Reise haben teilnehmen konnten. mit dem italienischen Tenor Giuseppe Del mich zutiefst berührt. LichtBlick 9
AKTUELLES NOCH ÄRMER TROTZ RENTENERHÖHUNG Als am 1. Juli 2020 die Renten erhöht wurden, war in vielen Medien die Rede von einer guten Nachricht – und das auch noch mitten in der Corona-Krise. Doch für viele ältere Menschen, die der Verein LichtBlick betreut, spitzte sich die Situation dann zu. Eine Geschichte über die Kehrseite. Rentenerhöhung? Für Rosemarie G. (siehe Seite 13) rechtigungsscheine für die Tafel. Oder Vergünstigungen war das eine denkbar schlechte Nachricht. Denn als die bei Tickets des öffentlichen Nahverkehrs. Und: Auch die Renten zum 1. Juli 2020 stiegen – in Westdeutschland GEZ-Gebühren, also der Rundfunkbeitrag, fallen wieder um 3,45 Prozent, in den neuen Bundesländern um 4,20 an. „Für unsere Senioren sind solche Rentenerhöhungen Prozent –, bekam die 83-Jährige in der Tat ein paar mehr eine Augenwischerei als eine echte Hilfe“, mahnt Euro mehr. Nur: Es sind jetzt rund 40 Euro zu viel, um Staltner. Wohlwissend, dass sich die Situation von Rent- auch weiterhin Leistungen aus der Grundsicherung im nern bundesweit immer mehr zuspitzt. Alter (siehe Infokasten) beantragen zu dürfen. Und das Das Armutsrisiko von älteren Menschen in Deutsch- ist ein echtes Problem. land wächst schon lange viel stärker als in allen anderen Fotos: Shutterstock (2) „Wenn jemand aus der Grundsicherung herausfällt, Bevölkerungsgruppen. Wie das Statistische Bundesamt bekommt er viele Vergünstigungen nicht mehr“, er- erst Ende September 2020 mitteilte, hat die Zahl be- klärt Lydia Staltner, Vorsitzende des Vereins LichtBlick sagter Senioren allein in den vergangenen 15 Jahren Seniorenhilfe. Gemeint sind damit zum Beispiel Be- dreieinhalb Mal stärker zugenommen als die Zahl aller 10 LichtBlick
Betroffenen: um rund 4,7 Prozentpunkte auf nunmehr 15,7 Prozent. „In keiner anderen Altersgruppe war der Grundsicherung Anstieg seit dem Jahr 2005 so groß“, erklärte das Bun- desamt. Und der Sozialverband VdK nannte Altersarmut im Alter angesichts der jüngsten Zahlen ein „Massenphänomen“. Die Grundsicherung im Alter ist keine Der Verein LichtBlick hat nur mit Menschen zu tun, Rente, sondern eine Sozialhilfe. Bean- deren Rente nicht zum Überleben reicht. Dabei haben tragen kann sie jeder, der die reguläre die meisten ihr Leben lang gearbeitet. „Ich habe ja im- Altersgrenze erreicht hat, jedoch über so mer rechnen und überlegen müssen“, sagt auch Rosema- ein geringes Einkommen und Vermögen rie G. – die drei Kinder großzog und nebenher putzen verfügt, dass er damit seinen Lebens- ging, weil ihr Mann „kein Großverdiener“ war. unterhalt nicht decken kann. Einen Nun also bekommt sie auch die Grundsicherung im Antrag stellt man bei den zuständigen Alter gestrichen – wegen einer Rentenerhöhung. „Es ist kommunalen Behörden. Auch wenn die absurd, dass Menschen wie Rosemarie G. hier einfach Grundsicherung keine Rente ist: durchs Raster fallen“, sagt Staltner. Und sie weiß: Es sind beileibe keine Einzelfälle. Der Verein LichtBlick wächst Jahr um Jahr. Und die Pandemie hat die Situation nur Die Deutsche Rentenversicherung noch mehr verschärft. berät kostenlos (0 800/10 00 48 00 bzw. www.eservice-drv.de). Barbara Nazarewska Empfänger von Grundsicherung im Alte Erwerbsminderung im Dezember 2019 46 Hamburg 16 Bremen 112 Armut: Immer mehr Rentner betroffen Niedersachsen 283 Die Zahl der Senioren, die Grundsicherung im Alter beziehen, ist laut Statistischem Bundesamt gestiegen: Demnach bekamen im Dezember 2019 knapp 562.000 von ihnen diese Leistung, also 0,5 Prozent mehr als noch im Vorjahr.Nordrhein-Westfalen Zudem sind immer mehr ältere Menschen in Deutschland von Armut bedroht – etwa jeder Fünfte ist offiziellen 94 Zahlen zufolge betroffen. Konkret: Waren es im Jahr 2006 noch 12,5 Prozent aller über 65-Jährigen, stieg diese ZahlHessen im Jahr 47 2018 auf 18,2 Prozent. Dies geht aus Daten des Europäischen Statistikamtes Eurostat hervor. Als armutsgefährdet gelten Menschen, die im Jahr der jeweiligen Erhebung weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Bevölkerung Rheinland-Pfalz zur Verfügung haben. In Deutschland lag für Alleinstehende diese Schwelle im Jahr 2018 bei 13.628 Euro. 16 Saarland 25 50 100 102 GRUNDSICHERUNG Empfänger von Grundsicherung im Alter und bei Baden-Württemberg Erwerbsminderung im Dezember 2019 in Tausend Empfänger über 65 Jahren* 42 in Tausend 46 Schleswig-Holstein GRUNDSICHERUNG Hamburg 21 562 16 Empfänger über 65 Jahren* Mecklenburg- in Tausend Bremen Vorpommern 112 25 343 insgesamt 562 Niedersachsen Brandenburg 318 283 84 Nordrhein-Westfalen 233 Frauen 244 Berlin 343 insgesamt 94 23 110 318 Hessen Sachsen-Anhalt 233 Männer 244 47 31 Frauen Sachsen Rheinland-Pfalz 110 2005 2012 2019 16 16 Saarland Thüringen Quelle: Destatis Männer *ab Altersgrenze 25 50 100 102 126 2005 2012 2019 Baden-Württemberg Bayern Quelle: Destatis *ab Altersgrenze LichtBlick 11
