DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
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NR. 1/2020 DOSSIER MENTORING Mentoring l 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof l Abschied Helmut Oetjen l Umfrage – Privatschule Mentor l
Liebe Leserinnen, liebe Leser, Wir helfen Menschen. es ist mir ein Vorrecht, Ihnen mit dieser Ausgabe der LebensRäume wieder Das Sozialwerk der Freien Christengemeinde Bremen e.V. einen kleinen Einblick in das Sozial- ist ein christlicher Träger mit den Schwerpunkten in der werk geben zu dürfen. Angesichts Seniorenarbeit, der Unterstützung von Menschen mit der ganzen besonderen Umstän- psychischen Beeinträchtigungen, der Arbeitsförderung de, die wir im Zusammenhang sowie der Kinder- und Jugendhilfe. mit dem Corona-Virus erleben, scheinen manche Artikel bei- nahe schon aus einer „anderen Zeit“ zu stammen. Zumindest sieht man eindrucksvoll, wie schnell sich sogar in unserem si- cheren und bestens organisierten Land Umstände ändern können und ändern lassen. Wahrscheinlich sehnt sich im Moment jede und jeder nach unseren verfassungsgemäßen Freiheits- rechten zurück, und gleichzeitig gebührt es sich, den Infektionsschutz hochzuhalten. Auch in den Einrichtungen des Sozialwerkes gibt es Inhalt weitgehende Maßnahmen, um die Sicherheit unser Bewohner und Bewohnerinnen, aber auch die Mitar- beitenden zu schützen. Die täglich eingehenden Nach- Dossier Mentoring ................ 4 richten, Hinweise und Verordnungen werden genaues- tens gelesen und nach Wegen der Umsetzung gesucht. Unser Arbeitsschutzausschuss wurde zielgerichtet Senioren ...............................10 erweitert und zum Krisenstab ernannt, in dem alle Informationen ausgetauscht und Maßnahmen koordi- Seelische Gesundheit ...........16 niert werden. An dieser Stelle sei allen haupt- und ehrenamtlich Kinder, Jugend & Familien .. 22 Mitarbeitenden sehr herzlich gedankt, die gerade zahlreiche zusätzliche Anforderungen erfüllen. Auch Glaube und Leben ............... 28 unseren Bewohner*innen und ihren Angehörigen dan- ke ich sehr für das vielfach zum Ausdruck gebrachte Verständnis für die Einschränkungen, die sich z.B. Adressen ............................. 30 durch die Besuchsverbote in den Heimeinrichtungen oder die Notbetreuung in den Tagespflegeeinrich- Wer ist eigentlich ? .............. 32 tungen ergeben haben. Wir hoffen und beten, dass die Türen sich bald wie- der öffnen dürfen und Begegnungen von Angesicht zu Angesicht rasch wieder möglich werden. Herzliche Grüße, Ihr und euer 2 33
MEN TOR I N G ME N TOR I N G MENTORING – mir gehört hast, das gib auch an Menschen weiter, die vertrauenswürdig und fähig sind, andere zu lehren.“ In unserer sich wandelnden Zeit werden EIN BIBLISCHES Personen gebraucht, an denen man sich orientie- ren kann, ohne dass sie einem vorschreiben, was PRINZIP man tun oder lassen soll. Mentoren sind wie Reise- begleiter auf dem Weg des Lebens. Sie fordern heraus, sind Unterstützer und Berater. Es lohnt sich daher einmal persönlich zu fragen: Wo in meinem E inen Mentor zu haben oder für jemanden zu Leben ist mir das Prinzip Mentoring schon bege- sein, ist etwas ganz Großartiges. Mentoring gnet? Wo haben Menschen in mein Leben inve- fördert das gemeinsame Leben und Lernen. stiert? Wem könnte ich dafür „Danke” sagen? In Das hat sich die Privatschule Mentor, an der ich un- wessen Leben habe ich investiert? Für wen könnte terrichte und die zum Sozialwerk gehört, auf die oder möchte ich ein Mentor/eine Mentorin sein? Fahne geschrieben. Doch nicht nur in der Schule Leseempfehlung: Tobias Faix und Anke Wiedekind, erfreut sich dieses Prinzip zunehmender Beliebt- Anna Chulkova „Mentoring - Das Praxisbuch: Geistliche Beglei- heit. Auch in christlichen Einrichtungen kommt es begleitet und fördert tung in Glaube und Leben“, 6. Aufl. (Neukirchener genauso zum Tragen, wie in Politik und Wirtschaft. Michael Graumann Aussaat: Neukirchen-Vluyn, 2010). Außerdem begegnet es uns - manchmal fast unbe- seit vielen Jahren. wusst - in persönlichen Beziehungen. Aber was ist Tobias Ennulat (Pastor in der Zellgemeinde eigentlich Mentoring? Ein Mentor oder eine Men- Bremen und Lehrer an der Privatschule Mentor) torin ist eine Person, die einem anderen Menschen seit elf Jahren musiktherapeu- auf mehreren Ebenen zur Seite steht. Sie fördert Mentoring geschieht im Sozialwerk in der Pri- tisch im Sozialwerk und ist di- nicht nur Fachwissen, sondern auch Sozialkompe- vatschule Mentor – aber bei Weitem nicht aus- plomierte Chormeisterin. Sie tenz, Persönlichkeitsentwicklung und Eigenverant- schließlich dort. Auch im Bereich der Seelischen ist in mehreren Abteilungen wortlichkeit. Mentoring bedeutet ganzheitliche Gesundheit, der Verwaltung und der Pflege gibt im Sozialwerk unterwegs. Begleitung. Das Prinzip Mentoring ist bereits seit es Menschen, die andere – bildlich gesprochen – Ihr Werkzeug ist die Musik. Jahrtausenden bewährt. Paulus fasst es in der Bi- an die Hand nehmen, ein Stück des Weges mit Anna erreicht ihre Klientel bel im zweiten Brief an Timotheus zusammen, dem ihnen gehen, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auf im Inneren, versucht ihre Per- er selbst als Mentor zur Seite stand: „Was du von den folgenden Seiten einige Beispiele: sönlichkeit zu verstehen und sie zum Leben zu ermutigen. Das trägt unmittelbar zur Verbesserung ihrer ge- samten Gesundheit bei. „Ja“, sagt Michael Grau- mann, „das schafft sie – Menschen ermutigen in jedweder Situation.“ Immer wieder lädt sie ihn zur Musiktherapiestunde ein. Er kommt nicht. Dann schafft Anna ein richtig gutes E-Piano an. Michael Graumann bleibt vor W ir finden einen gemeinsamem Atem, wenn wir vierhändig spielen. Wir lassen uns aufeinander ein, stimmen uns ab und lassen alles, was uns stört, beiseite“, so Michael Graumann, 62 Jahre alt, Schauspie- der verschlossenen Tür stehen und hört zu, wenn Anna mit anderen ihre Stunden gestaltet. Dann kommt er rein, weil ihn das Instrument interessiert. „Nichts wäre gelungen, wenn Michael Graumann mir nicht vertraut hätte“, zieht Anna Chulkova ihr ler von Beruf und ehemaliger Bewohner von Haus persönliches Fazit. In kleinen Schritten, mit viel Abraham. In dieser Fördereinrichtung für chro- Ruhe, entdeckt sie seine starke Begabung und eb- nisch suchterkrankte Menschen mit mehrfachen net den Weg, dass er sie wieder ausleben kann. Beeinträchtigungen haben sie sich kennengelernt. Mittlerweile haben die beiden etliche Auftritte Anna Chulkova, ebenfalls 62 Jahre alt, arbeitet hinter sich gebracht: Öffentliche beim Lenz-Markt 4 5
