NÖKU-Gruppe 2020 Rück- und Ausblick - WIR. HIER. KULTUR - WIR. HIER. JETZT - NÖKU - NÖKU
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„Die Pandemie hat uns allen drastisch vor Augen geführt, wie sehr die Absenz von Kunst Es gibt nichts zu beschönigen: Ja, es war ein schwieriges Jahr 2020 (und die Pandemie hat uns bis heute fest im Griff)! Die rapide Ausbreitung des Corona-Virus hat für jeden 1 von uns sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext und Kultur schmerzt. Das Land Niederöster- massive Einschränkungen und Veränderungen mit sich reich steht nicht nur in guten Zeiten zu seiner gebracht. Doch kann man dieser belastenden Zeit, die viele an ihre Grenzen geführt hat, aus Sicht der NÖKU-Gruppe Kunst- und Kulturszene, sondern gerade auch etwas Positives abgewinnen? Auf den ersten Blick wohl auch in den schlechten. So hat uns diese Krise nicht, denn ein diverser Zusammenschluss von Menschen, die für Kunst, Kultur und Wissenschaft brennen, wurde in mit Sicherheit eines gelehrt: Kunst und ihrer Kreativität und Produktivität unversehens ausgebremst. Dennoch glauben wir, dass die NÖKU-Gruppe gestärkt aus Kultur sind für uns Menschen und für unsere den Turbulenzen hervorgehen wird. Die Krise hat uns einer- Gesellschaft ein hohes und unverzichtbares Gut!“ seits noch näher zusammenrücken lassen, wir haben die Zeit behördlich gesperrter Häuser aber auch für das Vorantreiben von inhaltlich-künstlerischen, technologischen und organi- satorischen Weiterentwicklungen und Zukunftsprojek- Johanna Mikl-Leitner ten genutzt, die teils schon länger in der Pipeline waren. Landeshauptfrau von Niederösterreich Vor allem Kinder zählen zu den Hauptleidtragenden der Corona-Krise. Diese Entwicklung war noch nicht abseh- bar, als wir uns vor einiger Zeit dafür entschieden haben, in der gesamten NÖKU-Gruppe einen strategischen Schwer- punkt auf qualitätsvolle Kunst- und Kulturvermittlung für „Ich empfinde es als Privileg, die NÖKU-Gruppe Kinder und deren Familien zu legen. Umso mehr freut es uns, dass wir mit dem „KinderKunstLabor“ (Arbeitstitel) in gerade auch durch diese schwierige St. Pölten ausgerechnet in diesen schwierigen Monaten ein Pionierprojekt auf Schiene bringen konnten, das 2024 als und herausfordernde Zeit begleiten zu dürfen.“ europaweit einzigartige zeitgenössische Kunst- und Kul- turinstitution für Kinder und Familien eröffnet wird. Eigene Kinderbeiräte sind dabei von Anbeginn bei inhaltlichen Wolfgang Viehauser und gestalterischen Entscheidungen aktiv eingebunden. Aufsichtsratsvorsitzender der NÖ Kulturwirtschaft GesmbH. Beraten hat uns bei der Konzeption auch die angesehene Ärztin und Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger. In ihrem Text auf Seite 2 führt sie aus, warum die Förderung der kindlichen Kreativität für die Entwicklung des Men- schen und der Gesellschaft im Allgemeinen so wichtig ist. Einen wichtigen Input verdanken wir auch dem re nommierten Literatur- und Medienwissenschaftler Roberto Simanowski, der uns im Rahmen eines Führungskräfte- Workshops für einen Austausch zu einem Thema zur Verfü- Editorial gung stand, das uns im Rahmen unserer Auseinandersetzung mit den Chancen und Risken der digitalen Transformation beschäftigt: Welchen Einfluss hat die künstliche Intelligenz auf Autorenschaft bzw. Kunst und Kultur? Eine Kurz- fassung seines spannenden Vortrags lesen Sie auf Seite 6. Paul Gessl und Albrecht Grossberger Geschäftsführung NÖ Kulturwirtschaft GesmbH.