AKTUELLES Zwei LichtBlick-Rentnerinnen – ein Schicksal Tapfer: Ursula P. Zupackend: Rosemarie G. Ursula P., 81, kommt allein zurecht, so gut es eben Rosemarie G., 83, jammert nicht, klagt nicht – sie geht. Denn sie hat viele schwere Operationen hinter unternimmt einfach etwas. Zum Beispiel indem sich – und ohne den Verein LichtBlick Seniorenhilfe, sie sich Hilfe holt. Denn ihre Rente ist zu gering, davon ist Ursula P. überzeugt, wäre sie nicht wieder um aus eigener Kraft überleben zu können. Seit der auf die Beine gekommen. „Ich bin sehr zufrieden, Rentenerhöhung (siehe Seite 10 & 11) bekommt dass ich so weit alles gut überstanden habe“, sagt sie zwar ein bisschen mehr – aber damit auch rund sie inzwischen. Dabei hätte sie genug Gründe, um zu 40 Euro zu viel, um weiterhin Grundsicherung im klagen. Als Ursula P. vor einigen Jahren zu LichtBlick Alter beantragen zu können. Wenn man so will, kam, hatte sie Schulden – und großen Kummer des- ist Rosemarie G. eine typische LichtBlick-Seniorin: wegen. Ihr Lebensgefährte war damals ausgezogen, Sie hat jahrelang ihre drei Kinder großgezogen, ist sie musste die teure gemeinsame Wohnung allein nebenher putzen gegangen, später, als die Kinder weiterzahlen. „Eigentlich war es nicht so viel, aber dann groß waren, bekam sie einen Job im Kaufhaus. das belastet einen einfach“, erzählt sie. LichtBlick half „Doch da hat man a auch so wenig verdient.“ Des- ihr dabei, ihre Finanzen in den Griff zu bekommen – halb ist die Rente so schmal. Ohne LichtBlick wüsste selbst mit ihrer schmalen Rente. Und der Verein ist Rosemarie G. nicht weiter, könnte sich am Ende jetzt weiter für sie da, greift ihr unter die Arme, seit- jedes Monats vermutlich nicht mal mehr ein dem sie auch keine Grundsicherung im Alter mehr er- anständiges Essen leisten. Doch da es den Verein hält. Durch die Rentenerhöhung fällt diese weg – und gibt: „Ich darf hochzufrieden sein – und bin‘s auch“, damit so manche Vergünstigung (siehe Seite 10 & 11). sagt Rosemarie G. Hut ab vor so viel Stärke. Rechenbeispiel Rechenbeispiel Rente vor Rentenerhöhung: Rente vor Rentenerhöhung: 1.157,40 Euro Rente + 18,67 Euro Grundsicherung 953,37 Euro Rente + 43,14 Euro Grundsicherung Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e. V. Rente ab Rentenerhöhung: Rente ab Rentenerhöhung: 1.197,31 Euro Rente – Grundsicherung aufgehoben 1.028,45 Euro Rente – Grundsicherung aufgehoben (und damit zahlreiche Vergünstigungen) (und damit zahlreiche Vergünstigungen) LichtBlick 13
BLICKPUNKT Gesund und schmackhaft: Zu einer ausgewo- genen Ernährung gehört Gemüse definitiv dazu. Denn es enthält wichtige Vitamine und Mine- ralstoffe. Und: Es hat auch kaum Kalorien. Bodenständig kochen, das kann Siegrid P. richtig gut. „ÄLTERE KÖNNEN „Das habe ich natürlich von meiner Mama und meiner Oma gelernt“, erzählt die 82-Jährige resolut. Also SICH OFT NICHT kommen bei ihr Sauerkraut, Rotkohl, dicke Bohnen, Eintopf, Kartoffelpüree oder Pfannengemüse auf den Tisch. „Ich bin ein Allesesser“, sagt sie und schmunzelt. GUT ERNÄHREN“ Gekocht wird freilich jeden Tag frisch. Schon nach dem Frühstück fängt Siegrid P. aus dem Kreis Münster an, ihre Mahlzeiten zu planen: Was will ich heute essen, überlegt sie sich; was morgen, was übermorgen? Denn Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e. V., Shutterstock, Barmherzige Brüder Gesunde Ernährung ist für ältere Men- Planung ist wichtig. schen ein Muss. Eigentlich. Doch wenn Zum Einkaufen in die nächstgrößere Stadt muss sie mit dem Bus fahren, das ist mühselig, also fährt sie nur zweimal die Woche – dort kauft sie dann die wichtigs- das Geld fehlt, wird es für Betroffene nahezu unmöglich, an hochwertige Nah- ten Vorräte, frisches Brot und gutes Fleisch. Kleinig- rungsmittel zu kommen. Und obendrein keiten und frisches Gemüse bekommt sie immerhin in wissen die meisten nicht mal, was ihr einem kleinen Laden im Ort; frische Eier gibt es beim Körper wirklich braucht. Deshalb hat der Bauern ums Eck. Siegrid P. hat kein Laster, das könnte Verein LichtBlick Seniorenhilfe jüngst ein sie sich finanziell auch gar nicht leisten. Aber sie gönnt sich eben etwas: nämlich richtig gutes Essen, sagt sie. Und das dank der Unterstützung durch den Verein ganz besonderes Projekt aus dem Boden gestampft: die etwas andere Lebensmit- LichtBlick Seniorenhilfe. „Speck und Zwiebeln anbra- telkiste – die Rentner in Not mit Vitami- ten, in gutem Rapsöl, dazu Kartoffelstampf – das ist so nen und viel Lebensfreude versorgt. unheimlich lecker“, schwärmt die 82-Jährige. 14 LichtBlick
