DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...

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DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
NR. 1/2020

  DOSSIER
           MENTORING
                   Mentoring l
20 Jahre Heimstätte Ohlenhof l
     Abschied Helmut Oetjen l
Umfrage – Privatschule Mentor l
DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
Liebe Leserinnen, liebe Leser,

    Wir helfen Menschen.                                                                                               es ist mir ein Vorrecht, Ihnen mit dieser
                                                                                                                          Ausgabe der LebensRäume wieder
    Das Sozialwerk der Freien Christengemeinde Bremen e.V.                                                                   einen kleinen Einblick in das Sozial-
    ist ein christlicher Träger mit den Schwerpunkten in der                                                                   werk geben zu dürfen. Angesichts
    Seniorenarbeit, der Unterstützung von Menschen mit                                                                           der ganzen besonderen Umstän-
    psychischen Beeinträchtigungen, der Arbeitsförderung                                                                          de, die wir im Zusammenhang
    sowie der Kinder- und Jugendhilfe.                                                                                            mit dem Corona-Virus erleben,
                                                                                                                                  scheinen manche Artikel bei-
                                                                                                                                  nahe schon aus einer „anderen
                                                                                                                                  Zeit“ zu stammen. Zumindest
                                                                                                                                 sieht man eindrucksvoll, wie
                                                                                                                                schnell sich sogar in unserem si-
                                                                                                                              cheren und bestens organisierten
                                                                                                                            Land Umstände ändern können und
                                                                                                                         ändern lassen.

                                                                                                                Wahrscheinlich sehnt sich im Moment jede und
                                                                                                            jeder nach unseren verfassungsgemäßen Freiheits-
                                                                                                            rechten zurück, und gleichzeitig gebührt es sich, den
                                                                                                            Infektionsschutz hochzuhalten.

                                                                                                            Auch in den Einrichtungen des Sozialwerkes gibt es
                                                               Inhalt                                       weitgehende Maßnahmen, um die Sicherheit unser
                                                                                                            Bewohner und Bewohnerinnen, aber auch die Mitar-
                                                                                                            beitenden zu schützen. Die täglich eingehenden Nach-
                                                               Dossier Mentoring ................ 4         richten, Hinweise und Verordnungen werden genaues-
                                                                                                            tens gelesen und nach Wegen der Umsetzung gesucht.
                                                                                                            Unser Arbeitsschutzausschuss wurde zielgerichtet
                                                               Senioren ...............................10   erweitert und zum Krisenstab ernannt, in dem alle
                                                                                                            Informationen ausgetauscht und Maßnahmen koordi-
                                                               Seelische Gesundheit ...........16           niert werden.

                                                                                                            An dieser Stelle sei allen haupt- und ehrenamtlich
                                                               Kinder, Jugend & Familien .. 22              Mitarbeitenden sehr herzlich gedankt, die gerade
                                                                                                            zahlreiche zusätzliche Anforderungen erfüllen. Auch
                                                               Glaube und Leben ............... 28         unseren Bewohner*innen und ihren Angehörigen dan-
                                                                                                            ke ich sehr für das vielfach zum Ausdruck gebrachte
                                                                                                            Verständnis für die Einschränkungen, die sich z.B.
                                                               Adressen ............................. 30    durch die Besuchsverbote in den Heimeinrichtungen
                                                                                                            oder die Notbetreuung in den Tagespflegeeinrich-
                                                               Wer ist eigentlich ? .............. 32       tungen ergeben haben.

                                                                                                            Wir hoffen und beten, dass die Türen sich bald wie-
                                                                                                            der öffnen dürfen und Begegnungen von Angesicht
                                                                                                            zu Angesicht rasch wieder möglich werden.

                                                                                                            Herzliche Grüße, Ihr und euer

2                                                                                                                                                                    33
DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
MEN TOR I N G

                                                                                                                                                                                                                                            ME N TOR I N G
                MENTORING –                                            mir gehört hast, das gib auch an Menschen weiter,
                                                                       die vertrauenswürdig und fähig sind, andere zu
                                                                       lehren.“ In unserer sich wandelnden Zeit werden
                EIN BIBLISCHES                                         Personen gebraucht, an denen man sich orientie-
                                                                       ren kann, ohne dass sie einem vorschreiben, was

                PRINZIP
                                                                       man tun oder lassen soll. Mentoren sind wie Reise-
                                                                       begleiter auf dem Weg des Lebens. Sie fordern
                                                                       heraus, sind Unterstützer und Berater. Es lohnt sich
                                                                       daher einmal persönlich zu fragen: Wo in meinem

                E     inen Mentor zu haben oder für jemanden zu        Leben ist mir das Prinzip Mentoring schon bege-
                      sein, ist etwas ganz Großartiges. Mentoring      gnet? Wo haben Menschen in mein Leben inve-
                      fördert das gemeinsame Leben und Lernen.         stiert? Wem könnte ich dafür „Danke” sagen? In
                Das hat sich die Privatschule Mentor, an der ich un-   wessen Leben habe ich investiert? Für wen könnte
                terrichte und die zum Sozialwerk gehört, auf die       oder möchte ich ein Mentor/eine Mentorin sein?
                Fahne geschrieben. Doch nicht nur in der Schule
                                                                       Leseempfehlung: Tobias Faix und Anke Wiedekind,
                erfreut sich dieses Prinzip zunehmender Beliebt-                                                                                                                                                         Anna Chulkova
                                                                       „Mentoring - Das Praxisbuch: Geistliche Beglei-
                heit. Auch in christlichen Einrichtungen kommt es                                                                                                                                                  begleitet und fördert
                                                                       tung in Glaube und Leben“, 6. Aufl. (Neukirchener
                genauso zum Tragen, wie in Politik und Wirtschaft.                                                                                                                                                  Michael Graumann
                                                                       Aussaat: Neukirchen-Vluyn, 2010).
                Außerdem begegnet es uns - manchmal fast unbe-                                                                                                                                                        seit vielen Jahren.
                wusst - in persönlichen Beziehungen. Aber was ist              Tobias Ennulat (Pastor in der Zellgemeinde
                eigentlich Mentoring? Ein Mentor oder eine Men-            Bremen und Lehrer an der Privatschule Mentor)
                torin ist eine Person, die einem anderen Menschen                                                                                                                                  seit elf Jahren musiktherapeu-
                auf mehreren Ebenen zur Seite steht. Sie fördert       Mentoring geschieht im Sozialwerk in der Pri-                                                                                 tisch im Sozialwerk und ist di-
                nicht nur Fachwissen, sondern auch Sozialkompe-        vatschule Mentor – aber bei Weitem nicht aus-                                                                                   plomierte Chormeisterin. Sie
                tenz, Persönlichkeitsentwicklung und Eigenverant-      schließlich dort. Auch im Bereich der Seelischen                                                                                 ist in mehreren Abteilungen
                wortlichkeit. Mentoring bedeutet ganzheitliche         Gesundheit, der Verwaltung und der Pflege gibt                                                                                   im Sozialwerk unterwegs.
                Begleitung. Das Prinzip Mentoring ist bereits seit     es Menschen, die andere – bildlich gesprochen –                                                                                  Ihr Werkzeug ist die Musik.
                Jahrtausenden bewährt. Paulus fasst es in der Bi-      an die Hand nehmen, ein Stück des Weges mit                                                                                     Anna erreicht ihre Klientel
                bel im zweiten Brief an Timotheus zusammen, dem        ihnen gehen, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auf                                                                             im Inneren, versucht ihre Per-
                er selbst als Mentor zur Seite stand: „Was du von      den folgenden Seiten einige Beispiele:                                                                                       sönlichkeit zu verstehen und sie
                                                                                                                                                                                                 zum Leben zu ermutigen. Das trägt
                                                                                                                                                                                             unmittelbar zur Verbesserung ihrer ge-
                                                                                                                                                                                   samten Gesundheit bei. „Ja“, sagt Michael Grau-
                                                                                                                                                                                   mann, „das schafft sie – Menschen ermutigen in
                                                                                                                                                                                   jedweder Situation.“

                                                                                                                                                                                   Immer wieder lädt sie ihn zur Musiktherapiestunde
                                                                                                                                                                                   ein. Er kommt nicht. Dann schafft Anna ein richtig
                                                                                                                                                                                   gutes E-Piano an. Michael Graumann bleibt vor

                                                                                                                              W           ir finden einen gemeinsamem Atem,
                                                                                                                                          wenn wir vierhändig spielen. Wir
                                                                                                                                          lassen uns aufeinander ein, stimmen
                                                                                                                              uns ab und lassen alles, was uns stört, beiseite“,
                                                                                                                              so Michael Graumann, 62 Jahre alt, Schauspie-
                                                                                                                                                                                   der verschlossenen Tür stehen und hört zu, wenn
                                                                                                                                                                                   Anna mit anderen ihre Stunden gestaltet. Dann
                                                                                                                                                                                   kommt er rein, weil ihn das Instrument interessiert.
                                                                                                                                                                                   „Nichts wäre gelungen, wenn Michael Graumann
                                                                                                                                                                                   mir nicht vertraut hätte“, zieht Anna Chulkova ihr
                                                                                                                              ler von Beruf und ehemaliger Bewohner von Haus       persönliches Fazit. In kleinen Schritten, mit viel
                                                                                                                              Abraham. In dieser Fördereinrichtung für chro-       Ruhe, entdeckt sie seine starke Begabung und eb-
                                                                                                                              nisch suchterkrankte Menschen mit mehrfachen         net den Weg, dass er sie wieder ausleben kann.
                                                                                                                              Beeinträchtigungen haben sie sich kennengelernt.     Mittlerweile haben die beiden etliche Auftritte
                                                                                                                              Anna Chulkova, ebenfalls 62 Jahre alt, arbeitet      hinter sich gebracht: Öffentliche beim Lenz-Markt