MEN TOR I N G ME N TOR I N G in den Räumen der Blauen Karawane und interne lernte er wieder neu von seiner Mentorin. Mit sei- kann sich Noël fundierter entscheiden, ob er seine gemeinsam am nächsten Tag erledigt werden soll. bei unzähligen Festen innerhalb des Sozialwerks. ner Geduld und Hartnäckigkeit beeindruckte er Ausbildung als Programmierer und Anwendungs- Das braucht zusätzlich Zeit, aber die beiden IT- Er spielt Klavier und rezitiert auch mal Gedichte im Gegenzug sie. „Zwei Menschen, ein Geist“ so entwickler weiter verfolgen will oder ob es eher Kollegen Andreas und Christian fangen das mit aufs Feinste. „Das Wort ist das Gerippe, unter beschreibt Anna ihr vierhändiges Spiel am Klavier. der technische Bereich ist, den er hier mit Patrick auf. Sie stehen hinter dieser umfassenden Art, be- dem die Emotion liegt, es ist lediglich das Trans- Anna Chulkova und Julia Fischer, Michael Grau- zusammen erlebt. Hier im Gespräch ist spürbar, sondere Menschen mit auszubilden. Das ist Men- portmittel des Gedankens. Menschen erinnern sich manns Betreuerin, haben dafür gesorgt, dass er in dass sich Noël wohl und sicher fühlt. Daran hat toring. an die Atmosphäre, die Gefühle, die bei ihnen seiner Vegesacker Wohnung ein eigenes Klavier Patrick einen großen Anteil. „Er ist für mich immer durch das Wort entstanden sind. Das emotionale bekam, auf dem er täglich spielt. Es ist spürbar, ansprechbar und er macht keinen Druck. Er erklärt „Werdet ihr euch Beide wiedersehen?“, frage ich Geflecht bleibt in Erinnerung.“ wie dankbar Anna Chulkova auf Michael Grau- mir jeden Morgen die Aufgaben, die wir über den am Ende des Gesprächs. Noël mag nicht telefo- mann und seinen persönlichen Weg der Genesung Tag erledigen werden.“ Patrick lässt sich auf Noël nieren oder mailen. Einen Besuch zu empfangen ist Gemeinsam spielen sie klassische, japanische, und der Kunst ist. ein. „Ich schaffe ihm einen ruhigen Raum“, lässt ihn zu aufregend für ihn, aber vielleicht besucht Noël hebräische, spanische, ukrainische, russische und Beate Rettig selbständig machen und unterstützt nur dort, wo die Sozialwerks-IT irgendwann einmal. amerikanische, Film- und Unterhaltungsmusik. Bei es nötig ist. Am Vortag bereitet Patrick vor, was der Auswahl haben sie sich gegenseitig inspi- Beate Rettig riert. Für sich selbst entdeckte und entwickelte Michael Graumann die Barmusik und erfreut da- mit sein Publikum. Die Genauigkeit in der Musik ICH MAGKOMPETENTE MITARBEITER ER SOLLDIE CHANCE BEKOMMEN T atiana Milerman war die erste Aus- zubildende in der Pflege im Sozial- werk. 2003 begann sie ihre Ausbil- dung zur Pflegefachkraft und ist heute P atrick ist mir häufiger aufgefallen. In größe- ren zeitlichen Abständen klopft er an meine Bürotür und stellt mir einen neuen Prakti- kanten persönlich vor. Beim Händeschütteln und im Kontakt ist zu merken, dass es junge Männer sind, Pflegedienstleitung in der Heimstätte Ohlenhof. Sie kennt alle Mitarbeitenden und hat die Stärken und Schwächen der Einzelnen genau im Blick. Und sie ist ein Talent-Scout. Sie sieht, wer mehr kann und die sich schüchtern, sehr in sich zurückgezogen zei- mehr will. So war es auch mit Agnes Wieczorek. gen. Es scheinen Menschen zu sein, die es nicht so Sie war gerade eine Woche in ihrer pflegerischen leicht haben, sich im Arbeitsalltag durchzusetzen Einarbeitung, als sie von Tatiana wissen wollte: zum nächsten Karriereschritt, der Ausbildung zur und „anzukommen“. „Bist du mit mir zufrieden?“ Das war für die inzwi- Pflegedienstleitung, ermutige Tatiana die junge schen erfahrene Leitungskraft ein entscheidendes Frau, denn sie sah mehr Potential in ihr. Diese zu- Als Systemadministrator und Abteilungsleitung der Signal: Diese Mitarbeiterin möchte Feedback, sie sätzliche Ausbildung musste Agnes selbst finanzie- IT- Abteilung arbeitet Patrick Kötteritzsch, 39 Jah- mationstechnischen Assistenten einen Monat lang möchte mehr und sie kann mehr. Als Agnes ihre ren und in ihrer Freizeit absolvieren. Doch das war re, seit 2013 im Werk. Im Interview sitzt er mir Praktikant bei Patrick. Dieses Praktikum ist Voraus- Ausbildung zur Pflegefachkraft auch angesichts es ihr wert. Neues Fachwissen kam hinzu. Und die zusammen mit Noël, 19 Jahre, gegenüber. Noël ist setzung, damit er in diesem Jahr seinen schulischen widriger privater Umstände absolviert hatte, Möglichkeit, selbst in einer Einrichtung die glei- während seiner schulischen Ausbildung zum infor- Abschluss machen kann. Ja, und dann fehlt noch nahm sie ihre Verantwortung mit viel Elan wahr che Position zu besetzen wie Tatiana im Ohlenhof. Marc. Wäre er nicht länger erkrankt, säße er bei und suchte nach einer neuen Herausforderung. uns als persönlicher Assistent von Noël. Marc un- Tatiana ermutigte sie, eine Weiterbildung zur terstützt ihn täglich in seinem schulischen Alltag. Ausbilderin zu machen. Agnes leitete fortan die „Wir brauchen ihn hier eigentlich nicht“, da sind Schüler*innen in der Praxis an. Und wieder ermu- Der Begriff Mentoring kommt aus der grie- sich Noël und Patrick einig. tigte Tatiana die junge, alleinerziehende Mutter, chischen Mythologie: Bevor Odysseus in den Bildschirme und Mäuse austauschen und neue den nächsten Schritt anzugehen: die berufsbeglei- trojanischen Krieg zog, beauftragte er sei- Hardware installieren, Drucker und Faxgeräte tende Ausbildung zur Wohnbereichsleitung. Auch nen Freund und Vertrauten namens Mentor, reparieren, Netzwerkprobleme lösen an den fünf diesen Schritt bewältigte Agnes. „Ich bekam durch während seiner Abwesenheit bei seinem Sohn Standorten des Sozialwerks – die beiden sind diese Weiterbildung eine andere Sicht auf unse- Telemachos die Rolle des Beraters und väter- viel unterwegs und treffen auf unterschiedliche re Arbeit“, berichtet Agnes. „Als Pflegekraft sieht lichen Freundes einzunehmen. Mentor solle auf Menschen in ihren Büros und Dienstzimmern. Noël man hauptsächlich sich selbst und seine Arbeit. Als Telemachos achten, ihn erziehen und in die Patrick (li.) begleitet Noel während seines Prakti- erlebt, was ein Systemadministrator zu tun hat Wohnbereichsleitung hat man das Ganze im Blick, Gesellschaft einführen. kums in der IT-Abteilung des Sozialwerks. und fasst kräftig mit an. Nach diesem Praktikum denkt für das Team und die Einrichtung.“ Und auch 6 77