„Die Ernährung, die einem guttut, ist immer die beste.“ Monika Bischoff Diplom-Ökotrophologin Siegrid P. bezeichnet sich als „Allesesser“ und kocht jeden Tag frisch. Damit erfüllt Siegrid P. schon mal die wichtigste Re- besonders, wenn sie wenig Geld zur Verfügung haben. gel für eine gesunde Ernährung. Denn „die Ernährung, Nicht nur, dass die Einkaufsmöglichkeiten oft schwer die einem guttut, ist immer die beste“, erklärt Monika zu erreichen sind. Auch hochwertige Lebensmittel sind Bischoff. Die Diplom-Ökotrophologin ist Leiterin des meist schlichtweg zu teuer. „Unsere Senioren versu- Zentrums für Ernährungsmedizin und Prävention am chen, möglichst preisgünstig möglichst viel zu kriegen“, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder erzählt Moraldo. Die meisten, die in München. Sie kennt sich als Ernäh- LichtBlick unterstützt, bekommen rungsberaterin nicht nur mit der richti- nur die sogenannte Grundsicherung gen Ernährung im Allgemeinen, sondern Wer gesund im Alter; nach Abzug aller wichtigen auch mit der richtigen Ernährung für essen will, der monatlichen Zahlungen wie Strom, Senioren im Besonderen aus (siehe Kas- Telefon und kostenpflichtigen Medika- ten). Siegrid P. macht demzufolge schon muss seine menten, bleiben ihnen etwa 120 bis einiges richtig: Erstens sucht sie sich Mahlzeiten 150 Euro für Lebensmittel übrig. Essen aus, das ihr guttut. Zweitens isst Davon vernünftig einzukaufen, das ist sie sehr abwechslungsreich. „Man sollte auch ganz eine echte Aufgabe. immer ,bunt‘ essen, erklärt Ernährungs- konkret planen, Erschwerend kommt hinzu, dass die beraterin Bischoff, „also abwechselnd Senioren oft gar nicht gelernt haben, – egal, ob beim Gemüse, beim Brot oder raten Experten. was eine „gute“ Ernährung ist. „Ich bei Nudeln. Das erhöht die Diversität.“ kenne eine 93-Jährige, die sagt immer: Und drittens plant sie vorher, was sie ,Hungern musste ich schon immer. essen will. „Um sich gesund ernähren zu können, gehört Nur frieren möchte ich nicht mehr‘“, erzählt Moraldo und eine Planung dazu“, sagt auch die Expertin. Und zwar seufzt. „Ältere Menschen müssten sich gut ernähren – aber eine frühe Planung, schon vor dem Einkauf: „Denn sie können es gar nicht. Das ist wirklich super schade.“ wenn man kein Gemüse zu Hause hat, wird man auch Der Verein LichtBlick Seniorenhilfe in Münster hat nichts damit kochen.“ deshalb ein völlig neues Projekt gestartet: Lebensmittel- Doch genau beim Thema Einkaufen haben die meis- kisten, die nicht nur ausgestattet sind mit Dingen, die ten Senioren große Probleme, erzählt Andrea Moraldo die Vorratskammern der bedürftigen Rentner aufsto- vom Verein LichtBlick Seniorenhilfe in Münster – cken, sondern vor allem auch mit Lebensmitteln, die LichtBlick 15
BLICKPUNKT „Unsere Senioren versuchen, möglichst preisgünstig möglichst viel zu kriegen.“ Andrea Moraldo LichtBlick-Mitarbeiterin Gesunder Genuss: Ein bedürftiger Rentner packt gespendete Lebensmittel aus. einfach besonders gut sind – und die feine Kekse; für die Herren mal eine sich die Senioren selbst niemals kaufen gute Flasche Bier, für die Damen ein Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e. V./Tatjana Jentsch, Rüdiger Brans studio360, Shutterstock würden. Gutes Gemüse zum Beispiel. LichtBlick Piccolo. Denn die LichtBlick-Damen Im Frühling bekamen die Senioren will seine wollen ihre Senioren mit diesem Pro- etwa ein paar Stangen Spargel. „Wahn- jekt auch dazu ermuntern, sich selbst sinn“, sagte eine ältere Dame dazu. Senioren dazu mal etwas Gutes zu tun. Moraldo weiß: Moraldo erklärt: „Den können sie sich ermuntern, „Und das ist schon so eine Aufgabe.“ selber natürlich nicht leisten.“ Siegrid P., immerhin, tut sich gern Oft gibt es gutes Obst. „Eine Dame sich selbst mal etwas Gutes: jeden Tag, mit ihrer hat mir erklärt, dass sie wirklich alles etwas Gutes Hausmannskost. Dazu deckt sie den probiert; auch das ,wirklich exotische‘ Tisch und richtet sich das Essen Obst“, erzählt Moraldo weiter. „Ich zu tun. hübsch an. „Dafür nehme ich mir die habe nachgefragt, was sie damit meint: Zeit“, sagt die 82-Jährige überzeugt. Es war eine Kiwi.“ Ein anderes Mal „Denn es macht einfach Spaß, mit Ap- sind es Hähnchenschenkel vom Bio-Metzger, mal ein petit an den Tisch zu gehen.“ Dann verspeist sie das gutes Marken-Öl, oder auch Bio-Milch. „Eine Rentnerin Essen langsam, mit Genuss. Und am Schluss schickt hat mir ganz erstaunt gesagt: Die schmeckt ja viel besser sie noch ein stilles Danke gen Himmel. Und weiß als H-Milch“, erinnert sich Moraldo. Ganz wichtig ist dann: „Jetzt bin ich zufrieden.“ der LichtBlick-Mitarbeiterin: Jedes Mal müsse „etwas für die Seele“ dabei sein. Etwa hochwertige Schokolade, Nina Praun 16 LichtBlick