         4                                                                                                                                                                                                                                     5
DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
MEN TOR I N G

                                                                                                                                                                                                                                            ME N TOR I N G
                in den Räumen der Blauen Karawane und interne           lernte er wieder neu von seiner Mentorin. Mit sei-     kann sich Noël fundierter entscheiden, ob er seine     gemeinsam am nächsten Tag erledigt werden soll.
                bei unzähligen Festen innerhalb des Sozialwerks.        ner Geduld und Hartnäckigkeit beeindruckte er          Ausbildung als Programmierer und Anwendungs-           Das braucht zusätzlich Zeit, aber die beiden IT-
                Er spielt Klavier und rezitiert auch mal Gedichte       im Gegenzug sie. „Zwei Menschen, ein Geist“ so         entwickler weiter verfolgen will oder ob es eher       Kollegen Andreas und Christian fangen das mit
                aufs Feinste. „Das Wort ist das Gerippe, unter          beschreibt Anna ihr vierhändiges Spiel am Klavier.     der technische Bereich ist, den er hier mit Patrick    auf. Sie stehen hinter dieser umfassenden Art, be-
                dem die Emotion liegt, es ist lediglich das Trans-      Anna Chulkova und Julia Fischer, Michael Grau-         zusammen erlebt. Hier im Gespräch ist spürbar,         sondere Menschen mit auszubilden. Das ist Men-
                portmittel des Gedankens. Menschen erinnern sich        manns Betreuerin, haben dafür gesorgt, dass er in      dass sich Noël wohl und sicher fühlt. Daran hat        toring.
                an die Atmosphäre, die Gefühle, die bei ihnen           seiner Vegesacker Wohnung ein eigenes Klavier          Patrick einen großen Anteil. „Er ist für mich immer
                durch das Wort entstanden sind. Das emotionale          bekam, auf dem er täglich spielt. Es ist spürbar,      ansprechbar und er macht keinen Druck. Er erklärt      „Werdet ihr euch Beide wiedersehen?“, frage ich
                Geflecht bleibt in Erinnerung.“                         wie dankbar Anna Chulkova auf Michael Grau-            mir jeden Morgen die Aufgaben, die wir über den        am Ende des Gesprächs. Noël mag nicht telefo-
                                                                        mann und seinen persönlichen Weg der Genesung          Tag erledigen werden.“ Patrick lässt sich auf Noël     nieren oder mailen. Einen Besuch zu empfangen ist
                Gemeinsam spielen sie klassische, japanische,           und der Kunst ist.		                                   ein. „Ich schaffe ihm einen ruhigen Raum“, lässt ihn   zu aufregend für ihn, aber vielleicht besucht Noël
                hebräische, spanische, ukrainische, russische und                                            Beate Rettig     selbständig machen und unterstützt nur dort, wo        die Sozialwerks-IT irgendwann einmal.
                amerikanische, Film- und Unterhaltungsmusik. Bei                                                               es nötig ist. Am Vortag bereitet Patrick vor, was      
                der Auswahl haben sie sich gegenseitig inspi-                                                                                                                                                               Beate Rettig
                riert. Für sich selbst entdeckte und entwickelte
                Michael Graumann die Barmusik und erfreut da-
                mit sein Publikum. Die Genauigkeit in der Musik                                                                ICH MAGKOMPETENTE MITARBEITER

                ER SOLLDIE CHANCE BEKOMMEN                                                                                     T     atiana Milerman war die erste Aus-
                                                                                                                                     zubildende in der Pflege im Sozial-
                                                                                                                                     werk. 2003 begann sie ihre Ausbil-
                                                                                                                               dung zur Pflegefachkraft und ist heute

                P      atrick ist mir häufiger aufgefallen. In größe-
                       ren zeitlichen Abständen klopft er an meine
                       Bürotür und stellt mir einen neuen Prakti-
                kanten persönlich vor. Beim Händeschütteln und im
                Kontakt ist zu merken, dass es junge Männer sind,
                                                                                                                               Pflegedienstleitung in der Heimstätte
                                                                                                                               Ohlenhof. Sie kennt alle Mitarbeitenden
                                                                                                                               und hat die Stärken und Schwächen der
                                                                                                                               Einzelnen genau im Blick. Und sie ist ein
                                                                                                                               Talent-Scout. Sie sieht, wer mehr kann und
                die sich schüchtern, sehr in sich zurückgezogen zei-                                                           mehr will. So war es auch mit Agnes Wieczorek.
                gen. Es scheinen Menschen zu sein, die es nicht so                                                             Sie war gerade eine Woche in ihrer pflegerischen
                leicht haben, sich im Arbeitsalltag durchzusetzen                                                              Einarbeitung, als sie von Tatiana wissen wollte:       zum nächsten Karriereschritt, der Ausbildung zur
                und „anzukommen“.                                                                                              „Bist du mit mir zufrieden?“ Das war für die inzwi-    Pflegedienstleitung, ermutige Tatiana die junge
                                                                                                                               schen erfahrene Leitungskraft ein entscheidendes       Frau, denn sie sah mehr Potential in ihr. Diese zu-
                Als Systemadministrator und Abteilungsleitung der                                                              Signal: Diese Mitarbeiterin möchte Feedback, sie       sätzliche Ausbildung musste Agnes selbst finanzie-
                IT- Abteilung arbeitet Patrick Kötteritzsch, 39 Jah-    mationstechnischen Assistenten einen Monat lang        möchte mehr und sie kann mehr. Als Agnes ihre          ren und in ihrer Freizeit absolvieren. Doch das war
                re, seit 2013 im Werk. Im Interview sitzt er mir        Praktikant bei Patrick. Dieses Praktikum ist Voraus-   Ausbildung zur Pflegefachkraft auch angesichts         es ihr wert. Neues Fachwissen kam hinzu. Und die
                zusammen mit Noël, 19 Jahre, gegenüber. Noël ist        setzung, damit er in diesem Jahr seinen schulischen    widriger privater Umstände absolviert hatte,           Möglichkeit, selbst in einer Einrichtung die glei-
                während seiner schulischen Ausbildung zum infor-        Abschluss machen kann. Ja, und dann fehlt noch         nahm sie ihre Verantwortung mit viel Elan wahr         che Position zu besetzen wie Tatiana im Ohlenhof.
                                                                        Marc. Wäre er nicht länger erkrankt, säße er bei       und suchte nach einer neuen Herausforderung.
                                                                        uns als persönlicher Assistent von Noël. Marc un-      Tatiana ermutigte sie, eine Weiterbildung zur
                                                                        terstützt ihn täglich in seinem schulischen Alltag.    Ausbilderin zu machen. Agnes leitete fortan die
                                                                        „Wir brauchen ihn hier eigentlich nicht“, da sind      Schüler*innen in der Praxis an. Und wieder ermu-        Der Begriff Mentoring kommt aus der grie-
                                                                        sich Noël und Patrick einig.                           tigte Tatiana die junge, alleinerziehende Mutter,       chischen Mythologie: Bevor Odysseus in den
                                                                        Bildschirme und Mäuse austauschen und neue             den nächsten Schritt anzugehen: die berufsbeglei-       trojanischen Krieg zog, beauftragte er sei-
                                                                        Hardware installieren, Drucker und Faxgeräte           tende Ausbildung zur Wohnbereichsleitung. Auch          nen Freund und Vertrauten namens Mentor,
                                                                        reparieren, Netzwerkprobleme lösen an den fünf         diesen Schritt bewältigte Agnes. „Ich bekam durch       während seiner Abwesenheit bei seinem Sohn
                                                                        Standorten des Sozialwerks – die beiden sind           diese Weiterbildung eine andere Sicht auf unse-         Telemachos die Rolle des Beraters und väter-
                                                                        viel unterwegs und treffen auf unterschiedliche        re Arbeit“, berichtet Agnes. „Als Pflegekraft sieht     lichen Freundes einzunehmen. Mentor solle auf
                                                                        Menschen in ihren Büros und Dienstzimmern. Noël        man hauptsächlich sich selbst und seine Arbeit. Als     Telemachos achten, ihn erziehen und in die
                Patrick (li.) begleitet Noel während seines Prakti-     erlebt, was ein Systemadministrator zu tun hat         Wohnbereichsleitung hat man das Ganze im Blick,         Gesellschaft einführen.
                kums in der IT-Abteilung des Sozialwerks.               und fasst kräftig mit an. Nach diesem Praktikum        denkt für das Team und die Einrichtung.“ Und auch