MEN TOR I N G Eine Konkurrenz sieht Tatiana in Agnes nicht. „Ich mag kompetente Mitarbeiter“, so Tatiana auf die wortung abgeben. Ich kann meine eigenen Erfah- rungen machen, an Grenzen stoßen, aus Fehlern Herausgeber Sozialwerk der Freien Frage, warum sie Agnes in diesem Ausmaß för- lernen.“ Tatiana ist Mentorin. Sie sieht das Poten- Christengemeinde Bremen e.V. dere. „Ich liebe die fachliche Auseinandersetzung, tial in anderen, begleitet, unterstützt, hinterfragt, Ellerbuschort 12 das bringt auch mich weiter.“ So gehe es in ih- überwacht und korrigiert. In solch einer Atmosphä- 28719 Bremen ren Besprechungen oft hoch her. Einen autoritären re des Vertrauens lässt es sich für alle gut leben Tel.: 0421/64900-0 Führungsstil lehnt die erfahrene Führungskraft ab. und arbeiten. Fax: 0421/64900-380 Sie liebt es, zu diskutieren, auf die Mitarbeiten- E-Mail: info@sozialwerk-bremen.de den zu hören, sie ernst zu nehmen, sie einzubezie- hen, zu beraten und gemeinsam Entscheidungen Spendenkonto zu treffen. „Meine Aufgabe ist es, zu begleiten“, ARBEIT Bank für Sozialwirtschaft so Tatiana, „nicht, den Chef raushängen zu las- IBAN: DE24 2512 0510 0007 4013 00 sen. Ich versuche, meine Mitarbeitenden zu über- & FAMILIE BIC: BFSWDE33HAN zeugen, dass meine Idee die beste ist. Und dann zu gemeinsamen Entscheidungen zu finden.“ Ob sie nie hart durchgreife? „Doch. Bei Unzuverläs- sigkeit und Nachlässigkeit habe sie keine Scheu, IN EINKLANG Redaktionsleitung Dorothea Salzmann-Schimkus (DoSS) mit Mahnungen und Abmahnungen zu reagie- Tel.: 0421/6190-192 ren. Aber in der Regel gehe sie davon aus, dass E-Mail: d.salzmann-schimkus@ ihre Mitarbeitenden ihre Arbeit gut machen sozialwerk-bremen.de W wollen und dass es für alles einen Grund gebe. ie man sich fühlt, wenn man sich um Von diesem Führungsstil möchte Agnes lernen. Tatiana (re.) hat das Potential einer zukünftigen eine Stelle im Sozialwerk beworben Redaktionsteam „Tatiana hat viel Geduld und kann gut Verant- Leitungskraft in Agnes entdeckt und gefördert. hat, weiß Sonja Preuss. „Ich war auf- Andrea Hammer, Beate Rettig, Dorothea geregt, als ich nach neun Jahren Familienzeit den Salzmann-Schimkus, Petra Scharrelmann, Schritt zurück in die Arbeitswelt gewagt habe.“ Justin Sommer, Vera Strech Sie ist erst seit Mitte Februar im Personalmanage- ment tätig. Dort sichtet sie die eingehenden Be- Alle Texte, die nicht mit Namen gekennzeichnet ÜBER 800 werbungen, fordert, wenn nötig, Unterlagen nach, sind, stammen von Dorothea Salzmann-Schimkus. ordnet sie den Bereichen zu, leitet die Bewer- MUND-NASENMASKEN bungen an die Einrichtungen weiter, die Bedarf Bildnachweise haben, beantwortet Fragen der Bewerber*innen ©fotolia, Nana Gondlach, Eliza Raffler van Rijn, und pflegt die Stellenausschreibungen in den In- Dorothea Salzmann-Schimkus, Vera Strech N achdem Hauswirtschaftsleiterin Birgit Köp- ke einen Aufruf an die Mitarbeiterschaft und über die Freiwilligenagentur Bremen gestartet hatte, spendeten Freiwillige über 800 Mund-Nasen-Masken. Auch Beschäftigte der ArBiS- ternetportalen. Sonja Preuss ist noch in der Ein- arbeitung, fühlt sich jedoch schon wohl in der Ar- beitsgemeinschaft im Bauernhaus. „Die Arbeit macht mir viel Spaß und ich werde Gestaltung Nana Gondlach Tel.: 0421/6190-191 Werkstätten und Gäste der Tagesstätte Nord in meinem Team und von den Kollegen vom So- E-Mail: j.gondlach@sozialwerk-bremen.de nähten in Heimarbeit die notwendige Schutz- zialwerk toll unterstützt“, so die 45-jährige ge- ausrüstung. lernte Kauffrau für Bürokommunikation. Besonders die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiß die Druck & Verarbeitung So wurden die Bewohner*innen und Mitarbeiter* zweifache Mutter eines neunjährigen Sohnes und innen mit einem einfachen Mund-Nasen-Schutz einer vierjährigen Tochter sehr zu schätzen. Mit MEGA-Druck, Westerstede ausgerüstet, um die knappen Ressourcen von zwölf Wochenstunden unterstützt sie im Bewer- medizinischem Schutz-Masken für den Ernst- bermanagement Justin Sommer, den Personalrefe- ArBiS-Druck & Papier fall zu schonen. Schließlich kamen auf den Auf- renten im Sozialwerk. „Ich bin froh, in Sonja eine Bremen ruf hin so viele Masken zusammen, dass das kompetente und freundliche Kollegin gefunden zu Auflage: 2000 Exemplare Sozialwerk sogar noch welche an andere Or- haben. Sie ist eine gute Ansprechpartnerin für die Erscheint: zweimal jährlich ganisationen wie das Bestattungsunternehmen Mitarbeitende der Heimstätte Ohlenhof freuen sich Menschen, die wir für die Arbeit im Sozialwerk GE.BE.IN abgeben konnte. über die gespendeten Mund-Nasen-Masken. gewinnen wollen“, so Justin Sommer. 8 9
VIELFÄLTIG Senioren UND LEBENDIG! U nser Selbstverständnis „Wir helfen Menschen“ besteht im Bereich der Seniorenarbeit darin, älteren Menschen die Unterstützung zu geben, die sie benötigen. Dabei möchten W wir ihnen maximale Teilhabe und Selbstbe- stimmung ermöglichen. Deshalb liegt es uns am o für andere der Weg vorbei ist, be- Katja Ehlert zu berichten. „Unsere Arbeit ist an Herzen, durch unsere Mitarbeiter ein Umfeld und eine ginnt er bei uns erst.“ Katja Ehlert be- Ressourcen und auf Wachstum hin orientiert. Wir Atmosphäre zu schaffen, in der sich die von uns betreuten treut als leitende Pflegefachkraft mit schauen auf die Fähigkeiten, die noch vorhanden Menschen angenommen, wertgeschätzt, unterstützt und – ihrem elfköpfigen Team von Montag bis Freitag sind und setzen genau dort an.“ Die Atmosphäre sofern sie auch bei uns wohnen – zuhause fühlen. bis zu 18 Tagesgäste. Sie werden morgens vom in der Einrichtung ist von positiver und wertschät- Fahrdienst in Kleinbussen abgeholt und am Nach- zendender Energie geprägt, so dass viel Raum Zu unserer Seniorenarbeit gehören drei stationäre Pflege- mittag wieder nach Hause gebracht. Hier ist viel für spezielle Bewegungs- und kreative Tanzange- einrichtungen, fünf Tagespflegen und das Service Wohnen. Fingerspitzengefühl seitens der Fahrer notwendig, bote, für Kraftübungen zum Muskelaufbau sowie Zudem sind dem Bereich auch die Hauswirtschaft und die ÜBERBLICK: denn Ausprägung und Symptome einer Demenz- Entspannungsübungen bleibt. Außerdem werden Küche zugeordnet. Außerdem ist das Sozialwerk einer von erkrankung sind vielseitig und zeigen sich manch- Sing- und Gesellschaftsspiele angeboten. Es gibt drei Gesellschaftern der PPD – Paritätische Pflegedienste l Vielfältig und lebendig...................11 mal in stark herausforderndem Verhalten. ein starkes Bedürfnis nach gemeinschaftlichem Er- Bremen. So unterstützen wir auch im ambulanten Bereich Die Tagespflege Ohlenhof ist eine spezielle Ein- leben: Das ganze Jahr hindurch finden Ausflüge ältere Menschen im Bremer Stadtgebiet. l Die Heimstätte Ohlenhof wird richtung für Menschen mit demenzieller Verände- statt, die immer eine willkommene Abwechslung rung und schließt so eine wichtige Lücke im Ver- und Anregung darstellen. Die Mitarbeitenden 20 Jahre alt, Besondere Schwerpunkte sind auch die Pflege und Betreu- sorgungssystem. Wo andere Einrichtungen die versuchen, immer passende Angebote zu finden, die Wohnanlage Humannstraße ung von dementiell erkrankten Menschen sowie die Pflege Betreuung ablehnen, macht die Tagespflege am die den Interessen und Fähigkeiten der Tagesgä- wird 10 Jahre alt............................12 von älteren Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen Schwarzen Weg das Leben in den eigenen vier ste entsprechen. Die gesamte jahreszeitliche De- und ausgeprägter Pflegebedürftigkeit. Ihnen mit ihren be- Wänden mit tageweiser Betreuung und Entlastung koration der Einrichtung wird gemeinsam mit den l Höchster Komfort Tagesgästen gebastelt. Es wird gemeinschaftlich sonderen Bedürfnissen zu helfen und sie darin zu unterstüt- der pflegenden Angehörigen möglich. Oberstes für Bücherwürmer ..........................13 gekocht und gebacken. Jeder Mitarbeitende er- zen, ihr Leben würdevoll und erfüllt zu gestalten, ist Gebot ist dabei die Akzeptanz des Betroffenen. das Ziel unserer spezialisierten Einrichtungen und des „Es zählt für uns nur das Hier und Jetzt“, weiß hält die Möglichkeit, sich und seine Profession ein- l Adventsbasar wird Standortfest ... 