Das ist die wichtigste Ernährungsregel für Senioren „Je älter wir werden, umso wichtiger wird ein Makro- Nährstoff: das Protein“, erklärt Ökotrophologin Monika Bischoff. Denn im Alter nimmt die Muskelmasse auto- matisch ab und sorgt damit für funktionale Einschrän- kungen des Körpers. Um die Muskelmasse erhalten zu können, braucht man jede Menge Protein, also Eiweiß. „Ab 65 Jahren braucht man schon 1,2 bis 1,4 Gramm pro Kilogramm“, erklärt die Expertin. „Und je älter wir werden, umso mehr brauchen wir davon.“ Eiweiß steckt vor allem in tierischen Lebensmitteln. Proteinspender: Ältere brauchen Eiweiß. Das steckt unter anderem in Eiern und im Joghurt. Zum Beispiel enthält ein Ei etwa 7 Gramm Protein; in einem kleinen Becher Joghurt stecken etwa 6 Gramm Protein; 150 Gramm Fleisch enthalten etwa 25 bis 30 Gramm. Den Eiweißbedarf des Körpers zu Lösungen gibt es aber wohl. Entweder kann man mit decken, ist also eine anspruchsvolle Aufgabe. Das sagt einer Ernährungsberaterin zusammen einen durch- auch Bischoff: „Es muss wirklich in jeder Mahlzeit drin dachten Essensplan aufstellen; der Hausarzt kann dafür sein – sonst hat man verloren.“ eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung ausstellen. Hinzu kommt: „Der Senior isst ja eigentlich immer Oder man kann zusätzlich zu Trinknahrung greifen. Auch weniger“, erklärt die Expertin. „Das ist zusätzlich ein die kann man sich verschreiben lassen – oder man macht Problem.“ Außerdem verändern sich im Alter die sie selber. Zum Beispiel 200 ml Buttermilch mit einem Geschmacksnerven, „Fleisch schmeckt dann eher Schuss Joghurt und etwas Haferflocken in den Mixer bitter“. Ein Teufelskreis. „Wenn man da nicht bewusst geben, schlägt Bischoff vor. „Das hilft wirklich gut.“ aufpasst, wird es schwierig.“ Nina Praun LichtBlick 17
EINBLICK Stets erreichbar: Die LichtBlick- Mitarbeiterinnen Sabrina Witte (l.), Patricia Kokot (vorne) und Jelica Komljenovic (r.). ZU JEDER ZEIT EIN OFFENES OHR „Wir sind jederzeit für unsere Rentner da!“ Dafür steht LichtBlick Seniorenhilfe. Jeden Tag klingelt bei dem Verein dutzende Male das Telefon – und jedes Mal sind bedürftige ältere Menschen dran, die sich auch allein fühlen. Das LichtBlick-Team hat ein stets ein offenes Ohr für ihre seelischen Nöte. Ein liebevolles Telefonat bewirkt hier kleine Wunder. „Viele reden. Wir tun was.“ Eine schlichte Botschaft Herrgott alle beschützen auf all ihren Wegen.“ mit durchschlagender Wirkung. Vor allem in der Rund 16.000 Senioren unterstützte der Verein allein in Corona-Krise, wo die Telefone beim Verein LichtBlick den vergangenen drei Jahren – Tendenz: leider steigend. Seniorenhilfe nicht mehr stillstehen, weil täglich ältere Seit der Corona-Krise hat sich die Situation noch einmal Menschen anrufen – einige auch „nur“, um eine Stimme verschärft. „Seit Start der Pandemie haben wir unent- zu hören, weil sie so einsam sind. Mitarbeiter des Ver- wegt den Schwächsten unserer Gesellschaft geholfen – eins sind dann stets an allen drei LichtBlick-Standorten mit Lebensmittelpaketen, Mundschutz, Hygieneartikeln Fotos: Marcus Schlaf, Astrid Schmidhuber (München, Münster, Deggendorf) zu erreichen. und finanziellen Soforthilfen“, sagt LichtBlick-Mit- Zu den Anrufern gehört unter anderem Christa M., 75, arbeiterin Sabrina Witte. Die Hilfe geht weiter, sie muss. die aus gesundheitlichen Gründen schon länger nicht „Einsamkeit ist die neue Armut“, sagt LichtBlick-Mit- persönlich im LichtBlick-Büro vorbeikommen kann – arbeiterin Patricia Kokot. Umso wichtiger ist in diesen sich aber dennoch bedanken will für die Unterstützung Zeiten ein offenes Ohr und die Gewissheit, dass am des Vereins. Also schreibt sie einen Brief, in dem steht: anderen Ende Menschen den Hörer abnehmen, die auch „Das Top-Team und die Sponsoren von LichtBlick einfach mal zuhören, trösten – und mit denen man sind meine Motivation und Inspiration – möge sie der gemeinsam nach vorne blicken kann. Voller Zuversicht. 18 LichtBlick
Ein LichtBlick für ältere Menschen in Not: Die Sparda- Bank München spendet auch heuer für den Verein LichtBlick Seniorenhilfe 250.000 Euro. Das Geld stammt aus dem Gewinn-Sparverein der Bank. Bei der – coronakonformen – Scheckübergabe waren (v. l.) dabei: Münchner-Merkur-Chef- redakteur Georg Anastasiadis, Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch- Lutherischen Kirche in Bayern, Lydia Staltner, Vorsitzende des Vereins LichtBlick Senioren- hilfe, Helmut Lind, Vorstands- vorsitzender der Sparda-Bank München, Christine Miedl, Kommunikationsdirektorin der Sparda-Bank München, und Münchner-Merkur- Ressortleiterin Barbara Nazarewska. UNSERE SPENDEN-AKTION „NÄCHSTENLIEBE IST ABSOLUT ZENTRAL“ Die Corona-Krise trifft arme Rentner hart. Daher unterstützt der Münchner Merkur mit der Sparda-Bank München den Verein LichtBlick Seniorenhilfe. Ein Gespräch über Nächstenliebe mit Helmut Lind, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank München, Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, und Vereinschefin