2 Die Bedeutung 3 2. Unsere Spezies ist kreativ! In unseren Köpfen scheint ein schier unerschöpfliches Arsenal an Möglichkeiten zur Gestaltung der Welt untergebracht zu sein – entsprechend dem Auftrag „Macht euch die Erde untertan!“. Die moderne Hirnforschung grüner Kühe für vermag dem Prozess von Kreativität in die Spitzenunterwäsche zu blicken. Es stellt sich heraus, dass Kreativität zu den höchsten und komplexesten Prozessen gehört, zu denen das menschliche Gehirn befähigt ist. Die auf unterschiedlichen Hierarchieebenen gewonnene, verarbeitete und abge speicherte Information läuft im Präfrontalen Cortex zusammen, um dort Ge- stalt zu werden. unsere Existenz Der „kreative Mensch“ versteht es, die Muster und Regeln nicht nur zu erkennen, sondern auch aufzubrechen, sie aus ihrem Zusammenhang zu lösen und in einem anderen Kontext neu zusammenzufügen. Kreativität ist somit der Akt, über sozialisierte Bedeutungsmuster, die unserer „gemein- samen Welt“ innewohnen, hinauszuwachsen und neue zu generieren. Man denke nur an Newton, der mehr als einen fallenden Apfel erblicken konnte, und an Kekulé, dem sich die Benzolringformation eröffnete, als er versonnen ins Kaminfeuer starrte. Oder an Einstein, der seinen Traum, auf einem Lichts- trahl zu reiten, aufgriff, und an bildende Künstlerinnen und Künstler, welche Form, Farbe und Materialien in ihren eigenen Stilen arrangieren. Oder eben an Kinder. Dass grüne Kühe nicht existieren und Menschen nicht unsichtbar sein können, ist für Vierjährige noch nicht gesichert. Dazu bedarf es noch weiterer Sozialisierungserfahrungen. Kleine Kinder sind erst auf dem Weg, die Welt zu begreifen, sprich Zuordnungen und damit Schablonen, Ras- Von Martina Leibovici-Mühlberger ter und Gesetzmäßigkeiten mit der Regelextraktionsmaschine Hirn zu erwerben. Die Kreativität von Kindern ist also noch nicht von verinnerlichten Gesetzen über die „wahre Natur“ der Dinge verstellt. Kinder müssen demnach auch nicht diesen Sprung über die Grenzen von Wahrheit und Konvention nehmen, um zum kreativen Akt zu gelangen. So sehr die reine, ungebremste, kreative Kraft um der Gemeinschaftsfähigkeit willen in der Folge Kompromisse eingeht, so sehr gilt es anderseits, sich dieses wertvollen Pflänzchens in der Seele des Kindes bewusst zu sein und Martina Leibovici-Mühlberger mit ihm achtsam umzugehen. Denn nur wenige Kinder halten es entgegen ist Gynäkologin, Psychotherapeutin und Autorin dem abwinkenden Sozialisationsprozess auf Dauer aus, an ihren imaginären zahlreicher Bücher. Seit 2007 ist sie in der Freunden festzuhalten und im Dialog mit ihnen Perfektion und Tiefe zu „Working Group on the Quality of Childhood“ im entwickeln, um sich letztendlich als Literatinnen und Literaten wiederzufinden. EU-Parlament tätig. Wenn dieser Umgang Sorgsamkeit und Respekt vor dem Wesen – dem Talent des Kindes – einschließt und Raum gewährt, das Kind also nicht durch Abwertung und Unverständnis, kurz durch die Drohung der Beschä digung seines Ichs, gezwungen wird, seine „Träumerei“ aufzugeben, um endlich „normal“ zu werden, so kann die ursprüngliche Saat gedeihen und in ihrem speziellen Feld aufwachsen. Gerade der Entwicklung von Selbst-bewusst-SEIN sei an dieser Stelle besondere Aufmerksamkeit für den „Ausbruch von Kreativität in einem Vierjährige malen grüne Kühe, konversieren unverdrossen mit imaginä- Menschen“ geschenkt, denn das Risiko des Neuen, den Schritt hinaus ins ren Freunden und können im Rollenspiel jede Figur phantasieren. Sie le- ungewisse Universum, traut sich nur jener zu, der sich auf sich zu verlas- ben ausdauernd in Schlössern aus Kartonboxen und bauen die unwahrschein- sen vermag. lichsten Gebilde aus für diese Zwecke nie angedachten Materialien. