Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde
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Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 1
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Inhalt 1 Vorwort ........................................................................................................................................................ 04 2 Stadtportrait................................................................................................................................................ 05 3 Einführung ................................................................................................................................................... 06 4 Schritt für Schritt zum nachhaltigen Haus...................................................................................................... 07 4.1 Zeitgemäße Bauweisen...................................................................................................................... 07 4.2 Energetische Gebäudestandards........................................................................................................ 09 4.3 Nachhaltige Baumaterialien .............................................................................................................. 11 4.4 Effiziente Energiegewinnung ............................................................................................................. 12 4.5 Weitere Maßnahmen für ein nachhaltiges Gebäude............................................................................. 16 5 Energetische Sanierung ................................................................................................................................ 18 5.1 Fünf gute Gründe für eine energetische Sanierung ............................................................................... 18 5.2 Bestandsaufnahme .......................................................................................................................... 18 5.3 Sanierung „von Kopf bis Fuß“ ............................................................................................................ 19 5.4 Maßnahmen kombinieren ................................................................................................................ 21 5.5 Sanierungsfahrplan ......................................................................................................................... 21 6 Rechtliche Rahmenbedingungen ................................................................................................................... 23 6.1 Baugesetzbuch (BauGB) .................................................................................................................... 23 6.2 Brandenburgische Bauordnung (BbgBO) ............................................................................................ 23 6.3 Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) ............................................................................... 24 6.4 Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ................................................................................................... 24 6.5 Energieeinsparverordnung (EnEV) ...................................................................................................... 25 7 Fördermittel ................................................................................................................................................. 26 7.1 Planung ........................................................................................................................................... 26 7.2 Sanierung ........................................................................................................................................ 26 7.3 Neubau ........................................................................................................................................... 28 7.4 Erneuerbare Energien ....................................................................................................................... 30 8 Beratungsangebote ..................................................................................................................................... 34 9 Weiterführende Literatur ............................................................................................................................. 35 10 Notizen ...................................................................................................................................................... 36 11 Impressum ................................................................................................................................................. 38 3
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 1 Vorwort Liebe Bauherrinnen und Bauherren, liebe Interessierte, Nachhaltiges Bauen ist … Ludwigsfelde und seine Ortsteile erfreuen sich wachsender gesund: Natürliche Baustoffe sorgen für ein gesundes Beliebtheit. Neben den zahlreichen Arbeitsplätzen, haben Raumklima – im Büro und zu Hause. die verkehrsgünstige Lage sowie der grüne Charakter von Ludwigsfelde einen entscheidenden Einfluss auf die Wahl wirtschaftlich: Besonders geringer Energieverbrauch des Wohnstandortes. Seit 2010 stieg die Zahl der Ein- beim Betrieb des Hauses, langlebige Bauteile und Förder- wohner um 2.000 auf nunmehr 26.000 im Jahr 2018. Ten- möglichkeiten bei der Umsetzung tun dem Budget gut. denz steigend. Die Zunahme der Einwohner stellt die Stadt aber vor neue Herausforderungen. schön: Holz mit seiner vielfältigen Maserung, leuch- tende und lebhafte Naturfarben, angenehme Oberflächen, Neben der wachsenden Zahl an Pendlern und der daraus fußwarme Böden und viele Dinge mehr machen nachhal- resultierenden Verkehrsbelastungen, ist die Schaffung von tige Gebäude auch zur Freude für die Augen. neuem Wohnraum einer der schwierigsten Aufgaben, die wir als Stadt lösen müssen. Aber dabei geht es nicht nur umwelt- und klimaschonend: Wer Heizenergie spart, um Quantität, sondern vor allem um Qualität. Wir wollen entlässt weniger Klimagase in die Atmosphäre. Die Wahl die Stadt nachhaltig gestalten und für energieeffizientes der Baustoffe hat entscheidenden Einfluss auf die tatsäch- Bauen werben. liche Energiebilanz und die Belastung der Umwelt bei Ge- winnung und Fertigung der Baustoffe. Wir nehmen unsere Verantwortung als größte Stadt im Landkreis Teltow-Fläming