Lydia Staltner. Welche Rolle spielt in der aktuellen Was konkret kann die Wirtschaft solchen Situationen wird ganz deutlich, Zeit Nächstenliebe? beitragen? dass niemand von uns unabhängig exis- Bedford-Strohm: Nächstenliebe ist Lind: Wir haben schon vor der tieren kann. Und dass wir für andere, absolut zentral! Schon in normalen Pandemie unseren Fokus erweitert: schwächere Sorge tragen. Deswegen Zeiten. Menschliche Beziehungen um soziale, solidarische Ziele, neben unterstützen wir auch seit vielen Jahren sind für uns alle ein Lebenselixier. den wirtschaftlichen Pflichten. Die den Verein LichtBlick Seniorenhilfe. Wenn wir das Leid anderer nicht Sparda-Bank München ist in Deutsch- Weil wir ein Zeichen setzen wollen sehen, gar die Augen davor ver- land die erste und bislang einzige Bank, gegen die wachsende Altersarmut. schließen, dann ist das verheerend die eine Gemeinwohlbilanz ausweist, für den Zusammenhalt der Gesell- seit 2011. Man muss Bank neu definie- Altersarmut ist das große Thema schaft. Jedem von uns muss klar ren, davon bin ich zutiefst überzeugt von LichtBlick ... sein: Auch ich selbst kann in eine – und Corona ist letztlich nur der Staltner: Und es wird leider immer Situation kommen, in der ich auf Beschleuniger für diese Entwicklung. größer! Die Corona-Krise führt uns das Hilfe angewiesen bin. Wenn sich jeder Und glauben Sie mir, ein Bankdirek- noch einmal schmerzhaft vor Augen. von uns in Solidarität übt, wird allen tor erlebt nicht nur goldene Zeiten, Sie ist lebensgefährlich für ältere mehr geholfen. sondern auch Krisen. Und genau in Menschen in Not, die oft einsam LichtBlick 19
EDITORIAL EINBLICK sind – und jetzt kommt auch noch so dass die Rechnung ohne diese soziale viel mehr Hilflosigkeit dazu. Bei uns Komponente nicht mehr aufgeht. steht das Telefon nicht mehr still, uns rufen Menschen an, um einfach mal Fallen die bedürftige Ältere hinten eine Stimme zu hören, um mit jeman- runter? dem reden zu können. Viele weinen Bei uns steht das Staltner: In der Tat fühlen sich viele am Telefon! Die sind verzweifelt. Die Telefon nicht mehr Menschen in der aktuellen Situation fragen sich immer wieder: Wie können benachteiligt – und das betrifft nicht wir das bewältigen – nicht nur mate- still. Uns rufen nur unsere Senioren. Ich erwähnte riell, sondern auch seelisch. Wir hatten Menschen an, um eine ja vorhin diese vielen wunderbaren sogar Fälle von Betroffenen, die letzt- Stimme zu hören. ehrenamtlichen Helfer. Hut ab! Aber lich aus Einsamkeit gestorben sind ... ich will auch nicht verheimlichen, dass Lydia Staltner uns Anrufe von langjährigen Spendern Bedford-Strohm: Man kann auch erreichen, die schweren Herzens ihre einen sozialen Tod sterben. Das ist eine Zahlungen einstellen – weil sie sich Situation, die auch uns jeden Tag aufs sonst das Leben nicht mehr leisten Neue beschäftigt. Zur Wahrheit gehört aber auch: können. Das ist schlimm für den Verein, für unsere Senioren. Immer mehr Menschen können sich Haben Sie nicht zugleich den Ein- ihren Ruhestand nicht leisten. druck, dass die Gesellschaft auch Bedford-Strohm: Es ist doch eine Von welchen Summen reden wir mehr zusammenrückt? Verteilungsfrage. Um es ganz deutlich denn? Staltner: Absolut! Die Kluft zwischen zu sagen: Es ist genug Geld da. Aller- Staltner: Das ist unterschiedlich. Das Jung und Alt wird gefühlt kleiner; bei dings ist es ungleich verteilt. Es läuft Phänomen an sich ist belastend. Ein pla- uns haben sich zum Beispiel so viele darauf hinaus, dass zunehmend mehr katives Beispiel: Schon eine Tasse Kaffee jüngere Menschen gemeldet und – Menschen im Alter arm sein werden, in einem Café trägt unsere einsamen ehrenamtlich – mit angepackt, um so mancher hingegen ganz, ganz reich. Senioren oft durch den ganzen Tag. unsere Senioren zu versorgen. Das Ich bin der Ansicht, dass wir jetzt die beeindruckt mich zutiefst. Situation der Schwächsten verbessern Bedford-Strohm: Oft geht es nicht um sollten. Es ist höchste Zeit. große Beträge, sondern nur um einen Bedford-Strohm: In unserer Gesell- kleinen Obolus – der viel Zuversicht schaft steckt viel mehr, als wir gemein- Sehen Sie das auch so, Herr Lind? und Hoffnung für die Zukunft hervor- hin sehen. Die Kraft des Mitgefühls Lind: Ich wiederhole mich jetzt, aber bringen kann. kommt während der Corona-Krise ich bin schon sehr lange der Ansicht, deutlich zum Tragen ... dass wir am Sterbebett des Kapitalis- Barbara Nazarewska mus stehen. Wo haben wir denn noch eine soziale Marktwirtschaft? Alles dreht sich doch nur um Konsum und Gewinnmaximierung. Glauben Sie, ein fünftes Haus macht Sie glücklicher, wenn Sie schon vier haben? Eher nicht ... Lind: Richtig. Tatsache ist, dass auch Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e. V., Marion Vogel, dpa, Klaus Haag wir anfangs wegen unserer Gemein- wohlbilanz belächelt wurden. Heute sieht es schon anders aus. Wir gewin- Wenn wir das Leid nen Kunden und Mitarbeiter, teils Top- Wo haben wir denn anderer nicht sehen, Führungskräfte, weil es den Menschen noch eine soziale nicht nur ums Geld geht, sondern um gar die Augen davor andere Themen, um Werte. Sie alle Marktwirtschaft? Alles verschließen, ist das schätzen unsere Unternehmenskultur. dreht sich doch nur um verheerend für den Natürlich müssen auch wir an unseren Konsum und Gewinn- Kosten arbeiten, aber eben nicht auf Zusammenhalt. Kosten des Gemeinwohls. Ich prophe- maximierung. zeie Ihnen: In spätestens zehn Jahren werden wir in der Wirtschaft erleben, Bedford-Strohm Helmut Lind 20 LichtBlick