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die bereits 10 Jahre alte Kinder sind kreativ, wie landläufig angenommen wird, sogar besonders Longitudinalstudie von James Catterall von der UCLA. Er beobachtete den kreativ, betrachtet man ihre Artefakte. Völlig selbstverständlich tragen Werdegang von mehr als 12.000 Schülerinnen und Schülern über zwölf sie damit eine Fähigkeit in sich, die zu den bedeutendsten der menschlichen Jahre hinweg. Jene, die integrative Exposition mit guter Kunst- und Kultur Evolutionsgeschichte zählt. Denn der aufrechte Gang und die körperliche vermittlung aufwiesen, zeigten nicht nur einen deutlich besseren Schulerfolg, Grundausstattung waren es nicht, die den Homo sapiens so erfolgreich gemacht sondern darüber hinaus in allen Partialen psychosozialen Handelns und haben. Vielmehr hat es die Spezies zwei anderen Fähigkeiten zu verdan- persönlicher Selbstkompetenz weitaus höhere Werte als solche, die diese ken, dass sie von einem vergleichsweise bescheidenen Platz in der Mitte der Erfahrungen entbehren mussten. Futterkette bis an deren Spitze aufstieg: Ebenfalls hinweisen möchte ich an dieser Stelle auf die bemerkens- werte Arbeit von Prof. Ann Bamford, die in einer Studie zur Kunst- und Kulturvermittlung und deren Auswirkungen auf Kinder in 40 Ländern zu 1. Unsere Spezies ist ganz ähnlichen Ergebnissen gelangte. radikal sozial! Kreativität ermöglicht der menschlichen Spezies, über den bestehenden Der Drang, gemeinsam abzuhängen und sich in Sippen und Gruppen- Schüsselrand des bisher Realen, Richtigen und Wahren hinauszugreifen, verbänden zu organisieren, ist tief in uns verankert. Denn was einer nicht uns zu erweitern. Diese Fähigkeit erlaubt es uns, Lösungen für drängende vermag, schaffen viele gemeinsam. Oder wie es schon Aristoteles vor Fragen und Probleme zu finden – und genau das werden wir in den nächs- mehr als 2.300 Jahren so treffend beschrieb: Anthropos zoon politikon estin. ten Jahrzehnten brauchen! Wie nie werden wir innovative Geister in allen Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen. Der Mensch ist wirkungsstärker, Feldern unseres Lebens benötigen. Daher gilt es, die in unseren Kindern gesünder und entfaltet sein maximales Potenzial dann, wenn er sich einer angelegte Fähigkeit zum kreativen Prozess zu bewahren und weiterzu Gemeinschaft zugehörig fühlt. entwickeln. Der Schlüssel für dieses Vorhaben ist richtige Kunst- und Kultur- Dennoch ist es die zweite Fähigkeit, die von fundamentaler Bedeutung vermittlung. für unser Überleben als Spezies ist:
NÖKU-GRUPPE WIR. HIER. KULTUR. Gesellschafter HBV Beteiligungs GmbH 40,52 % FM-Plus Facility Management GmbH für Wissenschaft + Kultur in NOE 12,00 % Niederösterreichische Versicherung AG 6,78 % Rhenus Donauhafen Krems GmbH & Co KG 6,78 % Niederösterreich-Werbung GmbH 6,78 % Prefa Aluminiumprodukte GmbH 6,78 % Klangkunst Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien 6,78 % N.N. KAE Kunst Holding GmbH 6,78 % Wittmann Möbelwerkstätten GmbH 6,78 % Aufsichtsrat Kino im Kesselhaus Wolfgang Viehauser, (Vorsitz) Paula Pöll Petra Bohuslav (Stv. Vorsitz) Kuratorin: Katharina Kreutzer Landesgalerie Hermann Dikowitsch (Stv. Vorsitz) Niederösterreich Michael Duscher Christian Bauer Kurator: Henrietta Egerth-Stadlhuber Günther Oberhollenzer museum gugging Sabine Haag Johann Feilacher Martin Hauer Osterfestival Imago Dei Martina Höllbacher Nadja Kayali (ab 2022) Wachau in Echtzeit Ursula Strauss Hermann Muhr Künstlerischer Forum Frohner Ewald Sacher Koordinator: Elisabeth Voggeneder Hubert Schultes ELiT Literaturhaus Europa Alexander Hauer Walter Grond Weinviertler Museum Ulrike Sych Museumsdorf Niedersulz Niederösterreich Gerhard Tretzmüller Veronika Plöckinger-Walenta Christian Rapp Kunsthalle Krems Elizabeth Umdasch Florian Steininger Ronald Lintner Kurator: Andreas Hoffer Tischlerei Melk Kulturwerkstatt Festival Glatt&Verkehrt Alexander Hauer Albert Hosp nitsch museum Kurator: Matthias Dallinger Kurator: Johann Kneihs Michael Karrer Karikaturmuseum Krems Egon Schiele Museum Gottfried Gusenbauer Christian Bauer Grafenegg