ernst und wollen unseren Bei- wertsteigernd und langlebig: Nachhaltiges Bauen setzt trag zum Klimaschutz leisten. Unser Ziel ist es das auf Langlebigkeit. Gesunde Häuser für ein langes Leben Wachstum der Stadt mit den Zielen des Klimaschutzes in darin sind gut zum Wohnen und Arbeiten, zum Vermieten Einklang zu bringen. In der Folge des Bevölkerungswachs- und gegebenenfalls zum Verkaufen. tums wird zwar der Gesamtenergieverbrauch der Stadt zu- nehmen, aber der spezifische Energieverbrauch pro Kopf Mit Blick auf die Zukunft wünsche ich Ihnen bei allen an- soll reduziert werden. stehenden Planungs- und Baumaßnahmen nachhaltigen Erfolg. Wie das gelingen kann, wird in der Broschüre beschrieben, die Sie in Ihren Händen halten. Schritt für Schritt möchten wir Sie von der Planung, über den Bau bis hin zur Sanie- Ihr Andreas Igel rung Ihres Hauses unterstützen. Wer nachhaltig baut und Bürgermeister der Stadt Ludwigsfelde saniert schont nicht nur das Klima, sondern auch sein Portemonnaie. Hinzu kommen noch weitere Vorteile: Abb. 1: Bürgermeister Andreas Igel 4
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 2 Stadtportrait Rund 10 km südlich von Berlin liegt die Stadt Ludwigsfelde. Mit 26.000 Einwohnern ist Ludwigsfelde die größte Stadt im Landkreis Teltow-Fläming. Mit 3 Bahnhöfen und 2 Auto- bahnanschlussstellen ist Ludwigsfelde sehr gut an das überörtliche Verkehrsnetz angebunden. Hohe Lebensqualität Ob lebendiges Stadtleben oder ländliche Idylle; der Wohnort Ludwigsfelde hat viele Gesichter. Kurze Wege, viel Grün, ein reges Vereinsleben, Kultur- und Sport- stätten, Kitas mit familienfreundlichen Öffnungszeiten, moderne Schulen, Freizeitangeboten und Jugendtreffs sorgen für angenehmes Wohnen und Abwechslung in der Stadt. Abb. 3: Mercedes baut in Ludwigsfelde den Sprinter Stadt im Grünen Fast durchweg mit Radwegen erschlossen, laden die elf Ludwigsfelder Ortsteile zu Rad- und Inlineskate-Touren ein. Dabei hat jeder Ortsteil seinen ganz besonderen Reiz – von der ländlichen Idylle mit alten Feldsteinkirchen bis zu historischen Herrenhäusern in romantischer Land- schaft. Abb. 2: Skatepark mit kostenlosem WLAN-Hotspot Starker Wirtschaftsstandort Ludwigsfelde ist eine moderne Stadt, die sich Dank ihrer überdurchschnittlich entwickelten Gewerbe-, Industrie-, und Infrastruktur als eine der wachstumsstärksten Wirt- schaftsregionen im Land Brandenburg behauptet. Nam- hafte, weltweit agierende Betriebe, große Vertriebs zentren, viele Klein-, und Mittelständler und rund 14.000 Abb. 4: Schloss Genshagen Arbeitsplätze (Stand 2018) prägen den erfolgreichen Standort. 5
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 3 Einführung Wer heute baut, der investiert in seine und in die familiäre Zunahme von Hochwasser und Überschwemmungen Zukunft, denn ein durchschnittliches Gebäude ist auf min- Zu den Folgen des Klimawandels gehört auch die Zunahme destens 30 Jahre Nutzungsdauer ausgelegt. Es lohnt sich von Starkregen. Gleichzeitig werden immer mehr Flächen also, bei der Planung langfristig zu denken. Sind die versiegelt, so dass eine Zunahme von Hochwasser und Energiekosten in 10 Jahren noch immer bezahlbar? Ist die Überschwemmungen droht. Dies kann bei der Planung be- Nutzung bei eventuellen Klimaveränderungen noch ange- rücksichtigt werden. nehm? Enthält die Bausubstanz Materialien, die zukünftig als Sondermüll entsorgt werden müssen oder gar gesund- Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperaturen heitsschädlich sind? Infolge des Klimawandels gibt es mehr warme Tage im Jahr. Ein geschickt konstruiertes Gebäude bleibt im Winter Planen heißt also, ein Stück weit in die Zukunft zu schauen warm und im Sommer kühl. und zu berücksichtigen, auf welche Ereignisse es sich vor- zubereiten gilt, wie z. B.: Zunahme von Hitze- und Dürreperioden Unter anderem durch die Verlagerung von Niederschlägen Steigende Energiepreise vom Sommer in den Winter werden die Sommer trockener. Trotz der zwischenzeitlich zurückgegangenen Energie- Auch hier können bei der Planung eines Gebäudes die kosten wird es unter anderem aufgrund von Unsicher- Folgen gemindert werden. heiten bei der Verfügbarkeit von endlichen Ressourcen wie Erdöl und Erdgas tendenziell zu einer Erhöhung der Ener- giekosten kommen. Ein Gebäude mit einem geringen Energiebedarf ist deshalb von Vorteil. Abb. 5: Energiepreisindex für private Haushalte (Index 2000 = 100) (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie; eigene Darstellung) 6
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 4 Schritt für Schritt zum nachhaltigen Haus Wer nachhaltig und klimaschonend planen, bauen und um die Gebäudeoberfläche und die damit einhergehenden sanieren möchte, muss sich mit einer Vielzahl an Fragen Wärmeverluste zu minimieren. auseinandersetzen: Was muss ich bei der Bauweise be- achten? Welche Baumaterialien kann ich verwenden? Wie kann ich die erneuerbaren Energien sinnvoll nutzen? Und welche Aspekte gilt es außerdem zu beachten? Dieser Leit- faden unterstützt Sie Schritt für Schritt auf Ihrem Weg zu einem nachhaltigen Haus. 4.1 Zeitgemäße Bauweisen Die Bauweise eines Gebäudes hat einen entscheidenden Einfluss auf den späteren Energieverbrauch. Je energie effizienter gebaut wird, desto weniger Energie muss be- reitgestellt werden. Es wird sogar empfohlen, weit über die gesetzlichen Anforderungen hinauszugehen, um künftigen Anforderungen zu genügen und nicht zuletzt aus finanzi- Abb. 6: Ein kompakter Baukörper minimiert die Wärmeverluste ellem und ökologischem Eigennutzen. Größtmögliche Nutzung von Tageslicht Dämmung der Gebäudehülle Lichtdurchflutete Räume tragen entscheidend zur Lebens- Über die Außenwände verliert ein Haus viel Wärme und qualität bei. Gleichzeitig spart man mit einer optimalen somit Heizenergie. Durch eine fachgerechte Dämmung Ausnutzung des Tageslichts auch Energiekosten. Die können Energie und Heizkosten eingespart werden. Zu- optimale Tageslichtnutzung vereint damit die beiden im gleich wird durch die wärmeren Wände die Behaglichkeit modernen Hausbau extrem wichtigen Komponenten im Gebäudeinnern erhöht. Wärmedämmverbundsysteme werden am häufigsten eingesetzt, um den Wärmeschutz der Außenwand zu verbessern. Für ein Wärmedämmver- bundsystem eignen sich typischerweise Dämmstoffplatten aus Hartschaum, Mineralwolle oder nachwachsenden Rohstoffen wie Holzweichfasern oder Kork. Kompakter Baukörper Freistehende Einfamilienhäuser haben bei vergleichbarem Dämmstandard im Schnitt einen erheblich höheren wohn- flächenbezogenen Heizenergiebedarf als Doppel-, Reihen- oder Mehrfamilienhäuser. Dies lässt sich durch das erhöhte Hüllflächen-Volumenverhältnis (A/V-Wert) erklä- ren. Daher sollte bei der Planung von neuen Wohnge- bäuden auf einen kompakten Baukörper geachtet werden, Abb. 7: Große Fenster nutzen das Tageslicht optimal 7