14 zubringen. besonders ausgebildeten Personals. Zur Pflege und Betreuung der Tagesgäste kommt l Der Schlüssel zum Glück ...............15 die Arbeit mit den Angehörigen hinzu. Diese ha- Die Mitarbeitenden setzen sich 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr für das Wohlbefinden der uns anvertrauten ben einen großen Bedarf an Information und Menschen ein. Auf den folgenden Seiten gibt es Beratung, dem das Team mit regelmäßigen An- Einblicke in ihre tägliche Arbeit. gehörigentreffen entgegenkommt. Hier ist Raum für Austausch mit anderen Angehörigen und Zeit, Jens Bonkowski einander zuzuhören und die Sorgen und Ängste Bereichsleiter Senioren des anderen wahrzunehmen. „Das ist enorm wich- Telefon: 0421 / 64 900-386 Mehr Infos unter: Die unterschiedlichen Talente des Teams der Tages- tig und trägt zur Entlastung der oft schwierigen E-Mail: j.bonkowski@sozialwerk-bremen.de www.sozialwerk-bremen.de/senioren pflege Ohlenhof kommen den Gästen zugute. Lebenssituation bei“, berichtet Katja Ehlert. 10 11
DIE HEIMSTÄTTE OHLENHOF WIRD JAHRE HÖCHSTER DIE WOHNANLAGE KOMFORT HUMANNSTRASSE WIRD FÜR JAHRE ALT BÜCHERWÜRMER E nde der 1990er Jahre erwarb das Sozial- werk der Freien Christengemeinde die ehe- malige Tirpitz-Kaserne in Gröpelingen am Schwarzen Weg. Das weitreichende Gelände mit 40000 qm sollte ein Christliches Bildungs- und So- Zuhause. Ein Wohnbereich ist zu einer geschütz- ten Abteilung für an Demenz erkrankte Menschen geworden. Die Abteilung Abraham für Menschen mit einer Abhängigkeitserkrankung ist vor eini- W enn Susanne Künne am letzten Frei- tag im Monat in die Heimstätte am Oslebshauser Park kommt, ist sie schwer beladen. Einen Koffer und eine schwere Kiste auf Rädern, voller Bücher, CDs und DVDs rade mit neuem Lesestoff Sie kommt immer vorbei, wenn eindeckt. mobile Bibliothek im Haus ist. „Wenn ich nicht die mehr lesen könnte, wär‘ ich arm dran“, meint die ältere Dame, die seit vier Jahren in der Service- gen Jahren in ein anderes Gebäude umgezogen. zialzentrum im Bremer Westen werden. Das Gelände ist von viel Grün umgeben und die hat sie aus der Gröpelinger Bibliothek für die Wohnanlage wohnt. Die Senioren bekommen Wege laden zu Spaziergängen ein. An frühere Senioren mitgebracht. Im Foyer breitet sie ihre kostenlos einen Le- Die Heimstätte Ohlenhof eröffnete im August Zeiten erinnert nur noch die großzügige Bauweise. mitgebrachten Schätze nach Themen sortiert seausweis und müssen 2000. Eckehardt Schmilgies als erster Heimleiter aus. Dann wartet sie auf Kundschaft. Und die auch keine Mahnge- und seine Frau zogen anfangs ins Dachgeschoss Vor zehn Jahren kam die Seniorenwohnanlage in lässt nicht lange auf sich warten. Schon kommt bühren zahlen, wenn und bauten das Haus mit ihren Mitarbeitenden der Humannstraße mit zehn Wohnungen dazu. Die Brigitte Paulig zur Tür herein. Sie ist seit 2011 mal ein Buch länger auf. 2011 gingen beide in den Ruhestand und Grundstücke sind durch den Hof miteinander ver- Mieterin einer Wohnung mit Service und der ausgeliehen wird. Su- übergaben das Haus an Anne Wildeboer (Geron- bunden. Die vielen jungen und alten Menschen Bibliothekarin gut bekannt. Eigens für die rü- sanne Künne kümmert topsychiatrie), Vera Strech und Tatiana Milerman auf dem Gelände pflegen ein nachbarschaft- stige Rentnerin hat sie einen Stapel Hörbücher sich um die Verlän- (Pflege), die die Heimstätte mit ihren Teams ste- liches Miteinander. Besonders freuen sich unsere mitgebracht. Sie weiß, was die fünf bis sieben gerungen und drückt tig als moderne und gemütliche Wohn- und Pfle- Bewohner*innen über den regelmäßigen Besuch Stammleser lieben. „Die eine liest gern Liebes- beide Augen zu, wenn geeinrichtung nach aktuellem Qualitätsstandard einiger Kinder und Betreuer*innen aus der neuen romane, aber nicht so dicke. Die andere mag mal ein Buch nicht weiterentwickeln. Viele Mitarbeitende und sogar Kita „Buntes Haus“, die vor zwei Jahren quasi ne- nur Psychothriller. Einige Leser brauchen Bücher rechtzeitig zurück- einige Bewohner*innen sind von Anfang an dabei. benan eröffnet wurde. mit großer Schrift, die anderen kommen noch kommt. Bei der ambi- Heute bietet die Heimstätte 43 pflegebedürf- sehr gut mit normal großer Schrift zurecht.“ tionierten Mitarbeite- tigen und 42 psychisch erkrankten Menschen ein Vera Strech Hierzu gehört Irene Wolf, die sich ge- rin der Bücherei in der Lindenhofstraße können neben Büchern auch Zeitschriften, Sachbücher, Spiele und vieles mehr geordert werden. Und auch die Mitarbeitenden kommen in den Genuss der bequemen Medien-Ausleihe. Bibliotheksmit- arbeiterin Susanne Künne wünscht sich, dass noch viel mehr Kunden den kostenlosen Service nutzen. Nach einem letzten Schnack mit einer Besucherin zwischen den Bücherbergen geht die mobile Bü- cherei wieder auf die Heimreise. Die mobile Bücherei kommt an jedem letzten In der Heimstätte Ohlenhof wird in diesem Jahr das Das Feiern von Jahreszeiten- und Jubiläumsfesten ist Die Stadtbibliothek in Gröpelingen bietet den Freitag im Monat von 10.30 bis 12.00 Uhr in die 20-jährige Bestehen der Einrichtung gefeiert. fester Bestandteil des Alltags in der Heimstätte. Service einer mobilen Bücherei in der Heimstätte an. Heimstätte am Oslebshauser Park. 12 13
DER SCHLÜSSEL ZUM GLÜCK Gäste der Tagespflege Ohlenhof boten auf dem Nadia Dederer sorgte mit Drehorgelmusik beim Basar selbstgekochten Fruchtaufstrich an. Adventsbasar für vorweihnachtliche Stimmung. Bei Kaffee und Kuchen gab es ein unterhaltsames Varieté-Programm im GOP-Theater. ADVENTSBASAR WIRD STANDORTFEST F estlich gekleidet und in guter Stimmung tref- „60 Jahre! Hier ist jemand 60 Jahre verheiratet.