EDITORIAL EINBLICK Jede Tat zählt Es sind nicht nur nackte Zahlen, die der Verein LichtBlick Seniorenhilfe in seinem Jahresbericht 3.313 2019 (www.seniorenhilfe-lichtblick.de/transparenz) Soforthilfen auflistet: „Hinter jeder einzelnen Kennziffer stecken Menschen, die unsere Hilfe brauchen“, sagt Vereins- Schnell und unbürokratisch chefin Lydia Staltner. „Heute und vor allem in Zukunft leistet LichtBlick Hilfe in höchster Not. mehr denn je.“ Jede noch so kleine Spende trägt dazu Egal ob der Kühlschrank kaputtgeht bei, Älteren in Not Hoffnung zu schenken. Auch 2020, die Winterstiefel Löcher haben dem Pandemiejahr, wird LichtBlick seine Rentner oder es schlichtweg am Geld für unterstützen, in ganz besonderem Maße. Lebensmittel fehlt. „Ob mit finanzieller Zuwendung oder gemeinschaft- lichen Aktivitäten: Wir wollen für unsere Senioren ein Silberstreif am Horizont bleiben“, sagt Staltner. 2.648 Patenschaften Eine Patenschaft kostet 35 Euro im Monat. Mit diesem Geld können sich unsere Senioren kleine Wünsche des Alltags erfüllen. 2.935 166 Einkaufsgutscheine Veranstaltungen Damit können ältere Menschen Alt und einsam: ein Schicksal, das in Not alles kaufen, was sie viele LichtBlick-Senioren teilen. zum Leben brauchen. Die Belege Deshalb organisiert der Verein reichen sie bei LichtBlick ein. Zusammenkünfte. In der Corona-Zeit selbstverständlich mit dem nötigen Schutz und Abstand. LichtBlick 21
EDITORIAL EINBLICK Marion Greger ist ehrenamtliche LichtBlick-Mitarbeiterin und hat schon zahl- reiche Senioren zu ihren „runden“ Geburtstagen besucht. Eine besondere Aufgabe, bei der sie stets „berührt“ ist. Maria M., die Veteranin Maria M. ist 80 Jahre alt gewor- den – und sie ist eine der ersten Seniorinnen, die durch LichtBlick Unterstützung erfahren haben. Seither steht sie immer wieder Geburtstags-Überraschungen auf, um ihre Stimme für die- jenigen zu erheben, die nicht zu hören sind. Da scheut sie für LichtBlick-Rentner keinesfalls die Öffentlichkeit, um auf die Altersarmut in unserem Jedes Mal schreibt Marion Greger, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei Licht- Land hinzuweisen. Das Gespräch Blick Seniorenhilfe, eine kleine Erinnerungsgeschichte an ihren Besuch – mit ihr war besonders: Aufgrund und zwar dann, wenn sie zurückkommt von einem „runden“ Geburtstag körperlicher Einschränkungen eines LichtBlick-Rentners. „Für mich persönlich“, sagt sie, „bedeuten muss sich Maria M. nun in einem diese Besuche einen tiefen Einblick in das Leben der Betroffenen.“ Und Rollstuhl fortbewegen. Eine neue für die Betroffenen ist es eine große Wertschätzung, wenn jemand zum Herausforderung wird es sein, Gratulieren vorbeikommt, ein kleines Geschenk mitbringt – und ein sich mit dem modernen Stick bisschen Zeit zum Zuhören. zum Bedienen des Rollstuhls anzufreunden. Doch sie ist zu- versichtlich. Ihr Ziel ist es, damit „Für mich persönlich bedeuten diese bald wieder in ihr geliebtes Geburtstagsbesuche, dass ich einen tiefen Alten-Service-Zentrum fahren Einblick in die Lebensgeschichten der betreuten zu können. Senioren erhalte und stets berührt bin, wie diese Menschen mit ihrer Situation umgehen.“ „Eines haben all diese Menschen gemeinsam“, erzählt Greger: „Die Dankbarkeit, dass sie von LichtBlick nicht vergessen und immer wieder unterstützt werden.“ Denn eines ist klar: Diese Menschen können aus eigener Kraft nicht mehr aus ihrer Not kommen; ihre Renten sind viel zu schmal, um überleben zu können – sie sind bis ans Lebensende auf Hilfe angewiesen. „Ich bin stets davon berührt, wie unsere Rentner damit umgehen“, sagt Greger. Wie tapfer sie nach vorne blicken, wie sie stets aufs Neue versuchen, positiv zu bleiben – und sich über die kleinen Dinge des Lebens freuen. Das zeigen auch die Erinnerungsgeschichten von Greger immer wieder. 22 LichtBlick