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Wohnkomfort und Energieeffizienz. Bereits bei der Grund- rissplanung sollte man daher die Fenster so wählen und positionieren, dass das Tageslicht optimal ausgenutzt werden kann. Südorientierung des Gebäudes Die Ausrichtung des Gebäudes, und somit der Sonnen- einfall, hat großen Einfluss auf das Wohlbefinden der Bewohner. Viel wichtiger ist aber, dass die Heizkosten dadurch deutlich niedriger ausfallen können. Großzügige Verglasung an der Südseite garantiert viel Sonne in den Räumen und damit im Winter eine bessere Erwärmung der Räume. Da aber im Sommer die Sonne die Räume nach Süden sehr stark aufheizen kann, empfiehlt sich ein fest- Abb. 9: Grundriss flexibel gestalten installierter, außenliegender Sonnenschutz. Fertigteil- oder Massivhaus? Der Anteil an Fertigteilhäuser hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Grund dafür sind die kurzen Bauzeiten, die vergleichsweise geringen Baukosten sowie die hohe Qualität und Präzision bei der Fertigung der Hauselemente im Werk. Hinzukommt, dass Fertigteil- häuser vorwiegend aus Holzbaustoffen errichtet werden, einem nachwachsenden und CO2-neutralen Baustoff, der nach seiner Nutzungsdauer wiederverwertbar ist. Im Ge- gensatz zu vielen Vorurteilen, haben Fertigteilhäuser aus Holz eine eben solange Lebenserwartung wie Massiv- häuser und sind genauso Feuerbeständig. Für Massivhäuser hingegen spricht die Individualität bei Abb. 8: Solaroptimiertes Bauen der Hausplanung, die Wärmespeicherfähigkeit der Stein- wände, die hohe Wertbeständigkeit sowie die robuste Temperaturzonierte Raumaufteilung Bauweise. Ein Beratungsgespräch mit einem unabhän- Geringer beheizte Räume, wie Elternschlafräume und gigen Berater kann Ihnen helfen, die für Sie passende Bau- Küche, sollten nach Norden orientiert sein. In direkt be- weise zu finden. sonnten Räumen ist das Temperaturbedürfnis geringer ausgeprägt als in verschatteten Räumen. Die Räume An die Folgen des Klimawandels anpassen sollten im Grundriss möglichst so angeordnet werden, In Folge der Klimaveränderungen nehmen Hitzebelas- dass die Trennwandfläche zwischen den beheizten und tungen und Starkregenereignisse zu. Um die Gefahren zu den unbeheizten Zonen geringgehalten wird. Diese ge- minimieren, sollten zum Beispiel ein Sonnenschutzsystem bäudeinternen Wärmeverluste können erheblich die Wär- angebracht und ein Rückstauschutzes in der Abwasserlei- meverluste des gesamten Gebäudes beeinflussen. tung eingebaut werden. Flexibler Grundriss Im Laufe des Lebens ändern sich die Anforderungen an den Wohnraum. Deshalb lohnt es sich, eine eventuelle Umnutzung mitzudenken, das heißt, einen leicht verän- derbaren Grundriss vorzusehen. Um die Raumeinteilung innerhalb einer Wohnung flexibel zu gestalten, bietet sich vor allem die Trockenbauweise an. Im Unterschied zum konventionellen Mauerwerksbau fallen bei der Errichtung oder dem Rückbau von Trockenbauwänden wenig Schmutz, Staub und Bauschutt an. 8
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 4.2 Energetische Gebäudestandards Das KfW-Effizienzhaus 40 Plus erfüllt neben den An forderungen an das KfW-Effizienzhaus 40 folgende Energetische Gebäudestandards definieren, wie viel Heiz- Anforderungen: energie ein Haus im Betrieb verliert bzw. verbraucht. Je nach dem eingehaltenen Standard gibt es unterschied- • eine stromerzeugende Anlage auf Basis liche Fördermöglichkeiten. Die gesetzlichen Mindest erneuerbarer Energien anforderungen sind in der Energieeinsparverordnung • ein stationäres Batteriespeichersystem (siehe Abschnitt 6.5 Energieeinsparverordnung) festge- (Stromspeicher) legt. Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über ak- • eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung tuell gängige Bezeichnungen und was darunter zu ver- • eine Visualisierung von Stromerzeugung und stehen ist. Stromverbrauch über ein entsprechendes Benutzerinterface Seit den 1980er Jahren wird kontinuierlich an neuen Mög- lichkeiten geforscht, wie Energie beim Bau und Betrieb Das Musterhaus im Rousseau Park (zwischen Ludwigsfelde von Wohngebäuden eingespart werden kann. Entspre- und Ahrensdorf ) ist ein nach dem KfW-Effizienzhaus chend der technischen Entwicklung hat der Gesetzgeber standard 40 Plus errichtetes Wohngebäude und kann nach über die Jahre hinweg auch die Mindestanforderungen Terminvereinbarung besichtigt werden beim Hausbau verschärft (siehe Abb. 11). (Telefon: 0174 175 22 60). KfW-Effizienzhaus – Neubau Das KfW-Effizienzhaus 70 entspricht im Neubaubereich den aktuell geltenden Anforderungen aus der Energieein- sparverordnung (EnEV). Weiterhin gibt es die KfW-Standards 55, 40 und 40 Plus. Der Wert des jeweiligen Standards gibt den prozentualen Rest-Jahres-Primärenergiebedarf in Prozent an, gemessen am KfW-Effizienzhaus 70. Das heißt, je geringer der Wert, desto geringer auch der Energieverbrauch. Die KfW fördert den Neubau von Wohnhäusern mit den KfW- Effizienzhaus- Standards 40 Plus, 40 und 55. Abb. 10: Musterhaus im Rousseau Park (Quelle: Rousseau Park GmbH) Abb. 11: Entwicklung des energiesparenden Bauens (Quelle: Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP) 9