“ fen sich zwölf Mieterinnen und Mieter der Und tatsächlich: das Datum der Eheschließung von Service-Wohnanlage in Oslebshausen im Else und Jonny Rönpage, der 18.09.1959, öffnet W ie in jedem Jahr am letzten Freitag Kinderhaus NARNIA. Vor der Schule gab es die Foyer des GOP-Theaters. Einmal im Jahr orga- die Schatzkiste. Und zum Beweis, dass alles mit im November verwandelte sich das Gelegenheit, unter der sachkundigen Anleitung nisiert Hilde Kußerow, Ansprechpartnerin für die rechten Dingen zugegangen ist, wird eine Urkunde Foyer der Heimstätte Ohlenhof in ei- der Familie des Sozialwerks-Gärtnermeisters Senioren, den Ausflug in der Vorweihnachtszeit, durch die Reihen bis zu den Rönpages durchge- nen weihnachtlichen Basar. Es duftete nach Waf- Waldemar Bitter Stockbrot über offenem Feuer auf den sich alle schon lange freuen. Doch bevor reicht, die belegt, dass von langer Hand geplant feln; Punsch wurde ausgeschenkt, Musik erklang zu rösten – eine gesellige, gemütliche Aktion für die artistische Show beginnt, gibt war, dass es so kommen musste. Jonny Rönpage – durch Anna Chulkova und Michael Graumann Groß und Klein. Im Hofcafé wurde Kaffee und Ku- es Kaffee und Kuchen und es freut sich über die gelungene Aktion. Und weil am Klavier, Christian Schwarz am Saxo- chen ausgegeben. Wer es lieber herzhaft wird munter geplaudert. Else bei ihm alles mit rechten Dingen zugehen muss, phon – und es gab Verkaufsstände mit mochte, für den gab es auf der Ter- und Jonny Rönpage (s. Bild lässt er sich im Anschluss an die Show die „Ur- Gestricktem, Gebasteltem und Ge- rasse des Cafés Bratwurst vom Grill. rechts) haben erst kürzlich kunde“ an der Information noch abstempeln. backenem. Der Basar erfreute sich ihren 60. Hochzeitstag ge- großer Beliebtheit. Am 29. Novem- Die Senioren der Tagespflege bo- feiert. Sie genießen den ber 2019 wurde das erfolgreiche ten ihre leckeren selbstgekochten geselligen Nachmittag. Format erstmals zum Fest für den Fruchtaufstriche zum Verkauf dar Dann beginnt die Show. ganzen Standort des Sozialwerks. – die allerdings nach kurzer Zeit ausverkauft waren. Weiterhin gab Die Handlung der beschwing- Kinder aus der Kita „Buntes Haus“ führ- es Kunsthandwerk zu kaufen – aus ten Varieté-Vorführung rankt sich um e i n e ten im bis zum letzten Platz gefüllten Festsaal der Projektwerkstatt in Vegesack und der Schatzkiste, für deren Öffnung ein Zahlencode der Heimstätte das Märchen „Frau Holle“ auf und Werkstatt Garten/Kunst in Grambke. Den mit benötigt wird. Ein Begleitbrief verrät, dass das ernteten begeisterten Applaus. In der Privatschule Tannengrün, Laternen und Schleifen geschmückten Hochzeitsdatum des am längsten verheirateten Mentor gab es eine Tombola mit kleinen und großen Weg zur Heimstätte entlang erscholl eine Dreh- Paares im Publikum dieses Nachmittages der Preisen, deren Erlös der Verschönerung des Schul- orgel mit weihnachtlichen Klängen. Erst als alle Schlüssel zur Schatzkiste sei. So ruft einer der gebäudes zugutekommen sollte. Hier im Schulge- Laternen gelöscht waren und Dunkelheit über das Darsteller ins Publikum: „Wer ist hier am längsten bäude gab es auch ein Bastelangebot für selbst- Gelände herabsank, machten sich die letzten Gä- verheiratet?“ Schon werden Rufe laut: „Fünf Jahre, Senioren der Service-Wohnanlage in Oslebshausen gemachte Teelichter einer Mitarbeiterin aus dem ste auf den Heimweg. zehn Jahre, fünfzehn Jahre…“ Hilde Kußerow ruft besuchten eine Vorstellung im GOP-Theater. 14 15
Gesundheit „AM ANFANG Seelische HABE ICH VIEL FEUERHOLZ GEMACHT“ W ir möchten den Nutzern des Bereiches Seelische Gesundheit ein Leben er- möglichen, das sie nach ihren Fähigkeiten selbstverantwortlich und zielgerichtet gestalten können. W ir finden seine Spuren Fast täglich sucht er schon früh die Wenn die Seele eines Menschen krank ist, leiden alle Le- mal als Stele vor ei- Werkbank auf und arbeitet an sei- bensbereiche darunter, die Bewältigung des Alltags ist ner Einrichtung, mal nen verschiedenen Projekten. Die erschwert. Der Betroffene ist gefordert, sich neu zu orien- auf einem Wohnzimmerregal, mal Ibisse waren sein erstes Schnitz- tieren. Wir begleiten, betreuen und fördern daher Menschen in Form eines derzeit bezogenen werk. Damals war er 30 Jahre alt. mit psychischen Beeinträchtigungen und Alkoholerkran- Nistkastens in einem Baum vor dem Später kamen dann Gesichter, Hän- kungen in verschiedenen Lebensbereichen. Dabei sind wir der Überzeugung, dass jeder seinen Platz auf dieser Welt ÜBERBLICK: Bauernhaus. Wer ist der Mann, der de und Füße dazu. Als Autodidakt hinter diesen Schnitzwerken steckt? fand er seinen ihm entsprechenden Bil- hat und jeder in seiner Weise etwas zur Gesellschaft beitra- l Portrait Hermann Hayen ............... 17 Eigentlich ist Hermann Hayen Zimmermann. dungsweg. „Schon immer interessierte mich gen kann. Später arbeitete er als Kranführer bei den Stahl- Holz und ich konnte mit der Zeit sehen, was in so l Ganz schön unterschiedlich .......... 18 werken und musste mit 60 Jahren in den Vorru- einem Stück Holz steckt. Man braucht es dann nur Der Bereich Seelische Gesundheit umfasst ambulante, teil- hestand gehen. Nun ist er 87 Jahre alt und frönt noch rauszuholen.“ „Ich fange mit dem Gesicht stationäre und stationäre Angebote. In unserer Tochter- l Urgestein seinem großen Hobby: dem Schnitzen. Seit 2017 an“ beschreibt er den Schnitzvorgang, „und wenn gesellschaft ArBiS Bremen (Arbeit, Bildung und Soziales) der Psychiatrielandschaft ............. 20 wohnt Hermann Hayen in einer Service Wohnung mir das gelingt, kommt das andere von allein.“ bieten wir Beschäftigungs- und Arbeitsförderangebote im Ellerbuschort. Nicht lange nach seinem Einzug Mit dem Mund, so erklärt Herr Hayen weiter, kann an. Zur ArBiS gehört auch die Tagesstätte Nord. In zwei konnte er seine Schnitzwerkzeuge in der Werk- man den gesamten Gesichtsausdruck verändern. Ergotherapie-Praxen werden im Schwerpunkt Menschen mit statt Garten/Kunst der ArBiS Bremen deponieren. Gefällt ihm das Gesicht nicht, schnitzt er die Kor- psychischen Beeinträchtigungen behandelt. rekturen eine Lage tiefer ins Holz. Hermann Hayen holt sich vieler seiner Anregungen aus dem Inter- Mit unseren Angeboten sind wir ein Bestandteil des psy- net. Auch Madonnen, Jesusgesichter und weitere chiatrischen Versorgungsnetzes. In unseren multiprofes- biblische Figuren schmücken sein Wohnzimmer. sionellen Teams sind Mitarbeitende aus pädagogischen, „Das sind die schönsten Motive“ sagt er, „obwohl therapeutischen und pflegerischen Berufsfeldern tätig. Enge ich gar kein Christ bin.“ Etliche seiner Werke hat Zusammenarbeit besteht mit den zuständigen Behand- er schon verkauft. In der Werkstatt Garten/Kunst lungszentren (Nord und West), niedergelassenen interessieren sich manche der Beschäftigten für Ärzten, gesetzlichen Betreuern, Behörden, die Schnitzerei. Aber man braucht einen langen Angehörigen und weiteren Fachdiensten. Atem. Vieles geht zu Bruch, misslingt und landet Mehr Infos unter: im Kamin, bis man selbst ein Gefühl für das entwi- Dipl.- Psychologe Jürgen Rohde www.sozialwerk-bremen.de/ Beeindruckende Kunstwerke für innen und außen ckelt, „was da so im Holz steckt.“ Bereichsleiter Seelische Gesundheit seelische-gesundheit entstehen durch die Hände Hermann Hayens. Beate Rettig Telefon: 0421/64 900-321 E-Mail: j.rohde@sozialwerk-bremen.de 16 17