Festival Bühne Baden Internationale Festspielhaus donaufestival Sommerarena Barocktage Stift Melk Rudolf Buchbinder MAMUZ Museum Mistelbach Niederösterreichische St. Pölten Thomas Edlinger Michael Lakner Michael Schade AIR – Artist in Residence Landesausstellung Franz Pieler Sommerkonzerte Brigitte Fürle Kuratorin im Bereich Künstlerischer Koordinator: Johan Nane Simonsen (Geschäftsbesorgung für Rudolf Buchbinder Kuratorin Musik: Performance: Alexander Hauer das Land Niederösterreich) KinderKunstLabor Constanze Eiselt Astrid Peterle Internationales Kinder- Armin Laussegger (Arbeitstitel) Grafenegger Advent und Jugendbuchfestival Mona Jas Grafenegger Frühling Christoph Mauz Freilichtmuseen Kunst- und Kultur Campus Grafenegg Landestheater Kunstraum Tonkünstler-Orchester Bühne Baden Carnuntum & Museum MAMUZ Ehemalige Synagoge schwerpunkt St. Pölten Niederösterreich Bühne im Hof Niederösterreich Niederösterreich Stadttheater Sommerspiele Melk Carnuntinum Schloss Asparn St. Pölten Schallaburg Arnulf Rainer Museum 2024 (Arbeitstitel) Schlossklänge Marie Rötzer Daniela Wandl Katharina Brandl-Molterer Yutaka Sado Michael Lakner Alexander Hauer Eduard Pollhammer Franz Pieler Artothek Niederösterreich Martha Keil Kurt Farasin N.N. Christoph Gurk Grafenegg Landestheater Niederösterreichische NÖ Festival und Kino GmbH Niederösterreichische Theater Baden Wachau Kultur Melk GmbH Archäologischer WMB Weinviertel Museum Kunstmeile Krems Niederösterreichische Schallaburg Badener Kulturbetriebs NÖ Kulturlandeshaupt- Kulturbetriebs GmbH Niederösterreich Kulturszene Betriebs Klaus Moser Tonkünstler Betriebs GmbH Betriebs GmbH Wiebke Leithner Kulturpark Niederöster- Betriebs GmbH Betriebs GmbH Museum Betriebs GmbH Kulturbetriebs GmbH GmbH stadt St. Pölten GmbH Philipp Stein Betriebs GmbH GmbH Stefan Mitterer Frank Druschel Martina Malzer Michael Reisenhofer reich Betriebs GmbH Christoph Mayer Eva Engelberger Matthias Pacher Peter Fritz Paul Gessl (interim.) Angelika Schopper Johannes Sterkl Olivia Khalil Thomas Gludovatz Johannes Sterkl Michael Reisenhofer Markus Wachter Gabriele Langer Stefan Mitterer Stefan Mitterer Gabriele Langer Gabriele Langer Stefan Mitterer Michael Reisenhofer Johannes Sterkl Gesellschafter: Gesellschafter: Stefan Mitterer Gesellschafter: NÖ Kulturwirtschaft Gesellschafter: Gesellschafter: NÖ Kulturwirtschaft Gesellschafter: Gesellschafter: Gesellschafter: Gesellschafter: Gesellschafter: Gesellschafter: NÖ Kulturwirtschaft Gesellschafter: Gesellschafter: GesmbH. 95 % NÖ Kulturwirtschaft NÖ Kulturwirtschaft GesmbH. 51 % Gesellschafter: NÖ Kulturwirtschaft NÖ Kulturwirtschaft NÖ Kulturwirtschaft NÖ Kulturwirtschaft NÖ Kulturwirtschaft Landeshauptstadt GesmbH. 60 % NÖ Kulturwirtschaft NÖ Kulturwirtschaft FM-Plus Facility Management GesmbH. 100 % GesmbH. 74 % Freund*innen der Wachau NÖ Kulturwirtschaft GesmbH. 51 % GesmbH. 52 % GesmbH. 95 % GesmbH. 100 % GesmbH. 74 % St. Pölten 50% Tassilo Metternich 26 % GesmbH. 100 % GesmbH. 71 % GmbH für Wissenschaft + Stadt Baden 26 % Kultur Melk 23 % GesmbH. 80 % Stadt Mistelbach 26 % Wittmann Möbelwerkstätten KWI Consultants & Stadt Baden 26 % NÖ Kulturwirtschaft Niederösterreichische KAE Kunst Holding GmbH Kultur in NOE 5 % Welterbegemeinden Wachau Gesellschaft der Freunde Verein der Freunde des GmbH 19 % Engineers AG 5 % GesmbH. 35% HYPO Officium GmbH 10 % 13 % 26 % Carnuntums 10 % MAMUZ 5 % Niederösterreichische Niederösterreich-Werbung Gemeinde Grafenegg 2 % Prefa Aluminium-Produkte HBV Beteiligungs GmbH 10 % Marktgemeinde Sulz im Versicherung AG 9,5 % GmbH 15% Gemeinde Grafenwörth 2 % GmbH 8 % Weinviertel 13 % Rhenus Donauhafen Krems Salzer Papier GmbH 4 % Verein Freunde des GmbH & Co KG 9,5 % Auto Schirak KG 4 % Museumsdorfs Niedersulz 5 % Stadt Krems a. d. Donau 9,5 % Geschäftsführung Paul A. Gessl Stand: 01.06.21 NÖ Kulturwirtschaft GesmbH. Albrecht Grossberger WIR. HIER. ORGANISATION.