Elfriede H., die Stille Hier trifft Armut auf Einsamkeit. Doch zum Glück wird Elfriede H., die 85 geworden ist, von einer sehr netten Caritas-Mitarbeiterin betreut, die zweimal pro Woche zu ihr kommt. Zu ihrer Tochter hat Elfriede H. kaum Kontakt – die Tochter hat ihre Mutter zum Geburtstag auch nur angerufen. Sonst war niemand da. Elfriede H. vermutet, dass ihre Tochter als Kind zu viel allein gewesen sei, weil sie, die Mutter, arbeiten musste: in einer Boutique, in einem Büro, in einer kleinen Bä- ckerei. Über den Blumenstrauß hat sie sich sehr gefreut. In ihrer Vase standen nur noch ein paar vertrocknete Rosen. Magdalena W., Elfriede L., die Heitere die Genießerin Es war heiter an Magdalena W.s Die „schönen“ Männer waren das 105. Geburtstag. Sie kann auf Schicksal von Elfriede L. – und ein langes, wenn auch nicht nur sie konnte sich für keinen ent- heiteres Leben zurückblicken. scheiden. Heute lebt sie allein. Gäste an diesem Tag waren Zu ihrem 80. Geburtstag gingen die Tochter, Großtochter und wir zum Metzgerwirt. Und diesen Nichte ihrer bereits vor 20 Jahren kleinen Ausflug – mit einem klei- verstorbenen Freundin. Die nen Mittagessen – hat Elfriede Großtochter dieser Freundin L. sehr genossen. Sie stammt kümmert sich rührend um die eigentlich aus dem schönen Seniorin, die nach wie vor in Altmühltal und ist nach einer ihrer kleinen Wohnung lebt und Ausbildung als Kinderpflegerin Astrid Schmidthuber, privat, LichtBlick Seniorenhilfe e. V., privat dort dreimal täglich vom Pflege- mit 18 Jahren nach München ge- dienst betreut und versorgt wird. kommen. Sie war nie verheiratet, Sie hört nicht mehr gut und auch hat keine Kinder. Aber: Ihre die Beine wollen nicht mehr, Cousinen, zu denen sie einen aber der Geist ist hellwach. So guten Kontakt hat, leben im hat sie sich gefreut über Ziga- Altmühltal und besuchen sie hin retten, eine Flasche Lugana und und wieder. Sonnenblumen. Die Geburtstags- grüße von LichtBlick konnte sie problemlos ohne Brille entziffern und vorlesen! Zum Abschied sagte sie: „Komm doch wieder einmal vorbei …“ LichtBlick 23
EINBLICK Ein Blick über die Schulter bei Licht- Blick-Mitarbeite- rin Patricia Kokot (v.l.): MAC-Chefin Eveline Schönleber, Bayerns Sozial- ministerin Carolina Trautner (CSU), Vereinschefin Lydia Staltner. Maskenspende (v. l.): Rechtsanwalt und Netzwerker Stavros Kostanti- nidis (er hatte die Idee zu der Aktion), Lydia Staltner, MAC-Chefin Eveline Schönleber und Bayerns Sozial- ministerin Carolina Trautner. EINE SPENDE FÜR MEHR TEILHABE AM LEBEN Sie schützen jene, die in besonderem Maße durch das den bedürftigen Senioren und Seniorinnen geholfen Coronavirus bedroht sind: ältere Menschen. 5000 wird. Und wir hoffen, mit unserer Spende nicht nur Schutzmasken hat die oberpfälzische Modemarke MAC ein wenig Schutz und finanzielle Entlastung für diese dem Verein LichtBlick Seniorenhilfe gespendet, der sich Anschaffung zu schenken, sondern auch eine Freude zu für Rentner in Not einsetzt. Schutzausrüstung, die Ver- machen.“ einsgründerin Lydia Staltner und ihr Team an bedürftige Wie wichtig ein Mund-Nasen-Schutz ist, belegen Foto: Marcus Schlaf, Steffen Horak, LichtBlick Seniorenhilfe e. V., Senioren verteilen konnten. inzwischen mehrere Studien: So kann das Risiko einer Der Verein konnte damit sein ureigenstes Anliegen Corona-Infektion um rund ein Drittel damit gesenkt befördern: Von finanzieller Not betroffenen Älteren die werden, das hat unter anderem eine Untersuchung aus Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Kanada ergeben. Forscher der Simon Fraser University Eine Teilhabe, die in der Pandemie ohne Schutzmaske in Burnaby bei Vancouver hatten dazu Infektionsdaten kaum möglich ist. Zur Übergabe kam auch Bayerns aus der Provinz Ontario untersucht. Dort galt ab Juni Sozialministerin Carolina Trautner, um sich über die eine Maskenpflicht in Innenräumen. Masken reduzierten Arbeit des Vereins zu informieren: „In diesen Zeiten die Zahl der Infektionen demnach in den ersten Wochen müssen wir ganz besonders für unsere Senioren da um 25 bis 31 Prozent, also um knapp ein Drittel. Im sein“, sagte sie. August sank die Infektionsrate in einigen Regionen Eingefädelt hatte das Ganze der Münchner Netzwer- sogar um 36 bis 46 Prozent. ker und Rechtsanwalt Stavros Kostantinidis. MAC-Chefin Eine solche Spende ist in der Pandemie also Gold Eveline Schönleber erklärte: „Ich finde es toll, wie hier wert – denn sie kann auch Leben retten. 24 LichtBlick
EINBLICK Per Rikscha durch Münster: Die „Leezen Heroes“ – Münsters Rikscha-Helden – laden jeweils zwei LichtBlick- Senioren zu einem Rikscha- Ausflug durch ihre Stadt ein. Auf unserem Foto sind Ilse und Matthias zu sehen, die diesen Ausflug richtig genossen haben. Welch eine Freude! AUF GEHT‘S NACH DER „CORONA-PAUSE“ Der Lockdown war vor allem für ältere Menschen eine große Herausforderung – insbesondere für bedürftige Rentner, die oft sehr einsam sind. Zwar hält die Pandemie uns alle weiter- hin in Schach, aber inzwischen ist es möglich, den einen oder anderen Ausflug coronakonform zu organisieren und so unseren Senioren einen echten Lichtblick zu schenken. Auf zum Spitzingsee ging es für LichtBlick-Senioren aus München. Das Weinfurtner Glasdorf – ein Highlight für Nach einem kleinen Spaziergang unsere Senioren aus Niederbayern! Für 16 Ausflugs- zur Albert-Link-Hütte gab es dort teilnehmer ging es mit dem Bus nach Arnbruck. ein Mittagessen – und danach Dort gab es eine beeindruckende Vorführung vom natürlich noch einen Rundgang Glasbläser zu sehen, später das eine oder andere um den See. Bei strahlendem zu essen. Und – natürlich – ein glasiges Andenken. Sonnenschein! Unvergesslich... LichtBlick 25