UNTERSCHIEDLICH U nterschiedlichkeit ist bei uns Programm“, ist die feste Überzeugung von Mar- kus Hanselmann, Leiter des Betreuten Wohnens im Sozialwerk, „sowohl, was uns als Team betrifft, als auch beim Umgang mit un- Kolleg*innen, das gut nachempfin- die den können.“ Zu den rund 70 betreuten Menschen gehören einerseits diejenigen, die unter einer psychischen Im Vordergrund stehen immer die Stär- kung der Selbstständigkeit, die Reaktivie- rung der verloren gegangenen Fähigkeiten und die Stärkung des Selbstvertrauens. Kleine Schrit- te sind hier oft schon der ganz große Erfolg und Wir bieten unseren Klient*innen individuelle Unterstützung in folgenden Bereichen an: l Umgang mit der Erkrankung wie z.B. seren Klient*innen.“ Die 14, überwiegend weib- Beeinträchtigung leiden, auf der anderen Seite geben Betreuer*innen und Betreuten Grund zur Krisenprävention und Krisenbegleitung, lichen, Kolleg*innen haben sehr verschiedene Menschen mit einer Alkohol-Suchterkrankung. Ein Freude. Begleitung zu Ärzten oder Behandlungs- Professionen: Sie sind Ergotherapeut*innen, Teil der Klient*innen lebt in drei vom Sozialwerk zentren, begleitetes Stellen von Medika- Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, betriebenen Wohngemeinschaften. Die restlichen Eine Bezugsbetreuer*in und mindestens eine menten, Besuche im Krankenhaus, etc. Heilerziehungspfleger*innen, Pflegefachkräfte Klient*innen werden in ihren eigenen Wohnungen Vertreter*in kümmern sich um eine Klient*in. In ei- oder Psycholog*innen. Gemeinsam ist ihnen, dass betreut. Die Betreuung ist so vielfältig wie der nigen Fällen gibt es auch eine Tandem-Betreuung, l Erhalt und Aufbau von sozialen Kontakten sie Fachkräfte mit psychiatrischer Erfahrung sind. Unterstützungsbedarf. Es werden Gespräche d.h. zwei Betreuer*innen kümmern sich um einen wie z.B. Begleitung in eine Tagesstätte, Diese Vielfalt ist ein großer Schatz im Umgang mit geführt, Probleme bearbeitet und Motivations- betreuungsbedürftigen Menschen. Zwischen ein Gruppenangebote, etc. den vielfältigen Herausforderungen, denen sich arbeit geleistet, wenn es um die Bewältigung und acht Wochenstunden stehen für die Betreuung das Team gegenübersieht. Sie unterstützen bei al- der Hausarbeit, aber auch um die Wahrneh- einer Klient*in zur Verfügung. Durch die ambu- l Erhalt und Aufbau von Alltagskompeten- len Belangen des täglichen Lebens und sind oft die mung von Terminen geht. Den Auftrag für ihre lante Betreuung können Menschen mit psychischen zen wie z.B. Begleitung der Wohnraum- Brücke zur Außenwelt. Sie motivieren beim Schritt Arbeit bekommen die Mitarbeitenden von Gut- Beeinträchtigungen ihre Eigenständigkeit erhal- reinigung, Einkaufsbegleitung, Ernährungs- in Arbeit und Beschäftigung, begleiten im Kontakt achtern der Behandlungszentren. In einem Hilfe- ten. Wenn das nicht mehr möglich ist, begleiten beratung, Wäsche- und Kochtraining, etc. mit Familienangehörigen, aber auch im Miteinan- plan wird die individuelle Zielsetzung festgelegt. die Betreuer*innen auch bei der Aufnahme in eine der der Betreuten untereinander bei Gruppenak- stationäre Einrichtung. Das Betreute Wohnen ist ein l Erhalt und Aufbau einer Tagesstruktur tivitäten, Festen, auf Ausflügen und Freizeiten. Zukunftsmodell mit guten Wachstumsprognosen, wie z.B. durch Aufnahme einer geeigneten denn der Trend geht weg von einer stationären Beschäftigung in einer Werkstatt oder Die Arbeit erfordert von den Teammitgliedern ein Unterbringung hin zu ambulanter Versorgung – eines Hobbys, etc. Höchstmaß an Flexibilität, denn jeder Tag ist an- möglichst in Kooperation mit anderen Trägern und ders und hängt direkt von der Befindlichkeit der Fachdiensten, um dem vielfältigen Hilfebedarf l Umgang mit Finanzen oder Behörden Menschen ab, für die sie da sind. Gleichzeitig gerecht werden zu können. wie z.B. Begleitung zur Bank oder Behörde, braucht es Struktur, um nicht in den Erfordernissen gemeinsame Einteilung des Geldes, Bear- des Alltags unterzugehen und um den Menschen Das Team des Betreuten Wohnens ist überzeugt beitung von Schriftverkehr, etc. Halt zu geben, für die Orientierung und Stabili- von der Qualität ihrer Arbeit im Sozialwerk: „Wir tät sehr wichtig sind. Das ist kräftezehrend. Aus- haben einen guten Blick auf unsere Klient*innen. l Umgang mit Kooperationspartnern wie gleich bietet ein kollegialer Umgang miteinander Unser Plus liegt in der Beziehungsarbeit.“ Der z.B. Behandlungszentren, Ärzten, Pflege- und die gute Atmosphäre im Büro. „Hier ist die Mensch stehe immer im Fokus und es würden sehr diensten, Rechtsbetreuern, Werkstätten Basis“, berichtet Ilka Ahrens, stellvertretende Lei- individuelle Lösungen für ein Problem gesucht. und vielen mehr tung, „hier kann man sich auch mal Luft machen Mitarbeitende des Betreuten Wohnens regen Was fehle, seien Beschäftigungsmöglichkeiten im und findet offene und verständnisvolle Ohren von gemeinschaftliche Aktionen an und begleiten sie. realen Leben. 18 19
A ls Helmut Oetjen am 10. Januar in den Ruhestand verabschiedet wurde, war er mit 37 Dienstjahren der langjährigste Mitarbeiter im Sozialwerk. 1982 absolvierte er als angehender Sozialpädagoge sein Anerken- werden 46 lang- zeitarbeits- lose Menschen durch die Jobcentren Erfahrung und seinen guten Kon- takten wurde er zum Urge- Sozialwerk. Für das Qualifi- zierungsprogramm „U65 Quali Plus“ des Jobcenters wechsel- te sie 2009 zur ArBiS. Auch nach Beendigung der Maßnahme blieb nungsjahr im Wohnheim für psychisch kranke Men- in InJob-Maßnahmen in die Werkstätten und in stein der Psychiatrie Nicole Nullmeyer in der ArBiS schen und übernahm 1994 die Leitung der zum Einsatzorte im Sozialwerk vermittelt. Die Teilneh- landschaft in Bremen. und übernahm und entwickelte neben Wohnheim gehörenden beschäftigungstherapeu- menden erfahren Tagesstruktur und Anleitung mit „Die Arbeit war mir auf ihrer Arbeit in der Abteilung InJob den Be- tischen Werkstatt. Seine berufliche Vorstellung dem Ziel der Rückkehr auf den ersten Arbeits- den Leib geschnitten“, blickt Helmut Oetjen auf reich Bildung, zu dem die gesamten Fortbil- war ursprünglich eine andere gewesen: Er hatte markt. 2007 wurde die ArBiS als eigenständige seine Dienstzeit zurück. Mit einer fundierten dungen für die Bereiche der Pflege und der mit Kindern arbeiten wollen. Doch in der hand- Firma und hundertprozentige Tochter des Sozial- kaufmännischen Ausbildung und einer groß- Seelischen Gesundheit im Sozialwerk gehören. werklichen Anleitung und Betreuung psychisch werks gegründet. In ihr sind alle tagesstrukturie- en Vorliebe für handwerkliche Arbeiten brach- Außerhalb des eigenen Unternehmens enga- erkrankter Menschen entdeckte er seine Berufung. renden und beschäftigungsorientierenden Maß- te er ideale Voraussetzungen für den Job mit. giert sie sich im Vorstand der VaDiB (Verbund In fortwährender persönlicher Entwicklung und nahmen zusammengefasst: die Werkstätten, die Er verlässt seinen Platz in einer spannenden Zeit: arbeitsmarkpolitischer Dienstleister in Bremen). Fortbildung wurde er zum Fachmann in seinem Me- Abteilung InJob, die Tagestätte Nord und zwei Die nächste umfangreiche Stufe der Umsetzung des Nun übernimmt sie die operative Geschäftsfüh- tier. Eine Vielzahl von Werkstätten entstand unter Praxen für Ergotherapie. Bundesteilhabegesetzes ist in diesem Jahr in Kraft rung der ArBiS Bremen. „Ich freue mich über das seiner Regie: eine Holzwerkstatt, eine Druckerei, getreten. Die vielen Veränderungen in der Ge- Vertrauen, das in mich gesetzt wird und möchte eine Projektwerkstatt, eine Lampenwerkstatt, eine Mit einer aufwändigen Abschiedsfeier überrasch- setzesreform, die mehr Teilhabe für die psychisch gerne die anspruchsvollen Bereiche der ArBiS mit- Bäckerei, die Floristik, zwei Cafés, die Werkstatt ten die Mitarbeitenden und Betreuten der ArBiS kranken Menschen bringen sollen, stellen eine gestalten.