         6                                                                                                                                                                                                                                   77
DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
MEN TOR I N G   Eine Konkurrenz sieht Tatiana in Agnes nicht. „Ich
                mag kompetente Mitarbeiter“, so Tatiana auf die
                                                                     wortung abgeben. Ich kann meine eigenen Erfah-
                                                                     rungen machen, an Grenzen stoßen, aus Fehlern
                                                                                                                                                                                   Herausgeber
                                                                                                                                                                                   Sozialwerk der Freien
                Frage, warum sie Agnes in diesem Ausmaß för-         lernen.“ Tatiana ist Mentorin. Sie sieht das Poten-                                                           Christengemeinde Bremen e.V.
                dere. „Ich liebe die fachliche Auseinandersetzung,   tial in anderen, begleitet, unterstützt, hinterfragt,                                                         Ellerbuschort 12
                das bringt auch mich weiter.“ So gehe es in ih-      überwacht und korrigiert. In solch einer Atmosphä-                                                            28719 Bremen
                ren Besprechungen oft hoch her. Einen autoritären    re des Vertrauens lässt es sich für alle gut leben                                                            Tel.: 0421/64900-0
                Führungsstil lehnt die erfahrene Führungskraft ab.   und arbeiten.                                                                                                 Fax: 0421/64900-380
                Sie liebt es, zu diskutieren, auf die Mitarbeiten-                                                                                                                 E-Mail: info@sozialwerk-bremen.de
                den zu hören, sie ernst zu nehmen, sie einzubezie-
                hen, zu beraten und gemeinsam Entscheidungen                                                                                                                       Spendenkonto
                zu treffen. „Meine Aufgabe ist es, zu begleiten“,
                                                                                                                                                    ARBEIT
                                                                                                                                                                                   Bank für Sozialwirtschaft
                so Tatiana, „nicht, den Chef raushängen zu las-                                                                                                                    IBAN: DE24 2512 0510 0007 4013 00
                sen. Ich versuche, meine Mitarbeitenden zu über-
                                                                                                                                                 & FAMILIE
                                                                                                                                                                                   BIC: BFSWDE33HAN
                zeugen, dass meine Idee die beste ist. Und dann
                zu gemeinsamen Entscheidungen zu finden.“ Ob
                sie nie hart durchgreife? „Doch. Bei Unzuverläs-
                sigkeit und Nachlässigkeit habe sie keine Scheu,
                                                                                                                                             IN EINKLANG                           Redaktionsleitung
                                                                                                                                                                                   Dorothea Salzmann-Schimkus (DoSS)
                mit Mahnungen und Abmahnungen zu reagie-                                                                                                                           Tel.: 0421/6190-192
                ren. Aber in der Regel gehe sie davon aus, dass                                                                                                                    E-Mail: d.salzmann-schimkus@
                ihre Mitarbeitenden ihre Arbeit gut machen                                                                                                                         sozialwerk-bremen.de

                                                                                                                             W
                wollen und dass es für alles einen Grund gebe.                                                                             ie man sich fühlt, wenn man sich um
                Von diesem Führungsstil möchte Agnes lernen.         Tatiana (re.) hat das Potential einer zukünftigen                     eine Stelle im Sozialwerk beworben      Redaktionsteam
                „Tatiana hat viel Geduld und kann gut Verant-        Leitungskraft in Agnes entdeckt und gefördert.                        hat, weiß Sonja Preuss. „Ich war auf-   Andrea Hammer, Beate Rettig, Dorothea
                                                                                                                             geregt, als ich nach neun Jahren Familienzeit den     Salzmann-Schimkus, Petra Scharrelmann,
                                                                                                                             Schritt zurück in die Arbeitswelt gewagt habe.“       Justin Sommer, Vera Strech
                                                                                                                             Sie ist erst seit Mitte Februar im Personalmanage-
                                                                                                                             ment tätig. Dort sichtet sie die eingehenden Be-      Alle Texte, die nicht mit Namen gekennzeichnet
                ÜBER 800                                                                                                     werbungen, fordert, wenn nötig, Unterlagen nach,      sind, stammen von Dorothea Salzmann-Schimkus.
                                                                                                                             ordnet sie den Bereichen zu, leitet die Bewer-
                MUND-NASENMASKEN                                                                                             bungen an die Einrichtungen weiter, die Bedarf        Bildnachweise
                                                                                                                             haben, beantwortet Fragen der Bewerber*innen          ©fotolia, Nana Gondlach, Eliza Raffler van Rijn,
                                                                                                                             und pflegt die Stellenausschreibungen in den In-      Dorothea Salzmann-Schimkus, Vera Strech

                N       achdem Hauswirtschaftsleiterin Birgit Köp-
                        ke einen Aufruf an die Mitarbeiterschaft
                        und über die Freiwilligenagentur Bremen
                gestartet hatte, spendeten Freiwillige über 800
                Mund-Nasen-Masken. Auch Beschäftigte der ArBiS-
                                                                                                                             ternetportalen. Sonja Preuss ist noch in der Ein-
                                                                                                                             arbeitung, fühlt sich jedoch schon wohl in der Ar-
                                                                                                                             beitsgemeinschaft im Bauernhaus.

                                                                                                                             „Die Arbeit macht mir viel Spaß und ich werde
                                                                                                                                                                                   Gestaltung
                                                                                                                                                                                   Nana Gondlach
                                                                                                                                                                                   Tel.: 0421/6190-191
                Werkstätten und Gäste der Tagesstätte Nord                                                                   in meinem Team und von den Kollegen vom So-           E-Mail: j.gondlach@sozialwerk-bremen.de
                nähten in Heimarbeit die notwendige Schutz-                                                                  zialwerk toll unterstützt“, so die 45-jährige ge-
                ausrüstung.                                                                                                  lernte Kauffrau für Bürokommunikation. Besonders
                                                                                                                             die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiß die      Druck & Verarbeitung
                So wurden die Bewohner*innen und Mitarbeiter*                                                                zweifache Mutter eines neunjährigen Sohnes und
                innen mit einem einfachen Mund-Nasen-Schutz                                                                  einer vierjährigen Tochter sehr zu schätzen. Mit      MEGA-Druck, Westerstede
                ausgerüstet, um die knappen Ressourcen von                                                                   zwölf Wochenstunden unterstützt sie im Bewer-
                medizinischem Schutz-Masken für den Ernst-                                                                   bermanagement Justin Sommer, den Personalrefe-        ArBiS-Druck & Papier
                fall zu schonen. Schließlich kamen auf den Auf-                                                              renten im Sozialwerk. „Ich bin froh, in Sonja eine    Bremen
                ruf hin so viele Masken zusammen, dass das                                                                   kompetente und freundliche Kollegin gefunden zu       Auflage: 2000 Exemplare
                Sozialwerk sogar noch welche an andere Or-                                                                   haben. Sie ist eine gute Ansprechpartnerin für die    Erscheint: zweimal jährlich
                ganisationen wie das Bestattungsunternehmen          Mitarbeitende der Heimstätte Ohlenhof freuen sich       Menschen, die wir für die Arbeit im Sozialwerk
                GE.BE.IN abgeben konnte.                             über die gespendeten Mund-Nasen-Masken.                 gewinnen wollen“, so Justin Sommer.

         8                                                                                                                                                                                                                    9
DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
VIELFÄLTIG
Senioren
                                                                                                                         UND
                                                                                                                         LEBENDIG!

 U      nser Selbstverständnis „Wir
        helfen Menschen“ besteht im
        Bereich der Seniorenarbeit darin,
 älteren Menschen die Unterstützung zu
 geben, die sie benötigen. Dabei möchten

                                                                                                                         W
 wir ihnen maximale Teilhabe und Selbstbe-
 stimmung ermöglichen. Deshalb liegt es uns am                                                                                        o für andere der Weg vorbei ist, be-       Katja Ehlert zu berichten. „Unsere Arbeit ist an
 Herzen, durch unsere Mitarbeiter ein Umfeld und eine                                                                                 ginnt er bei uns erst.“ Katja Ehlert be-   Ressourcen und auf Wachstum hin orientiert. Wir
 Atmosphäre zu schaffen, in der sich die von uns betreuten                                                                            treut als leitende Pflegefachkraft mit     schauen auf die Fähigkeiten, die noch vorhanden
 Menschen angenommen, wertgeschätzt, unterstützt und –                                                                   ihrem elfköpfigen Team von Montag bis Freitag           sind und setzen genau dort an.“ Die Atmosphäre
 sofern sie auch bei uns wohnen – zuhause fühlen.                                                                        bis zu 18 Tagesgäste. Sie werden morgens vom            in der Einrichtung ist von positiver und wertschät-
                                                                                                                         Fahrdienst in Kleinbussen abgeholt und am Nach-         zendender Energie geprägt, so dass viel Raum
 Zu unserer Seniorenarbeit gehören drei stationäre Pflege-                                                               mittag wieder nach Hause gebracht. Hier ist viel        für spezielle Bewegungs- und kreative Tanzange-
 einrichtungen, fünf Tagespflegen und das Service Wohnen.                                                                Fingerspitzengefühl seitens der Fahrer notwendig,       bote, für Kraftübungen zum Muskelaufbau sowie
 Zudem sind dem Bereich auch die Hauswirtschaft und die           ÜBERBLICK:                                             denn Ausprägung und Symptome einer Demenz-              Entspannungsübungen bleibt. Außerdem werden
 Küche zugeordnet. Außerdem ist das Sozialwerk einer von                                                                 erkrankung sind vielseitig und zeigen sich manch-       Sing- und Gesellschaftsspiele angeboten. Es gibt
 drei Gesellschaftern der PPD – Paritätische Pflegedienste        l Vielfältig und lebendig...................11         mal in stark herausforderndem Verhalten.                ein starkes Bedürfnis nach gemeinschaftlichem Er-
 Bremen. So unterstützen wir auch im ambulanten Bereich                                                                  Die Tagespflege Ohlenhof ist eine spezielle Ein-        leben: Das ganze Jahr hindurch finden Ausflüge
 ältere Menschen im Bremer Stadtgebiet.                           l Die Heimstätte Ohlenhof wird                         richtung für Menschen mit demenzieller Verände-         statt, die immer eine willkommene Abwechslung
                                                                                                                         rung und schließt so eine wichtige Lücke im Ver-        und Anregung darstellen. Die Mitarbeitenden
                                                                       20 Jahre alt,
 Besondere Schwerpunkte sind auch die Pflege und Betreu-                                                                 sorgungssystem. Wo andere Einrichtungen die             versuchen, immer passende Angebote zu finden,
                                                                       die Wohnanlage Humannstraße
 ung von dementiell erkrankten Menschen sowie die Pflege                                                                 Betreuung ablehnen, macht die Tagespflege am            die den Interessen und Fähigkeiten der Tagesgä-
                                                                       wird 10 Jahre alt............................12
 von älteren Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen                                                                   Schwarzen Weg das Leben in den eigenen vier             ste entsprechen. Die gesamte jahreszeitliche De-
 und ausgeprägter Pflegebedürftigkeit. Ihnen mit ihren be-                                                               Wänden mit tageweiser Betreuung und Entlastung          koration der Einrichtung wird gemeinsam mit den
                                                                  l Höchster Komfort                                                                                             Tagesgästen gebastelt. Es wird gemeinschaftlich
 sonderen Bedürfnissen zu helfen und sie darin zu unterstüt-                                                             der pflegenden Angehörigen möglich. Oberstes
                                                                       für Bücherwürmer ..........................13                                                             gekocht und gebacken. Jeder Mitarbeitende er-
 zen, ihr Leben würdevoll und erfüllt zu gestalten, ist                                                                  Gebot ist dabei die Akzeptanz des Betroffenen.
 das Ziel unserer spezialisierten Einrichtungen und des                                                                  „Es zählt für uns nur das Hier und Jetzt“, weiß         hält die Möglichkeit, sich und seine Profession ein-
                                                                  l Adventsbasar wird Standortfest ... 14                                                                        zubringen.
 besonders ausgebildeten Personals.
                                                                                                                                                                                 Zur Pflege und Betreuung der Tagesgäste kommt
                                                                  l Der Schlüssel zum Glück ...............15                                                                    die Arbeit mit den Angehörigen hinzu. Diese ha-
 Die Mitarbeitenden setzen sich 24 Stunden am Tag und 365
 Tage im Jahr für das Wohlbefinden der uns anvertrauten                                                                                                                          ben einen großen Bedarf an Information und
          Menschen ein. Auf den folgenden Seiten gibt es                                                                                                                         Beratung, dem das Team mit regelmäßigen An-
                Einblicke in ihre tägliche Arbeit.                                                                                                                               gehörigentreffen entgegenkommt. Hier ist Raum
                                                                                                                                                                                 für Austausch mit anderen Angehörigen und Zeit,
                       Jens Bonkowski                                                                                                                                            einander zuzuhören und die Sorgen und Ängste
                       Bereichsleiter Senioren                                                                                                                                   des anderen wahrzunehmen. „Das ist enorm wich-
                       Telefon: 0421 / 64 900-386                 Mehr Infos unter:                                      Die unterschiedlichen Talente des Teams der Tages-      tig und trägt zur Entlastung der oft schwierigen
                       E-Mail: j.bonkowski@sozialwerk-bremen.de   www.sozialwerk-bremen.de/senioren                      pflege Ohlenhof kommen den Gästen zugute.               Lebenssituation bei“, berichtet Katja Ehlert.