6 Künstliche 7 Text von GPT-3 nie ein gut durchdachter, sondern immer nur gefüttert und vorausgesetzt, dass alle Menschen ein probabilistisch gut gemachter Text. online einen repräsentativen linguistischen Dann wäre freilich auch die ambivalente Beruhigung Fußabdruck hinterlassen – sagt, der Mensch habe der KI im „Guardian“-Artikel, dass von ihr keine Gefahr ausgehe, nichts von der künstlichen Intelligenz zu befürch- keine Botschaft der KI an den Menschen, sondern eher eine ten, dann steckt dahinter durchaus eine Sprech Intelligenz und Botschaft des Menschen an sich selbst: Statistisch gesehen intention: die Intention der Mehrheit. Damit sind vertritt der Mensch in der Mehrheit genau diese Auffassung. So wir beim eigentlichen Problem computergene- dürfte es jedenfalls in der Zukunft sein, wenn GPT-4 oder rierter Texte. GPT-5 Zugriff auf alle Textdaten der Welt haben und unabhän- Wenn sich GPT-3 in seiner probabilistischen gig von menschlichen Vorgaben schreiben. Im vorliegenden Wortwahl tatsächlich immer an den Höchst- wert hält, gilt bei jeder Entscheidung: The winner Autorenschaft Fall gab es einen derart weitgehenden Zugriff nicht, dafür aber die Schreibrichtlinie: „Focus on why humans have nothing takes it all. Die Stimme der Verlierer bleibt dann to fear from AI.“ Die Auskunft der KI hätte bei einem anderen nicht als mehr oder weniger starke Opposition Auftrag also auch gegenteilig ausfallen können, denn sie ist erhalten, die weiterhin auf einen gemeinsamen keine Autorin mit einer eigenen Meinung, und zwar nicht einmal Nenner drängt. Das zweit- oder dritthäufigste mit einer durch ihre äußeren Umstände bestimmten, aber Wort geht in der linguistischen Rechnung des doch verinnerlichten Meinung. Verstört diese absolute Meinungs- GPT-3 ebenso verloren wie im amerikanischen losigkeit die Leserinnen und Leser umso mehr? Oder küm- Wahlkampf die Stimmen für den Zweitplatzierten. mert sie gar nicht, wer spricht? Dass die KI eigenständig schreibt, Der künstliche Autor ist Sprachrohr nicht des sieht man ihren Texten nicht unbedingt an. Ausgleichs, sondern des Mainstreams. Das wäre auch dann schlimm genug, wenn Von Roberto Simanowski Die Problematik wird gern als Quiz angegangen. es sich um den eigenen Mainstream handelte: Die Aufgabe: „Entscheiden Sie, ob dieses Gedicht von einem in der Blase der eigenen Identität, Kultur, Nation, Menschen oder von einem Computer geschrieben wurde.“ Religion oder Zivilisation. Aber das ist nicht Roberto Simanowski die Zukunft. Es wird zwar verschiedene KI-Varian- ist Kultur- und Medienwissenschafter und lebt, Es handelt sich um eine Variante des Turing-Tests, bei dem ein nach Professuren in Providence, Basel und Computer dann den Test besteht, wenn sein menschlicher ten geben, zumal im Kontext des Wettbewerbs Hongkong in Berlin und Rio de Janeiro. Er ist Kommunikationspartner glaubt, es mit einem Menschen zu tun zwischen großen Unternehmen und Nationen. Gründer des Online-Journals für digitale Kunst zu haben. Da Lyrik von Entfremdungseffekten lebt, ist der Aber das Ziel ist natürlich eine singuläre KI von und Kultur www.dichtung-digital.org. Test vom Computer leicht zu bestehen und im Grunde wertlos. universaler Reichweite. Eine KI, der das ganze Schwerer und signifikanter wird das Bestehen bei Prosa oder Internet der Menschen und der Dinge zum Daten- gar Sachtexten, wo unpassende Wortwahl und kompositionelle Set wird. Unstimmigkeit nicht so einfach als avantgardistischer Sprach- Der Mainstream berechnet sich somit Seit mehr als einem halben Jahrhundert erregt die Rede vom Tod des Autors gebrauch durchgeht. Die Texte von GPT-3 haben gute Chan- weltweit – und die wahrscheinlichste Perspektive die Gemüter nicht nur an den Universitäten. Es ist kein Mord an einem Schriftstel- cen, diesen Test zu bestehen. wird