EINBLICK Das schmeckt! Denis Leoncelli und Marie Schultz präsentieren stolz die Zutaten für den „Coucou Plautz Salade“. Pro verkauftem Salat ging ein Euro an LichtBlick. GESUNDES ESSEN FÜR DEN GUTEN ZWECK Für Denis Leoncelli, Gastronom aus München, gibt es ein Dingen wie einer kleinen Boule-Bahn, draußen vor der echtes Horrorszenario: „Ein Leben lang hart zu arbeiten – Türe“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Und weil die und im Alter trotzdem nicht genug Rente zu bekommen, Menschen dort gern Zeit verbringen, dachten Leoncelli um sich das Nötigste leisten zu können“, das sei eine und Schultz, dass sie mit dem Verkauf ihrer Speisen schlimme Vorstellung für ihn. Sehr schlimm sogar. Und auch etwas Gutes tun könnten. Konkret: Sie kreierten, weil Leoncelli weiß, dass immer mehr ältere Menschen zusammen mit den Gastronomie-Kollegen von Caspar von Armut bedroht sind, hat er sich an den Verein Licht- Plautz am Münchner Viktualienmarkt, einen Salat, den Foto: Coucou Food Market, LichtBlick Seniorenhilfe e. V., Alexander Stingl, Agentur Dietrich, Eva-Maria Hamperl Blick Seniorenhilfe gewandt – um zu helfen. „Coucou Plautz Salade“, von dem pro Verkauf ein Euro an Aber von Anfang an: Denis Leoncelli betreibt zusam- LichtBlick Seniorenhilfe ging. Am Ende kamen jedenfalls men mit Marie Schultz den „Coucou Food Market“ in mehr als 500 Euro zusammen – und die Gastronomen München-Neuhausen, „eine wahre Promenadenmischung legten jeweils noch einen guten Hunderter drauf. Essen – aus einer Markthalle, einer Salatbar, einem Pizzastand, für den guten Zweck liegt damit nicht nur im Trend – es einem französischen Straßencafé und weiteren schönen schmeckt auch richtig gut und ist ausgesprochen gesund! Raiffeisenbank fördert Engagement Eine Spende über 2500 Euro für bedürftige Rentner. Damit fördert die Raiffeisenbank eG Deggendorf-Plattling-Sonnen- wald die Arbeit des Vereins LichtBlick in Niederbayern. „Als genossenschaftliche Bank übernehmen wir Verantwortung in unserem Geschäftsgebiet“, heißt es. Den Scheck übergaben die Vorstandsmitglieder der Bank Johann Freund und Rupert Winter. „Altersarmut und Einsamkeit – das sind nur zwei von zahlreichen Herausforderungen, denen sich viele Rentner auch in unserem näheren Umfeld tagtäglich stellen müssen“, erklärt Angelika Färber vom Verein LichtBlick Seniorenhilfe in Deggendorf, die den Scheck entgegennahm. Eine Spende macht ihnen allen das Leben ein Stück weit leichter. 26 LichtBlick
EDITORIAL EINBLICK MITEINANDER FÜREINANDER: Das sind unsere neuen LichtBlick-Botschafterinnen Andrea Kathrin Loewig Monika Baumgartner („In aller Freundschaft“-Star): (Volksschauspielerin und Theaterregisseurin): „Seniorinnen und Senioren in schweren „Täglich wird man mit Schlagzeilen konfrontiert, Lebenssituationen zu helfen, mache ich von was alles in der Welt passiert und wie unein- Herzen gern. Als Mutter einer zwölfjährigen sichtig manche Menschen mit der Corona-Krise Tochter sehe ich heute mit großem Respekt, umgehen. Umso wichtiger ist es in diesen was meine Eltern für meine Schwester und schwierigen Zeiten, die vor allem auch die mich geleistet haben. Meine Mama ist noch ältere Generation betreffen, eine Anlauf- heute eine große Stütze für mich und hilft mir station zu haben, in der man sich der Nöte in meinem stressigen Alltag. Dass Menschen im und Probleme annimmt, die einen im Moment Alter in Armut leben müssen, macht mich sehr beschäftigen. Der Verein LichtBlick Seniorenhilfe traurig. Ich unterstütze LichtBlick Seniorenhilfe ist seit vielen Jahren unermüdlich dabei, älteren sehr gern – auch mit einem Benefizkonzert, Menschen in Not zu helfen. Dieses Engagement sobald es die Corona-Krise wieder zulässt. kann ich nur aus ganzem Herzen unterstützen Mein ganz großes Dankeschön geht an alle und auch weiterhin darum bitten, dem Verein Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie frei- mit Spenden zur Seite zu stehen, damit auch willig Engagierten des Vereins. Wir können weiterhin Hilfe geleistet werden kann. am Guten in der Welt mitarbeiten. Das erfüllt Danke schön an alle Mitarbeiter für ihren mein Herz.“ großartigen Einsatz.“ LichtBlick 27
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