    10                                                                                                                                                                                                                                  11
DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
DIE HEIMSTÄTTE OHLENHOF
                                               WIRD 		   JAHRE
                                                                                                                 HÖCHSTER
                                               DIE WOHNANLAGE                                                    KOMFORT
                                               HUMANNSTRASSE WIRD		                                              FÜR
                                               JAHRE     ALT                                                     BÜCHERWÜRMER

     E     nde der 1990er Jahre erwarb das Sozial-
           werk der Freien Christengemeinde die ehe-
           malige Tirpitz-Kaserne in Gröpelingen am
     Schwarzen Weg. Das weitreichende Gelände mit
     40000 qm sollte ein Christliches Bildungs- und So-
                                                          Zuhause. Ein Wohnbereich ist zu einer geschütz-
                                                          ten Abteilung für an Demenz erkrankte Menschen
                                                          geworden. Die Abteilung Abraham für Menschen
                                                          mit einer Abhängigkeitserkrankung ist vor eini-
                                                                                                                 W            enn Susanne Künne am letzten Frei-
                                                                                                                              tag im Monat in die Heimstätte am
                                                                                                                              Oslebshauser Park kommt, ist sie
                                                                                                                 schwer beladen. Einen Koffer und eine schwere
                                                                                                                 Kiste auf Rädern, voller Bücher, CDs und DVDs
                                                                                                                                                                        rade     mit    neuem      Lesestoff
                                                                                                                                                                        Sie kommt immer vorbei, wenn
                                                                                                                                                                                                                eindeckt.

                                                                                                                                                                        mobile Bibliothek im Haus ist. „Wenn ich nicht
                                                                                                                                                                                                                      die

                                                                                                                                                                        mehr lesen könnte, wär‘ ich arm dran“, meint die
                                                                                                                                                                        ältere Dame, die seit vier Jahren in der Service-
                                                          gen Jahren in ein anderes Gebäude umgezogen.
     zialzentrum im Bremer Westen werden.                 Das Gelände ist von viel Grün umgeben und die          hat sie aus der Gröpelinger Bibliothek für die         Wohnanlage wohnt. Die Senioren bekommen
                                                          Wege laden zu Spaziergängen ein. An frühere            Senioren mitgebracht. Im Foyer breitet sie ihre                                   kostenlos einen Le-
     Die Heimstätte Ohlenhof eröffnete im August          Zeiten erinnert nur noch die großzügige Bauweise.      mitgebrachten Schätze nach Themen sortiert                                        seausweis und müssen
     2000. Eckehardt Schmilgies als erster Heimleiter                                                            aus. Dann wartet sie auf Kundschaft. Und die                                      auch keine Mahnge-
     und seine Frau zogen anfangs ins Dachgeschoss        Vor zehn Jahren kam die Seniorenwohnanlage in          lässt nicht lange auf sich warten. Schon kommt                                    bühren zahlen, wenn
     und bauten das Haus mit ihren Mitarbeitenden         der Humannstraße mit zehn Wohnungen dazu. Die          Brigitte Paulig zur Tür herein. Sie ist seit 2011                                 mal ein Buch länger
     auf. 2011 gingen beide in den Ruhestand und          Grundstücke sind durch den Hof miteinander ver-        Mieterin einer Wohnung mit Service und der                                        ausgeliehen wird. Su-
     übergaben das Haus an Anne Wildeboer (Geron-         bunden. Die vielen jungen und alten Menschen           Bibliothekarin gut bekannt. Eigens für die rü-                                    sanne Künne kümmert
     topsychiatrie), Vera Strech und Tatiana Milerman     auf dem Gelände pflegen ein nachbarschaft-             stige Rentnerin hat sie einen Stapel Hörbücher                                    sich um die Verlän-
     (Pflege), die die Heimstätte mit ihren Teams ste-    liches Miteinander. Besonders freuen sich unsere       mitgebracht. Sie weiß, was die fünf bis sieben                                    gerungen und drückt
     tig als moderne und gemütliche Wohn- und Pfle-       Bewohner*innen über den regelmäßigen Besuch            Stammleser lieben. „Die eine liest gern Liebes-                                   beide Augen zu, wenn
     geeinrichtung nach aktuellem Qualitätsstandard       einiger Kinder und Betreuer*innen aus der neuen        romane, aber nicht so dicke. Die andere mag                                       mal ein Buch nicht
     weiterentwickeln. Viele Mitarbeitende und sogar      Kita „Buntes Haus“, die vor zwei Jahren quasi ne-      nur Psychothriller. Einige Leser brauchen Bücher                                  rechtzeitig    zurück-
     einige Bewohner*innen sind von Anfang an dabei.      benan eröffnet wurde.                                  mit großer Schrift, die anderen kommen noch                                       kommt. Bei der ambi-
     Heute bietet die Heimstätte 43 pflegebedürf-                                                               sehr gut mit normal großer Schrift zurecht.“                                      tionierten Mitarbeite-
     tigen und 42 psychisch erkrankten Menschen ein                                            Vera Strech      Hierzu gehört Irene Wolf, die sich ge-                 rin der Bücherei in der Lindenhofstraße können
                                                                                                                                                                        neben Büchern auch Zeitschriften, Sachbücher,
                                                                                                                                                                        Spiele und vieles mehr geordert werden. Und
                                                                                                                                                                        auch die Mitarbeitenden kommen in den Genuss
                                                                                                                                                                        der bequemen Medien-Ausleihe. Bibliotheksmit-
                                                                                                                                                                        arbeiterin Susanne Künne wünscht sich, dass noch
                                                                                                                                                                        viel mehr Kunden den kostenlosen Service nutzen.
                                                                                                                                                                        Nach einem letzten Schnack mit einer Besucherin
                                                                                                                                                                        zwischen den Bücherbergen geht die mobile Bü-
                                                                                                                                                                        cherei wieder auf die Heimreise.

                                                                                                                                                                        Die mobile Bücherei kommt an jedem letzten
     In der Heimstätte Ohlenhof wird in diesem Jahr das   Das Feiern von Jahreszeiten- und Jubiläumsfesten ist   Die Stadtbibliothek in Gröpelingen bietet den          Freitag im Monat von 10.30 bis 12.00 Uhr in die
     20-jährige Bestehen der Einrichtung gefeiert.        fester Bestandteil des Alltags in der Heimstätte.      Service einer mobilen Bücherei in der Heimstätte an.   Heimstätte am Oslebshauser Park.

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DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
DER
                                                                                                              SCHLÜSSEL
                                                                                                              ZUM
                                                                                                              GLÜCK

     Gäste der Tagespflege Ohlenhof boten auf dem         Nadia Dederer sorgte mit Drehorgelmusik beim
     Basar selbstgekochten Fruchtaufstrich an.            Adventsbasar für vorweihnachtliche Stimmung.

                                                                                                                                                                      Bei Kaffee und Kuchen gab es ein unterhaltsames
                                                                                                                                                                                  Varieté-Programm im GOP-Theater.