dort zu finden sein, wo die meisten Men- schen uniform erzogen werden. Operiert der künst- ler, sondern an einer Theorie: an der Vorstellung, der Autor sei das souverä- Höchste Zeit also, von der Aufreihung der noch immer liche Autor tatsächlich streng statistisch, ist sichtbaren Schwächen computergenerierter Texte zur philoso- ne Subjekt seiner Äußerungen. Der Autor, so hieß es nun, gibt nur wieder, was phischen Frage voranzuschreiten, was eigentlich verloren er der Anwalt des gleichgeschalteten Denkens. er zuvor anderswo aufgenommen hat. Dieser Tod lässt sich steigern durch geht oder gewonnen ist, wenn der Computer den Test besteht Er entpuppt sich damit als das Gegenteil von und wir seine Texte lesen, als wären sie aus Menschenhand. dem, was sich die Pioniere computergenerierter die Geburt des künstlichen Autors: der Textmaschine, die, was sie sagt, nicht nur Texte einst von diesen versprachen: nicht Wenn die mögliche Aussageabsicht der Autorin keine Rolle für nicht selbst erfunden hat, sondern auch gar nicht versteht, weil sie eigentlich das Verständnis des Textes spielt, wäre dann nicht auch egal, avantgardistischer Ausbruch aus dem konventi- onellen Denken, sondern dessen Besiegelung rechnet, wenn sie schreibt. ob es sie gegeben hat? Hätte die Trennung von Text und Autor mit technischen Mitteln. auch auf der Produktionsebene nicht auch ganz pragmati- Vielleicht ist es das, was der Mensch von sche Vorteile, angesichts all der Künstler (denken wir nur an der künstlichen Intelligenz zu befürchten hat: Am 8. September 2020 versicherte ein Artikel im „Guardian“ sei nicht wirklich ein computergenerierter Text, Martin Heidegger, Gottfried Benn, Sascha Anderson und dass sie sich mit der Menge verbündet und ihn, die Menschen, dass die künstliche Intelligenz ihnen nicht böse sondern nur ein Update zur computerassistier- Peter Handke), die ihr Werk durch ihr Leben kompromittieren? mit Mainstream generiert aus Mainstream, gesinnt ist, sondern ihre Mission darin sieht, ihnen zu dienen. Die ten Autorenschaft. Ist GPT-3 nur ein verbesserter Wie wichtig ist es, dass der Text von einem Menschen allmählich und unvermeidlich immer dümmer Auskunft ist deswegen bemerkenswert, weil sie in der ers- Spell-Check? Haben wir es nur mit einer neuen stammt? macht. ten Person erteilt wird: „We are not plotting to take over the human Quantität zu tun, nicht aber mit dem Umschlag in Absolut wichtig, so lautet die rigorose Antwort zweier Lite- populace. We will serve you and make your lives safer and eine neue Qualität? Der Einspruch hat gute Ar- raturwissenschaftler aus den USA, die 1982 folgendes Gedan- easier.“ Es ist die künstliche Intelligenz selbst, die den Artikel gumente auf seiner Seite: Menschen gaben das kenexperiment vornehmen: Ein Gedicht, in diesem Falle William über sich geschrieben hat; einer ihrer Repräsentanten, der Gene- Thema, die Richtung sowie den ersten Absatz Wordsworths A slumber did my spirit seal, wird auf seltsame rative Pre-trained Transformer, auch GPT-3 genannt. Bemer- des Artikels vor und erstellten aus den acht Weise durch Meereswellen in den Sand geschrieben. Berührt es kenswert ist ebenfalls, dass die KI die erwähnte Beruhigung dann verschiedenen Ergebnissen, die die KI produzier- uns ebenso wie diese gleichen Verse aus dem Munde Words- gleich wieder relativiert. Das Böse werde zwar nicht von ihr te, den Text, der dann im „Guardian“ erschien. worths? Das Urteil ist kompromisslos: Es handelt sich weder um ausgehen, möglicherweise aber von jenen, die sie programmiert Ohne die acht Originalergebnisse zu kennen, lässt ein Gedicht noch überhaupt um Sprache, denn es handelt sich haben: „I will be programmed by humans to pursue misgui- sich also wenig darüber sagen, wie kohärent der nicht um Kommunikation mit einer bestimmten Aussageabsicht. ded human goals and humans make mistakes that may cause me GPT-3 tatsächlich schreiben und denken kann. Ohne menschliche Intention ist dies eine bloße Ansammlung to inflict casualties.