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Passivhaus Das Passivhaus-Institut aus Darmstadt formuliert die An- forderungen an ein Passivhaus und verleiht Gebäuden das Passivhauszertifikat. Zum anderen werden auch Planer und Handwerker zertifiziert, wenn sie das nötige Fach- wissen erworben haben und nachweisen können. Grund- anforderung für ein Passivhaus ist, dass der Energie verbrauch nicht höher als 15 kWh pro Quadratmeter und Jahr sein darf. Dies entspricht einem Heizölgleichwert von 1,5 Liter je Quadratmeter und Jahr. Bausteine eines Passivhauses: • kompakte Bauform Abb. 12: Beispiel für ein Sonnenhaus • eine über den Neubau-Standard hinausgehende (Quelle: Sonnenhaus-Institut e.V.) Dämmung der Gebäudehülle mit U-Werten1 um 0,15 W/(m2K) und eine sehr gute Verglasung mit Energieplushaus einem U-Wert unter 0,8 W/(m2K) Ein Plusenergiehaus oder Energieplushaus ist ein • Minimierung aller Wärmebrücken Gebäude, das im Jahresmittel mehr Energie produziert, als • sehr gute Luftdichtigkeit es verbraucht. Damit ist es aktuell das effizienteste Gebäu- • hocheffizientes System zur kontrollierten Lüftung mit dekonzept auf dem Markt. Die benötigte Energie stammt Wärmerückgewinnung zu 100 % aus erneuerbaren Energien und überschüssiger • Berücksichtigung des sommerlichen Wärmeschutzes Strom wird an das Stromnetz abgegeben. KfW-Effizienzhaus – Sanierung Die Komponenten eines Energieplushauses sind: Die Unterteilung in die verschiedenen Effizienzhaustypen erfolgt ähnlich wie im Neubaubereich, nur ist es im Bereich • Photovoltaik- und Solarthermieanlage Sanierung schwieriger, einen Energiestandard entspre- • infrarotreflektierende Dreifach-Isolierverglasung chend dem KfW-Effizienzhaus 40 Plus zu realisieren, daher • wärmebrückenfreie Dämmung des Gebäudes werden an Sanierungen andere Maßstäbe angelegt. Bei • Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung der Sanierung ist das Effizienzhaus 100 das Referenzge- bäude und entspricht den Anforderung der EnEV. Niedrigstenergiehaus Das Niedrigstenergiehaus ist ein von der Europäischen Solar Aktiv Haus/Sonnenhauskonzept Union vorgegebener Standard, der für Neubauten ab dem Wie es der Name schon vermuten lässt, basiert die Idee Jahr 2021 verpflichtend ist. Gebäude müssen fortan eine des Sonnenhauses weitestgehend auf der Nutzung von sehr hohe Gesamteffizienz aufweisen. Der sehr geringe Sonnenenergie. Aufgrund der Tatsache, dass auch bei Energiebedarf muss zu einem ganz wesentlichen Teil aus Niedrigenergiehäusern die Wärmebereitstellung 70–80 % erneuerbaren Energien stammen. Ein Niedrigstenergie- des Energiebedarfes ausmacht, ist eine große südorien- haus entspricht im Grunde den Anforderungen eines tierte Fläche zur Installation von Solarthermieanlagen vor- KfW-Effizienzhaus 55 mit einem maximalen Energiebedarf zusehen. Zudem speichert ein isolierter Wassertank die von 40 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Wärme für mehrere Tage oder Wochen, somit soll ein Wär- medeckungsbeitrag von mindestens 50 % sichergestellt werden. Außerdem werden Fenster und Räumlichkeiten so angeordnet, dass in den Wintermonaten eine möglichst hohe passive Nutzung der Sonnenenergie ermöglicht wird. 1 Der U-Wert gibt an, wieviel Wärme durch ein Bauteil nach außen abgegeben wird und ist somit ein Maß für die Wärmedämmung eines Bauteils. Je kleiner der U-Wert, umso besser die Dämmung. Die Einheit des U-Werts ist W/m²K (Watt pro Quadratmeter und pro Kelvin). 10
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 4.3 Nachhaltige Baumaterialien Nicht alle Rohstoffe für Baumaterialien sind unendlich verfügbar. Dies gilt besonders für Metalle und Erdöl produkte. Auch der Energieaufwand bei der Produktion ist unterschiedlich hoch. Die Herstellung von künstlichen Dämmstoffen ist beispielsweise sehr energieaufwändig und steht mitunter in keinem guten Aufwand-Nutzen- Verhältnis. Deshalb empfiehlt sich die Wahl von nach haltigen Baumaterialien. Auch der Rückbau am Ende der Lebensdauer des Gebäudes spielt bei der Auswahl der Materialien eine Rolle. Damit das Gebäude nicht als teurer Sondermüll entsorgt werden Abb. 13: Holzhaussiedlung in Ludwigsfelde muss, sollte das Augenmerk auf Sortenreinheit liegen. Das heißt möglichst wenig oder nur leicht trennbare Verbund- Flachs, Hanf und Co. stoffe einzusetzen. Bei der Dämmung kann eine hohe Effizienz durch ökolo gische Baustoffe gewährleistet werden. Ob mit Flachs oder Sowohl im Innen- als auch im Außenbau können konventi- Hanf, Schafwolle, Schilfrohr oder Kork: In der Natur gibt es onelle Baustoffe durch nachhaltige und ökologische Mate- eine Vielzahl von natürlichen und gesunden Dämm- rialien ersetzt werden. Nachhaltige Baustoffe können aus stoffen. recyclingfähigen oder nachwachsenden Rohstoffen be- stehen. Häufig sind diese Baumaterialien für ihre gesund- Kork und Naturfasern heitliche und natürliche Beschaffenheit auch besonders Bei der Innengestaltung verleiht das Zusammenspiel vieler ausgezeichnet. natürlicher Materialien oft ein ganz besonders ange- nehmes Flair. Da können Holzdielen oder Kork auf dem Holz Fußboden verlegt werden, aber auch spezielle Teppiche Ein Baustoff, der sowohl im Außen- als auch im Innen- aus Naturfasern sorgen für eine wunderbare Atmosphäre. ausbau benutzt werden kann, ist Holz. Ob aus Holzplatten das Fertighaus oder aus Massivholz eine Blockhütte ent- Gesundheitsverträgliche Bauprodukte steht, Holz ist eine ideale Alternative. Auch bei der Däm- Neben dem Umweltschutz spielt auch der Schutz der mung, Fassadenverkleidung und natürlich als Fußboden- eigenen Gesundheit eine Rolle bei der Materialauswahl. belag findet man Holz in allen Variationen. Zum Teil kommen bedenkliche Stoffe zum Einsatz, die giftig, krebserregend, erbgutverändernd oder fortpflan- zungsgefährdend sind. Genaue Informationen liefert die Broschüre „Umwelt- und gesundheitsverträgliche Bau- produkte“2. EINSATZBEREICHE VON NACHHALTIGEN ROHSTOFFEN Baukonstruktion, Fassade, Fenster, Treppen Holz, Lehm, Stroh, Natursteine Dämmstoffe Holzfasern, Zellulose, Hanf, Flachs, Schafwolle, Stroh, Schilf, Wiesengras, Seegras, Kork, Schilfrohr Fußböden, Wand- und Deckenverkleidung Holz, Lehm, Natursteine, Linoleum, Teppiche auf Naturfaserbasis, Kork, Kautschuk, Biokunststoffe auf Basis von Stärke, Zellulose Lehm, Polymilchsäure Farben Kalkfarben, Silikatfarben, Pflanzenfarben, Leimfarbe Heizung Scheitholz, Holzpellets, Holzhackschnitzel, Strohballen, Biogas 2 https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/umwelt-_und_gesundheitsvertraegliche_bauprodukte.pdf 11