     ADVENTSBASAR WIRD
     STANDORTFEST                                                                                             F     estlich gekleidet und in guter Stimmung tref-   „60 Jahre! Hier ist jemand 60 Jahre verheiratet.“
                                                                                                                    fen sich zwölf Mieterinnen und Mieter der       Und tatsächlich: das Datum der Eheschließung von
                                                                                                                    Service-Wohnanlage in Oslebshausen im           Else und Jonny Rönpage, der 18.09.1959, öffnet

     W           ie in jedem Jahr am letzten Freitag      Kinderhaus NARNIA. Vor der Schule gab es die        Foyer des GOP-Theaters. Einmal im Jahr orga-          die Schatzkiste. Und zum Beweis, dass alles mit
                 im November verwandelte sich das         Gelegenheit, unter der sachkundigen Anleitung       nisiert Hilde Kußerow, Ansprechpartnerin für die      rechten Dingen zugegangen ist, wird eine Urkunde
                 Foyer der Heimstätte Ohlenhof in ei-     der Familie des Sozialwerks-Gärtnermeisters         Senioren, den Ausflug in der Vorweihnachtszeit,       durch die Reihen bis zu den Rönpages durchge-
     nen weihnachtlichen Basar. Es duftete nach Waf-      Waldemar Bitter Stockbrot über offenem Feuer        auf den sich alle schon lange freuen. Doch bevor      reicht, die belegt, dass von langer Hand geplant
     feln; Punsch wurde ausgeschenkt, Musik erklang       zu rösten – eine gesellige, gemütliche Aktion für   die artistische Show beginnt, gibt                    war, dass es so kommen musste. Jonny Rönpage
     – durch Anna Chulkova und Michael Graumann           Groß und Klein. Im Hofcafé wurde Kaffee und Ku-     es Kaffee und Kuchen und es                            freut sich über die gelungene Aktion. Und weil
     am Klavier, Christian Schwarz am Saxo-                       chen ausgegeben. Wer es lieber herzhaft     wird munter geplaudert. Else                              bei ihm alles mit rechten Dingen zugehen muss,
     phon – und es gab Verkaufsstände mit                            mochte, für den gab es auf der Ter-      und Jonny Rönpage (s. Bild                                 lässt er sich im Anschluss an die Show die „Ur-
     Gestricktem, Gebasteltem und Ge-                                  rasse des Cafés Bratwurst vom Grill.   rechts) haben erst kürzlich                                 kunde“ an der Information noch abstempeln.
     backenem. Der Basar erfreute sich                                                                        ihren 60. Hochzeitstag ge-                                  	
     großer Beliebtheit. Am 29. Novem-                                   Die Senioren der Tagespflege bo-     feiert. Sie genießen den
     ber 2019 wurde das erfolgreiche                                     ten ihre leckeren selbstgekochten    geselligen      Nachmittag.
     Format erstmals zum Fest für den                                    Fruchtaufstriche zum Verkauf dar     Dann beginnt die Show.
     ganzen Standort des Sozialwerks.                                   – die allerdings nach kurzer Zeit
                                                                      ausverkauft waren. Weiterhin gab        Die Handlung der beschwing-
     Kinder aus der Kita „Buntes Haus“ führ-                        es Kunsthandwerk zu kaufen – aus          ten Varieté-Vorführung rankt sich um e i n e
     ten im bis zum letzten Platz gefüllten Festsaal             der Projektwerkstatt in Vegesack und der     Schatzkiste, für deren Öffnung ein Zahlencode
     der Heimstätte das Märchen „Frau Holle“ auf und      Werkstatt Garten/Kunst in Grambke. Den mit          benötigt wird. Ein Begleitbrief verrät, dass das
     ernteten begeisterten Applaus. In der Privatschule   Tannengrün, Laternen und Schleifen geschmückten     Hochzeitsdatum des am längsten verheirateten
     Mentor gab es eine Tombola mit kleinen und großen    Weg zur Heimstätte entlang erscholl eine Dreh-      Paares im Publikum dieses Nachmittages der
     Preisen, deren Erlös der Verschönerung des Schul-    orgel mit weihnachtlichen Klängen. Erst als alle    Schlüssel zur Schatzkiste sei. So ruft einer der
     gebäudes zugutekommen sollte. Hier im Schulge-       Laternen gelöscht waren und Dunkelheit über das     Darsteller ins Publikum: „Wer ist hier am längsten
     bäude gab es auch ein Bastelangebot für selbst-      Gelände herabsank, machten sich die letzten Gä-     verheiratet?“ Schon werden Rufe laut: „Fünf Jahre,    Senioren der Service-Wohnanlage in Oslebshausen
     gemachte Teelichter einer Mitarbeiterin aus dem      ste auf den Heimweg.                                zehn Jahre, fünfzehn Jahre…“ Hilde Kußerow ruft       besuchten eine Vorstellung im GOP-Theater.

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DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
Gesundheit                                                                                                       „AM ANFANG
Seelische
                                                                                                                 HABE ICH
                                                                                                                 VIEL
                                                                                                                 FEUERHOLZ
                                                                                                                 GEMACHT“
 W          ir möchten den Nutzern
            des Bereiches Seelische
            Gesundheit ein Leben er-
 möglichen, das sie nach ihren Fähigkeiten
 selbstverantwortlich und zielgerichtet gestalten
 können.

                                                                                                                 W             ir finden seine Spuren                              Fast täglich sucht er schon früh die
 Wenn die Seele eines Menschen krank ist, leiden alle Le-
                                                                                                                               mal als Stele vor ei-                                Werkbank auf und arbeitet an sei-
 bensbereiche darunter, die Bewältigung des Alltags ist
                                                                                                                               ner Einrichtung, mal                                  nen verschiedenen Projekten. Die
 erschwert. Der Betroffene ist gefordert, sich neu zu orien-
                                                                                                                 auf einem Wohnzimmerregal, mal                                      Ibisse waren sein erstes Schnitz-
 tieren. Wir begleiten, betreuen und fördern daher Menschen
                                                                                                                 in Form eines derzeit bezogenen                                     werk. Damals war er 30 Jahre alt.
 mit psychischen Beeinträchtigungen und Alkoholerkran-
                                                                                                                 Nistkastens in einem Baum vor dem                                  Später kamen dann Gesichter, Hän-
 kungen in verschiedenen Lebensbereichen. Dabei sind wir
 der Überzeugung, dass jeder seinen Platz auf dieser Welt
                                                                ÜBERBLICK:                                       Bauernhaus. Wer ist der Mann, der                                de und Füße dazu. Als Autodidakt
                                                                                                                 hinter diesen Schnitzwerken steckt?                           fand er seinen ihm entsprechenden Bil-
 hat und jeder in seiner Weise etwas zur Gesellschaft beitra-
                                                                l Portrait Hermann Hayen ............... 17      Eigentlich ist Hermann Hayen Zimmermann.                  dungsweg. „Schon immer interessierte mich
 gen kann.
                                                                                                                 Später arbeitete er als Kranführer bei den Stahl-   Holz und ich konnte mit der Zeit sehen, was in so
                                                                l Ganz schön unterschiedlich .......... 18       werken und musste mit 60 Jahren in den Vorru-       einem Stück Holz steckt. Man braucht es dann nur
 Der Bereich Seelische Gesundheit umfasst ambulante, teil-
                                                                                                                 hestand gehen. Nun ist er 87 Jahre alt und frönt    noch rauszuholen.“ „Ich fange mit dem Gesicht
 stationäre und stationäre Angebote. In unserer Tochter-
                                                                l Urgestein                                      seinem großen Hobby: dem Schnitzen. Seit 2017       an“ beschreibt er den Schnitzvorgang, „und wenn
 gesellschaft ArBiS Bremen (Arbeit, Bildung und Soziales)
                                                                    der Psychiatrielandschaft ............. 20   wohnt Hermann Hayen in einer Service Wohnung        mir das gelingt, kommt das andere von allein.“
 bieten wir Beschäftigungs- und Arbeitsförderangebote
                                                                                                                 im Ellerbuschort. Nicht lange nach seinem Einzug    Mit dem Mund, so erklärt Herr Hayen weiter, kann
 an. Zur ArBiS gehört auch die Tagesstätte Nord. In zwei
                                                                                                                 konnte er seine Schnitzwerkzeuge in der Werk-       man den gesamten Gesichtsausdruck verändern.
 Ergotherapie-Praxen werden im Schwerpunkt Menschen mit
                                                                                                                 statt Garten/Kunst der ArBiS Bremen deponieren.     Gefällt ihm das Gesicht nicht, schnitzt er die Kor-
 psychischen Beeinträchtigungen behandelt.
                                                                                                                                                                     rekturen eine Lage tiefer ins Holz. Hermann Hayen
                                                                                                                                                                     holt sich vieler seiner Anregungen aus dem Inter-
 Mit unseren Angeboten sind wir ein Bestandteil des psy-
                                                                                                                                                                     net. Auch Madonnen, Jesusgesichter und weitere
 chiatrischen Versorgungsnetzes. In unseren multiprofes-
                                                                                                                                                                     biblische Figuren schmücken sein Wohnzimmer.
 sionellen Teams sind Mitarbeitende aus pädagogischen,
                                                                                                                                                                     „Das sind die schönsten Motive“ sagt er, „obwohl
 therapeutischen und pflegerischen Berufsfeldern tätig. Enge
                                                                                                                                                                     ich gar kein Christ bin.“ Etliche seiner Werke hat
 Zusammenarbeit besteht mit den zuständigen Behand-
                                                                                                                                                                     er schon verkauft. In der Werkstatt Garten/Kunst
             lungszentren (Nord und West), niedergelassenen
                                                                                                                                                                     interessieren sich manche der Beschäftigten für
                 Ärzten, gesetzlichen Betreuern, Behörden,
                                                                                                                                                                     die Schnitzerei. Aber man braucht einen langen
                    Angehörigen und weiteren Fachdiensten.
                                                                                                                                                                     Atem. Vieles geht zu Bruch, misslingt und landet
                                                                Mehr Infos unter:                                                                                    im Kamin, bis man selbst ein Gefühl für das entwi-
                        Dipl.- Psychologe Jürgen Rohde          www.sozialwerk-bremen.de/                        Beeindruckende Kunstwerke für innen und außen       ckelt, „was da so im Holz steckt.“ 
                        Bereichsleiter Seelische Gesundheit     seelische-gesundheit                             entstehen durch die Hände Hermann Hayens.                                                  Beate Rettig
                        Telefon: 0421/64 900-321                                                                                                                     
                        E-Mail: j.rohde@sozialwerk-bremen.de
   16                                                                                                                                                                                                                       17
DOSSIER MENTORING Mentoring 20 Jahre Heimstätte Ohlenhof Abschied Helmut Oetjen Umfrage - Privatschule Mentor - Sozialwerk der Freien ...
UNTERSCHIEDLICH