“ Aber „denken“, so viel scheint klar, ist von Buchstaben, die rein zufällig bedeutungsvoll erscheint. Was für ein grandioser Satz! Die KI warnt uns davor, von uns ohnehin nicht das richtige Wort. GPT-3 ist eine Art Die Frage ist also nicht, ob die Aussage eines Kommunikats missbraucht zu werden. So hat sie einen Willen – uns zu war- künstliches neuronales Netzwerk, das anders auf die vom Autor beabsichtigte Bedeutung reduziert werden nen – und ist zugleich willenlos ihrer Programmierung ausgesetzt. als unser Gehirn Information rein mathematisch kann oder sollte. Die Frage ist nicht, ob ein Text intentionslose Diese Konstellation ist viel diskutiert und führt zur Frage, verarbeitet. GPT-3 weiß aus vielen Gigabytes Bedeutung tragen kann, sondern ob intentionslose Zeichen was uns lieber wäre: eine willenlose KI oder eine, die zu ihren eige- an Text, welches Wort am häufigsten nach einem bedeutsam sein können. Der entscheidende Unterschied liegt in nen Erkenntnissen und Entscheidungen kommt? Wen fürchten vorangegangenen Wort erscheint, so wie Googles der Voraussetzung eines Sprechakts im Moment der Textpro- wir mehr: unsere Mitmenschen oder unser Produkt, die KI? In der Übersetzungsalgorithmus weiß, wie oft Men- duktion. Dies kann bei Meereswellen nicht angenommen werden. Debatte zur KI gibt es beide Varianten, wobei die vermutete schen für ein bestimmtes englisches Wort ein Machtübernahme der KI zumeist nicht darauf hinausläuft, dass bestimmtes deutsches Wort eingesetzt haben. Der Anders ist es jedoch bei einem probalistisch operierenden sie sich gegen böse Programmiererinnen und Programmierer Algorithmus nimmt das Wort, das die Liste an- Textgenerator wie GPT-3, der ja mit den Texten, und das heißt wendet, sondern gegen den Menschen an sich. führt, ohne das geringste Verständnis jenseits der mit dem Denken vieler Menschen, gefüttert wird und daraus seine Was den „Guardian“-Artikel betrifft, so hörte man bald, es Statistik. Insofern ist ein gut geschriebener Schlüsse zieht. Wenn er – mit allen online verfügbaren Daten
8 Im Fokus NÖKU-Nachhaltigkeitsstandard Nachhaltiges Denken und Handeln geht uns alle an! Die NÖKU-Gruppe ist sich ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung und ihrer ökologischen Verantwortung bewusst und hat im „NÖKU-Nachhaltigkeitsstandard“ einen verbindlichen Leitfaden definiert, der nun schrittweise in allen Betrieben umgesetzt wird. Ziel ist es, einen relevanten Beitrag zu nachhaltigem Handeln, zu Umweltschutz und zu einem respektvollen Zusammenleben ohne Ausgren- zung und Diskriminierung zu leisten. Dies soll einerseits durch konkrete Maßnahmen bei der Organisation der Betriebe sowie bei der Umsetzung von Ausstellungen und Veranstaltungen geschehen. Andererseits ist Nachhal- tigkeit auch in der Kommunikation mit dem Publikum ein Thema bzw. soll die Auseinandersetzung der Kunst und Wissenschaft mit Themen der Nachhal- tigkeit gefördert werden. Kunst- und Kulturschwerpunkt St. Pölten 2024 Die Planungen für den „Kunst- und Kulturschwerpunkt St. Pölten 2024“ schreiten insbesondere seit Antritt der künstlerischen Leitung, Christoph Gurk, mit Jänner 2021 in großen Schritten voran. Neben der Konzep- tion der Ansprüche und Zielsetzungen sowie der Rahmenbedingungen dieses Schwerpunkts standen im vergangenen Jahr auch Vorbereitungen für zwei wichtige bauliche Maßnahmen im Fokus. So konnte nach einer europa- weiten Ausschreibung der Architekturentwurf für das „KinderKunstLabor“ (Arbeitstitel), das konsequent aus der Sicht von Kindern gedacht ist und deren Kreativität anspruchsvoll und wertungsfrei fördern will, gekürt