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Abb. 14: Dämmung mit ökologischen Dämmstoffen (Quelle: www.co2online.de) 4.4 Effiziente Energiegewinnung eines Warmwasserspeichers, um die Wärme auch dann nutzen zu können, wenn die Sonne nicht scheint. Dieser Erneuerbare Energien sind die Energien, die uns in nahe- Speicher kann ein im Gebäude installierter und gedämmter zu unbegrenztem Maße zur Verfügung stehen oder wie es Tank sein oder aber auch das Erdreich. Je nach Dimensio- der Name sagt, sich regelmäßig erneuern. Global ge- nierung des Speichers können unterschiedlich lange Peri- sehen ist die Sonne die wichtigste erneuerbare Energie- oden ohne großen Wärmeeintrag durch die Solarthermie- quelle, gefolgt von Wind- und Wasserkraft, Biomasse und module überbrückt werden. Es gibt bereits Anlagen, die Erdwärme. Für Bauvorhaben spielen Wind- und Wasser- ein „Überwintern“ ausschließlich mit solarer Wärme kraft allerdings eine untergeordnete Rolle. ermöglichen. Je nach Einsatzbereich variiert die zu instal- lierende Kollektorfläche und die Dimensionierung des Besonders gut für Umwelt und Geldbeutel ist jedoch das Speichers. Einsparen von Energie durch den effizienten Bau und Betrieb eines Gebäudes. Hier gibt es eine Vielzahl von möglichen Maßnahmen. Im Folgenden soll auf die ver- schiedenen Heizungstechniken genauer eingegangen werden. Solarthermie Solarthermie nutzt die von der Sonne abgegebene Energie und wandelt diese in Wärme in Form von warmem Wasser um. Das spart auf lange Sicht Kosten für Heizung und Warmwasserbereitung. Typischerweise werden solche Anlagen auf einem südorientierten Dach installiert. Abwei- chungen nach Osten und Westen sind bis Südwest oder Südost zulässig und vom Ertrag her immer noch rentabel, jedoch ist die westliche Ausrichtung besser geeignet. Über Kollektoren wird die Wärme gesammelt und dem Abb. 15: Solarthermieanlage im Rousseau Park Heizungssystem zugeführt. Üblich ist auch der Einbau 12
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Eine Übersicht der Firmen im Bereich Solarthermie finden Sie beim Bundesverband Solarwirtschaft3. Luft-Wärmepumpen Die Luftwärmepumpe kann im Gegensatz zur Erdwärme- pumpe unabhängig von Grundstücks- und wasserrecht Solarthermie in Ludwigsfelde lichen Bedingungen überall eingesetzt werden und ist Solarthermieanlagen sind inzwischen in Ludwigs- die in der Anschaffung günstigste Wärmepumpenart. Als felde sehr verbreitet. Insbesondere im Rousseau Wärmequelle wird in der Regel die Außenluft genutzt. Park sind sie auf vielen Einfamilienhäusern zu sehen. Häufig dienen die Solarthermieanlagen zur Unter- stützung einer konventionellen Heizungsanlage. Geothermie Geothermie ist die Wärmegewinnung aus dem Erdreich. Dabei wird unterschieden zwischen oberflächennaher Geothermie und Tiefengeothermie, wobei die ober flächennahe Geothermie üblicherweise für Privatanwender zum Einsatz kommt. Das Wärmepotenzial hängt von der Tiefe ab. Bis ca. 15 Meter Tiefe wird die Wärme durch die Sonne und Niederschläge erzeugt. Zwischen 15 und 20 Metern folgt eine neutrale Zone mit konstanter Tempe- ratur über 10°C. Danach steigt die Temperatur um je 3°C je Abb. 16: Luft-Wärmepumpe im Rousseau Park 100 m an. Bei der oberflächennahen Geothermie unterscheidet man Luft-Wärmepumpen in Ludwigsfelde zwischen der Energiegewinnung aus Erdwärmekollektoren Aufgrund der günstigen Anschaffungskosten, wur- und aus Erdwärmesonden. Erdwärmekollektoren sind Lei- den Luft-Wärmepumpen in Ludwigsfelde bei sehr tungen, die großflächig in geringer Tiefe verlegt werden vielen Neubauprojekten installiert. Neben den Ein- und durch die ein flüssiger Wärmeträger geleitet wird. Sie familienhäusern im Rousseau Park wurden Luft- weisen einen hohen Flächenbedarf auf, wobei die Kollek- Wärmepumpen auch bei der Sanierung des Hoch- torfläche nicht überbaut werden darf. Ob sich der Einsatz hauses in der Potsdamer Straße eingebaut. von Erdwärmekollektoren auf einem Grundstück lohnt, muss von einem Fachmann geprüft werden. Wärmerückgewinnung Erdwärmesonden hingegen fördern die Wärme aus 25–100 Wärmerückgewinnung ist die Erzeugung von Wärme aus m Tiefe zu Tage und weisen einen geringen Flächenbedarf Restwärme. Diese kann beispielsweise aus dem Abluft- auf, Überbauungsbeschränkungen bestehen nicht. Es strom einer Gebäudebelüftung gewonnen werden, indem muss allerdings eine Tiefenbohrung auf dem Grundstück sie einen Wärmetauscher passiert und an dieser Schnitt- möglich sein. stelle die thermische Energie an den Zuluftstrom abgibt. Weiter ist es möglich, dem durch die Kanalisation fließ Über eine Erdwärmepumpe wird in beiden Fällen die Erd- enden Abwasser die Restwärme ebenfalls über einen wärme zur Beheizung des entsprechenden Gebäudes Wärmetauscher zu entziehen und zur Beheizung von genutzt. Geothermie lässt sich gut mit Solarthermie kom- Gebäuden zu nutzen. binieren. So kann im Sommer anfallende Wärme für den Winter im Boden gespeichert werden. Weitere Informationen und eine Branchenübersicht sind beispielsweise beim Bundesverband für Geothermie4 und im Leitfaden Erdwärme des Bundesverbandes Wärme- pumpe5 zu finden. 3 http://www.solartechnikberater.de/ 4 https://www.geothermie.de 5 https://www.waermepumpe.de/uploads/tx_bcpageflip/Leitfaden_Erdwaerme_2018_Web.pdf 13
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Abb. 17: Funktionsweise einer Photovoltaikanlage (Quelle: www.co2online.de) Photovoltaik Biomasse Bei der Photovoltaik wird die Lichtenergie der Sonne in Zur Biomasse gehören alle organischen Materialien, aus Strom umgewandelt. Bei Ein- oder Mehrfamilienhäusern denen Energie gewonnen wird: Holz, Stroh, Laub, Gülle, werden die Module auf dem Dach montiert, um möglichst Essensreste und Energiepflanzen, um nur einige zu viel Sonne einzufangen. Für eine optimale Nutzung sollten nennen. Einige der Materialien können in Biogasanlagen die Module nach Süden ausgerichtet werden, aber Süd- zur Herstellung von Biogas eingesetzt werden. Biomasse west und Südost sind auch möglich. besteht also aus nachwachsenden Rohstoffen und verur- sacht deshalb nur geringe CO2-Emissionen. Entscheidend für den Ertrag ist die Strahlungsenergie der Sonne. In Ludwigsfelde beträgt sie ca. 1.000 kWh/m² im Neben dem Bezug von Biogas kommt im Eigenheim- Jahr. Weiterhin ist die Energieausbeute vom Wirkungsgrad bereich Biomasse in der Regel in Form von Holz zum Ein- der gewählten Module abhängig, dieser schwankt derzeit satz. Hierbei wird unterschieden zwischen Einzelraum- zwischen 14 und 21 %. Um auch sonnenarme Zeiten zu feuerungsanlagen wie Kaminen, Raumheizern, Kachelöfen überbrücken, lohnt es sich über einen Batteriespeicher oder Pelletöfen und Zentralheizungskesseln, wie handbe- nachzudenken. Dadurch kann der Stromverbrauch eines schickte Stückholzkessel oder automatisch befeuerte Privathaushaltes bis zu 80 % gedeckt werden kann. Kessel (Pellet- oder Hackschnitzelanlagen). Neben dem einfachen Kamin kommen auch wassergeführte Kamine, Zur schnellen Überprüfung der Eignung eines Objektes auch Kaminheizkessel genannt, infrage. Die beim Heizen dient der Photovoltaikrechner der Energieagentur Nord- entstehende Wärme überträgt sich auf das Wasser und rhein-Westfalen6. fungiert als eigenständige Heizungsanlage oder dient zur Heizungsunterstützung. Je nach Vorhaben kommen also unterschiedliche Verfahren und Brennstoffe zum Einsatz. Photovoltaik in Ludwigsfelde Einen guten Überblick verschafft die Broschüre „Heizen Auf Ludwigsfelder Dächern wurden bereits rund 200 mit Holz“ vom Umweltbundesamt7. Photovoltaik-Anlagen installiert, welche den Strom- bedarf von 300 Haushalten decken kann. Photovol- taikanlagen sind sowohl bei Neu- als auch Altbauten zu finden. 6 https://www.energieagentur.nrw/solarenergie/solarrechner 7 https://www.umweltbundesamt.de/themen/heizen-holz 14