     U       nterschiedlichkeit ist bei uns Programm“,
             ist die feste Überzeugung von Mar-
             kus Hanselmann, Leiter des Betreuten
     Wohnens im Sozialwerk, „sowohl, was uns als
     Team betrifft, als auch beim Umgang mit un-
                                                            Kolleg*innen,
                                                            das gut nachempfin-
                                                                               die

                                                            den können.“ Zu den rund
                                                            70 betreuten Menschen gehören
                                                            einerseits diejenigen, die unter einer psychischen
                                                                                                                            Im Vordergrund stehen immer die Stär-
                                                                                                                         kung der Selbstständigkeit, die Reaktivie-
                                                                                                                     rung der verloren gegangenen Fähigkeiten und
                                                                                                                 die Stärkung des Selbstvertrauens. Kleine Schrit-
                                                                                                                 te sind hier oft schon der ganz große Erfolg und
                                                                                                                                                                        Wir bieten unseren Klient*innen individuelle
                                                                                                                                                                         Unterstützung in folgenden Bereichen an:

                                                                                                                                                                       l Umgang mit der Erkrankung wie z.B.
     seren Klient*innen.“ Die 14, überwiegend weib-         Beeinträchtigung leiden, auf der anderen Seite       geben Betreuer*innen und Betreuten Grund zur            Krisenprävention und Krisenbegleitung,
     lichen, Kolleg*innen haben sehr verschiedene           Menschen mit einer Alkohol-Suchterkrankung. Ein      Freude.                                                 Begleitung zu Ärzten oder Behandlungs-
     Professionen: Sie sind Ergotherapeut*innen,            Teil der Klient*innen lebt in drei vom Sozialwerk                                                            zentren, begleitetes Stellen von Medika-
     Sozialpädagog*innen, Sozialarbeiter*innen,             betriebenen Wohngemeinschaften. Die restlichen       Eine Bezugsbetreuer*in und mindestens eine              menten, Besuche im Krankenhaus, etc.
     Heilerziehungspfleger*innen,      Pflegefachkräfte     Klient*innen werden in ihren eigenen Wohnungen       Vertreter*in kümmern sich um eine Klient*in. In ei-
     oder Psycholog*innen. Gemeinsam ist ihnen, dass        betreut. Die Betreuung ist so vielfältig wie der     nigen Fällen gibt es auch eine Tandem-Betreuung,      l Erhalt und Aufbau von sozialen Kontakten
     sie Fachkräfte mit psychiatrischer Erfahrung sind.     Unterstützungsbedarf. Es werden Gespräche            d.h. zwei Betreuer*innen kümmern sich um einen          wie z.B. Begleitung in eine Tagesstätte,
     Diese Vielfalt ist ein großer Schatz im Umgang mit     geführt, Probleme bearbeitet und Motivations-        betreuungsbedürftigen Menschen. Zwischen ein            Gruppenangebote, etc.
     den vielfältigen Herausforderungen, denen sich         arbeit geleistet, wenn es um die Bewältigung         und acht Wochenstunden stehen für die Betreuung
     das Team gegenübersieht. Sie unterstützen bei al-      der Hausarbeit, aber auch um die Wahrneh-            einer Klient*in zur Verfügung. Durch die ambu-        l Erhalt und Aufbau von Alltagskompeten-
     len Belangen des täglichen Lebens und sind oft die     mung von Terminen geht. Den Auftrag für ihre         lante Betreuung können Menschen mit psychischen         zen wie z.B. Begleitung der Wohnraum-
     Brücke zur Außenwelt. Sie motivieren beim Schritt      Arbeit bekommen die Mitarbeitenden von Gut-          Beeinträchtigungen ihre Eigenständigkeit erhal-         reinigung, Einkaufsbegleitung, Ernährungs-
     in Arbeit und Beschäftigung, begleiten im Kontakt      achtern der Behandlungszentren. In einem Hilfe-      ten. Wenn das nicht mehr möglich ist, begleiten         beratung, Wäsche- und Kochtraining, etc.
     mit Familienangehörigen, aber auch im Miteinan-        plan wird die individuelle Zielsetzung festgelegt.   die Betreuer*innen auch bei der Aufnahme in eine
     der der Betreuten untereinander bei Gruppenak-                                                              stationäre Einrichtung. Das Betreute Wohnen ist ein   l Erhalt und Aufbau einer Tagesstruktur
     tivitäten, Festen, auf Ausflügen und Freizeiten.                                                            Zukunftsmodell mit guten Wachstumsprognosen,            wie z.B. durch Aufnahme einer geeigneten
                                                                                                                 denn der Trend geht weg von einer stationären           Beschäftigung in einer Werkstatt oder
     Die Arbeit erfordert von den Teammitgliedern ein                                                            Unterbringung hin zu ambulanter Versorgung –            eines Hobbys, etc.
     Höchstmaß an Flexibilität, denn jeder Tag ist an-                                                           möglichst in Kooperation mit anderen Trägern und
     ders und hängt direkt von der Befindlichkeit der                                                            Fachdiensten, um dem vielfältigen Hilfebedarf         l Umgang mit Finanzen oder Behörden
     Menschen ab, für die sie da sind. Gleichzeitig                                                              gerecht werden zu können.                               wie z.B. Begleitung zur Bank oder Behörde,
     braucht es Struktur, um nicht in den Erfordernissen                                                                                                                 gemeinsame Einteilung des Geldes, Bear-
     des Alltags unterzugehen und um den Menschen                                                                Das Team des Betreuten Wohnens ist überzeugt            beitung von Schriftverkehr, etc.
     Halt zu geben, für die Orientierung und Stabili-                                                            von der Qualität ihrer Arbeit im Sozialwerk: „Wir
     tät sehr wichtig sind. Das ist kräftezehrend. Aus-                                                          haben einen guten Blick auf unsere Klient*innen.      l Umgang mit Kooperationspartnern wie
     gleich bietet ein kollegialer Umgang miteinander                                                            Unser Plus liegt in der Beziehungsarbeit.“ Der          z.B. Behandlungszentren, Ärzten, Pflege-
     und die gute Atmosphäre im Büro. „Hier ist die                                                              Mensch stehe immer im Fokus und es würden sehr          diensten, Rechtsbetreuern, Werkstätten
     Basis“, berichtet Ilka Ahrens, stellvertretende Lei-                                                        individuelle Lösungen für ein Problem gesucht.          und vielen mehr
     tung, „hier kann man sich auch mal Luft machen         Mitarbeitende des Betreuten Wohnens regen            Was fehle, seien Beschäftigungsmöglichkeiten im
     und findet offene und verständnisvolle Ohren von       gemeinschaftliche Aktionen an und begleiten sie.     realen Leben.
                                                                                                                 