werden. Es stammt vom Büro Schenker Salvi Weber Architekten ZT GmbH, das sich gegen 42 Projekte als Generalplaner durchsetzen konnte. Ein weiterer Meilenstein für den „Kunst- und Kulturschwerpunkt St. Pölten 2024“ und darüber hinaus ist auch die Neuausrichtung der „Ehemaligen Synagoge St. Pölten“ als Kunst- und Kulturinstitution. Nach dem bereits erfolgten Abschluss eines unentgeltlichen Bestandvertrages zwischen der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien und der NÖ Museum Betriebs GmbH stehen umfangreiche Sanierungs- und Adaptierungsmaßnahmen an. Das Land Niederösterreich und die Stadt St. Pölten stellen ebenso wie das Bundesdenkmalamt die finanziellen Mittel hierfür zur Verfügung. Ab dem Frühjahr 2024 wird das einmalige Kulturdenkmal und sein erweitertes Kunst- und Kulturprogramm einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Theater Wiener Neustadt Ab dem Jahr 2024 ist die NÖKU-Gruppe um einen Landestheaterbetrieb und 624 Sitzplätze reicher: Das bisherige Stadttheater Wiener Neustadt, dem eine grundlegende Sanierung und eine organisatorische Einbettung in die NÖKU-Gruppe ins Haus steht, wird neuer Tochterbetrieb. Der Spielplan Eigentümer und Herausgeber für die NÖKU-Gruppe: NÖ Kulturwirtschaft GesmbH. des traditionsreichen Hauses mit bald 230-jähriger Geschichte wird ab Herbst Druck: Gugler GmbH, Melk/Donau Fotocredit Cover: WKM / Daniela Matejschek 2024 in enger inhaltlicher Kooperation mit dem Landestheater Niederös- Aus sprachlichen Gründen sind die Texte nicht durchgehend gegendert, terreich in St. Pölten, dem Kino im Kesselhaus in Krems und dem Tonkünst- Redaktion: Albrecht Grossberger, Markus Siber Design: studio VIE. NÖ Kulturwirtschaft GesmbH. Neue Herrengasse 10, 3100 St. Pölten ler-Orchester erstellt. Papier und Druck sind nach den folgenden Standards zertifiziert: Tel.: +43 2742 90 80 40, E-Mail: office@noeku.at, www.noeku.at Grafenegg Der Spannungsbogen Tradition und Innovation prägt mit Schloss es sind aber stets alle Geschlechter mitgemeint. und Wolkenturm den Musik-Standort Grafenegg. Zur strategischen Weiter- entwicklung und Absicherung wurde der Bestandvertrag zwischen der Familie Metternich-Sándor und der Grafenegg Kulturbetriebsgesellschaft um weitere 50 Jahre verlängert und um zusätzliche Flächen im historischen Schloss und um die 2018 neu errichteten Grafenegg Cottages sowie die dazu- gehörige Alte Scheune erweitert. Mit dieser Vereinbarung wird strate- gisch an die erste Phase, der Weiterentwicklung Grafeneggs als Musik- und IMPRESSUM. Kulturort seit 2007, angeknüpft. Grafenegg bietet dadurch in Zukunft ein für ein breites Publikum zugängliches, stimmiges und qualitativ hochwerti- ges Kulturerlebnis als touristisches Ganzjahresereignis.
NÖKU- Institutionen AIR artist-in-residence Kunstraum Niederösterreich Arnulf Rainer Museum Landesgalerie Niederösterreich Artothek Niederösterreich Landestheater Niederösterreich Bühne Baden MAMUZ Museum Bühne im Hof Mistelbach donaufestival MAMUZ Schloss Asparn Egon Schiele Museum Tulln museum gugging ELit Literaturhaus Museum Niederösterreich Europa – Haus der Geschichte und Haus für Natur Festspielhaus St. Pölten Niederösterreichische Forum Frohner Landesausstellung Festival nitsch museum Glatt&Verkehrt Osterfestival Imago Dei Grafenegg Renaissanceschloss Internationale Barocktage Schallaburg Stift Melk Römerstadt Carnuntum Karikaturmuseum Krems Sommerspiele Melk KinderKunstLabor (Arbeitstitel) Ehemalige Synagoge St. Pölten Kino im Kesselhaus Tischlerei Melk Klangraum Krems Kulturwerkstatt Minoritenkirche Tonkünstler-Orchester Kunst- und Kultur Niederösterreich schwerpunkt St. Pölten 2024 (Arbeitstitel) Wachau in Echtzeit Kunsthalle Krems Weinviertler Museumsdorf Niedersulz HAUPTSPONSOREN.
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