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Je nach Anlagengröße können mit der KWK-Technologie über Mikronetze Stadtgebiete und Häusergruppen oder aber einzelne Häuser mit Wärme versorgt werden. Im Eigenheimbereich kommen meist so genannte Blockheiz- kraftwerke (BHKW) im Leistungsbereich von 2,5–20 kW zum Einsatz, welche mit Hilfe von Verbrennungsmotoren und Erdgas das Gebäude mit Wärme und Strom versorgen. KWK in Ludwigsfelde Die Stadtwerke Ludwigsfelde betreiben eine KWK- Anlage mit einer thermischen Leistung von 2,2 Abb. 18: Brandenburgs Wälder als Energieressource Megawatt. Damit können rund 3.500 Haushalte mit Heizwärme und Warmwasser versorgt werden. Bevor die Anschaffung einer neuen Feuerstätte in Erwä- Außerdem erzeugt die Anlage Strom für rund 7.500 gung gezogen wird, sollten die persönlichen Anforde- Haushalte. Gegenüber einer konventionellen Ver rungen an das Gerät und der damit verbundene Arbeits- sorgung vermeidet die Anlage rund 3.500 t CO2- aufwand ermittelt werden. Dabei sind die Größe des Emmissionen pro Jahr. Aufstellraums und der verfügbare Lagerraum für den Brennstoff zu beachten. Darüber hinaus sollte im Vorfeld geklärt werden, mit wie viel Aufwand das Gerät betrieben Brennstoffzellen werden muss und wie die Brennstoffbeschaffung sowie In einer Brennstoffzelle wird Energie mit einer chemischen -handhabung funktioniert. Viele Eigenheimbesitzer führen Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff gewonnen. die Brennholzbeschaffung in Eigenregie im heimischen In Wasserstoff-Heizgeräten für das Eigenheim wird der Wald durch und können somit wieder Kosten sparen. So- Wasserstoff zunächst aus Erdgas oder Biogas gewonnen genannte „Brennholzselbstwerber“ wenden sich am und reagiert mit Sauerstoff, dabei entsteht Strom, Wärme besten an den jeweiligen Revierförster. und Wasserdampf. Somit ist die Brennstoffzellentechno- logie auch der Kraft-Wärme-Kopplung zugehörig. Die Die Installation von umweltschonenden Heizungssys gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme bewirkt temen auf Basis nachwachsender Rohstoffe wird derzeit eine Senkung der Energiekosten zwischen 40 und 60 %. unter anderem vom Bundesamt für Wirtschaft und Aus- fuhrkontrolle gefördert (siehe 7.4.1 BAFA – Heizen mit Aufgrund des Einsatzes von fossilem Erdgas ist der Prozess Erneuerbaren Energien). im selben Maße klimaschädlich, als würde das Gas direkt verbrannt werden. Jedoch muss durch den erhöhten Wir- kungsgrad weniger Erdgas eingesetzt werden, um die not- Biomassenutzung in Ludwigsfelde wendige Wärme zu erzeugen. Klimafreundlicher hingegen Vor allem in den Ortsteilen von Ludwigsfelde wird ist die Nutzung von Biogas, welches aus pflanzlichen Rest- feste Biomasse in Form von Holzscheiten genutzt. So stoffen oder anderen Quellen hergestellt wird. zum Beispiel im Bauerngut Thielicke in Gröben, wo das Holz aus dem eigenen Wald der Familie stammt. Bei einigen Gasanbietern kann man darüber hinaus auch sogenanntes „Windgas“ beziehen. Dabei handelt es sich um Wasserstoff, der aus überschüssigem Windstrom her- Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) gestellt und ins Erdgasnetz eingespeist wird. Die Zu Herkömmliche Kraftwerke erzeugen elektrische Energie mischung von geringen Mengen Wasserstoff ins Gasnetz mit einem Wirkungsgrad von ca. 40–46 %. Der Rest geht ist technisch problemlos möglich und völlig ungefährlich. verloren, meist in Form von Abwärme. KWK-Anlagen sind In diesem Fall ist der Wasserstoff ein erneuerbarer Energie so konzipiert, dass die bei der Erzeugung von Elektrizität träger, da er aus Windenergie hergestellt wird. anfallende Wärme im Gebäude selbst oder über ein Fern- wärmenetz genutzt wird. Das bringt eine Wirkungsgrad- steigerung auf bis zu 90 % mit sich. Betrieben werden können KWK-Anlagen mit den unter- schiedlichsten Brennstoffen, dazu zählen Öle, Diesel und Gas, aber auch nachwachsende Rohstoffe wie Biogas, Holzhackschnitzel oder Holzpellets. 15
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 4.5 Weitere Maßnahmen für ein Fassadenbegrünung nachhaltiges Gebäude Ein Aspekt des nachhaltigen Bauens ist die Gebäude- begrünung mit geeigneten Pflanzen. Begrünung wirkt sich Neben einer kompakten Bauweise, einem energieeffi- in vielerlei Hinsicht positiv aus: Durch Photosynthese zienten Gebäudetyp, der Nutzung von nachhaltigen Bau- nimmt die Pflanze das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid aus materialien und dem Einsatz einer modernen Heiztechnik, der Luft auf, speichert den Kohlenstoff und gibt Sauerstoff gibt es noch weitere Möglichkeiten, wie Energie und wieder an die Umwelt ab. Doch auch energetisch kann Kosten eingespart werden können. eine Begrünung ein Gewinn sein, da sie eine isolierende Wirkung hat. Stromtankstelle für Elektrofahrzeuge Auch wenn aktuell nicht einmal ein Prozent aller Fahrzeuge einen Elektroantrieb haben und das Ladesäulennetz in Deutschland sich noch in der Aufbauphase befindet, lohnt es sich über eine eigene Ladeinfrastruktur Gedanken zu machen. Abb. 20: Beispiel für eine Fassadenbegrünung (Quelle: BuGG) Die Begrünung von Fassaden kann auf drei unterschied- liche Weisen erfolgen: Begrünung mit selbstklimmenden Pflanzen, Begrünung mit Rankhilfen oder Begrünung mit einer Vorhangfassade. Der bauliche Zustand der zu Abb. 19: Elektrofahrzeug vor der eigenen Haustür laden. begrünenden Gebäude gibt den Ausschlag, auf welche Va- riante zurückgegriffen werden sollte. Eine intakte Fassade Die Anschaffung eines Elektrofahrzeuges und die Installa- kann durchaus mit Selbstklimmern begrünt werden. Ist tion einer Stromtankstelle zahlt sich insbesondere dann die Fassade bereits beschädigt, zeigt also Risse und Löcher aus, wenn der benötigte Strom selber erzeugt werden auf, können Selbstklimmer weitere Schäden zuführen und kann. Anbieter von KfW-Effizienzhäusern 40 plus bieten es empfiehlt sich, Rankhilfen oder Vorhangfassaden zur den Bauherren die Installation einer Ladesäule häufig Begrünung zu benutzen. gleich mit an. Vorteile einer Fassadenbegrünung: Da ein Auto mit Elektroantrieb im Vergleich zu konven- tionellen Fahrzeugen relativ teuer ist und Bauherren ihr • Verbesserung des Mikroklimas durch Beschattung Kapital eher in die Immobilie statt in ein neues Mobil und Verdunstungskälte investieren, wird häufig auf eine Ladesäule verzichtet. Bei • Filterung von Staub und Luftschadstoffen der Planung eines Hauses sollte aber zumindest eine spä- • Gebäudeerhaltung durch Schutz vor tere Installation einer Stromtankstelle bedacht und daher Umwelteinflüssen ein höherer Hausanschlusswert als üblich verbaut werden. • Energieeinsparung durch Wärmedämmung bzw. Hitzeschild • Lärmschutz • Steigerung der Aufenthaltsqualität, da optisch attraktiv 16