18                                                                                                                                                                                                                     19
A        ls Helmut Oetjen am 10. Januar in den
              Ruhestand verabschiedet wurde, war er
              mit 37 Dienstjahren der langjährigste
     Mitarbeiter im Sozialwerk. 1982 absolvierte er
     als angehender Sozialpädagoge sein Anerken-
                                                          werden
                                                          46 lang-
                                                          zeitarbeits-
                                                          lose Menschen
                                                          durch die Jobcentren
                                                                                                               Erfahrung
                                                                                                               und seinen
                                                                                                               guten Kon-
                                                                                                               takten wurde
                                                                                                               er zum Urge-
                                                                                                                                                                                        Sozialwerk. Für das Qualifi-
                                                                                                                                                                                       zierungsprogramm „U65 Quali
                                                                                                                                                                                      Plus“ des Jobcenters wechsel-
                                                                                                                                                                                    te sie 2009 zur ArBiS. Auch nach
                                                                                                                                                                                  Beendigung der Maßnahme blieb
     nungsjahr im Wohnheim für psychisch kranke Men-      in InJob-Maßnahmen in die Werkstätten und in         stein der Psychiatrie                                           Nicole Nullmeyer in der ArBiS
     schen und übernahm 1994 die Leitung der zum          Einsatzorte im Sozialwerk vermittelt. Die Teilneh-   landschaft in Bremen.                                       und übernahm und entwickelte neben
     Wohnheim gehörenden beschäftigungstherapeu-          menden erfahren Tagesstruktur und Anleitung mit      „Die Arbeit war mir auf                                ihrer Arbeit in der Abteilung InJob den Be-
     tischen Werkstatt. Seine berufliche Vorstellung      dem Ziel der Rückkehr auf den ersten Arbeits-        den Leib geschnitten“, blickt Helmut Oetjen auf      reich Bildung, zu dem die gesamten Fortbil-
     war ursprünglich eine andere gewesen: Er hatte       markt. 2007 wurde die ArBiS als eigenständige        seine Dienstzeit zurück. Mit einer fundierten        dungen für die Bereiche der Pflege und der
     mit Kindern arbeiten wollen. Doch in der hand-       Firma und hundertprozentige Tochter des Sozial-      kaufmännischen Ausbildung und einer groß-            Seelischen Gesundheit im Sozialwerk gehören.
     werklichen Anleitung und Betreuung psychisch         werks gegründet. In ihr sind alle tagesstrukturie-   en Vorliebe für handwerkliche Arbeiten brach-        Außerhalb des eigenen Unternehmens enga-
     erkrankter Menschen entdeckte er seine Berufung.     renden und beschäftigungsorientierenden Maß-         te er ideale Voraussetzungen für den Job mit.        giert sie sich im Vorstand der VaDiB (Verbund
     In fortwährender persönlicher Entwicklung und        nahmen zusammengefasst: die Werkstätten, die         Er verlässt seinen Platz in einer spannenden Zeit:   arbeitsmarkpolitischer Dienstleister in Bremen).
     Fortbildung wurde er zum Fachmann in seinem Me-      Abteilung InJob, die Tagestätte Nord und zwei        Die nächste umfangreiche Stufe der Umsetzung des     Nun übernimmt sie die operative Geschäftsfüh-
     tier. Eine Vielzahl von Werkstätten entstand unter   Praxen für Ergotherapie.                             Bundesteilhabegesetzes ist in diesem Jahr in Kraft   rung der ArBiS Bremen. „Ich freue mich über das
     seiner Regie: eine Holzwerkstatt, eine Druckerei,                                                         getreten. Die vielen Veränderungen in der Ge-        Vertrauen, das in mich gesetzt wird und möchte
     eine Projektwerkstatt, eine Lampenwerkstatt, eine    Mit einer aufwändigen Abschiedsfeier überrasch-      setzesreform, die mehr Teilhabe für die psychisch    gerne die anspruchsvollen Bereiche der ArBiS mit-
     Bäckerei, die Floristik, zwei Cafés, die Werkstatt   ten die Mitarbeitenden und Betreuten der ArBiS       kranken Menschen bringen sollen, stellen eine        gestalten.“
     Garten/Kunst und ein Bereich der Hauswirtschaft.     den scheidenden Geschäftsführer. Viele Beschäf-      große Herausforderung dar. Hier ist seine Nach-
     Einige dieser Arbeitsangebote wurden im Laufe        tigte beteiligten sich an wertschätzenden Beiträ-    folgerin Nicole Nullmeyer dankbar, dass Helmut       In einer Festveranstaltung am 10. Januar im Bau-
     der Jahrzehnte durch neue abgelöst.                  gen für den Mann, der sich jahrelang von Herzen      Oetjen ihr weiterhin als Berater erhalten bleibt.    ernhaus wurde Helmut Oetjen offiziell verabschie-
                                                          für sie eingesetzt hatte. Mit guten Worten, vielen   Nicole Nullmeyer ist gelernte Gesund-                det. Zahlreiche Behördenvertreter und Kooperati-
     Heute finden hier 60 Menschen mit psychischer        Geschenken und stehendem Applaus wurde er in         heits- und Krankenpflegerin und Sozial-              onspartner folgten der Einladung und gaben ihrer
     Beeinträchtigung Beschäftigung. Darüber hinaus       den Ruhestand entlassen. Aufgrund seiner reichen     wirtin. 2004 kam sie als Pflegekraft ins             Wertschätzung Ausdruck.

     Helmut Oetjen, Nicola Strazds, Nicole Nullmeyer      Wolfgang Rust vom ASB sprach wertschätzende          Mitarbeitende und Beschäftigte der ArBiS verab-      Langjährige Kollegen: Uwe Dubbels, Helmut Oetjen
     während der Abschiedsfeier im Bauernhaus.            Worte über die langjährige Zusammenarbeit.           schiedeten den langjährigen Geschäftsführer.         und Günter Buchholz (ehem. Leiter Druckerei).

20                                                                                                                                                                                                                      21
Jugend &
Familien
Kinder,
                                                                                                                       EINE ECHTE
                                                                                                                       BILDUNGS-
                                                                                                                       ALTERNATIVE

E     ine gesunde Gesellschaft
      zeichnet sich dadurch aus, dass
      ihre Mitglieder ihre elementaren
Grundbedürfnisse befriedigen können.
Sie bietet Chancen, sich mit individuellen

                                                                                                                       D
Fähigkeiten einbringen und sich selbst im Rahmen                                                                               ie Privatschule Mentor ist Oberschu-            sten und so die Unterrichtsqualität auf einem hohen
eigener Möglichkeiten entwickeln zu können. Im besten                                                                          le mit gymnasialer Oberstufe. Rund 120          Niveau zu halten. Die Arbeit wird dabei von
Fall entsteht ein lebendiges und komplex verknüpftes                                                                           Schüler*innen werden von 20 Lehrer*innen        christliche Werten geprägt. In den Klassen 5 bis
Beziehungsnetz, das Halt gibt. Soweit die Theorie! Unsere                                                              in je einer Klasse pro Jahrgang unterrichtet. Die       9 ist der Religionsunterricht fest verankert. Wir
pädagogischen und therapeutischen Fachkräfte arbeiten                                                                  Schule in freier Trägerschaft wurde 1961 gegrün-        verlangen jedoch von niemandem ein bestimm-
im Bereich Kinder, Jugend und Familien mit voller Über-                                                                det und ist seit Ende der achtziger Jahre an ihrem      tes Bekenntnis, sondern helfen jedem, der sich
zeugung daran, diese Theorie in ihrer Alltagspraxis mit                                                                jetzigen Standort in Gröpelingen. Mit einem kla-        in unsere von Akzeptanz und Wertschätzung
fachlichem Augenmaß und Leidenschaft umzusetzen.                   ÜBERBLICK:                                          ren pädagogischen Konzept, das von hoch qualifi-        geprägte Schulgemeinschaft einbringen kann.
Wir wollen Starkmacher sein.                                                                                           zierten Lehrkräften umgesetzt wird, ist die Schule in   Als einzige Schule in Gröpelingen bietet die
                                                                   l Privatschule Mentor ......................23      freier Trägerschaft eine echte Bildungsalternative      Privatschule Mentor alle Schulabschlüsse an.
Sowohl im Rahmen unserer stationären und ambulanten                                                                    in Bremen. Durch kleine Klassen gelingt es, einen
Angebote, als auch im Kontext unserer stadtteilorien-              l Wie gut ist meine Schule? ............ 24         weitgehend störungsfreien Unterricht zu gewährlei-      In der für alle schweren Zeit der Corona-Krise
tierten Arbeit und mit unserem schulischen Angebot                                                                                                                             überzeugte die Schule durch gute Kommunikati-
stärken wir Kinder, Jugendliche und ihre Familien.                 l Erinnern statt vergessen!                                                                                 on mit Schülern und Eltern, digitalen Unterrichts-
                                                                       Besuch im KZ Neuengamme ........ 26                                                                     formen und einer engagierten Lehrerschaft, die
Unsere pädagogischen und erzieherischen Hilfen sollen                                                                                                                          auch unter schwierigen Voraussetzungen ihrem
nicht bevormunden, sondern anregen und aktivieren.                 l Hella-Mitarbeitende erfüllen                                                                              Auftrag als „Mentor-Schule“ nachkam.
Menschen sind auf der Suche nach einem für sie stim-                   Kinderwünsche .............................27                                                           
migen Lebensentwurf. So sehen wir unsere Aufgabe auch                                                                                                                                                          Michael Borchers
darin, sie in der Erarbeitung eines konstruktiven Lebens-
entwurfes zu unterstützen, mit dem sie ein selbstbestimm-
tes und eigenständiges Leben führen und eine Bereiche-
rung für ihr soziales Beziehungsnetz sein können.

       Erfahren Sie gerne mehr und lernen Sie unsere
              Arbeit kennen. Vielleicht sind ja bald auch
                  Sie mit uns gemeinsam unterwegs, um
                    junge Menschen stark zu machen.
                                                                   Mehr Infos unter:
                      Dipl.- Psychologe Markus Wruck               www.sozialwerk-bremen.de/                           Sila Kopar macht in diesem Jahr ihr Abitur an der
                      Bereichsleiter Kinder, Jugend und Familien   kinder-jugend-und-familien                          Privatschule Mentor und ist hier sehr zufrieden.
                      Telefon: 0421 / 64 900-327
                      E-Mail: m.wruck@sozialwerk-bremen.de
  22                                                                                                                                                                                                                                 23
WIE GUT IST                                 keinen Spaß. Die meisten der Schüler*innen tref-     angeboten werden. Uns freuen natürlich die po-
                                                                                                                 fen sich auch privat regelmäßig mit ihren Klassen-   sitiven Rückmeldungen, weil sie zeigen, dass das
                                                                                                                 kameraden. Unterschiede zwischen den Jüngeren        Konzept der Privatschule Mentor angenommen
                                                                  MEINE SCHULE?                                  und den Älteren gibt es da kaum. Von denen, die
                                                                                                                 das Abitur machen wollen, wollen es Zweidrittel
                                                                                                                                                                      und verstanden wird. Andererseits ermahnt uns
                                                                                                                                                                      die Tatsache, dass es auch hier Jugendliche gibt,
                                                                                                                 an der Mentor machen.                                die bei dem Gedanken an die Schule des Öfteren
                                                                                                                 Es war besonders interessant zu hören, wie es de-    Bauchschmerzen bekommen – und das, obwohl so
                                                                                                                 nen geht, die erst im Verlauf der Sekundarstufe I    viel Wert darauf gelegt wird, den Bedürfnissen
                                                                                                                 an die Privatschule Mentor gewechselt sind. Ha-      jedes Einzelnen gerecht zu werden. Wir sollten
                                                                                                                 ben sie ihre Entscheidung bereut? Ganz offen-        also immer sensibel sein für die feinen Signale, die
                                                                                                                 sichtlich nicht. Ausnahmslos gaben sie an, hier      Schüler*innen aussenden und appellieren deshalb
                                                                                                                 besser lernen zu können als an ihrer alten Schule.   auch an die Eltern unser Schüler*innen: Treten Sie
                                                                                                                 Das Lernen fällt ihnen wegen der familiären At-      bei allem, was ihre Kinder betrifft, in den Aus-
                                                                                                                 mosphäre der Schule, den zugewandten Lehrkräf-       tausch mit der Schule! In allen Jahrgängen sollten
                                                                                                                 ten und den kleineren Klassen eindeutig leichter.    Themen wie Ausgrenzung und Mobbing regelmä-
                                                                                                                 Aber da nichts perfekt ist, bleiben auch an der      ßig thematisiert werden, denn ein angstfreies Mit-
                                                                                                                 Privatschule Mentor Wünsche offen: Fahrten ins       einander ist die Basis für nachhaltiges Lernen.
                                                                                                                 Ausland sollten laut Umfrageergebnis häufiger                         Petra Scharrelmann und Klasse 8

                                                                                                                 Wie zufrieden bin ich mit meiner Schule?