“ Garten/Kunst und ein Bereich der Hauswirtschaft. den scheidenden Geschäftsführer. Viele Beschäf- große Herausforderung dar. Hier ist seine Nach- Einige dieser Arbeitsangebote wurden im Laufe tigte beteiligten sich an wertschätzenden Beiträ- folgerin Nicole Nullmeyer dankbar, dass Helmut In einer Festveranstaltung am 10. Januar im Bau- der Jahrzehnte durch neue abgelöst. gen für den Mann, der sich jahrelang von Herzen Oetjen ihr weiterhin als Berater erhalten bleibt. ernhaus wurde Helmut Oetjen offiziell verabschie- für sie eingesetzt hatte. Mit guten Worten, vielen Nicole Nullmeyer ist gelernte Gesund- det. Zahlreiche Behördenvertreter und Kooperati- Heute finden hier 60 Menschen mit psychischer Geschenken und stehendem Applaus wurde er in heits- und Krankenpflegerin und Sozial- onspartner folgten der Einladung und gaben ihrer Beeinträchtigung Beschäftigung. Darüber hinaus den Ruhestand entlassen. Aufgrund seiner reichen wirtin. 2004 kam sie als Pflegekraft ins Wertschätzung Ausdruck. Helmut Oetjen, Nicola Strazds, Nicole Nullmeyer Wolfgang Rust vom ASB sprach wertschätzende Mitarbeitende und Beschäftigte der ArBiS verab- Langjährige Kollegen: Uwe Dubbels, Helmut Oetjen während der Abschiedsfeier im Bauernhaus. Worte über die langjährige Zusammenarbeit. schiedeten den langjährigen Geschäftsführer. und Günter Buchholz (ehem. Leiter Druckerei). 20 21
Jugend & Familien Kinder, EINE ECHTE BILDUNGS- ALTERNATIVE E ine gesunde Gesellschaft zeichnet sich dadurch aus, dass ihre Mitglieder ihre elementaren Grundbedürfnisse befriedigen können. Sie bietet Chancen, sich mit individuellen D Fähigkeiten einbringen und sich selbst im Rahmen ie Privatschule Mentor ist Oberschu- sten und so die Unterrichtsqualität auf einem hohen eigener Möglichkeiten entwickeln zu können. Im besten le mit gymnasialer Oberstufe. Rund 120 Niveau zu halten. Die Arbeit wird dabei von Fall entsteht ein lebendiges und komplex verknüpftes Schüler*innen werden von 20 Lehrer*innen christliche Werten geprägt. In den Klassen 5 bis Beziehungsnetz, das Halt gibt. Soweit die Theorie! Unsere in je einer Klasse pro Jahrgang unterrichtet. Die 9 ist der Religionsunterricht fest verankert. Wir pädagogischen und therapeutischen Fachkräfte arbeiten Schule in freier Trägerschaft wurde 1961 gegrün- verlangen jedoch von niemandem ein bestimm- im Bereich Kinder, Jugend und Familien mit voller Über- det und ist seit Ende der achtziger Jahre an ihrem tes Bekenntnis, sondern helfen jedem, der sich zeugung daran, diese Theorie in ihrer Alltagspraxis mit jetzigen Standort in Gröpelingen. Mit einem kla- in unsere von Akzeptanz und Wertschätzung fachlichem Augenmaß und Leidenschaft umzusetzen. ÜBERBLICK: ren pädagogischen Konzept, das von hoch qualifi- geprägte Schulgemeinschaft einbringen kann. Wir wollen Starkmacher sein. zierten Lehrkräften umgesetzt wird, ist die Schule in Als einzige Schule in Gröpelingen bietet die l Privatschule Mentor ......................23 freier Trägerschaft eine echte Bildungsalternative Privatschule Mentor alle Schulabschlüsse an. Sowohl im Rahmen unserer stationären und ambulanten in Bremen. Durch kleine Klassen gelingt es, einen Angebote, als auch im Kontext unserer stadtteilorien- l Wie gut ist meine Schule? ............ 24 weitgehend störungsfreien Unterricht zu gewährlei- In der für alle schweren Zeit der Corona-Krise tierten Arbeit und mit unserem schulischen Angebot überzeugte die Schule durch gute Kommunikati- stärken wir Kinder, Jugendliche und ihre Familien. l Erinnern statt vergessen! on mit Schülern und Eltern, digitalen Unterrichts- Besuch im KZ Neuengamme ........ 26 formen und einer engagierten Lehrerschaft, die Unsere pädagogischen und erzieherischen Hilfen sollen auch unter schwierigen Voraussetzungen ihrem nicht bevormunden, sondern anregen und aktivieren. l Hella-Mitarbeitende erfüllen Auftrag als „Mentor-Schule“ nachkam. Menschen sind auf der Suche nach einem für sie stim- Kinderwünsche .............................27 migen Lebensentwurf. So sehen wir unsere Aufgabe auch Michael Borchers darin, sie in der Erarbeitung eines konstruktiven Lebens- entwurfes zu unterstützen, mit dem sie ein selbstbestimm- tes und eigenständiges Leben führen und eine Bereiche- rung für ihr soziales Beziehungsnetz sein können. Erfahren Sie gerne mehr und lernen Sie unsere Arbeit kennen. Vielleicht sind ja bald auch Sie mit uns gemeinsam unterwegs, um junge Menschen stark zu machen. Mehr Infos unter: Dipl.- Psychologe Markus Wruck www.sozialwerk-bremen.de/ Sila Kopar macht in diesem Jahr ihr Abitur an der Bereichsleiter Kinder, Jugend und Familien kinder-jugend-und-familien Privatschule Mentor und ist hier sehr zufrieden. Telefon: 0421 / 64 900-327 E-Mail: m.wruck@sozialwerk-bremen.de 22 23
WIE GUT IST keinen Spaß. Die meisten der Schüler*innen tref- angeboten werden. Uns freuen natürlich die po- fen sich auch privat regelmäßig mit ihren Klassen- sitiven Rückmeldungen, weil sie zeigen, dass das kameraden. Unterschiede zwischen den Jüngeren Konzept der Privatschule Mentor angenommen MEINE SCHULE? und den Älteren gibt es da kaum. Von denen, die das Abitur machen wollen, wollen es Zweidrittel und verstanden wird. Andererseits ermahnt uns die Tatsache, dass es auch hier Jugendliche gibt, an der Mentor machen. die bei dem Gedanken an die Schule des Öfteren Es war besonders interessant zu hören, wie es de- Bauchschmerzen bekommen – und das, obwohl so nen geht, die erst im Verlauf der Sekundarstufe I viel Wert darauf gelegt wird, den Bedürfnissen an die Privatschule Mentor gewechselt sind. Ha- jedes Einzelnen gerecht zu werden. Wir sollten ben sie ihre Entscheidung bereut? Ganz offen- also immer sensibel sein für die feinen Signale, die sichtlich nicht. Ausnahmslos gaben sie an, hier Schüler*innen aussenden und appellieren deshalb besser lernen zu können als an ihrer alten Schule. auch an die Eltern unser Schüler*innen: Treten Sie Das Lernen fällt ihnen wegen der familiären At- bei allem, was ihre Kinder betrifft, in den Aus- mosphäre der Schule, den zugewandten Lehrkräf- tausch mit der Schule! In allen Jahrgängen sollten ten und den kleineren Klassen eindeutig leichter. Themen wie Ausgrenzung und Mobbing regelmä- Aber da nichts perfekt ist, bleiben auch an der ßig thematisiert werden, denn ein angstfreies Mit- Privatschule Mentor Wünsche offen: Fahrten ins einander ist die Basis für nachhaltiges Lernen. Ausland sollten laut Umfrageergebnis häufiger Petra Scharrelmann und Klasse 8 Wie zufrieden bin ich mit meiner Schule? W er morgens oder mittags mit öffent- gestartet. Der dazugehörige Fragebogen wurde lichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, von der Klasse selbst entwickelt. 