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Dachbegrünung EXTENSIV INTENSIV Pflanzenverwendung Die Dachbegrünung ist die wohl schon verbreitetste Form Pflegeleichte und niedrig- Gräser, Stauden, Sträucher der Gebäudebegrünung und kann auf intensive oder auf wüchsige Kräuter, Gräser und Bäume mit höherem extensive Weise erfolgen. und Stauden Pflegeaufwand Kosten 15-40 EUR/m² ab 60 EUR/m² Nutzen Ca. 3–8 % Energieein- Höhere Energieeinsparung, sparung, bei bisher da der Schichtaufbau stär- schlechter Dämmung ker und somit die Dämm- sogar mehr wirkung größer ist Last 60-170 kg/m² 320-1200 kg/m² Regenwassernutzung Mit geringstem Aufwand lässt sich Wasser für die Pflanzen- bewässerung im Garten verwenden. Notwendig ist hier nur ein Wasserspeicher, welcher an ein Fallrohr angeschlossen Abb. 21: Beispiel für Dachbegrünung (Quelle: BuGG) ist. Dieser Speicher kann oberirdisch in Form von Fässern oder unterirdisch in Form einer Zisterne errichtet werden. Der Vorteil: Pflanzen vertragen das kalkfreie Regenwasser Fachgerecht ausgeführte Dachbegrünung besser als frisches Leitungswasser, und dem ist es auch noch kostenlos. • schützt die Dachabdichtung und verlängert die Lebensdauer, Im Haus ist ein hygienisch absolut unbedenkliches Einsatz- • speichert das Regenwasser und hält es zurück, der feld die Toilettenspülung. Die Angaben zum Wasserver- Rückhalt von Regenwasser beugt deshalb Hoch- brauch auf dem stillen Örtchen variieren von 30 bis 50 Liter wasser vor, pro Person und Tag. Ein Drei-Personen-Haushalt kann auf • verbessert das Mikroklima durch Verdunstung von diese Weise ca. 40 Kubikmeter Wasser im Jahr sparen. Bei Regenwasser, einem aktuellen Preis von 1,56 EUR je Kubikmeter Trink- • verbessert das Raumklima in den darunterliegenden wasser entspricht das rund 60 EUR pro Jahr. Räumen, • verringert den Energiebedarf durch Dämmwirkung Weitere Informationen zur Regenwassernutzung stellt die des Gründaches, Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung auf • reduziert in manchen Fällen die Abwassermengen, ihrer Internetseite bereit8. • ist optisch attraktiv und • bietet je nach Ausführung hohe Aufenthaltsqualität. 8 https://www.fbr.de/ 17
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde 5 Energetische Sanierung Auf Wohngebäude entfällt mehr als ein Viertel des End- 5.2 Bestandsaufnahme energieverbrauchs in Ludwigsfelde. Die Ziele der Energie- wende können aber nur erreicht werden, wenn Energie Nach dem die grundlegenden Ziele einer Sanierung be- beim Heizen oder der Warmwasserbereitung effizienter stimmt wurden, sollte überprüft werden, ob und wie sich eingesetzt wird. Laut den Klimaschutzzielen der Bundes- diese mit der vorhandenen Bausubstanz in Einklang regierung sollen daher die Gebäude im Jahr 2050 nahezu bringen lassen. Dafür ist eine umfassende Bestandsauf- klimaneutral sein. Dafür muss jedoch die jährliche Sanie- nahme von Nöten. rungsrate von derzeit 1 % des Wohngebäudebestands auf über 2 % gesteigert werden. Mit Hilfe einer Bestandsaufnahme können auch die Sanierungskosten besser kalkuliert werden und bieten 5.1 Fünf gute Gründe für eine energetische somit Schutz vor unvorhersehbaren Kostensteigerungen Sanierung während der Sanierung. Energiekosten senken Entscheidend bei der Bestandsaufnahme sind der Zu- Mit einer energetischen Sanierung senken Sie ihre stand und die Qualität der einzelnen Hausbauteile sowie Betriebskosten und machen sich unabhängiger von stei- deren Nutzungsdauer. genden Energiepreisen. Ein besonderes Augenmerk bei der Bestandsaufnahme Wohnkomfort erhöhen sollte auf die Heizungsanlage samt Rohrleitungssystem Energiesparende Fenster, Dachdämmung und Co. sorgen gelegt werden. Spätestens nach 25 Jahren sollte eine Hei- dafür, dass die Wärme dableibt, wo sie hingehört: Im zungsanlage erneuert werden. Allein die Erneuerung der Winter drinnen und im Sommer draußen. Das sorgt für Heizung kann den Energieverbrauch und somit die Ver- eine deutliche Verbesserung des Wohnkomforts. brauchskosten um bis zu 20 % senken. Ein sehr warmer Heizungsraum deutet bereits auf eine veraltete Hei- Immobilienwert steigern zungsanlage und hohe Wärmeverluste hin. Hier besteht Sollten Sie ihr Haus einmal verkaufen oder vermieten ein hoher Handlungsbedarf. wollen, lohnt sich die energetische Sanierung doppelt. Denn der Wert der Immobilie wird gesteigert und erhöht seine Chancen auf dem Immobilienmarkt. BAUTEILE NUTZUNGSDAUER Fundament, Mauerwerk, Mehr als 50 Jahre Altersvorsorge sichern Dachstuhl Ein eigenes Haus ist für viele ein wichtiger Schritt, um für Dacheindeckung, Putz, Mehr als 30 Jahre den Ruhestand vorzusorgen. Bei einem energetisch Wärmedämmung, Elektro- und sanierten Haus sind die Betriebskosten auch in Zukunft Heizungsinstallation, Fliesen gering und Ihnen bleibt mehr von der Rente. Holzfenster, Dachrinnen, Mehr als 20 Jahre Solaranlagen Klima schützen Heizung, Sanitärobjekte 15 bis 25 Jahre Indem Sie Energie einsparen, senken Sie auch den CO2-Ausstoß und schonen so die Umwelt und das Klima. Fassadenanstrich, Fußböden 5 bis 20 Jahre 18