     W            er morgens oder mittags mit öffent-      gestartet. Der dazugehörige Fragebogen wurde
                  lichen Verkehrsmitteln unterwegs ist,    von der Klasse selbst entwickelt. 16 offene und        An der Umfrage haben 98 Schüler*innen teilgenommen.
                  kennt das: Bahnen und Busse sind         geschlossene Fragen zu den Themen Schule und
     angefüllt mit Schüler*innen. Manche sitzen still in   Unterricht, Klasse, Freizeit, Lehrer*innen und Be-
     eine Ecke und spielen mit ihrem Handy, die meisten    sonderheiten der Schule galt es zu beantworten.
     aber sitzen in Grüppchen zusammen, lachen und         Außer der Abschlussklasse, die bis über beide
     kabbeln sich auch mal. Sie wirken ganz zufrieden      Ohren in Abiturvorbereitungen steckte, nahmen                           25                                                    An der Umfrage haben 94
     und doch ist bekannt, dass bei weitem nicht alle      alle Klassen teil. Inzwischen haben sie die Ergeb-                                                                           Schüler*innen teilgenommen.
     Kinder und Jugendliche gerne zur Schule gehen.        nisse evaluiert und dabei eine ganze Menge ge-                          20
     Etwa jeder zehnte Jugendliche leidet unter mas-       lernt – nicht zuletzt Prozentrechnung – und sie
     siver Schulangst mit den dazugehörigen körper-        waren selbst überrascht, was bei ihrer Umfrage                          15
     lichen und seelischen Symptomen.                      herausgekommen ist.
     Wenn man Schüler*innen fragt, wie sie die Schule                                                                              10
     finden, bekommt man häufig nichtssagende Ant-         Um es gleich vorweg zu nehmen: Wer an der Men-
     worten wie „ganz okay“ oder „langweilig“ – auch       tor ist, geht gerne zur Schule, weil er die Vorzüge                      5
     an unserer Schule, der Privatschule Mentor. Ob        dieser Schule zu schätzen weiß. 60 % der Be-
     das wirklich alles ist, wollten die Schüler*innen     fragten gaben an, immer oder meistens gerne zur                          0
                                                                                                                                         0    1   2    3    4   5     6   7    8   9 10
     der achten Klasse wissen und haben eine Umfrage       Schule zu gehen. Und nur 4 % macht der Unterricht

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HELLA-
                                                                                                               MITARBEITER
                                                                                                               ERFÜLLEN
                                                                                                               KINDER-
                                                                                                               WÜNSCHE

     A                                                                                                         A
             uf Einladung der Konrad-Adenauer-Stif-        in einem Haus, das einst eine Baracke war und               ufgeregt erwarten die Kinder und Jugend-      Zusätzlich wird auch mal in einer aktuellen Notsi-
             tung (KAS) Bremen besuchte die 10. Klas-      von KZ-Häftlingen selbst erbaut wurde, befindet,            lichen im Haus ELFA die Ankunft der Hella-    tuation geholfen – so z.B. einer Familie, die durch
             se der Privatschule Mentor am 22. Januar      konnten sich die Schülerinnen und Schüler selbst-           Mitarbeiter. Der Tisch ist bei Kerzenschein   einen Wohnungsbrand ihr Hab und Gut verloren
     2020 die KZ-Gedenkstätte Neuengamme.                  ständig mit der Geschichte des KZ, aber auch mit    mit Leckereien gedeckt. Endlich treffen Anika         hatte. Etwa 70.000 gesammelte Pfandflaschen
     Fünf Tage vor dem 75. Jahrestag der Befrei-           zahlreichen Biographien der Opfer beschäftigen.     Lackmann und Holger Ivanda von der Firma für          und -dosen haben über die Jahre einen Erlös von
     ung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau         Einem aufmerksamen Schüler ist vor allem die        Fahrzeugkomponenten ein. Schnell kommen sie mit       unglaublichen 14.000 Euro für den guten Zweck
     durch die Rote Armee konnten die Schülerinnen         Geschichte von Johann Trollmann im Gedächt-         den Gastgebern ins Gespräch. Doch wie es vor          eingebracht. Im Laufe der Jahre wurden die Mög-
     und Schüler der Privatschule Mentor sich selbst ein   nis geblieben. Trollmann, der in den 30er Jahren    jeder Bescherung so ist – die Kinder sind aufge-      lichkeiten, Gutes zu tun, durch zwei weitere Pro-
     Bild von der nationalsozialistischen Schreckens-      deutscher Meister im Boxen war, wurde als Sinto     regt und unruhig. Schließlich soll es ja Geschenke    jekte erweitert: Ein Spendentrichter im Foyer der
     herrschaft machen. Bei der Besichtigung der Aus-      Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns.      geben. So spannen die Überbringer der guten           Firmenzentrale und die Möglichkeit, den Centbe-
     stellung und einer Führung über das Außengelän-       Im KZ Neuengamme wurden ihm seine Boxfähig-         Gaben die jungen Leute auch nicht länger auf          trag seines Gehalts in jedem Monat zu spenden,
     de wurde ihnen ein prägender Einblick über die        keiten zum Verhängnis, da er von SS-Leuten immer    die Folter. Im Vorfeld hat jedes Kind sich für ei-    sind hinzugekommen. Die Mitarbeitenden werden
     Zustände in einem Konzentrationslager vermittelt.     wieder unter Bezugnahme auf seine Boxerkarrie-      nen festgelegten Betrag etwas wünschen dürfen.        regelmäßig informiert, wohin ihre Spendengelder
     Zu den Häftlingen im KZ Neuengamme zählten            re verprügelt wurde. 1944 trat ein Kapo gegen       Zusätzlich überreichen die Besucher einen Scheck      geflossen sind. Bei so viel warmherzigem und eif-
     politisch Verfolgte, Juden, Homosexuelle, Sinti       Trollmann an und wurde von ihm niedergeschla-       über 600 Euro an die Gröpelinger Einrichtung. Mit     rigem Engagement sagt das Sozialwerk von Her-
     und Roma, aber auch so genannte „Asoziale“, die       gen. Der Kapo war darüber so erbost, dass er        diesem Geld soll der Keller mit Spielgeräten aus-     zen und mit großem Respekt:
     zwischen 1938 und 1945 Zwangsarbeit in den            einen Knüppel nahm und Trollmann erschlug.          gestattet werden, um den Kindern weitere Frei-
     Tongruben des sich im Lagerkomplex befindlichen       Die Führung endete im Haus des Gedenkens, in        zeitmöglichkeiten zu schaffen.                                          DANKE!
     Klinkerwerks und in der Rüstungsindustrie leisten     dem auf weißen Stoffbahnen die Namen der
     mussten. Die für das NS-Lagersystem charakteri-       Toten des KZ Neuengamme aufgezeichnet sind (s.      Die „HFK (Hella Fahrzeugkomponenten) Mitar-
     stische Maxime „Vernichtung durch Arbeit“ wurde       Bild oben).	                       Eric Chraplak   beiterinitiative“ ist langjähriger Sponsor des So-
     in Neuengamme rigoros von der SS umgesetzt.                                                               zialwerks. Jahrelang flossen Gelder in die offene
     Dies bedeutete für die Häftlinge menschenunwür-                                                           Jugendeinrichtung ARCHE West. Doch auch nach
     dige Lebensbedingungen, harte Arbeit und Miss-                                                            deren Schließung 2018 unterstützen die Mitarbei-
     handlungen. Von den über 100.000 Häftlingen                                                               ter die Kinder- und Jugendarbeit im Sozialwerk.
     starben mehr als die Hälfte. Vor allem die Arbeit                                                         „Ich weiß, wie es ist, wenn man als Kind nicht gut
     im Freien war so kräftezehrend, dass ein Groß-                                                            versorgt ist“, erzählt Holger Ivanda, Initiator des
     teil der Insassen an bloßer Erschöpfung starb.                                                            Projektes. Er begann 2011 einen Plastikeimer auf-
     Besonders schockiert waren die Schülerinnen und                                                           zustellen, in dem er in seiner Firma Pfandflaschen
     Schüler über die desaströsen Lebensbedingun-                                                              sammelte und den Erlös einem guten Zweck zukom-
     gen der Inhaftierten. Sie schliefen eingepfercht in                                                       men ließ. Inzwischen gibt es zehn Sammeltonnen.
     überfüllten Holzbaracken mit katastrophalen hy-                                                           Der Erlös aus den eingelösten Pfandbons kommt         Mit verschiedenen Spendenaktionen engagieren sich
     gienischen Zuständen. In der Ausstellung, die sich    Der Eingang der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.         in jedem Jahr einem ausgewählten Projekt zugute.      Mitarbeitende der Firma Hella für Kinder in Not.

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