16 offene und An der Umfrage haben 98 Schüler*innen teilgenommen. kennt das: Bahnen und Busse sind geschlossene Fragen zu den Themen Schule und angefüllt mit Schüler*innen. Manche sitzen still in Unterricht, Klasse, Freizeit, Lehrer*innen und Be- eine Ecke und spielen mit ihrem Handy, die meisten sonderheiten der Schule galt es zu beantworten. aber sitzen in Grüppchen zusammen, lachen und Außer der Abschlussklasse, die bis über beide kabbeln sich auch mal. Sie wirken ganz zufrieden Ohren in Abiturvorbereitungen steckte, nahmen 25 An der Umfrage haben 94 und doch ist bekannt, dass bei weitem nicht alle alle Klassen teil. Inzwischen haben sie die Ergeb- Schüler*innen teilgenommen. Kinder und Jugendliche gerne zur Schule gehen. nisse evaluiert und dabei eine ganze Menge ge- 20 Etwa jeder zehnte Jugendliche leidet unter mas- lernt – nicht zuletzt Prozentrechnung – und sie siver Schulangst mit den dazugehörigen körper- waren selbst überrascht, was bei ihrer Umfrage 15 lichen und seelischen Symptomen. herausgekommen ist. Wenn man Schüler*innen fragt, wie sie die Schule 10 finden, bekommt man häufig nichtssagende Ant- Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer an der Men- worten wie „ganz okay“ oder „langweilig“ – auch tor ist, geht gerne zur Schule, weil er die Vorzüge 5 an unserer Schule, der Privatschule Mentor. Ob dieser Schule zu schätzen weiß. 60 % der Be- das wirklich alles ist, wollten die Schüler*innen fragten gaben an, immer oder meistens gerne zur 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 der achten Klasse wissen und haben eine Umfrage Schule zu gehen. Und nur 4 % macht der Unterricht 24 25
HELLA- MITARBEITER ERFÜLLEN KINDER- WÜNSCHE A A uf Einladung der Konrad-Adenauer-Stif- in einem Haus, das einst eine Baracke war und ufgeregt erwarten die Kinder und Jugend- Zusätzlich wird auch mal in einer aktuellen Notsi- tung (KAS) Bremen besuchte die 10. Klas- von KZ-Häftlingen selbst erbaut wurde, befindet, lichen im Haus ELFA die Ankunft der Hella- tuation geholfen – so z.B. einer Familie, die durch se der Privatschule Mentor am 22. Januar konnten sich die Schülerinnen und Schüler selbst- Mitarbeiter. Der Tisch ist bei Kerzenschein einen Wohnungsbrand ihr Hab und Gut verloren 2020 die KZ-Gedenkstätte Neuengamme. ständig mit der Geschichte des KZ, aber auch mit mit Leckereien gedeckt. Endlich treffen Anika hatte. Etwa 70.000 gesammelte Pfandflaschen Fünf Tage vor dem 75. Jahrestag der Befrei- zahlreichen Biographien der Opfer beschäftigen. Lackmann und Holger Ivanda von der Firma für und -dosen haben über die Jahre einen Erlös von ung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau Einem aufmerksamen Schüler ist vor allem die Fahrzeugkomponenten ein. Schnell kommen sie mit unglaublichen 14.000 Euro für den guten Zweck durch die Rote Armee konnten die Schülerinnen Geschichte von Johann Trollmann im Gedächt- den Gastgebern ins Gespräch. Doch wie es vor eingebracht. Im Laufe der Jahre wurden die Mög- und Schüler der Privatschule Mentor sich selbst ein nis geblieben. Trollmann, der in den 30er Jahren jeder Bescherung so ist – die Kinder sind aufge- lichkeiten, Gutes zu tun, durch zwei weitere Pro- Bild von der nationalsozialistischen Schreckens- deutscher Meister im Boxen war, wurde als Sinto regt und unruhig. Schließlich soll es ja Geschenke jekte erweitert: Ein Spendentrichter im Foyer der herrschaft machen. Bei der Besichtigung der Aus- Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns. geben. So spannen die Überbringer der guten Firmenzentrale und die Möglichkeit, den Centbe- stellung und einer Führung über das Außengelän- Im KZ Neuengamme wurden ihm seine Boxfähig- Gaben die jungen Leute auch nicht länger auf trag seines Gehalts in jedem Monat zu spenden, de wurde ihnen ein prägender Einblick über die keiten zum Verhängnis, da er von SS-Leuten immer die Folter. Im Vorfeld hat jedes Kind sich für ei- sind hinzugekommen. Die Mitarbeitenden werden Zustände in einem Konzentrationslager vermittelt. wieder unter Bezugnahme auf seine Boxerkarrie- nen festgelegten Betrag etwas wünschen dürfen. regelmäßig informiert, wohin ihre Spendengelder Zu den Häftlingen im KZ Neuengamme zählten re verprügelt wurde. 1944 trat ein Kapo gegen Zusätzlich überreichen die Besucher einen Scheck geflossen sind. Bei so viel warmherzigem und eif- politisch Verfolgte, Juden, Homosexuelle, Sinti Trollmann an und wurde von ihm niedergeschla- über 600 Euro an die Gröpelinger Einrichtung. Mit rigem Engagement sagt das Sozialwerk von Her- und Roma, aber auch so genannte „Asoziale“, die gen. Der Kapo war darüber so erbost, dass er diesem Geld soll der Keller mit Spielgeräten aus- zen und mit großem Respekt: zwischen 1938 und 1945 Zwangsarbeit in den einen Knüppel nahm und Trollmann erschlug. gestattet werden, um den Kindern weitere Frei- Tongruben des sich im Lagerkomplex befindlichen Die Führung endete im Haus des Gedenkens, in zeitmöglichkeiten zu schaffen. DANKE! Klinkerwerks und in der Rüstungsindustrie leisten dem auf weißen Stoffbahnen die Namen der mussten. Die für das NS-Lagersystem charakteri- Toten des KZ Neuengamme aufgezeichnet sind (s. Die „HFK (Hella Fahrzeugkomponenten) Mitar- stische Maxime „Vernichtung durch Arbeit“ wurde Bild oben). Eric Chraplak beiterinitiative“ ist langjähriger Sponsor des So- in Neuengamme rigoros von der SS umgesetzt. zialwerks. Jahrelang flossen Gelder in die offene Dies bedeutete für die Häftlinge menschenunwür- Jugendeinrichtung ARCHE West. Doch auch nach dige Lebensbedingungen, harte Arbeit und Miss- deren Schließung 2018 unterstützen die Mitarbei- handlungen. Von den über 100.000 Häftlingen ter die Kinder- und Jugendarbeit im Sozialwerk. starben mehr als die Hälfte. Vor allem die Arbeit „Ich weiß, wie es ist, wenn man als Kind nicht gut im Freien war so kräftezehrend, dass ein Groß- versorgt ist“, erzählt Holger Ivanda, Initiator des teil der Insassen an bloßer Erschöpfung starb. Projektes. Er begann 2011 einen Plastikeimer auf- Besonders schockiert waren die Schülerinnen und zustellen, in dem er in seiner Firma Pfandflaschen Schüler über die desaströsen Lebensbedingun- sammelte und den Erlös einem guten Zweck zukom- gen der Inhaftierten. Sie schliefen eingepfercht in men ließ. Inzwischen gibt es zehn Sammeltonnen. überfüllten Holzbaracken mit katastrophalen hy- Der Erlös aus den eingelösten Pfandbons kommt Mit verschiedenen Spendenaktionen engagieren sich gienischen Zuständen. In der Ausstellung, die sich Der Eingang der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. in jedem Jahr einem ausgewählten Projekt zugute. Mitarbeitende der Firma Hella für Kinder in Not. 26 27
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