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde Hinzu kommen je nach Baualtersklasse des Gebäudes dämmung mit zusätzlicher Aufsparrendämmung in Be- typische Schwachstellen, die Auswirkungen auf den Ener- tracht. Dabei wäre es fachgerecht eine neue luftdichte gieverbrauch und das Raumklima haben. Ebene einzuführen. Hierfür gibt es feuchtevariable Folien („Klimamembranen“), die von außen um die Sparren • 50er Jahre herum auf die innere Bekleidung geführt und an den Feuchte Keller, Wärme- und Schallschutz mangel- Stößen und Wänden luftdicht verklebt werden. Als Zwi- haft, Schäden an Dach und Fassade schensparrendämmung können natürliche Dämmstoff- • 60er Jahre matten (Hanf, Flachs) oder auch fugenlos eingeblasene Wärmeschutz unzureichend und viele Wärme- Zellulose- oder Baumwollflocken genutzt werden. brücken, Schäden an Balkonen und vorgehängten Fassaden Ist die Dacheindeckung einschließlich einer zweiten Ab- • 70er Jahre laufebene funktionstüchtig und wird das Dachgeschoss Wärmedämmputzfassaden zum Teil von minderer nicht bewohnt, kann die Sanierung des Daches auch von Qualität, elastische Fugen inzwischen spröde innen erfolgen. Für die Zwischensparrendämmung können • 80er und 90er Jahre auch hier natürliche Dämmstoffmatten genutzt werden. Undichte Stellen bei An- und Ausbauten, Feuchtig- Auf der Innenseite sollte die Dämmung mit einer diffusi- keitsbildung in der Dachdämmung onshemmenden Folie („Dampfbremse“) ergänzt werden. 5.3 Sanierung „von Kopf bis Fuß“ Wird das Dachgeschoss nicht zu Wohnzwecken genutzt, genügt es aus die oberste Geschossdecke zu dämmen und Die Wärmedämmung der Gebäudehülle hat entschei- die Dachhaut gegen eindringende Feuchtigkeit zu denden Einfluss auf den Energieverbrauch Ihres Hauses. schützen. Werden alle Bauteile gedämmt, kann der Energiebedarf in der Regel um mehr als die Hälfte reduziert werden. Als Fassade Dämmstoff stehen Ihnen neben den gängigen Materialien Wie kein anderes Bauteil spielt die Fassade eines Hauses wie Mineralfasern und Polystyrol auch Naturdämmstoffe die größte Rolle bei der Gestaltung. Je nach Gestaltungs- wie Hanf, Kork oder Zellulose zur Verfügung. Wie effektiv wunsch bzw. Gestaltungsvorschriften müssen unterschied- die Dämmung den Wärmeverlust durch das Bauteil verhin- liche Dämmsysteme gewählt werden, um den Charakter dert, hängt von der Dämmstoffstärke und der Wärmeleit- eines Hauses beizubehalten. fähigkeit der Dämmung ab. Am häufigsten kommen sogenannte Wärmedämmver- Gute Konzepte zur Sanierung der Gebäudehülle bein- bundsysteme zum Einsatz. Dabei werden Dämmstoff- halten eine lückenlose Dämmung ohne Wärmebrücken platten von außen auf die Außenwand geklebt, je nach und ein durchgängiges Luftdichtheitskonzept. Dach oder Untergrund auch gedübelt und mit einem gewebe oberste Geschossdecke, Außenwand, Haustür, Fenster armierten Putz überzogen. Wärmedämmverbundsysteme und Kellerdecke übernehmen mehrere bauphysikalische kommen immer dort zum Einsatz, wo der Charakter einer Funktionen: Schutz vor Kälte, Feuchtigkeit, Lärm und Putzfassade erhalten bzw. neu geschaffen werden soll. Un- Sommerhitze. ebenheiten und kleinere Risse im alten Putz lassen sich somit überbrücken. Neben Polystyrolplatten können auch Eine Dämmung des Gebäudes lohnt sich vor allem dann, natürliche Dämmstoffe genutzt werden. Für die Außenbe- wenn ohnehin Bauteile am Haus erneuert werden sollen - schichtungen können entweder mineralische Außenputze also beispielsweise, wenn die Fassade einen neuen Putz oder solche auf Silikonharzbasis verwendet werden. bekommen oder das Dach neu eingedeckt werden soll. Je nach Bauteil sind dabei folgende Besonderheiten zu Sollten mehr als nur Schönheitsreparaturen an der Fas- beachten: sade vorgenommen werden, müssen die Vorgaben der Energieeinsparverordnung berücksichtigt werden (siehe Dach 6.5 Energieeinsparverordnung (EnEV)). Laut EnEV darf der Bei der Betrachtung des Daches stellt sich in vielen Fällen U-Wert für die Außenwand maximal 0,24 W/(m²K) be- die Frage, ob es sinnvoller ist das alte Dach zu erhalten tragen. Um diesen Wert zu erreichen, sollten je nach oder dieses durch ein neues zu ersetzen. Zur Beantwor- Dämmstoff eine Dämmschicht von rund 15 cm Stärke tung dieser Frage ist neben dem Zustand der vorhandenen montiert werden. Bei höherwertigen Dämmstoffen reichen Konstruktion auch die spätere Nutzung sowie die bau- häufig auch nur 10 cm aus. rechtliche Situation entscheidend. Fenster Wenn die innere Bekleidung intakt ist und das Dach neu Als Teil der Fassade prägen auch die Fenster das Erschei- eingedeckt werden soll, kommt eine Zwischensparren- nungsbild eines Hauses. Neben der optischen Funktion, 19
Nachhaltiges Planen, Bauen und Sanieren in Ludwigsfelde müssen sie als Teil der Außenwand auch den Anforde- Keller rungen an Wärme-, Schall- und Witterungsschutz gerecht Die Dämmung von Kellerwänden ist nur dann sinnvoll, werden. Kurz gesagt: Fenster sollen den Innen- und Au- wenn der Keller auch als Wohnraum genutzt wird. Ist das ßenraum visuell verbinden, aber klimatisch trennen. nicht der Fall, sollten nur die Kellerdecke und der Sockel bis zum Erdreich wärmegedämmt werden. Wird nur ein Holz, Aluminium und Kunststoff sowie Materialkombina- Teil des Kellers zu Wohnzwecken genutzt, sollten die tionen stehen als Material für den Fensterrahmen zur Aus- Wände zwischen beheizten und unbeheizten Räumen ge- wahl. Dabei hat jedes Material seine Vor- und Nachteile. dämmt werden. Holzfenster zum Beispiel sind relativ günstig und besitzen gute thermische Eigenschaften. Aluminiumfenster hin- Bei allen Kelleraußenwänden ist eine nachträgliche An- gegen sind etwas teurer und haben höhere Wärmever- bringung einer Dämmung („Perimeterdämmung“) mög- luste, sind aber im Vergleich zum Holzfenster pflege- lich. Die Montage der Dämmung bietet sich immer dann leichter und langlebiger. Ein Fensterrahmen aus Holz und auch, wenn auch Schutzmaßnahmen gegen Feuchtigkeit Aluminium hingegen vereint die Vorteile beider Materia- durchgeführt werden sollen. Zusätzlich empfiehlt es sich lien, ist jedoch die teuerste Variante. Bei der Verglasung im Sohlenbereich außen vor der Dämmung eine Drän- sollte mindestens eine Zweifachverglasung, besser noch schicht aus Kiez anzuordnen und eine Ringdränage zur eine Dreifachverglasung mit Edelgasfüllung gewählt Ableitung des Wassers einzubauen. werden. Erst das Zusammenwirken von Verglasung, Rahmen und Wandanschluss definieren die energetische Qualität eines Fensters. Wer neue Fenster einbauen möchte, muss den Anforderungen der aktuellen EnEV gerecht werden. Dem- nach muss ein Fenster einen U-Wert von 1,3 W/(m²K) oder besser vorweisen. Um im Sommer gegen Überhitzungserscheinungen ge- wappnet zu sein, sollte an den Fenstern ein zusätzlicher Sonnenschutz angebracht werden. Diese können als ge- stalterisches Element auch das Erscheinungsbild eines Gebäudes aufwerten. Als Beispiele für einen außenlie- genden Sonnenschutz seien Rollläden, Fensterläden und Jalousien genannt. Abb. 22: Sonnenschutz als Gestaltungselement 20
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